Dessinez-moi un enfant heureux - Célestin Freinet, Elise Freinet & Sigmund Freud - Ingenta Connect

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PR 2022, 76. Jahrgang, S. 295-304
                       © 2022 Renate Kock - DOI https://doi.org/10.3726/PR032022.0027

                                               Renate Kock

                  Dessinez-moi un enfant heureux
           Célestin Freinet, Elise Freinet & Sigmund Freud

1. Einführung                                              Célestin und Elise Freinet erkannten, dass
                                                            die Ablehnung des traditionellen Unterrich-
Im Jahre 1935 eröffneten Célestin Freinet,                  tens und der Wunsch nach einer kindzent-
geboren am 15. Oktober 1896, und Elise                      rierten Pädagogik alleine nicht hinreichend
Freinet, geboren am 14. August 1898, ihr                    waren.
Schulmodell der "éducation nouvelle pro-                         „Unsere ganze Pädagogik basiert auf
létarienne" in Vence, Frankreich. Dieses                    Werkzeugen und Techniken", schrieben
wird als ein Experimentierlaboratorium an-                  sie. "Diese Werkzeuge und Techniken ver-
gekündigt, in dem die neuen Prinzipien,                     ändern die Atmosphäre in unserer Klasse
Techniken und Theorien der Freinetbe-                       und von daher unser eigenes Verhalten.
wegung erprobt, evaluiert und entwickelt                    Sie ermöglichen den Geist der Befreiung
werden sollen. Der Bau der Ecole Freinet                    und des Lernens, welcher die "raison d´êt-
erfolgte von 1933-1935, finanziert von Elise                re" (Existenzberechtigung) unserer Erneu-
Lagier Bruno, der Mutter Elise Freinets, den                erungen ist.“3 Damit setzen sie zugleich
„Syndicats de l´enseignement“ und enga-                     gegen eine überlieferte Angst generieren-
gierten Einzelpersonen. Die Schule wurde                    de „alte“ Erziehung eine dieser gegenüber
1935 offiziell mit 13 Kindern zwischen 4                    „neue“, die auch das Glück des Kindes
und 14 Jahren und 5 Erwachsenen eröff-                      im Auge hat: „Dessine-moi un enfant heu-
net1. Von den kleinen Gebäuden, die sie                     reux“ 4 und dessen Zustimmung sucht5.
gemeinsam mit den Handwerkern aus der                            Die Bezugspunkte der Theorie E. und
Gegend errichteten, hat man eine wunder-                    C. Freinets sind folgende:
bare Sicht auf St. Paul de Vence, das Mit-
telmeer und die Bergspitzen der Voralpen.                   1. Die Gewerkschaftsbewegung der
Die Schule wurde als eine gemischte Schu-                      Lehrer, die „Fédération des memb-
le mit einer „Klassenerziehung“ konzipiert:                    res de l´enseignement laïc“ (1919)
alle Kinder kamen aus einer Klasse: der                        bzw. die spätere „Fédération unitaire“
Klasse der Arbeiter und Bauern2. Insbeson-                     (1921).
dere Elise Freinet, Primarschullehrerin und                 2. Die Volksbildungsbewegung (ligue
freischaffende Künstlerin hat diesen spe-                      de l´enseignement), die Laizisierungs-
ziellen Aspekt der Kunsterziehung in ihre                      bewegung und die Laizität sowie die
gemeinsame Arbeit zusammen mit Céles-                          Traditionen der Primarschule seit den
tin Freinets Arbeitserziehung eingebracht.                     1870er Jahren: die „Ecole laïque“ –
                                                               „Ecole du peuple“.

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3. Die Reformpädagogische Bewegung                               Ein weiterer psychologischer und psy-                 1
   – New Education Fellowship – und                         choanalytischer Zugang ist mit Blick auf                   2
   Freinets eigene Bewegung: die CEL                        die späte Periode insbesondere Célestin                    3
   und der ICEM, welche 1927 bzw.1947                       Freinets gegeben, in der dieser in einer                   4
   gegründet wurden.                                        kritischen Diskussion mit Fernand Oury                     5
                                                            stand, einem Lehrer und Erzieher, der sich                 6
Bestimmend für das Werk Célestin und                        insbesondere mit Jacques Lacan, bei dem                    7
Elise Freinets ist eine grundlegende Ka-                    er 1949 eine Psychoanalyse unternommen                     8
pitalismuskritik. Dem Kapitalismus im                       hatte, auseinandersetzte. Die bedeutends-                  9
wirtschaftlichen und sozialen Bereich                       ten Bezüge in diesem Umfeld sind die                       10x
entspricht für Célestin und Elise Freinet                   Mediziner Berge, Launay und Jean Oury.                     1
im Bereich der Schule der „Bildungska-                      Originell und innovativ entwickelte Fer-                   2
pitalismus“6. An diesem orientierte sich                    nand Oury, der Bruder Jean Ourys, das                      3
ein Pädagogikverständnis, das in erster                     von Célestin und Elise Freinet geschaf-                    4
Linie auf die Erforschung geeigneter                        fene Werk weiter und wendete es in den                     5
Methoden für maximalen Wissenser-                           sogenannten Kasernenschulen der Pari-                      6
werb gerichtet sei. Diese Notwendigkeit                     ser Nachkriegszeit an. Die neu geschaf-                    7
abstrakter Wissensvermittlung mache,                        fene Institution des „Klassenrats“ geht                    8
so Freinet, die bürgerlich-kapitalistische                  beispielsweise auf Fernand Oury zurück.                    9
Schule zu einer Institution, die in keiner-                 Parallel dazu orientierte sich auch F. Oury                20x
lei Verbindung zum eigentlichen Leben                       an Freud, um unbewusste Phänomene in                       1
der Schüler stehe, die zu einem unheil-                     Schulklassen aufzuspüren.                                  2
vollen "Dualismus" führe und die Psyche                          Ich stelle heraus, dass die Psychoana-                3
des Kindes spalte. Eine autoritäre Dis-                     lyse, welche die traditionelle Schule kaum                 4
ziplin, gekoppelt mit Nationalismus und                     erreicht hat, ihren Weg in das theoretische                5
Chauvinismus, zerstöre jegliche Eigentä-                    Bezugssystem C. und E. Freinets und ihre                   6
tigkeit und Ursprünglichkeit der Schüler                    Pädagogik gefunden hat sowie später in                     7
und lasse einen gefährlichen passiven                       die Institutionelle Pädagogik, die sich aus-               8
Konformismus entstehen.                                     gehend von der Pädagogik Célestin und                      9
    In meinen weiteren Ausführungen                         Elise Freinets entwickelte.                                30x
werde ich Elise Freinets Theorie und Pra-                        Für die Institutionelle Pädagogik ver-                1
xis des freien Ausdrucks durch Kunst,                       weise ich an dieser Stelle auf das ge-                     2
Zeichnen und Malen – sowie durch The-                       meinsame Werk Claude Mouchets und                          3
aterspielen – mit ihren verschiedenen                       Raymond Bénévents, welches 2014 in                         4
Aspekten für Unterricht, Schule und Er-                     französischer Sprache „L´école, le désir                   5
ziehung darlegen. Davon ausgehend kann                      et la loi“ publiziert wurde und 2015 unter                 6
diskutiert werden, ob und was im Speziel-                   dem Titel "Von Freinet zu Freud" von Erd-                  7
len diese neue Perspektive für Unterricht                   muthe Mouchet und mir in die deutsche                      8
und Erziehung heute beitragen kann.                         Sprache übertragen wurde.                                  9
    In den psychologischen Bezügen gehe                          Das freie und befreiende Kunsterzie-                  40x
ich auf Sigmund Freud ein. In ihrer ersten                  hungskonzept Elise Freinets dagegen                        1
frühen Periode haben die französischen                      bleibt der zentrale Bezugspunkt der ge-                    2
Schulreformer eine Beziehung zwischen                       meinsamen erzieherischen Arbeit Elises                     3
ihrer Konzeption des freien Ausdrucks,                      und Célestins.                                             4
dem Geist der Befreiung und des Lernens,                                                                               5
und der Psychoanalyse Freuds gezogen.                                                                                  6
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2. Célestin & Elise Freinet und                            Erziehungsmittel der Strafe. Die Kinder
         ihr Bezug zu Sigmund Freud                              durften ihre Eltern mit "Du" anreden. In den
                                                                 folgenden Jahrzehnten, gegen Ende des
     Unsere Kultur ist durch Freuds große Le-                    19 Jahrhunderts, änderte sich dieses Leit-
     bensleistung, die Psychoanalyse, entschei-                  bild wieder. Die Eltern waren zunehmend
     dend mitgeprägt. Sigmund Freud gehört                       um Kontrolle und Autorität bemüht. Das
     deswegen zu den Menschen, über die man                      Leitbild des wohlerzogenen Kindes, der
     etwas wissen sollte. Célestin Freinet und                   "höheren Tochter", des Kadetten, entstand
     Elise Freinet wussten dieses seit den An-                   und führte in der Erziehung oft auch zum
xX   fängen ihres neuen Schulpädagogischen                       Eltern-Kind-Konflikt. Freud hatte später als
     Modells und haben dieses deutlich zum                       Arzt mit den Opfern dieser strengen Erzie-
     Ausdruck gebracht. Die Schriften Freuds                     hung zu tun. Freud selbst erlebte an sei-
     und die Bücher über Freud sind zahlreich.                   nen Eltern einen solchen Wandel nicht. Die
     An dieser Stelle sollen keine Einzelfragen                  sexuelle Moral änderte sich während der
     für Spezialisten diskutiert werden. Es wer-                 Kinderjahre Freuds radikal. Die Kontrolle
     den lediglich einige Aspekte über das dar-                  war streng. Freizügigkeit wie es sie in der
     geboten, was zum Verständnis des Werkes                     vorangegangenen Generation in verschie-
     Freuds und des Werkes Célestin und Elise                    denen Gesellschaftsschichten noch ge-
     Freinets unabdingbar ist.                                   geben hatte, duldete man nun nicht mehr.
xX       Ich beziehe mich hier auf folgende                      Man nennt diese Epoche auch die "viktoria-
     These Freuds:                                               nische Epoche" nach der englischen Köni-
                                                                 gin Victoria, die für die moralische Ächtung
        "Unsere Kultur ist ganz allgemein auf der                der Sexualität und den damit verbundenen
        Unterdrückung von Trieben aufgebaut“7.                   Puritanismus beispielhaft wirkte. Ein Hin-
     Diese gesellschaftliche und kulturelle Si-                  tergrund war die philosophische Orientie-
     tuation, die mit diesem Zitat beschrieben                   rung an Kant, um Disziplin, Selbstkontrolle,
     wird, ist sowohl bestimmend für das Werk                    Pflicht und Reinheit zu begründen. Kant
     Freuds als auch das Célestin und Elise                      versprach sich Gewinn aus Strenge und
     Freinets.                                                   Kontrolle: den Willen zur Freiheit. Mit Blick
xX        Sigmund Freud wurde am 6. Mai 1856                     auf die gesellschaftlichen Verhältnisse woll-
     in Freiberg geboren. Damals gehörte die                     ten die Menschen sich nicht mehr von den
     Stadt zu Österreich. Heute liegt Freiberg                   Verhältnissen bestimmen lassen, sondern
     in der Tschechoslowakei (Mähren), 32                        ihren Willen der Umwelt aufzwingen.
     km von der polnischen Grenze entfernt.
     Sigmund Freud wurde in eine Zeit außer-                     2.1 Zentrale Aspekte der Theorie
     gewöhnlicher gesellschaftlicher und kultu-                       S. Freuds
     reller Expansion hineingeboren8. Ein Drittel
     der Bevölkerung war weniger als 15 Jahre                    Im Folgenden werden vier wichtige Aspek-
     alt. Das romantische Ideal der Liebeshei-                   te der Theorie Freuds kurz dargelegt.
xX   rat setzte sich durch. Auch gab es in der
     Generation der Eltern Freuds eine tief-                     1. Freud bleibt in seinem ganzen Leben
     greifende Veränderung im Verhältnis der                        durch diesen Willen zur Selbstbeherr-
     Eltern zu ihren Kindern. An die Stelle von                     schung bestimmt. Der Mensch sollte
     Gleichgültigkeit, Distanz und Strenge tra-                     die eigene Seele beherrschen und
     ten gefühlvollere Beziehungen und Wärme.                       seine Triebe kontrollieren. Diese Ein-
     Lob, Ermutigung und Liebe ersetzten das                        stellung der ganzen Gesellschaft zeigt
xX                                                                  sich auch in der Kleidung. Der Körper

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wurde verhüllt. Neu waren auch die                          den uranfänglichen, anorganischen                       1
   großen verhüllenden Schals.                                 Zustand zurückzuführen9.                                2
2. Freuds Kindheitsjahre waren auch                         3. Weiter soll hier sodann erwähnt wer-                    3
   die Jahre der großen Industrie. Auch                        den, dass die Traditionslinien, die                     4
   dieses Klima hat sein Denken ge-                            zur Entwicklung der Psychoanalyse                       5
   prägt. Freud deutete die menschliche                        führen, vielfache und eng miteinan-                     6
   Seele nach dem Bild eines mecha-                            der verschlungen sind: Der Umgang                       7
   nischen Apparates. Er stellte sich                          mit psychisch Kranken, naturwissen-                     8
   die menschliche Seele vor wie einen                         schaftliches Denken, Philosophien                       9
   mechanischen Apparat bzw. eine                              des Unbewussten, der Hypnotismus                        10x
   Maschine, die presste, trieb, Druck                         Charcots und Bernheims. Hinzu kom-                      1
   erzeugte und diesen in Energie um-                          men Freuds Rauschdrogenerfahrun-                        2
   wandelte. Freuds Jugendjahre fallen                         gen und seine Selbstanalyse, die zur                    3
   in die sogenannten "Gründerjahre".                          Traumdeutung führte, aus welcher die                    4
   Marx, Darwin, Nobel, Bosch und viele                        Psychoanalyse im engeren Sinn her-                      5
   andere Namen gehören in diese Zeit.                         vorgegangen ist10.                                      6
   Freud erkundete die bis dahin uner-                      4. Am Beginn der Psychoanalyse steht                       7
   forschte Psyche. Die Psychoanalyse                          die Methode der freien Assoziation,                     8
   war selbst Ausdruck einer neuen Zeit.                       die mit der Methode der Deutung der                     9
   Sie war eine Reaktion auf die gesell-                       freien Einfälle verbunden ist. Freud                    20x
   schaftlichen Veränderungen und den                          wendet sich gegen die Sichtweise,                       1
   enormen Disziplinierungsdruck, dem                          die Psychoanalyse sei als Teilgebiet                    2
   der Einzelne unterlag. Eine Grund-                          der Medizin zu verstehen. Gleichzei-                    3
   idee dieser Zeit war der Fortschritt;                       tig jedoch teilt er die Forderung nicht,                4
   die Menschen hatten Mühe, im Tempo                          die Psychoanalyse sei dem Paradig-                      5
   des Fortschritts mitzugehen. Freuds                         ma der experimentellen Psychologie                      6
   später aufgestellte Theorie über die                        zu unterwerfen. Freud wendet sich                       7
   Fortschritte der Kultur spiegelt die Er-                    – anders als Freinet – zwar nicht                       8
   fahrungen seiner Generation wieder.                         grundsätzlich gegen dieses Paradig-                     9
   Nach Freud streben die Menschen                             ma der experimentellen Psychologie,                     30x
   nach Glück, Sie wollen glücklich                            betont jedoch stets den Unterschied                     1
   werden und es bleiben. Dieses Stre-                         zwischen der psychoanalytischen Er-                     2
   ben nach Glück hat zwei Seiten: Es                          kenntnisstrategie und der Perspektive                   3
   will die Abwesenheit von Schmerz                            der akademischen (experimentellen)                      4
   und Unlust und zugleich das Erleben                         Psychologie11.                                          5
   starker Lustgefühle. Gleichzeitig kann                                                                              6
   nach Freud aber nicht übersehen wer-                     2.2 Célestin & Elise Freinet und die                      7
   den, wie die ganze Kultur zugleich auf                        Psychonalyse                                          8
   Triebverzicht aufgebaut ist, also auch                                                                              9
   auf Unterdrückung und Verdrängung                        Grundsätzlich befürworten Célestin und                     40x
   beruht. Von daher wird für Freud ver-                    Elise Freinet wie andere Pädagogen und                     1
   ständlich, dass es dem Menschen                          Erzieher in der reformpädagogischen Be-                    2
   schwer fällt, sich in der Welt beglückt                  wegung des beginnenden letzten Jahr-                       3
   zu finden. Freud postulierte neben                       hunderts so z. B. Adolphe Ferriére die                     4
   dem Lebenstrieb einen diesem ge-                         Bemühungen und Forschungen der ent-                        5
   gensätzlichen, dessen Bestreben es                       stehenden Psychologie und Psychoana-                       6
   ist, diese Einheiten aufzulösen und in                   lyse.                                                      47x

298                                      Pädagogische Rundschau                                           3 / 2022

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                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
1. Gerade die Psychoanalyse Freuds                             für ihn die Leugnung und Vernichtung
        macht für C. und E. Freinet deutlich,                       des Subjektseins des Kindes und
        dass die Praktiken der traditionellen                       seine Unterwerfung unter die jewei-
        Schule, die die Lebenskraft des Kin-                        ligen (Herrschafts-) Interessen. Die
        des unterdrücken, anstatt sie zu kana-                      unter sterilen, künstlichen Bedingun-
        lisieren und zu verstärken, die Ursache                     gen innerhalb von Labors gewon-
        sind für Verhaltensauffälligkeiten wie                      nenen Ergebnisse und die auf ihnen
        Schüchternheit, Angst, Nervosität,                          aufbauenden Hypothesen, Prinzipien
        Unkonzentriertheit, List, Lügen und                         und Gesetze bringen nach Freinet
xX      Heuchelei, die sämtlich in erster Linie                     zudem für die alltägliche pädagogi-
        als versteckte Abwehrmechanismen                            sche Praxis keinen Gewinn16. Sie sind
        mit dem Ziel, das eigene Selbst zu ret-                     nur gültig innerhalb ihres Bezugsrah-
        ten und zur Sprache zu bringen, ver-                        mens, versehen das Kind mit einem
        standen werden müssen12.                                    Stempel und entmotivieren es17.
     2. C. und E. Freinet wenden sich ei-                        6. Gerade weil das einzelne Kind sich
        nerseits dagegen, die direkte Psy-                          selbst in Auseinandersetzung mit der
        choanalyse im Rahmen der Schule                             Umwelt überhaupt erst hervorbringt
        anzuwenden13.                                               und ein ständig wachsendes und sich
     3. Die Ergebnisse der Psychoanalyse                            höher entwickelndes Wesen ist, kann
xX      werden von C. und E. Freinet aller-                         es nicht statisch im Rahmen laboratori-
        dings herangezogen, wo sie die von                          scher Untersuchungen erfasst werden.
        ihnen gemachten Erfahrungen und
                                                                       "Und hier müssen wir als Praktiker
        Beobachtungen bestätigen.
                                                                       versichern, dass wir uns genau wie
     4. Deutlich kritisieren C. und E. Freinet
                                                                       in der Vergangenheit vor dem Nichts
        die klinischen und systematischen Un-
                                                                       befinden. Wir kennen unsere Kinder
        tersuchungen der Individuen, die das
                                                                       nicht, und wir sind darauf beschränkt,
        Kind zum Objekt von außen gesetzter
                                                                       durch Tasten die Lösungen zu su-
        Forschungsmethoden mitsamt ihren
                                                                       chen, die in der Praxis als die effizien-
        dahinterstehenden Ziel- und Idealvor-
                                                                       testen erscheinen.“18
xX      stellungen machen, sich nur auf eine
        sehr reduzierte Zahl von Individuen be-                  An dieser Stelle soll nur darauf verwiesen
        ziehen und nicht mehr die individuelle                   werden, dass Freinet ausgehend von die-
        Entwicklung aller Fähigkeiten und Kräf-                  ser Erkenntnis sein eigenes experimen-
        te des einzelnen Kindes verfolgen14.                     telles Projekt „Pour la connaissance de
     5. Der Versuch, alle Kinder mit demsel-                     l´enfant“ konzipierte.
        ben Maßstab z. B. durch Messen der
        Reaktionszeit auf die in Tests gestell-                  2.3 Célestin & Elise Freinet und Sigmund
        ten Fragen und Probleme zu erfassen                           Freud
        suchen, ist in ihren Augen ungerecht,
xX      gefährlich und falsch. Die objektiv                      Célestin, Elise Freinet und Sigmund Freud
        gemessene Zeit, so Freinet, ist kei-                     verbindet:
        neswegs identisch mit der subjektiv
        gemessenen Zeit des Einzelnen15. Die                     1. Die Methode der freien Assoziation
        Uhr als ein von außen an das Kind her-                      und der Deutung der freien Einfälle
        angetragenes objektives Zeitmessins-                        (Freud) und ihres Ausdrucks in der
        trument einer abstrakten Zeit bedeutet                      Kunst (Freinet).
xX

     3 / 2022                                 Pädagogische Rundschau                                                 299

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2. Die Unterscheidung zwischen der                          um den erfahrungsoffenen Lernprozess                       1
   psychoanalytischen Erkenntnisstrate-                     der Kinder aufzugreifen und zu fördern22.                  2
   gie und der Perspektive der akademi-                         Wichtig ist, dass die Kinder dabei                     3
   schen (experimentellen) Psychologie.                     aus ihren Erfahrungen und ihrem Leben                      4
3. Die Unterscheidung zwischen Praxis                       schöpfen und Anhaltspunkte zum Ler-                        5
   und Labor mit ihren unterschiedlichen                    nen erwerben - wobei unter Lernen ein                      6
   Gegenstandsbereichen, ihrer unter-                       Sich-Auseinandersetzen mit der Wirklich-                   7
   schiedlichen Methodik und ihren unter-                   keit, mit der Umwelt und mit sich selbst                   8
   schiedlichen Forschungsinteressen.                       verstanden wird.                                           9
                                                                Den Erfahrungen, den Wissensberei-                     10x
3. Freier Ausdruck – was ist das?                          chen und den Interessen der Kinder wird                    1
                                                            so eine Verbindlichkeit zugesprochen, die                  2
Freier Ausdruck heißt: sich selbst zum Aus-                 diese sowohl einer Instrumentalisierung                    3
druck bringen, schöpferisch tätig werden,                   als auch einem bloßen Subjektivismus                       4
mit anderen frei kommunizieren; heißt auch:                 entreißt.                                                  5
seine Umwelt wahrnehmen und reflektieren,                       Über den „Freien Ausdruck“ wird das                    6
Erfahrungen machen und sich Erfahrungen                     Kind so Elise Freinet zum "Akteur seines                   7
bewusst machen. Freier Ausdruck verlangt                    eigenen Gleichgewichts“23.                                 8
gegenseitiges Zuhören und Achtung vor                                                                                  9
den anderen. Der Wert Freien Ausdrucks                      3.1 Der freie Ausdruck bei C. und E.                      20x
liegt sowohl im Prozess des Hervorbrin-                          Freinet                                               1
gens als auch in den Produkten selbst.                                                                                 2
     Richtet man den Blick auf durchgeführte                Célestin und Elise Freinet selbst fordern,                 3
Befragungen, scheinen verschiedene Men-                     dass die „Expression libre“ zu einer Haupt-                4
schen unterschiedliche Dinge mit diesem                     aufgabe von Unterricht und Schule werden                   5
Begriff zu assoziieren19. Immer wieder wird                 müsse24. Der „Freie Ausdruck“ und die                      6
beobachtet, dass Kindern viel daran gele-                   Möglichkeit mit anderen zu kommunizie-                     7
gen ist, sich frei auszudrücken und ande-                   ren, sind für C. und E. Freinet fundamen-                  8
ren mitzuteilen. Eine Art „spontane Freude“                 tale Rechte, die allen zuerkannt werden.                   9
stellt sich ein, wenn Kinder in verschiedenen                   Der besondere Schwerpunkt Célestin                     30x
Gebieten ihre Arbeit nach selbst gewählten                  Freinets liegt im freien schriftlichen Aus-                1
Inhalten gestalten und das, was sie wirklich                druck und damit zusammenhängend in den                     2
bewegt, verarbeiten und darstellen kön-                     Überlegungen Freinets zum Sprach- und                      3
nen20. Dieses kann sich im Komponieren                      Schriftspracherwerb; der besondere Aspekt                  4
eines Liedes vollziehen, im freien Malen,                   Elise Freinets liegt im freien künstlerischen              5
im Gestalten eines Linoldrucks, einer Litho-                Ausdruck, insbesondere dem freien Malen.                   6
graphie, einer Collage, einer Photographie,                     Elise Freinet hat im „Educateur“, der                  7
eines Films, in einem selbst kreierten Tanz                 von Célestin Freinet in den 1920er Jah-                    8
oder Theaterstück. Auch andere Formen                       ren gegründeten eigenen Zeitschrift der                    9
„Freien Ausdrucks“ sind denkbar.                            Bewegung, in den vierziger Jahren ver-                     40x
     Der freie Ausdruck in all seinen Formen                schiedene eigene Aufsatzreihen zum Kun-                    1
hat eminente Bedeutung für die geistige,                    stunterricht und freien Malen verfasst:                    2
emotionale und soziale Entwicklung von                      „L´Art mit einem A oder: Einführung in die                 3
Kindern21. Als Forschungsmethode zur                        Kunst“. Darüber hinaus gab sie eine eige-                  4
Analyse kindlicher Lebenswelt zeigt er, wie                 ne Broschürensammlung mit dem Titel „art                   5
Unterricht und Schule zu organisieren sind,                 enfantin“ heraus.                                          6
                                                                                                                       47x

300                                      Pädagogische Rundschau                                           3 / 2022

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
Das Motto dieser Hefte kann mit einem                   Lage sein wollt, rechtzeitig den unwieder-
     Zitat Elise Freinets wie folgt beschrieben                  bringlich wesentlichen Anteil des Lehrers
     werden:                                                     beizutragen.“27
                                                                     Über das freie Zeichnen und Malen äu-
        „In unserer Primarschule, welche den
                                                                 ßert sich ein Schüler der „Ecole Freinet“
        rudimentären Kenntnissen des Lesens,
                                                                 wie folgt:
        Schreibens und Rechnens gewidmet
        ist, gibt es sicherlich sehr viele Lehrer                    „Als ich in der „Ecole Freinet“ ankam,
        und Eltern, welche die kulturellen Tech-                     konnte ich nicht zeichnen. Ich zeichnete
        niken des Malens und Zeichnens, des                          und malte irgendetwas und beschäftig-
xX
        Tanzes, des Theaters und des Gesangs                         te mich damit, „gewöhnlich“ (pompier)
        als überflüssig erachten. … Das größ-                        zu zeichnen, damit, die Dinge so dar-
        te Elend eines Erziehers liegt vielleicht                    zustellen, wie sie eben sind. Hier habe
        darin, sich verfrüht auf die Ärmlichkeit                     ich gelernt, „authentisch“ (original) zu
        und das Unglück zurückzuziehen. …                            zeichnen. Das ist besser als gewöhn-
                                                                     lich. … Wenn man authentisch zeichnet
        Wir versprechen es: wir werden alles                         und malt, malt man, was man will, was
        tun, damit jede Sensibilität des Kindes                      einem in den Sinn kommt. Wenn man
        kreativ wird - damit unter dem Einfluss                      zum Beispiel drei Augen zeichnen will
        einer erzieherischen Spontanität diese                       und keine Nase usw. Das ist wie in den
xX
        Gabe der Sympathie sich entfalten kann,                      Märchen. … So zeichne ich schnell…
        welche die zerbrechlichste Barriere ist,                     die Ideen kommen schnell und die
        welche die Zukunft bewahrt. Und darum                        Hand muss damit zurechtkommen.“28
        werden wir mehr denn je diese kreative
                                                                 In den späteren Jahren organisierte Elise
        Kraft des Kindes entfalten, welche die
                                                                 Freinet in der „Ecole Freinet“ regelmäßig
        Marke dessen ist, was sich an Gutem
                                                                 Ausstellungen kindlicher Kunst und kindli-
        und Generösen im Kinde befindet. Und
                                                                 cher Kunstwerke, Ausstellungen mit Wer-
        wir, die Erzieher, werden den kleinen
                                                                 ken ihrer Schüler.
        Wissenden, der in seiner intimen Hölle
                                                                      Mit dieser neuen Konzeption des frei-
        eingeschlossen ist, beruhigen, damit er
xX                                                               en Malens und Zeichnens und der freien
        wieder neuen Sinn für die Freude und
                                                                 Kunst einher geht die Bedeutung des
        die Vielfalt des Lebens aufnimmt“25.
                                                                 Gefühls (valeur de l´affectivité): die affek-
     In die Primarschule und in den Primar-                      tive Energie (l´énergie affective) und der
     schulunterricht halten so das dramatische                   menschliche Elan (l´élan humain)29.
     Spiel: „Vom dramatischen Spiel zu einer                          Der „Freie Ausdruck“ im didaktischen
     Philosophie des Lebens“26 und Poesiekur-                    Konzept C. und E. Freinets grenzt sich
     se (Cours de Poésie) Einzug.                                wie hier erkennbar wird grundsätzlich
          Für Elise besteht dabei „das Wesent-                   jedoch auch ab von einem spontanen,
     liche (…) darin, poetisch zu denken und                     freischöpferischen, entdeckenden und
xX   zu schaffen. … Es bringt uns gar nichts“,                   kindzentrierten Lernen und Lehren mit sei-
     so Elise, „verfrüht Beispiele verschiedener                 nen Forderungen, das kreative Potential
     poetischer Varianten zu bringen. Das ist                    des Kindes selbst zur Entfaltung zu brin-
     nur Beiwerk. Was für uns notwendig ist,                     gen, erlebbare Inhalte schöpferisch und
     ist Folgendes: voll und ganz in den gehei-                  eigengestalterisch zu nutzen und fächer-
     ligten Bereich der Poesie eindringen, und                   übergreifend und stilbildend den „ganzen“
     zwar auch ihr, ihr Lehrer und Erzieher, soll-               Menschen zu ergreifen und zu verändern30
xX   tet hier vordringen, wenn ihr nämlich in der                - einer Position, die in ähnlicher Form auch

     3 / 2022                                 Pädagogische Rundschau                                                 301

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                                  wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
radikale Konstruktivisten vertreten, wenn                       Dazu gehören nur beispielsweise die                    1
sie das lernende Kind in den Mittelpunkt                    ständige Überarbeitung und Aktualisie-                     2
stellen und Lernen als Konstruktion der in-                 rung des Allgemeinen Arbeitsplanes, die                    3
neren Welt verstehen, als einen Prozess,                    Ausstattung der Klasse mit Materialien,                    4
der von außen beeinträchtigt, aber nicht                    das eigene Sich-Vertrautmachen mit ver-                    5
wirklich gefördert werden kann31.                           schiedenen und neuen Arbeitstechniken.                     6
    Célestin und Elise Freinet, wissen-                         Grundsätzlich gilt, dass die Technik                   7
schaftstheoretisch in der Tradition der                     des freien Ausdrucks verlangt, dass kein                   8
Denker der laizistischen Schule stehend,                    Gegenstand oder Thema von außen auf-                       9
ordnen vielmehr das kreative Potential                      erlegt werden darf. Wenn das Kind keine                    10x
des Kindes seiner rationalen Erziehung                      Einfälle hat, liegt es in dieser Argumenta-                1
und Bildung unter, indem sie die Rolle des                  tion im Allgemeinen daran, dass das Kind                   2
Lehrers beschreiben und einfordern, der                     schon verdrängt hat, was es spontan aus-                   3
Phantasie und Kreativität des Kindes ein                    drücken wollte. Wahrscheinlich haben es                    4
Ziel zu setzen, und diese rückzubinden an                   die Erwachsenen, wenn auch unbewusst,                      5
die erzieherische Kraft der Arbeit, die Not-                schon zu oft daran gehindert32.                            6
wendigkeiten der Schulgemeinde und die                          Daher ist der Prozess der Hervorbrin-                  7
interschulische Korrespondenz.                              gung wichtiger als das am Ende erzielte                    8
                                                            Resultat - obwohl auch dieses wichtig ist.                 9
3.2 Freier Ausdruck - ein elitäres                         Geachtet werden sollte darauf, Möglich-                    20x
     Konzept?                                               keiten für möglichst vielfältige Formen des                1
                                                            Ausdrucks anzubieten: Malen, Zeichnen,                     2
Die Freinetpädagogik ist kein geschlosse-                   Drucken, Musik, Pantomime, Ausdrucks-                      3
nes System, keine Methode im herkömmli-                     tanz, Dichtung, audiovisuelle Montage,                     4
chen Sinn, kein festumrissenes Programm                     Film. Selbst mathematische Untersuchun-                    5
und genauso wenig eine bloße Summie-                        gen können eine Mittel des Freien Aus-                     6
rung von Techniken, die komplett in eine                    drucks sein.                                               7
Klasse integriert werden können, sondern                                                                               8
nur zu verstehen als ein Lernweg, ein Pro-                  3.2.2 Das Zusammenspiel von Eindruck                      9
zess kooperativen Arbeitens, Lernens und                           und Ausdruck                                        30x
Lehrens, der nicht linear steuerbar ist.                    Der Freie Ausdruck hat wenig gemein                        1
                                                            mit einer elitären Vorstellung vom künst-                  2
3.2.1 Eine Auseinandersetzung mit der                      lerischen Schaffen. Das bedeutet das                       3
       Wirklichkeit                                         Kind, die Schülerin oder der Schüler in                    4
Im Vordergrund steht nicht die Leistungs-                   einer Freinetklasse ist nicht Mitglied einer               5
dressur im Sinne einer möglichst umfang-                    Elite von Kindern oder Künstlern, die sich                 6
reichen Wissensvermittlung, sondern eine                    schöpferisch ausdrücken, wo andere als                     7
Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit                     unfähig gesehen werden, dieses selbst                      8
und den eigenen Erfahrungen. Der Freie                      auch zu tun. Dieses berührt das Verhält-                   9
Ausdruck ist dabei ein zentrales Moment.                    nis von Eindruck und Ausdruck. Die mit                     40x
Ihm zugeordnet ist die Kooperation der                      dem freien Ausdruck untrennbar verbun-                     1
Lehrer, die ein auf dem Freien Ausdruck                     dene Forderung, den Kindern im Prozess                     2
gründendes Lernen und Lehren organisie-                     der Bildung das Wort zu geben, kann                        3
ren und ihm ermöglichen müssen, in den                      nicht gelingen ohne eine Aufarbeitung                      4
Klassen Platz zu haben.                                     der sozialen Fragen, Widersprüche und                      5
                                                                                                                       6
                                                                                                                       47x

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                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
Spannungen der Gegenwart. Ansonsten                         3     Freinet, C. (1975) zit. n.: Lee, W.: John
     bleibt die Frage, ob nicht die Priorität des                      Dewey and Célesin Freinet: A Closer Look.
                                                                       In: Siell, J.: Freinet Pedagogy. Theory and
     Ausdrucks vor dem Eindruck erneut die
                                                                       Pratice, New York u.a. 1994, S. 19.
     bevorzugt, die schon „beeindruckt“ und                      4     Curtat, R.: Dessine-moi un enfant heureux
     „gedruckt“ sind, d.h. die, die bereits „zu                        (hrsg. Haute école pédagogique du canton
     Hause in der Schule“ sind33.                                      de Vaud), Lausanne, le 3 février 2014.
                                                                 5     Vgl. Skiera, E.: Reformpädagogik in Ge-
                                                                       schichte und Gegenwart. Eine kritische Ein-
     4. Schlusswort                                                   führung, München, Wien 2003, S. 1.
                                                                 6     Freinet, C.: Vers l´école du prolétariat. La der-
xX
     Zwei einflussreiche Persönlichkeiten des                          nière étape de l´école capitaliste. In: Clarté,
     20. Jahrhunderts sind über den freien Aus-                        1.6.1924/Übers. d. Verf.
     druck miteinander verbunden. Sie haben                      7     Freud, S.: Die kulturelle Sexualmoral und die
                                                                       moderne Nervosität (1908). Studienausgabe
     sich eigene Freiräume in ihren jeweili-
                                                                       (Fischer) 1969, Bd. 9, S. 18.
     gen Disziplinen geschaffen und so eige-                     8     Vgl. Nipperday, Th.: Deutsche Geschichte
     ne Bewegungen ins Leben gerufen, die                              1800-1866; München 1983 sowie Clark,
     bis heute große Resonanz erfahren und                             R. W.: Sigmund Freud - Leben und Werk,
     gleichzeitig auch kritisiert und vor allem                        Frankfurt 1981/85 (London 1980).
     diskutiert werden. Mit dem freien Aus-                      9     Vgl. Günther, H.: Sigmund Freud, Köln 1987,
     druck wird die Bedeutung der unbewuss-                            S. 8 ff.
xX                                                               10    Vgl. Nitzschke, B. (Hrsg.): Freud und die
     ten Erfahrungsbereiche der Menschen
                                                                       akademische Psychologie. Beiträge zu einer
     zum Ausgangspunkt für Lehr-, Lern- und                            historischen Kontroverse, München 1989,
     Entwicklungsprozesse gemacht und so                               S. 2-21 (www.werkblatt.at.text.freudakadem/
     in ihrer Bedeutung für Kunst und Kultur                           29.5.2017).
     gewürdigt. Die Psychoanalyse ist heute                      11    Vgl. Nitzschke, B. (Hrsg.): Freud und die
     durch eine weitreichende Pluralität von                           akademische Psychologie. Beiträge zu einer
                                                                       historischen Kontroverse, München 1989,
     Konzepten gekennzeichnet, wobei sich
                                                                       S. 2-21 (www.werkblatt.at.text.freudakadem/
     immer wieder auf das Werk Freuds zu-                              29.5.2017).
     rückbesonnen wird. Auch die Techniken                       12    Vgl. Freinet, C.: L´Imprimerie à l´Ecole Libéra-
     und Methoden Célestin und Elise Freinets                          trice Psychique: In: L´Imprimerie à l´Ecole
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     haben sich weiterentwickelt und im allge-                         37/1930/Dezember; Freinet, C.: Vers l´école
     meinbildenden Schulwesens verbreitet,                             moralement saine. In: L´Imprimerie à l´Ecole
     ohne dass ihr Ursprung in Vergessenheit                           29/1930/Januar; Freinet, C.: Psychanaly-
                                                                       se et Education. In: L´Imprimerie à l´Ecole
     geraten wäre. Die Anfänge ihrer Techniken
                                                                       51/1932/April.
     und Methoden sind eng mit der aufkom-                       13    Vgl. Freinet, C.: Pour une éducation de vérité.
     menden Psychoanalyse Sigmund Freuds                               In: L´Educateur Prolétarien 4/1933/Januar.
     verbunden und verfolgten mit ihm gemein-                    14    Vgl. Freinet, C.: Buchbesprechung zu Henri
     same Ziele.                                                       Bouchet. L´ individualisation de l´ enseigne-
                                                                       ment. Dissertation, Paris 1933. In: L´Educa-
                                                                       teur Prolétarien 2/1933/November.
xX   Anmerkungen                                                 15    Vgl. Freinet, C.: La vraie science psycholo-
                                                                       gique. In: L´Educateur 1/1954/September.
     1    Vgl. Kock, R. (Hrsg.): Célestin Freinet. En-           16    Vgl. Freinet, C.: Pour la connaissance de
          fance – Kindheit. Kindheit in den französi-                  l´enfant. In: L´Educateur 1/1949/Oktober.
          schen Seealpen um 1900, Baltmannsweiler                17    Vgl. Freinet, C.: La connaissance et la me-
          2021, S. 3-23.                                               sure de l´enfant. In: L´Educateur 5/1949/
     2    Vgl. Freinet, C. In: L´Educateur Prolétarien                 Dezember; Freinet, C.: La connaissance de
          7/1936/Jan.                                                  l´enfant sur la base des principes de l´Essai
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     3 / 2022                                 Pädagogische Rundschau                                                 303

      Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                                  wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
de psychologie sensible. In: L´Educateur             25 Freinet, E.: Art Enfantin. Nr. 16. März/April           1
      6/1952/Dezember; Freinet, C.: Psychiat-                 1963, S. 1-4/Übers. d. Verf.                            2
      res, psychanalystes et tests. In: L´E 4/1951/        26 Vgl. Freinet, E.: Art Enfantin. Nr. 16. März/
                                                                                                                      3
      November.                                               April 1963, S. 17.
18    Freinet, C.: La connaissance de l´enfant sur         27 Freinet, E:. Art Enfantin. Nr. 16. März/April
                                                                                                                      4
      la base des principes de l´Essai de psycholo-           1963, S. 7/Übers. d. Verf.                              5
      gie sensible. In: L´Educateur 6/1952/Dezem-          28 Schüler der „Ecole Freinet“. Art Enfantin. Nr. 31.      6
      ber, S. 190/Übers. d. Verf.; vgl. auch Freinet,         September/Oktober 1965, S. 11/Übers. d.                 7
      C.: Cours théorique et pratique de connais-             Verf.                                                   8
      sance de l´enfant. In: L´Educateur 1/1953/           29 Vgl. Pigeon. Art Enfantin. Nr. 31. September/           9
      Oktober, S. 48.                                         Oktober 1965, S. 16 f.
                                                                                                                      10x
19    Vgl. Söll, F.: Freier Ausdruck – Was ist das? In:    30 Vgl. ebenso Boehncke, H., Humburg, J. (Hrsg.):
      Fragen und Versuche, Heft 99, 1/2002 (März).            Schreiben kann jeder, Reinbek 1980, S. 88 ff.           1
20    Vgl. Kodron, C.: Praxis der Freinet-Pädago-          31 Vgl. dazu Oelkers; J.: Reformpädagogik.                 2
      gik. In: Die Grundschule, 9. Jahrgang, Heft 8,          Aktualität und Historie. In: Boehm, W.,                 3
      1977, S. 370-372.                                       Oelkers, J. (Hrsg.): Reformpädagogik kon-               4
21    Vgl. Garlichs, A.: Heilende Wirkung des                 trovers, Würzburg 1995, S. 30; Maturana,                5
      freien Ausdrucks. In: Hagstedt, H. (Hrsg.):             H. R.: Erkennen: Die Organisation und Ver-              6
      Freinet-Pädagogik heute. Beiträge zum In-               körperung von Wirklichkeit, Braunschweig
                                                                                                                      7
      ternationalen Freinet-Symposium in Kassel,              1985.
      Weinheim 1977, S. 160-178.                           32 Vgl. Collectif ICEM (hrsg., übersetzt und               8
22    Vgl. Röhner, C.: Lebens- und Entwicklungs-              kommentiert von Ingrid Dietrich): Politische            9
      themen in freien Texten. In: Hagstedt, H.               Ziele der Freinet-Pädagogik, Weinheim und               20x
      (Hrsg.): Freinet-Pädagogik heute. Beiträge              Basel 1982, S. 74 f.                                    1
      zum Internationalen Freinet-Symposium in             33 Vgl. Roussel, R.: Remarques sociologiques               2
      Kassel, Weinheim 1977, S. 97-114.                       sur quelques invariants des la Pédagogie
                                                                                                                      3
23    Freinet, E.: Erziehung ohne Zwang, hrsg. v.             Freinet. In: Clanché, P., Dabarbieux, E., Tes-
      Jörg, H., Stuttgart 1981, S. 15.                        tanière, J. (Ed.): La pédagogie Freinet. Mises
                                                                                                                      4
24    Vgl. Jörg, H.: So macht Schule Freude,                  à jour et perspectives. Presses Universitaires          5
      Wolfsburg 1985.                                         de Bordeaux 1994, S. 155-161.                           6
                                                                                                                      7
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304                                     Pädagogische Rundschau                                           3 / 2022

Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
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