AKREF-Nachrichten - AKREF Nachrichten

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AKREF-Nachrichten
Arbeitskreis für Religionsfreiheit – Menschenrechte – verfolgte Christen
der Deutschen Evangelischen Allianz
Ulrike C. Nyboer – redaktion at akref.de

Nachrichten vom 13.04.2018 bis 20.04.2018

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis                                                     2
Ägypten: Menschenrechtler reagieren mit Sorge auf Todesurteile         3
China: Christen erwarten härtere Gangart                               4
Deutschland: Kinder in Kampfanzügen posieren in Moschee                5
Deutschland: "Verleugnung der christlich Wurzeln ist gefährlich"       6
Deutschland: Doppelmord in Hamburg                                     7
Deutschland: Flüchtling ersticht Ex-Partnerin und Tochter              8
Deutschland: Flüchtlinge: Die evangelistischen Chancen nutzen          9
Deutschland: Karl-Marx-Statue vergiftetes Geschenk ?                  10
Deutschland: Marsch für Lebens in Berlin                              11
Deutschland: Zwei Männer mit Kippa auf offener Straße angegriffen     13
Ekuador: Einwohner fliehen                                            14
Ekuador: Verzicht auf Gewalt gefordert                                15
Indonesien: Junger Pfarrer einer Kirche festgenommen                  16
Irak: Gibt es eine Zukunft für die verfolgten Christen im Irak?       17
Iran: Christen im Gefängnis müssen leiden                             20
Israel: Antisemitismus weltweit auf dem Vormarsch                     21
Kambodscha: Vietnamesische christliche Flüchtlinge                    23
Kongo: Die kongolesische Gegenwart                                    24
Kongo: Wieder ein Überfall auf Christen                               25
Mexiko: Priester in seinem Büro ermordet                              26
Myanmar: Entführte Kinder noch vermisst                               27
Niger: Konvertit wird Beerdigung des Sohnes verwert                   28
Nigeria: Boko Haram hat seit 2013 über 1.000 Kinder entführt          29
Nigeria: Heute vor vier Jahren                                        30
Pakistan: Kirche in Lahore von Unbekannten in Brand gesteckt          31
Pakistan: Terroranschlag auf Kirche der Adventisten                   32
Pakistan: Zwei Christen sterben bei Anschlag                          33
Russland: Adventisten arbeiten in Gremium für religiöse Bildung mit   34
Syrien:Bischöfe von Aleppo vor fünf Jahren verschleppt                35
Türkei: Andrew Brunson brach vor Gericht zusammen                     36
Türkei: Prozessbeginn gegen US-Pastor                                 37
 Links                                                                38
   Menschenrechtsorganisationen:                                      38
   Wichtige englischsprachige Internetseiten                          38
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 Ägypten: Menschenrechtler reagieren mit Sorge auf Todesurteile
 Die 36 Verurteilten sollen an Anschlägen auf Christen beteiligt gewesen sein

 Kairo/Frankfurt am Main (idea) – Mit Sorge hat die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) auf die
 jüngsten Todesurteile in Ägypten reagiert. Ein Militärgericht hatte gegen 36 Angeklagte die Todesstrafe wegen
 Anschlägen gegen die christliche Minderheit verhängt. Das Gericht hält es für erwiesen, dass die Männer an drei
 Bombenangriffen im Dezember 2016 und April 2017 auf Kirchen in Kairo, Tanta und Alexandria beteiligt waren. Dabei
 starben mehr als 70 Menschen – meist koptische Christen. Die Attentate hatte die Terrororganisation „Islamischer
 Staat“ (IS) für sich beansprucht. Insgesamt waren 48 Personen angeklagt, von denen zwölf auf der Flucht sind. Der
 Großmufti – er leitet das Rechtsgutachtergremium des Zentrums für islamische Rechtsfragen – muss die vorläufigen
 Urteile noch bestätigen, seine Entscheidung ist aber nicht bindend.

 Es ist nicht sicher, „dass die tatsächlich Schuldigen zum Tode verurteilt wurden“

 Die IGFM begrüßt zwar, dass die ägyptische Regierung Mörder von Christen zur Rechenschaft ziehen will. Allerdings
 seien die Umstände, unter denen das geschehe, besorgniserregend, erklärte der Ägypten-Experte der
 Menschenrechtsorganisation, Max Klingberg (Frankfurt am Main), gegenüber idea. Die Verfahren der Miltärgerichte
 seien berüchtigt „für die völlige Missachtung rechtsstaatlicher Grundsätze“. Unter Folter erzwungene Geständnisse
 würden als „Beweismittel“ zugelassen und Urteile im Minutentakt gefällt, so Klingberg. Es sei alles andere als sicher,
 „dass hier die tatsächlich Schuldigen zum Tode verurteilt wurden“. Ägypten hat sich nach Auffassung der IGFM unter
 der Präsidentschaft des früheren Geheimdienst- und Militärchefs Abdel Fattah al-Sisi in einen Folterstaat verwandelt,
 der an Schrecken das Regime des früheren Diktators Hosni Mubarak noch übertreffe.

 Die eigentlichen Ursachen der Übergriffe auf Christen geht das Regime nicht an

 Die „brachiale Willkür“ des Staatsapparates richte sich auch gegen Menschenrechtler und die gesamte ägyptische
 Demokratiebewegung, „Die eigentlichen Ursachen für die Übergriffe auf Christen – die islamistische Hetze in Schulen,
 Universitäten und in radikalen Moscheen – geht das Regime unter al-Sisi nicht an“, so Klingberg. In Ägypten bilden
 die schätzungsweise bis zu zehn Millionen orthodoxen Kopten die größte Kirche. Hinzu kommen etwa 300.000
 Mitglieder der koptisch-evangelischen Kirche, 200.000 Katholiken, mehr als 100.000 Mitglieder von Pfingstgemeinden,
 Brüdergemeinden und anglikanischen Gemeinden sowie 40.000 Griechisch-Orthodoxe. Rund 90 Prozent der 94,8
 Millionen Einwohner Ägyptens sind Muslime.

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 China: Christen erwarten härtere Gangart
 Pastoren bewerten Entwicklung unterschiedlich, Zuversicht trotz Bedrohung weit verbreitet

 (Open Doors, Kelkheim) – In China könnten die Tage der Entspannung für christliche Gemeinden gezählt sein. Nach
 der Einführung einer neuen Religionsverordnung am 1. Februar (Open Doors berichtete) und tiefgreifenden politischen
 Entwicklungen wie der Aufhebung jeglicher Begrenzung für die Amtszeit des Präsidenten zeigen sich viele
 Beobachter besorgt. Andere verweisen auf das Wachstum der Gemeinde trotz teilweise härtester Verfolgung in der
 Vergangenheit.

 Einladungen „zum Tee“ und Entfernung von Kreuzen

 Pastor John* aus der Provinz Zhejiang sagt: „Meine Großeltern wurden hingerichtet, weil sie Christen waren; ich bin
 stolz darauf, Teil der vierten Generation von Christen in meiner Familie zu sein. Sie werden uns nie davon abhalten zu
 glauben – wir haben in der Vergangenheit Druck und Verfolgung erlebt – wir sind darauf vorbereitet. Die Behörden
 luden mich ‚zum Tee‘ ein – ich verbrachte 13 Stunden auf der Polizeiwache und trank 27 Tassen Wasser. 2015 haben
 sie versucht, mich dazu zu bringen, das Kreuz meiner Kirche abzunehmen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich das nicht
 wagen würde, aber sie könnten es abreißen. Sie sollten vorsichtig sein, weil die Arbeit dort hoch oben gefährlich sei.
 Ich versprach ihnen, wir würden für sie beten, falls es einen Unfall geben sollte. Die ganze Kirche betete. Kurz bevor
 sie kamen, gab es eine Explosion, so dass sie es an diesem Tag nicht abreißen konnten. Das nächste Mal kamen
 sie mit einem Hubsteiger, um das Kreuz zu entfernen, aber die Maschine hatte einen Defekt. Danach gaben sie auf.
 Ich mache mir keine Sorgen um die Zukunft.“

 Abwarten, was passiert

 Pastor Adam* aus Peking sagte Open Doors, dass er bereits Anzeichen für eine mögliche Intensivierung der
 Verfolgung wahrnimmt. Er unterrichtet in einem nicht registrierten Seminar etwa 50 künftige Leiter von
 Hausgemeinden, die sich ohne Genehmigung versammeln. Die Behörden dulden bislang solche Kirchen, solange sie
 keine Aufmerksamkeit erregen. Pastor Adam erklärt: „Die Studenten sind bereits in drei Gruppen aufgeteilt. Meine
 Gemeinde wartet ab, was passiert. In der Zwischenzeit schulen wir mehr Kleingruppenleiter, so dass wir bereit sind,
 wenn wir uns weiter aufteilen müssen.“ Pastor James* hat bereits vor fünf Jahren damit begonnen, seine Gemeinde in
 Kleingruppen aufzuteilen, um sie auf eine mögliche Verschlechterung der Lage vorzubereiten.

 Großer Bedarf an Schulungen

 Andere halten die neuen Vorschriften für das geringste ihrer Probleme. Pastor Mark* merkt an: „Wir in China sind eine
 sehr junge Kirche, wir sind schnell gewachsen. Wir brauchen mehr biblische Schulungen.“

 Open Doors unterstützt chinesische Kirchen bei der Vorbereitung auf eine mögliche Verschärfung ihrer Situation durch
 biblische Schulungsprogramme in Bereichen wir Jüngerschaft, Haushalterschaft und Vorbereitung auf Verfolgung.

 Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert China aktuell auf Platz 43 (Vorjahr: 39) unter den Ländern, in
 denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

 Quellen: World Watch Monitor, Open Doors

 * Namen geändert

 Bitte beten Sie für die Christen in China:

    Beten Sie um Weisheit und die Leitung des Heiligen Geistes für alle Pastoren und leitenden Mitarbeiter in China.
    Beten Sie, dass die Christen trotz der Ungewissheit im Glauben stark bleiben und sich durch veränderte Gemeindeformen
    oder Einschüchterungsversuche nicht irritieren lassen.
    Danken Sie Jesus für das erstaunliche Wachstum seiner Gemeinde in China in den vergangenen Jahrzehnten.

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 Deutschland: Kinder in Kampfanzügen posieren in Moschee
 Politiker: Bundesregierung soll Unterstützung für DITIB überdenken

 Herford (idea) – Auf scharfe Kritik ist eine Veranstaltung der Herforder Gemeinde des türkisch-islamischen Verbandes
 DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) gestoßen. Davon wurden im Internet Fotos und
 Videoaufnahmen veröffentlicht, die etwa fünf bis acht Jahre alte Jungen in Kampfanzügen zeigen. Die Kinder laufen
 mit Spielzeugwaffen und türkischen Fahnen umher, rufen militärische Kommandos und salutieren. Anlass der
 Aufführung war der „Gedenktag für den Sieg und die Märtyrer von Çanakkale”, den die Türken jedes Jahr am 18. März
 begehen. Er erinnert an eine Schlacht im Ersten Weltkrieg. Dabei hielt die osmanische Artillerie britische und
 französische Kriegsschiffe davon ab, Konstantinopel (das später in Istanbul umbenannt wurde), die Hauptstadt des
 Osmanischen Reiches, einzunehmen. Der frühere Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen),
 jetzt Lehrbeauftragter am „Centrum für Religionswissenschaftliche Studien“ der Ruhr-Universität Bochum, wirft der mit
 DITIB verbundenen türkischen Religionsbehörde Diyanet vor, den Gedenktag „für die Unterstützung des
 völkerrechtswidrigen Vorgehens“ der Türkei im syrischen Afrin gegen die Kurden zu instrumentalisieren. Die
 Veranstaltung in Herford liege „auf der Linie der DITIB-Führung und der ihr vorgesetzten Behörde Diyanet in Ankara“.
 Beck forderte das Land Hessen auf, die Anerkennung von DITIB als Religionsgemeinschaft zurückzunehmen.

 CDU-Politiker: Beispiel für Parallelgesellschaften, die sich verfestigen

 Kritik an der DITIB-Veranstaltung übte auch der Europaabgeordnete Arne Gericke (Freie Wähler) bei einem Besuch in
 Herford. Heranwachsende würden „politisch instrumentalisiert“: „Kinder, die in einer staatlich geförderten, religiösen
 Einrichtung – in Militär- und Kampfkleidung gesteckt – salutieren, kann man sicher nicht als Bagatelle abtun.“ Die
 Bundesregierung solle ihre Unterstützung für den Moscheeverband überdenken. Der CDU-Bundestagsabgeordnete
 Carsten Linnemann (Paderborn) nannte die Bilder laut Westfalen-Blatt „verstörend“: „Das ist ein eindrucksvolles
 Beispiel dafür, dass Parallelgesellschaften nicht nur existieren, sondern dass sie sich auch verfestigen“. Necati Aydin
 vom Vorstand der Herforder DITIB-Moscheegemeinde sprach gegenüber dem „Westfalen-Blatt“ von einem „Fehler“.
 Aufgrund der Erkrankung des ursprünglichen Leitungsverantwortlichen habe „die übliche Qualitätskontrolle“ nicht
 erfolgen können. Die Darbietung sei „ohne unser Zutun entstanden und findet nicht unsere Zustimmung“, so Aydin.
 DITIB war schon wiederholt in die Kritik geraten, weil die türkische Regierung unter Staatspräsident Recep Tayyip
 Erdogan über sie Einfluss auf die Mitglieder der Moscheegemeinden in Deutschland nimmt.

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 Deutschland: "Verleugnung der christlich Wurzeln ist gefährlich"
 CSU-Generalsekretär: Islam wird in heutiger Form nie zu Deutschland gehören

 München/Düsseldorf (idea) – In seiner heutigen Form wird der Islam nie zu Deutschland gehören. Diese Ansicht
 vertritt der Generalsekretär der CSU, Markus Blume, in einem Interview mit der Tageszeitung „Rheinische Post“
 (Düsseldorf). Der Islam müsse sich grundlegend erneuern, um eine Perspektive in der freiheitlichen Demokratie zu
 haben, forderte der Politiker. Nötig sei „ein Konzept der Aufklärung, der Europäisierung, der Liberalisierung mit allem,
 was dazugehört: Toleranz gegenüber anderen Religionen und Andersdenkenden, entschiedene Ablehnung von
 Antisemitismus, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Unterscheidung von Staat und Religion“. Weiter sagte
 Blume, er halte die „grassierende Selbstverleugnung unserer christlich-abendländischen Wurzeln“ für gefährlich. Sie
 sende falsche Signale an Zuwanderer, die sich in Deutschland integrieren wollten. Es sei absurd, wenn darüber
 diskutiert werde, ob „im Kindergarten noch Osterbasteln stattfinden darf oder es besser Frühjahrsbasteln genannt
 werden muss“. Solche Debatten seien „übertolerant“. „Kreuze ab, Schweinefleisch vom Speiseplan – das ist doch
 absurd“, so Blume. In diesen Fragen wünsche er sich „auch eine klare Positionierung der Kirchen“.

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 Deutschland: Doppelmord in Hamburg
 Täter lebte im Kirchenasyl - Kissler: Schutz von Asylbewerbern vor Abschiebung kann grausame Folgen haben

 Hamburg/Berlin (idea) – Wenn Asylbewerber durch Kirchenasyl vor Abschiebung geschützt werden, kann das
 grausame Folgen haben. Diese Ansicht vertritt der Leiter des Kulturressorts beim Monatsmagazin „Cicero“, Alexander
 Kissler (Berlin). Anlass ist der Doppelmord an einer Frau und ihrer einjährigen Tochter am 12. April in Hamburg. Der
 aus dem Niger stammende Vater des Kindes erstach beide, weil die Frau sich von ihm getrennt hatte. Der Täter habe
 kein Bleiberecht in Deutschland gehabt, schreibt Kissler. Obwohl er in mehreren EU-Staaten mit seinem Asylantrag
 gescheitert sei, habe die evangelische Kirchengemeinde St. Pauli ihn durch ein Kirchenasyl vor der Abschiebung
 geschützt.

 „Frauen und Kinder zahlen die Zeche“

 Die Bluttat von Hamburg sei „nicht die logische, aber eben doch auch eine Folge von selbstgerechter Überhebung“,
 schreibt Kissler. So stellten Kirchengemeinden durch die Gewährung von Kirchenasyl ihre eigenen moralischen
 Vorstellungen über Recht und Gesetz. Dabei werde „der Mensch, der aus fremden Gewaltkulturen nach Europa
 kommt, für eine Tabula rasa gehalten, die nach Belieben mit europäischen Werten beschrieben werden kann“. Für
 dieses „Gefühlschristentum ohne Bibel“ zahlten „Frauen und Kinder die Zeche“. Dabei beruhe „das Kirchenasyl auf
 einer nicht nur theologisch fatalen Verwechslung von (gebotener) Nächsten- und (unbiblischer) Fernstenliebe“. Die
 Kirchen seien aufgefordert, „ihre Sympathie für Rechtsbeugungen zu überdenken“.

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 Deutschland: Flüchtling ersticht Ex-Partnerin und Tochter
 Das Motiv für die Tat könnte ein Sorgerechtsstreit sein

 Hamburg (idea) – Ein 33-Jähriger hat am 12. April in der Hamburger Innenstadt seine Ex-Partnerin und seine einjährige
 Tochter erstochen. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um den aus dem Niger (Westafrika) nach Deutschland
 geflüchteten Mourtala M. Der Mann ging auf dem S- und U-Bahnhof Jungfernstieg mit einem Messer auf seine
 deutsche Ex-Partnerin Sandra P. (34) los und verletzte sie sowie die gemeinsame Tochter Mariam schwer. Nach
 Polizeiangaben flüchtete er anschließend, wählte selbst den Notruf und warf seine Waffe in einen Mülleimer im
 Bahnhof. Kurze Zeit später wurde er gefasst. Das Kind sei noch vor Ort verstorben, seine Mutter kurze Zeit später im
 Krankenhaus, so die Polizei. Auslöser für die Tat könnte eine Sorgerechtsstreit um die Tochter gewesen sein. Wie der
 Sprecher des Amtsgerichts Hamburg-St. Georg, Kai Wantzen, der Deutschen Presse-Agentur bestätigte, hatte eine
 Familienrichterin bei einem Termin am 11. April deutlich gemacht, dass sie dem Antrag des nicht verheirateten Vaters
 auf das Sorgerecht für seine Tochter nicht stattgeben werde. Ein Pastor, der 2013 mit Mourtala M. Kontakt hatte,
 äußerte sich gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea entsetzt über die Tat. Pastor Sieghard Wilm
 (Hamburg), der die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Pauli betreut, hatte den jungen Mann kennengelernt,
 als dieser 2013 als Teil einer Gruppe Flüchtlinge von der italienischen Insel Lampedusa nach Hamburg kam. Die
 Gemeinde inmitten des sozialen Brennpunktes St. Pauli habe den Flüchtlingen damals humanitäre Hilfe geleistet, so
 Wilm. Nach einiger Zeit habe sich die Gruppe zerstreut. Mit einigen von ihnen habe er Kontakt gehalten, jedoch nicht
 mit Mourtala M. Zu den Familienumständen könne er daher nichts sagen. Damit widersprach Wilm einem Bericht der
 „Bild“-Zeitung, er habe den Tatverdächtigen seit seiner Ankunft als Pastor betreut. Am 13. April wurde Mourtala M.
 dem Haftrichter vorgeführt.

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 Deutschland: Flüchtlinge: Die evangelistischen Chancen nutzen

 Bad Blankenburg (idea) – In Deutschland ist etwa jeder achte Einwohner ein Migrant. Seit 2015 sind zudem rund 1,5
 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, um hier Asyl zu beantragen. Diese Situation birgt auch
 evangelistische Chancen. Davon ist der Arbeitskreis für Migration und Integration (AMIN) der Deutschen
 Evangelischen Allianz (Bad Blankenburg) überzeugt. Deswegen bietet er in diesem Jahr Tageskonferenzen in
 Kooperation mit der Initiative „JesusUnites“ (Jesus vereint/Korntal) und der Gemeindegründungsbewegung
 „MissionMosaik“ (Frankfurt am Main) an. Die Konferenzen tragen den Namen „Christ4all“ (Christus für alle) und richten
 sich an alle Christen, die Migranten von Jesus erzählen wollen. Die Konferenzen geben Impulse, wie etwa vom Islam
 zum Christentum übergetretene Muslime in Jüngerschaftsprogrammen betreut werden können und welche Materialien
 sowie Konzepte es dafür gibt.

 Tausende Flüchtlinge in ihrer Muttersprache erreicht

 Ausgangspunkt des neuen Projekts waren zwei Evangelisationen unter der Bezeichnung „Christ4Afghans“ (Christus
 für Afghanen) und „Christ4Arabs“ (Christus für Araber) im September und November 2017. Bei diesen Veranstaltungen
 erreichte der Arbeitskreis laut dem Referenten für Migration und Integration der deutschen Allianz, Herbert Putz
 (Haiger/Mittelhessen), mehrere tausend Flüchtlinge im deutschsprachigen Raum mit der christlichen Botschaft. Die
 Idee dahinter: Deutsch sprechende Christen laden ihre afghanischen sowie ihre arabischen Bekannten und Freunde in
 ihr Wohnzimmer oder Gemeindehaus ein. Dort verfolgen sie gemeinsam ein evangelistisches Programm, das live per
 Internet übertragen wird. Mehrere Besucher seien Christen geworden, sagte Putz der Evangelischen
 Nachrichtenagentur idea. Der Arbeitskreis für Migration und Integration führt die Arbeit der 1975 gegründeten
 Arbeitsgemeinschaft für Ausländermission (seit 1995 Arbeitsgemeinschaft für Ausländer, 2007 in AMIN umbenannt)
 fort. Er gibt das Evangelium an Menschen mit Migrationshintergrund weiter und bietet eine Plattform zur Schulung und
 Vernetzung von Freiwilligen. Nach eigenen Schätzungen sind 600 ehrenamtliche Mitarbeiter in fast 40 regionalen
 AMIN-Kreisen aktiv. Die genauen Daten zu den Tageskonferenzen „Christ4all“ können auf der Internetseite www.amin-
 deutschland.de abgerufen werden.

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 Deutschland: Karl-Marx-Statue vergiftetes Geschenk ?
 Errichtung der Marx-Statue in Trier - Chinas vergiftetes Geschenk Bischofsstadt macht sich zum Wallfahrtsort
 chinesischer KP-Funktionäre

 (GfbV) (Scharfe Kritik an der Errichtung einer fünfeinhalb Meter hohen Marx-Statue in Trier hat die Gesellschaft für
 bedrohte Völker (GfbV) geäußert. „Das verherrlichende Marx-Monument ist ein vergiftetes Geschenk des offiziellen
 China. Es ist traurig, dass sich Trier von einer Regierung beschenken lässt, die Staatsterror gegen ihre eigene
 Bevölkerung betreibt. Andere deutsche Kommunen verteidigen die Menschenrechte und vergeben
 Menschenrechtspreise wie Triers Partnerstadt Weimar“, sagte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in
 Göttingen. „Doch statt Menschenrechte zu fördern, schafft Trier eine Wallfahrtstätte für KP-Funktionäre, die sich auf
 die Ideologie von Marx stützen, wenn sie willkürlich zensieren, inhaftieren, foltern und morden. Freitag, der 13. April,
 wird weder ein Glückstag für Trier sein, noch für die 1,4 Milliarden Chinesinnen und Chinesen, denen grundlegende
 Menschenrechte wie Religions-, Presse- und Meinungsfreiheit systematisch verweigert werden.“

 „Triers Partnerstadt Weimar hat mehr Mut und Demokratiebewusstsein bewiesen, als sie den uigurischen
 Wissenschaftler Ilham Tohti trotz massiver Proteste aus China mit ihrem Menschenrechtspreis 2017 ehrte“, berichtete
 Delius. Tohti wurde in der Volksrepublik allein aufgrund seines Engagements für Menschenrechte der verfolgten
 muslimischen Uiguren und für Verständigung mit den Han-Chinesen zu lebenslanger Haft verurteilt. Auch für Weimar
 ist Tourismus wichtig, doch die Stadtväter hielten es nicht für nötig, sich bei einem totalitären Staat anzubiedern, um
 die Hotels zu füllen.“

 Ganz im Sinne von Karl Marx rechtfertigt Chinas KP auch heute noch die Vormachtstellung der Kommunistischen
 Partei in allen Fragen des Glaubens und der Gesellschaft. So veröffentlichte die chinesische Regierung Anfang April
 2018 ein neues Weißbuch für religiöse Fragen, in dem betont wird, dass sich Religion der Partei unterordnen muss.
 Erst in dieser Woche ordneten die Behörden die gewaltsame Entfernung eines Kreuzes auf einer neu erbauten Kirche
 in der Provinz Henan an. Dabei gilt die Kirchengemeinde als offiziell registriert und zählt nicht zu den im Untergrund
 tätigen Hauskirchen.

 „Ganz bewusst missachtet das chinesische Regime auch eigene Gesetze“, kritisierte Delius. „So lässt Peking in- und
 ausländische Regierungskritiker willkürlich verhaften und im Gewahrsam durch Folter dazu zwingen, sich im
 staatlichen Fernsehen zu vermeintlichen Verbrechen zu bekennen. Der GfbV sind mindestens 45 Fälle bekannt, in
 denen politische Gefangene seit dem Jahr 2013 zu solchen „Geständnissen“ gezwungen wurden. Das ist Staatsterror.

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 Deutschland: Marsch für Lebens in Berlin

 In Berlin haben mehrere hundert Menschen mit einem Marsch entlang der Flaniermeile Kurfürstendamm an den
 Holocaust erinnert. Mit dem „Marsch des Lebens“, der in Berlin zum vierten Mal stattfand, wollten sie außerdem ein
 Zeichen setzen gegen Israelfeindlichkeit und modernen Antisemitismus. Auch der künftige Antisemitismusbeauftragte
 der Bundesregierung, Felix Klein, marschierte mit.

 Vorbei an Kinos und Cafés, Bistros und Boutiquen geht der Marsch, vorbei auch an Ku’damm-Wahrzeichen wie
 Gedächtniskirche und KaDeWe. „Da kommt ’ne Demo“, erklärt ein Vater nach einem kurzen Blick lapidar seinem
 Sohn, den die Polizeieskorte mit viel Blaulicht fasziniert. Anderen Passanten fallen die blau-weißen Israelfahnen auf,
 die einige der rund 430 Marschierenden schwenken. Viele tragen eine Kippa, nicht nur Juden, auch andere „Marsch
 des Lebens“-Teilnehmer haben die jüdische Kopfbedeckung als Zeichen ihrer Solidarität aufgesetzt.

 Ein ganzes Stück der etwa zwei Kilometer langen Strecke bis zum Wittenbergplatz läuft der künftige
 Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, in erster Reihe mit. „Die Erinnerung an den Holocaust
 wachzuhalten ist eine politische Daueraufgabe einer jeden Bundesregierung“, sagt Klein zum Auftakt des Marsches.
 Er werde sich in seiner neuen Aufgabe dafür einsetzen, dass Bildung und Erziehung in diesem Bereich viel stärker
 gefördert würden. Dieser Marsch zeige, dass Antisemitismus kein jüdisches Problem sei, sondern ein Problem für
 alle, das alle bekämpfen müssten. Dazu trage diese Aktion bei. Initiiert wurde sie vom Verein „Marsch des Lebens“
 und dem Berliner „Forum Israel - nie wieder schweigen!“.

 Wenn „Jude“ wieder ein Schimpfwort ist

 Als Christ ein Zeichen setzen – so formuliert ein Rentner seine Motivation, mitzumarschieren. „70 Jahre Israel
 müssen gefeiert werden“, meint ein anderer. „In Israel sind die Wurzeln unseres Glaubens, da gehören wir dazu“, fügt
 seine Frau hinzu. Eine junge Frau möchte etwas gegen Antisemitismus tun und gerade heute ein Zeichen gegen die
 Vergangenheit setzen. „Wenn man hört, dass ‚Jude‘ wieder ein Schimpfwort auf Schulhöfen ist, dann glaube ich, kippt
 die Stimmung gerade wieder.“

 Einige junge Leute kommen bei der Kundgebung nach vorne und bekennen die Schuld in ihren Familien. Sein
 Urgroßvater sei ein Schreibtischtäter gewesen und habe den Erfolg des Systems der Nazis möglich gemacht, erzählt
 ein 24-Jähriger. Der Großvater einer Frau sei in der NSDAP und der SA gewesen, sie wolle heute ihre Stimme gegen
 jede Form von Antisemitismus erheben, erklärt sie. Generationen später tun die jungen Leute Abbitte und überreichen
 anwesenden Mitgliedern des Vereins „Phönix aus der Asche – Die Überlebenden der Hölle des Holocaust“ Rosen.

 CDU-Politiker: Gastrecht nicht mißbrauchen

 Ein Holocaust-Überlebender ist der Journalist Peter Neuhof, geboren 1925. Er überlebte das Naziregime als Kind einer
 jüdischen, kommunistischen Familie. Als er Erinnerungen vorliest, versagt ihm immer wieder die Stimme. Bevor sie in
 den Zug ins KZ Ravensbrück steigen musste, konnte seine Mutter einem Polizisten eine Nachricht zustecken,
 berichtet er. „Nein, ich vergesse nichts und ich werde nichts vergessen. Die Mörder meines Vaters nicht, die Mörder
 von 16 meiner engsten Angehörigen nicht, die in den Gaskammern zu Tode gequält und ermordet wurden. Aber ich
 vergesse auch nicht die mutige Tat des unbekannten Polizisten, der den Zettel in ein Kuvert steckte, frankierte und in
 einen Briefkasten warf.“

 Neuhof spricht vom großen Glück, überlebt zu haben. Er habe in seinem langen Leben zur Genüge Rassismus,
 Antisemitismus, Nationalismus und Faschismus erlebt. Deshalb sei er mehr als besorgt über das Anwachsen rechter
 Gruppen, ob AfD oder Pegida. „Das rechte Spektrum ist nicht zu übersehen und zu überhören, in ganz Europa.
 Bedenkliche Zeichen der Zeit, beunruhigende Zeichen der Zeit. Niemand sollte die Augen verschließen und wegsehen.
 Widerstand ist angesagt. Der ‚Marsch des Lebens‘ setzt da ein Zeichen.“

 Bei der Abschlussveranstaltung auf dem Wittenbergplatz betont Volkmar Klein (CDU), Mitglied der Unions-
 Bundestagsfraktion, wie wichtig das Erinnern sei, weil es mit einer Verantwortung für die Zukunft verbunden sei. Wer
 nach Deutschland komme, müsse sich in diese gemeinsame Verantwortung mit hineinbegeben, so Klein. „Wenn
 einige das Gastrecht missbrauchen und gegen Juden und Israel hetzen, dann ist das nicht in Ordnung und dann sind
 die auch nicht willkommen.“

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 Jorai Feinberg, Besitzer eines israelischen Restaurants in Ku’damm-Nähe und selbst mehrfach Opfer antisemitischer
 Hetze, bringt neben „Wut und Traurigkeit“ auch zum Ausdruck, wie gut die vielen Solidaritätsbekundungen täten.
 Neben dem Gedenken an den Holocaust vor vielen Jahrzehnten vermittle der Marsch für die Gegenwart vor allem
 diese Botschaft: Wachsam zu sein und sich Antisemitismus mutig entgegenzustellen.

 Weltweit finden laut dem Veranstalter dieses Jahr etwa 50 „Märsche des Lebens“ rund um das Datum des
 israelischen Holocaustgedenktages Jom HaScho'ah statt. Der israelische Nationalfeiertag ehrt zum einen das
 Andenken an die Scho'ah-Opfer, die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden, zum anderen den jüdischen
 Widerstand. Die internationalen Märsche münden zum 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels in einen „Marsch der
 Nationen“ am 15. Mai 2018 in Jerusalem.

 Die Bewegung „Marsch des Lebens“ gibt es bereits seit 2007. Initiatoren sind Jobst und Charlotte Bittner von „TOS
 Dienste Tübingen“, einer Gruppe, die aus der Tübinger Offensiven Stadtmission, einer evangelischen Freikirche
 charismatischer Prägung, hervorgegangen ist. Der erste Gedenkmarsch ging von der Schwäbischen Alb nach
 Dachau. Seitdem haben nach Angaben der Initiative Märsche in mehr als 20 Nationen und über 350 Städten und
 Ortschaften stattgefunden. „Erinnern – Versöhnen – ein Zeichen setzen", so das Motto. Im „Forum Israel – nie wieder
 schweigen!“ engagieren sich seit 2014 Christen aus verschiedenen Gemeinden und Denominationen gegen
 Antisemitismus in Berlin.

 Von: Christina Bachmann aus israelnetz.com

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 Deutschland: Zwei Männer mit Kippa auf offener Straße angegriffen
 Berlin: Bischof Dröge ruft zu klarer Haltung gegen Antisemitismus auf

 Berlin (idea) – Der Angriff auf zwei junge Männer mit Kippa am 17. April in Berlin sorgt weiter für Entsetzen. Eines der
 Opfer filmte die Tat und stellte das Video ins Internet. Darin ist zu sehen, wie ein junger Mann mit seinem Gürtel auf
 den Filmenden einschlägt. Außerdem hört man, dass er die Männer als „Yahudi“ (arabisch für „Jude“) bezeichnet. Der
 Deutschen Presse-Agentur (dpa) zufolge stellte sich der Täter mittlerweile der Polizei. Demnach soll es sich um einen
 19-jährigen Syrer handeln. Einer der Betroffenen ist selbst gar kein Jude, sondern israelischer Araber. Die Kippa hat er
 nach eigenen Angaben getragen, weil er nicht glauben konnte, dass es für ihn dadurch tatsächlich gefährlich werden
 könne. Die Tat habe ihm nun das Gegenteil bewiesen. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-
 schlesische Oberlausitz (EKBO), Markus Dröge, rief zu einer eindeutigen Haltung gegen Antisemitismus auf. Die
 verstärkt auftretenden antisemitischen Vorfälle müssten alarmieren, „sich klar an die Seite unserer jüdischen
 Mitbürgerinnen und Mitbürger zu stellen“. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster
 (Würzburg), sprach gegenüber dem Fernsehsender ZDF von einem „Bedrohungspotenzial“ für Juden insbesondere in
 Städten: „Offensichtlich ist es zunehmend problematisch, sich im großstädtischem Bereich offen als Jude erkennen
 zu geben.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete die Tat als „ganz schrecklichen Vorfall“. Es müsse „mit
 aller Härte und Entschlossenheit“ gegen Antisemitismus vorgegangen werden. Bundestagsvizepräsident Thomas
 Oppermann (SPD) sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Das Judentum gehört zu Deutschland – wer das nicht
 akzeptiert, hat hier nichts verloren.“ Der Vorfall in Berlin sei leider kein Einzelfall. Es müsse darum klar sein: „Für
 Antisemitismus gibt es keinen Platz in Deutschland.“

 Vielfältige Projekte sollen den interreligiösen Dialog fördern

 Wie der stellvertretende EKBO-Pressesprecher Hagen Pietzcker der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mitteilte,
 hat unter anderen der Landespfarrer für den interreligiösen Dialog, Andreas Goetze, Begegnungsräume für ein jüdisch-
 christlich-muslimisches Gespräch geschaffen – etwa durch die Reihe „Unterwegs an Orten des Gebets“. Das Institut
 für Kirche und Judentum biete Theologiestudenten seit 1960 die Möglichkeit zu Studienjahren in Israel, um vertiefte
 Kenntnisse über das Judentum zu bekommen. Die Kirche ist zudem Mitglied im Berliner Bündnis für Weltoffenheit
 und Toleranz – ein Netzwerk, das sich gegen Rassismus und Antisemitismus einsetzt. „Hier arbeiten wir eng mit dem
 Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus zusammen“, so Pietzcker. Zudem entstehe in Berlin ein
 interreligiöses Bet- und Lehrhaus, das „House of One“ (Haus des Einen). Es soll eine Kirche, eine Synagoge und eine
 Moschee unter einem Dach vereinen. Auch Religionsunterricht sei ein wichtiges Einsatzgebiet der Kirche, weil Kinder
 und Jugendliche dort Kenntnisse über die eigene und andere Religionen erhielten, beispielsweise in interreligiösen
 Unterrichtsprojekten. Die Mehrheit der 3,6 Millionen Berliner ist konfessionslos. 16 Prozent gehören der evangelischen
 Kirche an, 8,7 Prozent der römisch-katholischen Kirche, 8 Prozent sind Muslime und 1 Prozent sind Juden.

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 Ekuador: Einwohner fliehen
 vor einer Welle der Gewalt im Norden Ecuadors

 San Lorenzo (Fides) – „Wir sind solidarisch mit den Bewohnern der nördlichen Grenzprovinzen … und den
 Vertriebenen, die sich mit den Folgen eines komplexen Konflikts konfrontiert sehen, der sich in den letzten Wochen
 weiter zugespitzt hat", so die Gemeinschaft Tundayme in einem Kommentar zur weiteren Verschiebung des Besuchs
 eines staatlichen Beauftragten zur Besichtigung der Bergbauprojekten von Mirador und Fruta del Norte in der Provinz
 Zamora in Ecuador (vgl. Fides vom.
 Eine Welle der Gewalt mit Anschlägen und Entführungen, die insbesondere den Norden Ecuadors an der Grenze zu
 Kolumbien betrifft, hat zur Vertreibung von insgesamt 158 Familien aus den Dörfern El Pan und Mataje geführt, die in
 der Provinz Esmeraldas Zuflucht suchten. Die Einwohner verließen die Region vor allem seit vor etwa drei Wochen,
 zwei Journalisten und der Fahrer der Zeitung "El Comercio" entführt und anschließend ermordet wurden.
 Am vergangenen 17. April teilten die Behörden dann mit, dass auch das Ehepaar Oscar Efren Villancís und Katty
 Vanesa Velasco auf dem Weg von Santo Domingo nach San Lorenzo in der Provinz Esmeraldas entführt wurden
 hatten.
 Von den 158 vertriebenen Familien sind 54 in einer Unterkunft der Katholischen Kirche in San Lorenzo untergebracht,
 darunter Dutzende von Kindern und Jugendlichen sowie ältere und schwangere Frauen. Viele Vertriebenen kamen bei
 Familien unter. Es wird erwartet, dass die Anzahl der Flüchtlinge aus dem Grenzgebiet in Richtung San Lorenzo in
 den nächsten Tagen zunehmen wird.
 Der Vorsitzende der Ecuadorianischen Bischofskonferenz Bischof Eugenio Arellano von Esmeraldas verurteilte im
 Namen aller Bischöfe bereits mehrfach Gewalttaten und den Terrorismus im San Lorenzo und betont: "Das Leben ist
 heilig und Frieden ist ein Geschenk Gottes, jeder Terroranschlag ist ein Verbrechen, das wir alle ablehnen müssen".
 (LG) (Fides 19/04/2018)

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 Ekuador: Verzicht auf Gewalt gefordert
 Bischöfe verurteilen Mord an Journalisten

 Quito (Fides) - „In dieser Zeit der Trauer und tiefer Sorge, schließen wir uns dem Gebet für die ewige Ruhe
 unserer Brüder Javier Ortega, Paul Rivas und Efraín Segarra an, die entführt und gewaltsam ermordet
 wurden. Gleichsam bringen wir unsere Verbundenheit und Solidarität mit den trauernden Angehörigen zum
 Ausdruck und mit allen Medienschaffenden, die ihr Leben riskieren", heißt es in der Erklärung der
 Ecuadorianischen Bischofskonferenz vom 13. April zu dem von Staatspräsident Lenin Moreno bestätigten
 Mord an den Journalisten der Zeitung "El Comercio".
 Die beiden Journalisten waren am vergangenen 26. März zusammen mit einem Fahrer von ehemaligen
 Kämpfern der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) entführt wordeb, als sie einen militärischen
 Kontrollpunkt in der Provinz Esmeraldas im Norden Ecuadors an der Grenze zu Südkolumbien
 überquerten. Die FARC unterzeichnete 2016 ein Friedensabkommen mit der Regierung von Bogotá.
 Die Bischöfe fordern die Regierungen Ecuadors und Kolumbiens auf "würdevollere, brüderlichere und
 gerechteren Lebensbedingungen, insbesondere im Grenzgebiet, zu schaffen“. Dazu gehöre die „Schaffung
 von Arbeitsplätzen, Sozialhilfemaßnahmen und die Stärkung der Sicherheitssysteme". Die bewaffneten
 politischen und sozialen Gruppen auf, "auf den Einsatz von Gewalt zur Bekämpfung von
 Ungerechtigkeiten zu verzichten und sich an Dialog-Initiativen zu beteiligen, um eine echte Demokratie zu
 schaffen, die frei von jeder Form von Korruption und Gewalt ist". Diejenigen, die sich durch unmenschliche
 und illegale Mittel wie Terrorismus, Entführung, Erpressung und Mord bereichern warnen sie vor
 "wirtschaftlichen Interessen, die sich aus Menschenhandel und der Produktion und dem Handel mit
 Waffen und Drogen finanzieren.
 In ihrer Botschaft bekräftigen die Bischöfe ihr "künftiges Engagement für eine friedlichere, gerechtere und
 solidarischere Gesellschaft" im Bewusstsein der aktuellen Lage des Landes, "as von einer Schwäche der
 institutionellen Strukturen, der Wirtschaftskrise und Korruption" geprägt ist. Durch ihre seelsorgerische
 Begleitung wollen die Bischöfe in der Bevölkerung " den Glauben und die Hoffnung zu fördern". "Wir sind
 uns der sozialen, politischen und rechtlichen Krisen bewusst, die christliche Familien betreffen und
 destabilisieren", so die Bischöfe. Dazu soll kommenden Jahren die Initiative "Mission Familie" auf den
 Weg gebracht werden. Abschließend bitten die Bischöfe Jesus Christus um seinen Beistand " auf diesem
 schwierigen Weg des Friedens, der für die ganzheitliche Entwicklung aller Menschen und aller Völker
 dringend notwendig ist ".
 (LG) (Fides 16/04/2018)

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 Indonesien: Junger Pfarrer einer Kirche festgenommen

 (AKREF) Wie wir schon öfter über den zu Unrecht inhaftierten christlichen Gouverner Ahok berichteten, erreichte uns
 obendrein gestern folgende Nachricht von einem Indonesienkenner über den Stand der Christen auf Jawa. Der
 dezidiert christliche Gouverneur von Jakarta, Basuki Tjahaja Purnama (genannt: Ahok), der am 9.5.2017 wegen
 angeblicher Gotteslästerung zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, ist noch in Haft. Seine Berufung wurde abgelehnt,
 obwohl seine Verurteilung eindeutig auf einem entstellten Video beruht. Seitdem werden die Islamisten immer dreister,
 Christen und Angehörige anderer Religionen wegen Gotteslästerung bzw. Religionsverunglimpfung vor Gericht zu
 bringen. Auch tolerante islamische Geistliche werden immer öfter von den Islamisten angegriffen. Inzwischen ist auch
 ein Pfarrer der Christlichen Kirche aus Nordmitteljava (Gereja Kristen Jawa Tengah Utara – GKJTU) Opfer dieser
 Kampagnen geworden: Der junge Pfarrer Yulius Heri Sarwono aus der GKJTU-Gemeinde Sleker am Merbabu-Berg
 hatte im Sommer 2017 über Facebook ironische Kommentare zur Doppelmoral vieler Muslime und indonesischer
 Generäle abgegeben. Im Oktober 2017 entschuldigte sich Pfr. Heri dafür persönlich bei führenden islamischen
 Geistlichen, ebenso Präses Heru Purwanta im Namen der GKJTU. Tolerante islamische Geistliche versuchten, in der
 Angelegenheit zu vermitteln. Dennoch wurde gegen Pfr. H. von einem Politiker der islamistischen Gerechtigkeits- und
 Wohlfahrtspartei (indonesisch: Partai Keadilan Sejahtera - PKS) Anzeige erstattet, seit 12.2. ist Pfarrer Heri in
 Untersuchungshaft. Am 9.4. wurde die Anklage verlesen, der Staatsanwalt fordert 4 Jahre Gefängnis; am 16.4. erhält
 die Verteidigung Gelegenheit zum Plädoyer, am 23.4. soll das Urteil gefällt werden. Für seine Familie ist dies ein
 besonders schwerer Schlag, denn seine Frau hat gerade im November ein Baby bekommen. Wir beten für einen fairen
 Prozess und für das Wohlergehen der ganzen Familie, vor allem aber, dass die Regierung von Präsident Jokowi
 endlich entschlossen gegen diese scheinjuristische Hetze vorgeht.

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 Irak: Gibt es eine Zukunft für die verfolgten Christen im Irak?
 Ein Reisebericht von David Müller, dem politischer Fürsprecher für Religionsfreiheit im Irak

 Im letzten Jahr wurde die ojcos-stiftung nachdrücklich mit der Forderung verfolgter religiöser Minderheiten aus dem
 Irak konfrontiert, dass sie neben der humanitären Hilfe besonders auf die Solidarität der Kirchen und die politische
 Unterstützung der deutschen Regierung und der Europäischen Union angewiesen seien. Nur so wäre zukünftig ein
 versöhntes Leben in Frieden und Freiheit vor Ort möglich. Um hier zu helfen, wurde ich ab Januar 2018 als
 Politikreferent für Religionsfreiheit hauptamtlich angestellt.

 Nach intensiver Einarbeitung in die historische und aktuelle Situation bin ich vom 6. - 14. März 2018 in den Nordirak
 gereist, um mir ein eigenes Bild zu machen.

 Der erste Eindruck

 Da der Flughafen in Erbil für internationale Flüge gesperrt war, flogen wir über Istanbul nach Sirnak in der
 Südosttürkei. Dort wurden wir mit dem Auto abgeholt, um in den Nordirak gefahren zu werden. Der Grenzübertritt
 wurde dann zur ersten Begegnung mit der „nahöstlichen Realität“: An der türkischen Grenze benötigten wir sechs
 Stunden für die Ausreise, da die ca. 50 Fahrzeuge stundenlang nicht abgefertigt wurden. Die Einreise in den Irak
 (Kurdistan) erforderte dann nochmal eine weitere Stunde Wartezeit.

 Bei der Fahrt durchs Land fiel mir dann die erste (von vielen noch folgenden) Gegensätzlichkeiten auf: Statt
 ausgebrannter Fahrzeugwracks, Häuserruinen und verbrannter Erde sah ich ländliche Gegenden und wohlhabende
 Stadtteile in einem Standard, der auch in anderen Ländern am Mittelmeer üblich ist. Es gibt ganze Landstriche in der
 Autonomen Region Kurdistan, die keinerlei Kriegshandlungen erlebt haben. Und deren mobiles Internet ist unserem
 weit voraus.

 Die zerstörten Städte der Christen und Jesiden

 Unser Hauptkontakt im Nordirak war Erzdiakon Emanuel Youkhana, der Leiter des kirchlichhumanitären Hilfswerks
 CAPNI in Dohuk. Dieses ist seit vielen Jahren in der Region aktiv und genießt eine große Wertschätzung in der
 Bevölkerung. Er ermöglichte uns einen kompakten Einblick in die Situation der verfolgten Christen und religiösen
 Minderheiten und besuchte mit uns auch einige der zerstörten Städte in der Ninive-Ebene, die eine jahrtausendalte
 Tradition haben.

 Bereits auf den ersten Seiten wird in der Bibel über die Gründung der Stadt Ninive durch Nimrod berichtet. Ungefähr
 1.300 Jahre später führten die Aktivitäten des Propheten Jona dort zu einer Erneuerung des Glaubens. In Alqosh lebte
 außerdem der alttestamentliche Prophet Nahum, dessen Grab noch heute besucht werden kann. Heute sind die
 Mehrheit der Bewohner nach wie vor Christen, neben Jesiden, Schabak und Turkmenen.

 Bereits an der innerirakischen kurdischen Grenze wurde sichtbar, dass wir in ein ehemaliges Kriegsgebiet kamen. Die
 Militärpräsenz stieg deutlich an und die Checkpoints nahmen zu.

 Über viele Kilometer war die Frontlinie präsent. Ein endloser Erdwall zog sich parallel zum mehrere Meter tiefen
 Graben durch das Land, ca. jeden Kilometer ergänzt um einen verlassenen Gefechtsstand. Es war nicht schwer, sich
 den Verteidigungskampf der Kurden gegen den IS vorzustellen.

 In den meisten Dörfern lag der Sieg über den IS bereits über ein Jahr zurück. Die geflüchteten Bewohner konnten
 nach und nach zurückkehren und Wiederaufbauarbeiten in Angriff genommen werden. Die Auswirkungen des
 islamistischen Terrors an den Gebäuden und in den Menschen waren aber noch deutlich sichtbar.

 Batnaya - Für die ca. 5.000 Einwohner bestand bisher keine Möglichkeit der Rückkehr in ihre völlig zerstörte Stadt.

 Ba‘ashiqa und Bahzany - Hier trafen wir uns mit dem Bürgermeister, Priestern und Kleinunternehmern. Sie berichteten
 uns von großem Misstrauen untereinander. Das frühere Miteinander der verschiedenen Minderheiten sei nicht mehr
 vorhanden. Viele Familien könnten aufgrund der Zerstörung nicht zurückkehren. Außerdem herrsche große Angst vor
 der moslemischen Staatsgewalt. Es spiele für sie dabei keine Rolle, ob es sich um sunnitische oder schiitische
 Glaubensanhänger handelt. Das Sicherheitsgefühl müsse wiederhergestellt werden. Mit der Forderung nach einer

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 politischen Unterstützung aus Deutschland, der Europäischen Union und der internationalen Gemeinschaft wurden wir
 nicht nur hier nachdrücklich konfrontiert.

 Telskuf - Ein großer Militärposten der kurdischen Armee versperrte den Zugang zur Stadt und kontrollierte die
 Hauptzufahrtsstraße. Von den ehemals ca. 11.000 Christen waren lediglich ca. 3.500 zurückgekehrt. Doch trotz der
 noch bestehenden Zerstörung hatten sie ca. 1.600 Binnenvertriebene aus dem Umland aufgenommen. Auf meine
 Nachfrage über den Grund der hohen Militärpräsenz im Ort verwies man auf die sehr große Verunsicherung der
 christlichen Einwohner, die teilweise traumatische Erlebnisse hatten. In der Stadt sahen wir noch unzählige Häuser,
 die vom IS als „nicht-muslimisch“ gekennzeichnet waren. Die Einwohner und deren Besitz wurde damit zur
 Plünderung und zum Missbrauch freigeben.

 Alqosh - Die Wurzeln der christlichen 40.000-Einwohner-Stadt reichen bis ins assyrische Reich. Die örtliche
 Kathedrale wurde im 5. Jahrhundert erbaut. Im 7. Jahrhundert wurde das Kloster Rabban Hormizd gegründet und war
 bis 1804 Sitz der Patriarchen. Die Truppen des IS wurden hier nur wenige Kilometer vor der Stadtgrenze aufgehalten.
 In der Stadt sahen wir viel christliches Leben, hörten aber auch immer wieder von der großen Angst und Hilflosigkeit
 in der Bevölkerung.

 Die Flüchtlingssituation

 Obwohl der IS offiziell seit Ende 2017 im Irak als besiegt gilt, war ich doch sehr erstaunt zu hören, dass nach wie vor
 über 2 Millionen Menschen als Binnenvertriebene auf die Rückkehr in ihre Heimat warteten. Davon lebten ca. 1 Million
 in selbst gemieteten Häusern/Wohnungen, ca. 600.000 in Camps und ca. 300.000 in Gastfamilien.

 Beim Besuch des jesidischen Flüchtlingscamps in Khanke, das 2014 eingerichtet wurde, sahen wir ca. 17.000
 Menschen, die in Zeltunterkünften lebten und einer ungewissen Zukunft entgegenblickten. Aus der kurzfristigen
 Notunterkunft wurde für die meisten eine mittelfristige Bleibe. Deshalb wurde Schulunterricht für die Kinder
 eingerichtet, Studenten hatten die Möglichkeit ihre Studiengänge vor Ort zum Abschluss zu bringen und Menschen
 suchten Arbeit, um ihr Überleben zu finanzieren. Vielen war es finanziell möglich, eigenen Wohnraum in der Stadt zu
 mieten. Die große Nachfrage führte jedoch schnell zu neuen Problemen aufgrund der steigenden Mietpreise. Die
 zusätzliche schlechte Arbeitsplatzsituation machte es vielen unmöglich, selbst für ihren Unterhalt zu sorgen. Dazu
 kamen große Verständigungsprobleme zwischen den meist arabisch sprechenden Binnenvertriebenen und den oft nur
 kurdisch sprechenden Einheimischen. Es ist nicht überraschend, dass sich viele irgendwann die Frage stellten, ob
 nicht ein Wegzug ins Ausland das Sinnvollste wäre. Vor allem Deutschland schien für viele ein Garant für
 menschenwürdiges, sicheres und gutes Leben zu sein.

 Den zweiten Teil der Reise verbrachten wir in Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan im Irak. Dort
 hatten wir auch eine Nacht im Camp „Ankawa 2“ verbracht, um den Menschen und Helfern dort unsere Anteilnahme
 an ihrem Leben und der Arbeit zu zeigen.

 Hier hörten wir ebenfalls unvorstellbare Geschichten von Terror, Tod, Leid und Vertreibung. Die Menschen wünschten
 sich vor allem Hoffnung, Sicherheit und Wiederaufbau der Infrastruktur. Auch hier war der Ruf nach politischer
 Einflussnahme groß.

 Kurden, Irak & die Politik

 Obwohl mir die komplexe politische Situation nicht in allen Details vertraut ist, waren die Begegnungen mit
 verschiedenen Parlamentsabgeordneten und politischen und kirchlichen Entscheidungsträgern sehr aufschlussreich.
 Neben der orientalisch-dramatischen Art der Kommunikation spielten ethnische und religiöse Minderheitenfragen eine
 sehr große Rolle.

 Nach dem kurdischen Unabhängigkeitsreferendum war die Situation zwischen der Autonomen Region Kurdistan und
 der irakischen Zentralregierung gespannt. Während Kurden beklagten, dass sie aus Bagdad nicht ausreichend Geld
 für die Bezahlung von Gehältern erhielten, verwies man uns von zentralirakischer Seite auf den ertragreichen, illegalen
 Ölhandel der Kurden mit der Türkei sowie die grobe Missachtung irakischer Einreisebestimmungen.

 Wir erfuhren auch, dass sich viele Fragen der ethnischen Minderheiten mit der Situation der religiösen Minderheiten
 überschneiden. Armenische oder assyrische Volksgruppen beispielsweise gehören gleichzeitig auch zur christlichen
 Minderheit. Erschwerend kommt hinzu, dass diese verschiedenen Kirchen angehören, wie z.B. der chaldäisch-
 katholischen Kirche, der assyrischen Kirche des Ostens, der syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien, der syrisch-
 katholischen Kirche, der armenischen apostolischen Kirche oder der armenischkatholischen Kirche sowie jüngeren
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 evangelisch geprägten Gemeinden.

 Alle, denen wir begegneten schätzten unser Interesse an der konkreten politischen Dimension zur Lösung der
 aktuellen Lage. Christen vor Ort seien dankbar, dass kurdische Soldaten in den letzten Jahren ihre Städte und Dörfer
 verteidigt hätten und der Großteil der christlichen Flüchtlinge in der Region Kurdistan Unterkunft fänden, sie aber in
 deren Konflikt mit der (ebenfalls moslemischen) irakischen Zentralregierung als Verlierer dastehen würden. Die
 Stärkung der Ninive-Ebene als eigene Provinz in der föderalen Struktur des Iraks sähe man als wichtigen
 Lösungsansatz. Für die Stabilisierung der Sicherheit und die Unterstützung des Wiederaufbaus von Infrastruktur und
 Verwaltung sei man auf die Hilfe Deutschlands, der EU, der USA und der internationalen Gemeinschaft angewiesen.
 Auch müsse die Geschichte und das Leben der Minderheiten in den irakischen Lehrplan aufgenommen werden.

 Leben als Christ

 Sehr eindrücklich waren Gespräche mit verschiedenen Christen, die aus ihrem persönlichen Leben erzählt haben. Das
 Wüten des islamistischen IS-Terrors markiere einen schrecklichen Höhepunkt der Christenverfolgung. Doch auch
 generell sei das Leben als Christ in einem moslemischen Land nicht frei von Repressionen. Vor allem Moslems, die
 Christen werden, wären in einer sehr bedrohlichen Situation, da das islamische Recht für diesen „Abfall vom Islam“
 die Todesstrafe fordere. Dennoch steige in den letzten Jahren die Anzahl der Menschen, die von ihren moslemischen
 Mitbrüdern enttäuscht sind, aus dem Islam keine Hoffnung mehr schöpfen und sich dem Gott der Bibel zuwenden. Sie
 würden ihren Glauben meist unauffällig leben, um ihr Leben und das ihrer Familie zu schützen. Ihnen mangele es
 jedoch an der notwendigen Schulung und Begleitung für die Bildung von Netzwerken an der Basis. Die von
 Autoritätsstrukturen geprägte Denkweise erschwere dies. Leider würden auch die ausländischen christlichen
 Organisationen keinen Schwerpunkt darauf legen.

 Ausblick

 Nach meiner Einschätzung befindet sich der Irak in einer kritischen Übergangsphase. Die Regierung ist schwach und
 die verschiedenen Anti-IS-Kämpfer versuchen nun, ihre eigene Machtstellung auszubauen. Auch die verschiedenen
 Bevölkerungsgruppen fordern primär ihre eigenen Rechte ein. Das zerstörte Vertrauen untereinander führt zu einer
 großen Zerrissenheit und oft mehr Gegen- als Miteinander.

 Es ist jetzt wichtig, die Voraussetzungen für den Wiederaufbau des Landes und die Rückkehr der Zivilbevölkerung in
 die teils stark zerstörten Städte zu schaffen. Es wird viel humanitäre Hilfe geleistet, die jedoch den aktuell benötigten
 Bedarf nicht deckt. Die Unterstützung der irakischen Verwaltung und der Sicherheitskräfte ist noch sehr ausbaufähig
 und benötigt starke Partner.

 Geflüchtete im Aus- und Inland sowie die Bewohner der zerstörten Gebiete brauchen nun sichtbare Zeichen der
 Anteilnahme und konkreten Unterstützung. Sollte es in naher Zukunft nicht gelingen das Land zu stabilisieren, die
 Sicherheitslage und das Sicherheitsgefühl zu verbessern, Infrastruktur und Arbeitsplätze zu schaffen, werden weitere
 Flüchtlingsströme Richtung Westen aufbrechen – mit verheerenden Folgen für die Region und einer unausweichlichen
 Verschärfung der Situation in Deutschland und Europa. Das daraus wachsende neuerliche Elend sollten wir nicht
 tatenlos abwarten!

 30.03.2018, David Müller mueller@ojcos-stiftung.de

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