OST EUROPA - Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft

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OST EUROPA - Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
OST                                     Informationen

EUROPA
In Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsmagazin OstContact | 5/6 - 2018

SPECIAL: 15 Jahre Zoran Djindjic Stipendienprogramm der Deutschen Wirtschaft
für die Länder des Westlichen Balkans

Digital Summit Skopje           Zentralasien-Umfrage                   Verschmelzung von OA und OEV
Wachstum durch                  Reformen beflügeln                     Eine Telefonnummer
Vernetzung                      den Aufschwung                         für Osteuropa
OST EUROPA - Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
3. Manufacturer´s Forum
Schlüsselfertige Konzepte für den Produktionsaufbau in
Russland, Usbekistan, Belarus, Armenien

14. September 2018
in Frankfurt
Mehr Informationen und Anmeldung unter
events@owc.de

Wir bewegen Außenwirtschaft
OST EUROPA - Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
Editorial/ Inhalt

Eine neue Regionalinitiative                                                             Special
für Osteuropa                                                                            15 Jahre Stipendienprogramm

                                                                                         Editorial: Grenzüberschreitendes         11
                                                                                         Gemeinschaftsgefühl

Mit der Verschmelzung von Ost-Ausschuss und Osteuropaverein endet eine drei Jahr-        Rückblick: Das Vermächtnis eines         12
zehnte währende Aufteilung der deutschen Unternehmen im Osteuropa-Geschäft auf           großen Europäers
zwei konkurrierende Vereine. In einer Zeit, in der der Trend zu einer immer weiteren
Zersplitterung der Verbandslandschaft geht, setzen wir damit ein Zeichen für eine ge-    Das Alumni-Netzwerk: Investition         14
                                                                                         in die Zukunft
meinsame, stärkere Regionalinitiative, die den Mittelstand ebenso wie die großen, bör-
sennotierten Konzerne gleichermaßen vertritt. Um ein altes Zitat von Willy Brandt zu     Chronik: 15 Jahre Zoran Djindjic         16
bemühen: „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.“                                    Stipendienprogramm der Deutschen
                                                                                         Wirtschaft für die Länder des Westlichen
Der neue Verein hat rund 400 Mitgliedsunternehmen und wird von fünf Spitzenverbän-       Balkans – 15 Jahre Erfolgsgeschichten
den der Deutschen Wirtschaft getragen. Ab Sommer 2018 stößt der Deutsche Industrie-
                                                                                         Unternehmen: Stimmen der                 18
und Handelskammertag DIHK als sechster Trägerverband hinzu. Wir freuen uns, dass         Unternehmen
die Verschmelzung zur Einheit der Deutschen Wirtschaft in Mittel- und Osteuropa bei-
trägt. Der „Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft e.V.“ setzt ganz    Interview: „Investitionen in die         20
bewusst die Tradition beider Verbände fort, dies zeigt sich sowohl am kombinierten       Bildung sind der Schlüssel zum Erfolg“
Namen als auch am gemeinsamen Logo. Die früheren Ost-Ausschuss-Informationen
(OAI) entwickeln wir gemeinsam zu den Osteuropa-Informationen (OEI) weiter. Deren
erste Ausgabe halten Sie gerade in Ihren Händen.

                                                                                                                                       Foto: Ost-Ausschuss
Wir konzentrieren unsere gemeinsame Arbeit auf die 29 Länder Mittel-, Südost- und Ost-
europas, des Südkaukasus und Zentralasiens mit den wirtschaftlichen Schwergewichten
Polen, Tschechien, Russland, Ungarn und Rumänien, aber auch den anderen vielverspre-
chenden Märkten im Osten. Mit dieser Wachstumsregion handelte Deutschland im ver-
gangenen Jahr Waren im Wert von 426 Milliarden Euro, das sind rund 18 Prozent unseres    Editorial/Inhalt                          3
Außenhandels. Damit ist die Region für uns wirtschaftlich bedeutender als die USA und
                                                                                         Mitglieder-News                           4
China zusammen, was in der Öffentlichkeit selten so wahrgenommen wird.
                                                                                         Länder-News                              5
Zu diesem Erfolg haben beide Verbände jahrzehntelang in bilateralen Gremien, auf De-
legationsreisen und Konferenzen beigetragen – nun gehen sie die kommenden Heraus-        Verschmelzung: Eine Telefonnummer         6
forderungen gemeinsam an. Das Ergebnis der Verschmelzung ließe sich auf die mathe-       für Osteuropa
matische Gleichung „1 + 1 = 3“ bringen: Wir bündeln die jeweiligen Stärken der beiden
                                                                                         Russland: US-Sanktionen gegen          10
Verbände zu einer neuen Initiative.                                                      Russland belasten deutsche Unternehmen

Wir freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit mit Ihnen und stehen Ihnen als An-      Ost-Ausschuss – Osteuropaverein 21
sprechpartner rund um die Region Mittel- und Osteuropa jederzeit zur Verfügung!          in Kürze

                                                                                         Südosteuropa: China ante Portas 22

                                                                                         Digital Summit Skopje: Wachstum          23
                                                                                         durch Vernetzung

                                                                                         Tschechien: Künstliche Intelligenz       24
                                                                                         „Made in Czech Republic“

                                                                                         Kasachstan/Usbekistan:                   25
                                                                                         Wirtschaftsfrühling in Zentralasien

                                                                                         Usbekistan: Umgestaltung in              26
  Dr. Wolfgang Büchele                          Dr. C.L. Theodor Wuppermann              Rekordtempo
  Vorsitzender des Ost-Ausschusses              Vorsitzender des Osteuropavereins
  der Deutschen Wirtschaft                      der Deutschen Wirtschaft                 Kasachstan: Grüne Welle                  27
                                                                                         für Investoren

                                                                                         Vorstellung neuer Mitglieder             28

                                                                                         Termine/Kooperationen                    29

                                                                                         Publikationen                            30

                                                                                                                                   3
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MITGLIEDERNEWS

Bayer AG                                        Hamburger Hafen und Logistik                     damit mit dem transeuropäischen Eisen-
                                                AG                                               bahnnetz. Die Reisezeit von Pilsen in die
Der deutsche Pharmakonzern Bayer hat die                                                         Hauptstadt verkürzt sich damit um mehr als
Ergebnisse für sein Russland-Geschäft           Die Hamburger Hafen und Logistik AG hat          zehn Minuten.
2017 veröffentlicht. Demnach wurden im          den estnischen Terminalbetreiber Tran-
Vergleich zum Vorjahr 9,5 Prozent mehr Wa-      siidikeskuse AS erworben. Damit wird die
ren verkauft. Die Umsätze beliefen sich auf     HHLA laut Pressemitteilung im Hafen Muu-         Metro AG
807 Millionen Euro. Davon machte der Be-        ga, der in der Nähe Tallins liegt und zu einem
reich „verschreibungspflichtige Medikamen-      wichtigen Standort im Ostseeraum, zum füh-       Das Großhandelsunternehmen METRO
te“ 314 Millionen Euro aus (+10,6 Prozent).     renden Containerumschlagsanbieter.               Cash & Carry hat in Krasnodar seine 91.
Ende 2017 hatte das Unternehmen rund                                                             russische Filiale mit einem 3.000 Quadrat-
2.000 Mitarbeiter in Russland.                                                                   meter großen Distributionszentrum für Le-
                                                Herrenknecht AG                                  bensmittel- und Gastronomiebetriebe der
                                                                                                 Region eröffnet. METRO C&C hat rund 22
Continental AG                                  Für die Modernisierung der Eisenbahn-            Millionen Euro in den Bau der neuen Filiale
                                                strecke zwischen dem tschechischen               in Krasnodar investiert.
Continental eröffnet mit Unterstützung der      Rokycany und Pilsen als Schnellzugstre-
ungarischen Wirtschaftsförderungsagentur        cke wurde eine Tunnelbohrmaschine der
in Budapest ein Zentrum für Künstliche          Herrenknecht AG eingesetzt. Dabei wur-
Intelligenz. In dem Software- und Entwick-      den laut dem Unternehmen zwei etwa vier          Falls Sie Ihre Meldungen auch gerne in
lungszentrum sollen sich rund 100 Spezia-       Kilometer lange und eingleisige Tunnel           den OEI veröffentlichen möchten, sen-
listen mit den Fragen rund um das autonome      aufgefahren. Der Abschnitt verbindet die         den Sie uns eine Mail an:
Fahren befassen. Das Unternehmen möchte         viertgrößte Stadt Tschechiens mit Prag und       C.Himmighoffen@bdi.eu
seine Expertise auf dem Feld des deep ma-
chine learnings erweitern und seiner Vision
Zero – einer Zukunft ohne Unfälle – einen
großen Schritt näher kommen. Bereits seit
2013 besteht ein Continental-Reifenwerk
im russischen Kaluga. Aktuell feierte Con-
tinental Russia dort die Produktion des
10.000.000. Reifens.

Daimler AG

2017 hat das deutsch-russische Joint Venture
DaimlerKamaz das beste Ergebnis seiner
Geschichte verbucht. Der Umsatz stieg um
131 Prozent, der Gewinn um 88 Prozent. Der
Lkw-Hersteller setzte 170 Prozent mehr
Mercedes-Benz-Lkw und 37 Prozent mehr
FUSO-Trucks ab, gab das Unternehmen auf
der Jahrespressekonferenz bekannt. Das Un-
ternehmen produziert in Nabereschnyje
Tschelny. Dort baut das Joint Venture aktuell   Am 16. Mai 2018 weihten der usbekische Premierminister Abdulla Aripov und der
ein Fahrerkabinen-Werk, das nach dem ge-        Sprecher der Komplementäre der Knauf Gruppe Manfred Grundke (rechts) die
planten Produktionsstart 2019 55.000 Kabi-      Erweiterung des Knauf-Werks in Buchara ein. Knauf investierte 22 Millionen
nen pro Jahr herstellen soll.                   US-Dollar in die Werkserweiterung und kann am Standort mit 250 Mitarbeitern
                                                nunmehr 35 Millionen Quadratmeter Gipskartonplatten im Jahr produzieren. Zur
                                                Freude des Premierministers kündigte Grundke weitere Investitionen in Höhe von
                                                                                                                                               Foto: A. Metz

                                                20 Millionen auf dann insgesamt 100 Millionen US-Dollar am Standort Buchara
                                                an. Damit wolle Knauf, das seit bald 20 Jahren in Usbekistan aktiv ist, den dyna-
                                                mischen Reformkurs des Landes unterstützen.

4 osteuropa informationen 5/6 - 2018
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LÄNDERNEWS

Kroatien                                             Slowakei

In Kroatien ist ein neues Gesetz über das In-        Am 1. Mai trat in der Slowakei eine Ände-
ternationale Privatrecht verabschiedet wor-          rung des Arbeitsgesetzes in Kraft: Die Zu-
den, das am 29. Januar 2019 in Kraft tritt. Das      schläge der Arbeitgeber für Wochenend-, Fei-
Gesetz ist in sechs Kapitel unterteilt. Im dritten   ertags und Nachtschichten erhöhen sich in der
Kapitel findet sich die Regelung über die Zu-        Regel um einige Cent pro Stunde, wobei sich
ständigkeiten und das Verfahren. Das vierte          der für Sonntag zu entrichtende Lohn verdop-
Kapitel regelt die Anerkennung und Vollstre-         peln kann. Deutsche Unternehmen zeigten
ckung von ausländischen Urteilen. In beiden          sich besorgt und der Geschäftsführer der
Abschnitten finden sich Verweise auf europäi-        Deutsch-Slowakischen Industrie und Han-
sche Verordnungen, die auch in Kroatien un-          delskammer warnte in einem Interview mit
mittelbar gelten. Das bisherige Gesetz über die      der DPA vor den negativen Konsequenzen.            Dirk Wiese
Beilegung von Gesetzeskollisionen mit Vor-
schriften anderer Länder von 1982 wird durch
das neue Gesetz aufgehoben. (GTAI)                   Tschechien/Slowakei                             Neuer Osteuropa-Beauftragter
                                                                                                     der Bundesregierung
                                                     Die slowakische Hauptstadt Bratislava (6.
Polen                                                Platz) und die tschechische Hauptstadt Prag     Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk
                                                     (7.) gehörten zu den TOP 10 der wirtschafts-    Wiese folgt Gernot Erler (SPD) als Koor-
Polen verbuchte laut GTAI im Jahr 2017 einen         stärksten EU-Regionen. Aus Deutschland          dinator für die zwischengesellschaftliche
Rekordzuwachs an neu entstandenen La-                schafften es Hamburg (5.) und Oberbayern        Zusammenarbeit mit Russland, Zent-
gerflächen. In Folge eines Zuwachses von 2,4         (8.) in das Ranking des Statistischen Bundes-   ralasien und den Ländern der Östlichen
Millionen Quadratmeter gegenüber dem Vor-            amtes. Das BIP pro Kopf lag in Prag 82 Pro-     Partnerschaft der Bundesregierung nach.
jahr belaufen sich die Kapazitäten derzeit auf       zent und in Bratislava 84 Prozent über dem      Zuletzt war der 34-jährige Jurist aus dem
mehr als 13,5 Millionen Quadratmeter. Laut           kaufbereinigten EU-Durchschnitt.                Hochsauerlandkreis Parlamentarischer
GTAI sank zudem die Leerstandsquote von                                                              Staatssekretär im Wirtschaftsministeri-
6,7 auf 5,4 Prozent. Während weiterhin War-                                                          um. Wiese sprach sich nach seiner Er-
schau der wichtigste Standort bleibt, gewinnt        Ungarn                                          nennung Mitte April vor dem Hinter-
Lodz in Folge seiner zentralen Lage an Be-                                                           grund der schwierigen politischen
deutung. Zu den bekanntesten Großprojekten           In Ungarn kommt es ab dem 1. Juli 2018 zu       Rahmenbedingungen im deutsch-russi-
gehörten im vergangenen Jahr ein neues Lager         einer Änderung in der Steuerpraxis: Ne-         schen Verhältnis für „klare Positionen,
für Amazon in Sosnowiec (135.000 qm) und             ben der gewöhnlichen Rechnungsstellung          aber auch konstruktive Kanäle des Dialo-
eines für Castorama, eine Baumarktkette, in          sind Rechnungen von Firmen mit einem            ges auf möglichst vielen Ebenen“ aus.
Strykow (100.000 qm).                                Umsatzsteuerbetrag ab 100 000 Forint (ca.       Deutschland sei „an einer friedlichen
                                                     320 Euro) den Finanzbehörden elektronisch       und stabilen Entwicklung dieser Region
                                                     zu melden. Mit Hilfe der Verwendung einer       in der nächsten Nachbarschaft zur EU
Russland                                             Rechnungssoftware können die Daten auto-        sehr interessiert.“
                                                     matisch übertragen werden.
Nach vier rückläufigen Jahren hat 2017
Deutschlands Maschinenbauer eine Trend-
wende im Russland-Geschäft gebracht. Im              DIHK-Umfrage: Handelshemmnisse nehmen zu
vergangenen Jahr wurden laut dem Verband             40 Prozent der international aktiven Un-        treibt eine Politik der Importsubstitution
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.             ternehmen registrierten in den letzten          und Lokalisierung. Zudem sorgen die
(VDMA) Maschinen und Anlagen im Wert                 zwölf Monaten eine Zunahme der Han-             EU-Sanktionen und entsprechende russi-
von 5,3 Milliarden Euro nach Russland ver-           delshemmnisse. Dies ist ein Ergebnis der        sche Gegenmaßnahmen für bürokrati-
kauft, 22,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die         neuen Umfrage „Going International“,            sche Hürden. In anderen Ländern Ost-
Sanktionen der EU und der USA verhindern             die der Deutsche Industrie- und Handels-        und Südosteuropas melden aktive
aber immer noch eine Normalisierung der Ge-          kammertag (DIHK) Mitte April veröffent-         Unternehmen hingegen vergleichsweise
schäftsbeziehungen. Der VDMA befürchtet              lichte. Vor allem im Geschäft mit Russ-         wenig neue Handelsbarrieren (17 Pro-
vermehrte Schwierigkeiten bei der Finanzie-          land spüren aktive Unternehmen                  zent). An der Umfrage beteiligten sich
rung und Absicherung von Russlandgeschäf-            demnach eine Zunahme an Handels-                mehr als 2.100 auslandsaktive Unter-
ten durch das US-Sanktionspaket von 2017.            hemmnissen (62 Prozent). Russland be-           nehmen mit Sitz in Deutschland.

                                                                                                                                             5
OST EUROPA - Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
OA-OEV intern > Verschmelzung

Eine Telefonnummer für Osteuropa

Der Ost-Ausschuss und der Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft haben im März ihre Ver-
schmelzung zu einem neuen Verband mit fünf Trägerverbänden und rund 400 Mitgliedsunter-
nehmen beschlossen.

                                                                                             Arbeitskreisen und erschließen Synergie-
                                                                                             effekte. Ich freue mich sehr, dass mit dem
                                                                                             gemeinsamen Verband auch die Vertretung
                                                                                             der Interessen des Mittelstands einen größe-
                                                                                             ren Stellenwert erhält.“ Die Mitglieder des
                                                                                             Osteuropavereins stimmten der Verschmel-
                                                                                             zung ebenfalls einstimmig zu.

                                                                                             In dem anschließenden Festakt unterzeich-
                                                                                             neten Büchele und Wuppermann dann vor
                                                                                             den erstmals gemeinsam versammelten
                                                                                             Mitgliedern beider Verbände den Ver-
                                                                                             schmelzungsvertrag. Büchele hob zuvor
                                                                                             noch einmal die Vorteile der Verschmelzung
 Der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Büchele (li.) und der Vorsitzende des Osteuro-                für die Mitglieder hervor, wie das breitere
 pavereins Wuppermann besiegelten Ende März die Verschmelzung.                               Angebot und den Abbau von Doppelstruk-
                                                                                             turen. Zudem würden innovative, mittel-
Die deutsche Wirtschaft erhält eine verein-    sofort eine gemeinsame Telefonnummer.         ständische Unternehmen noch stärker mit
te, große Regionalinitiative: Nach einjähri-   Wir bündeln unsere individuellen Qualitä-     erfolgreichen Konzernen verschiedenster
ger Vorbereitungszeit stimmten die Mitglie-    ten und vertreten die Interessen der Deut-    Branchen verknüpft: „Diese stark gewach-
der des Ost-Ausschusses und des                schen Wirtschaft gegenüber der Bundesre-      senen Netzwerke - nicht nur in die Wirt-
Osteuropavereins der Deutschen Wirtschaft      gierung und unseren 29 Partnerländern jetzt   schaft, sondern auch in die Politik hinein –
Ende März in Berlin einstimmig für die Ver-    mit einer gemeinsamen und noch stärkeren      machen die große Qualität und den Einfluss
schmelzung der beiden traditionsreichen        Stimme.“ Büchele, der künftig Vorsitzender    dieses neuen Vereins aus“, so Büchele.
Vereine zum „Ost-Ausschuss – Osteuropa-        des neuen Vereins ist, warb noch einmal       Wuppermann unterstrich erneut die Bedeu-
verein der Deutschen Wirtschaft e.V.“ Die      eindringlich für das Zusammengehen bei-       tung der Fusion: Man habe heute „ein Stück
einheitliche Regionalinitiative hat rund 400   der Verbände und erläuterte die Modalitä-     deutscher Verbandsgeschichte geschrie-
Mitgliedsunternehmen und wird von fünf         ten. Die Mitglieder des Ost-Ausschusses       ben“, sagte er: „Während die Verbandsland-
Spitzenverbänden der Deutschen Wirtschaft      billigten die Verschmelzung anschließend      schaft in Deutschland immer weiter zer-
getragen, darunter der Bundesverband der       in offener Abstimmung einstimmig.             splittert, haben wir uns entschieden, diesem
Deutschen Industrie (BDI) als größter Trä-                                                   Trend nicht zu folgen und mit der Schaf-
gerverband.                                    „Ergebnis der Verschmelzung:                  fung einer starken und einheitlichen Regio-
                                               1+1 = 3“                                      nalinitiative mit dem Schwerpunkt Osteuro-
Von einem „historischen Ereignis“ war am                                                     pa einen starken Kontrapunkt gesetzt.“
Vormittag des 23. März häufig die Rede, als    Ein Stockwerk höher bemühte C.L. Theo-
sich die Mitglieder des Ost-Ausschusses        dor Wuppermann, der Vorsitzende des           Bei einem Mittagsimbiss im Anschluss hat-
und des Osteuropavereins zunächst zu ge-       Osteuropavereins, die Mathematik, um          ten die Mitglieder von Ost-Ausschuss und
trennten Sitzungen trafen. Im zweiten Stock    die Verschmelzung zu begründen: „Das          Osteuropaverein Gelegenheit, sich schon
des Konferenzturms im Berliner Haus der        Ergebnis unserer Gespräche lässt sich in      einmal kennenzulernen, bevor am 28. Juni
Deutschen Wirtschaft versammelten sich         die Gleichung 1+1=3 übersetzen“, betonte      die erste gemeinsame Mitgliederversamm-
die Mitglieder des Ost-Ausschusses, ein        Wuppermann, der einer der beiden stellver-    lung in Berlin stattfindet.
Stockwerk darüber die des Osteuropaver-        tretenden Vorsitzenden des neuen Verbands
eins. „Der heutige Schritt ist historisch“,    wird. „Mit der Verschmelzung schaffen         Zeitgleich informierten Büchele, Wupper-
                                                                                                                                            Foto: C Kruppa

sagte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Wolf-      wir für die Mitglieder beider Verbände ei-    mann und Stefan Mair, Mitglied der Haupt-
gang Büchele auf der Mitgliederversamm-        nen großen Mehrwert: Wir vereinen un-         geschäftsführung des BDI, die Presse über
lung seines Verbands. „Für die deutschen       sere Netzwerke, vergrößern das Angebot        die Verschmelzung. Unter den anwesenden
Unternehmen im Ost-Geschäft gibt es ab         an Konferenzen, Delegationsreisen und         Pressevertretern war auch der frühere Tages-

6 osteuropa informationen 5/6 - 2018
OST EUROPA - Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
OA-OEV intern > Verschmelzung

themen-Moderator und Moskau-Korres-            Osthandel größer als deutscher                  deten Republiken auf dem Territorium der
pondent der ARD Thomas Roth. Stefan            Handel mit den USA und China                    früheren Sowjetunion und des früheren Ju-
Mair begrüßte als Vertreter des größten Trä-                                                   goslawiens konzentrierte und bei der markt-
gerverbands die Verschmelzung: „Die Inte-      Die vereinigte Regionalinitiative betreut zu-   wirtschaftlichen Umstellung und Entwick-
ressen der Deutschen Wirtschaft zu bündeln     künftig 29 Länder: die EU-Länder Bulgari-       lung ihrer Beziehungen mit der Deutschen
und in Osteuropa kraftvoll zu vertreten, war   en, Kroatien, Polen, Rumänien, Slowakei,        Wirtschaft half. Mit der ersten Runde der
immer ein Ziel des BDI. Als Trägerverband      Slowenien, Tschechien, Ungarn und die           Ost-Erweiterung der EU 2004 gab der
sind wir sehr froh, dass dies nun gelungen     baltischen Staaten, die Länder des Westbal-     Ost-Ausschuss seine Zuständigkeit für die
ist und wir damit als deutsche Wirtschaft im   kans sowie alle aus der früheren Sowjetuni-     Beitrittsländer Polen, Ungarn, Slowakei,
internationalen Vergleich wirklich hervor-     on hervorgegangenen Staaten. Auf die 29         Tschechien, Slowenien und das Baltikum
ragend aufgestellt sind.“                      Partnerländer entfiel 2017 ein Handelsvolu-     an den BDI weiter.
                                               men von 426 Milliarden Euro und damit
Verschmelzung mit Anlauf                       rund 18 Prozent des deutschen Außenhan-         Der Osteuropaverein wurde 1989 als Län-
                                               dels, mit steigender Tendenz. Insgesamt ist     derverein zur Förderung der wirtschaftli-
Über eine engere Verbindung zwischen bei-      die Region für die deutschen Unternehmen        chen Beziehungen und Völkerverständi-
den Verbänden wurde schon seit einigen         wirtschaftlich bedeutender als die Wirt-        gung zwischen der Bundesrepublik und den
Jahren gesprochen. Seit 2013 gab es bereits    schaftssupermächte China und USA, auf           Staaten Mittel-, Südost- und Osteuropas,
eine wechselseitige Mitgliedschaft von         die 2017 zusammen 358 Milliarden Euro           des Südkaukasus und Zentralasiens mit Sitz
Ost-Ausschuss und Osteuropaverein. Die         Handelsvolumen oder 15 Prozent des deut-        in Hamburg und Berlin gegründet. Der Ver-
Ziele beider Verbände waren weitgehend         schen Außenhandels entfielen.                   band, der von 1990 bis 2014 den Namen
deckungsgleich, beide setzten gerade in den                                                    Ost- und Mitteleuropa Verein e.V. (OMV)
vergangenen Jahren einen Schwerpunkt auf       Verbände mit großer Tradition                   führte, unterstützte insbesondere deutsche
die Förderung des Mittelstands, den Abbau                                                      mittelständische und Familienunternehmen
von Handelshemmnissen und die Schaffung        Mit der Verschmelzung bündeln zwei Ver-         aktiv bei der Markterschließung. Die Arbeit
eines gemeinsamen Wirtschaftsraums von         bände ihre Kräfte, die auf eine lange Tradi-    des Vereins begann ursprünglich in den mit-
Lissabon bis Wladiwostok. Über die Jahre       tion zurückblicken. Der Ost-Ausschuss           telosteuropäischen Nachbarländern Polen,
hat es eine Vielzahl von Kooperationsveran-    wurde 1952 als gemeinsame Interessenver-        Tschechische Republik und Ungarn und er-
staltungen gegeben. Beide Verbände waren       tretung der Spitzenverbände der Deutschen       streckte sich zuletzt auf 29 Länder
als Interessenvertretung deutscher Unter-      Wirtschaft gegründet und von der Bundes-
nehmen in bilateralen Gremien präsent,         regierung als Vertretung der Gesamtwirt-        Die neue, gemeinsame Regionalinitiative
eine Reihe von Unternehmen in beiden Ver-      schaft für den Osthandel anerkannt und ge-      setze ganz bewusst die große Tradition bei-
bänden Mitglied.                               fördert. Hauptaufgabe des Ost-Ausschusses       der Vereine fort“, sagte der Ost-Aus-
                                               war die Wiederherstellung der traditionell      schuss-Vorsitzende Büchele im Rahmen
Diese Parallelstruktur sorgte in der Außen-    engen (west)deutschen Wirtschaftsbezie-         des Festakts. Dies zeige sich auch in der
wahrnehmung der Deutschen Wirtschaft in        hungen mit dem östlichen Europa, der Sow-       Wahl des neuen, gemeinsamen Namens
Osteuropa, aber auch in der Bundespolitik      jetunion und China, die infolge des zweiten     „Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der
für Verwirrung und schwächte die Positio-      Weltkrieges zusammengebrochen waren.            Deutschen Wirtschaft e.V.“ „Das mag am
nierung deutscher Unternehmen. Von Sei-        Herausragend war in dieser Zeit die Beteili-    Anfang noch etwas holprig klingen“, räum-
ten des Auswärtigen Amts wurde die Ver-        gung des Ost-Ausschusses am Erdgas-Röh-         te Büchele ein. „Aber das nehmen wir be-
schmelzung daher nachdrücklich begrüßt:        ren-Geschäft der Bundesregierung mit der        wusst in Kauf, um auch nach außen zu de-
„Zwei deutsche Wirtschaftsvereinigungen        Sowjetunion.                                    monstrieren, dass wir hier auf gleicher
schließen sich zusammen und bilden ein                                                         Augenhöhe zusammenkommen.“
neues Schwergewicht, das mit einer Stimme      Mit dem Fall der Mauer und dem Zusam-
spricht“, gratulierte Miguel Berger, Gene-     menbruch der Sowjetunion 1989/91 verän-
raldirektor für Wirtschaft und nachhaltige     derte sich der Aktionsradius des Ost-Aus-       Andreas Metz, Christian Himmighoffen
Entwicklung im Auswärtigen Amt, per            schusses, der sich von nun an auf Ost- und      Ost-Ausschuss – Osteuropaverein
Twitter.                                       Südosteuropa einschließlich der neu gebil-      der Deutschen Wirtschaft

                                                                                                                                        7
OST EUROPA - Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
OA-OEV intern > Fakten

Der Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der
Deutschen Wirtschaft e.V.

                                                                   5
23. März                                                                       Träger-
                                                                               verbände
2018                                                                           des Ost-Ausschusses bleiben dem neu-
                                                                               en Verein erhalten. Der BDI stellt wei-
Die Mitglieder des Ost-Ausschusses und des Ost-
                                                                               terhin den Schatzmeister des Vereins.
europavereins einigten sich am 23. März 2018 in
zwei außerordentlichen Mitgliederversammlungen
                                                                               • Bundesverband der Deutschen
einstimmig auf die Verschmelzung beider Vereine
                                                                                 Industrie (BDI)
zum „Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deut-
                                                                               • Bundesverband deutscher Banken
schen Wirtschaft e.V.“ Diese Entscheidung wurde
                                                                                 (Bankenverband)
formaljuristisch nach Eintragung ins Vereinsregis-
                                                                               • Gesamtverband der Deutschen
ter im Mai 2018 wirksam.
                                                                                 Versicherungswirtschaft (GDV)
                                                                               • Außenhandelsvereinigung des
                                                                                 Deutschen Einzelhandels (AVE)
                                                                               • Zentralverband des Deutschen
                                                                                 Handwerks (ZDH)

400                                Mitglieds-
                                   unternehmen

                                                                               12
werden Teil des entstehenden gemeinsamen Verbandes mit dem künftigen
Namen Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft e.V.

                                                                               Arbeitskreise
                                                                               Die inhaltliche Arbeit des neuen Ver-

29
                                                                               bandes verteilt sich auf die folgenden
                          in Osteuropa und Zentralasien werden künftig von     zwölf Arbeitskreise:
                          der neuen, gemeinsamen Regionalinitiative be-
                          treut. Zu diesen gehören die osteuropäischen         • Branchenarbeitskreise: Digitalisie-
                          EU-Länder Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien,      rung, Agrarwirtschaft, Gesundheits-
                          Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und die      wirtschaft, urbane Infrastruktur und

Länder
                          baltischen Staaten sowie die übrigen Staaten Süd-    Energieeffizienz sowie Logistik und
                          osteuropas, sowie alle aus der früheren Sowjetuni-   Verkehrsinfrastruktur
                          on hervorgegangene Länder.
                                                                               • Länderarbeitskreise: Belarus,
                                                                               Mittelosteuropa, Russland, Südkauka-
                                                                               sus, Südosteuropa, Ukraine und
                                                                               Zentralasien

8 osteuropa informationen 5/6 - 2018
OST EUROPA - Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
Wolfgang Büchele                              C. L. Theodor Wuppermann                        Klaus Schäfer

Vorsitzender des gemeinsamen Verbands ist der bisherige Ost-Ausschuss-Vorsitzende Wolfgang Büchele, seine Stellvertreter sind
Carl Ludwig Theodor Wuppermann (bislang Vorsitzender des Osteuropavereins) und Klaus Schäfer.

 Michael Harms                       Ute Kochlowski-Kadjaia            Gruppenbild mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

Der bisherige Geschäftsführer des Ost-Ausschusses Michael           Beide Berliner Geschäftsstellen wurden in den Räumen der
Harms wird Vorsitzender der Geschäftsführung und verant-            Ost-Ausschuss-Geschäftsstelle in Gertraudenstraße 20 zusam-
wortet die Regionaldirektionen Russland, Zentralasien und Südost-   mengeführt. Hier arbeiten nunmehr 30 Mitarbeiterinnen und
europa sowie die funktionalen Zuständigkeiten Verwaltung, Perso-    Mitarbeiter. Der gemeinsame Verband unterhält zudem am alten
nal, Finanzen und Kommunikation. Ute Kochlowski-Kadjaia,            Hauptsitz des Osteuropavereins in Hamburg eine kleine Außenstelle
die bisherige Geschäftsführerin des Osteuropavereins, wird als      mit einer Mitarbeiterin.
Geschäftsführerin die Zuständigkeit für die Regionaldirektionen
Mitteleuropa und Osteuropa übernehmen.

Wichtige Termine 2018
• 26. Juni: Festveranstaltung zum 15-jährigen Jubiläum des Zoran-Djindjic-Stipendien-
  programms der Deutschen Wirtschaft für die Länder des Westlichen Balkans in Berlin
                                                                                                                                            Fotos: C. Kruppa

• 28. Juni: Erste gemeinsame Mitgliederversammlung in Berlin

• 14. November: Osteuropa-Wirtschaftstag in Hamburg

                                                                                                                                        9
OST EUROPA - Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
OA-OEV intern > Russland

US-Sanktionen gegen Russland belasten
deutsche Unternehmen
Anfang April 2018 veröffentlichte das US-Schatzamt neue Sanktionen gegen russische Perso-
nen und Unternehmen. Der Ost-Ausschuss hat dazu ein Positionspapier erarbeitet, das die
möglichen Auswirkungen auf deutsche Unternehmen beschreibt.

Anfang April veröffentlichte das US-           Osteuropavereins entstand. Das Positions-
Schatzamt neue Sanktionen gegen sieben         papier ist auf der Homepage des Ost-Aus-
russische Konzernchefs, zwölf durch diese      schusses abrufbar. Für betroffene Unterneh-
kontrollierte Unternehmen, 17 russische        men und Wirtschaftsverbände wurden zwei
Regierungsfunktionäre, eine staatliche Rüs-    Abstimmungsrunden organisiert: An dem
tungsfirma und eine Bank. Auch europäi-        ersten Treffen am 19. April in der Ost-Aus-
sche Unternehmen könnten Ziel von Sank-        schuss-Geschäftsstelle nahmen auch Vertre-
tionen werden, falls sie wissentlich           ter von vier Bundesministerien (AA,
„signifikante Transaktionen“ im Auftrag der    BMWi, BMF und Bundeskanzleramt) teil.
blockierten russischen Personen, deren na-     Bei einem Folgetreffen am 7. Mai in der         Sitzung zum Thema US-Sanktionen im
hen Verwandten oder von diesen abhängige       US-Botschaft in Berlin standen David Mea-       Ost-Ausschuss im April
Unternehmen unterstützt haben.                 le, Acting Deputy Assistant Secretary for
                                               Sanctions des US-State-Departments, so-         Volumengrenze, ab der Verträge überhaupt
Eine Reihe von deutschen Unternehmen           wie per Zuschaltung aus Washington Ver-         als signifikant anzunehmen sind, wurde von
unterhalten mit sanktionierten Personen in-    treter des Office of Foreign Asset Control      der US-Seite aufgenommen, aber nicht wei-
tensive Geschäftsbeziehungen und sind nun      (OFAC) Rede und Antwort.                        ter kommentiert.
mit der Frage konfrontiert, ob sie diese ab-
brechen müssen. Deutsche Unternehmen           Übergangsfrist verlängert                       Bezüglich der exterritorialen Anwendung
befürchten kurzfristig den Ausfall von lau-                                                    von Sanktionen stellten die US-Vertreter
fenden Geschäften in dreistelliger Millio-     Erste Ergebnisse dieser Bemühungen, die         klar, dass europäische Unternehmen nicht
nenhöhe, der langfristige Schaden könnte in    auch von Seiten anderer europäischer Ver-       ohne Vorwarnung sanktioniert würden.
die Milliarden gehen. Da vor allem interna-    bände und Regierungen laufen, sind er-          Überhaupt müsse man bei der exterritoria-
tionale Banken von Sanktionen bedroht          kennbar: Am 23. April veröffentlichte das       len Anwendung von Sanktionen aus juristi-
sind, ist nun generell mit zunehmenden Pro-    US-Schatzamt die General Licence No.            schen Gründen sehr sorgfältig sein, wurde
blemen bei der Finanzierung von Geschäf-       14, mit der die Übergangsfrist für die Ab-      betont. Grundsätzlich werde im Fall der Fäl-
ten mit russischen Partnern zu rechnen,        wicklung von Geschäftsbeziehungen mit           le immer der „Prozess eines Dialogs“ ge-
selbst wenn diese aktuell nicht auf Sankti-    Rusal um fünf Monate auf Ende Oktober           startet, in den dann auch die Regierungen in
onslisten stehen.                              verlängert wurde, und am 22. Mai wurde          den Ländern der betreffenden Unternehme
                                               mit Licence No. 15 die Frist auch für GAZ       einbezogen werden würden.
Besonders alarmierend waren die negati-        bis Oktober verlängert. US-Finanzminis-
ven Folgen für deutsche und europäische        ter Steven Mnuchin erklärte dazu, dass die
Aluminiumverarbeiter: Das sanktionierte        Sanktionen sich nicht gegen „hartarbeiten-      Andreas Metz
russische Unternehmen Rusal hat bislang        de Leute“ in Unternehmen richten sollen,        Ost-Ausschuss – Osteuropaverein
30 bis 40 Prozent des europäischen Bedarfs     sondern gegen die Firmenbesitzer mit Nähe       der Deutschen Wirtschaft
an Aluminium bzw. Aluminiumvorpro-             zum Kreml in Moskau. Nach dem Rückzug
dukten geliefert und betreibt auch Werke       des Rusal-Eigners Oleg Deripaska läuft für
innerhalb der EU. Es kam kurzfristig zu        Rusal ein Delisting-Verfahren. Ähnliche
großen Turbulenzen auf den Rohstoffmärk-       Lösungen wären auch für andere Unter-           Kontakte
ten. Preissteigerungen und Folgekosten in      nehmen denkbar, wie im Gespräch in der          Um Unsicherheiten auszuräumen wurde
dreistelliger Millionenhöhe drohen, sollte     US-Botschaft angedeutet wurde.                  die deutsche Wirtschaft ermutigt, sich
                                                                                               mit Detailfragen direkt an das OFAC in
                                                                                                                                              Foto: C. Himmighoffen

es zu Produktionsausfällen ganzer Werke
kommen.                                        Weiterhin für große Unsicherheit sorgt die      Washington zu wenden. Folgende Kon-
                                               Auslegung des Begriffs „signifikante Trans-     takte wurden dazu angegeben: Toll Free
Zum neuen US-Sanktionsgesetz hat der           aktionen“. Der Wunsch nach einer klaren         Hotline     Number     1-800-540-6322,
Ost-Ausschuss ein Positionspapier erarbei-     Altvertragsregelung (alle Verträge vor dem      OFAC Licensing Division (Direct Num-
tet, das auf Basis einer Umfrage unter den     6. April könnten als nicht-signifikant einge-   ber) 1-202-622-2480, ofac_feedback@
Mitgliedern des Ost-Ausschusses und des        stuft werden) und nach der Festlegung einer     treasury.gov

10 osteuropa informationen 5/6 - 2018
Special 15 Jahre ZDS

Grenzüberschreitendes Gemeinschaftsgefühl

15 Jahre Zoran Djindjic Stipendienprogramm der Deutschen Wirtschaft für die Länder des
Westlichen Balkans

Ein trauriger Anlass steht am Anfang der 15-jährigen Geschichte des Stipendienprogramms:
Am 12. März 2003 fiel Zoran Djindjic einem feigen Anschlag zum Opfer. Noch heute ist
mir sehr gut erinnerlich, unter welchen Umständen mich die Nachricht von diesem mörde-
rischen Anschlag auf sein Leben erreicht hat. Ich war entsetzt und wollte alles tun, um dazu
beizutragen, ihm eine exzellente medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Leider
war es dafür bereits zu spät. Der erste demokratisch gewählte Premierminister Serbiens
führte die friedliche Revolution an, die das Milosevic-Regime zu Fall brachte. Zoran Djind-
jic war der Hoffnungsträger für Serbien und die ganze Region. Mit seiner Vision einer de-
mokratischen und marktwirtschaftlichen Entwicklung seines Landes und dessen Integrati-
on in die Europäische Union strahlte er eine unvergleichbare Symbolkraft in die gesamte
Region aus, die von Krieg, Zerstörung und historischen Belastungen geprägt waren.

Die Ermordung Djindjic‘ und der von uns tiefempfundene Verlust eines großartigen Men-
schen und wahren Demokraten haben den Ost-Ausschuss bewogen, sich frühzeitig seines
Vermächtnisses anzunehmen. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Zoran Djindjic Stiftung in Belgrad hat              Dr. Klaus Mangold
der Ost-Ausschuss noch 2003 das Zoran Djindjic Stipendienprogramm der Deutschen                  ehemaliger Vorsitzender des Ost-Ausschusses
Wirtschaft als Public Private Partnership initiiert. Jährlich erhalten damit bis zu 75 Studie-   der Deutschen Wirtschaft
rende und Graduierte die Möglichkeit, in deutschen Unternehmen marktwirtschaftliche
Abläufe und die Arbeitsweise deutscher Unternehmen kennenzulernen und damit ihre be-
ruflichen Perspektiven zu schärfen. Dies erleichtert ihnen einen ihrer Qualifikationen ent-
sprechenden Einstieg in den lokalen Arbeitsmarkt. Zugleich teilen unsere Stipendiaten, die
aus allen Ländern des Westlichen Balkans und Kroatiens kommen, die gleichen Erfahrun-
gen, die oftmals zu lebenslangen grenzüberschreitenden Freundschaften führen. Ich bin
davon überzeugt, dass Zoran Djindjic, der ein wahrhaftiger Vertreter der europäischen Idee
war, stolz auf unser Stipendienprogramm wäre.

Mit dem Zoran Djindjic Stipendienprogramm ist Unmögliches möglich geworden: In einer
sehr konfliktbehafteten Region überwinden die Kriegskinder der letzten militärischen Aus-
einandersetzungen Grenzen. Mehr als 600 junge Nachwuchskräfte aus sieben Ländern
konnten seit 2004 praxisrelevante Erfahrungen in Deutschland sammeln. Dass der Aus-
tausch unter den Teilnehmern des Programms nicht mit dem Ablauf des Praktikums in
Deutschland endet, dafür sorgt ein höchst aktives Alumni-Netzwerk. Dieses schafft ein star-
kes, generations- und länderübergreifendes Gemeinschaftsgefühl. Vielfältige grenzüber-
schreitende Freundschaften, die berufliche Zusammenarbeit und intensive Diskussionen
bestärken unsere Alumni darin, eigene Meinungen weiterzuentwickeln und sich aktiv in die
Entwicklung ihrer Heimatländer einzubringen. Damit üben sie einen positiven Einfluss auf
ihre Gesellschaften aus und bewahren das Vermächtnis des Namensgebers des Programms.

Zoran Djindjic hat Verantwortung übernommen und wurde deshalb ermordet. 15 Jahre
Zoran Djindjic Stipendienprogramm der Deutschen Wirtschaft und mehr als 600 Erfolgs-
                                                                                                                                               Foto: Dr. Klaus Mangold

geschichten zeigen, dass seine Visionen und sein Erbe weiterleben. Es ist gut, dass die
deutsche Wirtschaft eine besondere Verpflichtung sieht, dass politische Erbe von Zoran
Djindjic zu wahren. Dankbar sind wir auch seiner Frau Ruzica Djindjic, die für die deutsche
Wirtschaft immer eine wichtige, zuverlässige und sehr einfühlsame Gesprächspartnerin ist.

Ich freue mich auf die nächsten 15 Jahre!

                                                                                                                                        11
Special 15 Jahre ZDS > Rückblick

Das Vermächtnis eines großen Europäers

Das Zoran Djindjic Stipendienprogramm der Deutschen Wirtschaft für die Länder des Westlichen
Balkans wird 15 Jahre alt. Den Anstoß gab ein Ereignis, das Europa erschütterte: die Ermordung
des ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Serbiens, Dr. Zoran Djindjic.

                                                                                                   scher Ministerpräsident. Vor allem die Bun-
                                                                                                   desregierung und die deutsche Wirtschaft wa-
                                                                                                   ren seine ersten Ansprechpartner und
                                                                                                   Unterstützer in der EU. In die Amtszeit Zoran
                                                                                                   Djindjics fiel auch sein engagierter Kampf ge-
                                                                                                   gen Korruption und die Auslieferung Milose-
                                                                                                   vics an das UN-Kriegsverbrechertribunal in
                                                                                                   Den Haag – Schritte, die Djindjic letztlich das
                                                                                                   Leben kosten sollten.

                                                                                                   Zoran Djindjic und der
                                                                                                   Ost-Ausschuss

                                                                                                   Djindjic knüpfte bereits vor der für die Oppo-
                                                                                                   sition erfolgreichen Parlamentswahl im De-
                                                                                                   zember 2000 Kontakte zum Bundesverband
                                                                                                   der Deutschen Industrie und zum Ost-Aus-
                                                                                                   schuss der Deutschen Wirtschaft. Im Novem-
                                                                                                   ber 2000 und im Februar 2001 hielten sich
                                                                                                   bereits Ost-Ausschuss-Delegationen in Bel-
                                                                                                   grad auf, im April 2001 eröffnete Djindjic eine
                                                                                                   große Ost-Ausschuss-Konferenz zu Jugosla-
                                                                                                   wien auf der Hannover Messe, am 2. Dezem-
                                                                                                   ber 2002 war er einer der Hauptredner anläss-
                                                                                                   lich des 50-jährigen Geburtstages des
                                                                                                   Ost-Ausschusses in Berlin. „Ich hoffe, dass
                                                                                                   wir als ein Teil einer stabilen Region zu Euro-
                                                                                                   pa gehören, im Sinne von ähnlichen Institutio-
Zoran Djindjic 2001 in Belgrad                                                                     nen und ähnlicher Lebensqualität. Wir wün-
                                                                                                   schen uns, dass wir in zehn Jahren eine
                                                                                                   gesunde Gesellschaft und eine gesunde Wirt-
„Mit Zoran Djindjic begann in den 1990er Jah-     Zoran Djindjic. „Damals wie heute braucht es     schaft haben“, sagte Djindjic damals.
ren der demokratische Aufbruch und die wirt-      überzeugte Europäer, die sich gegen nationale
schaftliche Modernisierung Serbiens. Er war       Egoismen und Alleingänge für ein offenes und     Start des Stipendienprogramms
                                                                                                                                                     Foto: Archiv der Demokratischen Partei Serbiens

ein enger Partner des Ost-Ausschusses und         solidarisches Europa einsetzen.“
seine Ermordung vor 15 Jahren war ein riesi-                                                       Die Nachricht über die Ermordung Djindjics
ger Verlust, nicht nur für Serbien, sondern       Zoran Djindjic, der 1974 in der Tito-Zeit als    löste in Deutschland große Trauer und Bestür-
auch für Europa.“ So erinnert der Vorsitzende     oppositioneller Student zeitweilig inhaftiert    zung aus. Noch im März 2003 stellten der da-
des Ost-Ausschusses Wolfgang Büchele an           wurde und mit Unterstützung von Heinrich         malige Ost-Ausschuss-Vorsitzende Klaus
den früheren serbischen Ministerpräsidenten,      Böll und Jürgen Habermas in den 1970er Jah-      Mangold und die damalige Bundesentwick-
der am 12. März 2003 in Belgrad durch einen       ren in Frankfurt und Heidelberg Philosophie      lungshilfeministerin Heidemarie Wieczo-
Scharfschützen hinterrücks ermordet wurde.        studierte und danach in Konstanz promovierte,    rek-Zeul, die unmittelbar nach Djindjics Er-
Auch der Bundesminister für wirtschaftliche       organisierte in den 1990er Jahren in Serbien     mordung nach Belgrad gereist war, die
Zusammenarbeit und Entwicklung Gerd Mül-          die demokratische Opposition gegen Slobodan      Weichen zur Gründung eines Stipendienpro-
ler würdigt Djindjics Vermächtnis für die Inte-   Milosevic. 1997 wurde er kurzzeitig erster       gramms der Deutschen Wirtschaft für Prakti-
gration Serbiens in die westliche Wertege-        nicht-kommunistischer      Oberbürgermeister     kanten aus Serbien. Damit sollte eine der Leit-
meinschaft anlässlich des 15. Todestages von      von Belgrad, im Januar 2001 schließlich serbi-   ideen des ermordeten Reformers weiter ver-

12 osteuropa informationen 5/6 - 2018
Special 15 Jahre ZDS > Rückblick

folgt werden; die Verständigung über europäi-    gen zu sammeln und überregionale Kontak-            sitzende des Ost-Ausschusses Wolfgang Bü-
sche Grenzen hinweg. Für Djindjic stellten       te zu knüpfen.                                      chele. „Unser Programm leistet einen kleinen,
junge Menschen und ihre Ausbildung, Erfah-                                                           aber entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen
rung und Motivation das größte Potential eines   Mehr als 150 Unternehmen haben sich bislang         Vertrauensbildung zwischen den Ländern des
jeden Landes dar.                                an dem Stipendienprogramm beteiligt und bis         Westlichen Balkans und unterstützt die gren-
                                                 heute 640 Plätze zur Verfügung gestellt, für die    züberschreitende Integration Südosteuropas.“
Das damals in Windeseile durch den heuti-        insgesamt über 16.000 Bewerbungsschreiben
gen Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Micha-         eingingen. Aus einem bilateralen Projekt ent-       Am 26. Juni 2018 wird das Stipendienpro-
el Harms projektierte Stipendienprogramm         stand in den vergangenen 15 Jahren ein Pro-         gramm mit einem Festakt in Berlin Zoran
entwickelte sich nach nur drei Jahren über       gramm, das sich über die Bereiche Bildung,          Djindjic gedenken und das nach ihm benannte
Serbien hinaus. Es bietet heute jährlich bis     Wirtschaftsentwicklung und regionale Aus-           Stipendienprogramm feiern. Zugleich werden
zu 75 jungen Nachwuchskräften in den sie-        söhnung erstreckt. Das aktive Alumni-Netz-          die Stipendiaten des aktuellen 15. Jahrgangs in
ben Programmländern – Albanien, Bosnien          werk fördert überregionale Kontakte nachhal-        Deutschland begrüßt werden.
und Herzegowina, Kroatien, Kosovo, Maze-         tig und trägt dazu bei, diese weiter auszubauen.
donien, Montenegro und Serbien – die                                                                 Unternehmen, die sich an dem Programm be-
Möglichkeit, drei bis sechsmonatige Prakti-      „Heute können wir auf 15 sehr erfolgreiche          teiligen wollen, können sich im Ost-Ausschuss
ka in deutschen Unternehmen in Deutsch-          Jahre des Zoran Djindjic Stipendienpro-             an die Projektleiterin Antje Müller (a.muel-
land zu absolvieren. Es dient dazu, den Sti-     gramms zurückblicken. Das Programm ist ein          ler3@bdi.eu) wenden.
pendiatinnen und Stipendiaten einen              hervorragendes Beispiel für die gelungene Ko-
Einblick in marktwirtschaftliche Abläufe         operation der Deutschen Wirtschaft mit dem          Antje Müller, Andreas Metz,
und die Arbeitsweise deutscher Unterneh-         BMZ und der Zusammenarbeit zwischen                 Ost-Ausschuss – Osteuropaverein
men zu ermöglichen, erste Berufserfahrun-        Deutschland und Südosteuropa“, sagt der Vor-        der Deutschen Wirtschaft

                                                                                                                                                       Foto: J. Scheer

Die Stipendiaten des Jahrgangs 2017

                                                                                                                                                13
Special 15 Jahre ZDS > Alumni

Das Alumni-Netzwerk: Investition in die
Zukunft
Damit das Potenzial der Young Professionals nach ihrer Rückkehr genutzt werden kann, hat der
Ost-Ausschuss gemeinsam mit der Zoran Djindjic Stiftung ein regionales Alumni-Netzwerk mit
mehr als 600 Ehemaligen etabliert.

Das Alumni-Netzwerk des Stipendienprogramms

Ursprünglich gegründet um den Austausch zwischen den Teilnehmern auch nach
Beendigung des Praktikums zu fördern, ist das Netzwerk mittlerweile zentraler Be-
standteil des Programms. Mit insgesamt 14 Generationen hat sich das Alumni-Netz
zu einer grenzüberschreitenden Gemeinschaft gut ausgebildeter Nachwuchs- und
Führungskräfte entwickelt. Besonders die engen Bindungen innerhalb der einzelnen
Generationen sowie des jeweiligen lokalen Alumni-Klubs haben unzählige Freund-
schaften in der gesamten Region geschaffen. Viele ehemalige Stipendiaten bringen
sich aktiv in das Alumni-Netzwerk ein, sei es bei der Organisation von Weiterbil-
dungsmaßnahmen, bei der Vorbereitung der neuen Stipendiaten oder als Mentoren
im Job. Durch das aktive Engagement der Alumni festigen sich grenzüberschreitende         Rreze Halili
Freundschaften und wirtschaftliche Beziehungen – ein positiver Einfluss in einer kon-
fliktbehafteten Region.
                                                                                        2012 Stipendiatin bei der Robert Bosch AG,
                                                                                        heute Assistentin und Doktorandin an der
Im Rahmen regelmäßiger regionaler Netzwerktreffen haben die Alumni die Möglich-         Fakultät für Elektrotechnik und IT an der
keit, sich sowohl fächerübergreifend als auch fachspezifisch in aktuellen ingenieurs-   Universität Pristina
technischen und ökonomischen Themen weiterzubilden. Das Miteinander und die             „Während meiner Zeit in Deutschland konnte ich
gemeinsame Entwicklung von Ideen und Vorstellungen, zum Teil auch entgegen ge-          beruflich viel Neues lernen. Das half mir, einen
                                                                                        guten Arbeitsplatz im Kosovo zu bekommen.
genwärtiger politischer Entwicklungen, werden vielfältig gelebt – sei es in Form von
                                                                                        Mein Praktikum stärkte mein Bewusstsein für
Outdoor-Events, Debattierklubs oder durch Wohltätigkeitsveranstaltungen.                gute Arbeitskultur, beeinflusste meinen Wunsch
                                                                                        zu arbeiten. Erfolg zu haben und offen für viele
                                                                                        neue Berufsmöglichkeiten und Ideen zu sein.“

                                                                                           Domagoj Mrcelic

                                                                                        2015 Stipendiat bei der Deutschen Telekom,
                                                                                        heute Rechtsreferendar in Split
                                                                                        „Freundschaft; Lernen; Die Chance, eine bessere
                                                                                        Zukunft durch gegenseitiges Verständnis und Zu-
                                                                                        sammenarbeit aufzubauen. Das sind die Worte, die
                                                                                        unser Alumni-Netzwerk am besten beschreiben.
                                                                                        Das Ende unserer Praktika ist nicht das Ende, son-
                                                                                        dern erst der Anfang unserer lebenslangen Gemein-
   Gemeinsame Freizeit-Aktivitäten sind fester Bestandteil des
                                                                                        schaft, die neue Freundschaften, berufliche Kontak-
   Alumni-Netzwerks.
                                                                                        te und sogar Hochzeiten hervorbringt.“

14 osteuropa informationen 5/6 - 2018
Special 15 Jahre ZDS > Alumni

   Ana-Marija Vlintoska                                Viola Buli                                           Dejan Pejovic

2012 Stipendiatin bei Europoles GmbH & Co.          2008 Stipendiatin bei der Deutschen Energie          2012 Stipendiat bei Apotheke Q205, heute Se-
KG, heute Bauingenieurin bei Beton A.D.             Agentur GmbH (DENA) heute Kf W in Tirana             nior Specialist im Produktentwicklungsteam
Skopje                                              „Bei der DENA unterstützte ich die internationale    der Telekom Montenegro
„Mit den regelmäßigen Alumnikonferenzen wird        Abteilung bei laufenden Projekten zu Energieeffi-    „Teil des Alumni Netzwerks zu sein, gibt mir die
unsere Verbundenheit sehr verstärkt. Oftmals        zienz und erneuerbaren Energien. Für mich war die    Möglichkeit, großartige Menschen aus der Regi-
halten Mitglieder des Netzwerks Präsentationen      Teilnahme an dem Programm die beste Möglich-         on zu treffen und neue Freunde zu finden. Durch
aus ihrem Fachbereich – jeder von uns hat eini-     keit, erste Arbeitserfahrungen zu sammeln und viel   die Teilnahme an den Alumni-Konferenzen reiste
ges an Wissen mitzuteilen. Ich bin sehr glücklich   Neues zu lernen. Das Praktikum hatte einen ent-      ich zum ersten Mal in einige Nachbarländer. Das
darüber, dass das Programm sich an den Wün-         scheidenden Einfluss auf meine Arbeitseinstellung    half mir sie besser zu verstehen und Vorurteile
schen und Bedürfnissen unserer beruflichen Ent-     und zeigte mir, was es bedeutet, Verantwortung zu    abzubauen und zu erkennen, dass es zwischen
wicklung orientiert. Wir können uns die Themen      tragen und Teil eines internationalen Teams sein.“   uns mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede
der Konferenzen selbst aussuchen und unsere                                                              gibt. Ich bin stolz darauf, dass ich jetzt in jedem
berufliche Expertise erweitern.“                                                                         Land der Region Freunde habe.“

                                                                                                            Nachruf

   Jasmin Valjevac                                     Danijela Cabarkapa
                                                                                                              Milica Petrovic (1991-2018)
2009 Stipendiat bei ProXcel GmbH, heute Ge-         2009 Stipendiatin bei der DEG - Deutsche In-
schäftsführer von proXcel SEE                       vestitions -und Entwicklungsgesellschaft                Wir wollen nicht trauern,
„Als ich nach Sarajevo zurückkehrte und mich für    mbH, heute Geschäftsführerin der Japanese               dass wir sie verloren haben,
                                                                                                                                                               Fotos: Ost-Ausschuss, Zoran Djindjic Stiftung

einen Job bewarb, sagte man mir während eines       Business Alliance in Serbien                            sondern dankbar sein dafür,
Bewerbungsgesprächs, dass es meine Erfahrungen      „Zoran Djindjic war eine Inspiration für uns alle.      dass wir sie gehabt haben.
in Deutschland als Stipendiat des Zoran Djindjic    Er und das Programm haben uns zusammenge-
Stipendienprogramms waren, die mich von den         bracht und mit dem Alumni-Netzwerk eine proak-          Völlig unerwartet und auf tragische Weise
anderen 200 Mitbewerbern unterschieden. Heute,      tive Gruppe von jungen Berufstätigen hervorge-          wurde Milica Petrovic aus dem Leben ge-
fast zehn Jahre nach meinem Praktikum bei pro-      bracht, die auf regionaler Ebene sehr gut vernetzt      rissen. Die junge Psychologin aus Nis (Ser-
Xcel, habe ich gemeinsam mit meinem ehemali-        ist. Wir teilen unsere Erfahrungen und unterstüt-       bien) hatte als Stipendiatin 2017 ein sechs-
gen Mentor ein Joint Venture gegründet und bin      zen uns in allen Bereichen. Im Laufe der Jahre          monatiges Praktikum bei der Metro AG
Geschäftsführer bei proXcel SEE.“                   sind viele enge Freundschaften entstanden, und          absolviert und war fest für ein Traineepro-
                                                    die Grenzen zwischen uns sind beseitigt – die           gramm in Serbien ab Mai 2018 eingeplant.
                                                    sichtbaren, aber auch die unsichtbaren.“                Seit Ende ihres Praktikums war sie im
                                                                                                            Alumni-Netzwerk aktiv.

                                                                                                            Wir vermissen sie sehr!

                                                                                                                                                        15
Special 15 Jahre ZDS > Chronik

15 Jahre Zoran Djindjic Stipendienprogramm d
Westlichen Balkans – 15 Jahre Erfolgsgeschich
„Das Erfolgsgeheimnis liegt in der Investition in Bildung. Bildung, Ausbildung und Wissen sind die Triebkrä

2003 – Zoran Djindjic             2004 – Erste Generation         2007 – Erste                    2008 – Fünf Jahre
1952 - 2003                       des Stipendienprogram           Erweiterungsrunde               Stipendienprogramm

Im Jahr 2001 wird Zoran           Die ersten 25 Stipendiaten      Nach drei erfolgreichen Jah-    In den ersten fünf Jahren ha-
Djindjic der erste demokra-       beginnen im Jahr 2004           ren mit jungen Nachwuchs-       ben 75 Studenten und junge
tisch gewählte Premierminis-      ihre Praktika in deutschen      kräften aus Serbien wird das    Graduierte an dem Pro-
ter Serbiens. Er verbrachte       Unternehmen.       Führende     Programm 2007 um die Län-       gramm teilgenommen und
einen Großteil seiner Studi-      deutsche Unternehmen wie        der Albanien, Bosnien und       Praktika in 36 führenden
enjahre in Deutschland, wo        die Siemens AG, Metro AG,       Herzegowina, Kroatien und       deutschen Unternehmen ab-
er auch promovierte. Auch         DaimlerCrysler AG und           Mazedonien erweitert. Aus       solviert.
nach seiner Rückkehr nach         Deutsche Bank AG stellen        einem bilateralen Projekt mit
Serbien im Jahr 1989 blieb        Praktikumsplätze für die Sti-   maximal 25 Teilnehmern          Gründung des
Deutschland für ihn ein Vor-      pendiaten der ersten Gene-      wird ein regionales Pro-        Alumni-Netzwerks
bild des friedlichen gesell-      ration bereit. Von 2004 bis     gramm mit fünf teilnehmen-
schaftlichen, wirtschaftlichen    2006 absolvierten jährlich      den Ländern. Die Zahl der       Im Jahr 2008 wird das
und politischen Wandels.          bis zu 25 Studierende und       jährlich zu vergebenden Sti-    Alumni-Netzwerk       gegrün-
Zeit seiner politischen Karrie-   junge Graduierte aus Ser-       pendien wird auf 50 erhöht.     det. Nach der Rückkehr in
re behielt er engen Kontakt       bien Praktika in führenden                                      ihre Heimatländer werden
zu Deutschland.                   deutschen Unternehmen.                                          die Absolventen in ein sehr
                                                                                                  aktives     Alumni-Netzwerk
Zoran Djindjic fiel am 12.                                                                        integriert und bleiben so
März 2003 einem Attentat                                                                          miteinander, mit Deutsch-
zum Opfer.                                                                                        land, der deutschen Kultur
                                                                                                  und Wirtschaft verbunden.
                                                                                                  Das Alumni-Netzwerk för-
                                                                                                  dert die grenzüberschreiten-
                                                                                                  de Zusammenarbeit junger
                                                                                                  Menschen und unterstützt
                                                                                                  regionale Kontakte nachhal-
                                                                                                  tig. Für Unternehmen bietet
                                                                                                  das Netzwerk einen Pool an
                                                                                                  hochqualifizierten Young Pro-
                                                                                                  fessionals, die in führenden
                                                                                                  deutschen, internationalen
                                                                                                  und lokalen Unternehmen in
                                                                                                  der Region aktiv sind.

16 osteuropa informationen 5/6 - 2018
Special 15 Jahre ZDS > Chronik

 der Deutschen Wirtschaft für die Länder des
hten
äfte des Erfolgs.“ – Zoran Djindjic, 2002

       2009 – Zweite                   2011 – Bundeskanz-                  2013 – Zehn Jahre                   2018 – 15 Jahre
       Erweiterungsrunde               lerin Angela Merkel                 Stipendienprogramm                  Stipendienprogramm
                                       trifft Alumni

       Im Zuge der zweiten Erweite-    Im Rahmen ihrer Reise nach         In den vergangenen zehn              Bis zum Jahr 2018 haben
       rung um Kosovo und Monte-       Serbien am 23. August              Jahren haben sich insge-             sich mehr als 16.000 Studen-
       negro im Jahr 2009 wird die     2011 trifft Bundeskanzlerin        samt 10.000 Studenten und            ten und junge Graduierte aus
       Zahl der zu vergebenden         Angela Merkel mit Ruzica           junge Graduierte für das             den sieben Programmländern
       Stipendien auf 60 erhöht.       Djindjic, Vorsitzende der          Zoran Djindjic Stipendien-           für das Stipendienprogramm
       Aus einem bilateralen Projekt   Zoran Djindjic Stiftung, und       programm beworben. 394               beworben. Im Jahr 2017 wur-
       entstand in den vergangenen     ehemaligen     Stipendiaten        Stipendiaten des Programms           de die Zahl der jährlich zu
       sechs Jahren ein umfassen-      des Zoran Djindjic Stipendi-       haben in 137 führenden               vergebenden Stipendien auf
       des regionales Programm,        enprogramms der Deut-              deutschen      Unternehmen           75 erhöht. In den vergange-
       das sich auf die Themenfel-     schen Wirtschaft in Belgrad        Praktika absolviert. Zahl-           nen 14 Jahren haben 158
       der Bildung, Wirtschaftsent-    zusammen.                          reiche Alumnikonferenzen,            führende deutsche Unterneh-
       wicklung und regionale Aus-                                        Seminare und Workshops               men Praktikumsplätze für 645
       söhnung erstreckt.                                                 haben seit der Gründung              Stipendiaten bereitgestellt
                                                                          des Netzwerks im Jahr 2008
                                                                          stattgefunden. Das Alumni-
                                                                          Netzwerk wächst jährlich
                                                                          und bietet den Alumni umfas-
                                                                          sende Weiterbildungsmög-
                                                                                                                                                Fotos: Ost-Ausschuss, Zoran Djindjic Stiftung, N. Radovic, J. Scheer

                                                                          lichkeiten.

                                                  Wolfgang Büchele
                                                  Vorsitzender des Ost- Ausschusses der Deutschen Wirtschaft:

                                                  „Wir können heute auf 15 sehr erfolgreiche Jahre des Zoran Djindjic Stipendienprogramms
                                                  zurückblicken. Das Programm ist ein hervorragendes Beispiel für die gelungene Kooperation
                                                  der Deutschen Wirtschaft mit der Entwicklungszusammenarbeit des BMZ und der Zusammenar-
                                                  beit zwischen Deutschland und Südosteuropa. Unser Programm leistet einen kleinen, aber ent-
                                                  scheidenden Beitrag zur nachhaltigen Vertrauensbildung zwischen den Ländern des Westlichen
                                                  Balkans und unterstützt die grenzüberschreitende Integration Südosteuropas.“

                                                                                                                                          17
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