DEUTSCHES APOTHEKENMUSEUM - 40/2018 SUPPLEMENT
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DEUTSCHES APOTHEKENMUSEUM 40/2018 SUPPLEMENT WWW.PHARMAZEUTISCHE-ZEITUNG.DE Christus als Apotheker. Egino G. Weinert 1981, Inv.-Nr. VII B 1237
Apothekenmuseum Da n k a n F r e u n d e u n d F ö r d e r e r Förderverein Deutsches Ein Jahr mit Mops Apotheken-Museum e. V. Zum Vormerken: Das nächste Tref- fen der Mitglieder findet am 3. bis und Rosenblüte 5. Mai 2019 in Potsdam statt. Die Einladung zur Mitgliederversamm- lung ergeht mit detailliertem Pro- gramm Anfang 2019. Elisabeth Huwer, Heidelberg / Ein arbeitsreicher Drittmittel- antrag, die Neugestaltung eines Ausstellungsraums, der Apotheker Wollen Sie jetzt Mitglied werden gartenbau, ein neuer Besucherrekord und jede Menge Neuzugänge: und so das Deutsche Apotheken- Die Bandbreite der Museumsaktivitäten war wieder einmal enorm Museum nachhaltig unterstützen? vielfältig. Viele davon hätten ohne Sach- und Geldspenden, Ein Beitrittsformular finden Sie auf verständnisvolle Anbieter und den Förderverein Deutsches Apo- der letzten Seite dieser Beilage! theken-Museum nicht umgesetzt oder im sicheren Hafen der Museumssammlung untergebracht werden können. Dafür ein herzliches Dankeschön! Nachlässe von gleich vier Apothekern Grafiksammlung, die in den letzten ein Konzept für eine Online-Ausstel- des 19. und 20. Jahrhunderts galt es Jahren besonders stark gewachsen ist, lung. aufzunehmen, darunter weitere Archi- werden berücksichtigt. Hier kommen Last but not least: die Besucherzah- valien des Morphin-Entdeckers Fried- unter anderem Entwürfe zu Falt- len im Museum. Sie sind nochmals rich Wilhelm Sertürner (1783 bis 1841), schachteln und Logos aus dem Druck- angestiegen auf 740 000 Gäste im Jahr die herausragenden naturkundlichen archiv der Firma Melsbach und einiges 2017. Damit sind wir im Ranking Sammlungen wie auch die Laboraus- aus der Exlibris-Sammlung von Wolf- nochmals ein paar Plätze nach vorne stattung der Apothekerfamilie Sauter- gang Wissing zur Geltung. gerutscht unter die 20 bestbesuchten meister (19. Jahrhundert) sowie Archi- Im Frühjahr war Baubeginn im Apo- Museen Deutschlands. valien und eine wertvolle Fayence des thekergarten! Wie bei allen Baumaß- Vieles gäbe es noch zu berichten, 17. Jahrhunderts aus dem Besitz des nahmen im Heidelberger Schloss gab die Zeit seit dem letzten Museumsheft ersten Museumskurators Fritz Ferchl es auch hier Überraschungen. Die größ- ging wieder wie im Flug vorbei. Beglei- (1892 bis 1953). Für die wohlwollende te war der Abbruchschutt eines Ge tet wurden wir dabei immer von Ihnen, Überlassung und den angenehmen bäudes, dessen mächtige Quader sich unseren Freunden und Förderern – Kontakt dankt das Museumsteam sehr keine 25 cm unter der Grasnarbe der ganz herzlichen Dank dafür! / herzlich Wernhera Peters, Hameln, zukünftigen (als trümmerfrei gelten- Margarete Fleckenstein, München, so- den) Gartenfläche fanden. Die Anlage wie den Schwestern Birgitta Bonn- der Beetstruktur und die Erstbepflan- mann, Rheinberg, und Ruthild Sauter- zung verzögerten sich dadurch, aber meister, München. bald sorgte die erste Blüte der Apothe- Ein herzlicher Dank gilt auch Apo- kerrosen für Begeisterung. Allerdings theker Wolfgang Wissing, Hückelho- nur im Museumsteam – die offizielle Inhalt ven, der aus seiner exquisiten Medail- Eröffnung ist im Sommer 2019! Dank an Freunde und Förderer: len- und Exlibris-Sammlung mehr als Stolz sind wir auf eingeworbene Ein Jahr mit Mops und Rosenblüte 2 100 Druckgrafiken im Miniaturformat Drittmittel vom Bundesministerium sowie Medaillen zur Homöopathie für Forschung und Bildung in Berlin. Zu- Neuzugänge 2017/2018: spendete. Alle Motive, für die er aus- sammen mit Professor Dr. Christoph Romantik und Forscherdrang 3 schließlich namhafte zeitgenössische Friedrich vom Institut für Geschichte Bedeutende Neuzugänge Künstler beauftragte, stammen aus der Pharmazie der Philipps-Universität präsentiert6 der Pharmazie, sind mit Bedacht ge- Marburg und den Wirtschaftsinforma- Wasser des Lebens: Das Leben wählt und weit gespannt bis hin zum tikern Dr. Meral Avci, RWTH Aachen, verlängern mit Paracelsus 7 Mops als Apotheker (lesen Sie dazu und Dr. Stefan Schellhammer, WWU auch Seite 9 ff. in diesem Heft). Wir Münster, konnten wir im Förderbereich Sammlung Wissing: danken für die außergewöhnlich groß- »Die Sprache der Objekte« mit dem Der Mops in der Apotheke 9 zügige Sachspende sowie für höchst Verbundprojekt »Vom Artefakt zur in Bundesministerium fördert anregende Gespräche. fra structura – Das Arzneimittelrezept Forschungsprojekt12 Ab September präsentieren wir im als Zugang zur Gestaltung gesell- Apothekenhaus Münster: Museumsraum 9 eine Auswahl der schaftlicher Infrastruktur« überzeugen. Einhorn im Glück 13 Neuzugänge der letzten Jahre. Der Das Deutsche Apotheken-Museum Schwerpunkt liegt im 19. bis 21. Jahr- stellt mit rund 8500 Rezepten aus dem Abendführungen13 hundert. Die Nachlässe des Morphin- 17. bis 21. Jahrhundert sowie mit Re- Philatelie: Apothekengeschichte Entdeckers Sertürner und der schwäbi- zeptbeständen aus weiteren Museen im Kleinformat 14 schen Familie Sautermeister stehen als und Sammlungen im deutschen Beispiele für forschende Apotheker des Sprachraum die Quellengrundlage da- Beitrittsformular16 19. Jahrhunderts. Auch die Zugänge zur für in digitaler Form bereit, und erstellt 2 PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG.
Apothekenmuseum N e u z u g ä n g e 2 0 1 7/ 2 0 1 8 VII A 1921a). Die Archivalien ergänzen die Materialbasis der laufenden For- Romantik und schungsarbeit von Museumdirektorin Dr. Elisabeth Huwer zum ersten Kura- tor des Deutschen Apotheken-Muse- Forscherdrang ums um zahlreiche wichtige Aspekte. Romantischer Sertürner Von Claudia Sachße und Elisabeth Huwer, Heidelberg / Schrift- Dem seit 2011 im Bestand befindlichen zeugnisse und Kostbarkeiten aus den Nachlässen von F. W. Sertürner Schriftnachlass von Friedrich Wilhelm und F. Ferchl, der spannende Nachlass einer forschungsbegeisterten Sertürner (1783 bis 1841) können Manu- schwäbischen Apothekerfamilie, eine moderne Version des Motivs skriptfragmente und zwei Erstausga- »Christus als Apotheker« und eine kleine Kerze mit großer Botschaft: ben seines zweibändigen Werkes »Sys- Die Neuzugänge des vergangenen Jahres bieten wieder reiche tem der chemischen Physik« (1820 bis Facetten und sind künftig teils auch in der Ausstellung zu sehen. 1822) hinzugefügt werden. Auch beste- chen zwei weitere Briefe Sertürners an Aus der Familie des ersten Museums- der Stern-Apotheke Nürnberg. Reizvoll seine Verlobte Eleonore von Rettberg kurators Dr. Fritz Ferchl (1892 bis 1953) ist die Tatsache, dass ein Kupferstich, (1798 bis 1871). Am 18. November 1820 übergab seine Enkelin Margarete Fle- der wohl 1710 entstand, die Offizin-Ein- schrieb er ihr aus Einbeck »Guten Mor- ckenstein, München, kürzlich ein Ob- richtung der Stern-Apotheke in dieser gen liebes Lorchen! …« und endet eben- jekt aus seiner privaten pharmaziehis- Zeit detailgetreu wiedergibt, wobei die so liebevoll mit »…Dein Wilhelmchen torischen Sammlung sowie Unterlagen Albarelli deutlich erkennbar sind. Zur Sertürner« (VII A 2177). aus seinem persönlichen Nachlass an Provenienz der Manufaktur, die diese Vermutlich aus derselben Zeit das Museum. sehr qualitätsvollen Erzeugnisse her- stammt ein Medaillon mit einem bis- stellte, muss bemerkt werden, dass der lang unbekannten Jugendporträt Fayence, Archivalien und früher häufig genannte Manufakturort Habilitationsurkunde Nürnberg jüngst mit guten Argumen- Der Fayence-Albarello aus dem späten ten angezweifelt wird. 17. Jahrhundert zeigt als Motiv einen Aus dem persönlichen Nachlass behelmten Kriegerkopf (Abbildung 1). Ferchls stammt ein Konvolut von Un- Der Dekor ist von einer größeren An- terlagen aus der Zeit von circa 1920 bis Pharmakognostische Sammlung zahl gleichartiger Fayencen im Bestand in die 1950er-Jahre. Darunter ist auch von Heinrich Sautermeister, anderer Museen wohl bekannt; die die Habilitationsurkunde Fritz Ferchls, Apotheke Kloster Wald, Fayencen stammen ursprünglich aus ausgestellt am 15. Juli 1939 (Inv.-Nr. circa 1850 bis 1870 (Inv.-Nr. I A 1272) PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG. 3
Apothekenmuseum Herbar mit mehr als 11 000 Spezies, das selbst gesammelte einheimische Prä- parate ebenso enthielt wie über Tauschhandel erworbene Pflanzen aus der ganzen Welt. Das Herbar ging spä- ter als Schenkung der Familie an die Botanische Sammlung des Natur kunde-Museums Stuttgart. Seine phar- makognostische Sammlung von fast 2000 Spezies mit einem handschrift lichen »Catalog der Droguen Samlung« von 1855 ist nun im Bestand des Deut- schen Apotheken-Museums (Foto S. 3). Bedeutend sind auch zwei Sätze von Kristallmodellen aus der Zeit um 1860. Ein 50-teiliger Satz mit Gipsmodellen wurde vermutlich von einem Anbieter von Mineralienbedarf erworben. Ein zweiter, 114-teiliger Satz wurde – wohl nach Vorlagen des Heidelberger Mine- Abbildung 2: Friedrich Wilhelm Adam Ser- ralien-Comptoirs, wie ein beliegendes türner, Porträtminiatur (5,4 x 4,5 cm). Aqua- Heft vermuten lässt – um 1860 aus rell auf Elfenbein, um 1820 (Inv.-Nr. VII B 1136) Pappe selbst gefertigt und beschriftet (Abbildung 3). Hinzu kommen eine entomologische Schausammlung mit Präzisionstechnik 70 Schmetterlingspräparaten, Botani- aus Rottweil sier- und Entomologie-Utensilien sowie Otto Sautermeister übernahm im Juli schmuckvolle mikroskopische Pflanzen- 1870 die Obere Apotheke in Rottweil. präparate der Firma Menzel & Comp. Im selben Jahr hatte er bereits sein Exa- Abbildung 1: Albarello aus der Stern-Apo (später Engell & Comp.) aus Zürich men in Tübingen erworben, den Mili- theke Nürnberg, spätes 17. Jahrhundert (Inv.-Nr. VII E 412–413, 416–418; III O 412). tärdienst absolviert und geheiratet. (H 26,8 cm). Aus dem Nachlass von Fritz Ferchl (Inv.-Nr. II E 1001) Abbildung 3: Kristallmodell-Satz, ( Abbildung 2), vielleicht ein Verlobungs 114 Modelle hand- geschenk? Gefasst von zwei gewölbten gefertigt aus Glasplättchen in goldenem Rahmen verschiedenfarbiger mit Anhänger, ist zwischen dem Elfen- Pappe, vermutlich beinplättchen und einem Seidenblatt nach Vorlage und eine Locke Sertürners eingeschlossen! Kristallschema eines Satzes des Naturforscher auf der Heidelberger Mine- Schwäbischen Alb ralien-Comptoirs, Der Nachlass zweier Apothekergenera- ca. 1860 tionen der schwäbischen Familie Sau- (Inv.-Nr. VII E 413) termeister mit Materialien von etwa 1850 bis 1918 ist ein eindrücklicher Be- leg der Tradition des forschenden Bür- gertums im 19. Jahrhundert. Heinrich Sautermeister (1812 bis 1874), ab 1842 Besitzer der Apotheke in Kloster Wald (Landkreis Sigmaringen), sowie sein später in Rottweil wirkender zweitge- borener Sohn Otto Alfred Sautermeis- ter (1845 bis 1918) erwarben sich als be- geisterte Naturforscher reiches Wissen über Botanik, Entomologie, Mikrosko- pie und Kristallografie. Beide lieferten wertvolle Erkenntnisse über die süd- deutsche Flora und Fauna. Heinrich Sautermeister erstellte über viele Jahre ein umfangreiches 4 PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG.
Apothekenmuseum Mit demselben Elan und Stolz brachte er seine Apotheke umgehend auf den neuesten technischen Stand, ließ sie als eines der ersten Häuser der Stadt an das öffentliche Telefonnetz anschlie- ßen und installierte elektrische Appa- raturen und Anlagen (Sautermeister 1903). Er spezialisierte sich als Nahrungs- mittelchemiker. Als chemischer Gut- achter für das Landgericht Rottweil war er auch mit manchem Kriminalfall befasst. Die zahlreichen erhaltenen Gerätschaften berücksichtigten die damals in den Apotheken üblichen maßanalytischen Methoden ebenso wie etwa Arsen- und Phosphornach- weise oder die Bestimmung von Blut- proben. Ein herausragendes Ensemble ist ein »Großes Gundlach Mikroskop« Abbildung 4: Großes Gundlach Mikroskop Nr. 664, mit Zubehör (Ernst Gundlach, Berlin / (Abbildung 4) mit umfangreicher Aus- Wilhelm und Heinrich Seibert, Wetzlar), 1870 bis 1875 (Inv.-Nr. III O 410). Derzeit sind nur zwei stattung und Utensilien zur Herstel- erhaltene Vergleichsobjekte bekannt. Die Mikroskope von Gundlach galten nach deren Prä- lung mikroskopischer Präparate, unter mierung auf der Weltausstellung in Paris 1867 einige Jahre als die besten, die in Deutschland anderem Trocken- und Immersions produziert wurden (vgl. Mappes 2008). objektive, Abbe’scher Beleuchtungs- apparat, Polarisationsvorrichtung, Saccharimeter, Oberhäuser’scher Zei- rometer, Mikrospektroskop nach Sor- Auch berufspolitisch und lokal war chenapparat, Okular- und Objektmik- by-Browning, Taschenspektroskope, Sautermeister engagiert. Er gab eine Immersionsöl, Objektträger und glä- »Taxe für den pharmaceutischen Hand- serne Staubglocke. Erwähnenswert verkauf« (1873) heraus als Hilfestellung ist zudem ein Stromelement, ein nach der Einführung des metrischen Bunsen’sches Tauchelement (Inv.-Nr. Gewichtes 1871, wirkte lange Jahre als III O 414, Abbildung 5). Vorstand im Schwarzwaldkreis des Das Interesse an der Botanik, spezi- Pharmazeutischen Landesvereins ell dem Bereich der Kryptogamen und Württemberg sowie im Handels- und Diatomeen (Algen, Flechten, Moose), Gewerbeverband Rottweil und gründe- blieb neben all dem ungebrochen. Der te eine Pensions- und Unterstützungs- reiche Bestand mikroskopischer Präpa- kasse für Apotheker. rate enthält neben botanischen Proben aber auch bakteriologische Präparate Christus-Motiv mit neuen aus Untersuchungen zu Infektions- Tugenden krankheiten (vor allem Tuberkulose) Eine moderne Adaption des historisch sowie Präparate aus einigen der von reich belegten Bildmotivs »Christus als ihm begutachteten Kriminalfälle (Inv.- Apotheker« ließ Apothekerin Dr. Annet- Nr. III O 413). te Zimmermann 1981 für die Barbara- Termine 2018/2019 26. bis 28. Oktober: Treffen der AG Pharmaziehistorische Museen und Sammlungen in Güstrow und Schwaan 3. bis 5. Mai 2019: Mitgliederversammlung des Fördervereins Deutsches Apotheken-Museum e. V. in Potsdam Öffentliche Abendführungen 2018, jeweils ab 19 Uhr: 19. Oktober: Gepfefferte Heilkunst 7. Dezember: AdventsSpecial Abbildung 5: Akkumulator (Bunsen’sches Weitere Termine sowie für Sonderveranstaltungen am Tag der Apotheke, Tauchelement) mit vier Kohle- beziehungs- am Tag der Offenen Tür oder am Internationalen Museumstag finden Sie weise Zinkplatten, etwa 1870 bis 1880 demnächst auf unserer Homepage www.deutsches-apotheken-museum.de (H 42,7 cm) (Inv.-Nr. III O 414) PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG. 5
Apothekenmuseum Apotheke in Bochum-Wattenscheid Vogel, damals Präsident der BLAK und anfertigen, wo es bis 2016 in der Offizin Abbildung 6: langjähriger Vorsitzender der Deut- hing (Titelbild). Beauftragt wurde der Kerze von der schen Apotheken Museum-Stiftung, vor allem durch seine Emailarbeiten be- letzten Leipziger war beeindruckt von dieser Geste und kannte Künstler Egino G. Weinert (1920 Montagsdemons fragte nach dem Hintergrund. Er erbat bis 2012). tration vor der sich die Kerze als Erinnerungsstück und Klassisch ist die Darstellung Christi Wende, Hans Knoll, brachte eine Notiz an. mit Waage und Seelenarzneien, denen Okt./Nov. 1989 Dieses erste Treffen war der Anfang Zimmermann zusammen mit ihrem (Inv.-Nr. VII E 425). einer intensiven Zusammenarbeit zwi- Vater Ferdinand Zimmermann (1909 schen der BLAK und den bald neu ge- bis 1997) mit »Zeit« und »Geduld« neue gründeten Landesapothekerkammern zeitgemäße Tugenden zufügte. Unge- Sachsens, deren Präsident Hans Knoll wöhnlich ist die Positionierung der wei- später wurde, und Thüringens. Vogel teren Figuren in der Offizin zwischen bewahrte die etwa 8 cm hohe Kerze auf Rezepturtisch und Repositorium – ein und übergab sie nun als kleinen leuch Raum, der sonst nur dem Apotheker tenden Zeitzeugen an das Museum vorbehalten war. Dieses mit seinen Ein- (Inv.-Nr. VII E 425, Abbildung 6). legearbeiten technisch herausragend gearbeitete Stück mit Bronzerahmen Literatur ist der Prototyp eines von Weinert noch Wenig später kam es zu ersten Treffen Glaser, S., Nürnberger Fayencen. Nürnberg 2017. mehrfach verwendeten Motivs. und Austausch ost- und westdeutscher S. 494 f. Apotheker. Knoll besuchte zusammen Hein, W.-H., Illustrierter Apothekerkalender Ein leuchtender Zeitzeuge mit sächsischen und thüringischen Kol- 1975, Dezember. Bei der letzten Montagsdemonstration legen am 23. Januar 1990 die Bayeri- Mappes, T., The Microscopes for Science and Medicine by Ernst Gundlach Berlin 1865-1872. vor der Wende in Leipzig trug der säch- sche Landesapothekerkammer (BLAK) Journal of the Microscope Historical Society sische Apotheker Hans Knoll eine klei- in München. Er hatte seine Kerze mit- 16, 2008, S. 148-161. ne weiße brennende Kerze. Mit dem gebracht, stellte sie auf den Sitzungs- Sautermeister, O., Die Obere Apotheke Rottweil. 9. November 1989 wurde alles anders! tisch und zündete sie an. Dr. Hermann Rottweil 1903. Bedeutende Neuzugänge präsentiert Seit dem 30. August zeigt das Deut- lasses von Friedrich Wilhelm Sertür- aus dem Nachlass von Heinrich und sche Apotheken-Museum die bedeu- ner, darunter Briefe, Manuskripte und Otto Sautermeister. Dem gegenüber tendsten Neuzugänge der letzten Portraits. Absolut sehenswert sind stehen Künstlergrafiken und Design- Jahre, die vor allem das 19. bis auch Elemente der pharmakognosti- Entwürfe, etwa von AW Sauter, Wolf- 21. Jahrhundert im Fokus haben. Zu schen Sammlung, der Kristallmodelle gang Wagenfeld und Heinrich Löffel- den Highlights zählen Teile des Nach- sowie das große Gundlach-Mikroskop hardt sowie der Druckerei Melsbach. Zur Einweihung des neu gestalteten Ausstellungsbereichs trafen sich der Vorstand der Deutschen Apotheken Museum-Stiftung, Mitarbei- ter des Museums sowie Nachkommen der Familie Sautermeister. 6 PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG.
Apothekenmuseum Wa s s e r d e s L e b e n s Körpersäfte auch eine Verlangsamung des Alterungsprozesses. Das Leben verlängern Alchemische »Superarzneien« mit Paracelsus Aber es gibt einen konzeptionellen Unterschied zwischen traditionellen Stärkungs- und Allheilmitteln und den Von Anne Roestel / Elixiere, Quintessenzen oder Aquae vitae – neuen alchemischen »Superarzneien«. begrifflich sind sie nicht immer klar voneinander abzugrenzen. Konventionelle Arzneien kurieren Aber alle haben eins gemeinsam: Sie versprechen, das Leben zu nach der Vier-Säfte-Lehre als Defizite verlängern, die Jugend zurückzubringen und den Körper in seiner oder Überschüsse definierte Krank- Substanz so zu verändern, dass er geradezu »vollkommen« wird. heitszustände. Alchemische Arzneien transformieren und vervollkommnen Unsterblichkeit ist damit natürlich Transmutationsalchemie abgeleitete den Körper in seiner ganzen Substanz, nicht gemeint. Im Christentum ist der Konzept des Elixiers. Als Bezeichnung ebenso wie der Stein der Weisen uned- Tod als Straffolge des Sündenfalls un- für per Destillation hergestellte alko- les, das heißt unvollkommenes Metall ausweichlich, und die Welt »endet« mit holhaltige Flüssigarzneien machten in Gold verwandelt, also vollkommen dem Tag des Jüngsten Gerichts: beides das Elixier und seine alchemischen macht. Der Wirkmechanismus ist der Voraussetzungen für das ewige Leben. »Verwandten« in den folgenden Jahr- eines Ferments wie bei der Herstellung Körperliche Verjüngung, das Herauszö- hunderten in Europa eine Karriere, die von Sauerteig und macht keinen Unter- gern von Altersbeschwerden und die die Suche nach dem alchemischen Gold schied zwischen einem Organismus Verlängerung der Lebensspanne lagen bei Weitem überdauerte. und »unbelebter« Materie. aber durchaus im Bereich des Denkba- Opiumkonfekte wie Theriak und Die Forderung alchemischer Selbst ren, Diskutablen und Erstrebenswer- Tryphera oder »herzstärkende« Sub optimierung durch die Franziskanerge- ten. Mediziner im Spätmittelalter und stanzen wie Gold und Silber, Ambra, lehrten Roger Bacon und Johannes von in der Frühen Neuzeit spekulierten in Korallen, Melisse, Borretsch-, Ochsen- Rupeszissa, dem »Erfinder« der Quint- Anbetracht des in der Bibel berichteten zungen- und Rosenblüten versprachen essenz, hat sogar heilsgeschichtliche hohen Alters der Patriarchen über die bereits im vor-alchemischen Europa Dimensionen. Den Körper in ein voll- höchste theoretisch mögliche Lebens- nicht nur Schutz vor und die Heilung kommenes Gleichgewicht zu bringen, erwartung und setzten diese tatsäch- von zahlreichen Krankheiten, sondern trage dazu bei, dem Verfall der Welt, lich auf bis zu 400 Jahre fest. wegen deren günstigen Einfluss auf die der seit der Vertreibung aus dem Para- dies und nachdem die Altväter ihre Die Fäulung aufhalten »gesunde« Lebensweise aufgegeben Aus medizinischer Perspektive war der haben, immer weiter fortgeschritten Alterungsprozess zunächst einmal eine sei, entgegenzuwirken. Insbesondere Verderbnis von Galle und Körpersäften helfen diese Präparate, den Körper und die daraus resultierende »Fäu- schon zu Lebzeiten dem Idealzustand lung«. Vollkommenheit im Zusammen- anzunähern, den dieser nach Weltende hang mit dem menschlichen Körper am Tag der Auferstehung erlangen bedeutet hier folgerichtig Unverderb- wird. Außerdem könne man so bis an lichkeit oder Unzersetzbarkeit. Verjün- sein Lebensende »den Mühen des gung und/oder Lebensverlängerung – evangelischen Lebens besser gerecht was nicht zwangsläufig dasselbe werden«. Man bleibe im Dienst am bedeutet – heißt, die unvollkommene, Glauben also einsatzfähig bis ins hohe korrosionsanfällige Substanz des Kör- Alter. pers zu verbessern und der Verderbnis So ist die Quintessenz auch eine durch Konservierungsmaßnahmen Substanz, die nicht ganz von dieser entgegenzuwirken. Welt ist: ein Funke des Himmels in der Der Gedanke künstlicher Verjün- irdischen Materie, der sich daraus her- gung und Lebensverlängerung gelang- ausdestillieren lässt. Die Quintessenz te mit der Rezeption arabischsprachi- sei für den Menschen das, was der Him- ger Alchemica im 12. und 13. Jahrhun- mel für die Erde sei: von Gott geschaf- dert nach Europa und wurde zum Spe- fen, um den Körper zu erhalten, wäh- zialgebiet der sich daraus entwickeln- rend der Himmel geschaffen wurde, den, später so genannten »alchemia um die Welt zu retten. Die darin enthal- medica«. tene Wärme des ewigen unverderbli- Von den mittelalterlichen Franziska- chen Himmels bewahre dann den Leib. nergelehrten Roger Bacon und Johan- Während Johannes von Rupeszissas nes von Rupeszissa über Paracelsus Quintessenz den Alterungsprozess und dessen Nachfolger zieht sich die- zwar rückgängig macht, man aber den- ses Motiv wie ein roter Faden bis in die Glasflasche Elixir Proprietatis Paracelsi, circa noch zum von Gott festgesetzten Zeit- Neuzeit. Im Zentrum steht das aus der 1750, Inv.-Nr. II A 0044 punkt sterben wird, sollen Trinkgold PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG. 7
Apothekenmuseum dem die Zutaten zunächst aufgelöst werden müssten, um anschließend nach Rezept verfahren zu können. Der Weingeist als »geistiges Menstruum« und »vornehmster Theil derer Elixire« kam also erst später dazu; wahlweise konnte auch Schwefelsäure oder Salz- säure verwendet werden. Aufgefrischt mit einem schmackhaften Menstruum, erfreute sich dieses Rezept jedenfalls solcher Beliebtheit, dass es seit dem 17. Jahrhundert in zahlreichen Varian- ten die Pharmakopöen bevölkerte. Anleihe bei arabistischen Rezepten Was die konservierende Wirkung an- geblich ausmachen sollte: Das Rezept orientiere sich, so der Arzt Georg Wolf- gang Wedel (1645 bis 1721) in seiner lateinischsprachigen Dissertation über das Elixir Proprietatis, an der Zusam- mensetzung ägyptischer Mumienbal- same sowie dem Salböl, mit dem der Leichnam Christi eingesalbt worden sei. Tatsächlich handelt es sich, wie aus Wedels Herleitung dieser »Tradition« zu ersehen, um die Wiederauflage ei- nes wesentlich älteren griechisch-ara- bistischen Rezepts, das sowohl Avicen- na, Rhazes als auch dem griechischen Arzt Rufus von Ephesos (80 bis 150 n. Chr.) zugeschrieben wurde und das ab der Mitte des 16. Jahrhunderts als »pilules pestilentiales« Eingang in die Pharmakopöen fand. Diese Pestpillen bestanden ebenfalls aus Aloe, Safran und Myrrhe. Zubereitet wurde die Pil- lenmasse mit »vino Aromatico«. Rezepte für ein Elixir Proprietatis in der Pharmacopoea Wirtenbergica, 1750, Bibl. Sign. 2 Bei Paracelsus wurde das arabisti- Pha 4/3 sche Grundrezept durch Destillation einfach »alchemisiert«, wie das bei vie- len ursprünglich arabistischen Präpara- und Elixiere das Leben verlängern – das sozusagen der Porsche unter den Elixie- ten im 16. und 17. Jahrhundert zu beob- heißt, dass man die Dauer seines Le- ren. Die Wirkung sei eine »virtus con- achten ist. bens zumindest mitbestimmen kann. servativa in senibus«, ein Konservie- Wer sich nun fragt, wie ein alchemi- rungsmittel für Greise, das den Zustand scher Transformationsprozess vonstat- Lebensverlängernde bewahrt, aber keinesfalls die Jugend tengeht, befrage noch einmal die E lixiere wiederherstellt. Aloe, Safran und Myr- Schriften des Paracelsus, in diesem Fall Bei Paracelsus geht das so weit, dass er rhe sollen, so Paracelsus, zwei Monate die »Libri de renovatione et restaura für ein »recept conservationis« eine lang im »Pelikan« destilliert werden, tione«. großzügige Prognose für die doppelte dann solle das Öl von den anfallenden Nachdem man dem Gold oder wahl- oder sogar dreifache Lebensspanne Schlacken getrennt und jenes noch ei- weise auch dem Antimon, der Melisse, gibt: »ad duas vel tres aetates, in viris et nen Monat im Cirkulatorium destilliert dem Smaragd und dem Schwefel je- mulieribus«. Dieses »recept« ist ein werden. weils das »primum ens« entzogen hat, klassisches Vielstoffgemisch, dessen Diese Vorschrift ist so allerdings mische man diese zusammen und fülle Potenz sich aus den Eigenschaften der nicht umsetzbar, weil die Zutaten alle sie mit gutem Wein auf. Davon solle enthaltenen Zutaten zusammensetzt. verbrennen würden. Nach dem para- man »alle morgen in aurore« trinken, Unter den sechs in den paracelsi- celsistischen Mediziner Johan Baptista bis einem erst die Fingernägel, dann die schen Archidoxien beschriebenen Eli- van Helmont (1580 bis 1644) habe Para- Fußnägel ab- und das Haar und die xieren ist das »Elixir Proprietatis« sicher celsus nämlich den Zusatz und die Art Zähne ausfallen, dann die Haut ver- das berühmteste und langlebigste, des Menstruums verschwiegen, mit dorrt und »ein neue scheußt«. Sobald 8 PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG.
Apothekenmuseum die neue Haut nachgewachsen ist, Karikatur von kann man die Arznei absetzen. Dann Paracelsus, der wachsen Zähne, Haar und Nägel nach, beim Trinken von und es vergehen alle Krankheiten des Alkohol, dem Körpers und des Geistes. vermeintlichen Lebenselixier, Von Lukutate bis Superfood stirbt, Kurz gesagt: Nach Meinung des Medizi- 19. Jahrhundert, ners Christoph Wilhelm Hufeland (1762 Inv.-Nr. VII B 0680 bis 1836) war Paracelsus »einer der un- verschämtesten Charlatans und hoch pralenden Lebensverlängerer (…), der die Gabe hatte, »seinen Unsinn in einer so dunkeln und mystischen Sprache vorzu- tragen, daß man die tiefsten Geheimnis- se darinne ahndete (…)«. In Hufelands eigener »aufgeklärter« Zeit kamen dazu der »berühmte Thee zum langen Leben des Grafen St. Germain« oder »das an- gebetete Lebenselixir Cagliostros«, bei denen es sich aber, wie Hufeland ent rüstet feststellt, um ganz alltägliche Betrüger ist viel Zeit vergangen, aber derfrucht Lukutate für Furore, die Arzneimischungen handelte. eines hat sich nicht geändert: die schlicht die Erfindung eines gerissenen Vom franziskanischen Auftrag des Furcht vor Krankheit und Tod, der Händlers war. Was in den 1920er-Jahren Elixirs, nicht nur den Körper, sondern Wunsch nach Leben und die Hoffnung die fiktive Lukutate versprach, verspre- auch die Welt zu verändern, bis zum lu- auf ein »Wunder«. Im 20. Jahrhundert chen heute sogenannte Superfoods krativen Geschäftsmodell salonfähiger sorgte die vermeintliche indische Wun- wie Chia-Samen oder Goji-Beeren. / Sammlung Wissing von ihm besonders geschätzten Schriftstellern und ihren Werken. In Der Mops in der diesem Kontext entstanden mehrere Blätter zu dem neorealistischen Werk »Gespräche in Sizilien« von Elio Vitto Apotheke rini. Auf einem der jüngsten Exlibris dieser Reihe hat Eva Aulmann den Samm- ler mit Mops Darwin, seinem wichtigsten Von Lea Pistorius und Barbara Simon / In den Jahren 2008 bis Attribut, dargestellt (Abbildung 1). 2018 wurde der Bestand des Deutschen Apotheken-Museums Zahlreiche kunsthistorische Zitate durch eine großzügige Schenkung von Apotheker Wolfgang lassen sich innerhalb der Grafiken ent- Wissing, Hückelhoven, bereichert. Dazu zählen 136 druckgrafische decken, wie bei der meisterhaften Blätter und 23 Medaillen bedeutender zeitgenössischer Künstler Adaption von Ingres Gemälde »Das tür- und Künstlerinnen. kische Bad« durch den Künstler Tim von Veh (Inv.-Nr. VII B 2151.10) oder den Wolfgang Wissing, bis 2015 als Homöo- Bucheignerzeichen, sondern wird zu- zeitgenössischen Darstellungen der path und Apotheker berufstätig, sam- nehmend auch zu einem Sammelobjekt. Apokalyptischen Reiter, einer durch Al- melt seit dem Jahr 2003 Druckgrafiken. Die kleinen Kunstwerke vermögen es, brecht Dürers Holzschnittserie aus Hauptsächlich handelt es sich um Exli- auf besondere Weise die persönlichen dem 15. Jahrhundert bekannten bibli- bris, die der Förderer bei Künstlern und Interessen des Auftraggebers zu trans- schen Ikonografie (unter anderem Inv.- Künstlerinnen aus dem Kreis Leipzig in portieren. Innerhalb der Grafik wird die Nr. VII B 2154). Auftrag gibt. Traditionelle Drucktech- Verbindung zum Eigner durch die Nen- niken wie Radierung und Holzschnitt nung des Namens bewahrt. Zudem ist Apothekerberuf im Exlibris werden in der dort ansässigen Hoch- das Exlibris durch seine hohe Druckauf- Von besonderem Interesse sind die Be- schule für Grafik und Buchkunst (HGB) lage (meist 50 bis 100 Blätter) als Samm- rufsexlibris, die von Wissings Profes und der Burg Giebichenstein, Kunst- lungsobjekt vergleichsweise erschwing- sion als Apotheker berichten. Bis 2015 hochschule Halle, gelehrt. lich und ermöglicht einen Austausch mit betrieb er zusammen mit seiner Ehe- gleichgesinnten Sammlern. frau Evelyn Wissing in Ratheim die Exlibris als Sammelobjekt Die stetig wachsende Sammlung Glückauf-Apotheke. Diese wird auf Seit Beginn des 19. Jahrhunderts dient Wissings teilt sich in mehrere Themen- dem Exlibris »Homo hominis lupus« das Exlibris nicht mehr ausschließlich als gebiete. Zunächst widmet sie sich den von Ina Zimmermann in emblemati- PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG. 9
Apothekenmuseum Abbildung 1: ereits ein Jahr nach Druck der »Taler« B Eva Aulmann, konnte der Bau vollendet werden. Die Conversazione in Klinik des gleichermaßen populären Sicilia, Kupferstich, wie umstrittenen Arztes bestand zwar 2018 nur bis 1914, doch der »Lutze-Taler« gilt (Inv.-Nr. VII B 2159) nach wie vor als Sammelobjekt. Seine Zeit als Apotheker erklärt Wis- sing als endgültig abgeschlossen. Nach wie vor interessiert ihn jedoch die Ganzheit des Menschen, und er be- weist bei seinen Bildaufträgen große Kenntnisse in weitgefächerten The- mengebieten wie Literatur, Film und Zeitgeschichte. In diesem Kontext ste- hen auch die Exlibris, die den Ersten Weltkrieg und die Folgen des Holo- caust thematisieren. Sie wirken gegen das Vergessen der nationalsozialis tischen Gräueltaten (unter anderem VII B 2152.2). Diese Exlibris nehmen die Funktion eines Memento Mori ein oder themati- sieren die Überwindung des Todes dank pharmazeutischer Kenntnisse. Auch die Machtlosigkeit des Menschen im Angesicht des Todes wird in den Grafiken deutlich. Besonders treffend bringt dies das Exlibris des polnischen scher Verbindung mit dem Vornamen rlaubt das Exlibris des Künstlers Karl- e Künstlers Wojziech Nowroclaw Luczek des Sammlers von einem Wolfsschädel Georg Hirsch, der bis 2003 in Leipzig an zum Ausdruck (Abbildung 5). Er zeigt überlagert, dessen geöffneter Kiefer- der HGB Druckgrafik lehrte und einige den Turmbau zu Babel innerhalb einer knochen den Eingang in das Häuschen der in Wissings Sammlung vertretenen pharmazeutischen Reibschale. Der bib- bildet (Abbildung 2). Der Schädel wird Künstler ausbildete, unter anderem lische Turmbau, der unter anderem als von dem Gewächs Aconitum umwu- Bettina Haller und Irina Rössler. In sei- Symbol für das Scheitern der Mensch- chert, aus dem früher Giftköder gegen nem Exlibris »Apotheker mit knöttern- heit in ihrem Versuch, Gott gleichzu- Wölfe hergestellt wurden. In einem der Kundin« zeigt er auf humoristische kommen, gedeutet wird, steht damit Schriftbanner auf der rechten Seite der Weise eine Szene zwischen Apotheker sinnbildlich für die Machtlosigkeit des Darstellung erscheint die bekannte und Kundin, die sich an der Offizin ge- Sentenz des römischen Komödiendich- genüberstehen und über ein Rezept ters Titus Maccius Plautus: »Lupus est diskutieren (Abbildung 3). homo homini, non homo, quom qualis sit, non novit« (Ein Wolf ist der Mensch Lutze-Taler finanziert die dem Menschen, kein Mensch, wenn Homöopathie man sich nicht kennt). Neben den persönlichen Erfahrungen Einen Blick in den nicht immer ein als Apotheker lässt Wissing auch medi- fachen Berufsalltag des Apothekers zinhistorische Themen in die filigranen Bildwerke transportieren. Besonders spannend ist die Darstellung der Grafi- kerin Claudia Berg, die sie einem Schü- ler Hahnemanns widmet (Abbildung 4). Der als Homöopath und vermeint licher Wunderheiler weit bekannte Dr. Arthur Lutze (1830 bis 1870) plante 1854 den Bau der damals weltweit größten homöopathischen Klinik in seiner Hei- matstadt Köthen. Zur Finanzierung sei- nes Vorhabens erfand er ein Spenden- konzept. Er ließ 100 000 »Lutze-Taler« drucken, die für einen Taler erworben und bis 1855 gegen Erstattung ihres Kaufpreises zurückgegeben werden Abbildung 3: Karl-Georg Hirsch, Apotheker Abbildung 2: Ina Zimmermann, Homo homi- konnten. Diese Form des frühen mit knötternder Kundin, Acrylstich, 2005 ni lupus, Radierung, 2009 (Inv.-Nr. 2127) Crowdfunding war sehr erfolgreich: (Inv.-Nr. 2107.1) 10 PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG.
Apothekenmuseum Apothekers in seinem Kampf gegen den Tod. Allein Mops Darwin, der im Jahr 2008 zum unverzichtbaren Begleiter der Wissings wurde, schafft es in Alice Aeberhards Exlibris, dem Tod schüt- zend und furchtlos gegenüberzutreten (Abbildung 6). Kleine Kunstwerke zur Homöopathie in Metall Wolfgang Wissings Leidenschaft für Medaillen hatte sich vor seiner Liebe zu den Exlibris entwickelt. Obwohl er sich mittlerweile von dieser Art der »Klein- kunst« verabschiedet hat, bleibt er als Initiator und Editor eines Medaillenzyk- lus zu Samuel Hahnemanns 250. Ge- burtstag im Gedächtnis. Als Künstlerin gewann er die in Berlin tätige Bildhaue- Abbildung 4: Claudia Berg, Erinnerung an den Homöopathen Dr. Arthur Lutze, Kaltnadel rin und Medailleurin Anna Franziska radierung, 2006 (Inv.-Nr. VII B 2104) Schwarzbach, deren Werk er mit Inter- esse verfolgt hatte. Zwischen 2001 und 2004 entstan- schmelzverfahren führte dazu, dass ationen. Als Vorlage wählte sie ein Bild, den Medaillen und Plaketten in ver- auch Fehlstellen und kleine Abwei- das Mélanie Hahnemann, die zweite schiedenen Materialien, auf denen sich chungen entstanden – so ist jedes der Frau des Homöopathen, im Jahr ihrer die Künstlerin mit dem Leben und Werk eisernen Stücke, die in der renommier- Heirat 1835 von ihrem Gatten gemalt Hahnemanns (1755 bis 1843) auseinan- ten Kunstgießerei Lauchhammer ge- hatte. Die Heirat des damals 79-Jähri- dersetzt. Dabei treten neben den kon- gossen wurden, als Unikat zu betrach- gen mit der 35-jährigen französischen ventionellen Bronzeguss auch die ten. Malerin – und Katholikin! – verursachte Werkstoffe Glas und vor allem Eisen – in seiner damaligen Heimat Köthen in nicht zuletzt, da Schwarzbach sich Samuel und Melanie – eine Anhalt einen Skandal. Noch im glei- maßgeblich für ein Wiederaufleben amour fou chen Jahr zog das ungleiche Paar nach des deutschen Eisenkunstgusses ein- 2001 beschäftigte sich Anna Franziska Paris, wo Hahnemann eine Praxis eröff- gesetzt hat. Die hauchdünne Ausferti- Schwarzbach mit dem Porträt Hahne- nete, die von Künstlern und Adligen aus gung der Formen für das Wachsaus- manns in verschiedenen Material-Vari- ganz Europa besucht wurde. Abbildung 5: Wojziech Nowroclaw Luczek, Turmbau zu Babel, Radierung, 2006 Abbildung 6: Alice Aeberhard, Tod und Mops, R adierung/Aquatinta, (Inv.-Nr. VII B 2112.1) 2012 (Inv.-Nr. VII B 2129) PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG. 11
Apothekenmuseum Abbildung 7: keinen Zweifel daran, wer in dieser Ehe Mélanie und das Sagen hatte. Doch vielleicht ließ Samuel – das Ehe- sich Hahnemann in seinen letzten Le- paar Hahnemann bensjahren gerne von seiner dominan- in enger ten Frau beschützen. Verbundenheit. Die Medaille trägt als Inschrift auch Medaille von Anna den Grabspruch, der beim Öffnen des Franziska Schwarz- Sarges Hahnemanns gefunden wurde: bach, Eisenguss, HOC NOSTRO CINERIS CINI OSSIBUS 2004 OSSA SEPULCRO MICSCENTUR VIVOS (Inv.- Nr. VII D 396) UT SOCIAVIT AMOR (In diesem unse- rem Grab vermischen sich Asche mit Asche, Gebein mit Gebein, wie die Le- benden die Liebe vereint hat). Hahnemanns Schüler Arthur Lutze fand nicht nur in den Exlibris von Wolf- gang Wissing einen Platz mit dem »Lut- ze-Thaler«. Anna Franziska Schwarz- Zu den 2004 entstandenen Arbeiten Medaillen des Paares sind bemerkens- bach widmete ihm 2003 eine Plakette, des Hahnemann-Zyklus gehören auch wert (Abbildung 7). Sie zeigen Mélanie deren unregelmäßige Form der als Vor- Medaillen auf Mélanie Hahnemann, wie auf dem 1840 entstandenen Kup- bild verwendeten Thaler-Anweisung, alleine oder zusammen mit ihrem Gat- ferstich mit Biedermeierfrisur und einem eingerissenen Stück Papier, ent- ten. Die Probegüsse für beide Medail- -kostüm. Die Art, wie sie ihren betag- spricht (Abbildung 8). Auf der Rückseite len zeugen von dem künstlerischen ten Gatten, der kleiner dargestellt ist, ist das Porträt des Homöopathen mit Ringen um dieses Thema. Vor allem die mit ihren Armen fest umschließt, lässt dem markanten Vollbart dargestellt. / Abbildung 8: Papier in Eisen gegossen – der »Lutze-Thaler«. Plakette von Anna Franziska Schwarzbach, Eisenguss, 2003 (Inv.-Nr. VII D 394) Bundesministerium fördert Forschungsprojekt Ab September 2018 steht die Geschichte von Arzneimittelrezepten des 17. bis 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt eines inter- disziplinären Forschungsvorhabens von Wissenschaftlern des Deutschen Apotheken-Museums, des Instituts für Pharma- ziegeschichte der Universität Marburg und von Wirtschaftsinformatikern der Universitäten Münster und Aachen. Das Verbundprojekt »Vom Artefakt zur infra structura – das Arzneimittelrezept als Zugang zur Gestaltung gesellschaftlicher Infrastrukturen« ist auf vier Jahre angelegt. Die Verbundpartner werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 1,2 Millionen Euro gefördert. Mehr dazu im Bereich »Aktuell« auf der Museumswebsite www.deutsches-apotheken-museum.de 12 PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG.
Apothekenmuseum A p o t h e k e r h au s M ü n st e r kerhaus in Münster eine Ausstellung zu Vergangenheit, Gegenwart und Zu- Einhorn im Glück kunft der Apotheke einrichten wollte. Im Zentrum sollte eine historische Apo- thekeneinrichtung stehen. Elisabeth Huwer und Claudia Sachße, Heidelberg / Nach knapp Seit der Umsetzung des Vorhabens einjähriger Umbauzeit präsentierte die Apothekerkammer ist die kunstvoll gestaltete Einrichtung Westfalen-Lippe das runderneuerte und inzwischen barrierefreie mitsamt dem charmanten blauäugi- Apothekerhaus am Aasee mit einem »Tag der offenen Tür«. Und gen Einhorn der Öffentlichkeit wieder mit Einhorn! zugänglich. Das anmutige Wahrzei- chen stammt ursprünglich aus der Zur neuen Konzeption des Hauses ge- le Strahler ins rechte Licht gesetzt, Einhorn-Apotheke in Lyon und wurde hört auch eine Präsentation zur Ge- nicht nur tagsüber, sondern auch am vom Kölner Einhorn-Apotheker, einem schichte der Pharmazie. In ihrem Zent- Abend eine neue Attraktion am belieb- passionierten Sammler pharmazie rum steht eine historische Einrichtung ten Spazierweg um den Aasee darstellt. historischer Antiquitäten, in den aus der Sammlung des Deutschen Die Offizin hat eine bewegte Ge- 1970er-Jahren als Blickfang für seine Apotheken-Museums: die Offizin aus schichte. Für die 1867 neu gegründete Apotheke erworben. der Einhorn-Apotheke in Köln. Adler-Apotheke in Hennef wurde na- Ein herzliches Dankeschön auch Im neuen Zuhause ist die Offizin türlich Mobiliar benötigt. Der Apothe- auf diesem Weg an alle Beteiligten. nicht nur wohlgelitten, sondern wird ker ließ neue Mobiliarteile maßgenau Stellvertretend für viele seien hier auch großartig zur Geltung gebracht. anfertigen, nutzte aber auch ältere Kammerpräsidentin Gabriele Regina »Wir haben diese Apotheke, deren Schränke, die ursprünglich für die Alte Overwiening, Hauptgeschäftsführer Wurzeln bis in das Jahr 1643 zurückrei- Apotheke in Siegburg angefertigt wor- Dr. Andreas Walter und Wolfgang chen, in ein informatives Ausstellungs- den waren und gerade zum Verkauf Erdmann, Leiter der Abteilung Quali- konzept eingebettet«, erläuterte der standen. Bis 1948 tat die Einrichtung tätssicherung der AKWL in Münster, Hauptgeschäftsführer der Apotheker- ihren Dienst in Hennef und wurde dann sowie das Ausstellungsbüro Dr. Mat kammer, Dr. Andreas Walter, und f reute an die Einhorn-Apotheke Köln verkauft, thias Preissler in Lichtenau genannt. / sich über die große Resonanz auf diese die im Krieg zerstört worden war und Idee. Am Eröffnungstag am 8. Oktober gerade neu errichtet wurde. Dort wur- 2017 waren alle acht Führungen mit de das Mobiliar weitere 30 Jahre lang je 40 bis 50 Teilnehmern restlos aus bis 1982 genutzt und kam dann als pro- gebucht. minentes Ausstellungsobjekt in die Ab- Abendführungen teilung Rheinisch-Bergische Apotheken für unsere Gäste Attraktion für die auf Schloss Burg. Als sich der Verein, Ö ffentlichkeit der die Abteilung betrieb, 2011 auflöste, Eine Neuerung im Veranstaltungs- Die Präsentation der Offizin aus der ging die Offizin mit Ausstattung in den angebot des Deutschen Apotheken- Zeit um 1850 ist spektakulär gut gelun- Besitz des Deutschen Apotheken-Mu- Museums sind unsere öffentlichen gen. Die in Gold und Grün gefasste seums über (siehe Supplement zur PZ Abendveranstaltungen. Damit bie- Apotheke ist nun zu jeder Zeit und für 1/2011, Seiten 5 bis 6). ten wir Individualbesuchern die jedermann zu betrachten. Mittels einer Möglichkeit, im exklusiven stim- vollflächigen Verglasung wurde die Von Schloss Burg an den mungsvollen Ambiente außerhalb Fassade des Apothekerhauses zum Aa- Aasee der regulären Öffnungszeiten des see hin geöffnet, wodurch die Einhorn- Bei einer ab 2015 begonnenen Neukon- Museums an einer Führung teilzu- Apotheke wie in einer Großvitrine prä- zeption von Schloss Burg fand das nehmen, ohne sich als Gruppe an- sentiert wird. Kein Wunder, dass die Mobiliar der Einhorn-Apotheke keine melden zu müssen. Damit wollen Ausstellung der Apothekerkammer Berücksichtigung. Sehr zur Freude der wir nicht nur auswärtige Gäste an- Westfalen-Lippe (AKWL), durch speziel- AKWL, die im runderneuerten Apothe- sprechen, sondern vor allem auch Besucher aus der Region, die nach einem unterhaltsamen Wochenend- Offizin der auftakt suchen. Einmal im Monat Einhorn-Apotheke gibt es nun Freitag Abend jeweils Köln: Einweihung um 19 Uhr die Möglichkeit, unser der Präsentation an breitgefächertes Angebot an The- ihrem neuen menführungen wahrzunehmen. Ein Standort in der Anruf oder eine kurze E-Mail genü- Apothekerkammer gen. Westfalen-Lippe in Die Termine finden Sie auf unserer Münster am Homepage, auf unserer Facebook- 8. Oktober 2017. Seite sowie in den Veranstaltungs- teilen verschiedener regionaler Printmedien. Wir freuen uns auf Ihr Interesse und Ihren Besuch! PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG. 13
Apothekenmuseum P h i l at e l i e über einer stilisierten Flamme erhitzt wird. Apothekengeschichte Auf dem Ersttagsbrief sind weitere Apothekenstandgefäße aus Holz und Glas, eine Tinkturenpresse, ein Mörser im Kleinformat und ein Gewichtssatz zu sehen. Im Hintergrund steht eine Waage mit der Statuette des Asklepios. Von Barbara Simon / Die Pharmazie in der Philatelie ist ein Die norwegische Post gab 1995 vielseitiges Thema. Die Sammlung des Deutschen Apotheken- zwei Sondermarken zum Thema »400 Museums in Heidelberg beleuchtet das Apothekenwesen und seine G eschichte in allen Facetten, die sich auf Briefmarken darstellen lassen. Hier lassen sich auch interessante Einblicke in die E inführung des Apothekenwesens in aller Welt gewinnen. Welche Motive auf einer Briefmarke er- briefmarken. »300 Jahre Apotheken in scheinen, bestimmt in Deutschland das Finnland« war der Titel einer finnischen Bundesministerium der Finanzen. Zur Sonderbriefmarke 1989 (Abbildung 1). Themenauswahl kann man Vorschläge Am 2. März 1689 wurde das erste unterbreiten, die dann von einem Pro- Apothekenprivileg an Johan Albrecht grammbeirat erörtert werden. Bei der Relau erteilt, der seine öffentliche Vielzahl von Themen und Anlässen ist Apotheke in Turku einrichten wollte. es verständlich, dass pharmazeutische Nur 16 Tage später erhielt Petter Themen auf offiziellen Briefmarken Gottfred das Privileg für eine Apothe- nicht oft erscheinen können. ke in Wiipuri (heute Wyborg, Oblast Abbildung 2: Die erste Verleihung des Apo- Unter anderem gaben Gedenktage Leningrad). Da Relau kein Examen ab- thekenprivilegs in Norwegen als Thema von von Persönlichkeiten wie Paracelsus legte und daher nicht als Apotheker Briefmarken, 1995 oder Samuel Hahnemann Anlass für approbiert wurde, ist die Apotheke in die Herausgabe von Sondermarken. Wiipuri als erste ö ffentliche Apothe- Zur Apothekengeschichte wurde in ke Finnlands anzusehen. Zuvor hatte Jahre Apotheken in Norwegen« her- Deutschland im Jahr 1991 die bekannte es neben den »Schlossapothekern« aus (Abbildung 2). 1595 war die erste Sondermarke »750 Jahre Apotheker fahrende Händler gegeben, bis 1688 Apotheke in Bergen auf königlichen beruf« herausgegeben. Sie zeigte das die Einrichtung von Apotheken durch Erlass eingerichtet worden. Zuvor hat- Bild eines Apothekers, das nach einer die Erteilung von P rivilegien geregelt te es in der Stadt nur zwei Ärzte gege- Miniatur aus einem französischen wurde. ben, die auch Apotheken unterhielten. Kodex des 13. Jahrhunderts gestaltet Die Briefmarke vereint in anspre- Eine der beiden Briefmarken zeigt wurde. chender Weise Apothekengefäße und den Eingang einer Schwanenapotheke Arzneipflanze. Neben dem Fingerhut, mit der Inschrift »Svane Apotheket« Skandinavien: Jubiläen von aus dem Digitalis gewonnen wird, sind und einem großen Schwan mit aus Apothekenprivilegien ein gläsernes Standgefäß mit der Auf- gebreiteten Flügeln über dem Portal. Skandinavische Länder nahmen die Ein- schrift Aq(u)a Aromat(icum) und ein Möglicherweise wurde hier auf die führung von Apothekenprivilegien zum Mörser dargestellt, dazu ein gläsernes bedeutende Schwanenapotheke in Anlass für die Herausgabe von Sonder- Destillationsgerät mit Kolben, der Alesund zurückgegriffen, die nach dem verheerenden Brand der Stadt 1904 im Jugendstil wiederaufgebaut wurde. Der goldene Schwan über dem Eingang des Gebäudes, das als Muse- um genutzt wird, blieb von der alten Apotheke erhalten. Die zweite Marke zeigt eine stilisier- te Offizin mit einer Waage über Schub- fächern mit Aufschriften wie Campho- ra, Cera Flava und Bolet Cervin, auf dem Bord darüber zwei Standgefäße mit den Aufschriften Cremor Tartar und Mumia Vera, einen Mörser und ein Glasgefäß mit Schliffstopfendeckel. Apothekengründung 1886 in Neukaledonien 1986 wurde in Neukaledonien, einer zu Frankreich gehörenden Inselgruppe im Abbildung 1: 300 Jahre Apotheken in Finnland auf einem Ersttagsbrief mit Sondermarke, 1989 Pazifik, eine Marke aus Anlass der 14 PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG.
Apothekenmuseum Gründung der ersten Apothekenoffi- Abbildung 3: zin 1866 herausgegeben (Abbildung 3). Der Gründung der Die Insel wurde sowohl von Briten ersten Offizin in als auch Franzosen besiedelt, von Neukaledonien vor Frankreich aus 1853 im Namen Napole- 100 Jahren wurde ons III. Von 1864 bis 1922 wurde sie als 1986 eine Briefmarke Strafkolonie der Franzosen benutzt. gewidmet. 1866 eröffnete Victor Coudelou, ein Sanitätsoffizier, der als Arzt und Chi rurg tätig war, auf Erlass des Gouver- neurs Guillain die erste private Offizin. Nach dem Tod Coudelous, der 1859 bis 1860 der erste Bürgermeister von dert, wie sie die Regale der Offizin richtet, das neben dem Apotheken- Port-de-France (heute Nouméa) war, zieren (Abbildung 4). museum mit Kräutergarten ein wurde die Apotheke nur drei Jahre Die Apotheke am Marktplatz der Bäckerei- und ein archäologisches später aufgegeben. Erst 1873 wurde belgischen Stadt im Haus »Den blau- Regionalmuseum enthält. wieder eine Apotheke eröffnet, dies- we Leeuwe« wurde von 1704 bis 1959 Der ältesten Apotheke Deutsch- mal von einem Hilfsapotheker der von sechs Generationen von Apothe- lands wurde noch keine Briefmarke Marine, J.-M. Dournay. Eine zweite kerfamilien betrieben. Der erste Be- gewidmet. Vermutlich deshalb, weil es folgte 1892 durch Themistocle Tom- sitzer, E ngelbert Lanckbein (1704 bis nicht sicher ist, wann die erste Apo- masini, einen zivilen Apotheker. 1745 tätig) stammte aus Aachen. theke in Deutschland gegründet Die erste Apothekengründung in Nach dem Tod des letzten Besitzers wurde. Die älteste noch existierende diesem Land wurde – erstmalig in der wurde das Gebäude von der Stadt Offizin in Deutschland, die Löwen- Welt – mit einer Sondermarke von Neu- angekauft. Seit 2012 ist darin das Apotheke in Trier, feierte 2016 ihr kaledonien gewürdigt. Die Darstellung Museumszentrum Museactron einge- 775. Jubiläum. / zeigt verschiedene Gegenstände, die in einer Apothekenoffizin gebraucht wur- den: einen Schaupokal aus grünem Glas, ein Porzellanstandgefäß aus einer französischen Werkstatt mit der Auf- schrift Ext(ractum) Althe(ae), einen Mörser mit Pistill, eine Pharmakopöe, ein Messglas, eine Spritze, eine Waage und im Hintergrund kleine Schubladen und ein Regal mit Büchern und weite- ren Standgefäßen. Belgiens älteste Apotheke In Belgien wurde 1994 die älteste private Apotheke des Landes in der limburgischen Stadt Masseik mit einem Briefmarken-Block geehrt, der einen Blick in die Offizin freigibt. Die eigentliche Marke zeigt Apotheken- standgefäße und eine Sirupkanne aus Delfter Keramik aus dem 18. Jahrhun- Abbildung 4: Die älteste Apotheke des Landes Belgien ist heute ein Museum. Impressum Verantwortlich für den Inhalt: Daniel Rücker, Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung »Deutsches Apotheken-Museum« Redaktion: Apothekerin Brigitte M. Gensthaler ist eine Beilage der Pharmazeutischen Zeitung. Chef vom Dienst: Klaus Gilbert Redaktions- und Verlagsanschrift: Pharmazeutische Zeitung, Abbildungen: Deutsches Apotheken-Museum Carl-Mannich-Straße 26, (wenn nicht anders gekennzeichnet) 65760 Eschborn, Erscheint einmal im Jahr. Telefon: 06196 928-272 Weitere Angaben im Impressum der Fax: 06196 928-275 Pharmazeutischen Zeitung PHARM. ZTG. | 163 JG. | 4. 10. 2018 | 40. AUSG. 15
Apothekenmuseum Förderverein Deutsches Apotheken-Museum e. V. Unter den Linden 19-23 10117 Berlin Antrag auf Mitgliedschaft Wir laden Sie ein, durch Ihre Mitgliedschaft im Förderverein Deutsches Apotheken-Museum e. V. das Deutsche Apotheken-Museum in seinen Aufgaben zu unterstützen. Der Förderverein verfolgt ausschließ- lich gemeinnützige Zwecke. Die Vorteile einer Mitgliedschaft im Förderverein Deutsches Apotheken- Museum e. V. für Sie sind: Freier Eintritt: Kostenloser Zugang zum Schloss Heidelberg und dem Deutschen Apotheken-Museum Informationen rund um das Museum: Zusendung der einmal jährlich in der Pharmazeutischen Zeitung erscheinenden 16-seitigen Broschüre „Deutsches Apothekenmuseum“ mit aktuellen Berichten aus dem Museum Exkursionen: Alle zwei Jahre findet die Mitgliederversammlung des Fördervereins an wechselnden Orten in Deutschland statt. Entdecken Sie mit dem attraktiven Rahmenprogramm die pharmaziehistorischen Schätze des Landes. Ja, ich werde durch meine Mitgliedschaft Erhalt und Pflege des Deutschen Apotheken-Museums unter- stützen. Name, Firma, Institution: ________________________________________________________________ Straße: ____________________________________ PLZ, Stadt ________________________________ Telefon: ________________________________ E-Mail: _____________________________________ Als Mitgliedsbeitrag übernehme ich jährlich: __________ € (Mindestbeitrag 30,00 €). Der Jahresbeitrag soll im SEPA-Basis-Lastschriftverfahren eingezogen werden Kontoinhaber: _______________________________ Bank: ________________________________ IBAN: DE _________________________________ BIC: _________________________________ Ich/Wir ermächtige/n den Förderverein Deutsches Apotheken-Museum e. V., wiederkehrende Zahlun- gen von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise/n ich/wir mein/unser Kreditinstitut an, die von dem Förderverein Deutsches Apotheken-Museum e. V. auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Unsere Gläubiger-Identifikationsnummer: DE 58FVM00000592662 Die Mitteilung Ihrer Mandatsreferenznummer erfolgt im Rahmen der Bearbeitung dieses Antrages und wird Ihnen mit separatem Schreiben mitgeteilt. wird nach Rechnungsstellung innerhalb von 14 Tagen auf das Konto des Fördervereins Deutsches Apotheken-Museum e. V., IBAN: DE07 3006 0601 0102 5441 64, BIC: DAAEDEDDXXX, bei der Deut- schen Apotheker- und Ärztebank e. G., überwiesen. Die Unterschrift gilt für den Antrag auf Mitgliedschaft und ggf. für den Antrag auf Teilnahme zum Einzug des Jahresbeitrages im Wege des SEPA-Basis-Lastschriftverfahrens. ___________________________ __________________________ Ort, Datum Stempel, Unterschrift Tel.: 030/40004-211, -212, Fax: 030/40004-213
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