Die Besetzung und Fluktuation in der Clubführung der deutschen Fußball-Bundesliga: Eine empirische Analyse am Beispiel des Trainerteams

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Die Besetzung und Fluktuation in der Clubführung der deutschen Fußball-
   Bundesliga: Eine empirische Analyse am Beispiel des Trainerteams
                                           von
                                        André Auer

                                          Erstauflage

                                 Diplomica Verlag 2014

                                 Verlag C.H. Beck im Internet:
                                         www.beck.de
                                   ISBN 978 3 95850 769 2

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Leseprobe

Kapitel 1, Einführung in das Thema:

„Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt“. Diese Zeile aus dem WM-Song der
deutschen Fußballnationalmannschaft von 1974 charakterisiert die Stellung des Fußballs in der
Gesellschaft. Fußball ist nicht zuletzt seit Gründung der Fußball-Bundesliga 1963 bis heute mit
weitem Abstand Sportart Nummer 1 in Deutschland und schafft es Jahr für Jahr viele Menschen in
die Stadien oder vor die Fernsehgeräte zu ziehen. Konnte die Bundesliga in ihrem Gründungsjahr
immerhin bereits 6,6 Millionen Menschen in die Stadien locken, hat sich diese Zahl in der
abgelaufenen Spielsaison 2013 / 2014 auf 13,2 Millionen Zuschauer mehr als verdoppelt.
Die Ursachen für die tiefe Verankerung in der Gesellschaft liegen in der immer stärker werdenden
Professionalisierung und Kommerzialisierung. So hat sich der professionelle Fußball von einer
Sportart zu einem gewaltigen Wirtschaftsgeschäft und die Vereine zu großen
Wirtschaftsunternehmen entwickelt. Im aktuellen „Bundesliga Report 2014“ präsentiert die
Deutsche Fußball-Liga für 2013 eine Bilanzsumme aller 18 Vereine der 1. Bundesliga i. H. von
1,83 Milliarden Euro. Im Vergleich zur Vorsaison entspricht dies einem Anstieg von 4% und dem
neunten Umsatzanstieg in Folge. Acht der 18 Bundesligisten weisen einen Einzelumsatz von mehr
als 100 Millionen Euro auf.
Diese hohen Umsatzsteigerungen können in erster Linie mit einer immer stärkeren Präsenz des
Fußballs in den Medien begründet werden. Konnte die 1. Bundesliga in ihren Gründungsjahren
noch keine Einnahmen aus der TV-Vermarktung erzielen, wurden in der Saison 2000 / 2001
bereits rund 355 Millionen Euro erzielt. In der Saison 2003 / 2004 wurden rund 460 Millionen Euro
vereinnahmt. Aktuell werden durch die Vermarktung der Medienrechte an TV-Anstalten und an
Web-Anbieter Einnahmen i. H. von 626 Millionen Euro pro Saison bis 2017 eingenommen.
Einhergehend mit den starken Umsatzanstiegen erhöhen sich die Gehälter der Spieler und
Trainer. Um in jeder Saison national – und auch international – konkurrenzfähig zu sein,
versuchen sich die Vereine mit neuen Spielern zu verstärken, mit der Folge, dass auch die
Ablösesummen jedes Jahr neue Höchststände erreichen. Der teuerste Einkauf datiert aus dem
Jahr 2012, als Javier Martínez von Athletic Bilbao für 40 Millionen Euro zum FC Bayern München
gewechselt ist. Teuerster Transfer innerhalb der 1. Bundesliga war 2013 der Wechsel von Mario
Götze zum FC Bayern München für 37 Millionen Euro.
Wie bei normalen Wirtschaftsunternehmen auch, wird der Verein am Erfolg gemessen. Dies gilt
insbesondere für die Vereinsführung, die sich in die kaufmännisch-organisatorische und die
sportliche Führung aufteilt. Für die sportliche Führung ist i. d. R. der Chef-Trainer mit seinem
Trainerstab verantwortlich. Bleibt der sportliche Erfolg aus, wird der Trainer als sportlicher Leiter
häufig in Frage gestellt. Speziell nach Misserfolgen der Mannschaft wird der Trainerwechsel von
den Medien, Fachleuten sowie den Zuschauern als gutes Mittel betrachtet, um wieder erfolgreich
zu werden. Der Trainer ist also das schwächste Glied in der Kette.
In der abgelaufenen Spielzeit 2013 / 2014 haben wieder einmal zahlreiche Trainerwechsel
stattgefunden. Die Ursachen sind unterschiedlich. Einige Vereine haben mit dem Trainerwechsel
versucht, einen Abwärtstrend zu stoppen und den Verbleib des Vereins in der 1. Bundesliga zu
schaffen. Während der VfB Stuttgart und der Hamburger SV den Klassenerhalt sichern konnten,
war der 1. FC Nürnberg mit dieser Maßnahme nicht erfolgreich. Neben diesen Wechseln innerhalb
der Saison wurden auch nach Abschluss der Spielzeit Trainerwechsel vollzogen. Zu nennen ist
hier z. B. die Beendigung des Arbeitsverhältnisses von Thomas Tuchel beim 1. FSV Mainz 05. Da
der Verein in der abgelaufenen Spielzeit Platz 7 erreichen konnte und damit teilnahmeberechtigt
für die Qualifikationsrunde zur Europa League in der kommenden Spielsaison sein wird, ist
fraglich, ob mangelnder Erfolg der Grund für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses gewesen
ist.
Das Ziel dieser Arbeit ist es zu untersuchen, ob der Trainerwechsel Auswirkungen auf den
sportlichen Erfolg einer Mannschaft der Bundesliga hat. Die Untersuchung erfolgt anhand einer
empirischen Analyse. Grundlage dafür sind die vergangenen 10 Spielzeiten der Mannschaften aus
der aktuellen Saison der 1. Bundesliga, ergänzt um die Traditionsmannschaften 1. FC Köln, 1. FC
Kaiserslautern, TSV 1860 München und FC St. Pauli.
In Kapitel 2 wird die Entwicklung und die Kommerzialisierung des Fußballs und der Fußball-
Bundesliga von ihrer Gründung bis heute dargestellt.
Der aktuelle Forschungsstand in der Literatur wird in Kapitel 3 beschrieben. Es wird sowohl ein
Bezug zum Stand der Forschung im Fußball als auch zu anderen Sportarten hergestellt. Die
empirische Untersuchung folgt in den Kapiteln 4 und 5. Kapitel 4 beschäftigt sich mit der
Datenerhebung und den verwendeten Methoden. Kapitel 5 enthält die Ergebnisse der empirischen
Analyse.
In Kapitel 6 werden die Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst.
2, Theoretische Grundlagen:

2.1, Die Geschichte des Fußballs:

Angefangen hat die Geschichte des Fußballs angeblich um 3.000 v. Chr. in China, als der
damalige Herrscher Chinas, Huang-ti, seine Soldaten mit dem Spiel ts´uh kü (kü = der Ball; ts´uh
= mit dem Fuß treten) fit und agil halten wollte. Hinweise auf eine Art Fußballspiel gibt es auch bei
den Mayas und den Azteken.
Im 19. Jahrhundert wurden in England die ersten Regeln des heute bekannten Fußballspiels
festgelegt. 1857 wird dort mit dem FC Sheffield der weltweit erste reine Fußballclub gegründet.
1863 schließlich wurde in London mit der Football Association (FA) der erste Fußballverband
gegründet und ein einheitliches Regelwerk festgelegt. Die erste Form einer Profi-Liga entstand mit
der „Football League“ 1888.
Aus England wurde der Fußball durch die engen Handelsbeziehungen nach Deutschland
exportiert. 1880 wurde mit dem Bremer Football Club der erste reine Fußballverein in Deutschland
gegründet. 1900 folgte die Gründung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der 1902 die erste
Deutsche Fußballmeisterschaft ausspielen ließ. Seit 1950 hat der DFB seinen Sitz in
Frankfurt/Main und bildet die Dachorganisation des deutschen Fußballs. Ordentliche Mitglieder
des DFB sind die fünf Regionalverbände Westdeutscher, Süddeutscher, Norddeutscher,
Südwestdeutscher und Nordostdeutscher Fußballverband. Die Fußballvereine sind als Mitglieder
der jeweiligen Landesverbände nicht direkt dem DFB angehörig.
Ein weiteres ordentliches Mitglied des DFB ist der Ligaverband – dieser ist der Zusammenschluss
der lizensierten Vereine und Kapitalgesellschaften der 1. und 2. Bundesliga.
Die Organisationsstruktur des DFB soll mit nachfolgender Abbildung verdeutlicht werden:

Heute hat der DFB in Deutschland mehr als 6,8 Millionen Mitglieder in knapp 26.000 Vereinen mit
nahezu 170.000 Mannschaften.
2.2, Die Fußball-Bundesliga:

Nach der Gründung der ersten professionellen Fußballliga 1888 in England wurden in den 1920er
Jahren in Spanien und Italien ebenfalls landesweite Profi-Ligen eingeführt. Erning definiert einen
Professionellen im Sport als eine Person, „die eine Sportart berufsmäßig und somit fachmännisch
ausübt“. Heinemann definiert die Professionalisierung als „die Unterwerfung des Sports oder des
Sportlers unter die Anforderungen und Gesetzmäßigkeiten von Beruf und Markt“.
Während Länder in anderen Teilen Europas bereits die ersten Profi-Ligen gegründet hatten,
wurde in Deutschland noch der Amateurgedanke hochgehalten. Zwar gab es bereits seit den
1930er Jahren die Idee der Einführung einer deutschen Profiliga, die aufgrund der geänderten
politischen Lage aber nicht umgesetzt werden konnte. Deutscher Fußballmeister wurde, wer sich
zunächst in den regionalen Oberligen durchsetzte, sich anschließend über diverse überregionale
Spielrunden für das Finale qualifizierte und dieses dann gewann.
1962 schließlich wurde auch in Deutschland auf dem Bundestag des DFB in Dortmund
beschlossen „ab dem 01.08.1963 eine zentrale Spielklasse mit Lizenzspielern unter der Leitung
des DFB einzuführen“. Das Ziel der Professionalisierung des Fußballs in Deutschland lag darin,
auch international wieder konkurrenzfähiger zu werden, was in der Folge durch Erfolge von
Vereinsmannschaften auf europäischer Ebene und der Nationalmannschaft auch erreicht werden
konnte. Neu war damit eine eingleisige Liga, deren Mannschaften jeweils zweimal pro Spielzeit, in
Hin- und Rückrunde, mit wechselndem Heimrecht aufeinander trafen. Deutscher Meister wurde
der Verein mit den meisten erzielten Gewinnpunkten. Für die schlechtesten Vereine wurde eine
automatische Abstiegsregelung eingeführt. Zunächst wurden 16 Mannschaften aus dem
Bewerberfeld von 46 ehemaligen Oberligisten für die erste Spielsaison der Bundesliga bestimmt.
Grundvoraussetzung war etwa, dass der Verein einen Jahresumsatz von mindestens 400.000 DM
und ein Stadion mit Flutlichtanlage und einer Kapazität von mindestens 35.000 Zuschauern
vorweisen konnte. Später wurde das Teilnehmerfeld auf 18 Mannschaften aufgestockt.
Mit der Einführung einer Profi-Liga wurde vom DFB auf dem vorgenannten Bundestag 1962 auch
der Status des Lizenzspielers beschlossen. Bis dahin galt die Regelung, dass Fußballer als
Amateure maximal 400 DM monatlich erhalten durften. Bis 1972 galt eine Obergrenze von 1.200
DM, die allerdings häufig umgangen wurde. Seither können Vereine und Spieler ihre Gehälter frei
aushandeln. Aktuell verdienen einzelne Spieler in der Bundesliga bis zu 10 Millionen Euro pro
Saison.
Bis 1998 waren die Clubs der 1. Bundesliga traditionell gemeinnützige, aber nicht wirtschaftlich
ausgerichtete Vereine. Die kommerzielle Entwicklung hat seit Gründung der Bundesliga aber
enorm zugelegt und lässt die einst gemeinnützigen Sportvereine zu kommerzialisierten
Dienstleistern werden. Mit der Kommerzialisierung ist auch die Akzeptanz des Fußballs in der
Gesellschaft gestiegen. Dies wird am Beispiel der Entwicklung der Zuschauerzahlen dargestellt.
Die Zuschauerzahlen konnten seit Gründung der Bundesliga nahezu verdoppelt werden:

Seit 2001 sind die lizensierten Fußballvereine der 1. und der 2. Bundesliga oder deren
Kapitalgesellschaften im Ligaverband (genauer: Die Liga-Fußballverband e. V.)
zusammengeschlossen. Die Deutsche-Fußball Liga GmbH (DFL) leitet als Tochtergesellschaft
des Ligaverbandes das operative Geschäft, also die Geschäftsbereiche Spielbetrieb, Vermarktung
und Lizensierung. Zum Geschäftsbereich Spielbetrieb gehören insbesondere die Durchführung
des Spielbetriebs der beiden Lizenzligen 1. und 2. Bundesliga. Über den Geschäftsbereich
Vermarktung vergibt die DFL Übertragungsrechte der Lizenzligen für Fernsehen, Hörfunk und
Internet. Der Geschäftsbereich Lizensierung umfasst die jährliche Lizenzvergabe für die an den
beiden Lizenzligen teilnehmenden Vereine. Geregelt ist die Lizensierung im sog. „Ligastatut“, das
auch den Bereich der Lizenzordnung umfasst. Die in der Lizenzordnung zu erfüllenden Punkte
umfassen sportliche, rechtliche, personelle, administrative, infrastrukturelle, sicherheitstechnische,
finanzielle und medientechnische Kriterien. Um eine Teilnahme am Spielbetrieb für die gesamte
Spielsaison garantieren zu können, wird auf die Einhaltung des Liquiditätskriteriums besonderer
Wert gelegt. Das Regelwerk der Lizensierung ist ein geeignetes Kontrollinstrument, damit der
Ligaverband wirtschaftliche Kontrolle über die Vereine weiterhin ausüben kann und
Wettbewerbsverzerrungen vermieden werden können.
Auswirkungen der professionellen Vermarktung zeigen sich insbesondere in der Entwicklung der
Preise für die TV-Rechte.
Als die Bundesliga gegründet wurde, mussten die Vereine noch Geld für die Übertragungsleistung
bezahlen. Von der Öffnung des TV-Marktes und der Zulassung von privaten Sendern profitierte
auch die Bundesliga. Mit der zentralen Vermarktung der Medienechte durch eine Sportagentur
(UFA) und dem Einstieg des Pay-TV Senders Premiere konnten jeweils Preissprünge realisiert
werden. 2000 / 2001 stiegen die Erlöse auf rund 355 Millionen Euro. Nachdem die DFL die
Rechtevermarktung übernommen hat, konnten einerseits die Erlöse stetig weiter gesteigert und
andererseits das Angebot weiter ausgebaut werden. Mittlerweile können über das Pay-TV-
Angebot von Sky alle Spiele der 1. und der 2. Bundesliga live empfangen werden. 2016 / 2017
werden nach dem aktuellen Vertragswerk 673 Millionen Euro vereinnahmt. Die Verteilung der
Fernsehgelder erfolgt über die DFL an die Vereine.
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