Die deutsche Gesteinsindustrie - Wirtschaft - Produktion - Anspruch - Bericht der Geschäftsführung - Bundesverband ...

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Die deutsche Gesteinsindustrie - Wirtschaft - Produktion - Anspruch - Bericht der Geschäftsführung - Bundesverband ...
Die deutsche Gesteinsindustrie
Wirtschaft – Produktion – Anspruch

                                        modern
                                        effizient
                                        nachhaltig

                                     Bericht der
                                     Geschäftsführung
                                     2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie - Wirtschaft - Produktion - Anspruch - Bericht der Geschäftsführung - Bundesverband ...
Die deutsche Gesteinsindustrie - Wirtschaft - Produktion - Anspruch - Bericht der Geschäftsführung - Bundesverband ...
Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V.

           Bericht der
        Geschäftsführung
                2016/2017

            Berichtszeitraum
           Juli 2016 – Juni 2017
Die deutsche Gesteinsindustrie - Wirtschaft - Produktion - Anspruch - Bericht der Geschäftsführung - Bundesverband ...
BUNDESVERBAND MINERALISCHE ROHSTOFFE E.V. – MIRO
ORGANISATIONSSTRUKTUR

GESCHÄFTSFÜHRUNG                               PRÄSIDIUM                                                                                BEIRAT
                                               Präsident: Dr. Gerd Hagenguth                                                            Vorsitzender: Michael Hüging-Holemans
                                               Stellvertretende Präsidenten:
Hauptgeschäftsführer: Dr. Olaf Enger
                                               Franz-Bernd Köster und Thorsten Tonndorf                                                 Der Beirat erarbeitet die Leitlinien und
Allgemeine Verbandsfragen, Organi-                                                                                                      koordiniert die Tätigkeit der Ausschüsse.
sation, Personal, Öffentlichkeitsarbeit,       Dem Präsidium obliegt die Führung des Verbandes unter                                    Er besteht aus den Vorsitzenden der
Anwendungstechnik, Baustoffe, Normung          Beachtung der Beschlüsse der Mitgliederversammlung und des                               Mitgliedsverbände, dem Präsidium, den
(Straßen- / Betonbau, Gleisbau, Wasser-        Beirates. Es betreut und berät die Geschäftsführung bei den                              MIRO-Vertretern im UEPG-Board, einem
bau), Forschung, Qualitätssicherung, Güte-     laufenden Geschäften.                                                                    Vertreter des Direktmitgliedes und den
                                                                                                                      www.bv-miro.org
überwachung, Aus- und Weiterbildung                                                                                                     Vorsitzenden der Arbeitsausschüsse.
                                                                                                                                        Der Beirat bildet einen Hauptausschuss,
Stellv. Hauptgeschäftsführer:                                                                                                           der der Mitgliederversammlung einen
Ass. d. Bergf. Walter Nelles                                                                                                            Vorschlag für die Wahl des Präsidiums
Rohstoffsicherung, Umweltschutz,                                                                                                        unterbreitet.
Folgenutzung (technische Rechtsaspekte
                                               MITGLIEDERVERSAMMLUNG
und Bergrecht)                                 Die Mitgliederversammlung ist oberstes Organ des Verbandes und wählt
Gewinnungs- und Aufbereitungstechnik,          das Präsidium für zwei Jahre
Arbeitssicherheit, Quarz-Themen,
Forschung                                                                                                                               ARBEITSAUSSCHÜSSE
Geschäftsführer: RA Christian Haeser                                                                                                    Gewinnungs- und Aufbereitungstechnik
                                                                              MITGLIEDER                                                Vorsitzender: Dirk Lüngen
Rohstoffsicherung, Umweltschutz,
Folgenutzung, Recht                                                           Fachgruppe Naturstein im Industrieverband Steine und      MIRO-Betreuer: W. Nelles
                                                                              Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE)                       Anwendungstechnik, Normung
Geschäftsführer: RA Raimo Benger                                                                                                        Vorsitzender: Heimo Milnickel
                                                                              Fachgruppe Sand und Kies im Industrieverband Steine       MIRO-Betreuer: S. Janssen, Dr. O. Enger
Steuern, Betriebswirtschaft
                                                                              und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE)                   Steuern, Recht, Betriebswirtschaft
Mitglied der Geschäftsführung:                                                                                                          Vorsitzender: Thomas Möller
                                                                              Fachgruppe Naturstein im Bayerischen Industrieverband     MIRO-Betreuer: F. Schnitzler, R. Benger
Stefan Janssen
                                                                              Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV)                    Aus- und Weiterbildung
Anwendungstechnik, Normung                                                                                                              Vorsitzende: Dr. Bettina Nickel
(Straßen- / Betonbau, Gleisbau, Wasser-                                       Fachgruppe Sand- und Kies im Bayerischen Industriever-    MIRO-Betreuer: Dr. O. Enger
bau), Gütesicherung                          AUSSERORDENTLICHE                band Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV)               Öffentlichkeitsarbeit
                                             MITGLIEDER                                                                                 Vorsitzende: Anja Schmeer
Frank Schnitzler                                                              Fachgruppe Gesteinsbaustoffe im Unternehmerverband
                                                                                                                                        MIRO-Betreuer: Dr. O. Enger
Steuern, Betriebswirtschaft, Statistik,                                       Mineralische Baustoffe e.V. (UVMB)
                                             Ausrüster und Dienstleister                                                                Rohstoffsicherung, Umwelt,
Verkehr
                                             der Branche sind über                                                                      Folgenutzung
                                                                              Landesgruppen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen,
Gabriela Schulz                              a.o.-Mitgliedschaften in                                                                   Vorsitzender: Steffen Loos
                                                                              Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Hessen im Verband
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit            das partnerschaftliche                                                                     MIRO-Betreuer: C. Haeser, W. Nelles
                                                                              der Bau- und Rohstoffindustrie e.V. (vero)
                                             Netzwerk der minerali-                                                                     Arbeitssicherheit
Adressen:                                    schen Rohstoffindustrie          Fachgruppe Gesteinskörnungen Nord-West im Verband         Vorsitzender: Thorsten Volkmer
Annastraße 67-71, 50968 Köln                 eingebunden                      der Bau- und Rohstoffindustrie e.V. (vero)                MIRO-Betreuer: W. Nelles
Düsseldorfer Straße 50, 47051 Duisburg
                                                                              Fachgruppe Quarz Nord-West im Verband der Bau- und        Die Vorsitzenden der Arbeitsausschüsse
Die Geschäftsführung erfüllt eigenver-                                        Rohstoffindustrie e.V. (vero)                             sind Mitglied des Beirates
antwortlich die laufenden Aufgaben des
Verbandes.                                                                    Verband der Seekiesindustrie e.V.

                                                                              Fachabteilung Kies und Sand Hessen – Rheinland-Pfalz im   ARBEITSKREISE
                                                                              VSE Industrieverband Steine und Erden e.V.
                                                                                                                                        Statistik, AKR, Industrieller Kontakt-AK
                                                                              Fachgruppe Kies und Sand im Verband der Baustoffindus-    „AKR“ (mit VDZ), Gabionen-Füllmaterial,
                                                                              trie Saarland e.V. (VBS )                                 Bahnschotter, Euro-Schotter-Ausschuss,
                                                                                                                                        Haushalts- und Satzungskommission
                                                                              Fachgruppe Naturstein-Industrie im Verband der            MIRO-Betreuer: Dr. O. Enger
                                                                              Baustoffindustrie Saarland e.V. (VBS)

                                                                                                                                        ARBEITSGEMEINSCHAFT
                                                 MITGLIEDER IN DEN LANDES- UND                                                          QUARZ (AGQ)
                                                 REGIONALVERBÄNDEN                                                                      Die AGQ ist der unter Federführung von
                                                                                                                                        MIRO agierende Zusammenschluss ver-
                                                 Unternehmen der mineralischen Rohstoffindustrie
                                                                                                                                        schiedener Verbände und Unternehmen
                                                 Tätigkeiten: Gewinnung von Sand, Kies, Quarzsand und Naturstein
                                                                                                                                        mit Quarzinteressen.
                                                 zur Herstellung von nachfragegerechten Gesteinskörnungen
                                                                                                                                        Vorsitzender: Dr. Paul Páez-Maletz
                                                                                                                                        MIRO-Betreuer: W. Nelles

                                                                                                                                                                      Stand: 30.06.2017
Die deutsche Gesteinsindustrie - Wirtschaft - Produktion - Anspruch - Bericht der Geschäftsführung - Bundesverband ...
BUNDESVERBAND MINERALISCHE ROHSTOFFE E.V. – MIRO
ZENTRALE POSITION IM NATIONALEN
UND EUROPÄISCHEN KOMPETENZNETZWERK

                                                              Dachverband der europäischen Industrie

 European Construction Forum
 Kooperationsplattform
 der Bauindustrie in Europa

                                                      BDI – Bundesverband der Deutschen Industrie
                                                      Dachverband aller Industrieverbände der deutschen Wirtschaft

                                       BBS – Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V.
                                       Dachverband der Produzenten und Verarbeiter mineralischer Roh- und Baustoffe
 Interessenvertretung aller euro-
 päischen Bauproduktehersteller        MIRO-Entsendung Koordinierung Rohstoffpolitik: Christian Haeser

                                                                                                                                ARBEITS-
                                                                                                                                GEMEINSCHAFT
 EUROPÄISCHER                                                                                                                   QUARZ (AGQ)
 GESTEINSVERBAND
 UEPG
 MIRO-Präsenz im Board:
 Hermann Reifenscheid
 (Vertreter des MIRO)                                                                                                        FORSCHUNGS-
 Thilo Juchem (stellv. Präsident)                                                                                            GEMEINSCHAFT
 Michael Schulz (Ehrenpräsident)
                                                                                                                             MINERALISCHE
 Gremienarbeit:                                                                                                              ROHSTOFFE E.V.
 Christian Haeser: stellvertretender                                                                                         (FG MIRO)
 Vorsitzender Wirtschaftsausschuss
 Walter Nelles: stellvertretender
 Vorsitzender Ausschuss Gesundheits-
                                            ORDENTLICHE MITGLIEDER
 schutz und Arbeitssicherheit               Landes- und Regionalverbände von Unternehmen der Gesteinsindustrie
                                            in Deutschland
 Stefan Janssen: stellvertretender
 Vorsitzender Ausschuss Technik und
 Normung
                                            AUSSERORDENTLICHE MITGLIEDER
                                            Ausrüster und Dienstleister der Branche sind über a.o.-Mitgliedschaften in das
                                            partnerschaftliche Netzwerk der mineralischen Rohstoffindustrie eingebunden

                                            MITGLIEDER IN DEN LANDES- UND
                                            REGIONALVERBÄNDEN
                                            Unternehmen der mineralischen Rohstoffindustrie
                                            Tätigkeiten: Gewinnung von Sand, Kies, Quarzsand und Naturstein
                                            zur Herstellung von nachfragegerechten Gesteinskörnungen

                                                                                                                                          Stand: 30.06.2017
Die deutsche Gesteinsindustrie - Wirtschaft - Produktion - Anspruch - Bericht der Geschäftsführung - Bundesverband ...
Impressum                                          Verantwortlich für den Inhalt:
                                                   Dr. Olaf Enger
Herausgeber:
Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO)   Redaktion:
Sitz:                                              Christian Haeser
Düsseldorfer Straße 50                             Walter Nelles
47051 Duisburg                                     Frank Schnitzler
VR 5006                                            Gabriela Schulz
                                                   Stefan Janssen
Hauptgeschäftsstelle:
Annastraße 67-71                                   Layout:
50968 Köln                                         Stein-Verlag Baden-Baden GmbH, Iffezheim
Tel.:     0221 / 93 46 74 60
Fax:      0221 / 93 46 74 64                       Druck:
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Internet: www.bv-miro.org
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Inhaltsübersicht

Vorwort  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Die deutsche Gesteinsindustrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Wirtschaftliches Umfeld  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Rohstoffsicherung und Raumordnung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Ressourcen und Substitutionspotenziale  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Natur- und Umweltschutz  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Technik und Normung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Steuern, Recht, Betriebswirtschaft  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Forschung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Arbeitsgemeinschaft Quarz  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Aus- und Weiterbildung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Veranstaltungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Europa und Deutschland  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Organisation  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Anhänge  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Die deutsche Gesteinsindustrie - Wirtschaft - Produktion - Anspruch - Bericht der Geschäftsführung - Bundesverband ...
Die deutsche Gesteinsindustrie - Wirtschaft - Produktion - Anspruch - Bericht der Geschäftsführung - Bundesverband ...
Vorwort

Ein Jahr unter Volldampf

Die Gesteinsindustrie in Deutschland hat sich im betrachteten Geschäftsjahr 2016/2017
mit großem Engagement einer deutlich gewachsenen Nachfrage gestellt. Dieser Trend
war absehbar, nachdem längst überfällige Projekte vor etwas mehr als zwei Jahren als
solche erkannt und die notwendigen Mittel dafür eingestellt worden sind. Brücken- und
Straßensanierungen sollten ebenso wie dringende Ausbauprojekte zur Ertüchtigung der
Verkehrsinfrastruktur zügig in Angriff genommen werden. Wer auf bereits genehmigte
– sogenannte baureife – Projekte zurückgreifen konnte und kann, hat gute Karten. Im
anderen Fall, das erkannten die Planungsträger schnell, limitieren die in schlechteren
Baujahren zuvor deutlich geschrumpften Kapazitäten bei Planungsingenieuren und
Fachkräften die guten Absichten einer zügigen Umsetzung. Mit der beschlossenen Grün-
dung einer Infrastrukturgesellschaft Verkehr soll sich die Situation nun absehbar entspannen. Das Management
unserer Autobahnen wird damit in „einer Hand“ gebündelt, was eine ganzheitliche Netzbewirtschaftung ermöglicht
und die Refinanzierung der Mauteinnahmen in den Verkehrsträger Straße sicherstellt. Zusätzlich eröffnen sich damit
neue Möglichkeiten von der Planung bis zum Betrieb und erweiterte Beschaffungsvarianten auf Projektebene für
reibungslose und schnelle Abläufe. Für unsere Branche bedeutet das mit Blick in die Zukunft, dass sich die Nachfrage
absehbar auf einem gewachsenen Niveau einpendelt, oder möglicherweise noch wächst. Daran hat natürlich auch der
Wohnungsbau einen nicht zu unterschätzenden Anteil. Zwar spricht das Bundesbauministerium inzwischen von einer
gelungenen Trendumkehr, doch die Rahmendaten zum Fehlbedarf speziell in Ballungsräumen legen nahe, dass in
diesem Bausegment noch viel zu tun bleibt.
Eine solche Konjunktureinschätzung drängt auch die Unternehmen unserer Branche zum Handeln. Logischerweise ist
die Vorratssituation in den Gesteinslagerstätten bei stärkerer Nachfrage neu zu bewerten. Das bedeutet für uns, dass
die Rohstoffsicherung und die Ausweisung von Gewinnungsflächen eine noch höhere Priorität erhalten, als sie zuvor
schon hatten. MIRO hat sich hierfür stark engagiert und das Wissen um diese zwingende Notwendigkeit gemeinsam
mit den vor Ort starken Landes- und Regionalverbänden weiter ausgebaut.
Erfreulich ist die Tatsache, dass wir auf Bundesebene nicht nur mit den einschlägigen Spezialisten der Bundesanstalt
für Geowissenschaften und Rohstoffe, sondern auch mit den zuständigen Fachverantwortlichen im Bundeswirtschafts-
ministerium zu einer neuen, engeren Art der Zusammenarbeit gefunden haben. Diese schlägt sich bereits – wie im
Fall der strittigen Tara-Passage in der Mess- und Eichverordnung – in greifbaren Ergebnissen nieder. Inzwischen
stellen wir dankbar fest, dass unser Wunsch, diesen neuen und engeren Dialog zu Entscheidern auf Bundesebene
herzustellen, längst nicht so einseitig war, wie wir vermuteten. Diesen positiven Vorlauf inmitten des registrierten
Aufschwungs werden wir nun nutzen, um im Verband und mit unserem Verband noch effizienter und nachhaltiger zu
agieren. Nach Überarbeitung der Struktur des MIRO im vergangenen Jahr stehen in diesem Zusammenhang weitere
organisatorische Veränderungen an, um noch mehr Nähe zu relevanten Mandatsträgern herzustellen.
Große Aufgaben in der Zukunft bedeuten auch, dass sich die Betriebe qualifizierten Nachwuchs sichern müssen. Dass
dies keine ganz leichte Aufgabe ist, haben viele Unternehmen bereits feststellen müssen. Junge Nachwuchskräfte – hat
man sie denn gefunden – wollen aber meist nicht nur einen technischen Beruf erlernen, sondern brauchen attraktive
persönliche Entwicklungsperspektiven jenseits eines zusätzlichen Studiums. Zusammen mit MIRO haben sich führende
Verbände der mineralischen Baustoffindustrie deshalb für eine jeweils spezifizierbare Meisterausbildung stark gemacht.
Bereits im kommenden Jahr kann ein erster Meisterkurs angeboten werden und wir rechnen mit einem regen Zuspruch.
Sie werden mir spätestens nach der Lektüre dieses Geschäftsberichtes zustimmen, dass wir speziell im letzten
Geschäftsjahr viel erreichen konnten. Es würde mich deshalb freuen, wenn Sie den Inhalt nutzen, um auch Ihr Netzwerk
über die vielfältigen Aktivitäten unseres Verbands zu informieren.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre. Über Anregungen, was wir noch besser machen
können, freut sich die MIRO-Geschäftsführung.

Glückauf!
Ihr

Dr. Gerd Hagenguth                                                                              MIRO-Geschäftsbericht    7
MIRO-Präsident                                                                                              2016/2017
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Die deutsche Gesteinsindustrie

    Rohstoffgewinnung – Griffige Antworten auf häufige Fragen

    … warum hier und nicht woanders?
    Rohstoffgewinnung kann nur dort stattfinden, wo die                                                     Deutschland ist von
    Geologie für geeignete Fest- oder Lockergesteinslager-                                                  einem engmaschigen
                                                                                                            Schutzgebietsnetz
    stätten gesorgt hat. Wegen dieser natürlichen Beson-
                                                                                                            überzogen.
    derheit lässt sich ein Gewinnungsbetrieb auch nicht                                                     Die Herausforderung
    beliebig verlagern. Erfreulicherweise sind geeignete                                                    besteht darin, Schutz-
    Lagerstätten für nutzbare Gesteinsrohstoffe in fast allen                                               ansprüche und Roh-
    Regionen Deutschlands zu finden. Diese Tatsache garan-                                                  stoffsicherung sowie
                                                                                                            -gewinnung in Einklang
    tiert kurze Wege zu den Abnehmern. Durch eine ausrei-
                                                                                                            zu bringen. Ein Roh-
    chend dimensionierte vorsorgende Rohstoffsicherung                                                      stoffbetrieb kann nicht
    und -gewinnung können lange Transportwege weitgehend                                                    beliebig tätig werden,
    vermieden werden. Das zahlt sich sowohl im Preis als                                                    sondern nur dort,
    auch unter Umweltgesichtspunkten aus.                                                                   wo er eine nutzbare
                                                                                                            Lagerstätte vorfindet.
                                                                                                            Karte: BGR
    … wie viele Gesteinsrohstoffe brauchen wir
    wirklich?
    Gewonnen werden von den Unternehmen der minerali-
    schen Rohstoffindustrie lediglich die Mengen, die von       für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sowie der
    den Abnehmern auch nachgefragt werden. Hinzu kommt,         Deutschen Rohstoffagentur (DERA) insgesamt nur knapp
    dass die Gesteinsunternehmen sehr ressourcenschonend        0,0036 % der gesamten Fläche Deutschlands in Anspruch
    arbeiten und heute dank neuer technischer Verfahren         genommen. Im Gegensatz zu vielen anderen Nutzungs-
    und fortwährender Investitionen zur Verbesserung der        arten ist diese Inanspruchnahme außerdem zeitlich
    Ressourceneffizienz auch Material aufbereiten, das          begrenzt. So sind in den vergangenen 15 Jahren, gestützt
    früher ungenutzt blieb.                                     durch fachliche Begleitung, über 3000 Hektar ehemali-
                                                                ger Gewinnungsflächen anderen Nutzungen zugeführt
    … wie viel Platz braucht die Rohstoffgewinnung?             worden.
    Für die Gewinnung oberflächennaher mineralischer
    Rohstoffe werden nach Berechnungen der Bundesanstalt        … was passiert bei der Gewinnung und danach
                                                                mit der Natur?
                                                                Durch die Gewinnungstätigkeit wird die Landschaft
                                                                verändert. Aber machen wir uns nichts vor: Eingriffe
                                                                heutzutage finden stets in einer bereits vielfach genutz-
                                                                ten Kultur- und nicht in einer Naturlandschaft statt. Was
                                                                im Ergebnis entsteht, ist oft eine neue Sekundär-
                                                                Naturlandschaft mit höherer Attraktivität und einem
                                                                größeren ökologischen Wert als vor dem Eingriff. Spon-
                                                                tane Artenansiedelungen seltener Pflanzen und Tiere
                                                                meist schon während der Gewinnungstätigkeit bestäti-
                                                                gen den Wert der geschaffenen Biotope. Die Uferschwalbe,
    Kreislaufwirtschaft ist Standard bei der Wieder-            der vor allem in Steinbrüchen lebende Uhu, die Gelb-
    verwertung mineralischer Baustoffe. Recycling               bauchunke und die Libelle sind nur einige Beispiele für
    gehört zum Tagesgeschäft auch vieler Gesteins-
    unternehmen. Allerdings können die RC-Baustoffe             gefährdete Tierarten, die in Steinbrüchen sowie Sand- und
    nur einen geringen Prozentsatz des vorhandenen              Kiesgruben einen neuen idealen Lebensraum gefunden
    Bedarfs decken. Foto: gsz                                   haben. Um in ihrem Handeln den richtigen Weg zu

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    2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie

beschreiten, lassen sich viele Unternehmen beim Arten-    … kann man mit den Leuten im Gewinnungsbetrieb
schutz parallel zur Rohstoffgewinnung von Fachleuten      reden?
des örtlichen Naturschutzes beraten und begleiten. Nach   Verantwortungsbewusst handelnde Rohstoffunternehmen
Abschluss der Rohstoffgewinnung stehen die Flächen        bieten an der Gewinnungstätigkeit und der Nachnutzung
für vielfältige neue Nutzungen zur Verfügung. Häufig      interessierten Bürgern vielfältige Dialogmöglichkeiten
dienen sie aber ausschließlich weiterhin dem Arten- und   an. Bei Tagen der offenen Tür, Exkursionsangeboten für
Naturschutz. Auch Mischformen oder Reinformen zur         Kitas, Schulen und interessierte Anwohner oder auch
Naherholung und für Freizeitaktivitäten haben sich        anderen Aktionen unterstreichen die Mitglieder von MIRO
vielfach bewährt. Selbst die Gewinnung erneuerbarer       ihre gelebte Verantwortung, von der nicht nur Abnehmer
Energien mit Solarparks ist bei günstigen Bedingungen     und Volkswirtschaft insgesamt, sondern auch die nächs-
in ehemaligen Gewinnungsstätten möglich.                  ten Nachbarn profitieren.

Hauptabnehmer Bauwirtschaft: Zur stetigen Erhaltung und Modernisierung unserer Straßen- und
Schieneninfrastruktur werden Gesteinsrohstoffe in großen Mengen benötigt. Fotos: gsz

Naturnahe Nutzung und Trittstein für Arten oder Erholung: Nach der Rohstoffgewinnung bieten sich
verschiedene Möglichkeiten an, die Standorte zu gestalten. Fotos: MIRO-Fotowettbewerb 2011

Der Wert mineralischer Rohstoffe für unser tägli-         Heimelig und sicher: Menschen wollen wohnen.
ches Leben wird allgemein unterschätzt. Das liegt         Gebaut wird traditionell überwiegend mit
daran, dass sich diese Grundstoffe in den erzeug-         Gesteinsbaustoffen oder mineralischen Baustof-
ten Produkten vieler Industrien regelrecht „ver-          fen, die ebenfalls Gesteinszuschläge enthalten.
stecken“. Foto: gsz                                       Foto: gsz

                                                                                           MIRO-Geschäftsbericht    9
                                                                                                       2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie

     Gesteinsrohstoffe und ihre Verwendung

     Gesteinsrohstoffe bilden als Bodenschätze                  Weiterverarbeitung oder Veredlung. Es wird in Silos oder
     die Basis unseres Lebens                                   auf Halden für Abholer gelagert.
     Durch die Gewinnung und gezielte Aufbereitung im Werk      Dabei wird heute dank neuer technischer Verfahren auch
     entstehen aus Gesteinsrohstoffen genau jene qualifi-       Material gewonnen oder zurückgewonnen, gereinigt und
     zierten Körnungen, die von Abnehmern für verschiedene      aufbereitet, das früher ungenutzt blieb. Diese vollstän-
     industrielle Verwendungen nachgefragt werden.              dige Nutzung folgt dem Ziel einer größtmöglichen
     Je nach Rohstoffbeschaffenheit und vorgesehenem            Ressourceneffizienz. Denn ist eine Lagerstätte einmal
     Produktportfolio sind dazu abgestufte Zerkleinerungs-,     erschlossen, müssen die Rohstoffe vollständig genutzt
     Reinigungs- und Klassierschritte in stationären und/oder   werden.
     mobilen Aufbereitungsanlagen erforderlich. Das in          Praxiswidrige Beschränkungen der Vorausplanungen
     verschiedene, definierte Körnungen separierte Material     und immer kompliziertere Genehmigungsszenarien
     ist letztlich das Basisprodukt der Gesteinsindustrie zur   bremsen allerdings Investitionen aus, denn mit einem

10   MIRO-Geschäftsbericht
     2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie

                                                                                                            Fotos: gsz

Vorlauf von nur zehn bis 15 Jahren lassen sich die erfor-   von rund 80 Mio. Menschen mit den wichtigsten mine-
derlichen umfangreichen Aufwendungen nicht wirtschaft-      ralischen Massenrohstoffen.
lich darstellen. Deshalb und im Interesse einer zuverläs-   Verwendung finden mineralische Gesteinsrohstoffe nicht
sigen Versorgung der Volkswirtschaft mit mineralischen      nur in der Bauwirtschaft, sie sind auch Bestandteil
Roh- und Baustoffen, muss sich der Zeitraum der             zahlreicher Produkte und alltäglicher Gebrauchsgegen-
bergbaulichen Tätigkeit an der jeweiligen Lagerstätten-     stände, die ihre Ursprünge nicht ganz so leicht offenba-
situation als Entscheidungsgrundlage orientieren.           ren.
In Deutschland werden jährlich ungefähr 500 Mio. t          Unser Lebensstandard wäre ohne den Einsatz dieser
Gesteinskörnungen aus Naturstein, Kies und Sand,            Rohstoffe nicht möglich. Wohnhäuser geben Schutz und
Quarzsanden und Quarzkiesen ausschließlich nachfra-         Geborgenheit. Fabrik- und Bürogebäude stellen Räume
gegerecht gewonnen und weiterverarbeitet. Die deutsche      für die Arbeit bereit, öffentliche Gebäude bieten Platz
Gesteinsindustrie sichert damit die Grundversorgung         für das gesellschaftliche Miteinander. Der Wunsch nach

                                                                                              MIRO-Geschäftsbericht      11
                                                                                                          2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie

Fotos: v.l.n.r.: lichtkunst.73_pixelio.de, gsz_röhrig, Rainer Sturm_pixelio.de, gsz, Quarzwerke, gsz, gsz, gsz, berggeist007_pixelio.de, gsz, Bernd Sterzl_pixelio.de, gsz, gsz, gsz, gsz, Rainer
Sturm_pixelio.de, S. Hofschlaeger_pixelio.de

              Mobilität kann nur durch eine intakte Infrastruktur                                 als Siliziumlieferanten der Grundstoff für die Herstellung
              (Radwege, Straßen, Schienen, Flughäfen) erfüllt werden.                             von Computerchips und Solarzellen. In der Glas- und
              Die Gesteinsindustrie liefert hierfür verbrauchsnah die                             Keramikproduktion garantieren sie Hochwertigkeit, und
              unverzichtbaren Baustoffe in der benötigten Menge, mit                              unser sauberes Wasser verdanken wir ihrer Fähigkeit zur
              der geforderten Qualität und zu einem bezahlbaren Preis.                            mechanischen Filtration in Brunnen- und Trinkwasserfiltern.
              Und – ganz wichtig in der Gegenwart – der Ausbau unse-                              Metall-Gießereien benötigen Quarzsande als Formsand
              rer Versorgungsinfrastruktur für erneuerbare Energien                               und die Verbrauchsgüterindustrie kann in der Farb-, Putz-
              wäre ohne die Produkte unserer Branche undenkbar.                                   und Kunststoffherstellung nur mit Hilfe von Quarzsanden
              Die Industriezweige Glas, Pharma, Papier und Metall                                 als Füllstoff qualitätsgerecht produzieren.
              kommen ohne diese Rohstoffe ebenfalls nicht aus. Aber                               Rohstoffe wie Kalkstein und Dolomit haben neben ihrer
              wer denkt schon bei der morgendlichen Zahnhygiene                                   Eignung als Gesteinsbaustoff ebenfalls besondere Qua-
              daran, dass mineralische Rohstoffe ebenso die Grundlage                             litäten, die sich in der Herstellung von Zement- und
              für Zahnpasta bilden wie für Keramik, Kunststoffe, Farben                           Baukalkprodukten, in der Stahl- und Glasproduktion, der
              und Kosmetik?                                                                       Wasserreinigung, der Futter- und Düngemittelherstellung
              Ihre versteckten Qualitäten machen Gesteinsrohstoffe                                und in zahlreichen chemischen Prozessen bis hin zur
              also zur ultimativen Quelle zahlreicher weiterer indus­                             Pharma- und Lebensmitteltechnik bewähren.
              trieeller Produktionsketten. So sind Quarzkiese und -sande

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              2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie

MIRO-Nachhaltigkeitsprinzipien
 Sozialverantwortung                     Ökonomie                               Ökologie
 Die Gesteinsindustrie bietet sichere,   Die wirtschaftliche Gewinnung und      Ressourcenschonende und ener-
 interessante und familienfreundli-      Aufbereitung der Gesteinsrohstoffe     giesparende Verfahren kommen
 che Arbeits- und Ausbildungsplätze      mit modernen Verfahren nach Stand      bei Gewinnung und Aufbereitung
 in ländlichen und meist struktur-       der Technik zur verbrauchsnahen        der Rohstoffe zum Einsatz. Kurze
 schwachen Regionen. Beeinträch-         Versorgung der Baustoffindustrie,      Transportwege zu Abnehmern sind
 tigungen von Anrainern und Nach-        der Bauwirtschaft und aller weite-     ebenfalls Element der ökologischen
 barn in der Betriebsphase werden        ren Verwender mit den gewünsch-        Nachhaltigkeitssäule. Durch sorgsame
 so gering wie möglich gehalten. Ein     ten Produkten ist das ökonomische      Betriebs- und Nachnutzungskonzepte
 gutes Miteinander mit Kommunen          Ziel der Branche im Nachhaltigkeits-   in Kooperation mit dem Naturschutz
 und Bürgern schafft Vertrauen.          dreiklang.                             wird die Artenansiedlung begünstigt.

 Interessante und sichere                Im Vergleich aller Lieferbran-         Schon während des Gewin-
 Arbeitsplätze in ländlichen             chen generiert die Gesteinsin-         nungsbetriebs siedeln sich sel-
 Regionen und Exkursionsziel             dustrie die kürzesten Trans-           tene Tiere und Pflanzen in den
 für Interessenten und Schul-            portwege zu Anwendern. Die             Werksgeländen an. Sogenannte
 klassen. Die Gesteins­industrie         Produkte werden in modernen            Wanderbiotope „begleiten“
 übernimmt soziale Verantwor-            Anlagen nach Stand der Tech-           den Gewinnungsprozess.
 tung. Fotos: MIRO-Fotowettbewerb 2014   nik hergestellt. Fotos: gsz            Fotos: MIRO-Fotowettbewerb 2011

                                                                                        MIRO-Geschäftsbericht          13
                                                                                                    2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie

     Schatztruhen der Artenvielfalt
     Gesteinsrohstoffe gewinnen und gleichzeitig Artenschutz
     betreiben – wie soll das funktionieren? Im Grunde ganz
     einfach: Indem sich Gewinnungsbetriebe die Natur und
     im Idealfall zusätzliche Fachleute des – vorzugsweise
     dynamischen – Naturschutzes zum Partner machen. Im
     Verlauf der vergangenen 20 Jahre wurden die positiven
     Erfahrungen mit der Gewinnungstätigkeit als „Artenturbo“
     bereits vielfach dokumentiert. Aus den daraus abzulei-
     tenden Erfahrungen entstanden neue Unterstützungs-
     konzepte, um während und nach der Gewinnung durch
     eine hohe Biotopvielfalt zusätzliche Ansiedlungsanreize
     für seltene Pflanzen und Tiere zu schaffen. Diese win-
     win-Situation ist ein Ergebnis des gelebten Nachhaltig-
     keitsansatzes der Unternehmen. Der wirtschaftliche,
     soziale und ökologische Zugewinn für die Gesellschaft
     ist enorm. Anhand einer Biodiversitätsdatenbank, für
     deren Implementierung MIRO ein wesentlicher Impuls-
     geber ist, werden sich die Erfolge der Branche bei der
     Artenansiedlung absehbar quantifizieren lassen.
     An dieser Stelle ein knapper Ausschnitt als Referenz der
     Möglichkeiten aus dem vielfältigen Angebot und die
     tierischen Besiedlungsmuster.

        Regelmäßig anzutreffende Tierarten
        in Gewinnungsstätten
           F elswände: Felsbrüter wie Wanderfalke, Uhu,
            Dohle, Kolkrabe, Mauerläufer
            Felsspalten und bauliche Anlagen:
           19 nachgewiesene Fledermausarten
             Steilwände aus Lockergestein: Bienenfresser,
           Uferschwalbe, mitunter ebenfalls Uhus
              Sand-, Kies- und Schotterflächen: Flussufer-
           läufer, Flussregenpfeifer, Eidechsen, heimische
           Schlangenarten
               Offene bzw. schütter bewachsene Rohböden:
                Steinschmätzer, Heidelerche, Insekten
                Sukzessionsflächen: Neuntöter, Baumpieper,
                 Nager
                 Kleine Tümpel, Pioniergewässer und lockere
                  Böden: Kreuzkröte, Geburtshelferkröte,
           Wechselkröte, Knoblauchkröte, Gelbbauchunke
                  Gewässer: Kammmolch, Laubfrosch, kleiner Wasser-
           frosch, Springfrosch, Libellen, Ringelnatter, Fische

14   MIRO-Geschäftsbericht
     2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie

                                        Regelmäßig anzutreffende Biotope und
                                        Biotopstrukturen in Gewinnungsstätten
                                           O ffene Felsbildungen, Felswände, Felsköpfe
                                            Steilwände aus Lockergestein
                                             Schutthalden
                                              Abraumhalden, Mutterbodenmieten
                                               Trockene, ebene Kies- und Sandbereiche oder tro-
                                                ckene Abbausohlen
                                          Rohböden
                                                Mager-, Trocken- und Halbtrockenrasenflächen
                                                 Schilfflächen
                                          Sukzessionsgehölze
                                                  Ausdauernde Stillgewässer, temporäre Kleinge-
                                                   wässer, Pioniergewässer
                                                   Fahrwege und Fahrwegrandbereiche
In Gewinnungsstätten bilden                         Lagerplätze, bauliche Anlagen
sich rasch unterschiedlichste                        In rekultivierten/renaturierten Bereichen natürlich
Biotoptypen heraus.                                   auch Wälder, Ackerflächen, Wiesen und Weiden,
Fotos v.l.n.r.: Quarzwerke, gsz, gsz,                 Feldgehölz etc.
Quarzwerke, Schlutter, Quarzwerke,
gsz, gsz, Quarzwerke, fe, gsz, gsz      (Die Biotoptypen werden in verschiedenen Bundeslän-
                                        dern nach einem jeweiligen Biotopschlüssel gegebenen-
                                        falls abweichend bezeichnet und definiert.)

                                                                                 Fotos v.l.n.r.: web_R_by_Petra Dir-
                                                                                 scherl_pixelio.de, original_R_by_Wolf-
                                                                                 gang Dirscherl_pixelio.de, Quarzwerke,
                                                                                 gsz, MIRO-Fotowettbewerb 2011, MIRO-
                                                                                 Fotowettbewerb 2011, MIRO-Fotowett-
                                                                                 bewerb 2011, MIRO-Fotowettbewerb
                                                                                 2011, MIRO-Fotowettbewerb 2011,
                                                                                 Quarzwerke, Quarzwerke, Quarzwerke,
                                                                                 Quarzwerke, MIRO-Fotowettbewerb
                                                                                 2011, Quarzwerke, MDB, MDB

                                                                                 MIRO-Geschäftsbericht              15
                                                                                             2016/2017
Wirtschaftliches Umfeld

     Das Jahr 2016
                                                                   Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt
     Deutsche Wirtschaft auf moderatem                             Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %
     Wachstumskurs
     Aufgrund der Berechnungen des Statistischen Bundes-
                                                                     6
     amtes war das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt                            Jahresdurchschnitt
     (BIP) im Jahresdurchschnitt 2016 um 1,9 % höher als im                        2005–2015 = 1,4
                                                                     4
     Vorjahr. Es stieg insgesamt auf 3.133,9 Mrd. Euro. In den
     vorangegangenen Jahren war das BIP in einer ähnlichen                                                                     1,9
                                                                     2
     Größenordnung gewachsen, und zwar 2015 um 1,7 % und
     2014 um 1,6 %. Eine längerfristige Betrachtung zeigt,           0
     dass das Wirtschaftswachstum im Jahr 2016 einen halben
     Prozentpunkt über dem Durchschnittswert der letzten            -2
     10 Jahre von 1,4 % lag.
     Der bedeutendste Wachstumsimpuls für das BIP ging in           -4
     2016 vom inländischen Konsum aus. Die privaten Konsu-
     mausgaben waren preisbereinigt um 2 % höher als ein            -6
     Jahr zuvor; die Konsumausgaben des Staates sogar um                 2005 06 07 08 09 10 11                    12 13 14 15 16
     4,2 %. Dieser kräftige Anstieg ist u. a. auf die hohe
                                                                    Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2017
     Zuwanderungsrate und die daraus resultierenden Kosten
     zurückzuführen. Darüber hinaus trugen auch die Inves-
     titionen zum Wachstum bei. In Ausrüstungen (im Wesent-
     lichen Maschinen, Geräte, Fahrzeuge) wurden 1,7 % mehr
     investiert als im Vorjahr.
     Die Bauinvestitionen nahmen im Jahr 2016 real um             28 % der Bautätigkeit und auf den öffentlichen Bau 12 %.
     3,1 % auf rund 309,6 Mrd. Euro zu (2015: 295 Mrd. Euro).     Von den gesamten Bauinvestitionen entfallen rund
     Im Jahresdurchschnitt 2016 stieg die Zahl der Erwerbs-       86 % auf den Hochbau und rund 14 % auf den Tiefbau.
     tätigen mit knapp 43,5 Mio. auf den höchsten Stand seit      Treiber der Bauinvestitionen ist derzeit der Wohnungsbau.
     1991.                                                        Dieser erhöhte sich um preisbereinigt 4,3 % auf rund
                                                                  189,4 Mrd. Euro. Der öffentliche Bau legte real um 2,4 %
        B
         auinvestitionen                                         zu und stieg auf insgesamt 35,9 Mrd. Euro. In den gewerb-
     Der bedeutendste Partner der mineralischen Rohstoff-         lichen Bau wurden 84,3 Mrd. Euro investiert – gegenüber
     industrie ist die Bauwirtschaft. Mit einem Anteil von 60 %   dem Vorjahr eine Steigerung von real 0,9 %.
     an den Bauinvestitionen ist davon der Wohnungsbau der
     größte Abnehmer. Auf den gewerblichen Bau entfallen             B
                                                                      augenehmigungen
                                                                  Die Baugenehmigungen haben sich in 2016 äußerst
                                                                  positiv entwickelt. Insgesamt wurde in Deutschland der
                                                                  Neubau von Gebäuden mit einem Volumen von 385 Mio. m3
                                                                  genehmigt. Das entspricht einer Steigerung von
                                                                  13,5 % gegenüber dem Vorjahr. Dabei entwickelten sich
                                                                  die Genehmigungen bei allen Gebäudearten positiv. Die
                                                                  Genehmigungen im Wohnungsbau stiegen um 12,2 %. Im
                                                                  Wirtschaftsbau erhöhten sie sich um 13,2 % und im
                                                                  öffentlichen Bau um 29,7 %. Trotz der grundsätzlich
                                                                  positiven Entwicklung der Genehmigungen entkoppelten
                                                                  sich Fertigstellungs- und Genehmigungszahlen im Mehr-
                                                                  familienhaussektor. Wohnungen in diesem Segment
                                                                  werden also – trotz erteilter Genehmigung – nicht oder

16   MIRO-Geschäftsbericht
     2016/2017
Wirtschaftliches Umfeld

erst mit zeitlicher Verzögerung                                                    0,2 Mio. t bzw. 2,1 %. Die wertmäßige
realisiert. Diese Erscheinung dürfte                                               Produktion von Quarzkies/-sand
dem Umstand geschuldet sein, dass                                                  betrug 2016 212 Mio. € und lag damit
sich Bauträger Grundstücke sichern                                                 um 6 Mio. € oder 3 % über dem
und Gebäude genehmigen lassen,                                                     Vorjahr.
obwohl deren Finanzierung noch                                                     Die generell höhere Zunahme bei
nicht gesichert ist. Zu berücksich-                                                der Wertentwicklung dürfte primär
tigen ist auch, dass der Geschoss-                                                 dem Einsatz hochwertigerer mine-
wohnungsbau primär in Ballungs-                                                    ralischer Rohstoffe geschuldet sein
zentren realisiert wurde, die Bau-                                                 und weniger in Erlösverbesserungen
tätigkeiten in den einzelnen Regi-                                                 begründet liegen.
onen also stark differierten.                                                      Die positive Entwicklung der Mine-
                                                                                   ralischen Rohstoffindustrie hin-
   Auftragseingänge                                                                sichtlich Menge und Umsatz war
Die Auftragseingänge im Bauhaupt-                                                  2016 – mal mehr und mal weniger
gewerbe in Deutschland erhöhten                                                    ausgeprägt – durchweg in allen
sich in 2016 gegenüber dem Vorjahr                                                 Bundesländern zu verzeichnen, von
um real 13,2 % (Basis: Unternehmen                                                 wenigen regionalen Märkten einmal
mit 20 und mehr Beschäftigten).                                                    abgesehen.
Erfreulich ist der starke Zuwachs                                                  Die nunmehr seit zwei Dekaden
der Auftragseingänge im Wohnungs-                                                  anhaltende Verringerung der Werke
bau um real 17 %. Im Wirtschaftsbau                                                und Gewinnungsstellen sowie der
erhöhten sich die Auftragseingänge                                                 Beschäftigten setzte sich allerdings
um 11,9 %. Der öffentliche Hochbau verzeichnete eine         auch im Berichtsjahr fort.
Zunahme bei den Auftragseingängen von 9,2 %, der             2016 wurde Kies/Sand in 2008 Werken und Naturstein in
öffentliche Straßenbau von real 18,8 % und der öffent-       787 Gewinnungsstellen abgebaut. Die Gesamtzahl der
liche sonstige Tiefbau von real 16,8 %.                      Gewinnungsstellen belief sich damit auf 2.795. Im Jahr
                                                             2016 wurden somit 66 Werke/Gewinnungsstellen stillge-
   P roduktion in der Baustoff-, Steine- und                legt, was einem Anteil von 2,3 % entspricht. Bei den
   Erden-Industrie                                           Beschäftigten fällt der Rückgang noch etwas deutlicher
Nach einer über Jahre andauernden Talfahrt der Mine-         aus. 2016 wurden 14.050 Personen in Kies-/Sand-Werken
ralischen Rohstoffindustrie partizipierte diese im Jahr      und 9.450 Personen in Naturstein-Gewinnungsstellen
2016 spürbar von der deutlichen Erholung der Bauwirt-        beschäftigt. Mit insgesamt 23.500 Personen reduzierten
schaft.                                                      sich die Beschäftigten um 980 Personen oder 4 %.
So wurden in 2016 247 Mio. t Baukies und Bausand und         Aufgrund restriktiver Abbaugenehmigungspolitik und
damit 8 Mio. t oder 3,3 % mehr als im Vorjahr produziert.    der langen Dauer der Genehmigungsverfahren wird sich
Der Wert der Baukies- und Bausand-Produktion belief          die Zahl der Gewinnungsstellen und Beschäftigten ten-
sich auf 1.587 Mio. € und lag damit um 77 Mio. € bzw.        denziell weiter reduzieren, wodurch sich die Transport­
5,1 % über dem Vorjahreswert.                                entfernungen der nachgefragten Rohstoffe weiter
Auch die Natursteinproduktion stieg im Jahr 2016 um          erhöhen.
8 Mio. t oder 3,8 % auf 218 Mio. t. Der Wert der Natur-
steinproduktion belief sich auf 1.500 Mio. € und lag damit   Europa
62 Mio. € oder 4,3 % über dem Ausweis des Vorjahres.         Auch die Erholung der europäischen Baunachfrage hat
Im Jahr 2016 wurden zudem 9,9 Mio. t Quarzkies/-sand         sich 2016 fortgesetzt. Nach Angaben des ifo-Instituts
von überwiegend anderen Industriebereichen (Eisen            stieg das Bauvolumen für die 19 Länder des Euroconst-
schaffende und verarbeitende Industrie, Glas- und            ruct-Gebiets auf insgesamt rund 1.440 Mrd. Euro und lag
Keramikindustrie, chemische Industrie usw.) nachgefragt.     damit real um rund 2 % über dem Wert von 2015. Das
Die Zunahme im Bereich Quarzkies/-sand belief sich auf       Wachstum dürfte sich in dieser Größenordnung in den

                                                                                                 MIRO-Geschäftsbericht     17
                                                                                                             2016/2017
Wirtschaftliches Umfeld

                 Menge Mio. t
         300
                                                                                                                           Quarz
                                                                                                                 Kies / Sand
         250                                                                                                               Naturstein
                                                                                                                 Naturstein
         200                                                                                                               Kies/Sand
                                                                                                                 Quarz
          150

          100

          50

            0
                  2006   2007     2008   2009   2010   2011     2012     2013    2014    2015    2016

                 Wert Mrd. Euro
          1,8
                                                                                                                          Quarz
          1,6                                                                                                    Kies / Sand
          1,4                                                                                                             Naturstein

          1,2                                                                                                    Naturstein
                                                                                                                          Kies/Sand
          1,0                                                                                                    Quarz
         0,8
         0,6
         0,4
         0,2
         0,0
                 2006    2007     2008   2009   2010   2011     2012     2013    2014    2015    2016

                Nachfrageentwicklung nach Primärrohstoffen 2006 bis 2016. Grafiken: MIRO

     kommenden Jahren fortsetzen, sodass für das Jahr 2019             Bauabfälle Monitoring 2014“ der Initiative „Kreislaufwirt-
     ein Bauvolumen von 1.540 Mrd. Euro prognostiziert wird.           schaft Bau“ ist es gelungen, nahezu vollständig geschlos-
     Vor der Euro- und Immobilienkrise betrug das Bauvolu-             sene Stoffkreisläufe für mineralische Bauabfälle zu
     men im Jahr 2007 1.860 Mrd. Euro – dieses Niveau dürfte           erreichen. Von den insgesamt im Jahr 2014 angefallenen
     auf längere Zeit nicht wieder erreicht werden.                    202 Mio. t Bau- und Abbruchabfällen wurden 89,5 % bzw.
                                                                       180,8 Mio. t umweltverträglich verwertet.
     Rohstoffaufkommen aus sekundären Quellen                          Im Jahr 2014 wurden insgesamt 67,6 Mio. t Recycling-
     Um den Rohstoffbedarf der Bauindustrie sicherzustellen,           baustoffe hergestellt. Damit decken sie einen Anteil von
     wurden in Deutschland im Jahr 2016 rund 247 Mio. t                12,3 % des Bedarfs an Gesteinskörnungen. Die Verwer-
     Baukies und -sand produziert. Damit lag die Produktion            tungsmöglichkeiten der Recyclingbaustoffe hängen von
     8 Mio. t oder 3,3 % über dem Vorjahr. Der Wert der                ihren bautechnischen und umweltrelevanten Eigenschaf-
     Baukies- und Bausandproduktion belief sich auf 1.587              ten sowie ihrer stofflichen Zusammensetzung ab. Neben
     Mio. Euro und lag damit 77 Mio. Euro bzw. 5,1 % über dem          den Ausgangsqualitäten werden die Eigenschaften
     Vorjahreswert. Die Natursteinproduktion belief sich im            maßgeblich von der Verfahrensweise beim Abbruch bzw.
     Jahr 2016 auf 218 Mio. t und lag damit 8 Mio. t oder              Rückbau, der Getrennthaltung der Fraktionen und der
     3,8 % über dem Vorjahreswert. Ihr Wert belief sich auf            eingesetzten Aufbereitungstechnik bestimmt. Außerdem
     1.500 Mio. Euro und lag damit 62 Mio. Euro oder 4,3 %             müssen Reyclingbaustoffe – wie Primärbaustoffe – auf
     über dem Ausweis des Vorjahres.                                   den jeweiligen Anwendungsfall bezogene Anforderungen
     Um Ressourcen zu schonen und Baurestmassen sowie                  erfüllen. Daher wird der Anteil von Recyclingbaustoffen
     industrielle Nebenprodukte sinnvoll zu verwerten, wer-            an der Deckung des Gesamtbedarfs an Gesteinskörnun-
     den neben den Primärrohstoffen beachtliche Mengen                 gen auch in den kommenden Jahren relativ konstant
     von Sekundärrohstoffen verarbeitet. Nach Angaben des              bleiben.
     im Jahr 2017 erschienenen Berichtes „Mineralische

18   MIRO-Geschäftsbericht
     2016/2017
Wirtschaftliches Umfeld

                                                           Im Vorjahresvergleich hat sich die Wirtschaftsleistung
                                                           ebenfalls erhöht. Das preispereinigte Bruttoinlandspro-
                                                           dukt lag im ersten Quartal 2017 um 2,9 % höher als im
                                                           ersten Quartal 2016. Korrigiert um den aufgrund der
                                                           Lage der Feiertage außergewöhnlich starken Kalender-
                                                           einfluss ergibt sich ein realer Anstieg des BIP um 1,7 %.
                                                           Die positive Entwicklung des BIP wird von einem Rekord-
                                                           niveau bei der Erwerbstätigkeit flankiert. Nach Berech-
                                                           nungen des Statistischen Bundesamtes waren im ersten
                                                           Quartal 2017 43,7 Mio. Menschen in Deutschland erwerbs-
                                                           tätig; das entspricht einem Zuwachs von 1,5 % gegenüber
                                                           dem Vorjahresquartal.

                                                              Bauinvestitionen
                                                           Hinsichtlich der Bauinvestitionen startete das erste
                                                           Quartal 2017 äußerst positiv, und zwar mit einem Zuwachs
                                                           gegenüber dem Vorquartal um 2,3 % und gegenüber
                                                           dem entsprechenden Vorjahresquartal um 4,7 %.

                                                              Baugenehmigungen
                                                           Die Hochbaugenehmigungen der Monate Januar bis April
                                                           2017 nahmen um 4,9 % ab. Die Genehmigungen im
                                                           Wohnungsbau sanken um 8,3 %, für Ein- und Zweifami-
                                                           lienhäuser um 13,9 %. Genehmigungen für Mehrfamili-
                                                           enhäuser erhöhten sich dagegen um 0,6 %.
                                                           Es gibt mehrere Gründe für das Nachlassen der Bauge-
                                                           nehmigungen. Einerseits ist bereits ein recht hohes

Das Jahr 2017                                               Bruttoinlandsprodukt
                                                            preisbereinigt in %
Deutsche Wirtschaft weiter auf
Wachstumskurs                                                 8
Die deutsche Wirtschaft ist nach Berechnungen des
Statistischen Bundesamtes weiter auf Wachstumskurs.           6
Im ersten Quartal 2017 lag das Bruttoinlandsprodukt                                Veränderungen zum
preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,6 % höher                               Vorquartal
                                                              4
als im vierten Quartal 2016. Damit konnte der solide                                                                      2,9
Wachstumskurs des Vorjahres fortgesetzt werden.
Dieser wird auch für das Gesamtjahr erwartet. Eine der        2
tragenden Säulen wird dabei die Bauwirtschaft sein.
Positive Impulse für die Gesamtwirtschaft kamen sowohl        0
aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Vor allem in
Bauten und Ausrüstungen wurde deutlich mehr investiert        -2
als im vierten Quartal 2016. Private und staatliche Kon-                   Veränderungen zum
                                                                           Vorjahresquartal
sumausgaben waren etwas höher als im Vorquartal. Auch         -4
die außenwirtschaftliche Entwicklung gewann an Dyna-                2011        12        13       14          15   16    17
mik und stützte das Wachstum, weil die Exporte etwas
                                                            Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2017
stärker stiegen als die Importe.

                                                                                                  MIRO-Geschäftsbericht         19
                                                                                                              2016/2017
Wirtschaftliches Umfeld

     Niveau erreicht, sodass ein Basiseffekt eintritt. Ande-      langfristige Prioritäten für Ausbau und Erhaltung des
     rerseits entstand aufgrund der Verschärfung der Ener-        deutschen Verkehrsnetzes gesetzt. Vom Gesamtvolumen
     gieeinsparverordnung im Vorjahr ein Vorzieheffekt bei        des Bundesverkehrswegeplans von knapp 270 Mrd. €
     den Genehmigungen von Ein- und Zweifamilienhäusern.          sollen bis 2030 rund 142 Mrd. € in der Erhalt des Bestands-
     Die aktuelle Verringerung der Genehmigungen dürfte           netzes fließen. Für Aus- und Neubauprojekte sind weitere
     daher keinen Anlass zur Sorge geben.                         98 Mrd. € vorgesehen.
     Problematischer scheint eher die deutliche Zunahme           Alles in allem erscheinen die Perspektiven für die Mine-
     des Bauüberhangs, d. h. der Zahl der genehmigten, aber       ralische Rohstoffindustrie durchaus erfreulich, so dass
     noch nicht realisierten Bauvorhaben: In den ersten vier      von einer anhaltend stabilen Nachfrage ausgegangen
     Monaten des laufenden Jahres reduzierten sich die            werden kann.
     Genehmigungen im Nichtwohnbau um 2,2 %, wobei der
     Wirtschaftsbau um 0,7 % und die Genehmigungen im             Europa
     öffentlichen Bau um 16,6 % abnahmen. Ursächlich hier-        Eine ebenfalls positive Entwicklung dürfte sich im Jahr
     für ist u. a. der Kapazitätsengpass im Bauhauptgewerbe.      2017 auch in der europäischen Bauwirtschaft und Bau-
     Dieser wird voraussichtlich dazu führen, dass die Bau-       stoffindustrie zeigen. Wesentliche Gründe für die güns-
     tätigkeit künftig weniger durch die Nachfrage als vielmehr   tige Entwicklung sind die wirtschaftliche Erholung, der
     von der Umsetzungsfähigkeit des Baugewerbes limitiert        mittlerweile vielerorts aufgelaufene Nachholbedarf, die
     wird. Dieses Problem scheint kurzfristig mangels perso-      verbesserte öffentliche Finanzlage, die niedrigen Zinsen
     neller Ressourcen nicht lösbar zu sein.                      sowie die anhaltende Zu- und Binnenwanderung, die
                                                                  nicht nur mehr Wohnraum erfordert, sondern auch eine
       Auftragseingänge                                           Anpassung der Infrastruktur.
     Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe in Deutsch-
     land erhöhten sich in den Monaten Januar bis April 2017
     gegenüber dem Vorjahr um real 5 % (Basis: Unternehmen
     mit 20 und mehr Beschäftigten). Bis auf den öffentlichen
     sonstigen Tiefbau haben alle Sparten in den ersten vier
     Monaten Zuwachsraten zu verzeichnen. So beläuft sich
     der Zuwachs der Auftragseingänge im Wohnungsbau auf
     real 4,1 %, im Wirtschaftsbau 11,7 %. Der öffentliche Bau
     verzeichnete eine Zunahme bei den Auftragseingängen
     von 4,4 %.

       P roduktion in der Baustoff-, Steine- und
       Erden-Industrie
     Die Produktion in der Baustoff-, Steine- und Erden-
     Industrie ist im ersten Quartal 2017 gegenüber dem
     Vorjahreszeitraum um 4,3 % gestiegen. Nach Berech-
     nungen des Statistischen Bundesamtes erhöhte sich
     insbesondere die Produktion mineralischer Rohstoffe.
     Mit Blick auf die Baubereiche Infrastruktur, Wohnungsbau
     und Nichtwohnungsbau wird für die Gesteinsindustrie
     auch in 2017 ein Wachstumspotenzial gesehen.
     Investitionen aus den Bereichen Wirtschaftsbau und
     öffentliche Infrastruktur sind auch künftig vermehrt zu
     erwarten. Gerade der Investitionshochlauf im Bereich
     der Verkehrsinfrastruktur setzt für die Mineralische
     Rohstoffindustrie deutlich positive Effekte frei. So wur-
     den mit dem Bundesverkehrswegeplan 2030 wichtige

20   MIRO-Geschäftsbericht
     2016/2017
Rohstoffsicherung und Raumordnung

  Auf den folgenden Seiten berichten wir über die Themen, bei denen sich die MIRO-Mitarbeiter sowie viele
  ehrenamtlich Tätige für die Belange der Gesteinsindustrie im Berichtszeitraum eingesetzt haben. Die Sachver-
  halte wurden in den Arbeitsausschüssen und Arbeitskreisen des MIRO, in den Gremien, in denen MIRO auf
  Bundes- und europäischer Ebene vertreten ist, und in Einzelgesprächen diskutiert.
  Die einzelnen Organisationen/Gremien und die dort tätigen Personen sind ab Seite 65 namentlich aufgeführt.
  MIRO bedankt sich bei den ehrenamtlich Tätigen für ihren Einsatz und weist darauf hin, dass die Arbeit des
  Verbandes ohne ein solches Engagement nicht möglich wäre.

Forschungsprojekt Modellvorhaben der Raum-                  Raumplanung eher unberücksichtigt lassen. Solange
ordnung (MORO) des Bundesinstituts für Bau-,                jedoch nicht klar definiert ist, was grundsätzlich und
Stadt- und Raumforschung (BBSR)                             landesspezifisch konkretisiert im Rahmen der raumpla-
Seit 2016 arbeitet MIRO im Rahmen des Forschungspro-        nerischen Rohstoffsicherung erreicht werden soll, sind
jektes MORO daran mit, dass durch die raumplanerische       alle methodischen Überlegungen dazu, wie eine regio-
Rohstoffsicherung eine bedarfsgerechte Rohstoffver-         nalplanerische Rohstoffsicherung erfolgen sollte, nicht
sorgung der Wirtschaft sowohl regional als auch über-       zielführend.
regional gewährleistet und dies auch für künftige           MIRO wartet auf die Veröffentlichung des Endberichts
Generationen garantiert wird.                               und wird dann erneut die Diskussion mit den Vertretern
Kritisch bleibt aber festzuhalten, dass die Forschungs-     der Ministerien suchen.
nehmer den zukünftigen Schwerpunkt auf die Regional-
planung legen und die Aspekte einer landesweiten            Öko-Institut – Rohstoffwende 2049
                                                            Im Rahmen des Eigenprojektes „Rohstoffwende Deutsch-
                                                            land 2049“ erarbeitet das Öko-Institut seit Sommer 2014
                                                            eine umfassende Strategie für eine Rohstoffwende und
                                                            hat die Ergebnisse im Jahr 2016 vorgestellt. Die Autoren
                                                            des Instituts befassen sich u. a. mit dem Primärrohstoff
                                                            „Kies“ und kommen zu der Aussage, dass eine Vermin-
                                                            derung der Umweltauswirkungen im Wesentlichen nur
                                                            über die Verringerung des Gesamtbedarfs erreicht
                                                            werden könne. In der ökologischen Dimension weise Kies
                                                            ein Risiko für die Zerstörung des Landschaftsbildes und
                                                            eine große Flächeninanspruchnahme auf.
                                                            MIRO hat die Autoren bei Veranstaltungen sowie in
                                                            persönlichen Gesprächen kontaktiert, um mit diesen die
                                                            Zielsetzungen zu diskutieren. Dabei wurde deutlich, dass
                                                            auch das Öko-Institut mit Einsparungen von Baustoffen
                                                            nicht vor Ende der 2020er Jahre rechnet.
                                                            MIRO wird weiterhin den Kontakt zum Öko-Institut suchen,
                                                            um gemeinsam die Ergebnisse im BMUB zu besprechen
                                                            und zu verifizieren.

                                                                                              MIRO-Geschäftsbericht    21
                                                                                                          2016/2017
Ressourcen und Substitutionspotenziale

     Revision der Abfallrahmenrichtlinie                       Gesteinsrohstoffe dann mit hohen zusätzlichen Umwelt-
     Die Europäische Kommission hat im Berichtszeitraum        belastungen aus dem Ausland eingeführt werden müss-
     ihren Entwurf für eine Überarbeitung der Abfallrahmen-    ten. Abbruchmassen können den immensen Bedarf von
     richtlinie präsentiert. Bis Ende Juni 2016 wurden im      Primärrohstoffen nicht ersetzen, da diese bereits zu
     Europäischen Parlament mehr als 1.300 Änderungsanträge    rund 90 % verwendet werden.
     zum Vorschlag der EU-Kommission zur Novellierung der
     Europäischen Abfallgesetzgebung eingereicht.              Mantelverordnung
     MIRO sowie seine Mitglieder haben die europäischen        Das BMUB hat im Februar 2017 seinen Referentenentwurf
     Abgeordneten u. a. darauf hingewiesen, dass durch         zur Mantelverordnung vorgestellt. Es hat darin wesent-
     regulatorische und wirtschaftliche Instrumente kein       liche Kritikpunkte von MIRO aufgegriffen und entspre-
     stärkerer Anreiz für die Verwendung von Sekundärroh-      chende Überarbeitungen vorgenommen (Beispiel:
     stoffen geschaffen wird.                                  Streichung des Teils „Grundwasserverordnung“). MIRO
     Das Europäische Parlament ist bei seiner Plenarabstim-    und seine Mitgliedsverbände teilen die Auffassung, dass
     mung den Vorschlägen von MIRO gefolgt. Es bleibt          die Kabinettsfassung den bislang besten Entwurf in der
     abzuwarten, ob die anstehenden Trilogverhandlungen        langjährigen Entwicklung der Mantelverordnung darstellt
     von Kommission, Europäischem Parlament und Rat die        und daher Unterstützung verdient.
     Vorgaben des Parlaments annehmen. MIRO und UEPG           MIRO hat sich im anstehenden Gesetzgebungsprozess
     werden den Prozess aktiv begleiten.                       dennoch für Klarstellungen, Änderungen und Ergänzun-
                                                               gen eingesetzt, damit unnötige Stoffstromverschiebun-
     UBA-Ressourcenbericht 2016                                gen vermieden werden und eine praxisgerechte, rechts-
     Das UBA sprach sich in seinem im November 2016 vor-       sichere Anwendung der novellierten Bundesbodenschutz-
     gelegten Ressourcenbericht für das Jahr 2016 dafür aus,   verordnung durch die Unternehmen gewährleistet wird.
     dass Materialien für den Baubereich billiger werden       MIRO führte dazu Gespräche mit verschiedenen Bundes-
     sollten, wenn dafür weniger oder keine Primärrohstoffe    tagsabgeordneten in Berlin und Köln und brachte zudem
     eingesetzt werden. Als Beispiel wurde Recyclingbeton      seine Expertise in Fachgesprächen auf BBS- und BDI-Ebene
     angeführt, für den bis zu 45 % Kies eingespart werde.     ein. MIRO setzt sich derzeit dafür ein, dass in der Bun-
     Zudem wird angeregt, verbindliche Umwelt- und Sozial-     desbodenschutzverordnung eine wirksame Öffnungs-
     standards für Rohstoffe entlang der gesamten Wert-        klausel verankert wird (§ 8 Abs. 7), um neben Böden mit
     schöpfungskette zu etablieren sowie ein allgemeines       höherer Belastung auch andere Materialien für die
     Ressourcenschutzgesetz zu erstellen.                      Verfüllung von Abgrabungen einsetzen zu können. MIRO
     MIRO teilt diese Ansicht nicht und weist in Gesprächen    wird den Gesetzgebungsprozess im Bundesrat aktiv
     gegenüber den Vertretern des UBA sowie des BMUB           begleiten und auf eine Gesetzesformulierung im Sinne
     immer wieder darauf hin, dass die Gesteinsindustrie       der Gesteinsindustrie hinwirken.
     bedarfsdeckend arbeitet. Eine künstliche Verknappung
     der Versorgung von Primärrohstoffen führt dazu, dass

22   MIRO-Geschäftsbericht
     2016/2017
Natur- und Umweltschutz

Natura 2000 – Naturschutz auf Zeit                          Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG)
Die EU-Kommission hat im April 2017 einen Aktionsplan       Die 5. Vertragsstaatenkonferenz zur UN ECE Aarhus-
zur Umsetzung der Natura 2000-Richtlinien veröffentlicht.   Konvention (Beschluss V/9h vom 2. Juli 2014) sowie der
Dieser basiert auf den Ergebnissen der Konsultation aus     EuGH (Rs. C-137/14 vom 15. Oktober 2015) haben festgestellt,
dem Jahr 2016. Der Aktionsplan der Europäischen Kom-        dass die deutschen Regelungen zum Gerichtszugang in
mission sieht u. a. vor, die EU-Leitfäden zu Natura 2000    Umweltangelegenheiten teilweise nicht im Einklang mit
zu aktualisieren, die Finanzierung von Natura 2000-Gebie-   den Anforderungen der UN ECE Aarhus-Konvention und
ten zu verbessern sowie die Einbindung von Bürgern,         der einschlägigen EU-Richtlinie stehen. Zur Umsetzung
Interessenvertretern und Kommunen zu gewährleisten.         dieser Entscheidungen hat das BMUB einen Entwurf zum
MIRO sowie UEPG setzen sich dafür ein, dass die Ergeb-      Umweltrechtsbehelfsgesetz erarbeitet und im Einver-
nisse des LIFE-Projekts (durchgeführt vom belgischen        nehmen mit den anderen Ressorts im April 2016 die
Schwesterverband FEDIEX) zu dem Thema „Naturschutz          Anhörung der Länder und Verbände durchgeführt. Das
auf Zeit“ eine grundsätzliche Bedeutung in den Leitfäden    Gesetz trat im Mai 2017 in Kraft.
der EU erhalten.                                            Behörden, Vorhaben- und Planungsträger, Bürgerinnen
Das Thema „Naturschutz auf Zeit“ spielt in Deutschland      und Bürger sowie anerkannte Umweltvereinigungen
eine wesentliche Rolle in der aktuellen Diskussion zur      sollen durch das UmwRG Klarheit erhalten, welche
Revision des Bundesnaturschutzgesetzes. So wurde im         staatlichen Entscheidungen in welcher Form und in
Bundesrat ein allgemeiner Änderungsantrag zum Arten-        welcher Frist gerichtlich überprüfbar sind. Durch die
schutzrecht angenommen. Darin wird die Bundesregie-         Erweiterung des Anwendungsbereichs der Umweltver-
rung gebeten, „mit der Europäischen Kommission zu           bandsklage (§ 1 UmwRG) können Umweltvereinigungen
klären, wie eine Regelung unionsrechtskonform ausge-        künftig bei mehr Entscheidungen als bisher die Verletzung
staltet werden müsste, die den Artenschutz gewährleis-      umweltbezogener Vorschriften geltend machen.
tet, aber gleichzeitig die (Wieder-)Aufnahme einer          Außerdem entfällt bei Rechtsbehelfen gegen Zulassungs-
zulässigen Nutzung innerhalb einer bestimmten Frist         entscheidungen für UVP-pflichtige Vorhaben und bestimmte
von den Verboten nach § 44 Abs. 1 und Abs. 2 BNatschG       Industrieanlagen die „materielle Präklusion“. Einwen-
freistellt“. MIRO hat mit diesem Beschluss einen heraus-    dungen vor Gericht, die nicht im Genehmigungsverfah-
ragenden Erfolg für die deutsche Gesteinsindustrie          ren vorgebracht worden waren, dürfen dann nicht mehr
erzielen können. Das Projekt „Naturschutz auf Zeit“ ist     ausgeschlossen werden. Möglich bleibt ein Ausschluss
aber insoweit nicht abgeschlossen, da den Unternehmen       von Einwendungen nur dann, wenn deren erstmalige
noch keine Rechts- und Planungssicherheit garantiert        Geltendmachung im Gerichtsverfahren missbräuchlich
wird. Hier ist eine weitere Änderung des Bundesnatur-       oder unredlich ist.
schutzgesetzes erforderlich.                                MIRO hat im Gesetzgebungsprozess u. a. verstärkt dar-

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