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Die deutsche Gesteinsindustrie Wirtschaft – Produktion – Anspruch modern effizient nachhaltig Bericht der Geschäftsführung 2016/2017
Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. Bericht der Geschäftsführung 2016/2017 Berichtszeitraum Juli 2016 – Juni 2017
BUNDESVERBAND MINERALISCHE ROHSTOFFE E.V. – MIRO ORGANISATIONSSTRUKTUR GESCHÄFTSFÜHRUNG PRÄSIDIUM BEIRAT Präsident: Dr. Gerd Hagenguth Vorsitzender: Michael Hüging-Holemans Stellvertretende Präsidenten: Hauptgeschäftsführer: Dr. Olaf Enger Franz-Bernd Köster und Thorsten Tonndorf Der Beirat erarbeitet die Leitlinien und Allgemeine Verbandsfragen, Organi- koordiniert die Tätigkeit der Ausschüsse. sation, Personal, Öffentlichkeitsarbeit, Dem Präsidium obliegt die Führung des Verbandes unter Er besteht aus den Vorsitzenden der Anwendungstechnik, Baustoffe, Normung Beachtung der Beschlüsse der Mitgliederversammlung und des Mitgliedsverbände, dem Präsidium, den (Straßen- / Betonbau, Gleisbau, Wasser- Beirates. Es betreut und berät die Geschäftsführung bei den MIRO-Vertretern im UEPG-Board, einem bau), Forschung, Qualitätssicherung, Güte- laufenden Geschäften. Vertreter des Direktmitgliedes und den www.bv-miro.org überwachung, Aus- und Weiterbildung Vorsitzenden der Arbeitsausschüsse. Der Beirat bildet einen Hauptausschuss, Stellv. Hauptgeschäftsführer: der der Mitgliederversammlung einen Ass. d. Bergf. Walter Nelles Vorschlag für die Wahl des Präsidiums Rohstoffsicherung, Umweltschutz, unterbreitet. Folgenutzung (technische Rechtsaspekte MITGLIEDERVERSAMMLUNG und Bergrecht) Die Mitgliederversammlung ist oberstes Organ des Verbandes und wählt Gewinnungs- und Aufbereitungstechnik, das Präsidium für zwei Jahre Arbeitssicherheit, Quarz-Themen, Forschung ARBEITSAUSSCHÜSSE Geschäftsführer: RA Christian Haeser Gewinnungs- und Aufbereitungstechnik MITGLIEDER Vorsitzender: Dirk Lüngen Rohstoffsicherung, Umweltschutz, Folgenutzung, Recht Fachgruppe Naturstein im Industrieverband Steine und MIRO-Betreuer: W. Nelles Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) Anwendungstechnik, Normung Geschäftsführer: RA Raimo Benger Vorsitzender: Heimo Milnickel Fachgruppe Sand und Kies im Industrieverband Steine MIRO-Betreuer: S. Janssen, Dr. O. Enger Steuern, Betriebswirtschaft und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) Steuern, Recht, Betriebswirtschaft Mitglied der Geschäftsführung: Vorsitzender: Thomas Möller Fachgruppe Naturstein im Bayerischen Industrieverband MIRO-Betreuer: F. Schnitzler, R. Benger Stefan Janssen Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV) Aus- und Weiterbildung Anwendungstechnik, Normung Vorsitzende: Dr. Bettina Nickel (Straßen- / Betonbau, Gleisbau, Wasser- Fachgruppe Sand- und Kies im Bayerischen Industriever- MIRO-Betreuer: Dr. O. Enger bau), Gütesicherung AUSSERORDENTLICHE band Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV) Öffentlichkeitsarbeit MITGLIEDER Vorsitzende: Anja Schmeer Frank Schnitzler Fachgruppe Gesteinsbaustoffe im Unternehmerverband MIRO-Betreuer: Dr. O. Enger Steuern, Betriebswirtschaft, Statistik, Mineralische Baustoffe e.V. (UVMB) Ausrüster und Dienstleister Rohstoffsicherung, Umwelt, Verkehr der Branche sind über Folgenutzung Landesgruppen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Gabriela Schulz a.o.-Mitgliedschaften in Vorsitzender: Steffen Loos Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Hessen im Verband Presse- und Öffentlichkeitsarbeit das partnerschaftliche MIRO-Betreuer: C. Haeser, W. Nelles der Bau- und Rohstoffindustrie e.V. (vero) Netzwerk der minerali- Arbeitssicherheit Adressen: schen Rohstoffindustrie Fachgruppe Gesteinskörnungen Nord-West im Verband Vorsitzender: Thorsten Volkmer Annastraße 67-71, 50968 Köln eingebunden der Bau- und Rohstoffindustrie e.V. (vero) MIRO-Betreuer: W. Nelles Düsseldorfer Straße 50, 47051 Duisburg Fachgruppe Quarz Nord-West im Verband der Bau- und Die Vorsitzenden der Arbeitsausschüsse Die Geschäftsführung erfüllt eigenver- Rohstoffindustrie e.V. (vero) sind Mitglied des Beirates antwortlich die laufenden Aufgaben des Verbandes. Verband der Seekiesindustrie e.V. Fachabteilung Kies und Sand Hessen – Rheinland-Pfalz im ARBEITSKREISE VSE Industrieverband Steine und Erden e.V. Statistik, AKR, Industrieller Kontakt-AK Fachgruppe Kies und Sand im Verband der Baustoffindus- „AKR“ (mit VDZ), Gabionen-Füllmaterial, trie Saarland e.V. (VBS ) Bahnschotter, Euro-Schotter-Ausschuss, Haushalts- und Satzungskommission Fachgruppe Naturstein-Industrie im Verband der MIRO-Betreuer: Dr. O. Enger Baustoffindustrie Saarland e.V. (VBS) ARBEITSGEMEINSCHAFT MITGLIEDER IN DEN LANDES- UND QUARZ (AGQ) REGIONALVERBÄNDEN Die AGQ ist der unter Federführung von MIRO agierende Zusammenschluss ver- Unternehmen der mineralischen Rohstoffindustrie schiedener Verbände und Unternehmen Tätigkeiten: Gewinnung von Sand, Kies, Quarzsand und Naturstein mit Quarzinteressen. zur Herstellung von nachfragegerechten Gesteinskörnungen Vorsitzender: Dr. Paul Páez-Maletz MIRO-Betreuer: W. Nelles Stand: 30.06.2017
BUNDESVERBAND MINERALISCHE ROHSTOFFE E.V. – MIRO ZENTRALE POSITION IM NATIONALEN UND EUROPÄISCHEN KOMPETENZNETZWERK Dachverband der europäischen Industrie European Construction Forum Kooperationsplattform der Bauindustrie in Europa BDI – Bundesverband der Deutschen Industrie Dachverband aller Industrieverbände der deutschen Wirtschaft BBS – Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V. Dachverband der Produzenten und Verarbeiter mineralischer Roh- und Baustoffe Interessenvertretung aller euro- päischen Bauproduktehersteller MIRO-Entsendung Koordinierung Rohstoffpolitik: Christian Haeser ARBEITS- GEMEINSCHAFT EUROPÄISCHER QUARZ (AGQ) GESTEINSVERBAND UEPG MIRO-Präsenz im Board: Hermann Reifenscheid (Vertreter des MIRO) FORSCHUNGS- Thilo Juchem (stellv. Präsident) GEMEINSCHAFT Michael Schulz (Ehrenpräsident) MINERALISCHE Gremienarbeit: ROHSTOFFE E.V. Christian Haeser: stellvertretender (FG MIRO) Vorsitzender Wirtschaftsausschuss Walter Nelles: stellvertretender Vorsitzender Ausschuss Gesundheits- ORDENTLICHE MITGLIEDER schutz und Arbeitssicherheit Landes- und Regionalverbände von Unternehmen der Gesteinsindustrie in Deutschland Stefan Janssen: stellvertretender Vorsitzender Ausschuss Technik und Normung AUSSERORDENTLICHE MITGLIEDER Ausrüster und Dienstleister der Branche sind über a.o.-Mitgliedschaften in das partnerschaftliche Netzwerk der mineralischen Rohstoffindustrie eingebunden MITGLIEDER IN DEN LANDES- UND REGIONALVERBÄNDEN Unternehmen der mineralischen Rohstoffindustrie Tätigkeiten: Gewinnung von Sand, Kies, Quarzsand und Naturstein zur Herstellung von nachfragegerechten Gesteinskörnungen Stand: 30.06.2017
Impressum Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Olaf Enger Herausgeber: Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO) Redaktion: Sitz: Christian Haeser Düsseldorfer Straße 50 Walter Nelles 47051 Duisburg Frank Schnitzler VR 5006 Gabriela Schulz Stefan Janssen Hauptgeschäftsstelle: Annastraße 67-71 Layout: 50968 Köln Stein-Verlag Baden-Baden GmbH, Iffezheim Tel.: 0221 / 93 46 74 60 Fax: 0221 / 93 46 74 64 Druck: E-Mail: info@bv-miro.org Kraft Premium GmbH, Ettlingen Internet: www.bv-miro.org
Inhaltsübersicht Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Die deutsche Gesteinsindustrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Wirtschaftliches Umfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Rohstoffsicherung und Raumordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Ressourcen und Substitutionspotenziale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Natur- und Umweltschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Technik und Normung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Steuern, Recht, Betriebswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Arbeitsgemeinschaft Quarz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Aus- und Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Europa und Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Vorwort Ein Jahr unter Volldampf Die Gesteinsindustrie in Deutschland hat sich im betrachteten Geschäftsjahr 2016/2017 mit großem Engagement einer deutlich gewachsenen Nachfrage gestellt. Dieser Trend war absehbar, nachdem längst überfällige Projekte vor etwas mehr als zwei Jahren als solche erkannt und die notwendigen Mittel dafür eingestellt worden sind. Brücken- und Straßensanierungen sollten ebenso wie dringende Ausbauprojekte zur Ertüchtigung der Verkehrsinfrastruktur zügig in Angriff genommen werden. Wer auf bereits genehmigte – sogenannte baureife – Projekte zurückgreifen konnte und kann, hat gute Karten. Im anderen Fall, das erkannten die Planungsträger schnell, limitieren die in schlechteren Baujahren zuvor deutlich geschrumpften Kapazitäten bei Planungsingenieuren und Fachkräften die guten Absichten einer zügigen Umsetzung. Mit der beschlossenen Grün- dung einer Infrastrukturgesellschaft Verkehr soll sich die Situation nun absehbar entspannen. Das Management unserer Autobahnen wird damit in „einer Hand“ gebündelt, was eine ganzheitliche Netzbewirtschaftung ermöglicht und die Refinanzierung der Mauteinnahmen in den Verkehrsträger Straße sicherstellt. Zusätzlich eröffnen sich damit neue Möglichkeiten von der Planung bis zum Betrieb und erweiterte Beschaffungsvarianten auf Projektebene für reibungslose und schnelle Abläufe. Für unsere Branche bedeutet das mit Blick in die Zukunft, dass sich die Nachfrage absehbar auf einem gewachsenen Niveau einpendelt, oder möglicherweise noch wächst. Daran hat natürlich auch der Wohnungsbau einen nicht zu unterschätzenden Anteil. Zwar spricht das Bundesbauministerium inzwischen von einer gelungenen Trendumkehr, doch die Rahmendaten zum Fehlbedarf speziell in Ballungsräumen legen nahe, dass in diesem Bausegment noch viel zu tun bleibt. Eine solche Konjunktureinschätzung drängt auch die Unternehmen unserer Branche zum Handeln. Logischerweise ist die Vorratssituation in den Gesteinslagerstätten bei stärkerer Nachfrage neu zu bewerten. Das bedeutet für uns, dass die Rohstoffsicherung und die Ausweisung von Gewinnungsflächen eine noch höhere Priorität erhalten, als sie zuvor schon hatten. MIRO hat sich hierfür stark engagiert und das Wissen um diese zwingende Notwendigkeit gemeinsam mit den vor Ort starken Landes- und Regionalverbänden weiter ausgebaut. Erfreulich ist die Tatsache, dass wir auf Bundesebene nicht nur mit den einschlägigen Spezialisten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, sondern auch mit den zuständigen Fachverantwortlichen im Bundeswirtschafts- ministerium zu einer neuen, engeren Art der Zusammenarbeit gefunden haben. Diese schlägt sich bereits – wie im Fall der strittigen Tara-Passage in der Mess- und Eichverordnung – in greifbaren Ergebnissen nieder. Inzwischen stellen wir dankbar fest, dass unser Wunsch, diesen neuen und engeren Dialog zu Entscheidern auf Bundesebene herzustellen, längst nicht so einseitig war, wie wir vermuteten. Diesen positiven Vorlauf inmitten des registrierten Aufschwungs werden wir nun nutzen, um im Verband und mit unserem Verband noch effizienter und nachhaltiger zu agieren. Nach Überarbeitung der Struktur des MIRO im vergangenen Jahr stehen in diesem Zusammenhang weitere organisatorische Veränderungen an, um noch mehr Nähe zu relevanten Mandatsträgern herzustellen. Große Aufgaben in der Zukunft bedeuten auch, dass sich die Betriebe qualifizierten Nachwuchs sichern müssen. Dass dies keine ganz leichte Aufgabe ist, haben viele Unternehmen bereits feststellen müssen. Junge Nachwuchskräfte – hat man sie denn gefunden – wollen aber meist nicht nur einen technischen Beruf erlernen, sondern brauchen attraktive persönliche Entwicklungsperspektiven jenseits eines zusätzlichen Studiums. Zusammen mit MIRO haben sich führende Verbände der mineralischen Baustoffindustrie deshalb für eine jeweils spezifizierbare Meisterausbildung stark gemacht. Bereits im kommenden Jahr kann ein erster Meisterkurs angeboten werden und wir rechnen mit einem regen Zuspruch. Sie werden mir spätestens nach der Lektüre dieses Geschäftsberichtes zustimmen, dass wir speziell im letzten Geschäftsjahr viel erreichen konnten. Es würde mich deshalb freuen, wenn Sie den Inhalt nutzen, um auch Ihr Netzwerk über die vielfältigen Aktivitäten unseres Verbands zu informieren. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre. Über Anregungen, was wir noch besser machen können, freut sich die MIRO-Geschäftsführung. Glückauf! Ihr Dr. Gerd Hagenguth MIRO-Geschäftsbericht 7 MIRO-Präsident 2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie Rohstoffgewinnung – Griffige Antworten auf häufige Fragen … warum hier und nicht woanders? Rohstoffgewinnung kann nur dort stattfinden, wo die Deutschland ist von Geologie für geeignete Fest- oder Lockergesteinslager- einem engmaschigen Schutzgebietsnetz stätten gesorgt hat. Wegen dieser natürlichen Beson- überzogen. derheit lässt sich ein Gewinnungsbetrieb auch nicht Die Herausforderung beliebig verlagern. Erfreulicherweise sind geeignete besteht darin, Schutz- Lagerstätten für nutzbare Gesteinsrohstoffe in fast allen ansprüche und Roh- Regionen Deutschlands zu finden. Diese Tatsache garan- stoffsicherung sowie -gewinnung in Einklang tiert kurze Wege zu den Abnehmern. Durch eine ausrei- zu bringen. Ein Roh- chend dimensionierte vorsorgende Rohstoffsicherung stoffbetrieb kann nicht und -gewinnung können lange Transportwege weitgehend beliebig tätig werden, vermieden werden. Das zahlt sich sowohl im Preis als sondern nur dort, auch unter Umweltgesichtspunkten aus. wo er eine nutzbare Lagerstätte vorfindet. Karte: BGR … wie viele Gesteinsrohstoffe brauchen wir wirklich? Gewonnen werden von den Unternehmen der minerali- schen Rohstoffindustrie lediglich die Mengen, die von für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sowie der den Abnehmern auch nachgefragt werden. Hinzu kommt, Deutschen Rohstoffagentur (DERA) insgesamt nur knapp dass die Gesteinsunternehmen sehr ressourcenschonend 0,0036 % der gesamten Fläche Deutschlands in Anspruch arbeiten und heute dank neuer technischer Verfahren genommen. Im Gegensatz zu vielen anderen Nutzungs- und fortwährender Investitionen zur Verbesserung der arten ist diese Inanspruchnahme außerdem zeitlich Ressourceneffizienz auch Material aufbereiten, das begrenzt. So sind in den vergangenen 15 Jahren, gestützt früher ungenutzt blieb. durch fachliche Begleitung, über 3000 Hektar ehemali- ger Gewinnungsflächen anderen Nutzungen zugeführt … wie viel Platz braucht die Rohstoffgewinnung? worden. Für die Gewinnung oberflächennaher mineralischer Rohstoffe werden nach Berechnungen der Bundesanstalt … was passiert bei der Gewinnung und danach mit der Natur? Durch die Gewinnungstätigkeit wird die Landschaft verändert. Aber machen wir uns nichts vor: Eingriffe heutzutage finden stets in einer bereits vielfach genutz- ten Kultur- und nicht in einer Naturlandschaft statt. Was im Ergebnis entsteht, ist oft eine neue Sekundär- Naturlandschaft mit höherer Attraktivität und einem größeren ökologischen Wert als vor dem Eingriff. Spon- tane Artenansiedelungen seltener Pflanzen und Tiere meist schon während der Gewinnungstätigkeit bestäti- gen den Wert der geschaffenen Biotope. Die Uferschwalbe, Kreislaufwirtschaft ist Standard bei der Wieder- der vor allem in Steinbrüchen lebende Uhu, die Gelb- verwertung mineralischer Baustoffe. Recycling bauchunke und die Libelle sind nur einige Beispiele für gehört zum Tagesgeschäft auch vieler Gesteins- unternehmen. Allerdings können die RC-Baustoffe gefährdete Tierarten, die in Steinbrüchen sowie Sand- und nur einen geringen Prozentsatz des vorhandenen Kiesgruben einen neuen idealen Lebensraum gefunden Bedarfs decken. Foto: gsz haben. Um in ihrem Handeln den richtigen Weg zu 8 MIRO-Geschäftsbericht 2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie beschreiten, lassen sich viele Unternehmen beim Arten- … kann man mit den Leuten im Gewinnungsbetrieb schutz parallel zur Rohstoffgewinnung von Fachleuten reden? des örtlichen Naturschutzes beraten und begleiten. Nach Verantwortungsbewusst handelnde Rohstoffunternehmen Abschluss der Rohstoffgewinnung stehen die Flächen bieten an der Gewinnungstätigkeit und der Nachnutzung für vielfältige neue Nutzungen zur Verfügung. Häufig interessierten Bürgern vielfältige Dialogmöglichkeiten dienen sie aber ausschließlich weiterhin dem Arten- und an. Bei Tagen der offenen Tür, Exkursionsangeboten für Naturschutz. Auch Mischformen oder Reinformen zur Kitas, Schulen und interessierte Anwohner oder auch Naherholung und für Freizeitaktivitäten haben sich anderen Aktionen unterstreichen die Mitglieder von MIRO vielfach bewährt. Selbst die Gewinnung erneuerbarer ihre gelebte Verantwortung, von der nicht nur Abnehmer Energien mit Solarparks ist bei günstigen Bedingungen und Volkswirtschaft insgesamt, sondern auch die nächs- in ehemaligen Gewinnungsstätten möglich. ten Nachbarn profitieren. Hauptabnehmer Bauwirtschaft: Zur stetigen Erhaltung und Modernisierung unserer Straßen- und Schieneninfrastruktur werden Gesteinsrohstoffe in großen Mengen benötigt. Fotos: gsz Naturnahe Nutzung und Trittstein für Arten oder Erholung: Nach der Rohstoffgewinnung bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, die Standorte zu gestalten. Fotos: MIRO-Fotowettbewerb 2011 Der Wert mineralischer Rohstoffe für unser tägli- Heimelig und sicher: Menschen wollen wohnen. ches Leben wird allgemein unterschätzt. Das liegt Gebaut wird traditionell überwiegend mit daran, dass sich diese Grundstoffe in den erzeug- Gesteinsbaustoffen oder mineralischen Baustof- ten Produkten vieler Industrien regelrecht „ver- fen, die ebenfalls Gesteinszuschläge enthalten. stecken“. Foto: gsz Foto: gsz MIRO-Geschäftsbericht 9 2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie Gesteinsrohstoffe und ihre Verwendung Gesteinsrohstoffe bilden als Bodenschätze Weiterverarbeitung oder Veredlung. Es wird in Silos oder die Basis unseres Lebens auf Halden für Abholer gelagert. Durch die Gewinnung und gezielte Aufbereitung im Werk Dabei wird heute dank neuer technischer Verfahren auch entstehen aus Gesteinsrohstoffen genau jene qualifi- Material gewonnen oder zurückgewonnen, gereinigt und zierten Körnungen, die von Abnehmern für verschiedene aufbereitet, das früher ungenutzt blieb. Diese vollstän- industrielle Verwendungen nachgefragt werden. dige Nutzung folgt dem Ziel einer größtmöglichen Je nach Rohstoffbeschaffenheit und vorgesehenem Ressourceneffizienz. Denn ist eine Lagerstätte einmal Produktportfolio sind dazu abgestufte Zerkleinerungs-, erschlossen, müssen die Rohstoffe vollständig genutzt Reinigungs- und Klassierschritte in stationären und/oder werden. mobilen Aufbereitungsanlagen erforderlich. Das in Praxiswidrige Beschränkungen der Vorausplanungen verschiedene, definierte Körnungen separierte Material und immer kompliziertere Genehmigungsszenarien ist letztlich das Basisprodukt der Gesteinsindustrie zur bremsen allerdings Investitionen aus, denn mit einem 10 MIRO-Geschäftsbericht 2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie Fotos: gsz Vorlauf von nur zehn bis 15 Jahren lassen sich die erfor- von rund 80 Mio. Menschen mit den wichtigsten mine- derlichen umfangreichen Aufwendungen nicht wirtschaft- ralischen Massenrohstoffen. lich darstellen. Deshalb und im Interesse einer zuverläs- Verwendung finden mineralische Gesteinsrohstoffe nicht sigen Versorgung der Volkswirtschaft mit mineralischen nur in der Bauwirtschaft, sie sind auch Bestandteil Roh- und Baustoffen, muss sich der Zeitraum der zahlreicher Produkte und alltäglicher Gebrauchsgegen- bergbaulichen Tätigkeit an der jeweiligen Lagerstätten- stände, die ihre Ursprünge nicht ganz so leicht offenba- situation als Entscheidungsgrundlage orientieren. ren. In Deutschland werden jährlich ungefähr 500 Mio. t Unser Lebensstandard wäre ohne den Einsatz dieser Gesteinskörnungen aus Naturstein, Kies und Sand, Rohstoffe nicht möglich. Wohnhäuser geben Schutz und Quarzsanden und Quarzkiesen ausschließlich nachfra- Geborgenheit. Fabrik- und Bürogebäude stellen Räume gegerecht gewonnen und weiterverarbeitet. Die deutsche für die Arbeit bereit, öffentliche Gebäude bieten Platz Gesteinsindustrie sichert damit die Grundversorgung für das gesellschaftliche Miteinander. Der Wunsch nach MIRO-Geschäftsbericht 11 2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie Fotos: v.l.n.r.: lichtkunst.73_pixelio.de, gsz_röhrig, Rainer Sturm_pixelio.de, gsz, Quarzwerke, gsz, gsz, gsz, berggeist007_pixelio.de, gsz, Bernd Sterzl_pixelio.de, gsz, gsz, gsz, gsz, Rainer Sturm_pixelio.de, S. Hofschlaeger_pixelio.de Mobilität kann nur durch eine intakte Infrastruktur als Siliziumlieferanten der Grundstoff für die Herstellung (Radwege, Straßen, Schienen, Flughäfen) erfüllt werden. von Computerchips und Solarzellen. In der Glas- und Die Gesteinsindustrie liefert hierfür verbrauchsnah die Keramikproduktion garantieren sie Hochwertigkeit, und unverzichtbaren Baustoffe in der benötigten Menge, mit unser sauberes Wasser verdanken wir ihrer Fähigkeit zur der geforderten Qualität und zu einem bezahlbaren Preis. mechanischen Filtration in Brunnen- und Trinkwasserfiltern. Und – ganz wichtig in der Gegenwart – der Ausbau unse- Metall-Gießereien benötigen Quarzsande als Formsand rer Versorgungsinfrastruktur für erneuerbare Energien und die Verbrauchsgüterindustrie kann in der Farb-, Putz- wäre ohne die Produkte unserer Branche undenkbar. und Kunststoffherstellung nur mit Hilfe von Quarzsanden Die Industriezweige Glas, Pharma, Papier und Metall als Füllstoff qualitätsgerecht produzieren. kommen ohne diese Rohstoffe ebenfalls nicht aus. Aber Rohstoffe wie Kalkstein und Dolomit haben neben ihrer wer denkt schon bei der morgendlichen Zahnhygiene Eignung als Gesteinsbaustoff ebenfalls besondere Qua- daran, dass mineralische Rohstoffe ebenso die Grundlage litäten, die sich in der Herstellung von Zement- und für Zahnpasta bilden wie für Keramik, Kunststoffe, Farben Baukalkprodukten, in der Stahl- und Glasproduktion, der und Kosmetik? Wasserreinigung, der Futter- und Düngemittelherstellung Ihre versteckten Qualitäten machen Gesteinsrohstoffe und in zahlreichen chemischen Prozessen bis hin zur also zur ultimativen Quelle zahlreicher weiterer indus Pharma- und Lebensmitteltechnik bewähren. trieeller Produktionsketten. So sind Quarzkiese und -sande 12 MIRO-Geschäftsbericht 2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie MIRO-Nachhaltigkeitsprinzipien Sozialverantwortung Ökonomie Ökologie Die Gesteinsindustrie bietet sichere, Die wirtschaftliche Gewinnung und Ressourcenschonende und ener- interessante und familienfreundli- Aufbereitung der Gesteinsrohstoffe giesparende Verfahren kommen che Arbeits- und Ausbildungsplätze mit modernen Verfahren nach Stand bei Gewinnung und Aufbereitung in ländlichen und meist struktur- der Technik zur verbrauchsnahen der Rohstoffe zum Einsatz. Kurze schwachen Regionen. Beeinträch- Versorgung der Baustoffindustrie, Transportwege zu Abnehmern sind tigungen von Anrainern und Nach- der Bauwirtschaft und aller weite- ebenfalls Element der ökologischen barn in der Betriebsphase werden ren Verwender mit den gewünsch- Nachhaltigkeitssäule. Durch sorgsame so gering wie möglich gehalten. Ein ten Produkten ist das ökonomische Betriebs- und Nachnutzungskonzepte gutes Miteinander mit Kommunen Ziel der Branche im Nachhaltigkeits- in Kooperation mit dem Naturschutz und Bürgern schafft Vertrauen. dreiklang. wird die Artenansiedlung begünstigt. Interessante und sichere Im Vergleich aller Lieferbran- Schon während des Gewin- Arbeitsplätze in ländlichen chen generiert die Gesteinsin- nungsbetriebs siedeln sich sel- Regionen und Exkursionsziel dustrie die kürzesten Trans- tene Tiere und Pflanzen in den für Interessenten und Schul- portwege zu Anwendern. Die Werksgeländen an. Sogenannte klassen. Die Gesteinsindustrie Produkte werden in modernen Wanderbiotope „begleiten“ übernimmt soziale Verantwor- Anlagen nach Stand der Tech- den Gewinnungsprozess. tung. Fotos: MIRO-Fotowettbewerb 2014 nik hergestellt. Fotos: gsz Fotos: MIRO-Fotowettbewerb 2011 MIRO-Geschäftsbericht 13 2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie Schatztruhen der Artenvielfalt Gesteinsrohstoffe gewinnen und gleichzeitig Artenschutz betreiben – wie soll das funktionieren? Im Grunde ganz einfach: Indem sich Gewinnungsbetriebe die Natur und im Idealfall zusätzliche Fachleute des – vorzugsweise dynamischen – Naturschutzes zum Partner machen. Im Verlauf der vergangenen 20 Jahre wurden die positiven Erfahrungen mit der Gewinnungstätigkeit als „Artenturbo“ bereits vielfach dokumentiert. Aus den daraus abzulei- tenden Erfahrungen entstanden neue Unterstützungs- konzepte, um während und nach der Gewinnung durch eine hohe Biotopvielfalt zusätzliche Ansiedlungsanreize für seltene Pflanzen und Tiere zu schaffen. Diese win- win-Situation ist ein Ergebnis des gelebten Nachhaltig- keitsansatzes der Unternehmen. Der wirtschaftliche, soziale und ökologische Zugewinn für die Gesellschaft ist enorm. Anhand einer Biodiversitätsdatenbank, für deren Implementierung MIRO ein wesentlicher Impuls- geber ist, werden sich die Erfolge der Branche bei der Artenansiedlung absehbar quantifizieren lassen. An dieser Stelle ein knapper Ausschnitt als Referenz der Möglichkeiten aus dem vielfältigen Angebot und die tierischen Besiedlungsmuster. Regelmäßig anzutreffende Tierarten in Gewinnungsstätten F elswände: Felsbrüter wie Wanderfalke, Uhu, Dohle, Kolkrabe, Mauerläufer Felsspalten und bauliche Anlagen: 19 nachgewiesene Fledermausarten Steilwände aus Lockergestein: Bienenfresser, Uferschwalbe, mitunter ebenfalls Uhus Sand-, Kies- und Schotterflächen: Flussufer- läufer, Flussregenpfeifer, Eidechsen, heimische Schlangenarten Offene bzw. schütter bewachsene Rohböden: Steinschmätzer, Heidelerche, Insekten Sukzessionsflächen: Neuntöter, Baumpieper, Nager Kleine Tümpel, Pioniergewässer und lockere Böden: Kreuzkröte, Geburtshelferkröte, Wechselkröte, Knoblauchkröte, Gelbbauchunke Gewässer: Kammmolch, Laubfrosch, kleiner Wasser- frosch, Springfrosch, Libellen, Ringelnatter, Fische 14 MIRO-Geschäftsbericht 2016/2017
Die deutsche Gesteinsindustrie Regelmäßig anzutreffende Biotope und Biotopstrukturen in Gewinnungsstätten O ffene Felsbildungen, Felswände, Felsköpfe Steilwände aus Lockergestein Schutthalden Abraumhalden, Mutterbodenmieten Trockene, ebene Kies- und Sandbereiche oder tro- ckene Abbausohlen Rohböden Mager-, Trocken- und Halbtrockenrasenflächen Schilfflächen Sukzessionsgehölze Ausdauernde Stillgewässer, temporäre Kleinge- wässer, Pioniergewässer Fahrwege und Fahrwegrandbereiche In Gewinnungsstätten bilden Lagerplätze, bauliche Anlagen sich rasch unterschiedlichste In rekultivierten/renaturierten Bereichen natürlich Biotoptypen heraus. auch Wälder, Ackerflächen, Wiesen und Weiden, Fotos v.l.n.r.: Quarzwerke, gsz, gsz, Feldgehölz etc. Quarzwerke, Schlutter, Quarzwerke, gsz, gsz, Quarzwerke, fe, gsz, gsz (Die Biotoptypen werden in verschiedenen Bundeslän- dern nach einem jeweiligen Biotopschlüssel gegebenen- falls abweichend bezeichnet und definiert.) Fotos v.l.n.r.: web_R_by_Petra Dir- scherl_pixelio.de, original_R_by_Wolf- gang Dirscherl_pixelio.de, Quarzwerke, gsz, MIRO-Fotowettbewerb 2011, MIRO- Fotowettbewerb 2011, MIRO-Fotowett- bewerb 2011, MIRO-Fotowettbewerb 2011, MIRO-Fotowettbewerb 2011, Quarzwerke, Quarzwerke, Quarzwerke, Quarzwerke, MIRO-Fotowettbewerb 2011, Quarzwerke, MDB, MDB MIRO-Geschäftsbericht 15 2016/2017
Wirtschaftliches Umfeld Das Jahr 2016 Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt Deutsche Wirtschaft auf moderatem Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in % Wachstumskurs Aufgrund der Berechnungen des Statistischen Bundes- 6 amtes war das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt Jahresdurchschnitt (BIP) im Jahresdurchschnitt 2016 um 1,9 % höher als im 2005–2015 = 1,4 4 Vorjahr. Es stieg insgesamt auf 3.133,9 Mrd. Euro. In den vorangegangenen Jahren war das BIP in einer ähnlichen 1,9 2 Größenordnung gewachsen, und zwar 2015 um 1,7 % und 2014 um 1,6 %. Eine längerfristige Betrachtung zeigt, 0 dass das Wirtschaftswachstum im Jahr 2016 einen halben Prozentpunkt über dem Durchschnittswert der letzten -2 10 Jahre von 1,4 % lag. Der bedeutendste Wachstumsimpuls für das BIP ging in -4 2016 vom inländischen Konsum aus. Die privaten Konsu- mausgaben waren preisbereinigt um 2 % höher als ein -6 Jahr zuvor; die Konsumausgaben des Staates sogar um 2005 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 4,2 %. Dieser kräftige Anstieg ist u. a. auf die hohe Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2017 Zuwanderungsrate und die daraus resultierenden Kosten zurückzuführen. Darüber hinaus trugen auch die Inves- titionen zum Wachstum bei. In Ausrüstungen (im Wesent- lichen Maschinen, Geräte, Fahrzeuge) wurden 1,7 % mehr investiert als im Vorjahr. Die Bauinvestitionen nahmen im Jahr 2016 real um 28 % der Bautätigkeit und auf den öffentlichen Bau 12 %. 3,1 % auf rund 309,6 Mrd. Euro zu (2015: 295 Mrd. Euro). Von den gesamten Bauinvestitionen entfallen rund Im Jahresdurchschnitt 2016 stieg die Zahl der Erwerbs- 86 % auf den Hochbau und rund 14 % auf den Tiefbau. tätigen mit knapp 43,5 Mio. auf den höchsten Stand seit Treiber der Bauinvestitionen ist derzeit der Wohnungsbau. 1991. Dieser erhöhte sich um preisbereinigt 4,3 % auf rund 189,4 Mrd. Euro. Der öffentliche Bau legte real um 2,4 % B auinvestitionen zu und stieg auf insgesamt 35,9 Mrd. Euro. In den gewerb- Der bedeutendste Partner der mineralischen Rohstoff- lichen Bau wurden 84,3 Mrd. Euro investiert – gegenüber industrie ist die Bauwirtschaft. Mit einem Anteil von 60 % dem Vorjahr eine Steigerung von real 0,9 %. an den Bauinvestitionen ist davon der Wohnungsbau der größte Abnehmer. Auf den gewerblichen Bau entfallen B augenehmigungen Die Baugenehmigungen haben sich in 2016 äußerst positiv entwickelt. Insgesamt wurde in Deutschland der Neubau von Gebäuden mit einem Volumen von 385 Mio. m3 genehmigt. Das entspricht einer Steigerung von 13,5 % gegenüber dem Vorjahr. Dabei entwickelten sich die Genehmigungen bei allen Gebäudearten positiv. Die Genehmigungen im Wohnungsbau stiegen um 12,2 %. Im Wirtschaftsbau erhöhten sie sich um 13,2 % und im öffentlichen Bau um 29,7 %. Trotz der grundsätzlich positiven Entwicklung der Genehmigungen entkoppelten sich Fertigstellungs- und Genehmigungszahlen im Mehr- familienhaussektor. Wohnungen in diesem Segment werden also – trotz erteilter Genehmigung – nicht oder 16 MIRO-Geschäftsbericht 2016/2017
Wirtschaftliches Umfeld erst mit zeitlicher Verzögerung 0,2 Mio. t bzw. 2,1 %. Die wertmäßige realisiert. Diese Erscheinung dürfte Produktion von Quarzkies/-sand dem Umstand geschuldet sein, dass betrug 2016 212 Mio. € und lag damit sich Bauträger Grundstücke sichern um 6 Mio. € oder 3 % über dem und Gebäude genehmigen lassen, Vorjahr. obwohl deren Finanzierung noch Die generell höhere Zunahme bei nicht gesichert ist. Zu berücksich- der Wertentwicklung dürfte primär tigen ist auch, dass der Geschoss- dem Einsatz hochwertigerer mine- wohnungsbau primär in Ballungs- ralischer Rohstoffe geschuldet sein zentren realisiert wurde, die Bau- und weniger in Erlösverbesserungen tätigkeiten in den einzelnen Regi- begründet liegen. onen also stark differierten. Die positive Entwicklung der Mine- ralischen Rohstoffindustrie hin- Auftragseingänge sichtlich Menge und Umsatz war Die Auftragseingänge im Bauhaupt- 2016 – mal mehr und mal weniger gewerbe in Deutschland erhöhten ausgeprägt – durchweg in allen sich in 2016 gegenüber dem Vorjahr Bundesländern zu verzeichnen, von um real 13,2 % (Basis: Unternehmen wenigen regionalen Märkten einmal mit 20 und mehr Beschäftigten). abgesehen. Erfreulich ist der starke Zuwachs Die nunmehr seit zwei Dekaden der Auftragseingänge im Wohnungs- anhaltende Verringerung der Werke bau um real 17 %. Im Wirtschaftsbau und Gewinnungsstellen sowie der erhöhten sich die Auftragseingänge Beschäftigten setzte sich allerdings um 11,9 %. Der öffentliche Hochbau verzeichnete eine auch im Berichtsjahr fort. Zunahme bei den Auftragseingängen von 9,2 %, der 2016 wurde Kies/Sand in 2008 Werken und Naturstein in öffentliche Straßenbau von real 18,8 % und der öffent- 787 Gewinnungsstellen abgebaut. Die Gesamtzahl der liche sonstige Tiefbau von real 16,8 %. Gewinnungsstellen belief sich damit auf 2.795. Im Jahr 2016 wurden somit 66 Werke/Gewinnungsstellen stillge- P roduktion in der Baustoff-, Steine- und legt, was einem Anteil von 2,3 % entspricht. Bei den Erden-Industrie Beschäftigten fällt der Rückgang noch etwas deutlicher Nach einer über Jahre andauernden Talfahrt der Mine- aus. 2016 wurden 14.050 Personen in Kies-/Sand-Werken ralischen Rohstoffindustrie partizipierte diese im Jahr und 9.450 Personen in Naturstein-Gewinnungsstellen 2016 spürbar von der deutlichen Erholung der Bauwirt- beschäftigt. Mit insgesamt 23.500 Personen reduzierten schaft. sich die Beschäftigten um 980 Personen oder 4 %. So wurden in 2016 247 Mio. t Baukies und Bausand und Aufgrund restriktiver Abbaugenehmigungspolitik und damit 8 Mio. t oder 3,3 % mehr als im Vorjahr produziert. der langen Dauer der Genehmigungsverfahren wird sich Der Wert der Baukies- und Bausand-Produktion belief die Zahl der Gewinnungsstellen und Beschäftigten ten- sich auf 1.587 Mio. € und lag damit um 77 Mio. € bzw. denziell weiter reduzieren, wodurch sich die Transport 5,1 % über dem Vorjahreswert. entfernungen der nachgefragten Rohstoffe weiter Auch die Natursteinproduktion stieg im Jahr 2016 um erhöhen. 8 Mio. t oder 3,8 % auf 218 Mio. t. Der Wert der Natur- steinproduktion belief sich auf 1.500 Mio. € und lag damit Europa 62 Mio. € oder 4,3 % über dem Ausweis des Vorjahres. Auch die Erholung der europäischen Baunachfrage hat Im Jahr 2016 wurden zudem 9,9 Mio. t Quarzkies/-sand sich 2016 fortgesetzt. Nach Angaben des ifo-Instituts von überwiegend anderen Industriebereichen (Eisen stieg das Bauvolumen für die 19 Länder des Euroconst- schaffende und verarbeitende Industrie, Glas- und ruct-Gebiets auf insgesamt rund 1.440 Mrd. Euro und lag Keramikindustrie, chemische Industrie usw.) nachgefragt. damit real um rund 2 % über dem Wert von 2015. Das Die Zunahme im Bereich Quarzkies/-sand belief sich auf Wachstum dürfte sich in dieser Größenordnung in den MIRO-Geschäftsbericht 17 2016/2017
Wirtschaftliches Umfeld Menge Mio. t 300 Quarz Kies / Sand 250 Naturstein Naturstein 200 Kies/Sand Quarz 150 100 50 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Wert Mrd. Euro 1,8 Quarz 1,6 Kies / Sand 1,4 Naturstein 1,2 Naturstein Kies/Sand 1,0 Quarz 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Nachfrageentwicklung nach Primärrohstoffen 2006 bis 2016. Grafiken: MIRO kommenden Jahren fortsetzen, sodass für das Jahr 2019 Bauabfälle Monitoring 2014“ der Initiative „Kreislaufwirt- ein Bauvolumen von 1.540 Mrd. Euro prognostiziert wird. schaft Bau“ ist es gelungen, nahezu vollständig geschlos- Vor der Euro- und Immobilienkrise betrug das Bauvolu- sene Stoffkreisläufe für mineralische Bauabfälle zu men im Jahr 2007 1.860 Mrd. Euro – dieses Niveau dürfte erreichen. Von den insgesamt im Jahr 2014 angefallenen auf längere Zeit nicht wieder erreicht werden. 202 Mio. t Bau- und Abbruchabfällen wurden 89,5 % bzw. 180,8 Mio. t umweltverträglich verwertet. Rohstoffaufkommen aus sekundären Quellen Im Jahr 2014 wurden insgesamt 67,6 Mio. t Recycling- Um den Rohstoffbedarf der Bauindustrie sicherzustellen, baustoffe hergestellt. Damit decken sie einen Anteil von wurden in Deutschland im Jahr 2016 rund 247 Mio. t 12,3 % des Bedarfs an Gesteinskörnungen. Die Verwer- Baukies und -sand produziert. Damit lag die Produktion tungsmöglichkeiten der Recyclingbaustoffe hängen von 8 Mio. t oder 3,3 % über dem Vorjahr. Der Wert der ihren bautechnischen und umweltrelevanten Eigenschaf- Baukies- und Bausandproduktion belief sich auf 1.587 ten sowie ihrer stofflichen Zusammensetzung ab. Neben Mio. Euro und lag damit 77 Mio. Euro bzw. 5,1 % über dem den Ausgangsqualitäten werden die Eigenschaften Vorjahreswert. Die Natursteinproduktion belief sich im maßgeblich von der Verfahrensweise beim Abbruch bzw. Jahr 2016 auf 218 Mio. t und lag damit 8 Mio. t oder Rückbau, der Getrennthaltung der Fraktionen und der 3,8 % über dem Vorjahreswert. Ihr Wert belief sich auf eingesetzten Aufbereitungstechnik bestimmt. Außerdem 1.500 Mio. Euro und lag damit 62 Mio. Euro oder 4,3 % müssen Reyclingbaustoffe – wie Primärbaustoffe – auf über dem Ausweis des Vorjahres. den jeweiligen Anwendungsfall bezogene Anforderungen Um Ressourcen zu schonen und Baurestmassen sowie erfüllen. Daher wird der Anteil von Recyclingbaustoffen industrielle Nebenprodukte sinnvoll zu verwerten, wer- an der Deckung des Gesamtbedarfs an Gesteinskörnun- den neben den Primärrohstoffen beachtliche Mengen gen auch in den kommenden Jahren relativ konstant von Sekundärrohstoffen verarbeitet. Nach Angaben des bleiben. im Jahr 2017 erschienenen Berichtes „Mineralische 18 MIRO-Geschäftsbericht 2016/2017
Wirtschaftliches Umfeld Im Vorjahresvergleich hat sich die Wirtschaftsleistung ebenfalls erhöht. Das preispereinigte Bruttoinlandspro- dukt lag im ersten Quartal 2017 um 2,9 % höher als im ersten Quartal 2016. Korrigiert um den aufgrund der Lage der Feiertage außergewöhnlich starken Kalender- einfluss ergibt sich ein realer Anstieg des BIP um 1,7 %. Die positive Entwicklung des BIP wird von einem Rekord- niveau bei der Erwerbstätigkeit flankiert. Nach Berech- nungen des Statistischen Bundesamtes waren im ersten Quartal 2017 43,7 Mio. Menschen in Deutschland erwerbs- tätig; das entspricht einem Zuwachs von 1,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Bauinvestitionen Hinsichtlich der Bauinvestitionen startete das erste Quartal 2017 äußerst positiv, und zwar mit einem Zuwachs gegenüber dem Vorquartal um 2,3 % und gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um 4,7 %. Baugenehmigungen Die Hochbaugenehmigungen der Monate Januar bis April 2017 nahmen um 4,9 % ab. Die Genehmigungen im Wohnungsbau sanken um 8,3 %, für Ein- und Zweifami- lienhäuser um 13,9 %. Genehmigungen für Mehrfamili- enhäuser erhöhten sich dagegen um 0,6 %. Es gibt mehrere Gründe für das Nachlassen der Bauge- nehmigungen. Einerseits ist bereits ein recht hohes Das Jahr 2017 Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt in % Deutsche Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs 8 Die deutsche Wirtschaft ist nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weiter auf Wachstumskurs. 6 Im ersten Quartal 2017 lag das Bruttoinlandsprodukt Veränderungen zum preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,6 % höher Vorquartal 4 als im vierten Quartal 2016. Damit konnte der solide 2,9 Wachstumskurs des Vorjahres fortgesetzt werden. Dieser wird auch für das Gesamtjahr erwartet. Eine der 2 tragenden Säulen wird dabei die Bauwirtschaft sein. Positive Impulse für die Gesamtwirtschaft kamen sowohl 0 aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Vor allem in Bauten und Ausrüstungen wurde deutlich mehr investiert -2 als im vierten Quartal 2016. Private und staatliche Kon- Veränderungen zum Vorjahresquartal sumausgaben waren etwas höher als im Vorquartal. Auch -4 die außenwirtschaftliche Entwicklung gewann an Dyna- 2011 12 13 14 15 16 17 mik und stützte das Wachstum, weil die Exporte etwas Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2017 stärker stiegen als die Importe. MIRO-Geschäftsbericht 19 2016/2017
Wirtschaftliches Umfeld Niveau erreicht, sodass ein Basiseffekt eintritt. Ande- langfristige Prioritäten für Ausbau und Erhaltung des rerseits entstand aufgrund der Verschärfung der Ener- deutschen Verkehrsnetzes gesetzt. Vom Gesamtvolumen gieeinsparverordnung im Vorjahr ein Vorzieheffekt bei des Bundesverkehrswegeplans von knapp 270 Mrd. € den Genehmigungen von Ein- und Zweifamilienhäusern. sollen bis 2030 rund 142 Mrd. € in der Erhalt des Bestands- Die aktuelle Verringerung der Genehmigungen dürfte netzes fließen. Für Aus- und Neubauprojekte sind weitere daher keinen Anlass zur Sorge geben. 98 Mrd. € vorgesehen. Problematischer scheint eher die deutliche Zunahme Alles in allem erscheinen die Perspektiven für die Mine- des Bauüberhangs, d. h. der Zahl der genehmigten, aber ralische Rohstoffindustrie durchaus erfreulich, so dass noch nicht realisierten Bauvorhaben: In den ersten vier von einer anhaltend stabilen Nachfrage ausgegangen Monaten des laufenden Jahres reduzierten sich die werden kann. Genehmigungen im Nichtwohnbau um 2,2 %, wobei der Wirtschaftsbau um 0,7 % und die Genehmigungen im Europa öffentlichen Bau um 16,6 % abnahmen. Ursächlich hier- Eine ebenfalls positive Entwicklung dürfte sich im Jahr für ist u. a. der Kapazitätsengpass im Bauhauptgewerbe. 2017 auch in der europäischen Bauwirtschaft und Bau- Dieser wird voraussichtlich dazu führen, dass die Bau- stoffindustrie zeigen. Wesentliche Gründe für die güns- tätigkeit künftig weniger durch die Nachfrage als vielmehr tige Entwicklung sind die wirtschaftliche Erholung, der von der Umsetzungsfähigkeit des Baugewerbes limitiert mittlerweile vielerorts aufgelaufene Nachholbedarf, die wird. Dieses Problem scheint kurzfristig mangels perso- verbesserte öffentliche Finanzlage, die niedrigen Zinsen neller Ressourcen nicht lösbar zu sein. sowie die anhaltende Zu- und Binnenwanderung, die nicht nur mehr Wohnraum erfordert, sondern auch eine Auftragseingänge Anpassung der Infrastruktur. Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe in Deutsch- land erhöhten sich in den Monaten Januar bis April 2017 gegenüber dem Vorjahr um real 5 % (Basis: Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten). Bis auf den öffentlichen sonstigen Tiefbau haben alle Sparten in den ersten vier Monaten Zuwachsraten zu verzeichnen. So beläuft sich der Zuwachs der Auftragseingänge im Wohnungsbau auf real 4,1 %, im Wirtschaftsbau 11,7 %. Der öffentliche Bau verzeichnete eine Zunahme bei den Auftragseingängen von 4,4 %. P roduktion in der Baustoff-, Steine- und Erden-Industrie Die Produktion in der Baustoff-, Steine- und Erden- Industrie ist im ersten Quartal 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,3 % gestiegen. Nach Berech- nungen des Statistischen Bundesamtes erhöhte sich insbesondere die Produktion mineralischer Rohstoffe. Mit Blick auf die Baubereiche Infrastruktur, Wohnungsbau und Nichtwohnungsbau wird für die Gesteinsindustrie auch in 2017 ein Wachstumspotenzial gesehen. Investitionen aus den Bereichen Wirtschaftsbau und öffentliche Infrastruktur sind auch künftig vermehrt zu erwarten. Gerade der Investitionshochlauf im Bereich der Verkehrsinfrastruktur setzt für die Mineralische Rohstoffindustrie deutlich positive Effekte frei. So wur- den mit dem Bundesverkehrswegeplan 2030 wichtige 20 MIRO-Geschäftsbericht 2016/2017
Rohstoffsicherung und Raumordnung Auf den folgenden Seiten berichten wir über die Themen, bei denen sich die MIRO-Mitarbeiter sowie viele ehrenamtlich Tätige für die Belange der Gesteinsindustrie im Berichtszeitraum eingesetzt haben. Die Sachver- halte wurden in den Arbeitsausschüssen und Arbeitskreisen des MIRO, in den Gremien, in denen MIRO auf Bundes- und europäischer Ebene vertreten ist, und in Einzelgesprächen diskutiert. Die einzelnen Organisationen/Gremien und die dort tätigen Personen sind ab Seite 65 namentlich aufgeführt. MIRO bedankt sich bei den ehrenamtlich Tätigen für ihren Einsatz und weist darauf hin, dass die Arbeit des Verbandes ohne ein solches Engagement nicht möglich wäre. Forschungsprojekt Modellvorhaben der Raum- Raumplanung eher unberücksichtigt lassen. Solange ordnung (MORO) des Bundesinstituts für Bau-, jedoch nicht klar definiert ist, was grundsätzlich und Stadt- und Raumforschung (BBSR) landesspezifisch konkretisiert im Rahmen der raumpla- Seit 2016 arbeitet MIRO im Rahmen des Forschungspro- nerischen Rohstoffsicherung erreicht werden soll, sind jektes MORO daran mit, dass durch die raumplanerische alle methodischen Überlegungen dazu, wie eine regio- Rohstoffsicherung eine bedarfsgerechte Rohstoffver- nalplanerische Rohstoffsicherung erfolgen sollte, nicht sorgung der Wirtschaft sowohl regional als auch über- zielführend. regional gewährleistet und dies auch für künftige MIRO wartet auf die Veröffentlichung des Endberichts Generationen garantiert wird. und wird dann erneut die Diskussion mit den Vertretern Kritisch bleibt aber festzuhalten, dass die Forschungs- der Ministerien suchen. nehmer den zukünftigen Schwerpunkt auf die Regional- planung legen und die Aspekte einer landesweiten Öko-Institut – Rohstoffwende 2049 Im Rahmen des Eigenprojektes „Rohstoffwende Deutsch- land 2049“ erarbeitet das Öko-Institut seit Sommer 2014 eine umfassende Strategie für eine Rohstoffwende und hat die Ergebnisse im Jahr 2016 vorgestellt. Die Autoren des Instituts befassen sich u. a. mit dem Primärrohstoff „Kies“ und kommen zu der Aussage, dass eine Vermin- derung der Umweltauswirkungen im Wesentlichen nur über die Verringerung des Gesamtbedarfs erreicht werden könne. In der ökologischen Dimension weise Kies ein Risiko für die Zerstörung des Landschaftsbildes und eine große Flächeninanspruchnahme auf. MIRO hat die Autoren bei Veranstaltungen sowie in persönlichen Gesprächen kontaktiert, um mit diesen die Zielsetzungen zu diskutieren. Dabei wurde deutlich, dass auch das Öko-Institut mit Einsparungen von Baustoffen nicht vor Ende der 2020er Jahre rechnet. MIRO wird weiterhin den Kontakt zum Öko-Institut suchen, um gemeinsam die Ergebnisse im BMUB zu besprechen und zu verifizieren. MIRO-Geschäftsbericht 21 2016/2017
Ressourcen und Substitutionspotenziale Revision der Abfallrahmenrichtlinie Gesteinsrohstoffe dann mit hohen zusätzlichen Umwelt- Die Europäische Kommission hat im Berichtszeitraum belastungen aus dem Ausland eingeführt werden müss- ihren Entwurf für eine Überarbeitung der Abfallrahmen- ten. Abbruchmassen können den immensen Bedarf von richtlinie präsentiert. Bis Ende Juni 2016 wurden im Primärrohstoffen nicht ersetzen, da diese bereits zu Europäischen Parlament mehr als 1.300 Änderungsanträge rund 90 % verwendet werden. zum Vorschlag der EU-Kommission zur Novellierung der Europäischen Abfallgesetzgebung eingereicht. Mantelverordnung MIRO sowie seine Mitglieder haben die europäischen Das BMUB hat im Februar 2017 seinen Referentenentwurf Abgeordneten u. a. darauf hingewiesen, dass durch zur Mantelverordnung vorgestellt. Es hat darin wesent- regulatorische und wirtschaftliche Instrumente kein liche Kritikpunkte von MIRO aufgegriffen und entspre- stärkerer Anreiz für die Verwendung von Sekundärroh- chende Überarbeitungen vorgenommen (Beispiel: stoffen geschaffen wird. Streichung des Teils „Grundwasserverordnung“). MIRO Das Europäische Parlament ist bei seiner Plenarabstim- und seine Mitgliedsverbände teilen die Auffassung, dass mung den Vorschlägen von MIRO gefolgt. Es bleibt die Kabinettsfassung den bislang besten Entwurf in der abzuwarten, ob die anstehenden Trilogverhandlungen langjährigen Entwicklung der Mantelverordnung darstellt von Kommission, Europäischem Parlament und Rat die und daher Unterstützung verdient. Vorgaben des Parlaments annehmen. MIRO und UEPG MIRO hat sich im anstehenden Gesetzgebungsprozess werden den Prozess aktiv begleiten. dennoch für Klarstellungen, Änderungen und Ergänzun- gen eingesetzt, damit unnötige Stoffstromverschiebun- UBA-Ressourcenbericht 2016 gen vermieden werden und eine praxisgerechte, rechts- Das UBA sprach sich in seinem im November 2016 vor- sichere Anwendung der novellierten Bundesbodenschutz- gelegten Ressourcenbericht für das Jahr 2016 dafür aus, verordnung durch die Unternehmen gewährleistet wird. dass Materialien für den Baubereich billiger werden MIRO führte dazu Gespräche mit verschiedenen Bundes- sollten, wenn dafür weniger oder keine Primärrohstoffe tagsabgeordneten in Berlin und Köln und brachte zudem eingesetzt werden. Als Beispiel wurde Recyclingbeton seine Expertise in Fachgesprächen auf BBS- und BDI-Ebene angeführt, für den bis zu 45 % Kies eingespart werde. ein. MIRO setzt sich derzeit dafür ein, dass in der Bun- Zudem wird angeregt, verbindliche Umwelt- und Sozial- desbodenschutzverordnung eine wirksame Öffnungs- standards für Rohstoffe entlang der gesamten Wert- klausel verankert wird (§ 8 Abs. 7), um neben Böden mit schöpfungskette zu etablieren sowie ein allgemeines höherer Belastung auch andere Materialien für die Ressourcenschutzgesetz zu erstellen. Verfüllung von Abgrabungen einsetzen zu können. MIRO MIRO teilt diese Ansicht nicht und weist in Gesprächen wird den Gesetzgebungsprozess im Bundesrat aktiv gegenüber den Vertretern des UBA sowie des BMUB begleiten und auf eine Gesetzesformulierung im Sinne immer wieder darauf hin, dass die Gesteinsindustrie der Gesteinsindustrie hinwirken. bedarfsdeckend arbeitet. Eine künstliche Verknappung der Versorgung von Primärrohstoffen führt dazu, dass 22 MIRO-Geschäftsbericht 2016/2017
Natur- und Umweltschutz Natura 2000 – Naturschutz auf Zeit Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG) Die EU-Kommission hat im April 2017 einen Aktionsplan Die 5. Vertragsstaatenkonferenz zur UN ECE Aarhus- zur Umsetzung der Natura 2000-Richtlinien veröffentlicht. Konvention (Beschluss V/9h vom 2. Juli 2014) sowie der Dieser basiert auf den Ergebnissen der Konsultation aus EuGH (Rs. C-137/14 vom 15. Oktober 2015) haben festgestellt, dem Jahr 2016. Der Aktionsplan der Europäischen Kom- dass die deutschen Regelungen zum Gerichtszugang in mission sieht u. a. vor, die EU-Leitfäden zu Natura 2000 Umweltangelegenheiten teilweise nicht im Einklang mit zu aktualisieren, die Finanzierung von Natura 2000-Gebie- den Anforderungen der UN ECE Aarhus-Konvention und ten zu verbessern sowie die Einbindung von Bürgern, der einschlägigen EU-Richtlinie stehen. Zur Umsetzung Interessenvertretern und Kommunen zu gewährleisten. dieser Entscheidungen hat das BMUB einen Entwurf zum MIRO sowie UEPG setzen sich dafür ein, dass die Ergeb- Umweltrechtsbehelfsgesetz erarbeitet und im Einver- nisse des LIFE-Projekts (durchgeführt vom belgischen nehmen mit den anderen Ressorts im April 2016 die Schwesterverband FEDIEX) zu dem Thema „Naturschutz Anhörung der Länder und Verbände durchgeführt. Das auf Zeit“ eine grundsätzliche Bedeutung in den Leitfäden Gesetz trat im Mai 2017 in Kraft. der EU erhalten. Behörden, Vorhaben- und Planungsträger, Bürgerinnen Das Thema „Naturschutz auf Zeit“ spielt in Deutschland und Bürger sowie anerkannte Umweltvereinigungen eine wesentliche Rolle in der aktuellen Diskussion zur sollen durch das UmwRG Klarheit erhalten, welche Revision des Bundesnaturschutzgesetzes. So wurde im staatlichen Entscheidungen in welcher Form und in Bundesrat ein allgemeiner Änderungsantrag zum Arten- welcher Frist gerichtlich überprüfbar sind. Durch die schutzrecht angenommen. Darin wird die Bundesregie- Erweiterung des Anwendungsbereichs der Umweltver- rung gebeten, „mit der Europäischen Kommission zu bandsklage (§ 1 UmwRG) können Umweltvereinigungen klären, wie eine Regelung unionsrechtskonform ausge- künftig bei mehr Entscheidungen als bisher die Verletzung staltet werden müsste, die den Artenschutz gewährleis- umweltbezogener Vorschriften geltend machen. tet, aber gleichzeitig die (Wieder-)Aufnahme einer Außerdem entfällt bei Rechtsbehelfen gegen Zulassungs- zulässigen Nutzung innerhalb einer bestimmten Frist entscheidungen für UVP-pflichtige Vorhaben und bestimmte von den Verboten nach § 44 Abs. 1 und Abs. 2 BNatschG Industrieanlagen die „materielle Präklusion“. Einwen- freistellt“. MIRO hat mit diesem Beschluss einen heraus- dungen vor Gericht, die nicht im Genehmigungsverfah- ragenden Erfolg für die deutsche Gesteinsindustrie ren vorgebracht worden waren, dürfen dann nicht mehr erzielen können. Das Projekt „Naturschutz auf Zeit“ ist ausgeschlossen werden. Möglich bleibt ein Ausschluss aber insoweit nicht abgeschlossen, da den Unternehmen von Einwendungen nur dann, wenn deren erstmalige noch keine Rechts- und Planungssicherheit garantiert Geltendmachung im Gerichtsverfahren missbräuchlich wird. Hier ist eine weitere Änderung des Bundesnatur- oder unredlich ist. schutzgesetzes erforderlich. MIRO hat im Gesetzgebungsprozess u. a. verstärkt dar- MIRO-Geschäftsbericht 23 2016/2017
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