BRANCHENREPORT CHEMISCHE INDUSTRIE 2020

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BRANCHENREPORT CHEMISCHE INDUSTRIE 2020
BRANCHENREPORT
CHEMISCHE INDUSTRIE 2020
BRANCHENREPORT CHEMISCHE INDUSTRIE 2020
Kontakt:
Abteilung Betriebswirtschaft, AK Wien, +43 1 50165 DW 12650

Bei Verwendung von Textteilen wird um Quellenangabe und Zusendung
eines Belegexemplares an die AK Wien, Abteilung Betriebswirtschaft, ersucht.

Impressum
Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien,
Prinz-Eugen-Straße 20–22, 1040 Wien, Telefon: (01) 501 65 0
Offenlegung gem. § 25 MedienG: siehe wien.arbeiterkammer.at/impressum
Zulassungsnummer: AK Wien 02Z34648 M
AuftraggeberInnen: AK Wien, Betriebswirtschaft

Autorin:
Mag Christina Wieser
Christina.Wieser@akwien.at
+43 1 50165 12293

Bilanzdatenbank:
Elisabeth Lugger, Kristina Mijatovic-Simon

Beiträge:
Kai Biehl, Michael Ertl, Markus Marterbauer, Reinhold Russinger

Foto:
oksix - Fotolia

Grafik Umschlag und Druck: AK Wien
Verlags- und Herstellungsort: Wien
© 2020 bei AK Wien

Stand Februar 2020
Im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien

                                                                               https://wien.arbeiterkammer.at/service/studien/
                                                                               WirtschaftundPolitik/branchenanalysen/index.html
BRANCHENREPORT CHEMISCHE INDUSTRIE 2020
INHALT
    Bilanzkennzahlenvergleich ............................................................................................................................................. 5

1   KURZFASSUNG ......................................................................................................... 6

2   DER INTERNATIONALE CHEMIEMARKT ...................................................................... 8
    Welt ............................................................................................................................................................................... 8
    Europa............................................................................................................................................................................ 8
    Europa – Ausblick 2020 .................................................................................................................................................. 9
    Deutschland ................................................................................................................................................................. 10
    Deutschland – Ausblick 2020 ....................................................................................................................................... 11

3   CHEMIEINDUSTRIE IN ÖSTERREICH: UMFELD UND ENTWICKLUNG............................ 12
    Herausforderungen: Klimaschutz und Nachhaltigkeit ................................................................................................. 12
    Seit 1.1.2020: Kein Verkauf von Kunststofftragetaschen ............................................................................................. 13
    Mikroplastik: Wird es ein europäisches Verbot geben? .............................................................................................. 14
    Österreich: Branchenstruktur der chemischen Industrie ............................................................................................. 14
    Produktionswert .......................................................................................................................................................... 16
    Exporte/Importe .......................................................................................................................................................... 17
    Auftragslage ................................................................................................................................................................. 17
    Investitionen ................................................................................................................................................................ 18

4   ANALYSE RELEVANTER CHEMIE-KONZERNE ........................................................... 19
    Borealis AG................................................................................................................................................................... 19
    Henkel AG & Co KGaA .................................................................................................................................................. 20
    Lenzing AG ................................................................................................................................................................... 21
    Semperit AG ................................................................................................................................................................. 22

5   WIFO-KONJUNKTURTEST: CHEMISCHE INDUSTRIE ................................................... 23

6   AK-BRANCHENANALSE: CHEMISCHE INDUSTRIE...................................................... 24
    Umsatzerlöse, Betriebsleistung ................................................................................................................................... 24
    Jahresüberschuss und EBIT .......................................................................................................................................... 25
    EBIT und EBIT-Quote .................................................................................................................................................... 27
    Aufwandsstruktur ........................................................................................................................................................ 29
    Gewinnausschüttungen und Dividenden ..................................................................................................................... 30
    Eigenkapital ................................................................................................................................................................. 31
    Eigenkapitalrentabilität................................................................................................................................................ 32
    Cashflow ...................................................................................................................................................................... 32
    Fiktive Entschuldungsdauer ......................................................................................................................................... 34
    Investitionen ................................................................................................................................................................ 35
    Beschäftigte ................................................................................................................................................................. 38
    Überlassene Arbeitskräfte in der chemischen Industrie .............................................................................................. 38
    Beschäftigungsentwicklung in den analysierten Unternehmen .................................................................................. 39
    Personalaufwand ......................................................................................................................................................... 41
    Wertschöpfung ............................................................................................................................................................ 41

                                                                                                                        Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 3
Pro Beschäftigten Kennzahlen ..................................................................................................................................... 42

7   ZUR AKTUELLEN WIRTSCHAFTLAGE ÖSTERREICHS .................................................. 43
    WIFO-Prognose Dezember 2019 für Österreich .......................................................................................................... 43
    Internationale Wirtschaftsaussichten .......................................................................................................................... 46
    Preise ........................................................................................................................................................................... 46
    Arbeitsmarkt ................................................................................................................................................................ 47

8   BRANCHENSAMPLE: UNTERNEHMEN VON A BIS Z .................................................. 48
    Umsatzerlöse ............................................................................................................................................................... 51
    Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag ............................................................................................................................. 53
    EBIT-Quote ................................................................................................................................................................... 55
    Eigenkapitalquote ........................................................................................................................................................ 57
    Beschäftigte ................................................................................................................................................................. 59

                                                                                                                        Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 4
Bilanzkennzahlenvergleich
                  Bilanzkennzahlenvergleich                         Branche                 2016          2017           2018         Δ in %
    Ertragslage
                                                           Chemische Industrie                     8,3         10,8             8,3        -2,53
    Jahresüberschuss in % Betriebsleistung1                Handel                                  2,0           1,8            1,9
                                                           Industrie                               7,1           6,9            6,1
                                                           Chemische Industrie                     8,1         10,5             8,1        -2,33
    EBIT-Quote in % der Betriebsleistung2                  Handel                                  1,6           1,6            1,7
                                                           Industrie                               5,7           6,2            5,5
    Investitionen
                                                           Chemische Industrie                     5,7           6,9            7,3         0,40
    Sachinvestitionen in % Betriebsleistung                Handel                                  1,6           1,6            1,7
                                                           Industrie                               4,1           4,2            4,4
                                                           Chemische Industrie                  123,7         166,0         174,3           8,28
    Investitionsneigung in %                               Handel                                  158           156            137
                                                           Industrie                            139,5         151,6         155,6
    Finanzielle Stabilität
                                                           Chemische Industrie                   49,4          52,1          53,1           1,08
    Eigenkapitalquote in %                                 Handel                                31,0          31,3          33,5
                                                           Industrie                             43,1          43,5          43,6
                                                           Chemische Industrie                   11,4          12,6          10,9          -1,73
    Cashflow-Quote in % 3                                  Handel                                  2,5           2,3            2,5
                                                           Industrie                               7,7           7,6            7,2
                                                           Chemische Industrie                     3,7           3,1            4,0       29,58
    Fiktive Verschuldungsdauer in Jahren                   Handel                                  6,7           7,3            7,6
                                                           Industrie                               3,8           3,8            4,3
    Personal und Wertschöpfung
                                                           Chemische Industrie                   18,8          18,4          19,2           0,76
    Personalaufwandstangente in %4                         Handel                                10,6          10,6          10,7
                                                           Industrie                             18,2          17,7          18,1
                                                           Chemische Industrie                71.680         72.899        75.725           3,88
    Personalaufwand5 pro Beschäftigten, T€                 Handel                             36.667         37.757        38.193          1,2%
                                                           Industrie                          64.853         65.927        67.684          2,7%
                                                           Chemische Industrie               126.425       135.716        128.863          -5,05
    Wertschöpfung pro Beschäftigten, T€                    Handel                             48.899         49.766        50.802          2,1%
                                                           Industrie                         100.533       103.710        103.874          0,2%
                                                           Chemische Industrie                54.745         62.817        53.138         -15,41
    Differenz Wertschöpfung u Personalaufwand
                                                           Handel                             12.232         12.009        12.609          5,0%
    pro Beschäftigten, T€
                                                           Industrie                          35.680         37.783        36.190         -4,2%
                                                           Chemische Industrie               381.875       395.447        394.660          -0,20
    Betriebsleistung pro Beschäftigten, T€                 Handel                            344.934       356.282        357.644          0,4%
                                                           Industrie                         356.682       372.638        374.881          0,6%
                                                           Chemische Industrie                   33,1          34,3          32,7          -1,67
Wertschöpfungsquote in %                                   Handel                                14,1          14,0          14,2
                                                           Industrie                             28,2          27,8          27,7
    Quelle: AK-Bilanzdatenbank, Industrie (01/2020, 860 Unternehmen), Handel (10/2019, 210 Unternehmen)

1
  Betriebsleistung = Umsatzerlöse +/- Bestandsveränderungen + Eigenleistungen + übrige sonstige betriebliche Erträge (Mieterträge etc.) -
übrige außerordentl. Erträge (Schadensfälle, Kursgewinne etc.)
2 ordentlicher Betriebserfolg in % der ordentlichen Betriebsleistung
3 ordentlicher Cashflow nach Zinsen u Steuern in % der ordentlichen Betriebsleistung
4 ordentlicher Personalaufwand ohne Aufwand für Abfertigungen und Pensionen in % der ordentlichen Betriebsleistung
5 ohne Aufwand für Abfertigungen u Pensionen

                                                                                                     Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 5
1 KURZFASSUNG

Österreichs Wirtschaft: Konjunkturabkühlung auf hohem Niveau
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet in seiner aktuellsten Konjunkturprognose vom Dezember 2019 nach ei-
nem regen Wirtschaftswachstum von real +2,7 % im Jahr 2018 (Euro-Raum +1,9 %) eine deutliche Abschwächung der Kon-
junktur: Das Wachstum soll im Jahr 2019 real +1,7 %, im Jahr 2020 +1,5 % betragen. Die schwache internationale Konjunktur
dämpft die Exportentwicklung und damit auch die österreichische Industrieproduktion. Für den Prognosezeitraum bleibt das
robuste Wachstum des privaten Konsums eine zentrale Konjunkturstütze. Am Arbeitsmarkt zeichnet sich eine Trendwende
ab und der Abbau der Arbeitslosigkeit gerät ins Stocken.

Februar 2020: Konjunktur-Tiefpunkt laut OeNB überwunden
In der – im Februar 2020 veröffentlichten – Konjunkturprognose spricht die Österreichische Nationalbank (OeNB) für das
erste Halbjahr 2020 von einer „sehr verhaltenen“ Konjunkturbelebung, dennoch geht die OeNB davon aus, dass „der Tiefpunkt
des aktuellen Konjunkturzyklus“ durchschritten sei. Die OeNB erwartet für das erste und zweite Quartal 2020 ein reales
Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von jeweils 0,3 % gegenüber dem Vorquartal. Gegenüber der letzten Prognose
vom November wurden die Wachstumserwartungen für das erste Quartal um 0,1 Prozentpunkte angehoben. Damit werde
das reale BIP-Wachstum im ersten und zweiten Quartal durchschnittlich 0,1 Prozentpunkte über jenem in der zweiten Jah-
reshälfte 2019 liegen. Die Wachstumsraten im ersten Halbjahr bleiben allerdings unter dem langjährigen Durchschnitt von
0,4 %. Die einzelnen Wirtschaftssektoren in Österreich entwickeln sich der OeNB-Prognose zufolge weiterhin unterschiedlich:
Während die Industrie schwächelt, zeigen sich Bau und Dienstleistungen wesentlich dynamischer.

Aktuelle wirtschaftliche Entwicklung der Chemieindustrie in Österreich
Während das Jahr 2018 – wie zuvor dargestellt – ein sehr gutes Wirtschaftswachstum verzeichnen konnte, ist es im Jahr 2019
zu einer Abwärtsbewegung in der österreichischen Konjunktur gekommen, die sich insbesondere auf die Industrieproduktion
ausgewirkt hat. Entgegen der Entwicklungen in anderen Industriezweigen, konnte jedoch die chemische Industrie in Öster-
reich der Abschwächung bislang trotzen und weist nach wie vor eine robuste Entwicklung auf: Im Dezember 2019 hat der
Fachverband der Chemischen Industrie (FCIO) ein erstes Resümee zur Entwicklung der österreichischen Chemiebranche für
2019 gezogen: Obwohl noch keine endgültigen Zahlen für das Gesamtjahr vorliegen, lässt sich folgern, dass: „die wirtschaft-
liche Entwicklung der Branche auf hohem Niveau weitgehend konstant bleibt“6. Insbesondere die baunahen Branchen wie
Bauchemie, Bauklebstoffindustrie, Lack- und Anstrichmittelindustrie sowie die kunststoffverarbeitende Industrie dürften laut
FCIO etwas über den Werten des erfolgreichen Vorjahres liegen. Zudem haben sich Chemiefasern sowie Düngemittel und
Farbstoffe in den ersten drei Quartalen 2019 gut entwickelt, während hingegen die Kunststoffproduktion sowie die Herstel-
lung von Pflanzenschutzmitteln Rückgänge zu verzeichnen haben.

Jänner bis Oktober 2019: Hoher Produktionswert und erfreuliche Auftragslage
Die Zahlen der Statistik Austria bestätigen die Einschätzung des Fachverbands, wonach die Entwicklung der Branche auch im
Jahr 2019 als positiv zu beurteilen ist: Mit 16,2 Mrd. Euro (+5,8 % zu 2017) wurde 2018 der Rekord-Produktionswert der
letzten zehn Jahre erzielt, ähnlich hoch sieht die Prognose auch für das Jahr 2019 aus.7 Darüber hinaus liegt das Volumen der
Auftragseingänge der chemischen Industrie per Jahresende 2018 bei mehr als 10,4 Mrd. Euro (+4,7 % zu 2017), das ist der
höchste Wert seit 2014. Nach den ersten zehn Monaten des Jahres 2019 erreicht das Auftragsvolumen bereits 9,2 Mrd. Euro,
was wiederum einen kräftigen Anstieg zum Vergleichszeitraum des Vorjahres um +4,8 % darstellt: Besonders gut gefüllt sind
die Auftragsbücher mit Aufträgen aus der Nicht-Eurozone, hier ist ein Zuwachs um 3,8 % zu verzeichnen: Es liegen Aufträge
im Wert von rd. 3,1 Mrd. Euro vor. Gut entwickelt haben sich von Jänner bis Oktober 2019 außerdem die Auftragseingänge
in der Eurozone, es ist eine Steigerung auf mehr als 4 Mrd. Euro zu verzeichnen (+1,8 %). Nach Rückgängen von 2017 auf
2018, bewegten sich die Auftragseingänge im Inland wieder nach oben: Von Jänner bis Oktober 2019 ist ein Anstieg auf mehr
als 1,9 Mrd. Euro (+13,6 %) zu verzeichnen.

6   Quelle: https://www.chemanager-online.com/themen/strategie/gruene-chemie-mit-oekostrom (Zugriff am: 19.2.2020)
7   Quelle: ebda

                                                                                       Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 6
Beschäftigung steigt weiter, Investitionsvolumen hoch: Standorte in Österreich werden gestärkt
Laut jüngsten Zahlen des zuletzt veröffentlichten Jahresberichts des Fachverbands der Chemischen Industrie (FCIO) aus dem
Jahr 2018 beschäftigt die Chemiebranche in 240 Betrieben österreichweit 45.596 MitarbeiterInnen (+2,1 %). Während die
Anzahl der Betriebe zurückgegangen ist, hat sich der Beschäftigtenstand in den letzten Jahren sukzessive erhöht: Mit 45.596
MitarbeiterInnen ist im Zehn-Jahres-Vergleich ein Höchstwert erreicht. In dieser positiven Beschäftigungsdynamik spiegelt
sich auch die Stabilität der Branche wider, der FCIO sieht darin einen „wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit“ und hebt hervor,
dass die „hochqualifizierten Beschäftigten“8 eine der Stärken der Chemischen Industrie sind. Neben dem Beschäftigungszu-
wachs ist die hohe Investitionsbereitschaft als positives Signal zu werten. Insbesondere der Life-Science-Sektor9, dazu zählen
auch Pharmaunternehmen wie Boehringer Ingelheim, Octapharma oder Sandoz, investiert kräftig in Standorte in Österreich.

AK-Branchenmonitor: 89 österreichische Chemieunternehmen mit insgesamt 40.237 MitarbeiterInnen
Neben dem Blick auf die internationale Chemieindustrie, die heimische Branchenkonjunktur sowie auf die Konzernentwick-
lung10 umfasst der vorliegende Bericht eine Analyse von Einzeljahresabschlüssen11 österreichischer Unternehmen. Dafür wer-
den veröffentlichte Jahresabschlüsse von (tendenziell mittelgroßen und großen) Kapitalgesellschaften herangezogen, die
dem Kollektivvertrag der chemischen Industrie zuzuordnen sind. Insgesamt wurden in die vorliegende Erhebung 89 Unter-
nehmen einbezogen, die bis Mitte Februar 2020 ihren Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2018 veröffentlicht haben. In
den untersuchten Kapitalgesellschaften waren im Jahresdurchschnitt 2018 40.237 MitarbeiterInnen (+2,7 % zu 2017) be-
schäftigt, das sind 88,2 % der 45.596 ArbeiterInnen und Angestellten in der gesamten Chemiebranche. Der Branchenreport
skizziert für die untersuchten Unternehmen, die im Jahr 2018 einen Umsatz von 15,3 Mrd. Euro sowie einen Gewinn von 1,3
Mrd. Euro erwirtschaften, ein überwiegend positives Bild:

Ertragslage: Operative Gewinne bleiben trotz Rückgang hoch
Für die Beurteilung der Ertragslage ist die Entwicklung des operativen Geschäfts und damit des ordentlichen Betriebserfolgs
(EBIT), der sich im Jahr 2018 auf insgesamt knapp 1,3 Mrd. Euro beläuft, von zentraler Bedeutung: Die analysierten Chemie-
unternehmen haben schon im Jahr 2017 eine durchschnittliche EBIT-Margin (Anteil des ordentlichen Betriebserfolges an der
Betriebsleistung) von hervorragenden 10,1 % erzielt, im Jahr 2018 geht die EBIT-Quote zwar zurück, liegt aber dennoch bei
guten 8,1 %. Hervorragende EBIT-Quoten erreichen im Berichtsjahr 2018 die Unternehmen Treibacher Industrie (22,5 %), G.L.
Pharma (18,7 %) und Fresenius Kabi Austria (18,6 %), nur wenige Gesellschaften (gerade einmal 14 von 89) verzeichnen ein
Minus im operativen Geschäft.

Finanzierung: Beste Eigenkapitalausstattung im Branchenvergleich
Neben der guten Entwicklung im operativen Geschäft, konnte die durchschnittliche Eigenkapitalquote der chemischen In-
dustrie auf hohem Niveau weiter gesteigert werden und liegt im Durchschnitt bei ausgezeichneten 53,1 % (2017: 51,7 %);
dieses Ergebnis übertrifft deutlich den Wert der Gesamtindustrie 43,6 %. Erfreulich ist dabei, dass drei Viertel der Unterneh-
men Quoten über 30,4 % erzielen können. Die Ergebnisse der AK Branchenanalyse zeigen außerdem, dass sich die Selbstfi-
nanzierungskraft (gemessen an der Cashflow-Quote) der Unternehmen im Jahr 2018 bei hervorragenden 10,9 % (Industrie:
7,2 %) liegt.

Pro Kopf Kennzahlen: Chemische Industrie schneidet besser als Gesamtindustrie ab
Der Produktivitätszuwachs gemessen an der Wertschöpfung pro Beschäftigten hat sich nach einer ausgezeichneten Entwick-
lung (+7,4 % von 2016 auf 2017) im Jahr 2018 um -5,1 % auf 128.863 Euro pro Kopf reduziert (Gesamtindustrie: 103.874
Euro). Die besten 25 % der Unternehmen erreichen nach wie vor mehr als 136.399 Euro pro Kopf. Der Personalaufwand pro
Kopf hat sich im Jahr 2018 nach einer leichten Steigerung von 2016 auf 2017 (+1,7 %) auch 2018 erhöht (+3,9 %) und liegt
jetzt mit 75.725 Euro einmal mehr über dem Schnitt der gesamten Industrie (67.684 Euro). Die erwirtschaftete Betriebsleis-
tung (Umsatz) je ArbeitnehmerIn erreicht im Schnitt 394.660 Euro pro Kopf. Damit liegt der Wert wie schon in den Jahren
zuvor deutlich über dem Industrieschnitt (374.881 Euro). Mehr als die Hälfte der Unternehmen liegt bei der Betriebsleistung
pro Kopf über 335.807 Euro – das beste Viertel übertrifft sogar 490.994 Euro pro MitarbeiterIn.

8 https://www.chemlandscape.cefic.org/country/austria/ (Zugriff: 22.2.2020)
9 Unternehmen aus den Bereichen Biotech, Pharmaindustrie und Medizintechnik
10 Bilanzierung nach IFRS (=International Financial Reporting Standards)
11 Bilanzierung nach UGB (=Unternehmensgesetzbuch)

                                                                                   Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 7
2 DER INTERNATIONALE CHEMIEMARKT

Die chemische Industrie gehört zu den größten und dynamischsten Industriesektoren der Welt: Die Abnehmerbasis reicht
von der Kunststoffverarbeitung über Fahrzeugbau und Bauwesen bis hin zu Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, zweit-
wichtigster Abnehmer sind die EndverbraucherInnen. In den letzten Jahren hat sich die Chemieindustrie sehr positiv entwi-
ckelt: So geht das Jahr 2017 in der Langfristperspektive als eines der Rekordjahre in die Geschichte ein, aber auch für 2018
können sich die Ergebnisse sehen lassen. Für das Jahr 2019 scheint die Dynamik aufgrund der abkühlenden Konjunktur etwas
nachzulassen. Die prognostizierten Zahlen im Hinblick auf Auftragslage und Produktionsentwicklung für das Gesamtjahr 2019
bzw. der Ausblick für 2020 deuten jedoch nach wie vor auf eine robuste, aber etwas verlangsamte Branchenkonjunktur hin.

Welt
Die globale Chemieproduktion hat sich im Jahr 2018 gut entwickelt: Der Umsatz beläuft sich laut Informationen des europä-
ischen Branchenverbands CEFIC (französisch: Conseil Européen des Fédérations de l’Industrie Chimique) auf 3.347 Mrd. Euro.
China bleibt nach wie vor weltweit die Nummer 1 und trägt mit 1.198 Mrd. mehr als ein Drittel (35,8 %) zum weltweiten
Branchenumsatz bei. In China liegen die Investitionen in Sachanlagen weit über den Investitionen der anderen großen Che-
mienationen. Mit 565 Mrd. Euro bzw. 16,9 % reiht sich die europäische chemische Industrie an zweiter Stelle vor den USA
(13,4 %) mit 468 Mrd. Euro auf Platz drei ein. Für 2018 zeigt sich, dass die BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China
und Südafrika) zusammen bereits 42,8 % des globalen Umsatzes erreichen. Zahlreiche politische Risikofaktoren geben aller-
dings Anlass, sich auf turbulente Zeiten einzustellen. Dazu gehören u. a. der Brexit, die unberechenbare Politik in den USA
sowie die geopolitischen Spannungen im arabischen und ostasiatischen Raum. Zudem birgt das Schwergewicht China mit der
hohen Verschuldung seiner (staatlichen) Unternehmen, den vorhandenen Überkapazitäten in einigen Sektoren und einer
Immobilienmarktblase erhebliche Risiken für die weltweite Entwicklung.

Europa
Das Hochkonjunkturjahr 2017 hat sich positiv auf die Entwicklung der chemischen Industrie ausgewirkt, auch im Jahr 2018
verzeichnet die Branche eine sehr gute Entwicklung. Wie nachstehende Grafik zeigt, ist es gelungen den höchsten Produkti-
onswert in den vergangenen zehn Jahren zu erzielen.12 Damit dürfte auch das Jahr 2018 als eines der Rekordjahre in die
Branchengeschichte eingehen: Die Branche hat das Vorkrisenniveau wieder übertroffen, heißt es im jüngsten Trendreport
des europäischen Branchenverbands CEFIC (2019). Europaweit ist der Produktionswert der Branche bereits von 2016 auf
2017 deutlich um 7,4 % gewachsen, 2018 gab es einen weiteren Anstieg um 2,4 % auf 565 Mrd. Euro.

                                    Produktionswert der Chemischen Industrie in Europa
                                               2008 bis 2018 (in Mrd. Euro)

                                                    552   557    548                                  552        565
                530                                                     537       534       514
                                      498
                           418
      400

         0
               2008       2009       2010       2011      2012   2013   2014      2015      2016      2017      2018

 Quelle: CEFIC, 2020

12   Quelle: www.cefic.org (Zugriff am 22.2.2020)

                                                                                  Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 8
Die europäischen Chemieunternehmen gelten als höchst innovativ und beschäftigten insgesamt (inkl. Pharmazeutika) rd. 3,3
Mio. MitarbeiterInnen. Der Sektor induziert gleichzeitig dreimal so viele indirekte wie direkte Beschäftigungsverhältnisse.
Gemessen an den Umsatzerlösen bezogen auf das Jahr 2018 sind – wie schon in den letzten Jahren – Deutschland und Frank-
reich die beiden größten Chemieproduzenten in Europa, gefolgt von Italien und den Niederlanden. Diese vier Länder erzielen
gemeinsam einen Anteil von 61,6 % des Gesamtumsatzes der europäischen Chemie. Polen und Österreich sind die beiden
wichtigsten Proponenten in der Gruppe „Sonstige“.

                                   Anteile am Produktionswert der Chemischen Industrie
                                          nach Ländern, 2018, Angaben in Prozent

                                                                                 Deutschland
                                   16,4
                                                                                 Frankreich
                                                       31,8
                            6,1                                                  Italien
                                                                                 Niederlande
                          6,8
                                                                                 Spanien
                             7,4                                                 Belgien
                                                    13,4                         Großbritannien
                                   8,7
                                           9,4                                   Sonstige

Quelle: CEFIC, 2020

Von den 565 Mrd. Euro Umsätzen im Jahr 2018 konnten 73 Mrd. Euro (12,9 %) im jeweiligen Heimmarkt erwirtschaftet wer-
den, 58,6 % innerhalb der Europäischen Union sowie 28,7 % in Drittstaaten. Insgesamt hat die chemische Industrie (exklusive
Pharmazeutika) mit 161,7 Mrd. Euro Exporten gegenüber 116,5 Mrd. Euro an Importen erneut einen Handelsüberschuss
erwirtschaftet und zwar in der Höhe von 45,2 Mrd. Euro. Getrieben ist dieser Überschuss insbesondere vom Segment Spezi-
alchemikalien, gefolgt von Konsumgütern und Polymeren. In den Bereichen anorganische Grundchemikalien und Petroche-
mikalien ist hingegen ein Handelsdefizit zu verzeichnen.

Zuletzt hat CEFIC im Jänner 2020 die Produktionszahlen der europäischen chemischen Industrie für Jänner bis Oktober 2019
veröffentlicht: Hier zeigt sich insgesamt ein Rückgang in der Produktion von -1,0 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Zudem haben sich die Umsätze in den ersten zehn Monaten 2019 leicht um -1,7 % auf 472,4 Mrd. Euro reduziert. Die schwa-
che Nachfrage der industriellen Kunden sowohl innerhalb Europas als auch auf den Auslandsmärkten ließ die Chemieproduk-
tion etwas absinken. Nahezu alle Sparten haben die Produktion gedrosselt. Am stärksten fiel der Rückgang bei den Grund-
stoffsparten – Petrochemikalien und Polymeren – aus. Nur die konsumnahen Sparten der Seifen, Wasch-, Reinigungsmittel
und Kosmetika konnte ein Wachstum verbuchen. Im dritten Quartal konnten auch die Hersteller von Pharmazeutika nicht
ganz an das sehr hohe Vorquartal anknüpfen. Dennoch wurde das Vorjahr bei weitem übertroffen und damit verbleibt die
Pharmaproduktion in Europa auf ihrem sehr hohen Niveau.

Europa – Ausblick 2020
Zu Jahresbeginn 2020 hat sich die Stimmung in der Chemischen Industrie weltweit etwas aufgehellt. Obwohl noch keine
Trendwende erkennbar ist, macht sich zunehmend die Hoffnung breit, dass die Talsohle Ende 2019 durchschritten wurde.
Eine Reihe positiver Nachrichten macht es wahrscheinlich, dass die Industrie die weltweite Schwächephase überwindet: Das
Wachstum der USA wird weiterhin von einem soliden Konsum gestützt, der seinerseits von einer rekordniedrigen Arbeitslo-
senquote angetrieben wird. Die im Zuge der expansiven Geldpolitik der US-Notenbank Fed verbesserten Finanzierungsbedin-
gungen wirken zudem positiv auf die (Bau-)Investitionen. Die Waffenruhe im Handelskrieg mit den USA dürfte der chinesi-

                                                                                 Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 9
schen Wirtschaft etwas Luft verschaffen. Dies sowie weitere geld- und fiskalpolitische Maßnahmen lassen ein stabiles Wachs-
tum erwarten. In Europa wird es einen geordneten Brexit geben, was die Chance auf dauerhaft gute Wirtschaftsbeziehungen
mit Großbritannien bietet. Zudem hat die japanische Regierung zuletzt ein neues Konjunkturpaket mit einem Volumen von
mehr als 200 Mrd. Euro auf den Weg gebracht. Dennoch dürfte das Tempo der globalen Expansion auch in den kommenden
Monaten niedrig bleiben. Zudem sind die Risiken für einen konjunkturellen Rückschlag weiterhin hoch. Neben den „üblichen
Verdächtigen“, wie erneut aufflammende Handelskonflikte, gibt es mittlerweile auch neue Risiken. Beispielsweise könnte das
Coronavirus auch die Wirtschaft infizieren. Eine Pandemie würde nicht nur die chinesische Wirtschaft beeinträchtigen. Blei-
ben Rückschläge aus, ist mit einem Ende der Industrierezession und einer Stabilisierung des Chemiegeschäfts zu rechnen.

Deutschland
Bezogen auf die europäische Chemieindustrie erwirtschaftete die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie im Jahr
2018 mehr als ein Viertel des Umsatzes (27 %) und ist damit mit Abstand die Nummer eins. Allein bei den chemischen Um-
sätzen (ohne Pharma) liegt der Anteil der deutschen Chemieunternehmen sogar bei knapp einem Drittel (32 %). In Deutsch-
land ist die Chemie einer der wichtigsten Wirtschaftszweige: Im Jahr 2018 hat die Branche 204 Mrd. Euro Umsatz (Platz drei
nach Autoindustrie und Maschinenbau) erwirtschaftet und beschäftigt rd. 462.000 MitarbeiterInnen (Platz sechs nach Ma-
schinenbau, Auto- und Elektroindustrie, Metall und Ernährung). Fast 2.050 Unternehmen gehören in Deutschland zur chemi-
schen Industrie, die Exportquote liegt bei 60 %, investiert werden 11 Mrd. Euro im Jahr.

Laut Informationen des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI)13 blickt die chemisch-pharmazeutische Industrie in
Deutschland insgesamt auf ein schwieriges Geschäftsjahr 2019 zurück. Weltweit befand sich die Konjunktur im Abschwung.
Handelsstreitigkeiten dämpften das Wachstum nicht nur in den USA und China, sondern zunehmend auch in Europa. Wäh-
rend die Dienstleistungssektoren und die Bauwirtschaft noch auf Wachstumskurs blieben, rutschte die Industrie in vielen
Ländern in die Rezession. Deutschland war aufgrund seiner Exportorientierung, seines hohen Industrieanteils und der Aus-
richtung auf den Fahrzeug- und Maschinenbau früher und stärker als andere Nationen von der weltweiten konjunkturellen
Abschwächung betroffen. Seit Mitte des Jahres 2018 befindet sich die deutsche Industrieproduktion im Abschwung. Struktu-
relle Umbrüche – wie bspw. in der Automobilindustrie – und sich verschlechternde Standortbedingungen sind noch dazu
gekommen. Dementsprechend stark fiel der Produktionsrückgang in der deutschen Industrie insgesamt aus: Daher musste
die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie im Gesamtjahr 2019 einen Produktionsrückgang von -7,5 % verbuchen. Allerdings
spielt hier ein Sondereffekt bei Pharma (-16,5 %) eine entscheidende Rolle. Die deutsche Chemieproduktion ohne Pharma
ging weniger deutlich um -2,5 % zurück.

Quelle: Verband der Chemischen Industrie (VCI) – Deutschland; 3. Dezember 2019.

13Quelle: www.vci.de (Zugriff am: 15.2.2020); Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von rund 1.700 deutschen Chemieunter-
nehmen und deutschen Tochterunternehmen ausländischer Konzerne gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der
Wissenschaft und den Medien. Der VCI steht für mehr als 90 % der deutschen Chemie.

                                                                                          Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 10
Produktion
Die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie liegt im Gesamtjahr 2019 um -7,5 % unter dem Vorjahr. Dabei ist
ein starker statistischer Sondereffekt durch Pharma zu berücksichtigen. Die Chemiebranche (ohne Pharma) weist einen
Rückgang von -2,5 % auf. Wichtige Abnehmer der Branche drosselten ihre Produktion kräftig, dazu zählen vor allem die
Automobilindustrie und ihre Zulieferer. Aber auch andere chemieintensive Industriezweige in Deutschland hielten sich mit
Bestellungen zurück wie z.B. Metallverarbeiter, Papier- und Druckindustrie sowie elektrische Ausrüstungen. Lediglich von der
Konsumseite gab es einen positiven Impuls. Das zweite Halbjahr 2019 brachte keine Trendwende, die erhoffte Belebung ist
bislang ausgeblieben.

Gesamtumsatz
Der Preisanstieg konnte den Rückgang der Produktion bei Weitem nicht ausgleichen. Die Gesamterlöse der Branche gingen
um -5 % auf knapp 193 Mrd. Euro zurück. Der Inlandsumsatz verringerte sich wegen der sinkenden Nachfrage der industriellen
Kunden. Mit rund 73 Mrd. Euro lag der Inlandsumsatz um -4,5 % unter dem Vorjahr. Mit Kunden im Ausland erwirtschaftete
die Branche rund 120 Mrd. Euro. Das sind -5 % weniger als ein Jahr zuvor. Der Rückgang fiel damit kräftiger aus als im
Inlandsgeschäft. Dies ist dem Pharmageschäft geschuldet: Die Pharmaexporte nach Europa und in die USA verzeichneten
kräftige Rückgänge. Aber auch im übrigen Chemiegeschäft hat sich der Auslandsumsatz rückläufig entwickelt. Hier machte
sich die schwache Industriekonjunktur in Europa und die Abkühlung in der US-Industrie bemerkbar. Zudem sind die Impulse
aus Asien – anders als in den Vorjahren – ausgeblieben.

Beschäftigung
Laut jüngsten Zahlen sind rund 464.800 Beschäfitgte in den deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen tätig. Das sind
nochmals +0,5 % mehr als im Vorjahr. Allerdings wurde im Jahresverlauf deutlich: Der Trend zum Beschäftigungsaufbau, der
von 2010 bis heute zu 50.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen führte, scheint sich nicht in diesem Ausmaß fortzusetzen.

Spartenentwicklung
Innerhalb der Sparten zeigt die Entwicklung kein einheitliches Bild: Während die Basischemie insgesamt deutlich unter dem
Vorjahr gelegen ist, hat die Produktion von Petrochemikalien um -1 % im Vergleich zum Vorjahr nachgelassen. Damit konnte
die Sparte den seit 2010 vorherrschenden negativen Trend auch im laufenden Jahr nicht durchbrechen. Insbesondere macht
steigender Importdruck den Herstellern zu schaffen. Am deutlichsten waren 2019 die Produzenten von Polymeren betroffen.
Eine schwache Nachfrage der Kunststoffverarbeiter und der Automobilindustrie ließ die Produktion um -7 % sinken. Am
besten verlief das Jahr hingegen für die Hersteller von Anorganika. Hier konnte 2019 ein Plus von 1 % verbucht werden. Die
schwache Industriekonjunktur in Deutschland wie Europa bremste auch das Geschäft mit Fein- und Spezialchemikalien. Im
Vergleich zum Vorjahr ging die Produktion um -4,5 % zurück. Am besten haben in der Branche die Hersteller von Seifen,
Wasch- und Reinigungsmitteln oder Kosmetika abgeschnitten. Die konsumnahe Sparte profitierte von steigenden Ausgaben
der Verbraucher. Die Produktion konnte um +1 % ausgeweitet werden. Die Produktion von Pharmazeutika verringerte sich
um -16,5 %. Allerdings ist der Wert erheblich von dem statistischen Sondereffekt einer zeitlich begrenzten, starken
Produktionsausweitung im Herbst 2018 geprägt. Generell ist die Pharmaproduktion wenig konjunktursensibel, daher ist
davon auszugehen, dass ihr Trendwachstum fortgesetzt wird.

Deutschland – Ausblick 2020

Zurzeit erwartet der VCI für die Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie auch für die kommenden Monate
keine Verbesserung der Ertragslage: Die schwache wirtschaftliche Dynamik dürfte sich noch weit ins kommende Jahr ziehen.
2020 dürfte die Gesamtwirtschaft in Deutschland zwar etwas stärker zulegen als 2019. Für die Industrie wird jedoch besten-
falls eine Stagnation erwartet. Daher ist davon auszugehen, dass die Nachfrage der deutschen Kunden verhalten bleibt. Vor
diesem Hintergrund geht der VCI für 2020 nur von einem moderaten Zuwachs in der deutschen Chemie- und Pharmaproduk-
tion von 0,5 % aus. Ohne das Pharmageschäft wird die Produktion aber auch im nächsten Jahr rückläufig sein (-0,5 %). Bei
insgesamt konstanten Erzeugerpreisen dürften die Umsätze um 0,5 % auf rund 194 Mrd. Euro steigen. Im Inland erwarten
wir auch für nächstes Jahr noch einen Rückgang, mit ausländischen Kunden sollte der Umsatz um 1,5 % anziehen.

                                                                                 Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 11
3 CHEMIEINDUSTRIE IN ÖSTERREICH:
  UMFELD UND ENTWICKLUNG

Die chemische Industrie gehört mit einem Beitrag zum Produktionswert an der Gesamtindustrie von 9,1 %14 nach Metall und
Elektro zu den bedeutendsten Industriebranchen Österreichs. Österreichs Chemiebranche umfasst laut jüngsten Zahlen im
zuletzt veröffentlichten Jahresbericht des Fachverbands der Chemischen Industrie (FCIO) für 2018 insgesamt 240 Betriebe
mit 45.596 MitarbeiterInnen, deren Anzahl sich in den letzten Jahren sukzessive erhöht hat. Die chemisch-pharmazeutische
Industrie ist als drittgrößter Industriezweig eine Schlüsselbranche, die mit einem Großteil ihrer Produkte am Anfang der Wert-
schöpfungskette steht. Auch bei den Aufwendungen für Forschung und Innovationen finden sich die Unternehmen der Che-
miebranche im Spitzenfeld: Derzeit kommen etwa 11 % aller Investitionen für die Forschung und Entwicklung in Österreichs
Wirtschaft aus der Chemiebranche.15 Die Forschungsausgaben lagen zuletzt bei 800 Mio. Euro. Eine aktuelle Innovationser-
hebung hat ergeben, dass 80 % der Unternehmen innovationsaktiv sind. Bei den Forschungsschwerpunkten lassen sich laut
Fachverband der chemischen Industrie (FCIO) zwei Trends erkennen:

         Die „Smart Chemistry“ beschäftigt sich damit, intelligente Produkte und Materialien zu entwickeln. Durch beson-
          dere funktionelle Eigenschaften ermöglichen sie neuartige Anwendungen mit höherem Nutzen – personalisierte
          Medizin ist ein klassisches Beispiel dafür, aber auch der Speziallack, der nicht nur vor Rost schützt, sondern auch
          isoliert und die Vibrationen dämpft.

         Auf der anderen Seite erkennt man ein Streben nach „Green Chemistry“, einer ökologisch orientierten Chemie, die
          darauf abzielt, Umwelt- und Gesundheitsbelastung durch Chemikalien zu reduzieren. Sie setzt bereits beim Design
          der Chemikalie an und strebt an, die Verfahren zur Herstellung von chemischen Substanzen und Produkten ener-
          gieeffizienter, ressourcenschonender, gesundheits- und umweltverträglicher zu gestalten und Stoffe mit geringerer
          Toxizität zu erzeugen. Auf diese Weise sollen – über den gesamten Lebenszyklus einer Chemikalie betrachtet –
          weniger schädliche chemische Produkte hergestellt werden.

Herausforderungen: Klimaschutz und Nachhaltigkeit
In den letzten Monaten haben die neue österreichische Bundesregierung (ÖVP, Die Grünen) und die „grüne Strategie“ der
neuen EU-Kommission verstärkt die Frage der sogenannten „Kreislaufwirtschaft“ und Themen wie Nachhaltigkeit und Klima-
schutz nach oben auf die politische Agenda gerückt. Gerade bei Fragen wie dem Erreichen von Emissionszielen, die Umset-
zung der Einwegplastik-Richtlinie oder das andiskutierte Mikroplastik-Verbots ist ein Industriezweig wie die Chemiebranche
gefragt. Im Rahmen des sogenannten „Green Deal“ will die EU-Kommission im Jahr 2021 „einen Null-Schadstoff-Aktionsplan
für Luft, Wasser und Boden annehmen“, heißt es in der am 11.12.2019 veröffentlichten entsprechenden Kommissions-Mit-
teilung COM(2019) 640. Dies könnte zur großen Herausforderung für die chemische Industrie werden: Denn zu diesem Akti-
onsplan gehört u.a. eine „Nachhaltigkeitsstrategie für Chemikalien“16. Laut der Mitteilung soll diese zum besseren Schutz der
UnionsbürgerInnen und der Umwelt vor gefährlichen Chemikalien beitragen und die Innovation zur Entwicklung sicherer und
nachhaltiger Alternativen fördern.

Die EU-Kommission plant dazu auch „eine Vereinfachung und Stärkung des Rechtsrahmens“. Es wird angekündigt, eine bes-
sere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Agenturen und wissenschaftlichen Einrichtungen der EU zu prüfen. Das Ziel ist,
„zu einem Verfahren zu gelangen, bei dem ein einzelner Stoff nur einmal beurteilt wird (‚one substance – one assessment‘)“.
Darüber hinaus möchte die Kommission „mehr Transparenz bei der Priorisierung von Maßnahmen zum Umgang mit Chemi-

14 Quelle: Statistik Austria (bezogen auf Industrie ohne Bau)
15 https://www.chemanager-online.com/themen/konjunktur/rekordjahr-fuer-oesterreichs-chemieindustrie
16 https://eur-lex.europa.eu/resource.html?uri=cellar:b828d165-1c22-11ea-8c1f-01aa75ed71a1.0021.02/DOC_2&format=PDF

                                                                                   Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 12
kalien“ gewährleisten. Wissenschaftliche Erkenntnisse über Risiken, die von endokrinen Disruptoren, gefährlichen Chemika-
lien in Produkten einschließlich importierten Produkten, Kombinationseffekten verschiedener Chemikalien sowie persisten-
ten Chemikalien ausgehen, sollen im Rechtsrahmen schneller Berücksichtigung finden als bisher.

Es scheint, dass mit der Umsetzung des „Green Deals“ der Europäischen Kommission und dem Regierungsprogramm der
neuen Regierungskoalition bereits 2020 einige Herausforderungen auf Österreichs chemische Industrie zukommen werden.
Der Obmann des FCIO, Herbert Culik, kommentiert die Anforderungen wie folgt: „Wir sind bereit, die Emissionen unserer
eigenen Produktion weiterhin zu senken und uns die Klimaneutralität als Ziel zu setzen. Auf der anderen Seite muss unsere
Branche aber international wettbewerbsfähig bleiben und unsere Innovationen müssen als wichtiger Hebel für den Klima-
schutz anerkannt werden.“ Gerade in der Frage der Nachhaltigkeit der Kunststoffe brauche es innovative Lösungen, so der
Fachverband weiter: Während technische Kunststofferzeugnisse in der Öffentlichkeit weitgehend positiv bewertet werden,
steigt der Druck auf die Verpackungsbranche. Das gesamteuropäische sowie nationale Ziel, Kunststoffverpackungen signifi-
kant zu reduzieren und gleichzeitig recyclingfähig zu gestalten, stellt Kunststoffhersteller wie -verarbeiter vor neue Heraus-
forderungen. Marktreife Lösungen für Mehrwegprodukte, Gewichtsreduktion und Erhöhung des Rezyklatanteils erfordern
rasches Handeln, denn für die Zielerreichung bleiben nur wenige Jahre. Im österreichischen Regierungsprogramm finden sich
unter dem Titel „Kreislaufwirtschaft fördern und Abfallpolitik gestalten“ konkret folgende Vorhaben, die auf die Kunststoff-
industrie wirken:

Österreichisches Kunststoffprogramm – Reduktion von Plastik weiter vorantreiben:
    Konsequente Umsetzung der Europäischen Einwegplastikrichtlinie mit dem Verbot bestimmter Einwegprodukte
    Gesetzliche Verankerung des Reduktionsziels von Plastikverpackungen um 20 %
    Gezielte Maßnahmen zur Reduktion von Einwegplastikverpackungen, u.a. forcierte Kooperation mit Handel, Gastrono-
     mie und Herstellern zur Reduktion von Einweggebinden
    Recyclierbarkeit als Produktionsvoraussetzung
    Einsatz von Recyclatanteilen in der öffentlichen Beschaffung

Seit 1.1.2020: Kein Verkauf von Kunststofftragetaschen

Seit 1. Jänner 2020 ist in Österreich bereits der Verkauf von Einweg-„Plastiksackerln“ verboten. Restbestände von Kunst-
stofftragetaschen, die beim Handel noch auf Lager liegen, dürfen noch bis Ende 2020 abgegeben werden. Das Verbot gilt
generell in allen Branchen des Handels, in denen Plastiksackerln an Letztverbraucher abgegeben werden, unter anderem
auch in Supermärkten, Modegeschäften und Möbelhäusern. Grundsätzlich soll der Plastikverbrauch in Österreich einge-
dämmt werden.

Die konkreten Ziele sind neben dem Verbot von „Plastiksackerln“:
         Eine rasche Umsetzung der Einwegplastik-Richtlinie der Europäischen Union mit entsprechenden Produktverboten
          und Reduktionszielen.
         Ein Verbot der Beimengung von Mikroplastikpartikel in Kosmetikprodukten und Reinigungsmittel ab 2020, sofern
          bis dahin keine (bevorzugte) europäische Lösung getroffen wurde.
         Im Vergleich zu der Plastikverpackungsmenge aus dem Jahr 2016 müssen bis 2025 nachweislich 20 % der Plastik-
          verpackungen reduziert werden. Das betrifft vor allem Verpackungen von Produkten zur einmaligen Verwendung
          und entspricht etwa einer Reduktion von 60.000 Tonnen Plastik. Des Weiteren werden laufend bewusstseinsbil-
          dende Maßnahmen durchgeführt.

Mit der Novelle der Verpackungs-Verordnung müssen bis zum 31.12.2025 die Hälfte aller Kunststoffverpackungen, bis zum
31.12.2030 gar 55 % recycelt werden, ausgehend von einem Istzustand von 34 % stofflicher Verwertung in Österreich. Bis
2030 sollen nach der Kunststoff-Strategie alle Kunststoffverpackungen wiederverwendbar oder kosteneffizient recycelt wer-
den können. Für die Unternehmen sind die technische Machbarkeit und Abgestimmtheit der Ziele die größten Herausforde-

                                                                                  Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 13
rungen. Mehr Rezyklate am Markt müssen mit einem größeren Rezyklatanteil in Produkten einhergehen. Dies soll unter an-
derem durch neue Vorschriften für Verpackungen erreicht werden – verpflichtende Rezyklat-Quoten werden aus Sicht des
Fachverbands ablehnend bewertet.17

Mikroplastik: Wird es ein europäisches Verbot geben?
Zudem wird über eine Reduktion bzw. ein Verbot von Mikroplastik diskutiert: Mikroplastik sind Kunststoffpartikel mit einem
Durchmesser kleiner als 5 Millimeter. Einmal in die Umwelt gelangt, werden sie dort nicht abgebaut und können in die Nah-
rungskette gelangen (etwa in Muscheln, die vom Menschen verzehrt werden). Eine der Quellen sind Mikroplastikkügelchen,
die Produkten wie Kosmetika und Reinigungsmitteln absichtlich beigefügt werden, um einen Reinigungseffekt zu erzielen und
die nach Gebrauch ins Abwasser gelangen. Diese Quelle wird zwar mengenmäßig als eher gering eingestuft, doch es gibt
bereits teilweise Ersatzstoffe und auch schon Verbote. Als größter Verursacher von Mikroplastik gilt der Reifenabrieb.

In Europa haben Hersteller und auch die EU-Kommission bisher eher einen freiwilligen Ausstieg propagiert, doch dieser wurde
bis dato nicht flächendeckend umgesetzt. Ein Verbot auf EU-Ebene wird von einigen EU-Mitgliedstaaten (darunter Österreich,
Frankreich, Schweden)18 seit Jahren gefordert, allerdings ist es bislang nicht gelungen, dies umzusetzen. Entsprechende Ver-
bote gibt es bereits in Schweden und Frankreich. In Österreich liegt die rechtliche Grundlage dafür im Chemikaliengesetz, in
dem ein entsprechendes Verbot verankert werden könnte. Dieses Ziel ist auch im Regierungsprogramm 2020-2024 vorgese-
hen: Verbot von Mikroplastik in der Produktion (Ziel einer österreichischen Lösung, sollte es keine europäische Lösung geben)
sowie europaweiter Ausstieg aus der Verwendung von Mikroplastik in Kosmetika und Reinigungsmitteln – sollte kein euro-
päisches Verbot kommen, Anstreben eines nationalen Verbotes von „add-ons“ (Mikroplastikpartikel in Produkten).19

Anfang des Jahres 2020 hat der neue EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius angekündigt, generell ein Verbot von Plas-
tikverpackungen zu prüfen. Laut Sinkevičius wäre es ein wichtiger Schritt, „Verpackungen aus Plastik zu verbieten oder die
Verwendung von Recyclingplastik vorzuschreiben“. Die EU-Kommission plant laut Sinkevičius zudem gesetzliche Regeln, um
die Freisetzung von Mikroplastik einzudämmen. Derzeit werde untersucht, wie Hersteller mancher Produkte verpflichtet wer-
den könnten, das Mikroplastikpotenzial ihrer Waren drastisch zu reduzieren. „Bis Ende des Jahres werden wir eine sehr de-
taillierte Liste all jener Produkte vorlegen, die Mikroplastik enthalten oder bei deren Verwendung Mikroplastik entsteht“,
sagte der litauische EU-Kommissar. Er kündigte an, dafür zu sorgen, dass diese Produkte kein Mikroplastik mehr freisetzen,
sagte Sinkevičius. Es müsste schon bei den Regeln für die Zusammensetzung von Reifen, Kosmetika und anderen relevanten
Produkten angesetzt werden.20

Österreich: Branchenstruktur der chemischen Industrie

Die Branchenanteile (gemessen am Produktionswert) setzen sich zum Jahresende 2018 wie folgt zusammen: Die Sparte der
Kunststoffwaren macht 36,3 % der gesamten Chemiebranche aus, gefolgt von Pharmazeutika mit 14,4 %, dem Segment Che-
mikalien mit 13,1 % und Kunststofferzeugung mit 13,0 %. Der Aufschwung hat im Jahr 2018 die Branchen auf breiter Front
erfasst. Getragen von der guten internationalen Konjunktur konnten Kautschukwaren, Fasern und Chemikalien am meisten
zulegen. Aber auch Industriegase, Lacke und Kunststoffwaren lagen deutlich im Plus. Seifen, Wasch- und Körperpflegemittel
entwickelten sich schwächer. Agrochemikalien hinkten dieser Entwicklung hinterher, was auf spezifische Einflussfaktoren zu-
rückzuführen ist. Ebenso Kunststoffrohstoffe, bei denen das Wachstum durch Anlagenrevisionen gedämpft wurde. Die Im-
pulse, die zum Aufschwung führten, kamen sowohl vom heimischen Markt, wie auch noch stärker von der Nachfrage aus dem
Ausland.

17 https://www.fcio.at/kunststoffe/schwerpunkte/europaeische-kunststoffstrategie/
18 https://www.bmlrt.gv.at/umwelt/abfall-ressourcen/Plastiksackerl-Verbot.html
19 Regierungsprogramm – Aus Verantwortung für Österreich 2020-2024, S. 141f
20 https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-01/plastikverbot-eu-kommission-umweltschutz-virginijus-sinkevicius

                                                                                        Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 14
2,6 2,5
                                      3,6                                           Kunststoffwaren
                                6,1
                                                                                    Pharmazeutika

                                                                      36,3          Chemikalien
                         8,4
                                                                                    Kunststoffe, Primärform

                                                                                    Sonstige

                        13,0                                                        Chemiefasern

                                                                                    Anstrichmittel, Druckfarben und Kitte

                                                                                    Waschmittel, Kosmetika

                                      13,1                14,4                      Agrochemikalien

Quelle: Fachverband der Chemischen Industrie (FCIO), 2019; Angaben in Prozent.

Die aktuelle Entwicklung der Sparten fällt unterschiedlich aus, während es für das Segment Lacke und Anstrichmittel schon
einen Blick ins Jahr 2019 gibt, liegen für die gewichtige Sparte der kunststoffverarbeitenden Industrie erst Zahlen für das Jahr
2018 vor.

Die Unternehmen der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie blicken auf ein nur mäßig zufriedenstellendes Jahr
2019 zurück. Obwohl sich die einzelnen Bereiche durchaus unterschiedlich entwickelt haben und insbesondere der durch die
– nach wie vor – gute Baukonjunktur getragene Bautenfarbenbereich noch leicht zulegen konnte, ist insgesamt mit einer
stagnierenden Entwicklung zu rechnen. Obwohl noch keine endgültigen Zahlen vorliegen, wird die österreichische Lackin-
dustrie auch im Jahr 2019 nur bescheidene Zuwächse verzeichnen können. Nichts desto trotz muss aber hervorgehoben wer-
den, dass sich die österreichische Lack- und Anstrichmittelindustrie in den für uns so wichtigen Exportmärkten in Zentral- und
Osteuropa überraschend gut behaupten konnte und wie in den vergangenen Jahren der Export eine wesentliche Stütze war.
Der Gesamtumsatz wird sich auf leicht höherem Niveau als 2018 befinden.

Laut FCIO konnte die österreichische kunststoffverarbeitende Industrie im Jahr 2018 ihren Umsatz um 4,4 % ausweiten.
Ebenso hat sich der Produktionswert gegenüber 2017 um 8,6 % erhöht. Damit konnte das bereits 2017 einsetzende Wachs-
tum nochmals gesteigert werden. Die Entwicklung ging konform mit dem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Bran-
che erlebte einen erfreulichen Aufwind. Den Produktionswert haben insbesondere technische Artikel angetrieben, die um
5,8 % zulegen konnten. Bauprodukte blieben mit 0,7 % stabil, Verpackungen entwickelten sich schwächer, zeigten jedoch
nach einer Abnahme im ersten Quartal noch einen Zuwachs von 1,9 %. Die Steigerungen bei den Ausfuhren von Kunststoff-
waren lagen mit 4,7 % etwa gleich wie jene der Produktion. Die Exporte stiegen auf 4,5 Mrd. Euro. Dem standen Einfuhren in
Höhe von 4 Mrd. Euro gegenüber. Die österreichische Kunststoffverarbeitung erwirtschaftete damit einen Handelsüberschuss
von rund einer halben Milliarde Euro. Für Primärwaren sind Deutschland, Italien und Polen, die allesamt in 2018 deutlich
zulegen konnten, die stärksten Handelspartner. Der MitarbeiterInnenstand in der kunststoffverarbeitenden Industrie konnte
auf rund 26.800 Beschäftigte leicht ausgeweitet werden.

                                                                                   Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 15
Produktionswert

Der Produktionswert der chemischen Industrie liegt zum Ende des Jahres 2018 bei mehr als 15,4 Mrd. Euro, das ist ein Anstieg
um 3,5 % im Vergleich zu 2017. Damit erreicht die chemische Industrie – gemessen am Produktionswert – einen Anteil an der
Gesamtindustrie (ohne Bau) von 9,1 %, die noch stärker um +10,0 % auf 169,3 Mrd. Euro wächst. Aktuellsten statistischen
Auswertungen der Monate Jänner bis Oktober 2019 zufolge, trotzt die Chemische Industrie dem abnehmenden Trend in der
Sachgütererzeugung und kann ihre Aufwärtsbewegung in der Produktion weiter fortsetzen: Der Produktionswert in der che-
mischen Industrie hat zum Vergleichszeitraum des Vorjahres zugelegt und erreicht nunmehr 13,4 Mrd. Euro (+3,2 %).

 Produktionswert in Mio. Euro               2014            2015            2016            2017              2018      I-X 2018   I-X 2019
 Chemische Industrie                          15.061          14.461          14.412           14.886          15.404     12.980      13.400
     Veränderung                              +0,6 %           -4,0 %          -0,3 %          +3,3%            +3,5%                  +3,2%

 Gesamtindustrie                             140.943         142.099         140.662         153.826          169.281    140.137     138.672
     Veränderung                               -1,1 %         +0,8 %           -1,0 %          +9,4%           +10,0%                  -1,0%
 Quelle: Statistik Austria

Das Bild zur Entwicklung des Produktionswertes in der Chemieindustrie in Österreich soll mit unten stehender Grafik ergänzt
werden, die von der deutschen Branchenzeitschrift „CheManager“21 entnommen wurde: Basierend auf Statistik Austria Da-
ten errechnet der österreichische Fachverband der Chemischen Industrie (FCIO) dort für das Jahr 2018 einen Produktionswert
von 16,2 Mrd. Euro (+5,8 % zu 2017), die Prognose für das Jahr 2019 fällt laut Grafik auf ähnlich hohem Niveau aus, die
Nennung einer konkreten Schätzung unterbleibt jedoch. Die Differenz in den beiden Zeitreihen dürfte sich aus der Zuordnung
der Unternehmen zum Fachverband bzw. zur Branche nach ÖNACE ergeben. Bei der Betrachtung beider Zeitreihen zeigt sich
jedoch, dass die Trends analog verlaufen.

 Quelle: Statistik Austria, Berechnung Fachverband der chemischen Industrie; entnommen aus CHEManager, 2020

21   https://www.chemanager-online.com (Zugriff am: 20.2.2020)

                                                                                                 Branchenreport. Chemische Industrie 2020 │ 16
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