Die Elternarbeit - Methoden und Formen - Betrachtet vom Standpunkt der Konflikt- und Präventionsarbeit

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Die Eltern­arbeit
        Die Elternarbeit -
       Methoden und Formen
Betrachtet vom Standpunkt der Konflikt- und Präventionsarbeit
Gesprächsführung im Besonderen - Elterngespräche
    Unter Elterngesprächen ist die Zusam-
    menarbeit der PädagogInnen mit einem                 Elterngespräche
    Elternteil, einem Elternpaar oder einer
                                                         Einzelgespräch
    Familie zu verstehen. Der/Die Pädago-
    gIn muss die Arbeit nicht alleine durch-            -   Konfliktlösung und Prävention
    führen. Zu den Elterngesprächen gehö-               -  Informationsaustausch
    ren das Einzelgespräch, das Tür- und                -  Ausreichend Zeit für Eltern und Kind
    Angel – Gespräch, der Hausbesuch und                -  Möglicher Ansatz von Einzelgesprächen
                                                                                                 mit
    die HelferInnen-Konferenz.                             Eltern
                                                        Tür- und Angel - Gespräch
          Bei Sprachproblemen
                                                        - Prävention
          ­Dolmetsch-Pool nutzen! Siehe
                                                        - Kontinuierlicher gegenseitiger Austaus
           unter Relevante Einrichtungen.                                                         ch ohne
                                                            großen Zeitaufwand
                                                        Hausbesuch
    Das Einzelgespräch                                 - Prävention
                                                       - Ausnahmefall
    Ziel und Zweck des Einzelgesprächs ist             - Erleben der Interaktion zwischen dem
                                                                                                   Kind
    der gegenseitige, individuelle Informa-                und seinen häuslichen Bezugspersonen
    tionsaustausch zwischen PädagogInnen               HelferInnen-Konferenz
    und Eltern. Die Initiative hierzu kann             - Konfliktlösung
    sowohl von den PädagogInnen als auch              - Verschiedene Familien in einer Fam
    von den Eltern ausgehen. Ausgangspunkt                                                  ilie tätig
                                                      - Integrative Arbeit
    des Gesprächs kann ein allgemeiner Aus-               • Klientenzentrierte Gesprächsführung
    tausch über die Entwicklung des Kindes               • Grundlagen des systemischen Denkens
    ohne konkreten Anlass, ein Beratungsge-              • Die Beachtung der Gesprächsregeln
    spräch, aber auch ein Konfliktgespräch                                                         nach
                                                         der Methode der Themenzentrierten Inte
    sein. In der Regel wird ein konkretes Be-                                                      raktion
                                                      - Teilnahme von unbeteiligten Dritten
    dürfnis bestehen. Eine von Anfang an                 am Gespräch
    aufgebaute

gute Gesprächsbasis bietet im Konfliktfall
    die beste Vorraussetzung für eine
          konstruktive Lösung.
                                                                   Ob beide Elternteile bei jedem Ge-
    Es sollten möglichst beide Elternteile                         spräch dabei sein sollen, muss der/die
    am Einzelgespräch teilnehmen. Nicht                            PädagogIn abhängig von der jeweiligen
    nur die Mutter, sondern auch der Vater                         Situation entscheiden. Der Vater sollte
    übernimmt so Verantwortung in der Er-                          grundsätzlich nicht ausgeschlossen
    ziehung des Kindes. Darüber hinaus wird                        werden.
    durch die Einbeziehung beider Eltern-
    teile sichergestellt, dass beide den glei-        Von Seiten der Einrichtung ist es vor-
    chen Informationsstand haben und even-            teilhaft, wenn zwei PädagogInnen am
    tuell offene Fragen oder Differenzen mit          Gespräch teilnehmen können. Dies ins-
    den PädagogInnen im direkten Kontakt              besondere dann, wenn mit Konflikten
    geklärt werden können.                            zwischen Eltern und PädagogInnen oder
                                                      auch zwischen den Eltern untereinander
                                                      zu rechnen ist. Für den Fall, dass nur ein
                                                      Elternteil am Gespräch teilnimmt, ist al-
                                                      lerdings die Teilnahme nur eines/einer
                                                      PädagogIn vorzuziehen.

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Die zur Verfügung stehende Zeit ist von
großer Bedeutung. Nur wer nicht unter
Druck steht, kann sich wirklich auf ein                     von PädagogInnen:
Gespräch einlassen.
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                                                   sensibel, da sie das Gefühl vermittelt bekom-
Wichtiger noch als die räumlichen und
                                                   men, ihre „Erziehungsstile“ werden in Frage
zeitlichen Voraussetzungen sind jedoch
                                                   gestellt.
die inneren Einstellungen, die sich weit-
gehend durch die Qualität der Beziehung            Es kann auch sehr interessant sein, sich das
zwischen Eltern und PädagogInnen defi-             Freizeitprogramm des Kindes näher anzuschau-
nieren. Eltern sind nur in der Lage, sich          en. Schaut es viel fern, welche Spiele spielt es,
auf das Gespräch einzulassen, wenn sie:            hat es auch außerhalb des Kindergartens/ der
                                                   Schule Freunde, wie geht es mit denen um, …?
– fachliches und persönliches Vertrau-             - Hintergrundinformation
  en in die PädagogInnen haben                     Elternsprechtag unter dem Motto: „Wir spre-
– die Sicherheit haben können, in ih-              chen über das Kind“. Die Eltern stellen das
  rer persönlichen Situation gehört und            Kind vor, wie sie es erleben, was es zuhause
  verstanden zu werden                             kann und gerne tut. Dann erzählen die Pädago-
– nicht die Befürchtung haben müssen,              gInnen von ihren Beobachtungen der Eigen-
  persönlich oder in ihrer Eigenschaft             schaften des Kindes. Es sollte stets darauf
  als Eltern abgewiesen zu werden                  geachtet werden, dass vor allem die Stärken
– sicher sein können, dass persönliche             des Kindes betont werden. Falls so ein „Eltern-
  Informationen nicht an unberechtigte             sprechtag“ veranstaltet wird, sollte man
  Dritte gelangen                                  bewusst die Verwechslung mit einem Eltern-
                                                   sprechtag in der Schule vermeiden, sprich
Um Ängste der Eltern vor Einladungen               genau erklären, um was es bei diesem „Eltern-
zum Gespräch nicht entstehen zu las-               sprechtag“ geht bzw. nicht geht.
sen, sollten die Eltern möglichst bereits          Die Eltern beauftragen, das Kind zu Hause zu
bei der Aufnahme des Kindes in die Ein-            beobachten.
richtung darüber informiert werden,                Mit der PädagogIn gemeinsam Reaktionen
dass der gegenseitige Austausch mit den            überlegen und ausprobieren.
Eltern einen Teil der pädagogischen Ar-
                                                   Mit den Eltern in Kontakt bleiben, eventuell
beit darstellt – auch dann, wenn nichts
                                                   gleich den nächsten Termin ausmachen, um
„Schlimmes“ zur Besprechung ansteht.
                                                   erste Beobachtungen auszutauschen.
Im Gespräch selbst ist es für die Eltern
hilfreich, wenn ihnen gleich zu Beginn           Bei einem Elterngespräch handelt es sich
die Möglichkeit eingeräumt wird, vor-            immer um einen komplexen Prozess, in
ab die für sie wichtigen Fragen anzu-            dem „Zuhören“ und „Mitteilen“ in stän-
sprechen. Durch Nachfragen, wie sie die          digem Wechsel stehen. Es liegt dabei
Entwicklung ihres Kindes sehen oder ob           in der Hand der PädagogInnen, den Ge-
sie glauben, dass es ihrem Kind in der           sprächsverlauf so zu gestalten, dass das
Einrichtung gefällt, können ihnen hier-          Gespräch am Ende von beiden Seiten
zu Hilfestellungen angeboten werden.             als befriedigend und konstruktiv erlebt
Gut gemeinte Ratschläge werden von El-           wird.
tern kaum angenommen, wenn sie nicht
selbst den Wunsch nach einer Verände-
rung ihres Erziehungsverhaltens haben.
PädagogInnen müssen daher darauf ach-
ten, Eltern nicht ihre eigenen Vorstel-
lungen von Erziehung „Überzustülpen“ –
seien sie fachlich noch so richtig.

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Die besonderen Vorteile des Eltern-Ein-          können individuelle, auf ihre persönliche
   zelgesprächs liegen in der Möglichkeit,          Situation zugeschnittene fachliche Be-
   sich ausreichend Zeit für die Eltern und         ratung bekommen. Der abgeschlossene
   das betreffende Kind zu nehmen, voll             Rahmen des Elterngesprächs bietet eine
   auf die individuelle Problematik einzu-          gute Voraussetzung zum (weiteren) Auf-
   gehen sowie den Eltern die Sicherheit zu         bau eines Vertrauensverhältnisses zwi-
   geben, dass ihre Informationen nicht an          schen Eltern und PädagogInnen.
   unbeteiligte Dritte gelangen. Die Eltern

Möglicher Ansatz von Einzelgesprächen mit Eltern
Thema: Entwicklungsstand des Kindes
Zeitrahmen: 20 Minuten. Stellt sich heraus, dass ein Konflikt gesondert zu lösen ist, wird ein wei-
terer Termin vereinbart.
Ein solches Gespräch ist sowohl als Präventivmaßnahme zur Schaffung einer Vertrauensbeziehung
geeignet, als auch um Konflikte und Probleme anzusprechen.
   Einladung: Die Eltern aller Kinder werden           „Was erzählt das Kind zu Hause vom Kindergar-
   schriftlich eingeladen, an einem Eltern-            ten?“…
   gespräch zum Entwicklungsstand ihres                Fachliche/ sachliche Informationen: Die Päda-
   Kindes teilzunehmen. Die Einladung ent-             gogInnen informieren die Eltern über ihr Kind,
   hält bereits ein Terminangebot.                     wobei sie zuerst die Stärken des Kindes beto-
   Rückmeldung/ Terminvergabe: Den El-                 nen, um dann gegebenenfalls auch beobach-
   tern steht es frei, das Angebot anzuneh-            tete Entwicklungsverzögerungen anzusprechen
   men. Die PädagogInnen fragen persön-                (z.B. feinmotorische Einschränkungen, sprach-
   lich nach und vereinbaren, wenn nötig,              liche Schwierigkeiten…). Dies unterstreicht die
   einen anderen Termin.                               pädagogische Kompetenz der ErzieherInnen
   Eine weitere Möglichkeit bietet eine Li-            und gibt den Eltern ein Gefühl der Sicherheit.
   ste mit vorgegebenen Terminen, welche               Informationen veranschaulichen: Um den El-
   am „Schwarzen Brett“ hängt, in der die              tern die gegebene Information zu verdeutli-
   Eltern sich für einen Ihnen passenden               chen, werden Materialien, die dem Kind zur
   Zeitpunkt eintragen können.                         Verfügung stehen sollen ( z.B., Schere, Kleber.
   Rahmenbedingungen: Die PädagogInnen                 Perlen zum Auffädeln) oder Spiele, die die Ent-
   übernehmen zu Zweit die GastgeberIn-                wicklung des Kindes fördern, auf dem Tisch be-
   nenrolle und sorgen für eine angenehme              reitgestellt. Auch sprachliche Barrieren können
   Atmosphäre. Sie organisieren einen ge-              dadurch verringert bzw. abgebaut werden.
   eigneten Raum und stellen Getränke                  Lösungsvorschläge anbieten und erklären: För-
   (Wasser, Kaffee Tee…) bereit. Auch Kek-             derliche Maßnahmen (wie z.B. logopädische
   se und ähnliches können angeboten wer-              Therapie, Ergotherapie, Mototherapie) werden
   den.                                                empfohlen und besprochen.
   Begrüßung: Die PädagogInnen begrüßen                Verantwortung/ Entscheidung bleibt bei den
   die Eltern und bedanken sich fürs Kom-              Eltern: Durch die Lösungsvorschläge werden sie
   men.                                                in ihrer Handlungsfreiheit nicht eingeschränkt.
   Gesprächsbasis schaffen: Die Eltern wer-            Es soll ihnen die Möglichkeit eröffnet werden,
   den durch offene Fragen aufgefordert,               sich für erprobte Wege der Förderung ihres Kin-
   von ihrem Kind zu erzählen. Dies soll in            des zu entscheiden.
   wertschätzender Weise geschehen, wo-                Zusammenarbeit/ gemeinsames Ziel: Die El-
   bei die Anerkennung der erzieherischen              tern werden in der darauf folgenden Zeit durch
   Leistung der Eltern im Vordergrund steht.           Rückfragen der PädagogInnen begleitet, um
   z.B.: „Entspricht die Betreuung in un-              das gemeinsame Ziel, die Entwicklung des Kin-
   serer Einrichtung Ihren Erwartungen?“;              des zu fördern, zu erreichen.
   „Wie geht es Ihnen….mit dem Kind?;                  Dieser Ablauf wurde vom Team des Kindergartens
                                                       Andersengasse entwickelt und erprobt.

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Das Tür- und Angel-Gespräch
    Das Tür- und Angel – Gespräch dient dem            Besondere Problematik bei Frühförde-
    Aufbau der Vertrauensbasis zwischen El-            rInnen: Die gesamte „Betreuungs-
    tern und PädagogInnen. Es ist eine prä-            zeit“ pro Besuch bei der Familie
    ventive Maßnahme, bei der Informa-                 beträgt 90 Minuten. Davon sind 60 Mi-
    tionen an die Eltern weitergegeben                 nuten für die Arbeit mit dem Kind und
    werden und diese Anregungen und Kritik             30 Minuten für ein Gespräch mit den
    äußern können.                                     Eltern geplant. Viele Eltern wollen
                                                       aber, dass der/ die FrühfördererIn sich volle 90
    Neben ausführlichen Einzelgesprächen               Minuten mit dem Kind beschäftigt und sprechen
    sind Tür- und Angel-Gespräche nicht we-            erst beim Verabschieden – zwischen Tür und An-
    niger wichtig. In den täglichen kurzen             gel – ihre privaten Probleme an.
    Kontakten wird das Fundament für die
    Bildungs- und Erziehungspartnerschaft
    gelegt. Wie die Eltern beim Bringen oder         Der Hausbesuch
    Abholen ihres Kindes begrüßt werden,
    ob die PädagogInnen ihnen gelegentlich           Der Hausbesuch dient ebenfalls der
    beim Abholen eine Anekdote über ihr              Schaffung einer Vertrauensbasis zwi-
    Kind erzählen, sie kurz über einen ge-           schen Eltern und PädagogInnen. Er ist
    rade erfolgten Entwicklungsschritt in-           rein präventiv, für die Aufarbeitung eines
    formieren oder sie auf ein besonderes            Konfliktes ist davon abzuraten.
    „Arbeitsprodukt“ des Kindes hinweisen
    und ob sich die Fachkräfte nach Persön-          In der Regel stellt der Hausbesuch einen
    lichem erkundigen – all das prägt die Be-        Ausnahmefall dar und kommt eher sel-
    ziehung zwischen PädagogInnen und El-            ten vor. Der zeitliche Aufwand ist sehr
    tern, lässt Vertrauen wachsen oder auch          groß. Die Form des Hausbesuchs im Rah-
    nicht.                                           men der Elternarbeit bietet sich dann
                                                     an, wenn der Kontakt mit den Eltern
    Tür- und Angel-Gespräche ermöglichen             auf einer persönlichen Ebene aufgebaut
    einen                                            oder vertieft werden soll.

kontinuierlichen gegenseitigen Austausch             Der Hausbesuch gibt den Eltern „Heim-
       ohne großen Zeitaufwand.                      vorteil“, sodass diese sich von Anfang an
                                                     sicherer fühlen können. Darüber hinaus
    In ihnen geht es meistens um etwas Po-           ergibt sich die
    sitives, weshalb sie zu einer guten At-
    mosphäre zwischen Einrichtung und Fa-              Gelegenheit, auch andere Bezugspersonen des
    milie beitragen. Wichtiges sollte jedoch                Kindes zwanglos kennen zu lernen
    nicht „zwischen Tür und Angel“ bespro-
    chen werden. Dafür sollte man mit den            und das Kind in seinem täglichen sozia­
    Eltern einen Termin ausmachen, um sich           len und räumlichen Kontext zu erle-
    in Ruhe genügend Zeit für das Gespräch           ben. Dies kann das Verständnis für die
    zu nehmen.                                       psychische Situation des Kindes und für
                                                     seine Schwierigkeiten wesentlich erhö-
    In der Praxis kommt es auch vor, dass            hen, was wiederum eine grundlegende
    Eltern einfach nur gerne plaudern wol-           Voraussetzung für eine effektive Unter-
    len und zu Hause vielleicht keine/n An-          stützung des Kindes darstellt.
    sprechpartnerIn haben.

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Das Erleben der Interaktion zwischen             mungen erschweren es, die Situation des
dem Kind und seinen häuslichen Bezugs-           Kindes in der Familie objektiv zu beur-
personen liefert darüber hinaus Informa-         teilen und können möglicherweise auch
tionen über die Qualität der Beziehung           zu einer Bevorzugung des Kindes in der
und bildet damit eine gute Grundlage             Gruppe führen.
für problemzentrierte Elterngespräche.
                                                 Hausbesuche sind dann nicht zu emp-
Am Hausbesuch sollten nicht mehr als             fehlen, wenn die PädagogInnen dort das
zwei PädagogInnen und nach Möglichkeit           Gefühl haben, von der Familie „gekauft“
beide Elternteile und die im Haushalt le-        zu werden.
benden und zur Familie gehörenden Per-
sonen teilnehmen. Der Termin sollte im
Vorfeld abgeklärt werden, um nicht den
Eindruck einer unvorhergesehenen Stö-                        In Waldorfkindergärten gehören Fa-
rung zu hinterlassen. Auch sollte der                       milienbesuche quasi zum Konzept. Sie
zeitliche Rahmen abgesteckt werden,                    werden sehr häufig praktiziert und kom-
damit sich beide Seiten entsprechend                   men bei den Eltern auch sehr gut an. Oft
einstellen können. Dem Kind sollte es                  wird so der Weg zu den für das Kind not-
freigestellt bleiben, ob es sich am Ge-                wendigen Förderungen verkürzt, weil die
spräch beteiligen will oder nicht.                      Kindergartenpädagogin den Bedarf früh-
                                                        zeitig erkennt.
Voraussetzung für einen sinnvollen Haus-
besuch ist, dass sich die Eltern hierzu
einverstanden erklären. Andernfalls ist
das zu respektieren. Die PädagogInnen              Horterzieherin: Sie wird zum Kaf-
wiederum müssen bereit sein, flexibel              fee eingeladen – wenn sie an der
auf die sich bietenden Situationen ein-            familiären Situation interessiert ist
zugehen. Sie sollten sich ausreichend              bzw. sowieso eine Frage hat, nimmt sie
Zeit nehmen, auch auf die Bedürfnisse              die Einladung an. Wenn nur sie einge-
des Kindes einzugehen.                             laden wurde, geht auch nur sie hin,
                                                   manchmal laden die Kinder auch
Beim Hausbesuch sollte darauf geach-               ihre Tochter ein. Diese Besuche finden in der
tet werden, dass nicht über das Kind,              Freizeit statt. Auch wenn es Einladungen „zum
sondern mit ihm geredet wird. Wenn es              Kaffee“ sind, kommt es selbstverständlich zu
nicht möglich ist, das Kind in ein Pro-            Gesprächen über die Kinder.
blemgespräch einzubeziehen, müssen
entsprechende Themen bis zum näch-
sten Elterngespräch in der Einrichtung
oder zumindest solange warten, bis das
Kind draußen beim Spielen ist. Auch                          Frühförderin: Es ist sehr schwierig,
sollte es sich beim Hausbesuch nicht um                     die Balance zu finden, wann man z.B.
eine therapeutische Behandlungseinheit                 eine Einladung zum Mittagessen, zum Kin-
handeln.                                               dergeburtstag, etc. annimmt. Man ist nicht
                                                       nur Frühförderin sondern auch Familienbe-
Einer der besonderen Vorteile des Haus-                gleiterin und gehört oft quasi zur Familie
besuchs kann auch eine Gefahr darstel-                  dazu. Dienstrechtlich ist das aber so nicht
len: Die größere persönliche Nähe kann                  vorgesehen.
zu einem Verlust der für die Arbeit nöti-
gen Distanz und damit zur Verwischung
der professionellen Grenzen führen.
Das Annehmen von umfangreichen Ein-
ladungen, ausführliche Gespräche über
das Privatleben der PädagogInnen oder
auch gemeinsame private Unterneh-

                                            24
Die HelferInnen-Konferenz
Die HelferInnen–Konferenz dient der Kon-           tion der KollegInnen wie auch die Aner-
fliktlösung. Eine Konferenz ist eine Ge-           kennung der von diesen geleisteten Ar-
sprächsform, bei der in der Regel mehr             beit voraus. Die Eltern sollten als Part-
als zwei Personen beteiligt sind. Die Ab-          ner angesehen werden, ohne deren
haltung einer Konferenz ist immer dann             Kooperationsbereitschaft auch sehr ver-
angezeigt, wenn die beiden Konfliktpar-            nünftige pädagogische Maßnahmen zum
teien so verstrickt sind, dass sie alleine         Scheitern verurteilt sind. Soll ein Kon-
nicht in der Lage sind, eine Klärung her-          flikt im Rahmen einer Konferenz geklärt
beizuführen oder wenn verschiedene In-             werden, müssen beide Konfliktparteien
stitutionen in einer Familie tätig sind,           grundsätzlich bereit sein, diese Form
wie z.B. Kindergarten, Jugendamt, Be-              der Bearbeitung als sinnvollen Ansatz zu
ratungsstelle, und bis zu diesem Zeit-             akzeptieren. Der/Die vermittelnde Pä-
punkt keine Koordination zwischen den              dagogIn darf sich nicht mit einer Seite
Helfenden bestanden hat.                           solidarisieren, sondern muss offen für
                                                   die Realität beider Seiten sein. Daneben
Die Einberufung einer HelferInnen–Kon-             muss absolute Vertraulichkeit des Ge-
ferenz zeigt sich dann sinnvoll, wenn              sprächs gewährleistet sein.
klargestellt werden soll, wie sich das
Kind in den verschiedenen Lebensla-                            Zum Gelingen einer HelferInnen–Kon-
gen verhält (zu Hause, in der Schule, im                       ferenz sollten einige Hinweise beach-
Hort, etc.) und welche                                         tet werden:
                                                                  Die HelferInnen–Konferenz sollte an
gemeinsame Strategien gefunden
                                                                  einem neutralen Ort stattfinden,
                                                                  also vielleicht nicht in der Schule
werden können. Bei einer HelferInnen-                             oder im Büro des/der Leiters/in.
Konferenz mit dem Ziel der Klärung von                            Vorstellbar wäre ein Gruppenraum,
Konflikten nehmen die beiden Konflikt-                            der nett gestaltet ist und in dem
parteien sowie alle Personen, die mit                             eine angenehme Atmosphäre
dem Kind arbeiten, und eine an dem                                herrscht. Auf alle Fälle sollte darauf
Konflikt nicht beteiligte Person (Mode-                           geachtet werden, dass das Gespräch
ratorIn, KollegIn) teil. Ein möglichst stö-                       störungsfrei verlaufen kann (ge-
rungsfreier Raum ist ebenso von Bedeu-                            meint sind Störungen von außen
tung wie die zur Verfügung stehende                               wie Telefon, hereinkommende
Zeit, denn es kann sich nur der auf ein                           Kinder, etc.).
Gespräch einlassen, der nicht unter zeit-
                                                                  Motivierende Argumente für die
lichem Druck steht.
                                                                  Eltern könnten sein: „Das Wohl des
                                                                  Kindes steht im Vordergrund; das
Eine Konferenz zum Austausch und zur
                                                                  Kind steht im Mittelpunkt dieser
Weitergabe einer Information ebenso
                                                                  HelferInnen–Konferenz; eine effek-
wie eine HelferInnen-Konferenz setzen
                                                                  tive Unterstützung des Kindes ist
die Akzeptanz der fachlichen Qualifika-
                                                                  nur möglich, wenn alle zusammen-
                                                                  arbeiten.“
                                                                  Vorgespräche mit den einzelnen
                                                                  Beteiligten (SozialarbeiterInnen,
                                                                  PädagogInnen, HorterzieherInnen,
                                                                  etc.) können für die Abklärung von
                                                                  Vorteil sein.

                                              25
Um eine Konferenz fachlich qualifiziert durchführen zu können, empfiehlt sich eine integra-
tive Arbeit z.B. mit folgenden Ansätzen:

Die Klientenzentrierte Gesprächsführung             Die Beachtung der Gesprächsregeln nach der Me-
Die Klientenzentrierte Gesprächsführung             thode der Themenzentrierten Interaktion (TZI)
geht von der Grundannahme aus, dass                 Das Ziel der Themenzentrierten Interaktion (von
das Verhalten des Menschen im wesent-               Ruth Cohn entwickelt) ist, Themen und Auf-
lichen durch die angeborene Fähigkeit,              gaben ins Zentrum zu stellen, um sie dann im
sich selbst zu verwirklichen und sich er-           Hin und Her zwischen allen Beteiligten zu bear-
folgreich mit seiner Umwelt auseinander-            beiten. Sie beruht auf der Annahme, dass jede
zusetzen, bestimmt wird. Einfühlendes               Person („Ich“), die Interaktion untereinander
Verständnis, Echtheit und Wärme sind Kri-           („Wir“) und die Arbeitsaufgabe („Es/ Thema“)
terien für die Durchführung dieser Form             von grundsätzlich gleicher Wichtigkeit sind und
der Gesprächsführung. Sie erleichtert es,           in der Gruppenarbeit gleichen Stellenwert ha-
im Dialog mit jedem/r einzelnen Teilneh-            ben.
merIn die individuellen Standpunkte und             TZI beinhaltet zwei Hauptgesprächsregeln und
Bedürfnisse herauszuarbeiten und damit              mehrere Hilfsregeln:
das Thema des Gesprächs auf den Punkt
                                                    – Seien Sie Ihre eigene „Chairperson“: Jeder/e
zu bringen. Die Klientenzentrierte Ge-
                                                      muss selbst dafür die Verantwortung über-
sprächsführung vermittelt dem/r Teilneh-
                                                      nehmen, dass seine/ihre Bedürfnisse zum
merIn das Gefühl, verstanden worden zu
                                                      Tragen kommen.
sein, ohne dass damit bereits eine Wer-
tung stattfindet.                                      Störungen haben Vorrang: Jeder/e darf das
                                                       Geschehen oder das Gespräch unterbrechen,
Grundlagen des systemischen Denkens
                                                       wenn er/sie – aus welche Gründen auch im-
Systemisches Denken bezeichnet eine be-                mer – nicht folgen kann.
stimmte Art, die Welt zu sehen. Der Blick
                                                       Sprechen Sie per „Ich“ anstatt per „Man“
richtet sich auf gegenseitige Abhängig-
                                                       oder „Wir“.
keiten, auf Strukturen in Beziehungen.
Systemisches Denken fördert das Denken                 Achten Sie auf Ihre Körpersprache – sollte po-
in Zusammenhängen ohne Schuldzuwei-                    sitiv, dem/der anderen zugewandt sein.
sungen. Hierdurch wird verhindert, dass                Stellen Sie möglichst wenig Fragen, es sei
eine/r der KonferenzteilnehmerInnen                    denn, Sie erläutern ihren Hintergrund.
zum Sündenbock abgestempelt wird und                   Vermeiden Sie Interpretationen.
damit einer gemeinsamen Problemlösung
nicht mehr zugänglich ist. Der Weg wird
                                                 Die Einhaltung der Regeln nach der TZI erleichtert
frei für ein Gespräch, in dem sich jeder
                                                 den klaren und strukturierten Ablauf der Konferenz.
fragen muss, welchen Beitrag er/sie lei-
                                                 Ein/e TeilnehmerIn der Konferenz sollte zu Beginn
sten kann, um eine Klärung der Situation
                                                 die wichtigsten Regeln kurz vorstellen und im Ver-
zu erreichen. - „Jedes Rädchen im System
                                                 lauf des Gesprächs darauf achten, dass diese von
hat seinen Platz – ob groß oder klein!“
                                                 allen Beteiligten eingehalten werden. In Gruppen
                                                 mit pädagogischem Inhalt ist es die geeignete Ar-
                                                 beitsmethode, da der Beziehungsebene oft ein hö-
                                                 herer Stellenwert zukommt als der eigentlichen Sa-
                                                 chebene.

                                            26
Je nach Art und TeilnehmerInnenkreis              Die Grenzen einer HelferInnen-Konfe-
erfolgt der Einsatz der genannten Me-             renz zur Klärung eines Konflikts sind dort
thoden in unterschiedlicher Gewich-               zu sehen, wo einer der Beteiligten die-
tung. Eine Konferenz hat dann Aussicht            se Form der Konfliktlösung grundsätzlich
auf Erfolg, wenn es den TeilnehmerInnen           ablehnt, und auch dort, wo eine Person
gelingt, sowohl die individuellen Bedürf-         psychisch so labil ist, dass sie durch die
nisse als auch den gesamten Gruppen-              Konfrontation mit einem Konflikt in eine
prozess nicht aus den Augen zu verlie-            massive psychische Krise gestürzt wird,
ren.                                              ohne dass sie geeignete Möglichkeiten
                                                  hat, diese Krise konstruktiv zu bewälti-
Der Vorteil einer HelferInnen-Konferenz           gen (Überweisung an eine kompetente
zur Klärung eines Konflikts liegt darin,          Stelle durch die PädagogInnen). Dane-
dass durch die Teilnahme eines unbe-              ben sind bei einer Konferenz der Einbe-
teiligten Dritten die Gefahr eines „Fest-         ziehung der Eltern dort Grenzen gesetzt,
fahrens“ oder der Verstärkung des Kon-            wo ein Kind vor einer akuten und mas-
flikts verringert wird. Die Vorteile einer        siven Schädigung durch die Eltern ge-
Konferenz zur Weitergabe von Informa-             schützt werden muss und die Einsichts-
tionen bzw. einer HelferInnen-Konferenz           fähigkeit der Eltern fraglich ist (z.B. bei
unter Einbeziehung der Eltern liegen da-          Verdacht auf sexuellen Missbrauch).
rin, dass den Eltern die Rolle von gleich-
berechtigten Partnern zugestanden
wird. Und sie in die ablaufenden päda-
gogischen Prozesse und in die Kommuni-
kation eingebunden werden. Durch Kon-
ferenzen wird das pädagogische Handeln
sinnvoll fortgeführt bzw. zwischen ver-
schiedenen Institutionen so koordiniert,
dass die Förderung so effektiv wie mög-
lich gestaltet werden kann.

                                             27
Elternveranstaltungen
Unter dem Begriff Elternveranstaltungen
werden Formen der Elternarbeit ver-                Elternveranstaltungen
standen, die nicht einzelne Eltern indi-
viduell, sondern mehrere Eltern gleich-            Elternabende
zeitig ansprechen. Elternnachmittage              -    Prävention
– wie Elternpicknicks, Elternkaffees, Ba-         -    Allgemeine Elternabende
stelstunden, etc. -, Eltern-Kind-Wochen-          -    Thematische Elternabende
enden, Elternabende und Elterngruppen             -    Moderation
bieten den Eltern in unterschiedlichem                • Einstieg
Maß die Gelegenheit, sich gegenseitig                 • Ideen- bzw. Themensammlung
kennen zu lernen und auszutauschen,                   • Bewertung und Auswahl
sich über pädagogische Themen zu infor-               • Themenbearbeitung
mieren, oder auch mehr über die Hinter-               • Maßnahmenplanung
gründe des eigenen erzieherischen Ver-                • Abschluss und Reflexion
haltens zu erfahren.
                                                  Elternnachmittage
      Die Festlegung eines geeigneten             - Prävention
      Termins bzw. einer günstigen                - Kennenlernen in zwangloser Atmosph
                                                                                         äre
      Uhrzeit kann sich schwierig                 Eltern-Kind-Wochenenden
      gestalten. Die PädagogInnen                - Prävention
      sollen, soweit es möglich ist,
      religiöse Feiertage/ Bräuche und           Elterngruppen
      kulturellen Traditionen berück-            - Prävention und allgemeine Konflikt
                                                                                      lösung
      sichtigen bzw. vorbereitet sein,           - Erfahrung in Gruppenarbeit ist emp
                                                                                        fehlens-
      dass es möglicherweise nicht                   wert
      möglich ist, einen für alle                - Besondere Intensität auf thematischer
                                                                                          , emoti-
      passenden Termin zu finden.                    onaler und gruppendynamischer Ebene

Elternabende
Elternabende sind eine allgemeine Me-            Neben den thematischen Elternabenden
thode um Konfliktthemen präventiv an-            dürfen die allgemeinen Elternabende
zusprechen. Thematische Elternabende             nicht vergessen werden. Sie stehen oft
dienen der Information der Eltern über           am Beginn eines Kindergarten-/ Schul-
pädagogische Themen und können auch              jahres und dienen der Information der
einen Austausch der Eltern untereinan-           Eltern über organisatorische und päda-
der wie auch zwischen Eltern und Päda-           gogische Inhalte und Strukturen der je-
gogInnen in Gang setzen.                         weiligen Einrichtung. Sie können ein

                                                 gemeinsames Diskussionsforum für PädagogInnen
                                                                und Eltern sein

                                                 und bieten Gelegenheit, einen offenen
                                                 Dialog über einrichtungsspezifische Be-
                                                 lange in Gang zu bringen.

                                            28
Die möglichen Themen eines Elterna-               Für ReferentInnen ist es wichtig, dass sie
   bends erfassen den gesamten Bereich               nicht nur bereit sind, sich auf ihr Thema,
   der Pädagogik:                                    sondern auch auf ihre ZuhörerInnen und
                                                     auf individuelle Fragestellungen einzu-
                                                     lassen.
- Regeln und Konsequenzen
- Erziehung zur Selbständigkeit                      Die Schaffung eines
- Umgang mit Aggressionen
                                                            persönlichen Bezugs zwischen Eltern,
- Ängste von Kindern                                             ReferentInnen und Thema
- Kindliche Sexualität
- Sexueller Missbrauch                               ist für den Erfolg eines Elternabends von
                                                     zentraler Bedeutung. Zu einer rein sach-
- Konflikte in der Familie
                                                     lichen Information haben interessierte
- Geschwisterproblematik                             Eltern über die Medien ausreichend Zu-
- Trennung und Scheidung                             gang. Der Elternabend soll einen direkten
                                                     Austausch sowohl mit den ReferentInnen
- MigrantInnenproblematik
                                                     als auch mit den anderen Eltern bieten.
                                                     Neben der kognitiven wird somit auch
                                                     die soziale und emotionale Ebene ange-
   Eingeladen sind alle Eltern und an der Er-        sprochen. Aus diesem Grund ist im An-
   ziehung der Kinder beteiligten Personen.          schluss an einen Vortrag das Angebot
   Es soll den TeilnehmerInnen viel Raum             einer offenen Diskussion unerlässlich.
   gelassen werden, sich selbst und ihre Er-         Daneben gibt es noch eine Reihe anderer
   fahrungen einzubringen und gleichzeitig           Möglichkeiten, das Interesse der Eltern
   ein gegenseitiges Kennenlernen der El-            zu wecken, einen persönlichen Bezug
   tern ermöglicht werden. Unter Umstän-             herzustellen und auch die emotionale
   den ist es ratsam, den Elternabend nur            Ebene angemessen zu berücksichtigen.
   gruppenintern durchzuführen.
                                                       - Einsatz von Medien (Dias, ­Video,
   Der Erfolg eines thematischen Elterna-
                                                         Film, Computer) mit an-
   bends ist nicht nur abhängig von einer
                                                         schließender Diskussion
   guten inhaltlichen Konzeption, sondern
   auch von einer funktionierenden Orga-               - Papier- und Bleistift-Aufgaben, die
   nisation. Thema, Ort und Zeit müssen                  individuell zu beantworten sind
   rechtzeitig und unmissverständlich an-              - Bildung kleiner Diskussions-
   gekündigt werden, Größe des Raums und                 gruppen zu vorgegebenen
   die zur Verfügung stehenden Sitzplätze                Thesen oder Fragestellungen
   sollten mit der Zahl der TeilnehmerInnen
                                                       - Einbeziehung von individuellen
   korrespondieren.
                                                         emotionalen Erlebnisinhalten
   Eltern werden einen thematischen El-                - Durchführung von Rollenspielen
   ternabend nur besuchen, wenn sie aus-               - Gemeinsame Ideen- und Stoff-
   reichend motiviert sind, das heißt, sich              sammlung zum Thema
   von dem angebotenen Thema angespro-
                                                       - Gemeinsame Erarbeitung von
   chen fühlen. Die Gestaltung der Einla-
                                                         Lösungsvorschlägen mit an-
   dung spielt hierbei eine wichtige Rolle.
                                                         schließender Diskussion
   Eine kurze Information über den Inhalt,
   eine entsprechende Karikatur oder die
   Thematisierung des Inhalts in Form von
   offenen Fragen können motivierend sein.                       Vorsicht bei nicht deutsch spre-
   Ebenso der Hinweis, dass im Rahmen ei-                        chenden Eltern, bzw. Personen, die
   ner anschließenden Diskussion auch auf                        eventuell nicht schreiben können
   individuelle Fragen eingegangen wird.                         (nicht bloßstellen!).

                                                29
In jedem Fall sollte auf die Einhaltung          In Elternabenden mit anschließender Dis-
des vorgegebenen zeitlichen Rahmens              kussion ist, ähnlich wie bei Elternnach-
geachtet werden. Ein Elternabend, der            mittagen, darauf zu achten, dass nicht
nur einen Teil der Fragestellungen be-           einzelne Eltern die Diskussion als Forum
handelt, wird in jedem Fall als unbefrie-        zur Selbstdarstellung missbrauchen und
digend empfunden werden.                         damit die Interessen der anderen Zuhö-
                                                 rerInnen vernachlässigt werden. Spezi-
Die Vorteile eines thematischen Eltern-          elle individuelle Problematiken können
abends liegen darin, dass mit einem,             auf einem thematischen Elternabend in
im Verhältnis zum Einzelgespräch, ver-           der Regel nicht ausführlich behandelt
hältnismäßig geringen Zeitaufwand re-            werden. In solchen Fällen muss auf das
lativ viele Eltern erreicht werden kön-          Einzelgespräch verwiesen werden.
nen. Der inhaltliche Austausch und das
persönliche Kennenlernen der Eltern un-
tereinander wird erleichtert, darüber
hinaus können die Anregungen von ex-
ternen ReferentInnen auch befruchtend
auf die pädagogische Arbeit in der Ein-
richtung wirken.

                                            30
Programm für einen Thematischen Elternabend
            Thema: Regeln und Konsequenzen
            Dauer: 2-3 Stunden
            Anzahl der TeilnehmerInnen: 10-30
            Sitzordnung: geschlossener Stuhlkreis
            Material: Plakatpapier, Filzstifte, für jede/n TeilnehmerIn ein Merkblatt „Anmer-
            kungen zum Thema Regeln und Konsequenzen“

Ziel                             Inhalt                           Methodik

Schaffung des Bewusstseins:                                       Anordnung der Stühle in Form
„Jeder kann etwas zum The-                                        eines Kreises
ma beitragen“

Hinführung zum Thema             Bedeutung des Themas             Kurzer Vortrag
                                 „Regeln und Konsequenzen“

Abklärung der Erwartungen,       Gemeinsame inhaltliche           Rückfrage an die Teilneh-
Herstellung des Bezugs zwi-      Strukturierung des Abends        merInnen nach zusätzlichen
schen TeilnehmerInnen und                                         oder anderen Erwartungen
ReferentInnen

Herstellung des Bezugs auf       Gemeinsame Erstellung einer      Sammlung und Strukturierung
der kognitiven Ebene             Auflistung: „Welche Formen       auf Plakatpapier
                                 von Regeln und Konsequenzen
                                 sind für uns relevant?“

Herstellung des Bezugs auf       Persönliche Erfahrungen der      Austausch in Kleingruppen,
der persönlichen Ebene           TeilnehmerInnen mit dem          Sammlung und Strukturierung
                                 Thema in ihrer eigenen Kind-     der Beiträge im Plenum
                                 heit

Transfer vom „Kind-Ich“ zum      Bedeutung der eigenen Kind-      Diskussion zwischen Teilneh-
„Eltern-Ich“                     heitserfahrungen für das el-     merInnen und ReferentInnen
                                 terliche Erziehungsverhalten     sowie zwischen den Teilneh-
                                                                  merInnen untereinander

Orientierungshilfen für Eltern   Informationen für die aktuelle   Verteilung des Merkblatts,
zum Thema                        erzieherische Praxis             ­Besprechung und Diskussion

Abschluss des Abends             Zusammenfassung der Ergeb-       Vortrag der ReferentInnen
                                 nisse

Reflexion für die Teilneh-       Persönliche Zusammen-            Angebot zu Feedback
merInnen, Rückmeldungen          fassung, Einschätzung des
für die ReferentInnen            Abends

                                          31
Moderation
                                                                   Leitlinien für die Moderation von Grup-
     Es ist hilfreich für die Konfliktbearbei-
                                                                   pen:
     tung, sich einer Moderation zu bedienen.
     Moderation ist die die systematische Un-          - Eine Gruppe kann viel mehr erreichen als jedes
     terstützung einer Gruppe durch eine                 einzelne Gruppenmitglied sich vorstellt.
     oder mehrere Personen mit dem Ziel,               - Vertrauen Sie den Ressourcen der Gruppe!
     einen Meinungs- und Willensbildungs-              - Respektieren Sie jedes Gruppenmitglied!
     prozess der Gruppenmitglieder zu initi-
                                                       - Behalten Sie stets das Ziel der Veranstaltung im
     ieren und zu koordinieren. Moderieren
                                                         Blick!
     setzt nur geringe bis gar keine Kenntnis
     der Inhalte voraus, allerdings ist ein Re-        - Sorgen Sie dafür, dass ungestörtes Lernen und
     pertoire an Expertenwissen zu einzelnen             Experimentieren möglich ist!
     Vorgehensweisen erforderlich. Modera-             - Arbeiten Sie flexibel!
     torInnen sind methodische HelferInnen,            - Denken Sie daran: In der Anfangsphase werden
     die eigene Meinungen, Ziele und Wer-                die Fundamente gelegt!
     tungen zurückstellen und für die Betei-
                                                       - Alles, was geschieht, ist von Bedeutung!
     ligung aller Gruppenmitglieder sorgen
     sollten. Sie helfen der Gruppe, zielstre-         - Arbeiten Sie an Konflikten!
     big ihre Inhalte zu verfolgen. Moderato-          - Seien Sie ehrlich!
     rInnen                                            - Schärfen Sie Ihre Beobachtung!
                                                       - Arbeiten Sie mit Vorschlägen und Fragen!
   unterstützen die TeilnehmerInnen, in
möglichst störungsfreier Kommunikation zu              - Entwickeln Sie Sensibilität für kulturelle Unter-
 praxisorientierten Lösungen zu gelangen.                schiede!
                                                       - Geizen Sie nicht mit Anerkennung und Wert-
     Sie steuern, motivieren und unterstüt-              schätzung!
     zen die Gruppe hinsichtlich der Problem-          - Nutzen Sie Humor als wichtiges Kapital!
     lösungstechniken und Ergebnisfindung.             - Beobachten Sie die Gruppenenergie!
                                                       - Geben Sie sich so, wie Sie sind!
     Jede Gruppe braucht ihren eigenen Stil
     der Moderation und letztlich müssen die           - Laden Sie zu einem Feedback ein!
     ModeratorInnen herausfinden, was gut
     und geeignet ist.                                 Vor allem bei Gruppenaktivitäten sind
                                                       Moderations- und Visualisierungstech-
                                                       niken gefragt, um die Gruppenprozesse
                                                       effizienter zu gestalten. Als Moderato-
                                                       rInnen haben die PädagogInnen die Auf-
                                                       gabe, den Gruppenprozess zu steuern
                                                       und die Gruppe mit Hilfe verschiedener
                                                       Moderationstechniken arbeitsfähig zu
                                                       halten.

                                                       Ein wichtiger Bestandteil für den Erfolg
                                                       der Moderation ist die Visualisierung des
                                                       Moderationsprozesses. Mit Hilfe von Pla-
                                                       katen oder Pinwänden sind die Gruppen-
                                                       ergebnisse zu dokumentieren und für die
                                                       Gruppe sichtbar im Raum zu platzieren.
                                                       Die Eltern können sich so die Zwischen-
                                                       ergebnisse und den Fortschritt bewusst
                                                       machen. Gerade die visuelle Darstellung
                                                       erleichtert die Speicherung der Ergeb-
                                                       nisse.

                                                  32
Die Moderation umfasst in der Regel
sechs Phasen (Moderationszyklus):

  Einstieg                                      Themenbearbeitung
  In der ersten Phase wird der Grup-            Die Bearbeitung beabsichtigt die ver-
  penprozess gestartet und ein po-              tiefte Auseinandersetzung mit dem
  sitives Arbeitsklima geschaffen; es           ausgewählten Thema. Die Gruppe be-
  werden Erwartungen erfraget, Ziele            arbeitet das Thema zum Beispiel ar-
  ent­wickelt und Rahmenbedingungen             beitsteilig, indem Untergruppen ge-
  (Zeit, Ressourcen) abgeklärt. Dann            bildet werden. Ergebnisse, die von
  wird die Vorgehensweise festgelegt.           allen mitgetragen werden, sind zu
  Aspekt: Sensibilisierung                      notieren.
  Moderationswerkzeuge: Kennenlern-             Aspekt: Tiefe
  spiele, Erwartungsabfrage, Steck-             Moderationswerkzeuge: Mehr-Felder-
  brief, Paar-Interview                         Tafeln zur Strukturierung von Aufga-
                                                ben, Problem-Analyse-Schema, Ab-
  Ideen- bzw. Themensammlung                    laufplan
  Die zweite Phase dient dem Brainstor-
  ming mit einer zunächst möglichst             Maßnahmenplanung
  breit angelegten Sammlung von Vor-            In dieser Phase werden aus den Grup-
  schlägen, die etwa an der Pinwand vi-         penergebnissen gegebenenfalls Maß-
  sualisiert oder mittels Kartenabfrage         nahmen abgeleitet. Es ist festzu-
  erfasst und strukturiert werden kön-          legen, wer für die Umsetzung der
  nen.                                          Maßnahme verantwortlich ist und bis
  Aspekt: Breite der Ansätze                    wann sie abgeschlossen sein sollte.
  Moderationswerkzeuge:       Brainstor-        Ein Maßnahmeplan, der von allen
  ming, Kartenabfrage, Abfrage auf Zu-          mitgetragen wird, sollte erstellt wer-
  ruf                                           den.
                                                Aspekt: Umsetzung
  Bewertung und Auswahl                         Moderationswerkzeuge: Maßnahme-
  In dieser Phase geht es um die Ein-           plan, Vereinbarungen
  grenzung der Ideen- und Themen-
  sammlung. Die Themen werden nach              Abschluss und Reflexion
  Kriterien, die in der Gruppe festge-          Zum Abschluss wird überprüft, inwie-
  legt werden, bewertet und gewich-             weit die Erwartungen der Eltern er-
  tet. Danach erfolgt die Auswahl des           füllt wurden, wie sie den Verlauf er-
  Themas, das zunächst bearbeitet               lebten und wie zufrieden sie mit den
  wird.                                         Ergebnissen sind.
  Aspekt: Eingrenzung                           Aspekt: Ausklang
  Moderationswerkzeuge: Ein- oder               Moderationswerkzeuge: Stimmungs-
  Mehr-Punkt-Abfragen, Entscheidungs-           barometer, Bewertungsmatrix, Fra-
  matrix                                        gebogen

                                           33
Elternnachmittage
Elternnachmittage dienen der Vertrau-                        Ablauf eines Elternnachmittages
ensbildung, also der Präventivarbeit,
                                                  - Kurze Vorstellungsrunde: Eltern stellen sich
und sind nicht für die Aufarbeitung eines
                                                    und ihre Kinder kurz vor. Dies erleichtert die
Konfliktes geeignet.
                                                    Kontaktaufnahme und beugt einer Unterhal-
                                                    tung nur zwischen Eltern, die sich schon
Elternnachmittage stellen ein Angebot
                                                    kennen, vor.
an die Eltern dar, die Räumlichkeiten der
Einrichtung, die anderen Kinder und de-           - Lockere Gespräche bei Essen und Trinken.
ren Eltern im Rahmen der Gruppe ken-              - Theatervorführung, Vorsingen von Liedern oder
nen zu lernen. Weiterhin sind sie geeig-            das Aufführen von Spielen: Dies stellt für die
net, Kontakte zwischen PädagogInnen                 Kinder und auch für die Eltern einen besonde-
und deren Eltern in einer ungezwun-                 ren Anreiz dar und kann für die PädagogInnen
genen Atmosphäre herzustellen.                      hilfreich sein, einen guten Abschluss des
                                                    Nachmittages zu erreichen.
Um ein Kennenlernen der Eltern unter-
einander zu ermöglichen, empfiehlt es             Bei einem Elternnachmittag haben die El-
sich, Elternnachmittage gruppenintern             tern und PädagogInnen die Möglichkeit,
abzuhalten. Die TeilnehmerInnen beste-            sich in zwangloser Atmosphäre gegen-
hen somit aus den Eltern, den Kindern             seitig kennen zu lernen. Damit können
und den PädagogInnen einer Gruppe.                die Grundlagen für Kontakte zwischen
                                                  den Eltern, und zwischen den Kindern,
Als Ort bietet sich ein Gruppenraum               auch außerhalb der Einrichtung geschaf-
oder – falls vorhanden und das Wetter es          fen werden.
zulässt – der Garten der Einrichtung an.
Weiters sollten die Beschaffung und Zu-
bereitung von Essen und Trinken klar or-
ganisiert sein. Die Teilnahme an einem                       Tipp: „Jeux Dramatique“. Siehe auch
Elternnachmittag sollte für alle Eltern                      unter „Good Practises“ - Projekt FuN
verbindlich sein, denn die Eltern sollten
zum einen die Möglichkeit haben, alle
anderen Kinder und deren Eltern der
Gruppe kennen zu lernen und zum ande-
ren könnten sich die Kinder, deren Eltern
nicht daran teilnehmen, benachteiligt
fühlen. Aus dem Grund sollte der Ter-
min für den Elternnachmittag möglichst
frühzeitig bekannt gegeben werden.

Die PädagogInnen sollten in der Lage
sein, auf die Eltern einzeln einzugehen,
gleichzeitig dabei aber auch den Grup-
penprozess im Auge behalten. Hierzu
ist es hilfreich, die Eltern zu Beginn der
Veranstaltung darauf hinzuweisen, dass
die Verantwortung für die Beaufsichti-
gung der Kinder bei diesen selbst und
nicht bei den PädagogInnen liegt.

                                             34
Eltern-Kind-Wochenenden
Eltern-Kind-Wochenenden dienen dem                Da Elterngruppen
Aufbau und der Förderung von Kontak-
ten zwischen den Familien und können                 Selbsterfahrungsaspekte beinhalten können,
damit die Grundlage für das Entstehen
eines      Zusammengehörigkeitsgefühls            haben die Eltern in dieser Form der El-
nicht nur der Kinder, sondern auch ih-            ternarbeit eine besonders große Chan-
rer Familien, schaffen. Sie sind eine ver-        ce, ihr eigenes Erziehungsverhalten und
trauensbildende Maßnahme und können               die dahinter liegende Motivation zu re-
schon im Vorfeld helfen, Konflikte nicht          flektieren und, darauf aufbauend, sich
entstehen zu lassen. Daneben dienen sie           bewusst für eine Veränderung ihres Ver-
natürlich auch der Pflege des Kontakts            haltens zu entscheiden.
zwischen den PädagogInnen und den El-
tern.

Teilnehmen können alle Familienmit-                           Vorsicht ist bei speziellen Konflikten,
glieder der betreuten Kinder. Sind für                        die tiefere Themen zum Inhalt haben,
das Wochenende zeitliche Einheiten ge-                        geboten. Diese sollten nur mit beson-
plant, in denen sich Erwachsene und                           ders geschulten SpezialistInnen, wie
Kinder getrennt beschäftigen, so ist da-                      MediatorInnen, PsychotherapeutInnen
rauf zu achten, dass genügend pädago-                         oder SupervisorInnen, zuerst in Ein-
gische Kräfte zur Betreuung der Kinder                        zelgesprächen aufgearbeitet werden.
teilnehmen.
                                                  Die Durchführung einer Elterngruppe
Durch den enormen organisatorischen               stellt an die Gruppenleitung hohe Anfor-
Aufwand finden Eltern–Kind-Wochenen-              derungen. Eine einschlägige Ausbildung
den eher selten statt.                            ist daher empfehlenswert, Mindestvo-
                                                  raussetzung ist jedoch in jedem Fall
                                                  Erfahrung in der Gruppenarbeit. Auch
Elterngruppen                                     sollten nach Möglichkeit immer zwei Pä-
                                                  dagogInnen miteinander arbeiten. Die
Elterngruppen können sowohl Präventi-             optimale Gruppengröße liegt zwischen 8
onsthemen bearbeiten als auch der Lö-             und 16 TeilnehmerInnen.
sung von allgemeinen Konflikten dienen.
                                                  Um die Kontinuität des Gruppenprozesses
Im Gegensatz zum in der Regel einma-              zu gewährleisten, sollte der Teilneh-
lig stattfindenden thematischen Eltern-           merInnenkreis möglichst stabil sein und
abend finden Elterngruppen innerhalb              der zeitliche Abstand zwischen den Tref-
eines bestimmten Zeitraums regelmäßig             fen nicht mehr als zwei Wochen betra-
statt. Die TeilnehmerInnenzahl ist be-            gen. Zu große Abstände bewirken, dass
grenzt, neben dem Thema selbst spielt             sich die Gruppe jedes Mal wieder neu
der Austausch eine zentrale Rolle. Sie            zusammenfinden und den thematischen
bieten die Möglichkeit, einzelne Fra-             Faden mühsam wieder suchen muss. Es
gestellungen durch die Verteilung über            empfiehlt sich, die Zahl der Abende und
mehrere Abende zu vertiefen, einen in-            die Termine im vorhinein festzulegen.
tensiven Austausch zwischen den Eltern            Auch sollte der Gruppenraum einladend
in Gang zu bringen und auch mit einzel-           gestaltet und so groß sein, dass für Ent-
nen Eltern an deren individuellen Pro-            spannungsübungen und einen Sesselkreis
blemen zu arbeiten.                               Platz geboten wird.

                                             35
Neben der Motivation zur regelmäßigen
Teilnahme und einem ernsthaften Inte-             Zum „Ankommen“ in der Gruppe
resse an den angebotenen Themenkrei-
                                                  - Entspannungsübungen oder kurze Medita-
sen sind der Verlauf und die Intensität
                                                    tion entweder im Sitzen oder im Liegen,
der Gruppenprozesse wesentlich da-
                                                    eventuell auch bei gedimmter Beleuch-
von abhängig, inwieweit die Teilnehmer
                                                    tung.
die Bereitschaft zeigen, sich persönlich
auf das Thema einzulassen. Dies ist nur           - „Blitzlicht“: Jeder/e TeilnehmerIn sagt der
in einem Gruppenklima des gegensei-                 Reihe nach kurz, wie er/sie sich gerade
tigen Vertrauens möglich, welches Zeit              fühlt und was ihn/sie gerade bewegt (auch
braucht, um wachsen zu können. Den                  zum Abschluss eines Gruppenabends gut ge-
TeilnehmerInnen muss das Recht zuge-                eignet).
standen werden, sich jeweils nur so weit
einzubringen, wie es ihnen persönlich im          Zur Wissensvermittlung
Moment angemessen erscheint.
                                                  - Kurze Referate mit Diskussion.
Eigenes Erziehungsverhalten selbstkri-            - Einsatz von Medien (Dia, Film, Video, Com-
tisch zu hinterfragen und aufgrund bes-             puter).
serer Einsicht zu ändern, stellt eine sehr        - Papier- und Bleistift-Aufgaben, z.B.: Es ist
schwierige, manchmal sogar fast unlös-              eine problematische Erziehungssitua­tion
bare Aufgabe dar. Eine Elterngruppe bie-            vorgegeben; im Anschluss sind mehrere
tet durch die relativ geringe Anzahl von            mögliche Verhaltensweisen von Eltern an-
TeilnehmerInnen und durch die Möglich-              geführt. Frage: „Wie würden Sie sich in die-
keit der Herausbildung gegenseitigen                ser Situation verhalten?“ – Anschließende
Vertrauens die Chance, auch die emotio-             Diskussion.
nalen Erlebnisinhalte zu thematisieren.
                                                  Zur Einbeziehung emotionaler Elemente
                                                  - Rollenspiele: Zur Darstellung problema-
                                                    tischer Erziehungssituationen vor der Grup-
Bei der Durchführung einer Elterngrup-
                                                    pe mit anschließender Besprechung oder
pe empfehlen sich sowohl Methoden,
                                                    als Möglichkeit zur Einübung alternativer
die auf die Vermittlung von Wissen aus-
                                                    Verhaltensweisen (auch in Kleingruppen gut
gerichtet sind, wie auch solche, die die
                                                    möglich).
emotionale Ebene ansprechen, z.B.:
                                                  - Malen
   Zum Kennenlernen
   - Paarinterviews: Zwei Teilneh-                Zur Übertragung der vermittelten Inhalte auf
     merInnen „interviewen“ sich                  die Alltagssituation
     gegenseitig und stellen den je-              - Stellen von Hausaufgaben, Besprechen der
     weils anderen der Gruppe vor.                  gemachten Erfahrungen zu Beginn des näch-
   - Kennenlernspiele, z.B.: Ein                    sten Gruppentreffens.
     Wollknäuel wird so lange von
     einem/r TeilnehmerIn zum an-
     deren geworfen, bis jeder ei-
     nen Teil des Fadens n der
     Hand hält und sich im Kreis ein
     „Spinnennetz“ gebildet hat.
     Jeder/e, der/ die das Knäuel
     bekommt, stellt sich kurz vor.

                                             36
Methodischer Aufbau eines Elterngruppenabends

  Thema: Aktives Zuhören
  Anzahl der TeilnehmerInnen: 6 - 14
  Geplante Dauer: 2 – 2 1/2 Stunden
  Stand der Gruppe: 2. von 4 Abenden
  - Entspannungsübung bei gedimmter Beleuchtung und untermalt von Meditationsmu-
    sik: Möglichkeit, sich zu entspannen, den Stress des Tages hinter sich zu lassen, seinen
    Körper und seine Gefühle bewusst wahrzunehmen und in der Gruppe „anzukommen“
  - „Blitzlicht“: Jede/r TeilnehmerIn erzählt kurz reihum, welche Gedanken ihr/
    ihm im Moment durch den Kopf gehen und welche Gefühle sie/er empfindet.
  - Einführung in das Thema (Kurzreferat)
  - Wann fühlt sich ein Kind angenommen, wann fühlt es sich nicht angenommen?
  - Wann braucht ein Kind das Gefühl der Annahme besonders?
  - Was ist „Aktives Zuhören“?
  - Welche Bedeutung haben Gefühle für die kindliche Entwicklung?
  - Welche Bedeutung hat die Verbalisierung dieser Gefühle?
  - Modell–Rollenspiel: Die beiden GruppenleiterInnen setzen sich in die Mit-
    te, eine/r übernimmt die Rolle des/der Erzählers/in, der/die andere die
    des/der Zuhörers/in. Anhand eines kurzen Gesprächsausschnittes demons-
    triert der/die ZuhörerIn, was unter Aktivem Zuhören zu verstehen ist.
  - Klärung und Diskussion von offenen Fragen.
  - Aufteilung in Zweiergruppen: Ausprobieren und Einüben des Aktiven Zuhörens in der
    Kleingruppe, wobei nach einer vorgegebenen Zeit die Rollen getauscht werden.
  - Auswerten des Rollenspiels in der Kleingruppe: Zur Strukturie-
    rung der Auswertung wird ein Fragebogen ausgegeben (z.B. „Welche Ge-
    fühle nahm ich bei mir als Erzähler bzw. als Zuhörer wahr?“).
  - Zusammentragen der Kleingruppenergebnisse in der gesamten Gruppe.
  - Diskussion der Ergebnisse und der Methodik.
  - Freiwillige Hausaufgabe bis zum nächsten Mal: das Aktive Zu-
    hören in einer geeigneten Situation zu Hause ausprobieren.
  - Abschluss – „Blitzlicht“.
  – Ausblick auf die Inhalte des folgenden Elterngruppenabends.

Die Vorteile von Elterngruppen liegen            ansonsten kann es bei den Eltern zu tie-
in der besonderen Intensität sowohl auf          fen psychischen Verletzungen kommen.
der thematischen wie auch auf der emo-           Eine Elterngruppe ist keine klassische
tionalen und der gruppendynamischen              Selbsterfahrungsgruppe, die inhaltliche
Ebene. Auf der emotionalen Ebene gilt            Ebene darf daher nicht außer Acht ge-
es aber nur so tief zu gehen, wie der/die        lassen werden. Im Zweifelsfall ist es rat-
GruppernleiterIn damit umgehen kann,             sam, bewusst auf der inhaltlichen Ebene
                                                 zu bleiben.

                                            37
Kommunikationsfluss
Mit Kommunikationsfluss sind Einrich-
tungen wie das „Schwarze Brett“, das                    Kommunikationsfluss
Elternheft, Elternbriefe und andere
schriftliche Informationen gemeint, die                 „Schwarzes Brett“
in den pädagogischen Institutionen üb-                  Elternheft, Elternbriefe, Mitteilungshe
                                                                                                ft
lich sind und praktiziert werden.                       und andere

      Gerade bei schriftlichen Infor-
      mationen ist auf die Sprach-
      kenntnisse der Eltern zu achten.
      Gegebenenfalls sollte man eine
      Übersetzung machen lassen
      oder mit Bildern/ Zeichnungen                           von PädagogInnen:
      arbeiten (z.B. beim Essensplan).
                                                              Im Elternheft von jenen Kindern, mit
                                                              denen es öfter zu Schwierigkeiten
„Schwarzes Brett“                                             kommt (Vorsicht mit dem Begriff
                                                              „Problemkinder“), wird ein Wochen-
Die relevanten Informationen werden                           plan eingezeichnet: Montag bis Freitag
auf einer für alle zugänglichen Infor-                        - Jeden Tag bekommt das Kind ein 
mationstafel angebracht (z.B. Termine                         oder ein    oder ein , abhängig von
von Garten- und Laternenfesten, allge-                        seinem Verhalten während des Schul-
meine Infos, etc.). Zu bedenken ist je-                       tages. Mit den Eltern wurde vorher ein
doch, dass nicht nachvollziehbar ist, wer                     Belohnungssystem ausgemacht (z.B.
die Informationen gelesen hat und wer                         bei vier  in der Woche bekommt das
nicht.                                                        Kind eine Kleinigkeit).

Auch können allgemeine Beschwerden
am „Schwarzen Brett“ deponiert wer-                           Variante: Für Kinder, die sich sehr,
den, die dann bei entsprechender Häu-                         sehr schwer tun, wird das System
fung in Einzelgesprächen oder beim El-                        modifiziert, damit das Kind nicht
ternabend aufgearbeitet werden.                               täglich ein  nachhause bringt und
                                                              auch Erfolgserlebnisse hat. Es be-
                                                              kommt – wenn es zutrifft – ein , aber
Elternheft, Elternbriefe, Mit-                                keine , um ein Gefühl des Versagens
teilungsheft und andere                                       und der Frustration zu vermeiden.

Elternheft und Elternbriefe dienen dem           Kurz gefasste Elternbriefe, in denen pä-
Informationsfluss und beugen präventiv           dagogische Fragen pointiert, vielleicht
etwaigen Konflikten vor.                         auch witzig, aufgegriffen werden, kön-
                                                 nen dazu beitragen, dass Eltern einzel-
Neben dem hinlänglich bekannten El-              ne erzieherische Verhaltensweisen re-
ternheft, in dem wichtige Termine,               flektieren. Fühlen sich Eltern von einem
Nachrichten an die Eltern seitens der            Thema besonders angesprochen, so ha-
PädagogInnen, aber auch Mitteilungen             ben sie die Möglichkeit, dies individuell
der Eltern an die PädagogInnen enthal-           im Rahmen eines Einzelgesprächs zu er-
ten sind, möchten wir noch eine andere           örtern oder die Durchführung eines El-
Art von „Elternheft“ als gut funktionie-         ternabends zu diesem Thema anzure-
rende Idee aus der Praxis vorstellen, bei        gen.
der das Kind nach einem bestimmten Be-
lohnungsschema motiviert wird.

                                            38
Neben dem Elternheft und den Eltern-              In den Fällen, in denen Eltern und Pä-
briefen gibt es noch ein ganzes Spek-             dagogInnen sich nicht täglich sehen, ist
trum anderer Möglichkeiten für schrift-           das Mitteilungsheft nützlich. Es dient
liche Informationen an die Eltern, und            dazu, ohne viel Aufwand, kurze Sachin-
zwar vom einfachen Kopieren einschlä-             formationen weiterzugeben, bietet die
giger Artikel bis zur Gestaltung einer ei-        Möglichkeit zum gegenseitigen Infor-
genen Kindergarten- oder Schulzeitung.            mationsaustausch und dient damit der
In ihr finden Mitteilungen über perso-            Aufrechterhaltung eines regelmäßigen
nelle Veränderungen ebenso Platz wie              Kontakts zwischen Eltern und Pädago-
pädagogische Beiträge, Glossen oder Le-           gInnen.
serbriefe.

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