Die jungen Wilden werden erwachsen - Credit Suisse
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Investment Solutions & Products Swiss Economics Die jungen Wilden werden erwachsen Immobilienmonitor Schweiz | Juni 2019 Hypothekarmarkt Swiss PropTech-Studie 2019 Baugewerbe Eigenmietwert vor Grosses Potenzial – aber Umbauten und Sanierungen Abschaffung? noch keine Selbstläufer sorgen für gewisse Stabilität Seite 5 Seite 8 Seite 12
Impressum Herausgeber: Credit Suisse AG, Investment Solutions & Products Nannette Hechler-Fayd'herbe Head of Global Economics & Research +41 44 333 17 06 nannette.hechler-fayd'herbe@credit-suisse.com Fredy Hasenmaile Head Real Estate Economics +41 44 333 89 17 fredy.hasenmaile@credit-suisse.com Redaktionsschluss 22. Mai 2019 Publikationsreihe Swiss Issues Immobilien Besuchen Sie uns auf dem Internet www.credit-suisse.com/immobilien Copyright Die Publikation darf mit Quellenangabe zitiert werden. Copyright © 2019 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. Autoren Fredy Hasenmaile, +41 44 333 89 17, fredy.hasenmaile@credit-suisse.com Alexander Lohse, +41 44 333 73 14, alexander.lohse@credit-suisse.com Philippe Näf, +41 44 333 38 49, philippe.naef@credit-suisse.com Thomas Rieder, +41 332 09 72, thomas.rieder@credit-suisse.com Dr. Fabian Waltert, +41 44 333 25 57, fabian.waltert@credit-suisse.com Mitwirkung Mario Facchinetti, SwissPropTech Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 2
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Als wir im Herbst 2017 den ersten PropTech-Report erstellten, war die Bezeichnung PropTech erst unter den Immobilienspezialisten bekannt. Mittlerweile steht die Prop- Tech-Landschaft in voller Blüte und der Begriff PropTech, der für «Property Technolo- gy» steht, ist vielen geläufig. Der für ihre Trägheit bekannten Immobilienwirtschaft hätte nichts Besseres passieren können als das Aufkommen einer doppelten Hundertschaft von agilen, technologieaffinen und vorwärtsstrebenden Kleinstfirmen, die davon beseelt sind, herkömmliche Muster über den Haufen zu werfen und bisherige Geschäftsmodelle zu revolutionieren. Nach anfänglichem Zögern nutzt eine grosse Mehrheit der Immobilienwirtschaft die Dienste der PropTechs in der einen oder anderen Form, was sich – ausgehend von tie- fen Niveaus – in beeindruckenden Wachstumszahlen der PropTech-Unternehmen nie- derschlägt. Damit ist aber erst der Anfang getan. Mit Blick auf das auf dem Schweizer Immobilienmarkt gebundene Kapital und der anhaltend hohen Attraktivität der Anlage- klasse ist das Ertragspotenzial für die PropTech-Branche enorm. Allerdings ist der Weg dahin noch weit. Die stürmischen Gründungsjahre neigen sich in vielen Fällen dem En- de zu. Das Wachstum erfordert kontinuierliche Mittelzuflüsse, und allfällige Fehler kön- nen immer weniger mit dem Enthusiasmus der Gründergeneration und dem anfängli- chen Startkapital wettgemacht werden. Insofern gilt es für die PropTech-Unternehmen, selbstkritisch die eigene Leistung zu hinterfragen und zeitnah allfällige Korrekturen an der Strategie oder der operativen Umsetzung vorzunehmen. Um diesen Prozess zu unterstützen, haben wir erneut eine Umfrage durchgeführt. Un- ser zweiter PropTech-Report soll nicht nur der PropTech-Branche den Puls fühlen, sondern auch einen Beitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis von PropTech und den etablierten Immobilienunternehmen leisten. Die wichtigsten Erkenntnisse aus unserem PropTech-Report haben wir in diesem Immobilienmonitor zusammengefasst (Seite 8). Als zweites Schwerpunktthema beleuchten wir den geplanten Systemwechsel bei der Eigenmietwertbesteuerung. Die Vorschläge der Kommission für Wirtschaft und Abga- ben des Ständerates befinden sich in der Vernehmlassung. Gleich fünf Varianten für die künftigen Abzugsmöglichkeiten der Schuldzinsen hat die Kommission ins Spiel ge- bracht. Mit einem Rechenbeispiel illustrieren wir die möglichen Auswirkungen der Sys- temänderung (Seite 5). Im Namen der Autoren wünsche ich Ihnen eine informative und inspirierende Lektüre. Fredy Hasenmaile Head Real Estate Economics Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 3
Inhalt Hypothekarmarkt 5 Eigenmietwert vor Abschaffung? Das Eigenmietwertsystem soll abgeschafft werden, wobei bei der genauen Ausgestaltung noch Fragezeichen bestehen. Solange die Hypothekarzinsen nicht wieder markant steigen, wären Hauseigentümer die Gewinner eines Systemwechsels. Swiss PropTech-Studie 2019 8 Grosses Potenzial – aber noch keine Selbstläufer PropTech-Unternehmen sind die Impulsgeber der digitalen Entwicklung in der Immobilienwirtschaft. Sie sorgen zuweilen bei Exponenten der etablierten Immobilienfirmen für unruhige Nächte. Innerhalb kurzer Zeit sind in der Schweiz viele PropTechs entstanden. Baugewerbe 12 Umbauten und Sanierungen sorgen für gewisse Stabilität Das Bauen im Bestand verspürt Aufwind. Einiges spricht dafür, dass dieser Trend noch längere Zeit anhalten könnte. Doch Umbau, Ausbau und Sanierungen werden die sich mittelfristig abzeichnenden Rückgänge im Neubaugeschäft nur teilweise kompensieren. Wohneigentum 14 Mietwohnungen 15 Kommerzielle Immobilien 16 Immobilienanlagen 17 Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 4
Hypothekarmarkt Eigenmietwert vor Abschaffung? Das Eigenmietwertsystem soll abgeschafft werden, wobei bei der genauen Ausgestaltung noch Fragezeichen bestehen. Solange die Hypothekarzinsen nicht wieder markant steigen, wären Hauseigentümer die Gewinner eines Systemwechsels. Systemwechsel bei Das Parlament in Bern plant einen Systemwechsel bei der Wohneigentumsbesteuerung. Der der Besteuerung von Eigenmietwert und dessen Besteuerung sollen für Erstwohnungen abgeschafft werden. Gleichzei- Wohneigentum tig soll der Hypothekarschuldzinsabzug eingeschränkt werden. Die Liegenschaftsunterhaltskosten geplant sollen nicht mehr abzugsfähig sein. Auf Bundesebene sollen auch Energiespar- und Umweltabzü- ge sowie Abzüge für denkmalpflegerische Arbeiten entfallen. Um jedoch dem Verfassungsauftrag der Wohneigentumsförderung Genüge zu tun, dürfen Ersterwerber in den ersten zehn Jahren nach dem Erwerb weiterhin Schuldzinsabzüge geltend machen. Gründe für den Die hohe Hypothekarverschuldung der Schweizer Haushalte ist national wie international zuneh- geplanten mend in die Kritik geraten. Der Systemwechsel beabsichtigt, die heute bestehenden Anreize, Systemwechsel Schulden nicht zurückzuzahlen, zu beseitigen. Kritisiert wird am heutigen System zudem, dass es Haushalte, die ihre Hypothekarschulden zurückzahlen (z.B. Pensionäre), finanziell bestraft. Einer der Hauptgründe für den erneuten Anlauf zur Abschaffung ist allerdings, dass die Eigenmietwert- besteuerung aufgrund sinkender Hypothekarzinsen per saldo für Eigentümer zu einer finanziellen Last geworden ist. Unklar, welche In der Vernehmlassung der Gesetzesanpassungen werden in Bezug auf die Abzugsmöglichkeiten Abzugsmöglichkeiten der Schuldzinsen nicht weniger als fünf Varianten zur Diskussion gestellt: (1) Abzüge im Umfang bestehen bleiben von 100 Prozent der steuerbaren Vermögenserträge, (2) Abzüge im Umfang von 80 Prozent der steuerbaren Vermögenserträge, (3) Abzüge im Umfang der steuerbaren Erträge aus unbewegli- chen Vermögen plus CHF 50’000 für Beteiligungen von mindestens 10 Prozent am Grund- oder Stammkapital einer Kapitalgesellschaft oder Genossenschaft, (4) Abzüge im Umfang der steuer- baren Erträge aus unbeweglichem Vermögen und (5) keine Abzüge. Bei tiefen Zinsen Wir haben detailliert analysiert, wie sich ein solcher Systemwechsel für Eigentümer auswirken lohnt sich der könnte. Hierzu betrachten wir einen Eigentümer, der schon mehr als zehn Jahre in seiner Eigen- Systemwechsel für tumswohnung lebt und noch eine Belehnungsquote von 50% aufweist. Dabei gehen wir von ei- Eigentümer nem Kaufpreis von CHF 750’000 für die Eigentumswohnung aus.1 Dank den heute sehr tiefen Hypothekarzinsen würde der Eigentümer in sämtlichen vorgeschlagenen Varianten besser weg- kommen als im bisherigen System (Abb. 1). Im bisherigen System erhöht sich sein steuerbares Einkommen um CHF 5300. In Varianten 1 und 2 wären trotz Wegfallens des Eigenmietwerts weiterhin Abzüge in der Höhe der steuerbaren Vermögenserträge (100% respektive 80%) mög- lich. Anders dagegen die Situation in Varianten 3 und 4: Viele Eigentümer sind weder Besitzer einer Renditeliegenschaft noch einer genügend hohen Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft oder Genossenschaft und können daher nichts abziehen. In Variante 5 sind gar keine Abzüge mehr zulässig – auch nicht für Besitzer von Renditeliegenschaften oder Ferienhäuser. Bei hohen Zinsen Anders sieht die Situation dagegen aus, wenn die Hypothekarzinsen wieder steigen. Bei höheren lohnt sich der Zinsen konnten Eigentümer bisher ihre Zinskosten durch entsprechend höhere Abzüge lindern, Systemwechsel nicht weil die Eigenmietwertbesteuerung per Saldo ihr steuerbares Einkommen senkte (Abb. 1). Nach einem Systemwechsel wären Eigentümer bei hohen Zinsen in allen Varianten schlechter gestellt. Ab welchem Zinssatz dies der Fall wäre, hängt stark von der persönlichen Situation ab. Die Bun- desverwaltung schätzt aber, dass der Systemwechsel gemäss Variante 1 bei einem Zinssatz von 3.5% einkommensneutral ist. Das heisst, im Durchschnitt dürften Eigentümer ab einem Zinssatz von 3.5% mehr bezahlen als heute. 1 Weitere Annahmen: Vermögensertrag aus beweglichem Vermögen: CHF 5000; Vermögensertrag aus unbeweglichem Vermögen: CHF 0; Weitere Schuldzinsen: CHF 0; Liegenschaftskosten: Pauschaler Abzug: 20% vom Mietwert (Liegenschaft älter als 10 Jahre) Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 5
Zu viele und Die vielen Varianten, welche die Einschätzung der möglichen Folgen eines Systemwechsels er- fragwürde Varianten schweren, gefährden die ursprüngliche Kompromissbereitschaft von Mieter- und Eigentümerver- bänden. Hier wäre ein Vorschlag, den beide Seiten mittragen, ein eindeutiges Signal für einen Systemwechsel gewesen. In der jetzigen Variantenvielfalt erachten wir aber auch die Vermischung von Themen als problematisch. So würde Variante 5 keine Schuldzinsabzüge für private Besitzer von Renditeliegenschaften mehr ermöglichen. Gleichzeitig müssten die Mieteinnahmen aber wei- terhin versteuert werden, was kein sachgerechtes Ergebnis ist. Zusätzliche Im Rahmen der Wohneigentumsförderung sollen Ersterwerber zusätzliche Abzugsmöglichkeiten für Abzugsmöglichkeiten ihre Hypothekarschuldzinsen erhalten. Der jetzige Vorschlag sieht einen anfänglichen Ersterwer- für Ersterwerber berabzug von max. CHF 10’000 für Ehepaare und max. CHF 5000 für Alleinstehende vor. Dies jedoch nur, sofern die Abzüge nicht bereits dank Vermögenserträgen (sofern je nach Variante überhaupt möglich) realisierbar sind. Die Abzüge sinken über zehn Jahre linear. Die Variantenwahl dürfte anfangs für die meisten keinen Unterschied machen (Abb. 2), da viele Ersterwerber prak- tisch alle Eigenmittel für den Eigentumserwerb aufbringen müssen und daher kaum Vermögenser- träge aus beweglichem oder unbeweglichem Vermögen erzielen. Ersterwerberabzug Im jetzigen Tiefzinsumfeld werden auch Ersterwerber Gewinner eines Systemwechsels sein, liegen hilft nur bei tiefen doch heute selbst bei hohen Fremdfinanzierungen von 80% die bestehenden Abzugsmöglichkei- Zinsen ten tiefer als die höheren Kosten aufgrund des Eigenmietwerts (Abb. 2). Das Rechenbeispiel für ein CHF 750’000 teures Objekt mit 80% Fremdfinanzierung zeigt aber, dass Ersterwerber im Vergleich zum heutigen System stärker von künftigen Zinsanstiegen betroffen wären2. Da Erster- werber zumeist unfreiwillig hoch verschuldet sind, dürften hohe Zinsen in Zukunft für sie eher zu einem Problem werden. Bisher konnten Sie eine hohe Zinsbelastung durch die höheren Abzugs- möglichkeiten zumindest teilweise abfedern. Absoluter In Bezug auf die Ausgestaltung wirft der vorgeschlagene Ersterwerberabzug zusätzlich Fragen auf. Ersterwerberabzug Ziel der absoluten Abzugsobergrenze dürfte es sein, nicht unnötig wohlhabende Ersterwerber- wirft Fragen auf haushalte, die eine Luxusimmobilie kaufen, zu unterstützen. Dabei geht jedoch vergessen, dass es in der Schweiz grosse Unterschiede beim Preisniveau von Wohneigentum gibt. So kostet heute eine mittlere Neubau-Eigentumswohnung mit 4.5 Zimmern in der Stadt Uster CHF 1’124’000. Die gleiche Eigentumswohnung wäre dagegen in Delémont für CHF 513’000 zu haben. Da Haushalte aufgrund ihres sozialen Umfelds sowie ihrer Arbeitssituation in ihrer Wohnortwahl ein- geschränkt sind, werden damit Ersterwerber in teureren Regionen benachteiligt. Fehlende Anreize für Bei einem Wegfall der steuerlichen Abzüge für Liegenschaftsunterhaltskosten ist zu erwarten, Sanierungen dass die Eigentümer weniger in Sanierungsmassnahmen investieren. Dies würde sich negativ auf die Qualität des Schweizer Gebäudebestands auswirken, was sich mittel- bis langfristig auch in einem Wertverlust der Liegenschaften niederschlagen dürfte. Der Rückgang an Sanierungen dürfte auch Teile des Ausbaugewerbes mit tieferen Umsätzen und möglichen Stellenverlusten treffen. Kurzfristig dürfte das Sanierungsvolumen aber steigen, weil etliche bereits geplante Sanie- rungen vorgezogen würden, solange die Abzugsmöglichkeiten noch Bestand haben. Abb. 1: Mögliche Auswirkungen für bestehende Eigentümer Abb. 2: Mögliche Auswirkungen für Ersterwerber Zuschläge/Abschläge auf das steuerbare Einkommen in CHF Zuschläge/Abschläge auf das steuerbare Einkommen in CHF Eigenmietwert Hypothekarzinsen Eigenmietwert Hypothekarzinskosten Liegenschaftskosten Zuschlag/Abzug auf Einkommen Liegenschaftskosten Ersterwerberabzug (Jahr 1) 20'000 Zuschlag / Abzug auf Einkommen 1.5% Hypothekarzins 5.0% Hypothekarzins 15'000 Bisheriges System Systemwechsel Zuschlag Zuschlag 10'000 20'000 5'000 10'000 0 0 -5'000 -10'000 Abschlag Abschlag -10'000 -20'000 -15'000 -30'000 -20'000 -25'000 -40'000 1% 2% 3% 4% 5% 1% 2% 3% 4% 5% Var. 1 Var. 2 Var. 3 Var. 4 Var. 5 Var. 1 Var. 2 Var. 3 Var. 4 Var. 5 Heute Heute Hypothekarzins Hypothekarzins Quelle: Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 05/2019 Quelle: Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 05/2019 2 Weitere Annahmen: Vermögensertrag aus beweglichem Vermögen: CHF 0; Vermögensertrag aus unbeweglichem Vermögen: CHF 0; Weitere Schuldzinsen: CHF 0; Liegenschaftskosten: Pauschaler Abzug: 10% vom Mietwert (Neubau). Mangels Vermögenserträ- gen keine Unterschiede in Varianten 1 bis 4. Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 6
Kein Systemwechsel Der Systemwechsel wird nicht für Zweitwohnungen gelten. Dies ist eine Konzession an die Kan- bei Zweitwohnungen tone mit hohen Zweitwohnungsanteilen, da sie mit hohen Steuerausfällen konfrontiert wären. Entsprechend hoch wäre der Widerstand aus den betroffenen Kantonen, was die Wahrscheinlich- keit eines erfolgreichen Referendums deutlich erhöhen würde. Zumindest aus ökonomischer Per- spektive gibt es aber keinen Grund, Erst- und Zweitwohnungen in Bezug auf die Eigenmietwert- besteuerung unterschiedlich zu behandeln. Zweitwohnungsbesitzer würden bei Variante 5 schlechtergestellt, da in diesem Fall trotz Eigenmietwertbesteuerung die Schuldzinsabzüge wegfie- len. Dafür ergäben sich in den anderen Varianten für Zweitwohnungsbesitzer steuerplanerische Vorteile. Es ist damit zu rechnen, dass auch die Regeln zur interkantonalen Steuerausscheidung angepasst würden. In diesem Falle entstünden beispielsweise Anreize, Umschuldungen zugunsten von Zweitliegenschaften vorzunehmen. Umsetzung kaum Derzeit ist der Gesetzesentwurf in der Vernehmlassung (Abb. 3). Bis am 12. Juli 2019 haben vor 2022 eingeladene Organisationen und Interessengruppen Zeit, Stellung zu beziehen. Die Chance, dass der Entwurf noch vor den Parlamentswahlen im Herbst 2019 in den Kammern besprochen wird, erachten wir als sehr gering. Vor Sommer 2020 scheint uns derzeit ein Entschluss des Parla- ments unrealistisch. Daher ist ein Systemwechsel kaum vor 2022 zu erwarten. Im Falle eines Referendums wäre eine weitere Verzögerung möglich. Gute Realisierungs- Wir erachten die Chancen für einen Systemwechsel gemäss den bisher bekannten Rahmenbedin- chancen bei breit gungen als gut. Der Grund hierfür liegt darin, dass sich sowohl der Mieter- wie auch der Hausei- abgestütztem Gesetz gentümerverband grundsätzlich offen für einen Systemwechsel zeigen. Die bisherigen Anläufe für einen Systemwechsel sind vor allem an der Frage der verbleibenden Abzugsmöglichkeiten ge- scheitert. Entsprechend wichtig wird es sein, dass sowohl Hauseigentümerverband als auch Mie- terverband hinter der endgültigen Form des geplanten Systemwechsels stehen. Ansonsten würde die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Referendums signifikant steigen. Bei Extremvarianten Sollten der Mieter- oder der Hauseigentümerverband nicht hinter dem finalen Gesetz stehen, ist Ausgang ungewiss dürfte der Ausgang eines Referendums alles andere als sicher sein. Zwar machen Eigentümer nur rund 38% der Haushalte aus. Entscheidend dürfte aber die Mobilisierung der Wähler sein. Hier dürfte die Tatsache, dass sowohl Stimmbeteiligung wie auch Eigentumsquote mit zunehmendem Alter ansteigen, den Eigentümern in die Hände spielen. Eine Auswertung aus 13 St. Galler Städ- ten und Gemeinden für alle Abstimmungen seit Frühling 2017 bestätigt diesen Zusammenhang zwischen Alter und Stimmbeteiligung eindrücklich (Abb. 4). Gemäss unseren Schätzungen auf Grundlage des Alters von Wohneigentümern und der Stimmbeteiligung nach Alter dürften die Eigentümer rund 45% der Abstimmenden ausmachen. Sie dürften im jetzigen Zinsumfeld relativ geschlossen für einen Systemwechsel votieren. Folglich wäre bloss die Zustimmung von wenigen Mietern für einen Systemwechsel notwendig. Wie das Schweizer Stimmvolk schlussendlich ent- scheiden wird, dürfte jedoch stark von der finalen Ausgestaltung des Gesetzes und insbesondere den resultierenden Steuerausfällen abhängen. Vor allem Letztere könnten die Gegner doch noch mobilisieren. Abb. 3: Möglicher Zeitplan eines Systemwechsels Abb. 4: Ältere sind eher Eigentümer und gehen häufiger abstimmen Einschätzung aufgrund verfügbarer Informationen Anteil Wohneigentümer und Stimmbeteiligung nach Alter Anteil Wohneigentümer Stimmbeteiligung 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 18 22 26 30 34 38 42 46 50 54 58 62 66 70 74 78 Alter Quelle: Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 05/2019 Quelle: BFS, Kt. St. Gallen Fachstelle für Statistik; letzter Datenpunkt: 03/2019 Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 7
Swiss PropTech-Studie 2019 Grosses Potenzial – aber noch keine Selbstläufer PropTech-Unternehmen sind die Impulsgeber der digitalen Entwicklung in der Immobilienwirtschaft. Sie sorgen zuweilen bei Exponenten der etablierten Immobilienfirmen für unruhige Nächte. Innerhalb kurzer Zeit sind in der Schweiz viele PropTechs entstanden. Die PropTech- PropTech steht für «Property Technology» und bezeichnet technologische Innovationen, die das Landschaft in voller Ziel verfolgen, die Immobilienwirtschaft effizienter zu machen. PropTech-Unternehmen ändern die Blüte Immobilienwirtschaft nachhaltig und werden aber auch selber von dieser geformt. Die grosse Zahl von «Awards», «Pitches» und «Accelerator Workshops» manifestiert das Interesse der Immobilien- industrie an den Jungunternehmen. Erstere erhoffen sich Innovationen und Verbesserungen ihrer Prozesse, Letztere Wachstumschancen und Anwendungsmöglichkeiten für ihre Lösungen, die nicht selten einen Paradigmenwechsel erfordern. Das Verhältnis zwischen der Immobilienwirt- schaft und der jungen PropTech-Branche ist demnach durchaus ein symbiotisches – wenn auch nicht ein völlig konfliktfreies. Starkes Wachstum Der für ihre Trägheit bekannten Immobilienwirtschaft hätte nichts Besseres passieren können als der Branche und das Aufkommen der agilen, technologieaffinen und vorwärtsstrebenden Kleinstfirmen, die davon noch enormes beseelt sind, herkömmliche Muster über den Haufen zu werfen und bisherige Geschäftsmodelle Potenzial zu revolutionieren. Nach anfänglichem Zögern nutzt die grosse Mehrheit der Immobilienwirtschaft die Dienste der PropTechs in der einen oder anderen Form, was sich – ausgehend von tiefen Niveaus – in beeindruckenden Wachstumszahlen der PropTech-Unternehmen niederschlägt. Mit Blick auf das auf dem Schweizer Immobilienmarkt gebundene Kapital und der anhaltend hohen Attraktivität der Anlageklasse ist das Ertragspotenzial für die PropTech-Branche enorm. PropTech-Branche Die Branche ist bereits an einem ersten Wendepunkt. Die stürmischen Gründungsjahre neigen vor der Bewährungs- sich in vielen Fällen dem Ende zu. Das Wachstum erfordert kontinuierliche Mittelzuflüsse, und probe allfällige Fehler können immer weniger mit dem Enthusiasmus der Gründergeneration und dem anfänglichen Startkapital wettgemacht werden. Insofern gilt es für die PropTech-Unternehmen, selbstkritisch die eigene Leistung zu hinterfragen und zeitnah allfällige Korrekturen an der Strate- gie oder der operativen Umsetzung vorzunehmen. Das wird nicht allen gelingen, das war von Be- ginn weg klar. Die Landschaft der PropTech-Unternehmen, wie sie von Schwyter Digital nachge- führt wird, kennt dann auch bereits die Kategorie «Friedhof», auf dem PropTechs, deren Namen verschwunden sind oder die in einer andere Form aufgegangen sind, vor dem Vergessen bewahrt werden. Abb. 5: Gründungsjahr der befragten PropTechs Abb. 6: Herausforderungen der PropTechs «In welchem Jahr wurde Ihre Firma gegründet (Handelsregistereintrag)?» «Welchen Hauptherausforderungen sehen Sie sich gegenwärtig ausgesetzt?» (mehrere Antworten möglich) Gründungsphase Aufbau-/Validierungsphase Geldbeschaffung Kundenbasis vergrössern (Umsatz) Wachstums-/Skalierungsphase Reifephase Rekrutierung Entwicklung v. Technologien Etabliertes Unternehmen Keine Angabe 16 Konkurrenz Organisatiorische Angelegenheiten 14 Regulierungen 5% 13% Anteil an gesamten Antworten in spezifischer Lebenszyklus-Phase 11% 40% 12 35% 5% 14% 30% 10 25% 20% 8 15% 6 10% 52% 5% 4 0% Reifephase Wachstums-/ Alle Phasen Gründungs- Validierungs- Unternehmen Skalierungs- Etabliertes Aufbau-/ 2 phase phase phase 0
Zweite schweizweite Im Herbst 2017 hatten wir die erste schweizweite Umfrage bei den PropTech-Unternehmen PropTech-Umfrage durchgeführt, um etwas Licht in diesen neuen Sektor zu bringen. Damals beschränkten wir uns bewusst auf Firmen, die ab 2010 gegründet worden waren, um den Start-up-Charakter der Prop- Tech Branche zu würdigen und auch zu erforschen. In unserer zweiten Umfrage zu Jahresbeginn 2019 ist die Zuordnung zu einem Start-up keine notwendige Bedingung mehr für die Analyse. Im Vordergrund der Analyse stehen alle Firmen, die mithilfe der Technologie Lösungen für die Immo- bilienwirtschaft entwickeln – unabhängig davon, wann sie gegründet wurden. Die Umfrage will zudem nicht nur der PropTech-Branche den Puls fühlen, sondern auch einen Beitrag zum besse- ren gegenseitigen Verständnis von PropTech- und den etablierten Immobilienunternehmen leisten. Uns war daher wichtig, nicht nur bei den PropTech-Unternehmen Informationen zusammenzutra- gen, sondern auch bei der Immobilienindustrie nachzufragen. Wichtigste Umfrageergebnisse Gründungsfieber hat Die ersten PropTech-Unternehmen wurden bereits vor 2010 gegründet, als es diesen Namen sich stark abgekühlt noch gar nicht gab. Vielfach handelte es sich um Immobilienportale, die ab der Jahrtausendwende die Vermarktung und die Suche nach Immobilien umzukrempeln begannen oder solche, die Soft- ware zur Verwaltung von Immobilien programmierten. Die eigentliche Welle von Start-ups, die Lösungen für die Immobilienwirtschaft entwickelten, begann 2012/2013 und setzte 2014/2015 zu einem regelrechten Höhenflug an. Mittlerweile gibt es über 200 PropTech-Unternehmen in der Schweiz, und die Branche etabliert sich allmählich. Das Gründungsfieber hat sich jüngst markant abgekühlt (Abb. 5). Bloss ein gutes Viertel der PropTech-Unternehmen befindet sich noch in der Gründungs- oder Validierungsphase. Die Hälfte befindet sich mittlerweile in der Skalierungsphase. Diese Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass dem Wachstum praktisch alle anderen Ziele unter- geordnet werden. Umsatz, Umsatz und Die Erhöhung der Verkaufszahlen wird von den PropTech-Unternehmen in unserer Umfrage denn nochmals Umsatz auch als die vordringlichste Herausforderung genannt (Abb. 6). Noch vor der Kapitalbeschaffung und der Einstellung von zusätzlichem Personal ist die Verbreiterung der Kundenbasis beziehungs- weise die Erhöhung der Verkaufserträge in allen Phasen des Lebenszyklus die grösste Herausfor- derung. Dies hängt mit den ausgesprochen grossen Netzwerkeffekten vieler digitaler Geschäfts- modelle zusammen sowie mit den ausgeprägten Skaleneffekten, die nicht selten zu einer «The winner takes it all»-Situation führen. So geht beispielsweise die Anwendung eines Algorithmus bei einem zusätzlichen Kunden mit nur marginal höheren Kosten einher. Wer es also geschafft hat, in einem spezifischen Wirkungsfeld zu den ersten Adressen zu zählen, der hat gute Chancen ein sehr profitables Geschäft zu betreiben. Geschwindigkeit ist daher ein Muss und lässt viele Start- ups im digitalen Bereich die Verbreiterung der Kundenbasis zu einem Zeitpunkt forcieren, wo das Geschäftsmodell noch nicht selbsttragend ist. Selbstredend versuchen die PropTech- Unternehmen in dieser Phase zusätzliche Fachkräfte zu gewinnen. Vor allem Programmierer und Verkaufsverantwortliche werden dringend gesucht. Abb. 7: Bremsfaktoren bei den PropTechs Abb. 8: Bremsfaktoren bei der Immobilienwirtschaft «Welches sind seitens der PropTechs die grössten Hürden zur Erzielung besserer «Welches sind seitens der Immobilienwirtschaft die grössten Hürden zur Erzielung Verkaufszahlen?» (mehrere Antworten möglich) besserer Verkaufszahlen?» (mehrere Antworten möglich) 50% 40% Anteil an allen Antworten Anteil an allen Antworten 40% 30% 30% 20% 20% 10% 10% 0% 0% Entscheidungsverfahren Kooperationsbereitschaft Schlüsselpersonen Potenzielle Käufer treffen (hohe Barrieren beim Andere macht (Innovation nicht passen nicht gut genug Benutzerbedürfnisse Andere Nicht dieselbe Sprache für Produkte des Käufers Legacy-Technologie Ersatz bestehender Unklare Wertschöpfung begrenzte Marketing- Lange und komplexe Kein Zugang zu Eingeschränktes Produkt und Markt Verständnis der (Kommunikations- keine Entscheidung Kleine Marke und Technologien) schwierigkeiten) bekannt genug) Unzureichende zusammen sprechen Quelle: Credit Suisse PropTech-Umfrage 2019 (N = 58) Quelle: Credit Suisse PropTech-Umfrage 2019 (N = 51) Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 9
Starker Drang nach Ungefähr 80% der KMU in der Schweiz erzielen keine Umsätze im Ausland. Sie beschränken Ihre internationaler Geschäftstätigkeit also zu weiten Teilen auf den Binnenmarkt. Ganz anders die PropTech- Expansion Unternehmen: Nur 15% der Befragten wollen nichts von einer Internationalisierung wissen. Rund ein Drittel ist bereits international aufgestellt, und knapp 20% planen diesen Schritt noch innert Jahresfrist. Insgesamt streben über 80% früher oder später eine internationale Expansion an. Der Zwang, so rasch wie möglich das eigene Produkt oder die eigene Dienstleistung möglichst vielen Kunden anzubieten, lässt den Drang nach internationaler Expansion als logische Folge der Unter- nehmensentwicklung in der Skalierungsphase erscheinen. Kein Die PropTech-Branche ist von der Immobilienwirtschaft durchaus wohlwollend empfangen wor- überschwänglicher den, doch gewartet hat man auf sie nicht wirklich. Nur gerade 7% der befragten PropTech- Empfang, … Unternehmen bezeichnen die Immobilienwirtschaft als «sehr empfänglich» für die Lösungen der Jungunternehmen. Immerhin attestieren über die Hälfte der PropTech-Unternehmen der Immobi- lienwirtschaft, sie sei «einigermassen empfänglich». Die PropTech-Unternehmen kämpfen vor allem mit einem Problem, das alle Neuankömmlinge haben: dem geringen Bekanntheitsgrad. Mit einer Marke, die noch kaum jemand kennt, und mit den Marketingmitteln einer Kleinfirma ist der Kampf um die Aufmerksamkeit der Immobilienindustrie ein schwieriges Unterfangen. Die Prop- Techs sehen diese Schwierigkeiten denn auch als ihre grösste Herausforderung im Bemühen, ihre Verkaufszahlen rasch zu erhöhen (Abb. 7). … trotzdem Die PropTech-Branche kann dennoch respektable Anfangserfolge vorweisen. Unter den Auskunft respektable Erfolge gebenden Umfrageteilnehmern konnten alle im Jahr 2018 ihren Umsatz halten oder ausdehnen der PropTech- (Abb. 9). 90% vermelden einen Umsatzanstieg, der zudem bei drei Viertel grösser als 50% aus- Branche, … fiel. Nicht wenige konnten ihren Umsatz sogar mehr als verdoppeln. Mit diesem Hintergrund wer- den auch die forschen – um nicht zu sagen euphorischen – Wachstumsabsichten der PropTech- Branche in Bezug auf Personaleinstellungen erklärbar. Kein einziger der Umfrageteilnehmer rech- net mit einem Beschäftigungsabbau. 88% erwarten ein weiteres Personalwachstum, das im Mittel rund 60% ausmachen soll – obwohl die Branche bereits im Jahr 2018 mit hohen Beschäftigungs- zuwächsen aufwarten konnte. … und dennoch keine Trotz dieser erstaunlichen Wachstumszahlen ist die Wegstrecke noch lang und die weiterhin er- Selbstläufer folgreiche Entwicklung nicht in Stein gemeisselt. Aufgrund der Angaben der Umfrageteilnehmer folgern wir, dass schätzungsweise erst ein Fünftel der PropTech-Unternehmen profitabel arbeitet. Viele tun sich schwer mit den langen und komplexen Entscheidungsprozessen auf Seiten der Immobilienindustrie (Abb. 8). Hier treffen Welten aufeinander. Zwischen den etablierten Unter- nehmen der Immobilienwirtschaft und den jungen PropTech-Unternehmen bestehen bezüglich Grösse, Wendigkeit und Betriebskultur massive Unterschiede, die für die Zusammenarbeit nicht nur förderlich sind. Kommt hinzu, dass die PropTech-Branche zwar sehr stark technologielastig ist, die Immobilienkenntnis – also das «Prop» – aber eher schwach ausgebildet ist. Weniger als ein Fünftel aller Gründer kommt aus dem Immobiliensektor. Die Gründer stammen zumeist aus dem IT-Sektor (29%) oder aus dem Hochschulumfeld (24%). Das wiederum hat den Vorteil, dass die PropTech-Unternehmen mit einer frischen und unbelasteten Herangehensweise an das Thema Immobilien aufwarten können. Abb. 9: Umsatzentwicklung in den letzten 12 Monaten Abb. 10: Zielerreichung «Wie hat sich der Umsatz gegenüber dem Vorjahr verändert?» "Haben die bisherigen Kooperationen mit PropTech-Unternehmen die Erwartungen erfüllt?» 9 Anzahl PropTechs 8 7 12% 6 18% 5 Vollumfänglich 4 3 Zum grössten Teil 2 1 33% Zum Teil 0 37% mehr als 400% < 0% 0% - 5% 5% - 10% 75% - 100% 100% - 150% 150% - 200% 200% - 300% 300% - 400% 10% - 15% 15% - 20% 20% - 25% 25% - 50% 50% - 75% Keine Antwort Kaum Quelle: Credit Suisse PropTech-Umfrage 2019 (N = 48) Quelle: Credit Suisse Immobilienindustrie-Umfrage 2019 (N = 29) Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 10
Hohe Marktdurch- Die Zusammenarbeit der PropTech-Branche mit der Immobilienwirtschaft ist auf einem guten dringung … Stand. 86% der Befragten arbeiten mit PropTech-Unternehmen zusammen oder beziehen eines oder mehrere Produkte oder Dienstleistungen von diesen. 42% der Immobilienunternehmen ge- ben sogar an, Geschäftsbeziehungen zu drei und mehr PropTech-Unternehmen zu unterhalten. Der Grossteil der Kooperationen ist allerdings erst in den letzten drei Jahren entstanden. Die Initia- tive zur Zusammenarbeit ging dabei etwas häufiger von der Immobilienindustrie aus. Letztere setzt offensichtlich nicht selten auf die Hilfe von externen Beratern, wenn es darum geht, das geeig- netste PropTech-Angebot zu identifizieren. … trotz Was die Zielerreichung der gegenseitigen Kooperationen anbelangt, besteht jedoch noch einiges durchzogenem an Verbesserungspotenzial. Vollständig zufrieden mit den gemeinsamen Projekten zeigten sich nur Leistungsausweis 18% der Immobilienindustrie (Abb. 10). Immerhin hält eine klare Mehrheit die Ziele für vollständig oder mehrheitlich erfüllt. Bei 33% wurden die Ziele hingegen nur teilweise erreicht und bei 12% sogar nur spärlich. Zusätzliche Kooperationen im Jahr 2019 planen nur etwas mehr als die Hälfte der Immobilienunternehmen, die bereits mit PropTech-Unternehmen zusammenarbeiten. Zwei Fünftel von Ihnen haben sich noch nicht entschieden. Das deutet auf gewisse Abstimmungsprob- leme hin. Durchaus selbstkritisch orten denn auch nicht wenige PropTech-Unternehmen, dass der Mehrwert ihrer Produkte für die Abnehmer zuweilen unklar ist (Abb. 7). Dies wurde als zweitwich- tigster Bremsfaktor angegeben, um höhere Verkaufszahlen zu generieren. Hausaufgaben Die PropTech-Branche hat demnach durchaus einige Hausaufgaben zu erledigen, will sie die erledigen bisherigen Erfolge fortsetzen. Und auf eine Fortsetzung der Entwicklung ist die Branche angewie- sen. Wie schon erwähnt, dürfte schätzungsweise erst ein Fünftel der PropTech–Unternehmen profitabel sein. Insofern gilt es für die Branche, die ins Spiel gebrachten Massnahmen für ein besseres Zusammenspiel der beiden Welten ernst zu nehmen. Von der Immobilienindustrie kommt beispielsweise der Wunsch nach mehr Verständnis für deren Entscheidungsprozesse. Als förder- lich für die Zusammenarbeit werden des Weiteren auch häufigere Kontakte und vermehrte Ange- bote für Pilotprojekte erachtet. Zudem sind die Segmente der Immobilienwirtschaft, welche die PropTech-Branche als ihre Zielbereiche ansteuert, nur zum Teil deckungsgleich mit den Feldern, auf denen sich die Immobilienindustrie eine fruchtbare Zusammenarbeit erhofft (Abb. 11 und Abb. 12). Wechselseitige Es wird interessant zu beobachten sein, ob mit weiterem Fortschreiten der wechselseitigen Ko- Annäherung operation die PropTech-Branche ihre Eigenständigkeit wird wahren können oder ob es zu einer Annäherung bzw. Verschmelzung der beiden Bereiche kommen wird. Bereits heute haben 11% der Immobilienindustrie bereits eine oder mehrere PropTech-Unternehmen akquiriert, und weitere 26% geben an, finanziell an einem oder mehreren PropTech-Unternehmen beteiligt zu sein. Zu- dem ist davon auszugehen, dass die Immobilienwirtschaft zusehends versucht, die Technologie intern selber zu nutzen und dadurch mit der Zeit die Aufgaben der PropTech-Unternehmen über- nimmt. Dereinst dürfte es somit immer schwieriger werden, die beiden Branchen auseinanderzu- halten und auch getrennt zu erforschen. Sollte das irgendwann nicht mehr möglich sein, wäre jedoch das Ziel der PropTech-Unternehmen, die Branche zu revolutionieren, erreicht. Abb. 11: Ungleiche Interessen von Industrie und PropTech Abb. 12: Segmente mit nicht ausgeschöpften und überdehntem Potenzial Zielsegmente der PropTech-Unternehmen und Kooperationspotenzial gemäss Differenz zwischen Zielsegmenten der PropTech-Unternehmen und dem Kooperati- Immobilienbranche onspotenzial gemäss Immobilienbranche Immobilienindustrie PropTechs ungenutztes Potenzial der Zusammenarbeit übermässiger Fokus Immobilien-/Vermögensverwaltung Immobilien-/Vermögensverwaltung Beratung/Bewertung Beratung/Bewertung Bau/Bauleitung Bau/Bauleitung Design/Planung/Entwicklung Design/Planung/Entwicklung Portfoliomanagement Portfoliomanagement Gebäudemanagement Gebäudemanagement Verkauf Verkauf Kurzzeitmiete Kurzzeitmiete Langzeitmiete Langzeitmiete Finanzierung/Crowdfunding Finanzierung/Crowdfunding Heimservice (Möbeltransport, etc.) Heimservice (Möbeltransport, etc.) Unternehmensimmobilien Unternehmensimmobilien Andere Andere 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% -6% -4% -2% 0% 2% 4% 6% Quelle: Credit Suisse PropTech- und Immobilienindustrie-Umfrage 2019 Quelle: Credit Suisse PropTech- und Immobilienindustrie-Umfrage 2019 Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 11
Baugewerbe Umbauten und Sanierungen sorgen für gewisse Stabilität Das Bauen im Bestand verspürt Aufwind. Einiges spricht dafür, dass dieser Trend noch längere Zeit anhalten könnte. Doch Umbau, Ausbau und Sanierungen werden die sich mittelfristig abzeichnenden Rückgänge im Neubaugeschäft nur teilweise kompensieren. 15 Jahre Aufschwung Bereits seit 15 Jahren spüren die Umsätze des Baugewerbes Aufwind (Abb. 13). Dank hoher Zuwanderung, steigenden Investitionen in die Infrastruktur und sinkenden Zinsen hat die Branche die globale Finanzkrise gut überstanden. Auch die vorübergehende konjunkturelle Schwäche und der Rückgang der Zuwanderung ab 2015 haben keine Trendwende bewirkt, da Immobilien im Zuge der Negativzinspolitik zum unverzichtbaren Renditebringer aufgestiegen sind (S. 17). Wohnungsbau hat Doch auch dieser Aufschwung wird früher oder später enden. Aktuell geben insbesondere die Höhepunkt steigenden Überangebote auf dem Mietwohnungsmarkt Anlass zur Sorge. Spätestens dann, wenn überschritten die Zinsen dereinst wieder steigen, dürfte es hier zu einer Korrektur kommen und die Umsätze aus dem Wohnungsbau dürften deutlich nachlassen. Auch wenn wir noch nicht von einer anhaltenden Trendwende ausgehen, ist in den kommenden Quartalen bereits mit einer gewissen Abschwä- chung des Wohnungsbaus zu rechnen, wurden doch seit dem zweiten Halbjahr 2018 deutlich weniger Wohneinheiten baubewilligt (S. 15). Hoher Die solide Umsatzentwicklung im Bauhauptgewerbe zeichnet jedoch ein unvollständiges Bild be- Wettbewerbsdruck züglich des Zustands der Schweizer Baubranche. Niedrige Markteintrittshürden haben zu einem hohen Wettbewerbsdruck geführt. Das Resultat sind tiefe Gewinnmargen (durchschnittlich unter 3% netto) und eine seit Jahren steigende Zahl von Insolvenzfällen. Insbesondere auf den Neubau von Wohnungen spezialisierten Baumeistern, die schwergewichtig in Regionen mit bereits heute erhöhten Leerständen tätig sind, droht ein markanter Rückgang der Nachfrage. Sie sind gut bera- ten, bereits heute dieses Risiko zu antizipieren und mittels Massnahmen wie einer Überarbeitung der Angebotspalette, einer Stärkung der Eigenkapitalbasis, sowie Kooperationen und Innovations- projekten die negativen Auswirkungen eines solchen Ereignisses zu begrenzen. Abb. 13: Solide Umsatzentwicklung im Bauhauptgewerbe Abb. 14: Bauen im Bestand gewinnt an Bedeutung Bauindex real, Index: 1.Q 1999 = 100; Punkte = Trenderwartung Baubewilligte Hochbauinvestitionen in CHF Mio. (linke Skala); * 2019: Stand 1.Q 145 Umbau/Sanierung/Ausbau Anteil an Gesamtbauvolumen (r. Skala) Bauindex Hochbauindex Tiefbauindex 140 14'000 35% 135 12'000 30% 130 10'000 25% 125 120 8'000 20% 115 6'000 15% 110 4'000 10% 105 2'000 5% 100 0 0% 95 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013 2016 2019* 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Quelle: Credit Suisse, Schweiz. Baumeisterverband; letzter Datenpunkt: 2.Q 2019 Quelle: Baublatt, Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 1.Q 2019 Bauen im Bestand als Die grössten Chancen im Hochbau sind derzeit beim Bauen im Bestand, d.h. bei Umbau, Sanie- Chance rungen und Ausbau auszumachen. Gemessen an den erteilten Baubewilligungen betrafen 2018 26.7% des geplanten Investitionsvolumens im Hochbau solche Projekte. Der Anteil des Bauens im Bestand ist damit grösser als je zuvor in den vergangenen 25 Jahren (vgl. Abb. 14). Gewisse Regionen wiesen in den vergangenen zehn Jahren gar einen Anteil von einem Drittel und mehr auf (Abb. 15). Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil etwa in urbanen Regionen mit knappen Bau- landreserven und in Regionen mit vergleichsweise altem Gebäudebestand. Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 12
Treiber: Geringere Für eine Fortsetzung des Trends zu steigenden Auftragsvolumina in den Bereichen Umbau, Sa- Zinssensitivität und nierungen und Ausbau sprechen landesweit vor allem zwei Faktoren: Zum einen dürfte die Nach- Nachhaltigkeitstrend frage nach Sanierungsarbeiten weniger stark unter zukünftigen Zinserhöhungen leiden als das … Neubaugeschäft. Werterhaltende Arbeiten folgen primär dem Gebäudelebenszyklus und nicht dem Zinszyklus. Zum anderen dürfte sich der Trend zu energetischen Sanierungen auch in den kom- menden Jahren fortsetzen, da diese sich oft auszahlen: Sie senken die Betriebskosten, erhöhen die Mieterträge und tragen zum Selbstverständnis von Unternehmen und Konsumenten als nach- haltig agierende Akteure bei. Ausserdem kommen hier weiterhin fiskalische Anreize zum Tragen: Im Rahmen der Energiestrategie 2050 wird das Gebäudeförderprogramm von Bund und Kantonen fortgeführt und mit zusätzlichen Mitteln aus der CO2-Abgabe alimentiert. … sowie Leerstände, Auf regionaler Ebene kommen zusätzliche Treiber hinzu. Ein erster betrifft Regionen mit erhöhten Baulandknappheit Leerständen. In diesen hat sich der Wettbewerb um Mieter intensiviert. Dabei haben Eigentümer und Zweitwohnungs- älterer Bestandesliegenschaften, die nicht mehr den heutigen Bedürfnissen entsprechen, nicht gesetz selten das Nachsehen. Sanierungen und Umbau sind dabei ein Mittel, um die Liegenschaften am Markt neu zu positionieren. Zweitens ist insbesondere in den Agglomerationen das Bauland zu- nehmend knapp und die Umsetzung des revidierten Raumplanungsgesetzes verlangt auch aus- serhalb dieser nach einer höheren Dichte. Neben Ersatzneubauten sind auch Umbau und Ausbau beziehungsweise Aufstockungen Massnahmen, um eine solche zu erreichen. Der Dritte Treiber ist das Zweitwohnungsgesetz. Dieses schränkt den Neubau in den betroffenen Tourismusregionen ein und erhöht den Wert von altrechtlichen Bestandesobjekten, die keinen Nutzungseinschrän- kungen unterliegen. Altrechtliche Erstwohnungen können beispielsweise umgebaut und als Zweitwohnungen verkauft oder vermietet werden. Wo der Baumarkt Während in den kommenden 6 bis 18 Monaten nur noch in 31 der 110 Wirtschaftsregionen mit weiter wächst tendenziell steigendem Neubau-Auftragsvolumen gerechnet werden darf, sind es beim Bauen im Bestand noch eine knappe Mehrheit von 56 Regionen (Abb. 16). Insbesondere entlang der Achse Winterthur – Basel, in der Waadt, im Wallis und im Tessin können Umbau-, Sanierungs- und Ausbauarbeiten das rückläufige Auftragsvolumen im Neubaugeschäft vorerst teilweise auffangen. Fazit: Rückgang im Von vollständiger Kompensation kann hingegen nicht die Rede sein. Das gesamte bewilligte Neubaugeschäft kann Hochbauvolumen der vergangenen 12 Monate liegt 7.2% tiefer als vor Jahresfrist. Ein hypotheti- nur teilweise scher Rückgang des Neubaugeschäfts um 20% – denkbar etwa in einem Szenario mit Zinserhö- kompensiert werden hung oder andauernder Rezession – bedürfte für eine vollständige Kompensation eines Anstiegs des Bestandsgeschäfts um rund 55%. Das ist wenig realistisch. Jedoch dürfte das Ausbauge- werbe in einem solchen Szenario deutlich weniger Federn lassen als das Bauhauptgewerbe, des- sen Umsätze stärker vom Neubaugeschäft abhängig sind. Abb. 15: Hoher Anteil des Bestandsgeschäfts in Ballungsräumen Abb. 16: Wo wächst der Baumarkt weiter? Anteil Umbau/Sanierung/Ausbau am regionalen Hochbauvolumen der letzten zehn Regionen, für die in den kommenden 6 bis 18 Monaten gemäss Baugesuchen mit Jahre steigenden Hochbauvolumen zu rechnen ist > 35% Schaffhausen Keine Zunahme Schaffhausen 30 – 35% Neubau Basel Frauenfeld Basel Frauenfeld 25 – 30% Liestal Umbau/Sanierungen/Ausbau Liestal 20 –25% Aarau Zürich Herisau Beides Aarau Zürich Herisau Delémont Delémont Appenzell Appenzell < 20% Solothurn Solothurn Zug Zug Luzern Schwyz Glarus Luzern Schwyz Glarus Neuchâtel Stans Neuchâtel Stans Bern Bern Sarnen Altdorf Chur Sarnen Altdorf Chur Fribourg Fribourg Lausanne Lausanne Genève Sion Bellinzona Genève Sion Bellinzona Quelle: Baublatt, Credit Suisse, Geostat; letzter Datenpunkt: 03/2019 Quelle: Baublatt, Credit Suisse, Geostat; letzter Datenpunkt: 03/2019 Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 13
Wohneigentum Hypothekarvolumenwachstum legt wieder etwas zu Abb. 17: Wachstum Hypothekarvolumen Privathaushalte Nominales Wachstum des Hypothekarvolumens von Privathaushalten 7% Jüngst hat das Hypothekarvolumenwachstum der privaten Privathaushalte, nominal Durchschnitt Privathaushalte 1986 – 2018, nominal Haushalte wieder etwas an Dynamik gewonnen. Im Februar 6% 2019 belief sich das Plus im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 2.8%. Die Gründe hierfür dürften einerseits im starken 5% Wirtschaftswachstum 2018 und der sinkenden Arbeitslosig- 4% keit liegen, was die Nachfrage nach Eigentum positiv beein- flusst hat. Anderseits dürften die seit Ende 2018 deutlich 3% gesunkenen Hypothekarzinsen ebenfalls ein wichtiger Trei- 2% ber gewesen sein. Aufgrund der hohen Eigenmittel- und kalkulatorischen Tragbarkeitsanforderungen sowie der aktu- 1% ell nachlassenden Wirtschaftsdynamik dürfte das Potenzial für einen weiteren Wachstumsschub beschränkt bleiben. 0% 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Quelle: Schweizerische Nationalbank, Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 02/2019 Eigentumsproduktion bleibt rückläufig Abb. 18: Bautätigkeit Wohneigentum Anzahl Wohneinheiten, gleitende 12-Monats-Summe Die Bautätigkeit von Wohneigentum nimmt kontinuierlich ab. 25'000 Im laufenden Jahr dürfte die Eigentumsproduktion einen neuen Tiefststand erreichen. Daran dürfte sich noch längere 20'000 Zeit nichts ändern. So sind in den letzten 12 Monaten nur noch knapp 12’500 Eigentumswohnungen bewilligt worden. 15'000 Das ist ein Minus von 13% im Vergleich zum Vorjahr. Die Entwicklung der Gesuche (–6%) lässt aber vermuten, dass 10'000 der derzeitige Rückgang überzeichnet ist. Auch die Anzahl bewilligter Einfamilienhäuser ist rückläufig. Innert Jahresfrist Baugesuche Eigentumswohnungen 5'000 Baubewilligungen Eigentumswohnungen wurden noch rund 6300 Objekte bewilligt, was einem Minus Baugesuche Einfamilienhäuser von 14% zum Vorjahr entspricht. Im gleichen Zeitraum san- Baubewilligungen Einfamilienhäuser 0 ken die Gesuche um 10%. 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Quelle: Baublatt, Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 03/2019 Preiswachstum hat sich Anfang Jahr beschleunigt Abb. 19: Preiswachstum Wohneigentum mittleres Segment Jahreswachstumsraten; gestrichelte Linien: Durchschnitt 2000 – 2018 Die Hypothekarzinsen, die seit Ende 2018 wieder auf sehr 10% Einfamilienhäuser Eigentumswohnungen tiefe Niveaus gesunken sind, und die geringe Eigentums- 8% produktion machen sich in der Preisentwicklung von Wohn- eigentum bemerkbar. Diese hat sich Anfang Jahr beschleu- 6% nigt. Im 1. Quartal 2019 lagen die Preise von Eigentums- 4% wohnungen im Vergleich zum Vorjahr um 2.6% höher. Da- 2% mit bleibt das Wachstum aber unter dem langjährigen Mittel von 3.8%. Bei Einfamilienhäusern war dagegen ein Plus von 0% 4.3% zu verzeichnen, was über dem Mittel von 3.2% liegt. -2% Für den weiteren Jahresverlauf rechnen wir aufgrund der -4% tieferen Wirtschaftsdynamik mit einer nachlassenden Preisdynamik. Dabei dürfte das Plus weiterhin bei Einfamili- -6% 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 enhäusern höher ausfallen als bei Eigentumswohnungen. Quelle: Wüest Partner, Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 1.Q 2019 Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 14
Mietwohnungen Nettozuwanderung nimmt wieder leicht zu Abb. 20: Nettozuwanderung nach Nationalität Ständige Wohnbevölkerung, 12-Monats-Summe, inklusive Registerkorrekturen Die Talsohle bei der zuvor seit 2015 rückläufigen Zuwande- EU-17/EFTA EU-8 EU-2 Übriges Europa Übrige Welt rung ist dank dem Wiederanstieg des Beschäftigungswachs- 80'000 tums in den vergangenen zwei Jahren durchschritten. Insge- 70'000 samt lag der Wanderungssaldo der letzten 12 Monate 5.7% 60'000 über der Vorjahresperiode. Die grössten Wachstumsbeiträge 50'000 stammen dabei von Migranten aus den EU-17-Staaten 40'000 (insbesondere Deutschland und Italien), aber auch aus Dritt- staaten in Asien. Trotz Abschwächung des Wirtschafts- 30'000 wachstums dürfte die Beschäftigung in der Schweiz im lau- 20'000 fenden und nächsten Jahr weiter wachsen (Prognose: je 10'000 1.2%). Entsprechend dürfte sich der leichte Aufwärtstrend 0 vorerst fortsetzen. Die hohen Wanderungssaldi der Jahre vor 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2016 bleiben jedoch unerreicht. Quelle: Staatssekretariat für Migration, Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 03/2019 Weniger neue Mietwohnungen geplant Abb. 21: Baubewilligte Mietwohnungen Anzahl Wohneinheiten pro Quartal Im 1. Quartal 2019 war die Anzahl baubewilligter Mietwoh- Bewilligte Mietwohnungen Mittelwert seit 2002 Gleitendes 4-Q.-Mittel 8'000 nungen wie bereits in den zwei Quartalen zuvor deutlich rückläufig. Mit 5700 Wohneinheiten wurden über 1500 7'000 Wohnungen weniger baubewilligt als noch vor Jahresfrist. 6'000 Gemessen am langfristigen Mittel und den bestehenden 5'000 Überangeboten bleibt die Bautätigkeit vorerst hoch, auch 4'000 wenn in den kommenden Quartalen mit einer gewissen Beruhigung zu rechnen ist. Zurzeit scheint es jedoch eher 3'000 unwahrscheinlich, dass sich diese Beruhigung mittelfristig 2'000 fortsetzen wird. Die neu eingereichten Baugesuche haben in 1'000 den vergangenen 12 Monaten nur geringfügig nachgegeben 0 (–2.7%), und wir rechnen mit einer anhaltend hohen Investi- 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 tionstätigkeit in Immobilien (vgl. S. 17). Quelle: Baublatt, Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 1.Q 2019 Hohes Angebot lastet auf den Mieten Abb. 22: Angebotsziffer und Entwicklung der Angebotsmieten Ausgeschriebene Mietwohnungen in % des Mietwohnungsbestands Für über 5% aller Mietwohnungen werden gegenwärtig Veränderung Angebotsmieten (zum Vorjahresquartal) Angebotsziffer 6% Mieter gesucht. Die Angebotsziffer, die den Anteil ausge- schriebener Wohnungen am Bestand misst, hat sich zwar in 5% den letzten Quartalen stabilisiert, bewegt sich jedoch auf 4% dem höchsten Niveau der vergangenen 13 Jahre. Aus- 3% serhalb der besten Lagen in den Agglomerationen hat sich 2% die Marktmacht daher von den Vermietern auf die Mieter 1% verlagert. Um längere Leerstände zu vermeiden, müssen 0% Erstere zunehmend auch die Mietpreise nach unten anpas- -1% sen. Gemäss Wüest Partner lagen die Mieten ausgeschrie- -2% bener Wohnungen im 1. Quartal 2019 um 1.9% tiefer als -3% im Vorjahresquartal. 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Quelle: Meta-Sys AG, Wüest Partner, Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 1.Q 2019 Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 15
Kommerzielle Immobilien Abschwächung des Beschäftigungswachstums Abb. 23: Entwicklung der Bürobeschäftigung Jährliche Veränderung der Anzahl Bürobeschäftigten auf Vollzeitbasis, in % Die starke Konjunktur hat das Beschäftigungswachstum Industrie Bau Handel Verkehr/Transport 2018 beflügelt und damit zu einer steigenden Nachfrage Gastgewerbe Information/Kommunikation Finanzdienstleistungen Unternehmensdienstleistungen nach Büroflächen geführt. Das Gesamtbeschäftigungs- 5% Gesundheit/öffentliche Dienste Rest wachstum verzeichnete im 2. Quartal 2018 seinen Höhe- 4% Total punkt von 2% und schwächte sich bis zum Jahresende 3% leicht auf 1.6% ab. Die Ursache liegt vor allem in der schwachen Beschäftigungsentwicklung des Bau- und Gast- 2% gewerbes. Da diese Sektoren aber einen vergleichsweise 1% geringen Anteil an Bürobeschäftigten aufweisen, gab es 0% keinen so deutlichen Rückgang im Wachstum der Bürobe- -1% schäftigung. Im Verlauf des Jahres 2019 ist mit einer weite- ren Abschwächung der Büroflächennachfrage zu rechnen. -2% 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 4.Q 2018 Rückläufige Ausweitung von Büroflächen Abb. 24: Projektierung von Büro- und Verkaufsflächen Bausumme in CHF Mio., Neu-/Anbau, gleitende 12-Monats-Summe Neubaubewilligungen Büroflächen Die Baubewilligungen von Büroflächen befinden sich weiter- Neubaugesuche Büroflächen hin nahe am langjährigen Mittel von knapp CHF 2 Mrd. Mittelwert Neubaubewilligungen Büroflächen Neubaubaubewilligungen Verkaufsflächen Spürbar sinkende Bausummen bei den Baugesuchen in den Neubaugesuche Verkaufsflächen 4'000 Mittelwert Neubaubewilligungen Verkaufsflächen letzten zwei Jahren von CHF 2.9 Mrd. im März 2017 auf 3'500 aktuell CHF 1.7 Mrd. deuten aber darauf hin, dass auch die 3'000 Bewilligungen bald nachgeben könnten. Eine geringere 2'500 Ausweitung an Büroflächen würde die Erholung am Büro- 2'000 markt unterstützen. Die Baubewilligungen von Verkaufsflä- 1'500 chen liegen dagegen bereits seit Ende 2013 deutlich unter 1'000 dem langjährigen Mittelwert. Investoren agieren in diesem 500 Marktsegment sehr vorsichtig, weil der wachsende Online- 0 handel die Nachfrage nach Verkaufsflächen spürbar redu- 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 ziert. Quelle: Baublatt, Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 03/2019 Uneinheitliche Entwicklung bei den regionalen Büromieten Abb. 25: Büromieten Hedonischer Mietpreisindex in verschiedenen Regionen: 1. Quartal 2005 = 100 Die steigende Nachfrage bei moderater Ausweitung hat zu 160 Stadt Zürich Stadt Genf einer Erholung an den Büroflächenmärkten geführt. Insbe- Stadt Lausanne 150 sondere an den inneren Büromärkten der Grosszentren ist Region Basel Region Bern das ausgeschriebene Flächenangebot deutlich zurückge- 140 Übrige Schweiz gangen. Allerdings hat sich die Erholung noch nicht in die 130 äusseren und peripheren Büromärkte ausgeweitet. Bei den Büromieten ist die Erholung vor allem in der Stadt Zürich zu 120 erkennen, wo die Mieten 2018 um 5% gestiegen sind. In 110 den Regionen Basel und Bern sind sie in den letzten Jahren mehr oder weniger stabil geblieben. Dagegen sind die Mie- 100 ten in Genf und Lausanne weiter rückläufig, was aber bei 90 fortschreitender Erholung ein Ende finden sollte. 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 Quelle: Wüest Partner, Credit Suisse; letzter Datenpunkt: 4.Q 2018 Immobilienmonitor I 2. Quartal 2019 16
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