Zeit des starken Wachstums auch in der Schweiz vorbei - Credit Suisse
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Investment Solutions & Products Swiss Economics Zeit des starken Wachstums auch in der Schweiz vorbei Monitor Schweiz | März 2019 Konjunktur Schweiz Fokus Geldpolitik Schweizer Wirtschaft dürfte Ein Wachstumseinbruch in China Leitzinserhöhung nicht vor 2020 2019 um 1.5% wachsen würde die Schweiz vor allem indirekt treffen Seite 6 Seite 10 Seite 14
Impressum Herausgeber: Credit Suisse AG, Investment Solutions & Products Dr. Burkhard Varnholt Vice Chairman IS&P +41 44 333 67 63 burkhard.varnholt@credit-suisse.com Dr. Oliver Adler Chefökonom, CIO Office Schweiz +41 44 333 09 61 oliver.adler@credit-suisse.com Bestellungen Direkt bei Ihrem Kundenberater oder bei jeder Geschäftsstelle der Credit Suisse Interne Bestellungen via MyShop mit Mat.-Nr. 1545771 Abonnements mit Publikationscode MSD (HOST: WR10) Druck gdz AG, Zürich Redaktionsschluss 13. März 2019 Copyright Die Publikation darf mit Quellenangabe zitiert werden. Copyright © 2019 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. Mitwirkung Ewelina Krankowska Christine Mumenthaler Andreas Weber 2 Swiss Issues Konjunktur | März 2019
Editorial Liebe Leserinnen und Leser Im Rückblick auf die letzten zwei Jahrzehnte manifestieren sich zwei zentrale Trends, welche die Weltwirtschaft verändert haben: erstens die enormen Umwälzungen in der Technologie (Stichwör- ter: Internetdurchdringung und Digitalisierung) und zweitens der ebenso dramatische Aufstieg Chi- nas zur wirtschaftlichen Grossmacht. Beide Trends wecken Hoffnungen, aber jüngst vor allem auch Ängste. Die Ängste betreffend China gehen dabei in zwei – vollkommen entgegengesetzte – Richtungen. Einerseits nehmen die Sorgen über eine sich möglicherweise ausweitende Schwäche der chinesi- schen Wirtschaft zu, und dies schon seit Anfang 2018, also lange vor der Verhängung von US- Strafzöllen auf chinesische Importe. Mit dem Beginn des US-chinesischen «Handelskriegs» akzen- tuierten sich diese Sorgen weiter. In unserem Hauptszenario gehen wir davon aus, dass sich die beiden Kontrahenten im Laufe der nächsten Wochen oder Monate auf einen Deal einigen werden, denn die Zölle schaden ganz klar beiden Ländern. Jedoch ist selbst dann nicht garantiert, dass die wirtschaftliche Abkühlung in China rasch ein Ende findet, ist doch das Wachstum im Reich der Mitte in den vergangenen Jahren grossenteils dank eines massiven und kaum nachhaltigen Auf- baus von Schulden, vor allem bei den Staatsunternehmen, zustande gekommen. Gleichzeitig ver- schlechtert sich die demografische Situation infolge der jahrzehntelang verfolgten Ein-Kind-Politik zusehends. Ein Szenario wie Anfang der 1990er-Jahre in Japan, wo das Wachstum nach einem Jahrzehnt mit einem kreditgetriebenem Wachstumsboom plötzlich scharf einknickte, kann nicht ganz ausgeschlossen werden, auch wenn uns eine fortgesetzte graduelle Wachstumsverlangsa- mung deutlich realistischer zu sein scheint. Unser Fokusartikel zeigt auf, welche direkten und indi- rekten Wirkungen ein Wachstumseinbruch in China auf die Schweiz hätte. Es scheint klar, dass diese Wirkungen beträchtlich unterschätzt werden, wenn man sie nur gerade anhand des derzeit noch relativ geringen direkten Anteils Chinas an den Schweizer Exporten misst. In die umgekehrte Richtung gehen Ängste, dass nicht Chinas Schwäche, sondern seine zuneh- mende Stärke eine Bedrohung darstellt. Die Zölle der USA auf Importe aus China, aber auch die verschärften Bewilligungsprozesse für chinesische Firmenübernahmen in den USA und anderswo sowie weitere Massnahmen (Stichwort: Huawei) reflektieren diese Ängste und können als Ver- such betrachtet werden, den Aufstieg Chinas zurückzubinden. Auch in unserem Parlament wird teilweise verlangt, dass die Schweiz dem «Ausverkauf» der heimischen Industrie mittels rigoroserer staatlicher Bewilligungsverfahren entgegenwirken solle. Dass dabei wertvolle Kapitalzuflüsse verlo- ren gehen könnten, wird weniger berücksichtigt. Zentrales Kriterium bei Firmenübernahmen – sei es durch in- oder ausländische Investoren – sollte unseres Erachtens sein, dass der marktwirt- schaftliche Wettbewerb gewahrt wird. Allerdings bewegt man sich zugegebenermassen in einer Grauzone, wenn staatlich gestützte Unternehmen derartige Investitionen vornehmen. Statt den ak- tuellen protektionistischen Tendenzen nachzugeben, wäre es aber sinnvoller, auf die Einhaltung in- ternational anerkannter Standards zu pochen, wie dies auch in der Präambel des schweizerisch- chinesischen Freihandelsabkommens festgehalten ist. Dies würde zum Abbau beider vorstehend erläuterter Ängste beitragen. Thomas Gottstein Oliver Adler CEO Swiss Universal Bank CIO Office Schweiz Swiss Issues Konjunktur | März 2019 3
Inhalt Globales Umfeld 5 Konjunktur Schweiz 6 Zeit des starken Wachstums auch in der Schweiz vorbei Im Zuge der nachlassenden Dynamik der Weltwirtschaft endet auch eine starke Wachstumsphase der Schweizer Exportwirtschaft. Dank eines vergleichsweise soliden Binnenkonsums dürfte die Schweizer Wirtschaft 2019 aber dennoch um 1.5% expandieren. Konjunktur Monitor 7 Branchen | Monitor 8 Fokus China – Schweiz 10 Ein Wachstumseinbruch in China würde die Schweiz vor allem indirekt treffen Die Schweizer Wirtschaft ist gegenüber China stärker exponiert, als dies auf den ersten Blick ersichtlich ist. Zu glauben, dass sich die hiesige Wirtschaft einem etwaigen stärkeren Wachstumsrückgang in China entziehen könnte, ist daher eine Illusion. Geldpolitik 14 Leitzinserhöhung nicht vor 2020 Ein verhaltener Inflationsausblick, ein schwächeres Wirtschaftswachstum in der Eurozone und ein nach wie vor teurer CHF haben uns dazu veranlasst, unsere Zinsprognosen für die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu revidieren. Wir rechnen neu erst für 2020 mit einer ersten Leitzinserhöhung. Geldpolitik I Monitor 15 Immobilien | Monitor 16 Credit Suisse Vorlaufindikatoren 17 Prognosen und Indikatoren 19 4 Swiss Issues Konjunktur | März 2019
Globales Umfeld Eurozone Anzeichen einer Stabilisierung im Dienstleistungssektor Einkaufsmanagerindizes (PMI) der Eurozone, Wachstumsschwelle = 50 65 Die starke Wachstumsverlangsamung in der europäischen PMI verarbeitendes Gewerbe Industrie – allen voran in Deutschland – scheint bisher noch 60 PMI Dienstleistungssektor kein Ende gefunden zu haben. Im Februar kamen die Ein- kaufsmanagerindizes (PMI) für das verarbeitende Gewerbe 55 erstmals seit über fünf Jahren unter der Wachstumsschwelle 50 von 50 zu liegen. Derweil finden sich im Dienstleistungssek- tor erste Anzeichen einer Stabilisierung: Die europäischen 45 PMIs deuten dort weiterhin auf ein leichtes Wachstum hin 40 und sind jüngst sogar leicht gestiegen. Trotzdem wird das Wirtschaftswachstum im Euroraum 2019 voraussichtlich 35 schwach ausfallen. 30 2008 2010 2012 2014 2016 2018 sascha.jucker@credit-suisse.com Quelle: PMIPremium, Credit Suisse USA Abwartende US-Notenbank Leitzinsen der US-Notenbank und Prognosen 3.0% Im Gegensatz zu den meisten anderen grossen Volkswirt- Fed Funds Rate schaften präsentiert sich die US-Wirtschaft in relativ robuster Prognose Credit Suisse 2.5% Verfassung. Trotzdem schlug die US-Notenbank an ihrer Markterwartungen 11.02.2019 Markterwartungen 28.09.2018 Januarsitzung erstmals seit Jahren einen vorsichtigeren Ton 2.0% an und gab bekannt, vorerst mit weiteren Leitzinsanhebun- gen zuzuwarten. Begründet wurde der Entscheid mit dem 1.5% deutlich höheren Risiko einer globalen Wachstumsabkühlung – allen voran in Europa und Asien. Inflationsrisiken scheinen 1.0% momentan noch keine zu herrschen: Mit 1.6% entfernte sich die Inflationsrate im Januar wieder von den angestreb- 0.5% ten 2%. 0.0% 2014 2015 2016 2017 2018 2019 sascha.jucker@credit-suisse.com Quelle: Datastream, Credit Suisse China Chinas Aussenhandel schwächelt Chinas Exporte und Importe, Wachstum ggü. Vorjahr, 3-Monats-Durchschnitt Chinas Export- und Importwachstum schwächte sich um die Exporte Importe Jahreswende stark ab. Wegen der Unsicherheiten bezüglich 30% des Handelskonflikts und wegen des chinesischen Mond- 25% Neujahrs sind die Exportzahlen jedoch mit Vorsicht zu inter- 20% pretieren. Die schwachen Importzahlen reflektieren auch 15% eine geringere Inlandnachfrage in China, die auch in den 10% Detailhandelsumsätzen zum Ausdruck kommt. Chinas Wirt- 5% schaft dürfte daher 2019 langsamer wachsen als im Vorjahr. 0% -5% -10% -15% -20% 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2014 2015 2016 2017 2018 2019 sascha.jucker@credit-suisse.com Quelle: Datastream, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur | März 2019 5
Konjunktur Schweiz Zeit des starken Wachstums auch in der Schweiz vorbei Im Zuge der nachlassenden Dynamik der Weltwirtschaft endet auch eine starke Wachstumsphase der Schweizer Exportwirtschaft. Dank eines vergleichsweise soliden Binnenkonsums dürfte die Schweizer Wirtschaft 2019 aber dennoch um 1.5% expandieren. Die Schweizer Wirtschaft wuchs 2018 mit einem Plus von 2.5% so stark wie seit acht Jahren nicht mehr und expandierte sogar geringfügig stärker als 2014 (+2.4%), also kurz vor der Aufhe- bung des EUR/CHF-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Das vergan- gene Jahr war aber markant zweigeteilt: Auf ein ausserordentlich dynamisches erstes Halbjahr folgte in der zweiten Jahreshälfte eine Stagnation. Zuzuschreiben war dies einerseits Sondereffek- ten wie den Lizenzeinnahmen aus internationalen Sportgalas im Ausland oder der grosse Hitze im Sommer. Hauptsächlicher Treiber des darauffolgenden Tempowechsels waren andererseits die abflauenden Impulse aus dem Ausland, wobei die nicht zyklischen Pharmaexporte die generelle Exportabschwächung etwas kaschierten (vgl. Abb.). Die globale Wachstumsverlangsamung dürfte noch eine Weile auf der Schweizer Exportindustrie lasten. Unser Exportbarometer, das die konjunkturelle Lage in den Abnehmerländern misst, ist jüngst deutlich gesunken und wird mittlerweile nur noch von den USA getragen (vgl. Abb.). Hauptverantwortlich für den Rückgang des Barometers ist Europa. Die negative Stimmung in China wirkt ebenfalls belastend. Dementsprechend gehen wir davon aus, dass sich das Export- wachstum 2019 weiter abschwächen wird. Unsere Prognose liegt bei 2.5% und entspricht damit dem tiefsten Wert seit 2015. Eine verhaltene Exportnachfrage geht in der Regel mit einer flauen Investitionsneigung einher, weshalb wir auch vonseiten der Investitionen in Anlagen und Maschi- nen keine zusätzlichen Wachstumsimpulse erwarten. Mit Blick auf die Bauinvestitionen prognosti- zieren wir nur eine marginale Wachstumsbeschleunigung, weil das Überangebot am Mietwoh- nungsmarkt nach wie vor steigt und die Auftragsbücher weniger gut gefüllt sind. Demgegenüber sollten die gute Arbeitsmarktlage und die entsprechend positive Konsumenten- stimmung sowie die sogar wieder leicht stärkere Zuwanderung die Konsumnachfrage stützen. Die von uns erwartete Beschleunigung des Konsumwachstums auf 1.4% (2018: 1.0%) vermag den nachlassenden Schwung der Exportwirtschaft aber nicht zu kompensieren, weshalb das Wirt- schaftswachstum hierzulande dieses Jahr insgesamt schwächer ausfallen wird als 2018. Wir sen- ken deshalb unsere Prognose des realen Bruttoinlandproduktwachstums für 2019 von 1.7% auf noch 1.5%. claude.maurer@credit-suisse.com Pharmaexporte halten Durchschnittswachstum hoch Nur noch die USA tragen das Exportbarometer Wachstum ggü. Vorjahr, 3-Monats-Durchschnitt In Standardabweichungen bzw. Wachstumsbeiträgen 10% 4 Non-Pharma 8% Pharma 3 Total 6% 2 4% 1 0 2% -1 0% -2 -2% -3 -4% -4 1999 2003 2007 2011 2015 2019 -6% 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Europa USA Rest der Welt Exportbarometer Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse Quelle: PMIPremium, Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse 6 Swiss Issues Konjunktur | März 2019
Konjunktur Monitor Inflation Praktisch nichts wird hierzulande richtig teurer Veränderung ggü. Vorjahr, in % Die Teuerung ist in der Schweiz seit einigen Monaten wieder Inflationsrate Anteil der LIK-Komponenten mit einer Inflationsrate von mindestens 2% (rechte Skala) rückläufig, was zum Teil auf tiefere Ölpreise als im Vorjahr 3.5% 50% zurückzuführen ist. Doch gibt es auch sonst kaum inflationä- 3.0% 45% ren Druck: Nur rund 15% der Komponenten des Landesin- 2.5% 40% dex der Konsumentenpreise (LIK) sind aktuell mehr als 2% 2.0% 35% höher als im Vorjahr. Vor diesem Hintergrund senken wir 1.5% 30% unsere Inflationsprognose für 2019 leicht auf 0.5% (bisher 1.0% 25% 0.7%). Für 2020 belassen wir unsere Prognose auf eben- 0.5% 20% falls 0.5%. 0.0% 15% -0.5% 10% -1.0% 5% -1.5% 0% 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 maxime.botteron@credit-suisse.com Quelle: Datastream, Credit Suisse Arbeitsmarkt Dynamisches Beschäftigungswachstum in der Industrie Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten, Wachstum ggü. Vorjahr, in %; PMI > 50 = Wachstum Die Lage am Schweizer Arbeitsmarkt ist nach wie vor gut. 70 Beschäftigungskomponente PMI Industriebeschäftigung (r. Achse) 6.0% (mit drei Monaten Vorlauf) Das Beschäftigungswachstum verlangsamte sich im 65 4.5% 4. Quartal 2018 zwar nochmals leicht, für das Gesamtjahr 60 3.0% 2018 resultierte aber ein solides Plus von 1.8% (2017: 0.6%). Dynamisch zeigte sich insbesondere die Industriebe- 55 1.5% schäftigung, die mit 1.7% so stark zunahm wie seit 2008 50 0.0% nicht mehr. Gemäss Vorlaufindikatoren wie dem Einkaufs- 45 -1.5% managerindex (PMI) dürfte sich der Stellenaufbau in der Industrie fortsetzen, wenn auch weniger schnell. Für die 40 -3.0% Gesamtbeschäftigung rechnen wir 2019 mit einem Wachs- 35 -4.5% tum von 1.2%. 30 -6.0% 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014 2017 emilie.gachet@credit-suisse.com Quelle: Bundesamt für Statistik, procure.ch, Credit Suisse Zuwanderung Migration steigt wieder Nettozuwanderung der ständigen Wohnbevölkerung (Schweizer und Ausländer, ohne Registerkorrekturen); 2018: Hochrechnung; 2019: Prognose Die solide Konjunktur im Jahr 2018 setzte dem seit 2014 120'000 Beschäftigungswachstum: Diff. CH – Eurozone 6% andauernden Rückgang der Zuwanderung in die Schweiz ein 100'000 Nettozuwanderung (linke Skala) 5% Ende. Unter Berücksichtigung der Migration von Schweizer 80'000 4% Bürgern dürfte der Wanderungssaldo mit 50’000 Personen in etwa den Vorjahreswert erreicht haben. Dieses Jahr dürf- 60'000 3% te die Beschäftigung in der Schweiz stärker wachsen als in 40'000 2% der Eurozone. Die Erhöhung der Kontingente für Drittstaa- ten sowie das Auslaufen der Ventilklausel gegenüber Bulga- 20'000 1% rien und Rumänien sollten zusätzliche Impulse generieren. 0 0% Wir rechnen daher mit einem Anstieg der Nettozuwanderung -20'000 -1% auf rund 55'000 Personen. -40'000 -2% 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 sara.carnazzi@credit-suisse.com Quelle: Staatssekretariat für Migration, OECD, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur | März 2019 7
Branchen | Monitor Chemisch-pharmazeutische Industrie Wachstumsverlangsamung in der chemischen Industrie Warenexporte in CHF Mrd., gleitender 6-Monats-Durchschnitt Im 4. Quartal 2018 kam das starke Exportwachstum in der 7.5 1.35 chemischen Industrie zwischenzeitlich abrupt zum Erliegen. Pharma Chemie (rechte Achse) Zuzuschreiben war dies dem äusserst tiefen Wasserstand 7.0 1.30 des Rheins, der den Warentransport behinderte. Unabhän- gig von diesem temporären Sondereffekt dürften die Exporte 6.5 1.25 wegen der schwächeren Industrienachfrage in Europa künf- 6.0 1.20 tig insbesondere im zyklischen Chemiesektor deutlich lang- samer wachsen oder vorübergehend vielleicht sogar 5.5 1.15 schrumpfen. Die Pharmaexporte werden voraussichtlich weiter zulegen, da ihre Abhängigkeit von der europäischen 5.0 1.10 Industrie gering ist. 4.5 1.05 2014 2015 2016 2017 2018 2019 sascha.jucker@credit-suisse.com Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) Exportrückgang wegen Sondereffekten überzeichnet Exporte: Wachstumsbeitrag nach Regionen, gleitender 3-Monats-Durchschnitt Die Exporte der MEM-Industrie gingen infolge der schwa- 15% Deutschland chen Nachfrage der deutschen Autoindustrie um den Jah- USA reswechsel deutlich zurück. Unter anderem führte ein neues 10% China Italien Prüfverfahren für PKWs in der deutschen Autoindustrie zu Frankreich Produktionsstopps. Zudem schwächelte die Nachfrage nach UK 5% deutschen Autos in China. Das Ausmass des Rückgangs scheint wegen dieser Sondereffekte zwar etwas überzeich- net, die schwache globale Industrieproduktion dürfte das 0% Exportwachstum bei Schweizer MEM-Produkten aber auch im weiteren Jahresverlauf dämpfen. -5% -10% 2015 2016 2017 2018 2019 sascha.jucker@credit-suisse.com Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse Uhrenindustrie Wachstum stabilisiert sich auf tieferem Niveau Exporte: Wachstumsbeitrag nach Regionen, gleitender 3-Monats-Durchschnitt Das Exportwachstum in der Uhrenindustrie verlor bereits im 15% 3. Quartal 2018 stark an Dynamik und kam um den Jah- reswechsel praktisch zum Stillstand. Deutlich schwächer fiel 10% die Nachfrage aus Hongkong, China und Europa aus. Diese Flaute dämpfte die Stimmung in der hiesigen Uhrenindustrie, 5% wurde hier doch die Geschäftslage im Januar 2019 im Ver- gleich zur gesamten Schweizer Industrie deutlich weniger oft 0% als «gut» beurteilt. Wir gehen für 2019 zwar nicht von einem Hongkong Rückgang der Uhrenexporte aus, es dürfte aber einige Mo- -5% USA nate dauern, bis sich die genannten wichtigen Absatzmärkte China -10% Japan erholt haben. Andere Total -15% 2014 2015 2016 2017 2018 2019 sascha.jucker@credit-suisse.com Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse 8 Swiss Issues Konjunktur | März 2019
Branchen | Monitor Detailhandel Bislang keine Wachstumsbeschleunigung Nominale Detailhandelsumsätze, Wachstum ggü. Vorjahresquartal Die Umsätze im Detailhandel stiegen im 4. Quartal 2018 mit 6% 12% 1.0% gegenüber dem Vorjahreszeitraum etwas stärker als in 4% 10% den Vorquartalen. Mit Ausnahme des Bekleidungssegments verzeichneten alle Sparten ein – teilweise sattes – Umsatz- 2% 8% plus. Für das gesamte Jahr 2018 resultierte in der Folge 0% 6% eine Umsatzzunahme von 0.5%. Allerdings schrumpfte die -2% 4% Food/Near-Food Non-Food-Sparte wegen des zunehmenden internationalen -4% 2% Wettbewerbs seitens von Onlinehändlern erneut. Für das Non-Food -6% 0% laufende Jahr erwarten wir angesichts des robusten Ar- beitsmarktes und der etwas anziehenden Zuwanderung eine -8% -2% leichte Beschleunigung des Umsatzwachstums. -10% -4% -12% -6% 1Q.2013 1Q.2014 1Q.2015 1Q.2016 1Q.2017 1Q.2018 sascha.jucker@credit-suisse.com Quelle: GfK, Credit Suisse Tourismus Stabile Übernachtungszahlen von Schweizer Gästen Alpenraum: Logiernächte in Hotels, Kurbetrieben und Jugendherbergen, Wachstums- beitrag nach Herkunft der Gäste, gleitender 3-Monats-Durchschnitt Die alpinen Winterdestinationen sind solide in die Wintersai- 16% son gestartet. Seit Saisonbeginn bis Ende Januar 2019 Gäste aus dem Ausland steigerten die Bergbahnen ihren Umsatz um 3.4%, und die 12% Gäste aus der Schweiz Hotelübernachtungen nahmen im Alpenraum um 1.6% zu. Total Alpenraum 8% Das Wachstum war indes weniger stark ausländischen Gäs- ten zu verdanken als noch 2017, als sich der CHF relativ 4% zum EUR deutlich abschwächte. Das Nachfrageplus von 0% Schweizern dürfte dank der soliden Arbeitsmarktlage sowie der hervorragenden Witterungs- und Schneebedingungen -4% während der Sportferien 2019 wieder etwas anziehen. -8% -12% 2014 2015 2016 2017 2018 2019 sascha.jucker@credit-suisse.com Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Informationstechnologie (IT) Stimmung kühlt sich ab, ist aber immer noch gut Geschäftslage; Anteil der befragten IT-Dienstleister, Saldi in Prozentpunkten; Quar- talswerte Das Wachstum bei den IT-Dienstleistern dürfte sich 2019 80 auch dank des anhaltenden Trends zur Digitalisierung fort- Erbringung von IT Dienstleistungen 5-Jahres-Durchschnitt 70 setzen. Eine Mehrheit der von der Konjunkturforschungsstel- le der ETH Zürich (KOF) befragten IT-Dienstleister beurteilte 60 die Geschäftslage Anfang Jahr als gut oder doch mindes- 50 tens befriedigend, auch wenn dieser Anteil gegenüber den 40 letzten Quartalen etwas zurückgegangen ist. Neben dem 30 anhaltenden Fachkräftemangel ist dies auch auf die sich 20 abkühlende globale Konjunktur zurückzuführen, die wichtige Abnehmerbranchen des IT-Sektors trifft. 10 0 -10 2014 2015 2016 2017 2018 2019 tiziana.hunziker.2@credit-suisse.com Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF), Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur | März 2019 9
Fokus China – Schweiz Ein Wachstumseinbruch in China würde die Schweiz vor allem indirekt treffen Die Schweizer Wirtschaft ist gegenüber China stärker exponiert, als dies auf den ersten Blick ersichtlich ist. Zu glauben, dass sich die hiesige Wirtschaft einem etwaigen stärkeren Wachstumsrückgang in China entziehen könnte, ist daher eine Illusion. Die zweitgrösste Chinas Wirtschaft schwächelt. Vorbei ist die Zeit, als Peking Wachstumsraten von über 10% Volkswirtschaft vermeldete. Der Internationale Währungsfonds geht derzeit davon aus, dass China in den kom- der Welt verliert an menden drei Jahren noch mit rund 6% pro Jahr expandieren wird, und auch unsere eigene Prog- Schwung nose liegt in diesem Bereich. Pessimistischere Stimmen sehen jedoch einen stärkeren Wachs- tumsrückgang voraus, und insbesondere der Handelskonflikt mit den USA birgt offensichtlich Potenzial für markante Konjunkturrückschläge. Mittelfristig ist angesichts der ungünstigen demo- grafischen Entwicklung und der sehr hohen Verschuldung Chinas auch ein «japanisches Szenario» nicht auszuschliessen: In Japan lösten eine alternde Bevölkerung und eine hohe Verschuldung nach Jahrzehnten des Booms ab Anfang der 1990er-Jahre einen jahrelangen Krebsgang aus. Was aber wären die Auswirkungen einer stärkeren Wachstumsabschwächung in China auf die Schweizer Wirtschaft? Vergleichsweise Auf den ersten Blick scheint die Schweizer Exportwirtschaft gegenüber China nur wenig exponiert, wenig Exporte gehen obwohl das Land dank seines enormen Wachstums in den letzten Jahrzehnten zur zweitgrössten nach China Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen ist und dabei den wichtigsten Handelspartner der Schweiz, die Eurozone, hinter sich gelassen hat (vgl. Abb.). Trotzdem gingen 2018 nur gerade etwa 5% der Schweizer Warenausfuhren nach China. Dies entspricht einem Handelsvolumen von rund CHF 12 Mrd. Wird die Sonderverwaltungszone Honkong dazugezählt, erhöht sich dieser Anteil auf knapp 8%. Damit ist China zwar der fünftwichtigste Absatzmarkt für die Schweizer Exportindust- rie, der Abstand zum Spitzenreiter Deutschland ist aber weiterhin enorm. Alleine in die beiden an die Schweiz angrenzenden deutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg wird fast doppelt so viel exportiert wie nach China, und das Exportvolumen nach Gesamtdeutschland ist sogar beinahe viermal so gross. China ist rasant zur zweitgrössten Wirtschaft der Welt geworden Die Welt aus Sicht der Schweizer Exportwirtschaft Bruttoinlandprodukt in USD Mrd., nominal Flächen entsprechen dem Exportvolumen 25'000 20'000 15'000 10'000 5'000 0 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 USA China Japan Grossbritannien Eurozone Quelle: Internationaler Währungsfonds, Credit Suisse Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse 10 Swiss Issues Konjunktur | März 2019
Exportelastizität Eine solche statische Betrachtung greift indes zu kurz, um die Auswirkungen einer weiteren und Schweiz – China ist stärkeren Wachstumseinbusse in China auf die Schweizer Exportwirtschaft zu quantifizieren. Hier- nicht signifikant, ... zu eignet sich die Exportelastizität besser. Diese gibt an, um wie viele Prozentpunkte das Export- wachstum zu- beziehungsweise abnimmt, wenn sich das Wachstum des chinesischen Bruttoin- landprodukts (BIP) um 1 Prozentpunkt verändert (bei konstanten Wechselkursen). Gemäss Abbil- dung links unten ist die Exportelastizität zwischen der Schweiz und China nicht statistisch signifi- kant – dies im Gegensatz zur Elastizität zwischen allen anderen untersuchten Ländern und China mit Ausnahme von Grossbritannien. Folglich wären die Exporteure in den USA, Deutschland, Italien oder Japan deutlich stärker von einer Rezession in China betroffen als die Schweizer. ... es gibt aber Der Schweizer Durchschnittswert überdeckt aber grosse Branchenunterschiede. Wie in der Abbil- grosse Unterschiede dung unten rechts ersichtlich ist, entwickelten sich einzig die Exporte aus der chemischen und nach Branchen pharmazeutischen Industrie sowie aus der Medizintechnikbranche in der Vergangenheit unabhän- gig von der konjunkturellen Lage in China, weshalb deren Exportelastizitäten gering beziehungs- weise nicht signifikant sind. Da diese drei Bereiche rund die Hälfte aller Warenausfuhren nach China ausmachen, reagieren Schweizer Exporte insgesamt nur sehr träge auf Konjunkturschwan- kungen in China. Alle anderen von uns untersuchten Branchen sind demgegenüber sehr wohl vom Geschäftsgang im Reich der Mitte abhängig – am stärksten die Lebensmittelindustrie: Eine Ver- langsamung des Wirtschaftswachstums in China um 1 Prozentpunkt bedeutete im Betrachtungs- zeitraum für Schweizer Lebensmittelproduzenten 2.6 Prozentpunkte weniger Exportwachstum nach China. Aber auch die Uhren- sowie die Maschinenbauindustrie – zwei Schwergewichte im Export nach China – zeigen eine messbare Sensitivität. Zudem ist China für gewisse Schweizer Produzenten mittlerweile der Hauptabsatzmarkt: So entfällt ein Drittel des weltweiten Exportvolu- mens von Schweizer Babymilchherstellern auf China, und bei «Bau- und Sanitärkeramik» ist es ein Viertel. Chinesen kaufen Die Bedeutung Chinas für die Schweizer Wirtschaft lässt sich allerdings nicht nur aus der direkten Schweizer Uhren Warenhandelsstatistik und den daraus hergeleiteten Elastizitäten ableiten. Nehmen wir das Bei- auf Reisen spiel der Uhrenindustrie: Während wertmässig nicht einmal jede zehnte exportierte Uhr direkt nach China geht, kaufen Chinesen Schweizer Uhren häufig im Ausland, allen voran im für die Schweiz volumenmässig wichtigsten Exportmarkt Hongkong, aber auch als Touristen in der Schweiz selbst oder in anderen europäischen Ländern (siehe Box zum Dienstleistungshandel Seite 13). Folglich reagierten die Uhrenverkäufe jeweils spürbar auf Ereignisse, die das Reiserverhalten der Chinesen veränderten, wie etwa die Terroranschläge in Frankreich oder die Unruhen in Hongkong. Dement- sprechend ging die jüngste Wachstumsverlangsamung in China mit schwachen Uhrenexporten nicht nur nach China selbst, sondern auch nach Hongkong und Europa einher (vgl. Branchenmo- nitor Seite 8). Stottert Um die Bedeutung Chinas für die Schweizer Wirtschaft umfassender zu quantifizieren, muss zu- der Wachstumsmotor dem seine Rolle als wichtiger Wachstumsmotor für die gesamte Weltwirtschaft in Betracht gezo- China, lahmt gen werden: Rund ein Viertel des Weltwirtschaftswachstums der letzten zwanzig Jahre war der die Weltwirtschaft Expansion Chinas zu verdanken, und China ist mittlerweile flächendeckend in den Welthandel eingebunden. Gemäss Zahlen der Investmentbank JPMorgan war China 2017 für knapp 16% der Länder der Welt der wichtigste Absatzmarkt – im Jahr 2000 waren es erst 3% gewesen. Schweizer Exportumsätze reagieren kaum auf BIP-Wachstum in China, ... dies gilt jedoch für die meisten Industriebranchen nicht ... Farben = BIP-Export-Elastizität (2000 – 2018); Dicke = Warenexportumsatz 2018 BIP-Export-Elastizität zwischen Schweiz und China nach Branchen (1999 – 2018) China China Exportgewic ht Elastizit ät CHF 12 Mrd. Lebensmittel 4% 2.6 Schweiz CHF 43 Mrd. CHF 86 Mrd. Metalle 4% 2.3 Deutschland Uhren 9% 2.2 CHF 111 Mrd. USA Elektrotec hnik 4% 2.2 CHF 133 Mrd. Schweiz Präzisionsinstrumente 2% 1.8 Japan CHF 15 Mrd. Kunst stoff 2% 1.5 Italien CHF 29 Mrd. Masc hinenbau 10% 1.5 Grossbritannien Pharma 37% 0 .0 Chemie 7% 0 .0 Elastizität: =>4 = 2 = 0 = nicht signifikant Medtec h 5% 0 .0 Quelle: Datastream, Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse Quelle: Datastream, Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur | März 2019 11
Der starke Rückgang der chinesischen Importe im Jahr 2018 hat denn auch in der Weltwirtschaft markante Spuren hinterlassen. Mit dem von der chinesischen Regierung beabsichtigten Umbau der Wirtschaft von einem investitions- und exportgetriebenen zu einem konsumgetriebenen Modell wird sich die Sensitivität der Weltwirtschaft gegenüber Schwankungen der chinesischen Binnen- wirtschaft tendenziell weiter verstärken, würde doch der Anteil der Importe am chinesischen BIP ausgehend von immer noch sehr tiefen 18% (2017) zunehmen (Schweiz: 54%). Zwei Drittel In den vergangenen Jahrzehnten stach China primär durch seinen Aufstieg als Export-Champion aller Smartphones hervor: 2017 war China für 27% der Länder dieser Welt der wichtigste Lieferant, im Jahr 2000 kommen aus China waren es erst 2.3% gewesen. Auch für die Schweiz ist China als Importquelle vergleichsweise wichtig: Pro Jahr werden chinesische Erzeugnisse im Wert von CHF 13 Mrd. eingeführt, was rund 7% aller Einfuhren entspricht. Nur aus den drei Nachbarländern Deutschland, Italien und Frank- reich werden mehr Güter bezogen, wobei auch hier der Anteil von Deutschland hervorsticht (28%). Imposant ist auch dies: Zwei Drittel aller in der Schweiz verkauften Smartphones sowie jedes vierte Kleidungsstück kommen aus China. Gerade im Fall komplexer elektronischer Produk- te hängen Exporte und Importe dank global integrierter Produktionsketten eng zusammen. Des- halb ist es nicht unbedingt sinnvoll, die Wirkung von export- und importseitigen Veränderungen separat zu betrachten. Eine Analyse gesamtwirtschaftlicher Schocks ist da aufschlussreicher. So gehen Modellrechnungen der Europäischen Zentralbank z. B. davon aus, dass ein über drei Jahre um insgesamt 3.3 Prozentpunkte tieferes BIP-Wachstum in China das Wachstum der Eurozone um bis zu 1.1 Prozentpunkte senken könnte. Obwohl solche Simulationen angesichts der Kom- plexität der Handelsströme mit grosser Vorsicht zu interpretieren sind, ist doch davon auszugehen, dass der Wert für die Schweiz in einer ähnlichen Grössenordnung zu liegen käme. Handel aus Ein weiterer Ansatz besteht darin, die indirekten und komplexen Effekte einer etwaigen markanten Wertschöpfungssicht: Wachstumsabschwächung in China auf das Schweizer BIP mittels der World Input-Output Data- China kauft vor allem base (WIOD) zu eruieren. Statistiken zum Handel aus Wertschöpfungssicht tragen der Tatsache Fertigprodukte Rechnung, dass sich ein Produktionsprozess über mehrere Länder erstrecken kann. Schweizer Industrieexporte nach China enthalten im Durchschnitt 29% ausländische, d. h. importierte Wert- schöpfung. Nur in den Schweizer Exporten in die USA, nach Japan, Spanien und Grossbritannien ist der Anteil der ausländischen Wertschöpfung noch grösser (vgl. Abb.). Während der hohe Wert bei diesen Ländern vor allem durch den hohen Anteil ausländischer Wertschöpfung in den Phar- maexporten bedingt ist (die Schweiz ist eine globale Drehscheibe für Pharmaprodukte), enthalten die Exporte mit Zielland China in beinahe allen Produktekategorien vergleichsweise viel ausländi- sche Wertschöpfung. Dies bedeutet einerseits, dass eine Veränderung der Exportumsätze nach China die BIP-Entwicklung in der Schweiz unter sonst gleichen Umständen weniger stark beein- flusst als eine Veränderung der Umsätze im Handel mit den Nachbarländern. Andererseits liegt aber auch die Vermutung nahe, dass die Schweiz vor allem Fertigprodukte nach China exportiert, enthalten doch diese besonderes häufig Teile, die im Ausland hergestellt worden sind. Tatsächlich erzielt die Schweizer Industrie im Handel mit China mit einem Anteil von 40% eine überdurch- schnittlich hohe Wertschöpfung durch den Verkauf von Fertigprodukten und praktisch keine durch die Lieferung von Waren, die chinesische Unternehmen ihrerseits für eigene Exporte brauchen (vgl. Abb.). Der hohe Fertigprodukteanteil erhöht wiederum die Bedeutung der chinesischen End- nachfrage für die Schweizer Exporteure und das BIP-Wachstum. Schweizer Exporte nach China enthalten importierte Wertschöpfung Hoher Anteil an Fertigprodukten im Handel mit China Herkunft der Wertschöpfung in den Schweizer Industrieexporten, 2014 Wertschöpfung nach Verwendungszweck in den Schweizer Industrieexporten, 2014 0% 20% 40% 60% 80% 100% USA USA Japan China Spanien Frankreich Grossbritannien Deutschland China Österreich Italien Spanien Frankreich Japan Österreich Grossbritannien Deutschland Italien 0% 20% 40% 60% 80% 100% Fertigprodukte Vorleistungen Inland Vorleistungen Export Ausland Inland Quelle: World Input-Output Database, Credit Suisse Quelle: World Input-Output Database, Credit Suisse 12 Swiss Issues Konjunktur | März 2019
Schweizer Exporte Die indirekte Bedeutung Chinas für die Schweizer Exportwirtschaft lässt sich gut am Beispiel nach Deutschland Deutschlands illustrieren. Wie vorstehend gezeigt, wird die Wirtschaftsdynamik des Schweizer auch durch China Hauptexportmarkts Deutschland durch diejenige in China geprägt, ist doch die entsprechende geprägt Exportelastizität positiv und signifikant. Gleichzeitig reagieren die Schweizer Exporte nach Deutschland – mit Ausnahme der Pharmaexporte – sehr sensibel auf Veränderungen im nördli- chen Nachbarland. Die Hypothese liegt nahe, dass die Schweizer Exporte nach Deutschland von der Entwicklung in China mitbeeinflusst werden. Tatsächlich werden rund 20% der wertschöp- fungsgenerierenden Schweizer Exporte ins Nachbarland Deutschland von dort wieder exportiert, unter anderem nach China. Ein prominentes Beispiel dafür, wie Schweizer Unternehmen einem global ausgerichteten deutschen Industriezweig zuliefern, ist die Automobilindustrie. Gemäss einer Studie des Swiss Center of Automotive Research (swiss CAR) der Universität Zürich belief sich der Umsatz der Schweizer Autoindustriezulieferer 2018 auf rund CHF 12.3 Mrd. Da wahrschein- lich der grösste Teil dieser Produktion exportiert wird, entspräche dies rund 5% aller Schweizer Ausfuhren. Aktien von Schweizer Unternehmen, die in der Automobilbranche tätig sind, gehören denn auch zu denjenigen, deren Kursentwicklungen einen gewissen Gleichlauf mit der Konjunktur und dem Aktienmarkt in China aufweisen. Offensichtlich reflektieren die Aktienmärkte durchaus eine gewisse Exponiertheit der Schweizer Wirtschaft gegenüber China, obwohl der direkte Ex- portanteil gering ist und Schweizer Unternehmen vergleichsweise wenig in China investiert sind. Der Bestand der Schweizer Direktinvestitionen (FDI) in China ist mit CHF 22 Mrd. oder 2% der gesamten FDI derzeit noch äusserst überschaubar. Dazu tragen Hürden wie der noch mangelhaf- te Patent- und allgemeine Rechtsschutz, die geografische Distanz sowie kulturelle Unterschiede bei. Langfristig ist aber gerade wegen der enormen Marktgrösse Chinas durchaus davon auszu- gehen, dass auch hier die Integration zunehmen wird. Entscheidend wäre Das Fazit unserer Betrachtung lautet, dass die Schweizer Wirtschaft gegenüber China vermutlich die Ursache eines stärker exponiert ist als auf den ersten Blick ersichtlich. Zu glauben, dass sich unsere Wirtschaft Wachstums- einem starken Wachstumseinbruch Chinas entziehen könnte, ist daher eine Illusion. Im Licht obi- rückgangs ger Analysen gilt es aber zwischen zwei Szenarien zu unterscheiden. Wird Chinas Wachstum durch chinaspezifische Faktoren gebremst (Verschuldung, Demografie, Innenpolitik – also das «japanische Szenario»), wäre der Einfluss auf die Schweiz eher gering. In Mittleidenschaft gezo- gen würden vor allem diejenigen Branchen, die direkt mit China Handel betreiben und deren Nachfrage konjunktursensitiv ist – allen voran also die Maschinen-, Elektro-, und Metallindustrie sowie die Uhrenbranche und die auf Deutschland ausgerichteten Automobilzulieferer. Wären die Auslöser der Wachstumsverlangsamung hingegen eher geopolitischer Natur, namentlich eine Eskalation des Handelskonflikts, hätte dies auch für die Schweiz gravierendere und deutlich brei- tere Folgen. Selbst Wirtschaftszweige, die nicht direkt mit China zu tun haben, würden wegen der globalen Wirkungen des Handelskonflikts – nicht zuletzt via Rückschlägen an den globalen Fi- nanzmärkten – eine Abschwächung der Nachfrage erfahren. Schliesslich ist davon auszugehen, dass sich die Sensitivität verschiedener Schweizer Branchen gegenüber dem Reich der Mitte infolge struktureller Veränderungen in dessen Wirtschaft verändern wird. Beispielsweise dürfte selbst die ansonsten nicht konjunktursensitive Pharmaindustrie einen Einbruch der Wohlstandsak- kumulation in China zu spüren bekommen. Bedeutung Chinas für Dienstleister beschränkt sich auf Teile des Tourismus Gemäss der Schweizerischen Nationalbank (SNB) entfallen nur 2.7% aller Einnahmen aus im Ausland erbrachten Dienstleistungen auf China – davon beinahe ein Drittel auf die unspezifische Kategorie «Lizenzgebühren». Nicht in der SNB-Statistik erfasst wird indessen der Tourismus. Chinesen sind für das Schweizer Gastgewerbe mittlerweile die viertwichtigste ausländische Gäs- tegruppe. Die Bedürfnisse chinesischer Touristen unterscheiden sich jedoch meist von jenen «westlicher» Individualtouristen. Ihr Übernachtungsbudget ist kleiner, und auch die Zeit, die sie in der Schweiz verbringen, ist im Allgemeinen kürzer. Dies zeigt sich auch anhand der Übernach- tungsorte. Günstige Standorte wie beispielsweise Erstfeld verzeichnen eine regelrechte Explosi- on der Übernachtungszahlen seitens von Chinesen. Wurden in Erstfeld 2010 nur rund 60 chine- sische Reisende in Hotels einquartiert, waren es sechs Jahre später bereits 11’000. Zu verdan- ken ist dies dem Umstand, dass die «Tour de Suisse» chinesischer Gruppenreisenden – ausge- hend von Zürich, Rom oder Paris – meist über Luzern führt. Swiss Issues Konjunktur | März 2019 13
Geldpolitik Leitzinserhöhung nicht vor 2020 Ein verhaltener Inflationsausblick, ein schwächeres Wirtschaftswachstum in der Eurozone und ein nach wie vor teurer CHF haben uns dazu veranlasst, unsere Zinsprognosen für die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu revidieren. Wir rechnen neu erst für 2020 mit einer ersten Leitzinserhöhung. SNB dürfte ihren Die Inflation in der Schweiz wird im Laufe des Jahres 2019 voraussichtlich niedrig bleiben, und Schlüsselsatz nicht zwar nicht zuletzt dank tiefer Ölpreise. Darüber hinaus hat die Verlangsamung des Weltwirt- vor Juni 2020 schaftswachstums die wichtigsten Zentralbanken jüngst zu zurückhaltenderen geldpolitischen anheben Stellungnahmen veranlasst, allen voran die US-Notenbank (Fed). Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte sich ebenfalls geduldig zeigen, bevor sie einen neuen Leitzinserhöhungszyklus ein- läutet. In einem solchen Umfeld verfügt die SNB über keinerlei Spielraum, um eine baldige Leit- zinserhöhung zu signalisieren. Folglich scheint unsere bisherige Prognose einer Leitzinsanhebung im September 2019 nun ziemlich unwahrscheinlich. Wir haben sie daher revidiert und rechnen neu damit, dass die SNB ihren Leitzins erstmals im Juni 2020 und dann nochmals im Dezember 2020 um jeweils 0.25 Prozentpunkte anheben wird. Allerdings könnten eine rasche Lösung des Han- delskonflikts zwischen den USA und China sowie eine Einigung zwischen der Europäischen Union und Grossbritannien über den Brexit den CHF schwächen und uns dazu veranlassen, unsere Prognosen in Richtung einer früheren Zinserhöhung anzupassen. Demgegenüber könnte ein – insbesondere in der Eurozone – hartnäckig schwaches Wirtschaftswachstum jegliche Zinsanhe- bungen über das Jahr 2020 hinaus verzögern. Letzteres Szenario impliziert einen noch für mehre- re weitere Jahre negativen Leitzins und scheint an den Finanzmärkten zumindest teilweise einge- preist, worauf etwa die negativen Renditen langfristiger Schweizer Staatsanleihen hindeuten. Verkäufe von Derweil hat die SNB unserer Einschätzung zufolge seit dem Sommer 2017 nicht mehr am Devi- Fremdwährungs- senmarkt interveniert. Selbst wenn sie ihren Leitzins wie von uns erwartet anheben würde, dürfte reserven haben eine Reduktion der Fremdwährungsreserven mittels aktiver Verkäufe von Anlagen und folglich keine Priorität eine Verkürzung der SNB-Bilanz unseres Erachtens noch während längerer Zeit kein Thema sein. Die Priorität der SNB wird unserer Meinung nach darin bestehen, den Schlüsselzins auf null oder in den positiven Bereich anzuheben, bevor sie eine Bilanzverkürzung erwägt. maxime.botteron@credit-suisse.com Prognose SNB-Leitzins und Markterwartungen Keine Hinweise auf Fremdwährungskäufe seit Mitte 2017 Leitzins, in % In CHF Mrd.; EUR/CHF-Wechselkurs (rechte Skala) Credit Suisse Markterwartungen (durch Futures implizierter Zins, 21. Feb. 2019) Devisenmarktinterventionen (Schätzungen) EUR/CHF (rechte Skala) 53.7 0 20 1.20 15 1.15 -0.25 10 1.10 -0.50 5 1.05 -0.75 0 1.00 -1.00 -5 0.95 03.2019 06.2019 09.2019 12.2019 03.2020 06.2020 09.2020 12.2020 2015 2016 2017 2018 Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Quelle: Datastream, SNB, Credit Suisse 14 Swiss Issues Konjunktur | März 2019
Geldpolitik I Monitor Devisenreserven Stabile EUR-Allokation Fremdwährungsreserven der SNB, in CHF Mrd. Per Ende Dezember 2018 war die Währungsallokation der USD EUR JPY GBP CAD Andere 900 SNB-Reserven im Vergleich zum Vorjahr weitgehend unver- 800 ändert: 40% der Anlagen in Fremdwährungen lauteten auf EUR (43% im Dezember 2017) und 34.4% auf USD 700 (34%). Die restlichen Reserven entfielen auf den JPY 600 (9.1%), das GBP (6.9%), den CAD (2.7%) und andere 500 nicht näher aufgeschlüsselte Währungen (6.8%). In Bezug 400 auf die Asset Allocation fiel die Gewichtung von Aktien von 300 21% vor einem Jahr auf zuletzt 19%, was wahrscheinlich 200 dem Rückgang der globalen Aktienkurse im 4. Quartal 2018 100 zuzuschreiben war. Die SNB hielt Fremdwährungsreserven 0 im Gegenwert von CHF 32.8 Mrd. in bar, was 4.5% der 2008 2010 2012 2014 2016 2018 gesamten Asset Allocation entsprach. Der Rest war in An- leihen investiert. maxime.botteron@credit-suisse.com Quelle: SNB, Credit Suisse Kreditvergabe an Nicht-Finanzunternehmen Solides Kreditwachstum Wachstum der Kredite an Nicht-Finanzunternehmen, in % ggü. Vorjahr (ohne Hypo- theken) Der Umfang der an Nicht-Finanzunternehmen vergebenen Rest Andere Dienstleistungen Kredite wuchs im Verlauf des Jahres 2018 meist rasant. Transport, Wohnen, Gastronomie Handel Den grössten Beitrag zu diesem Wachstum leistete der Bau Verarbeitendes Gewerbe Handelssektor, zu dem auch die Rohstoffhändler zählen. Landwirtschaft, Bergbau, Steinbrechen, Versorgung 10 Total Letztere agierten wahrscheinlich als Haupttreiber der stei- 5 genden Kreditvergabe an Nicht-Finanzunternehmen, zumal ihre Geschäftsmodelle sehr hohe Umsätze generieren. Die 0 Kreditvergabe an das verarbeitende Gewerbe nahm letztes -5 Jahr deutlich zu und stand damit in Einklang mit der günsti- gen wirtschaftlichen Aktivität in diesem Sektor, die auch in -10 den Geschäftsklimaumfragen zum Ausdruck kam. Da sich -15 die Aktivität zum Jahreswechsel jedoch abkühlte, dürfte sich 2010 2012 2014 2016 2018 auch die Kreditnachfrage aus diesem Sektor abschwächen. maxime.botteron@credit-suisse.com Quelle: SNB, Credit Suisse Grenzüberschreitende Kapitalflüsse Ausländische Anleger haben Schweizer Aktien verkauft Kumulierte Kapitalabflüsse aus Anlageportfolios seit dem 1. Quartal 2011, in CHF Mrd. In der Schweiz ansässige Anleger haben kaum einen Beitrag Ansässige Anleger Nicht ansässige Anleger Total 160 zum «Recycling» des Schweizer Leistungsbilanzüberschus- 140 ses geleistet: Abgesehen von einigen wenigen Quartalen, 120 insbesondere dem 1. Quartal 2015, als der CHF infolge der 100 Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurses durch die SNB 80 deutlich aufwertete und sich ausländische Anlagen in der 60 Folge verbilligten, haben sie nur in bescheidenem Umfang 40 ausländische Aktien, Anleihen und Fondsanteile erworben. 20 Im Gegensatz dazu traten nicht in der Schweiz ansässige 0 Anleger unter dem Strich als Verkäufer von Schweizer Wert- -20 schriften im Allgemeinen und Aktien im Besonderen auf, -40 sodass Kapitalabflüsse resultierten. 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 maxime.botteron@credit-suisse.com Quelle: SNB, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur | März 2019 15
Immobilien | Monitor Mietwohnungen Abschlussmieten seit Anfang 2018 rückläufig Mietpreisindizes im Vergleich, Jahreswachstumsraten Aufgrund der rekordhohen Angebots- (5.3%) und Leerwoh- 6% Jahreswachstum Mietpreisindex LIK Wüest Partner (Angebotsmieten) nungsziffern (2.5%) führt auf dem Mietwohnungsmarkt kein 5% Homegate (Angebotsmieten) Weg an Mietpreiskorrekturen vorbei. Darauf deuten auch die 4% Wüest Partner (Abschlussmieten) Angebotsmieten hin, die bereits seit zwei bis drei Jahren 3% sinkende Marktmieten signalisieren. Bei beiden Indizes hat 2% sich der Preisrückgang jüngst immerhin nicht mehr verstärkt. Das Ausmass der Preisrückgänge unterscheidet sich aber je 1% nach Index deutlich (letzter Datenpunkt Wüest Partner In- 0% dex: –2.1% zum Vorjahr; Index von Homegate: –0.3%). Mit -1% Verzögerung zeigen auch die effektiv abgeschlossenen -2% Mietverträge seit dem 2. Quartal 2018 eine rückläufige -3% Tendenz (–0.2%). 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 fabian.waltert@credit-suisse.com Quelle: Wüest Partner, Homegate, Bundesamt für Statistik Wohneigentum Steigende Preise in allen Preissegmenten Jahreswachstumsraten Wohneigentum nach Preissegment Wie von uns erwartet hat sich das Preiswachstum im Jah- 12% Einfaches Objekt Mittleres Objekt Gehobenes Objekt resverlauf 2018 etwas beruhigt und verläuft in den verschie- 9% denen Preissegmenten wieder weitgehend homogen. Innert 6% Jahresfrist belief sich das preisliche Plus bei mittleren Eigen- tumswohnungen (EWG) auf 1.7% und bei Einfamilienhäu- 3% sern (EFH) auf 3.4%. Mit Ausnahme des Alpenraums und 0% des Tessins konnten in fast allen Regionen steigende Eigen- -3% tumspreise beobachtet werden. Wegen der nachlassenden -6% konjunkturellen Impulse rechnen wir für 2019 mit einer leicht -9% sinkenden Preisdynamik und einem Plus von nicht mehr als -12% 2% im Mittel. Die Preise von Einfamilienhäusern dürften 2012 2014 2016 2018 2012 2014 2016 2018 dabei stärker zulegen als jene von Eigentumswohnungen. EWG EFH thomas.rieder@credit-suisse.com Quelle: Wüest Partner Büroflächen Büroflächenangebot nimmt in den Innenstädten ab Summe der quartalsweise ausgeschriebenen Flächen* (Bestand und Neubau), in m² 1'800'000 Grosszentren innerer Büromarkt (CBD) Die Wachstumsbeschleunigung kurbelte 2018 die Beschäf- Grosszentren mittlerer Büromarkt tigung an und hat die während langer Zeit flaue Flächen- 1'600'000 Grosszentren äusserer Büromarkt Angebot total nachfrage wieder belebt. Allen Grosszentren ist dabei ge- 1'400'000 meinsam, dass die Erholung von den zentralen Lagen aus- 1'200'000 geht. Hier haben die zur Vermietung ausgeschriebenen 1'000'000 Büroflächen um rund ein Fünftel abgenommen. In Genf und Zürich hat die Erholung auch den mittleren Büromarkt er- 800'000 fasst. Dennoch sind die Angebotsquoten insgesamt weiter 600'000 gestiegen, weil in den äusseren Büromärkten – mit Aus- 400'000 nahme von Lausanne – von der Erholung noch kaum etwas 200'000 zu spüren ist. Für eine umfassende Erholung ist die weitere 0 Entwicklung der Nachfrage bzw. des Beschäftigungswachs- 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 tums ausschlaggebend. alexander.lohse@credit-suisse.com Quelle: Meta-Sys AG, Credit Suisse * auf dem Internet ausgeschriebene Flächen 16 Swiss Issues Konjunktur | März 2019
Credit Suisse Vorlaufindikatoren Purchasing Managers’ Index (PMI) Industriekonjunktur Purchasing Managers’ Index > 50 = Wachstum Einkaufsmanager stehen am Anfang des Produktionspro- 70 zesses. Der PMI nutzt diesen Vorlauf zur Prognose der Kon- 65 junktur. Er basiert auf einer monatlichen Umfrage, die pro- 60 cure.ch – der Fachverband für Material und Einkauf – durch- führt. Die Einkaufsmanager beantworten acht Fragen zu 55 Produktion, Auftragsbestand, Einkaufsmenge, Einkaufs- 50 preis, Lieferfristen, Einkaufslager, Verkaufslager und Be- 45 schäftigung. Sie geben an, ob die Aktivitäten höher, gleich oder tiefer als im Vormonat ausgefallen sind. Aus den pro- 40 zentualen Anteilen der Antworten, die «höher» und «gleich» 35 lauten, werden die Subindizes berechnet, wobei der Anteil der «gleich»-Antworten nur zur Hälfte einfliesst. Der PMI 30 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 liegt zwischen 0 und 100, wobei ein Wert über 50 eine expandierende Aktivität im Vergleich zum Vormonat bedeutet. Quelle: procure.ch, Credit Suisse Credit Suisse Exportbarometer Exporte In Standardabweichungen, Werte > 0 = Wachstum Das Credit Suisse Exportbarometer nutzt die Abhängigkeit 4 der Exporte von der Nachfrage auf den ausländischen Ex- 3 portmärkten. Zur Konstruktion des Exportbarometers wer- den Vorlaufindikatoren für die Industrie in den 28 wichtigsten 2 Abnehmerländern zusammengetragen. Die Werte dieser 1 Vorlaufindikatoren werden mit dem Exportanteil des jeweili- gen Landes gewichtet. Das Exportbarometer verdichtet die 0 Informationen zu einem einzigen Indikator. Da es sich um -1 standardisierte Werte handelt, wird das Exportbarometer in Standardabweichungen angegeben. Die Nulllinie entspricht -2 der Wachstumsschwelle. Das langfristige Durchschnitts- -3 wachstum der Schweizer Exporte von knapp 5% liegt bei 1. 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Quelle: PMIPremium, Credit Suisse CS CFA Society Switzerland Indikator Konjunktur Saldo der Erwartungen, Werte > 0 = Wachstum Finanzanalysten sind am Puls der Wirtschaft. Zusammen mit 80 der CFA Society Switzerland führen wir seit 2017 eine mo- 60 natliche Befragung von Finanzanalysten durch: den Finanz- 40 markttest Schweiz1. Die Analysten werden nicht nur nach 20 ihrer Einschätzung zur aktuellen und zukünftigen konjunktu- rellen Lage und zur Inflationsrate gefragt, sondern auch um 0 ihre Einschätzungen hinsichtlich Finanzmarktthemen wie der -20 Aktienmarktentwicklung oder der Zinsprognosen gebeten. -40 Der eigentliche CS CFA Society Switzerland Indikator stellt -60 den Saldo der Erwartungen bezüglich des Verlaufs der -80 Schweizer Konjunktur in den kommenden sechs Monaten dar. -100 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 1 2006 bis 2016 als Credit Suisse ZEW Indikator publiziert Quelle: CFA Society Switzerland, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur | März 2019 17
Credit Suisse Vorlaufindikatoren Bauindex Schweiz Baukonjunktur 1. Quartal 1996 = 100 150 Der Bauindex Schweiz wird gemeinsam von der Credit Suis- se und dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) 140 quartalsweise publiziert. Er dient als Frühindikator der Bau- konjunktur in der Schweiz, indem er den Umsatz im Bau- 130 hauptgewerbe für das laufende Quartal prognostiziert. Der Indikator wird von der Credit Suisse berechnet und basiert 120 hauptsächlich auf der quartalsweisen Erhebung des SBV bei seinen Mitgliedern. Zusätzliche Daten stammen vom Bun- 110 desamt für Statistik sowie vom Baublatt. Der Bauindex zeigt die Entwicklung ab dem 1. Quartal 1996 an. 100 90 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Quelle: Schweizerischer Baumeisterverband, Credit Suisse Dienstleistungs-PMI Konjunktur Dienstleistungssektor Service Purchasing Managers’ Index > 50 = Wachstum Procure.ch, der Fachverband für Einkauf und Supply Ma- 75 nagement, und die Credit Suisse haben 2014 einen PMI für 70 den Dienstleistungssektor lanciert. Der Dienstleistungs-PMI 65 ist genau gleich aufgebaut wie der PMI für die Industrie. 60 Werte über 50.0 Punkte spiegeln eine Expansion wider. Grundlage ist eine Umfrage bei Einkaufsmanagern von 55 Schweizer Dienstleistungsunternehmen. Abgefragt werden 50 sechs Subkomponenten: Geschäftstätigkeit, Neuaufträge, 45 Auftragsbestand, Einkaufspreise, Verkaufspreise und Anzahl 40 Beschäftigte. 35 30 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: procure.ch, Credit Suisse Makro-Momentum-Indikator Konjunktur Der Credit Suisse Makro-Momentum-Indikator (MMI) kon- 2.0 densiert die gegenwärtige Entwicklung der wichtigsten 1.5 Schweizer Wirtschaftsdaten auf einen einzigen Wert. Dazu 1.0 wird aus Daten zu Konjunkturumfragen, Konsum, Arbeits- markt, Kreditvergabe und Exportwirtschaft jeweils ein stan- 0.5 dardisiertes Momentum ermittelt, das dann mit der jeweili- 0 gen Korrelation zur BIP-Entwicklung gewichtet wird. Werte -0.5 über (unter) null bedeuten, dass die Indikatoren zur Schwei- zer Wirtschaft auf eine Beschleunigung (Verlangsamung) in -1.0 den letzten drei Monaten gegenüber den vergangenen sechs -1.5 Monaten hindeuten. -2.0 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 Quelle: Datastream, Credit Suisse 18 Swiss Issues Konjunktur | März 2019
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