Noch rund 30 Jahre die Endlagerung hochradioaktiver abfälle - Öko-Institut eV
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Juni 2021 nachhaltiges aus dem Öko-Institut noch rund 30 Jahre die Endlagerung hochradioaktiver abfälle Ein vielfältiges Gremium die junge Generation im nbG Endlagerung international Interview mit dr. allison Macfarlane Geld für nachhaltigkeit Eine Kolumne von Judith reise und cara-Sophie Scherf
3 Mehr Jugend! Die junge generation im nationalen begleitgremium ungefähr 60 Jahre wird er alt sein, wenn es wirklich los geht. trauen, ihre gedanken frei zu äußern. außerdem sollten sie Wenn die ersten hochradioaktiven abfälle in einem deutschen über jugendfreundlichere, digitale Kanäle angesprochen wer- endlager untergebracht werden. Vielleicht wird er sogar älter den.“ einen wertvollen Schritt sieht er in speziellen Jugend- sein. Heute ist Lukas Fachtan 27 Jahre alt und beteiligt sich an Workshops, die er mit angeregt hat und die bereits drei mal der Suche nach einem geeigneten Standort. gemeinsam mit stattgefunden haben. „es ist wichtig, junge menschen für das Jorina Suckow vertritt er die junge generation im nationalen thema zu begeistern, denn bislang ist ihr Interesse daran eher begleitgremium (nbg). Dieses gesellschaftliche gremium, zu gering.“ dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Personen des öffentlichen Lebens sowie bürgerinnen und bürger gehören, ob er sich mit 60 immer noch mit endlagerung beschäftigt, wurde eingesetzt, um die Standortsuche gemeinwohlorien- kann Lukas Fachtan heute natürlich nicht sagen. Im mai 2021 tiert, wissenschaftsbasiert, unabhängig sowie vermittelnd zu hat er sich der Wahl für eine erneute berufung ins nbg gestellt, begleiten und damit zu einem transparenten und fairen aus- musste sich aber einem mitbewerber geschlagen geben. „Ich wahlverfahren beizutragen. werde den Prozess natürlich weiter beobachten“, sagt der gie- ßener Student, „und ich hoffe, dass es in Zukunft gelingt, die ein Zufallsgenerator brachte Lukas Fachtan, den geographie- mitsprache und den einflussgrad von bürgerinnen und bür- master-Studenten, und das nbg zusammen: Über ihn wurden gern im beteiligungsprozess deutlich zu erhöhen.“ bürgerinnen und bürger ausgewählt, die gefragt wurden, ob sie sich im gremium engagieren wollen. als sich die erste Christiane Weihe Überraschung gelegt hatte, war dem Studenten klar: Das will ich machen. „Ich finde es spannend, dass es ein solches demo- https://www.nationales-begleitgremium.de kratisches Verfahren gibt, das die gesellschaft mit einbezieht. https://bit.ly/3cp9f9D und natürlich fasziniert mich auch die aufgabe an sich, die- se einmalige Herausforderung, die uns als gesellschaft noch sehr lange beschäftigen wird. und die damit natürlich vor al- lem die menschen betrifft, die heute jung sind.“ besonders die Sicherheit des zukünftigen endlagers und eine aktive, ernst- gemeinte Öffentlichkeitsbeteiligung interessieren ihn. „Dafür ist es wichtig, dass alle menschen verstehen, worum es geht und nicht nur die expertinnen und experten, die sich schon jahrelang damit beschäftigen.“ nach drei Jahren mitarbeit im nbg sagt Lukas Fachtan: Die Jugend könnte noch deutlich besser eingebunden werden. „Ich plädiere zum beispiel sehr dafür, dass es spätestens bei der Fachkonferenz im august ein eigenes Podium für lukas Fachtan die junge generation gibt. So könnte es zu einem besseren geographie-master-Student, hat die austausch kommen, da sich die Jugendlichen dann eher junge generation Im nbg vertreten
4 Inhalt 10 der lernende Prozess eine neue Form der Partizipation IM FOKUS: EndlaGErUnG 2 Mehr Jugend! Die junge generation im nationalen begleitgremium 6 Eine bunte landkarte Der Zwischenbericht teilgebiete 10 Eine kontinuierliche aufgabe Öffentlichkeitsbeteiligung im Jahrhundertprojekt endlagerung 12 „Man muss viel ausprobieren und wird immer wieder scheitern“ Interview mit Dr. allison macfarlane (university of british Columbia) 6 13 Porträts Julia mareike neles (Öko-Institut) 90 mögliche Gebiete Hans Hagedorn (Partizipationsbeauftragter) Standorte für ein endlager asta von oppen (Die grünen) arbEIt Es ist ganz einfach. Oder nicht? 14 Von Umweltpolitik bis zum Podcast nachhaltige Finanzen aktuelle Projekte, neue Ideen eine Kolumne von Judith reise und Cara-Sophie Scherf 18 16 Von netzentwicklung bis zu Ölheizungen Kurze rückblicke, abgeschlossene Studien PErSPEKtIVE 18 Es ist ganz einfach. Oder nicht? nachhaltige Finanzen EInblIcK 19 Von Ehrenmitgliedern bis zur Jahrestagung neuigkeiten aus dem Öko-Institut VOrSchaU 20 Ökologisch, gemeinsam und gerecht transformationen sozial gestalten
EdItOrIal I IMPrESSUM 5 eine neue, alte rolle In Sachen atomkraft sind wir seit der gründung des Öko-Instituts vor über 40 Jahren weit gekommen. Der ausstieg aus der Kernenergie wurde endgültig beschlossen, nächstes Jahr werden die letzten reaktoren abgeschaltet. Für die Suche nach einem endlagerstandort gibt es nun ein wissenschaftsbasiertes, transparentes, partizipatives und mehrstufiges Verfahren. Dabei ist die expertise unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach wie vor ge- fragt. Vor über vier Jahrzehnten stellten sie als erste unabhängige wissenschaftliche analysen zur Verfügung, auf welche sich die anti-aKW-bewegung stützen konnte. Heute bringen sie ihre unabhängige expertise in die Formate der Öffentlichkeitsbeteiligung beim endlagerpro- zess ein, begleiten das Verfahren durch eigene analysen und helfen, die aussagen techni- scher berichte zu verstehen. Denn die Fragestellungen, die in diesem Verfahren bearbeitet werden, sind oft sehr weit weg von unserem alltagswissen. Wer sich angemessen beteiligen will, braucht daher wissenschaftliche unterstützung und Übersetzung. Wir stehen vor einer gewaltigen aufgabe: ein endlager einzurichten, in dem hochradioaktive abfälle für mindestens eine million Jahre sicher untergebracht sind. und damit auch vor einer Jan Peter Schemmel aufgabe mit hohem gesellschaftlichen Konfliktpotenzial. Schon heute regt sich Widerstand, Sprecher der Geschäftsführung der sicher deutlich zunehmen wird, sobald sich die Zahl potenzieller Standorte verkleinert. des Öko-Instituts Deshalb führt an diesem groß angelegten Partizipationsprozess kein Weg vorbei. ein Prozess, j.schemmel@oeko.de der sich weiter mit jedem Schritt bewähren muss, auch deshalb ist die entscheidung für ein selbsthinterfragendes und lernendes Verfahren so wichtig. Dabei gilt es zudem, den stattfin- denden generationswechsel im thema zu meistern und sicherzustellen, dass wertvolles Wis- sen und expertise nicht verloren gehen. Wir freuen uns, dass wir als Öko-Institut mit unseren erfahrenen wie mit unseren neueren und jüngeren mitarbeitenden hierzu einen wichtigen beitrag leisten können. Julia neles, die im märz 2021 die stellvertretende Leitung des bereichs nukleartechnik & an- lagensicherheit übernommen hat, spricht in ihrem beitrag einen Punkt an, der angesichts der geologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der endlagerung schon frühzeitig stark kritisiert wurde: Dass die Kernenergie in betrieb genommen wurde, ohne dass die Frage ihrer Hinterlassenschaften geklärt war. ein Fehler, den wir nicht wiederholen dürfen, und ein mahnendes beispiel, bei neuen technologien stets ihre Folgewirkungen im auge zu behalten, so zukunftsweisend und sauber diese auf den ersten blick auch zu sein scheinen. etwas, das das Öko-Institut seit über 40 Jahren tut – und weiter tun wird. Ich freue mich, wenn Sie uns dabei unterstützen! Ihr Jan Peter Schemmel Weitere Informationen zu unseren themen finden Sie im Internet unter www.oeko.de/epaper eco@work – Juni 2021 – ISSn 1863-2009 – Herausgeber: Öko-Institut e.V. redaktion: mandy Schoßig (mas), Christiane Weihe (cw) – Verantwortlich: Jan Peter Schemmel Weitere autorinnen und autoren: martin möller, anette nickels (ani), Judith reise, Jan Peter Schemmel, Cara-Sophie Scherf Druckauflage: 2.150; digitale Verbreitung: rund 7.000 abonnentinnen und abonnenten – Im Internet verfügbar unter: www.oeko.de/epaper gestaltung/Layout: tobias binnig, www.gestalter.de – technische umsetzung: markus Werz – gedruckt auf 100-Prozent-recyclingpapier redaktionsanschrift: borkumstraße 2, 13189 berlin, tel.: 030/4050 85-0, Fax: 030/4050 85-388, redaktion@oeko.de, www.oeko.de bankverbindung für Spenden: gLS bank, bLZ 430 609 67, Konto-nr. 792 200 990 0, Iban: De50 4306 0967 7922 0099 00, bIC: genoDem1gLS Spenden sind steuerlich abzugsfähig. bildnachweis: titel sowie Seiten 4 oben, 6-7, 10-11 © bge (https://www.bge.de/fileadmin/user_upload/Standortsuche/Wesentliche_ unterlagen/Zwischenbericht_teilgebiete/Karte_teilgebiete_a0.jpg), modifiziert von tobias binnig im auftrag des Öko-Instituts; S.3: © nbg/aygül Cizmecioglu; S.4/18 © Vladimir Igonin – stock.adobe.com; S.13: mitte © nbg/aygül Cizmecioglu, rechts © rainer erhard; S.14 © fStopImages / malte müller; S.15 © Halfpoint – stock.adobe.com; S16 © Victor – stock.adobe.com; S.17 © eric Isselée – stock.adobe.com; andere © Privat oder © Öko-Institut, Ilja C. Hendel
7 Der Zwischenbericht teilgebiete Viel Orange, viel lila, ein klein wenig Grün. die wurden nach festgelegten Kriterien bewertet und landkarte, auf der die bundesgesellschaft für End- schließlich im September 2020 im so genannten lagerung (bGE) mögliche teilgebiete ausweist, zwischenbericht teilgebiete der bGE veröffentlicht. strahlt in vielen Farben. Sie zeigen, wo es tonge- In unterschiedlichen Projekten beschäftigt sich das stein gibt, wo Granit oder Salzvorkommen. Und vor Öko-Institut mit den Grundlagen des zwischenbe- allem: In welchen Gebieten in deutschland nach richts und seinen Inhalten ebenso wie mit den Kon- jetzigem Wissensstand ein zukünftiges Endlager sequenzen für verschiedene regionen in deutsch- für hochradioaktive abfälle entstehen kann. Sie land.
8 IM FOKUS Laut dem Zwischenbericht Teilgebie- Das StandAG definiert drei Gruppen te kommen in Deutschland 90 Gebiete von Kriterien. Zunächst werden Aus- grundsätzlich für ein Endlager in Frage, schlusskriterien angewandt, um Gebie- da sie nach derzeitigem Stand über die te zu identifizieren, die nicht in Frage geologischen Voraussetzungen ver- kommen. So darf es an einem zukünf- fügen, die im Standortauswahlgesetz tigen Standort keine seismischen oder (StandAG) festgelegt sind. Dazu ge- vulkanischen Aktivitäten oder großräu- hören das bayerische Fichtelgebirge mige Hebungen geben. „Diese entste- und der Alb-Donau-Kreis ebenso wie hen durch sehr langsam ablaufende die Mecklenburgische Seenplatte und Prozesse in der Erde, zum Beispiel die Friesland oder Städte wie Berlin und Plattentektonik“, sagt Dr. Saleem Chau- Stuttgart. dry vom Öko-Institut. „Ausgeschlossen sind außerdem Gebiete mit aktiven geologischen Störungszonen, bei de- Eine Gesteinsschicht, die für ein nen es etwa Brüche im Gestein gibt, Endlager in Frage kommt, muss oder jungen Grundwasservorkommen, mindestens die im Austausch mit der Biosphäre stehen.“ Zudem sieht das StandAG Min- destanforderungen für ein mögliches Endlager vor, die im zweiten Schritt für den Zwischenbericht Teilgebiete an- gewandt wurden. „So muss die Durch- lässigkeit des Gesteins, in dem es ein- gerichtet wird, äußerst gering sein, die 54 Gesteinsschicht muss mindestens 100 Meter dick sein, der Gesteinsbereich Mehr als muss mindestens 300 Meter unter der Oberfläche liegen und groß genug für ein Endlager sein, das alle nuklearen Abfälle fasst, die in Deutschland anfal- len,“ sagt der Geologe aus dem Bereich Nukleartechnik & Anlagensicherheit. In einem dritten Schritt kamen für die Aus- wahl elf so genannte geowissenschaft- liche Abwägungskriterien zum Tragen, Prozent der Bundesfläche so etwa die Temperaturverträglichkeit kommen derzeit noch für ein des Gesteins, der mögliche Schutz eines Endlager in Frage. Endlagers durch das Deckgebirge oder auch die hydrochemischen Verhältnisse. Nach Anwendung dieser Kriterien und Anforderungen sind nun immerhin Eine Million Jahre noch 54 Prozent der deutschen Lan- desfläche übrig, sie wurden im Zwi- schenbericht Teilgebiete veröffentlicht. All jene Kriterien sollen gewährleisten, In einem aus Eigenmitteln finanzierten dass die hochradioaktiven Abfälle – also Projekt begleitet das Öko-Institut das vor allem abgebrannte Brennelemente Verfahren wissenschaftlich, so durch und verglaste Spaltprodukte aus der Analysen und eine Teilnahme an den Wiederaufbereitung – für mindestens zugehörigen Fachkonferenzen (siehe 300 eine Million Jahre sicher im zukünfti- hierzu ausführlich „Eine kontinuierliche gen Endlager eingeschlossen bleiben. Aufgabe“ auf Seite 10). „Darüber hin- „Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es aus veröffentlichen wir Statements derzeit keine Alternative zu einer unter- und Beiträge zum Zwischenbericht, irdischen Lagerung dieser Abfälle. Geo- die aktuelle Fragestellungen aufbe- logische Barrieren können langfristig reiten, und stellen Hintergrundinfor- verhindern, dass die radioaktiven Stoffe mationen für alle Interessierten zur wieder an die Oberfläche kommen“, so Verfügung“, so Chaudry. Grundsätzlich Chaudry, „ergänzt wird dies natürlich beurteilen die Wissenschaftlerinnen durch technische und geotechnische und Wissenschaftler den Zwischenbe- Meter unter der Barrieren – etwa mit Blick auf den Ver- richt Teilgebiete als wichtigen Schritt, Oberfläche liegen. schluss des Endlagers.“ der die Menschen über den Prozess auf
9 dem Laufenden hält und frühzeitig die in Frage kommt, daher haben wir un- ten zur umsetzung der Kriterien nach möglichkeit bietet, sich ins Verfahren tersucht, auf welcher grundlage dieses den §§ 22-24 Standag in methoden einzubringen. „an vielen Stellen ist der gebiet ausgesucht wurde.“ Zwei Salz- zur Kriterienanwendung durch die bun- bericht auch gelungen und die Kriteri- stöcke und ein Verbreitungsgebiet von desgesellschaft für endlagerung mbH“ en wurden sinnvoll angewendet und tongestein wurden im Zwischenbericht erstellt. „Die bürgerinitiative hat uns auch nachvollziehbar bearbeitet.“ an als teilgebiete ausgewiesen. „Wir haben schon vor der Veröffentlichung des Zwi- anderer Stelle jedoch kritisieren die ex- in der analyse festgestellt, dass etwa schenberichts teilgebiete damit beauf- pertinnen und experten die methodik mit blick auf die abwägungskriterien tragt, die eignung der darin angewand- des berichts. „bevor etwa eine Prognose nur allgemeine Informationen zu den ten Kriterien zu prüfen“, erklärt der geo- zu Vulkanismus in einem bestimmten gesteinen, ihrer Lage, erstreckung und loge, „dabei haben wir festgestellt, dass gebiet abgegeben wird, müssen die In- mächtigkeit genutzt wurden“, sagt Sa- die anforderungen und Kriterien des dikatoren hierfür überprüft werden, da leem Chaudry, „Detailinformationen Standag überwiegend nachvollziehbar es hier unterschiedliche wissenschaftli- aus dem gebiet der Samtgemeinde und angemessen in anwendungsme- che einschätzungen gibt.“ Kritisch sieht wurden für die bewertung aus unserer thodiken übersetzt wurden.“ Chaudry zudem, dass viele vorliegende Sicht nicht genutzt.“ Daten etwa zu bereits durchgeführ- ten bohrungen für den bericht bislang auch das emsland hat das Öko-Institut dEr FarbVErlUSt nicht genutzt wurden. „Dies ist der Prä- bereits beraten. „auf dem gebiet des misse der Vergleichbarkeit geschuldet, Landkreises gibt es insgesamt zehn da diese Daten dann vielleicht für eine mögliche teilgebiete, drei davon Salz- Die Suche nach einem endlagerstand- region vorliegen und für eine andere stöcke, die nah aneinander liegen“, so ort wird bald in die nächste Phase ge- nicht. Im weiteren Verfahren sollten der Wissenschaftler, „die Verantwortli- hen. Dann erkundet die bge potenzielle diese Informationen zur standortspezi- chen wollten wissen, ob diese in Frage Standortregionen erst von der erdober- fischen bewertung genutzt werden.“ kommen werden für ein endlager. Da- fläche und grenzt die auswahl weiter rüber hinaus haben wir sie bei der ein- ein, etwa auf grundlage seismischer Zusätzlich bewertet das Öko-Institut richtung eines eigenen begleitgremi- untersuchungen. In einer dritten Phase den äußerst umfangreichen bericht ums unterstützt.“ Im gutachten „Fachli- folgen dann untertätige erkundungen als zu wenig strukturiert angesichts che beratung des Landkreises emsland und ein Standortvorschlag, über den der Komplexität des Inhalts. „ein Laie zu den ergebnissen des Zwischenbe- schließlich der bundestag abstimmen wird sich darin kaum zurechtfinden“, richts teilgebiete im Standortauswahl- muss. bis 2031 soll ein Standort gefun- sagt der experte, „an vielen Stellen ist verfahren für ein endlager“ stellt das den werden. und so wird die Landkarte es selbst für Wissenschaftlerinnen und Öko-Institut fest, dass die methodik, der bge sich mehr und mehr auf ein- Wissenschaftler, die täglich an diesem die zur auswahl der Salzstöcke führte, zelne gebiete statt auf große Flächen thema arbeiten, schwierig, die ent- nachvollzogen werden konnte. gleich- konzentrieren – und damit deutlich an scheidungen nachzuvollziehen, die da- zeitig stellt das gutachten an mehreren Farbe verlieren. rin dokumentiert werden.“ Die ursache Stellen einen ergänzungs- sowie Über- sieht er hier unter anderem in der kur- prüfungsbedarf fest. „es wurden zum Christiane Weihe zen Zeit, die für den bericht aufgewandt beispiel standortspezifische Daten, wurde – „dabei ist es weder nötig noch die bereits aus erdölschürfbohrungen sinnvoll, dass sich die Verantwortlichen existieren, nicht zur bewertung genutzt hier unter Zeitdruck setzen.“ – dies sollte sich im weiteren Verfah- ren ändern“, sagt Chaudry, „außerdem sollte zum beispiel noch einmal geprüft WIrKUnG In dEn rEGIOnEn werden, welche aktiven Störungszonen es in den Salzstöcken gibt und welchen einfluss dies auf ihre eignung als teilge- aus Sicht von Dr. Saleem Chaudry biet hat.“ Das gutachten stellt außerdem braucht der Zwischenbericht teilgebie- fest, dass die mindestanforderungen te für all jene, die damit arbeiten wollen, für den Flächenbedarf des zukünftigen aber nicht vom Fach sind, dringend eine endlagers – drei Quadratkilometer für Übersetzungsleistung, denn „gerade Steinsalz, sechs für Kristallingestein und kommunale Vertreterinnen und Ver- zehn für tonstein – geprüft werden soll- treter müssen früher oder später in der ten, „etwa mit blick darauf, ob die Fläche Lage sein, sich mit dem thema ausein- auch dann ausreichend ist, wenn man ander zu setzen.“ Diese Übersetzungs- eine rückholbarkeit der hochradioakti- Der Diplom-Geologe Dr. Saleem Chaudry wid- leistung hat das Öko-Institut zum bei- ven abfälle gewährleisten will.“ met sich am Öko-Institut aus unterschiedlichen spiel für die Samtgemeinde bevensen- Perspektiven der Entsorgung radioaktiver Abfäl- ebstorf in niedersachsen übernommen Darüber hinaus haben die Wissen- le. Im Bereich Nukleartechnik & Anlagensicher- heit beschäftigt er sich unter anderem mit der und eine Kurz-beratung durchgeführt. schaftlerinnen und Wissenschaftler Geochemie saliner Gesteine sowie der Inter- und „Die Samtgemeinde wollte wissen, wa- für die bürgerinitiative umweltschutz Transdisziplinarität in der Entsorgungsforschung. rum sie als Standort für ein endlager Lüchow-Dannenberg das „Kurzgutach- s.chaudry@oeko.de
10 IM FOKUS Eine kontinuierliche Aufgabe Öffentlichkeitsbeteiligung im Jahrhundertprojekt Endlagerung Ein Endlager direkt vor meiner Haustür? Viele Menschen gesellschaftliche Erfordernisse und Erwartungen. Zentral können sich das nicht vorstellen. Sie haben Ängste und ist daher die frühzeitige und aktive Einbindung der Gesell- Bedenken, die zu großem Widerstand gegen diese Ein- schaft. Wie Öffentlichkeitsbeteiligung im Jahrhundertpro- richtung führen können. Deshalb sind bei der Suche nach jekt Endlagerung gelingen kann und welche Herausforde- einem geeigneten Standort nicht nur technische oder geo- rungen sich schon heute in diesem Verfahren zeigen, damit wissenschaftliche Fragen von Bedeutung, sondern auch beschäftigt sich auch das Öko-Institut. „Die Suche nach einem Endlagerstand- fahren aussehen könnte und welchen ort steht vor der gewaltigen Aufgabe, Ein gelingendes Verfahren Gestaltungsspielraum das StandAG dass ihr Ergebnis von der gesamten Ge- hierfür bereithält“, sagt Brohmann. sellschaft getragen und toleriert wird Wichtig seien etwa unterschiedliche – auch und vor allem von jenen, die un- Wie die formellen und informellen For- Formen der Beteiligung, die mit der mittelbar betroffen sein werden“, sagt men der Öffentlichkeitsbeteiligung Zeit ergänzt werden können, und auch, Dr. Bettina Brohmann, Forschungskoor- bestmöglich gestaltet werden können, dass diese im Prozess kontinuierlich dinatorin Transdisziplinäre Nachhaltig- damit hat sich das Öko-Institut für das überdacht und bei Bedarf nachjustiert keitswissenschaften am Öko-Institut. Bundesamt für die Sicherheit der nu- werden. „Alle Akteurinnen und Akteure „Dies kann nur in einem schrittweisen, klearen Entsorgung (BASE) im Projekt sollten außerdem von Anfang an in den transparenten und konsensorientierten „Öffentlichkeitsbeteiligung bei der End- Prozess einbezogen werden und dafür Verfahren bewältigt werden, das Bürge- lagersuche: Herausforderungen eines müssen ausreichend Zeit und Geld so- rinnen und Bürger aktiv einbezieht und generationenübergreifenden, selbst- wie passende Strukturen zur Verfügung Mitgestaltung ermöglicht.“ Es braucht hinterfragenden und lernenden Verfah- stehen. Ziele und Spielräume der Parti- eine Partizipation, die über Informati- rens“ beschäftigt. Gemeinsam mit dem zipation sollten stets klar kommuniziert on und Konsultation hinaus geht, also Institut für Technikfolgenabschätzung werden.“ einen offenen Dialog mit Gestaltungs- und Systemanalyse (ITAS) des Karlsru- spielräumen für die Beteiligten, sagt die her Instituts für Technologie (KIT) und Erfolgsfaktoren für eine gelingende Expertin. Die Grundlagen dafür sind ge- der team ewen GbR haben die Wis- Partizipation seien auch Offenheit und legt. „Mit der Novellierung des StandAG senschaftlerinnen und Wissenschaftler Interesse für die Ergebnisse der Betei- wurde eine neue Form der Öffentlich- zunächst eine umfassende Literatur- ligung sowie natürlich deren systema- keitsbeteiligung etabliert: ein sich selbst analyse durchgeführt und Erfahrungen tische Berücksichtigung. Hierfür seien hinterfragender und lernender Prozess. verschiedener Verfahren analysiert. Reflexion und Lernen innerhalb der Das ist eine besondere Herausforde- „Vor diesem Hintergrund haben wir Institutionen wichtig, aber auch zwi- rung, aber auch eine große Chance.“ skizziert, wie eine gute Öffentlichkeits- schen den Akteurinnen und Akteuren beteiligung im Standortauswahlver- des Verfahrens. „Nur dann kann das
11 Verfahren wirklich lernen. Dazu gehört Information sowie der beteiligung der raum für Dialog und Diskussion lassen auch, zu akzeptieren, dass es während menschen vor ort, die über die regio- und das Verfahren noch zu langsam des Prozesses Änderungen geben kann. nalkonferenzen auch nachprüfungen lernt. „es ist außerdem noch unklar, wie Schließlich wird er sich über eine lange einfordern können“, erklärt die Wis- empfehlungen geprüft und dann tat- Zeit hinziehen“, sagt brohmann. „gleich- senschaftlerin. Der rat der regionen, sächlich in den Prozess aufgenommen zeitig muss das Verfahren auch dann ro- der sich aus Vertreterinnen und Vertre- werden.“ auch ein besserer Zugang zu bust und stabil bleiben, wenn sich die tern der regionalkonferenzen und der wissenschaftlichem Wissen sei notwen- gesellschaftlichen rahmenbedingun- Zwischenlager-Standortgemeinden dig, etwa über ein wissenschaftliches gen ändern.“ essenziell sei zudem eine zusammensetzt, soll den Prozess dann gremium, das bei bedarf einschät- enge Zusammenarbeit zwischen allen zudem aus überregionaler Sicht be- zungen und gutachten zur Verfügung beteiligten aus Politik, behörden und gleiten und dem Interessenausgleich stellt. „Darüber hinaus braucht es eine Zivilgesellschaft. „Wir brauchen eine zwischen den möglichen Standortre- noch repräsentativere beteiligung und gemeinsame Wissensbasis und die ge- gionen dienen. „Darüber hinaus gibt gesellschaftliche Vermittlung. Hierfür meinsame arbeit an den aktuellen und es noch weitere, informellere Formen müssen wir weitere gruppen motivie- zukünftigen Prozessen.“ Im weiteren der Öffentlichkeitsbeteiligung wie ren, an den Veranstaltungen teilzu- Prozess müssten zudem jene regionen Workshops zur Jugendbeteiligung, on- nehmen, etwa aus Jugendverbänden begleitet und unterstützt werden, die linekonsultationen oder digitale Dia- oder Kirchen.“ Die beteiligungsexpertin konkreter als endlagerstandort in Frage logangebote. Wichtiger baustein ist wünscht sich außerdem ein höheres kommen – auch mit blick auf regionale außerdem eine Informationsplattform, mediales engagement. „Hierfür sollte unterschiede bei den ressourcen und die unter anderem über den Stand der die medienarbeit ausgeweitet und da- Kompetenzen, die nötig sind, um sich Suche informiert und wichtige Doku- bei unter anderem der innovative Cha- in das Verfahren einzubringen. mente bereithält.“ rakter des auswahlverfahrens betont werden.“ FOrMEn dEr bEtEIlIGUnG EIn lErnEndES VErFahrEn ein endlager direkt vor meiner Haustür? WIrd GESUcht es ist eine aufgabe für mehrere gene- rationen und die gesamte gesellschaft, Das Standortauswahlgesetz sieht ver- dass die zukünftigen nachbarinnen schiedene Formen und gremien für es zeigen sich hier viele Formate, die teil- und nachbarn des deutschen endla- die Öffentlichkeitsbeteiligung vor. Im weise schon heute kritisch beleuchtet gers dieses tolerieren können. und oktober 2020 wurde mit einer auftakt- werden. Zu recht, wie die expertin vom eine Herausforderung für dieses neue veranstaltung zur Vorbereitung der Öko-Institut findet. „Der Prozess funk- Verfahren, das sich in den kommenden folgenden drei beratungstermine der tioniert noch nicht so, wie er könnte“, monaten und Jahren immer wieder Fachkonferenz teilgebiete begonnen. sagt sie, „das liegt sicher daran, dass wir beweisen und anpassen muss. Für sein bei diesen werden ergebnisse der bge es mit neuen Institutionen und Struk- gelingen braucht es aus Sicht von bet- aus dem Zwischenbericht teilgebiete turen zu tun haben“. Dass die Fachkon- tina brohmann nicht zuletzt eine ehrli- besprochen, die für die auswahl von ferenz im Februar 2021 mit über 1.000 che Wertschätzung für die zukünftige Standortregionen und schließlich zur teilnehmerinnen und teilnehmern sehr Standortregion – was beispielsweise bestimmung eines Standortes dienen gut besucht war und nur online statt- eine mögliche Kompensation ausdrü- (siehe hierzu ausführlich „Eine bunte gefunden hat, war auch eine besonde- cken würde – auch in Hinsicht darauf, Landkarte“ auf Seite 6). Im anschluss re Herausforderung – „Das machte es welche wichtige Jahrhundertaufgabe an die Fachkonferenzen wird es regi- schwierig, alle gruppen ausreichend zu sie für unsere gesamte gesellschaft onalkonferenzen geben. „Diese finden Wort kommen zu lassen und zu hören.“ übernehmen wird. überall dort statt, wo es eine übertä- Kritisiert wird unter anderem, dass die gige erkundung gibt. Sie dienen der bisherigen Veranstaltungen zu wenig Christiane Weihe Dr. Bettina Brohmann koordiniert am Öko- Institut die Forschung zu Transdisziplinären Nachhaltigkeitswissenschaften. Darüber hinaus beschäftigt sie sich unter anderem mit der Kon- sumenten- und Motivationsforschung, der Be- teiligung an Entscheidungsprozessen sowie den sozialen Aspekten der Energie- und Klimapolitik. b.brohmann@oeko.de
12 IM FOKUS I InterVIeW “Man muss viel ausprobieren und wird immer wieder scheitern“ In Finnland wird schon gebaut, in anlagen bei sich haben, ob sie dafür auch für jene geben, die in opposition Frankreich ist ein Standort festgelegt, bereit wären. Das hat sich ausgezahlt: zu einem endlager stehen. die USa stecken fest. rund um den Sie haben zwei Kommunen gefunden, Globus beschäftigen sich Staaten mit in denen mehr als 80 Prozent der bevöl- Wo stehen die USa bei diesem thema? der Suche nach einem Endlagerstand- kerung die einrichtung des endlagers Leider nirgendwo. und seit das ener- ort. dr. allison Macfarlane ist eine der unterstützt. gieministerium 2010 die behörde auf- wichtigsten nuklearexpertinnen der gelöst hat, die für die entsorgung von USa. Sie war Vorsitzende der nuclear In Frankreich, einem Land mit sehr atommüll zuständig war, gibt es keine regulatory commission (nrc) sowie vielen Kernkraftwerken, wurde bure nationale organisation, die den um- Mitglied der blue ribbon commission in Lothringen als Standort festgelegt. gang mit radioaktiven abfällen feder- on america’s nuclear Future. heute großbritannien war mal nah dran, einen führend übernimmt. leitet sie die School of Public Policy Standort auszusuchen, musste nach er- and Global affairs an der University of heblichem Widerstand die Suche aber Warum stecken die USa in diesem Pro- british columbia in Vancouver, Kana- noch mal neu starten. auch Japan hat zess fest? da. Im Interview mit eco@work spricht nach dem unfall von Fukushima wieder Zum einen, weil der ursprüngliche Plan, sie über den Stand der weltweiten angefangen, nach einem passenden mehrere Standorte zu untersuchen, aus Standortsuche, Erfolgsfaktoren für Standort zu suchen. Kostengründen wieder eingestampft eine gelingende Standortfestlegung, wurde. es gibt jetzt auch niemanden, aber auch den Stand der Endlagerthe- Wie wird die Suche nach einem Stand- der einen anreiz hat, die Dinge wieder matik in ihrem heimatland. ort erfolgreich? in gang zu setzen. Die einzigen men- eine wichtige erkenntnis aus den bis- schen, die ein Interesse daran hätten, dr. Macfarlane, welches land ist bei herigen Verfahren ist aus meiner Sicht, das müllproblem zu lösen, sind jene, die der Einrichtung eines Endlagers am dass es in der regel keinen gradlinigen in der nähe von stillgelegten Kernkraft- weitesten fortgeschritten? Prozess gibt. Sondern dass man etwas werken wohnen, wo die hochradioakti- Definitiv Finnland. es wird wahrschein- ausprobieren muss und dann wahr- ven abfälle weiterhin gelagert werden. lich als erstes Land ein endlager in be- scheinlich scheitert, um dann wieder et- Das betrifft derzeit bereits 19 anlagen trieb nehmen. Dieses ist auf der Halbin- was auszuprobieren und vielleicht noch mit 21 reaktoren, 2025 werden es schon sel olkiluoto an der Westküste bereits mal zu scheitern. aber irgendwann ver- 24 anlagen sein. Doch diese menschen im bau, es wird dann nur noch eine wei- sucht man es und es gelingt. haben leider keine laute Stimme. tere genehmigung brauchen, um es zu betreiben. außerdem braucht es viele Kompro- Vielen dank für das Gespräch. misse und Verhandlungen und die Zu- Das Interview führte Christiane Weihe. Wie sieht es in anderen ländern aus? sammenarbeit mit den menschen vor Schweden ist ebenfalls relativ weit, auch ort. man kann nicht einfach in eine hier wurde bereits ein Standort ausge- Kommune gehen und sie ohne Diskus- wählt. es liegt direkt beim Kernkraft- sion als endlagerstandort festlegen. Die werk Forsmark im osten Schwedens, menschen müssen eine gelegenheit die behördliche Überprüfung läuft. haben, nein zu sagen. natürlich nur bis Hier mussten übrigens unterschied- zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ist die liche methoden ausprobiert werden, formale genehmigung erst mal erteilt, um einen Standort zu finden. Zunächst ist es dann doch zu spät dafür. Wichtig wurde nach geeigneten geologischen ist zudem, dass die gemeinde finanzi- Formationen gesucht, dann fragten sie elle ressourcen erhält, um eigene be- Kommunen, ob sie das endlager freiwil- ziehungsweise unabhängige untersu- lig bei sich einrichten würden. Da gab chungen in auftrag geben zu können es auch welche, doch das passte dann und sich nicht darauf verlassen zu müs- Im Interview mit eco@work: Dr. Allison Macfarlane, Direktorin der School of leider aus geologischen gründen nicht. sen, dass das schon stimmen wird, was Public Policy and Global Affairs an der University am ende wurden gezielt Kommunen die regierung oder die atomwirtschaft of British Columbia (Vancouver, Kanada) gefragt, die bereits nukleartechnische sagt. bestenfalls sollte es solche mittel allison.macfarlane@ubc.ca
IM FOKUS I PortrÄtS 13 hans hagedorn Partizipationsbeauftragter des nbg asta von Oppen Julia Mareike neles Fraktionsvorsitzende Stellvertretende bereichsleiterin Läuft es gut? Diese Frage begleitet Hans der grünen in gartow am Öko-Institut Hagedorn kontinuierlich. Denn die aufgabe des Partizipationsbeauftrag- Sie hat lange gegen ein endlager ge- Dass sich niemand über die weitrei- ten des nationalen begleitgremiums kämpft. gegen jenes, das in gorleben chenden Konsequenzen gedanken (nbg) ist es, die staatlichen und gesell- entstehen sollte. „Ich habe mich schon gemacht hat, verwundert sie immer schaftlichen organisationen dabei zu 1977 an den Protesten gegen ein atom- noch. „Da wird eine technologie entwi- unterstützen, im Verfahren der Stand- mülllager im Wendland beteiligt“, sagt ckelt und in betrieb genommen – aber ortauswahl gut zusammenzuarbeiten. asta von oppen, „daher war ich sehr was mit den Hinterlassenschaften der Zu prüfen, ob die Öffentlichkeitsbeteili- erleichtert, dass gorleben laut dem Zwi- Kernenergie passiert, blieb unklar“, sagt gung funktioniert. rechtzeitig zu erken- schenbericht teilgebiete nun nicht mehr Julia mareike neles, „nun muss die ge- nen, wo Konflikte entstehen könnten. als endlagerstandort in Frage kommt.“ sellschaft einen großen aufwand be- „Wichtig ist, dass man jenen, die betrof- treiben, um eine sichere endlagerung fen sein könnten, das auch rechtzeitig „Die Beteiligungsformate zu gewährleisten.“ eine gewaltige auf- klar macht“, sagt er, „ihnen zu verdeut- der Standortsuche brauchen gabe, sagt neles, die im märz 2021 die lichen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt mehr Unterstützung.“ stellvertretende Leitung des bereichs ist, sich am Verfahren zu beteiligen.“ nukleartechnik & anlagensicherheit übernommen hat, aber auch eine span- „Konflikte, die heute konstruktiv Doch schon vor dieser entscheidung hat nende. „Zu lösen ist sie auf einer natur- und öffentlich ausgetragen wer- die aktivistin und Politikerin angefan- wissenschaftlich-technischen ebene. gen, sich für eine gesamtgesellschaft- aber ohne die gesellschaftliche und den, können das Vertrauen in den liche Suche nach einem geeigneten politische ebene wird es nicht gehen. “ Standortauswahl-Prozess erhöhen.“ Standort zu engagieren. „mit der Katas- trophe von Fukushima und dem end- „Erstmal vertraue ich dem aktuell beschäftigt den Partizipations- gültigen ausstieg aus der Kernenergie beauftragten vor allem die Frage, wie in Deutschland gab es einen neustart Verfahren der Suche nach die Öffentlichkeitsbeteiligung nach in diesem Prozess“, sagt sie. Deswegen einem Endlagerstandort.“ den Fachkonferenzen weiter gestaltet hat sie als Sprecherin der arbeitsgruppe werden kann. „Hier gibt es eine beteili- Vorbereitung die erste Fachkonferenz Die expertin sieht die gesamte gesell- gungslücke. Derzeit wird diskutiert, wie teilgebiete mit organisiert – sie fand im schaft gefordert, dem Verfahren eine sie geschlossen werden kann.“ aus Sicht Februar 2021 mit über 1.000 Personen Chance zu geben und sich zu beteiligen von Hans Hagedorn braucht es hierfür online statt. – auch die Wissenschaft. „Wir am Öko- weniger die großen, repräsentativen Institut sehen es als unsere aufgabe Veranstaltungen, sondern kleinere und „Hier gab es eine Chance, mitzugestal- an, mit darauf zu achten, dass es eine fokussierte Foren mit wissenschaftli- ten“, sagt asta von oppen. aber auch: nachhaltige und sichere Lösung gibt.“ cher begleitung. „Idealerweise gibt es „Wir hätten deutlich mehr Zeit, finan- Daher haben die Wissenschaftlerinnen dabei eine große offenheit, auch unge- zielle und fachliche unterstützung ge- und Wissenschaftler ein eigenprojekt stützte Hypothesen öffentlich zu disku- braucht.“ Dies fordert sie für zukünftige ins Leben gerufen, beraten in verschie- tieren, was angesichts des Konfliktpo- engagierte ein, denn asta von oppen denen Projekten, sind in Kommissionen tenzials natürlich nicht ganz einfach ist“, hat sich gegen eine weitere beteiligung und auf Konferenzen unterwegs. auch sagt er. „Doch aus meiner Sicht ist das an den Konferenzen entschieden. „Ich im privaten umfeld diskutiert Julia ne- gerade das Schöne an diesem Prozess: bin aber stolz auf das, was wir als team les über endlagerung. „Ich finde es aber Durch eine aktive beteiligung der Zivil- erreicht haben“, sagt sie, „wir haben un- erstaunlich, dass sich eher wenige men- gesellschaft zu einer besseren Lösung ter schwierigen bedingungen ein inte- schen wirklich interessieren oder gar zu kommen.“ cw ressantes angebot zusammengestellt.“ aktiv werden würden.“ cw cw Hans.Hagedorn@nationales- j.neles@oeko.de begleitgremium.de asta.oppen@online.de
14 ARBEIT I AKTUELL Podcast “Wenden bitte!“ startet Das Öko-Institut gibt’s nun auch zum Matthes macht klar, dass das Ziel der Zum Redaktionsschluss Ende Mai ist Hören: Anfang April ist die erste Episo- Treibhausgasneutralität in Deutschland auch die zweite Folge des Podcasts de des neuen Podcasts „Wenden bitte! nur mit Wasserstoff erreicht werden „Wie geht es mit dem Flugverkehr Der Podcast zu Wissenschaft und nach- kann. Demnach sei Wasserstoff die vier- nach Corona weiter“ erschienen. haltigen Transformationen“ erschienen. te Säule der Energiewende – nach Ener- Darin erwartet die Hörerinnen und Hö- gieeffizienz, erneuerbaren Energien Diese weiteren Episoden hören Sie in rer tiefgründiges Wissen zu verschiede- und Elektrifizierung – und damit zentra- den kommenden Monaten: nen Fragen rund um die Energiewende, ler Bestandteil einer nachhaltigen Ener- Juli 2021: Verkehrs- oder Rohstoffwende. gieversorgung. Er warnt davor, den „Endlagerung und Bürgerbeteili- Technologiewechsel zu verpassen und gung“ mit Julia Mareike Neles „Wir wollen in unserem Podcast in die drängt darauf die richtigen Weichen- Tiefe einsteigen, aber nicht zu nerdig stellungen vorzunehmen. August 2021: sein“, erklärt Mandy Schoßig. Sie leitet „Längere Lebensdauer für Handys, das Referat Öffentlichkeit & Kommuni- Laptops & Co.“ kation am Institut und moderiert den mit Siddharth Prakash Podcast gemeinsam mit Nadine Kreut- September 2021: zer, Journalistin und Moderatorin. In 45 „Soziale Gerechtigkeit in der Energie- bis 60 Minuten gehen sie mit einem wende“ mit Dr. Katja Schumacher Gast anstehenden Nachhaltigkeits- transformationen auf den Grund – ge- November 2021: nug Zeit, für die neue „Langstrecke der „Internationale Klimaverhandlun- Umweltpodcasts“. gen“ mit Anke Herold Der Podcast ist erhältlich auf allen Episode 1: Wasserstoff, Champagner gängigen Podcast-Portalen – etwa bei der Energiewende Apple Podcasts sowie bei Spotify – und unter www.oeko.de/podcast. In der ersten Episode „Warum ist Was- ani serstoff der Champagner der Energie- wende?“ ist Dr. Felix Chr. Matthes zu Gast. Der Forschungskoordinator Ener- gie- und Klimapolitik am Öko-Institut, der auch Mitglied im Wasserstoffrat der Bundesregierung ist, gibt im Gespräch einen Überblick über zentrale Fragen zur Nutzung von Wasserstoff als Ener- gieträger. Ein einfacher Verzicht Fluorierte Treibhausgase, so genannte ringern“, sagt Wolfram Jörß vom cher. „Darüber hinaus entwickeln und F-Gase, finden sich etwa als Kältemittel Öko-Institut. „Diese Verordnung wird bewerten wir im Projektteam politische in Klimaanlagen oder Treibgas in Asth- 2022 einer Revision unterzogen.“ Für Handlungsmöglichkeiten bei der Revi- masprays. Doch: Sie haben ein beson- die Vorbereitung wird nun im Auftrag sion im kommenden Jahr und unter- ders hohes Treibhausgaspotenzial. der Europäischen Kommission das Pro- stützen die Europäische Kommission Gleichzeitig können sie in fast allen An- jekt „Support contract for an evaluation dabei, unterschiedliche Interessen- wendungsfeldern relativ gut vermieden and Impact assessment for amending gruppen in den Revisionsprozess einzu- werden. „Die EU ist daher bereits 2014 Regulation (EU) No 517/2014 on fluori- beziehen.“ einen wichtigen Schritt gegangen und nated greenhouse gases“ umgesetzt. hat in der F-Gas-Verordnung eine schritt- „Darin bewerten wir unter anderem Das Projekt wird gemeinsam mit der weise Mengenbegrenzung („Phase- Markttrends zu F-Gasen und ihren Al- Öko-Recherche GmbH und dem Bera- down“) ins Leben gerufen, der dazu bei- ternativen und skizzieren zukünftige F- tungsunternehmen Ricardo durchge- tragen wird, die F-Gase deutlich zu ver- Gas-Emissionen“, so der Senior Resear- führt und läuft noch bis April 2022. cw
15 Für Umwelt und Menschen Morgen treibhaus- Die Co2-Steuer macht autofahren wirkungen von umweltpolitik und gasneutral? und Heizen teurer. Fleischkonsum ist umweltbelastungen. Dabei identifi- umweltschädlich und müsste deut- zieren wir auch Wissenslücken und Wie kann es gelingen, bis 2050 wirklich lich reduziert werden – gehört bei vie- Handlungsbedarfe“, sagt gerolf Hanke treibhausgasneutral zu werden? Wel- len menschen aber zum alltagsleben. aus dem bereich Produkte & Stoffströ- che politischen maßnahmen braucht es Diese beispiele zeigen: mit umwelt- me des Öko-Instituts. „In drei Feldern auf diesem Weg? mit diesen Fragen be- politik sind häufig soziale Fragen ver- nehmen wir dann tiefergehende un- schäftigt sich ein aktuelles Projekt für bunden. auch, weil einkommens- tersuchungen vor, welche Wechsel- das umweltbundesamt. „Wir entwickeln schwächere gruppen deutlich stärker wirkungen zwischen umweltschutz Szenarien für ein vollständig treibhaus- von umweltbelastungen wie etwa und sozialen Zielen bestehen“, er- gasneutrales Deutschland“, erklärt Dr. Luftverschmutzung oder Ver- gänzt Johanna Cludius aus dem be- ralph o. Harthan, Senior researcher am kehrslärm betroffen sind. Welche reich energie- und Klimaschutz. So Öko-Institut. „Darüber hinaus entwer- Wechselwirkungen gibt es konkret betrachtet das Projektteam unter an- fen wir einen Weg, auf dem die Klima- zwischen umwelt-, Sozial- und gesell- derem das ernährungssystem sowie ziele erreicht werden können – mit ent- schaftspolitik, welche Synergien, aber den themenkomplex bauen, Wohnen sprechenden Instrumenten.“ auch welche Zielkonflikte? und wie und Stadtentwicklung. gemeinsam kann es gelingen, letztere zu vermei- entwickeln die Wissenschaftlerinnen Im Projekt „transformation zu einem den oder abzumildern? und Wissenschaftler dann konkrete vollständig treibhausgasneutralen Vorschläge, wie eine ökologisch am- Deutschland“ beschäftigen sich die mit diesen Fragen beschäftigt sich bitionierte und gleichzeitig sozial ver- Wissenschaftlerinnen und Wissen- das Öko-Institut im auftrag von um- trägliche Strategie der umweltpolitik schaftler gemeinsam mit dem Fraunho- weltbundesamt und bundesumwelt- aussehen kann. begleitet wird dieser fer-Institut für System- und Innovati- ministerium im Projekt „Soziale as- Prozess kontinuierlich durch dialogi- onsforschung und dem Fraunhofer-Ins- pekte von umweltpolitik“ noch bis sche und partizipative Veranstaltun- titut für energiewirtschaft und august 2023. beteiligt sind mehrere gen und einen transdisziplinär be- energiesystemtechnik noch bis Sep- Institutsbereiche sowie das Forum setzten Praxisbeirat. „Wirksame um- tember 2023 auch mit den Potenzialen Ökologisch-Soziale marktwirtschaft, weltpolitik hängt zentral von einer natürlicher und technischer Senken. das Institut für sozial-ökologische For- breiten akzeptanz der bevölkerung „Wir betrachten zum beispiel die beiträ- schung, die universität tübingen und ab und damit auch von sozialer ge- ge, die Wälder und moore, aber auch die agentur Zebralog. rechtigkeit“, resümiert Franziska Wolff die abscheidung von Kohlendioxid aus aus dem bereich umweltrecht & der Luft für den Klimaschutz haben „Im ersten Schritt untersuchen und governance. cw können“, sagt Julia repenning, stellver- systematisieren wir die sozialen aus- tretende Leiterin des bereichs energie & Klimaschutz am Öko-Institut. mas
16 arbEIt I rÜCKbLICK Klare regeln für Wald und acker Wie Äcker, Wälder und grünland beim Wiederherstellung von Feuchtgebie- anreize, sie zu erhöhen“, so der Wis- Klimaschutz berücksichtigt werden, ten“, sagt Senior researcher Dr. Hannes senschaftler. „bis 2030 wäre es in der kann den europäischen Klimaschutz böttcher, „derzeit nimmt dieser Sektor eu möglich, jährlich 400 bis 600 milli- verbessern oder verwässern. Denn wird pro Jahr 280 millionen tonnen Co2 auf.“ onen tonnen Co2-Äquivalente in Sen- der Landnutzungssektor in das eu- ken zu speichern beziehungsweise aus Klimaziel einbezogen ohne dass dieses In einer Kurzanalyse für greenpeace Quellen zu verringern.“ Darüber hinaus verschärft wird, könnten durch die Co2- Deutschland hat das Öko-Institut erör- brauche es klare regeln, wie der Klima- Speicherung in Pflanzen und böden tert, wie ein Ziel für solche natürlichen schutzbeitrag von Senken bilanziert andere Sektoren 2030 etwa 110 milli- Senken aussehen kann und welche und die berichterstattung verbessert onen tonnen Co2-Äquivalente mehr Konflikte ihr ausbau etwa mit blick auf wird und wie soziale und ökologische ausstoßen. „Viele maßnahmen können Strategien für erneuerbare energien nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt dazu beitragen, die natürlichen Kohlen- bringt. „neben der Verschärfung des werden können. mas stoffspeicher der eu auszubauen – etwa Klimaziels sollte es ein separates Ziel die aufforstung von Wäldern oder die für natürliche Senken geben und damit Ein Plan mit Mängeln 84 millionen tonnen Co2 statt der ge- Strommarkt dann aussehen kann“, sagt Die Wissenschaftlerin kritisiert zudem, planten 60 millionen – der erste ent- Franziska Flachsbarth, Senior resear- dass der netzentwicklungsplan den wurf des netzentwicklungsplans (neP) cher am Öko-Institut. aktuellen deutschen Klimaschutzzie- Strom 2035 hält die für 2040 vorgege- len hinterherhinke und auf zu wenig bene Co2-emissionsobergrenze nicht Dies tue der netzentwicklungsplan ambitionierten Klimaschutzszenarien ein. Das verdeutlicht das Öko-Institut aber nicht. „So bleibt nichts anderes üb- basiere. „Wir fordern schon länger, das in seiner Kommentierung des entwurfs. rig, als die emissionsobergrenze nicht Stromnetz vom Ziel her zu planen, also Die vier deutschen Übertragungsnetz- einzuhalten und die mehremissionen von ambitionierten Szenarien mit 100 betreiber hatten den neP ende Januar auszuweisen.“ Der neP behilft sich da- Prozent erneuerbaren energien auszu- veröffentlicht und darin unter anderem mit, einen „bedarf an Co2-neutralem gehen“, sagt die expertin aus dem be- neue Wechselstromtrassen und Wind- brennstoff “ auszuweisen, mit dem reich energie & Klimaschutz, „von da aus offshore-anbindungen mit einem Pla- die emissionsobergrenze eingehalten kann man rückwärts rechnen, welche nungshorizont bis 2040 festgelegt. „aus wäre. ob hiermit jedoch Wasserstoff Leitungen ab wann gebraucht werden diesem erweiterten Planungshorizont oder biomasse gemeint ist und ob er – das wäre ein Schritt hin zu einem ro- ergibt sich auch, dass nun ein neP-Sze- inländisch erzeugt oder importiert busten Stromnetz der Zukunft.“ Flachs- nario ein passendes Stromnetz für hö- wird, dazu gibt der neP keine auskunft. barth fordert, dass diese und weitere here Klimaschutzziele entwerfen muss. auch nutzungskonflikte werden durch Punkte beim nächsten neP verbessert Die Co2-emissionsobergrenze wurde den Verzicht auf die modellierung nicht werden. „Seine modellierung beruht im neP für 2035 bei 120 millionen ton- adressiert. „Darüber hinaus ist im neP noch viel zu sehr auf der alten Welt der nen Co2 angesetzt, bis 2040 müssen die auch die möglichkeit offen, durch die Stromerzeugung und konventionellen emissionen dann auf maximal 60 milli- unterirdische Speicherung von Co2 Kraftwerken statt auf dem zielgerich- onen tonnen sinken. um das zu errei- die mehremissionen einzusparen“, so teten einsatz von Wärmepumpen und chen, muss modelliert werden, wie der Flachsbarth. elektromobilität.“ cw
17 Plug-In-hybride: zu oft im Verbrenner-Modus Ein Ende fürs Öl Sie sind derzeit eher ein Klimaproblem als Klimaschützer: So schnell wie möglich den einbau von Ölheizungen stop- Plug-In-Hybride. Das zeigt eine analyse für das bundesum- pen – das ist nicht nur sinnvoll fürs Klima, sondern hierzu- weltministerium. „Plug-In-Hybridfahrzeuge nutzen im tägli- lande auch rechtlich machbar. eine aktuelle analyse von chen betrieb in der regel vor allem den Verbrennungsmo- Öko-Institut und Prof. Dr. Stefan Klinski zeigt, dass die eu- tor“, sagt ruth blanck, Senior researcher am Öko-Institut, Ökodesign-Verordnungen für Heizgeräte und Warmwasser- „daher verursachen sie deutlich mehr Co2 als bislang an- bereiter oder die Warenverkehrsfreiheit dem nicht im Wege genommen wurde – zusätzlich bis zu 4,3 millionen tonnen stehen. „es wäre möglich, das gebäudeenergiegesetz zu Co2-emissionen bis 2030, wenn sie ihren elektrischen an- verschärfen und den einbau von Ölheizungen viel stärker trieb weiterhin so wenig nutzen.“ Die Studie von ifeu – Insti- einzuschränken oder zu verbieten – das ist bislang erst ab tut für energie- und umweltforschung, Öko-Institut und der 2026 geplant“, sagt Friedhelm Keimeyer, stellvertretender organisation transport & environment verdeutlicht: In den Leiter des bereichs umweltrecht & governance am Öko- bisherigen Szenarien zu den treibhausgasemissionen des Institut. Da Heizungen 20 bis 30 Jahre laufen, ist es ratsam, Verkehrssektors sind diese höheren emissionen meist nicht schon heute zu handeln. Denn jedes Jahr verursachen Öl- enthalten. heizungen in Deutschland etwa 50 millionen tonnen klima- schädliche gase. „ein ausstieg aus dem Heizen mit fossilen Die ursachen für diese entwicklung sieht die analyse energien ist angesichts der Klimaziele für 2050 unausweich- etwa in fehlenden anreizen zum elektrischen Laden und lich“, so Dr. Sibylle braungardt, Senior researcher im bereich der oftmals hohen täglichen Fahrleistung – insbesondere energie & Klimaschutz. „Wir sollten schon heute langfristige bei Dienstwagen, die einen sehr hohen anteil an Plug-In- Fehlinvestitionen verhindern und dafür sorgen, dass die ge- Hybriden ausmachen. „außerdem gibt es oftmals keine bäude effizient und klimafreundlich beheizt werden.“ Lademöglichkeit zu Hause und am arbeitsplatz“, erklärt die Verkehrsexpertin, „die Plug-In-Hybride haben zudem Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben im einen überdurchschnittlichen energiebedarf wegen ihrer auftrag des umweltbundesamtes auch analysiert, welche bauform, ihrer motorisierung und ihres gewichts – es sind regelungen es in anderen eu-Staaten gibt, um fossile ener- sehr oft SuVs oder geländewagen.“ bei solchen Fahrzeugen gien in Heizkesseln einzuschränken. „In Dänemark etwa ist reiche der akku oft nicht für die nötigen tageskilometer aus. der einbau von Ölkesseln im neubau schon seit 2013 um- aus Sicht des Projektteams sollten daher auch Kaufprämien fangreich begrenzt. Das wurde 2016 auch auf den bestand und Steuervorteile von Plug-In-Hybridfahrzeugen dringend ausgeweitet, zusätzlich wurden auch gaskessel in neubau- überdacht werden. „Vergünstigungen müssen an strengere ten beschränkt“, sagt braungardt, „auch in Österreich dür- Kriterien etwa für die elektrische reichweite gebunden wer- fen seit 2020 keine Ölheizungen mehr in neuen gebäuden den“, so blanck. „ein weiterer markthochlauf von Plug-In- eingesetzt werden, in norwegen gibt es seit 2020 ebenfalls Hybriden könnte die Klimaziele des Verkehrssektors sonst ein Verbot für Ölheizungen, das sich sogar auf bereits instal- gefährden.“ cw lierte Kessel erstreckt.“ mas
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