Die nicht-kognitiven Aspekte der Hochbegabung

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Die nicht-kognitiven Aspekte der
Hochbegabung
Tanja Catrin Blut

Die nicht-kognitiven
Aspekte der
Hochbegabung
Selbstkonzepte von hochbegabten
Erwachsenen
Tanja Catrin Blut
Abteilung Wirtschaft und Wissenschaft
ARD (Deutsche Welle)
Berlin, Deutschland

Zgl. Dissertation an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, 2016/2019

ISBN 978-3-658-29986-6             ISBN 978-3-658-29987-3                (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-29987-3

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ..................................................................................... 1

2 Begriffsklärung und Stand der Forschung ................................... 9
    2.1 Theoretische Vorstellungen von Hochbegabungen ............. 9
           2.1.1 Definitionen ............................................................. 9
           2.1.2 Fähigkeitsorientierte Modellvorstellungen ............. 23
           2.1.3 Kognitive Modellvorstellungen............................... 43
           2.1.4 Prozessanalytische Modellvorstellungen .............. 54
           2.1.5 Psychodynamische Modellvorstellungen .............. 58
           2.1.6 Pseudobegabungen .............................................. 63
           2.1.7 Genie und Irrsinn ................................................... 66
    2.2 Selbstkonzept: Selbst und Selbstkonzept als
        psychologische Konstrukte ............................................... 75
    2.3 Ausgewählte Forschungsergebnisse zur Entwicklung
        von Hochbegabten ............................................................ 82
           2.3.1 Ergebnisse aus Studien ........................................ 82
           2.3.2 Ergebnisse der domänenspezifischen
                 Forschung ............................................................. 89
           2.3.3 Rahmenbedingungen der Entwicklung von
                 Hochbegabungen ................................................ 116
           2.3.4 Die Erziehung und Förderung Hochbegabter...... 163
    2.4 Forschungsergebnisse zum Selbstkonzept
        Hochbegabter ................................................................. 193

3 Die Fragestellung der Untersuchung ....................................... 209
VI                                                                          Inhaltsverzeichnis

4 Material und Methoden ............................................................ 213
     4.1 Erhebungsinstrumente ..................................................... 213
           4.1.1 Der Fragebogen und seine Entwicklung ............. 213
           4.1.2 Das Polaritätenprofil ............................................ 222
     4.2 Auswertungsmethoden .................................................... 226
     4.3 Stichprobenrekrutierung und Stichprobenbeschreibung .. 230

5 Ergebnisse ............................................................................... 241
     5.1 Fragebogenauswertung ................................................... 241
           5.1.1 Auswertung nach Häufigkeit der Antworten ........ 244
           5.1.2 Unterschiede Frauen und Männer....................... 249
           5.1.3 Faktorenanalyse .................................................. 252
     5.2 Das Selbstbild im Polaritätenprofil ................................... 268
     5.3 Taxonomie der Hochbegabten (Clusteranalyse).............. 294

6 Diskussion ............................................................................... 309

Anhang ....................................................................................... 325

Literaturverzeichnis .................................................................... 331
Abbildungsverzeichnis

Abb. 1:      Das hierarchische Selbstkonzept nach Shavelson,
             Hubner und Stanton (1976). ....................................... 194
Abb. 2:      Polaritätenprofil nach Bortz und Döring (1995) .......... 223
Abb. 3:      Altersverteilung der Probanden .................................. 234
Abb. 4:      Höchster erreichter Bildungsabschluss ...................... 235
Abb. 5:      Anzahl der älteren Geschwister ................................. 236
Abb. 6:      Anzahl der jüngeren Geschwister .............................. 236
Abb. 7:      Anzahl der Geschwister ............................................. 237
Abb. 8:      Position des Hochbegabten in der Geschwisterfolge . 238
Abb. 9:      Berufliche Position...................................................... 238
Abb. 10: Familienstand ............................................................. 239
Abb. 11: Anzahl der eigenen Kinder ......................................... 240
Abb. 12: Profilvergleiche für das Selbstbild und das Idealbild .. 274
Abb. 13: Die Polaritätsprofile für das Selbstbild und die Angst. 276
Abb. 14: Die Polaritätenprofile für Selbstbild und Begabung .... 278
Abb. 15: Faktorendiagramm im rotierten Raum für die
         Gesamtstichprobe ...................................................... 281
Abb. 16: Faktorendiagramm im rotierten Raum für die
         Männer (rechts oben) ................................................. 286
Abb. 17: Faktorendiagramm im rotierten Raum für die Frauen
         (rechts unten) ............................................................. 287
Abb. 18: Mittlere Faktorenladungen getrennt nach Clustern .... 297
Tabellenverzeichnis

Tab. 1:       Selbsteinschätzung der Hochbegabten...................... 242
Tab. 2:       Extrahierte der Faktoren nach Rotation ..................... 254
Tab. 3:       Korrelationen der Faktorenwerte mit dem
              Lebensalter................................................................. 260
Tab. 4:       Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktions-
              koeffizienten für das Geschlecht ................................ 264
Tab. 5        Klassifizierungsergebnisse für das Geschlecht .......... 265
Tab. 6:       Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktions-
              koeffizienten für den Bildungsgrad ............................. 267
Tab. 7:       Klassifizierung nach Bildungsgrad ............................. 268
Tab. 8:       Signifikante Interkorrelationen der Durchschnitts-
              profile (p < .05) ........................................................... 273
Tab. 9:       Faktorenanalyse der Polaritätenprofile für die
              Gesamtstichprobe ...................................................... 279
Tab. 10: Rotierte Faktorenmatrix für die Gesamtstichprobe..... 280
Tab. 11: Faktorenanalyse der Polaritätenprofile für die
         Männer ....................................................................... 282
Tab. 12: Faktorenanalyse der Polaritätenprofile für die
         Frauen ........................................................................ 283
Tab. 13: Rotierte Faktorenmatrix für die Männer...................... 284
Tab. 14: Rotierte Faktorenmatrix für die Frauen ...................... 285
Tab. 15: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktions-
         koeffizienten für das Geschlecht ................................ 287
Tab. 16: Reklassifikation des Geschlechts anhand des
         Selbstbildes ................................................................ 290
X                                                                   Tabellenverzeichnis

Tab. 17: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktions-
         koeffizienten für das Geschlecht ................................ 292
Tab. 18: Reklassifikation des Geschlechts anhand der
         Vorstellungen von Hochbegabung ............................. 293
Tab. 19: Fallzahlen pro Cluster ................................................ 296
Tab. 20: Eigenwerte ................................................................... 299
Tab. 21: Wilks Lambda ............................................................. 299
Tab. 22: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktions-
         koeffizienten ............................................................... 300
Tab. 23: Funktionen bei den Gruppen-Zentroiden ................... 301
Tab. 24: Reklassifizierungsergebnisse ..................................... 303
Tab. 25: Altersunterschiede zwischen den Clustern ................ 304
Tab. 26: Anteil von Männern und Frauen pro Cluster .............. 304
Tab. 27: Anteil von „ledigen“ und „verheirateten“ Probanden
         pro Cluster .................................................................. 305
Tab. 28: Probanden mit und ohne Studium .............................. 306
Abstract

The work presented here deals with the non-cognitive aspects of
giftedness. It is based on extensive literature reviews and an em-
pirical study. The focus is on the self-concepts of gifted adults and
the question in particular is whether the label "gifted" is a central
feature of the self-concept or whether the gifted see it only as a
specific characteristic among many others who were instrumental
in the development of their self-concept. After an extensive litera-
ture review, a list of open issues was initially created that served
as the basis for free interviews with about 30 highly talented.

Based on these interviews, the list of questions was modified and
extended and then converted into a pool of 55 Statements with
dichotomous response options (yes / no), with which information
on personal development, socialization and talent specific peculiar-
ities in emotional, cognitive and performance-related areas can be
captured, as well as statements concerning the gifted where they
see problems within themselves, and how they cope with their
situation. The complete questionaire was sent to 400 people. The
response rate was 82%. After deducting incomplete returned
questionnaires, the data of 333 cases were available for examina-
tion. A subsample of 232 subjects had also completed all the
sheets of the semantic differential (polarity profile) in full, so that
the autostereotype and position of the subjective concept of talent
in the semantic space could also be examined for these subjects.
Since you can not form matched control groups in such issues, the
analysis of the data related primarily to the internal differentiation
of the examined individuals. In particular, comparisons were made
between the sexes and tested whether it is possible to verify dif-
ferent types of socialization with regard to the development of self-
XII                                                           Abstract

concept. Characteristic relationships were examined using statisti-
cal correlation methods and factor analyses; people typification
were examined using cluster analysis, group differences using t-
tests, analysis of variance and discriminant analyses. The litera-
ture review revealed, among other things, that giftedness is
allocated from the perspective of others with both positive and
negative connotations, the bandwidth of the heterostereotypes
varies between admiration ("Genius") and snideness ("mad pro-
fessor" or even "lunatic"). The ideas that others have on the gifted
are, however, much more thoroughly investigated than the picture,
that the highly gifted have of themselves. Therefore, there was
very little known about whether the labelling of those affected as
gifted is experienced rather than upgrading or rather as an addi-
tional burden due to high expectations. The questionnaire results
were analyzed on the level of items and factors, and a total of 19
factors with values greater than 1.0 indicate that it was possible
here to detect a very broad and heterogeneous spectrum of fea-
tures of development and socialisation of the gifted. The gifted
characterized themselves uniformly that they are open to good
arguments, know more than others, lead an independent life and
have a special kind of humor, whereas they experience little bore-
dom and consider themselves as being quite impartial.

Overall, their self-image corresponds to a large extent to their
desired image. But their self-image seems to be mainly influenced
by the personality and communication, e.g. by characteristics that
are largely independent of the talent and are seen independently.
Thus, the gifted do not primarily define their self-images about their
talent.

However, men and women seem to associate different ideas with
talent. Men associate social isolation (loneliness) with talent, wom-
Abstract                                                           XIII

en see talent rather as a feature that corresponds to the masculini-
ty stereotype. From the perspective of highly talented women, the
feminity stereotype stands in polar opposition to the giftedness,
which is in their view also much more closely associated with the
masculinity stereotype. For men, however, talent has no connec-
tion to gender stereotypes. Their judgement here is clearly rather
more differentiated than the women. Their semantic space can
best be described by three dimensions, while it is rather two-
dimensionally with the women.

The probands clustering showed that in the sample examined
there are apparently subgroups that differ in terms of their sociali-
zation and identity balance. For all subjects, giftedness is a
special, if not personality defining characteristic, by which they also
deliberately differ from others. Part of them have come to terms
with this fact fairly well and tried to cover up using appropriate
behaviour or simply accept their being particular as part of their
lives. Others, however, perceive significant contradictions between
their social and personal identity and therefore also feel more
dissatisfied with themselves. In particular, the highly talented
women seem to be more prone to roll diffusion or psychosocial
maladjustment.

The results are discussed in detail, taking into account the litera-
ture with regard to their plausibility, their similarities with already
known results and their novelty value.
Zusammenfassung

Die hier vorgelegte Arbeit befasst sich mit den nicht-kognitiven
Aspekten der Hochbegabung. Sie stützt sich auf umfangreiche
Literaturauswertungen und eine eigene empirische Untersuchung.
Im Fokus stehen die Selbstkonzepte von hochbegabten Erwach-
senen, wobei insbesondere der Frage nachgegangen wurde, ob
das Label „hochbegabt“ zu einem zentralen Merkmal des Selbst-
konzepts wird oder ob Hochbegabte darin nur ein spezifisches
Merkmal unter vielen sehen, die maßgeblich für die Entwicklung
ihres Selbstkonzepts waren.

Nach eingehenden Literaturrecherchen wurde zunächst eine Liste
von offenen Fragen erstellt, die als Grundlage für freie Interviews
mit etwa 30 Hochbegabten dienten. Auf der Grundlage dieser
Interviews wurde die Liste der Fragen modifiziert und erweitert und
anschließend in einen Pool von 55 Statements mit dichotomen
Antwortalternativen (ja/nein) umgewandelt, mit denen Angaben zur
persönlichen Entwicklung, zur Sozialisation und zu begabungs-
spezifischen Besonderheiten in emotionalen, kognitiven und
leistungsbezogenen Bereichen erfasst werden können, sowie
Aussagen darüber, im Hinblick auf welche Merkmale die Hochbe-
gabten Probleme bei sich sehen und wie sie mit ihrer Situation und
mit sich selbst zurechtkommen.

Die vollständigen Unterlagen wurden an 400 Personen versandt.
Die Rücklaufquote betrug 82 %. Nach Abzug der unvollständig
zurückgesandten Bögen standen für die Auswertung die Daten
von insgesamt 340 Fällen zur Verfügung. Eine Teilstichprobe von
128 Probanden hatte außerdem alle Bögen des semantischen
Differentials (Polaritätenprofils) vollständig bearbeitet, so dass bei
XVI                                               Zusammenfassung

diesen Probanden auch das Autostereotyp und die Position des
subjektiven Konzepts von Begabung im semantischen Raum
untersucht werden konnte.

Da sich bei derartigen Fragestellungen keine parallelisierten Kon-
trollgruppen bilden lassen, bezogen sich die Datenanalysen vor
allem auf die Binnendifferenzierung der untersuchten Gesamt-
stichprobe. Dabei wurden insbesondere Vergleiche zwischen den
Geschlechtern vorgenommen und geprüft, ob sich hinsichtlich der
Entwicklung des Selbstkonzepts unterschiedliche Sozialisationsty-
pen nachweisen lassen. Merkmalszusammenhänge wurden mit
Hilfe von korrelationsstatistischen Methoden und Faktorenanaly-
sen untersucht, Personentypisierungen mit Hilfe von Clusterana-
lysen, Gruppenunterschiede mit Hilfe von t-Tests, Varianzanalysen
und Diskriminanzanalysen. Aus der Sichtung der Literatur ergab
sich unter anderem, dass Hochbegabung aus Sicht anderer so-
wohl mit positiven als auch mit negativen Konnotationen besetzt
ist, wobei die Bandbreite der Heterostereotype zwischen Bewun-
derung („Genie“) und Abfälligkeit („verrückter Professor“ oder gar
„Irrer“) variiert. Die Vorstellungen, die andere von Hochbegabten
haben, sind jedoch wesentlich gründlicher untersucht als das Bild,
das Hochbegabte von sich selbst haben. Daher war bisher wenig
darüber bekannt, ob die Etikettierung als Hochbegabte(r) von den
Betroffenen eher als Aufwertung oder eher als zusätzliche Belas-
tung auf Grund hoher Erwartungen erlebt wird.

Die Fragebogenergebnisse wurden auf Item- und auf Faktoren-
ebene untersucht, wobei die insgesamt 19 Faktoren mit
Eigenwerten von mehr als 1,0 darauf hindeuten, dass es hier
gelang, ein sehr breites und heterogenes Spektrum an Besonder-
heiten der Entwicklung und Sozialisation Hochbegabter zu
erfassen. Die Hochbegabten charakterisieren sich einheitlich
Zusammenfassung                                               XVII

dahingehend, dass sie guten Argumenten gegenüber aufge-
schlossen sind, mehr wissen als andere, ein selbstbestimmtes
Leben führen und über eine besondere Art von Humor verfügen,
wobei sie wenig Langeweile haben und sich für recht unvoreinge-
nommen halten. Insgesamt entspricht ihr Selbstbild weitgehend
ihrem Idealbild, wobei das Selbstbild vor allem durch die Persön-
lichkeit und die Kommunikation geprägt zu sein scheint, also von
Merkmalen, die von der Begabung weitgehend unabhängig sind
und auch unabhängig gesehen werden. Hochbegabte definieren
ihr Selbstbild somit nicht primär über ihre Begabung. Männer und
Frauen scheinen mit Begabung jedoch unterschiedliche Vorstel-
lungen zu verknüpfen. Männer assoziieren mit Begabung eher
eine soziale Isolierung (Einsamkeit), Frauen sehen in der Bega-
bung eher ein Merkmal, dass dem Männlichkeitsstereotyp ent-
spricht.

Aus Sicht der hochbegabten Frauen steht das Weiblichkeitsstereo-
typ im polaren Gegensatz zur Hochbegabung, die aus ihrer Sicht
auch wesentlich enger mit dem Männlichkeitsstereotyp assoziiert
wird. Für Männer weist Begabung hingegen keinen Zusammen-
hang zu den Geschlechterstereotypen auf. Sie urteilen hier
anscheinend auch etwas differenzierter als die Frauen. Ihr seman-
tischer Raum lässt sich am besten durch drei Dimension
beschreiben, während er bei den Frauen eher zweidimensional ist.
Wie das Personen-Clustering zeigte, gibt es in der hier untersuch-
ten Stichprobe anscheinend Subgruppen, die sich im Hinblick auf
ihre Sozialisation und Identitätsbalance unterscheiden. Für alle
Probanden ist die Hochbegabung ein besonderes, wenn auch
nicht persönlichkeitsbestimmendes Merkmal, durch das sie sich
auch bewusst von anderen unterscheiden. Ein Teil von ihnen hat
sich mit dieser Besonderheit recht gut arrangiert und versucht, sie
durch angepasstes Verhalten zu überspielen oder akzeptiert sie
XVIII                                               Zusammenfassung

einfach als Bestandteil ihres Lebens. Andere nehmen hingegen
deutliche Widersprüche zwischen ihrer sozialen und persönlichen
Identität wahr und fühlen sich deswegen auch unzufriedener mit
sich selbst. Insbesondere die hochbegabten Frauen scheinen eher
anfällig für Rollendiffusionen oder psychosoziale Fehlanpassungen
zu sein.

Die Ergebnisse werden ausführlich unter Berücksichtigung der
Literatur im Hinblick auf ihre Plausibilität, ihre Übereinstimmungen
mit schon bekannten Befunden und ihren Neuigkeitswert diskutiert.
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