1896 Jubiläums magazin - APRIL 2021 - Touring Promotion
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EDITORIAL Vorwärtsschauen, aber die Herkunft nie verneinen Liebe Leserinnen, liebe Leser Es erfüllt uns mit Freude und Stolz, aber auch mit Demut, den TCS im Jahre seines 125-jährigen Bestehens führen zu dürfen. Wenn wir zurückblicken, werden wir uns be- wusst, was unsere Vorgänger geleistet haben: Der TCS ist heute mit 1,5 Millionen Mitgliedern der grösste Mobi- litätsclub der Schweiz und, wir dürfen sagen, auch ein Stück Schweizer Kulturgut. Mit unseren 23 Sektionen sind wir zudem in der gesamten Schweiz regional und lo- kal vertreten und verwurzelt. Vorwärtsschauen, aber die Herkunft nie verneinen – so wollen wir unser Jubiläumsjahr beschreiten: aufzeigen, woher wir kommen, aber im Besonderen skizzieren, wie wir die Herausforderungen der näheren und ferneren Zu- kunft angehen wollen. Klima, Mobilität, Gesellschaft – alles Peter Goetschi ist im Wandel, nicht nur kontinuierlich, sondern oft auch unerwartet. In diesem Sinne ist der Respekt vor der Auf- gabe und Verantwortung gross. Wir übernehmen sie aber mit Zuversicht. Der TCS hat sich in den letzten 125 Jahren ein solides Fundament aufgebaut, er verfügt über eine schlagkräftige und starke föderalistische Struktur, darf auf treue Mitglieder und verlässliche Partner an seiner Seite sowie auf motivierte und engagierte Mitarbeitende zählen. Und ganz wichtig: Wir feiern nicht im stillen Käm- merlein, sondern auf einer Erlebnistournee durch die ganze Schweiz. Wenn Sie also in den kommenden Mona- ten ein grosses, gelbes Leuchtrad in Ihrer Stadt sehen – kommen Sie vorbei, und feiern Sie mit uns! Das vorliegende Jubiläumsmagazin soll Ihnen einen Vorgeschmack geben: Der TCS in Worten, Zahlen und Bildern, seine Erfolge, Visionen und Projekte – für die Menschen, die für uns im Zentrum stehen, und mit den Menschen, die den TCS ausmachen. Jürg Wittwer Peter Goetschi Jürg Wittwer Zentralpräsident Generaldirektor 3
GRUSSBOTSCHAFT DES BUNDESPRÄSIDENTEN 125 Jahre im Einsatz für die Mobilität in unserem Land Die Schweizer Strassen sind in den letzten Jahrzehnten viel sicherer geworden. Die Zahl der tödlichen Unfälle ging gleichzeitig kontinuierlich zurück. Das ist nicht zuletzt das Verdienst des Touring Club Schweiz, TCS, der in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert. Gegründet worden war er 1896 von einer Gruppe von Rad fahrern, denen die Löcher in den Strassen, die damit verbundenen Pannen und auch die feindliche Haltung der Fussgängerinnen und Fussgänger zu schaffen machten. Wer TCS sagt, sagt gleichzeitig auch Pannenhilfe, Camping- plätze, Reisen oder Tests von Fahrzeugen und anderen Produkten im Zusammenhang mit der Mobilität. Der TCS ist aber mehr als nur das: Er erbringt auch wichtige Leistungen bezüglich Verkehrssicherheit, der Fahrzeugsicherheit, und er beeinflusst das Verhalten der Men- schen im Strassenverkehr. Und das im ganzen Land. Dabei erwies sich der Club oft als Pionier, der Innovationen fordert und fördert. Das ist auch heute noch der Fall, wenn zum Beispiel von der «nachhaltigen Mobilität» die Rede ist. «Sicher, vernetzt und umweltfreundlich» sind die prägenden Stichworte. Die Verkehrssicherheit wird den Club auch in den nächsten Jahrzehnten noch beschäftigen. Er wird die Möglichkeiten des tech- nischen Fortschritts zu nutzen wissen, damit sich die Zahl der Unfälle mit fatalen Folgen weiter reduziert. Ich wünsche dem TCS ein gutes Jubiläumsjahr, viel Erfolg bei seinen vielfältigen Tätigkeiten, und ich danke ihm für seinen Einsatz im Dienst einer selbst in Corona-Zeiten noch sehr mobilen Gesellschaft. Guy Parmelin, Bundespräsident 5
Inhalt 3 Editorial 5 Grussbotschaft von Bundespräsident Guy Parmelin 8 Der TCS für die Schweiz Eine Institution mit grosser gesellschaftlicher Verantwortung 14 125 Jahre Mitgliedschaft 16 Der TCS in Zahlen 18 Zukunft der Mobilität 8 Wie bewegen wir uns morgen? 18 22 Zentralpräsident Peter Goetschi und Generaldirektor Jürg 42 Wittwer im Doppelinterview 27 Neues vom TCS 28 Genf 1896 – das erste Kapitel Die Geburtsstunde des TCS 32 Historische Meilensteine 6
34 Campen mit Stil und Komfort Die Schweiz auf besondere Weise entdecken 36 Der TCS in Bildern 42 34 Wenn beim Reisen etwas schiefgeht 46 TCS-Mitarbeitende berichten von emotionalen Erlebnissen ihrer Einsätze 53 Zehn Dinge, die Sie vielleicht nicht über den TCS wussten 54 Ein Verein mit vielen treuen Mitgliedern 55 Ein Jahr zum Feiern Die Jubiläumsaktivitäten 58 Titeuf mit der rebellischen Haarlocke 59 Impressum 28 55 7
DER TCS FÜR DIE SCHWEIZ Eine Institution mit grosser gesellschaftlicher Verantwortung Seit seiner Gründung prägt der TCS die Mobilität der Schweiz und trägt mit seinem Engagement ent scheidend zur Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur und zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf Schweizer Strassen bei. Ob für Menschen unterwegs zu Fuss, mit dem Velo, dem Motorrad, dem Auto, dem öffentlichen Verkehr oder mit neuen Formen der urbanen Mobilität: Sicherheit und Nachhaltigkeit stehen bei der Tätigkeit des nicht gewinnorientierten Vereins im Zentrum. © Switzerland Tourism / Michael Sidofsky 8
DER TCS FÜR DIE SCHWEIZ D ie vielen Verkehrsteilnehmer zu Fuss und mit unterschied- lichen Transportmitteln er- fordern eine gegen seitige Rücksichtnahme, damit Unfälle ver- mieden werden. Verkehrserziehung, das Angebot von verschiedenen Fahr- trainings und das unermüdliche Tes- ten von Produkten aus dem Mobili- tätsbereich sind die Grundpfeiler der intensiven Präventionsarbeit des TCS. Dabei geht es im Grunde nicht um Geräte und Transportmittel, sondern um den Schutz der Menschen, die sie nutzen und unterwegs sind. Frühe Sensibilisierung für Kinder Der TCS hat sich schon in seinen An- fängen zum Ziel gesetzt, die Sicher- heit auf den Schweizer Strassen für alle Verkehrsteilnehmenden zu er- höhen. Bereits 1908 forderte er vom Bundesrat einen obligatorischen Ver- kehrsunterricht. 1930 folgte die erste Kampagne für Unfallverhütung und Verkehrssicherheit. Dieses Engage- ment begleitet den TCS durch seine Geschichte. Heute setzt sich der TCS weiter wirksam dafür ein, dass sich die jüngs- ten Verkehrsteilnehmer, die Kinder, sicher im Strassenverkehr bewegen können, sei es durch Ausbildung, Hilfs- mittel oder Einstehen für sicherere Rahmenbedingungen. Einer der Schwerpunkte ist es, Kinder für die Gefahren des Strassenverkehrs zu sensibilisieren und ihnen das korrek- te Verhalten beizubringen. Einer der Schwer punkte ist es, Kinder für die Gefahren des Strassenverkehrs zu sensibilisieren. 10
Es liegt an den Fahrzeug lenkenden, sich für den immer dichter werdenden Strassenverkehr best- möglich zu wappnen. «Als die ersten motori- sierten Postautos Für Polizeikorps, Schulen, Fahr- Sicherheits- und Assistenzsysteme im Jahr 1906 ihren schulen und Gemeinden werden Bro- Autolenkenden und Mitfahrenden ein Betrieb aufnahmen, war schüren sowie Unterrichtsmaterial grosses Plus an Sicherheit. Und die der TCS ein Radfahrer- für die Verkehrserziehung und -si- Entwicklung hin zu mehr Sicherheit verband. Heute cherheit zur Verfügung gestellt. Nicht geht weiter: Studien zufolge werden kümmern sich sowohl zu vergessen sind die 80 000 Leucht- bereits 2035 zwischen 20 bis 30 Pro- der TCS wie auch westen an Erstklässler, die jährlich zent aller neu immatrikulierten Autos PostAuto um verschie- verteilt werden. Es ist dem TCS ein teil- oder vollautomatisiert sein. dene Verkehrsträger, denn intelligente Lösung Anliegen, dass durch gute Sichtbar- Bis es aber so weit ist, liegt es für die Mobilität von keit Autos rechtzeitig vor den kleinen vorab an den Fahrzeuglenkenden sel- heute und morgen sind Verkehrsteilnehmern bremsen. Mit- ber, sich für den immer dichter wer- beiden Institutionen tels seinen 23 lokal engagierten Sek- denden Strassenverkehr bestmöglich ein Anliegen. Dafür tionen erreicht der Verein die gesam- zu wappnen und damit das Unfallrisi- setzen wir uns – auch te Schweiz mit diesem Engagement. ko zu mindern. Wie kann ich im in gemeinsamen Projek- Bruchteil einer Sekunde das Richtige ten – täglich ein!» Man lernt nie aus beim Fahren zu tun, um bestmöglich zu agieren? Dr. Christian Plüss Die Fahrtrainingszentren bilden ei- In neun Verkehrssicherheitszen- Leiter PostAuto AG, Mitglied nen weiteren wichtigen Faktor in der tren des TCS wird mit dem Ausbil- der Konzernleitung Post Präventionsarbeit des TCS. Die Fahr- dungskonzept «Lernen durch Erle- zeugtechnik entwickelt sich rasant. ben» gearbeitet mit Kursen für Lenker Bereits heute bieten verschiedenste von Rollern, Motorrädern, Personen- 11
DER TCS FÜR DIE SCHWEIZ Experte in Elektromobilität Da die Elektromobilität immer wieder Fragen aufwirft, bietet der TCS unter der Nummer 0844 888 333 Beratung. Mit der 2019 lancierten TCS-App «eCharge» lassen sich rund 35 000 Elektrolade stationen in Europa lokalisieren und benutzen. Ebenfalls bietet der TCS Lade- stationen für zu Hause an. An seinen eMobility Days in der ganzen Schweiz können Besucher verschiedene Fahr zeuge testen und sich von Fachleuten beraten lassen. Swissness – das Geheimnis des Erfolgs Der TCS gehört zu den bekanntesten und meist geschätzten Marken der Schweiz – eine Studie von 2020 zählt den TCS sogar zu den Top-Fünf-Marken mit dem besten Ruf im Land. Mit dieser star- ken Verankerung in der Bevölkerung und seiner langen Tradition ist es deshalb nicht übertrieben zu sagen: Der TCS gehört zur DNA der Schweiz. Doch, was ist das Geheimnis dieses Erfolgs? Einerseits steht er seinen Mitglie- dern mit qualitativ hochstehenden Dienstleistungen und typisch schweizeri- schen Tugenden wie Zuverlässigkeit, Genauigkeit, Fleiss und Pünktlichkeit immer zur Seite und passt sich kontinuier- lich an die sich verändernden Bedürf nissen an. Dem TCS kann man vertrauen, auf ihn ist Verlass. Andererseits übernimmt der Club als Non-Profit-Organisation auch seit jeher gesellschaftliche Verantwortung mit dem Ziel, die Mobilität in der Schweiz zu bewahren und zu fördern. Der TCS ist mit 23 Sektionen föde- ralistisch organisiert und damit in der Stadt, auf dem Land, aber auch in abgele- genen Bergregionen präsent. Dank dem Mix aus Dienstleistungen, Werten und Versprechen, denen auch Taten folgen, und der Swissness, welche sich in der Struktur und der Art und Weise, wie der TCS seine Aufgaben und Pflichten wahr- wagen, leichten und schweren Nutz- schen Führerausweises innerhalb von nimmt, widerspiegelt, ist der TCS ge fahrzeugen, Linien- und Gelenkbus- zwölf Monaten zum Besuch des ein- worden, was er ist: der grösste Mobilitäts- sen, aber auch für Spezialfahrzeuge tägigen WAB-Kurses verpflichtet. club der Schweiz. Als solcher wird er auch künftig mit grossem Engagement, von Polizei, Feuerwehr, Militär, Sani- Sehr beliebt sind die TCS-Jugendfahr- Innovation und Weitsicht die Schweizer tät. Entsprechend gehören zu den lager. Auf einem abgesperrten Platz Verkehrspolitik und die Entwicklung Teilnehmern nicht nur Private, son- können erste Runden gedreht sowie der künftigen Mobilität von allen mitge- dern viele professionelle Fahrerinnen Anfahren, Schalten und Lenken er- stalten und prägen. und Fahrer. In einem sicheren Um- lernt werden. Am Ende der Intensiv- feld wird eine kontrollierte Notbrem- woche wird die Theorieprüfung er- sung erlernt oder ein schleuderndes worben. Auto auf nasser Strasse unter Kont- Wenn im Gegensatz die Fahr- rolle gebracht. prüfung schon Jahrzehnte zurück- Die TCS-Fahrzentren werden liegt, eignet sich der Besuch eines auch von Neulenkern rege genutzt. spezialisierten Kurses für Senioren. Sie sind nach Erhalt des provisori- Dieser bietet die Gelegenheit, sich 12
auf den neusten Stand im Verkehrs- von Elektroautos. Sicherheit, Nach- eine Mobilitätszäsur bevor, welche leben zu bringen und sich wieder haltigkeit und Benutzerfreundlich- unser Leben nachhaltig und tiefgrei- sicherer zu fühlen. keit sind in den Beurteilungen zen fend prägen wird. Ohne die anderen trale Bewertungskriterien. Mit diesen Antriebsarten und Mobilitätsformen Wissen, was am besten schützt Ergebnissen können Eltern sich etwa zu vernachlässigen, misst der TCS Seit 1968 führt der TCS unabhängige für den Kindersitz entscheiden, der dem Thema Elektromobilität deshalb Tests in unterschiedlichen Bereichen ihr Kind am besten schützt. eine hohe Relevanz bei, mit dem Ziel, der individuellen Mobilität durch und seine Mitglieder in diesem Mobili- veröffentlicht diese Ergebnisse zum Am Puls der Zeit täts-wandel neutral und zuverlässig Nutzen aller Konsumenten der In seinen 125 Jahren war der TCS im- als Experte zu begleiten. Schweiz. Die Experten des TCS sind mer wieder gefordert, sich dem wan- unterschiedlich spezialisiert auf Um- delnden Zeitgeist, dem technologi- welt, Lärm, Lebenszyklusanalysen, schen Fortschritt sowie den sich Automatisierung, Fahrzeugtechnik, ändernden Bedürfnissen der Mitglie- Shared Mobility, öffentlichen Ver- der anzupassen und sich weiterzuent- kehr, Velos und fahrzeugähnliche wickeln. Kurz: Der TCS ist immer am Geräte (fäG) bis hin zur Elektromobi- Puls der Zeit. Heute setzt er sich als lität. Bei den Tests werden entspre- grösster Mobilitätsclub der Schweiz chend Kindersitze, Reifen und neue für jede Form der Mobilität ein und Fahrzeuge genauso unter die Lupe ge- steht seinen Mitgliedern immer zur nommen wie Assistenzsysteme, An- Seite, unabhängig des Transportmit- triebstechnologien, Lebensdauer von tels. Mit der Digitalisierung, Elektri- Batterien oder Ladeinfrastrukturen fizierung und Automatisierung steht Es steht eine Mobilitätszäsur bevor, welche unser Leben nachhaltig und tiefgreifend prägen wird. Kindersitze, eines von vielen Fachgebieten des TCS: Die Sammelaktion von Kindersitzen gemeinsam mit der FIA für benachteiligte Familien in Osteuropa stiess 2019 auf hohe Resonanz. 13
125 JAHRE MITGLIEDSCHAFT Die Mitgliedschaft für die Mobilität von heute Die aktuellste Mitgliedschaft schützt umfassender denn je. Der TCS begann als Selbsthilfegruppe für Gute Gründe für die Mitgliedschaft Velofahrer. Heute präsentiert sich der TCS Die heutige Mitgliedschaft umfasst sehr viele als moderner Mobilitätsclub mit 1,5 Millio neue Leistungen: Von der Pannenhilfe für Velos, nen Mitgliedern. Seit den Anfängen ist die E-Bikes und Elektrofahrzeuge über die Hilfe Mitgliedschaft der Schlüssel zu Schutz bei ÖV-Ausfall oder bei Unwetter bis zur kos- und Hilfe. tenlosen Rechtshilfe bietet der Club viel mehr als die berühmte Pannenhilfe. Dazu gehören Ein Blick in den Rückspiegel auch die für Mitglieder vergünstigten Angebo- Heute kann man nur erahnen, wie begrenzt die te wie Versicherungen, Reise- und Rechts- Möglichkeiten zum Vorwärtskommen 1896 wa- schutz oder Fahrtrainings sowie die Mitglie- ren. Darum gründeten Radfahrer in Genf den derrabatte im Benefitsprogramm. Touring Club Suisse. Im Gleichschritt mit der Mobilität entwickelte der TCS seine Dienst- Schutz für die ganze Familie leistungen für Mitglieder immer weiter. Ebenfalls 2018 eingeführt wurde die Familien- 1911 erfolgte die Gründung einer Autosek- Mitgliedschaft. Damit sind neu Ehe- und Lebens tion und ab 1914 kamen regionale Sektionen partner sowie weitere Familienmitglieder bis hinzu, heute schweizweit 23. In den Dreissiger- zum Alter von 26 Jahren im Haushalt mit allen jahren richtete der Club die Touring-Hilfe ein, Leistungen geschützt, egal, mit welchen Ver- die bei Pannen und Unfällen mit dem Auto zu kehrsmitteln sie unterwegs sind. Hilfe eilt. Rund 220 TCS Patrouilleure führen diese Tradition heute weiter. Als im Zuge der Motorisierung die Unfall Prüfen Sie Ihre Mitgliedschaft! zahlen bedrohlich anstiegen, verstärkte der Sind Sie dem TCS vor 2018 TCS sein Engagement für die Verkehrssicher- beigetreten? Dann haben Sie heit – bis heute ein wichtiger Dienst für Mit- wahrscheinlich die alte Form glieder und die Allgemeinheit. der Mitgliedschaft ohne neue Leistungen. Rufen Sie uns 2018: Meilenstein für die Mitglieder darum bitte an. Wir erledigen Heute verlangt die Mobilität neue Lösungen. den Wechsel zur aktuellsten Daher wurde die Mitgliedschaft 2018 neu aus- Mitgliedschaft für Sie. gerichtet. Sie stellt das Mitglied ins Zentrum, nicht das Fahrzeug. Der Schutz gilt darum un- Sie erreichen uns kostenlos abhängig vom Verkehrsmittel, z. B. auch, wenn unter: 0800 140 000 man mit einem Mietwagen unterwegs ist. 14
Passt zu Ihrer Mobilität: Die aktuellste TCS Mitgliedschaft. Mit dem neuen Mitgliedschaftsmodell sind all diese Leistungen inklusive. Kasko- Pannenhilfe Auto rechtsschutz und E-Auto Hilft Ihnen bei Streit mit der Autokasko- Durchschnittlich 35 Minuten nach Ihrem versicherung wegen eines Schadens Anruf ist Hilfe bei Ihnen. 80 Prozent der Pannen an Ihrem eigenen Auto. werden gleich behoben – auch bei E-Autos. Unfall- Pannenhilfe rechtsschutz Velo und E-Bike Fussgängern, Velofahrern Verlassen Sie sich mit und ÖV-Benutzern Zweirädern auf den TCS. bieten wir rechtliche Unsere Patrouilleure eilen Unterstützung. Ihnen zu Hilfe. Rundumschutz für Ihre Familie LexCall Personen-Deckung Unsere Rechtsexperten Sie als Mitglied geniessen unsere helfen mit einer kosten- Hilfe, ganz egal, womit Sie un- losen Rechtsauskunft. terwegs sind. Unser Schutz gilt Ihnen als Person, nicht einfach einem Fahrzeug. Unwetterschutz ÖV-Schutz Erreichen Sie Ihr Ziel wegen Lässt Sie der ÖV im Stich, Unwetter nicht am gleichen Tag, organisieren und bezahlen Nur die aktuelle Mitgliedschaft organisieren und bezahlen wir wir Ihnen ein Taxi oder (ab 2018) umfasst auch diese Ihnen ein Hotel. ein Hotel. Zusatzleistungen. Vor 2018 beigetreten? Machen Sie mehr aus Ihrer TCS Mitgliedschaft. Sichern Sie sich alle Leistungen. 0800 140 000
TCS IN ZAHLEN Ausgewählte Fakten und Leistungen Oculus Illustration 1,5 Mio. Mitglieder 55 000 Hilfeleistungen der Personen- assistance für Mitglieder in Not im Ausland 143 000 Fahrzeugchecks 9000 Fahrtrainings mit über 123 000 Teilnehmern 16
40 000 Rechtsfälle und über 7000 telefonische Rechtsauskünfte 23 Sektionen 360 000 Panneneinsätze 29 Campings: der grösste Campinganbieter der Schweiz 17
MOBILITÄT DER ZUKUNFT Aus der Verkehrs- geschichte in die Mobilitäts- zukunft Ein Blick zurück und nach vorne: Wie verändert sich die Mobilität angesichts neuer Technologien, sozialer Innovationen und gesellschaftlicher Herausforderungen? Wie bewegen wir uns morgen? 18
Text — Dr. Jörg Beckmann Parlamenten und an den Stammti- drei grosser D – der Dekarbonisierung, Illustration — Corina Vögele schen war man entweder gegen oder der Deprivatisierung und der Demo- für das Auto. Diese alte Verkehrswelt torisierung – am besten beschreiben. Z zerfällt heute, und mit ihr verschwin- Die Dekarbonisierung nicht nur ukunftsbetrachtungen fo- det langsam auch das Auto, wie wir des Verkehrssektors, sondern der ge- kussieren grob unterschie- es kannten – ein überwiegend ste- samten globalen Wirtschaft stellt den auf zweierlei Zeithori- hendes, mit fossilen Energien ange- wohl eine der grössten wirtschaftli- zonte: nahe und ferne. Nahe triebenes, vom Halter gekauftes, chen und gesellschaftlichen Heraus- Horizonte, bis zu maximal zehn Jah- vom Lenker gelenktes Universalver- forderungen für die kommenden ren, lassen sich allenfalls noch ver- kehrsmittel. Jahrzehnte dar. Im Landverkehr hat schwommen mit Prognosemodellen insbesondere ein grosser Technolo- aufgrund der Fortschreibung ver- Heute: drei Transformationspfade giesprung in den letzten Jahren dafür gangener Entwicklungen und beste- Die neue, heute entstehende Mobili- gesorgt, dass wir aktuell aus der Ab- hender Trends beschreiben. tätswelt mit ihren vielen unterschied- hängigkeit gegenüber fossilen An- Bei ferneren Zeithorizonten be- lichen Mobilitätswerkzeugen ist bun- trieben ausbrechen und mit der Elek- ginnt Science-Fiction, denn wer ter, flexibler, effizienter, fairer und tromobilität einen grossen Schritt in weiss heute schon, welche Technolo- nachhaltiger. So wie sich heute Tech- Richtung der Nettonull im Strassen- gien, gesellschaftliche Revolutionen nik und Nutzungsmuster von Velos, verkehr gehen. Denn der Elektroan- und verheerende Naturkatastrophen Autos, Bahnen und Bussen verändern, trieb ist gegenüber dem verbren- als die sogenannten Wildcards der so wandeln sich auch die Akteure nungsmotorischen Antrieb mehrfach Zukunftsforschung die Verkehrswelt im Verkehrssektor: aus Automobil- energieeffizienter und verspricht be- aus ihren Angeln heben werden. Ein produzenten werden Mobilitätsan- reits heute eine deutlich bessere Ge- Blick in die Zukunft beginnt daher bieter, ÖV-Unternehmen verlassen samtumweltbilanz, umso mehr, wenn am besten in die Vergangenheit. die Schienen und engagieren sich im der erzeugte Strom aus einer erneu- Car-, Ride- und Bikesharing und aus erbaren Quelle stammt. Gestern, … dem frühen Veloclub und späteren Der (Wieder-)Einzug des Elek- … das heisst die letzten rund hundert Autoclub TCS ist ein Mobilitätsclub tromotors ins Automobil war, ist und Jahre, bestimmte eine verbrennungs- geworden, der allen Schweizerinnen wird auch künftig einer der grossen motorische Maschine auf vier Rädern und Schweizern mit Rat und Schutz Türöffner für die Transformation der und in millionenfachem Privatbesitz in ihrer Alltagsmobilität zur Seite Mobilität sein, egal, ob der Strom für zu grossen Teilen unsere Verkehrs- steht – und eben nicht nur jenen mit seinen Betrieb aus dem Stromnetz leistung und Alltagsmobilität: das einem «vierrädrigen Untersatz». oder einer Brennstoffzelle im Fahr- Automobil. Es war Verkehrsmittel, Seit den frühen 2010er-Jahren zeug kommt. Die Elektromobilität ist Identifikationsmittel, Distinktions- zeichnen sich die Entwicklungslinien daher mittelfristig die zentrale an- mittel, Arbeitsmittel, Unterhaltungs- dieses umfassenden Wandels im Ver- triebsseitige Grundvoraussetzung mittel, Freizeitmittel, Beziehungs- kehrssektor immer deutlicher ab. Die für eine entkarbonisierte Erneue- mittel, ein Mittel für fast alle Zwecke, Transformationspfade der «Neuen rung des Strassenverkehrs. also nahezu ein Universalgerät. Mobilität» lassen sich dabei anhand Kurz, das Auto prägte über mehr als hundert Jahre hinweg die gesell- So wie sich heute schaftliche Entwicklung in so vielfäl- tiger Weise wie kaum eine andere Technik und Nutzungs- Errungenschaft der Postmoderne. Die Bedeutung und Deutung des Au- muster von Velos, Autos, tos befindet sich zurzeit in einem Wandel, der unheimlich schnell von- Bahnen und Bussen stattengeht und tiefgreifend ist. Spätestens seit den 1950er-Jah- verändern, so wandeln ren war die Verkehrswelt eine zwei- geteilte: auf der einen Seite die Auto- sich auch die Akteure fahrer als Individualisten, auf der anderen Seite Nutzer des ÖV. In die- im Verkehrssektor. ser bipolaren Welt war man entwe- der «Petrol-Head» oder «Pufferküs- ser», auf Strassen fuhr man selbst, auf Schienen liess man fahren, in den 19
MOBILITÄT DER ZUKUNFT Die neuen elektrischen und digitalen Mobilitätsformen bringen in Zukunft die peripheren Gebiete näher ans Zentrum. Parallel dazu löst der grosse di- Alternativen zu Kauf und Besitz eines gitale Wandel unserer Gesellschaft in aller Regel untergenutzten priva- weitere Veränderungen im Verkehrs- ten Fahrzeugs. Mitgetrieben werden sektor aus, die in den kommenden diese Angebote massgeblich von den Jahren an Strahlkraft und Geschwin- neuen Geschäftsmodellen einer glo- digkeit noch deutlich zulegen wer- balen Internetökonomie, die in immer Dr. Jörg Beckmann den. Ihren Niederschlag finden diese kürzeren Zyklen neue Mobilitätsdiens- ist Verkehrssoziologe und Raum- Dynamiken insbesondere in der De- te quasi über Nacht auf die Strassen planer. Seit deren Gründung privatisierung individueller Mobili- bringt – sie aber teilweise auch ebenso 2008 ist er Direktor der Mobilitätsakademie des TCS. tätswerkzeuge im Kontext der soge- schnell wieder einkassiert. Sie befasst sich mit zukunfts nannten Sharing Economy. Der dritte grosse Transforma weisenden, nachhaltigen Dank Smartphones und dem «In- tionspfad, auf dem wir uns heute in Mobilitätsformen und schafft ternet of Things» (IoT) wird das Teilen die Zukunft der Mobilität bewegen, als Think- und Do-Tank über von Fahrten und Fahrzeugen über ist Resultat eines jahrzehntelangen Verbandsgrenzen hinweg Mobilitätsplattformen und Shared- Prozesses in der Stadtverkehrspla- einen vorurteilsfreien Raum für kreatives Verkehrsdenken Mobility-Apps immer leichter und nung und -politik und bringt uns quasi und -handeln. günstiger und schafft alltagstaugliche auch zurück zu den Anfängen des 20
und sozial nachhaltiger Schuh (bzw. ein Trotti, ein Velo, ein Bus oder ein Auto) daraus wird. Mobilität für morgen Schreiben wir also die aktuellen Ent- wicklungen und heutigen Transfor- «Der TCS lässt mationsphänomene bis zirka 2030 niemanden am Strassen- fort, könnte sich die Mobilitätswelt rand stehen, die SBB der Schweiz wie folgt darstellen: In niemanden auf dem den Städten ersetzen Miet-, Sharing- Perron. Uns verbindet und Abomodelle zunehmend den pri- die Leidenschaft vaten Autobesitz und sind Teil digita- für Mobilität, die viele ler Mobilitätsplattformen, auf denen Gesichter hat und sich gegenseitig ergänzt. die Nutzer und Nutzerinnen alles, Der TCS ist seit was sie bewegt zu jeder Zeit mieten 125 Jahren Teil der können – von E-Trottis, über E-Velos, Mobilität der Schweiz E-Cargobikes und E-Scooter bis hin und Partner für eine zu E-Kleinwagen, E-Campervans ambitionierte Zukunft.» und E-Camions. Mit ihrer vollständigen Elektri- Vincent Ducrot CEO SBB fizierung und Digitalisierung wird die urbane Mobilität zum smarten Bindeglied zwischen Verkehr- und Stromsektor, reduziert die Klimafol- gen des Verkehrs, befreit die Stadt vom grossen Raumanspruch des ru- henden Verkehrs und schafft neue Flächen für die aktive Mobilität, die TCS. Mit der Demotorisierung des ihrerseits zum Garant für die Attrak- urbanen Verkehrssystems und einer tivität und Lebbarkeit der Stadt von Aufwertung aktiver Mobilitätsfor- morgen wird. men versuchen die grossen Städte Gleichermassen eröffnen sich heute, eine teils verloren gegangene auf dem Land neue Perspektiven. metropolitane «Lebbarkeit» wieder- Auch wenn Städte gemeinhin als die herzustellen. Sie planen wieder für «Inkubatoren» neuer Techniken gel- den Fussverkehr, fördern verstärkt ten, verändern aktuelle Mobilitätsin- das Velo und ermöglichen den Ein- novationen das künftige Leben auf wie Carpooling-Angebote, On-De- satz sogenannter fahrzeugähnlicher dem Land ebenso kraftvoll. Ange- mand-Shuttles, schnelle E-Bikes auf Geräte. So wird auch der klassische fangen bei E-Autos, welche an der Velobahnen und irgendwann selbst- Langsamverkehr – oder besser «die heimischen Ladestation geladen fahrende Autos und gar Lufttaxis aktive Mobilität» – in den Schweizer werden können und nicht mehr oder werden ländliche Gebiete so gut er- Städten Teil des heutigen Mobilitäts- nur selten eine Tankstelle brauchen, schliessen, dass es nicht mehr notwen- wandels und zugleich Säule einer zu- über Co-Working-Spaces in kleine- dig sein wird, in Städten zu wohnen. künftigen Nahmobilität, die schon ren Gemeinden, die den Pendlerver- Genau wie seinerzeit das klassi- aus gesundheitlichen Gründen den kehr reduzieren und Wertschöpfung sche Automobil bringen diese neuen Einsatz von überdimensionierten im Ort halten, bis hin zu nachhaltig elektrischen und digitalen Mobili- Motorfahrzeugen reduzieren will. produzierten und lokal vertriebenen tätsformen in Zukunft die periphe- Auf diesen drei Transforma Lebensmitteln, die Liefer- und Ein- ren Gebiete näher ans Zentrum. Und tionspfaden werden wir uns im Ver- kaufsverkehre reduzieren helfen – dies sicher mit zugleich positiven kehrssektor auch in den kommenden vieles deutet darauf hin, dass sich der aber auch mit negativen Folgen und Jahren weiter fortbewegen und ver- vermeintliche Attraktivitätsverlust Begleiterscheinungen. Denn auch suchen müssen, die Stärken, Schwä- des Landes gegenüber den boomen- für die Zukunft des Verkehrs gilt, chen, Chancen, Risiken, die sich mit den Städten auch in der neuen Ver- was bisher für alle Zukunftsvisionen ihnen ergeben, so zu nutzen, dass am kehrswelt in Grenzen hält – oder so- galt: Indem sie bestehende Probleme Ende ein ökologisch, ökonomisch gar umkehrt. Verkehrsinnovationen, lösen, werden sie auch neue schaffen. 21
INTERVIEW «Wir setzen uns aktiv mit den neuen Technologien der Mobilität auseinander» Die Verankerung in der Schweiz, multimodale Mobilität und unbeschwertes Feiern: Zentralpräsident Peter Goetschi und Generaldirektor Jürg Wittwer im Doppelinterview zum 125-Jahr-Jubiläum des Touring Club Schweiz. Generaldirektor Jürg Wittwer (links) und Zentralpräsident Peter Goetschi (rechts) 22
Fotograf — Emanuel Freudiger 125 Jahre TCS: Was bedeutet Ihnen dieses Jubiläum? Peter Goetschi: Es erfüllt mich schon ein bisschen mit Stolz und Ehre, eine so tolle Orga- nisation wie den TCS im Jubiläumsjahr präsi- dieren zu dürfen. Gleichzeitig spüre ich aber auch die Verantwortung, dazu beizutragen, den TCS so aufzustellen, dass er die nächsten 125 Jahre erfolgreich in Angriff nehmen kann. Jürg Wittwer: Da geht es mir gleich, und es vermischen sich Stolz auf den TCS mit Demut vor den Menschen, welche diese Organisation in den letzten 125 Jahren geprägt haben. Gleichzei- tig stehen wir vor der Herausforderung, mit dem TCS die anstehenden gewaltigen Umwälzungen in Gesellschaft und Mobilität zu meistern. Der TCS wurde von Genfer Rad- fahrern gegründet, heute ist er der grösste Mobilitätsclub der Schweiz. Was ist das Erfolgsgeheimnis? P. G.: Dieses besteht wohl aus vielen Be- standteilen. Nähe zu den Mitgliedern, Anpas- sungsfähigkeit und Qualitätsanspruch stehen sicher im Zentrum. J.W.: Der TCS wurde als Veloclub gegrün- det. Erst Jahre später wurden dann auch Auto- mobilisten aufgenommen, und heute helfen wir unseren Mitgliedern in der gesamten, vielfälti- gen Mobilität des 21. Jahrhunderts – vom Elek- trotrottinett bis zum Sportauto. Weil wir uns immer konsequent an den Bedürfnissen unse- rer Mitglieder ausgerichtet haben, konnten wir uns über all die Jahrzehnte immer wieder neu erfinden und anpassen. Welches waren die grössten Errungenschaften in den 125 Jahren? P. G.: Da kommt natürlich als Erstes der Pannendienst in den Sinn. Damit ist der TCS gross geworden, und er ist heute noch ein zen- trales Element. Aber auch der ETI-Schutzbrief, die Rechtsschutzversicherung, das Engage- ment für die Verkehrssicherheit, die glaubwür- dige Stimme in der Verkehrspolitik und der Bei- trag des TCS zu einem eigentlichen Revival der Campingszene in der Schweiz sind wichtige Meilensteine unserer Geschichte. Und schliess- lich scheint mir die Tatsache, dass der TCS auch in der heutigen vernetzten und virtuellen Ge- sellschaft seine föderalistische Organisation und damit die einzigartige physische Verankerung in der ganzen Schweiz aufrechterhalten hat, 23
INTERVIEW enorm wichtig. All dies trägt zum soliden Fun- Und in welchem Sinn steht der TCS dament des TCS bei! im Dienst der Schweiz? J.W.: Die Frage ist auch, welche zukünftige P. G.: Unsere Tätigkeit geht über unsere Errungenschaften entwickeln wir heute? Tat- Produkte und Dienstleistungen hinaus. Dazu sächlich setzen wir uns beim gehört unser Einsatz für die Verkehrssicherheit TCS sehr aktiv mit den neuen und allgemein für eine sichere, nachhaltige und «Wo Menschen Technologien der Mobilität moderne Mobilität. Dies erfüllen wir mit unse- unterwegs sind, auseinander. Dazu gehören die rer föderalistischen Organisation – teils zentral, wird es immer Drohnen, die Mikromobilität, teils vor Ort. Der TCS ist Teil der Schweiz und das autonome Fahren und die im Dienste der Schweiz! Pannen und Elektromobilität. In allen vier J. W.: Tagaus, tagein hilft der TCS den Missgeschicke Bereichen ist der TCS an vor- Schweizer Einwohnern – und zwar alle 55 Sekun- geben – der derster Front engagiert, und den ein Einsatz im In- und Ausland. Zudem hat er es werden neue prägende von jeher die Verkehrssicherheit der Schweiz TCS wird immer Dienstleistungen für unsere massgeblich gefördert. Jedes Jahr bekommen zur Stelle sein.» Mitglieder entstehen. Eines ist über 80 000 Primarschüler eine Leuchtweste. gewiss: Wo Menschen unter- Unsere Reifentests zeigen, mit welchem Gum- wegs sind, wird es immer Pannen und Missge- mi das Auto vor dem Fussgängerstreifen hält schicke geben – und der TCS wird immer zur und nicht nachher. Und wir helfen den Familien Stelle sein. in der Wahl des Kindersitzes, damit das Kind auch bei einer Vollbremsung unversehrt bleibt. Wem gebührt eigentlich der grösste Das sind nur einige Beispiele, wie der TCS sich Dank für die Erfolge des TCS? für die Schweiz einsetzt. P.G.: Diese Liste ist in meinen Augen sehr lang. Die Gründer mit der genialen Idee, eine Für viele ist der TCS auch heute noch Art «Selbsthilfegruppe» zu gründen, die Ver- einfach ein Automobilclub … antwortlichen und Mitarbeitenden aller Epo- P. G.: Das Auto war und ist ein wichtiger chen, die den TCS weiterentwickelt und -ge- Bestandteil unserer Mobilität. Die Corona-Zeit führt haben, und nicht zuletzt alle Mitglieder, hat uns dies wieder einmal klar vor Augen ge- die dem TCS vertrauen und ihm treu sind. führt. Gleichzeitig wird unsere Mobilität aber J.W.: Welches Zahnrad im Uhrwerk ist das immer multimodaler. Wir alle wichtigste? Auch wenn das kleinste und an- bewegen uns zunehmend mit «Wir alle be scheinend unwichtigste Zahnrad ausfällt, steht verschiedenen Verkehrsmit- der Zeiger still. Der Dank gebührt allen, die zum teln – Auto, Bus, Tram, Zug, wegen uns Erfolg beigetragen haben. Mit sämtlichen Mit- Velo und Flugzeug. Vor die- zunehmend mit gliedern und Mitarbeitern über 125 Jahre haben sem Hintergrund haben sich verschiedenen wohl mehrere Millionen Menschen zum Erfolg auch die Anliegen und Erwar- beigetragen. tungen unserer Mitglieder Verkehrs- entwickelt, und sie erwarten mitteln.» Wieviel Swissness steckt im TCS? heute, dass wir sie in ihrer ge- P. G.: Hundert Prozent! Wir erbringen un- samten Mobilität begleiten und nicht nur, wenn sere Leistungen nicht nur in der Schweiz für die sie mit dem Auto unterwegs sind. Diesem An- Schweizer Bevölkerung, wir sind mit unseren spruch wollen wir gerecht werden. Deshalb sind 23 Sektionen auch im ganzen Land vertreten. In wir eben ein umfassender Mobilitätsclub. diesem Sinne tragen wir das Schweizer Wappen J.W.: Das Auto leistet 80 Prozent der Per- in unserem Logo mit Stolz, Freude und Würde! sonenkilometer in der Schweiz – entsprechend J. W.: Und das sind nicht nur leere Worte. haben wir deutlich mehr Autopannen als Velo- Am besten sieht man dies im Sprachgebrauch: pannen. Aber grundsätzlich hilft der TCS dem Wenn beim TCS Mitarbeiter über die Sprach- Mitglied, mit welchem Verkehrsmittel es auch grenze hinweg kommunizieren, dann wird nicht unterwegs ist. Viele unserer Mitglieder mit auf Englisch ausgewichen. Bis auf Verwaltungs- ETI-Schutzbrief haben gar kein Auto, aber wol- ratsstufe sprechen wir ausschliesslich unsere len bei Problemen in den Ferien einem kompe- Landessprachen. Auch bei der Wahl unserer Zu- tenten Helfer vertrauen. Der TCS ist einfach lieferer setzen wir auf die Schweiz. Wir drucken ein Club für Menschen, die unterwegs sind. beispielsweise jedes Jahr über zehn Millionen Touring-Magazine bei einer Schweizer Firma. 24
werden. Wenn ich in den Ferien im Spital lande, will ich Schweizer Profis, die sich um mich kümmern. Ausserdem ist der TCS eine Non- Profit-Organisation. Wir kümmern uns zu hun- dert Prozent um unsere Mitglieder und nicht um den Gewinn. Und schliesslich leistet jeder Mitgliedschaftsbeitrag auch einen Beitrag an die Sicherheit auf der Strasse. Wird der TCS auch sein 150-Jahr- Jubiläum feiern? P. G.: Davon bin ich überzeugt. Der TCS hat die Schweiz in den letzten 125 Jahren mit- geprägt und wird dies auch in der Zukunft tun. Die Mobilität entwickelt sich immer Das Fundament ist solide, die Verankerung in schneller. Wird es immer schwieriger, der Schweiz einmalig, die Mitarbeitenden sind sich laufend anzupassen? qualifiziert und motiviert, und unsere Mitglie- P. G.: Es stimmt, dass sich die Mobilität, der sind ganz einfach die treusten. Damit haben wie so vieles anderes auch in unserem Leben, wir alle Zutaten für eine Weiterführung der Er- immer schneller entwickelt und damit auch un- folgsgeschichte des TCS. sere Herausforderungen gross sind. Mit unserer J. W.: Als der TCS gegründet wurde, fuh- Erfahrung und unserer Organisation können ren noch Kutschen auf der Strasse. Als der TCS wir diese Herausforderungen aber mit Zuver- im Jahr 1983 sein millionstes Mitglied begrüss- sicht angehen. Mit der TCS Mobilitätsakade- te, gab es noch kein Mobiltelefon. Heute stehen mie haben wir vor über zehn Jahren ein Gefäss wir mitten in grossen Umwälzungen der Mobi- geschaffen, das nicht nur ohne Scheuklappen in lität – und der TCS hat jedes Jahr mehr Mitglie- die Zukunft der Mobilität schaut, sondern auch der. Ich sehe keinen Grund, dass wir die nächs- viele Dinge gleich ausprobiert, in gewisser Wei- ten Jahrzehnte weniger erfolgreich als in der se ein Think- und Do-Tank! Und TCS-intern Vergangenheit sein sollten. Wir kümmern uns verfolgen wir die Entwicklung der Mobilität um Menschen – und diese Menschlichkeit wird eng und prägen diese mit – sei es mit umfassen- auch in 150 oder 200 Jahren wichtig sein. den Projekten oder Piloten. J. W.: Als TCS haben wir 125 Jahre Erfah- rung mit Anpassung und Veränderung. Zudem erheben wir den Anspruch, die Veränderungen in der Mobilität als Pioniere aktiv zu prägen. Peter Goetschi (55) Bisher ist uns das gut gelungen, und ich bin zu- ist in Murten aufwachsen und Rechts versichtlich, dass wir dies auch in Zukunft sehr anwalt. Seit 2012 ist er Zentralpräsident gut meistern werden. des Touring Club Schweiz. Er hält ver schiedene Funktionen innerhalb der FIA (Internationaler Automobilverband) Welches sind aktuell die grössten u. a. Mitglied des World Council for Auto- Herausforderungen? mobile Mobility & Tourism sowie Vize- P.G.: Da erlaube ich mir, für uns beide zu Präsident und Mitglied des Presidential antworten. Neben der Corona-Krise, die ja un- Board der FIA-Region I. Weiter ist er ser aller Leben und Gewohnheiten auf den Kopf Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung gestellt hat, würde ich deren zwei herausstrei- Klimarappen. chen: den Klimawandel und die Digitalisierung. Jürg Wittwer (53) Oder in anderen Worten: Wie kann die für uns ist im Berner Oberland sowie in Burkina und unser Land so wichtige Mobilität im Span- Faso aufgewachsen. Seit 2016 ist er nungsfeld dieser Einflüsse Bestand haben bzw. Generaldirektor des Touring Club Schweiz. sich sinnvoll weiterentwickeln? Der Ökonom doziert regelmässig natio- nal und international an Hochschulen zu «Cross Cultural Management and Jürg Wittwer, wieso soll man heute Communication». Er ist Mitglied des Ver- Mitglied des TCS werden? waltungsrates von ARC Europe SA, einem J.W.: Wenn ich unterwegs eine Panne habe, Zusammenschluss von acht führenden will ich weiterfahren und nicht abgeschleppt Mobilitätsclubs in Europa. 25
Gemeinsam unterwegs für eine reibungslose Mobilität und höchste Kundenzufriedenheit. Seit mehr als einem Jahrhundert unser gemeinsames Ziel. Wir gratulieren herzlich zu 125 Jahren TCS.
NEUES VOM TCS TCS Autosuche mit CO2-Rechner Beim Kauf eines Autos spielen heute weit mehr Kriterien Neue Patrouillenfahrzeuge eine Rolle als nur der Anschaffungspreis. Mit der Auto- Immer wieder stehen Flottenwechsel bei der TCS- suche auf der TCS-Website lassen sich die tatsächlichen Patrouille an, weil Fahrzeugmodelle bei den Herstellern Kosten, die ein Fahrzeug während seines Betriebs ver- auslaufen. Hinzu kommt die rasante Entwicklung der ursacht – die «Total Cost of Ownership» –, berechnen Fahrzeugtechnologien, welche nebst der technischen und vergleichen. Da auch der ökologische Fussabdruck Weiterbildung der Patrouilleure auch Anpassungen bei eines Autos immer mehr ins Gewicht fällt, hat der TCS der Ausrüstung und den Fahrzeugen zur Folge hat. Aus zusammen mit dem Paul Scherrer Institut die Autosuche diesem Grund sind die Monate des aktuellen «Caddy» ge- um den weltweit ersten Klimabilanzrechner ergänzt. So zählt. Dieses Jahr läuft der Piloteinsatz eines neuen Mul- lässt sich die CO₂-Bilanz von jedem in der Schweiz erhält- tifunktionsfahrzeugs, welches wie alle Fahrzeuge der lichen Automodell, vom Diesel bis zum Elektroauto, be- Patrouille den Ansprüchen an Raumausnutzung und rechnen. Leistungsfähigkeit gerecht werden muss. Der Haupt- fokus des TCS liegt bei der Weiterfahrquote, welche bei sehr guten 81 Prozent liegt. Für die Fälle eines Abtrans- ports bietet das neue Multifunktionsfahrzeug eine inte- grierte Abschleppachse, welche den direkten Transport ermöglicht. Wenn sich eines der geprüften Modelle im Pilot bewährt, ist der Flottenwechsel für 2022 geplant. Sichtbares Engagement Seit vielen Jahren finanziert und verteilt der TCS Leucht- westen für Primarschülerinnen und -schüler. Für den Schulstart 2021 wurden die reflektierende Weste nun von Grund auf überarbeitet: Sie ist jetzt mit einem Reissver- schluss und einem Kragen versehen und kann in der Grösse angepasst werden. Dank dem Einfluss von «Made Neuer, moderner Standort visible», der Inspirationsquelle des TCS für stylische Sicht- Gegen Ende dieses Jahres heisst es für viele TCS-Mitar- barkeit, ist sie zudem modisch auf der Höhe der Zeit – beitende: Umziehen! Mit der Eröffnung des neu gebauten oder, wie Kinder sagen, cool. Auch die vom Fonds für Standorts in Ostermundigen bei Bern werden die Verkehrssicherheit finanzierten und vom TCS verteilten Deutschschweizer Verwaltungsstandorte des Zentral- Leuchtgürtel für Kindergärtler, die sogenannten Trikis, clubs in einem modernen Bürogebäude gebündelt. Rund kommen nach den Sommerferien in einem neuen Look 400 Personen der insgesamt 1700 Mitarbeitenden wer- daher. den hier arbeiten. Der Hauptsitz wird weiterhin in Ver- nier bei Genf sein, wo die Wurzeln des TCS sind. 27
GRÜNDERZEIT Genf 1896 — das erste Kapitel Er liebt Gedichte und das Veloziped. Als Frédéric Raisin am 1. September 1896 zusammen mit 204 Kameraden den TCS gründet, träumt er von einer Schweiz, in der man mit dem Fahrrad problemlos reisen kann. Eine historisch- literarische Rekonstruktion der Geburtsstunde des Clubs aus Sicht seines ersten Präsidenten. stoire, Ville de Genève © Musées d’ar t et d’hi 28
Text — Dominic Graf punkt keine Gedanken mehr ver S er Präsid ent des TC schwenden. Frédéric Raisin, erst A Im Windschatten der aufstre- utomobil …», nuschelt Fré- benden Stadt Genf, die mehr und déric Raisin. Er steht am mehr zum Schweizer Zentrum der grossen Fenster im Arbeits- Urbanisierung und Industrialisierung zimmer seines Genfer Ap- wird, hat auch die Anzahl der neuen partements und blickt auf das ver- Zweiräder stark zugenommen. Von regnete Kopfsteinpflaster. Nur eine mehreren Tausend ist bereits die Woche nach seinem 45. Geburtstag Rede. Ob zu Geschäftsterminen oder trägt er erneut seinen besten Anzug. für Radtouren mit Freunden, auch Während er die Fussgänger und Kut- Frédéric hat den praktischen und ge- schen, die sich in den Pfützen spie- selligen Nutzen für sich erkannt. geln beobachtet, streicht er gedan Doch noch kämpfen die Velozi- kenverloren seinen Schnurrbart glatt. pedisten mit vielen Hindernissen – Das macht er immer, wenn er kon- das flinke Zweirad scheint seiner zentriert nachdenkt, etwa bei einem Zeit voraus. Die Strassen befinden komplizierten Rechtsfall oder beim sich in solch katastrophalem Zu- Schreiben seiner satirischen Gedich- stand, dass Unfälle und Pannen zur te und Artikel, die er unter dem Ana- Tagesord nung gehören. Schilder, gramm Nisiar im «Intermédiaire» Wegweiser, Karten oder Reiseführer publiziert. fehlen an allen Ecken und Enden, so- Seit er nicht mehr Ständerat für dass ein Ausflug meist mit grossen den Kanton Genf ist, hat er mehr Zeit Strapazen verbunden ist. für die Lyrik, besonders für die Wer- Erschwerend hinzu kommt, ke von Leopoldo Diaz, die er seit kur- dass das Zweirad längst nicht überall zem begonnen hat, ins Französische willkommen geheissen wird. Viele zu übersetzen. Frédéric Raisin ist ein Gemeinden haben die Durchfahrt hochgebildeter Mann und sein politi- von Dörfern verboten und verlangen sches Engagement sowie seine Tätig- von den «rasenden Velozipedisten», keit als Richter am Zivilgericht haben abzusteigen und das Rad zu schie- ihm ein hohes Ansehen in der Genfer ben. Man hört auch immer wieder Bourgeoisie eingebracht. Sein Wort von Bauern, die Steine oder Mistga- hat Gewicht. beln in den Weg legen, bissige Hunde loslassen oder Drähte auf Kopfhöhe Eine starke Stimme über die Strasse spannen. Die Politik Noch immer schaut er auf die Strasse und die Behörden scheint das Ganze unter ihm, die Augenbrauen hochge- nur wenig zu kümmern, und die zogen. «Hier sollen bald Maschinen sechs kleinen Genfer Veloclubs ha- mit Verbrennungsmotor fahren? Auf ben kaum Einfluss. Bis heute, diesem diesen Strassen?», denkt er und schüt- wegweisenden ersten September. telt den Kopf. Er lässt seinen Blick «Es ist Zeit. Du willst dich doch über die Dächer Genfs in Richtung nicht zur Versammlung verspäten.» Osten, nach Frankreich wandern. Frédérics Frau Henriette-Stéphanie «Nein, zuerst sind wir dran. Die steht im Türrahmen des Arbeitszim- Franzosen haben es vorgemacht und mers und wartet mit dem Mantel auf schon vor Jahren den Touring-Club ihren Gatten. Wenn er heute Abend de France gegründet. Auch wir brau- chen eine starke Stimme. Vom heuti- gen Tage an werden wir dem herr- lichsten aller Fortbewegungsmittel, dem Veloziped, jene politische und gesellschaftliche Bedeutung verlei- hen, die es verdient.» Ans Automobil, dessen Nutzen er ohnehin skeptisch betrachtet, will er zum jetzigen Zeit- 29
GRÜNDERZEIT nach Hause kommt, wird er als Präsi- dent des Touring-Club zurückkehren. Einheit und Aufbruch Applaus hallt Es werden Hände geschüttelt und Schultern geklopft. Frédéric kennt durch den Raum, viele der Männer, die gekommen sind. Die meisten gehören dem liberalen Einheit und und städtischen Bürgertum an – Ban- kiers, Makler, Ärzte, Kaufmänner. Aufbruch liegen Mit einigen hat er schon Touren un- ternommen, andere kennt er von sei- in der Luft. ner Tätigkeit als Jurist und Politiker. Vereinzelt finden sich auch Handwer- ker, Bäcker, Metzger und Schlosser ein. Das Interesse ist gross. Insgesamt werden 205 Personen gezählt. andere für die «Technik». Die «Revue Frédéric steigt auf das Podium du TCS», das offizielle Kommunikati- zu den anderen 14 Herren des Vor- onsorgan und eigentliche Herzstück standes, die von nun an die Geschicke des Vereins, wird vom Buchhändler des Clubs leiten werden – jeder dem Henry Kündig und dem radsportbe- Aufgabengebiet zugeteilt, das seinen geisterten Arzt Aimé Schwob geführt. Fähigkeiten am besten entspricht. Frédéric Raisin wird den Gruppen Allesamt erfolgreich in ihrem Metier, «Rechtliches» und ebenfalls «Verkehr die ihre wertvolle Zeit aus Liebe zum und Transport» zugeteilt. Fahrrad unentgeltlich zur Verfügung Der neue TCS-Präsident bittet stellen. Da wäre zum Beispiel der um Ruhe. Der Moment ist gekom- Bankier François de l’Harpe, der sich men, die Absichten des Vereins offi- zusammen mit den Börsenmaklern ziell zu verkünden: «Der Schweizer setzen und sich für einheitliche Re- John Ramel und Jean Diodati um das Touring-Club bezweckt die Entwick- gelungen für die ganze Schweiz, die politische Ressort «Verkehr und Trans- lung des Tourismus und hauptsäch- Eisenbahnen, den Zoll und so weiter port» kümmert. Oder die Gebrüder lich des Radtourismus. Er wird sich stark machen. Ausserdem werden Antoine und Charles Bastard, der eine mit Fragen des Verkehrs befassen, Strassen- und Reiseführer heraus für die Buchhaltung zuständig, der sich mit den Behörden auseinander- gegeben, Schilder aufgestellt, um Steigungen, Gefälle und Richtungen anzuzeigen, sowie Fahrrad- und Geh- wege, Strassenausbesserungen und Erste-Hilfe-Posten eingerichtet.» Applaus hallt durch den Raum, Einheit und Aufbruch liegen in der Luft. Frédéric strahlt. Er ist sich si- cher, dass sich der Velotourismus auf dem Sockel des Clubs und seiner Prä- sidentschaft schon bald zu einer der beliebtesten Reise- und Freizeitge- staltungen im Land entwickeln wird. Sein Traum: ein Club von nationaler Ausstrahlung. Die leidenschaft lichen Fahrradfah rer von Genf 30
«Der TCS steht seit weit über hundert Jahren für Schweizer Werte wie Zuverlässig- keit, Menschlichkeit und Unabhängigkeit. Hierbei freue ich mich ganz besonders, dass der TCS und die Bâloise seit vielen Jahren eine gegenseitige Koopera- tion pflegen. Eine so lange Partnerschaft in diesem Bereich ist eine Pionierleistung, die hoffentlich noch lange weiter Bestand haben wird – genauso wie der TCS auch!» nder ts de des 19. Jahrhu schlechte Stra ssenzustände En Michael Müller erung für Fahrradfahrer: Eine Herausford CEO Basler Versicherungen Schweiz, Mitglied der Konzernleitung Erfolg und Misserfolg Engagements des Touring-Clubs er- Nur drei Monate nach der Gründung lebt das Veloziped in Genf in den zählt der TCS schon über tausend letzten Jahren des 19. Jahrhunderts Mitglieder. Einerseits profitieren sie einen zweiten Frühling. von praktischen Dienstleistungen wie Trotz den Erfolgen in den ersten dem Mitgliederausweis, der die zoll- Jahren seit der Gründung ist Frédéric hat er gemeinsam mit 204 anderen freie Einfuhr des Fahrrads nach Raisin unzufrieden. Vor allem die Veloverrückten das erste Kapitel einer Frankreich ermöglicht, eine kosten- Verhandlungen mit den Hotels ge- Erfolgsgeschichte geschrieben, die lose Arztkonsultation nach einem Un- stalten sich schwieriger als erwartet. zwei Weltkriege und diverse Krisen fall oder neuen Strassenkarten und Weder die geforderten zehn Prozent überstehen wird und 125 Jahre später Routenbeschreibungen mit Sehens- Rabatt für TCS-Mitglieder im Gegen- eine nationale Bedeutung hat, von würdigkeiten. Auch erste Verträge zug zur Aufnahme des Hotels im TCS- der Frédéric wohl nicht einmal zu mit Hotels werden abgeschlossen, die Register noch die Gastfreundschaft träumen gewagt hätte. TCS-Mitgliedern einen Preisnach- gegenüber Veloreisenden sind einge- lass gewähren. Andererseits enga- troffen. Die dadurch erhoffte Strahl- giert sich der Club von Anfang an kraft des Clubs über Genf hinaus hat stark auf der politischen Ebene. sich nicht bewahrheitet. Im Gegen- Die ersten Forderungen, Peti teil: Kurz nach der Jahrhundertwen- tionen und Beschwerden des TCS de verliert das Velo immer mehr an flattern in die Büros der Behörden. Bedeutung, und innerhalb des TCS Und sie bleiben nicht ungehört. Der werden die Stimmen nach einer Auto- TCS sorgt fürwahr für ein Macht- mobilsektion immer lauter. gleichgewicht zwischen den «Bürger- Es ist das Jahr 1909 und Frédéric Quellen radfahrern» und der Genfer Stadt- muss sich eingestehen, dass er nicht Gil Mayencourt: Les débuts du verwaltung. In den folgenden Jahren mehr der richtige Mann an der Spitze Touring Club Suisse à Genève; Christoph Maria Merki: Der werden die Ausgaben des Strassen- des TCS ist. Nach 13 Jahren legt er das holprige Siegeszug des Auto dienstes stetig erhöht und die Quali- Amt des Präsidenten nieder. Obwohl mobils 1895–1930; Historisches tät der Strassen verbessert. Dank des er nicht alle seine Ziele erreicht hat, Lexikon der Schweiz; TCS 31
MEILENSTEINE Von einem Verein für Radfahrer zum heute grössten Mobilitätsclub der Schweiz 1936 1908 Die Touring-Hilfe als Nachfolger Der TCS beginnt sein des Strassenhilfs Engagement für die dienstes bringt Verkehrserziehung und neue Vorteile mit fordert vom Bundesrat sich. Hilfe ist nun einen obligatorischen schweizweit Verkehrsunterricht. und rund um die Uhr verfügbar. 1958 Der ETI-Schutzbrief wird ins Leben Ab 1914 1929 gerufen und unter- Am 1. September Die ersten regionalen Ein Strassenhilfsdienst wird stützt Inhaber bei 1896 gründen 205 Sektionen werden an diversen Standorten in finanziellen, techni- begeisterte Rad gegründet. Diese ersten Holzchalets eingerichtet. schen oder recht- «Dezentralisierungen» Zu den Hauptreisezeiten lichen Problemen fahrer in Genf den markieren den Beginn sind die TCS-Agenten unterwegs. Touring Club Suisse der föderalistischen mit ihren Motorrädern und mit dem Ziel, den Struktur des TCS. Seitenwagen auf den Radtourismus Hauptstrassen unterwegs. zu fördern und das Fahrradfahren sicherer zu machen. 1952 1911 Angesichts von steigenden Auf Begehren der Automobilisten Unfallzahlen engagiert des TCS wird eine sich der TCS vermehrt für Automobilsektion Verkehrssicherheit und ins Leben gerufen. schult das richtige Verhalten im Strassenverkehr. 1896 32
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