Die Zwischenwahlen in den USA vom November 2018 - eine Trendwende in der amerikanischen Politik? - De ...

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Die Zwischenwahlen in den USA vom November 2018 - eine Trendwende in der amerikanischen Politik? - De ...
SIRIUS 2019; 3(1): 65–72

Analysen und Berichte

Joachim Krause*

Die Zwischenwahlen in den USA vom November
2018 – eine Trendwende in der amerikanischen
Politik?
https://doi.org/10.1515/sirius-2019-1006                                  –   Für 87 der 99 Legislativen2 der US-Bundesstaaten
                                                                              wurden ebenfalls Wahlen abgehalten, wobei bei
                                                                              Abgeordnetenhäusern in der Regel alle Positionen
                                                                              neu besetzt wurden, bei Senatskammern immer nur
1 Einleitung                                                                 ein Teil. Insgesamt waren 6.068 Sitze neu zu vergeben.
                                                                          –   Des Weiteren wurden in vielen Bundesstaaten Posi-
Kaum eine Zwischenwahl in den USA hat so viel Auf-                            tionen von Bürgermeistern, Richtern und Sheriffs
merksamkeit erregt wie diejenige vom 6. November 2018.                        besetzt.
Sowohl von Gegnern wie Unterstützern des US-amerikani-                    –   Zudem gab es 157 Referenden über eine Vielzahl von
schen Präsidenten Donald Trump wurde die Wahl als ein                         Themen in 34 Bundesstaaten.
Referendum über dessen Politik gewertet. Die Ergebnisse
blieben aber weniger eindeutig als erhofft und die politi-                Die Wahlbeteiligung lag insgesamt bei 49 Prozent und
schen Bewertungen sind umstritten. In dieser Kurzanalyse                  war die höchste bei Zwischenwahlen seit 1914. Nur im
werden die Ergebnisse vorgestellt und in ihrer politischen                Jahr 1968, als Politik und Gesellschaft sich angesichts des
Bedeutung interpretiert. Außerdem wird danach gefragt,                    Vietnam-Kriegs polarisiert hatten, war ein ähnlich hohes
was die vorhersehbaren politischen Folgen sein dürften –                  Ergebnis bei einer Midterm Election erzielt worden. In den
national wie international.1                                              vergangenen Jahrzehnten bewegte sich die Wahlbetei­
                                                                          ligung bei Zwischenwahlen zwischen 37 und 42 Prozent.
                                                                          Zu den Zwischenwahlen im November 2018 kamen etwa

2 Die Ergebnisse                                                         113 Millionen Wähler. Bei den Präsidentschaftswahlen von
                                                                          2016 hatten 137 Millionen Menschen ihre Stimme abgege-
                                                                          ben. Relativ hoch war auch die Beteiligung junger Wähler,
Am 6. November 2018 fanden in den USA eine Reihe von
                                                                          diese stieg auf 31 Prozent, in den Jahren zuvor lag sie bei
Wahlen statt, die in ihrer Gesamtheit betrachtet werden
                                                                          Zwischenwahlen zwischen 20 und 24 Prozent.3
müssen:
                                                                               Im Repräsentantenhaus, dessen Mitglieder nach
– Es kam zur regulären Neuwahl der 435 Abgeordneten
                                                                          dem Mehrheitswahlrecht in ihren jeweiligen Wahlkreisen
   des US-Repräsentantenhauses, die alle zwei Jahre
                                                                          gewählt werden, konnten die Demokraten einen überle-
   stattfindet.
                                                                          genen Sieg einfahren: Sie gewannen 40 Sitze auf Kosten
– Von den 100 Sitzen des Senats der Vereinigten Staaten
                                                                          der Republikaner und verfügen nunmehr über 235 Sitze
   standen 35 zur Wiederwahl an.
                                                                          (zuvor: 195). Die Anzahl der Sitze, die die Republikaner
– In 36 Bundesstaaten und drei Territorien wurden die
                                                                          innehaben, schrumpfte von zuvor 239 auf 199. Ein Sitz
   Gouverneure neu gewählt.
                                                                          ist noch vakant, weil es in dem betreffenden Wahlkreis
                                                                          so schwerwiegende Unregelmäßigkeiten gab, dass die
                                                                          Wahl wiederholt werden muss. Die Demokraten profitier-
1 Der Verfasser dankt folgenden Personen für wertvolle Anregungen         ten mehr als die Republikaner von dem Mehrheitswahl-
zu dieser Analyse: Gerlinde Groitl, Jackson Janes, Karl Kaiser, Charles
King Mallory IV, Svenja Sinjen und James Thompson.
                                                                          2 Alle 50 Bundesstaaten haben mit Ausnahme von Nebraska zwei
                                                                          Kammer-Parlamente, von daher kommt die Zahl der 99 Legislativen.
*Kontakt: Prof. Dr. Joachim Krause, Herausgeber von SIRIUS und            3 CIRCLE Analysis: Young people dramatically increase their turn-
Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel,    out to 31 %, shape 2018 midterm election, Boston: Tufts University;
E-Mail: jkrause@politik.uni-kiel.de                                       https://civicyouth.org).
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Abb. 1: Wahlkampf in Suburbia im Bundesstaat Iowa; Bildnachweis: Wikimedia Commons, Tony Webster

recht: Sie erzielten 54 Prozent der Sitze, obwohl sie nur              posten und gewannen sieben hinzu. Allerdings schafften
52,5 Prozent der Wählerstimmen bekamen, die Republika-                 sie es nicht, in den wichtigen swing states Ohio und Florida
ner erzielten bei der Wahl 45,8 Prozent der Stimmen und                die Wahlen für sich zu entscheiden, beide Male verloren
nahmen damit knapp 46 Prozent der Sitze ein.4                          ihre Kandidaten nur knapp. Die Republikaner verloren
     Im Senat ergab sich ein anderes Bild. Hier verloren               sieben Gouverneursposten, konnten aber in Alaska die
die Demokraten zwei Sitze an die Republikaner, sodass                  Wahl gewinnen, wo bislang ein Unabhängiger dieses Amt
nunmehr 53 republikanischen Senatoren 45 der Demokra-                  innehatte. Nunmehr stellen die Repu­blikaner 27 und die
tischen Partei und zwei ihnen nahestehende Unabhängige                 Demokraten 23 Gouverneure. Auch hier fiel im Übrigen das
gegenüberstehen. An den Senatswahlen nahmen lediglich                  public vote (also die Auszählung aller Stimmen) zugunsten
89,3 Millionen Wähler teil, weil nur ein Drittel aller Sena-           der Demokraten aus: 50,4 gegen 47,3 Prozent.
toren zur Wiederwahl anstand. Die Kandidaten der Demo-                      Bei den Wahlen zu den Abgeordnetenhäusern und
kraten vereinigten dabei fast 60 Prozent der Stimmen                   Senaten in 46 Bundesstaaten konnten die Demokraten
auf sich, die der Republikaner gerade knapp 40 Prozent,                den Republikanern ebenfalls deutlich mehr Mandate
dennoch verloren die Demokraten zwei Sitze.                            abnehmen als umgekehrt. Bei 6.561 zu vergebenen Sitzen
     Was die Wahlen der Gouverneure betrifft (ihre Position            nahmen die Demokraten den Republikanern in der Net-
entspricht der der deutschen Ministerpräsidenten), so gab              tobilanz 308 Mandate ab, die Republikaner verloren 296
es vor den Wahlen eine starke Mehrheit republikanisch                  Mandate, unabhängige Abgeordnete 14.5 In sechs Staaten
regierter Staaten (33 von 50). Hier konnten die Kandidaten             änderten sich dadurch die Mehrheitsverhältnisse zuguns-
der Demokratischen Partei deutliche Gewinne verzeichnen.               ten der Demokraten, nur in Alaska zugunsten der Republi-
Sie verteidigten alle 16 von ihnen gehaltenen Gouverneurs-             kaner. Vor der Wahl kontrollierten in 26 Bundesstaaten die

4 Angaben laut der interaktiven Website der New York Times, https://   5 Angaben laut Ballotpedia.org, https://ballotpedia.org/State_
www.nytimes.com/interactive/2018/11/06/us/elections                    legislative_elections,_2018.
Die Zwischenwahlen in den USA vom November 2018             67

Tab. 1: Gewinne und Verluste von Mandaten bei den Wahlen zu den Parlamenten in 46 Bundesstaaten:

Partei                       Senate                       Repräsentantenhäuser         Summe

Demokraten                   698 (+63)                    2.405 (+245)                 3.103 (+308)
Republikaner                 856 (-60)                    2.576 (-236)                 3.452 (-296)
Independent                  3 (-3)                       21 (-11)                     24 (-14)
Summe                        1.557                        5.002                        6.559 (~2)6

Quelle: Ballotpedia.org

Republikaner beide Häuser des Parlaments und besetzten                   einem Bundesstaat, in dem in den vergangenen Jahren die
den jeweiligen Gouverneursposten (sogenannte Trifecta),                  Senats- und Gouverneurswahlen sowie für das Wahlmän-
während die Demokraten lediglich in acht Bundesstaaten                   nergremium so knapp ausgingen, dass häufig die Stimmen
ein derartiges Übergewicht verzeichnen konnten. Diese                    einzeln nachgezählt werden mussten, kann das einen
Situation hat sich geändert: Nach den Zwischenwahlen                     großen Unterschied machen. Vor allem die Demokraten
haben Demokraten nun das Übergewicht einer Trifecta in                   erhoffen sich dadurch einen entscheidenden Impuls.
14 Staaten, die Republikaner aber immer noch in 22. Die
restlichen Bundesstaaten haben unterschiedliche Formen
des divided government, in einem Bundesstaat (Alaska) ist
die Lage noch unentschieden.7
                                                                         3 I nterpretation der Wahl-
     Die Trifectas sind insofern auch von bundesweiter                      ergebnisse
Relevanz, da in den betreffenden Bundesstaaten die dann
weitgehend allein regierende Partei relativ unangefochten                Das Ergebnis der Wahlen wurde erwartungsgemäß von
die Einteilung der Wahlkreise für die Wahl zum Repräsen-                 den beiden Parteien (aber auch innerhalb dieser) unter-
tantenhaus sowie die Regularien der Wahldurchführung                     schiedlich beurteilt. Präsident Trump zeigte sich ebenso
bestimmen kann. In den vergangenen Jahren ist dies von                   wie viele Republikaner zufrieden darüber, dass seine
republikanisch regierten Bundesstaaten mit einer Trifecta                Partei im Senat zwei Sitze dazu gewinnen konnte.10 Diese
offenbar immer wieder in einer Weise geschehen, dass                     Freude ist nachvollziehbar, denn der Senat ist die wich-
dadurch Kandidaten der republikanischen Partei bevor-                    tigere Kammer: Nur sie hat die Personalentscheidungen
zugt worden sind. Ein weiteres Instrument sind Gesetze,                  des Präsidenten zu billigen und internationale Verträge
mit denen bestimmten Bevölkerungsgruppen das Wahl-                       zu ratifizieren. Außerdem ist es der Senat, der mit Zwei-
recht abgesprochen wird (etwa Strafgefangenen oder vor-                  drittelmehrheit den Präsidenten im Rahmen eines ent-
bestraften Personen) oder durch die Einsprüche gegen das                 sprechenden Verfahrens seines Amtes entheben könnte.
Wahlrecht von Individuen möglich werden. Als Regel gilt:                 Was viel schwerer wiegt als der Gewinn von zwei zusätzli-
je weniger Trifectas es gibt, desto geringer ist die Wahr-               chen Sitzen ist dabei die Tatsache, dass wichtige Kritiker
scheinlichkeit, dass die von der Verfassung geforderte                   Trumps aus den Reihen der Republikaner im neuen Senat
Neufestlegung der Wahlkreise in Zehn-Jahres-Abständen                    nicht mehr vertreten sind, sodass er fortan eine größere
in missbräuchlicher Weise geschieht.8                                    Freiheit bei der Besetzung von Ämtern in der Regierung
     Interessant ist auch das Ergebnis eines der vielen                  und im Höchsten Gericht hat. Allerdings ist mit dem frü-
Referenden vom 6. November 2018: In Florida wurde die                    heren republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt
Abschaffung der Entziehung des aktiven Wahlrechts für                    Romney ein scharfer Gegner Trumps in den Senat einge-
vorbestrafte Personen beschlossen. Damit werden bei                      zogen, dessen Wahl dieser zu verhindern versucht hatte.11
der nächsten Wahl eine Million Menschen mehr wahlbe-
rechtigt sein, darunter viele Schwarze und Hispanics.9 In
                                                                         7.11.2018, s.a. Grace Panetta und Shayane Gal: „Florida just res-
                                                                         tored voting rights to 1.5 million people with felony convictions“,
6 Zwei Mandate waren bei Redaktionsschluss noch nicht vergeben           Business Insider, 7.11.2018 https://www.businessinsider.de/felony-
wegen Unregelmäßigkeiten bei der Wahl und der Auszählung; diese          disenfranchisement-states-florida-amendment-4-voting-rights-2018-
fehlen in der Gesamtbilanz.                                              11?r=US&IR=T
7 Angaben laut Ballotpedia.org, https://ballotpedia.org/State_           10 Philipp Rucker/Josh Dawsey: „Trump vows ‚beautiful‘ deals with
government_trifectas                                                     Democrats but threatens ‚warlike‘ retaliation to probes.“ Washington
8 Vgl. Bierling 2019.                                                    Post, 7.11.2018.
9 Vgl. Rosalind S. Helderman: „Florida restores voting rights for fe-    11 Frauke Steffens: „Trump vermasselt Mitt Romney die Tour“,
lons, amid bevy of ballot measures nationwide“, Washington Post,         Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.12.2017.
68         Joachim Krause

     Der Verlust der Mehrheit im Repräsentantenhaus wird                führten strukturellen Faktoren dann auch noch ausschlag-
bedauert, aber es wird darauf verwiesen, dass es schon fast             gebend sein werden. Vor allem ist entscheidend, ob die
eine Regelmäßigkeit darstelle, dass die Partei des amtieren-            Demokraten die richtigen politischen Weichenstellungen
den Präsidenten bei der ersten Zwischenwahl im Kongress                 vornehmen werden, die es ihnen erlauben, die im Novem-
Verluste einstecken müsse. Divided government sei die                   ber 2018 erkennbaren Trends weiter auszubauen. Bei
Regel, eine Trifecta auf Bundesebene eher die Ausnahme12.               alledem darf nicht übersehen werden, dass die Demokra-
     Aufseiten der Demokraten und ihnen nahestehender                   ten ihren Kandidaten (oder ihre Kandidatin) bei den Präsi-
Beobachter wird das Ergebnis der Wahlen vom Novem-                      dentschaftswahlen nur dann zum Erfolg bringen können,
ber 2018 anders interpretiert. Aufgrund der hohen Mobi-                 wenn diese/r bundesweit einen Vorsprung von mehr als
lisierung der Wahlbevölkerung und des kontroversen                      drei Prozent erreicht. Dies liegt an der Verteilung der Sitze
Charakters der Regierungsführung von Präsident Trump                    im Wahlmännergremium, die kleine Bundesstaaten bevor-
wird die Wahl als Vorentscheidung für die Kongress- und                 zugt. Jeder Bundesstaat entsendet so viele Vertreter in das
Präsidentschaftswahlen im November 2020 gesehen. Der                    Wahlmännergremium wie er Senatoren (für jeden Staat
Gewinn von 40 Sitzen im Repräsentantenhaus sei der                      zwei) und Abgeordnete im Repräsentantenhaus hat. Das
größte Zugewinn seit der Wahl im November 1974, als die                 relative Gewicht der meist ländlich strukturierten Bundes-
Demokratische Partei kurz nach dem Rücktritt Präsident                  staaten des Mittleren Westens wird dadurch etwas ange-
Richard Nixons 49 neue Sitze verbuchen konnte. Wenn                     hoben, was in der Vergangenheit zum Vorteil der Repu-
man die Gesamtzahlen der Stimmen für die Wahlen zum                     blikanischen Partei war, die vor allem in den ländlich
Repräsentantenhaus als Barometer für die politische Stim-               geprägten Bundesstaaten stark war.
mungslage im Lande werte, so liege der Abstand zwischen                      Unstrittig ist, dass die Übernahme der Mehrheit im
Demokraten und Republikanern bei 7,7 Prozent – was                      Repräsentantenhaus durch die Demokraten wichtige
ungewöhnlich hoch sei. Es wird darauf verwiesen, dass                   Umwälzungen nach sich ziehen wird. Präsident Trump
das Ergebnis der Wahlen eine strukturelle Verschiebung                  hat es nun mit einem Kongress zu tun, dessen eine
bei der Wählergunst erkennen lasse. Vor allem in städti-                Kammer sich in offener Opposition zu ihm befindet und
schen Gebieten und in Vororten hätten demokratische                     die über drei Instrumente verfügt, mit denen sie ihm das
Kandidaten deutlich besser abgeschnitten als bei den                    Leben schwermachen kann: das ist (1) die Zuständigkeit
Wahlen von 2016. Die Republikaner hätten sich vor allem                 zur Aufstellung und Verabschiedung des Haushaltes der
in ländlichen und städtischen Wahlkreisen behauptet,                    Bundesregierung, was bedeutet, dass Präsident Trump
in denen der Bildungsstand relativ niedrig sei. Auffal-                 ohne Zustimmung des Repräsentantenhauses keine Regie-
lend sei, wie sehr Frauen (59 Prozent) und Jungwähler                   rungspolitik mehr machen kann. Des Weiteren (2) verfügt
(67 Prozent) zu den Demokraten tendierten und diese                     das Repräsentantenhaus über weitgefächerte Möglichkei-
zunehmend bei Latinos und US-Amerikanern asiatischer                    ten der normalen parlamentarischen Kontrolle der Tätig-
Herkunft punkteten. Außerdem sei absehbar, dass sich                    keit der Bundesregierung (durch Oversight-Commissions,
bei den Senatswahlen 2020 die Mehrheitsverhältnisse                     Legislative Vetos, Verabschiedung von Gesetzgebungszu-
ändern dürften, da dann 22 von Republikanern und nur                    sätzen etc.), die allerdings nur dann voll zur Entfaltung
zwölf von Demokraten gehaltene Sitze zur Wiederwahl                     kommen können, wenn der republikanisch beherrschte
anstünden.13                                                            Senat mitzieht – was in Einzelfragen durchaus denkbar
     Beide Einschätzungen haben ihre prinzipielle Rich-                 ist.14 Auf jeden Fall wird sich das Repräsentantenhaus
tigkeit, werden allerdings auch in den jeweils eigenen                  unter demokratischer Mehrheit sehr intensiv mit allen
Reihen nicht immer vollends geteilt. Dass es einen Trend                Aspekten seiner Politik (vor allen den Defiziten) in öffent-
in Richtung Demokratische Partei gibt, wird nicht abge-                 lich wirksamer Weise befassen und es kann dabei die
stritten, fraglich ist nur, wie weitgehend sich aufgrund                Handlungsfähigkeit der Trump-Administration in vielen
der Ergebnisse vom November 2018 Voraussagen für die                    Bereichen einschränken. Weiterhin (3) verfügt das Reprä-
Wahlen im November 2020 treffen lassen und ob die ange-                 sentantenhaus über Möglichkeiten der Untersuchung der
                                                                        Tätigkeiten des Präsidenten und seiner nächsten Mitar-
12 Vgl. Jennifer Jett: „Right and Left React to the Midterm Results“,   beiter, die unter der republikanischen Mehrheit nicht
New York Times online, 8.11.2018.                                       genutzt worden sind. Das bedeutet, dass Dinge wie die
13 Vgl. Dan Balz/Michael Scherer: „For Democrats, a midterm elec-
                                                                        fehlende Veröffentlichung der Steuerklärung Präsident
tion that keeps on giving“, Washington Post, 9.11.2018; Alexander
Burns: „As Days Pass, Democratic Gains Grow Stronger“, New York
                                                                        Trumps, die Verquickung der Politik des Weißen Hauses
Times, 14.11.2018; Janie Valencia: „The 2018 Gender Gap was Huge“,
fivethirtyeight.com 9.11.2018                                           14 Vgl. Jann 1986, Foley/Owens 1996, Krause 1999.
Die Zwischenwahlen in den USA vom November 2018     69

Abb. 2: Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren aus Massachusetts freut sich über ihren Wahlsieg;
Bildnachweis: Wikimedia Commons, Elizabeth Warren

mit privaten Interessen der Trump-Familie und vor allem              allem seine Amtsführung kontrollieren wird) und Trends
die Einmischung Russlands in den US-amerikanischen                   (die deutliche Mehrheit der US-Amerikaner ist gegen
Wahlkampf von 2016 zugunsten Trumps und der Republi-                 Trump, die Demokraten haben Wählerschichten wieder-
kaner thematisiert werden. Es ist davon auszugehen, dass             gewinnen können, die 2016 verloren gingen) sind bei einer
die inzwischen vorliegenden Untersuchungsergebnisse                  differenzierteren Analyse die folgenden Entwicklungen
des Sonderermittlers Robert Mueller zu Beratungen im                 festzuhalten:
Repräsentantenhaus führen werden, die für Trump und                  1. Es ist den Demokraten trotz beeindruckender Gewinne
seine Partei unangenehm ausgehen können. Das Reprä-                       nicht gelungen, eine wirkliche „blaue Welle“ zu gene-
sentantenhaus kann in diesem Zusammenhang sogar eine                      rieren, die die Handlungsfähigkeit des Präsidenten
Klage wegen Amtsvergehen (impeachment) auf den Weg                        ernsthaft einschränkt. Dazu hätten sie die Mehrheit
bringen, die zur Amtsenthebung Trumps führen könnte.                      im Senat gewinnen müssen, was ihnen nicht gelang.
Allerdings wäre der Ausgang eines derartigen Verfahrens                   Auch sind sie noch ein ganzes Stück davon entfernt,
vorhersehbar, da der Senat die Entscheidung über die                      die Dominanz der Republikaner im Senat, in den
Amtsenthebung mit Zweidrittelmehrheit treffen müsste –                    Parlamenten der Bundesstaaten und bei den Gou-
was angesichts der Mehrheit der Republikaner im Senat                     verneursposten zu brechen. Angesichts der enormen
derzeit kaum vorstellbar ist.                                             Fehler Präsident Trumps und im Lichte seines polari-
     Neben den oben erwähnten Tatsachenfeststellungen                     sierenden und skandalösen Verhaltens ist das eigent-
(Trump kann komfortabler mit einem republikanisch kon-                    lich ein schwaches Ergebnis für die Demokraten.
trollierten Senat regieren, in dem seine parteiinternen Kri-              Ein höherer Sieg hätte möglich sein sollen. Aber die
tiker geschwächt sind, muss aber mit einem demokratisch                   Demokraten haben immer noch Probleme, Wähler
kontrollierten Repräsentantenhaus regieren, das ihm eine                  der Mittelschicht in ländlichen Gebieten, Kleinstädten
Vielzahl von Hürden in den Weg legen kann und das vor                     und Vororten zu mobilisieren. Sie haben ihre Wahl-
70         Joachim Krause

     chancen nicht voll realisieren können, weil zum einen          Kleinstädten und dem eher ländlichen Amerika.17 Die
     die Partei einen Ruck in Richtung progressiver, öko-           große Chance der Demokraten besteht darin, diese
     sozialistischer Positionen durchlebt hat, die auf viele        gemäßigten Wähler für sich zu gewinnen. Dies ist
     gemäßigte Wähler offenkundig noch abschreckender               ihnen teilweise bei der Zwischenwahl im November
     wirken als Präsident Trumps Benehmen, und weil                 gelungen, wobei es meistens gemäßigte Demokra-
     ihr zum anderen eine integrierende und gleichzeitig            ten waren, die es schafften, den Republikanern Sitze
     mobilisierende Führungspersönlichkeit fehlt.                   im Repräsentantenhaus abzunehmen – oft auch nur
2.   Das Problem der Republikaner ist Präsident Trump,              mit knapper Mehrheit. Das Problem ist nur, dass die
     der einerseits der Partei mit seiner populistischen            Demokraten tief gespalten sind in einen progressiven
     Rhetorik Wählerschichten erschließt, die sich lange            und in einen moderaten Flügel und dass die Progres-
     der Politik verweigert hatten, der andererseits aber           siven für sich den Wahlsieg beanspruchen und ver-
     ein derart erratisches und unberechenbares Verhalten           mutlich die Politik der Partei im Repräsentantenhaus
     an den Tag legt, dass er zu einer Belastung der Partei         stärker bestimmen werden als die Moderaten. Sollte
     wird. Sein Narzissmus, sein cholerisches Tempera-              sich der progressive Flügel in der Partei durchsetzen,
     ment, seine offenkundige Inkompetenz,15 sein frei-             könnte das bedeuten, dass viele der Mandatsgewinne
     mütiger (um nicht zu sagen: willkürlicher) Umgang              von 2018 in zwei Jahren wieder gefährdet sind.
     mit der Wahrheit, seine vielen Skandale, die offene
     Wunde „Russland“, die Vermischung von Politik und
     Privatinteresse, seine erratische Personalpolitik und
     der von ihm eingeleitete Staatszerfall auf Bundes-
                                                               4 Ausblick
     ebene in Kombination mit einer absehbaren Zerrüt-
                                                               Die Demokratische Partei hat es in der Hand, die kleine
     tung der Staatsfinanzen16 werden von vielen Repu-
                                                               „blaue Welle“ vom November 2018 zu einem Sieg bei
     blikanern mit großer Sorge gesehen – nur bremsen
                                                               den Präsidentschaftswahlen 2020 werden zu lassen, die
     können sie ihn kaum und sich gegen ihn zu stellen
                                                               Mehrheit im Repräsentantenhaus zu halten und mög­
     wagen nur wenige. Die Republikanische Partei wird
                                                               licherweise diese auch im Senat erneut zu gewinnen. Die
     in den kommenden zwei Jahren eine Zerreißprobe
                                                               Chancen dafür stehen gut, aber eine Garantie gibt es nicht.
     durchlaufen. Während der Präsident versuchen wird,
                                                               Voraussetzung für einen Erfolg ist, dass sich die radika-
     die Partei auf seinen Kurs zu bringen, werden mode-
                                                               len Kräfte in der Partei zurücknehmen und dass ein Prä-
     rate Kräfte sich von ihm abgrenzen und absetzen je
                                                               sidentschaftskandidat oder eine Kandidatin ins Rennen
     stärker die Konsequenzen seiner Fehlentscheidungen
                                                               geschickt wird, der oder die in der Lage ist, konservative
     spürbar werden. Wie das bei den Wählern ankommt,
                                                               Mittelschichten für sich zu gewinnen und gleichzeitig den
     ist schwer vorherzusehen.
                                                               progressiven Flügel einzubinden.18 Bei den Vorwahlen für
3.   Entscheidend wird sein, wie sich die Schicht derjeni-
                                                               die Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 werden vermutlich
     gen Wähler verhält, die 2018 noch die Republikaner
                                                               mehr als zwanzig Kandidaten der Demokratischen Partei
     gewählt haben, aber mehr und mehr von der Politik
                                                               antreten und es wird dabei möglicherweise ein kritisches
     Trumps, seiner Radikalität und seinem Benehmen
                                                               Bild der Partei als Ganzes entstehen.
     abgestoßen werden. Einer bundesweit durchgeführten
                                                                   Präsident Trumps Aussichten auf eine Wiederwahl im
     repräsentativen Umfrage zufolge billigten im Dezem-
                                                               November 2020 sind nicht besonders groß und nehmen
     ber 2018 etwa 45 Prozent der US-Amerikaner die Politik
                                                               eher ab.19 Aber er ist ein Kämpfer, der nicht aufgibt. Er
     Trumps (das entspricht nicht ganz überraschend
     auch dem Anteil der Republikaner bei der Wahl zum
     Repräsentantenhaus). Von denen gaben aber nur 27          17 Steve Peoples, Hannah Fingerhut and Corey Williams: „Poll shows
                                                               Trump appears to be losing core voters with nonstop tweets, rhetoric,
     Prozent an, dass sie ihn vorbehaltlos unterstützten, 18
                                                               antics“, Businessinsider 24.12.2018, https://www.businessinsider.de/
     Prozent unterstützten ihn „etwas“, zeigten sich aber      poll-shows-trump-appears-to-be-losing-somewhat-supporters-with-
     befremdet durch sein Auftreten und seine Manieren.        antics-2018-12?fbclid=IwAR3sMNrTqWS99GmcNw21dKMrdXCm05k-
     Diese Wähler gehören nicht zu den Evangelikalen und       76R7qaQ5rF5dCXGny52mrBBguTc&r=US&IR=T.
     sind im Schnitt überdurchschnittlich gebildet – also      18 Vgl. Bierling 2019.
                                                               19 Meinungsumfragen zeigen, dass Anfang 2019 lediglich 28 Pro-
     eine konservative Mittelschicht aus den Vororten, den
                                                               zent aller Amerikaner ihre Stimme Präsident Trump geben würden,
                                                               sollte dieser ein zweites Mal antreten; weitere 14 Prozent könnten sich
15 Vgl. Adomeit 2018, Groitl 2017.                             vorstellen ihn zu wählen; 56 Prozent sagten, dass sie ihn auf keinen
16 Braml 2017.                                                 Fall wählen würden; vgl. Michael Scherer/Scott Clement: “Demo-
Die Zwischenwahlen in den USA vom November 2018             71

wird jede Schwäche der Demokraten nutzen und durch                   geben, an deren Ende der Bundesstaat geschwächt ist und
eine konfrontative Politik die Demokraten dazu provozie-             die Innenpolitik einem Scherbenhaufen gleicht. Als Folge
ren, Fehler zu begehen. Die Republikanische Partei wird              dieser Dauerkonfrontation werden sich beide Parteien
versuchen, ihn von einer blinden Konfrontationspolitik               radikalisieren. Der Government Shutdown vom Jahres-
abzuhalten, denn die Parteistrategen sind sich auch sehr             wechsel 2018/2019 zeigte an, mit welch harten Bandagen
klar bewusst, dass die nächsten Wahlen in der politischen            bereits gekämpft wird. Dort hat Präsident Trump ohne Not
Mitte entschieden werden. Andererseits ist jemand wie                ein chicken game inszeniert – und offenkundig mit erheb-
Donald Trump nicht in eine Parteidisziplin zu integrieren,           lichen Gesichtsverlusten verloren. Auch wenn derzeit der
er macht das, was ihm seine Instinkte raten. Von daher               Eindruck vorherrscht, dass die Mehrheit der Amerikaner
bleibt alles offen.                                                  Präsident Trump für die Malaise der Regierung verantwort-
     Das bedeutet, dass in den kommenden zwei Jahren                 lich macht und Trump angeschlagen erscheint,22 kann
die Auseinandersetzung zwischen Trump und dem demo-                  sich das Spiel wieder rapide ändern und der Ausgang der
kratisch dominierten Repräsentantenhaus die zentrale                 Kongress- und Präsidentschaftswahlen 2020 dürfte offen
Rolle in der US-amerikanischen Politik spielen wird. Die             bleiben. Entscheidend wird dann sein, wem es gelingt,
dritte Kraft im Spiel wird die republikanische Mehrheit im           diesem Streit seine Prägung zu geben und sich mit seinem
Senat sein, die einerseits stärker zu Trump stehen wird,             Narrativ bei denjenigen Wählerschichten durchzusetzen,
als es bislang der Fall war, die aber durchaus zu Koope-             die den Ausschlag für die eine oder die andere Seite geben
rationen mit den Demokraten bereit ist, wann immer                   könnten.
Trump erratische Wege geht. Die sich dabei entwickelnde                   (3) Sollte sich das zweite Szenario entfalten, wäre es
Dynamik ist sehr komplex und schwer vorhersehbar. Jede               nicht ausgeschlossen, dass sich eine Bewegung in Rich-
Seite wird versuchen, die Schwächen der anderen Seite                tung einer dritten Partei der Moderaten bildet, in der sich
auszunutzen. Wichtig ist dabei, welche Seite in welcher              gemäßigte Kräfte der Demokraten wie der Republikaner
Situation Wechselwähler besser ansprechen und von ihrer              zu einer neuen Partei vereinigen – eine US-amerikanische
Politik überzeugen kann. Denkbar sind für die nächsten               Variante von Präsident Emmanuel Macrons Bewegung „en
zwei Jahre drei Szenarien:                                           marche.“ Aber auch hier ist es wichtig, dass es Führungs-
     (1) Nach einer anfänglich heftigen Auseinanderset-              persönlichkeiten gibt, die einen derartigen radikalen
zung finden sich das demokratisch beherrschte Reprä-                 Wandel erfolgreich durchziehen könnten. Selbst, wenn
sentantenhaus und die Administration unter Präsident                 eine derartige neue Partei entstünde, wäre keinesfalls
Trump zu einer Art divided government zusammen, bei                  gesichert, dass sie eine Mehrheit in beiden Häusern des
der man sich zwar abgründig hasst, andererseits aber das             Kongresses beziehungsweise im Wahlmännergremium für
notwendige Maß an Gemeinsamkeiten findet und wo sich                 die Präsidentenwahl erzielen könnte.
sogar Gemeinsamkeiten zwischen Demokraten und Trump                       Die meisten Beobachter gehen derzeit davon aus, dass
abzeichnen könnten, die viele Republikaner nicht begeis-             das Szenario 2 am wahrscheinlichsten ist.23 Die Auswir-
tern werden.20 Dies wäre eigentlich der sinnvollste und              kungen dieser innenpolitischen Konstellation in den USA
von der US-amerikanischen Verfassung präferierte Weg,                dürften auch international weitgehende Folgen haben.
denn die Moderation der Politik durch eine geteilte Regie-           Die komfortablere Situation im Senat hat Präsident Trump
rung ist das, was den Verfassungsvätern vorschwebte.21               erst einmal in seiner Überzeugung bestärkt, dass er seine
Fraglich ist jedoch, ob das Temperament von Präsident                außenpolitischen und handelspolitischen Vorstellungen
Trump diese Moderation zulässt – und ob die progressiven             am besten ohne Vertreter des republikanischen Estab-
Demokraten sich die Gelegenheit nehmen lassen wollen,                lishments durchsetzt. Die Ankündigung des Abzugs aus
die Fehler und Defizite Trumps für den anstehenden Wahl-             Syrien und der nachfolgende Rücktritt von Verteidigungs-
kampf auszunutzen.
     (2) Die Auseinandersetzungen zwischen Repräsen-
                                                                     22 Scott Clement/Dan Batz: “Americans Blame Trump and GOP much
tantenhaus und Präsidenten werden dauerhaft kontrovers               more than Democrats for shutdown, Post-ABC polls find”, Washing-
bleiben und es wird eine zweijährige Schlammschlacht                 ton Post 12.1.2019; s.a. Nate Cohn: “As Trump Sticks with his Wall,
                                                                     his Ratings Stay Stuck in Place”, New York Times online, 12.1.2019;
                                                                     s.a. Alexander Burns/Jonathan Martin/Maggie Haberman: “Standoff
crats’ 2020 presidential contest is wide open as danger mounts for   Adds to Trump’s Vulnerability for 2020”, New York Times, 28.1.2019.
Trump, new Washington Post-ABC News poll shows”, Washington          23 Vgl. Dan Batz: “The shutdown is a prelude to a year of conflict
Post, 29.1.2019.                                                     between Trump and Democrats”, Washington Post, 12.1.2019: Peter
20 Braml 2018, Nerlich 2018.                                         Baker: “Trump Faces ‘Nonstop’ War for Survival”, New York Times,
21 Neustadt 1990.                                                    14.1.2019.
72         Joachim Krause

minister James Mattis (beziehungsweise dessen nachträg-                 Literatur
liche Entlassung durch einen sichtlich nervösen Präsiden-
ten Trump) ebenso wie die Entlassung von Stabschef John                 Adomeit, Hannes (2018): „Nach dem Helsinki Gipfel. Trübe
Kelly im Dezember 2018 ließen das Bedürfnis des Präsi-                       Aussichten für eine Verbesserung der russisch-amerikanischen
                                                                             Beziehungen“, Sirius – Zeitschrift für strategische Analysen, 2
denten erkennen, sich von den ihn umgebenden „Erwach-
                                                                             (4), 366–384.
senen“ zu emanzipieren.24                                               Bierling, Stefan (2019): „Die zerrissene Nation“, Frankfurter
     Für Europäer wäre eine Entwicklung nach dem ersten                      Allgemeine Zeitung (Die Gegenwart), 14.1.2019, 6.
oben genannten Szenario am besten. Nur sie würde bedeu-                 Braml, Josef (2017): „Trumps Staatsdemontage. Hinter
ten, dass eine Mäßigung in der US-amerikanischen Politik                     vermeintlichem Chaos betreibt die US-Regierung einen
                                                                             strategischen Umbau des Staates“, Sirius – Zeitschrift für
gegenüber den Alliierten einsetzt. Die Wahrscheinlichkeit
                                                                             strategische Analysen, 1 (4), 353–358.
ist aber nicht sehr hoch. Deshalb ist es ratsam sich auf das            Braml, Josef (2018): „Ein New Deal zwischen Trump und den
zweite Szenario einzustellen. Mit ihm wird es voraussicht-                   Demokraten. Die demokratische Mehrheit im Abgeord-
lich eine Verschärfung der derzeitigen Allianzprobleme                       netenhaus nützt dem Präsidenten“, Internationale Politik
und vieler anderer Probleme geben. Die kommenden zwei                        und Gesellschaft, 8. November, https://www.ipg-journal.de/
Jahre werden daher möglicherweise die gefährlichsten                         regionen/nordamerika/artikel/detail/ein-new-deal-zwischen-
                                                                             trump-und-den-demokraten-3078/
seiner Amtszeit sein – gefährlich nicht in dem Sinn, dass er
                                                                        Foley, Michael/Owens, John E. (1996): Congress and the Presidency.
Kriege anfängt, sondern dass er verhängnisvolle Struktur­                    Institutional Politics in a Separated System. New York und
entscheidungen trifft, die zur Beendigung oder Relativie-                    Manchester: Manchester University Press 1996.
rung von Bündnissen mit unvorhersehbaren Konsequen-                     Groitl, Gerlinde (2017): “‚Make American Great Again‘? Die
zen oder zur Zerstörung multilateraler Institutionen im                      strategische Handlungs(un)fähigkeit der USA vom Ende
                                                                             des Kalten Krieges bis zu Präsident Donald Trump“, Sirius –
Handelsbereich beitragen können. Sie wären gefährlich,
                                                                             Zeitschrift für strategische Analysen, 1 (3), 221–232.
weil am Ende seiner Amtszeit die internationale Position                Jann, Werner (1986): „Kein Parlament wie jedes andere. Die
der USA so geschwächt sein könnte, dass diese ihre Rolle                     veränderte Rolle des Kongresses im politischen System der
als internationale Garantiemacht immer weniger wird                          USA“, Zeitschrift für Parlamentsfragen, 17 (2), 224–248.
ausfüllen können – auch wenn der künftige Präsident                     Krause, Joachim (1999): „Der Bedeutungswandel parlamenta-
oder die künftige Präsidentin die Welt ganz anders sieht                     rischer Kontrolle – Deutscher Bundestag und US-Kongreß im
                                                                             Vergleich“, Zeitschrift für Parlamentsfragen, 30 (2), 534–555.
als Trump. Von daher ist auch auf europäischer Seite eine
                                                                        Nerlich, Uwe (2018): Opinion: In the U.S., the 2020 presidential race
außenpolitische Strategie angebracht, die weniger prinzi-                    is on. Vaduz: Geopolitical Intelligence Report; https://www.
pientreu als vielmehr flexibel ist und die auf die Nutzung                   gisreportsonline.com/opinion-in-the-us-the-2020-presidential-
günstiger Konstellationen in Washington ausgerichtet sein                    race-is-on,politics,2731.html
muss, um Schadensminimierung zu betreiben. Derartige                    Neustadt, Richard E. (1990): Presidential Power and the Modern
                                                                             Presidents. The Politics of Leadership from Roosevelt to
Ansätze gibt es und wird es weiterhin geben, insbeson-
                                                                             Reagan. New York: Free Press.
dere, da große Teile der Republikaner weiterhin zu den
Bündnissen und internationalen Verpflichtungen der USA
stehen.

24 David E. Sanger: „ President Is Left to Carry Out His Promise of ‚
America First‘“ New York Times, 22.12.2018.
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