"Digital-to-Store" Die Zukunft des stationären Handels im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung

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"Digital-to-Store" Die Zukunft des stationären Handels im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung
„Digital-to-Store“
Die Zukunft des stationären Handels im Kontext der
fortschreitenden Digitalisierung

                                             www.kurtsalmon.com
"Digital-to-Store" Die Zukunft des stationären Handels im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung
0 Einleitung                                                                   dem Einsatz von digitalen Medien auf der Fläche
                                                                               behandelt:
Die Verschmelzung der digitalen mit der stationä-
                                                                               • Welche neuen Technologien und Services auf der
ren Welt im Handel fordert ein Umdenken. Händler
                                                                                 Fläche werden relevant sein, um die Attraktivität
sehen sich vermehrt einem nachhaltigen Wunsch
                                                                                 für die Konsumenten maßgeblich zu steigern?
oder besser Erwartungsdruck der zunehmend er-
fahrenen Mehrkanal-Kunden ausgesetzt und müs-                                  • Sind virtuelle Services im Store zukünftig ein
sen (re-)agieren, um Marktanteile zu halten oder                                 Muss für alle Händler?
auszubauen. Wie kann sich der stationäre Han-
                                                                               • Macht das Smartphone die Produkte auf der Flä-
del für die hohen Kundenerwartungen rüsten und
                                                                                 che „erlebbar“, um z. B. Kleidung virtuell anzupro­
gleichzeitig ein ökonomisch vertretbares Ange-
                                                                                 bieren oder Stoffe haptisch zu fühlen?
bot für Produkte und Services „Crosschannel“ si-
cherstellen? Welche Rolle übernimmt die Filiale im                             • Werden im stationären Handel in Zukunft Konsu-
Multi­
     channel-Versorgungskonzept und wie prägt                                    menten- und Verkäufer-Apps miteinander kom-
sie damit die Zukunft des stationären Handels? Wie                               munizieren, um eine Kaufentscheidung am POS
wird sich der Konsument mit digitalen Informatio-                                zielgerichteter zu treffen?
nen am Point of Sale (POS) rüsten, um eine Kauf-
entscheidung zu treffen? Was bedeutet dies für die
Geschäftsprozesse, die Ablauforganisation und die                              1      Neues Kundenverhalten
IT-Lösungen?
                                                                               Mit Einzug der Internet-Technologie in den Alltag
Die von Kurt Salmon Germany und dem eWeb Re-                                   der Konsumenten begann sich das Kundenverhal-
search Center der Hochschule Niederrhein durch-                                ten zu wandeln. Die fortschreitende Digitalisierung
geführte Studie analysiert die wesentlichen Frage­                             und insbesondere die Verbreitung von mobilen inter­
stellungen zu dem neuen „digital beeinflussten“                                netfähigen Endgeräten wie Smartphones oder Tablet-
Kaufverhalten und stellt Lösungsansätze aus aktu-                              PCs verändern seitdem das Kaufverhalten progres-
ellen Beispielen sowie Thesen zu Einflussfaktoren                              siv: Nach der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung
auf die Kaufentscheidung am POS dar. In diesem                                 (AGOF) nutzen 43 % der heutigen deutschsprachigen
Zusammenhang werden die Kern-Fragestellungen                                   Wohnbevölkerung das Internet regelmäßig über
zur Rolle des stationären Handels von Morgen und                               Mobile Devices (mobile Endgeräte wie Smartpho-

Abb. 1: Online-Umsatz Entwicklung 2005 - 2014

    Online-Anteil steigt 2014 auf neun Prozent
                                                                                                                                     38,7
    HDE-Prognose Handelsumsatz 2014 gesamt: 430 Mrd. Euro

                  Mrd. Euro                                                                                            33,1

                  Veränderung zum Vorjahr in Prozent
                                                                                                         29,5

                                                                                           26,1

                                                                               23,7

                                                                 21,9
                                                     20,0
                                       18,3
                                                                                                                                            17 %
                         16,3
           14,5
                                                                                                                13 %
                  12 %          12 %          12 %                                                                            12 %
                                                                        10 %                      10 %
                                                            9%
                                                                                      8%

            2005          2006          2007          2008        2009             2010     2011          2012          2013         2014p

    Quelle: HDE Handelsverband Deutschland, 2014; Statistisches Bundesamt

2     |   Studie „Digital-to-Store“                                                                                              KURT SALMON Germany
"Digital-to-Store" Die Zukunft des stationären Handels im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung
nes, Tablet-PCs etc.). Zudem ziehen Konsumen­ten         Abb. 2: Mobile im Internet
immer häufiger den Online-Kauf dem Einkauf in
einem stationären Laden vor. In 2012 war dies für          Rund 30 Mio. Deutsche nutzten 2013 das mobile
stationäre Händler besonders spürbar. Der Umsatz           Internet
der stationären Einzelhändler (Non Food) ist nach                                    81 %                              2012
dem Bundesverband des Deutschen Versandhan-                                                                            2013
dels (BVH) im Jahr 2012 nominal um 3,9 % und real
                                                                                                        62 %
um über 5 % geschrumpft. Im gleichen Jahr sind                                59 %
laut HDE die Online-Umsätze um 13 % gestiegen
                                                                     47 %                        46 %
und erreichten in 2013 33,1 Milliarden Euro. Die Pro-
gnose für 2014 beläuft sich auf 38,7 Milliarden Euro,
                                                                                                                       33 %
was einen weiteren Zuwachs von 17 % zum Vorjahr               29 %
bedeutet (siehe Abb. 1).                                                                                        22 %

Das Online-Wachstum entwickelt sich progressiv, ist
substantiell und schreitet schneller voran als bisher
erwartet. Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind            10 - 15 Jahre   16 - 24 Jahre     25 - 44 Jahre   über 45 Jahre
vielfältig: Sie beeinflussen nicht nur Geschäftsmodel-
                                                           Quelle: HDE Handelsverband Deutschland, 2014, DESTATIS
le und Wertschöpfungsketten im Einzelhandel, son-
dern auch Innenstädte, Kommunen und nicht zuletzt
die Arbeitsplätze im drittgrößten Wirtschaftssektor.     diejenigen bezeichnet, die außerhalb ihres Zuhauses
                                                         und Arbeitsplatzes mit einem Smartphone/ Handy
Bereits heute sind das Internet bzw. internetfähige      oder einem tragbaren Computer über ein Mobilfunk-
Endgeräte bei rund 70 % aller On- und Offline-Käufe      netz oder drahtloses Netzwerk das Internet nutzen.
im Einzelhandel (Non Food) beteiligt. Dabei bilden
die Kanalwechsler, die sich online informieren, Prei-    Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei der Ent-
se vergleichen und dann offline auf der Fläche kau-      wicklung der Umsätze mit mobilen Geräten wider.
fen („ROPO“ – Research Online, Purchase Offline),        In 2012 stieg der Umsatz um 7 %, in 2013 um 15 %.
mit 57 % den größten Anteil. Die Kanalwechsler, die      Für das Jahr 2014 wird in Deutschland ein Umsatz
sich antagonistisch verhalten und sich offline infor-    von rund 5,1 Milliarden Euro erwartet.
mieren und dann online kaufen, bilden einen Anteil
von nur 4 %. Die mobilen inter­netfähigen Endgerä-       Insofern ist es nachvollziehbar, dass sich der statio­
te sind in der Kaufsituation am POS bereits stark        näre Handel für Online und Mobile Commerce rüs-
präsent: 54 % der Konsumenten in Deutschland             tet. Mehr als ein Drittel der in 2013 befragten On-
infor­mie­ren sich auf der Verkaufsfläche über das       line-Händler verfügt über eine mobile-optimierte
Produkt mittels Smartphone. Dies führt zu einer          Website. Nur wenige Händler haben ihren On-
radikalen Veränderung des Kaufprozesses vom              line Shop zugunsten einer besseren Darstellung,
sequen­ tiellen und ungezielten Geschäftsbesuch          Menüführung und Navigation für Smartphones und
zur parallelen und gezielten Produktauswahl. Da-         Tablets-PCs angepasst. Kaum ein Händler hat die
bei übernimmt der wachsende Mobile-Anteil eine           digitale Intelligenz der online und mobile Lösungen
Zubringerfunktion für den stationären Handel und         zielgerichtet auf die Fläche bzw. in die Filiale über-
beeinflusst damit die Kanalverschmelzung am              tragen und damit die Rolle der Filiale für die Zukunft
POS. Bereits die Hälfte der App-Nutzer in Deutsch-       des Handels im Kontext der fortschreitenden Digita-
land (50 %) informiert sich mit Hilfe von Apps über      lisierung definiert. Hier besteht Nachholbedarf, nicht
Preis- und Warenangebote von bestimmten Händ-            nur, um den Anforderungen der Online-, Mobile- und
lern bzw. Läden in der Nähe. Die mobile Suche mit        Offline-Konsumenten gerecht zu werden, sondern
lokalem Bezug über Smartphones und Tablet-PCs            auch um eine zukunftsfähige Grundlage für eine In-
kann für Händler eine große Chance darstellen. Sie       tegration von online und offline zu einem „No-Line“-
wird das Multichannel-Image des Händlers und sei-        Kundenerlebnis zu schaffen.
ner Multichannel-Services signifikant prägen.
                                                         Die Kenntnisnahme des neuen Kundenverhaltens
Im Jahr 2013 haben rund 29,7 Millionen Menschen al-      ist dabei für den stationären Händler unverzichtbar.
ler Internetnutzer ab 10 Jahre in Deutschland das mo-    Der „local mobile consumer“ recherchiert Informa-
bile Internet genutzt (siehe Abb. 2). Wie das Statis-    tionen zu Produkten und Verfügbarkeiten aktiv im
tische Bundesamt mitteilte, ist damit die Anzahl der     Internet und vergleicht Preise und Angebote über
mobi­ len Internetnutzer innerhalb eines Jahres um       Apps von Händlern in der Nähe seines aktuellen
43 % gestiegen. Als mobile Internetnutzer werden         Aufenthaltsortes (siehe Abb. 3).

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"Digital-to-Store" Die Zukunft des stationären Handels im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung
Abb. 3: Neues Kundenverhalten

               43 %                          57 %                      54 %                       50 %

     … der deutschsprachigen           … der Online-Käufer     … der Smartphone-Nutzer     … der App-Nutzer nut-
        Bevöl­kerung surfen          informieren sich online       informieren sich       zen Apps für Preis- und
         regelmäßig mobil               und kaufen offline           mobil am POS         Angebotsvergleiche von
            im Internet.                   („ROPO“).                über Produkte.         Händlern in der Nähe.
    Quelle: Kurt Salmon Research

Eine fundamentale Anforderung an den stationären               Was bedeutet dies konkret für die Kaufentschei­
Händler stellt die Erwartungshaltung der Informati-            dung in der Filiale am POS?
onsauffindbarkeit online und offline dar. Konsumen­
ten finden häufig nicht die Information am POS                 „ROPO“ – Research Online, Purchase Offline bzw.
vor, die sie für eine sofortige Kaufentscheidung               Research Offline & Purchase Online: Ein Konsu-
suchen. Hier können z. B. Produktempfehlungen,                 ment recherchiert online Produktinformationen,
die auf Basis von Kauf-/ Bestellhistorie, Trends zu            die er nicht oder nur unzureichend zur Verfügung
dem aktuell angeschauten Produkt am POS passen,                hat. Führt er die Recherche traditionell am heimi-
den Kunden zu einem Wechsel vom Such- in den                   schen PC oder Tablet-PC durch, wird das Produkt
Kaufmodus direkt am POS d. h. in der Filiale ver-              mit großer Wahrscheinlichkeit online gekauft. Führt
anlassen. Die zielgerichtete Nutzung der digitalen             er die Recherche vor Ort im Geschäft mit einem
Endgeräte zur Informationssuche zu einem Produkt               Smartphone (z. B. über das Scannen des Barcodes)
am POS bietet dem stationären Händler die Mög-                 durch, so entscheidet sich der Konsument mit gro-
lichkeit, seine Multichannel-Expertise zu beweisen             ßer Wahrscheinlichkeit für das Produkt mit den
und damit sein Multichannel-Image nachhaltig zu                relevantesten Angaben und den besten Bewertun-
entwickeln.                                                    gen.

Die heute bereits ausgeprägte Erwartungshal-                   Internet Pure Player wie Amazon oder Zalando
tung von Konsumenten keine Prozesstrennung der                 verstehen die Kaufentscheidungsdynamiken nach
einzelnen Kanäle mehr wahrzunehmen, sondern                    wie vor besser als traditionelle stationäre Händler
No-Line zu erleben, stellt für Händler eine beson-             und setzen so Maßstäbe für Erwartungen an das
dere Herausforderung dar. Denn damit wird Multi­               Omnichannel Shopping-Erlebnis – online als auch
channeling zur Überlebensfrage für Handelsunter-               auf der Fläche. Sie agieren oftmals schneller und
nehmen.                                                        flexibler am Markt, da die Systeme und Organisa-
                                                               tionsstrukturen von Anfang an für die Anforderun-
                                                               gen des digitalen Kanals ausgelegt wurden. Sie
2 Status Quo – Was bietet der Handel                           bedrohen den stationären Handel jedoch nicht nur
  im Digital-Bereich                                           durch steigende Online-Umsätze, sondern nähern
                                                               sich schrittweise mit lokalen Services, unterstützt
Digital vernetzte Konsumenten haben eine Revolu-               durch neue technische Innovationen, auch der Off-
tion im Handel ausgelöst. Durch eine Vielzahl neu-             line-Welt. Nicht umsonst hat z. B. Zalando eigene
er Technologien und Online-Services können diese               Outlet Stores in Berlin und Frankfurt eröffnet.
heutzutage verschiedenste Applikationen wie In-
Store Displays, Händler-Websites, Bewertungssei-               In Konsequenz daraus ist der Einsatz digitaler Tech-
ten, Online-Marktplätze und soziale Medien oder                nologien im stationären Handel heute nicht mehr
mobile Endgeräte nutzen, um sich über Produkte                 nur ein „Nice-to-Have“, sondern hat sich zu einem
zu informieren und diese anschließend zu kaufen.               “Must-Have” gewandelt. Stationäre Händler haben

4    |   Studie „Digital-to-Store“                                                               KURT SALMON Germany
"Digital-to-Store" Die Zukunft des stationären Handels im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung
diese Entwicklung erkannt. Sie adaptieren und im-       Einkaufserlebnis vermitteln. Die Konsequenz hie-
plementieren neue digitale Services auf der Fläche      raus ist ein schwer vermittelbares Omnichannel-
am POS, jedoch nach wie vor häufig nicht konse-         Image oder -Branding des Händlers, was es zuneh-
quent auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten.          mend schwieriger macht die Mehrkanal-Kunden zu
Hinzu kommt die Thematik, dass viele Händler neue       überzeugen, den Weg in die Filiale anzutreten, an-
digitale Services ohne ganzheitliche Omnichannel-       statt Produkte direkt günstiger und häufig schnel-
Strategie umsetzen. Dies spiegelt sich unter ande­      ler im Internet zu bestellen.
rem auch darin wider, dass die Entscheidung z. B. für
eine Mobile Shopping-Lösung oder andere Location-       Die Ansätze und Strategien, welche stationäre
based Services i. d. R. ohne ausreichende Integrati-    Händ­ler hierbei forcieren, variieren bisweilen sehr
on zum eigenen Online-Kanal erfolgt, und diese im       stark, wie die folgenden Händlerbeispiele zeigen.
Ergebnis dem Konsumenten keinen echten Mehr-
wert bieten und damit auch kein überzeugendes

Kaufhof: Pionier der digitalen Innovation am POS setzt auf den Einsatz von Tablet-PCs

Als einer der Vorreiter von digitalen Innovatio-        des Metro Innovation Center in der Filiale. Der
nen im stationären Handel in Deutschland teste­te       Zeit damals weit voraus gelang es jedoch nicht,
Kaufhof bereits 2004 verschiedene digitale Tech-        digitale Technologien wie die intelligente Um-
nologien auf Basis von RFID mit Unterstützung           kleidekabine, Spiegel oder Kleiderstange zu eta-
                                                        blieren und über die Pilotphase hinaus flächen­
                                                        deckend auszurollen. Heute konzentriert sich
                                                        Kaufhof auf die Weiterentwicklung des Mobil­
                                                        angebots. Mit der Verzahnung von stationärem,
                                                        Online- und mobilem Geschäft sollen Kunden in
                                                        die Filialen gezogen werden. Hierzu soll 2014 flä-
                                                        chendeckend die Nutzung von Tablet-PCs für die
                                                        Mitarbeiter im Verkauf ausgerollt werden. Ziel ist
                                                        es, Kunden somit zusätzliche Beratung und die
                                                        „digitale Regalverlängerung“ bieten zu können.

                                                        Foto: Die „digitale Regalverlängerung“ mittels
                                                        Tablet-PCs für das Verkaufspersonal

Leiser und Breuninger: Beratungs-App zur Unterstützung für den Verkäufer

Neben dem Entertainment-Faktor von digitalen                                                kaufspersonal z. B.
Angeboten in Shops ist auch der Einsatz von di-                                             im Breuninger Haus
gitalen Technologien für Verkäufer ein wichtiger                                            in Düsseldorf zur
Bestandteil neuer Wege im stationären Handel.                                               Verfügung    steht,
So profitiert das Schuhhandelsunternehmen Lei-                                              um die Konsumen-
ser von einer leistungsstarken Beratungs-App,                                               ten am POS mit
welche die Cross Channel-Vermarktung unter-                                                 aktuellen Informa-
stützt. Es handelt sich um eine intuitiv bedienba-                                          tionen zu den Pro-
re Service-App, mit der Produkte in den Leiser-                                             dukten ihrer Wahl
Filialen beworben und verkauft werden können.                                               zu versorgen und
Die Kunden werden gemeinsam mit der Leiser-                                                 somit den Kaufent-
Verkäuferin durch digitale Funktionalitäten zum                                             scheidungsprozess
Kaufabschluss geführt. Über zentrale 360°-Video­                                            positiv  beeinflus-
ansichten entsteht eine digitale Markenwelt mit                                             sen zu können.
optimaler     Produktpräsentation.     Ergänzende
Infor­m ationen wie Größen und Detailinforma-                                               Foto: Breuninger bietet
tionen können bei Bedarf zusätzlich angezeigt                                               Abholung von online
werden. In diesem Zusammenhang sei auch die                                                 bestellter Ware in der
Schuh-App von Breuninger genannt, die dem Ver-                                              Filiale

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"Digital-to-Store" Die Zukunft des stationären Handels im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung
Marks & Spencer: Das digitale Kauf- und Warenhaus

Als führendes Kauf- und Warenhaus in UK inves-              ist Teil von Marks &
tiert Marks & Spencer konsequent in digitale In-            Spencers „Clicks &
Store Technologien und eröffnete 2013 das haus-             B r i c k s“ - S t ra te g i e,
eigne „Digital Lab“. Marks & Spencer hat sich auf           die darauf abzielt,
die Fahnen geschrieben, seinen Kunden ein inno-             die verschiedenen
vatives und interaktives Einkaufserlebnis zu bie-           Verkaufskanäle über
ten. Als Konsequenz daraus hat der Einzelhändler            Multi-/ Omnichannel-­
sein Filialangebot neu definiert und herausgefun-           Lösungen zu verbin-
den, wie auf veränderte Kundenanforderungen                 den.
in den Filialen am besten reagiert werden kann.
So wurde z. B. in der Marks & Spencer-Filiale in            Fotos: Marks & Spencer
Amsterdam eine digitale Wand installiert, über              Amsterdam
die Kunden in einem virtuellen Kleiderangebot
stöbern können. Die digitale Wand erweitert so
das Kleiderangebot der Filiale mit zusätzlichen
Farboptionen und Model­len. Hat man etwas Pas-
sendes gefunden, kann man sich die Ware entwe-
der nach Hause oder in die Filiale liefern lassen.
Bestellt werden kann wahlweise über Terminals im
Laden, bei mit iPads ausgestatteten Kundenbera-
tern oder auf dem eigenen Mobilgerät über einen
freien WLAN-Hotspot im Laden. Zusätzlich sind
die Mitarbeiter mit iPads ausgestattet, sodass sie
bei der Beratung von Kunden ebenfalls Online-
Informationen nutzen können. Die digitale Wand

Burberry: Digitale Fusion – das Beste aus zwei Welten

Die Marke Burberry schafft es bereits heute wie kaum        vernetzten Kunden beim In-Store Shopping dauer-
ein anderer Händler, die kreative Symbiose von digi-        haft und nachhaltig einen echten Mehrwert zu bieten,
taler Technologie und Multichannel-Konzepten zur            für den diese sogar mehr zu zahlen bereit sind. Die
Schaf­fung homogener Kundenerlebnisse am POS                Integration von Technologie in Form von Hardware
erfolg­reich umzusetzen und somit seinen Kunden ein         und Software ist dafür unumgänglich. Der finanzielle
besonderes und multichannel-integriertes Einkaufs-          Aufwand hierfür ist signifikant, wird aber mit Kunden-
erlebnis zu bieten. So hat Burberry in London einen         begeisterung und Wettbewerbsvorsprung belohnt.
vollvernetzten Flagship Store eröffnet, in dem die Mar-     Ein Beleg dafür ist auch das Umsatzplus von 12 % im
kenwelt mithilfe audiovisueller Installationen zelebriert   stationären Geschäft in 2013, welches zum großen Teil
und erlebbar gemacht wird. Ausgelöst von RFID-Chips         auf den technologischen Investments am POS beruht.
in ausgewählten Kleidungsstücken verwandeln sich            Burberry zeigt damit eindrücklich, wie man die Stär-
Spiegel in Bildschirme, die exklusives Videomaterial        ken des physischen Angebotes gekonnt mit den Vor-
zu den Kleidungsstücken zeigen. Das Ziel ist es, dem        zügen digitaler Medien verbinden kann.

Kreative Symbiose von digitaler Technologie und Multichannel-Konzepten; u. r.: Burberry Store Regent Street London

6   |   Studie „Digital-to-Store“                                                                 KURT SALMON Germany
"Digital-to-Store" Die Zukunft des stationären Handels im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung
Anhand der benannten Beispiele wird ersichtlich,         cer neue interaktive Einkaufserlebnisse, bevor es in
dass die stationären Händler den Konsumenten be-         einen standardisierten Roll-Out auf die Verkaufsflä-
reits heute verschiedene digitale Services am POS        che geht. Dabei werden verschiedenste Konzepte
anbieten. Der Grad der Integration in eine ganzheit-     ausprobiert: Virtuelle Wegeleitsysteme, Social-Me-
liche Omnichannel-Strategie variiert jedoch stark.       dia-Verknüpfungen oder interaktive Spielflächen.
Wichtig für Einzelhändler sind das Ausprobieren          Was genau in welchem Laden oder zu welchem Pro-
von neuen Möglichkeiten sowie Ideen zielgerichtet        dukt passt, muss der jeweilige Händler durch Tests
auf die lokalen Bedürfnisse der Konsumenten zuzu-        und Befragungen seiner Kunden selbst herausfinden.
schneiden und mit einem Kunden-Feedback-Loop             Wichtig ist es jedoch neue Services zu entwickeln,
zu versehen (Erprobung der Services und deren            welche Konsumenten einen echten Mehrwert bieten,
Relevanz je Kundenzielgruppe).                           nicht nur Spielereien sind wie z. B. das Aufnehmen
                                                         von Fotos, um sie über Facebook zu teilen. Nur so
In sogenannten Future Labs testen zum Beispiel           kann es gelingen, sich vom Angebot der E-Commer-
Shopping Center Spezialist ECE oder Marks & Spen-        ce-Anbieter klar zu differenzieren.

Uniqlo: Digitaler Spiegel – Das verlängerte Regal oder der unendliche Kleiderschrank

Das japanische Kleidergeschäft Uniqlo hat in ihrer       bewegt. So entsteht eine realistische Illusion, dass
Filiale in San Francisco einen digitalen Spiegel ins-    der Kunde die Kleidungsstücke tatsächlich am Kör-
talliert, der es Kunden ermöglicht, auf Knopfdruck       per trägt.
die Farbe von Kleidungsstücken zu ändern, wenn
sie diese vor dem Spiegel anprobieren. Die Kun-
den können so bequem alle Farben eines Modells
ausprobieren, ohne dass sie dafür jedes Kleidungs-
stück einzeln anprobieren müssen. Das Einkaufen
wird dadurch schneller und angenehmer.

Es existieren auch digitale Spiegel, die Kleider mit-
tels Augmented Reality virtuell auf den Körper von
Kunden projizieren. In diesem Fall brauchen die
Kunden überhaupt keine Kleider mehr anzuprobie-
ren, sondern können aus einer digitalen Datenbank
Kleidungsstücke auswählen, die dann direkt auf ihr
Spiegelbild projiziert werden. Den bisher ausge-
reiftesten Prototyp dieser Technologie hat die tai-
wanesische Firma Vismile entwickelt. Der Spiegel
von Vismile animiert virtuelle Kleidungsstücke täu-
schend echt, wenn sich der Kunde vor dem Spiegel         Lebensgroßer dig. Spiegel von Vismile – „Virtual Fitting Room“

Neue Interaktionsmöglichkeiten mit Produkten             setzt werden, um Kunden zu ermöglichen, mit dem
und dem POS über das Smartphone                          POS zu interagieren und Zusatzinformationen zu
                                                         Produkten aufzurufen. Die französische Supermarkt­
Die Firma Clear Channel hat in englischen Städten        kette E-Leclerc beispielsweise hat ihre Filialen in Pa-
ein Netzwerk von interaktiven Werbeplakaten er-          ris bereits mit sogenannten Digital Shelf Labels aus-
richtet, die mit NFC-Technologie ausgestattet sind.      gestattet, die über NFC-Funktionalitäten verfügen.
Nutzer, die Smartphones mit integrierter NFC-Funk-
tionalität besitzen, brauchen lediglich ihr Telefon an   Zusätzlich zu NFC gibt es noch eine Reihe von wei-
ein solches Plakat zu halten, um Zusatzinformation       teren Technologien, die es Kunden ermöglichen,
zu den beworbenen Produkten inklusive Videoclips         via Smartphone mit dem POS und Produkten zu
und Fotos auf ihr Smartphone zu laden. Zusätzlich        interagieren. Ein Beispiel sind etwa QR-Codes: In
können Nutzer über die NFC-Verbindung auch an            Filialen der US-Warenhauskette Macy’s beispiels-
Wettbewerben teilnehmen, Games spielen und sich          weise können Kundinnen QR-Codes an Kosmetik-
mit Brands auf Facebook, Twitter und anderen             produkten scannen, um Videos mit Modetipps und
Social Media-Plattformen vernetzen. Die NFC-Pla-         Kundenbewertungen auf ihrem Mobiltelefon auf-
kate können auch innerhalb von Geschäften einge-         zurufen.

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"Digital-to-Store" Die Zukunft des stationären Handels im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung
Auch die Objekterkennungstechnologie kann ge-        handeln. Entsprechende Apps wurden beispielsweise
nutzt werden, um den POS und Produkte interaktiv     von IBM, Metaio, Kooaba oder BlippAR entwickelt.
zu gestalten. Werden Apps mit dieser Technologie
ausgestattet, brauchen Kunden keine Codes mehr zu    Schließlich kann auch In-Store WiFi genutzt wer-
scannen, sondern können die Kamera ihres Smart-      den, um Kunden Zugriff auf digitale Zusatzinfor-
phones direkt auf Verpackungen oder Plakate rich-    mationen zu ermöglichen. Die Kunden können über
ten, um digitale Zusatzinformationen aufzurufen.     WiFi bequem den Online-Kanal nutzen, während
Neben Text­informationen, Fotos und Videos kann es   sie in der Filiale sind, sodass sich der POS gleich-
sich dabei auch um Augmented Reality-Animationen     sam auf ihr Smartphone erweitert.

C&A: Kaufempfehlungen von Freunden über Social Media

Eine Möglichkeit, über Social Media Kauftipps zu     hingen die entsprechenden Kleidungsstücke an
erhalten, hat die Kleidermarke C&A in Brasilien      Kleiderbügeln, die mit einem digitalen Display
umgesetzt: Im Rahmen der „Fashion Like“ Kam-         versehen waren, auf dem in Echtzeit die Anzahl
pagne wurden von C&A Fotos von Kleidungsstü-         „Likes“ anzeigt wurde. Die Kunden in den Filia-
cken auf die C&A Facebook-Seite hochgeladen          len konnten so direkt ablesen, welche Kleidungs­
und die Fans wurden aufgefordert, die Lieblings-     stücke bei der C&A-Community besonders popu-
Kleidungsstücke zu „liken“. In den C&A-Filialen      lär sind.

Neiman Marcus: Personalisierte Ansprache über Apps und Sensoren

Das US-Luxuskaufhaus Neiman Marcus hat eine          stimmen. Die Profile beinhalten auch ein Foto der
App namens NM Service entwickelt, über wel-          Kunden, sodass die Verkaufsberater diese sofort
che sich Verkaufsberater und Kunden vernetzen        im Geschäft erkennen können. Zusätzlich haben
können. Die App ermöglicht es Kunden, ein Profil     die Kunden auch die Möglichkeit, über die App
anzulegen und sich „anzumelden“, wenn sie das        einen Beratungstermin mit ihrem Lieblingsver-
Kaufhaus betreten, sodass ein Verkaufsberater        kaufsberater auszumachen und diesem Nach-
sich sofort um sie kümmern kann. Die Verkaufs-       richten zu hinterlassen. Sie können über die App
berater sind mit iPads ausgestattet, auf denen       auch Kleidungsstücke auswählen, die sie beim
ebenfalls die NM Service-App installiert ist und     Beratungstermin anprobieren wollen, sodass die-
über die sie die Profile der Kunden aufrufen kön-    se für sie bereitgelegt werden können. Des Wei-
nen. In den Profilen sind die letzten Einkäufe von   teren verfügt die App über einen QR-Code Rea-
Kunden, ihre Vorlieben und Spezialwünsche ver-       der, der es den Kunden ermöglicht, QR-Codes im
merkt. Die Verkaufsberater können so ihre Bera-      Geschäft auszulesen und so Zusatzinformationen
tung individuell auf den jeweiligen Kunden ab-       zu Produkten aufzurufen.

Facedeals – Gesichtserkennung für personalisierte Angebote am POS

Eine kontroverse App zur personalisierten An-        den biometrischen Daten zu speichern. Betritt
sprache von Kunden über Gesichtserkennung            der Kunde nun ein Partnergeschäft von Facedeals,
wird zurzeit unter dem Namen Facedeals getes-        wird er automatisch von Kameras erkannt, die im
tet. Wenn sich Kunden bei Facedeals anmelden,        Geschäft installiert sind. Die Händler haben so die
erteilen sie der App automatisch die Erlaubnis,      Möglichkeit, Kundenprofile anzulegen und Infor-
auf ihr Facebook-Konto zuzugreifen und werden        mationen aus deren Facebook-Profilen zu nutzen,
daraufhin aufgefordert, ein Foto anzugeben, auf      um ihnen personalisierte Angebote zu machen. Die
dem ihr Gesicht zu sehen ist. Die Facedeals-App      personalisierten Angebote erscheinen auf digitalen
nutzt Gesichtserkennungstechnologie, um das          Bildschirmen in der Filiale, wenn die Kunden daran
Facebook-Foto zu scannen und die entsprechen-        vorbei gehen.

8   |   Studie „Digital-to-Store“                                                      KURT SALMON Germany
Aus den zuvor beschriebenen Beispielen lässt sich                                      unterstützen? Welche Informationen zu welchem
erkennen, dass die Entscheidung für den Kauf ei-                                       Zeitpunkt während des Kaufprozesses sind für die
nes Produktes heute zunehmend im Internet statt-                                       Konsumenten entscheidend? Und wie profitiert der
findet bzw. durch internetfähige Geräte unterstützt                                    stationäre Handel davon?
wird. Über ausgiebige Online-Recherchen suchen
die Konsumenten nach weiterführenden Informa-
tionen und Entscheidungshilfen. Diese findet                                           3 Möglichkeiten des Händlers
man i. d. R. über die Hersteller der Produkte, bei                                       durch digitale Touchpoints
Verbraucherzentralen oder über soziale Netzwer-
ke durch Bewertungen anderer Kunden bzw. über                                          Die fortschreitende Entwicklung internetfähiger
Apps, die Informationen zu ausgewählten Pro-                                           Geräte (digitaler Touchpoints) ermöglicht den Kon-
dukten und Services zusammenstellen. Die für die                                       sumenten wie auch den Händlern zu jeder Zeit in
Kaufentscheidung relevanten – individuell auf den                                      jeglicher Form in Kontakt zu treten, sei es über die
Konsumenten zugeschnittenen – Informationen be-                                        Produktsuche per Smartphone während eines Auf-
darfsgerecht für den POS (online und offline) auf-                                     enthaltes am Bahnhof, in der Pause eines Kinobe-
zuarbeiten, zu verwalten und im entsprechenden                                         suchs oder auch am POS in einem Kauf- und Wa-
Warenverkehr aktuell, fehlerfrei und kosteneffizi-                                     renhaus beim Preisvergleich (siehe Abb. 4).
ent auszutauschen, stellt eine der wesentlichen
Voraussetzungen und Herausforderungen für den                                          Die Möglichkeiten für Händler und Konsumenten
kanalübergreifenden Handel dar. In den Zeiten von                                      zur Kontaktaufnahme während der Kaufanbah-
„Big Data“ entscheidet demnach das auf die kun-                                        nung, der Kauftransaktion oder im After Sales-Pro-
denindividuellen Bedürfnisse „anytime, anychan-                                        zess (Nachkaufphase) sind zahlreich und werden
nel“ ausgerichtete Zusammenspiel von organisa-                                         weiter zunehmen.
torischen, prozessualen und IT-Fähigkeiten über
Erfolg und Misserfolg im Multichannel-Handel.                                          Der für den Handel typische Kaufprozess beginnt
                                                                                       mit der Einkaufsvorbereitung – der Informations-
Welche Leistung kann der Handel erbringen, um in                                       suche zu einem Produkt oder Service bis hin zum
Echtzeit (real-time) kundenrelevante Informatio-                                       klassischen After-Sales-Service (siehe Abb. 5).
nen bedarfsgerecht am POS zur Verfügung zu stel-
len, um den Kaufentscheidungsprozess sinnvoll zu

Abb. 4: Digitale Touchpoints

                                                            Restaurant/ Café      Filiale       Zuhause
                                                  Büro                                                           Internet

                                  Schule                                                                                       Mobile

                       Bücherei                                                Bonuskarte      Verkäufer                                     Radio
                                                             Schaufenster
                                                                                                             E-Mails
                                              Automaten
                                                                                                                        Soziale
          Tankstelle                   Katalog                                                                          Netzwerke                      TV
                                                                               Information
                                                              News                                   Emotion
                             Zeitung/                                                                                           Websites
                             Broschüre
     Fitnesscenter                                                                                                                                   Shoppingcenter
                                                  Muster/
                        Reklametafel                                                                           Teilnahme           Bluetooth
                                                  Proben

                                                         Werbung                                      Net-
                            Call-Center                  In                                           working                  SMS/ MMS
                                                              ha
                                                                     lt        Sozialisation
           Parkplatz                      Kiosk                                                                         Videospiele                  Bahnhof

                                              Web-Suche                                                        TV-/ Radio-
                                                  Me                                                           Shows
                       Draußen                         diu           Apps         Filme
                                                                                               TV-/ Radio-
                                                                                                                                           Hotel
                                                               m                               Werbung

                              Auf der Straße                                                                                 Flughafen

                                         UM         Konzert                                                      Kino
                                               FEL                 Kneipe                         Theater
                                                       D                         Museum

  Quelle: Kurt Salmon

www.kurtsalmon.com                                                                                                              Studie „Digital-to-Store“         |   9
Abb. 5: Typischer Kundenprozess

       Einkaufsvor-         Anreise &          Orientieren     Informieren         Sammeln &                             After-Sales-
                                                                                                        Bezahlen
        bereitung            Ankunft            & Suchen        & Wählen          Transportieren                           Service

       Mobile-NFC-           In-Store          Interaktive    Individuelles        Warenkorb-         Zahlen per            Mobile
       Information           Pick-Up            Monitore      Cross-Selling        erkennung        Fingerabdruck         Couponing
     Quelle: Kurt Salmon

Die Nutzung von digitalen Medien in der Einkaufs-                        gezeigt, dass Konsumenten sowohl in der Kaufpha-
vorbereitung (Vorauswahl von Marken oder Pro-                            se auf der Fläche am POS als auch in der Nachkauf-
dukten, Preisinformationen etc.) sind bereits durch                      phase (After-Sales-Service) auf Unterstützung zu
zahlreiche Untersuchungen belegt worden. Unsere                          Produkt und Service positiv im Sinne von Loyalität
Recherchen bei der Ausarbeitung der Studie haben                         und Wiederkaufrate reagieren. Insofern ist es wich-

Abb. 6: Digitale Exzellenz entlang des Kundeneinkaufsprozesses

                                                             E i n k a u f s p r o z e s s

                        Einkaufsvor-      Anreise &      Orientieren      Informieren      Sammeln &                         After-Sales-
                                                                                                              Bezahlen
                         bereitung         Ankunft        & Suchen         & Wählen       Transportieren                       Service

                            Kundenfrequenz                      Conversion                     Cross-Selling               Nachkauf

                        Relevante Produkte/ Dienst-     Zugang zur sozialen               Platzierung von Cross-
        Digital         leistungen im Kontext des       Vernetzung des Kunden             Selling im Verlauf des
                        Alltags                         im stationären Laden              individuellen Consumer
      Excellence                                                                          Journeys
                        Integration des Service                                           Transparente Kunden-
                        in die Mikro-Koordination                                         vorlieben für Individuell
                        des Alltags                                                       zugeschnittenen Cross-
                                                                                          Selling-Angebote

                                                                                                                       Vergrößerte
                                                                                                                       „Service-Scape
      Advanced          Verknüpfung von Produkt-        Passende Produkt-                 Relevante Produktem-
                                                                                                                       Experience“
                        empfehlungen mit personen-      empfehlungen                      pfehlungen durch Ver-
      Consumer          bezogenen Daten                                                   knüpfung mit persön-         Verlängerung des
       Insights                                                                           lichen Vorlieben eines       Einkaufserlebnisses
                                                                                          Konsumenten                  in die soziale Inter-
                                                                                                                       aktion und Dynamik
                                                                                                                       der Konsumenten-
                                                                                                                       erlebniswelt
                                                                                                                       Integration in die
                                                                                                                       Mikro-Koordination
                                                                                                                       des Alltags

                                                        Vergrößerung des Sortiments       Weitere relevante            Verlängerung der
                                                                                          Produktempfehlungen          Shopping Experi-
                        Psychische Kauflaune            Verfügbarkeit relevanter Infor-   („andere Kunden              ence & Zufrieden-
                        an jedem Ort durch              mationen zur Kaufentschei-        kauften auch“)               heit in die Nach-
          Channel       „Idea Motivation“               dung (Preis, Verfügbarkeit, …)                                 kaufphase
           Basics
                                                                                                                       Steigerung der
                                                        Leichte Überprüfbarkeit                                        Kundenbindung
                                                        von Informationen und
                                                        Produktbewertungen                                             Imagegewinn für
                                                                                                                       Gesamtunterneh-
                                                        Personalisierungsmöglichkei-                                   men bei nahtlosen
                                                        ten (wie „Safe-for-Later“ oder                                 Online-/ Offline-
                                                        „Pick-up-a-Picture/ Outfit“)                                   Prozessen

     Quelle: Kurt Salmon                  Typischer Fokus in der Umsetzung von Händlern heute              Soll-Fokus für digitale Exzellenz

10    |     Studie „Digital-to-Store“                                                                                  KURT SALMON Germany
tig, dass insbesondere die stationären Händler die            schaftliche Studien, Praxisbeispiele und Strategien
Möglichkeiten für die (Aus-)Prägung ihres individu-           analysiert und ausgewertet. Als Unterscheidungs-
ellen Multichannel-Images ausloten, bestimmen und             kriterium dienen hierbei die drei Entwicklungsstu-
zielkundengruppengerecht definieren. Die hierfür              fen im Multichannel-Evolutionsprozess, die sog.
wesentlichen Aspekte für die Kauf- und Nachkauf-              Channel Basics, Advanced Consumer Insights so-
phase sind in Abb. 6 beispielhaft beschrieben.                wie Digital Excellence.

Aus der Vielzahl der möglichen Einflussfakto-
ren zur Entscheidungsfindung am POS wurden
im Rahmen der Studie diejenigen analysiert und
beschrieben, die einen echten Mehrwert für die
Konsumenten darstellen und für die Händler einen
Lösungsansatz bieten, um sich am Markt mit ih-
rem Multichannel-Service auf der Fläche am POS
zu differenzieren. Dazu wurden relevante wissen-

Abb. 7: Entwicklungsstufen Digital-to-Store und deren Auswirkung auf Kundenfrequenz, Conversion Rate, Cross-Selling
und Nachkauf

  Channel Basics

  Kundenfrequenz     n   Durch die Unterstützung verschiedener Suchmotive z. B. „Idea Motivation“ auf mobilen, in-
                         ternetfähigen Endgeräten der Konsumenten insbesondere in der Vorkaufphase und durch die
                         Möglichkeit des Kaufs via mobiler Endgeräte, kann jeder beliebige physische Ort zum Markt-
                         platz werden.

  Conversion         n   Wird durch mobile, internetfähige Endgeräte im stationären Laden die Sortimentsauswahl ver-
                         größert, steigt die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs.

                     n   Durch die Unterstützung verschiedener Suchmotive z. B. „Idea Motivation“ auf mobilen, in-
                         ternetfähigen Endgeräten der Konsumenten insbesondere in der Vorkaufphase und durch die
                         Möglichkeit des Kaufs via mobiler Endgeräte, kann jeder beliebige Ort zum Marktplatz von
                         (psychischer) Kauflaune werden.

                     n   Wenn die dem Konsumenten offerierten Produktempfehlungen (Produktbewertungen), sortiert
                         nach erwarteter Attraktivität, weitere Kaufentscheidungskriterien wie beispielsweise Verfüg-
                         barkeit oder Preis enthalten, dann wird der Zeitraum bis zur Kaufentscheidung verkürzt.

                     n   Das Ermöglichen der einfachen Überprüfbarkeit von Informationen und Produktbewertungen
                         online steigert die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs.

                     n   Werden Personalisierungsmöglichkeiten (wie „Safe-for-Later“ oder „Pick-up-a-Picture/ Outfit“)
                         auf mobilen, internetfähigen Endgeräten im stationären Geschäft zur späteren Verwendung
                         angeboten, so wird die Bindung des Konsumenten gestärkt.

  Cross-Selling      n   Beim Angebot von weiteren relevanten Produktempfehlungen („andere Kunden kauften auch“)
                         über digitale Displays, springt der Konsument vom „Such-“ in den „Entscheidungsmodus“ und
                         die Cross-Selling-Wahrscheinlichkeit steigt.

  Nachkauf           n   Wird die „Shopping Experience“ nach dem Kauf auf das mobile Endgerät verlängert und der
                         Konsument ist zufrieden in der Nachkaufsphase, steigt die Wahrscheinlichkeit des Wiederkaufs.

                     n   Wird die „Shopping Experience“ nach dem Kauf auf das mobile Endgerät verlängert und der
                         Konsument ist zufrieden in der Nachkaufsphase, steigt ebenso die Loyalität zum Unternehmen
                         und somit die Wahrscheinlichkeit für positive Weiterempfehlungen.

                     n   Sind die Online- und Offline-Kanäle gut und stimmig verzahnt, sodass der Konsument keine
                         direkte Prozesstrennung mehr wahrnimmt, so überträgt sich die Zufriedenheit, Loyalität etc. auf
                         das gesamte Unternehmensimage.

www.kurtsalmon.com                                                                         Studie „Digital-to-Store“   |   11
Advanced Consumer Insights

     Kundenfrequenz       n   Durch die Verknüpfung von Produktempfehlungen mit personenbezogenen Daten des Konsu-
                              menten können noch nicht bewusste Bedarfe des Konsumenten aktiviert werden.

     Conversion           n   Beim Angebot von passenden Produktempfehlungen (Produktbewertungen) über Smartpho-
                              nes, stationäre digitale Displays oder Tablet-PCs, springt der Konsument vom „Such-“ in den
                              „Entscheidungsmodus“ und die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs steigt.

     Cross-Selling        n   Bei der Verknüpfung von Produktempfehlungen mit persönlichen Vorlieben eines Konsumenten,
                              können dem Konsumenten relevantere Produktempfehlungen aufgezeigt werden und der Wechsel
                              vom „Such-“ in den „Kaufmodus“ wird beschleunigt.

     Nachkauf             n   Durch die Übertragung von Mehrwerten (wie beispielsweise Servicedesk, Verknüpfung des Ein-
                              kaufserlebnisses mit sozialen Netzwerken) auf mobile, internetfähige Endgeräte des Konsu-
                              menten kann die „Servicescape Experience“ des Konsumenten verlängert/ vergrößert werden
                              und die Bindung des Konsumenten an ein Unternehmen wird gestärkt.

                          n   Durch die Verlängerung des Einkaufserlebnisses auf mobile, internetfähige Endgeräte des Konsu-
                              menten insbesondere in der Nachkaufphase kann die soziale Interaktion und die soziale Dynamik
                              der Konsumentenerlebniswelt integriert werden und die Wiederkaufswahrscheinlichkeit steigt.

                          n   Wird die Servicelandschaft auf mobilen Endgeräten so erweitert, dass der Service in die Mikro-
                              Koordination des Alltags, der auf mobilen Endgeräten stattfindet, bequem integrierbar ist, so
                              steigt die Wahrscheinlichkeit eines WiederKaufs.

     Digital Excellence

     Kundenfrequenz       n	Im   digitalen Ecosystem werden dem Kunden relevante Produkte/ Dienstleistungen im Kontext
                              des Alltags dargestellt (Mobile Ads).

                          n   Wird die Servicelandschaft auf mobilen Endgeräten so erweitert, dass der Service in die Mikro-
                              Koordination des Alltags, der auf mobilen Endgeräten stattfindet, bequem integrierbar ist, so
                              steigt die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs.

     Conversion           n   Durch die Möglichkeit der Nutzung von mobilen Endgeräten mit Zugang zur sozialen Vernetzung
                              des Konsumenten im stationären Laden, kann die räumliche Trennung aufgehoben werden und
                              die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs steigt.

     Cross-Selling        n   Werden beim Kunden im Verlauf des individuellen Consumer Journeys digital weitere relevante
                              Cross-Selling-Informationen platziert, dann steigt die Chance der Cross-Selling-Aktivitäten.

                          n   Macht der Kunde seine Vorlieben im Consumer Journey dem Händler transparent, dann kann dies
                              für individuell zugeschnittenen Cross-Selling-Angebote genutzt werden.

In dieser Studie sind die Faktoren der Nachkauf-                   Absicht weiterhin einzukaufen antreiben. Die hohe
phase beschrieben, die nachweislich einen positi-                  Erwartungshaltung von Konsumenten an die Quali-
ven Einfluss auf die Entscheidung eines Konsumen-                  tät der Lieferung, das Rückgaberecht und die Kun-
ten zum erneuten Kauf darstellen.                                  denbetreuung in der Nachkaufphase zeigen, dass
                                                                   die Zufriedenheit in der Nachkaufphase ausschlag-
Digitale Touchpoints im Nachkauf –                                 gebend ist, um einen weiteren Kauf zu tätigen. Die
Channel Basics:                                                    Zufriedenheit in der Vorkaufphase ist für die spä-
                                                                   tere Absicht weiterhin online einzukaufen weniger
Zufriedenheit und die vom Konsumenten wahrge-                      relevant, da das Suchen und Finden für den Kauf
nommene Annehmlichkeit eines Online-/ Offline-                     relevanter Information sowie das Vergleichen von
Kaufs sind die bestimmenden Faktoren, welche die                   Produkten und Preisen im Internet als auch auf

12    |   Studie „Digital-to-Store“                                                                       KURT SALMON Germany
der Fläche am POS für den Konsumenten selbst-          innerhalb der Peergroup führt zu einem Unwohlsein
verständlich geworden ist. Konsumenten bewerten        bei Unterbrechung dieser sozialen Verbindungs-
ihre Zufriedenheit erst nach Erhalt des Produktes,     möglichkeit wie beispielsweise durch Funklöcher
dabei werden die Kriterien „das richtige Produkt ist   oder Störsender in stationären Geschäften. In der
in angemessener Zeit mit großzügigem Rückgabe-         Spitze führt dies dazu, dass ganze Verkaufsflächen
recht am POS ausgehändigt oder nach Hause ge-          ohne Verbindung ins Internet von den „digital nati-
liefert worden“ als Maßstab angesetzt. Die Zufrie-     ves“ zukünftig bewusst gemieden werden.
denheit des Konsumenten ist darüber hinaus von
einem tadellosen, idealerweise vernetzten Online-/     Diese Erkenntnisse weisen ebenfalls darauf hin,
Offline-Bestellprozess abhängig.                       dass physische Einkauforte, wie der stationäre Han-
                                                       del in all seinen Ausprägungen vom Outlet bis zum
Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Händ-       Convenience Store, in keinster Weise irrelevant ge-
ler die Shopping Experience über den Touchpoint        worden sind respektive werden, jedoch nicht mehr
„mobiles Endgerät“ in die Nachkaufphase verlän-        das einzige Steuerelement einer von Konsumenten
gern sollten, um Zufriedenheit in der Nachkaufpha-     als positiv wahrgenommenen Einkaufserlebnisses
se zu erzeugen. Des Weiteren lassen die Ergebnisse     darstellen. Dies bedeutet, dass keine klare Prozes-
darauf schließen, dass Zufriedenheit in der Nach-      strennung von Offline- oder Online-Kaufprozessen
kaufphase zu einer Loyalitätssteigerung als auch       mehr möglich ist und die Erwartung des Konsu-
zur Erhöhung der Wiederkaufswahrscheinlichkeit         menten hin zu einem No-Line-Shopping-Erlebnis
führen würde.                                          verändert.

 These 1: Händler sollten die Shopping Experience       These 3: Online- und Offline-Kanäle müssen naht­
 über das mobile Gerät in die Nachkaufphase             los integriert sein, damit der Kunde ein No-Line
 übertragen: Zufriedenheit in der Nachkaufphase         Shopping-Erlebnis hat.
 führt zur Loyalitätssteigerung und bleibt den
 Konsumenten besonders lang „positiv“ in
 Erinner­ung.
                                                       Digitale Touchpoints im Nachkauf –
                                                       Advanced Consumer Insights:

 These 2: Zusatzfunktionen am POS wie „Safe-for-
                                                       Unsere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Händ-
 Later“ oder „Pick-up-a-Picture/ Outfit“ auf mobilen
                                                       ler Mehrwertdienste wie beispielsweise Service-
 Geräten der Kunden erhöhen den Mehrwert.
                                                       desks oder die Möglichkeit zur Verknüpfung mit
                                                       dem sozialen Netzwerk des Konsumenten in digi-
Die Verwendung mobiler internetfähiger Endgeräte       tale Touchpoints in der Nachkaufphase integrieren
führt bei Konsumenten zu einer Verhaltensände-         sollten, sodass die „Servicescape Experience“ des
rung hin zu einer beweglichen physisch unabhän-        Konsumenten auf das mobile Endgerät verlängert
gigen Praxis. Dies ist in unterschiedlichen Gepflo-    wird.
genheiten erkennbar: Die Mikro-Koordination des
Alltags, also die Koordination der täglichen Aktivi-
                                                        These 4: Mehrwertdienste im Nachkauf (z. B.
täten ist eine der primären Funktionen des Smart-
                                                        Servicedesk, Verknüpfung des Einkaufserleb­nis­
phones geworden. In Bezug auf das Einkaufsver-
                                                        ses mit sozialen Netzwerken) auf mobilen, inter­
halten bedeutet dies, dass Konsumenten eine neue
                                                        net­
                                                           fähigen Endgeräten des Konsumenten kann
Dimension von Freiheit genießen, in der sie selbst
                                                        die „Service Experience“ des Konsumenten ver­
ihre „Servicescape Experience“ optimieren können.
                                                        grö­ßern.
Sie können beispielsweise unabhängig von physi-
scher Präsenz über ihr Smartphone den Einkauf mit
sozialen Komponenten versehen, indem Angebo-
                                                        These 5: Durch die Verlängerung des Einkaufs­
te oder Produkte im sozialen Netzwerk in Echtzeit
                                                        er­
                                                          leb­   nisses auf mobile, internetfähige End­
verbreitet werden.
                                                        ge­­­rä­te des Konsumenten insbesondere in
                                                        der Nachkaufphase, kann die soziale Inter­
Diese stets flackende Präsenz von sog. „Kaufkum-
                                                        aktion und die soziale Dynamik der Kon­sumen­
pels“ stellt eine Veränderung der sozialen Aufmerk-
                                                        tenerlebniswelt integriert werden und die Wie­
samkeitsspanne dar. Die soziale Interaktion wird
                                                        der­kaufswahrscheinlichkeit steigt.
nicht mehr für längere Zeitperioden unterbrochen.
Stattdessen wird eine Art „Social Zapping“ prakti-
ziert. Diese gewohnte Form von sozialer Vernetzung

www.kurtsalmon.com                                                              Studie „Digital-to-Store“   |   13
Digitale Touchpoints im Nachkauf –                       ebene vorgelebt werden. Dies kann zum Beispiel
Digital Excellence:                                      durch einen Chief of Customer Experience erreicht
                                                         werden, der in allen unternehmerischen Prozessen
Diese Erkenntnisse weisen darauf hin, dass Händler       und Strategien die Kundenzentriertheit einfordert.
ihre Servicelandschaft in der Weise auf mobile in-       Doch die Anforderungen reichen weit über die Ver-
ternetfähige Endgeräte verlängern sollten, dass sie      kaufsprozesse hinaus. Viele Unternehmen stellen
in die Mikro-Koordination des Alltages durch das         ihre klassische Spartenorganisation mit Einkauf,
mobile Endgerät integrierbar sind.                       Vertrieb, Logistik und IT auf den Kopf. Erforderli-
                                                         che Organisationsänderungen werden Schritt für
                                                         Schritt umgesetzt, um die Durchgängigkeit in den
 These 6: Der Händler erweitert die Service­
                                                         Prozessen und die Kundenzentriertheit zu ermögli-
 landschaft auf mobile Endgeräte des Kunden in
                                                         chen. Dies umfasst alle Unternehmensbereiche von
 der Art, dass sie in die Mikro-Koordination des
                                                         der Unternehmensstrategie über Planung, Sorti­
 Alltags integriert ist.
                                                         ments­konzepte, Sortimentierung, Einkauf, Ver­
                                                         kaufsförderung, Warenbewirtschaftung sowie klas-
Die im Rahmen dieser Studie durchgeführten Ana­          sische Funktionen wie CRM, Kommunikation und
lysen und erarbeiteten Thesen belegen, dass die          Marketing.
Händler sich zukünftig noch stärker auf den indivi­
duellen Kunden ent­lang des vernetzten, kanal­über­      Um die Durchgängigkeit der Prozesse zu unter­
greifenden Kauf­prozesses ausrichten müs­sen. Wo         stützen, stellen sich neue Anforderungen an die
und wie das Handelsunternehmen einen entspre-            IT. Neben einem zentralen CRM für den 360° Blick
chenden Mehr­wert erzeugen kann, gilt es sowohl für      auf den Kunden wird die Datenverfügbarkeit und
die stationären Flächen als auch das online/ mobile      Auswertung durch Business Intelligence immer
Business zu erarbeiten. Insofern ist es erfor­derlich,   stärker in den Mittelpunkt gerückt. Dabei stehen
sich über die neue Rolle des Stores im Kontext der       viele Händler mit historisch gewachsenen IT-Land-
fortschreitenden Digitalisierung des Handels klar        schaften vor einer sehr großen Heraus­  forderung
zu werden. Unstrittig ist, dass eine kundenfokus-        zur Integration, Datenqualität und -ver­
                                                                                                fügbarkeit.
sierte Multichannel-Ausrichtung des Geschäftsmo-         Dies lässt sich nur im Rahmen einer an den Un-
dells immanente Auswirkungen auf die Organisati-         ternehmenszielen ausgerichteten IT-Strategie und
on, die Prozesse und die IT-Systeme hat.                 konsequenter Umsetzung lösen. Die Digitalisierung
                                                         am POS ist dabei ein wesentlicher Einflussfaktor,
                                                         weil am POS zusätzliche und neue Anforderungen
4 Anforderungen an die Händler                           an die Verfügbarkeit von Daten und Funktionen für
  und deren Implikationen                                Mitarbeiter und Kunden formuliert werden (siehe
                                                         Abb. 8).
Die Digitalisierung des POS hat weitreichende
Konsequenzen auf die Organisation der Handels­           Des Weiteren erfordert die Digitalisierung des POS
unternehmen. Viele Händler haben heute noch              eine viel stärkere Performance-Orientierung der
eine funktionale Organisation. Die Entwicklung           Organisation. Durch die Digitalisierung stehen die
der Organisation weg von funktional spezialisier-        Händler mit Unternehmen in direkter Konkurrenz,
ten Abteilungen wie Einkauf, Verkauf, Marketing, IT      die mit Analytics und Big Data groß geworden sind.
hin zu integrierten Ablauforganisationen sind eine       Dies sind nicht nur Zalando und Amazon, sondern
wesentliche Grundvoraussetzung für die Digita­           auch viele agile kreative Start-Ups, die mit neuen
lisierung am POS. Viele Händler haben mit der            Geschäftsmodellen und Funktionen blitzschnell
organisatorischen Veränderung bereits durch die          Nischen erfolgreich besetzen und den Markt rasant
Umsetzung der Vernetzung der Kanäle im Multi-            verändern. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass
channel begonnen und dies wird sich in der Um-           der Markt insgesamt in einem Lernprozess ist. Es
setzung der Digitalisierung des POS fortsetzen.          gibt derzeit vor allem in Europa kein erfolgreiches
Der Händler muss cross-funktionale Prozesse und          Role Model für die Digitalisierung am POS. Durch
IT steuern. Dies erfordert eine viel bessere Vernet-     die Etablierten und Start-Ups wird probiert und ko-
zung der organisatorischen Fachabteilungen und           piert. Der Kunde erwartet dabei eine hohe Professi-
führt in der Konsequenz zu einer Matrix-Organi-          onalität und Ergebnisqualität.
sation. Im Mittelpunkt der Organisation steht der
Kunde. Aus der Kundenzentrierung entstehen neue          Auch eine deutliche Beschleunigung ist eine gro-
Anfor­derungen an die Führungsebene der Händler.         ße Herausforderung für den Händler. Die Innova-
Aus der Produktzentriertheit vieler heutiger Händ­       tionszyklen haben sich im Allgemeinen verkürzt.
ler muss die Kundenzentrierung aus der Führungs-         Dies wird durch die Digitalisierung noch weiter

14   |   Studie „Digital-to-Store“                                                        KURT SALMON Germany
Abb. 8: Vernetzung der Kundeninteraktion

          Angebot                Aktion    Preis        Sortiment          Fläche         Kundenerlebnis

           BI                    B-App                         360° Kundenfokus

                   Integration                                        Mehr-Kanal-Fähigkeit

                                                                      Mehr-Format-Fähigkeit
                     MDM
                                                                      Mehr-Länder-/ Währungs-Fähigkeit
     Quelle: Kurt Salmom

verstärkt. Ständig kommen Geräte mit neuen und        telligenter Shopping-Assistent dienen, der die Kon-
erweiterten Funktionen auf den Markt. Die Produk-     sumenten jederzeit mit ihren Lieblingsprodukten
te werden kurzlebiger. Der Kunde ist mit seinen       und -marken verbindet und Angebote in der Ver-
digitalen Endgeräten überwiegend am Zahn der          kaufsfiliale ergänzt und erweitert. Stationäre Händ-
Zeit. Der Händler hat kaum Chancen mitzuhalten,       ler müssen diesen Kanal besetzten, um im Alltag
die digitalen Geräte im gleichen Maße zu erneuern.    der Konsumenten stets präsent zu sein und sie mit
Die notwendigen Investitionen sind zu hoch. Auch      genau auf sie zugeschnittenen, relevanten Angebo-
sind digitale Geräte, die für den Konsumenten ent-    ten anzusprechen.
wickelt wurden, für den Verkaufsalltag auf der Flä-
che am POS nicht geeignet und zeigen einen ho-        Hierfür müssen Händler ein intelligentes Touch-
hen Verschleiß. Dies wird durch mehrere Händler       point-Management-System aufbauen, das alle Ver-
berichtet. Daher ist die Entscheidung für die Gerä-   kaufskanäle im Sinne eines Multi-/ Omnichannel-
te nicht unwesentlich als Investition in den Rahmen   Ansatzes vernetzt. Ziel muss es sein, einerseits den
der Gesamtstrategie zu stellen.                       Konsumenten zu ermöglichen, über das Smart-
                                                      phone mit allen Kanälen nahtlos zu interagieren,
                                                      andererseits über alle Kanäle Daten über die Kon-
5 Empfehlungen für die Händler                        sumenten zu sammeln, um diese personalisiert an-
                                                      sprechen zu können.
Folgende Aspekte sind für den stationären Han-
del in Zukunft ausschlaggebend und sollten in der     2. Personalisierung des Einkaufserlebnisses
unternehmensspezifischen Multichannel-Strategie
insbesondere für die neue Rolle des Stores im Kon-    In Zukunft ist es für Händler zentral, die Kunden
text der fortschreitenden Digitalisierung berück-     personalisiert anzusprechen. Je mehr Informati-
sichtigt werden.                                      onen Händler über die Bedürfnisse und Vorlieben
                                                      der Kunden haben, desto individueller können sie
1.     Das Smartphone steht im Zentrum                die Angebote gestalten – und zwar situativ genau
       der Kundenansprache                            auf den jeweiligen Kontext abgestimmt. Für die
                                                      Kunden bringt dies wertvolle Mehrwerte, da sie so
Das Smartphone wird zum wichtigsten Kanal für         passgenaue Angebote erhalten, die eine hohe Re-
die Kundenansprache. Es wird in Zukunft als ein in-   levanz für sie haben.

www.kurtsalmon.com                                                             Studie „Digital-to-Store“   |   15
Zusätzlich kann so auch der Preis individuell an         5. Neue digitale Technologien in der Filiale
Kunden oder Kundengruppen angepasst werden.
Zudem müssen Händler dafür sorgen, dass das              Die meisten Händler haben verstanden, dass sie die
Sortiment in den Filialen dynamisch auf die spe-         Nutzung von Smartphones beim Einkaufen nicht
zifischen Wünsche der lokalen Käufer abgestimmt          bekämpfen können, sondern diesen Trend proaktiv
wird. Weitere Aspekte sind Co-Creation und die           zu ihren Gunsten nutzen müssen.
Individualisierung von Produkten: Händler müssen
den Kunden ermöglichen, Feedback zu Produkten            Kostenloses WiFi für den Kunden ist eine der Mög-
zu geben, selbst Produktvorschläge einzureichen          lichkeiten, Services am POS anzubieten. Es wird
(Co-Creation) und Waren nach ihren eigenen Wün-          jedoch immer wichtiger, dass auch die Verkaufs-
schen zu personalisieren (Individualisierung).           berater Zugriff auf Zusatzinformationen haben,
                                                         um die Kunden umfassender beraten zu können.
3. Multiplikation der Kunden-Touchpoints                 Deshalb gehen immer mehr Händler dazu über,
                                                         ihre Verkaufsberater mit Tablet-PCs bzw. mobi-
Eine wichtige Strategie für stationäre Händler wird      len POS-Systemen auszustatten. Wenn ein mittel-
es in Zukunft sein, die Zahl ihrer Kunden-Touch-         großes Warenhaus 160.000 Produkte führt, ist es
points zu vergrößern. Händler müssen mit einer           für Verkaufsberater nicht mehr möglich, über alle
Vielzahl von Kanälen im Alltag der Kunden präsent        diese Produkte detailliert Bescheid zu wissen. Die
sein. Im Erschließen neuer Verkaufsorte im öffent-       Kunden sind heute aber vom Online Shopping sehr
lichen Raum liegt viel Potential, da dort „Commu-        umfassende Informationen zu Produkten gewohnt
nities auf Zeit“ mit individuellen Angeboten ange-       und erwarten diese auch von den Verkaufsberatern.
sprochen werden können und Kunden offener für            Tablet-PCs bzw. mobile POS-Lösungen stellen da-
Impulskäufe sind. Gute Möglichkeiten, den öffentli-      her eine gute Möglichkeit dar, dem Verkaufsperso-
chen Raum für den Verkauf zu erschließen, bieten         nal schnell Zugriff auf die nötigen Informationen zu
virtuelle Geschäfte, basierend auf interaktiven Wer-     ermöglichen.
beplakaten oder Augmented Reality sowie Pop-
Up-Stores und Kiosk-Systeme.                             Der nächste Schritt der Evolution zum „No-Line“-
                                                         Handel wird die Verknüpfung der Kunden- und
Auch über Geofencing können Händler neue physi-          Verkaufsberater-Apps am POS sein, um z. B. pro-
sche Orte mit ihren Angeboten verbinden. Zusätz-         duktspezifische Bewertungen den Kunden in seiner
lich gewinnen Click & Collect-Konzepte an Bedeu-         App und der zugehörigen Community zugänglich
tung, bei denen Kunden Waren online bestellen und        zu machen. Denn dies schafft Transparenz und
vor Ort in der Filiale abholen oder sich in spezielle    fördert das Vertrauensverhältnis. Es geht im We-
Abholstationen liefern lassen können.                    sentlichen darum, die Vorteile der digitalen Medi-
                                                         en speziell zur personalisierten Kundenansprache
4. Emotionaler Mehrwert                                  „anytime, anywhere“ auf den stationären Handel zu
                                                         übertragen.
Stationäre Händler müssen auch in Zukunft Mehr-
werte für die Kunden bieten, die über den Verkauf        Um den Kunden bequem Zugriff auf Online-Infor-
hinausgehen. Identitätsmanagement, Einbindung            mationen zu ermöglichen, empfiehlt es sich auch,
in eine Community sowie Erlebnis, Spaß und Unter-        digitale Screens in den Filialen zu installieren. Die-
haltung stehen verstärkt im Zentrum des Handelns.        se eignen sich aufgrund der Größe des Bildschirms
Händler müssen sich als eine soziale Plattform be-       besser als das Smartphone, um Produkte zu be-
greifen und den Kunden ermöglichen, an Marken­           gutachten und Zusatzinformationen aufzurufen.
erlebnissen teilzunehmen, sich in diesem Kontext         Die digitalen Screens können zudem als Display für
selbst zu inszenieren und sich so mit einer Commu-       Topseller verwendet werden.
nity von Gleichgesinnten zu verbinden.
                                                         Digitale Screens ermöglichen den Kunden Zugriff
In-Store-Technologien, Kunden-Clubs und die Ver-         auf ein viel größeres Warensortiment und funkti-
anstaltung von Events stellen hierfür wirksame Maß-      onieren damit als eine digitale Erweiterung des
nahmen dar. Zusätzliche Mehrwerte können Händler         physischen Verkaufsraums, das sog. „verlängerte
bieten, indem sie Kurse und Weiterbildungsmöglich-       Regal“ oder „Endless Isle“. Je nach verwendeter
keiten anbieten und so die Kunden dabei unterstüt-       Technologie können Kunden über diese digita-
zen, im Alltag erfolgreich zu sein und ihre Lebenszie-   len Screens die Ware auch direkt kaufen und an-
le zu erreichen. Stationäre Händler werden so zum        schließend nach Hause liefern lassen. Ein solcher
Trainer und Coach bzw. Begleiter entlang der indivi-     Service bietet einen wertvollen Mehrwert für die
duellen Lebensphase ihrer Kunden.                        Kunden.

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