CRM-Systeme Kundenbeziehungsmanagement für kleine und mittlere Unternehmen und Handwerksbetriebe
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Leitfaden CRM-Systeme Kundenbeziehungsmanagement für kleine und mittlere Unternehmen und Handwerksbetriebe
2 Projektbeteiligte Dieser Leitfaden entstand im Rahmen des Projektes „CRM für kleine und mittelständische Unternehmen“. Erstellt wurde er durch das Kompetenzzentrum Regio- nalcentrum für Eletronic Commerce Anwendungen Osnabrück (RECO) und die Hochschule Osnabrück. Des Weiteren sind an dem Projekt folgende Unter- nehmen als Experten beteiligt: ecoservice Agentur für eBusiness und eCommerce www.ecoservice.de SAP Deutschland AG & Co. KG www.sap.com SIEVERS-SNC Computer & Software GmbH & Co.KG www.sievers-group.de Unger, Welsow & Company GmbH www.uw-c.de Impressum Herausgeber und Redaktion RECO (Regionalcentrum für Electronic Commerce Anwendungen Osnabrück) c/o Science to Business GmbH – Fachhochschule Osnabrück Hochschule Osnabrück Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Fachgruppe Quantitative Methoden Lehrgebiet Wirtschaftsinformatik Abbildungsnachweise Die dargestellten Abbildungen Nr. 5, 6, 7, 8 und 10 sind Bildschirmmasken aus der lizenzfreien Soft- ware SugarCRM (Community Edition). SugarCRM ist eine Open-Source-Software zur Unterstützung des Kundenbeziehungsmanagements. Für alle übrigen Abbildungen liegen die Nutzungs- rechte beim RECO. Fotos: Fotolia, iStock. Stand: März 2011
3 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung in das Management der Kundenbeziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Frau Meyer und das Kundenbeziehungsmanagement – Ein Praxisbeispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Was ist CRM? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Einsatzgebiete von CRM – operativ, analytisch und kollaborativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2. Strategie, Prozesse, Technologie – der CRM-Dreisprung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3. CRM-Systeme in der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4. Nachhaltiges Kundenbeziehungsmanagement mit System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Ablauf einer CRM-Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Strategie: Potenzialanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Prozesse: Entwicklung und Anpassung kundenbezogener Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Technologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Mitarbeiter und Motivation – ein wesentlicher Faktor bei der Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Wie werden die Kosten für ein CRM-System kalkuliert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 5. CRM-System erfolgreich eingeführt – Und nun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 6. Kundenbeziehungsmanagement in ERP-Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ERP- und CRM-Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 ERP und CRM im Zusammenspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 7. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 8. Weiterführende Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 9. Das Projekt „CRM-Systeme für KMU“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 10. Erläuterung der Fachbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
4 1. Einführung in das Management der Kundenbeziehung Frau Meyer und das Kundenbeziehungs- Firma Meyer gezeigt wurde. Frau Meyer überlegt, management – Ein Praxisbeispiel ob es nicht auch sinnvoll wäre, diese Interessenten zu der Messe einzuladen. Nur leider hat sie die Anfra- gen lediglich in handschriftlichen Notizen festgehalten. Die Firma Meyer ist ein kleiner familiengeführter Handwerksbetrieb. Herr Meyer ist ständig mit seinen Frau Meyer hat vor einigen Jahren bereits Weihnachts- Mitarbeitern unterwegs. Frau Meyer organisiert das karten an alle Kunden versandt. Damals verfügte sie Büro und die Buchhaltung der Firma Meyer. Der Be- ausschließlich über das Karteikartensystem und hat trieb besteht bereits seit 20 Jahren, die Ablagesysteme dort alle benötigten Adressen gefunden. Daher und die Pflege der Kontaktdaten haben sich seither beginnt sie nun auch mit den Karteikarten. Nach nicht wesentlich geändert. Viele Kundendaten werden einigen Tagen merkt sie, dass sie nicht sehr schnell in einem Karteikartensystem gesammelt. Vor einigen vorankommt. Im Laufe der Jahre sind doch einige Monaten besuchte Frau Meyer eine Schulung, in der Karten zusammengekommen. Ihre anderen Aufgaben sie lernte, eine Tabellenkalkulation für die Büroorga- im Büro der Firma Meyer bleiben liegen. Bald türmen nisation zu nutzen. Daher hat Frau Meyer auch einige sich die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch. Da wird Kunden in einer Tabelle erfasst. Darauf ist sie beson- Frau Meyer und ihrem Mann klar, dass sie etwas ders stolz. ändern müssen. Wie in der Abbildung 1 zu sehen ist, hindert das ungeordnete Adressmanagement Frau Die Firma Meyer möchte nach der wirtschaftlichen Meyer daran, die Adressen für die Messeinladungen Krise der vergangenen Jahre auch auf dem konjunk- zusammen zu stellen. Sie kommt nicht einmal dazu, turellen Hoch, das Deutschland wieder erfasst hat, diese zu versenden und so die in der Abbildung dar- mitschwimmen. Daher ist für dieses Jahr die Durchfüh- gestellten nächsten Schritte auf dem Weg zu neuen rung einer Hausmesse geplant. Zu dieser Messe sollen Vertriebschancen abzuarbeiten. Kunden eingeladen werden. Der Kundenstamm ist über die Jahre sehr stark gewachsen und Frau Meyer Sie hört sich um und informiert sich über das Internet. verfügt, wie schon gesagt, über verschiedene Systeme Bei ihren Recherchen stellt sie fest, dass es Software- der Datenverwaltung. Nun fragt sie sich, welche systeme für das Managen von Kampagnen, Buchun- Kunden sie zu dieser Messe einladen soll. Außerdem gen, Serienbriefen und ähnlichem gibt. In diesem kamen in den letzten Wochen viele Anfragen per Zusammenhang stößt sie immer wieder auf den Telefon, in denen Interesse an den Leistungen der Begriff Customer-Relationship-Management, kurz
5 Abbildung 1: Kampagnenmanagement, schrittweise Durchführung am Beispiel einer Messeplanung CRM (dt. Kundenbeziehungsmanagement). Leider hat und Dienstleistungen zu informieren. Ihm bleibt kein Frau Meyer noch keine genaue Vorstellung von dem negativer Aspekt eines Unternehmens verborgen. Der Begriff CRM. Durch die gesammelten Informationen „Smart Customer“ untermauert seine Kaufentschei- scheint ihr aber ein Kundenbeziehungsmanagement dungen anhand der Meinungen anderer Kunden. Er ist der richtige Ansatz zu sein, um die Aufgaben im Unter- sehr gut informiert und zeichnet sich durch eine ge- nehmen anzugehen. Sie vertieft ihre Recherchen… ringe Hemmschwelle bei dem Wechsel zwischen zwei Anbietern aus. Ein solches Verhalten ist für viele Un- Erfahren Sie, was Frau Meyer während ihrer Recher- ternehmen neu. Nicht nur die Unternehmenswelt wird chen über CRM herausfindet, und wie CRM hilft, immer globaler, sondern auch der Kunde. Ihm bieten die Beziehungen zwischen Unternehmen und ihren sich mit Hilfe des Internets immer mehr Möglichkeiten, Kunden zu organisieren und die Kundenzufriedenheit die Angebote von Unternehmen zu vergleichen. zu erhöhen. Ein weiterer Umstand, der zum Nachdenken anregt, sind die Kosten, die bei der Neukundengewinnung Was ist CRM? anfallen. Diese sind in den meisten Fällen erheblich. Dies verdeutlicht das Bedürfnis eines Unternehmers Erkennt ein Unternehmen die Herausforderungen, die nach einem System oder einer Methode, die Potenziale ein immer stärkerer Wettbewerb mit sich bringt, ist bestehender Kunden auszuschöpfen und Beziehungen der erste Schritt in Richtung Stabilität und Wachstum zu Kunden organisiert zu pflegen. Er muss seine Pro- getan. Durch die Globalisierung der Märkte und den zesse im Bereich der Kundenbindung optimieren. steigenden Konkurrenzkampf erhöht sich auch der Druck auf kleinere Unternehmen. Daher wird es für In Zeiten, die Herausforderungen an die Unterneh- diese immer wichtiger, auf bewährtes Know-how und mensführung stellen, wird oft nach einem Allheilmittel innovative Technik aufzubauen, um Mitbewerbern in gesucht. Für etwas Derartiges kann auch Kundenbe- der Kundengewinnung voraus zu sein. ziehungsmanagement gehalten werden. Viele CRM- Neulinge bekommen durch die massive Werbung Ein weiterer Faktor, der für viele Unternehmen von Be- von CRM-Systemherstellern den Eindruck, dass es deutung ist, ist die Kundenloyalität. Heute kennen wir ausreichen würde, die angepriesene Software auf den „Smart Customer“, also den cleveren Kunden. Er den Computern im Unternehmen zu installieren, um nutzt das Internet, um sich umfassend über Produkte wieder auf Erfolgskurs zu kommen.
6 Einführung in das Management der Kundenbeziehung Abbildung 2: CRM-Bereiche, typische Aufgabenfelder von CRM-Systemen In der Tat ist die CRM-Software ein wesentliches möglich, Wissen über Kunden zu analysieren und bei- Element eines erfolgreichen Kundenbeziehungsma- spielsweise tatsächlich nur die Kunden zu einer Messe nagements. Aber eben nur ein Bestandteil. Besonders einzuladen, bei denen es auch wahrscheinlich ist, dass die Einsicht, dass ein Unternehmen von seinen Kunden Interesse an einem Messebesuch besteht. Das hört lebt, ist ein ebenso wichtiger Bestandteil von CRM, sich doch bekannt an, wird der eine oder andere jetzt wenn nicht sogar der Entscheidendste. Nur begeisterte sagen. Und damit hat er Recht. Schon Tante Emma Kunden bleiben dem Unternehmen treu und empfeh- wusste gut über ihre Kunden Bescheid und konnte len es bestenfalls sogar weiter. Den Kunden von den dieses Wissen auch nutzen. Wenn im Kiosk um die Ecke Leistungen des Unternehmens zu überzeugen, ihn zu die Lieblingszeitschrift schon auf dem Ladentisch liegt, begeistern und ihm das Gefühl zu geben, als Kunde wird man am nächsten Tag gerne wiederkommen. verstanden zu werden, ist das Ziel von CRM. CRM ist dabei wie beschrieben nicht nur das Einführen Einsatzgebiete von CRM – operativ, einer neuen Software. Es ist vielmehr eine Unterneh- analytisch und kollaborativ mensstrategie, die das gesamte Unternehmen auf den Kunden und die Kundenzufriedenheit ausrichtet. Die CRM-Software leistet hierbei Unterstützung. CRM Kundenbeziehungsmanagement umfasst viele Un- kann also als eine Art Werkzeug gesehen werden. ternehmensbereiche und verschiedenste Arten von Durch Kundenbeziehungsmanagement sind die Tätigkeiten. Daher werden diese Bereiche auch im CRM Beschäftigten in der Lage, eine Rundumsicht auf die unterschieden: Kunden zu erzeugen. Diese beginnt bei dem zentralen Adressregister und reicht bis hin zu einem ausgereiften operativ Wissen über den Kunden, das für jeden Mitarbeiter analytisch verfügbar ist. Mit einem solchen Werkzeug wird es kollaborativ/kommunikativ
7 Der dritte CRM-Bereich befasst sich mit den verschie- denen Kommunikationskanälen eines Unternehmens. Diese beschränken sich längst nicht mehr auf die Klas- siker wie Telefon oder den persönlichen Kontakt. Der Schriftwechsel per E-Mail und der mobile Kontakt über Handys oder Smartphones haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Über all diese Kanäle kom- muniziert ein Unternehmen mit seinen Kunden. Wäh- rend dieser Kommunikation erhalten die Mitarbeiter wichtige Informationen. Diese allen Mitarbeitern und damit dem gesamten Unternehmen zur Verfügung zu stellen, ist ein wesentlicher Aspekt des Kundenbezie- hungsmanagements. Dieser Bereich wird als kollabora- tives/kommunikatives CRM bezeichnet. In den Erläuterungen zu den drei CRM-Bereichen ope- ratives, analytisches und kollaboratives/kommunika- tives CRM, wurde deutlich, dass Kommunikation einen wesentlichen Aspekt des Customer Relationship Managements darstellt. Es darf nicht vergessen werden, dass nicht nur die Kommunikation mit dem Kunden wichtig ist, sondern auch die Kommunikati- on innerhalb des Unternehmens. Wie in Abbildung 2 dargestellt, sind die drei CRM-Gebiete miteinander verknüpft und beeinflussen einander. Für ein erfolgreiches Kundenbeziehungsmanagement bedarf es also eines kontinuierlichen Austausches von Der erste große Bereich der CRM-Funktionalitäten, Informationen und ein Teilen des Wissens über jeden der sich abgrenzen lässt, beschreibt alle ausführenden, Kunden. kundenbezogenen Tätigkeiten. Diese CRM-Tätigkeiten verfolgen das Ziel, alle Geschäftsprozesse, die zwischen dem Unternehmen und dem Kunden ablaufen, zu op- timieren. Als Beispiel dient das Marketing: Der Einsatz von Kundenbeziehungsmanagement optimiert die Durchführung von Kampagnen, vereinfacht und ver- bessert die Abläufe des Kundenservices. Dieser Bereich des CRM wird operatives CRM genannt. Fakten Ein weiteres Gebiet, in dem Kundenbeziehungs- management das Unternehmen unterstützt, ist Kundenbeziehungsmanagement ist in erster die zentrale Erfassung der Kundendaten und deren Linie eine Strategie zur Ausrichtung der Unter- Auswertung. Hierfür werden die Daten in der CRM- nehmensprozesse. Jedes Handeln muss an Software zentral abgelegt. Das fördert die Transparenz dem Kunden und seinen Bedürfnissen ausge- im Unternehmen und verbessert die Möglichkeiten richtet werden. zur Datenanalyse. So können beispielsweise bei der Die Ausrichtung auf den Kunden schafft einen Durchführung von Werbekampagnen Kunden gezielter Wettbewerbsvorteil. angesprochen werden. Bereits vorhandene Kunden Der Kunde informiert sich und vergleicht – er können auf ihr Interesse an anderen Produkten oder bevorzugt den Anbieter, der seine Bedürfnisse Dienstleistungen des Unternehmens untersucht und versteht und ihn umsorgt. angesprochen werden. Dieser Teilbereich des CRM wird als analytisches CRM bezeichnet.
8 2. Strategie, Prozesse, Technologie – der CRM-Dreisprung Im vorherigen Kapitel ist deutlich geworden, dass Kom- munikation eine wesentliche Bedeutung für ein Unter- nehmen hat. Diese Kommunikation beginnt zunächst innerhalb eines Unternehmens. Die Geschäftsführung muss intern kommunizieren, dass der Kunde ein wert- volles Gut für das Unternehmen darstellt. So wird die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter für den Umgang mit dem Kunden und dessen Daten erhöht. Das Unternehmen möchte dem Kunden einen Nutzen bieten und das Gefühl vermitteln, mit seinen Bedürf- nissen im Mittelpunkt zu stehen. Wenn der Kunde keinen Nutzen aus einer Geschäftsbeziehung mit dem Unternehmen zieht, wird er sich langfristig für ein anderes Unternehmen entscheiden. Für Unternehmen ist daher die Strategie, mit der das Unternehmen geführt wird und die den Umgang mit den Kunden beschreibt, sehr wichtig. Diese Strate- gie muss von der Geschäftsführung gegenüber den Mitarbeiter immer wieder betont werden und in alle Bereiche des Unternehmens dringen. Um das zu Um einen effektiven Einsatz der IT zu erreichen, muss erreichen, sollte die Geschäftsführung jedem Arbeits- systematisch untersucht werden, welche Kunden- bereich Wege aufzeigen, wie Unternehmensstrategie prozesse das Unternehmen bereits durch IT-Systeme im Hinblick auf das Kundenbeziehungsmanagement abbildet. Jeder Prozess muss genau betrachtet und in angewendet werden kann. seine Bestandteile zerlegt werden, damit bei der Abbil- dung in einem IT-System keine wesentlichen Aspekte Für das Untermauern und Entwickeln der CRM-Stra- in Vergessenheit geraten. tegie ist die bildhafte Darstellung aller Geschäftspro- zesse eines Unternehmens auf einer Prozesslandkarte nützlich. Auf der Karte können Kundenprozesse iden- tifiziert, betrachtet und mit Blick auf Kundenorientie- rung optimiert werden. „Ausgehend von einer In der Abbildung 3 wird eine Marketingkampagne unternehmensindividuell durchgeführt. Hier sehen Sie eine vereinfachte Darstel- zugeschnittenen CRM- lung einer Prozesslandkarte für die Bereiche Marketing, Strategie werden die CRM- Vertrieb und Service. Diese hat Einfluss auf die Ver- relevanten Prozesse triebsprozesse, denn sie erhöht die Kundenanfragen analysiert und optimiert. und zieht Aufträge nach sich. Nach der Abrechnung Auf Ihre Anforderungen können weitere Serviceprozesse folgen. zugeschnittene IT-Systeme ermöglichen schließlich eine ganzheitliche Prozesslandkarten verdeutlichen die Zusammenhänge Rundumsicht auf Ihren Kunden. Das Top-Down der Abläufe in einem Unternehmen. Denn auch wenn Vorgehen im CRM-Dreisprung – 1. CRM-Strategie, ein Unternehmen keine eigene Marketing- oder Ver- 2. CRM-Prozesse, 3. CRM IT-Systeme – sichert Ihnen triebsabteilung hat, finden diese Prozesse statt. Eine eine nutzenstiftende und wirtschaftlich abgesi- Prozesslandkarte hilft, einen Überblick zu bekommen. cherte Zukunftsinvestition in die Erhöhung von Kundenwerten und Kundenzufriedenheit.“ Eine unterstützende Wirkung für die Optimierung und Umsetzung der Prozesse in tatsächlich ausführbare Prof. Dr. Ing. Andreas Schmidt, Hochschule Osnabrück Handlungen kann durch IT-Systeme, also durch unter- stützende Technologien, erzielt werden.
9 Abbildung 3: Vereinfachte Darstellung einer Prozesslandkarte Die Einführung von CRM ist wie der Dreisprung eines Athleten: Fakten 1. Strategie Kommunikation der Strategie für das Kunden- Kundenbeziehungsmanagement ist „Chef- beziehungsmanagement. Die Mitarbeiter werden sache“ und muss von der Unternehmens- motiviert und grundlegende Verhaltensweisen führung aktiv vertreten und unterstützt werden kommuniziert. werden. CRM ist ein komplexes Thema und betrifft 2. Prozesse alle Unternehmensbereiche. Auf die Analyse der bisherigen Prozesse folgt eine Eine klar strukturierte Vorgehensweise hilft, Optimierung und Neufestlegung der Prozesse im Zeit und Kosten einzusparen. Hinblick auf die Kundenorientierung. 3. Technologie Die Software wird auf der Grundlage der Strategie und der optimierten Prozesse des Unternehmens eingeführt und angepasst. Abbildung 4: Der CRM-Dreisprung
10 3. CRM-Systeme in der Praxis CRM-Systeme verfügen über vielfältige Funktionen und lassen sich dadurch in den meisten Unterneh- mensbereichen einsetzen. Hier werden die Basisfunk- tionen und ihre Nutzung in verschiedenen Unterneh- mensbereichen dargestellt und erläutert. Kontaktmanagement Ein grundlegendes Anwendungsgebiet stellt das Kon- taktmanagement dar. In ihm werden die Kontaktdaten der Kunden gepflegt und verwaltet. Das bedeutet nicht nur eine Auflistung von Adressen und Telefon- nummern. Kontaktmanagement findet bis ins kleinste Detail statt. Beispielsweise können Beziehungen und Hierarchien eines Unternehmens bzw. eines Kunden abgebildet werden. Eine solche Darstellung ist unter anderem für das Marketing sehr wichtig. Wird eine Kampagne gefahren, die beispielsweise Entscheider an- Abbildung 5: Kontaktmanagement im Marketing, Adresseingabe (SugarCRM) sprechen soll, kann das CRM-System die notwendigen Informationen direkt aus den Kontaktdaten auslesen. Das Kontaktmanagement stellt das Gerüst für ein funktionierendes CRM-System dar. Damit dieses Gerüst tragfähig ist, müssen die Mitarbeiter motiviert werden, ihr Kundenwissen dem Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Die Mitarbeiter müssen verstehen, dass es nicht darum geht, durch Teilen ihres Wissens aus- tauschbar zu werden. Das Ziel ist es, transparentes sowie effizientes Arbeiten zu ermöglichen und dadurch den Unternehmenserfolg zu steigern. Die Abbildung 5 zeigt eine Eingabemaske für die Kon- taktinformationen zu einem Kunden. Hier lässt sich bereits erkennen, wie ausführlich die ersten Informa- tionen sind. Unter anderem wird die Quelle angegeben, durch die der Kunde in Kontakt mit dem Unternehmen getreten ist oder durch welche Kampagne er akquiriert Abbildung 6: Übersicht von Aufgaben und Auswertungen wurde. Zusätzlich können weitere Ansprechpartner, im Dashboard (SugarCRM) wie z. B. Assistenten, vermerkt werden. Das bedeutet auch, dass alle Aktivitäten, die zu einem Da Mitarbeiter häufig sehr unterschiedliche Arbeits- Kunden gehören, dort vermerkt werden. Jeder Einkauf, weisen haben, bieten CRM-Systeme die Möglichkeit, jede Anfrage zu einem Produkt, jede Rechnung, jedes das Dashboard, also die persönliche Arbeitsumgebung Dokument oder Telefonat werden mit dem Kunden im System, individuell zu gestalten. So können die verknüpft und stehen immer zur Verfügung. Durch die Bedürfnisse von Abteilungen und auch eines jeden zentrale Verwaltung von Aktivitäten und Informati- Mitarbeiters berücksichtigt werden. Dabei stehen ihm onen verfügt jeder Mitarbeiter über ein hohes Infor- alle notwendigen Informationen für eine kompetente mationsniveau. Das Wissen über einen bestimmten Kommunikation mit dem Kunden zur Verfügung. Kunden befindet sich nicht mehr ausschließlich bei dem betreuenden Mitarbeiter. So kann auch bei einem Des Weiteren lassen sich externe Inhalte in dieses Ausfall des Ansprechpartners eine kompetente Betreu- Dashboard einbinden, z. B. Nachrichten, Aktienkurse ung des Kunden erfolgen. oder Profile aus sozialen Netzwerken (vgl. Abb. 6).
11 Vertrieb CRM-Systeme sind in verschiedene Bereiche unterteilt. Der Vertrieb wird durch ein CRM-System beispielweise in der Angebotserstellung unterstützt. Hier ist die In- tegration eines ERP-Programmes (Enterprise Ressource Planning) sinnvoll. Denn dort sind alle Informationen über die Produkte und Dienstleistungen eines Unter- nehmens zu finden. Durch eine Anbindung an das ERP-System kann der Mitarbeiter direkt aus dem CRM-System auf die benötigten Informationen zugreifen. Das erleichtert ihm die Erstellung von Angeboten und er verfügt über aktuelles Wissen im Hinblick auf die Unternehmensres- sourcen. So kann der Kunde bereits bei der Erstellung eines Angebotes auf mögliche Lieferbesonderheiten hingewiesen werden und es können im Voraus Lösun- Abbildung 7: Aktivitätenliste und Kundenhistorie im Vertrieb (SugarCRM) gen gefunden werden. Der Mitarbeiter muss für die Informationen nicht zwischen verschiedenen Program- men wechseln. Durch diese Vereinfachung ist eine erhebliche Zeiteinsparung möglich. In CRM-Systemen wird zwischen den unterschiedlichen Interessenausprägungen der Kunden unterschieden. Es gibt sogenannte Leads, ein Hinweis auf einen poten- ziellen Bedarf, ein vermutetes Interesse oder einen neuen Kontakt zu einem Kunden. Dies ist die erste Interessenstufe, die einem Kunden zugeordnet werden kann. In der nächsten Stufe haben bereits erste Kontakte und eine Bedarfsprüfung stattgefunden. Darauf folgt die Entscheidung zur Abgabe eines Angebotes oder einer detaillierten Information mit Lösungsvorschlag und Preisangabe. Diese Aktivität wird auch Opportunity genannt. Abbildung 8: Kontaktliste im Marketing nach auswählbaren Kriterien (SugarCRM) Diese Differenzierungen sind wichtig, da für verschie- dene Stufen unterschiedliche Marketingmaßnahmen sinnvoll sind. Dies leitet über zu den Chancen, die sich anhand der Einteilungen in Leads und Opportunities dann Kunden- und Interessentengruppen identifiziert ermitteln lassen. Durch das Identifizieren von Ver- werden, die für eine spezielle Kampagne ausgewählt kaufschancen wird der Verkaufs- bzw. Beratungsvor- werden. Diese Auswahl kann aus Eintragungen, wie gang transparent. Weiterhin lassen sich durch Analyse bevorzugte Kommunikationswege (z. B.: E-Mail, Tele- der Verkaufschancen offene Potenziale erkennen. fon oder Post) der Kunden oder bereits vorliegenden Leads entwickelt werden. So werden nur Kunden ange- Marketing sprochen, die einen großen Bezug zu dem beworbenen Nicht nur der Vertrieb profitiert von den Vorteilen eines Produkt oder der Dienstleistung haben. CRM, auch das Marketing kann einen Nutzen daraus ziehen. Durch eine sehr sorgfältige Datenpflege der Durch eine derart spezialisierte Ansprache des Kunden Mitarbeiter kann die Marketing-Abteilung detailliert fühlt dieser sich besser beraten. Das Angebot weckt Suchen entwickeln. Aus diesen Ergebnissen können sein Interesse.
12 CRM-Systeme in der Praxis Informationen zu den Marketingaktionen werden auch im CRM-System hinterlegt. So kann jeder Mitarbeiter, der den Kunden im CRM aufruft, die letzten Kampagnen einsehen und auch konkret auf diese eingehen, wenn er mit dem Kunden in Kontakt tritt. So können Interes- senten- und Verkaufsgespräche gezielter durchgeführt werden (vgl. Abb. 8). Service/Support Wenn der Verkauf eines Produktes oder einer Dienst- leistung abgeschlossen ist, gilt es, den Kunden an das Unternehmen zu binden. Denn Kundenbindung ist erheblich günstiger als das Anwerben von Neukunden. Der Service und der Support, den Sie in der Nachkauf- phase anbieten, gewinnen immer mehr an Bedeutung. CRM-Systeme unterstützen auch diesen Unterneh- mensbereich. Der Bereich Service und Support befasst sich häufig mit dem Beschwerdemanagement. Beschwerdemanagement umfasst alle Tätigkeiten der „Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle aller Maßnahmen, die ein Anbieter im Zusammen- hang mit Kundenunzufriedenheiten ergreift.“ (Stefan Helmke, Matthias F. Uebel, Wilhelm Dangelmaier (Hrsg.) (2008) S. 106). Hier laufen alle Beschwerden ein, gleich welchen Kommunikationskanal der Kunden dafür gewählt hat. Im Servicemanagement werden alle Beschwerden und Anfragen gespeichert und verwaltet, die sich auf den Service nach dem Kauf des Produktes oder der Dienstleistung beziehen. Dieser Bereich gewinnt seit einigen Jahren wieder eine höhere Bedeutung. Vielen Kunden ist ein guter Service mit angemessenen Reaktionszeiten wichtig, besonders bei qualitativ hochwertigen Produkten im hochpreisigen Segment. CRM-Systeme unterstützen beispielsweise diesen Arbeitsbereich durch Vorhalten der entsprechenden Kundendaten, Verwaltung von Wartungsterminen, Unterstützung bei Tourenplanun- gen für Techniker sowie Erstellung und Verwaltung Abbildung 9: Funktionen in CRM-Systemen. Zuordnung nach von Spesenabrechnungen. Marketing, Vertrieb und Service Analyse und Berichtswesen Nun wurde deutlich, wie ein CRM-System die verschie- denen Arbeitsbereiche unterstützen kann. Um diese Integrationen noch zu optimieren, gibt es die Möglich- keit Analysen durchzuführen und Berichte im Hinblick auf alle Unternehmensbereiche zu erstellen. Wenn im CRM-System bei einer engagierten Arbeitsweise aller Mitarbeiter die Daten gut gepflegt sind, gestaltet sich das Erstellen von Berichten und Analysen meist sehr einfach.
13 In jedem CRM-System gibt es Tools für diese Tätig- Aber Frau Meyer schreckt auch vor der Komplexität keiten. Dafür ist es meist nur notwendig, die Parameter des Unterfangens Kundenbeziehungsmanagement einzugeben, auf die sich die Analyse beziehen soll und zurück. Denn sie hat gelernt, dass doch viele Bereiche man erhält ein erstes Diagramm. Dieser Parameter beeinflusst werden und schließt daraus, dass eine kann ein einzelner Kunde oder auch ein Verkaufsgebiet Einführung von Kundenbeziehungsmanagement in im Hinblick auf den Außendienst sein, der in diesem die Firma Meyer nicht einfach wird. Daher möchte sie Bereich aktiv ist. Durch diese einfachen Analysemög- nun einiges über die Einführungsprozesse erfahren und lichkeiten, kann das gesamte Unternehmen kontrolliert forscht weiter. und Prozesse optimiert werden. Ein Beispiel für einen Bericht ist die Abbildung 10. Um einen einfachen und schnellen Überblick über Auswertungen zu haben, kann jeder Mitarbeiter für ihn wichtige Analysen in sein persönliches Dashboard integrieren (vgl. Abb. 6). Übergreifende Funktionen Kundenbeziehungsmanagement-Systeme bieten in vielen Bereichen die Möglichkeit zur Individualisierung und Erweiterung. Diese Möglichkeiten werden genutzt, um das CRM-System auf spezielle Bedürfnisse des Un- ternehmens abzustimmen. Erweiterungsmöglichkeiten sind beispielsweise die Einführung eines Dokumenten- managements oder eines Projektmanagements. Das Dokumentenmanagement ermöglicht eine Verknüp- fung zwischen Kunden und relevanten Dokumenten. Bei der Abfrage von kundenrelevanten Daten werden diese Dokumente zusätzlich nachgehalten. So kann der Mitarbeiter auch bei spontanen Telefonaten darauf Abbildung 10: Auswertung Leads nach Leadquelle (SugarCRM) zugreifen. Diese Arbeitsweise erspart viel Zeit und sorgt für eine geringere Informationsflut, die von den Mitarbeitern bearbeitet werden muss. Dokumente liegen dort, wo sie tatsächlich benötigt werden. Auch für das Projekt- management können Kundenbeziehungsmanage- ment-Systeme unterstützende Funktionen bieten. Hier sind besonders Punkte wie Terminplanung und Fakten zentrale Organisation von Abläufen zu nennen. So kann eine leichte Verwaltung der Projekte stattfinden und ein optimierter Überblick über Projektaufgaben ist Unternehmensbereiche mit einem hohen gewährleistet. Anteil an Kundenkontakten profitieren direkt von einem CRM-System. Frau Meyer ist überrascht, wie viele Einsatzmöglich- Automatisierte Abläufe in Marketing, keiten ein CRM-System bietet (vgl. Abb. 9). Ihr sind Vertrieb und Kundendienst unterstützen die auch viele weitere Funktionen aufgefallen, die die tägliche Arbeit. Firma Meyer unterstützen würden. Gerade bei der Richtige Informationen und Sorgfalt bei der Unterstützung des Services nach einem Kauf hat sie Dateneingabe sind eine Grundvoraussetzung viele Ideen für eine Nutzung. Sie hat als Kundin selbst für die effektive Nutzung eines CRM-Systems. die Erfahrung gemacht, wie gern man mit einem Das CRM-System verbindet abstrakte Zahlen Unternehmen zusammenarbeitet, das auch nach und Daten – es hilft den Kunden zu verstehen. dem eigentlichen Kauf noch viel Wert auf seine Kunden legt.
14 4. Nachhaltiges Kundenbeziehungsmanagement mit System Ablauf einer CRM-Einführung Die Einführung von CRM kann als ein eigenständiges Projekt im Unternehmen gesehen werden. Wobei das Projektende nur den Abschluss der Einführung beschreibt. CRM an sich ist hingegen ein dauerhafter Prozess. Um einen Überblick über die nötigen Schritte einer CRM-Einführung zu geben, sind im Folgenden die verschiedenen Phasen beschrieben. Grundsätzlich wird der Gedanke des CRM-Dreisprungs zugrunde gelegt: 1. Strategie 2. Prozesse 3. Technologie Für den Projekterfolg müssen die Mitarbeiter in allen Phasen der Einführung eingebunden werden. Dieses ist vor Beginn des Projektes zu berücksichtigen. Nur so wird eine nachhaltige Akzeptanz und Motivation erreicht. Bevor das Unternehmen mit der CRM-Einführung be- ginnt, ist es ratsam, ein CRM-Team zu bilden oder einen CRM-Beauftragten zu ernennen. Wichtig ist, dass die Unternehmensstrategie zur Kundenorientierung Unternehmensleitung entsprechende Ressourcen wie formulieren Zeit und Geld bereitstellt. So wird CRM keine zusätz- Sind die Ziele definiert, muss eine Strategie entwickelt liche Belastung für die Verantwortlichen, sondern eine werden, durch welche das gesamte Unternehmen auf gerne gelebte Unternehmenskultur. Fehlen in einem die Ziele und damit auch auf den Kunden ausgerichtet Unternehmen die benötigten Kompetenzen für eine wird. Ein Ansatz könnte hier beispielsweise die Einfüh- CRM-Einführung, ist es sinnvoll, einen externen Berater rung eines Bonussystems für besonders treue Kunden hinzuzuziehen. Besonders bei der Prozessoptimierung sein. ist es in kleinen Unternehmen von Vorteil externe Unterstützung zu nutzen. Bestandsaufnahme und Analyse der Kunden- beziehungsprozesse im Unternehmen In Abbildung 11 ist eine Zusammenfassung der im In jedem Unternehmen gibt es bereits vor der Einfüh- Folgenden beschriebenen Schritte dargestellt. Sie kann rung von CRM Prozesse, in denen der Kunde mit dem als grafischer Anhaltspunkt bei der Einführung eines Unternehmen in Berührung kommt. Diese Prozesse gilt Kundenbeziehungsmanagements dienen. es in einer Landkarte darzustellen (vgl. Abb. 3). Ein Pro- zess auf dieser Prozesslandkarte könnte beispielsweise die telefonische Auftragserfassung oder die Warenlie- Strategie: Potenzialanalyse ferung sein. Ziele definieren Optimierungsmöglichkeiten erkennen Der erste Schritt der CRM-Einführung besteht in der Sind die Prozesse erfasst, findet eine genaue Über- Definition der Ziele. Hier fragt sich der Unternehmer, prüfung statt. Oft verbergen sich auch bei „kleinen“ was er durch CRM erreichen will. Ziele können z. B. stär- Prozessen noch vielfältige Optimierungsmöglichkeiten, kere Kundenbindung, zufriedenere Kunden und daraus beispielsweise durch Standardisierung und Automa- resultierend ein höherer Umsatz sein. tisierung.
15 Abbildung 11: Schrittweise Einführung des Kundenbeziehungsmanagements Prozesse: Entwicklung und Anpassung ben. Hier werden auch die Beschreibungen der zuvor kundenbezogener Prozesse optimierten Prozesse festgehalten. Das Lastenheft stellt somit das Ergebnis der bisher durchgeführten Analyse und Optimierung dar. Es dient als Grundlage Sollkonzeption für die Angebotserstellung eines CRM-Dienstleisters. Ist abgesteckt, welche Prozesse Optimierungspoten- Weiterführende Hinweise zur Erstellung eines Lasten- zial bieten, wird festgelegt, wie die ausgewählten heftes können Sie dem „Leitfaden CRM – Customer Prozesse nach der Optimierung aussehen sollen. Relationship Management; CRM – eine Chance für den Das CRM-Team entscheidet, mit welchen Mitteln die Mittelstand“ des Netzwerks Elektronischer Geschäfts- Optimierung angegangen wird. Hier könnte z. B. die verkehr entnehmen. erwähnte Standardisierung und Automatisierung eingesetzt werden. Im Anschluss wird durch einen Verantwortlichen beschrieben, wie die optimierten Prozesse zukünftig aussehen sollen. „Die Individualisierung des CRM-Systems und das Ausrichtung organisatorischer Strukturen dadurch vereinfachte Eine Änderung von Prozessen wird oft von Änderungen Arbeiten in einer gewohnten organisatorischer Strukturen begleitet. Beispielsweise Systemumgebung sorgen könnten die Aufgaben, die bei der Bestellung von Er- für kurze Einarbeitungszeiten satzteilen anfallen, vom Vertrieb auf eine neu einge- und schnelle Akzeptanz im richtete Service-Abteilung übertragen werden. gesamten Mitarbeiterstamm.“ Erstellung des Lastenheftes Markus Figenser, Prokurist, List Bau GmbH In einem Lastenheft werden die Anforderungen und Erwartungen des Unternehmens an das CRM beschrie-
16 Nachhaltiges Kundenbeziehungsmanagement mit System Abbildung 12: Zusammenführung von Informationen in der CRM-Datenbank Technologie Marktübersicht und Präsentation des Dienstleisters eine große Rolle Im ersten Schritt sollten sich die Verantwortlichen eine und bietet die Chance, sich gegenseitig kennen zu Übersicht über CRM-Systeme verschaffen. lernen. Es muss ausgelotet werden, ob Dienstleister und Unternehmen miteinander harmonisieren. Als Vorauswahl geeigneter Softwarelösungen schriftliche Fixierung des Angebots und somit als Schnell lässt sich schon über die Festlegung von Budget vertragliche Grundlage wird vom Dienstleister ein und Unternehmensgröße eine grobe Vorauswahl Pflichtenheft erstellt. In einem Pflichtenheft sind treffen. Auch spezielle Branchenlösungen sind hier zu alle Leistungen, die der Dienstleister gegenüber dem berücksichtigen. Unternehmen zu erbringen hat, genau beschrieben. Weiterführende Informationen können Sie dem Leit- Anbieterauswahl faden „Muster-Pflichtenheft für eBusiness-Projekte“ Nun gilt es die verschiedenen Lösungen genauer unter von „PROZEUS – eBusiness-Praxis für den Mittelstand“ die Lupe zu nehmen. Hierbei dient das Lastenheft als entnehmen. Basis für die Angebotserstellung seitens des Dienst- leisters. Systemeinführung und Übernahme vorhandener Daten Endgültige Entscheidung Die Systemeinführung, also das Bereitstellen der Haben die ausgewählten Anbieter auf die Anfrage Hard- und Software und deren Anpassung durch den reagiert, ein Angebot abgegeben und sich und ihre Dienstleister, beginnt mit der Analyse der benötigten Lösung vorgestellt, entscheidet sich das Unternehmen Komponenten und endet mit der Migration der vor- für eines der Angebote. Hier spielt die Kommunikation handenen Daten (vgl. Abb. 12).
17 Testbetrieb des Systems nen, muss die Geschäftsführung es verstehen, sie zu Ist das CRM-System vor Ort installiert und die Konfigu- motivieren. Motivation kann über zwei Wege erreicht ration abgeschlossen, kann der Testbetrieb beginnen. werden. Über die intrinsische Motivation oder die ex- Hierbei läuft das System parallel zum normalen Be- trinsische Motivation. Intrinsisch motiviertes Verhalten trieb. Das bedeutet natürlich einen gewissen Mehr- kommt aus dem Innern des Menschen. Er benötigt aufwand, der jedoch zeitlich klar begrenzt ist. Nötig ist keine äußeren Reize, um sich zu motivieren. Extrinsisch der Testbetrieb in jedem Fall, da nur so erkannt werden motiviertes Verhalten wird durch ausgesetzte Beloh- kann, ob sich Fehler in der Planung oder Umsetzung nung für das richtige Verhalten erreicht. eingeschlichen haben. Nun liegt der Schluss nahe, dass es am besten ist, Einbeziehung aller Mitarbeiter wenn ein Mitarbeiter sowohl intrinsisch als auch Nun ist der ideale Zeitpunkt, um alle Mitarbeiter mit extrinsisch motiviert wird. Dies hat sich in der Praxis dem System vertraut zu machen. Das ist ein wichtiger allerdings nicht bewahrheitet. Um Beschäftigte weiter Vorgang, da nur ein sicherer Umgang mit dem System zu motivieren, die aus ihrem Innern angetrieben wer- eine dauerhaft zufriedenstellende Nutzung ermöglicht. den, muss man erkennen, welche Motive sie antreiben. Das ist ein grundlegender Faktor für die nachhaltige Solche Motive können beispielsweise das Bedürfnis Motivation der Mitarbeiter, das System zu nutzen. nach Anerkennung und das Streben nach beruflichem Vorwärtskommen sein. Diese Motive können sich im Live-Schaltung des Systems Laufe der Zeit auch verändern. Zum Abschluss der CRM-Einführung wird das System im gesamten Unternehmen eingeführt. Alle weiteren, Eine positive Arbeitsatmosphäre kann durch Kom- im Testbetrieb noch genutzten Methoden werden munikation und Einbeziehung der Mitarbeiter in nun durch die neuen Abläufe ersetzt. So wird z. B. das verschiedene Prozesse erreicht werden. Das heißt, Adressbuch zu den Akten gelegt und durch seine digi- wenn sich ein Unternehmen entschließt, ein CRM- tale Variante ersetzt. System einzuführen, sollte das Unternehmen dies offen kommunizieren. Die Mitarbeiter sollten über den Die erläuterten Schritte beschreiben die grundle- Implementierungsprozess und die damit verbundenen genden Phasen einer CRM-Einführung und dienen als Ziele informiert sein. Denn gut informierte Mitarbeiter Wegweiser. Darauf folgend befindet sich das Kunden- fühlen sich ernst genommen und in die Arbeitspro- beziehungsmanagement in einem kontinuierlichen zesse integriert. Im Gegensatz dazu kann eine falsche Verbesserungsprozess. Für den Erfolg des Projekts oder fehlende Kommunikation dazu beitragen, die muss CRM im gesamten Unternehmen gelebt und zu Mitarbeiter zu demotivieren. Schlecht informierte Mit- einem festen Bestandteil der täglichen Arbeit werden. arbeiter verschließen sich gegen die Organisation und Weiterführende Informationen zu der schrittweisen die Prozesse, die in ihr ablaufen. Sie fühlen sich nicht Einführung finden Sie im „Leitfaden CRM – Customer wertgeschätzt. Relationship Management“ des Netzwerks Elektro- nischer Geschäftsverkehr. Für eine erfolgreiche Einführung muss also Zeit einge- plant werden, um den Mitarbeitern die Hintergründe der Einführung eines CRM-Systems zu verdeutlichen. Es Mitarbeiter und Motivation – ein muss kommuniziert werden, dass ein CRM-System eine Erleichterung ihrer täglichen Arbeit darstellt und sie wesentlicher Faktor bei der Einführung nicht überflüssig werden lässt. Kundenbeziehungsmanagement ist nicht nur Denn ein CRM-System ist nur eine Software und eine Software, sondern ein Teil der Unternehmens- ersetzt nicht den Mitarbeiter mit seinem Wissen und philosophie. seinen menschlichen Qualitäten. Daher ist für die Einführung eine genaue Planung und die Einbeziehung der Mitarbeiter notwendig. Denn die Beschäftigten sind die wichtigsten Komponenten für eine erfolgreiche Einführung eines CRM-Systems. Um die Mitarbeiter für eine solche Einführung zu gewin-
18 Nachhaltiges Kundenbeziehungsmanagement mit System Wie werden die Kosten für ein CRM-System kalkuliert? Bei Investitionen spielen Kosten und Einsparungen Nicht direkt monetär-quantifizierbare Nutzen sind: immer eine große Rolle. Daher darf die Betrachtung der Kosten in diesem Leitfaden nicht fehlen. Allerdings Verbesserter expliziter Informations- sind CRM-Systeme sehr individuell und unterscheiden austausch/-qualität sich daher auch sehr stark in der Investitionshöhe. Erhöhte Zuverlässigkeit Gestiegene Flexibilität Diese Unterscheidungen haben nicht zwangsläufig Höhere Entscheidungssicherheit etwas mit dem System zu tun, sondern viel mehr Erhöhte Benutzerzufriedenheit mit dem Umfang der Einführung und dem Grad der Eindämmung der Informationsflut Individualisierung. Aus diesem Grund werden hier eher grobe Richtlinien angegeben. So entsteht ein Überblick, Es ist jedoch schwer, erhöhte Umsatzzahlen in einen welche Kostenpunkte zu berücksichtigen sind. direkten Zusammenhang mit der Implementierung eines CRM-Systems zu bringen, da meist mehrere inter- Bei der Kalkulation der Kosten sind einmalige und ne und externe Faktoren auf veränderte Umsatzzahlen laufende Posten zu unterscheiden. Einmalige Kosten Einfluss nehmen. entstehen insbesondere in der Zeit der Systement- wicklung. Das ist die Phase von der Projektbegründung Frau Meyer hat sich einen Überblick verschaffen kön- über die Detailentwürfe für die Software bis hin zur nen, was für eine erfolgreiche Einführung eines CRM Programmierung, Auslieferung von Soft- und Hard- zu tun ist. Auch wurde ihr deutlich, wie sich die Kosten ware, dem Testlauf und der Systemeinführung. Weitere zusammensetzen. Für sie ist es besonders wichtig, alle Kosten fallen durch Mitarbeiterschulungen an. Mitarbeiter für das Kundenbeziehungsmanagement zu gewinnen, denn die Firma Meyer ist ein kleines Unter- Laufende Kosten entstehen während der Nutzungszeit nehmen, das familiär geführt wird. Gerade deswegen des Systems. Hier kann zwischen laufenden Sachkosten ist es für Frau Meyer von großer Bedeutung, dass alle und laufenden Personalkosten unterschieden werden. „an einem Strang ziehen“. Laufende Sachkosten setzen sich hauptsächlich aus Verbrauchsmaterial, Miete für Hard- und Software (Lizenzen, Software as a Service) zusammen. Laufende Personalkosten können durch die Programm- pflege, die Anlagenwartung, die Datenerfassung und Fakten verschiedene Schulungsmaßnahmen entstehen. Es wird deutlich, dass viele Bereiche Kosten erzeugen. Die Einführung des CRM-Systems muss von Aber ein CRM-System verursacht nicht nur Kosten, es der Unternehmensführung unterstützt bringt auch Nutzen mit sich. Hier sollte man zwischen werden. zwei Arten von Nutzen unterscheiden: direkt monetär- Das Projekt braucht „Kümmerer“ – interne quantifizierbar und nicht direkt monetär-quantifizierbar. Mitarbeiter und/oder externe Berater mit entsprechenden Kompetenzen. Direkt monetär-quantifizierbare Nutzen sind Einspa- Frühe Einbindung aller Mitarbeiter durch offene rungen im Bereich der Personal- und Sachkosten. Kommunikation ist notwendig für eine erfolg- In diesem Bereich kommt es zu einer Effizienzsteige- reiche Einführung! rung aufgrund von Automatisierung der Arbeitspro- Der Nutzen eines CRM-Systems lässt sich nicht zesse (z. B. Informationsauswertung, Berichtswesen). konkret in geldwerten Zahlen benennen – die optimierten und kundenbezogenen Arbeits- abläufe tragen aber zum Gewinn bei.
19 5. CRM-System erfolgreich eingeführt – Und nun? Die bisher beschriebenen Möglichkeiten des Kunden- Serviceorientierte Architektur (SOA) und CRM beziehungsmanagements bilden eine solide Basis für CRM-Systeme bestehen aus verschiedenen Funktionen, den täglichen Umgang mit dem Kunden. Die angewen- die meist fest in Software abgebildet sind. Ein neuer deten Methoden sind stark von den Veränderungen Ansatz besteht darin, das Gesamtsystem in seine des Kundenverhaltens abhängig. Sie werden immer Funktionen zu zerlegen und diese über ein Netzwerk wieder umgestellt, angepasst, ergänzt oder durch anzubieten. Die Funktionen lassen sich zu dynamischen neue, viel versprechende Varianten ersetzt. So wird Systemen zusammenfassen. Es entsteht eine service- gewährleistet, immer auf Augenhöhe mit dem Kunden orientierte Architektur (SOA), die Kosten bei der Ent- und seinem Verhalten zu agieren. Aktuell lassen sich wicklung von maßgeschneiderten Systemen werden unter anderem folgende Entwicklungen beobachten: gesenkt. Für CRM-Systeme bedeutet dies, dass die Anpassung an die individuellen Wünsche des Kunden SocialCRM zu niedrigeren Preisen realisiert werden kann. CRM- Social Media ist in aller Munde und wird von vielen mit Systeme verfügen dann nur über tatsächlich benötigte Begeisterung in das geschäftliche Umfeld integriert. Funktionen. Auch CRM verpasst hier nicht den Anschluss. Getreu dem Motto „auf Augenhöhe mit dem Kunden sein“ XRM (eXtended Relationship Management) werden aktuelle Internettrends in CRM integriert. CRM verbessert und pflegt die Beziehungen zwischen Soziale Netzwerke, Microblogging-Dienste und Video- Unternehmen und Kunden. Ein Unternehmen unter- Communities bieten für CRM großes Potenzial. Unter- hält neben den Kontakten zu Kunden jedoch noch nehmen können Social Media nutzen, um ihre Kunden weitere wichtige Beziehungen (intern wie extern). besser kennenzulernen, Imagepflege zu betreiben, XRM ist eine Unternehmensstrategie, die, ähnlich neue Produkte zu bewerben und Entwicklungshinweise wie CRM, Beziehungen in den Mittelpunkt stellt. Der zu erhalten. Auch ein Meinungsbild der Kunden kann Unterschied liegt darin, dass nicht nur Beziehungen oftmals sehr detailliert über eine Analyse von Social zwischen dem Unternehmen und seinen Kunden Media erstellt werden. betrachtet werden, sondern darüber hinaus auch alle anderen Beziehungen eines Unternehmens, wie z. B. Mobile CRM die zu Investoren, Lieferanten, Personal, Bewerbern CRM hält Einzug in die Welt der Apps und Smart- und Wettbewerbern. Sie alle werden durch ein XRM phones. Daten, für die vormals nur auf stationären gepflegt und verwaltet. Computern und Laptops Zugriff bestand, sind nun auch unterwegs auf dem Smartphone oder Tablet/ Wie beschrieben ist die Entwicklung von CRM nicht Computer abrufbar. Besonders Mitarbeiter im Außen- abgeschlossen. Vielmehr handelt es sich um einen fort- dienst profitieren von dem mobilen Zugriff, da sie laufenden Prozess der die Strategien und Handlungs- immer den aktuellen Stand der Kundendaten einsehen felder eines Unternehmens immer wieder aktualisiert. können. Moderne Systeme bieten in diesem Bereich ein breites Leistungsspektrum. Um zukunftssicher zu sein, sollte der Unternehmer bei der Systemauswahl auf den passenden Funktionsumfang achten. Fakten CRM – Software as a Service (SaaS) Dienstleister bieten ausgereifte CRM-Software- CRM-Systeme sind, wie alle Informations- lösungen als Service über das Internet an. Durch systeme, in ständiger Entwicklung – es ist SaaS ist keine Installation mehr auf den firmeneigenen wichtig diesen Markt und seine Trends zu Computern notwendig. Unternehmen können ein CRM- beobachten. System mieten. Oft sind vor dem Vertragsabschluss Aktuelle Entwicklungen machen die Nutzung kostenlose Testphasen möglich. Vorteile bietet diese von CRM-Systemen einfach und erschwinglich. Dienstleistung besonders im Hinblick auf die Kosten. Die Nutzung neuer Technologien bietet die Mög- Es bedarf keines Technikers, der die Systeme wartet. lichkeit für innovative Geschäftskonzepte. Sie Alle Folgekosten und Dienstleistungen werden vom kann dazu beitragen neue Kunden zu akquirieren Anbieter des SaaS-Dienstes übernommen. Diese und bestehende Kundenbeziehungen zu festigen. Kosten sind durch den Mietpreis abgedeckt und weisen eine hohe Transparenz auf.
20 6. Kundenbeziehungsmanagement in ERP-Lösungen Kundenbeziehungsmanagement ist eine Softwarelö- sung, die auch in Verbindung mit anderen Systemen sehr gut eingesetzt werden kann, um die Unterneh- mensabläufe zu unterstützen. Enterprise Ressource Planning (ERP) arbeitet mit CRM zusammen. Zur Steuerung und Planung der betrieblichen Ressourcen und Prozesse werden heute sogenannte ERP-Systeme eingesetzt. Enterprise Ressource Planning beschreibt die zentrale Stellung der betrieblichen Anwendungs- software in vielen Unternehmen. Hauptbereiche einer ERP-Lösung sind: Beschaffung Vertrieb Lagerwirtschaft Rechnungswesen Produktion Darüber hinaus werden zunehmend auch Software- Module für die Bereiche Projekt- und Dokumentenma- nagement sowie Customer Relationship Management verwendet. Besonders CRM ist in vielen modernen ERP-Lösungen schon in der Standardausführung im- Gemeinsamkeiten und Unterschiede plementiert. ERP-Lösungen haben ihre Stärken in den Betrachtungen der aktuellen bzw. der vergangenen zwischen ERP- und CRM-Lösungen wirtschaftlichen Kennzahlen eines Unternehmens. So liefert das Berichtswesen eines ERP-Systems eine Analy- Viele Unternehmen stehen spätestens beim Anwach- se der erbrachten Umsätze, oder stellt einen Überblick sen ihrer Kundenbasis vor der Frage, wie die gewon- über die aktuellen Lagerbestandswerte zur Verfügung. nenen Daten ausgewertet und effektiv eingesetzt wer- Im Gegensatz dazu sind CRM-Lösungen eher aktivitäts- den können. CRM-Lösungen sollen bei der Ausrichtung getrieben sowie zukunftsorientiert ausgerichtet. Wie aller vertriebsorientierten Aktivitäten auf den Kunden lassen sich die unterschiedlichen Schwerpunkte von helfen. Doch besonders, wenn schon eine ERP-Lösung ERP- und CRM-Lösungen in einer Software vereinen? vorhanden ist, scheint die isolierte Nutzung einer CRM- Der vorliegende Abschnitt soll Hilfestellung bei der Lösung nicht zielführend zu sein. So sind z. B. Informa- Beantwortung dieser Frage geben. tionen über die fristgerechte Belieferung von Kunden, oder die Zahlungsmoral eines Kunden nicht bzw. nur unzureichend im CRM-System vorhanden. Hier ergeben sich nun zwei Strategien: entweder die vorhandene „Der Vertriebsprozess beginnt ERP-Software durch ein CRM-Modul zu erweitern oder nicht mit der Kundenanfra- der Einsatz einer zusätzlichen CRM-Software mit einer ge, sondern mit der zielge- Kopplung an einen gemeinsamen Datenbestand. richteten Erfassung aller Erstkontakte möglicher Unabhängig vom eingeschlagenen Weg werden Kunden. In diesem Sinne Adress-, Angebots- und Auftragsdaten in beiden Syste- kann das ERP- und CRM- men benötigt. Hier muss bei der Integration zuerst an- System nur gemeinsam den gesetzt werden. Unterschiede beider Systeme werden gesamten Vertriebsprozess schnell deutlich, wenn man sich die Daten genauer an- abbilden.“ sieht. So kann z. B. innerhalb eines Geschäftsprozesses der Kunde im ERP ein anderer sein, als im CRM-System. Master of Since Falk Neubert, Universität Osnabrück So steht bei einem Leasing-Fahrzeug das Unternehmen als Kunde im ERP. Der Vertrieb orientiert sich aller- dings am Fahrer des Fahrzeugs, um sein Neugeschäft
21 Abbildung 11: Informationen in den Systemen personalisiert akquirieren zu können. Das Rechnungs- Neben der Definition der Geschäftsprozesse sind wesen betrachtet den Kunden aus dem Blickwinkel Fragen zur Datenhaltung zu klären: der Finanzbuchhaltung. Der Vertrieb ist interessiert an Provisionen und stellt Interessenten und Verkaufschan- Welches System ist für die Adresspflege zuständig? cen in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Welches System ist als führendes System definiert? Welche Informationen sind für welches System Allein dieses Beispiel verdeutlicht, dass der Aufbau relevant? eines CRM-ERP-Systems ohne klare Definition der Ge- schäftsprozesse nicht funktionieren kann. Durch die Klärung dieser Fragen wird die doppelte Datenhaltung im Zusammenspiel zwischen ERP- und CRM-System vermieden. Die kontinuierliche Pflege ERP und CRM im Zusammenspiel der Daten bildet für beide Systeme eine notwendige Voraussetzung für ein erfolgreiches Zusammenspiel Ein effektives Zusammenspiel zwischen ERP- und zwischen ERP- und CRM-System. CRM-Systemen kann nur erfolgen, wenn die Geschäfts- prozesse genau definiert und aufeinander abgestimmt sind. In der Phase der Geschäftsprozess-Analyse sollte man besonders auf den Vertriebsprozess mit seinen auslösenden Faktoren achten. Viele Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass der Auslöser einer Kundenbestellung nicht die Kundenanfrage ist, son- dern oftmals ein strukturiertes Erarbeiten von Ver- Fakten kaufschancen voraussetzt. Das führende System festlegen Geschäftsprozesse schriftlich definieren Regeln für die Klassifizierung von Kunden erstellen
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