DigitalisieRUng - Beziehungs-weise digital Religionspädagogische Perspektiven im Zeitalter der Digitalisierung - Diözese Innsbruck

Die Seite wird erstellt Dirk Brüggemann
 
WEITER LESEN
DigitalisieRUng - Beziehungs-weise digital Religionspädagogische Perspektiven im Zeitalter der Digitalisierung - Diözese Innsbruck
Ausgabe 04/2020 | 32. Jahrgang, November 2020

                                     digitalisieRUng

Beziehungs-weise digital               Distance Learning in Krisenzeiten
Religionspädagogische Perspektiven     Hat es den digitalen Kompetenz-
im Zeitalter der Digitalisierung       schub gebracht?
DigitalisieRUng - Beziehungs-weise digital Religionspädagogische Perspektiven im Zeitalter der Digitalisierung - Diözese Innsbruck
INhalt
      3
           Peter Trojer
           VORWORT

           Julia Münch-Wirtz

      4    Beziehungs-weise digital

           Karl Peböck

      8    #digitalekirche und #digitalerreligionsunterricht

           Judith Klaiber
           „Hass im Netz“ –
      10   pastoraltheologisch beobachtet und reflektiert

           Blitzlichter
      12   Von jetzt auf gleich

           Johannes Maurek

      14   Distance Learning in Krisenzeiten

           David Erhart

      16   Neue Möglichkeiten durch moderne Technologien

           Dorothea Rainalter & Thomas Weber

      17   Was zählt? – Ein Rückblick

           Veronika Dibiasi

      18   Distanz überwinden – Erfahrungen in Corona-Zeiten

           Bernhard Lammer

      20   AV-Medienstelle

           Schul_Leben

      22   Was mein Schulleben bereichert

      23   Personalia und Impressum

           Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autorin / des Autors
           wieder und müssen nicht der Meinung der Herausgeber entsprechen.
           Die Nennung bei den Personalia erfolgt mit Einverständnis der Genannten.

2
DigitalisieRUng - Beziehungs-weise digital Religionspädagogische Perspektiven im Zeitalter der Digitalisierung - Diözese Innsbruck
Verehrte Kolleginnen                                                                              Dr. Peter Trojer,
                                                                                                  Rektor der Kirchlichen Pädagogischen
und Kollegen!                                                                                     Hochschule Edith Stein

Der im deutschen Sprachraum sehr bekannte          Für den Religionsunterricht bedeuten die
Zukunfts- und Trendforscher Matthias Horx          aktuellen Rahmenbedingungen Einschrän-
vertritt bereits seit Jahren die Meinung, dass     kungen und auch Chancen. Davon wird
die Digitalisierung ihren Zenit bereits über-      in dieser Ausgabe des ÖKUM berichtet. In
schritten habe. Als Belege dafür nennt er          diesen Zeiten sind Online-Medien für die
rückläufige User-Zahlen der großen Social-         Kommunikation besonders wertvoll und
Media-Plattformen und Ratgeber zum Internet-       hilfreich. Religionspädagog*innen berichten,
entzug, die sich zu Bestsellern entwickeln. Da-    dass es einigen Schüler*innen über diese
mit setzt er wohl bewusst einen Kontrapunkt        Medien leichter fällt, sich bei Themen des
zur allgemeinen Wahrnehmung und stellt             Unterrichts einzubringen und in die Tiefe
sich damit der Diskussion mit Expert*innen,        zu gehen. So konnten sie ihre Schüler*innen
die eine immer noch zunehmende Digitalisie-        von einer neuen Seite kennenlernen und die
rung aller unserer Lebensbereiche feststellen.     pädagogische Beziehung vertiefen. Trotz-
Diese Expert*innen weisen auch darauf hin,         dem wird diese Art der Kommunikation die
dass der Bildungsbereich mit dieser Entwick-       unmittelbare Begegnung und den direkten
lung nicht Schritt halten könne. Dort sei noch     Austausch auf Dauer nicht ersetzen können.
sehr viel zu tun, um effektiv auf diese Ent-
wicklungen reagieren zu können.                    Man muss auch darauf achten, dass man im
                                                   Modus des Krisenmanagements, der not-
Was Bildung im Zeitalter der Digitalisierung       wendige Anpassungen des Religionsunter-
leisten soll, ist detailliert im Nationalen Bil-   richts an die gegenwärtige Situation ver-
dungsbericht 2018 nachzulesen. Die Darstel-        langt, wichtige Ziele der Religionspädagogik
lung der vielfältigen Aspekte der Digitalen        in Bezug auf Digitalisierung nicht aus dem
Bildung wird ergänzt durch eine Analyse            Auge verliert.
des Ist-Standes und durch Empfehlungen,
wie formulierte Ziele strategisch umgesetzt        So verlangen Themen der Medienpädagogik,
werden können. „Digitalisierungs-Offensive“        wie sie bereits Inhalt des ÖKUM 2/2018
und „Masterplan Digitalisierung“ sind be-          waren, und die Erweiterung methodischer
reits Programme, die diesen Empfehlungen           Möglichkeiten im Religionsunterricht durch
folgen. An diesen Vorhaben hat sich auch           die Aneignung von Medien- und Digital-
durch Corona grundsätzlich nichts geändert.        kompetenz weiterhin unsere Aufmerksam-
                                                   keit. Die Beiträge der Autor*innen dieses
Man liest und hört, Corona wirke wie ein           Hefts geben dazu Impulse.
Brennglas, durch das Fehlendes, Notwendiges
und Überflüssiges mit besonderer Deutlich-
keit sichtbar wird. Das gilt auch für die Di-
                                                   Mit besten Wünschen
gitale Bildung und damit sowohl für die De-
fizite im Bereich der digitalen Infrastruktur
und der digitalen Kompetenzen, aber auch
für die engagierten Aktivitäten zur Behe-          Peter Trojer
bung dieser Mängel, die der Digitalisierungs-
offensive eine besondere Schubkraft verlie-
hen haben.

                                                                                                                                    3
DigitalisieRUng - Beziehungs-weise digital Religionspädagogische Perspektiven im Zeitalter der Digitalisierung - Diözese Innsbruck
Dr. Julia Münch-Wirtz
     Wissenschaftliche Mitarbeiterin
    Katholisch-Theologische Fakultät
       Abteilung Religionspädagogik,
                Universität Tübingen

                                       Beziehungs-weise
                                                  digital
                                       Religionspädagogische Perspektiven
                                              im Zeitalter der Digitalisierung

                                       „Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Wenn        Unsere Lebenswirklichkeit hat sich unbe-
                                       wir aufhören, uns zu begegnen, ist es, als hör-   stritten durch die Digitalisierung in zahl-
Alles wirkliche Leben                  ten wir auf zu atmen.“1 Diese von dem öster-      reichen Lebensbereichen stark verändert:
       ist Begegnung.                  reichisch-israelischen Religionsphilosophen       Kommunikation im privaten und beruf-
 Wenn wir aufhören,                    Martin Buber stammende Aussage wirkt in           lichen Kontext und zwischenmenschliche
    uns zu begegnen,                   einer digitalen Welt, in der Begegnungen –        Begegnungen weit über den analogen Raum
 ist es, als hörten wir                durch die Coronapandemie noch verschärft          hinaus sind nur zwei Schlaglichter. Aber ge-
         auf zu atmen.                 – häufig nicht mehr analog stattfinden, wie       rade die Begegnungen, die Austausch und
                                       aus der Zeit gefallen: Wirkliches Leben ge-       Beziehung zu anderen Menschen und auch
                                       schehe in Begegnung, die – so Bubers Erfah-       zu Gott schaffen können, sind der Dreh-
                                       rungshorizont – von Angesicht zu Angesicht        und Angelpunkt im religiösen Lernen, das in
                                       stattfinde. Eher scheint diese Aussage für eine   der Religionspädagogik als ein Beziehungs-
                                       weit zurückreichende, längst vergangene,          geschehen verstanden wird. Denn religiöses
                                       analoge Zeit zu gelten, in der Menschen           Lernen hat wenig mit Auswendiglernen, blo-
                                       keine Kurznachrichten, sondern hand-              ßem Anhäufen von Kompetenzen und Re-
                                       schriftlich Briefe verfassten, nicht Online-      produktion von Wissen zu tun, vielmehr steht
                                       Banking nutzten, sondern Überweisungen            ein Sich-in-Beziehung-Setzen und -Denken
                                       am Bankschalter tätigten, Wissensfragen           im Mittelpunkt. Denn die Beziehung zwi-
                                       nicht bei Wikipedia, sondern im Brockhaus         schen Gott und den Menschen ist von An-
                                       nachschlugen, keine Musik streamten, son-         beginn eine Beziehungsgeschichte. Ein an-
                                       dern Kassetten oder Schallplatten hörten…         thropologisch-theologischer Blick in das

4
DigitalisieRUng - Beziehungs-weise digital Religionspädagogische Perspektiven im Zeitalter der Digitalisierung - Diözese Innsbruck
Alte Testament zeigt,2 dass bereits bei der     dass die Anerkennung des Menschen frei
Schöpfung des Menschen eine Ursprungs-          von jedem Ansehen der Person im Mittel-
                                                                                                Gerade im Kontext
beziehung zwischen dem sprechenden              punkt steht und jeder Mensch als Geschöpf
Schöpfergott und dem angesprochenen             Gottes gerechtfertigt ist – unabhängig seiner   religiösen Lernens
Menschen, der gottebenbildlich ist, besteht.    Leistung: In Christus Jesus (Gal 3,28) sind     stehen das gelingende
Der Mensch ist das Repräsentationsbild          alle gleichwertig. Auf diese Weise ist die      Menschsein und das
Gottes, das als freies und verantwortliches     Gott-Mensch-Beziehung als unzerstörbare         in Beziehung-Sein
Wesen die Gestaltung der Schöpfung zur          Beziehung durch den Sieg über den Tod           der Schüler*innen
Aufgabe hat.3 Selbst die Sünde, die wie ein     und die Beziehungslosigkeit eine bleibende.     im Mittelpunkt.
Beziehungsabbruch wirkt, ist nicht als end-     Darüber hinaus steht der Mensch immer
gültige Beziehungslosigkeit zu verstehen.       in einer ganzheitlichen Beziehung zu sich
Stattdessen ermöglichen Vergebung und           selbst, zu seiner Mitwelt und seinem Denken.
Erlösung, die sich in der Sorge Gottes für      Anders ausgedrückt lebt der Mensch nicht
die Menschen zeigt (u.a. Gen 3,21.22), dass     nur in Beziehungen, sondern ist Beziehung.
neugeschenkte Beziehungen möglich sind
(u.a. Mt 9,13). Jesus zeigt in seinem Handeln
in den neutestamentlichen Erzählungen,
                                                Ausgehend von diesen alt- und neutesta-
                                                mentlichen Erkenntnissen zum Beziehungs-
                                                geschehen lohnt sich ein Blick in die Reli-     o
                                                                                                                  5
DigitalisieRUng - Beziehungs-weise digital Religionspädagogische Perspektiven im Zeitalter der Digitalisierung - Diözese Innsbruck
gionspädagogik, in der die Lehrperson, die         nikationsnetz Verbindungslinien zwischen
                            „religiöse Lehr-Lernprozesse initiiert“ und        Menschen schaffen kann, um miteinander in
      In einer digitalen    die „die lernenden Subjekte in ihren Bezie-        Kontakt zu treten bzw. zu bleiben und Men-
       Welt haben sich      hungen wahrnehmen“4 muss, in einem Be-             schen einander näher zu bringen. Gerade
      neue Formen der       ziehungsgeflecht agiert. Gerade im Kontext         Schüler*innen gestalten ihre sozialen Bezie-
       Kommunikation        religiösen Lernens stehen das gelingende           hungen, die für sie einen wichtigen Stellen-
            entwickelt.     Menschsein und das in Beziehung-Sein der           wert einnehmen, digital und arbeiten z.B.
                            Schüler*innen im Mittelpunkt. Der Soziologe        über soziale Netzwerke an ihrer (digitalen)
                            Hartmut Rosa formuliert die Bedeutung der          Identität. Zugleich beinhalten Beziehungen
                            Beziehung in Bezug auf seinen Bildungsbe-          im digitalen Raum aber auch „wachsende
                            griff wie folgt: „Bildung bedeutet nicht die       Elemente der Selbst-Darstellung und Insze-
                            Welt zu beherrschen, sondern die Beziehung         nierung“11. Lohnend wäre es aus meiner
                            zur Welt zu verändern.“5 Ein exemplarischer        Sicht auch zu betrachten, wie Menschen sich
                            Blick in den Bildungsplan des Bundeslan-           und einander unter den veränderten Bedin-
                            des Baden-Württemberg für das Fach Reli-           gungen wahrnehmen, verstehen und mit-
                            gion kann darüber Aufschluss geben, dass           einander in Beziehung treten. Ohne Zweifel
                            Rosas Aussage auch für religiöses Lernen           können Erfahrungen, Erlebnisse, Gespräche
                            seine Gültigkeit hat. Weltbegegnung, um            und Emotionen auch im digitalen Bereich
                            Wirklichkeit zu verstehen, wird im Bildungs-       als „echt“ beschrieben und erlebt werden.
                            plan multiperspektivisch (mathematisch-na-         Obgleich das „Digitale“ somit „reiche hu-
                            turwissenschaftlich, sprachlich-ästhetisch, ge-    mane Potentiale“12 birgt, kann es nicht alles
                            sellschaftlich-politisch und philosophisch-        abbilden. Es steht außer Frage, dass „die für
                            theologisch) und als Beziehungsgeschehen           die Menschen erfahrbare Realität nicht zur
                            aufgefasst, das zu einem ganzheitlichen Ver-       Gänze“13 digital abgebildet werden kann.
                            ständnis von Wirklichkeit führt.6 Im Mittel-       Auf meine Frage an meine Seminarteilneh-
                            punkt des Religionsunterrichts steht dabei         mer*innen an der Universität, wie sie das
                            der Mensch, dessen Leben in Beziehung              – coronabedingt – digitale Semester erlebt
                            gelingen soll.7 So reflektieren die Schüler*in-    haben, sprachen einige davon, dass sie die
                            nen in Klasse 5 Fragen, „die sich im Blick         direkte, persönliche Begegnung vermiss-
Obgleich das „Digitale“
                            auf das eigene Leben und das Zusammen-             ten, das Diskutieren mit Dozierenden und
„reiche humane Poten-
                            leben mit anderen stellen“8 (z.B. Umgang           Kommiliton*innen und das ungezwungene
    tiale“ birgt, kann es   mit der Schöpfung und den Mitmenschen).            Zusammensitzen nach Lehrveranstaltungen.
    nicht alles abbilden.   Gerade die Gottebenbildlichkeit des Men-           Woran liegt es, dass die digitale Form in die-
                            schen in seiner Verwiesenheit auf Gott, „die       sem Beispiel als defizitär wahrgenommen
                            menschliche Freiheit in Verantwortung für          wird? Ermöglicht das direkte, analoge Zu-
                            sich selbst und andere, kann als kritisches        sammentreffen persönlichere Gesprächsan-
                            Korrektiv und Orientierung zugleich in den         lässe und eine qualitativ andere Nähe zum
                            Bildungs- und Digitalisierungsprozessen            Mitmenschen? Wird mit der face-to-face-
                            dienen“9 und beziehungsorientiert durch-           Begegnung eine andere Qualität der Be-
                            buchstabiert werden.                               ziehungsgestaltung ermöglicht? Zeigen die
                                                                               Gesichtszüge eines Menschen im direkten
                            In einer digitalen Welt, in der sich die Kultur-   Zusammentreffen deutlicher, was das Ge-
                            und Kommunikationstechniken verändern,             genüber in seinem Innersten bewegt? Digi-
                            haben sich neue Formen der Kommunika-              tale Begegnungen können mitunter flacher
                            tion entwickelt10, die auch auf das Lernen         als im direkten zwischenmenschlichen Zu-
                            in Beziehung(en) einwirken. Ein genauerer          einander erfahren werden, „in dem die Per-
                            Blick scheint hier lohnend: Der zweite Be-         son des Anderen mit ihrer ganzen Wirk-
                            standteil des Wortes Internet („Netz“) zeigt       lichkeit und Sinnlichkeit entgegentritt.“14
                            bildhaft, dass Digitalisierung als Kommu-          Obgleich der digitale Austausch häufig

  6
DigitalisieRUng - Beziehungs-weise digital Religionspädagogische Perspektiven im Zeitalter der Digitalisierung - Diözese Innsbruck
nicht nur bei Schüler*innen als Dauerkom-                                   logischen Anthropologie formulierten Eck-
   munikation und als ständig in-Kontakt-sein                                  punkte Gültigkeit haben: Bewahrung der
   erscheint, können Menschen selbst isoliert                                  von Gott gegebenen Freiheit – Achtung des                                        Sowohl analoge
   sein, sich sozial einsam fühlen und zu „So-                                 Anderen – Verantwortung füreinander. Dies                                        als auch digitale
   zialeremiten“15 werden. Sowohl analoge                                      im Religionsunterricht zu thematisieren, for-                                    Begegnungen kön-
   als auch digitale Begegnungen können als                                    dert die Schüler*innen auf, analoge und di-                                      nen als dicht, flüchtig
   dicht, flüchtig oder fragil empfunden wer-                                  gitale Beziehungen kritisch zu reflektieren,                                     oder fragil empfunden
   den und Beziehungen stiften, aus denen                                      in personale Beziehungen zu investieren                                          werden und Be-
   Verbindlichkeit und Verantwortung entste-                                   und den zwischenmenschlichen Charakter                                           ziehungen stiften.
   hen können. Entscheidend ist, dass auch                                     unseres Menschseins zu bekräftigen.
   unter digitalen Vorzeichen die aus der theo-

1 Buber, Martin (51984), Das Dialogische Prinzip. Ich und Du,      6 Ministerium für Kultur, Jugend und Sport (Hrsg.), Bildungs-    11 Pirker, Viera (2020), Menschsein im Zeitalter der Digitalität.
  Heidelberg, S. 15.                                                  plan des Gymnasiums 2016. Katholische Religionslehre, S. 5.      Perspektiven für religiöse Bildung im zweiten Jahrzehnt des
2 Erwin Dirscherl entwirft eine theologische Anthropolo-              http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2016BW/                21. Jahrhunderts, in: Notizblock 67, S. 8.
  gie, die er konsequent als Beziehungsgeschehen denkt:               ALLG/GYM/RRK                                                  12 Filipović, Alexander (2015), Die Datafitierung der Welt. Eine
  Dirscherl, Erwin (2006), Grundriss Theologischer Anthro-         7 Ministerium für Kultur, Jugend und Sport (Hrsg.), Bildung-        ethische Vermessung des digitalen Wandels, in: Communi-
  pologie. Die Entschiedenheit des Menschen angesichts des            splan des Gymnasiums 2016. Katholische Religionslehre, S.        catio Socialis 48/1, S. 6.
  Anderen, Regensburg.                                                6. http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2016BW/          13 Pirker, Viera (2020), Menschsein im Zeitalter der Digitalität.
3 In diesem Kontext ist die Übersetzung des hebräischen               ALLG/GYM/RRK                                                     Perspektiven für religiöse Bildung im zweiten Jahrzehnt des
  Wortes RDH, das gewöhnlich mit „herrschen“ übersetzt             8 Ministerium für Kultur, Jugend und Sport (Hrsg.), Bildung-        21. Jahrhunderts, in: Notizblock 67, S. 5.
  wird, aber keine willkürliche und gewalttätige Konnotation          splan des Gymnasiums 2016. Katholische Religionslehre,        14 Pirker, Viera (2020), Menschsein im Zeitalter der Digitalität.
  besitzt, zu nennen. Vgl. z.B. Liwak, Rüdiger, Art. Herrschaft,      S. 14. http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP-               Perspektiven für religiöse Bildung im zweiten Jahrzehnt des
  in: Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (www.            2016BW/ALLG/GYM/RRK                                              21. Jahrhunderts, in: Notizblock 67, S. 8.
  wibilex.de), 2011.                                               9 Gäfgen-Track, Kerstin (1/2019), Digitalisierung als ethische   15 Botschaft von Papst Franziskus zum 53. Welttag der
4 Boschki, Reinhold (2017), Einführung in die Religionspäda-          Herausforderung, in: Loccumer Pelikan.                           sozialen Kommunikationsmittel: http://www.vatican.va/
  gogik, S. 114.                                                   10 Vgl. Palkowitsch-Kühl, Jens (1/2019), Digitalisierung als        content/francesco/de/messages/communications/docu-
5 Rosa, Hartmut / Endres, Wolfgang (2016), Resonanzpäda-              Herausforderung für Unterrichtsprozesse religiöser Bildung,      ments/papa-francesco_20190124_messaggio-comunicazi-
  gogik, S. 44.                                                       in: Loccumer Pelikan.                                            oni-sociali.html

                                                                                                                                                                                                        7
DigitalisieRUng - Beziehungs-weise digital Religionspädagogische Perspektiven im Zeitalter der Digitalisierung - Diözese Innsbruck
#DIGITALEKIRCHE
                                                     #DIGITALERRELIGIONS-
                                                                                                                  &
           Prof. Dr. Karl Peböck, MA,

                                                      UNTERRICHT
      Lehrer und Leiter des Zentrums
    für Medien an der Pädagogischen
              Hochschule Vorarlberg

                                        Wie die Digitalisierung kirchliche Strukturen und religiöse Bildung verändert

                                        Nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pande-      dienen ebenso auch der Ausbreitung und
                                        mie und der damit verbundenen Einschrän-        Festigung des Gottesreiches“.
       Der Kirche ist                   kungen steht die Kirche vor der Aufgabe, das
  wohlbekannt, dass                     Internet für die Pastoral zu nutzen und sich    Im schulischen Kontext der Religionspäda-
die sozialen Kommu-                     im Netz zu präsentieren. Interessanterweise     gogik hat sich die Haltung zum Einsatz di-
  nikationsmittel bei                   sind das Computerwesen allgemein und das        gitaler Medien in den letzten Jahrzehnten
  rechtem Gebrauch                      Internet konkret die ersten modernen Medi-      verändert. Während früher diese Medien
den Menschen wirk-                      en, denen die Kirche nicht mit prinzipieller    als ein „Ort des Lernens aus zweiter Hand“
   same Hilfe bieten.                   Skepsis oder völliger Ablehnung begegnet        (Mendl, 2001, S. 6) bezeichnet wurden, darf
                                        ist (Mendl, 2001, S. 4). In „Inter mirifica“,   man inzwischen davon ausgehen, dass die
                                        dem Dekret über die sozialen Kommuni-           digitalen Medien in einer mediatisierten Welt
                                        kationsmittel des II. Vatikanischen Konzils,    längst zur Primärwelt geworden sind. Die Re-
                                        betonen die Konzilsväter bereits 1963, „dass    ligionspädagogik muss fachwissenschaftlich
                                        der Kirche wohlbekannt (ist), dass die sozia-   und fachdidaktisch ernst nehmen, wie sehr
                                        len Kommunikationsmittel bei rechtem Ge-        Fragen des Lebens, des Glaubens und die Re-
                                        brauch den Menschen wirksame Hilfe bie-         ligionen selbst medial wahrgenommen und
                                        ten, denn sie leisten einen wichtigen Beitrag   kommuniziert werden (Nord, 2017, S. 26).
                                        zur Erholung und Bildung des Geistes; sie

8
DigitalisieRUng - Beziehungs-weise digital Religionspädagogische Perspektiven im Zeitalter der Digitalisierung - Diözese Innsbruck
Für religiöse Bildungsprozesse gilt vielleicht   munikationswandel religiöse Erfahrungen
noch stärker als für andere Bildungsprozesse:    verändern. Sie muss sich der Herausforderung
                                                                                                                      Identität wird
Die Person der Lehrerin bzw. des Lehrers         stellen, verschiedene Medienformate (analoge
                                                                                                                      ständig neu
ist nach wie vor von entscheidender Be-          und digitale) zu vernetzen und adäquate Me-
deutung. Allerdings funktioniert Identitäts-     dien für unterschiedliche Themen und Lern-
                                                                                                                      konstruiert und
konstruktion im 21. Jahrhundert granular         prozesse zu finden (Nord, 2017, S. 32–33).                           täglich in den
und fragil. Wir kennen keine fertigen Iden-                                                                           Sozialen Medien
titätspakete mehr wie früher. Identität wird     Allerdings ist die digitale Transformation                           über Likes evaluiert.
ständig neu konstruiert und täglich in den       nicht nur eine Aufgabe und Chance für den
Sozialen Medien über Likes evaluiert.            Religionsunterricht, sondern umgekehrt der
                                                 Religionsunterricht ebenso eine Chance für
Die Religionspädagogik ist ein Player unter      die mediatisierte Gesellschaft. Besonders
vielen in diesem System (Pirker, 2015, S. 41).   durch die digitale Transformation sind ethi-
Umgekehrt entdeckt man neben metapho-            sches Bewusstsein, Kulturkompetenz, emo-
rischer Andeutung der Gottesfrage auch auf       tionale Achtsamkeit und die Fähigkeit, sich                          Allerdings ist die
der Social-Media-Plattform Instagram Bei-        in andere Personen hineinzudenken, als für                           digitale Transformation
spiele von religiöser Verkündigung, Video-       Schule und Bildung besonders bedeutsame
                                                                                                                      nicht nur eine Aufgabe
katechesen und symboldidaktischen Lern-          Kompetenzen gefordert (Kereluik et al., 2013).
                                                                                                                      und Chance für den
anlässen. Unter Berücksichtigung des Be-         Dabei handelt es sich um Kompetenzen, die
dürfnisses nach Komplexitätsreduktion und        im Religionsunterricht von Bedeutung sind.
                                                                                                                      Religionsunterricht,
Abstraktion auf der Plattform können der-        Diesem ist damit ein besonderer Bedarf von                           sondern umgekehrt
artige Beiträge aber „Quelle für Neuansätze      religiösen Kompetenzen für die Skills des                            der Religionsunterricht
in Praktischer Theologie und Religionspäd-       21. Jahrhunderts sicher (Palkowitsch-Kühl, 2018).                    ebenso eine Chance
agogik für eine innovative, zielgruppenori-                                                                           für die mediatisierte
entierte katechetische und pastorale Praxis                                                                           Gesellschaft.
werden“ (Pirker, 2019, S. 143).

Es macht das Wesen von Religion aus, dass        Literatur:
sie sich in Kommunikationsprozessen mani-        Kereluik, K., Mishra, P., Fahnoe, C., & Terry, L. (2013). What
festiert. Andererseits ist deutlich, dass sich   Knowledge Is Of Most Worth: Teacher Knowledge for 21st
                                                 Century Learning. Journal of Digital Learning in Teacher Educa-
Kommunikation durch die digitalen Formate        tion, 29/2013, S. 127–140.
stark verändert hat. Die Religionspädagogik      Mendl, H. (2001). Im virtuellen Areopag der neuen Zeit. Religions-
muss sich daher die Frage stellen, wie Religi-   pädagogische Postulate zum Erwerb von Medienkompetenz im
                                                 Religionsunterricht. Prisma. Informationen 12, Schulreferat/Re-
on und religiöse Themenstellungen im Kon-
                                                 ligionspädagogisches Seminar Passau, 2/2001, S. 3–15.
text digitaler Kommunikationsformate zu-
                                                 Nord, I. (2017). Religionspädagogik in einer mediatisierten Welt:
sammenspielen (Palkowitsch-Kühl, 2018, S. 8).    Einige grundlegende Überlegungen aus deutscher Perspektive.
Spiess bezeichnet das Internet bezugneh-         In I. Nord & H. Zipernovszky (Hrsg.), Religionspädagogik in einer
                                                 mediatisierten Welt (S. 26–39). Kohlhammer.
mend auf die Fülle der zu entdeckenden
religiösen Inhalte und der im Unterricht         Palkowitsch-Kühl, J. (2018). Digitales Lernen im Religions- und
                                                 ERG-Unterricht. https://www.ethik-religionen-gemeinschaft.ch/
verwendbaren Werkzeuge gar als Religions-        nord-palkowitsch-kuehl-digitales-lernen/
buch (Spiess, 2018, S. 28). Das darf nicht       Pirker, V. (2015). Identität. In W. Simon, B. Porzelt, & A. Schim-
im traditionellen Sinn verstanden werden; er     mel (Hrsg.), Strukturbegriffe der Religionspädagogik: Festgabe
                                                 für Werner Simon zum 65. Geburtstag und anlässlich seiner
macht aber auf das Internet als Ressource        Pensionierung (S. 38–43). Julius Klinkhardt.
für den Religionsunterricht aufmerksam.
                                                 Pirker, V. (2019). „Du sollst dir kein Bildnis machen“ — Die
                                                 Gottesfrage in Social Media. In M. Schambeck & W. Verburg
Wenn die Religionspädagogik für sich in An-      (Hrsg.), Roadtrips zur Gottesfrage: Wenn es im Religionsunter-
                                                 richt um Gott geht (S. 131–146). DKV.
spruch nimmt, das Leben der Schüler*innen
                                                 Spiess, M. (2018). Das Internet als Religionsbuch. Padlet.
im Fokus zu haben, muss sie von einem wei-       https://padlet.com/dr_mspiess/Internet_Religionsbuch.
ten Medienverständnis ausgehen, da die ein-
zelnen Formate – wie Unterhaltung, Social
                                                 Nachlese:
Media, Technik im Alltag, Konsum – zuneh-
mend vernetzt werden (Nord, 2017, S. 30).        www.kph-es.at/kph-edith-stein/aktuelles/artikel/online-nach-
                                                 lese-zum-herbstsymposium
Für die Religionspädagogik ist es wichtig zu
erkennen, ob und wie sich in diesem Kom-

                                                                                                                                          9
DigitalisieRUng - Beziehungs-weise digital Religionspädagogische Perspektiven im Zeitalter der Digitalisierung - Diözese Innsbruck
HASS
                                                                   im Netz
                                                            Pastoraltheologisch
                                                      beobachtet und reflektiert
         Ass.-Prof. Dr. Judith Klaiber,
        Institut für Pastoraltheologie
                     der Katholischen
               Privat-Universität Linz

                                          „Hassrede“ (so z.B. Straftatbestände wie Volks-   nale Elemente von #HateSpeech können u.a.
                                          verhetzung oder Verleumdung) hat durch            Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Anti-
  Was braucht es tech-
                                          die Dynamisierungs- und Entgrenzungspro-          semitismus, Sexismus, Homo- und Trans-
     nisch, kulturell und                 zesse des Internets eine neue Dimension           phobie, Ableismus (Diskriminierung aufgrund
  bildungspolitisch, um                   erreicht. Bemerkenswerterweise wurde #Hate-       einer Beeinträchtigung), Klassismus (Diskri-
das Gute aus den Men-                     speech1 katholischerseits medial zum Thema        minierung aufgrund sozialer Herkunft) und
 schen herauszuholen,                     gemacht, als ein kirchlicher Amtsträger das       Lookismus (Diskriminierung aufgrund des
     und eben nicht das                   aktiv aufgegriffen hat.2 Dieses Phänomen          Aussehens) sein.
  Schlechte, sodass ein                   ist allerdings nicht neu oder erst jetzt greif-
 Zusammenhalt in Dif-                     bar geworden. Vielmehr machen seit Jahren         2. Typologie problematischer
     ferenz möglich ist?                  marginalisierte Personen und diskriminier-           Internetnutzer*innen
                                          te Gruppen breit darauf aufmerksam. Hier          Die systematische Darstellung problemati-
                                          kann nur ansatzweise3 aufgezeigt werden,          scher Internetnutzer*innen von Ingrid Brod-
                                          wie HateSpeech erkannt werden kann (1),           nig5 hilft dem Erkennen, der Einordnung
                                          welche Typen problematischer Internetnut-         und Entlarvung von #HateSpeech. Deutlich
                                          zer vorhanden (2) und welche Strategien           wird allerdings, dass Hass als Instrument
                                          möglich sind (3).                                 eingesetzt wird, um Empathiefähigkeit zu
                                                                                            desavouieren.
                                          1. Erkennen von HateSpeech
                                          Hassrede im Internet ist ein komplexes Zu-        0 Trolle: Sie lachen darüber, wie un-
                                          sammenspiel technischer Fundamente und              lustig andere Menschen etwas finden,
                                          von politischem Design von Plattformen (Al-         ergötzen sich am Leid von Anderen
                                          gorithmen und deren Auswahl- und Verstär-           und fühlen sich intellektuell überlegen,
                                          kungsmechanismen), vorhandener Rechts-              wenn sie Menschen zur Rage oder Ver-
                                          ordnungen, individueller Medienkompetenz            zweiflung treiben. Brodnig bezeichnet
                                          (z.B. Quellenkritik) und von gesellschaftli-        sie als „Hacker unserer Gefühle“. Sie tun
                                          chem Kulturwandel (Backlash).4 Intersektio-         das, weil sie sich amüsieren, Freude an

  10
Kann ich die radikale
Freiheit des Anderen
wirklich anerkennen
       und würdigen?
 Habe ich Vertrauen
   in die Perspektive
    und den Glauben
   der/des Anderen?

     der Provokation haben. Tendenziell ge-       persönlichen Ebene die Möglichkeit, Stel-
     hören sie in ihrem Persönlichkeitsmus-       lung gegen Hass im Netz zu beziehen – wie
                                                                                                                                 Es braucht eine
     ter eher der sog. „dunklen Tetrade“ an       zum Beispiel durch das Moderieren, Lö-
     (Sadismus, Narzissmus, Psychopathie,         schen oder Blocken auf den eigenen Seiten.
                                                                                                                                 systematische For-
     Machiavellismus).                            Was Betroffene von Hass im Netz oftmals                                        schung, wie sich
                                                  als hilfreich empfinden, sind das öffentliche                                  katholisch/religiös
  0 Glaubenskrieger: Das Ziel dieser In-          Bekunden von Solidarität bzw. das direkte                                      formatierter Hass
    ternetnutzer ist der Gewinn der Deu-          Nachfragen, was sie in dieser Situation brau-                                  im Netz äußert und
    tungshoheit einer Debatte mit hasser-         chen, und die Begleitung.                                                      darstellt. Auch die
    füllter und brutaler Rhetorik. Sie sind                                                                                      Finanzströme für
    restlos überzeugt von einer Idee, dulden      Das Projekt »Netzteufel« wirft eine wichtige                                   katholische Medien
    keinen Widerspruch, sind aggressiv und        Strategie auf, die gesamtgesellschaftlich – und                                im Netz müssen
    herabwürdigend gegen alle, die eine           nicht nur reduziert auf digitalisierte Räume –                                 aufgedeckt werden.
    andere Sichtweise einnehmen.                  absolut nötig und darin auch not-wendend
                                                  ist: Die Etablierung einer positiven Hoff-
                                                  nungs- und Zukunftserzählung, bei der alle
  Für unseren Kontext sind religiös forma-        Menschen aufgerufen sind, mit ihren Talen-
  tierte, problematische Internetnutzer, deren    ten dazu beizutragen, dass es besser wird.
  Typologisierung noch deutlicher konturiert      Letztlich die Frage: Was braucht es, um das
  gehört, relevant. Sie agieren häufig gegen      Gute aus den Menschen herauszuholen?
  Ökumene, „Gender-Mainstreaming“, Homo-
  und Transsexualität, sehen eine wachsende
  Gefahr für Gottes Ordnung und sprechen
                                                   1 Definitionsvorschlag: „(...) der Begriff ‘Hate       4 Das Standardwerk zum Thema: I. Brodnig, Hass im
  oftmals dem Gegenüber das jeweilige kon-           Speech’ umfasst nach diesem Verständnis jegliche       Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen
                                                     Ausdrucksformen, welche Rassenhass, Fremden-           tun können. Wien, 2016.
  fessionelle Bekenntnis ab.6 Diese fundamen-        feindlichkeit, Antisemitismus oder andere Formen     5 Vgl. https://www.netzteufel.eaberlin.de,
  talistischen Internetnutzer übernehmen ten-        von Hass, die auf Intoleranz gründen, propagieren,     (Stand: 27.09.2020).
                                                     dazu anstiften, sie fördern oder rechtfertigen,      6 Vgl. S. Höllinger, Öffentlichkeiten als menschlicher
  denziell rechtspopulistische Sprache sowie         unter anderem Intoleranz, die sich in Form eines       Ausdruck. Ein Plädoyer gegen den Medienpessi-
                                                     aggressiven Nationalismus und Ethnozentris-            mismus, in: R. Drüeke/F. Gmainer-Pranzl, (Hg.),
  Positionen und legitimieren diese religiös         mus, einer Diskriminierung und Feindseligkeit          Kommunikation und Medien zwischen Kulturin-
  mit einem Rückgriff auf traditionalistische        gegenüber Minderheiten und Menschen mit                dustrie, Lebenswelt und Politik (= Salzburger
                                                     Migrationshintergrund ausdrückt.” (Europarat,          Interdisziplinäre Diskurse). Im Erscheinen.
  Offenbarungsverständnisse.                         Ministerkomitee, Empfehlung Nr. (97) 20),            7 Online z.B. hier https://zara.or.at/de/beratung
                                                     vgl.: www.egmr.org/minkom/ch/rec1997-20.pdf)           oder https://www.oesterreich.gv.at/themen/

  3. Ansatzpunkte und Strategien                   2 Der Passauer Bischof Oster hat abwertende Kom-
                                                     mentare auf seiner Facebook-Seite klar verurteilt
                                                     und damit eine umfassendere Berichterstattung
                                                                                                            bildung_und_neue_medien/internet_und_
                                                                                                            handy___sicher_durch_die_digitale_welt/3/3/
                                                                                                            Seite.1720230.html, (Stand: 22.09.2020).
  Auf der Bildungs- bzw. Präventionsebene            ausgelöst, u.a. ein Interview mit dem Medieneth-     8 Siehe auch die Verschärfung der österreichischen
  können Reflexionsräume geschaffen werden,          iker A. Filipovic auf katholisch.de. Hier könnte       Gesetzgebung, u.a. hier: https://www.derstandard.
                                                     kritisch gefragt werden, ob Hasskommentare,            at/story/2000119768367/gesetzespaket-gegen-
  die Menschen in ihrer Qualität als sprachbe-       die in der Regel „nicht-diskriminierte Personen“       hass-im-netz-praesentiert-vor-allem-frauen-
                                                     ereilen eine stärkere Beachtung und Relevanz           werden, (Stand: 27.09.2020).
  gabtes Wesen fördern und reflexiv-kritische        erhalten, weil dies gesellschaftlich als „nicht
  Kompetenzen stärken.7 Neben diversen Be-           normal“ gilt.
                                                   3 Ein ausführlicher Artikel ist bereits in Planung;    Nachlese:
  ratungsstellen8, der strafrechtlichen Anzeige      vorab kann aber eine PPP zur Verfügung gestellt
                                                     werden. Vgl. https://www.bpb.de/lernen/digi-         www.kph-es.at/kph-edith-stein/aktuelles/ar-
  und Verfolgung9, plattform-internen Melde-                                                              tikel/online-nachlese-zum-herbstsymposium
                                                     tale-bildung/medienpaedagogik/231236/hate-
  systemen von Hass im Netz, bleibt auf der          speech, (Stand: 27.09.2020).

                                                                                                                                                                   11
Von jetzt
                                     Klaus Heidegger,
                                     Religionslehrer am
                                     PORG Volders

   Kein Religionslockdo
                             wn                                                                            Mayer,
                                                                                                 Christian
                                                                                                         LW Landeck
                                                                                                 HAK/H
   13 Wochen Schulschlie
                             ßung. Geschlossen wa
   nicht der digitale Relig                         r
                            ionsunterricht. Zu Begin
  jeder Woche gab es ein                              n
                             en Arbeitsauftrag, der
  bis zum Ende einer Wo
                             che zu erledigen und als
                                                                                                                na-Krise
  E-Mail zu schicken wa
                          r. Die Materialien wurde                                   n in d        er Coro
  auf einer Website zur Ve                           n                   n terrichte
                              rfügung gestellt.             Online-U                                                          Schulen
                                                                                                      r a  n  unseren
                                                                               -Unterric
                                                                                             ht   w a                           hr gut
  Unter den 200 Schüler*in                                     r O   n  li n e                        A K   L a n  deck) se
                             nen waren es weniger           De
                                                                                 und Med
                                                                                                ia-H                             ßigen
  10 Prozent, die mit die                             als            ,  H  A S                            tu n  d e nplanmä
                          ser Lernform nicht zurec          (HL  W                                ten   s                              von
  kommen wollten. Am                                 ht-                 ie rt . A  b der ers                ro   g ra  m m Teams
                                                             organ    is                                   P
                         Ende des Lockdowns wa                                               mit dem                           en und
  es rund 2000 beantwort                            ren                       e wurde                           hülerInn
                           ete E-Mails. Die meiste           RU-Stund                       et. M   e in e  S c
                                                                                                                                 oche des
 Schüler*innen waren un                            n
                                                                   c   e  3 6 5 gestart                  h  d e  r ersten W
                           ter diesen Corona-Bed              O ffi                              sn  a c                            dieser
 gungen besonders offen                           in-
                                                                    w   a  re n  spätesten              n   M  ö  g li chkeiten
                            für religiös-philosophi-          ich                             lfältige
 sche Fragestellungen.                                                          s mit vie
                                                               Erproben                   ichtens v
                                                                                                       ertraut.
                                                                           s  U  n te  rr
                                                               Art de                                                             lerInnen
  Selbst habe ich einige                                                                                 h a lt e n den Schü
                          Schüler*innen in einer                                                urüc   k                             gen,
 ganz neuen Tiefe erleb                                                 s e  F o rm gab z                   h r  g u t   einzubrin
                         t, die nun wie ein Schatz               D  ie                              hs   e                            n der
im Präsenzunterricht ist.                                                   M ö  g li chkeit, sic             e n   M   ö g lichkeite
                           Im Gesamt der anderen                 ein    e                              selb                            chform
Fächer konnte so die Ste                                                    p lö tz  li c h alle die             ic h  t is t eine Mis
                           llung des Religionsunte                weil                             n. Vielle                       in Modell
richtes gefestigt werde                            r-                                vorfande                        terricht e
                        n.                                        Mitarbeit                        On   li n e -U  n
                                                                                    enz- und
                                                                    von Präs
                                                                                     ukunft.
                                                                     für die Z
auf gleich
                                      Tanja Vogrin,
                                      Volksschule Pflach

    März 2020: Von jetzt au
                              f gleich - Religion onlin
    unterrichten! Wie sollte                            e
                             das im Religionsunterric
    funktionieren?                                    ht

    Für viele Familien wa                                                                                            Steiner,
                          r diese Zeit besonders
                                                  for-                                                     Michaela ienz, Lienz
    dernd. Die Kinder wa                                                                                          e r- L
                          ren mit den Aufgaben                                                             MS Egg
    Hauptfächer eingedeck                          der
                            t und teilweise überf
   dert. Geschichten, Au                           or-
                          smalbilder, Gebete, An
   gungen für gemeinsam                            re-
                                                                                                      erz
   und Bastelvorschläge
                            e Gespräche, Lernspie
                                                    le                nd – a         ber mit H
                         waren bei vielen Kinde             Auf Absta
   und Eltern eine willk                           rn                                                                                   Zeiten
                            ommene Abwechslung
                                                     .                                              li g io  n su    n terricht in
  Stolz zeigten mir die Sch                                                                n Re                                 g, nicht n
                                                                                                                                              ur
                             üler/innen erledigte Ar                      igitalisierte                      ers wichti
  beitsaufträge und Bilde                            -      Für den d                         b e  so   n  d
                                                                                                                                         s m hr
                                                                                                                                             e
                           r, die sie gemalt habe                           a war mir                                   t musste e
                                                   n.       von Coron                               e  ra  d e    je tz
  Es kamen auch sensat                                                       vermitteln
                                                                                              –g                                     und Schü-
                        ionelle Bastelarbeiten,
                                                 von         Wissen zu                              e  n   S c hülerinnen
  großem Einfallsreichtu                                                     Beispiel w
                                                                                              u rd                                       onspro-
                         m und beeindrucken
                                                 der         sein! Zum                              m   it h il fe   d  es Animati
                                                                                                 ,                                              on
  Kreativität.                                                                  eingeladen                                        en eine v
                                                             ler von mir                             m    it  Lego-Stein
                                                                               top moti      o n “                                        hzu u-
                                                                                                                                              b a
                                                              gramms „S                               te  ll e   in   S zenen nac
                                                                                             ibels                                              der
  Mir wurde klar - ohne                                          ir  v o rg e gebene B                            n   u n  d  m   it Musik o
                          die Bereitschaft der Elt            m                                 zu film        e
                                                   ern,                         m Handy                                                  n sie von
  sich auf religiöse Inhalt
                            e einzulassen, mit ihr             en, mit de                                h   V  id   e o s, in dene
                                                                                 termalen.
                                                                                                 Au    c                                       gen-
                                                     en                                                                           gute Gele
  Kindern darüber zu red
                            en und in spielerisch              Text zu un                        rzählte        n  ,  b o  te n
                                                                                                                                            r es mir
                                                     er                          zuhause e                                  enerell wa
  Form darauf einzugehe
                          n, ist Distance learning              ihrer Zeit                       Fee     d b  a c  k s.  G
                                                    im                            rsönliche                            ortet blieb
                                                                                                                                        .
 Fach Religion nur sch
                          wer möglich. Der Prä                   heit für pe                  ts  unbeantw
                                                 sen  -                           a ss n ic h
 zunterricht bleibt wohl
                           ein unverzichtbarer Be                wichtig, d
 standteil im Fach Relig                              -                                                                                     ülerinnen
                         ion.
                                                                                                            e n     v o n   vielen Sch
                                                                                     ufgaben k
                                                                                                      a m                                      nderen
                                                                   Zu allen A                                    n  ts   zu    d ieser beso
                                                                                                       teme                                n sich seh
                                                                                                                                                        r
                                                                                      rn oft Sta                          . Sie habe
                                                                    und Schüle                        in  n   w    a re n                          d d ie
                                                                                     oller Tiefs                                      Lebens un
                                                                    Zeit, die v                  ü b  e  r  d e  n Sinn des                     h te ich,
                                                                                      anken                                                  ac
                                                                     ernste Ged                                 a  c h t.  M  anchmal d
                                                                                      en Dinge
                                                                                                        g e  m                                   en ma-
                                                                     wesentlich                                    Z  u k u  nft   keine Sorg
                                                                                                           die                                         en.
                                                                         an   m   ü ss e sich um                         si e in   d ie Hand nehm
                                                                      m                                   nschen
                                                                                       n diese Me
                                                                       chen, wen
Prof. Johannes Maureck, MA, MSc,
          Leiter des Instituts für Digital
                Inklusive Bildung (IDIB)
         der KPH Edith Stein, Salzburg

                                                         Distance Learning in Krisenzeiten –
                                                         Hat es den digitalen Kompetenzschub gebraucht?

                                             Wenn man in fünf Jahren an die Corona-Krise zurückdenken wird:
                                             Welche Bilder werden dir zuerst in den Sinn kommen? Nicht we-
                                             nige werden auf diese Frage antworten: „Mund-Nasen-Schutz und
                                             Webkonferenzen.“

                                             Die Webkonferenz, das elektronische Klas-        kultur“ und andererseits mit den digitalen
                                             senzimmer, das virtuelle Pendant zum             und e-didaktischen Kompetenzen der Leh-
      Wie Schulen und                        herkömmlichen Frontalunterricht in der           renden zusammen. So spannte sich der Bo-
  deren Lehrpersonen                         Präsenzlehre, wird zur Ikone des pädago-         gen einer Krisendidaktik vom Verteilen von
diese Herausforderun-                        gischen Fortschritts, der beim Lehrpersonal      Arbeitsblättern über WhatsApp, die zuhause
    gen aufgenommen                          sich über Nacht durch wundersame Fügung          ausgedruckt, fotografiert und der Lehrper-
 und bewältigt haben,                        spontan einstellenden digitalen Kompetenz.       son per Mail zugesandt werden mussten, bis
    ist durchaus unter-                      Nicht wenige Medien basteln an diesem            hin zu ausgefeilten Szenarien des Distance-
             schiedlich.                     Narrativ, das mit der Realität in etwa so viel   Learnings, in denen sich synchrone Ar-
                                             gemein hat wie Kompetenzentwicklung              beitsphasen (Webkonferenzen) ergänzend
                                             durch Handauflegung. Die Realität war viel-      mit asynchronen, interaktiven Formen des
                                             mehr die, dass Lehrerinnen und Lehrer von        selbstgesteuerten Wissenserwerbs über Lern-
                                             einem Tag auf den anderen gleichsam ins          plattformen abwechselten.
                                             kalte Wasser geworfen wurden und es nun
                                             hieß: „Schwimmen oder untergehen“.               Distance Learning ist mehr als die
                                                                                              Übertragung analoger Arbeitsformen
                                             Wie Schulen und deren Lehrpersonen diese         in das Digitale
                                             Herausforderungen aufgenommen und be-            Medienkompetenz und digitale Kompeten-
                                             wältigt haben, ist durchaus unterschiedlich.     zen fallen auch in Krisensituationen nicht
                                             Es hängt einerseits mit der „digitalen Schul-    vom Himmel, sondern bedürfen einer stän-

 14
digen und nachhaltigen Entwicklung. Die           ausgestattet sind, haben sich viele Schulen
Gestaltung von Unterrichtsmaterial, das zur       zum Prinzip des Medienbruchs entschlossen.
Aktivität anregt und sich zum selbstgesteu-       Medienbrüche entstehen dort, wo Informa-        Medienkompetenz
erten Lernen eignet, ist zeitaufwändig und        tionen von einem auf ein anderes Medium         und digitale Kompe-
mühsam und rentiert sich im Grunde nur,           übertragen werden.                              tenzen fallen auch in
wenn diese Materialien mehrfach und in un-                                                        Krisensituationen
terschiedlichen Kontexten wiederverwend-          Schulen stellten Arbeitsblätter in ausge-       nicht vom Himmel,
bar sind. Es reicht nicht, herkömmliche, in       druckter Form im Foyer der Schule zur Ver-      sondern bedürfen
der Präsenzlehre verwendete Arbeitsblätter        fügung, die von den Eltern abgeholt, von        einer ständigen
einzuscannen und sie den Schülerinnen und         den Schülern bearbeitet, eingescannt oder       und nachhaltigen
Schülern statt auf Papier auf einer Lernplatt-    fotografiert und den entsprechenden Lehr-       Entwicklung.
form zur Verfügung zu stellen. Nicht nur die      personen per Mail zugesandt werden. Diese
Materialien, auch die ihnen zugrunde lie-         drucken die zugesandten Artefakte zum Zweck
genden didaktischen Konzepte müssen zum           der Korrektur neuerlich aus und schreiben
Lernsetting des Distance-Learnings passen.        eine Rückmeldung per Mail, die nicht selten
Dazu wurden seitens der Pädagogischen             in den Familien wieder ausgedruckt wird.
Hochschulen in den letzten zehn Jahren            So wurden seit Beginn der Covid-19-Krise
zahlreiche Fortbildungsangebote konzipiert.       mehrere Hektar Wald in Form von Papier
Wer sie nutzen konnte, war klar im Vorteil.       verbraucht.

Distance Learning ist Teamarbeit                  Medienkompetenz heißt auch, Medienbrüche
und keine One-Man-Show                            zu vermeiden. Ein Arbeitsblatt wird digital
So gut wie alle Institutionen der Lehrer- und     zur Verfügung gestellt, digital bearbeitet,
Lehrerinnenbildung haben ihre im Zusam-           digital versandt und digital korrigiert. Die
menhang mit der Covid-19-Krise getroffenen        dadurch eingesparten Ressourcen erlauben
Maßnahmen zur Adaptierung der Lehre einer         es guten Gewissens, schlechter ausgestattete
Evaluation unterzogen. Die befragten Lehr-        Schülerinnen und Schüler mit geeigneten di-
amtsstudierenden bekundeten darin zwar            gitalen Endgeräten zu versorgen.
ihre grundsätzliche Zufriedenheit mit der
raschen Umstellung auf ein digitales Lehr-        Präsenz muss (nicht) immer sein
setting, beklagten aber auch mangelnde            Viele Lehrende haben erkannt, dass sich
Koordination bei der Erteilung von Arbeits-       zahlreiche Besprechungen in gleicher oder
aufträgen und der Nutzung von digitalen Ko-       zumindest ähnlicher Qualität online durch-      Bei allen Vorteilen,
operationstools. Die Arbeitsbelastung durch       führen lassen, ohne auch nur einen Kilome-      die virtuelle Lehr- und
erteilte Arbeitsaufträge und die uneinheitliche   ter Bahn oder Auto zu benutzen. Bei allen       Lernszenarien bieten,
Verwendung von verschiedenen Tools er-            Vorteilen, die virtuelle Lehr- und Lernszena-   sollte aber nie ver-
reichten bei vielen Studierenden die Grenze       rien bieten, sollte aber nie vergessen wer-     gessen werden, dass
des Bewältigbaren.                                den, dass Lehren und Lernen in erster Linie     Lehren und Lernen in
                                                  ein Beziehungsgeschehen ist. Beziehung          erster Linie ein Bezie-
Dies zeigt ein Defizit in der Koordination der    braucht das physische Gegenüber, braucht        hungsgeschehen ist.
Lehre, das im Bereich der Präsenzlehre we-        Nähe und „Berührung“ in unterschiedlichen
niger ins Gewicht fällt als im Rahmen des Di-     Bedeutungsaspekten. Wenn uns die momen-
stance-Learnings. Auch Lehrende brauchen          tane Situation eines gelehrt hat, dann ist es
Zeiten und Räume des Austauschs, um Lehr-         die wachsende Wertschätzung dieser perso-
inhalte und Studienanforderungen zu koordi-       nalen Begegnung. Diese gewinnt ihre Be-
nieren und Studierende nicht einer Überfor-       deutung jedoch nicht auf Kosten eines po-
derung auszusetzen, die aus einer digitalen       larisierenden Ausspielens gegenüber dem
Scheuklappenmethodik resultiert.                  Virtuellen; vielmehr mündet sie in eine dem
                                                  pädagogischen Prozess angemessene und
Medienbrüche sind nicht Teil des Distance-        didaktisch begründbare gegenseitige Ergän-
Learnings, sondern eine Umweltbelastung           zung, die insgesamt einen pädagogischen
Weil einzelne Schülerinnen und Schüler            Mehrwert bieten kann.
nicht entsprechend mit digitalen Endgeräten

                                                                                                                     15
Neue Möglichkeiten durch
              David Erhart, BEd, BEd
                                                        moderne Technologien
  Inklusions- und Religionspädagoge,
                KPH Edith Stein und
                  MS Dr. Posch, Hall

                                       Selbstverständlich handelt es sich bei der di-   0 „Stop-Motion“:
                                       gitalen Medienpraxis um kein „Hexenwerk“          Bei der Stop-Motion-Methode werden
                                       und auch nicht um „des Rätsels Lösung“;           einzelne Bilder zu einem kurzen Video
                                       vielmehr geht es um ein Anerkennen der            aneinandergereiht. Mit unterschiedlichs-
                                       Lebensrealität unserer Schüler*innen. Nicht       ten Gegenständen können (Legofiguren
                                       jede zukünftige Religionsstunde muss eine         und Legosteinen, Naturmaterialien, …)
     Anerkennen der                    digitale Methode beinhalten. Es kann jedoch       kurze Videos zu einem gewählten The-
Lebensrealität unserer                 durchaus ein Gewinn sein, das digitale End-       ma produzieren.
       Schüler*innen                   gerät als mögliches Werkzeug (wie Kreide,
                                       Tafel und Heft) für alle am Lernen beteiligten   0 „Book Creator“:
                                       Personen anzuerkennen und einzusetzen.            Unter www.bookcreator.com/ lassen sich
                                       Die Verwendung der Smartphones und Tab-           einfach und selbsterklärend kleine Online-
                                       lets im Bildungsprozess eröffnet eine Vielfalt    Bücher erstellen.
                                       von Möglichkeiten: Neben der einfachen Re-
                                       ferat-Recherche lassen sich mit den kleinen      0 „Wie geht’s weiter?“
                                       Computern aus der Hosentasche lustvolle          - Die Lehrperson liest eine Geschichte vor
 Die Verwendung der                    Kurzvideos erzeugen, Online-Bücher gestal-         und endet an der entscheidenden Stelle.
    Smartphones und                    ten, sinnvolle Selfies „schießen“, spannende     - Diktierfunktion des Smartphones akti-
 Tablets im Bildungs-                  Kirchenführungen produzieren und noch              vieren und die Schüler*innen die Ge-
     prozess eröffnet                  vieles mehr.                                       schichte weitererzählen (mit Zeitvorgabe)
     eine Vielfalt von                                                                    lassen
       Möglichkeiten                   Anregungen und Ideen:                            - Gemeinsam anhören – diverse Varianten
                                       0 „Mein Religionsunterricht“                       auf ihre Aussage / Bedeutung untersuchen
                                       Unter www.mein-religionsunterricht.at kön-       - Lehrperson liest / erzählt die Geschichte
                                       nen interessante Antworten auf spannende           fertig
                                       Fragen gefunden werden. Anschließend
                                       können eigene Fragen zum Religionsunter-         0 „Actionbound“ (für Fortgeschrittene):
                                       richt formuliert und mithilfe eines Kurzvi-       Mit der App „Actionbound“, einem soge-
                                       deos beantwortet werden.                          nannten „Edugame“, lassen sich digitale
                                                                                         Stadtrundgänge, Kirchenführungen,
       Fortbildungs-                   0 „360 Grad ich“:                                 Schatzsuchen, Lerneinheiten uvm. her-
                                       - Video-Selfie-Modus stellen                      stellen. Die App ist kostenfrei und lässt
 programm 2020/21:
                                       - sich innerhalb von einer Minute                 sich auf jedem (aktuellen) Smartphone
               C-0013                    einmal um die eigene Achse drehen               installieren.
          Good Practice                - Lieblingsort vorstellen, sich selbst
            geht online                  vorstellen, kurze Stellung zu einem            0 Weitere Ideen:
                                         Thema beziehen, …                              - www.digikomp.at
                                                                                        - www.lernplattform.kph-es.at –
                 C-0032
                                       0 „Selfie mit Sinn“:                               „Religion vernetzt“, Lernplattform
      jetzt wird’s digital
                                       - Selfie-Modus                                     der KPH Edith Stein
                                       - ein Selfie – mit einem zum Thema               - www.kph-es.at/kph-edith-stein/aktuelles/
            C-0072                       passenden Hintergrund - „schießen“               artikel/online-nachlese-zum-herbstsym-
   Das Handy und ich                   - #Bildunterschrift                                posium – Nachlese zum Herbstsymposi-
                                         (kurz und aussagekräftig)                        um 2020: „digitale Kirche“

 16
WAS ZÄHLT?
EIN RÜCKBLICK …

  Dr. Dorothea Reinalter,                               HR Dr. Thomas Weber, MAS
  langjährige FI für Kath. Religion an Sonderschulen,   langjähriger FI für Kath. Religion an berufsbildenden
  Polytechnischen Schulen und Berufsschulen             mittleren und höheren Schulen

  Nicht alles, was zählt, kann gezählt                  „Inspektor ist im Zusammenhang mit in-
  werden, und nicht alles, was gezählt                  spicio, d.h. auf jemanden hinschauen bzw.
  werden kann, zählt!                                   etwas betrachten, zu verstehen“, meinte
  (Albert Einstein)                                     eine meiner hochverehrten Lehrer*innen an
                                                        der Theologischen Fakultät, Herlinde Pis-
                                                        sarek-Hudelist; das habe ich versucht, mir
  Dieser Aphorismus von Albert Einstein wur-            zu eigen zu machen. Dabei ging der Blick
  de für mich zum Leitsatz. Er hat mich in mei-         nicht nur auf die Religionslehrer*innen, son-
  ner Arbeit als Fachinspektorin begleitet und          dern auf alle mit dem Religionsunterricht
  geleitet - immer wieder angeleitet, den Blick         Befassten. Meine ersten Konnotationen als
  jenen Ereignissen im Schulalltag zuzuwen-             „Mutmacher“, „Schatzsucher“ und „Klima-
  den, die zählen, aber nicht gezählt werden            techniker“ umschrieben meinen Zugang als
  können.                                               Fachinspektor, der in manchen Fällen aber
                                                        auch als „FI“ = Schutzschalter umschrieben
  Mit 1. November 2020 gehen für mich acht              werden kann. Mit den Zielen der österrei-
  Jahre Fachinspektion zu Ende. Es war für              chischen Schule (SCHOG§2) ist der Rahmen
  mich eine erfahrungsreiche, intensive und he-         und der Konnex zum Bildungsauftrag der
  rausfordernde, vor allem aber bereichernde            Religionsgemeinschaften ja gut vereinbar
  und wertvolle Zeit.                                   und hat den Platz im öffentlichen Schulwe-
                                                        sen, der „eine Menschwerdung unter den
  Es ist mir ein Herzensanliegen, allen, denen          Augen Gottes (J.B.Metz)“ und in der Beglei-
  ich im Laufe meiner Tätigkeit begegnet bin,           tung von Menschen in didaktisch gestalteter
  ein aufrichtiges Danke für viel Ungezähltes           Balance von Beziehung und Wissen wahr-
  zu sagen - für jegliche konstruktive, erfolg-         und ernstnimmt.
  reiche Zusammenarbeit und Unterstützung,
  für das Vertrauen, für jedes ehrliche und             Mit Allerheiligen 2020 beende ich meinen
  offene Gespräch, für die Suche nach guten             aktiven Dienst im pädagogischen Bereich
  Lösungen und für jede menschliche Begeg-              nach 42 Jahren: Ich danke vor allem den Re-
  nung - das ist es, was zählt!                         ligionslehrer*innen, die sich täglich vor Ort
                                                        um ihren Auftrag bemühen: „Seid stets be-
                                                        reit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der
                                                        nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1
                                                        Petr. 3,15), für ihr Vertrauen, ihre Lernbereit-
                                                        schaft und ihren Einsatz. Meinem Nachfol-
                                                        ger wünsche ich dieselbe Unterstützung, die
                                                        ich durch viele Bildungs- und Kirchenver-
                                                        antwortliche erfahren habe und danke für
                                                        ihr in mich gesetztes Vertrauen.

                                                                                                                17
Mag.a Veronika Dibiasi, BEd
              Religionslehrerin an
            der Volksschule Vomp

                                                          Distanz überwinden
                                                                                   Erfahrungen in Corona-Zeiten

                                     Es ist Montag, der 20.April 2020, 16 Uhr, als      Ich versuche, meiner Schülerin aus der
                                     mein Handy läutet: Ich höre die Stimme der         1.Klasse gut zuzuhören, ich stelle ihr ein
Es ist unsere gemein-                7-jährigen Anna, die mich voller Enthusias-        paar Fragen, erzähle ihr auch von mir; aber
 same Zeit, in der viel              mus begrüßt. Anna erzählt mir, wie es ihr in       vor allem spüre ich, wie wichtig und wert-
Vertrauen, Nähe und                  dieser Zeit der Schulschließung daheim geht.       voll dieses Gespräch mit Anna ist. Es ist un-
      Aufmerksamkeit                 Sie meint, sie hätte keine Angst vor dem Vi-       sere gemeinsame Zeit, in der viel Vertrauen,
          füreinander                rus, aber sie würde sich ein wenig Sorgen          Nähe und Aufmerksamkeit füreinander da
         spürbar sind.               um die Oma und den Opa machen, denn sie            sind. Mit meinen guten Wünschen und dem
                                     könnten krank werden.                              Versprechen, dass Gott immer bei ihr und ih-
                                                                                        rer Familie sei, verabschiede ich mich wieder.
                                     Anna berichtet mir auch ausführlich, was sie
                                     zuhause für den Religionsunterricht alles tun      Im Nachhinein betrachtet war dieses Ange-
                                     würde: Sie liebt die Arbeitsblätter, die ich ihr   bot von meiner Seite, dass meine Schüle-
                                     im Lernpaket mitgebe, sie kann sie schon fast      rinnen und Schüler bei mir von Montag bis
                                     ganz allein, ohne Hilfe, ausfüllen; sie hat es     Freitag, von 16 bis 18 Uhr anrufen dürfen, ei-
                                     geschafft, das Vaterunser so zu lernen, dass       nes der wichtigsten, das ich als Lehrerin an-
                                     sie es am Abend alleine beten kann. Sie darf       bieten konnte. Dadurch konnten die Kinder
                                     am Vormittag eine kurze Zeit an den Com-           erfahren, wie sehr Religionsunterricht davon
                                     puter, um die Homepage der Volksschule             lebt, dass wir Lehrpersonen mit unseren an-
                                     aufzurufen, wo sie unter der Rubrik „Reli-         vertrauten Kindern eine gute, vertrauens-
                                     gion“ alle Lieder auf Videos zum Mitsingen         volle, hoffentlich auch stärkende Beziehung
                                     findet und wo sie an den wichtigen Tagen           aufbauen sollen und dürfen. Kein Telefonat
                                     der Kar- und Osterwoche die passenden Er-          ist eine gleichwertige Alternative zu einer
                                     zählungen mit Bildern gefunden hat. Auch           echten Begegnung von Angesicht zu Ange-
                                     über die Bastelvorschläge und Rätsel hätte         sicht, wie sie im Unterricht stattfindet, aber
                                     sie sich sehr gefreut. Aber … und nun wird         ein Anruf, das Erzählen und aufmerksame
                                     die Stimme von Anna etwas trauriger … ihr          Zuhören können ein tröstlicher Ersatz in
                                     fehlen ihre Freundinnen und Freunde aus            einer unsicheren, manchmal traurigen oder
                                     der Schule sehr, auch die Lehrerinnen. Und         belastenden Zeit sein. Auch für mich.
                                     manchmal streiten sie in ihrer Familie … und
                                     dann müssten sie hinaus ins Freie, weil die
                                     Mama das so will…

18
Maria N.,* Mutter von zwei Söhnen in               Bei Markus* in der 4. Klasse hat die Menge
der 2. und 4. Klasse Volksschule im In-            der Arbeitsblätter gut gepasst. Das Thema
terview mit Veronika Dibiasi:                      „Freundschaft“ über mehrere Wochen war
                                                   sehr gut gewählt. Bei Andreas* haben wir
Liebe Maria, wie habt ihr als Familie die          viel Material zusätzlich zu den Religionsar-
„Corona-Zeit“ samt Schulschließung erlebt?         beitsblättern bekommen, weil auch die Pfarre
Ich dachte mir, wenn Schulen geschlossen           an alle Erstkommunionkinder Aufgaben ver-
werden, dann muss dieser Virus schlimm             schickt hat. Dazu kam noch der Brief von
sein. Wir hatten ein mulmiges Gefühl, und es       Bischof Hermann Glettler mit der Bitte, ihm
fühlte sich nicht real an. Positiv war, dass wir   zu schreiben. Andreas hat deine Videos
als Familie gut miteinander klarkamen und          gerne angeschaut und die Lieder auf der
es uns gelungen ist, gemeinsam die Zeit zu         Homepage immer wieder gesungen. Dein
genießen. Wir konnten gut über die Situation       Angebot, dich anrufen zu dürfen, fanden wir
sprechen. Belastend war das Gefühl, ande-          schön. Es tat den Kindern (und auch mir)
ren Menschen durch Unachtsamkeit Schaden           gut, zu wissen: Du bist da.
zufügen zu können, oder die Empfehlung,
keine Großeltern oder Freunde und Freund-          Eine persönliche Frage, die du nicht beant-
innen zu besuchen. Das war auch für die            worten musst: Habt ihr in eurer Familie in
Kinder schwer.                                     dieser Zeit auch religiöse Themen zur Spra-
                                                   che gebracht?
Wie beurteilst du die Methode der wöchent-         Wir haben über die Arbeitsblätter gespro-
lichen „Lernpakete“?                               chen, gemeinsam die Lösungen der Rätsel
Es war ein Hineinwachsen in diese unge-            gesucht (die haben mich zum Schwitzen ge-
wohnte Situation. Die Aufgaben für die             bracht), deine Videos zu Ostern angeschaut
Schule haben dem langen Tag eine Struktur          oder die Lieder für die Erstkommunion ge-
gegeben. Es war schwierig, für jedes Kind          sungen. Am Tag, an dem die Erstkommu-
einen Arbeitsplatz zu finden. Manchmal war         nion stattfinden hätte sollen, haben wir die
zu viel Ablenkung da. Zeitlich gesehen war         Erstkommunionkerze angezündet. Am Kar-
oft sehr viel zu erledigen. Mit der Motivation     freitag sind wir in eine Kapelle gegangen.
hatten die Kinder und ich einige „Hochs und        Am Abend im Bett hat Andreas das Vaterun-
Tiefs“. Die Lehrpersonen bewundere ich,            ser immer wieder laut gebetet, und wir ha-
dass sie sich so schnell und mit so viel En-       ben ihm weitergeholfen, wenn er nicht mehr
gagement umstellen konnten! Wir hatten im-         weiterwusste, oder er hat uns ein Gebet aus
mer das Gefühl, dass wir uns melden dürfen,        seinem Kindergebetbuch vorgelesen. Markus
um Fragen zu stellen.                              hat zugehört.

Welchen Stellenwert hatten die Angebote            Liebe Maria, danke für das Gespräch!
des Religionsunterrichts, die ihr zum Lern-
paket dazu erhalten habt?                          * Name von der Redaktion geändert

                                                                                                  19
AV-MEDIENVERLEIH
     digitalisieRUng

            Medien sinnvoll nutzen                                        Rechtsextremismus im Internet

                                                                109414                                                    100096
                6 Jahre        11 Min.                                        13 Jahre       21 Min.

            Thema: Medien, Computer, Netz, Internet, Web, soziale         Thema: Antisemitismus, Internet, Massenmedien,
                   Netzwerke, Chat, Suchmaschine, Lernplattform,                 Neofaschismus, Rassismus (Deutschland),
                   Lernportal, Download, E-Mail, Kommunikation                   Soziales Netzwerk, Vorurteil

            Informationen im Netz                                         Die Macht der Maschinen
            kompetent beschaffen
                                                                109657                                         ONLINE
                                                                                                                195258    109680
                                                                              13 Jahre       30 Min.           auf LeOn
                                                                                                               auf LeOn
                11 Jahre       15 Min.
                                                                          Thema: Maschinen, Roboter, Sinnfrage,
            Thema: Aktive Medienarbeit, Informationswesen,                       Automatisierung, Gesellschaft
                   Internet, Internetrechereche, Medienpädagogik

            Digitale Nebenwirkungen                                       Demagogen

                                                   4990226
                                                   ONLINE       109560                                         ONLINE
                                                                                                                195324    109681
                12 Jahre       44 Min.                                        13 Jahre       29 Min.           auf LeOn
                                                                                                               auf LeOn

            Thema: Computer, Sucht, Abhängigkeit, Digitale 		             Thema: Führungsstil, Überredung, Angst,
                   Demenz, Internet, Tablets, Smartphones,                       Emotion, Sensüchte
                   Gesellschaft, Gesundheit

            Offline                                                       Traman

                                                                109622                                         ONLINE
                                                                                                                190480    100027
                12 Jahre       87 Min.                                        14 Jahre       82 Min.           auf LeOn
                                                                                                               auf LeOn

            Thema: Computerspiele, Medienumgang, Online-Gamer,            Thema: Narzissmus, Selbstreflektion, Wahn,
                   virtuelle Spielwelten, digitale Identität                     Getriebenheit, Realitätsverlust

            LOMO - The language                                           Never Again
            of many others
                                                   ONLINE
                                                    188660      109934                                         ONLINE
                                                                                                                198687    100040
                                                   auf LeOn
                                                   auf LeOn                   14 Jahre       55 Min.           auf LeOn
                                                                                                               auf LeOn
                12 Jahre       101 Min.
                                                                          Thema: Waffen, Gewalt, Todesstrafe, Waffengewalt,
            Thema: Anerkennung, Digitalisierung, Erwachsen-                      Verbote, Protest, Attentate, Anschläge
                   werden, Fremdbestimmung, Generationen

            JesusHouse 2017                                               Inside Wikileaks

                                                                4990257
                                                                ONLINE                                                    100109
                12 Jahre       6 Min.                                         14 Jahre       128 Min.

            Thema: Jugend, Kirche, Christen, Feiern, Ökumene,             Thema: Wikileaks, Julian Assange, Egomanie,
                   Evangelische Kirche                                           Informationsfreiheit, Datensicherheit,
                                                                                 Whistle Blower, Journalismus

            Gundermann                                                    Das digitale Ich

                                                                100002                                                    109515
                13 Jahre       123 Min.                                       14 Jahre       52 Min.

            Thema: Arbeit, DDR, Alltag, Biografie, innere Zer-            Thema: Vernetzung, digitale Unterstützung,
                   rissenheit, Musik, Stasi, Aufarbeitung, Sozia-                Kommunikationstechnologie, Alltag,
                   lismus, Liedermacher, Kohlebergbau                            Mensch-Maschine-Verhältnis

20
Sie können auch lesen