Digitalisierungsbericht - AUDIO - Medienanstalten
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Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Publikation in der Regel das generische Maskulinum verwendet. Die Angaben beziehen sich immer auf Angehörige aller Geschlechter. Herausgeberin die medienanstalten — ALM GbR Friedrichstraße 60 10117 Berlin Tel: + 49 30 206 46 90 - 0 Fax: + 49 30 206 46 90 - 99 E-Mail: info@die-medienanstalten.de Website: https://www.die-medienanstalten.de Verantwortlich Dr. Wolfgang Kreißig – Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) Thomas Fuchs – Koordinator des Fachausschusses Netze, Technik, Konvergenz der ZAK/DLM Redaktion Uwe Haaß Gemeinsame Geschäftsstelle der Medienanstalten, Berlin Copyright © 2021 by die medienanstalten – ALM GbR Bildnachweise Illustrationen: © Rosendahl Borngräber GmbH, Damien Cauzard S. 4, Foto Dr. Wolfgang Kreißig: Landesanstalt für Kommunikation S. 4, Foto Thomas Fuchs: Achim Multhaupt S. 62, Foto Dr. Simon Berghofer: Jens Jeske S. 62, Foto Ruth Meyer: Margarethe Singer S. 63, Foto Regina Deck: Andreas Grzesiak S. 63, Foto Siegfried Schneider: C- Hag Gabriele Hartmann S. 64, Foto Dr. Kristian Kunow: Falk Weiß S. 64, Foto Helmut G. Bauer: Jörg Wagner Stand: September 2021 Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-948350-06-2 Design, Bildkonzept, Illustrationen und Satz Rosendahl Borngräber GmbH Website: www.rosendahl-berlin.de Druck PIEREG Druckcenter Berlin GmbH
Vorwort Dr. Wolfgang Kreißig Thomas Fuchs Vorsitzender der Direktorenkonfe- renz der Landesmedienanstalten Fachausschuss Netze, Technik, (DLM) Konvergenz der ZAK / DLM Als vor 10 Jahren der erste bundesweite DAB+-Mul- sich die Digitalisierung im Hörfunk , die damit zu- tiplex mit den Angeboten des Deutschlandradios nehmend an Bedeutung gewinnt. In seinem Gast- und 10 privaten Programmen gestartet wurde, war beitrag blickt Helmut G. Bauer auf die letzten dies aus heutiger Sicht ein mutiger Schritt. Inno- 10 Jahre zurück und gibt einen Ausblick auf die vative Programme wie 90elf hatten erstmals die Weiterentwicklung der Hörfunklandschaft. Daran Chance, vom Sendebeginn an in vielen Städten anknüpfend, analysiert Ruth Meyer in ihrem Essay gleichzeitig einen terrestrischen Radioverbrei- das Revival der Hörmedien in der Gesellschaft, fo- tungsweg zu bekommen. Insgesamt, aber auch kussiert auf das auditive Erlebnis an sich und da- wegen der sich parallel entwickelnden Hörfunk- durch losgelöst von Systemen oder Geräten. Apps auf Smartphones, stiegen die Geräteausstat- tung und Nutzung des digitalen Hörfunkempfangs Durch die Einführung der Digitalradiopflicht seit jenseits des analogen UKW-Radios stetig an. Mit Januar 2021 und die starke Nachfrage bei Geräten dem Ausbau in der Fläche, den ergänzenden regi- der Heimelektronik stieg der Absatz digitaler Radios onalen Multiplexen der öffentlich-rechtlichen und innerhalb eines Jahres um mehr als 5 Millionen auf privaten Veranstalter sowie dem im letzten Jahr fast 22 Millionen. Dies und weitere Ergebnisse stellt gestarteten zweiten bundesweiten Multiplex nah- Dr. Simon Berghofer aus dem diesjährigen For- men und nehmen die Digitalisierung und parallel schungsbericht zur Digitalisierung des Hörfunks in die Programmvielfalt kontinuierlich zu. Nicht revo- Deutschland dar. lutionär, sondern kontinuierlich linear, entwickelt 4
Bereits zum vierten Mal wurde in diesem Jahr der der Landesmedienanstalten in Bezug auf die Hör- Online Audio Monitor erhoben. Die Ergebnisse wer- funkregulierung. Die Einordnung von neuen Gerä- den von Regina Deck und Dr. Kristian Kunow erläu- teklassen wie z. B. Smart Speaker sowie die Einhal- tert. Die Online-Audio-Nutzung von Webradio und tung der Diskriminierungsfreiheit und Chancen- Podcasts hat dabei durch die anhaltende Pande- gleichheit auf diesen Systemen stellen uns vor mie-Situation einen zusätzlichen Schub erfahren, neue Herausforderungen. Zudem wurde die Zulas- immer stärker auch bei älteren Zielgruppen. Auch sungspflicht für private Veranstalter in einigen Fäl- Smart Speaker gewinnen als Online-Audio-Abspiel- len aufgehoben. Dies alles sind zeitgemäße Anpas- geräte zunehmend an Relevanz, weil sie in immer sungen der Regulierung an eine sich verändernde mehr Haushalten in immer größerer Zahl genutzt Hörfunkwelt, die auch im kommenden Jahr weiter werden. Den in diesem Bereich zu erwartenden voranschreiten wird. Weiterentwicklungen widmet sich Siegfried Schneider in seinem Update zu seinem letztjähri- gen Beitrag zum Thema Auffindbarkeit bei Smart Speakern. Aber auch bei der Regulierung sind Veränderungen zu verzeichnen. Mit dem neuen Medienstaatsver- trag ändern und erweitern sich auch die Aufgaben 5
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Inhalt 10 Jahre bundesweiter privater Hörfunk 9 Bilanz und Ausblick Helmut G. Bauer Diversität im Audiomarkt oder warum Audio Zukunft hat 16 Ruth Meyer Smart Speaker: ohne Umwege zum Privatradio? 20 Update 2021 Siegfried Schneider Daten & Fakten zur Digitalisierung in Deutschland Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland 24 September 2021 Dr. Simon Berghofer Methodik 36 Kein Ende von Sturm und Drang – Online-Audio wird erwachsen 38 Ergebnisse des Online-Audio-Monitors 2021 Regina Deck / Dr. Kristian Kunow Die Aufgaben der Landesmedienanstalten im Hörfunk 59 Autoren 62 7
10 Jahre bundesweiter privater Hörfunk Bilanz und Ausblick Helmut G. Bauer Die Hörfunklandschaft hat sich in den letzten 10 Jah- Am 5. Oktober 2020 startete der zweite bundes- ren stärker verändert als in den vorausgegange- weite DAB+-Multiplex mit aktuell 14 Programmen nen 28 Jahren seit der Einführung des privaten Hör- privater Anbieter. Für die meisten Hörerinnen und funks im Jahr 1984. Die Zahl der ausgestrahlten Ra- Hörer sind die bundesweiten Angebote neu, weil dioprogramme hat sprunghaft zugenommen. Viele die Programme extra für die bundesweite Verbrei- Veranstalter und neue Anbieter verbreiten inzwi- tung entwickelt wurden oder in ihren Regionen schen ihre UKW- und neue Programme über DAB+. bislang nicht empfangen werden konnten. Gleichzeitig werben Audio-Angebote wie Webradios, Podcasts und Musikstreamingdienste um die Auf- Der Start des zweiten bundesweiten DAB+-Multi- merksamkeit der Hörerinnen und Hörer. Smart Spea- plex (Bundesmux) hatte sich verzögert, weil gleich ker ermöglichen dazu einen einfachen Zugang. Viele 3 Unternehmen die Plattform betreiben wollten. Beobachter haben einen „Audio-Boom“ ausgemacht. Nach einem Rechtsstreit eines unterlegenen Be- Trotz der zunehmenden Konkurrenz dominiert der werbers mit der Sächsischen Landesmedienan- klassische Hörfunk mit großem Abstand die Audio- stalt, die für alle Landesmedienanstalten das bun- nutzung. desweite Verfahren durchgeführt hatte, wurde nach einer außergerichtlichen Einigung Antenne Deutschland lizenziert, ein Gemeinschaftsunter- Bundesweite Programme: ein Schub nehmen von Media Broadcast und Absolut Digital. für die DAB+-Entwicklung Mit der Akquisition der Programme wurde das neu Am 1. August 2011 startete in Regensburg der ers- gegründete Unternehmen National German Radio te bundesweite DAB+-Multiplex mit 9 Program- beauftragt. men privater Veranstalter und 4 des Deutschland- radios. Die Programme wurden zum Start über 27 Das Vertrauen in den Erfolg von DAB+ ist groß. Alle Sender in Ballungsräumen ausgestrahlt. Inzwi- privaten Veranstalter auf dem ersten Bundesmux schen können sie über 140 Senderstandorte nahe- haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihre zu überall in Deutschland empfangen werden. Zuweisungen und die Verträge mit der Media 9
10 Jahre bundesweiter privater Hörfunk Broadcast um 10 Jahre bis 2031 zu verlängern. Die ten. Sie strahlen nicht nur ihre 56 UKW-Programme Veranstalter Absolut, Energy und REGIOCAST, die simulcast terrestrisch digital aus, sondern im Rah- bereits Programme auf dem ersten Multiplex ver- men der jeweiligen landesgesetzlichen Ermächti- breiten, sind auch beim zweiten Bundesmux en- gungen auch 17 neue Programme. Spitzenreiter ist gagiert. Absolut ist an der Plattform beteiligt und der Norddeutsche Rundfunk mit 11 DAB+-Program- mit den Programmen Absolut HOT, Absolut Bella, men. Da die Multiplexe der Rundfunkanstalten Absolut TOP und Absolut Oldie vertreten, die REGI- nicht überall mit ihren Programmen ausgefüllt OCAST mit dem Programm 80s80s und Energy mit sind, verbreiten sie in mehreren Ländern auch Pro- Nostalgie. gramme privater Anbieter. Bis auf Mecklenburg- Vorpommern und Niedersachsen gibt es in allen anderen Ländern zudem DAB+-Multiplexe privater DAB+-Ausbau in den Ländern Veranstalter. In NRW, Thüringen und dem Saarland Gestützt wird die bundesweite Entwicklung durch werden die ersten im Laufe des Jahres starten. In den Ausbau von DAB+ in den Bundesländern. Die den Ballungsräumen Berlin und Hamburg ist die Landesrundfunkanstalten haben ihre DAB+-Sen- dernetze aufgebaut, die sie schrittweise verdich- Tab. 1 Hörfunkprogrammstatistik 2021 Länder UKW UKW DAB+ DAB+ gesamt ARD-Anstalten UKW DAB+ gesamt landes- lokal landes- lokal landes- weit weit weit Baden-Württemberg 1 19 13 0 20 BR (BY) 5 10 10 Bayern 1 64 6 75 88 hr (HE) 6 6 6 Berlin-Brandenburg 21 6 30 0 41 MDR (SN, ST, TH) 7 10 10 Bremen 5 2 9 0 12 NDR (HH, MV, SH, NI) 8 11 11 Hamburg SH 10 6 18/33* 11 18 RB (HB) 5 6 4 Hessen 5 3 10 0 9 rbb (BE, BB) 7 13 6 Mecklenburg-Vorpommern 2 5 0 0/1* 2 SR (SL) 4 6 5 Niedersachsen 3 8 0 0 11 SWR (BW, RP) 8 8 8 NRW 1 44 0/16* 0 44 WDR (NRW) 6 9 9 Rheinland-Pfalz 3 17 3 8 27 Saarland 3 6 0 0 9 Sachsen 4 22 1 25 37 Sachsen-Anhalt 4 2 6 0 6 Thüringen 3 1 0/10* 0 4 Terrestrisch in den Ländern verbreitete Programme 315 gesamt 70 UKW DAB+ gesamt UKW DAB+ gesamt Bundesweite Programme 23 23 Deutschlandradio 2 4 4 Private gesamt 338 Ö-R gesamt 74 Landesweit oder lokal über den jeweiligen Verbreitungsweg empfangbare Programme; Summen jeweils bereinigt um Doppelungen, z. B. Multicastausstrahlungen über UKW und DAB+. In mehreren Ländern verbreitete Programme zählen in der Summe einfach. * Zuweisung oder Betriebsstart im Herbst 2021 geplant, Quelle: Landesmedienanstalten, Stand: Juni 2021. 10
10 Jahre bundesweiter privater Hörfunk Nachfrage nach DAB+- Übertragungskapazitäten me empfangbar. Der Wegfall der Frequenzknapp- so groß, dass gleich zwei Multiplexe mit Program- heit hat viele neue Programmformate ermöglicht. men privater Veranstalter belegt werden können. In der Startphase war das Fußballradio 90elf, das bis 2013 die Spiele der Fußballbundesliga der Her- Die Möglichkeit der digitalen terrestrischen Ver- ren in voller Länge live und zusätzlich im Rahmen breitung nutzen neue oder UKW-Radioveranstalter einer Konferenz übertragen hat, ein programmli- für Programme, die wegen fehlender UKW-Fre- ches Highlight. quenzen nicht terrestrisch verbreitet werden konn- ten. Bei der Belegung der Multiplexe kommt es im- Inzwischen gibt es bundesweite und länderüber- mer wieder zu Veränderungen, entweder weil ein greifende Spartenprogramme wie die Kinderradios Veranstalter den Sendebetrieb wegen wirtschaft- TOGGO Radio und Radio Teddy, Schlagerformate licher Schwierigkeiten einstellt oder weil er auf ei- wie Schlagerparadies und Schlagerradio, Rockfor- nen anderen Multiplex mit einem größeren Sen- mate wie Radio Bob! und Rock Antenne, ein Sport- dernetz wechselt. radio Deutschland, ein Programm eigens für Frau- en, ein Programm mit Filmmusik oder christliche Mit der steigenden Anzahl an DAB+-Programmen Radioprogramme. wächst der Druck auf alle privaten UKW-Veranstal- ter, ihre Programme über DAB+ anzubieten, um keine Wettbewerbsnachteile zu erleiden. Am wei- Erste UKW-Frequenzen abgeschaltet testen fortgeschritten ist die DAB+-Entwicklung in Ob wie in Norwegen 2017 oder wie in der Schweiz Bayern. Dort sind mit finanzieller Unterstützung 2024 geplant, UKW abgeschaltet wird, ist zurzeit der BLM seit 1. April 2021 alle lokalen UKW-Pro- nicht in der Diskussion. Das im Telekommunikati- gramme in ihrer Region über DAB+ zu empfangen. onsgesetz für Ende 2015 bestimmte Abschaltda- Da die Zahl der DAB+-Radiogeräte kontinuierlich tum wurde 2011 ersatzlos gestrichen. Politik und wächst, können sich Hörerwanderungen zu digi- Veranstalter stimmten darin überein, dass jeder talen Programmen von Konkurrenten spürbar auf Veranstalter selbst entscheiden soll, ob und wann die Reichweiten und damit auf die Werbeeinah- er seine UKW-Verbreitung einstellt. men auswirken. Unter besonderem Druck stehen die ARD-Anstal- ten und das Deutschlandradio. Die KEF hat die Auf- Vielfältiges Programmangebot wendungen für die Programmverbreitung über In Deutschland werden zurzeit 412 Hörfunkpro- UKW und DAB+ zusammengefasst und gedeckelt. gramme terrestrisch ausgestrahlt, 312 davon auch Die öffentlich-rechtlichen Veranstalter werden mit- über DAB+. Die Anzahl der in den einzelnen Regi- telfristig nicht mehr in der Lage sein, beide terres- onen verfügbaren Programme zeigt die sog. Heat- trischen Verbreitungswege zu finanzieren. 2018 hat map (siehe Abb. 1). Schwerpunkte sind Berlin, Bay- Deutschlandradio begonnen, schrittweise einzel- ern, das Rhein-Main-Gebiet und der Raum Leipzig- ne UKW-Sender abzuschalten, wenn die Gebiete Halle. Aber auch in den Teilen Deutschlands, in de- mit DAB+ versorgt waren. Auch Klassik-Radio und nen das private DAB+-Sendernetz noch nicht FFH haben bereits leistungsschwächere UKW- überall ausgebaut ist, sind mindestens 30 Program- Sender zugunsten von DAB+ abgeschaltet. Zum 11
10 Jahre bundesweiter privater Hörfunk Abb. 1 Anzahl der verfügbaren DAB+-Programme bis 8 Programme bis 29 Programme bis 37 Programme bis 43 Programme bis 59 Programme mehr als 59 Programme Quelle: Institut für Rundfunktechnik, Stand: Januar 2021. 12
10 Jahre bundesweiter privater Hörfunk 30. Juni 2021 wurden in Mittenwald die UKW-Sen- Landesmedienanstalt genügend Radioveranstalter der für insgesamt 7 Programme von Antenne Bay- zur Belegung der Programmplätze finden. Dass ern, Radio Oberland und des Bayerischen Rundfunks dies kein Selbstläufer ist, zeigt das Saarland. Dort abgeschaltet. konnte ein Plattformbetreiber nicht genügend Ra- dioveranstalter gewinnen und hat die Zuweisung Ungeklärt ist, wie mit freigewordenen UKW-Fre- zurückgegeben. Nach erneuter Ausschreibung und quenzen umgegangen wird. Nach den Landesme- Zuweisung beginnt nun ein anderer Plattformbe- diengesetzen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hes- treiber mit dem Aufbau der Plattform. sen werden sie grundsätzlich nicht mehr neu ver- geben. Vergleichbares haben der Bayerische Rund- Bei der Entscheidung über Einzel- oder Plattform- funk und die BLM vereinbart. Auf der Ebene des zuweisungen gibt es in den Ländern kein einheit- Telekommunikationsgesetzes kann nach der No- liches Bild. Bei der Einzelzuweisung entscheidet die vellierung im Jahr 2021 in der Frequenzverordnung Medienanstalt über jeden Programmplatz. Die Ent- geregelt werden, wie „mit freiwerdenden Frequen- scheidung über den Netzbetreiber treffen dann zen für den analogen Hörfunk auf Ultrakurzwelle nach Inkrafttreten des novellierten TKG die Veran- zu verfahren ist“ (§ 89 TKG). stalter auf dem Multiplex gemeinsam oder, wenn keine Einigung erzielt wird, die Bundesnetzagentur. Bei der Plattformzuweisung wählt der Plattform- Konkurrenz im Netz- und Plattformbetrieb betreiber die Veranstalter und den Netzbetreiber Nicht nur auf der Seite der Programme hat sich seit aus. Beim ersten bundesweiten Multiplex haben dem Start des ersten Bundesmuxes eine Angebots- sich die Medienanstalten für Einzelzuweisungen, und Anbietervielfalt entwickelt. Inzwischen gibt es beim zweiten Bundesmux für einen Plattformbe- neben der lange den Markt dominierenden Media treiber entschieden. Broadcast zahlreiche neue Netzbetreiber für den Aufbau und Betrieb von UKW- und DAB+-Sender- netzen. Auslöser für diese Entwicklung waren Ent- Erfolge bei der Geräteausstattung und bei scheidungen der Bundesnetzagentur zur Preisge- der digitalen Radionutzung staltung der Media Broadcast bei ihren UKW-Sen- Über den Erfolg von DAB+ entscheiden die Höre- dern. Sie haben dazu geführt, dass die Media Broad- rinnen und Hörer. Voraussetzung ist der Besitz ei- cast ihre UKW-Antennen verkauft hat. Neue nes DAB+-Radiogeräts. Seit dem Start des ersten Netzbetreiber haben die Möglichkeit genutzt, den Bundesmultiplexes ist die Zahl der DAB+ Radioge- Veranstaltern ihre Dienstleistungen für die analo- räte in den Haushalten und den Pkw kontinuierlich ge und digitale terrestrische Hörfunkverbreitung angestiegen. Mit einer noch stärkeren Zunahme anzubieten. ist in den kommenden Jahren zu rechnen, nachdem eine EU-Richtlinie vorgegeben hat ,,dass Autoradi- Von den Netzbetreibern sind die Plattformbetrei- os in neuen Pkw mit DAB+ ausgestattet sein müs- ber zu unterscheiden, auch wenn ein Unternehmen sen. In Deutschland gilt das seit dem 21. Dezem- oft beide Funktionen übernimmt. Der Plattformbe- ber 2020. Zusätzlich wurde bestimmt, dass in treiber trägt die wirtschaftliche Verantwortung für das Sendernetz und muss in Abstimmung mit der 13
10 Jahre bundesweiter privater Hörfunk ukunft alle haushaltsüblichen Radiogeräte eine Z rechtzeitig Regelungen notwendig, damit die Ver- Möglichkeit für den digitalen Radioempfang haben anstalter Planungssicherheit haben. Die UKW-Fre- müssen. (siehe S. 25 Abbildung 1) quenzen sollen nicht mehr für neue Angebote ver- geben werden. „Wir waren uns aber einig, dass frei- Die digitale Radionutzung über DAB+ und Internet gewordene UKW-Frequenzen in Ausnahmefällen hat sich in den vergangenen 10 Jahren ebenfalls im Einvernehmen mit dem abgebenden Veranstal- weiterentwickelt. Vergleicht man dies mit den Ent- ter und den Bedarfsträgern zur Optimierung be- wicklungen in Norwegen, Großbritannien und der stehender UKW-Versorgung genutzt werden kön- Schweiz, ist davon auszugehen, dass in rund 5 Jah- nen“, so Rainer Poelmann. Dr. Ulrich Liebenow hebt ren die Radionutzung über UKW weniger als 50 hervor, dass der Übergang nur gelingt, wenn er Prozent betragen wird. vom öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk gemeinsam geplant und umgesetzt werde. Rahmenbedingungen für die Migration Ein Hindernis beim DAB+-Engagement privater Unter Leitung der Staatsministerin Dorothee Bär Veranstalter sind die doppelten Verbreitungskos- (Bundeskanzleramt) und der Staatssekretärin H eike ten, ohne zugleich höhere Werbeeinahmen erzie- Raab (Staatskanzlei Rheinland-Pfalz) hatte len zu können. Angesichts des Einbruchs der Hör- sich 2017 das Digitalradio Board aus Vertretern der funkwerbung während der Coronapandemie zögern Radioveranstalter und der Landesmedienanstalten viele, in DAB+ zu investieren oder überlegen, die auf den „Aktionsplan für die Transformation der DAB+-Verbreitung zeitweise einzustellen. Um mit Hörfunkverbreitung in das digitale Zeitalter“ ver- den Rundfunkanstalten gleichziehen zu können, ständigt. Wichtigster Punkt war die Einführung der fordern Marco Meier (FFH) und Siegfried Schneider Digitalradiopflicht, die es jetzt seit Dezember 2020 (BLM) die finanzielle Förderung der DAB+-Verbrei- gibt. tung. Sie haben die DAB+-Verbreitungskosten für den privaten Hörfunk aufgrund von Branchenan- Zur Vorbereitung weiterer Entscheidungen wur- gaben auf 60 Millionen Euro geschätzt. Der Bund de 2020 eine Sondierungsgruppe ins Leben geru- und die Länder seien gefordert, Mittel bereitzustel- fen. Ihre Mitglieder setzen sich aus Entscheidern len. Der neue Medienstaatsvertrag hat dazu die privater und öffentlich-rechtlicher Veranstalter und Möglichkeit geschaffen, weil die Befristung zur För- der Landesmedienanstalten zusammen. In 4 Teams derung der technischen Infrastruktur aufgehoben mit jeweils einem Vertreter des öffentlich-rechtli- wurde. chen und des Privatfunks haben sie konkrete Vor- schläge entwickelt. Dabei waren sie sich einig, dass Wann für einen Veranstalter das Abschalten von für die Transformation klare Rahmenbedingungen UKW sinnvoll und möglich ist, hängt davon ab, wie notwendig seien. Dazu gehöre eine Entscheidung, viele Hörerinnen und Hörer Radio über einen digi- wie mit UKW-Frequenzen verfahren wird, die ein talen Verbreitungsweg hören. Voraussetzung sind Veranstalter aufgeben will. Nach Auffassung der dazu verlässliche Daten. Die Geräteausstattung Autoren Rainer Poelmann (REGIOCAST) und Dr. wird im Rahmen des jährlichen Digitalisierungs- Ulrich Liebenow (MDR) seien dazu in allen Landes- berichts ermittelt. Die ma Audio liefert zwar zurzeit mediengesetzen und in der Frequenzverordnung noch nicht alle notwendigen Kennziffern zur digi- 14
10 Jahre bundesweiter privater Hörfunk talen Radionutzung, nach Auffassung von Regina Deck (BLM) und Olaf Hopp (Energy) sei man mitt- lerweile aber auf einem guten Weg, unter dem Dach der agma kurz- bis mittelfristig allgemein anerkannte Nutzungsdaten bereitstellen zu kön- nen. Der Erfolg der digitalen Weiterentwicklung des Hörfunks hängt neben den technischen und poli- tischen Rahmenbedingungen auch davon ab, wie gut der digital-terrestrische Standard DAB+ den Markt durchdringt und von der Bevölkerung ange- nommen wird. Deshalb sehen Stephan Schmitter (RTL) und Stefan Raue (Deutschlandradio) alle Ra- dioveranstalter in der Pflicht, gemeinsam und auf- einander abgestimmt für DAB+ zu werben. Das Digitalradio Büro Deutschland sei dafür eine geeig- nete Plattform, die schon in der Vergangenheit er- folgreich übergreifende Aktionen konzipiert und organisiert hat. Im nächsten Schritt werden Bund, Länder, Landes- medienanstalten, ARD, Deutschlandradio und die Verbände prüfen, ob und wie die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden, um die Transfor- mation von der analogen zur digitalen Radiowelt zu gestalten und welchen Beitrag sie dazu leisten können. 15
Diversität im Audiomarkt oder warum Audio Zukunft hat Ruth Meyer War noch in den 2010ern Video der Trendsetter, gibt auditive Wahrnehmung. Mit dem Hören von Ge- es längst ein spannendes Revival und neues Wachs- schichten, Märchen oder Hörspielen in der Kindheit tum im Audiosektor. Woher kommt dieser Trend, bleiben intensive Gefühls- und Vorstellungswelten wohin kann er führen und wie können wir diesen verbunden. vielfaltsrelevanten Zukunftsmarkt fördern? Zuhören ist eine aktive kognitive Leistung. Zuhö- rend erfasste Informationen erreichen unser Be- Vom Hören wusstsein schnell und intensiv und lassen parallel Hören und Sehen, die beiden zentralen Sinnes- Bilder entstehen, die – mal von eigener Erfahrung, wahrnehmungen, bestimmen unsere Erfassung mal von eigener Phantasie geprägt – zusammen der Welt. Dem Hören kommt dabei schon entwick- mit dem Audioeindruck oder der Textinformation lungspsychologisch eine besondere Bedeutung zu: oft besonders eindringlich und stimmig sind. Wer Beim Embryo ist das Ohr das erste Wahrneh- sich mit der Nutzung von Medien auseinander- mungsorgan, welches sich entwickelt, und die ers- setzt, kommt also kaum um eine Beschäftigung ten Reaktionen Ungeborener offenbaren sich, mit dem Hörsinn herum. Es sind genau diese per- wenn ihre Eltern zu ihnen sprechen. Über den drei- zeptiven Besonderheiten des Hörens, die Radio und dimensionalen Hörsinn interpretieren wir nicht nur Audiotonträger mit all ihren Genres ausmachen. Geräusche, Stimmen und Laute, sondern auch Fre- quenzen und Schwingungen. Dadurch vermitteln sich existenzielle Orientierungspunkte, etwa un- Bilderfluten sere Lage im Raum genauso wie emotionale Sicher- Im Zuge der Verbreitung des Fernsehens, weit mehr heit. aber noch mit der rasanten Entwicklung der digi- talen Medien, getrieben durch die Verfügbarkeit Innerhalb der kindlichen Entwicklung ist das Hören mobiler Endgeräte, ging zunächst die Bespielung von zentraler Bedeutung für die kognitive Entwick- der Displays einher. Medien kommen seither vor lung insgesamt und den Spracherwerb im Beson- allem visuell daher. Grafik, Brillanz, Schnitttechnik deren: Längst, bevor wir lernen, uns lesend Texte oder Animationen erzeugen beeindruckende Video zu erschließen, gelingt uns dies bereits über die 16
Diversität im Audiomarkt oder warum Audio Zukunft hat welten und visuelle Feuerwerke – gelegentlich recht Revival der Hörmedien losgelöst davon, was der Audiokanal parallel be- Mit modernen Medien wird die eingangs beschrie- reits an Fülle liefert. bene Eindringlichkeit des Hörens wieder verstärkt, denn der Fokus liegt auf dem Auditiven. Hörbücher, Im optimalen Fall ergänzen sich diese Inputs und Podcasts, Social Audio und Audio Influencing, führen zu einem vertieften Gesamteindruck oder Smart Speaker, In Ears, …: Audio-Angebote und besseren Verständnis des Inhalts – allzu oft benö- -endgeräte überbieten sich an Menge, Funktiona- tigen informative oder unterhaltende Hörein lität und Coolness. Kontemplativer, persönlicher drücke diese reichhaltige Bebilderung jedoch gar und tiefgehender wirken diese Formate und bergen nicht oder werden hiervon sogar nachteilig über- damit auch spezifische Chancen und Risiken hin- lagert. Die TV-Nachrichtenforschung der 2000er sichtlich Beeinflussbarkeit, inhaltlicher Qualität, etwa hat den damals vor allem in privaten Sendern Marktentwicklung, Regulierung oder Medienkom- gepflegten effekthascherischen Formaten – wer petenz. sich erinnert: komplexe Inhalte, schnell artikuliert, mit Musikteppich hinterlegt, dazu vielfältige Bild In den folgenden vier Thesen werden mögliche Ur- elemente – jedenfalls attestiert, dass Anstrengun- sachen dieses Revivals der Hörmedien skizziert: gen, die Sender im Kampf um Bilder betrieben, zwar hohen Aufwand, kaum jedoch einen wirkli- • Social Audio kompensiert Come-together: Das chen Mehrwert für die Zuschauer bedeuteten. gesprächshafte „Miteinander“ verlagert sich zu- Fraglos gelingt die Synthese von Text und Bild heu- nehmend auf die virtuelle Ebene – diese Entwick- te insgesamt deutlich besser, wenn es z. B. darum lung wurde zusätzlich gepusht durch Corona. geht, komplexe Informationen kompakt zu vermit- • Neue Werbemärkte durch Audio Influencing: teln. Hilfreich ist hierfür aber auch, dass der Zeit- Marken nutzen auditive Community-Plattfor- punkt der Informationsaufnahme zunehmend men, da durch sprechend-zuhörende Interaktion selbst gewählt werden kann – Wiederholungen die Markenbindung gesteigert werden kann. eingeschlossen – und dass dank Crossmedialität • Hören ist das neue Lesen: Auditive Podcasts und auf ergänzende oder vertiefende Informationen Hörbücher florieren, weil sie dank mobiler End- auf die Homepages der Sender verwiesen werden geräte parallel zu einer Vielzahl von Alltagstä- kann. tigkeiten konsumiert werden können. • Qualitativ hochwertiger Bildjournalismus hat Zugegeben: Diese Analysen entstammen vorwie- seinen Preis: Die Produktion von Bildmaterial ist gend der Einschätzung von Baby Boomern oder der grundsätzlich kostspielig. Generation X, spätestens die Digtal Natives der Ge- neration Z sind mit den multiplen Seh- und Hörein- What’s next? drücken der Multimediawelt groß geworden und Vieles spricht für ein weiteres Aufleben von #Voice. bringen völlig andere Erwartungen an die mediale Medienhäuser entwickeln hierfür derzeit dezidier- Gestaltung mit. Offensichtlich sind aber gerade sie te Ansätze und auch in der Werbung hält der Voice- heute dennoch – oder vielleicht sogar gerade des- Trend wahrnehmbar Einzug. Ob dies gleichzeitig halb – von „Audio pur“ fasziniert. auch mehr Vielfalt bedeutet, bleibt abzuwarten. 17
Diversität im Audiomarkt oder warum Audio Zukunft hat Konnektivität über soziale Interaktion und gemein- Es wäre lohnenswert, sich seitens der Landesme- samen Genuss sowie der allgegenwärtige Zugang dienanstalten diesen Phänomenen und Zusam- zum mobilen Internet sind aktuell die zentralen menhängen breiter zu widmen. Vielleicht als Treiber für mobilen Audiokonsum. Hinzu kommt Schwerpunktthema im nächsten Digitalisierungs- der steigende Bedarf nach Individualisierung, der bericht. durch Mass Customization im Produktbereich und Targeting im Servicebereich auch in Audio weiter Raum greifen wird. Somit wachsen Nischenmärk- te für das Besondere, aber auch neue Handlungs- felder für die Medienaufsicht. Medienregulierung Audio Die Bedeutung von Empfehlungen durch Algorith- men wird auch den Audiomarkt durchdringen und deswegen aufmerksam zu analysieren sein. Trans- parenz und Sorgfaltspflichten als wichtige Pfeiler einer zukunftsorientierten Medienregulierung werden gebraucht, um Vielfalt abzusichern. Unter dem Stichwort „Human Recommendations“ setzen bereits 2021 viele Medienunternehmen auf alter- native Empfehlungsmethoden, um User aus ihrer Bubble zu holen. Zurzeit dreht sich die Diskussion in Deutschland im Themenbereich Desinformation viel um sog. „Deepfakes“. Audio-Manipulationen und Sprach- synthese sollten dabei nicht unterschätzt werden: Sprache transportiert oft einen Großteil der Infor- mation und bietet daher zahlreiche Angriffsmög- lichkeiten. Neben den oft diskutierten Deepfakes auf Basis von Sprachsynthese spielen aber auch „Shallowfakes“ eine wichtige Rolle. Sie sind einfach zu erstellen und dennoch oft schwer zu erkennen. Sowohl regulativ als auch durch die kontinuierliche Vermittlung aktueller Medienkompetenz müssen daher die Weichen gestellt werden, damit die öf- fentliche Meinungsbildung nicht durch derart ma- nipulierte Inhalte Schaden nimmt. 18
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Smart Speaker: ohne Umwege zum Privatradio? Update 2021 Siegfried Schneider Audio-Content über Sprachassistenten wächst ra- Deutschen Telekom. Vor allem die Gespräche mit sant. Auch die lokalen Radios liefern immer mehr Amazon waren im vergangenen Jahr so positiv ver- Inhalte, die über Smart Speaker abgerufen werden laufen, dass die TKLM bereits 2021 auf einen Durch- können. Ein Angebot, das ankommt und genutzt bruch für mehr lokale und kulturelle Vielfalt durch werden will: Smart Speaker spielen beim Radiohö- eine verbesserte Auffindbarkeit von Radiosendern ren also eine immer wichtigere Rolle. Das sind kurz auf Smart Speakern gehofft hatte (vgl. Schneider, zusammengefasst die wesentlichen Trends zum Siegfried: „Auffindbarkeit über Smart Speaker – Thema Sprachsteuerung aus dem neuen Online- vertraue ich meinem Sprachassistenten?“, Digita- Audio-Monitor der Medienanstalten. lisierungsbericht Audio 2020, Berlin 2020). Doch sind alle Radioangebote, selbst Lokalradios, Doch leider hat sich die Umsetzung, via Smart auch ohne Umweg über sprachgesteuerte Systeme Speaker ohne Umwege zum lokalen Lieblingssen- zu finden? Bilden Smart Speaker die große lokale der zu gelangen, verzögert. Wie ist aktuell der und kulturelle Vielfalt auf dem deutschen Radio- Stand? Wie geht es weiter? Ein Update. markt wirklich ab? Oder gibt es technische Hürden bei Sprachassistenten, die dem gleichberechtigten Auffinden und der Ansteuerbarkeit von Hörfunk- Radio Skills Kit weiter in der Testphase programmen entgegenstehen? Viel Hoffnung hatte die TKLM in das von Amazon entwickelte Radio Skills Kit als zusätzliches Werk- Wir würden diese Fragen nicht stellen, wenn sie zeug gesteckt, das seit 2018 mit der ARD Audiothek bereits geklärt wären. Sie zu beantworten, bleibt und RTL Radio getestet wurde. Nach Auskunft des die große Herausforderung. Unternehmens soll es Radioveranstaltern eine ver- besserte Interaktion mit den Endnutzern ermögli- Die AG Smart Speaker der Technischen Konferenz chen. Bislang sind viele Radioveranstalter auf eine der Medienanstalten (TKLM) leistet ihren Beitrag Integration über fremde Aggregatoren angewiesen dazu. So befassen wir uns intensiv mit den techni- (siehe Kasten). schen Funktionen von Smart Speakern. Dazu ste- hen wir in intensivem Austausch vor allem mit dem Doch der hohe Individualisierungsgrad der Inte Marktführer Amazon, aber auch mit weiteren gration von Hörfunkprogrammen macht die Sache Marktteilnehmern wie Apple, Google oder der schwierig, so das Fazit der ersten Testphase. Basie- 20
Smart Speaker: ohne Umwege zum Privatradio? Exkurs Aggregatoren Häufig verwenden Smart-Speaker-Anbieter zur Integration von Hörfunkprogrammen sogenann- te „Aggregatoren“. Das sind in der Regel weltweit tätige Unternehmen, die die Audio-Streams bei den Hörfunkveranstaltern „einsammeln“ und dann über ihre Plattform zur Verfügung stellen. Der Aggregator TuneIn bündelt die meisten – aber eben nicht alle – deutschen Radioangebote. Ist ein Hörfunk-Programm bei TuneIn vertreten, kann es auf Amazon Echo ohne Zutun der Nutzenden durch Aufrufen gestartet werden. Einerseits ist das ein sehr günstiger und komfortabler Vorgang für Anbieter von Audioinhalten – auf der anderen Seite birgt er aber auch Risiken. So sind zum Beispiel regional begrenzte Streamingrechte für deutsche Anbieter in der Regel nicht mit den Anforderungen eines global agierenden Unternehmens in Einklang zu bringen. Einschränkungen gegenüber der Bereitstellung von Streams auf eigenen Servern gibt es beispielsweise auch bei der Analyse der Nutzungszahlen oder der Vermarktung. rend auf dieser Erkenntnis, wurde im Frühsom- Das Ergebnis: In den meisten Fällen gibt es weder mer 2021 ein erneuter Test durchgeführt, dessen eine zeitliche noch eine örtliche noch eine auf in- Ergebnis bei Redaktionsschluss noch nicht vorlag. dividuelle Nutzungspräferenzen basierende unter- schiedliche Auskunft bei der Beantwortung der ge- Ziel ist es, den sogenannten „Onboarding-Prozess“, stellten Testfragen. Häufig wird jedoch – auch auf also die Aufnahme des Programms in die Routine Nachfrage – keine Quelle zu abgefragten Informa- des Smart Speakers, auch für kleine und mittelgro- tionen angegeben. Auch ist die Benennung des Zu- ße Hörfunkveranstalter zu erleichtern. Die Erkennt- stellungsbevollmächtigten nicht in allen Fällen ge- nisse aus dem zweiten Testbetrieb sollen dann voll geben. Grund genug, diese Voruntersuchung in den umfänglich allen Hörfunkanbietern zugutekom- nächsten Monaten mit einem erweiterten Fragen- men. Das sollte erhebliche Erleichterungen für die katalog zu vertiefen. Radioveranstalter mit sich bringen. Die DLM untersucht aktuell die Rolle von Smart Neben Gesprächen mit den Anbietern von Smart Speakern mit Blick auf ihre Einordnung als Medien Speakern, die jeweils die Auffindbarkeit und Dar- plattform, Medienintermediär oder Benutzerober- stellung der Inhalte von privaten Hörfunkanbietern fläche. Intensiv werden wir uns vor allem mit den in Deutschland im Fokus hatten, beschäftigte sich Punkten „diskriminierungsfreier Zugang und Auf- die TKLM zudem mit weiteren Fragen zum Thema. findbarkeit“ sowie „Transparenz und Verantwor- tung (Ansprechpartner)“ befassen. Stand der Regulierung Ziel ist und bleibt, dass alle Angebote auch über Im Rahmen einer Ad-hoc-AG der Landesmedien sprachgesteuerte Systeme direkt und ohne Umwe- anstalten, bestehend aus Mitgliedern der TKLM ge aufgefunden werden können und Plattformen unter Leitung von Cornelia Holsten (brema) als The- transparente Empfehlungssysteme nutzen. Für menbeauftragte, wurde eine Voruntersuchung zu mehr lokale Vielfalt im Sinne der Hörerinnen und der Fragestellung „Welche Quellen nutzen Smart Hörer. Speaker, wie?“ initiiert. 21
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Daten & Fakten zur Digitalisierung in Deutschland 23
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland September 2021 Dr. Simon Berghofer Die Digitalisierung der Hörfunkübertragung hat im der Gesamtschau zwar weiterhin der am weitesten letzten Jahr wieder einen Sprung nach vorne ge- verbreitete Übertragungsweg für den Hörfunk, muss macht. Sowohl DAB+ als auch Webradio spielen da- aber bei der Haushaltsausstattung, der Zahl der Ra- mit eine immer größere Rolle für den Radioempfang diogeräte und beim meistgenutzten Empfangsweg in Deutschland. UKW bleibt dominant, ist aber wei- weitere Anteile an die digitale Radioübertragung ter klar rückläufig. Das zeigen die Ergebnisse der im abgeben. Auftrag der Medienanstalten, ARD, Deutschland radio, Media Broadcast und Vodafone durch Kantar Den kompletten Forschungsbericht zur Studie finden durchgeführten bevölkerungsrepräsentativen Befra- Sie hier: https://www.die-medienanstalten.de/ gung zur Hörfunkausstattung und -nutzung. Insge- themen/forschung samt finden sich in Deutschland mittlerweile mehr als 20 Millionen DAB+-Empfänger, das sind gut 5 Millionen mehr als im Vorjahr. Damit hat die Zahl Fast die Hälfte der Haushalte hat ein Radio der DAB+-Haushalte die Marke von 11 Millionen ge- gerät mit digitalem Empfang knackt, sodass im bundesweiten Durchschnitt mehr Radioprogramme können in digitaler Qualität so- als jeder 4. Haushalt über mindestens einen DAB+- wohl über den terrestrischen Digitalstandard DAB+, Empfänger verfügt. Neben DAB+ haben auch die über Satellit und Breitbandkabel als auch über das anderen digitalen Hörfunkübertragungswege im Internet bzw. das IP-Protokoll empfangen werden. Vergleich zum Vorjahr deutlich zugelegt. Mehr Dafür werden digitale Empfangsgeräte wie DAB+- als 46 Millionen Menschen in Deutschland empfan- oder IP-Radios oder ein an das digitale Kabel oder gen ihr Radioprogramm auch digital oder hören Satellit angeschlossenes Empfangsgerät benötigt. Webradio. Die Netto-Digitalisierungsquote steigt Die Zahl der Haushalte in Deutschland mit min- damit auf 66 Prozent. Das analoge UKW bleibt in destens einem digitalen Radioempfänger liegt bei 24
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland Abb. 1 Haushaltsausstattung mit Radiogeräten im Trend Mind. eine Empfangsmöglichkeit 92,0 94,3 94,7 94,3 94,3 Digitalradio DAB+ 27,0 24,3 22,7 17,0 15,1 IP-Radio 16,8 14,3 12,3 10,9 9,7 TV-Kabel/SAT 22,1 23,2 22,9 22,8 27,7 UKW/analog 88,9 91,2 92,0 92,2 92,9 0% 25 % 50 % 75 % 100 % 2021 2020 2019 2018 2017 Jeweils mindestens ein Radiogerät der Empfangsart im Haushalt; Basis: 39,672 / 40,219 / 40,350 / 40,684 / 40,768 Mio. Haushalte in Deutschland; n = 7.507 (2021). 25
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland gut 18 Millionen, das entspricht 45 Prozent aller Ausstattung mit analogen Radiogeräten Haushalte in Deutschland.1 Den größten Teil davon weiter rückläufig machen Haushalte mit einem DAB+-Empfänger Im Zuge der Digitalisierung der Kabelnetze wurde aus. Über 11 Millionen Haushalte verfügen über mittlerweile auch die analoge Hörfunkübertra- mindestens ein Radio mit dem terrestrischen Di- gung im Kabel in weiten Teilen Deutschlands ein- gitalstandard. Das sind gut 1,1 Millionen mehr als gestellt. Noch etwa 2 Prozent der Haushalte emp- im Vorjahr und entspricht 27 Prozent aller Haushal- fangen ihr Radioprogramm analog über das Ka- te in Deutschland. Die Zahl der DAB+-Haushalte belnetz. Im Rahmen der Vereinheitlichung ihrer ist damit um gut 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr Kabelnetzstrukturen hat Vodafone bereits ange- gestiegen und weiterhin auf einem soliden Wachs- kündigt, die analoge Radioverbreitung über Kabel tumskurs. auch in den letzten verbleibenden Regionen vor- aussichtlich bis 2023 einzustellen.2 Auch die Ausstattung mit IP-Radiogeräten, also Ra- dios, die das Programm über das Internet empfan- Dominanter analoger Empfangsweg bleibt, trotz gen, hat weiter zugelegt. Knapp 6,9 Millionen Rückläufigkeit, nach wie vor die UKW-Übertra- Haushalte bzw. 17 Prozent aller Haushalte in gung. Weiterhin verfügen knapp 89 Prozent der Deutschland verfügen über ein solches Gerät. So- Haushalte in Deutschland über mindestens ein wohl bei der Ausstattung mit DAB+ als auch bei UKW-Radio im Haushalt. Das sind gut 2 Prozent- den IP-Radiogeräten sind 4,8 Millionen sogenann- punkte weniger als im Vorjahr, womit sich der rück- ter Hybridgeräte berücksichtigt, die beide Emp- läufige Trend der letzten Jahre weiter bestätigt. fangstechnologien beherrschen. Dabei gilt es zu bedenken, dass in jedem Haushalt in Deutschland im Durchschnitt 4 Radiogeräte ste- Der digitale Radioempfang über Kabel oder Satellit hen. Solange sich auch noch nur ein analoges liegt weiterhin auf einem ähnlichen Niveau wie in Dusch- oder Küchenradio im Haushalt befindet, den Vorjahren. In etwa jedem 9. Haushalt (11 Pro- wird dieser (auch) als UKW-Haushalt mitgezählt. zent) steht ein Gerät mit digitalem Satellitenan- Die genauere Betrachtung zeigt aber, dass immer schluss, über das Radioprogramme empfangen mehr analoge Radiogeräte in den Haushalten werden. Ebenfalls 11 Prozent haben ihren Radio- durch digitale Empfänger ersetzt werden (siehe empfänger mit einem digitalen Kabelanschluss hierzu auch die Analyse zu den Gerätezahlen wei- verbunden. In beiden Fällen wird häufig das TV- ter unten). Gerät für den Empfang von Radioprogrammen ver- wendet, in einigen Haushalten wird auch die hei- mische Stereo- oder Surroundanlage direkt mit DAB+-Haushalte nach Bundesländern: dem digitalen Kabel- oder Satellitenanschluss ver- Bayern und Sachsen-Anhalt an der Spitze, bunden. Baden-Württemberg geht in die Aufholjagd Die Haushaltsausstattung mit DAB+-Geräten va- riiert regional. In Relation zur Gesamtzahl der Haushalte im Bundesland betrachtet, nehmen 1 In der Haushaltsausstattung nicht berücksichtigt sind konvergente Endgeräte, z. B. Smartphones oder Tablets. Auf die Nutzung von Webradioprogrammen an solchen Geräten wird weiter unten und im Rahmen der Ausweisung der Netto-Digitalisierungsquote 2 Vgl. https://www.infosat.de/radio/vodafone-will-analoges- eingegangen. kabelradio-abschalten (05.08.2021). 26
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland Abb. 2 DAB+-Haushaltsausstattung nach Bundesland im Trend Alle Niedersachsen, Bremen 27,0 11,018 Mio. 24,1 1,027 Mio. 24,3 23,9 22,7 21,9 Brandenburg Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein, 23,2 +13 0,293 Mio. Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern 20,5 23,2 1,738 Mio. 16,4 22,6 Berlin 21,0 20,3 +10 0,405 Mio. Nordrhein-Westfalen 18,5 24,3 +10 2,094 Mio. 17,4 22,0 Baden-Württemberg 22,0 29,5 +22 1,541 Mio. Rheinland-Pfalz, Saarland 24,1 25,7 0,620 Mio. 23,9 24,1 Bayern 21,3 34,8 +12 2,199 Mio. Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen 31,0 25,3 +16 1,367 Mio. 29,7 21,9 Hamburg, Schleswig-Holstein 19,5 21,6 0,521 Mio. Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen 20,5 31,2 1,371 Mio. 19,8 28,9 Niedersachsen 24,1 24,0 0,937 Mio. 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 23,9 21,8 2021 2020 2019 absoluter Wert (in Mio.) Veränderung im Vergleich zum Vorjahr (in Prozent) 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Einige Bundesländer fallzahlbedingt nur zusammengefasst darstell- bar; Basis: 40,350 / 40,684 / 40,768 Mio. Haushalte in Deutschland; n = 7.507 (2021). Bayern und Sachsen-Anhalt die Spitzenpositionen eine überdurchschnittlich hohe DAB+-Haushalts- bei der DAB+-Haushaltsausstattung ein. In beiden ausstattung von rund 30 Prozent auf. Etwa jeder Bundesländern verfügt mehr als ein Drittel der 4. Haushalt in Brandenburg, Bremen, Niedersach- Haushalte über mindestens ein DAB+-Radiogerät. sen und Nordrhein-Westfalen hat Zugriff auf min- Auch Baden-Württemberg und Sachsen weisen destens ein Gerät mit digitalem terrestrischen 27
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland Empfang. In Berlin, Hamburg/Schleswig-Holstein liegen bei 16,7 Millionen Geräte in Deutschland. und Mecklenburg-Vorpommern gilt dies für etwa Während die Zahl digitaler Radiogeräte immer wei- jeden 5. Haushalt. ter wächst, ist die Menge der analogen UKW-Emp- fänger in deutschen Haushalten um weite- Im Vergleich zum Vorjahr hat Baden-Württemberg re 3,4 Millionen Geräte auf 121,8 Millionen gesun- den deutlichsten Wachstumsschub bei der DAB+- ken. Ausstattung gemacht (+22 Prozent). Ebenfalls zwei- stellig zugelegt haben Rheinland-Pfalz, das Saar- DAB+ konnte scheinbar deutlich von der hohen land und Hessen (+16 Prozent in der Ländergruppe) Nachfrage nach Unterhaltungselektronik im sowie Brandenburg (+13 Prozent), Bayern (+12 Pro- Jahr 2020 profitieren und auch im ersten Quar- zent), Berlin und Nordrhein-Westfalen ( jeweils tal 2021 stieg der Absatz von DAB+-Radios laut +10 Prozent). In absoluten Zahlen betrachtet, fin- Home Electronics Market Index (HEMIX) in den sich die meisten DAB+-Haushalte in den bevöl- Deutschland auf Rekordniveau.3 Gestiegen ist auch kerungsreichen Flächenländern Bayern (2,2 Millio- die Mehrfachausstattung mit DAB+-Geräten – im nen), Nordrhein-Westfalen (2,1 Millionen) und Ba- Vorjahr standen jedem DAB+-Haushalt im statis- den-Württemberg (1,5 Millionen). tischen Durchschnitt 1,7 DAB-Geräte zur Verfü- gung, in diesem Jahr sind es bereits durchschnitt- lich 2 Digitalradioempfänger pro Haushalt. Eine Mehr als 5 Millionen neue DAB+-Geräte wichtige Rolle für den Absatz von DAB+-Geräten Die meisten Haushalte verfügen üblicherweise spielt die mit der letzten Novelle des Telekommu- über deutlich mehr als ein Radiogerät. Um besser nikationsgesetzes im Dezember 2020 eingeführte zu verstehen, wie sich der digitale Radioempfang Digitalradiopflicht. Sie sieht vor, dass Radios neben entwickelt, ist daher der Blick auf die Entwicklung dem analogen Empfang zusätzlich mindestens ei- der Gerätezahlen insgesamt hilfreich. nen digitalen Empfangsweg unterstützen müssen. Ausnahmen sind nur in sehr wenigen Fällen vor- Die Gesamtzahl der Radios in deutschen Haushal- gesehen. Dies gilt sowohl für Radios in Neuwagen ten ist im letzten Jahr deutlich auf insgesamt mehr als auch für stationäre Geräte. als 149 Millionen Radioempfänger gewachsen. Das Wachstum geht dabei im Wesentlichen auf die steigende Ausstattung mit digitalen Geräten zu- DAB+ legt inhouse und im Auto kräftig zu rück. Die Zahl der DAB+-Radios hat um mehr Die Zahl der DAB+-Radios, die im Haus oder der als 5 Millionen zugenommen und liegt nunmehr Wohnung genutzt werden, hat im Vergleich zum bei knapp 21,7 Millionen. Mitberücksichtigt sind Vorjahr zugelegt. Ihre Zahl ist um mehr als 3 Milli- hier auch 4,9 Millionen sogenannte Hybridgeräte, onen auf über 13 Millionen Geräte gestiegen also Digitalradioempfänger, die sowohl über DAB+ (+33 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Das verwun- als auch über das Internet Radioprogramme emp- dert nicht weiter, ist doch mittlerweile der über- fangen können. Die Zahl der Radiogeräte, die digi- wiegende Teil der im Einzelhandel verfügbaren Ra- talen Hörfunk ausschließlich über das Internet- diogeräte mit DAB+ ausgestattet. Die Zahl der Protokoll empfangen, liegt bei knapp 6,2 Millionen Geräten. Radios, die digital nur DAB+ empfangen, 3 Vgl. https://gfu.de/dab-setzt-sich-durch; https://www.teltarif.de/ digitalradio-dab-plus-rekord-radio/news/83678.html (06.08.2021). 28
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland Abb. 3 Anzahl der DAB+-Geräte in der Wohnung/im Auto/gesamt (in Mio.) Mind. 1 DAB+-Radiogerät gesamt 21,672 +30 16,623 14,635 11,835 9,91 DAB+-Radiogeräte in der Wohnung 13,129 +33 9,855 8,037 7,428 Jedem 6,201 DAB+-Haushalt stehen im DAB+-Radiogerät im Auto Durchschnitt 2 DAB+- 8,542 +26 Geräte zur 6,768 Verfügung 6,598 4,407 3,709 0 6 12 18 24 2021 2020 2019 2018 2017 Wachstum Angaben in Mio. Geräte, einschließlich Hybridgeräte; Basis: 39,672 / 40,219 / 40,350 / 40,684 / 40,768 Mio. Haushalte in Deutschland; n = 7.507 (2021). DAB+-Autoradios ist ebenfalls um weitere 1,8 Mil- bei 43,2 Millionen. Knapp ein Fünftel (19,8 Prozent) lionen auf 8,5 Millionen Geräte gestiegen (+26 Pro- dieser Geräte empfangen DAB+, das entspricht ei- zent). nem Wachstum von fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hybridgeräte und Autoradios mit nur IP-Digitalempfang fristen ein Nischendasein mit Ein Fünftel der Autoradios empfängt DAB+ einem Gesamtanteil von 1,6 Prozent. Die meisten So gut wie jedes Auto ist serienmäßig mit einem Autoradios empfangen ihr Programm nach wie vor Radioempfänger ausgestattet und ein Großteil der analog über UKW. Ihr Anteil ist allein im letzten deutschen Autofahrer schaltet im Auto das Radio Jahr jedoch um mehr als 5 Prozentpunkte zurück- ein.4 Die Zahl der Autoradios in Deutschland liegt gegangen und liegt nun bei 79 Prozent aller Auto- radios. Vor dem Hintergrund der Digitalradiopflicht 4 Vgl. https://www.horizont.net/medien/nachrichten/ass-studie-wie- für Neuwagen ist zu erwarten, dass die Digitalisie- radio-und-auto-auch-in-zukunft-ein-dreamteam-bilden-171143 (06.08.2021). 29
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland rung des Hörfunkempfangs im Auto in den kom- Smart Speaker. Genutzt werden dabei sowohl die menden Jahren weiter an Fahrt aufnehmen und Streamingangebote etablierter Sender als auch vor allem DAB+ davon profitieren wird. eine Vielzahl an ausschließlich über das Web ver- breiteter Radioprogramme (vgl. hierzu auch die Ergebnisse des Online-Audio-Monitors ab S. 38). So Fast jeder Zweite hört zumindest gut wie jeder verfügt heutzutage über die nötige gelegentlich auch Webradio technische Ausstattung, um Webradio zu nutzen Digitales Radio wird heute nicht nur klassisch am und tatsächlich hört fast die Hälfte (49 Prozent) Radiogerät oder im Auto gehört, sondern auch an der Personen in Deutschland zumindest gelegent- Geräten wie Smartphones, Laptops oder über lich Webradio. Die Webradionutzung hat damit Abb. 4 Webradionutzung nach Geräten Smartphone Tablet 25,5 8,2 25,9 7,3 24,6 7,7 Laptop IP-Radio zu Hause 13,2 6,5 11,1 6,5 11,3 6,9 PC Smart Speaker 12,0 8,0 10,3 6,0 9,9 6,0 IP-Radio im Auto* Smartwatch 10,3 0,3 8,0 0,5 8,7 0,7 Smart-TV-Gerät Netto 9,2 48,9 7,8 44,8 6,1 41,5 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 2021 2020 2019 2021 2020 2019 Basis: 70,445 / 70,598 / 70,635 Mio. Personen ab 14 Jahre in Deutschland; n = 7.507 (2021). * über Smartphone, Tablet oder fest installiertes IP-Radiogerät im Auto 30
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland um 4 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr an- DAB+ und Webradio gehen bei Digitalisierung gezogen. Etwa jede 4. Person in Deutschland greift Hand in Hand dafür auf ihr Smartphone zurück, jeder 8. hört Ra- Eine genauere Betrachtung zeigt, dass sich die Nut- dio am Laptop oder PC und jeder 10. nutzt Webra- zung von Web- und Digitalradio über DAB+ ergän- dio im Auto5. Jeder 11. verwendet einen Smart TV zen. Gut 40 Prozent derjenigen, die zumindest ge- zum Hören von Webradioprogrammen und 8 Pro- legentlich Radioprogramme über das Internet hö- zent greifen dafür auf einen Smart Speaker zurück. ren, verfügen über einen DAB+-Empfänger im ei- genen Haushalt. Umgekehrt nutzen auch zwei Drittel der Personen mit DAB+-Gerät im Haushalt zumindest gelegentlich Webradio. Das zeigt, dass die digitalen Übertragungswege für viele Nutzer 5 Erfasst werden hier sowohl die Nutzung über ein IP-Autoradio als auch die Nutzung von Webradio über ein mit dem Autoradio wenig miteinander konkurrieren. Vielmehr greifen verbundenes Smartphone oder Tablet. Abb. 5 Digitalisierungsquote Radio (Netto) Digitalradio DAB+ 30,4 25,3 23,9 Radio über Satellit 80 % 12,2 65,7 63,1 12,3 58,1 60 % 11,8 Radio über digitales Kabel 40 % 10,4 10,2 20 % 9,0 0% Webradio Netto Digitalisierungsquote* 48,9 44,8 41,5 0% 15 % 30 % 45 % 60 % 2021 2020 2019 Webradio definiert als: nutzt Webradio zumindest gelegentlich an irgendeinem Gerät; Basis: 70,445 / 70,598 / 70,635 Mio. Personen ab 14 Jahre in Deutschland; n = 7.507 (2021). * mind. 1 digitales Radiogerät im Haushalt oder nutzt Internetradio 31
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland Abb. 6 Meistgenutzte Radioempfangsart 2021 2,0 2021 57,9 12,5 16,6 5,7 5,3 30,9 % 3,1 2020 63,8 10,4 14,0 4,7 4,0 27,0 % 3,5 2019 68,7 7,2 11,0 5,7 4,1 21,3 % 3,6 2018 68,8 5,7 9,6 8,1 4,2 18,7 % 2017 69,8 5,0 7,7 4,2 8,5 4,8 15,3 % 0% 25 % 50 % 75 % 100 % UKW/analog DAB+ Webradio Kabel/Sat Keine meistgenutzte Empfangsmöglichkeit (Nutze) keine Empfangsmöglichkeit Digitaler Radioempfang Die Angaben zur am häufigsten genutzten Radioempfangsart beziehen sich auf die zum Haushalt gehörenden Radiogeräte (in der Wohnung oder im Auto); nicht berücksichtigt ist die „Außer Haus“-Nutzung an fremden Geräten; Basis: 69,563 / 70,094 / 70,445 / 70,598 / 70,635 Mio. Personen ab 14 Jahre in Deutschland; n = 7.507 (2021). die Hörer vermutlich situativ auf den am besten Meistgenutzte Empfangsart: ein Drittel geeigneten Übertragungsweg zurück. So kann es bevorzugt digitalen Radioempfang sein, dass beispielsweise im Wohnzimmer oder in Nach der am häufigsten genutzten Radioemp- der Küche ein DAB+-Empfänger steht, der Nutzer fangsart gefragt, nennt jeder Dritte (31 Prozent) aber z. B. unterwegs oder im Garten sein Lieblings- einen digitalen Empfangsweg. Damit steigt die radioprogramm auch über sein Smartphone oder Zahl derjenigen, die ihr Radioprogramm vorzugs- Tablet hört. weise digital hören, auf knapp 22 Millionen Perso- nen in Deutschland – das entspricht einer Ver- Unabhängig vom Empfangsweg zeigt sich, dass der doppelung innerhalb von 5 Jahren. Nach Übertra- Hörfunkempfang insgesamt immer digitaler wird. gunsweg unterschieden, haben sowohl DAB+ als Die Netto-Digitalisierungsquote, also die Zahl der- auch die Webradionutzung jeweils gegenüber dem jenigen, die mindestens eine digitale Radioemp- Vorjahr zugelegt. Der digitale Kabel- und Satelli- fangsmöglichkeit haben oder Webradio nutzen, tenempfang ist hingegen leicht rückläufig, was liegt bei 66 Prozent. Das entspricht 46,4 Millionen auch mit der Haushaltsausstattung korrespon- Personen ab 14 Jahren in Deutschland. diert. Auch die Nutzung des analogen UKW-Radios ist deutlich rückläufig. Noch knapp 58 Prozent der 32
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