Fachbericht 2015 Swico, SENS, SLRS

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Fachbericht 2015 Swico, SENS, SLRS
Swico, SENS, SLRS

Fachbericht 2015
Fachbericht 2015 Swico, SENS, SLRS
Fachbericht 2015 Swico, SENS, SLRS
VORWORT

(K)ein ruhiges Jahr

Es gibt Jahre, in denen wenig zu passieren scheint, und doch stellt man am Ende           2014 hat sich die TK neben vielen operativen Fragen intensiv mit den aktu-
des Jahres jeweils fest, dass enorm viel geleistet wurde. Das abgelaufene Ge-        ellen Themen wie der Einführung des CENELEC-Standards in der Schweiz, der
schäftsjahr lässt sich in diese Kategorie einreihen: Nach aussen hat sich herzlich   Umsetzung der neuen ADR-Richtlinien oder der Unterstützung des BAFU bei der
wenig verändert, sowohl bei den Systemen selbst, als auch im regulatorischen         Entwicklung von Vollzugshilfen zum Stand der Technik befasst. Den Status dieser
Umfeld, und doch gab es hinter den Kulissen viel zu tun.                             wichtigen Projekte können Sie den nächsten Seiten entnehmen.
     Generell stellen wir fest, dass wir für die Abwicklung von übergeordneten            Auch auf Stufe der Führungsorgane wird eng zusammengearbeitet. So haben
Projekten immer mehr Expertise und Ressourcen einsetzen müssen, die uns dann         wir gemeinsam dem BAFU unsere Anregungen zur Umsetzung der VREG-Revision
im Tagesgeschäft fehlen. Wir haben zwei Strategien, um mit dieser Entwicklung        nahegebracht. Ausgehend von einer kritischen Beurteilung unsererseits scheint
umzugehen: Einerseits verstärken wir die Zusammenarbeit unter den Systemen           nun doch gelungen zu sein, das Umsetzungskonzept deutlich zu entlasten und
weiter bis hin zur gegenseitigen Stellvertretung in Gremien und Organisationen       so zu strukturieren, dass deutlich weniger Fehlanreize gesetzt werden. Wir freuen
oder dem Pooling von Personalressourcen. Andererseits zögern wir auch nicht,         uns, dass unsere fachlichen Inputs vom Bundesamt wohlwollend aufgenommen
für spezifische Fachfragen externe Experten beizuziehen, die uns mit Gutachten       und zum grossen Teil berücksichtigt wurden. Heute sind wir deutlich zuversicht-
und Spezialdienstleistungen entlasten.                                               licher als vor einem Jahr, dass auch unter der neuen VREG eine praktikable und
     Ein hervorragendes Beispiel für beide Vorgehensweisen ist die gemeinsame        wirtschaftlich vertretbare Entsorgung der Altgeräte möglich sein wird.
Technische Kommission (TK) von Swico, SENS und SLRS, welche sämtliche
umwelttechnischen Aspekte unserer Arbeit steuert und den Stand der Technik
weiterentwickelt. Hier fliesst das Recycling- und Audit-Fachwissen der Schweiz
zusammen. Und hier finden im gemeinsamen Dialog wichtige Weichenstellungen
statt, welche von den Leitungsorganen der Systeme, aber auch von unseren             Jean-Marc Hensch            Heidi Luck                  Silvia Schaller
Geschäftspartnern und selbst von den Umweltbehörden meist ohne grosse Än-            Swico                       SENS                        SLRS
derungen akzeptiert und übernommen werden.

Inhaltsverzeichnis

4 Porträt Recyclingsysteme / 6 Technische Kommission /
7 CEN / CENELEC / 11 Mengen / 14 Kühlgeräte / 16 Batterien /
19 e-Recmet / 22 Kostenstudie / 24 Warenkorbanalyse /
25 HPS-Entsorgung / 27 Photovoltaik / 28 Recyclingquote /
30 Autoren / 33 Links / 34 Kontakt, Impressum

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Fachbericht 2015 Swico, SENS, SLRS
PORTRÄT RECYCLINGSYSTEME

Stiftung SENS, Swico, SLRS:
Kompetent und nachhaltig

Seit über 20 Jahren stellen die drei Rücknahmesysteme SENS, Swico und SLRS                                             und Importeure, Geräte, die sie im Sortiment führen,
die ressourceneffiziente Rücknahme und Wiederverwertung sowie die fach­                                                gratis zurückzunehmen. Um ein nachhaltiges und
gerechte Entsorgung von elektrischen und elektronischen Geräten sicher. Die                                            umweltbewusstes Recycling von elektronischen und
wachsenden Rücknahmemengen zeugen vom Erfolg der Arbeit der drei Systeme.                                              elektrischen Geräten wettbewerbsgerecht finanzie-
                                                                                                                       ren zu können, wird bereits beim Kauf solcher Geräte
    In der Schweiz existieren drei Rücknahmesys-             Im Jahr 2014 wurden von den drei Systemen                 eine vorgezogene Recyclinggebühr (vRG) erhoben.
teme im Bereich Elektro- und Elektronikgeräte. Die      rund 126’600 Tonnen1 ausgediente elektrische und               Die vRG ist ein effizientes Finanzierungsinstrument,
Aufteilung auf drei Systeme hat historische Gründe,     elektronische Geräte entsorgt. Damit haben Swico,              welches gewährleistet, dass sich Swico, die Stiftung
da in den Anfangsjahren des institutionalisierten       die Stiftung SENS und SLRS auch bedeutend dazu                 SENS und SLRS der fachgerechten Bearbeitung ihres
Recyclings branchenspezifische Systeme aufgebaut        beigetragen, dass wertvolle Ressourcen wieder in den           jeweiligen Gerätebereichs annehmen sowie den Her-
wurden. Diese hatten zum Zweck, die Nähe zur            Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden konnten.             ausforderungen der Zukunft stellen können.
jeweiligen Branche zu gewährleisten, um damit auf       Mit der internationalen Vernetzung der drei Organi-
deren spezifische Bedürfnisse eingehen zu können.       sationen auf europäischer Ebene – beispielsweise als
Dadurch konnten auch anfängliche Vorbehalte gegen       Mitglieder des WEEE Forums (Forum for Waste Elec-
die bis heute freiwillige Teilnahme an einem Rück-      trical and Electronic Equipment) – helfen sie mit, auch
nahmesystem abgebaut werden. Je nachdem, um             grenzüberschreitend Massstäbe beim Recycling von
welche Art von elektrischem oder elektronischem         elektrischen und elektronischen Geräten zu setzen.             1
                                                                                                                            Es handelt sich um die Menge gemäss den Stofffluss-
Gerät es sich handelt, ist heute entweder Swico,             Die Verordnung über die Rückgabe, die Rück-                     meldungen der Recyclingbetriebe. Diese ist nicht
                                                                                                                             gleichbedeutend mit der abgerechneten Menge gemäss
die Stiftung SENS oder die Stiftung Licht Recycling     nahme und die Entsorgung elektrischer und elektro-                   den Geschäfts- bzw. Jahresberichten von SENS und
Schweiz (SLRS) für die Rücknahme zuständig.             nischer Geräte (VREG) verpflichtet Händler, Hersteller               Swico Recycling.

Die Rücknahmesysteme im Überblick

                                                                                                                                         Aufbereitung
                                                                                                                                         Sekundärstoff

100%       Hersteller                                 95%     Sammelstellen                                                                                                   75%
           Importeure              Konsumenten                Handel                       Transporteure                     Recyclingbetriebe             Rohstoffhandel
           Handel                                             Gemeinden

                                   vRG im Verkaufs-                      Kontrollstellen                                                 Verbrennung
                                   preis enthalten

                            Rücknahmesysteme
                            SENS, Swico, SLRS

                                                                                                           Materialflüsse         Finanzflüsse   vRG = vorgezogene Recyclinggebühr

4   |   Fachbericht 2015
Fachbericht 2015 Swico, SENS, SLRS
Swico                                                   Stiftung SENS                                             Stiftung Licht Recycling Schweiz (SLRS)
     Swico Recycling ist ein Spezialfonds innerhalb          Die Stiftung SENS ist eine unabhängige, neutrale          Die grundsätzliche Systemverantwortung für
des Wirtschaftsverbands für die digitale Schweiz Swi-   und nicht gewinnorientierte Stiftung und tritt nach       Leuchten und Leuchtmittel trägt die Stiftung Licht
co, der sich ausschliesslich mit der kostendeckenden    aussen mit der Marke SENS eRecycling auf. Ihr Fo-         Recycling Schweiz (SLRS). Die SLRS kümmert sich
Verwertung von Altgeräten befasst. Die Tätigkeit von    kus liegt auf der Rücknahme, der Wiederverwertung         um die Organisation der flächendeckenden Entsor-
Swico hat zum Ziel, Rohstoffe zurückzugewinnen und      und der Entsorgung von Elektro- und Elektronikgerä-       gung von Leuchtmitteln und Leuchten in der ganzen
Schadstoffe umweltgerecht zu entsorgen. Dabei liegt     ten der Bereiche Haushalt, Fitness, Wellness, Freizeit,   Schweiz. Für die Finanzierung dieser Aktivitäten
der Fokus von Swico auf Geräten aus den Bereichen       Spielwaren, Tierbedarf, Photovoltaik und Elektro-         verwaltet die SLRS je einen Fonds für Leuchtmittel
Informatik, Unterhaltungselektronik, Büro, Telekom-     werkzeuge. Dazu arbeitet die Stiftung SENS eng mit        und Leuchten, der sich aus der jeweiligen vRG speist.
munikation, grafische Industrie sowie Mess- und Me-     spezialisierten Netzwerken zusammen, in denen die         Ferner gehören die Schulung und Sensibilisierung
dizinaltechnik, wie beispielsweise Kopierer, Drucker,   am Recycling von elektrischen und elektronischen          der Marktteilnehmer in Bezug auf das Recycling von
Fernsehapparate, MP3-Player, Handys, Fotokameras        Geräten beteiligten Parteien vertreten sind. In Ko-       Leuchtmitteln und Leuchten sowie die Information
usw. Eine enge Zusammenarbeit mit der Empa, einer       operation mit ihren Partnern setzt sich die Stiftung      aller Anspruchsgruppen zum Tätigkeitsbereich der
Forschungs- und Dienstleistungsinstitution für Ma-      SENS dafür ein, dass das Recycling dieser Geräte          SLRS. Die SLRS unterhält in allen Bereichen eine
terialwissenschaften und Technologieentwicklung         im Einklang mit ökonomischen und ökologischen             enge Partnerschaft mit der Stiftung SENS. So setzt
innerhalb des ETH-Bereichs, trägt entscheidend dazu     Grundsätzen stattfindet                                   die Stiftung SENS als Vertragspartnerin der SLRS mit
bei, dass Swico hohe und schweizweit einheitliche                                                                 ihrem Rücknahme- und Recyclingsystem nicht nur
Qualitätsstandards bei allen Entsorgungsdienstleis-                                                               Sammlung und Transport, sondern auch Recycling,
tungen durchsetzen kann.                                                                                          Kontrolle und Reporting im Bereich Leuchten und
                                                                                                                  Leuchtmittel operativ um.

                                                                                                                                             Swico | SENS | SLRS   |   5
Fachbericht 2015 Swico, SENS, SLRS
TECHNISCHE KOMMISSION
Heinz Böni / Roman Eppenberger

Materialverantwortung und
Lithium-Batterien

Im Jahre 2014 wurden von den 8 externen Kontrollexperten 31 Audits bei Recy­                                      der Firma Kyburz in Freienstein, welche die elektri-
clingpartnern von Swico, SENS und SLRS und 39 Audits bei manuellen Zerlege­                                       schen Postdreiräder herstellt und wo sich spezielle
betrieben (Vertragspartner der Recyclingbetriebe) durchgeführt. Der Gesamtauf­                                    Herausforderungen an die Sicherheit im Umgang
wand inkl. Vor- und Nachbereitung der Kontrollen dürfte im Bereich von rund 100                                   mit den Lithium-Batterien stellen, wurden an der
Tagen gelegen haben. Nebst dieser seit Jahren etablierten Kontrolltätigkeit nimmt                                 EMPA in Dübendorf Referate zur grundsätzliche
die Technische Kommission von Swico, SENS und SLRS auch immer wieder                                              Frage der Eignung von Lithium als Energieträger
Themen auf, die entweder neue Geräte und damit verbundene mögliche Heraus­                                        (Rolf Widmer, Empa), zur Frage der Funktionsweise
forderungen und Risiken betreffen oder welche in den Technischen Vorschriften                                     und des Aufbaus solcher Batterien (Donat Adams
wichtige Anforderungen darstellen. Im vergangenen Jahr standen die Materialver­                                   und Dominik Bachmann, Empa) und zu Sammlung
antwortung der beauftragten Recyclingbetriebe und die mit den Lithium-Batterien                                   und Transport (Reiner Werren, Inobat) besucht. Die
verbundenen Risiken im Vordergrund.                                                                               anschliessende Diskussion zeigte, dass das Thema
                                                                                                                  vor dem Hintergrund verschiedener Zwischenfälle
     Die Recyclingpartner wurden mit einem Schrei-       Schweiz durchgeführt werden, umgangen werden             und verschärfter ADR-Vorschriften hochaktuell ist
ben Ende Mai an eine zentrale Bestimmung in den          und dadurch Wettbewerbsverzerrungen entstehen.           und dass die Thematik der Lithium-Batterien in Aus-
Technischen Vorschriften erinnert, welche fordert,       Die Recycler müssen zu diesem Zweck bei ihren            rüstungen zwingend einer möglichst raschen Lösung
dass sie für die Einhaltung der Anforderungen der        Partnern sogenannte Stoffflussnachweise einfordern,      bedarf. Ein Artikel in dem vorliegenden Fachbericht
Technischen Vorschriften bei den Arbeiten der            welche Angaben zu den angewandten Verfahren, den         widmet sich speziell dieser Thematik.
(schweizerischen) Zerlegebetriebe, wie auch bei den      dabei erhaltenen Fraktionen und ihren Abnehmern
(meist ausländischen) Zweit- und Endabnehmern            machen. Die Kontrollexperten prüfen diese Angaben
verantwortlich sind. D. h. dass sie sich darüber in-     entweder stichprobenweise oder durch Zweitabneh-
formieren müssen, welche Verarbeitungsprozesse           merkontrollen. Diese werden insbesondere bei kriti-
die Zweitabnehmer einsetzen und wie sie die Frak-        schen Fraktionen wie z.B. Kunststoffen regelmässig,
tionen in schadstoffhaltige und stofflich verwertbare    ca. alle 3-5 Jahre durchgeführt.
Fraktionen auftrennen. Damit soll verhindert wer-             Bereits ein Dauerbrenner ist das Thema der
den, dass die Technischen Vorschriften, welche in        Lithium-Batterien in Geräten, welche im Rücknahme-
der Schweiz kontrolliert und durchgesetzt werden,        kanal von Swico, SENS und SLRS landen (siehe auch
bei ausländischen Partnern, wo zum Teil weniger          Fachbericht 2014). Die Technische Kommission hat
strenge gesetzliche Vorgaben bestehen und die            ihre alljährlich stattfindende Weiterbildung im Herbst
Kontrollen nicht in der gleichen Intensität wie in der   dieser Thematik gewidmet. Nach einer Besichtigung

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Fachbericht 2015 Swico, SENS, SLRS
CEN / CENELEC
Ueli Kasser / Heinz Böni

Formal erhebliche, substantiell
geringe Unterschiede

Teil I der EN 50625-Serie zur «Sammlung, Logistik und Behandlung von Elektro-                                  Vergleich mit Vorbehalten
und Elektronik-Altgeräten (WEEE) ist seit einem Jahr in Kraft, weitere Teile zu                                     Es ist naheliegend und für die Systeme, das
Leuchtmitteln, sowie Technische Spezifikationen zu Grenz- und Zielwerten sind                                  BAFU und die Recycler von grossem Interesse, das
vor kurzem publiziert worden. Es ist an der Zeit die Arbeiten der Europäischen                                 Europäische Kind mit der Schweizerischen Mutter zu
Normenorganisation mit den Technischen Vorschriften von Swico/SENS zu                                          vergleichen. Allerdings ist dieser Vergleich noch nicht
vergleichen, obwohl noch nicht die ganze Serie publiziert ist. Der Vergleich ist                               abschliessend, da in den CENELEC-Dokumenten ge-
umso brisanter, weil das Europäische Normenwerk letzten Endes auf den Stan­                                    wisse Details wie etwa die Quecksilber-Grenzwerte
dard der Schweizerischen Rücknahmesysteme zurückzuführen ist2.                                                 für Leuchtmittelfraktionen (noch) fehlen. Der Ver-
                                                                                                               gleich von zwei Gruppen von Dokumenten mit völlig
    Die Arbeiten der Europäischen Normenkommis-          Aus der Erfahrung heraus entwickelt                   anderer Struktur, unterschiedlichen Formulierungen
sion (EN) schreiten mit grossem Tempo voran, die              Der Ursprung der Technischen Vorschriften von    und Detaillierungsgrad ist anspruchsvoll. Die Europä-
Hauptnorm EN 50625-1 und die Norm EN 50625-              SENS und Swico in der Schweiz reicht in die Neunzi-   ischen Normen unterliegen streng festgelegten Re-
2-1 für Leuchtmittel als eine der vier spezifischen      gerjahre zurück, als es noch keine VREG oder WEEE     geln. Beispielsweise muss der Text immer normativ
Normen sind bereits publiziert. Die ebenfalls bereits    Direktive gab. Damals wurden im Rahmen von Ver-       sein, d. h. verbindliche Formulierungen enthalten.
publizierte EN 50574:2012 wie auch die TS 50574-         trägen zwischen den Recyclingbetrieben und SENS       Ein «sollte» ist nicht erlaubt. Erläuterungen und
2:2014 für die Behandlung von Haushaltkühl- und          resp. Swico Anforderungen an die Behandlung von       informative Botschaften sind nur als kleingedruckte
Gefriergeräten wird für die Serie EN 50625 neu           Altgeräten gestellt. Die beiden Systeme haben die     Anmerkungen möglich. Bei der Erarbeitung der Tech-
überarbeitet. Von den insgesamt 7 Technischen            Anforderungen periodisch den neusten Erkenntnis-      nischen Vorschriften Swico/SENS war man an keine
Spezifikationen (TS) ist die TS 50625-3-1 zur            sen und der Gesetzgebung angepasst, im 2009 har-      Vorgaben gebunden und musste keine externen Ver-
Schadstoffentfrachtung von Geräten als wichtigste        monisiert und als gemeinsame Technische Vorschrif-    nehmlassungen durchführen. Die Technischen Vor-
ebenfalls publiziert (vgl. Abb. 1)3. Das Tempo mit dem   ten herausgegeben (vgl. Abb. 2)4. Die Vorschriften    schriften sind stark geprägt durch den mehrjährigen
die CENELEC-Kommission die Normen-Dokumente              wurden durch die gemeinsame Technische Kommis-        Erfahrungshintergrund der Systeme und der von ihr
erarbeitet und verabschiedet ist erstaunlich, wenn       sion von Swico, SENS und SLRS, dem Kontrollorgan      eingesetzten Kontrollexperten, welche die Einhaltung
man bedenkt, dass insgesamt über 50 Mitglieder alle      der beiden Systeme, erarbeitet, verabschiedet und     dieser Vorschriften kontrollieren.
wichtigen Stakeholders repräsentieren. Zudem wer-        bei Bedarf angepasst. Das Bundesamt für Umwelt
den alle Dokumente zum Teil zweimal den Nationalen       (BAFU) hat die Technischen Vorschriften SENS/Swico
Normenverbänden zur Vernehmlassung unterbreitet          im April 2012 als «Stand der Technik» gemäss Art. 6
werden.                                                  der Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme
                                                         und die Entsorgung elektrischer und elektronischer
                                                         Geräte (VREG) erklärt. Die Technischen Vorschriften
                                                         der Schweizerischen Rücknahmesysteme wurden
                                                         2009 auf Englisch übersetzt und dienten als erster
                                                         Entwurf für das WEEELABEX-Projekt, dessen Output
                                                         2011 als Grundlage für die CENELEC-Kommission
                                                         herangezogen wurde5.

                                                                                                                                           Swico | SENS | SLRS   |   7
Fachbericht 2015 Swico, SENS, SLRS
Abbildung 1: EN 50625 Serie – Sammlung, Logistik und Behandlung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten (WEEE)

                                                          Technische Spezifikationen TS

         EN 50625-1: Allgemeine Anforderungen
         an die Behandlung

                                                             TS 50625-3-1: Specification for
                                                             depollution – General

                                                             TS 50625-3-2: Specification for                   TS 50625-4: Specification for the collection
         EN 50625-2-1: Treatment requirements for lamps
                                                             depollution – Lamps                               and logistics associated with WEEE

                                                             TS 50625-3-3: Specification for
         EN 50625-2-2: Treatment requirements for WEEE                                                         TS 50625-5: Specification for the endprocessing
                                                             depollution – WEEE containing CRTs
         containing CRTs and flat panel displays                                                               of WEEE fractions – copper and precious metals
                                                             and flat panel displays

                                                                                                             Technischer Bericht TR
         EN 50625-2-3: Treatment requirements for            TS 50625-3-4: Specification for depollution –
         temperature exchange equipment                      temperature exchange equipment

                                                                                                               TS 50625-6: Report on the alignment between
                                                                                                               Directive 2012/19/EU and EN 50625 series standards

         EN 50625-2-4: Treatment requirements for WEEE       TS 50625-3-5: Specification for
         for photo-voltaic panels                            depollution – Photovoltaic panels

Abbildung 2: SWICO/SENS – Technische Vorschriften zur Entsorgung von Elektro- und Elektronikaltgeräten

    Teil I                                                Teil II                                            Wegleitungen

         Allgemeine Technische Vorschriften                  Richtlinie 1: Recycling und Verwertungsquoten     Entnahme und Analyse
                                                                                                               von RESH- und Staubproben bei der Verarbeitung
                                                             Richtlinie 2: IKT - und UE - Geräte               von Elektro- und Elektronikaltgeräten
                                                             Richtlinie 3: Leuchtmittel

                                                             Richtlinie 4: Kühlgeräte

                                                             Richtlinie 5: Dentalgeräte                        Entnahme und Analyse
                                                                                                               von Kunststoffproben bei der Verarbeitung
                                                             Richtlinie 6: Vorschaltgeräte                     von Elektro- und Elektronikaltgeräten

8    |       Fachbericht 2015
Fachbericht 2015 Swico, SENS, SLRS
Umfangreicher, umfassender und mit                               Photovoltaik-Panels, Anforderungen an die Endver-                hängt nicht zuletzt auch mit der Grösse der Kom-
klarerer Struktur                                                arbeitung von Fraktionen und Sammelstellenanfor-                 mission zusammen. Viele Interessenvertreter pflegen
     In Tabelle 1 sind die eher äusserlichen Unter-              derungen auch umfassender.                                       ihre Steckenpferde und Spezialgebiete, die sie gerne
schiede zwischen den Standards zusammengefasst.                       Beide Normenwerke richten sich ausschliesslich              in der Norm unterbringen wollen. Dies verhindert oft
Der Augenfälligste ist der Umfang der Dokumente.                 an die Betreiber von Anlagen, welche Elektro- und                pragmatische und einfache Lösungen. Andererseits
Während die schweizerischen Technischen Vor-                     Elektronikaltgeräten (EAG) verarbeiten. Nebst den                hat das europäische Folgeprodukt gegenüber dem
schriften auf etwas mehr als 50 Seiten abgefasst                 formalen Aspekten, die zum grösseren Umfang der                  ursprünglichen schweizerischen Dokument an
sind, wird die entsprechende Normenserie, wenn                   Europäischen Normen führen, gibt es auch inhalt-                 Schärfe und Präzision gewonnen.
sie fertig gestellt ist, vermutlich gegen 200 Seiten             liche Unterschiede. Die Europäische Norm enthält
umfassen. Allerdings ist der Geltungsbereich mit                 redundante Elemente und geht mehr ins Detail. Das

Tabelle 1: Äusserliche Unterschiede zwischen dem Schweizerischen und Europäischen Standard

Thema                                      EN 50625 series                                                           TV SENS/Swico – CH

Umfang der Dokumente                       1 Hauptnorm (40 Seiten)                                                   Teil I: Allg. Vorschriften (16 Seiten)
                                           4 Teilnormen (ca. 70 Seiten)                                              Teil II: 6 Richtlinien (29 Seiten)
                                           7 Technische Spezifikationen (ca. 80 Seiten)                              2 Wegleitungen (9 Seiten)

Geltungsbereich                            Grundsätzlich alle WEEE-Altgerätekategorien von der Sammlung bis          Alle VREG-Geräte von der Entgegennahme bis zu endlagerfähigen
                                           zum «End-of-waste-status»,                                                resp. verwertbaren Fraktionen
                                           explizit:                                                                 explizit:
                                           Leuchtmittel, Bildschirmgeräte, Kühlgeräte und PV-Panels                  Leuchtmittel, IKT und UE-Geräte, Kühlgeräte, Dentalgeräte, Vorschaltgeräte,
                                           Sammelstellen und Anforderungen an die Endverarbeitung von                Keine Anforderungen an Sammelstellen, PV-Panels und die
                                           Kupfer- und Edelmetallfraktionen                                          ­E ndverarbeitung von Fraktionen

Adressat                                   Betreiber (Operator), alle Betriebe die WEEE sammeln, sortieren und       Recyclingbetriebe (ohne Sammelstellen)
                                           verarbeiten

«Philosophie»                              Detailliertere, z.T. präzisere Beschreibungen, Anforderungen teilweise    Einfach und pragmatisch
                                           redundant

2
    vgl. auch SENS,SWICO, SLRS Fachbericht 2014, «Erste Europäische e-waste Norm EN 50625-1 ist ratifiziert» von Ueli Kasser.
3
    EN 50625-1, EN-50625-2-1, TS 50625-3-1 können bestellt werden unter:
    https://www.electrosuisse.ch/de/meta/shop/normen.html
4
    SENS / Swico Recycling; Technische Vorschriften zur Entsorgung von Elektro- und Elektronikaltgeräten
    TEIL I ALLGEMEINE TECHNISCHE VORSCHRIFTEN, ­T EIL II RICHTLINIEN, 8.12.09/erg.02.11.2011.
5
    vgl. Fussnote 2
6
    Die Zielsetzung ist in der «Waste framework Directive» der EU enthalten. Sie lässt grosse Übergangsfristen für die
    EU-Mitglieder zu. In den Normen werden grundsätzlich keine gesetzlichen Anforderungen aufgenommen.

                                                                                                                                                                  Swico | SENS | SLRS      |   9
Tabelle 2: Die gewichtigsten Unterschiede zwischen dem Schweizerischen und Europäischen Standard (soweit beim
gegenwärtigen Stand erkennbar)

Thema                                EN 50625 series                                                           TV SENS/Swico – CH

Auslegung der Anlage, Sicherheits-   Pflicht zur Durchführung einer Risikoanalyse, um daraus Layout der        keine explizite Forderung einer Risikoanalyse
und Schutzmassnahmen                 Anlage, Sicherheits- und Schutzmassnahmen abzuleiten

Verarbeitungsgrundsätze              gemischte Verarbeitung mit anderen Abfällen erlaubt                       getrennte Verarbeitung von EAG obligatorisch (Ausnahmen
                                                                                                               genehmigungspflichtig)

EAG – Lagerhöchstmengen              12 Monate Verarbeitungskapazität, Leuchtmittel 6 Monate                   20 % des durchschnittlichen Jahresumsatzes

Witterungsschutz                     explizit für Leuchtmittel, Kühl- und Bildschirmgeräte                     explizit für Leuchtmittel, grundsätzlich für alle EAG (Ausnahmen:
für EAG Lagerplätze                                                                                            Nachweis der Abwassereinleitung, schadstoffentfrachtete Geräte)

Überwachung der                      präzise Anforderungen nach Art der Fraktionen differenziert bis           Stoffflussnachweis, im Detail jedoch relativ wenig differenziert
Folgebehandlungskette                «End-of-waste-status»

Schadstoffgrenzwerte im RESH         kein Kupfer-Grenzwert                                                     Kupfer          10’000 mg/kg
                                     Cadmium           100 mg/kg                                               Cadmium            100 mg/kg
                                     PCB                50 mg/kg                                               PCB                 50 mg/kg

 Quecksilbergrenzwerte im            vermutlich deutlich höhere Werte (10 / 100 ppm)                           Glas               5 mg /kg
­L euchtmittel Fraktionen                                                                                      Metall und andere 10 mg /kg

Entsorgung brennbarer Abfälle        die Verbrennungspflicht ist als Ziel in der EU formuliert, jedoch nicht   generelle Verbrennungspflicht
                                     in allen Ländern umgesetzt 6

Kernelemente fast identisch                                 Unterschiede ohne grosse                                       Umsetzung als nächste
     Trotz den Unterschieden in formaler und struk-         Konsequenzen                                                   Herausforderungen
tureller Hinsicht sind die Standards substanziell sehr           Die zu erreichenden Recycling- und Verwertungs-                Für die schweizerischen Recyclingbetriebe hat
ähnlich. Die Schadstoffentfrachtung der Geräte sowie        quoten sind identisch, die schweizerischen Zielwerte           die EN-Norm kaum Konsequenzen im Vergleich zur
das Recycling und die Verwertung der Materialien            für die Entfernung von Batterien und Kondensatoren             bisherigen Praxis. Auch bei der Kontrolle der Betrie-
sind Kernelemente aller EAG Verarbeitungstechnolo-          aus bestimmten Gerätekategorien sind akzeptiert                be wird sich nur wenig ändern. Vermutlich wird die
gien. Beide Elemente sind in den Normen praktisch           worden (länderspezifisch) und die europäischen                 Erstkontrolle etwas umfangreicher ausfallen, während
identisch, resp. der schweizerische Ansatz ist von          Werte (default) nicht weniger streng. Allein bei den           die Folgekontrollen im Bereich der Dauer der heutigen
der CENELEC-Kommission ohne grundlegende                    Schadstoffgrenzwerten im RESH hat man sich in der              Kontrollen bleiben dürften. Ganz anders in grossen
Veränderungen, jedoch mit Präzisierungen über-              CENELEC-Kommission gegen den Kupfergrenzwert                   Teilen Europas, insbesondere in jenen Ländern, wo
nommen worden. Die Ziel- und Grenzwerte für die             entschieden (vgl. Tab 2). Vermutlich werden auch die           die Schadstoffentfrachtung als fakultativ angesehen
Schadstoffentfrachtung sowie für die Recycling- und         Quecksilber-Grenzwerte der Leuchtmittel-Fraktionen             und die Bestimmung der Recycling- und Verwer-
Verwertungsquoten werden in einem Batch-Test alle           höher als in der Schweiz ausfallen. Weitere Unter-             tungsquoten ganz dem Recycler überlassen wurde.
zwei Jahre für jede Gerätekategorie ermittelt. Der          schiede ohne grundlegenden Charakter betreffen die             Es bleibt deshalb die Herausforderung, dass die
Batch soll in Bezug auf Input und Technologie «daily        Pflicht zur Risikoanalyse als Basis für betriebliche           Europäische Norm in ganz Europa angewendet und
business» repräsentieren, die minimalen Inputmen-           Massnahmen, die getrennte Verarbeitung von EAG                 nach denselben Massstäben kontrolliert wird.
gen sind in der EN etwas präziser formuliert.               sowie Anforderungen an die Lagerung von EAG. Ein
                                                            wichtiges Prinzip in der Abfallwirtschaft wurde auch in
                                                            EN-Norm festgehalten und gegenüber der Schweizer
                                                            Variante eher noch verschärft: Die Pflicht des Erst-
                                                            behandlers zur Überwachung der Prozessfolgekette.

10   |   Fachbericht 2015
MENGEN
Esther Thiébaud

Stabilisierung der Elektroschrott­
mengen auf hohem Niveau

Wie schon letztes Jahr hat die verarbeitete Menge an E+E-Geräten gewichts­                                          Hohe Anforderungen an die
mässig um 1% abgenommen. Während es 2013 Produkte aus der Unterhaltungs­                                            Schadstoffentfrachtung
elektronik waren, die sich rückläufig entwickelten, betrifft der Rückgang 2014                                           Aus den verarbeiteten E+E-Geräten werden
Haushaltgeräte, weshalb Trendextrapolationen kaum möglich sind. Auf die                                             durch manuelle und maschinelle Verarbeitung
Gesamtmenge haben nämlich nicht nur Sammelaktivitäten und Verarbeitungsqua­                                         Wert- und Schadstofffraktionen gewonnen (Abbil-
lität Einfluss, sondern auch weitere Faktoren wie die technologischen Entwicklun­                                   dung 2). Die grössten Wertstofffraktionen bilden
gen, Konsumentenpräferenzen, Produktezyklen und Nutzungsmuster. In jedem                                            die Metalle mit 56 %, Kunststoffe mit 13 % und
Fall scheinen die zurückgenommenen Mengen ein Plateau erreicht zu haben, bei                                        Metall-Kunststoffgemische mit 11%. Das Glas aus
dem wesentliche Steigerungen kaum mehr möglich scheinen.                                                            der Bildröhrenverarbeitung macht immer noch knapp
                                                                                                                    7% aus. Die besonders wertvollen Leiterplatten
     Im Jahr 2014 wurden von den Swico- und             Zeitreihen der letzten 6 Jahre, sind die verarbeiteten      sowie die Schadstoffe machen nur 1.5 % bzw. 1%
SENS-Recyclern rund 126’600 Tonnen E+E-Geräte           Mengen von Elektrogrossgeräten, Kühlgeräten und             der Gesamtmenge aus. Dennoch lohnt es sich oft,
verarbeitet. Wie schon im Jahr 2013 ist die Menge       Leuchtmitteln relativ konstant. Die verarbeiteten           die besonders wertvollen Materialien vorgängig zur
im Vergleich zum Vorjahr um 1% zurückgegangen           Elektrokleingeräte hingegen verzeichneten eine              mechanischen Verarbeitung manuell zu entnehmen.
(Tabelle 1 und Abbildung 1). Die Verarbeitung von       durchschnittliche Zunahme von 10%. Das Recycling            Auch die Schadstoffentfrachtung erfolgt zum grossen
Haushaltsgrossgeräten und Elektronikgeräten hat         von Elektronikgeräten hat bis im Jahr 2012 stetig           Teil manuell. So werden zum Beispiel Kondensatoren
um je 1’200 Tonnen oder um 4 % bzw. 2 % ab-             zugenommen. Seither hat die Rücknahme von Röh-              aus Haushaltgrossgeräten herausgenommen, Batte-
genommen. Auch von den Nicht-VREG-Geräten,              renbildschirmen abgenommen, was sich auf die                rien aus Elektronikgeräten entfernt oder die Hinter-
welche nicht in den Listen der Verordnung über die      Gesamtmasse der Elektronikgeräte auswirkt. Da die           grundbeleuchtung von Flachbildschirmen, Scannern
Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung elek-        Verkaufszahlen der meisten Gerätekategorien jedoch          und Kopiergeräten ausgebaut. Die Schadstoffent-
trischer und elektronischer Geräte (VREG) aufgeführt    nach wie vor zunehmen, die Masse der einzelnen              frachtung und der Umgang mit den Schadstoffen
sind, sind rund 1’000 Tonnen weniger verarbeitet        Geräte aber eher abnimmt, werden erst die nächsten          muss dabei stetig den veränderten Technologien
worden. Weiterhin eine Zunahme verzeichnen da-          Jahre zeigen, wie sich die verarbeitete Gesamtmen-          und neusten Erkenntnissen angepasst werden. Den-
gegen die Haushaltskleingeräte. Betrachtet man die      ge weiter entwickelt.                                       noch müssen die Betriebe in der Lage sein, Geräte

Total verarbeiteter elektrischer und elektronischer Geräte in der Schweiz in Tonnen aus der Stoffflusserhebung

Jahr                     Elektrogrossgeräte Kühl-, Gefrier- Elektrokleingeräte Elektronikgeräte Leuchtmittel                 Nicht-VREG-Geräte      Total Tonnen / Jahr
                                            und Klimageräte

2009                     30’400                15’300              14’900               47’300              1’100            1’200                  110’200

2010                     30’700                15’900              15’400               50’700              1’130            3’500                  117’400

2011                     27’800                16’800              16’300               51’300              1’110            5’200                  118’500

2012                     30’300                17’500              18’800               55’500              960              6’000                  129’100

2013                     30’600                16’700              22’300               53’200              1’100            4’000                  127’900

2014                     29’400                17’200              23’900               52’000              1’100            3’000                  126’600

Veränderung
gegenüber Vorjahr        –4%                   3%                  7%                   –2%                 0%               – 25%                  –1%

                                                                                                                                              Swico | SENS | SLRS   |   11
Abbildung 1: Entwicklung der verarbeiteten Gerätemengen in der Schweiz in Tonnen

140’000

120’000

100’000

 80’000

 60’000

 40’000

 20’000

          0

                 2000       2001   2002     2003       2004       2005       2006        2007        2008     2009        2010        2011         2012        2013          2014

                                                                                                                     Elektrogrossgeräte       Elektrokleingeräte       Elektronikgeräte
                                                              Elektrogross- und Elektronikgeräte zusammen1   Nicht-VREG-Geräte       Kühl-, Gefrier- und Klimageräte      Leuchtmittel

Abbildung 2: Zusammensetzung der erzeugten Fraktionen in % im Jahr 2014

     56.28% Metalle                                                                                                              0.51% Batterien
     11.41% Kunststoff-Metall-Gemisch                                                                                            0.15% Kondensatoren
     13.10% Kunststoffe                                                                                                          0.00% Quecksilberhaltige Komponenten
     01.39% Kabel                                                                                                                0.05% Leuchtstoff
     00.80% Tonerkartuschen                                                                                                      0.00% Getterpillen (inklusive Kathodenstrahleinheit)
     01.49% Leiterplatten                                                                                                        0.00% Fotoleitertrommel mit Se-Schicht
     00.34% LCD                                                                                                                  0.03% Asbesthaltige Geräteteile
     06.80% Bildröhren                                                                                                           0.08% FCKW
     01.17% Glas                                                                                                                 0.09% Öl
     06.27% Übrige Stoffe                                                                                                        0.00% Ammoniak (NH3)
     00.93% Schadstoffe                                                                                                          0.02% Andere schadstoffhaltige Rückstände

Separat ausgewiesen sind die Schadstoffe, welche insgesamt nur 1% der erzeugten Fraktionen ausmachen.

12    |       Fachbericht 2015
Tabelle 2: Gesammelte Swico-Mengen und Zusammensetzung nach Gerätetyp

                          Anzahl 9 Ø-Gewicht Metalle Kunststoffe Metall-­Kunststoff- Kabel Glas- und / oder Leiter­ Schad­ Weiteres 10                           Total      Zu- / Abnahme
                                                                          Gemische            LCD-Module platten stoffe                                                    gegenüber 2013

PC-Monitore, CRT          138’000           17 kg      340 t        461 t                  220 t       60 t        1’013 t    212 t      0.1 t        11 t      2’316 t             – 25 %

PC-Monitore, LCD          491’000          6.3 kg    1’329 t        744 t                              12 t          783 t    216 t    10.1 t         14 t      3’108 t                  16 %

PCs / Server              415’000           13 kg    4’350 t        304 t                   14 t   162 t                      441 t      17 t                   5’288 t                7.5 %

Notebooks                 395’000          3.1kg       374 t        348 t                  126 t   6.3 t             109 t    179 t      85 t         5.1 t     1’232 t                1.1 %

Drucker                   499’000           10 kg    1’700 t      2’580 t                  295 t       26 t           33 t     84 t      1.5 t        78 t      4’798 t             – 2.6 %

Grosskopierer /
Grossgeräte                 44’000         169 kg    4’011 t        245 t                2’681 t   134 t              4.4 t    54 t      60 t        179 t      7’368 t                   7%

IT, gemischt 7            472’000          8.3 kg    2’138 t        126 t                1’442 t       72 t           1.7 t    28 t      32 t         94 t      3’932 t                   6%

CRT-Fernseher             467’000           28 kg    1’292 t      2’681 t                  436 t       46 t        8’478 t    160 t      13 t         7.1 t    13’112 t                5.2 %

LCD-Fernseher             156’000           16 kg    1’018 t        366 t                              49 t          634 t    301 t      23 t         85 t      2’476 t                  14 %

UE, gemischt 8          2’662’000          4.4 kg    6’379 t        375 t                4’302 t   214 t              5.1 t    82 t      95 t        281 t     11’733 t                  17 %

Telefone, mobil           685’000         0.16 kg       18 t          39 t                                            5.7 t    25 t      22 t                     110 t                  16 %

Telefone, Rest          1’533’000          1.9 kg    1’583 t          93 t               1’068 t       53 t           1.3 t    20 t      24 t         70 t      2’912 t                   1%

Foto / Video              279’000          0.6 kg       91 t         5.3 t                  61 t   3.0 t              0.1 t    1.2 t     1.3 t        4.0 t       167 t                2.4 %

Dental                                                                                                                                                             65 t             – 7.1 %

Total in Tonnen                                     24’622 t     8’367 t              10’644 t 837 t             11’067 t 1’804 t      383 t        829 t     58’617 t    11
                                                                                                                                                                                         6%

Total in Prozent                                       42%          14%                   18% 1.4%                  19%       3.1%     0.7%         1.4%        100%

aller Generationen mit den jeweiligen Schadstoffen               werden Glasfraktionen (Bildschirmglas, Flachglas und          (Monitore) und 14 % (TV-Geräte) zugenommen.
anzunehmen, zu entfrachten und umweltgerecht zu                  Recyclingglas aus Leuchtmitteln) sowie Kabel, Leiter-         Auch der Rücklauf von Mobiltelefonen und Smart-
entsorgen, was an die Arbeit der Recyclingbetriebe               platten und Batterien. Dies führt insgesamt wiederum          phones konnte um 16 % gesteigert werden. Stark
hohe Anforderungen stellt und hochstehende Quali-                zu einer stofflichen Verwertungsquote von rund 75%.           abgenommen hat weiterhin die Rücknahme von
tätssicherungssysteme voraussetzt.                                                                                             CRT-Computer-Monitoren (-25 %). Der Rücklauf
                                                                 Rücknahme und Zusammensetzung                                 von CRT-Fernsehgeräten ist jedoch wieder leicht
Unveränderte Verwertungsquote                                    von Elektronikgeräten                                         angestiegen, was mit der Fussballweltmeisterschaft
     Die entstehenden Wertstofffraktionen werden                      Auf der Basis von Warenkorbanalysen und ge-              2014 und den damit verbundenen TV-Verkäufen
nach Möglichkeiten stofflich oder thermisch verwer-              zielten Verarbeitungsversuchen bestimmter Produk-             erklärt werden kann.
tet. Metalle werden in grossen, meist europäischen               tegruppen macht Swico Recycling eine detaillierte                  Die Zusammensetzung der einzelnen Geräteka-
Schmelzwerken zurückgewonnen. Metall-Kunst-                      Untersuchung der Rücknahmemengen an Elektro-                  tegorien wird durch Verarbeitungsversuche ermittelt,
stoffgemische gehen rund zur Hälfte in eine weitere              nikgeräten und ihrer Zusammensetzung (Tabelle 2).             die bei den Swico-Recyclern durchgeführt und von
Aufbereitung, bei der eine Trennung in reine Metall-             Im Jahr 2014 hat Swico Recycling 58’617 Tonnen11              der Empa begleitet werden. Dabei wird eine zuvor
und Kunststofffraktionen erfolgt, die andere Hälfte              Elektronikgeräte zurückgenommen, 6% mehr als im               festgelegte Menge an Geräten gesammelt, und die
wird in Verbrennungsanlagen thermisch verwertet.                 Vorjahr.                                                      aus der Verarbeitung resultierenden Fraktionen wer­
Kunststoffe wurden im Jahr 2014 zu ca. 75% einer                      Im Vergleich zum Vorjahr hat die Menge an                den gewogen und dokumentiert.
stofflichen Verwertung zugeführt. Weiter verarbeitet             zurückgenommenen Flachbildschirmen um 16 %

7
     IT-Geräte, gemischt, ohne Monitore, PC / Server, Laptops, Drucker, Grosskopierer / Grossgeräte.
8
     Unterhaltungselektronik, gemischt, ohne TV-Geräte.
9
     Hochrechnung.
10
     Verpackungs- und andere Abfälle, Tonerkartuschen.
11
     Diese Zahl ist grösser als die 52’000 Tonnen Elektronikgeräte in Tabelle 1, da darin auch Geräte enthalten sind, welche die A-Unterzeichner über Direktverträge entsorgt haben.

                                                                                                                                                              Swico | SENS | SLRS    |    13
KÜHLGERÄTE
Geri Hug / Niklaus Renner

Rückgewinnung und Zerstörung
von Kälte- und Treibmitteln

Der im Kühlgeräterecycling seit geraumer Zeit beobachtete Trend weg von den                                                  Ammoniak-haltige Absorbersysteme machen
Ozonschicht abbauenden Fluorchlorkohlenwasserstoffen (VFC), hin zu den mit                                               nach wie vor rund 4% aller Geräte aus. Vgl. Abb. 1.
Kohlenwasserstoffen (VHC) betriebenen resp. geschäumten Geräten setzte sich
auch im vergangenen Jahr im erwarteten Rahmen fort. So waren 2014 von den                                                Tiefere Rückgewinnungsmengen als
insgesamt 350’000 durch die vier Recyclingbetriebe Kühlteg AG, RUAG Environ­                                             Spiegel des Gerätemixes
ment AG, Oeko-Service Schweiz AG und Solenthaler Recycling AG rückproduzier­                                                  Der inputseitige Rückgang der VFC-Geräte so-
ten Geräte (17’300 Tonnen) bereits 53 % solche mit VHC-Kompressor und bereits                                            wohl auf Stufe 1 (Rückgewinnung der Kältemittel aus
60% vom Typ mit HC-geschäumter PU-Isolation.                                                                             den Kompressoren) als auch auf Stufe 2 (Rückge-
                                                                                                                         winnung der Treibmittel aus den Isolationsschäumen)
Die Atmosphäre dankt                                        auf zwei Drittel aller Geräte etwas flacher verlaufen.       wird folgerichtig auch im Output festgestellt. Die sehr
     Beim Kühlgeräterecycling werden die in den             Der im Vergleich zur Entwicklung bei den VHC-Isola-          viel tieferen VHC-Einfüllgewichte und VHC-Konzen-
Altgeräten enthaltenen Kälte- und Treibmittel nicht         tionsschäumen verzögerte Anstieg bei den VHC-be-             trationen in der Isolation in Verbindung mit dem
freigesetzt, sondern kontrolliert zerstört. Durch die       triebenen Kompressoren liegt in der vorübergehend            geringeren spezifischen Gewicht von Isobutan resp.
Hochtemperaturverbrennung der Gase wird die At-             erhöhten Verwendung des ozonschichtunschädlichen,            Cyclopentan im Vergleich zu den herkömmlichen
mosphäre einerseits vor den Ozonschicht abbauenden          jedoch immer noch treibhausaktiven R-134a, welches           VFC wirken sich auch auf die rückzugewinnenden
Substanzen geschützt und anderseits wird dem Treib-         ebenfalls den VFC zugerechnet wird.                          Mengen aus.
hauseffekt entgegengewirkt: Die Menge des durch
die Rückgewinnung und anschliessende Verbrennung
                                                            Abbildung 1: Entwicklung der auf Stufe 1 (VFC- und VHC-haltige Kompressoren,
eingesparten Treibhausgases beträgt im aktuellen Er-
                                                            Ammoniak-haltige Absorbersysteme) und Stufe 2 behandelten Gerätetypen
hebungsjahr rund 440‘000 Tonnen CO2-Äquivalente.
                                                            (VFC- und VHC-haltiger PU-Isolationsschaum)
Diese Menge CO2 stossen 75‘000 Personenwagen
aus, welche je einmal um die Erde fahren.                   100%

                                                             90%
VHC hat VFC auch bei den
­Kompressoren überholt                                       80%
      Bereits seit dem Jahr 2000 ist hinsichtlich
                                                             70%
 des Verhältnisses von VFC- (volatile fluorocarbons)
 zu VHC- (volatile hydrocarbons) geschäumten Ge-             60%
 rätegehäusen eine klare Zunahme zugunsten des
                                                             50%
 VHC-Isolationsschaums zu verzeichnen. Hier fand
 das «Überholmanöver» während des Erhebungs-                 40%
 jahrs 2012 statt; aktuell besteht bei 60 % aller ins
                                                             30%
 Recycling gelangenden Kühlgeräte die Isolation aus
 VHC-geschäumtem Polyurethan (PU).                           20%

      Seit 2003 vollzieht sich ein analoger Trend bei
                                                             10%
 den VFC- resp. VHC-betriebenen Kompressoren: La-
 gen im Erhebungsjahr 2013 die zwei Typen erstmals            0%

 gleichauf, hat sich der Trend klar fortgesetzt. So waren           2000   2001   2002     2003   2004   2005     2006   2007   2008    2009   2010    2011      2012   2013   2014
 2014 bereits 53% der auf Stufe 1 rezyklierten Geräte
 mit VHC-Kompressor ausgestattet (+ 4%). Damit ist                    Kompressor mit VFC     Kompressor mit VHC      Absorber mit NH3     PU-Isolation mit VFC     PU-Isolation mit VHC
 der im letztjährigen Fachbericht prognostizierte Anstieg

14   |   Fachbericht 2015
Abbildung 2: Entwicklung der Rückgewinnungsmengen auf Stufe 1
(Gramm Kältemittel und Öl pro Gerät) resp. Stufe 2 (Gramm Treibmittel pro
Kilogramm Isolationsschaum)

300 g

250 g

200 g

150 g

100 g

 50 g

  0g

        2000   2001     2002    2003   2004   2005     2006     2007    2008   2009   2010     2011    2012     2013    2014

          1. Stufe g Öl pro Gerät        1. Stufe g Kältemittel pro Gerät        2. Stufe g Treibmittel pro kg Isolationsschaum

      Konnten 2013 auf Stufe 1 noch 88 g Kältemittel            genügenden Schweizer Anlagen behandelt worden
aus jedem Kompressor abgesaugt werden, waren es                 ist, werden noch einige Jahre vergehen. Bis dahin
2014 noch 81 g (-8 %), während die Ölmenge von                  bleibt die gemischte Verarbeitung von VFC- und
195 auf aktuell 186 g sank (-5 %). Letzterer Wert               VHC-Geräten Stand der Technik.
deutet darauf hin, dass bei den HC-Kompressoren
die Einfüllmenge nicht nur des Kältemittels, sondern            Geplante Anwendung der Anforderun­
auch des Öls geringer ist.                                      gen aus dem CENELEC-Standard
      Auf Stufe 2 wurden um die Jahrtausendwende                     In naher Zukunft wird auch in der Schweiz der
noch Mengen über 80 g pro Kilogramm PU zurück-                  CENELEC-Standard EN 50625-2-312 für das Kühlge-
gewonnen, danach sank diese Zahl kontinuierlich                 räterecycling zur Anwendung kommen und die bisher
(kurzfristige Erhöhungen bei der Rückgewinnung in               gültige technische Richtlinie gemäss SENS ablösen.
den Jahren 2005 und 2009 sind auf die Inbetrieb-                Das neue Regelwerk favorisiert eine weiterhin statt-
nahmen neuer Anlagenteile mit höherer Leistung zu               findende gemeinsame Verarbeitung von VFC- und
verstehen). 2012 lag der Durchschnittswert bereits              VHC-Geräten, welche auch aus Sicht von SENS dem
bei 58 g und 2013 bei 54 g. Im aktuellen Erhebungs-             Anspruch nach einer ökologisch hochstehenden
jahr änderte dieser Wert mit 55 g praktisch nicht               Lösung am gerechtesten wird. Würde dennoch von
(vgl. Abb. 2). Die Datenlage ist konsistent mit einem           Recyclern eine separate Verarbeitung der VHC-Ge-
moderaten Anstieg in den HC-Gehäusestückzahlen                  räten angestrebt, wären die Anforderungen gemäss
bei gleichzeitigem leichtem Rückgang des spezifi-               CENELEC-Standard sehr hoch: So müsste das VHC
schen Gewichts des Treibmittelgemischs (Annahme                 in jedem Fall vom Isolationsschaum getrennt zurück-
85 g VFC resp. 38 g VHC pro Kilogramm PU-Schaum,                gewonnen werden; die Rückgewinnungsmenge wäre
gemäss eigenen Analysen und Herstellerangaben).                 auch zu quantifizieren. Bei jedem VHC-Gerät müsste
      In der Annahme, dass End-of-life-VFC-Geräte               mittels eines geeigneten Verfahrens der Nachweis
dereinst ganz aus dem Recycling verschwinden wer-               «VFC-frei» erbracht werden. Zudem wäre auch im
den, kann mit einer künftigen weiteren Reduktion der            Abluftstrom nachzuweisen, dass kein VFC emittiert
                                                                                                                                  12
                                                                                                                                       EN 50625-2-3: Collection, logistics & treatment
Rückgewinnungsmengen gerechnet werden. Bis das                  wird, was die Anschaffung akkurater Messgeräte                         requirements for WEEE – Part 2-3: Treatment
letzte VFC-Gerät auf den hohen Qualitätsansprüchen              bedingt.                                                               ­r equirements for temperature exchange equipment

                                                                                                                                                                 Swico | SENS | SLRS       |   15
BATTERIEN
Rolf Widmer

Lithium-Batterien in
Elektroaltgeräten

Seit Januar ist das überarbeitete «Europäische Übereinkommen über die                                            Gesetzliche Grundlagen
­internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse» (ADR) in Kraft.                                       Die am Gefahrgutprozess Beteiligten (Absender,
 Dieses verlangt besondere Vorsicht im Umgang mit Batterien, die Lithium                                         Verpacker, Verlader, Beförderer, Entlader und Emp-
 enthalten. Daraus ergeben sich eine Reihe von Anforderungen an das Sammeln                                      fänger) haften persönlich für die Einhaltung der im
 und Transportieren von Elektroaltgeräten, welche Lithium-Batterien enthalten.                                   ADR zugewiesenen Pflichten. Insbesondere gilt dies
                                                                                                                 für Sammelstellen, welche die nach den Vorschriften
    Im Fachbericht 2014 wurde im Beitrag «Lithium­      Thema eng mit dem ASTRA zusammen. Gegenwärtig            korrekte Klassifizierung, Verpackung und Kennzeich-
ionen-Batterien und ihre Entsorgung» der Aufbau         sind weltweit, insbesondere im EU-Raum, intensive        nung sowie die Ausstellung der allenfalls benötigten
und die Funktionsweise sowie die sich daraus er-        Debatten im Gange, wie Li-haltige Elektroaltgeräte im    Beförderungspapiere verantworten. Die Rolle der
gebenden Sicherheitsregeln für Li-Ionen Batterien       Betriebsalltag zu behandeln sind. Die Arbeitsgruppe      Systembetreiber besteht bezüglich ADR darin, die
dargestellt:                                            ist in diese Debatten eingebunden. Als Grundlage         Beteiligten bei der Wahrung der Rechtskonformität
    Verhinderung innerer und äusserer                   wurde von Swiss TS Technical Services AG eine Ex-        aller Gefahrgutprozesse zu unterstützen.
    Kurzschlüsse                                        pertise erstellt. Die Arbeiten werden voraussichtlich         Elektroaltgeräte (EAG), welche LIB enthalten,
    umgehende fachgerechte Entsorgung                   Ende März abgeschlossen sein. Damit entspricht der       sind gemäss den aktuell geltenden Gefahrgutbe-
    ­beschädigter Produkte                              hier berichtete Stand (Mitte März) der Arbeiten unter    stimmungen des ADR wie folgt klassifiziert:
     Einhaltung aller Vorgaben der jeweiligen           Umständen noch nicht der Schlussversion.                   	 UN 3481 LITHIUM-IONEN-BATTERIEN IN
     Hersteller und Sicherheitsdatenblätter                  Die neueste ADR-Version ist keineswegs die Ers-          AUSRÜSTUNGEN
                                                        te, welche LIB als potenziell gefährliche Gegenstände      	 UN 3091 LITHIUM-METALL-BATTERIEN IN
     Zur Vermeidung von Bränden durch Lithiumio-        einstuft, aber ihre Handhabung wurde nun verein-              AUSRÜSTUNGEN
nen-Batterien muss generell vorsichtiger mit Elektro-   facht und gestrafft. Lithium-Batterien sind weiterhin         u.U. teilweise freigestellt von den
und Elektronikaltgeräten umgegangen werden. Das         der Klasse 9 «Verschiedene gefährliche Stoffe und             Gefahrgutbestimmungen
heisst:                                                 Gegenstände» und der Verpackungsgruppe II «Stoffe
  	 [geringe] mechanische Belastung der Geräte         mit mittlerer Gefahr» zugeteilt.                              Lose LIB, also nicht in Elektroaltgeräten einge-
     bei der Sammlung                                        Im ADR wird zwischen Lithium-Zellen (Li-Me-         baut, sind in UN 3480 LITHIUM-IONEN-BATTERIEN
  	 [schonendes] Entladen der Sammelbehälter…          tall- oder Li-Ionen-haltige), aus mehreren Zellen        und UN 3090 LITHIUM-METALL-BATTERIEN klassiert.
  	 Verpackung der Batterien gemäss                    bestehende Lithium-Batterien, und Ausrüstungen,               Die zugehörigen Sondervorschriften und Ver-
     ADR-Vorschriften                                   welche kurzgefasst LIB enthalten, unterschieden.         packungsvorschriften sind SV 188, 230, 310, 348,
                                                        Primäre Li-Zellen (nicht wieder aufladbar) enthalten     360, 376, 377, 636 (Kapitel 3.3 ADR) und P 903,
     Die letzte Anforderung wurde im Hinblick auf die   ausschliesslich metallisches oder legiertes Lithium      908, 909, LP 903, 904; die für lithiumhaltige EAG
Umsetzung des ADR 2015 zum Anlass genommen,             (z.B. Knopfzellen), sekundäre, wieder aufladbare         Relevanten sind fett dargestellt.
die Rechtskonformität der bestehenden Praxis in der     Li-Zellen operieren gegenwärtig nur mit Li-Ionen, um          Daraus ergibt sich folgendes Klassierungssche-
Schweiz zu überprüfen. Dazu riefen Swico, SENS          zu verhindern, dass bei einer Verletzung der Zellhülle   ma (gemäss ASTRA) für nicht beschädigte/defekte
und Inobat letzten Herbst eine Arbeitsgruppe «LIB       aus Luft oder Wasser eindringender Sauerstoff heftig     LIB:
in WEEE» (Lithium-Batterien in Elektroaltgeräten) ins   mit elementarem Lithium reagiert. Der massgebende
Leben. Diese hatte zur Aufgabe die Auswirkungen         Schwellenwert für die Gefahrgutbestimmungen des
des revidierten ADR auf die Schweizer Rücknah-          ADR ist die enthaltene Lithiummasse bei Primärzel-
mesysteme zu untersuchen und Schlussfolgerungen         len bzw. die speicherbare Nennenergie bei Sekun-
zuhanden der Geschäftsleitungen abzugeben. Die          därzellen, d. h. ein Schwellwert gemessen in Gramm
von der Empa geleitete Arbeitsgruppe setzte sich aus    bzw. in Wattstunden. Weiter wird unterschieden, ob
Vertretern der drei Systeme und Vertretern von Recy-    LIB in loser Form oder in Ausrüstungen eingebaut
cling-Betrieben zusammen und arbeitete in diesem        und ob sie noch intakt oder beschädigt / defekt sind.

16   |   Fachbericht 2015
Li-Metall- bzw. Li-Ionen-Zellen|Batterien, lose oder eingebaut,
                                                             zur Entsorgung oder zum Recycling

    SV 636 (freigestellt: kein ADR-Transport, kein GGB )                                 SV 377:
    • LIB (auch defekte!) ≤500g und ≤1g|2g bzw. 20Wh|100Wh                               • keine defekten LIB
    • QS für LIB-Freistellung, Freigrenze ≤333 kg pro Beförderung                        • Freigrenze ≤333 kg pro Beförderung
    • P909 ohne zus. Ziff 1+2

    «lose»                                    «eingebaut»                                «lose»                                     «eingebaut»

    P 909 (2):                                P 909 (3):                                 P 909 (1):                                 P 909 (3):
    • widerstandsfähige Aussenver-            • widerstandsfähige                        • Fässer, Kisten, Kanister VGII,           • widerstandsfähige
    packung (Brutto ≤30 kg) mit el.           Aussenverpackung                           mit el. isol. Auskleidung bei              Aussenverpackung
    isol. Auskleidung bei                     • bei gleichwertigem Schutz                Metallverpackungen                         • bei gleichwertigem Schutz
    Metallverpackungen                        dürfen grosse Ausrüstungen                                                            dürfen grosse Ausrüstungen
                                              unverpackt oder auf Paletten               Zusätzliche Vorschriften                   unverpackt oder auf Paletten
    Zusätzliche Vorschriften                  befördert werden.                          Ziff. 1+2+3:                               befördert werden
    Ziff. 3:                                                                             • Kurzschluss- Wärmesicherung,
    • in Aussenverpackung eingebet-                                                      isol. Polsterung                           P 909 (4):
    tet in Polsterung (fixierend,                                                        • in Aussenverpackung eingebet-            • LIB ≥12 kg mit robustem
    isolierend)                                                                          tet in Polsterung (fixierend,              Gehäuse in widerstandsfähiger
                                                                                         isolierend)                                Aussenverpackung

    Kennzeichnung:                                                                       Kennzeichnung:
    • LITHIUMBATTERIEN ZUR ENTSORGUNG                                                    • LITHIUMBATTERIEN ZUR ENTSORGUNG
    • LITHIUMBATTERIEN ZUM RECYCLING                                                     • LITHIUMBATTERIEN ZUM RECYCLING
                                                                                         und
                                                                                         • Gefahrzettel
                                                                                         • UN-Nr.
                                                                                         • Beförderungspapier

    Für beschädigte / defekte Li-Zellen und Lithi-           Hingegen ergeben sich verschiedene gesetzes-          durchgeführt werden. Auch die Bestellung eines Ge-
um-Batterien gilt generell die Sondervorschrift SV       konforme Möglichkeiten für die Verpackung und den         fahrgutbeauftragten entfällt. Da es sich um ak-Abfäl-
37613 und die Verpackungsanweisung P 90814 bzw.          Transport:                                                le handelt, ist kein VEVA-Begleitschein notwendig. Es
LP 90415 sowie die Kennzeichnung BESCHÄDIGTE/                                                                      empfiehlt sich auf dem Lieferschein den Texteintrag
DEFEKTE LITHIUM-IONEN-BATTERIEN und/oder BE-             Transport gemäss Sondervorschrift 636                     «Freigestellt gemäss SV 636» zu vermerken.
SCHÄDIGTE/DEFEKTE LITHIUM-METALL-BATTERIEN                    Enthalten die zu entsorgenden Elektroaltgeräte            Nachteile: Zur praktischen Anwendung dieser
und zusätzlich die entsprechenden Gefahrzettel,          lediglich LIB mit einer Einzelmasse von weniger als       Sondervorschrift müsste ein Gerätekatalog als
UN-Nummern und Beförderungspapiere.                      500 g oder solche, die weniger als 1g|2g Lithium          Entscheidungshilfe für die Sammelstellen erstellt
                                                         bzw. 20Wh|100Wh pro Zelle|Batterie enthalten,16           werden. Diese müssten einerseits entsprechende
   Durch diese gesetzlichen Vorgaben ist für die         sind sie freigestellt, wenn folgende Bedingungen          Elektroaltgeräte nach LIB-Inhalten aussortieren
Sammlung und den Transport von lithiumhaltigen           eingehalten werden:                                       und ein QS einführen, welches die Einhaltung der
EAG Folgendes unzulässig:                                     Anwendung der Verpackungsanweisung P909              maximalen LIB-Masse auf 333 kg pro Beförde-
   Der Transport von Elektroaltgeräten mit lithium-           (siehe folgender Abschnitt)                          rungseinheit garantiert. Dazu kann die berechnete
   haltigen Batterien in loser Schüttung in Cont-             Anwendung eines Qualitätsmanagementsys-              Gesamtmenge verwendet werden, wie folgende
   ainern ist nicht zulässig, da für beide UN-Num-            tems (QS), welches sicherstellt, dass die Ge-        Überschlagsrechnung zeigt: in einem kompletten
   mern (UN 3091 und UN 3481) die Beförderung                 samtmasse an LIB je Beförderungseinheit 333          Hängerzug mit 32 Stellplätzen und 250 kg pro
   in loser Schüttung nicht vorgesehen und daher              kg nicht überschreitet.                              Palette ist die Elektroaltgerätemasse höchstens
   nicht zulässig ist.                                        Kennzeichnung der Verpackung mit dem Text            8’000 kg. Die 333 kg Freimenge entspräche dann
   Ein Verdichten sowie ein Umschütten der                    «Lithium-Batterien zur Entsorgung» oder «Lithi-      einem LIB-Massenanteil von maximal 4%. Falls dies
   Elektroaltgeräte ist aufgrund einer möglichen              um-Batterien zum Recycling»                          bei der heutigen EAG-Mischung generell eingehalten
   Beschädigung ihrer Gehäuse und der damit                                                                        würde, könnte dies als gegeben erklärt werden, und
   verbundenen möglichen Beschädigung der LIB                Vorteile: Es muss kein kennzeichnungspflichtiges      ein aufwändiger QS Prozess könnte entfallen. Dafür
   nicht zulässig.                                       Fahrzeug verwendet und damit kein ADR-Transport           müssten jedoch z. B. die Warenkorbanalysen der

                                                                                                                                             Swico | SENS | SLRS    |   17
Abbildung 1: Elektroaltgeräte die von grosser Höhe aus Sammelboxen in einen               Abbildung 2: SBB-Holzpaletten mit -Rahmen an einer Swico Sammelstelle. Um
Transportcontainer umgeschüttet wurden. Es ist deutlich zu sehen, dass Elektroaltgeräte   Beschädigungen zu vermeiden, dürfen die eingefüllten EAG die höchstens drei
aufplatzen und dabei können LIB sogar herausgeschleudert und beschädigt werden.           ­g estapelten Rahmen nicht überragen.

Systembetreiber nachweisen, dass diese 4%-Grenze             Fahrzeug (ADR-Transport oberhalb der Freigrenze)          achtlosem Umgang. Gerade bei der Entsorgung die-
eingehalten werden kann.                                     durchzuführen. In diesem Fall ist ein Gefahrgutbe-        ser Geräte können die Lithiumbatterien «ausserhalb
                                                             auftragter zu bestellen. In jedem Fall ist ein Beförde-   ihrer Spezifikationen» behandelt werden und zeigen
Transport gemäss Sondervorschrift 377                        rungspapier für UN 3091 und UN 3481 zu erstellen.         dann, was sie sind: Kraftwerke mit grosser Energie-
    Enthalten die zu entsorgenden EAG keine be-                                                                        und Leistungsdichte, die spielend alles brennbare
schädigten/defekten LIB, kann mit P909 transportiert         Transport gemäss Sondervorschrift 376                     entflammen können. Wir müssen lernen (wie wir es
werden, falls Folgendes eingehalten ist:                          LIB, bei denen festgestellt wurde, dass diese        z.B. auch bei Spraydosen mussten), dass Batterien
    unverpackt oder Paletten mit Palettrahmen ohne           beschädigt oder defekt sind, müssen gemäss den            immer, besonders in der Entsorgung, achtsam be-
    Deckel z.B. Kunststoffpaloxen, mit Kunststofffo-         SV 376 sowie der Verpackungsanweisung P 908               handelt werden müssen.
    lien/Big-Bags ausgekleidete Metallgitter. Hierbei        verpackt und befördert werden. Bei einem intak-
    muss sichergestellt sein, dass kein Ladegut den          ten, ungeöffneten Elektrogerät kann jedoch die
    Palettenrahmen überragt und kein Ladegut unten           Unversehrtheit kaum festgestellt werden. Daher ist
    durch die Palette fällt. Die Anzahl an übereinan-        eine Umsetzung in der täglichen Praxis wohl nicht
    der gestapelten Palettenrahmen darf maximal so           möglich. Deswegen sollten Tests z.B. Stichprobenun-
    hoch sein, dass auch die zuunterst liegenden Ge-         tersuchungen bei der Warenkorbanalyse der System-
    häuse der Elektrogeräte nicht zerdrückt werden.          betreiber den Zustand der verbauten LIB erfassen,
    oder Verwendung einer widerstandsfähigen                 um daraus mögliche Ereignisrisiken abzuschätzen.
    Aussenverpackung17 aus einem geeigneten
    festen Werkstoff, wobei die Verpackung nicht             Vorläufige Schlussfolgerungen
    bauartzugelassen sein muss.                                    Für die Praxis bedeutet diese rechtskonforme
                                                             Klassierung eine Umstellung bei der Sammlung von
Weiterhin ist zu beachten, dass                              lithiumhaltigen EAG in z. B. Palettenrahmen, wie
    die Batterien durch die Ausrüstung ausreichend           dies heutzutage bereits bei Bildschirmen der Fall ist.
    geschützt sind (keine defekten Gehäuse)                  Durch den Einsatz wesentlich kleinerer Verpackungs-
                                                                                                                       13
                                                                                                                            SV 376: Defekt festgestellt, weitere anwendbare SV
                                                                                                                            beachten, Bei gefährlicher Reaktion Beförderungsbedin-
    eine übermässige Bewegung des Ladegutes                  einheiten werden einerseits die Fallhöhe sowie ande-           gungen der Behörde)
    verhindert wird (Ladungssicherung)                       rerseits der Druck auf die Gehäuse deutlich reduziert.    14
                                                                                                                            P 908: Fässer, Kisten, Kanister VG II; einzeln in
                                                                                                                            Innenverpackung verpackt, wenn ≥ 30 kg, dann nur 1
    die Palette/Verpackung mit dem Text «Lithium-            Durch diese Massnahme bleiben die Lithiumbatterien
                                                                                                                            Zelle/Batterie pro Aussenverpackung; Innenverpackung
    batterien zur Entsorgung» oder «Lithiumbatte-            ausreichend durch die Gehäuse geschützt und das                mit Wärmeschutz, evtl. Entlüftung und Vibrationsschutz;
    rien zum Recycling» sowie dem Gefahrzettel               Risiko eines Schwel- oder Vollbrandes kann deutlich            Schutz gegen Kurzschluss)
                                                                                                                       15
                                                                                                                            LP 904: Grossverpackungen VG II, einzeln in
    Nr. 9 und den/der UN-Nummer(n) UN 3091/UN                reduziert werden.                                              Innenverpackung
    348118 gemäss ADR gekennzeichnet ist                           Die breite Öffentlichkeit nimmt die mögliche Ge-    16
                                                                                                                            Da heutige LIB max. Energiedichten von über 100 Wh/kg
                                                             fährdung durch Lithiumbatterien noch ungenügend                erreichen, ist die ebenfalls geltende höchstzulässige
                                                                                                                            Bruttomasse von 500 g pro LIB zweitrangig. Bei
    Vorteile: keine Überforderung der Sammelstellen          wahr. Die Tatsache, dass die meisten von uns stän-             Li-Metall-Zellen/-Batterien hingegen wird mit bis zu
durch QS und Sortieraufgaben.                                dig mobile Geräte mit Lithiumbatterien verwenden               4.5% Li Massenanteil die Schwelle schon bei unter
                                                                                                                            25-g-Zellen bzw. 50-g-Batterien erreicht!
    Nachteile: kann eine Überschreitung der 333 kg           und es im Alltag äusserst selten zu Zwischenfällen        17
                                                                                                                            Verpackungen mit vollflächig geschlossenen Wänden
Freimenge nicht generell garantiert werden, ist der          kommt, zeigt einerseits wie sicher diese Technologie      18
                                                                                                                            Da Li-Metall-LIB kaum ausschliessbar sind, werden
Transport mit einem kennzeichnungspflichtigen                im Gebrauch ist, führt andererseits aber zu teilweise          meist wohl beide UN-Nummern benötigt.

18   |   Fachbericht 2015
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