Dokumentation des Plenums der "Ökolandbau Modellregion Süd" - 22.11.2019, 13 Uhr - 17:30 Uhr Justus-Liebig-Haus, Darmstadt
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Dokumentation des Plenums der „Ökolandbau Modellregion Süd“ 22.11.2019, 13 Uhr – 17:30 Uhr Justus-Liebig-Haus, Darmstadt
Inhalt Presseinformation zum Plenum 3 Die Projektgruppen stellen ihre Arbeit vor 4 Vortrag „Umstellung auf Bio – kommt der Markt mit?“ 8 Workshops - Berichte aus den Workshops 8 Nachberichterstattung zum Plenum 19 2
Presseinformation zum Plenum Ökolandbau Modellregion Süd trifft sich zum zweiten Plenum in Darmstadt / Umweltdezernentin Akdeniz: „Wichtig auch für den Klimaschutz“ / Thema: „Umstellung auf Bio – kommt der Markt mit?“ Die Ökolandbau Modellregion Süd trifft sich am Freitag, 22. November 2019, im Darmstädter Justus-Liebig-Haus zu ihrem zweiten Plenum. Diese Vollversammlung aller Akteure und Akteurinnen dient vorrangig dem Austausch. Sieben Projektgruppen, die seit März an der Weiterentwicklung des Ökolandbaus in Südhessen arbeiten, stellen ihre Ergebnisse vor, nehmen Impulse für ihre Strategien auf, sind offen für weitere Menschen, die sich in Arbeitsgruppen engagieren möchten. Barbara Akdeniz, als Umweltdezernentin der Wissenschaftsstadt Darmstadt, freut sich, diesmal die Gastgeberin des Plenums zu sein: „Das Interesse an gesunden, hochwertigen Lebensmitteln aus biologischer Produktion steigt, das ist erfreulich, weil sich dadurch deutliche Effekte auch für den Klimaschutz ergeben. In unseren städtischen Kitas bildet sich zum Beispiel gerade eine Arbeitsgruppe aus Verwaltung und Eltern, die sich mit gesundem Essen befasst und dazu konkrete Vorschläge machen will. Im Hinblick nicht nur darauf ist die Ökomodellregion für uns wertvoll – ermöglicht es uns doch noch besser, städtische Institutionen mit regional erzeugenden Betrieben zu verzahnen.“ Schwerpunktthema des aktuellen Plenums ist die „Vermarktung im Bio-Segment“. Nur mit einem sicheren Absatzmarkt lässt sich die arbeitsintensive Bio-Produktion weiter ausweiten. In den zurückliegenden Jahren gab es in Hessen und allgemein in der Bundesrepublik einen Flächenzuwachs in der ökologischen Produktion. 2018 stellten in Deutschland jeden Tag fast fünf Erzeuger ihren Betrieb auf Ökologische Landwirtschaft um, berichtet der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Das ist erfreulich, erbringt doch der Bio-Anbau enorme Leistungen für Gesellschaft und Umwelt, wie beispielsweise weniger Belastung für das Grundwasser. Voraussetzung hierfür ist allerdings immer, dass der Markt sich entsprechend entwickelt. „Umstellung auf Bio – kommt der Markt mit?“ lautet auch der Titel des Vortrags von Jan Niessen, Professor für strategische Marktbearbeitung in der Biobranche an der Technischen Hochschule Nürnberg. Danach beschäftigen sich die Teilnehmenden in Workshops mit Aspekten der Vermarktung, wie Bio in der Gemeinschaftsverpflegung (Kantinen, Mensen, Catering) aber auch Partnerschaften mit dem Lebensmitteleinzelhandel oder Logistik und Bündelung. Außerdem bietet ein „Markt der Möglichkeiten“ mit Infoständen regionaler Initiativen und Unternehmen den Rahmen für Austausch und Kontakte. Für diese Veranstaltung, die um 13 Uhr beginnt, ist eine Anmeldung nötig, die auf der Homepage zu finden ist: www.oekomodellregionen-hessen.de/-veranstaltungen/sued Hintergrund: Bei der Ökolandbau Modellregion Süd handelt es sich um ein Verbundprojekt der Landkreise Darmstadt-Dieburg und Odenwaldkreis als Träger zusammen mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt und dem Kreis Groß-Gerau als Partner. Das Projekt wird vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert und wurde im Januar 2019 mit einer Laufzeit von zunächst zwei Jahren gestartet. Rund 200 Interessierte besuchten im 3
März 2019 das erste Plenum in Reichelsheim im Odenwald. Die Projektgruppen stellen ihre Arbeit vor 4
Vortrag „Umstellung auf Bio – kommt der Markt mit?“ Prof. Dr. Jan Niessen, Professor für strategische Marktbearbeitung in der Biobranche und Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Technische Hochschule Nürnberg Die Vortragsfolien von Hr. Prof. Dr. Jan Niessen können bei Interesse über die Geschäftsstelle der Ökolandbau Modellregion Süd bezogen werden. Workshops - Berichte aus den Workshops Insgesamt gab es 6 Workshop Themen. In jeder Workshop Gruppe wurde zu Beginn ein 5-minütiger Impuls eines/r Praktikers/in aus dem jeweiligen Tätigkeitsfeld gegeben. Im Anschluss an den Impuls wurde der Dialog eröffnet, um sich zu dem Thema auszutauschen und mögliche Projekte ins Auge zu fassen. Dabei standen folgende Leitfragen im Vordergrund: In welchen Bereichen und inwieweit gelingt der Absatz von Umgang mit Bio beim Handel, Verarbeiter, Logistiker, (End-)Kunden? Welche Faktoren sind dabei hilfreich? Wo sind Hürden? Was sollte besser werden? Wo sollte konkret angesetzt werden, was sollte konkret getan werden, damit der Absatz (noch) besser läuft? 8
1. Bio in der Gemeinschaftsverpflegung (Unis, Schulen, Kitas,…) Impuls: Volker Rettig, Abteilungsleiter Hochschulgastronomie, Studierendenwerk Darmstadt Moderation: Dr. Ilona Gebauer, Vernetzerin der Hessischen Ökolandbau Modellregionen Volker Rettig vom Studierendenwerk stellte den Betrieb und das Konzept vor: Es werden 9 Mensen, Bistros u.ä. bewirtschaftet. Es wird Wert auf Bio und Regional gelegt. Ca. 10.000 Essen täglich (1,8 Mio im Jahr). Biozertifiziert Konzept der Umstellung: Zu Beginn wurde über Umfragen die Entwicklung eingeleitet. Es wurde eine Startveranstaltung mit Prinz zu Löwenstein durchgeführt. Eine AG Umstellung und eine AG Kommunikation wurden eingerichtet. Hierin sind Mitglieder des gesamten TU-Bereichs (auch Studenten) vertreten. 9
Umstellungsbeginn mit großen und günstigen Produktgruppen wie Kartoffeln, Eier, Milch o.ä. Dieses Jahr kommt noch Tiefkühlgemüse hinzu. 2020 wird der Bioanteil bei 25 % liegen. Die Steigerung in den nächsten Jahren wird kleiner ausfallen, weil kleinere Produktgruppen hinzukommen. Ab 2020 soll es auch erste komplette Biogerichte geben. Ein Problem stellt die Logistik mit 10 Annahmestellen dar. Es wird auf Basis des Warenwertes von konventionellen Produkten kalkuliert und erst am Ende der Mehrpreis für Bio aufgeschlagen. Dies muss z.B. mit dem Finanzamt ausgehandelt werden, weil üblicherweise auf den Warenwert Bio die Verarbeitung aufgeschlagen wird. Diskussion: Bio-Essen in Kindergärten. Wer macht die Ausschreibungen, wie können die Kommunen Einfluss auf die Ausrichtung nehmen. 2. Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft Impuls: Alexander Kern, Hof am Mühlgrund, Solidarische Landwirtschaft Mossautal Moderation: Thomas Zebunke, Akademie für den Ländlichen Raum Hessen 10
Erfolgsfaktoren: Unterschiedliche Wege zu Beginn A) Personengruppe sucht Fläche, die für den Anbau benötigt wird sowie BetriebsleiterIn B) Umstellungsbereiter Hof sucht Mitstreiter, die sich beteiligen - Fläche und Betriebsmittelsind vorhanden Öffentliche Projektvorstellung: Presse – Politik – Kommunal / regionales Interesse Leitbild Konsens über die Produktionsweise muss formuliert werden Vereinbarung Schwerpunkt „Bio-Erzeugung“ Voraussetzung Offenheit / Toleranz / Vertrauen Transparenz, Kommunikation, persönlicher Kontakt Fachwissen/Ausbildung der BewirtschafterIn Weiterbildung und fachlicher Austausch Hürden: Konfliktpotenzial innerhalb der Gruppe Genügend Ressourcen erforderlich 11
Vorschriften des Gesetzgebers – Behörden Rechtsform Lösungsansätze: Netz vorhandener Akteure nutzen o Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen o Landwirtschaftliche Abteilungen bei den Kreisverwaltungen o Bio-Verbände Transparente Entscheidungen, Supervisionen, Kommunikation sehr wichtig Schwarmintelligenz der Beteiligten Solide Finanzplanung Kooperationen und Loslegen und Machen !! 3. Partnerschaften mit dem Lebensmitteleinzelhandel Impuls: Daniel Patschull, Inhaber EDEKA Patschull, Darmstadt (war verhindert ) Herr Lajos, Inhaber Edeka in Reinheim und Dieburg Moderation: Peter Klingmann, Geschäftsführer Regionalfenster e.V 12
Bei Partnerschaften zwischen Erzeugern und Lebensmittelhandel muss „auf Augenhöhe“ verhandelt werden. Der Produzent muss das Gefühl haben, dass er als Lieferant anerkannt und nicht ausgenutzt wird. Die Erzeuger müssen eine genaue Vorstellung von dem Wert ihrer Produkte haben und erst dann in Verhandlungen treten. Eventuell sollte eine Schulung hierfür angeboten werden. Im Fleischbereich ist der Gewinn, wenn an Wiederverkäufer geliefert wird, so gering, dass sich das Ganze oft nicht rentiert (Denree, Phönix usw.). Die Fleischzerlegungsbetriebe für größere Mengen im Bio-Bereich, sind in der Region nicht vorhanden. Generell schaut die Kundschaft im Einzelhandel sehr auf den Preis, meistens sind regionale Produkte gefragter als Bio-Qualität. Regionale Bio-Produkte sind dann einem Großteil der Käufer zu teuer. 13
4. Direktvermarktung Impuls: Michael Michel, Demeter Obsthof Michel Moderation: Prof. Dr. Jan Niessen, TU Nürnberg Hr. Michel vom Demeter Obsthof Michel berichtet vom Beginn seiner. Direktvermarktung – er weist daraufhin, dass es sinnvoll sei, sich vorab zu überlegen, wie eine Direktvermarktung erfolgen kann. Die Ist-Situation im Bereich der Direktvermarktung ist gekennzeichnet durch verschiedene Zielgruppen und Maßnahmen (Internet/persönlich). Eine Bekanntheit bei Stammkunden ist von Vorteil, aber es ist auch wichtig, neue Kunden auf die Direktvermarktung aufmerksam zu machen. Der Nachwuchs und generell Arbeitskräfte werden als sehr wichtiges Thema erachtet. Bezüglich möglicher Hürden werden folgende Punkte genannt: o Arbeitsfalle, Personal und Entgelt – wie weit beute ich mich selbst aus 14
o Veränderungen in der Nachfrage – Diversifizierung vs. Kapazitäten – will ich mich weiter diversifizieren o Kontrolle und Bürokratie als große Hürden o Preisunterschiede B2B o Ausbildung und Kultur zur Vermarktung – Marketing o Wegbrechen kleiner Verarbeitungsstrukturen o Förderkulisse selektiv – es werden nur manche Betriebszweige gefördert o Sortiment zu einseitig – ab wann ist ein Sortiment für die Kunden interessant Als Lösungsansätze werden spezielle Arten und Sorten (Differenzierung) gesehen. Des Weiteren kann der ab Frühjahr 2020 statt findende Alnatura Bauernmarkt genutzt werden. Auch die neue Plattform, die im Rahmen der ÖMR entstehen soll, könnte einen Nutzen erbringen. Wissen, Kompetenzen und Kommunikation werden als wichtige Erfolgsfaktoren erachtet. Ebenso Transparenz und Ehrlichkeit. Auch spielen der Standort und die jeweilige Zugänglichkeit zum Standort eine wichtige Rolle. Das Identifizieren und Anbieten eines Zusatznutzens (z.B. Lieferung) kann einen Vorteil erbringen. Eine Möglichkeit stellt auch die Zusammenarbeit mit Kolleg/innen zur Sortimentserweiterung dar oder das Veranschaulichen besonderer Produktionsverfahren. 5. Logistik und Bündelung Impuls: Christoph Grimmer-Dietrich stellvertr. für Doreen Havenstein (erkrankt), Projektleitung Nearbuy Initiative Moderation: Gitta Schnaut, Bildungsseminar Rauischholzhausen und Akademie für den ländlichen Raum Hessen 15
Herr Grimmer-Dietrich berichtet über das Nearbuy-Vorhaben. Es geht um eine Internetplattform, innerhalb derer Erzeuger, Verarbeiter, Gemeinschaftsversorger, Abnehmer und Logistiker einer Region direkt zusammenarbeiten können. Erzeuger können dort kostenlos ihr Sortiment anbieten, Zertifikate (ohne Prüfung, deshalb problematisch) hinterlegen. Weitere Informationen unter www.nearbuy-food.de. Es wird angemerkt, dass das Nearbuy-Konzept für die Projektgruppe, d.h. für B2B- Geschäftsbeziehungen passt, es gibt Anknüpfungspunkte und es ist nachhaltig. In die Runde wird gefragt, wie davon profitiert werden kann, wie es in die Region gebracht werden kann und wie Kleinerzeuger/innen motiviert werden können? Für Großabnehmer wie Kantinen oder Bündeler ist es ein Ziel, auch Kleinmengen erkennbar und vermarktbar zu machen. Allerdings ist die Suche nach Verarbeitern sehr schwierig. Vom Vorstand der OGZ Griesheim (www.ogz.de *) wird die Arbeit der Erzeugergenossenschaft kurz vorgestellt. Es geht um die Vermarktung von frischem Obst/Gemüse aus Südhessen u.a. an den Lebensmitteleinzelhandel (LEH), Export, nicht an den Endverbraucher. Überwiegend haben sie konventionelle Erzeuger, es gibt einen kleinen Bioanteil. Durch die OGZ wird u.a. das Risiko der termingerechten Erzeugung für die 16
Stammkundschaft gestreut. Es gibt 50 regionale Erzeuger/Genossen, Lagerkapazität, Verarbeitungs-, Verpackungsmöglichkeiten, einen breiten Kundenstamm. Sie haben keine Vermarktungsprobleme. Die OGZ begleitet Landwirte bei der Bio-Zertifizierung, aber die Relation zwischen den Kosten für die Zertifizierung und der Warenproduktion sollte stimmen. Sonst ist diese mit einem zu hohen Aufwand verbunden. Wichtig ist es, Absatzwege für die Umstellungszeit zu finden. Es wird auf ein Problem hingewiesen: bei kleinen Erzeugermengen gibt es oft keine Bio- Zertifizierung, weiterhin sind häufig die Umstellungszeit und die Vermarktung von Umstellungsware problematisch. Würden den Kleinerzeugern vernünftige Preise gezahlt, bestünde auch die Möglichkeit zur Zertifizierung. Das Schlemmerdepot (www.schlemmerdepot.de ) wird als innovatives, regionales Start-up- Unternehmen angesprochen, wobei der finanzielle Aspekt noch nicht geklärt ist. Weiterhin gibt es Geographic Analytics. Ziel ist es, die, Routen bei der Auslieferung von Ware zu optimieren. Es werden weitere alternative Vermarktungswege wie z.B. SoLaWi angesprochen. Mit Blick auf die vorangegangenen Diskussionen wird darauf verwiesen, dass es nur gleichwertige Zertifizierungen (EU- / Verbandszertifizierung) gibt. Aufgrund der zusätzlichen Zertifizierungskosten und den verschärften Richtlinien bei den Bio-Verbänden entscheiden sich Umstellungsbetriebe anfangs für die EU-Zertifizierung. Die Umstellungszeiten sind unterschiedlich (2 – 5 Jahre). Es wird zusammengefasst, was als wichtig erachtet wird: die Darstellung der Erzeuger (wer, was, wo) Kriterien für die Erzeugung / Vermarktung hohe Transparenz der Verfügbarkeit von Produkten, um sinnvolle logistische Lösungen finden zu können Aufkäufer sollen in die Lage versetzt werden, ausreichende Mengen aus der Region akquirieren zu können In dem Workshop wird noch die Problematik des regionalen Schlachthofes im Odenwald angesprochen und dass die Tiere häufig zur Schlachtung nach Mecklenburg-Vorpommern gehen. 6. Bio in der Gastronomie und in der Schulverpflegung Impuls: Ben Bantschow, Geschäftsführer des Cateringunternehmens Bantschow & Bantschow Moderation: Hannes Werner-Busse, Regionalmanagement Darmstadt-Dieburg 17
Herr Bantschow gibt einen Überblick über das Thema Gastronomie und Schulverpflegung. Im Bereich Schulverpflegung besteht derzeit eine hohe Diskrepanz zwischen Preis und Bewusstsein. Bei Ausschreibungen zur Schulverpflegung muss ein Bioanteil von mind. 10 % erfüllt werden. Bei dem vorgegebenen Preis müssen die Caterer auf große Produzenten zurückgreifen (es gibt ein System, bei dem mehrere Caterer gleichzeitig bestimmte Produkte in großen Mengen kaufen, so dass sie gemeinsam einen geringeren Preis zahlen). Personelle Ressourcen sind in den Verwaltungen und Schulen häufig nicht ausreichend. Die Preisgestaltungen bei der Gemeinschaftsverpflegung stellen sich schwierig dar. Häufig ist auch die Personalsituation in den Unternehmen schwierig. Als Erfolgsfaktoren und Lösungsansätze werden in der Diskussion folgende Aspekte genannt: Einschränken der Angebotsvielfalt, so dass nur noch ein Gericht am Tag angeboten wird. Die Leistung des Essens muss hervorgehoben werden sowie eine Leidenschaft für das Essen vermittelt werden. 18
Ein individuelles Engagement der Entscheidungsträger wird als ein wichtiger Erfolgsfaktor genannt. Es braucht ein nachhaltiges und faires Vergaberecht. Qualitätskriterien sind oft nicht transparent genug und werden nicht ausreichend kommuniziert. Ein Runder Tisch zum Thema Schulverpflegung, an dem alle Beteiligten teilnehmen, wäre wünschenswert. Es sollte mehr Bildungsangebote zum Thema Ernährung in den Schulen geben. Der Wert des Essens muss heraus gestellt werden. Die Ernährungsbildung sollte exemplarisch auf das Schulessen bezogen werden. Elternbeiratsvorsitzende sollten als wichtige Akteure gewonnen und für das Thema sensibilisiert werden. Wie kann mit diesen Kontakt aufgenommen werden? Die Gastronomie steht vor großen Herausforderungen. Es gibt derzeit keinen Branchenschutz für das gastronomische Handwerk, weshalb ein Überangebot vorhanden ist, aber wenig gute, qualifizierte Gastronomie vorhanden ist. Im Raum der Schwäbischen Alb haben sich Gastronomen zusammengeschlossen und bieten nur Bio mit einem bestimmten Siegel an. Des Weiteren gibt es im Bereich der Gastronomie keine Großgebinde in Bioqualität, was enorme Kosten verursacht. Es wäre zwingend notwendig, dass sich der Markt für Großgebinde im Biobereich öffnet. Kräuter gibt es derzeit für den gastronomischen Bereich gar nicht in Bioqualität. Nachberichterstattung vom Plenum 2. Plenum der Ökomodellregion SÜD: Eine ganze Region arbeitet an der Bio-Vermarktung 19
Unter das Motto Vermarktung im Bio-Segment hatte das Team der Geschäftsstelle der Ökomodellregion Süd den Nachmittag im Justus-Liebig-Haus gestellt. Ein drängendes, sehr zentrales Thema, denn nur, wenn es bei der Vermarktung stimmt, kann der Ökolandbau in der Region nachhaltig gestärkt werden. Die Vernetzung mit der Stadt Darmstadt als absatzstarkes Oberzentrum und eine Verzahnung der Akteure und Initiativen rund um die Stadt und die ganze Region sind daher besonders wichtig. Dies betonte auch Umweltdezernentin Barbara Akdeniz, die Gastgeberin der Großveranstaltung im Herzen Darmstadts war und die Stadt Darmstadt als Projektpartnerin vertritt. Unter all diesen Aspekten hatte das Team der Geschäftsstelle geplant, strukturiert und die passenden Persönlichkeiten gerufen – und sie kamen! Eine ganze Reihe Fachleute und Marktexperten hatte das Team für den spannenden Nachmittag an Bord genommen, um das Thema voranzubringen. Dass es voran ging, dafür sorgten die 130 Teilnehmer der Veranstaltung. Nach einer Begrüßungs- und Eröffnungsphase, der Vorstellung der Projekte in der Ökomodellregion und einem Vortrag fanden sich die Teilnehmer in insgesamt sechs Workshops zur Vermarktung zusammen. Eingestimmt wurden sie alle durch einen Impulsvortrag von Professor Jan Niessen, der an der TH Nürnberg lehrt und Fachmann für Strategische Marktbearbeitung in der Biobranche ist. Die Ergebnisse des Nachmittags, insbesondere die Essenzen aus den Workshops, werden nun den sieben aktiven Projektgruppen der Ökomodellregion Süd zugutekommen. Die gemeinsame Schnittmenge aller Gruppe ist in der Tat die Vermarktung, denn hiervon hängt Vieles ab. Weitere Ziele, die das Projektteam mit der Durchführung eines zweiten Plenums innerhalb eines Jahres - nach Reichelsheim im März – verbunden hatte, sind ebenfalls erreicht worden: Die Vernetzung der Gruppen und Aktiven untereinander und die Schaffung neuer Verbindungen zu lokalen Initiativen. Dafür war im Foyer des Justus-Liebig-Hauses, eine Etage unter dem voll besetzen Plenarsaal, ein Markt der Möglichkeiten entstanden. Dort hatten sich zehn Initiativen und Marktteilnehmer von A wie Alnatura bis N wie Nearbuy, einer Initiative zur regionalen Vermarktung und Wertschöpfung, mit Ständen und Infomaterial präsentiert. Eine Pause im prallen Nachmittagsprogramm bei Kaffee und Kuchen aus einer regionalen Bio-Bäckerei bot hier gute Gelegenheiten für Austausch und Gespräche. Nicht zuletzt war es den Organisatoren des 2. Plenums ein großes Anliegen, neben den rund 100 Aktiven in den Projektgruppen und Gremien auch neue Interessierte anzusprechen. Gekommen waren tatsächlich zwei Dutzend Personen, die zum ersten Mal eine Veranstaltung der Ökomodellregion besucht haben – und dies wieder tun wollen! 20
Auch die Ökomodellregion SÜD war mit einem Stand auf dem Markt der Möglichkeiten vertreten. Reger Austausch zwischen Projektgruppenwänden und Infoständen. Herzliches Wiedersehen der Akteure beim 2. Plenum. 21
Vollbesetzter Plenarsaal und gespannte Aufmerksamkeit. Spannender Impulsvortrag vom Marktexperten für Bio, Prof. Jan Niessen. Dankeschön der Geschäftsstelle an die Moderatoren und Impulsgeber der Workshops. 22
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