Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe und Ausbildung - Ergebnisse einer zwischen September und Oktober 2020 durchgeführten ...

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Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe und Ausbildung - Ergebnisse einer zwischen September und Oktober 2020 durchgeführten ...
Margit Ebbinghaus

Auswirkungen der Corona-Pandemie
auf Betriebe und Ausbildung
Ergebnisse einer zwischen September und Oktober 2020 durchgeführten
Betriebsbefragung mit dem Referenz-Betriebs-System
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe und Ausbildung - Ergebnisse einer zwischen September und Oktober 2020 durchgeführten ...
Zitiervorschlag:
Ebbinghaus, Margit: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf
Betriebe und Ausbildung : Ergebnisse einer zwischen September
und Oktober 2020 durchgeführten Betriebsbefragung mit dem
Referenz-Betriebs-System. Version 1.0 Bonn, 2021

© Bundesinstitut für Berufsbildung, 2021

Version 1.0
Januar 2021

Herausgeber                                                     CC Lizenz
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Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe und Ausbildung - Ergebnisse einer zwischen September und Oktober 2020 durchgeführten ...
Inhalt

  1 Anlass und Ziel der RBS-Betriebsbefragung ........................................................................................... 4
  2 Methodische Erläuterungen ................................................................................................................... 5
  3 Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe................................................................................ 7
     3.1 Auswirkungen auf die wirtschaftliche Gesamtsituation.................................................................. 7
     3.2 Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit ...................................................................................... 10
     3.3 Auswirkungen auf die Beschäftigung von Mitarbeitenden ........................................................... 11
  4 Auswirkungen auf die Ausbildung ........................................................................................................ 14
     4.1 Zu Beginn der Pandemie bestehende Ausbildungen .................................................................... 14
     4.2 Stellenangebot für das Ausbildungsjahr 2020/2021 ..................................................................... 18
     4.3 Absichten für das Ausbildungsjahr 2021/2022 ............................................................................. 19
     4.3.1 Ein detaillierterer Blick auf die Ausbildungsabsichten für 2021/2022 ....................................... 20
  5 Einordnung der Befunde ...................................................................................................................... 23
  6 Schlussbetrachtungen .......................................................................................................................... 24
  Literatur ................................................................................................................................................... 25

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Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe und Ausbildung - Ergebnisse einer zwischen September und Oktober 2020 durchgeführten ...
1 Anlass und Ziel der RBS‐Betriebsbefragung

Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Ausbruch der Corona‐Viruser‐
krankung COVID‐19 zu einer Pandemie.1 Kurz darauf veranlassten die auch in Deutschland rasant anstei‐
genden Infektionszahlen Bund und Länder dazu, das öffentliche Leben weitgehend herunterzufahren. Ver‐
anstaltungen und Versammlungen wurden untersagt, weitreichende Kontaktverbote ausgesprochen, Kin‐
dergärten, Schulen, andere Bildungs‐ und öffentliche Einrichtungen ebenso geschlossen wie die meisten
Geschäfte, Sport‐, Kultur‐, Freizeit‐ und Dienstleistungseinrichtungen.
Als Folge der Maßnahmen wurde mit weitreichenden Einbrüchen im Wirtschaftsbereich und auf dem Ar‐
beitsmarkt gerechnet (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2020; Weber et al. 2020, Mönnig et
al. 2020), aber auch damit, dass der Ausbildungsmarkt ebenfalls in Mittleidenschaft gezogen würde (Alli‐
anz für Aus‐ und Weiterbildung 2019‐2021 2020; Maier 2020).
In den zeitnah zum Frühjahrs‐Lockdown aufgelegten Unternehmensbefragungen (u. a. ZDH2, DIHK3, IAB4)
fanden die Auswirkungen der Corona‐Maßnahmen auf die betriebliche Ausbildung allerdings eher weniger
Berücksichtigung. Ziel der Befragung der im Referenz‐Betriebs‐System (RBS) zusammengeschlossenen Be‐
triebe ist daher, vorliegende Umfrageergebnisse zu den Auswirkungen der Corona‐Pandemie auf die be‐
triebliche Ausbildung (Bellmann et al. 2020; ZDH 2020c; DIHK 2020a; Biebeler & Schreiber 2021) zu ergän‐
zen. Die Befragung wurde zwischen Anfang September und Ende Oktober 2020 durchgeführt. Das Zeit‐
fenster wurde bewusst gewählt, um neben Rückblicken auf die bisherigen Auswirkungen der Corona‐Pan‐
demie auf Betriebe und Ausbildungsverhältnisse auch Blicke auf die Folgen für die betriebliche Ausbildung
im gerade begonnenen Ausbildungsjahr 2020/2021 sowie einen Ausblick auf das Ausbildungsjahr
2021/2022 vornehmen zu können. Zudem wurde angenommen, dass sich die Gesamtsituation im Herbst
entspannter darstellen würde als im Frühjahr und damit die Antworten der Befragten weniger von emoti‐
onalen Reaktionen geprägt wären als zu Beginn der Pandemie.
Tatsächlich fiel der Beginn der Befragung in eine Phase vergleichsweise niedriger Neuinfektionszahlen und
gemäßigter Einschränkungen. Zum Ende der Befragung stiegen die Neuinfektionszahlen hingegen wieder
erheblich an und es zeichneten sich erneute Verschärfungen bei den Maßnahmen zur Pandemie‐Eindäm‐
mung ab. Diese traten allerdings erst nach Abschluss der Feldphase zunächst als sogenannter Lockdown
light ab Mitte November 2020 und in strikterer Form ab Mitte Dezember 2020 in Kraft. In den Ergebnissen
der Befragung, insbesondere jenen zu Erwartungen und Ausblicken, können die neuerlichen Restriktionen
folglich noch keinen Niederschlag finden. Sie sind deshalb aber nicht überholt oder wertlos. Vielmehr kön‐
nen aus ihnen Hinweise gewonnen werden, wie sich die in den Ergebnissen abzeichnenden Trends durch
den zweiten Lockdown weiterentwickeln könnten. Auch aus diesem Grund werden die Ergebnisse nach‐
folgend ( Kapitel 3 und 4) nicht nur als Gesamtergebnisse über alle befragten Betriebe hinweg, sondern
auch differenziert für einzelne Gruppen von Betrieben berichtet. Vorab wir das methodische Vorgehen der
Befragung erläutert ( Kapitel 2)

1 https://www.euro.who.int/de/health‐topics/health‐emergencies/coronavirus‐covid‐19/news/news/2020/3/who‐announces‐
covid‐19‐outbreak‐a‐pandemic
2 https://www.zdh.de/fachbereiche/wirtschaft‐energie‐umwelt/konjunktur‐umfragen/sonderumfragen/zdh‐umfragen‐zu‐den‐

auswirkungen‐von‐corona/
3 https://www.dihk.de/de/aktuelles‐und‐presse/coronavirus/umfragen
4 https://www.iab.de/138/section.aspx/Projektdetails/k200603302

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Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe und Ausbildung - Ergebnisse einer zwischen September und Oktober 2020 durchgeführten ...
2 Methodische Erläuterungen

Die Befragung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe und Ausbildung wurde mit dem
Referenz-Betriebs-System (RBS) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) durchgeführt. Das RBS ist ein
Access-Panel mit Betrieben aller Größen, Branchen und Regionen in Deutschland, die sich bereit erklärt
haben, für Kurzbefragungen 5 zu aktuellen Themen zur Verfügung zu stehen. Aktuell umfasst das Panel
1.250 Betriebe. Bei Aufnahme in das Panel müssen die Betriebe ausbildungsaktiv sein, idealer Weise auf
der Grundlage des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) bzw. der Handwerksordnung (HwO). Ein kleiner Teil der
Panel-Betriebe bildet allerdings (auch) auf anderer Grundlage aus. Zudem kann es vorkommen, dass Be-
triebe ihre Ausbildungsbeteiligung im Laufe der Zeit einstellen oder längerfristig unterbrechen. Ein Aus-
schluss aus dem Panel erfolgt in solchen Fällen nicht, sodass im RBS inzwischen auch eine Gruppe von nicht
(mehr) ausbildenden Betrieben vertreten ist. Entsprechend handelt es sich beim RBS trotz der differen-
zierten Zusammensetzung um keine repräsentative Stichprobe ausbildender Betriebe. Dieser Einschrän-
kung stehen als Vorteile gegenüber, dass mit dem RBS relativ kurzfristig Betriebsbefragungen realisiert
werden können und vergleichsweise hohe Beteiligungsquoten erreicht werden.
An der zwischen Anfang September und Ende Oktober 2020 durchgeführten RBS-Befragung zu den Aus-
wirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe und Ausbildung beteiligten sich 458 Betriebe. Das entspricht
einer Beteiligungsquote von 37 Prozent 6. Die Befragung wurde als standardisierte Erhebung durchgeführt.
Die Mehrheit der Betriebe bevorzugt den schriftlich-postalischen Weg, ein kleinerer Teil die elektronische
Form.
In der Befragung wurden zum einen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Betrieb insgesamt the-
matisiert. Gefragt wurde nach der Wirtschaftslage, der Geschäftstätigkeit und der Beschäftigungssituation
von Mitarbeitenden. Zum anderen wurden Folgen der Corona-Pandemie auf das Ausbildungsgeschehen
im Betrieb beleuchtet. Neben Auswirkungen auf die zu Beginn der Pandemie bestehenden Ausbildungs-
verhältnisse waren Ausbildungsangebote für das Ausbildungsjahr 2020/2021 sowie das Ausbildungsjahr
2021/2022 Befragungsgegenstände.
In die Auswertungen der ausbildungsbezogenen Fragen werden nur die Betriebe einbezogen, die nach
BBiG/HwO ausbilden. Das sind 361 der 458 teilnehmenden Betriebe. Betriebe, die nicht mehr oder nicht
nach BBiG/HwO ausbildenden bleiben bei diesen Fragen unberücksichtigt 7. In die Auswertung der be-
triebsbezogenen Fragen gehen ihre Antworten aber ein.
Die Zusammensetzung aller an der Befragung teilnehmenden Betriebe und der teilnehmenden Betriebe,
die nach BBiG/HwO ausbilden, kann Übersicht 1 entnommen werden. Aus ihr geht hervor, dass sich die
Gesamtgruppe teilnehmender Betriebe und die Teilgruppe der nach BBiG/HwO ausbildenden Betriebe in
ihrer Zusammensetzung sehr ähnlich zusammensetzen.

5
  Der Fragebogenumfang ist auf zwei Seiten begrenzt.
6 Anteilswerte werden im vorliegenden Bericht immer ganzzahlig gerundet angegeben.
7 Das hat allein damit zu tun, dass die Ausbildung nach BBiG/HwO beim RBS im Vordergrund und stellt keine Wertung anderer

Ausbildungen und in diesen Ausbildungen engagierter Betriebe dar.

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Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe und Ausbildung - Ergebnisse einer zwischen September und Oktober 2020 durchgeführten ...
Übersicht 1: Zusammensetzung der an der RBS-Befragung zu Auswirkungen von Corona teilnehmenden Betriebe
nach Strukturmerkmalen (Angaben in Spaltenprozent)
                                                      alle teilnehmenden              nach BBiG/HwO
                                                            Betriebe              ausbildende Betriebe
                                                            (n = 458)                    (n= 361)
 Betriebsgröße
             kleinere Betriebe (bis 99 Beschäftigte)           67%                         61%
              größere Betriebe (100+ Beschäftigte)             33%                         39%
 Kammerzugehörigkeit
                Industrie- und Handelskammer                           59%                        62%
                            Handwerkskammer                            30%                        31%
                    andere oder keine Kammer                           11%                         7%
 Wirtschaftssegment
                        Produktion, Handel, Verkehr                    64%                        70%
                        Dienstleistung*, Verwaltung                    36%                        30%
 Standort
                                  Westdeutschland                      79%                        81%
                         Ostdeutschland (mit Berlin)                   21%                        19%
* Dem Segment Dienstleistung sind u. a. Friseurbetriebe, Hotels und Gaststätten zugeordnet.
Quelle: RBS-Befragung Nr. 44; Prozentangaben ganzzahlig gerundet, ohne fehlende Werte

                                                                                              6
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe und Ausbildung - Ergebnisse einer zwischen September und Oktober 2020 durchgeführten ...
3 Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebe

Wie hat sich die wirtschaftliche Situation von Betrieben seit Beginn der Corona-Pandemie entwickelt? Wel-
che konkreten Auswirkungen gab es bisher auf die geschäftlichen Aktivitäten, aber auch auf die Beschäfti-
gungssituation der Mitarbeitenden? Diese Fragen werden nachfolgend in den Blick genommen. Die be-
richteten Ergebnisse basieren auf den Angaben aller 458 an der Befragung teilnehmenden RBS-Betriebe.

3.1 Auswirkungen auf die wirtschaftliche Gesamtsituation

Zu Beginn der Befragung wurden die Betriebe des RBS gebeten, ihre wirtschaftliche Gesamtsituation zu
bewerten. Gefragt wurde danach, wie sich die Wirtschaftslage des Betriebes unmittelbar vor Beginn der
Corona-Pandemie (Frühjahr 2020) sowie zum Befragungszeitpunkt (Herbst 2020) darstellte und welche
wirtschaftliche Situation die Betriebe für das Frühjahr 2021 erwarten. Zur Einstufung wurden jeweils die
fünf Antwortkategorien 1 = (sehr) gut, 2 = eher gut, 3 = mittel, 4 = eher schlecht und 5 = (sehr) schlecht
angeboten.
Die Ergebnisse zeigen, dass es infolge der Corona- Abbildung 1: Beurteilung der betrieblichen Wirtschafts-
Pandemie zu erheblichen Umbrüchen in der wirt- lage vor Beginn der Corona-Pandemie und im Herbst 2020
                                                      sowie Erwartung für Frühjahr 2021
schaftlichen Gesamtsituation der Betriebe ge-
kommen ist ( Abbildung 1).
Rückblickend beurteilte ein Drittel der teilneh-
menden RBS-Betriebe seine zu Anfang des Jahres
2020 bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse
als gut oder sehr gut. Jeder zweite Betrieb gab an,
zu Jahresbeginn wirtschaftlich eher gut aufge-
stellt gewesen zu sein. Jeder zwölfte Betrieb be-
fand seine damalige wirtschaftliche Situation als
mäßig, nur wenige als eher schlecht. Nach rund
einem halben Jahr pandemiebedingter Ein-
schränkungen stellt sich das Bild grundlegend an-
ders dar. Der Anteil der Betriebe, die sich wirt-
schaftlich (sehr) gut aufgestellt sehen, hat sich
                                                                                 Frühjahr      Herbst     Frühjahr
mehr als halbiert, und auch der Anteil derer, die                                2020          2020       2021
ihre wirtschaftliche Lage als eher gut einstufen, Mittelwert                     1,9           2,8        2,8
ist deutlich gesunken. Umgekehrt beurteilten im       Quelle: RBS-Befragung  Nr.  44, N = 458, Prozentangaben ganz-
                                                      zahlig gerundet, ohne fehlende Werte
Herbst 2020 mehr als doppelt so viele Betriebe
ihre Lage als mäßig als noch im Frühjahr 2020. Die Gruppe derer, die ihre wirtschaftlichen Verhältnisse für
eher schlecht halten, hat sich sogar verfünffacht. Für manche Betriebe stellte sich die wirtschaftliche Situ-
ation im Herbst 2020 noch schlechter dar.
Bis zum Frühjahr 2021 erwarten die Betriebe kaum substantielle Verbesserungen – allerdings auch nicht
unbedingt weitere Verschlechterungen. Vielmehr stellen sich die Einschätzungen für das Frühjahr 2021
relativ ähnlich zu den Beurteilungen dar, die für Herbst 2020 vorgenommen wurden. 8 Zu berücksichtigen
ist, dass die Erwartungen für das Frühjahr 2021 formuliert wurden, bevor die Einschränkungen des wirt-
schaftlichen und gesellschaftlichen Lebens wieder angezogen wurden.

8   Die Beurteilungen für Herbst 2020 und Frühjahr 2021 korrelieren zu r = .71.

                                                                                             7
Tabelle 1 kann entnommen werden, dass es hinsichtlich der beschriebenen Tendenzen kaum größere Un-
terschiede zwischen verschiedenen Gruppen von Betrieben gibt. Eine gewisse Ausnahme bilden Hand-
werksbetriebe, bei denen sich die Verwerfungen etwas geringer darstellen.

Zwar zeigt sich generell ein pandemiebedingter Negativtrend in der Wirtschaftslage. Ein genauerer Blick
legt allerdings auch offen, dass nicht alle befragten RBS-Betriebe in gleichem Maße von den Verwerfungen
getroffen wurden ( Abbildung 2). Dafür wurden die drei zur Wirtschaftslage erhobenen Einschätzungen
auf Einzelbetriebsebene miteinander in Relation gesetzt.

Abbildung 2: Gegenüberstellung der auf die drei Zeitpunkte Vor der Corona-Pandemie (Frühjahr 2020), Herbst 2020
und Frühjahr 2021 bezogenen Beurteilungen der betrieblichen Wirtschaftslage
     Herbst 2020 im Vergleich zu          Frühjahr 2021 im Vergleich zu        Frühjahr 2021 im Vergleich zu
            Frühjahr 2020                           Herbst 2020                        Frühjahr 2020

 Anmerkung: Anteile unter 5% sind numerisch nicht ausgewiesen.
 Quelle: RBS Befragung Nr. 44, N = 458, Prozentangaben ganzzahlig gerundet, Abweichungen von 100 Prozent rundungsbedingt
 möglich, ohne fehlende Werte

Daraus geht hervor, dass zwar die meisten Betriebe zwischen Frühjahr und Herbst 2020 wirtschaftliche
Einbußen hatten; bei sieben Prozent hat sich die Lage deutlich, bei 53 Prozent (eher) verschlechtert (
linke Grafik in Abbildung 2). Aber nicht alle Betriebe waren davon betroffen. Bei gut einem Drittel ist die
Wirtschaftslage in diesem Zeitraum relativ stabil geblieben, bei einem kleineren Teil ist es sogar zu einem
wirtschaftlichen Aufschwung gekommen. Da die Mehrheit der Betriebe davon ausgeht, dass sich ihre ak-
tuelle wirtschaftliche Situation bis zum kommenden Frühjahr nicht substantiell verändern wird ( mittlere
Grafik in Abbildung 2) fällt der Vergleich zwischen den für das Frühjahr 2021 formulierten Erwartungen
und der Situation am Jahresanfang 2020 ganz ähnlich aus. Die meisten Betriebe gehen davon aus, im Früh-
jahr 2021 (eher) bis deutlich schlechter als Anfang 2020 dazustehen ( rechte Grafik in Abbildung 2).
Knapp jeder dritte Betrieb nimmt an, Anfang 2021 wirtschaftlich mehr oder weniger so wie Anfang 2020
aufgestellt zu sein und nur der kleinste Teil erwartet eine wirtschaftliche Verbesserung. Der nachfolgende
Blick auf die Geschäftstätigkeiten gibt Hinweise, was hinter diesen Entwicklungen stehen kann.

                                                                                                 8
Tabelle 1: Beurteilung der wirtschaftlichen Situation des Betriebes unmittelbar vor Beginn der Corona-Pandemie und im Herbst 2020 sowie Erwartung für das Frühjahr 2021
(Angaben in Prozent und Mittelwert)
                                                  (sehr) gut                    eher gut                     mittel                  eher schlecht           (sehr) schlecht                   ∅
                                         Frühj.     Herbst     Frühj.   Frühj    Herbst    Frühj.   Frühj.   Herbst   Frühj.   Frühj.   Herbst   Frühj.   Frühj.   Herbst   Frühj.   Frühj.   Herbst   Frühj.
                                         2020        2020      2021     2020      2020     2021     2020      2020    2021     2020      2020    2021     2020      2020    2021     2020      2020    2021

 Betriebsgröße
                    kleinere Betriebe     35         12          7       53       33        36       10       34       38        2        17      19        0        4        1      1,8       2,7     2,7
                    größere Betriebe      32         12          7       40       23        27       20       34       43        8        27      22        0        5        1      2,1       2,9     2,8
 Kammerzugehörigkeit
      Industrie- und Handelskammer        31          9          7       48       24        25       16       35       43        6        27      24        0        6        1      2,0       3,0     2,9
                  Handwerkskammer         37         15          6       55       40        42        7       34       33        1        12      19        0        0        0      1,7       2,4     2,7
          andere oder keine Kammer        42         20         10       38       34        43       14       30       37        6        12         8      0        4        2      1,8       2,5     2,5
 Wirtschaftssegment
         Produktion, Handel, Verkehr      30         11          5       51       32        34       14       32       39        6        22      21        0        3        1      2,0       2,7     2,8
         Dienstleistung*, Verwaltung      42         13         10       45       27        30       11       38       42        1        17      17        0        6        1      1,7       2,8     2,7
 Standort
                    Westdeutschland       37         13          8       47       32        33       11       30       39        5        21      19        0        4        1      1,8       2,7     2,7
          Ostdeutschland (mit Berlin)     25          5          2       55       21        28       19       50       42        1        18      27        0        6        0      2,0       3,0     3,0
 Ausbildung
                      nach BBiG/HwO       37         13          8       47       29        33       12       34       39        4        20      20        0        4        1      1,8       2,7     2,7
    nicht oder nicht nach BBiG/HwO        26          8          4       55       32        32       14       33       41        5        22      22        0        5        1      2,0       2,8     2,8
* Dem Segment Dienstleistung sind u. a. Friseurbetriebe, Hotels und Gaststätten zugeordnet.
Quelle: RBS Befragung Nr. 44, N = 458, Prozentangaben ganzzahlig gerundet, Abweichungen von 100 Prozent rundungsbedingt möglich, ohne fehlende Werte

                                                                                                                                                     9
3.2 Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit

Konkret haben die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie bei den Betrieben Spuren in Form
von Produktions-, mehr aber noch in Form von Absatz- bzw. Nachfrageproblemen hinterlassen. So gaben
64 Prozent der RBS-Betriebe an, seit Beginn der Corona-Pandemie Umsatzrückgänge verzeichnet zu haben,
51 Prozent, von Auftragsrückgängen bzw. -stornierungen betroffen gewesen zu sein ( Abbildung 3). Mehr
als ein Drittel der Betriebe war in seinen Geschäftsabläufen durch unterbrochene Lieferketten beeinträch-
tigt, in deren Folge es zu Engpässen bei Roh- und Werkstoffen, Bauteilen und anderen Materialien kam.
Knapp jeder dritte teilnehmende RBS-Betriebe Abbildung 3: Bisherige Auswirkungen der Corona-Pande-
hat seine Geschäfts- resp. Öffnungszeiten herun- mie auf die Geschäftstätigkeit von Betrieben (Mehrfach-
                                                     nennungen möglich)
tergefahren. Jeder fünfte Betrieb musste auf
amtliche Anordnungen hin während des Früh-
jahrs-Lockdowns, mitunter auch darüber hinaus,
teilweise oder ganz schließen.
Jeder siebte Betrieb ist durch die Maßnahmen zur
Eindämmung der Corona-Pandemie wirtschaft-
lich so sehr in Schieflage geraten, dass es schwie-
rig wurde, Zahlungsverpflichtungen nachzukom-
men. Davon betroffen waren durchaus auch sol-
che Betriebe, denen es vor der Corona-Pandemie
wirtschaftlich eher bis sehr gut ging.
Im Mittel war jeder Betrieb von etwas mehr als Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, N = 458, Prozentangaben ganz-
zwei dieser negativen Folgen auf die Geschäfts-      zahlig gerundet, ohne fehlende Werte
tätigkeit betroffen.
Wie sich in der dargestellten Entwicklung der Wirtschaftslage bereits andeutete ( Kapitel 3.1), gab es aber
nicht nur Verlierer der Corona-Pandemie. Ein Teil der Betriebe verzeichnete seit Frühjahr auch Umsatz- und
Auftragssteigerungen. Die meisten dieser Betriebe konnten ihre wirtschaftliche Lage während des ersten
halbes Jahres unter Corona-Bedingungen zumindest stabil halten, einige sie auch verbessern.
Manche Betriebe haben aus der Not auch eine Tugend gemacht, indem sie Digitalisierungsmaßnahmen vor-
gezogen oder intensiviert oder die Zeit genutzt haben, um anstehende Modernisierungen oder Renovierun-
gen vorzunehmen.

Auch wenn sich der generelle wirtschaftliche Negativtrend bei allen Betriebsgruppen mehr oder weniger
ähnlich zeigte ( vgl. Tabelle 1), verteilen sich die konkreten Auswirkungen der pandemiebedingten Maß-
nahmen nicht gleichmäßig auf die Betriebe. Vielmehr sind von einzelnen Folgen je nach Betriebsgröße, Kam-
merzugehörigkeit und Wirtschaftssegment unterschiedlich große Anteile der Betriebe betroffen ( Tabelle
2). Viele dieser Unterschiede sind statistisch signifikant, also nicht als zufällig anzusehen. Exemplarisch sei
hier auf die unterschiedlich hohen Anteile der von Umsatzrückgängen betroffenen Betriebe aus Industrie
und Handel im Vergleich zum Handwerk verwiesen. Während drei Viertel der Betriebe aus Industrie- und
Handel angaben, zwischen Frühjahr und Herbst 2020 Umsatzrückgänge verzeichnet zu haben, waren es von
den Handwerksbetrieben die Hälfte. Umgekehrt hat die Corona-Pandemie bei deutlich mehr Betrieben aus
Industrie und Handel als aus dem Handwerk der Digitalisierung einen Schub versetzt.
Auffällige Unterschiede zwischen Betrieben mit Standort in Westdeutschland und solchen mit Sitz in Ost-
deutschland finden sich hingegen nicht.

                                                                                         10
Tabelle 2: Bisherige Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Geschäftstätigkeit von Betrieben nach Strukturmerk-
malen (Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich)

                                                                                                    Gekürzte Geschäfts-

                                                                                                                                             Liquiditätsprobleme

                                                                                                                                                                                                                                  Renovierungen u. ä.
                                                              Auftragsrückgang/-

                                                                                                                                                                                      Auftragssteigerung

                                                                                                                                                                                                           Digitalisierung vor-
                                                                                                                                                                   Umsatzsteigerung
                                                                                                                          Angeordnete Be-
                                             Umsatzrückgang

                                                                                                                          triebsschließung
                                                                                   Lieferengpässe

                                                                                                                                                                                                                                  durchgeführt
                                                              stornierung

                                                                                                                                                                                                           genommen
                                                                                                    zeiten
    Betriebsgröße
                         kleinere Betriebe   59*                47*                 40                  29                  23*                17                  12*                11*                    25*                      15
                         größere Betriebe    73*                59*                 32                  30                  15*                11                    6*                 4*                   44*                        9
    Kammerzugehörigkeit
        Industrie- und Handelskammer         74*                58*                32*                  34                   23                17                    6*                 5*                   37*                      13
                      Handwerkskammer        49*                46*                49*                  23                   16                14                  15*                13*                    16*                      12
               andere oder keine Kammer      54*                28*                38*                  34                   20                10                  16*                16*                    36*                      12
    Wirtschaftssegment
           Produktion, Handel, Verkehr       60*                  54               46*                26*                   16*                13                    10                    9                 27*                      11
           Dienstleistung , Verwaltung
                            #
                                             71*                  47               22*                39*                   29*                19                    10                    8                 38*                      16
    Standort
                        Westdeutschland       63                  51                36                  29                   21                14                    11                 10                     32                     12
               Ostdeutschland (mit Berlin)    67                  53                45                  38                   20                19                       7                  4                   24                     14
    Ausbildung
                          nach BBiG/HwO       64                  53                39                  31                  19*                15                       9                  8                 33*                      12
       nicht oder nicht nach BBiG/HwO         65                  45                31                  30                  28*                16                    14                 12                   21*                      17
Anmerkungen: Bei den mit einem * gekennzeichneten Werten sind die Unterschiede mindestens auf dem 5%-Niveau statistisch
signifikant. Das bedeutet beispielsweise (bezogen auf die ersten mit einem * gekennzeichneten Werte in der zweiten Tabellen-
spalte), dass sich der Anteil größerer Betriebe, bei dem es bislang zu einem Umsatzrückgang gekommen ist (73%) signifikant von
dem Anteil kleinerer Betriebe (53%) unterscheidet, der seit Beginn der Pandemie Umsatzrückgänge hinnehmen musste. Die Prü-
fung erfolgte mit Chi-Quadrat-Tests. 9
# Dem Segment Dienstleistung sind u. a. Friseurbetriebe, Hotels und Gaststätten zugeordnet.

Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, N = 458, Prozentangaben ganzzahlig gerundet, ohne fehlende Werte

3.3 Auswirkungen auf die Beschäftigung von Mitarbeitenden

Die veränderte Geschäftstätigkeit blieb in den meisten Betrieben nicht ohne Auswirkungen auf die Mitar-
beiter/-innen. Nur in sieben Prozent der befragten RBS-Betriebe kam es im Zuge der Corona-Pandemie bis-
lang zu keiner sonderlichen Veränderung der Beschäftigungssituation und der Beschäftigungsmodelle (
Abbildung 4). Alle anderen Betriebe haben hingegen Anpassungen vornehmen müssen. So haben sechs von
zehn Betrieben (einen Teil der) Mitarbeiter/-innen infolge rückläufigen Arbeitsvolumens dazu angehalten,
aufgelaufene Überstunden oder Zeitguthaben abzubauen. In knapp der Hälfte der Betriebe erging an (Teile
der) Mitarbeiter/-innen die Aufforderung, noch vorhandenen Urlaub anzutreten. Jeder zweite Betrieb sah
sich aufgrund der pandemiebedingt eingeschränkten Beschäftigungsmöglichkeiten gezwungen, für (Teile

9Da es sich beim RBS in erster Linie um ein Instrument handelt, mit dem Trends und Tendenzen abgebildet werden können, wird
hier und im Folgenden darauf verzichtet, unterschiedliche Signifkanzniveaus auszuweisen.

                                                                                                                                                                                      11
der) Mitarbeiter/-innen Kurzarbeit anzumelden. Bei ebenso vielen Betrieben wechselten (Teile der) Mitar-
beiter/-innen ins Home Office.
Kündigungen infolge der veränderten Geschäftslage musste jeder zehnte Betrieb aussprechen. Einige Be-
triebe haben diesen Punkt dahingehend ergänzt, befristete Beschäftigungsverhältnisse nicht verlängert zu
haben.
Ein Teil der Betriebe hat aber auch bei (einigen) Abbildung 4: Bisherige Auswirkungen der Corona-Pande-
Beschäftigten Mehrarbeit angeordnet, manche mie auf die Beschäftigung von Mitarbeitenden (Mehrfach-
                                                   nennungen möglich)
haben sogar zusätzliches Personal eingestellt.
Unter diesen Betrieben sind – nicht ganz uner-
wartet – überzufällig viele, die Umsatz- und Auf-
tragssteigerungen zu verzeichnen hatten.
Neben diesen unmittelbar durch dir pandemie-
bedingten Veränderungen im Geschäftsbereich
hervorgerufenen Anpassungen in der Beschäfti-
gung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
kam es aber auch zu mittelbar durch die Pande-
mie hervorgerufen Beschäftigungsveränderun-
gen. In mehr als der Hälfte der Betriebe sind Mit-
arbeiter/-innen ausgefallen, weil sie sich wäh- Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, N = 458, Prozentangaben ganz-
                                                   zahlig gerundet, ohne fehlende Werte
rend der Kindergarten- und Schulschließungen
um die Betreuung ihrer Kinder kümmern, teilweise aber auch, weil sie sich in Quarantäne begeben mussten.

Die detailliertere Betrachtung zeigt auch hier Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen von Betrieben
( Tabelle 3). Das betrifft zunächst einmal den Anteil an Betrieben, bei denen sich die Corona-Pandemie
bislang nicht auf die Beschäftigungssituation ausgewirkt hat. Bei kleineren Betrieben, Betrieben aus dem
Zuständigkeitsbereichen der Handwerks- sowie anderer Kammern liegt dieser Anteil signifikant höher als
bei größeren Betrieben und Betrieben, die in den Zuständigkeitsbereich von Industrie- und Handelskam-
mern fallen. Aber auch Betriebe, die nicht oder nicht nach BBiG/HwO ausbilden, konnten die Beschäfti-
gungssituation bislang deutlich öfter unverändert beibehalten als Betriebe, die nach BBiG/HwO qualifizie-
ren. Ferner bestehen in Abhängigkeit der Betriebsgröße und Kammerzugehörigkeit auffallende Unter-
schiede in Bezug auf den Appell an Beschäftigte, Zeitguthaben abzubauen, aber auch im Hinblick auf den
Wechsel ins Home Office und den Personalausfall durch Kinderbetreuung, Quarantäne u. ä.
Ähnlich wie bei den Folgen für die Geschäftstätigkeit unterscheiden sich auch bei den Corona-bedingten
Auswirkungen auf die Beschäftigung Betriebe mit Standort in West- und in Ostdeutschland kaum. Die ein-
zige Ausnahme besteht bei der Aufforderung an Beschäftigte, noch vorhandenen Urlaub anzutreten. Diese
wurde von Betrieben in Westdeutschland öfter ausgesprochen als von Betrieben in Ostdeutschland.

                                                                                      12
Tabelle 3: Bisherige Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Beschäftigung von Mitarbeitenden nach betrieblichen
Strukturmerkmalen (Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich)

                                                           Personalausfall wg.

                                                                                                                                                               Zusätzliches Perso-

                                                                                                                                                                                     Keine (dieser) Aus-
                                                                                 Wechsel ins Home
                                        Zeitguthaben ab-

                                                           Kinderbetreuung

                                                                                                                 Urlaub nehmen

                                                                                                                                               Anordnung von
                                                                                                                                 Kündigungen

                                                                                                                                               Mehrarbeit

                                                                                                                                                                                     wirkungen
                                                                                                    Kurzarbeit
                                        bauen

                                                                                 Office

                                                                                                                                                               nal
 Betriebsgröße
                   kleinere Betriebe       52*                 45*                  31*              48           45                9               7                 5                  11*
                   größere Betriebe        73*                 76*                  89*              56           50              12               10                 4                    1*
 Kammerzugehörigkeit
    Industrie- und Handelskammer           66*                 63*                  69*             57*           49              10                8                 4                    4*
                 Handwerkskammer           47*                 44*                  14*             44*           45              11                7                 7                  11*
        andere oder keine Kammer           50*                 40*                  46*             36*           36                8              12                 2                  18*
 Wirtschaftssegment
       Produktion, Handel, Verkehr          62                  59                   50              53           51              11                9                 6                     6
        Dienstleistung , Verwaltung
                       #
                                            56                  50                   54              48           42              10                6                 3                    10
 Standort
                   Westdeutschland          60                  53                   52              49          51*              11                8                 5                     8
        Ostdeutschland (mit Berlin)         57                  63                   48              58          33*                8               7                 4                     5
 Ausbildung
                    nach BBiG/HwO          63*                 61*                  57*             54*          50*              11                9                 4                    4*
   nicht oder nicht nach BBiG/HwO          45*                 36*                  30*             38*          34*                6               5                 6                  19*
Anmerkung: Bei den mit einem * gekennzeichneten Werten sind die Unterschiede mindestens auf dem 5%-Niveau statistisch sig-
nifikant (vgl. auch Anmerkung zu  Tabelle 2). Die Prüfung erfolgte mit Chi-Quadrat-Tests.
# Dem Segment Dienstleistung sind u. a. Friseurbetriebe, Hotels und Gaststätten zugeordnet.

Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, N = 458, Prozentangaben ganzzahlig gerundet, ohne fehlende Werte

                                                                                                                                                    13
4 Auswirkungen auf die Ausbildung

Die Spuren, die die Corona-Pandemie bei der Wirtschaftslage, Geschäftstätigkeit und Beschäftigungssitua-
tion der Betriebe hinterlassen hat, lassen erwarten, dass auch die Ausbildung nicht von Auswirkungen ver-
schont geblieben ist. Ob das so ist, wird nachfolgend betrachtet. Grundlage der berichteten Ergebnisse bil-
den die Antworten der 361 nach BBiG/HwO ausbildenden Betriebe, die sich am RBS beteiligt haben.

4.1 Zu Beginn der Pandemie bestehende Ausbildungen

Von den an der Befragung teilnehmenden RBS-Betrieben, die nach den Regelungen des BBiG bzw. der HwO
ausbilden, beschäftigten mit 93 Prozent nahezu alle zu Beginn der Corona-Pandemie Auszubildende. Anders
als bei den Mitarbeitenden ( Kapitel 3.3), wirkte sich die Corona-Pandemie auf ihre Beschäftigung bislang
weniger gravierend aus. Zum Teil dürfte das damit zu tun haben, dass für Auszubildende andere rechtliche
Regelungen gelten als für Beschäftigte.
So gab jeder zweite Betrieb an, dass die Auszubil- Abbildung 5: Bisherige Auswirkungen der Corona-Pande-
denden bislang in unveränderter Weise weiterbe- mie auf die Beschäftigung Auszubildender (Mehrfachant-
                                                       worten möglich)
schäftigt worden seien ( Abbildung 5). Darunter
befinden sich gleichermaßen Betriebe mit und
ohne wirtschaftliche Einbußen sowie mit und ohne
bestimmte Einschränkungen in der Geschäftstätig-
keit. Diesen Betrieben scheint es folglich gelungen
zu sein, die Auswirkungen der Pandemie auf die Be-
schäftigung Auszubildender abzufedern.
Waren allerdings Anpassungen der Beschäftigung
notwendig, so bestand diese am häufigsten darin,
Auszubildende im Home Office arbeiten und lernen
zu lassen. In jedem vierten Betrieb wechselten Aus-
zubildende ins Home Office, mitunter jedoch nur Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, N = 336, Prozentangaben ganz-
                                                       zahlig gerundet, ohne fehlende Werte
Auszubildende bestimmter Berufe.
Urlaubsansprüche geltend zu machen, wurde in jedem fünften Ausbildungsbetrieb an Auszubildende her-
angetragen. Das ist insofern nachvollziehbar, als dass die Osterferien in die Zeit des ersten Lockdowns fielen
und auch der virtuelle Berufsschulunterricht erst allmählich anlief. Von gleich vielen Ausbildungsbetrieben
wurden Auszubildende aufgefordert, Zeitguthaben abzubauen resp. geleistete Mehrarbeit auszugleichen.
Die Anmeldung von Kurzarbeit für Auszubildende war nur äußerst selten erforderlich. 10 Ebenso erging in
kaum einem Betrieb an Auszubildende die Anweisung, Mehrarbeit zu leisten. Zu Kündigungen bestehender
Ausbildungsverhältnisse kam es in keinem der teilnehmenden Ausbildungsbetriebe.

10
   Die Anmeldung von Kurzarbeit für Auszubildende ist restriktiver geregelt als für Beschäftigte und sollte nur dann erfolgen,
wenn alle anderen Möglichkeiten, die Ausbildung ordnungsgemäß weiterzuführen, ausgeschöpft sind. Vgl. auch https://www.ar-
beitsagentur.de/unternehmen/corona-virus-informationen-fuer-unternehmen-zum-kurzarbeitergeld

                                                                                                      14
Tabelle 4: Bisherige Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Beschäftigung Auszubildender nach betrieblichen
Merkmalen (Angaben in Prozent; Mehrfachantworten möglich)

                                                                                                  Ausfälle wg. Kinder-

                                                                                                                                                                Keine (dieser) Aus-
                                            Wechsel ins Home

                                                                               Zeitguthaben ab-
                                                               Urlaub nehmen

                                                                                                                                      Mehrarbeit

                                                                                                                                                    Kündigung

                                                                                                                                                                wirkungen
                                                                                                  betreuung

                                                                                                                         Kurzarbeit
                                                                               bauen
                                            Office
 Betriebsgröße
                      kleinere Betriebe          6*             19                15*                   6*                  4          4*             0              69*
                      größere Betriebe         49*              26                26*                 17*                   2          0*             0              33*
 Kammerzugehörigkeit
        Industrie- und Handelskammer           35*              25                  23                14*                   4            2            0              43*
                    Handwerkskammer              2*             13                  12                  2*                  1            2            0              76*
            andere oder keine Kammer           12*              16                  16                  8*                  0            0            0              68*
 Wirtschaftssegment
          Produktion, Handel, Verkehr            23             23                  19                  11                  3            2            0                54
            Dienstleistung , Verwaltung
                          #
                                                 31             19                  22                  11                  2            2            0                50
 Standort
                      Westdeutschland            25             23                  21                  11                  3            2            0                51
            Ostdeutschland (mit Berlin)          22             14                  15                    7                 3            2            0                64
 Wirtschaftslage Herbst 2020
      besser oder gleich Frühjahr 2020           25             18                11*                   13                  2            2            0                53
              schlechter Frühjahr 2020           24             24                25*                     9                 4            2            0                54
Anmerkung: Bei den mit einem * gekennzeichneten Werten sind die Unterschiede mindestens auf dem 5%-Niveau statistisch signi-
fikant (vgl. auch Anmerkung zu  Tabelle 2). Die Prüfung erfolgte mit Chi-Quadrat-Tests.
# Dem Segment Dienstleistung sind u. a. Friseurbetriebe, Hotels und Gaststätten zugeordnet.

Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, N = 336, Prozentangaben ganzzahlig gerundet, ohne fehlende Werte

Die unter Corona-Bedingungen vorgenommenen Anpassungen bei der Beschäftigung Auszubildender fallen
nicht in allen Betrieben gleich aus ( Tabelle 4). So kam es in größeren Betrieben und in Industrie- und
Handelsbetrieben bisher wesentlich häufiger zu Anpassungen als in kleineren und Handwerksbetrieben, die
die Beschäftigung Auszubildender bisher zu hohen Anteilen unverändert fortführen konnten ( Tabelle 4,
letzte Spalte). Dass in Handwerksbetrieben beschäftigte Auszubildende deutlich seltener ins Home Office
wechselten als Auszubildende aus Nicht-Handwerksbetrieben ist naheliegend, da sich viele handwerkliche
Arbeiten nur in der Betriebsstätte ausführen lassen. Die Unterschiede zwischen kleineren und größeren
Betrieben deuten auf mögliche Unterschiede bei den technischen Voraussetzungen hin. In kleineren Betrie-
ben wurden Auszubildende zudem seltener aufgefordert, Zeitguthaben abzubauen, aber häufiger aufgefor-
dert, Mehrarbeit zu leisten, als in größeren Betrieben. Eine Erklärung dafür kann darin gesucht werden, dass
kleinere Betriebe öfter als größere Betriebe seit Pandemiebeginn Auftragszuwächse zu verzeichnen hatten
( Tabelle 2).

                                                                                                                                               15
Bei vielen der Betriebe, die die Beschäftigung Aus- Abbildung 6: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den
zubildender bisher unverändert fortführen konn- Ablauf der zu Krisenbeginn bestehenden Ausbildungsver-
                                                     hältnisse (Mehrfachnennungen möglich)
ten, blieb auch die Durchführung der Ausbildung
bisher – ungeachtet aller anderen Veränderun-
gen, die die Corona-Pandemie für die Betriebe seit
dem Frühjahr 2020 mit sich gebracht hat – weit-
gehend unverändert. Insgesamt gab es bis zum
Herbst 2020 bei mehr als der Hälfte der Betriebe,
die zu Beginn der Corona-Pandemie Auszubil-
dende beschäftigten, keine sonderlichen Auswir-
kungen auf deren Ausbildungsablauf, zumindest
was das betriebliche Ausbildungsgeschehen be- Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, N = 336, Angaben ganzzahlig ge-
trifft ( Abbildung 6).                              rundet, ohne fehlende Werte
Ganz spurlos sind die Maßnahmen zur Eindämmung der Virusinfektion allerdings nicht an der Ausbildung
vorübergegangen. In über der Hälfte der Betriebe waren Auszubildende davon betroffen, dass Prüfungen
verschoben bzw. im Falle von Zwischenprüfungen auch gänzlich abgesagt wurden. In gut jedem dritten Aus-
bildungsbetrieb konnten Inhalte nicht wie vorgesehen vermittelt werden. In jedem siebten Betrieb konnten
Auszubildende einen anstehenden Auslandsaufenthalt – oder ein anderes geplantes Event – nicht antreten.
In nahezu gleich vielen Betrieben war die Fortführung der Ausbildung erschwert, weil Ausbilder/-innen we-
gen Kinderbetreuung, Quarantänemaßnahmen u.ä. ausgefallen sind. Dass zur Aufrechterhaltung des Aus-
bildungsablaufes kurzfristig Betriebswechsel von Auszubildenden arrangiert werden konnten oder mussten,
berichteten nur wenige Betriebe.

Ähnlich wie bei den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Beschäftigung Auszubildender gibt es auch
bei den Auswirkungen auf den Ablauf der Ausbildung zwischen Betrieben mitunter erhebliche Unter-
schiede. Erneut treten diese besonders beim Vergleich von Betrieben unterschiedlicher Größe und unter-
schiedlicher Kammerzugehörigkeit zutage ( Tabelle 5). Vor allem was den bislang eher beeinträchtigungs-
freien Ausbildungsablauf betrifft, sind die Unterschiede groß. Kleinere Betriebe stehen hier wesentlich bes-
ser da als größere Betriebe, Handwerksbetriebe deutlich besser als Betriebe anderer Kammerzugehörigkeit.
Entsprechend fallen auch die Unterschiede in Bezug auf die Vermittlung von Ausbildungsinhalten entspre-
chend der Planungen aus. Interessant ist, dass es zwischen Betrieben aus West- und Ostdeutschland zwar
signifikante Unterschiede in den Anteilen der Betriebe gibt, die bisher keine Beeinträchtigungen bei der
Durchführung der Ausbildung zu verzeichnen hatten, in allen anderen Punkten aber keine Unterschiede
bestehen. Hervorzuheben ist ferner, dass Betriebe, bei denen die Pandemie zu wirtschaftlichen Einbußen
geführt hat, auch häufiger von Auswirkungen der Pandemie auf den Ausbildungsablauf berichteten als Be-
triebe, deren Wirtschaftslage während des ersten halben Jahres Corona-bedingter Einschränkungen min-
destens stabil geblieben ist.
Dass größere Betriebe und Betriebe aus Industrie und Handel häufiger als andere Betriebe berichteten,
Auszubildende seien von verschobenen oder abgesagten Prüfungsterminen betroffen gewesen, dürfte da-
ran liegen, dass u. a. kleinere und Handwerksbetriebe nicht jedes Jahr neue Ausbildungsverträge abschlie-
ßen.

                                                                                       16
Tabelle 5: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Ablauf der zu Krisenbeginn bestehenden Ausbildungsverhält-
nisse nach betrieblichen Merkmalen (Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich)

                                                                                          Auslandaufenthalte
                                                Prüfungen verscho-

                                                                                                                                  Externe Azubis auf-

                                                                                                                                                             Azubis nach Extern

                                                                                                                                                                                  Keine besonderen
                                                                     geplant vermittelt

                                                                                                               Ausbilder/-innen
                                                                     Inhalte nicht wie

                                                                                                                                                                                  Auswirkungen
                                                                                                                                  genommen
                                                                                                               ausgefallen

                                                                                                                                                             gewechselt
                                                                                          entfallen
                                                ben
 Betriebsgröße
                          kleinere Betriebe        40*                  19*                    2*                   8*                   2                          1                  75*
                          größere Betriebe         79*                  54*                  33*                  22*                    5                          0                  33*
 Kammerzugehörigkeit
            Industrie- und Handelskammer           68*                  42*                  21*                  18*                    3                          1                  46*
                        Handwerkskammer            37*                  18*                    4*                   4*                   3                          0                  77*
               andere oder keine Kammer            20*                  32*                    8*                 16*                    4                          0                  64*
 Wirtschaftssegment
              Produktion, Handel, Verkehr          60*                    32                   16                   13                   4                          0                    59
               Dienstleistung , Verwaltung
                              #
                                                   48*                    38                   14                   17                   2                          1                    55
 Standort
                          Westdeutschland            55                   33                   16                   13                   4                          0                  59*
               Ostdeutschland (mit Berlin)           58                   42                   12                   18                   0                          2                  45*
 Wirtschaftslage Herbst 2020
          besser oder gleich Frühjahr 2020         46*                  28*                    12                   9*                   2                          0                  66*
                  schlechter Frühjahr 2020         62*                  39*                    18                 17*                    4                          1                  51*
Anmerkung: Bei den mit einem * gekennzeichneten Werten sind die Unterschiede mindestens auf dem 5%-Niveau statistisch signi-
fikant (vgl. auch Anmerkung zu  Tabelle 2). Die Prüfung erfolgte mit Chi-Quadrat-Tests.
# Dem Segment Dienstleistung sind u. a. Friseurbetriebe, Hotels und Gaststätten zugeordnet.

Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, N = 336, Prozentangaben ganzzahlig gerundet, ohne fehlende Werte

                                                                                                                                                        17
4.2 Stellenangebot für das Ausbildungsjahr 2020/2021

Die Frage, ob vor Beginn der Corona-Pandemie geplant gewesen sei, Ausbildungsplätze für das im Herbst
2020 beginnende Ausbildungsjahr anzubieten, verneinten mit knapp 20 Prozent auffallend viele Ausbil-
dungsbetriebe ( Abbildung 7). Zudem äußerten sich fünf Prozent der Ausbildungsbetriebe gar nicht zu
dieser Frage, was ebenfalls ein auffallend hoher Wert ist.
Abbildung 7: Vor Beginn der Corona-Pandemie bestehende        Besonders von den kleineren und den Handwerks-
Planung, für 2020/2021 Ausbildungsplätze anzubieten,          betrieben haben größere Teile angegeben, vor Kri-
nach betrieblichen Strukturmerkmalen
                                                              senbeginn nicht geplant zu haben, für 2020/2021
                                                              Ausbildungsplätze anzubieten. Diese Betriebe
                                                              konkretisieren ihre Ausbildungspläne vielfach erst
                                                              im Laufe des Frühjahres. Es ist daher zu vermuten,
                                                              dass bei Teilen von ihnen mit dem Einsetzen der
                                                              Corona-Pandemie die Frage nach Ausbildungsan-
                                                              geboten für den Herbst gar nicht mehr zur Dispo-
                                                              sition stand.
                                                              Umgekehrt planen größere Betriebe ihr Ausbil-
                                                              dungsplatzangebot in der Regel mit größerem
                                                              zeitlich Vorlauf. Entsprechend nachvollziehbar ist,
Anmerkungen: Differenz zu 100% = keine Angabe; dem Segment dass von ihnen die allermeisten angaben, vor Be-
Dienstleistungen sind u. a. Friseurbetriebe, Hotels und ginn der Corona-Pandemie Ausbildungsabsichten
Gaststätten zugeordnet
Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, N = 361, Angaben ganzzahlig ge-
                                                              für den Herbst2020/2021 gehabt zu haben.
rundet

Knapp vier Fünftel der Betriebe, für die bereits An-    Abbildung 8: Corona-bedingte Änderung des im Frühjahr
fang des Jahres 2020 feststand, im Herbst dessel-       2020 geplanten Ausbildungsangebots nach betrieblichen
                                                        Strukturmerkmalen
ben Jahres Auszubildende neu einstellen zu wol-
len, haben ungeachtet aller Herausforderungen,
die die Corona-Pandemie mit sich brachte, an die-
sen Plänen unverändert festgehalten ( Abbil-
dung 8). Knapp ein Fünftel hat hingegen zwischen
Frühjahr und Herbst 2020 eine Nachjustierung der
ursprünglichen Ausbildungsplanungen vorgenom-
men. Bei kleineren Betrieben kam das etwas häu-
figer vor als bei größeren Betrieben. Ansonsten
gibt es diesbezüglich kaum Unterschiede zwischen
den Betrieben. Das gilt sowohl für Betriebe unter-
schiedlicher Kammerzugehörigkeit und Wirt-
schaftssegmente als auch für Betriebe mit unter-
schiedlichem Standort.                                  Anmerkung: Differenz zu 100% = uneindeutig oder keine
                                                        Angabe; dem Segment Dienstleistungen sind u. a.
Bei den vorgenommenen Anpassungen handelt es            Friseurbetriebe, Hotels und Gaststätten zugeordnet
sich aber nicht in jedem Fall um eine Reduktion der     Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, N = 275, Angaben ganzzahlig ge-
                                                        rundet
zunächst anvisierten Zahl an Neuverträgen. Zwar

                                                                                              18
ist das vorgekommen, insbesondere dergestalt, dass eine Besetzung noch vakanter Plätze mit Krisenbeginn
nicht mehr weiterverfolgt wurde, und nur sehr selten dadurch, dass bereits geschlossene Ausbildungsver-
träge wieder gelöst wurden ( Tabelle 6, rechte Hälfte). Es ist aber auch durchaus der Fall eingetreten, dass
mehr Neuverträge abgeschlossen wurden, als zunächst beabsichtigt war.

Tabelle 6: Umsetzung des im Frühjahr 2020 geplanten Ausbildungsplatzangebotes nach Aufrechterhaltung und Ver-
änderung der Planung (Mehrfachantworten innerhalb der Gruppe möglich)
 Betriebe, die ihr im Frühjahr 2020 geplantes Ausbil-     Betriebe, die ihr im Frühjahr 2020 geplantes Ausbil-
 dungsangebot für 2020/2021 nicht geändert haben, …       dungsangebot für 2020/2021 geändert haben, …
 …konnten alle Plätze wie geplant be-                     …haben einige geschlossene Verträge
                                               76%                                                       2%
 setzen.                                                  wieder gelöst.
 … konnten einige Plätze aufgrund                         … haben die zu Pandemiebeginn
 von Kontaktbeschränkungen erst ver-           15%        noch vakanten Plätze nicht mehr be-           72%
 spätet besetzen.                                         setzt.
 … haben noch Plätze vakant, für die                      …haben mehr Verträge als geplant
                                               19%                                                      28%
 sie weiter suchen.                                       geschlossen.
Anmerkung: Besonders die Angaben im rechten Tabellenteil sind wegen der kleinen Fallzahl mit Vorsicht zu interpretieren.
Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, 216 ≤ n ≤ 53, Angaben ganzzahlig gerundet

Diejenigen Betriebe, die ihre bereits vor der Corona-Pandemie gefassten Ausbildungspläne unverändert lie-
ßen, konnten sie zumeist auch wie beabsichtigt umsetzen ( Tabelle 6, linke Hälfte). Teilweise hat sich die
Besetzung der angebotenen Stellen allerdings aufgrund von Kontaktbeschränkungen, die insbesondere per-
sönlichen Vorstellungsgesprächen entgegenstanden, verzögert. Teilweise liefen Besetzungsverfahren zum
Befragungszeitpunkt, also im September bzw. Oktober 2020, auch noch.

4.3 Absichten für das Ausbildungsjahr 2021/2022

Schließlich wurden die Betriebe noch danach gefragt, ob sie davon ausgehen, für das nächste, im Herbst
2021 beginnende Ausbildungsjahr Ausbildungsplätze anzubieten. Zu berücksichtigen ist, dass diese An-
nahme im September bzw. Oktober 2020 und damit vor den wieder restriktiveren Maßnahmen, die Virus-
verbreitung einzudämmen, formuliert wurden.
Zu diesem Zeitpunkt gingen 79 Prozent der Ausbildungsbetriebe des RBS davon aus, Ausbildungsplätze für
2021/2022 anzubieten; sieben Prozent waren sich relativ sicher, dies nicht zu tun. Die übrigen 14 Prozent
hielten es sich zum Befragungszeitpunkt noch offen, ob sie für das im Herbst 2021 beginnende Ausbildungs-
jahr Ausbildungsplätze vergeben werden oder nicht ( Abbildung 9).
Ein genauerer Blick legt allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Betrieben offen. Deutliche und sta-
tistisch bedeutsame Unterschiede bestehen zwischen kleineren und größeren Betrieben. Während mit 95
Prozent nahezu alle größeren Betriebe zum Befragungszeitpunkt überzeugt waren, für das Jahr 2021/2022
Auszubildende einzustellen, äußerten sich kleinere Betriebe zurückhaltender. Zwar ging auch von ihnen mit
69 Prozent die Mehrheit davon aus, jungen Menschen für 2021 Ausbildungsmöglichkeiten zu eröffnen. Je-
der fünfte kleinere Betrieb war jedoch noch unentschlossen (20%) und gut jeder Zehnte meinte, in 2021
aller Voraussicht nach keine Auszubildenden einzustellen. Ebenso positionierten sich Betriebe aus dem
Handwerk hinsichtlich ihrer Ausbildungsabsichten für 2021/2022 zurückhaltender bzw. skeptischer als Be-
triebe aus anderen Zuständigkeitsbereichen. Deutliche Unterschiede zeigen sich auch je nach Wirtschafts-
lage im Herbst 2020. Betriebe, die ihre wirtschaftliche Situation im Herbst 2020 als mäßig oder gar schlecht
beurteilten, gaben sich deutlich seltener überzeugt davon, im nächsten Jahr Ausbildungsplätze anzubieten,

                                                                                                      19
als Betriebe, die sich im Herbst 2020 wirtschaftlich gut aufgestellt meinten. 11 Besonders ausgeprägt sind
jedoch die Unterschiede zwischen Betrieben mit und ohne Ausbildungsangeboten für das gerade begon-
nene Ausbildungsjahr 2020/2021. Betriebe, die in 2020/2021 ihr Auftreten am Ausbildungsmarkt ausgesetzt
haben, gingen deutlich häufiger davon aus, auch für das nächste Ausbildungsjahr keine Marktpräsenz zu
zeigen, als Betriebe mit Angeboten für 2020/2021. Auch hielt sich von ihnen ein deutlich größerer Teil die
Entscheidung noch offen, neue Auszubildende einstellen zu wollen. Entsprechend nahmen wesentlich we-
niger Betriebe ohne als mit Ausbildungsangeboten in 2020/2021 an, für 2021/2022 Ausbildungsstellen ver-
geben zu wollen.

Abbildung 9: Erwartungen von Ausbildungsbetrieben, für das Ausbildungsjahr 2021/2022 Ausbildungsplätze anzu-
bieten, nach betrieblichen Merkmalen

Anmerkungen: * Die Antwortverteilung weist zwischen den Gruppen signifikante Unterschiede mindestens auf dem 5% Niveau
aus (Prüfung mit Chi-Quadrat-Tests); Anteile unter 5% sind nicht numerisch ausgewiesen; dem Segment Dienstleistung sind u. a.
Friseurbetriebe, Hotels und Gaststätten zugeordnet
Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, N = 361, Angaben ganzzahlig gerundet, ohne fehlende Werte

4.3.1 Ein detaillierterer Blick auf die Ausbildungsabsichten für 2021/2022

Da die Frage nach den längerfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Ausbildungsbeteiligung
von Betrieben von besonderer Bedeutung ist, werden die Annahmen der befragten RBS-Betriebe, für das
Ausbildungsjahr 2021/2022 neue Ausbildungsverhältnisse eingehen zu wollen, abschließend noch etwas
genauer betrachtet. Dafür wird mittels logistischer Regressionen untersucht, wie sich die Zusammenhänge
mit den zuvor einzeln betrachteten Betriebsmerkmalen und der Ausbildungsabsicht der Betriebe für
2021/2022 darstellen, wenn die Betriebsmerkmale gemeinsam berücksichtigt werden. Anders formuliert
geht es darum, Hinweise auf die Merkmale zu gewinnen, die helfen können, die Ausbildungsabsicht der
Betriebe zu erklären.
Die zu erklärende Variabel ‚Ausbildungsabsicht für 2021/2022‘ wurde dafür binär gefasst. Betriebe, die vo-
raussichtlich keine Ausbildungsplätze anbieten wollen, und solche, die sich noch nicht sicher sind, wurden

11
  Um zu kleine Fallzahlen zu vermeiden, wurden die fünf Antwortmöglichkeiten zur Einstufung der Wirtschaftslage im Herbst
2020 ( Kapitel 3.1) zu drei Ausprägungen zusammengefasst.

                                                                                                      20
zu einer Gruppe zusammengefasst und denen gegenübergestellt, die aller Voraussicht nach Ausbildungsan-
gebote vorhalten werden. Als potenzielle erklärende Variablen wurden die Betriebsgröße, die Kammerzu-
gehörigkeit, das Wirtschaftssegment und der Standort des Betriebes aufgenommen. Als weitere Variable
wurde aufgenommen, ob für das Ausbildungsjahr 2020/2021 Ausbildungsplätze angeboten wurden.
Schließlich wurde noch die Wirtschaftslage des Betriebes im Herbst 2020 berücksichtigt. Diese Variable
wurde in drei unterschiedlichen Varianten in das Modell aufgenommen. In Modell 1 geht die ‚faktische‘
Einschätzung der betrieblichen Wirtschaftslage im Herbst mit den Ausprägungen ‚gut‘, ‚mittel‘ und
‚schlecht‘ ein ( vgl. Kapitel 3.1 und 4.3). In Modell 2 wird die Wirtschaftslage im Herbst 2020 in Relation
zu der vor der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 mit den Ausprägungen ‚besser‘ und ‚gleich oder schlech-
ter‘ aufgenommen ( vgl. Kapitel 3.1). Modell 3 nimmt die Anzahl negativer Auswirkungen der Corona-
Pandemie auf die Geschäftstätigkeit des Betriebes auf ( vgl. Kapitel 3.2), die zwischen Null und Sechs
variieren kann.
Die Ergebnisse ( Tabelle 7) sollten als Exploration möglicher Zusammenhänge verstanden werden. Zum
einen, weil die Fallzahl gering und die Stichprobe nicht repräsentativ für alle Ausbildungsbetriebe in
Deutschland ist. Zum anderen, weil die Betriebe die Annahmen zur Ausbildungsbeteiligung in 2021/2022
formuliert haben, bevor im November 2020 wieder strengere und im Dezember 2020 erneut strikte Maß-
nahmen angeordnet wurden, die weitreichende Folgen für die Wirtschaft haben dürften. Die Ergebnisse
sind dennoch nicht überholt oder wertlos. Vielmehr kann angenommen werden, dass sich die offengelegten
Mechanismen durch den neuen Lockdown noch verstärken.
Es zeigt sich, dass von den Strukturmerkmalen einzig die Betriebsgröße für die Ausbildungsabsicht in
2021/2022 bedeutsam ist, und zwar stabil in allen drei Modellen. Bei größeren Betrieben ist die Wahrschein-
lichkeit, für das kommende Ausbildungsjahr Auszubildende einstellen zu wollen, signifikant höher als bei
kleineren Betriebe. Der bei den bivariaten Betrachtungen ( Kapitel 4.3) aufgetretene Unterschied zwi-
schen Betrieben unterschiedlicher Kammerzugehörigkeit findet sich im Regressionsmodell hingegen nicht.
Das legt nahe, dass dieser Zusammenhang tatsächlich auf die Betriebsgröße zurückgeht, die zwischen den
Zuständigkeitsbereichen deutlich variiert.
Deutliche Zusammenhänge zeigen sich auch zur Ausbildungsbeteiligung in 2020/2021. Haben Betriebe für
dieses Ausbildungsjahr Plätze angeboten, so ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie auch für 2021/2022
am Ausbildungsmarkt Präsenz zeigen. Umgekehrt ist es demnach wahrscheinlicher, dass Betriebe für
2021/2022 keine Ausbildungsplätze anbieten, wenn sie bereits 2020/2021 davon abgesehen haben. Auch
dieser Effekt ist über alle drei Modelle stabil.
Interessant sind die Ergebnisse zur Bedeutung der Wirtschaftslage für die Ausbildungsabsicht im kommen-
den Jahr. Wie sich die Situation im Herbst im Vergleich zum Frühjahr 2020 darstellt, erscheint danach nicht
bedeutsam zu sein (Modell 2). Vielmehr stellt sich die tatsächliche Wirtschaftslage im Herbst als einfluss-
reich heraus (Modell 1), ebenso wie die Anzahl der seit Pandemiebeginn vom Betrieb erfahrenen Negativ-
folgen auf seine Geschäftstätigkeit (Modell 3) – und zwar jeweils unabhängig von der Betriebsgröße oder
dem vorherigen Ausbildungsangebot. Sahen sich Betriebe im Herbst 2020 in einer mäßigen oder schlechten
wirtschaftlichen Verfassung, so liegt die Wahrscheinlichkeit, für 2021/2022 Ausbildungsplätze anzubieten,
deutlich niedriger als bei Betrieben, die ihre Wirtschaftslage im Herbst 2020 als gut bezeichneten. Die Wahr-
scheinlichkeit sink auch, je umfangreicher die bisherigen negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf
die betriebliche Geschäftstätigkeit waren.

                                                                                       21
Tabelle 7: Binäre logistische Regression zum voraussichtlichen Ausbildungsplatzangebot für das Ausbildungsjahr 2021/2022 (Average Marginal Effects, AME’s)
                                                                             Modell 1                            Modell 2                            Modell 3
                                                                   AME          von         auf        AME          von        auf        AME          von                              auf
 Wirtschaftslage Herbst 2020
                                                    mittel vs. gut     -.117*          .872          .755
                                                  schlecht vs. gut     -.167*          .872          .706
                                               schlecht vs. mittel       -.049         .755          .706
                     gleich/besser vs. schlechter Frühjahr 2020                                                    .073          .767         .840
                   negative Folgen auf Geschäftstätigkeit (+ 1)                                                                                           -.045*          .798          .753
 Ausbildungsangebot für Herbst 2020
                                                        ja vs. nein     .316*          .556          .873         .330*          .545         .874         .323*          .553          .876
 Strukturmerkmale
                                   größerer vs. kleinerer Betrieb       .199*          .725          .925         .191*          .730         .921         .176*          .739          .915
                                                   IHK vs. HwK            .011         .791          .802         -.011          .801         .790          .022          .783          .806
                                        andere Kammer vs. HwK            -.001         .791          .790          .022          .801         .822          .024          .783          .807
                                         andere Kammer vs. IHK           -.013         .802          .790          .033          .790         .822          .011          .806          .807
  Produktion, Handel Verkehr vs. Dienstleistung#, Verwaltung              .030         .777          .807          .034          .774         .808          .044          .768          .812
                          Westdeutschland vs. Ostdeutschland              .015          .785         .800          .024          .778         .802          .009          .790          .799
 Beobachtungen                                                                         325                                      325                                      321
 R2 (Nagelkerke)                                                                       .370                                     .339                                     .370
 Anmerkungen: Die AME’s geben an, wie sich bei der kleinsten (marginalen) Änderung in der unabhängigen Variable (z. B. größerer statt kleinerer Betrieb) die Wahrscheinlichkeit in Prozent-
 punkten verändert, dass ein Betrieb für das Ausbildungsjahr 2021/2022 erwartet, Ausbildungsplätze anzubieten.
 Die mit einem * gekennzeichneten Änderungen sind mindestens auf dem 5% Niveau statistisch signifikant.
 # Dem Segment Dienstleistung sind u. a. Friseurbetriebe, Hotels und Gaststätten zugeordnet.

Quelle: RBS-Befragung Nr. 44, Berechnungen ohne Fälle mit fehlenden Angaben

                                                                                                                                        22
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