EgovREPORT - Kanton Zürich

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EgovREPORT - Kanton Zürich
Kanton Zürich
    Staatskanzlei

    egovREPORT                       1/2021

    Projekt Blue Deal

    Der «Blue Deal»:
    Gemeinsam in die
    digitale Zukunft
    Im Gespräch

    Kathrin Arioli und
    Thomas-Peter Binder
    über mehr Verbindlichkeit
    auf gleicher Augenhöhe
    Neue Rechtsgrundlagen

    DigiLex: Alles, was Recht ist,
1
    im digitalen Behördenverkehr
EgovREPORT - Kanton Zürich
Vorwort

                                                        Wegweisende Schritte
                                                        zum digitalen Service Public
Inhalte

Vorwort                                             2

Projekt Blue Deal
Der «Blue Deal»:
Gemeinsam in die digitale
Zukunft                                             3
                                                                                                  Lukas Steudler leitet die Geschäftsstelle
Im Gespräch                                                                                       von egovpartner
Kathrin Arioli und
Thomas-Peter Binder                                     Geschätzte Leserinnen und Leser
über mehr Verbindlichkeit
auf gleicher Augenhöhe                              5   Seit der Gründung von egovpartner 2012 hat sich die Digitalisierung rasant
                                                        entwickelt und ist in einer Vielzahl unserer Lebensbereiche angekommen.
Neue Rechtsgrundlagen                                   Die Bevölkerung und Wirtschaft erwarten deshalb zu Recht, dass auch staatliche
DigiLex:                                                Dienstleistungen durchgängig digital angeboten werden. Für die öffentlichen
Alles, was Recht ist, im                                Verwaltungen heisst das: mehr gemeinsamen digitalen Service Public!
digitalen Behördenverkehr                           7
                                                        Um diese Zielsetzung zu erreichen, müssen die Gemeinden, Städte und der
Persönlich                                              Kanton ihre Kräfte bündeln und aktiv zusammenarbeiten. Eine Neuausrichtung
Alessia Neuroni, Leiterin                               von egovpartner schafft hierfür die notwendigen Voraussetzungen. Im Zentrum
Digitale Verwaltung und                                 stehen die gemeinsame Entwicklung von Digitalisierungsprojekten, mehr Verbind-
E-Government                                        8   lichkeit in deren Umsetzung und eine paritätische Finanzierung. Die Grundlage
                                                        dazu bildet eine neue Zusammenarbeitsvereinbarung, die für die Gemeinden
Zusammenarbeit                                          und Städte jetzt zur Unterzeichnung vorliegt. Alles Wissenswerte zur Erneuerung
Projektportfolio                                    8   von egovpartner erfahren Sie im Hauptartikel dieses egovREPORTS und im Inter-
                                                        view mit Kathrin Arioli, Staatsschreiberin des Kantons Zürich, und Thomas-Peter
                                                        Binder, Präsident des Vereins Zürcher Gemeindeschreiber und Verwaltungsfach-
Titelbild:
                                                        leute (VZGV).
Kathrin Arioli, Staatsschreiberin des Kantons Zürich,
und Thomas-Peter Binder, Präsident VZGV
                                                        Unser zweiter inhaltlicher Schwerpunkt befasst sich mit dem elektronischen
                                                        Behördenverkehr im Kanton Zürich. In Zeiten der digitalen Transformation ist das
                                                        Bedürfnis von Behörden, Unternehmen und Privatpersonen gross, auf digitalem
                                                        Weg miteinander kommunizieren zu können. Für einen rechtsverbindlichen
                                                        elektronischen Geschäftsverkehr allerdings, fehlen im Kanton Zürich bislang die
                                                        gesetzlichen Voraussetzungen. Mit der Vorlage «DigiLex» soll sich dies grund-
          Impressum                                     legend ändern.
          egovREPORT, Ausgabe 1/2021

          Herausgeberin                                 Wegweisende Schritte also, auf dem Weg zu einem digitalen Service Public.
          Staatskanzlei des Kantons Zürich              Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.
          Abteilung Digitale Verwaltung
          und E-Government
          egovpartner.zh.ch                             Ihr Lukas Steudler
          Neumühlequai 10 / Postfach
          8090 Zürich
          Telefon +41 43 259 59 53

          Erscheinungsweise                             PS: Bleiben Sie mit unserem Newsletter auf dem Laufenden:
          zwei- bis dreimal jährlich, als PDF
          (Ausgabe 1/2021 700 Ex. Druckauflage)
                                                              news.zh.ch / News-Abo (Thema «Politik & Staat» ankreuzen)
          Gesamtverantwortung
          Lukas Steudler,
          lukas.steudler@sk.zh.ch

          Gestaltung und Produktion
          ORCAMEDIA Werbeagentur ASW:
          Guido Schuppisser (Grafik/Layout),
          Martin Märchy (Redaktion/Text),
2         Christian Höfliger (Fotografie)
EgovREPORT - Kanton Zürich
Projekt Blue Deal

Der «Blue Deal»: Gemeinsam in die digitale Zukunft
Im Privat- und Geschäftsleben wird heute vieles online erledigt – unabhängig von Zeit
und Ort. Deshalb wird von der Bevölkerung und Wirtschaft zunehmend vorausgesetzt,
dass dies auch im Kontakt mit den Behörden möglich ist. Um effizient und rasch mehr
digitalen Service Public anbieten zu können, müssen Gemeinden, Städte und Kanton
die Kräfte bündeln. Die Erneuerung von egovpartner soll dies ermöglichen.

                                                                                                 Ziele und Nutzen
                                                                                                 Partnerschaftlich
                                                                                                 egovpartner ist ein partnerschaft-
                                                                                                 liches Netzwerk der Gemeinden,
                                                                                                 Städte und des Kantons und trägt
                                                                                                 wesentlich zur Digitalisierung und
                                                                                                 zur digitalen Transformation der
                                                                                                 öffentlichen Verwaltungen bei.

                                                                                                 Bedarfsgerecht
                                                                                                 Mit der Förderung von nutzerge-
                                                                                                 rechten und effizienten digitalen
                                                                                                 Verwaltungsprozessen und Dienst-
                                                                                                 leistungen trägt egovpartner zur
                                                                                                 Lebens-, Arbeits- und Standort-
                                                                                                 qualität im Kanton Zürich bei.

                                                                                                 Gemeinsam
       Screenshot aus dem Erklärvideo                                                            Im Rahmen von egovpartner
                                                                                                 definieren die Gemeinden, Städte
       Mit egovpartner verfügen der Kanton und      gehend digitalisiert und konsequent auf      und der Kanton die gemeinsamen
       die Zürcher Gemeinden seit acht Jahren       die Kundenbedürfnisse ausgerichtet           strategischen Handlungsfelder,
       über eine Zusammenarbeitsorganisation        werden. Interne Abläufe werden auf           planen und steuern ein Projektport-
       zur Weiterentwicklung von E-Govern-          «digital only» umgestellt und die Trans-     folio nach gemeinsamen Prinzipien
       ment und digitaler Transformation. egov-     formation aktiv unterstützt. Auch der        und sichern die Koordination
       partner initiiert Digitalisierungsprojekte   Verband der Gemeindepräsidien des            der partnerschaftlich finanzierten
       und koordiniert die Zusammenarbeit aller     Kantons Zürich (GPV) und der Verein          Projektumsetzung.
       Beteiligten. Und dies mit Erfolg: 156 der    Zürcher Gemeindeschreiber und Verwal-
       162 Zürcher Gemeinden sind bereits           tungsfachleute (VZGV) sehen in der Zu-       Innovativ
       Partner und zahlreiche E-Government-         sammenarbeit mit egovpartner grosses         Als offenes Innovationssystem
       Vorhaben konnten gemeinsam realisiert        Potenzial, um die öffentlichen Verwal-       ermöglicht egovpartner den gegen-
       werden. Darunter Pionierprojekte von na-     tungen für die Zukunft zu rüsten und         seitigen Wissensaustausch und
       tionaler Bedeutung wie ePublikation.ch       digitale Services kundengerecht zu ge-       fördert aktiv die Zusammenarbeit
       oder eUmzug. Seit Gründung von egov-         stalten. So haben 2020 die Staats-           mit anderen Kantonen, dem Bund,
       partner haben sich durch die rasante         schreiberin des Kantons Zürich und der       der Wirtschaft, Bevölkerung und
       Digitalisierung die Ansprüche der Bevöl-     Präsident des VZGV das Projekt «Blue         Wissenschaft. So entwickeln
       kerung und Wirtschaft stark verändert.       Deal – Erneuerung egovpartner» auf den       Gemeinden, Städte und Kanton die
       Um durchgängig digitale Serviceleistun-      Weg gebracht.                                Digitale Verwaltung Schweiz mit.
       gen rascher und effizienter anbieten zu
       können, müssen Gemeinden, Städte und         Erneuerung egovpartner
       der Kanton die Kräfte bündeln. Die Er-       egovpartner soll künftig in der Lage sein,
       neuerung von egovpartner hat dabei eine      rascher, koordinierter und strategischer
       Schlüsselfunktion.                           vorzugehen. Dazu braucht es ein neues
                                                    Finanzierungsmodell, eine höhere Ver-
       Gemeinsam in die digitale Zukunft            bindlichkeit für Gemeinden, Städte und
       Privat und geschäftlich werden heute         den Kanton bei der Umsetzung der
       viele Dinge online erledigt – wann und wo    Vorhaben und ein strategisch stärkeres
       man will. Die Bevölkerung und Wirtschaft     Portfolio. Um diese Anforderungen zu er-
       erwarten deshalb zunehmend, dass dies        füllen, müssen insbesondere die perso-
       auch im Kontakt mit den Behörden mög-        nellen Mittel der Geschäftsstelle deutlich
       lich sein soll. Um die hierfür notwendige    verstärkt werden. egovpartner soll ein of-
       Entwicklung von mehr digitalem Service       fenes Innovationssystem sein, das Ge-
       Public zu beschleunigen, müssen mög-         meinden, Städte und den Kanton mit der
       lichst viele Gemeinden und Städte sowie      Wirtschaft, Bevölkerung und Wissen-
       der Kanton aktiv und verbindlich zusam-      schaft vernetzt. Zusammenarbeit und
       menarbeiten. Mit der Erneuerung von          gegenseitiger Wissensaustausch sind
       egovpartner sollen die kantonalen und        entscheidend für die digitale Weiterent-
3      kommunalen Serviceangebote durch-            wicklung der öffentlichen Verwaltungen.
EgovREPORT - Kanton Zürich
Die Handlungsfelder von egovpartner

    Bewährte Organisationsstruktur                Paritätische Finanzierung                  Neue Zusammenarbeits-
    Die neue Organisation von egovpartner         Während bisher ausschliesslich der Kan-    vereinbarung
    soll grundsätzlich auf der bisher bewähr-     ton für die Finanzierung aufkam, streben   Die grundlegend überarbeitete Vereinba-
    ten Struktur aufbauen. Im Steuerungs-         Gemeinden, Städte und Kanton künftig       rung zur Zusammenarbeit von Gemein-
    ausschuss liegt der Fokus verstärkt auf       eine paritätische Finanzierung der Ge-     den, Städten und Kanton basiert auf dem
    der Strategie, Vernetzung und Sicher-         schäftsstelle von egovpartner sowie der    neuen Zielbild von egovpartner und auf
    stellung der Verbindlichkeit in der eigenen   Umsetzung gemeinsamer E-Govern-            dem paritätischen Finanzierungsmodell.
    Organisation. Die gemeinsame Ge-              ment-Projekte an. Dies mit einem Anteil    Sie schafft mehr Verbindlichkeit in der
    schäftsstelle wird weiterhin der Staats-      von 50 % der Gemeinden sowie 50 %          Umsetzung beschlossener Projekte und
    kanzlei angegliedert sein. Durch den Ein-     des Kantons. Hierfür soll ab 2022 der      ermöglicht ein strategisch stärker ausge-
    bezug von Vertreterinnen und Vertretern       sogenannte «Digitalisierungsfranken»       richtetes Portfolio. Im Juli 2021 beschloss
    aus dem Kanton, den Gemeinden und             eingeführt werden, mit dem sowohl die      der Regierungsrat, sich egovpartner an-
    Fachverbänden sowie der Wirtschaft,           Städte und Gemeinden als auch der          zuschliessen und seit diesem September
    Wissenschaft und Gesellschaft wird die        Kanton jährlich 1,30 Franken pro Einwoh-   ist die neue Zusammenarbeitsverein-
    notwendige Expertise innerhalb der            nerin und Einwohner bereitstellen.         barung für die Gemeinden und Städte zur
    Organisation sichergestellt.                                                             Unterzeichnung bereit. Beachten Sie
                                                                                             dazu auch den nachfolgenden Direktlink.

                                                         Erklärvideo

                                                         Website egovpartner

                                                         Mitgliederbereich egovpartner (Vereinbarungsdokumente)

4
EgovREPORT - Kanton Zürich
Im Gespräch

Kathrin Arioli und Thomas-Peter Binder über mehr
Verbindlichkeit auf gleicher Augenhöhe
Mit der Erneuerung der Zusammenarbeitsorganisation egovpartner soll der Service
Public im Kanton Zürich durchgehend digitalisiert und konsequent auf die Bedürfnisse
der Bevölkerung, der Wirtschaft und den Verwaltungen ausgerichtet werden. Dr. Kathrin
Arioli, Staatsschreiberin des Kantons, und Thomas-Peter Binder, Präsident des Vereins
Zürcher Gemeindeschreiber und Verwaltungsfachleute haben dieses Vorhaben auf den
Weg gebracht.
                                                                                                Vor welche Herausforderungen
                                                                                                stellt ein digitaler Service Public
                                                                                                die öffentlichen Verwaltungen
                                                                                                heute? Und was sind die Erwartun-
                                                                                                gen der Bevölkerung und Wirt-
                                                                                                schaft?
                                                                                                Kathrin Arioli: Unsere Welt dreht sich
                                                                                                immer schneller und die Digitalisierung
                                                                                                findet in allen Lebensbereichen statt. So
                                                                                                erwarten die Bevölkerung und Wirt-
                                                                                                schaft, dass auch die Verwaltungen zeit-
                                                                                                gemässe volldigitale Serviceleistungen
                                                                                                anbieten. Dabei geht es nicht darum,
                                                                                                analoge Verfahren einfach elektronisch
                                                                                                anzupassen. Vielmehr verlangt Digitali-
                                                                                                sierung eine grundlegend neue Art des
                                                                                                Denkens und der Zusammenarbeit, in
                                                                                                deren Zentrum die Bedürfnisse der
                                                                                                Nutzerinnen und Nutzer stehen. In der
                                                                                                Coronapandemie konnte die Verwaltung
                                                                                                dank digitaler Abläufe Hunderttausende
      Thomas-Peter Binder: «Digitalisierung ist in erster Linie ein Organisationsprojekt.»      von Kurzarbeitsentschädigungen sehr
                                                                                                speditiv abwickeln. Wir haben aber auch
      Frau Arioli und Herr Binder: Seit            2018 hat die kantonale Verwaltung            gelernt, welche digitalen Instrumente
      rund acht Jahren verfügen der                die Strategie Digitale Verwaltung            hauptsächlich noch fehlen. So zum
      Kanton und die Zürcher Gemein-               verabschiedet. Wie ergänzen sich             Beispiel ein rechtsverbindlicher elektro-
      den mit egovpartner über eine                die Ziele von egovpartner mit die-           nischer Geschäftsverkehr, der digitale
      Zusammenarbeitsorganisation zur              ser Strategie?                               Prozesse erst durchgängig möglich
      Weiterentwicklung von E-Govern-              Kathrin Arioli: Innerhalb der kantonalen     macht.
      ment und digitaler Transformation.           Strategie ist Durchgängigkeit eine wich-
      Wie hat sich aus Ihrer Sicht dieses          tige Zielsetzung. Diese erreichen wir nur,   Thomas-Peter Binder: Wir müssen in der
      Konzept bislang bewährt?                     durch eine intensive Zusammenarbeit          digitalen Entwicklung im Kanton und
      Kathrin Arioli: Man kann heute sicher        zwischen den Gemeinden und dem Kan-          schweizweit einen wesentlichen Schritt
      sagen, dass sich das Konzept von egov-       ton. Durchgängigkeit braucht es auch         vorwärts kommen. Dafür braucht es das
      partner über die Jahre bewährt hat. Auch     über die Kantonsgrenze hinaus und auf        Verständnis, dass die Digitalisierung in
      im Vergleich mit Zusammenarbeitsfor-         allen drei Staatsebenen, um die Digitale     erster Linie ein Organisationsprojekt ist.
      men in anderen Kantonen sind wir mit         Verwaltung Schweiz voranzubringen.           Nicht die Technologie steht im Vorder-
      egovpartner gut unterwegs auf dem Weg        Denn letztlich erwarten die Bevölkerung      grund, sondern die übergreifende Zu-
      zu einer digitalen Verwaltung. In einem      und Wirtschaft durchgehend digitale          sammenarbeit zur Entwicklung digitaler
      nächsten Schritt gilt es jetzt, die Zusam-   Serviceleistungen – unabhängig von           Dienstleistungen. Dieses Bewusstsein
      menarbeit von Kanton und Kommunen            welcher kommunalen, kantonalen oder          muss kommunal wie kantonal deutlich
      weiter auszubauen und die Verbindlich-       nationalen Stelle.                           gestärkt werden. «Digital only» bedeutet
      keit in der Umsetzung gemeinsamer                                                         dabei nicht, weniger für die Menschen da
      Projekte zu stärken.                         Thomas-Peter Binder: Die Strategie Digi-     zu sein. Im Gegenteil: Durch digitale Ab-
                                                   tale Verwaltung hat viele Gemeinden          läufe gewinnen die Verwaltungen mehr
      Thomas-Peter Binder: Als egovpartner         dazu motiviert, aktiv zu werden und sich     Zeit, um qualitativ besser auf die Bedürf-
      2012 gegründet wurde, war das E-             grundlegende Gedanken zu den digitalen       nisse der Kundinnen und Kunden einzu-
      Government für die Verwaltung noch           Zielsetzungen der eigenen Verwaltung         gehen und diese auf dem digitalen Weg
      weitgehend Neuland. Dennoch hat man          zu machen. In der Vergangenheit hat          zu begleiten.
      diesen Weg eingeschlagen und eine            dieser Prozess nicht stattgefunden, da
      Organisationsstruktur aufgebaut, die bis     die Kommunen bei der Entwicklung von         Was sind die wesentlichen Ziel-
      heute Bestand hat. Diese Weitsicht ist       Digitalisierungsprojekten vorwiegend auf     setzungen einer Erneuerung von
      eine der wesentlichen Stärken des Pro-       die Initiative von egovpartner gesetzt       egovpartner? Und welche Voraus-
      jekts. Um für die Anforderungen der Ent-     haben. Es war dann erfreulich, zu sehen,     setzungen braucht es?
      wicklung eines digitalen Service Public      wie der Kanton und die Gemeinden auf-        Thomas-Peter Binder: Eine zentrale Ziel-
      gerüstet zu sein, braucht egovpartner        einander zugegangen sind im Wissen,          setzung ist die Verbindlichkeit in der
      jetzt aber mehr personelle und finanzielle   dass sie nur mit einer partnerschaftlichen   Zusammenarbeit der Gemeinden und
5     Ressourcen.                                  Zusammenarbeit weiterkommen.                 kantonalen Direktionen zu stärken. In
EgovREPORT - Kanton Zürich
der Vergangenheit führte das zu nicht
    immer optimal umgesetzten Projekten.
    Man muss schon sehen, Gemeinden,
    Städte und Kanton dürfen in der digitalen
    Transformation nicht als Einzelkämpfer
    unterwegs sein. Darum ist es wichtig,
    egovpartner als Gemeinschaftsprojekt zu
    erneuern als klar erkennbare, eigen-
    ständige Organisation. Und sie soll sich
    mit dem wachsenden digitalen Anspruch
    weiterentwickeln können. Mit den ent-
    sprechenden personellen und finanziellen
    Mitteln ist es ein Profit für alle Akteure.

    Kathrin Arioli: Parallel zur Erneuerung von
    egovpartner werden die Gemeinden und
    Städte weiterhin vom Wissen und der Er-
    fahrung der kantonalen Verwaltung pro-
    fitieren können. So werden beispielweise
    im Rahmen des Impulsprogramms zur
    Umsetzung der Digitalen Strategie, viel-
    fältige Studien und Projekte erarbeitet.
    Deren Erkenntnisse stehen Gemeinden
    und Städten im Sinne eines Know-how-
    Transfers jederzeit zur Verfügung. Dieser
    Austausch ist zentral und für alle sehr       Dr. Kathrin Arioli: «Nicht Insellösungen, sondern vernetztes Denken und
    positiv.                                      gemeinsames Handeln bringen uns in der Digitalisierung weiter.»

    Wie soll in Zukunft die Zusammen-             Seit September ist die neue Zu-              setzungen vor Augen haben, sondern
    arbeit zwischen Kanton und Ge-                sammenarbeitsvereinbarung zur                auch die Sicht der anderen einnehmen.
    meinden finanziert werden?                    Unterzeichnung bereit. Was sind              Denn nicht Insellösungen, sondern ver-
    Thomas-Peter Binder: Bisher kam aus-          die wesentlichen Inhalte?                    netztes Denken und gemeinsames Han-
    schliesslich der Kanton für die Finan-        Kathrin Arioli: Die neue Vereinbarung legt   deln bringen uns in der Digitalisierung der
    zierung von egovpartner auf. Als              fest, wie sich die Zusammenarbeit von        öffentlichen Verwaltungen weiter. Ich bin
    gleichwertige Partner können wir aber         Gemeinden und Kanton zur Entwicklung         sicher, dass uns dies gelingen wird. Ich
    nur fungieren, wenn die Organisation und      digitaler Dienstleistungen in Zukunft        freue mich auf die Zusammenarbeit mit
    die Projekte paritätisch zu gleichen Teilen   konkret gestaltet. Die Konzeption und        den Gemeinden und Städten.
    von den Gemeinden, den Städten und            Umsetzung der E-Services soll dabei
    dem Kanton finanziert werden. In der          konsequent auf die Sicht- und Denk-          Thomas-Peter Binder: Ich wünsche mir,
    Vergangenheit wurden den Gemeinden            weise der Anspruchsgruppen ausgerich-        dass sich die Gemeinden, Städte und der
    fixfertige Lösungen angeboten. Jetzt liegt    tet sein. Nur so werden wir den Wünschen     Kanton konkret und verbindlich auf den
    die Chance einer Neuausrichtung von           und Anforderungen an einen digitalen         Prozess einer gemeinsamen digitalen
    egovpartner im gemeinsamen Aufbau             Service Public gerecht.                      Transformation einlassen. Den Strategien
    der Organisation und Realisierung inno-                                                    und Konzepten müssen praktische Taten
    vativer Digitalisierungsprojekte.             Thomas-Peter Binder: Die Vereinbarung        folgen, um die Bevölkerung, Wirtschaft
                                                  regelt im Wesentlichen die Verbindlich-      und die Politik auf diesen Weg mitzuneh-
    Kathrin Arioli: Mit einer partnerschaftlich   keit in der Zusammenarbeit, die strategi-    men und den Mehrwert einer digitalen
    organisierten und paritätisch finanzierten    sche Projektplanung, die Aufstockung         Verwaltung überzeugend unter Beweis
    Zusammenarbeitsorganisation sind wir          der Ressourcen der Geschäftsstelle           zu stellen.
    als Kanton auch auf Bundesebene               sowie die Umsetzung der Projekte. Um
    durchsetzungsfähiger – und können un-         gemeinsam die Erneuerung anpacken zu         Kathrin Arioli: Die Erneuerung von egov-
    sere Interessen im Rahmen der Digitalen       können, braucht es von Beginn an eine        partner ist ein ehrgeiziges Projekt und
    Verwaltung Schweiz fundierter vertreten.      breite Basis von Gemeinden, die aktiv        basiert wesentlich auf dem Wissen und
    Hier wollen wir in der Kooperation mit        mitmachen. Die Unterzeichnung der            der Erfahrung, die wir in den vergange-
    anderen Kantonen eine führende Rolle          neuen Vereinbarung ist dabei die ver-        nen Jahren gewinnen konnten. Ich
    übernehmen.                                   bindliche Grundlage für eine partner-        möchte mich an dieser Stelle bei den
                                                  schaftliche Zusammenarbeit auf gleicher      Beteiligten der Gemeinden und des
                                                  Augenhöhe.                                   Kantons, dem Steuerungsausschuss,
                                                                                               Fachrat und insbesondere auch bei der
                                                  Und was erhoffen Sie sich persön-            Geschäftsstelle von egovpartner ganz
                                                  lich vom neuen egovpartner?                  herzlich für das grosse Engagement be-
                                                  Kathrin Arioli: Ich erhoffe mir, dass bei    danken!
                                                  der Entwicklung digitaler Projekte die
                                                  Beteiligten nicht nur die eigenen Ziel-      Frau Arioli und Herr Binder, vielen
                                                                                               Dank für dieses Gespräch!

                                                         Aufzeichnung der Medienkonferenz zum Blue Deal

6
EgovREPORT - Kanton Zürich
Neue Rechtsgrundlagen

DigiLex: Alles, was Recht ist, im digitalen
Behördenverkehr
Das Bedürfnis von Behörden und Privaten nach einem rechtsgültigen elektronischen
Geschäftsverkehr ist in Zeiten digitaler Transformation gross. Im Kanton Zürich aber
fehlen hierfür die gesetzlichen Voraussetzungen. DigiLex soll dies grundlegend ändern.
      Die Kommunikation auf elektronischem          ist die Staatskanzlei des Kantons Zürich
      Weg ist in der Gesellschaft und Wirt-         in enger Zusammenarbeit mit der Direk-
      schaft längst angekommen und eine             tion der Justiz und des Innern. DigiLex ist
      Selbstverständlichkeit. Und auch der in-      ein zentrales Vorhaben im Impulspro-
      formelle Kontakt mit den Verwaltungsbe-       gramm zur Umsetzung der Strategie Di-
      hörden findet heute vorwiegend über           gitale Verwaltung 2018 – 2023. Denn für
      digitale Kanäle statt. Im formellen,          eine umfassende digitale Transformation,
      rechtsverbindlichen Behördenverkehr           ist der rechtsgültige elektronische Ge-
      allerdings ist nach wie vor die Papier-       schäftsverkehr eine unerlässliche Vo-
      form vorgeschrieben. So können bei-           raussetzung mit hoher Priorität.
      spielsweise Rekurse gegen Entscheide
      nicht elektronisch eingereicht werden         Gesetzliche Grundlagen auf Kan-               « Mit dem Projekt DigiLex haben
      und die Zustellung von behördlichen An-       tons- und Bundesebene                         wir uns zum Ziel gesetzt, für den
      ordnungen an Private muss schriftlich auf     Die im Zürcher Verwaltungsverfahren gel-      Kanton Zürich die notwendigen
      Papier erfolgen. Der Grund hierfür liegt in   tenden Rechtsgrundlagen stammen aus           rechtlichen Grundlagen für ein
      den gesetzlichen Bestimmungen, die in         einer Zeit, in der digitaler Rechtsverkehr    durchgängig elektronisches Ver-
      einer analogen Welt entstanden sind und       noch kein Thema war. Es bestehen zwar         waltungshandeln zu schaffen.
      einen digitalen Weg nicht vorsehen. Das       in Spezialgesetzen einzelne Bestimmun-        So soll es möglich werden, dass
      Bedürfnis von Behörden und Privaten           gen zur elektronischen Verwaltungstätig-      Bevölkerung und Wirtschaft künf-
      nach einem rechtsgültigen elektroni-          keit – im Grundsatz aber fehlt es an einer    tig moderne elektronische Be-
      schen Geschäftsverkehr ist aber gross.        ausdrücklichen gesetzlichen Grundlage.        hördenleistungen nutzen können,
      Denn digitale Prozesse ohne Medien-           Andere Kantone regeln die wesentlichen        ohne beispielsweise ein Unter-
      bruch machen eine Zusammenarbeit              Punkte eines elektronischen Geschäfts-        schriftenpapier einreichen oder
      wesentlich einfacher und effizienter.         verkehrs direkt im Verwaltungsverfah-         auf einer Behörde persönlich vor-
      Zudem werden durch die rasante digitale       rensgesetz, durch einen Spezialerlass         stellig werden zu müssen. Dank
      Entwicklung, die Ansprüche an die Be-         oder haben spezifische Bestimmungen in        DigiLex wird es möglich sein, das
      hörden nach durchgängigen E-Services          bestehende Gesetze integriert. Auf Bun-       ganze Potenzial von E-Govern-
      weiter zunehmen.                              desebene wird der digitale Behörden-          ment-Leistungen vollumfänglich
                                                    verkehr in erster Linie im Bundesgesetz       zu realisieren.  »
      Rechtssicherheit und Flexibilität             über das Verwaltungsverfahren (VwVG)          Stephan Lukasewitz,
      Um die gesetzlichen Grundlagen für            geregelt.                                     Projektleiter DigiLex
      einen rechtsgültigen elektronischen Ge-
      schäftsverkehr zwischen Privaten und          Vielfältige Anspruchsgruppen
      den öffentlichen Organen im Kanton Zü-        Das Projekt DigiLex umfasst einen weiten      in der Kommunikation mit der Öffentlich-
      rich zu schaffen, hat der Regierungsrat       Kreis an öffentlichen Organen. Denn nur       keit einen digitalen Kanal bereitzustellen.
      grünes Licht für die Vernehmlassung zum       so kann die notwendige Durchgängig-           Dies als zentrale Voraussetzung für einen
      Projekt «DigiLex» gegeben. Die Vorlage        keit eines elektronischen Geschäftsver-       medienbruchfreien elektronischen Ge-
      hat zum Ziel, die kantonale Gesetzge-         kehrs erreicht werden. Erfasst werden         schäftsverkehr. Die Kommunikation darf
      bung um den digitalen Geschäftsverkehr        alle Organe, deren Tätigkeit sich auf das     dabei einzig über Kanäle erfolgen, die
      zu erweitern – gleichwertig zur analogen      Verwaltungsverfahrensrecht stützt. Dazu       Informationssicherheit und Datenschutz
      Form. Massgebende Leitlinie dabei ist         zählen die kommunalen und kantonalen          vollumfänglich gewährleisten. Diesbe-
      Rechtssicherheit zu gewährleisten und         Behörden und Verwaltungseinheiten ein-        züglich haben die Behörden Vorkehrun-
      zugleich eine bedarfsgerechte Flexibilität    schliesslich Verwaltungsgericht sowie die     gen zu treffen, damit Akten entsprechend
      insbesondere für technische Lösungen          öffentlich-rechtlichen Anstalten, Universi-   elektronisch übermittelt und empfangen
      zu ermöglichen. Hierfür sollen eine Teil-     täten, Stiftungen und Genossenschaften.       werden können. Mit der Einführung des
      revision des Verwaltungsrechtspflege-         Von besonderer Relevanz ist das Thema         elektronischen Geschäftsverkehrs wird
      gesetzes (VRG) sowie Nebenänderungen          sowohl auf behördlicher als auch privater     die behördliche Geschäftsabwicklung
      die notwendigen Voraussetzungen schaf-        Seite für die Bereiche Steuern, Einbürge-     grundsätzlich einfacher, effizienter und
      fen. Federführend für das Projekt DigiLex     rungen und Baugesuche.                        kostengünstiger.

                                                    Informationssicherheit und Daten-             Stand der Dinge
                                                    schutz                                        Der Vorentwurf für die Vorlage «Recht-
                                                    DigiLex nimmt die öffentlichen Organe im      liche Grundlagen für den elektronischen
                                                    Kanton Zürich in die Pflicht, untereinander   Geschäftsverkehr (DigiLex)» befindet sich
                                                    nur noch elektronisch zu verkehren und        seit Juli 2021 in der Vernehmlassung.

                                                           Vorentwurf DigiLex mit erläuterndem Bericht

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EgovREPORT - Kanton Zürich
Persönlich                                                                                        Zusammenarbeit

Alessia Neuroni, Leiterin Digitale                                                                Projektportfolio
Verwaltung und E-Government                                    Das laufend aktualisierte
                                                               Portfolio bietet eine Über-
Diesen Sommer hat Alessia Neuroni ihre Tätigkeit als Lei-
terin der Abteilung Digitale Verwaltung und E-Government       sicht   sämtlicher Projekte
der Staatskanzlei des Kantons Zürich aufgenommen. Zuvor von egovpartner.
leitete sie das Institut Public Sector Transformation in Bern. Im Portfolio lassen sich Laufzeit und
                                                                                                  Status der laufenden Projekte ablesen.
                                                                                                  Darüber hinaus finden Sie hier auch eine
                                                                                                  Projektideenliste samt Eingabemöglich-
                                                                                                  keit sowie eine Übersicht bereits abge-
                                                                                                  schlossener Projekte.

       « Offen, partizipativ und resilient. So stelle ich mir die öffentliche                            Projekte egovpartner
       Verwaltung vor – und dafür setze ich mich ein. In der Staatskanzlei
       arbeiten wir an einer digital vernetzten Organisation, die nach innen
       und aussen bedürfnisgerecht, sicher und durchgängig digital agiert.
       Mit der digitalen Verwaltung möchten wir die Qualität der Dienst-                           Gemeinsam zum digitalen
       leistungen erhöhen, Bestehendes verbessern und Neues schaffen.                              Service Public
       So freue ich mich, dass wir auf bestem Weg sind, egovpartner als
       Netzwerk zu stärken: Der Austausch zwischen den Gemeinden,                                  egovpartner ist ein partnerschaft-
       Städten und dem Kanton sowie die Koordination der Aktivitäten sind                          liches Netzwerk aus Gemeinden,
       zentral, um gemeinsam digital unterwegs zu sein und einen echten                            Städten und dem Kanton. Es treibt
       Nutzen zu schaffen.    »                                                                    die Digitalisierung und die digitale
       Prof. Dr. Alessia Neuroni, Leiterin Digitale Verwaltung und E-Government                    Transformation der Verwaltungen im
                                                                                                   Kanton Zürich voran.
       Nach einem Studium in Sozialwissen-         Transformation vor. Ihre thematischen
       schaften an der Universität Zürich pro-     Schwerpunkte sind Data Governance               Haben Sie Fragen, Anregungen
       movierte Alessia Neuroni (*1978) mit        und Führung behördenübergreifender              oder eigene Ideen für E-Government-
       einem internationalen Vergleich von         Innovationsvorhaben. Auf kommunaler             Projekte? Nehmen Sie mit uns
       E-Government-Konzepten. Im Anschluss        Ebene bringt sie Erfahrung mit Führungs-        Kontakt auf:
       bildete sie sich weiter an der Delft Uni-   cockpit für die Exekutive mit.
       versity of Technology, der University at                                                    Staatskanzlei des Kantons Zürich
       Albany, der Hochschule St. Gallen und       Prof. Dr. Alessia Neuroni folgt als Abtei-      Abteilung Digitale Verwaltung
       an der Harvard Kennedy School. Ab           lungsleiterin auf Dr. Peppino Giarritta, der    und E-Government
       2007 arbeitete Alessia Neuroni an der       2021 die neu geschaffene Funktion Be-           egovpartner.zh.ch
       Berner Fachhochschule im Departement        auftragter des Bundes und der Kantone           Lukas Steudler
       Wirtschaft, war stellvertretende Leiterin   für die Digitale Verwaltung Schweiz über-       Neumühlequai 10 / Postfach
       des E-Government-Instituts und stand        nommen hat.                                     8090 Zürich
       seit 2018 dem Institut Public Sector
                                                                                                   Telefon +41 43 259 59 53
                                                                                                   lukas.steudler@sk.zh.ch
              Team Digitale Verwaltung und E-Government

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