EHealth-Themen für Gesundheitsfachpersonen - Leitfaden für Bildungsverantwortliche - eHealth Suisse

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Leitfaden für Bildungsverantwortliche

eHealth-Themen für
Gesundheitsfachpersonen
Vorwort
                                  Die digitale Transformation erfasst alle            Vertreter von Bildungs- und Gesundheitswesen
                                  Bereiche des Gesundheits- und des Bildungs-         regelmässig austauschen und den Dialog mit
                                  wesens. Sie verändert nicht nur die Rollen und      den Praktikern und den Patienten suchen –
                                  die Kompetenzen in den Gesundheitsberufen           auch um über neue ethische Herausforderungen
                                  fundamental, sondern auch die der                   gemeinsam Klarheit zu gewinnen. Denn die
                                  PatientInnen. Weder die bereits praktizierenden     Förderung der Gesundheitskompetenz und
                                  Fachkräfte, noch die Studierenden, noch die         der digitalen Kompetenzen ist ein Auftrag
                                  PatientInnen werden adäquat auf diese tief-         der Bildungsinstitutionen zum Wohle aller
                                  greifenden Veränderungen vorbereitet.               BürgerInnen.

                                  So kommt es zu dem Widerspruch, dass                Das elektronische Patientendossier kann ein
                                  Milliarden in die Entwicklung von Techno-           wichtiger Schritt auf diesem Weg sein – nicht
                                  logien und neuen Informationssystemen               nur als Instrument zum Informationsaus-
                                  investiert, aber die daraus erwachsende grosse      tausch, sondern als ein Anstoss zum Dialog
                                  Qualifizierungslücke nicht mit der gleichen         und zum gemeinsamen Handeln. So könnte
                                  Begeisterung und finanziellen Unterstützung         die digitale Transformation helfen, ein
                                  angegangen wird.                                    Menschenbild zu fördern, das von einem
                                                                                      aktiven, vernetzten, souveränen Partner –
                                  Die Entwicklung adäquater Aus-, Weiter-             den PatientInnen – ausgeht.
                                  und Fortbildungskonzepte muss zum selbstver-
                                  ständlichen Teil einer Digitalisierungsstrategie
                                  im Gesundheitswesen werden. Dazu müssen
                                  die Rahmenbedingungen in den Bildungs-
                                  institutionen geschaffen sowie die Zusammen-
                                  arbeit mit der Praxis verstärkt werden.

                                  Eine digitale Infrastruktur braucht qualifizierte
                                  Lehrkräfte, sowie neue Curricula, Didaktik und                               Prof. Ilona Kickbusch,
                                                                                                               Politikwissenschaftlerin und
© eHealth Suisse                  Experimentierräume. Es erfordert, dass sich                                  Gründerin sowie Vorsitzende
3. Auflage, März 2021, 311.213d                                                                                des Global Health Center
                                                                                                               am Genfer Hochschulinstitut
                                                                                                               für internationale Studien
Inhaltsverzeichnis
		 Über diesen Leitfaden                                    6     3.    Neue Rollen und das elektronische Patientendossier     28
                                                                		      in der Praxis

                                                                  3.1   Gesundheitskompetenz und Befähigung                    30
  1.    Medizinische Dokumentation                         10     3.2   Neue Rollen und Funktionen                             30
		      und Informationsaustausch                                 3.3   Szenarien für die Nutzung des EPD und seine Prozesse   31

  1.1   Begriffe und Systeme                               12
  1.2   Medizinische Dokumentation                         13
  1.3   Interoperabilität                                  14     4.    Trends, Projekte und (inter)nationale Entwicklungen    34
  1.4   Metadaten, Austauschformate, SNOMED CT             14
  1.5   Datenschutz und Datensicherheit                    15     4.1   Querschnittsthemen                                     36
  1.6   Software als Medizinprodukt                        15     4.2   Inhaltliche Entwicklungen im Bereich eHealth           38
                                                                  4.3   Auswirkungen auf die klinische Arbeit                  39
                                                                  4.4   Aktivitäten in der EU                                  40
                                                                  4.5   Forschung über eHealth                                 40
  2.    Grundlagen des                                     20
		      elektronischen Patientendossiers

  2.1   eHealth-Strategie Schweiz 2.0                      22
  2.2   Das EPD im Kontext von eHealth                     22
  2.3   Aufbau, Struktur und Begriffe des EPD              23
  2.4   Was ist das EPD?                                   23
  2.5   Bundesgesetz über das EPD (EPDG)                   24
  2.6   Umgang mit personenbezogenen und sensiblen Daten   24
7

                                                         Medizinische Informatik und eHealth sind
                                                         Mittel zur Unterstützung und Vernetzung
                                                         der Prozesse und Akteure im Gesundheits-
                                                         wesen. Sie entwickeln sich weltweit rasant
                                                         weiter. Das Gesundheitsfachpersonal ist
                                                         deshalb im Arbeitsalltag zunehmend mit
                                                         digitalen Werkzeugen konfrontiert. Es
Über diesen Leitfaden                                    muss die neuen beruflichen Handlungs-
                                                         situationen erfolgreich bewältigen können.
                                                         Wird beispielsweise Software zur Medika-
Der Einbezug des Themas eHealth in die Aus-              mentenverordnung nicht korrekt bedient,        wird in diesem Leitfaden nicht zwischen
                                                         können Patientinnen und Patienten              Grund-, Weiter- und Fortbildung unter-
und Weiterbildung der Gesundheitsfachpersonen ist        gefährdet sein. Das gleiche trifft zu, wenn    schieden. Zu Beginn jedes Themas sind
für Bildungsverantwortliche eine Herausforderung.        neue Verfahren zum standardisierten            mögliche Lernziele dargestellt. Am Ende der
                                                         Informationsaustausch nicht genutzt            Abschnitte werden jeweils weiterführende
Das Gebiet entwickelt sich schnell weiter. Deshalb ist   werden, weil die Kompetenz zur Bedienung       Quellen aufgeführt und kurz kommentiert.
wenig konsolidiertes Unterrichtsmaterial verfügbar.      der Systeme fehlt. eHealth-Bildungs-           Grundkenntnisse wie das Aufrufen von In-
                                                         angebote für Gesundheitsfachpersonen sind      ternetseiten und Einloggen in Informations-
Der vorliegende Leitfaden soll Bildungsverantwortliche   erst ansatzweise schweizweit koordiniert.      systeme werden bei den angesprochenen
dabei unterstützen, das Thema eHealth in ihre                                                           Gesundheitsfachpersonen vorausgesetzt.
                                                         Das Ziel des Leitfadens ist, Bildungsver-
Lehrgänge zu integrieren.                                antwortliche beim Einbau der Thematik          Auf die Frage, welche digitalen Kompe-
                                                         eHealth in die Curricula zu unterstützen. Es   tenzen Dozierende haben müssen und wie
                                                         sind primär jene Bildungsverantwortlichen      ein didaktisches Konzept digitalisiert
                                                         angesprochen, welche für die Aus-, Weiter-     werden kann, sei auf die weiterführenden
                                                         und Fortbildung von Gesundheitsfachper-        Links unter «Explizite Bildungsthemen»
                                                         sonen und für Managementausbildungen           auf der folgenden Seite verwiesen.
                                                         im Gesundheitswesen verantwortlich sind.
                                                         Dabei soll es den Bildungsinstitutionen        Der vorliegende Leitfaden stellt die erste
                                                         und den Bildungsverantwortlichen über-         von drei Stufen der Konkretisierung von
                                                         lassen bleiben, wie sie die Themen in ihre     Lehrinhalten dar. Auf der zweiten Stufe gibt
                                                         Bildungsangebote integrieren und welche        es Schulungs-Kits wie z.B. dasjenige zum
                                                         Taxonomiestufe (kennen, verstehen,             elektronischen Patientendossier (Kap. 2).
                                                         anwenden) sie in den jeweiligen Bildungs-      Die dritte Stufe bilden Online-Plattformen
                                                         situationen anwenden.                          zum Austausch zwischen Bildungsverant-
                                                                                                        wortlichen und Gesundheitsfachpersonen,
                                                         Der Leitfaden enthält eine Auswahl von         wie in den Quellen unten erwähnt.
                                                         Themen, die gleichermassen für Personen in
                                                         Ausbildung wie für praktizierende Gesund-
                                                         heitsfachpersonen relevant sind. Daher
Über diesen Leitfaden                                                                                 v                                                                                                             9

                                                                                                                                                         Fallbeispiel
      Weiterführende Quellen

                                                                                                                              Das EPD
      Bildung und eHealth

      Mantas, John et al. (2017):
      «IMIA Educational Recommendations and

                                                                                                                       für die ganze Schweiz
      Nursing Informatics» Studies in
      Health Technology and Informatics;
      Volume 232: 20-30
      ebooks.iospress.nl/publication/46061
      Empfehlungen der Internationalen Gesellschaft
      für Medizinische Informatik. Katalog von
      Lernzielen für die Medizinische Informatik      Explizite Bildungsthemen
      und eHealth.
                                                      Digitalisierung didaktischer Konzepte
      Hübner, Ursula et al. (2019):                   blog.bfh.ch/bfh_hdel
      "Towards the TIGER International Fra-
                                                      Blog der Fachstelle Hochschuldidaktik &
      mework for Recommendations of Core
                                                      E-Learning der BFH
      Competencies in Health Informatics 2.0:
      Extending the Scope and the Roles";             www.eduhub.ch
      Studies in Health Technology and                Swiss E-Learning Community of Higher
      Informatics Aug 2019; 1218-1222                 Education Institutions
      ebooks.iospress.nl/publication/52185            www.e-teaching.org
      Übersicht des TIGER Framework, wobei die        Informationsportal zu digitalen Technologien
      Kernkompetenzen auf sechs verschiedene          in Lehre und Lernen an Hochschulen.                                               EPD
      Berufsgruppen im Spitalumfeld angewendet
                                                      www.scil.ch
      werden. Das Framework enthält u.a.
      Empfehlungen zur Integration der Medizin-       swiss competence center for innovations in
      informatik in die Bildungsgänge der Gesund-     learning, Universität St. Gallen
      heitsfachpersonen.

      Online-Plattformen                              Aufklärungs- und Informationsbedarf in
      Gesundheitsfachpersonen können auf den          der Schweiz
      Plattformen ihre Weiterbildungstätigkeiten
      dokumentieren und nachweisen.                   eHealth-Barometer 2020
      www.e-log.ch                                    www.e-healthforum.ch/studien-
                                                      ergebnisse-2020/
      Online-Plattform des Schweizer Berufsverbands
      der Pflegefachfrauen und Pflegefachmännern      Umfrage in der Bevölkerung und bei Leistungs-
      (SBK) und der Schweizerischen Interessenge-     erbringern zu eHealth. Der Aufklärungs- und
      meinschaft für Anästhesiepflege (SIGA/FSIA).    Informationsbedarf wird im «Schlussbericht
      In der Agenda sind alle Bildungsangebote        Gesundheitsfachpersonen» beschrieben.
                                                                                                          Noah Arnold ist ein begeisterter Mountainbiker.        Austrittsbericht und die aktualisierte Übersicht der
      aufgeführt, die mit einem Label eines Berufs-
                                                                                                          Am Wochenende zieht es ihn mit seiner Partnerin        Medikamente in Noahs elektronisches Patienten-
      verbandes ausgezeichnet wurden.
                                                                                                          meist hinaus aus der Stadt, in die Walliser Berge.     dossier, kurz EPD genannt.
      www.fphch.org/home
                                                                                                          Auf einem seiner Ausflüge stürzt Noah vom Bike.
      Die FPH Offizin übernimmt die Funktion einer
                                                                                                          Er hat starke Schmerzen im Bein und lässt sich ins     Zu Hause in Baden geht Noah für die Nachkontrolle
      Fachgesellschaft im Bereich Weiter- und
      Fortbildung in Offizinpharmazie. Sie kümmert                                                        nächste Spital bringen. Dort wird Noah geröntgt.       zu seinem Hausarzt. Noah hat ihm bereits früher
      sich um die Ausarbeitung und Revision der                                                           Die Notfallärztin stellt einen Wadenbeinbruch fest     das Zugriffsrecht auf sein EPD erteilt. So konnte
      Fähigkeitsprogramme FPH und der Weiter-                                                             und legt ihm einen Gipsverband an. Zusätzlich          sein Hausarzt bereits den Röntgenbefund studieren,
      und Fortbildung in Offizinpharmazie.
                                                                                                          bekommt Noah entzündungshemmende Medika-               da das EPD über die Kantonsgrenzen hinaus in der
                                                                                                          mente. Die Ärztin kopiert den Röntgenbefund, den       ganzen Schweiz funktioniert.
Lernziele bzw. Kompetenzen                                   Bemerkungen

                                                                             Taxonomiestufe (kennen, verstehen, anwenden etc.) je nach Bildungssituation anwenden

                                                                             1.01 … Informationsflüsse und -prozesse            •   Wer mit wem wann welche Inhalte austauscht
1.                                                                                  zwischen den einzelnen Stakeholdern         •   Wer Informationen erfasst und warum

Medizinische Dokumentation                                                   1.02 … Vor- und Nachteile und Heraus-
                                                                                    forderungen der verschiedenen
                                                                                    Kommunikationsformen
                                                                                                                                •   Mischung von Papier und digital (inkl. der
                                                                                                                                    Vor- und Nachteile)

und Informationsaustausch
                                                                                                                                •   Unterschiedliche Kommunikationskanäle

                                                                             1.03 … Grundlegende Treiber des Wandels der        •   Demographische Entwicklung, Gesundheits-
                                                                                    Versorgungslandschaft und Potenzial             politik, medizinischer Fortschritt, Digitalisierung
                                                                                    neuer Versorgungsmodelle                        der Gesellschaft
Die medizinische Dokumentation hält Informationen
                                                                             1.04 … Bedeutung, Voraussetzungen und              •   Siehe SAMW "Interprofessionalität" S. 18
und klinisches Wissen zu Patientinnen und Patienten                                 Konsequenzen der Vernetzung im Kontext
                                                                                    neuer Versorgungsmodelle
fest. Sie dient der Dokumentation und dem
Informations- und Wissensaustausch zwischen                                  1.05 … Begriffe «Primärsystem» und Beispiele wie
                                                                                    PIS, KIS, PACS, PDMS etc.; Begriff
                                                                                                                                •
                                                                                                                                •
                                                                                                                                    Primär- und Sekundärsysteme
                                                                                                                                    Gesundheitsdossier (= Selbstdokumentation)
den beteiligten Gesundheitsfachpersonen.                                            «Sekundärsystem» und deren Einsatz-
                                                                                    gebiete und Leistungsumfang
                                                                                                                                •   Unstrukturierte Daten, strukturierte Daten
                                                                                                                                •   Handschriftlich, elektronisch
                                                                                                                                •   Krankengeschichte, persönliche Notizen
                                                                                                                                    der Gesundheitsfachpersonen

                                                                             Informationsaustausch

                                                                             1.06 … Auswirkungen eines geteilten Zugangs        •   Unterschied Krankengeschichte und dem EPD
                                                                                    zu medizinischen Daten durch das            •   Geteilte Verantwortlichkeiten im EPD
                                                                                    EPD auf die Gesundheitsversorgung

                                                                             1.07 … Voraussetzungen für den strukturierten      •   Standards, Klassifikationen, Nomenklaturen
                                                                                    Datenaustausch                              •   Einsatzgebiete der wichtigsten Standards
                                                                                                                                •   Nationale und internationale Klassifikationen

                                                                             1.08 … Bedeutung von Semantik (einheitliche        •   Verständnis der Relevanz von Semantik
                                                                                    Sprache) im Datenaustausch sowie den        •   Chancen, Risiken und Grenzen
                                                                                    Stand der berufsspezifischen Standardi-
                                                                                                                                •   Bedeutung für die Interprofessionalität
                                                                                    sierungen der Fachsprache
Lernziele
                                                                             Datenschutz, Datensicherheit, Konformität
Die Gesundheitsfachpersonen verstehen, weshalb der Bedarf für
systematische Informationsverarbeitung und elektronische Zusammenarbeit      1.09 … Datenschutz, Datensicherheit                •   Begriffe auseinanderhalten
                                                                                                                                •   IT-Grundschutz: 11 Empfehlungen der FMH
im Gesundheitswesen zunimmt. Sie erkennen, welche Beiträge die
Medizinische Informatik und eHealth-Anwendungen in der                       1.10 … Konsequenzen, die mit dem General-          •   Ausfüllen eines Generalkonsents
Patientenversorgung leisten können. Sie kennen Werkzeuge der                        konsent verbunden sind
Informationsverarbeitung zur Unterstützung der Patientenbehandlung
und Entscheidungsfindung. Sie sind mit den wichtigsten Begriffen vertraut.   1.11 … Kriterien, ab wann eine Software oder       •   Kriterien in der Medizinprodukteverordnung
                                                                                    App ein Medizinprodukt ist
1. Medizinische Dokumentation und Informationsaustausch                                                                                                                                       13

                                                                                                 1.2.
                                                                                                 Medizinische Dokumentation

                                                Im Gegensatz dazu wird das elektronische         Die medizinische Dokumentation dient             Eine typische Krankengeschichte enthält
                                                Patientendossier als «Sekundärsystem»            primär dem Führen einer Krankengeschichte,       die Stammdaten der Patientin oder des
                                                positioniert, welches lediglich als Quelle für   sekundär aber auch der Qualitätssicherung,       Patienten, eine Eintrittsdokumentation,
                                                weitere medizinische Daten dienen soll. Als      der klinischen Forschung, dem Medizin-           Untersuchungen und Befunde, Probleme
                                                PHR (Personal Health Record, Gesundheits-        controlling, dem Führen von Registern und        und Diagnosen, die Dokumentation
                                                dossier) wird eine Sammlung von gesund-          weiteren Zwecken. Ordnungssysteme,               von Diagnostik, Behandlungen, Mass-
                                                heitsbezogenen Informationen bezeichnet,         Klassifikationen und Nomenklaturen spielen       nahmen und Therapien, Verordnungen
1.1.                                            welche von der Person selbst dokumentiert        hier eine wichtige Rolle.                        inklusive Medikation, eine Verlaufsdoku-
Begriffe und Systeme                            und unterhalten wird.                                                                             mentation und eine Austrittsdoku-
                                                                                                                                                  mentation. Die Daten stammen von allen
Die nachstehenden Begriffe werden inter-        mHealth (Mobile Health) umfasst medizini-                                                         Berufsgruppen. Verstärkt durch den
national nicht einheitlich verwendet.           sche und präventive Verfahren, die durch                                                          Einbezug von mHealth können aber auch
In der Schweiz empfiehlt es sich, die Defini-   Mobilgeräte unterstützt werden.                                                                   durch Patienten und Patientinnen erfasste
tionen von eHealth Suisse zu verwenden                                                                                                            Daten in die Krankengeschichte über-
(s. Quellenangaben unten):                      Telemedizin ist die Interaktion einer Patien-                                                     nommen werden. Die Krankengeschichte
                                                tin oder eines Patienten mit Gesundheits-                                                         wird in den Primärsystemen der Leistungs-
Unter eHealth oder elektronischen Gesund-       fachpersonen, bei der sich die Beteiligten                                                        erbringer geführt.
heitsdiensten wird der integrierte Einsatz      nicht in physischem Kontakt miteinander
von Informations- und Kommunikations-           befinden.
technologie zur Gestaltung, Unterstützung
und Vernetzung aller Prozesse und Akteure       Der Begriff «Digitale Transformation»
im Gesundheitswesen verstanden.                 umfasst den Prozess des Umbaus einer
                                                Branche, zum Beispiel des Gesundheits-                                                    Medizinische Dokumentation /
Primärsysteme (Praxis-, Klinikinformati-        wesens, mit den Mitteln und Methoden                                                           Medizininformatik
onssysteme). Als Primärsysteme werden           der Digitalisierung. eHealth kann als
die Praxis- und Klinikinformationssysteme       Komponente der digitalen Transformation
bezeichnet, in denen die interne elektro-       des Gesundheitswesens aufgefasst werden.                                                                                  eHealth
                                                                                                                                  Primärsysteme
nische Krankengeschichte eines Spitals,
einer Arztpraxis, einer Apotheke oder einer                                                                                        PIS    PACS
                                                                                                                                                                Telemedizin          PHR
Therapieeinrichtung geführt wird. Diese
interne elektronische Krankengeschichte                                                                                            KIS     ...
oder -akte ist die primäre Basis für alle
behandlungsrelevanten Entscheidungen.                                                                                                                              EPD              mHealth
1. Medizinische Dokumentation und Informationsaustausch                                                                                                                             15

                                                1.4.                                         1.5
                                                Metadaten, Austauschformate,                 Datenschutz und Datensicherheit
                                                SNOMED CT
                                                                                             Beim Datenschutz stehen die informati-
                                                Als Metadaten bezeichnet man Daten, die      onelle Selbstbestimmung und der Schutz
                                                Informationen über andere Daten ent-         der Privatsphäre im Zentrum. Gesund-
                                                halten. Bezogen auf ein Dokument bilden      heitsdaten sind gemäss Datenschutzgesetz
                                                die Angaben zum Autor, Zeitpunkt der         besonders schützenswerte Personendaten.
                                                Erstellung usw. die Metadaten. Standards     Datenschutz kann durch eine Kombination
                                                für interoperable Metadaten haben die        von technischen und organisatorischen
1.3.                                            Aufgabe, Metadaten aus unterschiedlichen     Massnahmen und einem entsprechenden           1.6
Interoperabilität                               Quellen nutzbar zu machen.                   Bewusstsein (Awareness) der Gesundheits-      Software als Medizinprodukt
                                                                                             fachpersonen erreicht werden. Daten-
Interoperabilität ist die Fähigkeit von         Ein Beispiel für Metadaten im EPD-           schutz ist aufgrund der voranschreitenden     In der «Medical Device Regulation MDR»
technischen Systemen, Informationen aus-        Datenaustausch ist die Liste der möglichen   Digitalisierung eng mit der Datensicherheit   der EU (in der Schweiz ab Mai 2021 ver-
zutauschen, ohne dass dazu gesonderte           Rollen, die ein Autor eines Berichts haben   verbunden. Es gibt keinen Datenschutz         bindlich) wird Software als Medizinprodukt
Absprachen zwischen den Systemen                kann: Apotheker, Ärztin, Chiropraktikerin,   ohne Datensicherheit. Für den Unterricht      reguliert. Die Medizinprodukteverordnung
notwendig sind. Dazu ist in der Regel die       etc. Jede Rolle hat im EPD-Kontext einen     geeignete Beispiele zur Erläuterung der       der Schweiz (SR 812.213) wurde ent-
Einhaltung gemeinsamer Standards                bestimmten Code, eine Übersetzung in die     Datenschutz-Thematik sind die Infor-          sprechend aktualisiert. Medizinprodukte
notwendig. Die Interoperabilität umfasst        Landessprachen und eine Erklärung, wie       mationsclips von eHealth Suisse zum Schutz    werden je nach ihrem Risikopotenzial in vier
die folgenden Dimensionen: Politisch,           sie zu verwenden ist. Die Festlegung von     des EPD.                                      «Produkteklassen» eingeteilt. Software, die
organisatorisch, technisch, syntaktisch         gemeinsamen Metadaten ist eine Vor-                                                        als Basis für diagnostische oder therapeu-
und semantisch.                                 aussetzung für die Interoperabilität der     Bei der Datensicherheit geht es primär um     tische Entscheidungen dient, gehört zur
                                                Systeme. Neben der technischen muss auch     technische, teilweise auch um organisa-       Klasse IIa. Falls die Entscheidungen eine
Eine wichtige Rolle beim standardisier-         die semantische Interoperabilität gewähr-    torische Massnahmen. Sie sollen den           schwerwiegende Verschlechterung des
ten Informationsaustausch spielen die           leistet werden, damit Sender und Empfän-     Verlust, die Manipulation, den unberech-      Gesundheitszustands oder den Tod
Standards IHE (Integrating the Healthcare       ger auch das Gleiche verstehen.              tigten Zugriff und die Verfälschung von       bewirken können, wird die Software in die
Enterprise) und HL7 (Health Level 7). So                                                     Daten verhindern. Für den Unterricht –        Klassen IIb oder III eingeteilt. Sämtliche
genannte IHE-Integrationsprofile können         Die medizinischen Inhalte können             allenfalls als Einstieg - geeignet sind die   andere Software wird der Klasse I zuge-
als «Drehbücher» zur Beschreibung von           thematisch in Module gruppiert werden,       unter «weitergehende Quellen» erwähnten       ordnet. Medizinprodukte dürfen erst in
standardisierten Prozessen gesehen              wie beispielsweise Medikationsdaten oder     elf Regeln der FMH. Hier wird auch der        Verkehr gebracht werden, wenn eine
werden. HL7 erarbeitet internationale           Labordaten. Diese Module können in           Schutz vor vorsätzlichen Angriffen            Konformitätserklärung einer EU-zertifi-
Standards für den Austausch von medizini-       verschiedenen Austauschformaten wieder-      (Cyberkriminalität) thematisiert.             zierten Prüfstelle oder (bei Klasse-1-
schen Daten wie z.B. Befunde, Diagnosen         verwendet werden. SNOMED CT bildet als                                                     Produkten) eine Selbstdeklaration vorliegt.
und Verordnungen zwischen medizinischen         etablierter internationaler Standard die
Anwendungen.                                    Basis bei der Definition der Austausch-
                                                formate. Seit 2016 kann SNOMED CT in der
                                                Schweiz kostenfrei genutzt werden.
17

                                             Fallbeispiel
                                                                                                             Weiterführende Quellen

      Mehrere Erkrankungen –
                                                                                                             Begriffe, Definitionen                         Entscheidungsunterstützung, Informati-
                                                                                                                                                            onsverteilung, Robotik, Bioinformatik und
                                                                                                             Glossar von eHealth Suisse                     Software-Ergonomie. Die Beschreibung der
                                                                                                                                                            elektronischen Krankengeschichte findet sich

             ein EPD
                                                                                                             www.e-health-suisse.ch/glossar
                                                                                                             Kurze Erläuterung zu den verwendeten           in Kapitel 4: Representation of Patient Data
                                                                                                             Begriffen.                                     in Health Information Systems and Electronic
                                                                                                                                                            Health Records.

                                                                                                             Interprofessionalität von SAMW
                                                                                                                                                            HIMSS Analytics Europe: Electronic Medical
                                                                                                             www.samw.ch/de/Projekte/Interprofessio-        Record Adoption Model EMRAM
                                                                                                             nalitaet
                                                                                                                                                            www.himssanalytics.org/emram
                                                                                                             Plattform für Austausch und Vernetzung von
                                                                                                             Gesundheitsfachpersonen zum Thema Inter-       Achtstufiges Reifegradmodell von Klinik-
                                                                                                             professionalität.                              informationssystemen. Das Modell ist für
                                                                                                                                                            den stationären Bereich und unter der
                                                                                                                                                            Bezeichnung A-EMRAM für den ambulanten
                                                                                                                                                            Bereich verfügbar.
                                                                                                             Interprofessionelle medizinische
                                                                                                             Dokumentation
                                                                                                                                                            Enam, Amia et al. (2018): Evidence-
                                                                                                             Leiner, Florian et al. (2011): Medizinische    Based Evaluation: Systematic Literature
                                                                                                             Dokumentation. Grundlagen einer quali-         Review of eHealth Interventions; J Med
                                                                                                             tätsgesicherten integrierten Kranken-          Internet Res 2018; 20(11):e10971
                                                                                                             versorgung. Lehrbuch und Leitfaden             ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6286426/
                                                 EPD
                                                                                                             Schattauer; 6. Aufl., Broschiert: 256 Seiten   Ein evidenzbasiertes Evaluationsmodell für
                                                                                                             ISBN-13: 978-3794528745                        eHealth-Anwendungen. Dieses Modell soll
                                                                                                             Lehrbuch und Leitfaden über medizinische       helfen, künftige eHealth-Projekte zu
                                                                                                             Dokumentation. Grundbegriffe, Ordnungs-        kategorisieren.
                                                                                                             systeme, Nutzen und Gebrauch.

                                                                                                             Careum Working paper «Interprofessionel-       Interoperabilität, Fallbeispiel
                                                                                                             le Ausbildung im Schweizer Gesundheits-
                                                                                                             system»                                        Baumberger, Dieter und Bürki Sabbioni,
                                                                                                                                                            Susanna (2017): «Fallbeispiel zur semanti-
                                                                                                             www.careum.ch/documents/20181/75972/           schen Interoperabilität von Pflegedaten»
                                                                                                             Careum_Working_Paper_9_de.pdf
                                                                                                                                                            www.e-health-suisse.ch/beispiel-pflegedaten
                                                                                                             Dieses Working Paper beschreibt Prozesse und
                                                                                                             Ergebnisfaktoren einer interprofessionellen    Eine 74-jährige Patientin wird nach der Ope-
                                                                                                             Ausbildung. Es enthält zudem Handlungs-        ration einer Schenkelhalsfraktur an die Spitex
                                                                                                             empfehlungen für Ausbildungsverantwortliche.   überwiesen. Im Fallbeispiel werden die
                                                                                                                                                            verwendeten Nomenklaturen und die im
Hannes Hofer hat zunehmend gesundheitliche              Diabetes hat Hannes Hofer zusätzlich eine                                                           Rahmen der Überweisung notwendigen «Über-
Probleme: Er leidet an Übergewicht, hohem               schlecht heilende Wunde am Fuss, die intensiv                                                       setzungen» beschrieben. Eher anspruchsvoll,
Blutdruck und Diabetes. Kurz nach seiner                von der Spitex gepflegt werden muss. Der Mitar-      Medizinische Informatik, Systeme               im Unterricht auf Masterstufe geeignet.
                                                                                                             zur Informationsverarbeitung
Pensionierung hatte er einen ersten Herzinfarkt.        beiter der Spitex fotografiert die Wunde regelmäs-
Sein Hausarzt und die Herzspezialistin sind froh,       sig und stellt die Bilder ins EPD. Der Hausarzt      Venot, Alain et al. (Hrsg., 2014): «Medical    Global Digital Health Partnership (2020):
                                                                                                                                                            Advancing Interoperability Together
dass Hannes Hofer ein EPD hat. So sind sie immer        kann so die Wundheilung überwachen, ohne dass        Informatics, e-Health. Fundamentals and
                                                                                                             Applications» Springer Berlin Heidelberg       Globally
auf dem gleichen Wissensstand. Aufgrund des             jedes Mal eine Konsultation nötig ist.
                                                                                                             480 Seiten gebunden oder eBook.                www.gdhp.nhp.gov.in/home/InteroPerability

                                                                                                             ISBN-13: 978-2817804774                        Die GDHP hat die Herangehensweisen der
                                                                                                                                                            verschiedenen Länder zum Thema “Inter-
                                                                                                             Umfassendes Werk als aktuelle Zusammen-        operabilität” untersucht und die Schlüssel-
                                                                                                             fassung über Teilgebiete der medizinischen     erkenntnisse in einer Studie zusammengefasst.
                                                                                                             Informatik wie Informationsverarbeitung,
1. Medizinische Dokumentation und Informationsaustausch                                                                                                       19

      Semantische Standards, Metadaten,                                                                  Datensicherheit
      Austauschformate und SNOMED CT
                                                                                                         Minimalanforderungen IT-Grundschutz für
      Schulz, Stefan et. al (2018): "Standards in                                                        Praxisärztinnen und Praxisärzte
      Healthcare Data" Fundamentals of Clinical                                                          www.fmh.ch/dienstleistungen/e-health/
      Data Science; Kapitel 3                                                                            it-grundschutz.cfm
      pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31314244                                                                   Für den Unterricht – allenfalls als Einstieg – gut
      Übersicht verschiedener eingesetzter                                                               geeignete und eingängig illustrierte Checkliste
      Standards im Gesundheitswesen und wie                                                              zum Thema Datensicherheit. Drei Detail-
      daraus ein Nutzen entsteht.                                                                        lierungsstufen.

      eHealth Suisse: Metadaten
      www.e-health-suisse.ch/metadaten                                                                   Software als Medizinprodukt

      Empfehlungen zu Semantik und Metadaten.           IHE-Vereinigung Schweiz und Blog                 Swissmedic: Merkblatt Eigenständige
      Hier sind anschauliche Grafiken zum Thema                                                          Medizinprodukte-Software
      syntaktische und semantische Interoperabilität    www.ihe-suisse.ch
      und alles Wichtige zu SNOMED CT zu finden.        www.ihe-suisse.ch/de/aktuell/blog/               www.swissmedic.ch/md-leitfaden
                                                        Homepage des Vereins IHE Suisse, der             Versuch der Swissmedic, die EU-Regulation
      eHealth Suisse (2018): «Konzept für die           Schweizer Landesorganisation von IHE Europe.     griffig zusammenzufassen. Im Unterricht für
      Definition von Austauschformaten für              Der Blog beinhaltet weiterführende Infor-        Fortgeschrittene und Interessierte allenfalls
      medizinische Inhalte»                             mationen bspw. zum Aufbau der Frameworks         geeignet.
                                                        und Profile oder zur Organisation des Vereins.
      www.e-health-suisse.ch/konzept-austausch-
      formate                                                                                            eHealth Suisse: Leitfaden und Check-
                                                        HL7 Schweiz                                      listen für App-Entwickler, Hersteller und
      Das Dokument gibt eine Einführung in das                                                           Inverkehrbringer
      Thema der Informationsmodule und Aus-             www.hl7.ch
      tauschformate. Die Dokumente zur Definition       Auf der Website von HL7 Schweiz sind weiter-     www.e-health-suisse.ch/mHealth
      von Austauschformaten wie z.B. dem                führende Informationen zum Standard selbst       Überblick der wichtigsten Begriffe und Prozesse
      elektronischen Impfdossier oder den               und zu ihren Ausbildungen zu finden.             bei der Abgrenzung, Entwicklung und Inver-
      Laborbefunden im Transplantationsprozess                                                           kehrbringung einer App als Medizinprodukt.
      können in der Ausbildung als Fallbeispiele für    eHealth Suisse Austauschformate
      die Thematik der semantischen Interoperabilität
      beigezogen werden.                                www.e-health-suisse.ch/austauschformate
                                                        Hier findet sich eine Beschreibung der bereits
      Terminologie-Standard SNOMED CT                   eingesetzten als auch der geplanten Aus-
                                                        tauschformate.
      www.snomed.org
      Die «International Health Terminology Stan-       Der digitale Patient: Wie andere Länder
      dards Development Organisation» (IHTSDO)          semantische Standards einsetzen
      hält die Rechte für SNOMED CT. Sie ist
      verantwortlich für die dauernde Pflege, Weiter-   www.blog.der-digitale-patient.de/semanti-
      entwicklung, Qualitätssicherung und Heraus-       sche-standards/
      gabe von SNOMED CT und die Harmonisierung         Die Bertelsmann Stiftung untersucht, welche
      mit anderen terminologischen Standards.           Bedeutung semantische Standards für das
                                                        jeweilige Gesundheitssystem haben und wie
      Nutzung von SNOMED in der Schweiz                 verschiedene Länder ihre Daten austauschen.

      www.e-health-suisse.ch/snomedct
      Weiterführende Informationen zu SNOMED CT,
      der Nutzung sowie Registration. Im Factsheet
      «SNOMED CT als Werkzeug für die seman-
      tische Interoperabilität» ist eine Linksammlung
      auf Lernfilme und weiterführende Materialien
      enthalten.
21

                                                                                      Lernziele bzw. Kompetenzen                                 Bemerkungen

2.                                                                            Taxonomiestufe (kennen, verstehen, anwenden etc.) je nach Bildungssituation anwenden

Grundlagen des elektronischen                                                 2.01 … Nutzen, Mehrwert, Chancen und
                                                                                     Risiken, welche durch das Digitalisieren
                                                                                                                                •
                                                                                                                                •
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                                                                                                                                    Nachvollziehbarkeit, Interpretation
                                                                                     und das EPD entstehen
Patientendossiers                                                                                                               •
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                                                                                                                                    Recht auf eigene Daten
                                                                                                                                    Datenschutz und Datensicherheit
                                                                                                                                •   Mögliche Langzeitauswirkungen
                                                                                                                                •   Kommunikation unter den Gesundheitsfach-
Bund und Kantone haben 2018 die «Strategie eHealth                                                                                  personen und mit ihren Patienten

Schweiz» aktualisiert. Ziel ist es, isolierte Einzel-                         2.02 … eHealth-Strategie und Ziele des Bundes     •   Sicherheit, Effizienz, Qualität und Transparenz
                                                                                     und der Kantone                            •   Strategie eHealth Schweiz 2.0
lösungen zu verhindern, die Vernetzung aller Akteure
im Gesundheitswesen zu erreichen und eine Mehrfach-                           2.03 … Ziele, die der Gesetzgeber mit dem EPD
                                                                                     erreichen will
                                                                                                                                •   Massnahmen für Einführung,
                                                                                                                                    Verbreitung und Weiterentwicklung

nutzung der Daten zu ermöglichen. Mit dem EPD                                                                                   •   Qualität der Behandlung stärken,
                                                                                                                                    Behandlungsprozesse verbessern,
können Patienten ihre Gesundheitsdaten medizi-                                                                                      Patientensicherheit erhöhen, Effizienz steigern,
                                                                                                                                    Gesundheitskompetenz fördern
nischen Fachpersonen zugänglich machen. Damit                                 2.04 … Im Bundesgesetz zum EPD verwendete         •   Elektronisches Patientendossier, Sekundär-
sollen sie mit besserer Qualität, sicherer und effizienter                           Begriffe (Systematik) und Funktionsweise
                                                                                     des EPD
                                                                                                                                    system, dezentral, behandlungsrelevante
                                                                                                                                    Daten, Abrufverfahren, Gemeinschaft,
behandelt werden können. Das Bundesgesetz über das                                                                                  Stammgemeinschaft, Zentrale Abfragestelle,
                                                                                                                                    Elektronische Identität, Vertraulichkeitsstufen
elektronische Patientendossier (EPDG) bildet die                                                                                    und Zugriffsrechte, Gesundheitsfachperson

gesetzliche Grundlage.                                                        2.05 … Im EPDG für die Gesundheitsfachpersonen    •   Vgl. rechtliche Grundlagen:
                                                                                     und Patientinnen und Patienten relevante   •   Gesetz EPDG: www.e-health-suisse.ch/EPDG
                                                                                     Rechte und Pflichten                       •   Verordnung EPDV: www.e-health-suisse.ch/EPDV
Lernziele
                                                                              2.06 … Aktuelle eHealth-Aktivitäten in den
                                                                                                                                •   Vgl. www.e-health-suisse.ch/kantonale-
                                                                                     Kantonen im Zusammenhang mit
                                                                                                                                    aktivitaeten
Das EPD wird im Kontext von eHealth verstanden. Die Ziele, der                       dem EPD
Mehrwert und Nutzen der eHealth-Strategie sind klar. Die Gesundheits-
fachpersonen sind mit den Begriffen der «Strategie eHealth Schweiz»
vertraut. Aufbau, Struktur und Begriffe des EPD werden verstanden.
Sie kennen die Grundzüge des EPDG und die rechtlichen Leitplanken im
Umgang mit sensiblen Daten. Die medizinischen Fachpersonen kennen
auch die Patientenrechte und -pflichten (z.B. die Datenschutzregeln
und die Eigenverantwortung im Umgang mit Daten), ebenso die Regeln
zur Datenfreigabe für die Patientinnen und Patienten, für Stellvertretungen
sowie für Register, Forschung und Monitoring.
2. Grundlagen des EPD                                                                                                                                                                23

                                                                                            2.3.                                           2.4.
                                                                                            Aufbau, Struktur und Begriffe                  Was ist das EPD?
                                                                                            des EPD
                                                                                                                                           Das elektronische Patientendossier (EPD)
                                                                                            Das EPD wird in der Schweiz nicht zentral,     ist eine Sammlung persönlicher Informa-
                                                                                            sondern dezentral eingeführt, durch Ge-        tionen mit Dokumenten und Daten rund
                                                                                            meinschaften und Stammgemeinschaften.          um die Gesundheit der Patientinnen und
                                                                                                                                           Patienten. Über eine sichere Internetver-
                                                                                            Eine Gemeinschaft ist ein Zusammenschluss      bindung sind diese Informationen jederzeit
                                                                                            von Gesundheitseinrichtungen. Sie stellt       abrufbar. Patientinnen und Patienten erteilen
2.1.                                                                                        sicher, dass das EPD jederzeit für die         ihren Behandelnden den Zugriff und
Strategie eHealth Schweiz 2.0                                                               berechtigten Gesundheitsfachpersonen           bestimmen, wer welche Dokumente wie
                                                                                            zugänglich ist und protokolliert die           lange einsehen darf.
In der «Strategie eHealth Schweiz» ist                                                      Datenzugriffe.
eHealth definiert als «integrierter Einsatz                                                                                                Das Führen eines EPD ist für Patientin­nen
von Informations- und Kommunikations-                                                       Eine Stammgemeinschaft bietet weitere          und Patienten freiwillig, ebenso für ambulan-
technologien zur Gestaltung, Unterstützung                                                  Dienste an, die sich an die Bevölkerung        te Leistungserbringer. Dies wird als doppelte
und Vernetzung aller Prozesse und Akteure                                                   richten, speziell die Eröffnung eines EPD,     Freiwilligkeit bezeichnet.
im Gesundheitswesen». Die im Jahr 2018                                                      die Aufbewahrung der schriftlichen Einver-
erneuerte eHealth-Strategie wird von Bund                                                   ständniserklärung und die Verwaltung der       Nicht freiwillig ist der Anschluss an das
und Kantonen getragen. Die Digitalisierung    2.2.                                          Zugriffsberechtigungen.                        EPD für Institutionen, die stationäre Behand-
des Gesundheitswesens spielt zudem in der     Das EPD im Kontext von eHealth                                                               lungen anbieten: Das Gesetz über das
Agenda «Gesundheit2030» eine vielfältige                                                    Erst nach einer erfolgreichen Zertifizierung   elektronische Patien­tendossier (EPDG)
Rolle als Mittel zur Koordination der         Das EPD ist ein zentrales Element der         dürfen die Gemeinschaften und Stamm-           verlangt die schrittweise Einführung des
Akteure und als Vehikel auf dem Weg zu        eHealth-Strategie. Es ermöglicht den          gemeinschaften am EPD-Gesamtsystem             EPD durch Akutspitäler, psychiatrische
weiteren gesundheitspolitischen Zielen.       Austausch von behandlungsrelevanten           teilnehmen und untereinander Daten und         Kliniken sowie Reha-Kliniken und durch
eHealth Suisse als Kompetenz- und Koordi-     Patientendaten zwischen Gesundheitsfach-      Dokumente austauschen.                         Pflegeheime sowie Geburtshäuser. Das EPD
nationsstelle des Bundes und der Kantone      personen. Mehr zum EPD findet sich unter                                                     wird schrittweise mit der Zertifizierung der
hat den Auftrag, die eHealth-Strategie        Ziffer 2.4.                                   Die Patientinnen und Patienten können frei     Stammgemeinschaften und Gemeinschaften
weiterzuentwickeln und die Umsetzungs-                                                      wählen, wo sie ihr EPD eröffnen wollen.        im Jahr 2021 eingeführt. Pflegeheime und
projekte zu koordinieren.                     Die eHealth-Strategie geht über das Thema     Allerdings müssen sie sich für eine einzige    Geburtshäuser müssen sich bis April 2022
                                              EPD hinaus. Sie fordert alle Akteure im       Stammgemeinschaft entscheiden, da ihre         angeschlossen haben.
                                              Gesundheitswesen auf, auf Basis des EPD       Zugriffsrechte nur an einem Ort verwaltet
                                              digitale Abläufe zu gestalten, welche die     werden können. Die Stammgemeinschaft
                                              Qualität der Versorgung, die Sicherheit der   kann jederzeit gewechselt werden.
                                              Patientinnen und Patienten sowie die
                                              Effizienz sicherstellen.
2. Grundlagen des EPD                                                                       v

                                                                                                                                             Elektronisches Patientendossier
                                             2.6.
                                             Umgang mit personenbezogenen

                                                                                                               Ein EPD
                                             und sensiblen Daten im EPD

                                             Gesundheitsdaten im EPD sind besonders

                                                                                                       in ständiger Entwicklung
                                             schützenswert (s. auch Kap. 1.5). Einsicht
                                             in die Daten haben nur diejenigen Gesund-
                                             heitsfachpersonen, die von ihren Patien-
                                             tinnen und Patienten das entsprechende
                                             Zugriffsrecht erhalten haben. Bei der Eröff-

                                                                                                                                   2022

                                                                                                                                                       2023
                                                                                                2020

                                                                                                                                                                                      2025
                                                                                                                                                                        2024

                                                                                                                                                                                                            2026
                                                                                                               2021
2.5.                                         nung eines EPD müssen die Stammgemein-
Bundesgesetz über das                        schaften die Patientinnen und Patienten
elektronische Patientendossier               umfassend informieren und eine Ein-
(EPDG)                                       willigungserklärung einholen. Die Patientin-
                                             nen und Patienten können die Grund-
Das EPDG legt die rechtlichen Voraus-        einstellungen des EPD jederzeit anpassen
setzungen fest, unter denen die im EPD       oder ihre Einwilligung widerrufen.
enthaltenen medizinischen Daten bearbeitet                                                                                                                                     Anzahl eröffnete EPD /
                                                                                                                                                                               Dokumente
werden können. Alle Gemeinschaften           Die Top 10 Datenschutz- und Datensicher-                                                                                          Das Eröffnen eines EPD ist
und Stammgemeinschaften, welche die          heitsmassnahmen sind in einem Faktenblatt                                                                                         für die Bevölkerung freiwillig.
rechtlichen Vorgaben des Bundes ein-         zusammengefasst. Es gibt Massnahmen
halten, gehören zum sogenannten              zur Anwendungsebene, zur Technik und
«EPD-Vertrauensraum». Sie werden             zur Organisation.
zertifiziert und können das offizielle
Zertifizierungszeichen verwenden. Damit      Schwierigkeiten und Risiken
ist erkennbar, ob ein Angebot zum            Die Skepsis gegenüber der digitalen                                                                                               Anzahl angeschlossene
Speichern von medizinischen Daten im EPD-    Speicherung von Gesundheitsdaten hat                                                                                              Gesundheitsfachpersonen
                                                                                                                                                                               Freiwillig für Arztpraxen,
Vertrauensraum berechtigt ist oder nicht.    gemäss eHealth Barometer 2019 in der
                                                                                                                                                                               Apotheken, Therapeuten
                                             Bevölkerung zugenommen. Sie sollten                                                              bis 15. April 2022               und Spitex-Dienste.
                                                                                                                                              Anschluss der Pflege-
Gemäss dem EPDG betreibt der Bund            in einem Unterricht über eHealth
                                                                                                                                              heime und Geburtshäuser
die Abfragedienste für die Kommunikation     thematisiert werden.
                                                                                                                                          Ende 2021
zwischen Stammgemeinschaften und                                                                                                          Start der nationalen
Gemeinschaften.                              Die im EPDG verankerte doppelte Frei-                                                        Kampagne
                                             willigkeit birgt die Gefahr der «Unter-                                         bis Mitte 2021
                                             nutzung» und damit einer Marginalisierung                                       Anschluss der Akutspitäler,                       Funktionsumfang
                                                                                                                             psychiatrische Kliniken und                       Die Funktionen des EPD
                                             des Patientendossiers.                                                          Rehabilitationskliniken                           werden in Zusammenarbeit
                                                                                                                                                                               mit den Stammgemeinschaften
                                                                                                                                                                               laufend weiterentwickelt.

                                                                                                       Das EPD ist ein Projekt, das sich weiterentwickelt:
                                                                                                       www.patientendossier.ch/weiterentwicklung
2. Grundlagen des EPD                                                                                                                                                                                        27

      Weiterführende Quellen

      Strategie eHealth Schweiz

      Strategie eHealth Schweiz 2.0                                                                       Umsetzungshilfen zum EPD
      www.e-health-suisse.ch/strategie                                                                    www.e-health-suisse.ch/umsetzungshilfen
      Die im Jahr 2018 vom Bundesrat verabschiedete                                                       Als weitere Vertiefung für einen ausführlichen
      erneuerte eHealth-Strategie wird von Bund und                                                       Unterricht. Für einen Unterricht kommen in
      Kantonen getragen. Die Digitalisierung des                                                          Frage: Umsetzungshilfen «Stellvertretungen im
      Gesundheitswesens soll eine vielfältige Rolle                                                       EPD»; «Einwilligung zur Eröffnung eines EPD»;
      als Mittel zur Koordination der Akteure und als                                                     Erfahrungen aus dem Projekt «mon dossier
      Vehikel auf dem Weg zu weiteren gesundheits-                                                        médical».
      politischen Zielen spielen.                       Aufbau, Struktur und Begriffe des EPD                                                               eHealth-Aktivitäten in den
                                                                                                          Anbindung Primärsysteme                           Versorgungsregionen
      Studien rund um den Digitalisierungsstand         Schulungs-Kit zum EPD für Multiplikatoren         www.patientendossier.ch/anbindung
      der Schweiz                                       www.patientendossier.ch/publikationen                                                               Kantonale eHealth-Aktivitäten
                                                                                                          Website mit Umsetzungshilfe und Beispielen zur
      www.e-health-suisse.ch/studien                    Material- und Ideensammlung, welche nach          Anbindung von Primärsystemen an das EPD.          www.e-health-suisse.ch/kantonale-aktivitaeten
      Diverse Studien geben Auskunft über den           eigenen Bedürfnissen zusammengestellt                                                               Übersicht über die kantonalen Aktivitäten.
      Digitalisierungsgrad der Schweiz im Gesund-       werden kann: Leitfäden, Folien, Arbeitsblätter,   Bundesgesetz über das elektronische
      heitswesen.                                       etc. Zielgruppe sind sogenannte Multiplikato-     Patientendossier (EPDG)                           Übersichtsportal der EPD-Anbieter
                                                        ren, das heisst Vermittler-Organisationen wie
                                                        Patientenorganisationen und Gesundheits-          www.e-health-suisse.ch/gesetzgebung               www.patientendossier.ch/anbieter
                                                        ligen, aber auch Gesundheitseinrichtungen         Das Bundesgesetz über das elektronische           Das Übersichtsportal führt alle zertifizierten
      Das elektronische Patientendossier –
                                                        und Fachverbände.                                 Patientendossier regelt die Rahmenbeding-         Stammgemeinschaften und Gemeinschaften
      leicht erklärt
                                                                                                          ungen für die Einführung und Verbreitung des      (EPD-Anbieter) auf.
                                                        Häufige Fragen zum EPD                            elektronischen Patientendossiers und ist mit
      Das elektronische Patientendossier (EPD)
                                                                                                          den dazugehörigen Verordnungen am 15. April
      www.patientendossier.ch                           www.e-health-suisse.ch/faq                        2017 in Kraft getreten.                           Informationssicherheit und Datenschutz
      Informationen zum EPD für Gesundheitsfach-        Fragen und Antworten zum EPD. Als Vorbe-                                                            im EPD
      personen und die Bevölkerung.                     reitung für Dozierende oder als Wissens-Check
                                                        im Unterricht geeignet.                           Nationale Umsetzungsprojekte                      Datenschutz- und Sicherheitsmassnahmen
      www.patientendossier.ch/publikationen
      Informationsmaterial zum EPD.                                                                                                                         www.e-health-suisse.ch/sicherheitsmassnah-
                                                        Online Wissens-Check zum EPD                      Informationen zum elektronischen                  men-EPD
                                                        www.patientendossier.ch/wissenscheck              Impfdossier (eImpfdossier)
      Kurzfilme zum EPD                                                                                                                                     Faktenblatt mit den 10 wichtigsten Datenschutz
                                                        Interaktiver Wissens-Check. Online-Tool zum       www.meineimpfungen.ch                             und Sicherheitsmassnahmen im EPD.
      www.patientendossier.ch/publikationen
                                                        EPD mit kurzen Clips, Texten und Grafiken zu 10   Das eImpfdossier wurde als erstes koordiniertes
      Kurzfilme als Einstieg ins Thema.                 Themen zusammengefasst und mit Kontroll-          eHealth-Vorhaben umgesetzt.                       Elektronische Identitäten
                                                        fragen ergänzt. Es gibt eine Version für
                                                        die Bevölkerung und eine für Gesundheits-                                                           www.patientendossier.ch/elektronische-iden-
      Informationen zum EPD in leichter Sprache                                                           Informationen zum digitalen Medikations-
                                                        fachpersonen.                                                                                       titaet
      www.patientendossier.ch/publikationen                                                               plan (eMedikation)
                                                                                                                                                            Website mit Fragen rund um die elektronischen
      Übersetzung der Patienteninformations-                                                              www.e-health-suisse.ch/austauschformate           Identitäten, die für den Zugang zum EPD
                                                        Faktenblätter zum EPD
      broschüre in «leichte Sprache» (Niveau A2)                                                          Informationen zur eMedikation mit weiter-         benötigt wird. Als vertiefende Informationen
      für Personen mit Leseschwierigkeiten.             www.e-health-suisse.ch/factsheets                 führenden Links zu den Austauschformaten.         im Unterricht geeignet.
                                                        Als Vertiefung. Für einen Unterricht sind
                                                        folgende Faktenblätter besonders geeignet:
                                                        «Wer muss ein EPD anbieten?»; «Einsatz von
                                                        Hilfspersonen beim EPD»; «Stellvertretungen»;
                                                        «Behandlungsrelevante Informationen im
                                                        elektronischen Patientendossier»; «Nutzen
                                                        des elektronischen Patientendossiers aus Sicht
                                                        der PatientInnen».
29

                                                                                  Lernziele bzw. Kompetenzen                                   Bemerkungen

3.                                                                        Taxonomiestufe (kennen, verstehen, anwenden etc.) je nach Bildungssituation anwenden

Neue Rollen und das elektronische                                         3.01 … Kompetenzen, die eine befähigte
                                                                                 Patientin bzw. einen befähigten Patienten
                                                                                                                             •   Eigenverantwortung übernehmen; Grenzen
                                                                                                                                 kennen; Wissen, wo der Patient Unterstützung
                                                                                 (Patient Empowerment) ausmachen,                bekommt
Patientendossier in der Praxis                                                   Gestaltung des Entscheidungsfindungs-
                                                                                 prozesses mit anderen beteiligten
                                                                                                                             •   Generelle Voraussetzungen für eHealth
                                                                                                                                 Literacy: Lesen und Schreiben, Problem in
                                                                                 Berufsgruppen und mit den Patientinnen          wenigen Begriffen zusammenfassen,
                                                                                 und Patienten                                   Compliance etc.
Hier geht es um Gesundheitskompetenz und das sich                                                                            •   Raster für den eHealth-kompetenten Bürger
                                                                                                                                 von Nørgaard, 2014
ändernde Rollenverhältnis zwischen Gesundheitsfach-
                                                                          3.02 … Anforderungen, Voraussetzungen und          •   Umgang mit dem (teil-)informierten Patienten
personen und Patientinnen. Auch Anwendungsfälle                                  Grenzen für die Motivation, Förderung       •   Erwartungen des Patienten an das EPD
                                                                                 und Unterstützung des Patienten zur
rund um das EPD werden hier thematisiert.                                        Steigerung der Patient Empowerments
                                                                                                                             •   Auswirkungen des EPD auf die Beziehung
                                                                                                                                 zwischen dem Behandelnden und der Patientin
                                                                                                                             •   Einfluss von digitalen Medien
                                                                                                                             •   Unterstützung der medizinischen und
                                                                                                                                 pflegerischen Behandlungsprozesse

                                                                          3.03 … Rechte von Patientinnen und Patienten       •   Aufklärung, Einwilligung, Dossiereröffnung,
                                                                                 im Zusammenhang mit dem EPD,                    Zugriffsrechte, Freigabe und Löschen von
                                                                                 Bedeutung von Eigenverantwortung und            Dokumenten, Nutzen und Risiken, Datenschutz,
                                                                                 Konsequenzen der entsprechenden                 Aufheben/Löschen des EPD
                                                                                 Handlung der Personen                       •   Angehörige und Stellvertretung (Rechte,
                                                                                                                                 Vorgehen und Auswirkungen)

                                                                          3.04 … Im Zusammenhang mit dem EPD                 •   Stellvertretung, Ermächtigung zur Weiter-
                                                                                 neu entstandenen Rollen, Funktionen             gabe von Zugriffsrechten
                                                                                 und Verantwortungen

                                                                          3.05 … Patient Empowerment, Health Literacy        •   Direkte und indirekte Auswirkungen auf das
                                                                                 und Shared Decision Making                      Gesundheitswesen sowie die mit dem Patient
                                                                                                                                 Empowerment verbundene Anspruchshaltung
                                                                                                                             •   Stärken und Grenzen der genannten Konzepte

Lernziele                                                                 3.06 … Use Cases und konkrete Funktionsweise           Use Cases
                                                                                 des EPD, Anwendung im Alltag                •   Sichere Identifikation und Authentifizierung
                                                                                                                             •   Patient suchen und finden
Die Gesundheitsfachpersonen werden sich bewusst, welche Veränderungen
                                                                                                                             •   Auf Dokumente im EPD zugreifen
eHealth für ihre Fachtätigkeiten, die interprofessionelle Kommunikation
                                                                                                                             •   Zugriffsrechte (temporär, befristet)
und die Zusammenarbeit entlang der Versorgungskette auslösen kann. Sie
                                                                                                                             •   Rechtevergabe und -delegation
verstehen die Arbeitsweise mit dem EPD und können ihren Patientinnen
und Patienten das notwendige Wissen im Zusammenhang mit dem EPD
vermitteln, damit Vertrauen und Akzeptanz aufgebaut werden kann.
3. Neue Rollen und das EPD in der Praxis                                                                                                31

                                               3.2.
                                               Neue Rollen und Funktionen

                                               Das Verhältnis der Patientinnen und
                                               Patienten zu den Gesundheitsfach-
                                               personen ist im Wandel. Der Computer
                                               wird zunehmend als Informationsinstrument
                                               während der Konsultation beigezogen:
                                               Ergebnisse werden gemeinsam betrachtet,
                                               Leitlinien und Entscheidungsunterstützung
3.1.                                           sind vermehrt integriert. Patientinnen und   3.3.
Gesundheitskompetenz und                       Patienten haben Zugriff auf ihre persön-     Szenarien für die Nutzung
Befähigung                                     lichen Gesundheitsdaten. Sie informieren     des EPD und seine Prozesse
                                               sich über Online-Ratgeber und Soziale
Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit,        Medien zu medizinischen Fragen und           Das EPD kann für gesunde und kranke
im täglichen Leben Entscheidungen              zeichnen eigene Gesundheitsdaten via Apps    Personen in vielen Lebenslagen hilfreich
zu treffen, die sich positiv auf die Gesund-   auf (s. auch Kap. 4). Sie wollen mitbe-      sein. Einige Beispiele seien hier kurz
heit auswirken.                                stimmen und werden in die Entscheidungs-     skizziert. Sie sind der EPD-Broschüre von
                                               prozesse im Sinne eines Shared Decisi-       eHealth Suisse entnommen. Weitere
Im Zusammenhang mit eHealth steht die          on Making und Patient Empowerments           Beispiele sind unter «weiterführende
Kompetenz im Umgang mit Gesundheits-           einbezogen. Durch die Vernetzung werden      Quellen» aufgeführt.
informationen, insbesondere mit digital        komplexe Zusammenhänge zunehmend
verfügbaren Informationen. Sie umfasst die     sichtbar. Entsprechend mehr interprofessi-   • Notfallzugriff auf das EPD nach einem
Aspekte der technischen Kompetenz (z.B.        onelle Absprachen wird es brauchen, z.B.       Verkehrsunfall
Zugang zum Internet, generell Umgang           zur Vermeidung einer Polymedikation bei      • Eltern als Stellvertreter ihrer Kinder
mit neuen Medien), Medienkompetenz             polymorbiden Patientinnen und Patienten.     • Stellvertretung für nicht urteilsfähige
(Informationsselektion) und inhaltliche                                                       Erwachsene
Kompetenz (medizinisch-fachliche Kompe-        Neue Rollen und Funktionsträger entstehen,   • Das EPD für Personen mit mehreren
tenzen). Es geht auch um das Gleichgewicht     z.B. Dienstleistende von EPD-                  chronischen Krankheiten
der vorhandenen Informationen zwischen         Gemeinschaften, EPD-Spezialistinnen und      • Die Medikamente im Überblick
Behandelnden und Behandelten.                  EPD-Spezialisten, EPD-Coaches oder
                                               Stellvertretungen für Patientinnen und
Ein Element der Befähigung ist die             Patienten. Die Gesundheitsfachpersonen
partizipative Entscheidungsfindung («Shared    sollten diese Rollen und ihre Verantwort-
Decision Making»). Sie hat zum Ziel, zu        lichkeiten kennen und sie sollten den
einer von allen Beteiligten verantworteten     Patientinnen und Patienten Hilfestellung
Übereinkunft zum medizinischen Vorgehen        und Beratung anbieten können.
zu kommen.
33

Funktionen des EPD                                                                                                    Weiterführende Quellen

Die Patientinnen und Patienten ordnen                                                                                 Gesundheitskompetenz und Befähigung
ihre EPD-Dokumente einer von drei
                                                                                                                      Digitale Gesundheitskompetenz –
Vertraulichkeitsstufen zu und erteilen                                                                                Eine kurze Übersicht zur aktuellen
ihren Gesundheitsfachpersonen                                                                                         Literatur, Mai 2019

Zugriffsrechte. So steuern sie, wer                                                                                   www.e-health-suisse.ch/literatur-gesundheits-
                                                                                                                      kompetenz
welche Dokumente sehen kann.                                                                                          Übersicht über den aktuellen Forschungsstand
                                                                                                                      zum Thema Gesundheitskompetenz, mit
                                                                                                                      aktuellen Fakten und Handlungsempfehlungen,
                                                                                                                      auch zu Themen wie mHealth und Datenschutz.     Szenarien für die EPD-Nutzung, Prozesse

                                                                                                                      Whitepaper zur Förderung eines                  Videoclips zur EPD-Nutzung, Use Cases
                                                                                                                      bürgernahens EPD                                www.patientendossier.ch/publikationen
                                                                                                                      www.e-health-suisse.ch/whitepaper-gesund-       Videos und Posters mit den im Kap. 4.3.
                                                                                                                      heitskompetenz                                  aufgeführten Anwendungsfällen.
                                                                                                                      Das Whitepaper enthält ein Kapitel zu
                                                                                                                      Praxisbeispielen und sieben Empfehlungen zur    Leitfaden zur Einführung des EPD
                                                                                                                      Förderung eines bürgernahen und nutzen-         für Institutionen für Menschen mit
                                                                                                                      orientierten EPD.                                Unterstützungsbedarf
                            A       B                     C                                                                                                           www.curaviva.ch/files/PJKWFV4/leitfaden_
                                                                                                                      Aktivitäten von Bund und Kantonen               zur_einfuehrung_des_elektronischen_patien-
                                                    Ge
                                                          heim                                                        zum Thema Gesundheitskompetenzen                tendossiers_epd___arbeitsinstrument__cura-
                                                                                                                      www.bag.admin.ch/bag/de/home/strate-            viva_schweiz__2019.pdf
                                        ng                                                                            gie-und-politik/nationale-gesundheitspolitik/
                                    Ei

                                                                         ch

                                                                            i                                                                                         Leitfaden von CURAVIVA Schweiz. Beschrei-
                                             es
                                                  chr                n   gl                                           gesundheitskompetenz                            bung der Aufgaben im Zusammenhang mit
                                                        änkt z   ugä                                                  Übersicht über die Strategie und die aktuelle   dem EPD für Institutionen und den
                                                                                                                      Stossrichtung von Bund und Kantonen beim        Auswirkungen des EPD auf Institutionen.
                                                                                                                      Thema Gesundheitskompetenz.
                                        Nor
                                                  mal zugänglich
                                                                                                                      Praxisleitfaden Gesundheitskompetenz            Neue Rollen und Funktionsträger
                                                                                                                      www.e-health-suisse.ch/praxisleitfaden-
                                                                                                                                                                      Bundesamt für Gesundheit BAG (2017):
                                                                                                                      gesundheitskompetenz
                                                                                                                                                                      Erläuterungen zur Verordnung über das
                                         Patientin                              Gesundheitsfachpersonen               Die Material- und Methodensammlung der          elektronische Patientendossier (EPDV)
                                                                                                                      Allianz Gesundheitskompetenz unterstützt
                                                                                                                                                                      www.e-health-suisse.ch/gesetzgebung
                                                                                                                      Fachpersonen bei der Beratung von Ratsuchen-
                                                                                                                      den mit geringer Gesundheitskompetenz.          Die Ausführungen zur Verordnung über
                                                                                                                                                                      das EPD enthalten insbesondere bei den Art.
                                                                                                                                                                      9 bis Art. 21 EPDG Hinweise auf neue Rollen.
                                                                                                                      Fachportal Grundkompetenzen
                                                                  Zugriffsrecht       Zugriffsrecht      ohne
                                                                                                                      www.kompetence.ch/angebote_sensibilisie-
                                                                   Erweitert            Normal        Zugriffsrecht                                                   Online-Verzeichnis der Modelle
                                                                                                                      rung
                                                                                                                                                                      guter Praxis
                                                                                                                      Auf der Website von Kompetence.ch werden
         Vertraulichkeitsstufe                                                                                                                                        www.bag.admin.ch/modelle-interprof
                                                                                                                      Materialien für Menschen in beratenden
         Geheim                                                                                                       Berufen zur Verfügung gestellt. Diese helfen    Unter dem Suchbegriff «Bildung» werden
                                                                                                                      den Gesundheitsfachpersonen, Menschen mit       Praxisbeispiele, Kursangebote und Lernhilfen
                                                                                                                      schwachen Grundkompetenzen zu erkennen          zum Thema Rollen und Interprofessionalität
         Vertraulichkeitsstufe
                                                                                                                      und entsprechend zu beraten.                    angeboten.
         Eingeschränkt zugänglich

         Vertraulichkeitsstufe
         Normal zugänglich
35

                                                                                  Lernziele bzw. Kompetenzen                                 Bemerkungen

4.                                                                        Taxonomiestufe (kennen, verstehen, anwenden etc.) je nach Bildungssituation anwenden

Trends, Projekte und                                                      4.01 … Trends und internationale Entwicklungen
                                                                                 mit Bezug zu eHealth
                                                                                                                           •   Megatrends: Genomsequenzierung, mobile
                                                                                                                               Sensoren, weltweite Datennutzung
                                                                                                                               («Big Data»), Datenanalyse, Künstliche
(inter)nationale Entwicklungen                                                                                                 Intelligenz. Davon abgeleitete Themen
                                                                                                                               und Trends (s. Quellen unten)

                                                                          4.02 … Neue Wege der Versorgung von Patienten    •   Thematisieren der Anwendungsgebiete
In der Medizin, der Technologie und der Gesellschaft                             und Patientinnen und Behandlungsformen        von mHealth und der Telemedizin
                                                                                                                           •   Konsequenzen in Bezug auf das EPD und die
entwickeln sich mehrere Trends mit Bezug zu eHealth,                                                                           Gesundheitsversorgung diskutieren

die sich gegenseitig bedingen und beeinflussen.                           4.03 … Aktuelle Forschungsentwicklungen im       •   SPHN
                                                                                 Bereich der Digitalisierung und deren
Neben Querschnittsthemen wie «Vernetzung» oder                                   Chancen für das Gesundheitswesen und
                                                                                                                           •
                                                                                                                           •
                                                                                                                               Health 2030
                                                                                                                               DG Connect der Europäischen Union
                                                                                 die Versorgung
«Globalisierung» sind dies auch spezifischere Ent-
wicklungen wie «personalisierte Medizin» und
«sozialraumorientierte Gesundheitsversorgung».
Insgesamt resultiert eine vielfältige Dynamik, die das
Arbeiten an Patientinnen und Patienten, die klinische
Dokumentation und unser Wissensmanagement
verändern wird.

Lernziele

Die Gesundheitsfachpersonen sind mit den heute bekannten Trends der
Informationstechnologie und deren Auswirkungen auf das Gesundheits-
wesen vertraut. Praktische Beispiele, Chancen und Risiken der aktuellen
Entwicklungen sind bekannt.
4. Trends, Projekte und (inter)nationale Entwicklungen                                             v

4.1.
Querschnittsthemen

Bei der Präzisionsmedizin (oder auch:
«Personalisierte Medizin») geht es um                                                                                                               Technologische
individuell ausgerichtete Präventions-,                                                                                                               Entwicklung
Diagnostik- und Therapiemassnahmen.                                                                                                                                         Digital
                                                                                                                              Dokumente                                  Epidemiology
Die Massnahmen gehen von genetischen                                                                                       der Behandelnden     Entwicklung im
                                                                                                                                                                                             Deep Learning

oder biochemischen Messgrössen («Bio-                                                                                                          Gesundheitswesen
                                                                                                                  EPD                                                                                Big Data
markern») aus. Präzisionsmedizin hat das                                                                                    Informierte Patienten        Forschung             Klinische
                                                                                                                              und Patientinnen                              Entscheidungs-
Ziel, Erkrankungen zu verhindern, zu entde-         Register (z.B. Krebsregister, Qualitäts-                                                                                 unterstützung
                                                                                                       Dokumente der Patienten                            Reflexion,                                      Data Science
cken, hinauszuzögern oder deren Schwere             register der Fachgesellschaften) benötigen            und Patientinnen
                                                                                                                                   Guidelines
                                                                                                                                                         Lernen und                       Wissensbasen
vermindern zu können. Sie wird global               in der Regel strukturierte Daten aus                                  Patientenpfade                  Wissens-
                                                                                                       Vernetzung                                       management                                 Mehrfachnutzung
durch den medizinischen Fortschritt ange-           klinischen und administrativen Primär-                              Qualitätsmanagement                                 Krankheitsregister

trieben, z.B. auf dem Gebiet der «Omics»            systemen. Bei Statistiken wird mit standar-                                                                                                   Telekonsultation
                                                                                                       Chatbots
                                                                                                                          Interprofes-
(Genomik, Proteomik, Metabolomik etc.).             disierten Datensätzen gearbeitet, die sich                              sionelle       Klinische
                                                                                                                                                                   Arbeiten an                     Telekonsil
                                                                                                                                                                  Patientinnen
                                                    grundsätzlich aus sinnvoll strukturierten                              Dokumen-      Dokumentation
                                                                                                                                                                  und Patienten                               Tele-
                                                                                                                             tation
Mehrfachnutzung oder «Secondary Use»:               Daten der Primärsysteme kombinieren                Soziale Medien                                                                                        medizin
Die Interoperabilität ist die technische            lassen können. Auch klinische Forschungs-                                Disziplinenüber-                                                Telemonitoring
                                                                                                                                                                 Precision Medicine
Voraussetzung für eine nichtredundante              projekte oder Projekte der Versorgungs-                             greifende Dokumentation

                                                                                                                                           Disease Management                   Omics (Genomik,
Datenbewirtschaftung. Daten, die einmal             forschung arbeiten mit standardisierten                   mHealth                                                            Proteomik, …)
erfasst worden sind, müssen nicht nochmals          Datensätzen, die meist nicht gleich                                       Personalized Healthcare
                                                                                                                                                         Patient Reported                     AAL
erfasst werden, weil sie verlustlos zwischen        strukturiert sind wie diejenigen der                                   Quantified                   Outcome Measures
                                                                                                                             Self
den Systemen transferiert werden können.            Primärsysteme.
                                                                                                                                              Sensoren               Internet of Things
Die Mehrfachnutzung medizinischer Daten
kann das erste Glied einer heute noch kaum          Bei «Big Data» geht es um die Analyse
genutzten Wertschöpfungskette bilden. Zu            grosser strukturierter und unstrukturierter
drei Anwendungsszenarien werden heute               Datenmengen mittels künstlicher
vertiefte Überlegungen angestellt:                  Intelligenz. Big Data verspricht die
Register, Statistiken und Forschung.                Schaffung neuen Wissens. In der Medizin
                                                                                                                          Aktuelle Trends in Technologie und im Gesund-
                                                    könnte solches Wissen z.B. für die klinische                          heitswesen mit ihren Auswirkungen auf die
                                                    Forschung, Krankheitsprognosen oder zur                               drei Gebiete «Arbeiten an Patientinnen und
                                                    klinischen Entscheidungshilfe bei Einzel-                             Patienten», «Klinische Dokumentation» und
                                                    personen dienen.                                                      «Reflexion, Lernen, Wissensmanagement».
                                                                                                                          Im äusseren Ring sind technologische und
                                                                                                                          technologisch-gesellschaftliche Entwicklungen
                                                                                                                          aufgeführt, im inneren Bereich die Themen, die
                                                                                                                          sich im Gesundheitswesen auswirken. Beide
                                                                                                                          Sphären, die technologische und die medizinische,
                                                                                                                          beeinflussen sich gegenseitig.
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