News Warum neue Produkte getestet werden müssen - Interview: Demoscope

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News Warum neue Produkte getestet werden müssen - Interview: Demoscope
news                              Ausgabe 2 / 2016

                               Interview:
                               Warum neue
                               Produkte ­getestet
                               werden müssen
                               Seiten 2–3

                                                                          Bild: istock.com

MACH Radar: Wohin    Volkszählung:          Testkäufe: Wie
sich Werthaltungen   Wozu die               Qualitätsstandards
bewegten             Hotline dient          überprüft werden
Seiten 6 – 7         Seite 9                Seite 11
News Warum neue Produkte getestet werden müssen - Interview: Demoscope
Interview

    «Produktforschung ist ein Prozess,
    der sich kontinuierlich neu erfindet»
    Daniel Bächler, Leiter Marketing und Innovation der Le Patron Orior Menu AG,
    über Flops in der Produktentwicklung, Wunder der Marktforschung und unter-
    nehmerischen Pragmatismus.

    Interview: Crisanto Farese*

    Herr Bächler, täuscht der Eindruck,
    dass viele Produkte sich im Markt
    nicht durchsetzen?
    Die Menge der neu entwickelten Pro-
    dukte, die sich auf dem Markt durchset-
    zen, ist in der Tat gering. Von zehn Pro-
    duktentwicklungen lässt sich eine gut
    durchsetzen. Die anderen kommen im
    Markt nicht an und verschwinden nach

                                                                                                                                    Bild: zVg/istock.com
    kurzer Zeit wieder von der Bildfläche.
    Der Markt in der Schweiz ist gesättigt,
    trotzdem ergeben sich immer wieder
    Chancen für innovative Konzepte.

    Wie reagieren Sie darauf?                    Produktetests minimieren das Risiko, dass eine Neuentwicklung floppt.
    Es braucht Erkenntnisse des Marktes
    und der Endkonsumenten. Um innova-           Handel ein? Welche Performance wol-          den. Auch hier kann die Marktfor-
    tive Produkte erfolgreich zu konzipieren,    len wir erreichen?                           schung «Wunder» bewirken.
    braucht es auch ein Verständnis für die
    Werthaltungen und das Konsumverhal-          Inwiefern kann und soll Marktfor-            Sind Produkttests sinnvoll? Und
    ten der Endkonsumenten, die dann in          schung bei Produktinnovationen Un-           wann sollen sie eingesetzt werden?
    die Konzeption einfliessen müssen. Na-       terstützung bieten?                          Produkttests sind sinnvoll, wenn man
    türlich sind Consumer-Insights alleine       Marktforschung, wie das Wort schon           etwas lancieren möchte, wo man zwar
    noch kein Garant für Erfolg, da spielen      sagt, muss den Markt erforschen. Dies-       ein bedeutendes Potenzial vermutet,
    noch viele andere Faktoren mit, die für      bezüglich müssen die Insights der Kon-       das Konsumentenbedürfnis aber nur
    Innovationen wichtig sind.                   sumenten begriffen werden. Immer             unzureichend einschätzen kann. Zum
                                                 wichtiger sind dabei Trends. Ein lang­       Beispiel: Man entwickelt ein Produkt,
    «Ein gutes und innovatives                   fristiges Denken kann nur mit guter          das sehr innovativ ist, kennt dessen
                                                 Marktforschung Erfolg haben, die sich        Reichweite aber nicht genau und auch
    Konzept muss in einem                        dann in der Produktentwicklung wider-        nicht dessen Anklang bei den Konsu-
    Satz beschreibbar und mit                    spiegelt. Ein Produkt, das Wachstum          menten. Hier muss man sich schon
    einem USP versehen sein»                     generieren soll, muss nicht zwingend         während der Entwicklungsphase mit
                                                 heute schon einen Boom auf dem               dem Konsumenten und dessen Bedürf-
    Und was heisst das für die innerbe-          Markt auslösen. Sondern es soll sich so      nissen auseinandersetzen und schauen,
    triebliche Umsetzung?                        gut es geht den Bedürfnissen der Ge-         dass man sie hundertprozentig befrie-
    Es ist unternehmerisch relevant, dass        sellschaft in der Zukunft ­anpassen und      digt. Hier muss man Produkttests
    man sich der Vielzahl der zu entwi-          dienen. Neben guter Marktforschung           durchführen. Nur so kann man die Ri-
    ckelnden Produkte im Klaren ist – nach       ist unter anderem auch unternehme-           siken verringern und die Chancen auf
    dem Motto: Weniger ist mehr. Wir             risches, pragmatisches Handeln wich-         dem Markt erhöhen.
    müssen zielführend und chancenbe-            tig für erfolgreiches Innovieren.
    wusst vorgehen und mit voller Über-                                                       Und damit ist es dann getan?
    zeugung und Nachdruck die Vermark-           Mit neuen Produkten neue Märkte              Nein, wichtig sind für uns danach auch
    tung umsetzen – auch wenn sich der           erschliessen ist das eine. Kundenbin-        die Daten und Erkenntnisse, die uns
    Erfolg nicht umgehend nach Lancie-           dung was anderes …                           sehr helfen, das Produkt beim Verkauf
    rung einstellt. Relevante Fragen, die wir    Natürlich ist es auch wichtig zu begrei-     zu unterstützen und unsere Kunden
    uns u. a. stellen, sind: Wie viel Zeit zur   fen, wer heute unser Kunde ist, und          ­davon zu überzeugen, dass sie mit uns
    positiven Lancierung räumt uns der           ihn so gut es geht an die Marke zu bin-       genau richtig liegen. Wichtig ist aber

   2        DemoSCOPE news 2 / 2016
News Warum neue Produkte getestet werden müssen - Interview: Demoscope
Editorial
                                                                                                  ­­

auch ein gutes Bauchgefühl und ein           nicht stimmig ist. Man kann immer et-
konsequentes Anpacken. Nur so kann           was dazulernen oder das Problem von
man die Erwartungen des «time-               einem anderen Punkt aus anschauen
to-market» erfüllen. Bei Orior haben         und analysieren. Aber wir dürfen uns
wir einen institutionalisierten Innova­      nicht hinter der Marktforschung ver-
tionsprozess über alle Marken hinweg         stecken, sondern müssen pragmatisch
mit verschiedenen übergreifenden             einen Unternehmensentscheid fällen.

«Vor allem das Heraus-                       Von welchen Erkenntnissen aus
                                             ­DemoSCOPE-Studien haben Sie für
finden von Consumer-                          Ihre Entscheide besonders stark pro-
Insights ist für uns von                     fitiert?
DemoSCOPE hilfreich»                         Vor allem hinsichtlich des Verständ-
                                              nisses für die relevanten Consumer-In-
Gruppenthemen. Es bestehen defi-              sights. Auch trotz Marktforschung
nierte Prozesse und ich bin stolz darauf.     bleibt immer ein unternehmerisches                       Mehr als erwartet . . .
Denn so verfügen wir über den wich-           Risiko bestehen. Diese Risiken gilt es
tigen Know-how-Austausch sowie die            beim Innovieren richtig einzuschätzen                    «Unsere Erwartungen waren hoch, wir selber
nötigen personellen Ressourcen, um            und zu managen, denn ohne Risiko                         haben mit Abstrichen gerechnet, doch
die Prozesse steuern zu können.               gibt es keine Innovation.                                letztlich haben wir sogar noch mehr erhalten,
                                                                                                       als wir uns selber bei der Konzeption des
Können Marktforschungsergebnisse             Alles in allem: Was ist das Erfolgs­                      Projektes vorgestellt ­haben!»
Ihre Entscheidungen beeinflussen?            rezept für ein neues Produkt?
Ja. Vor allem kann es passieren, dass        Ein gutes und innovatives Konzept                         Diese äusserst erfreuliche Bilanz zog
man eine Vorstellung des Marktes oder        muss in einem Satz beschreibbar und                       kürzlich einer unserer Grosskunden im
der Kunden hat, die in dieser Form           möglichst mit einem konsumentenrele-                      Rückblick auf das erste gemeinsame
                                             vanten USP versehen sein.                                 ­Projektjahr. Gibt es ein schöneres Fazit
                                                                                                        nach Monaten intensiver Zusammen-
 Ein leidenschaftlicher                      In welche Richtung geht die Pro-                           ­arbeit mit guten und schlechten Zeiten?
 Schlagzeuger                                duktforschung? Gibt es Trends?
                                             Produktforschung ist ein Prozess, der                     Ja, und ob: Wir können von unserer Seite
                                             sich kontinuierlich neu erfindet. Man                     mit einem gewissen Stolz sagen, dass
                                             muss sich immer aufs Neue anpassen                        wir viel dazugelernt haben und zur Freude
                                             und sich dann wieder hinterfragen. Klar                   aller Beteiligten – Auftraggeber, Befragte
                                             gibt es Trends und klar muss man sie be-                  und Befragende – gemeinsam neue und
                                             greifen und auch daran arbeiten. Die                      nachhaltige Lösungen geschaffen haben.
                                             Gesellschaft verändert sich rapide und                    Das ist es, was unseren Beruf so spannend
                                             ihre Bedürfnisse und Gewohnheiten                         und interessant macht. Und nur so können
                                             auch. Es ist ein Feld, das sehr interessant               wir h
                                                                                                           ­ offen, auch in Zukunft solch schöne
                                             ist und wo es viele Chancen gibt. Natür-                  Komplimente zu erhalten.
                                             lich mit der richtigen Unterstützung …
                                                                                                       Denn Kunden fordern uns mit ihren an-
                                             Und wohin bewegt sich die Lebens-                         spruchsvollen Aufgaben, die Gesellschaft
                                             mittelbranche selbst?                                     fordert uns mit ihrem steten Wandel und
                                             In der Convenience-Branche gehen die                      die Technik wird immer komplexer, noch
 Daniel Bächler (46) ist verheiratet         Trends in Richtung Frische, Gesundheit,                   schneller und noch hybrider. Je besser es
 und Vater eines Sohnes und einer            Natürlichkeit. Also ohne Farbstoffe und                   uns gelingt, diese Herausforderungen zu
 Tochter und wohnt mit seiner Fami-          Konservierungsmittel produziert, mit                      meistern, desto grösser ist die Freude und
 lie in der Nähe von Luzern. Der             hoher Qualität, salzreduziert und fet-                    Befriedigung aller am Prozess Beteiligten.
 ­Hobby-Schlagzeuger isst gerne und          toptimiert. Kleinere Marken sind da
  betätigt sich sportlich mit Bike           agiler und schneller, können aber mit                     Woran unsere Mitarbeitenden in den
  und Ski. Nach seinem Betriebsöko-          neuen Produkten auch härter fallen, da                    letzten Monaten erfolgreich gearbeitet
  nomiestudium hat er einen General          oftmals zu wenig Vermarktungsmittel                       haben und was dabei herausgekommen
  MBA an der HSLU absolviert. Seit           zur Verfügung stehen. Daher ist die                       ist, er­fahren Sie einmal mehr aus den
  Mai 2016 ist Bächler Leiter Marke-         Kenntnis des Marktes und der Konsu-                       vor­liegenden News. Ich wünsche Ihnen
  ting und ­Innovation der Le Patron         menten wichtig.                                           viel Spass bei der Lektüre!
  Orior Menu AG. Zur Orior-Gruppe
  zählen unter anderem Brands wie           * Der Fragesteller ist Leiter der Marktorganisation        Roland Huber, geschäftsleitender Partner
                                              und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung
  Rapelli und ­Albert Spiess.                 bei DemoSCOPE und betreut die Mandate der Le
                                              Patron Orior Menu AG.

                                                                                                          DemoSCOPE news 2 / 2016           3
News Warum neue Produkte getestet werden müssen - Interview: Demoscope
Meinungsforschung

    Olympia in der Schweiz?
       Ein solcher Winter-Event würde die Gunst der Schweizer Bevölkerung finden,
       sagt eine Befragung, die DemoSCOPE in Eigenregie realisiert hat.

       Michael Buess*

                                                                                                      zeigt sich, dass die Unterstützung für
                                                                                                      eine Kandidatur insbesondere bei den
                                                                                                      Jüngeren und in der Westschweiz
                                                                                                      überdurchschnittlich stark ist. Zwei
                                                                                                      Drittel der Bevölkerung sind zudem zu-
                                                                                                      versichtlich, dass eine Schweizer Kandi-
                                                                                                      datur gegen Bewerbungen aus ande-
                                                                                                      ren, grösseren Ländern durchaus eine
                                                                                                      Chance hätte.

                                                                                                     75 % der Befragten erwarten von mög-
                                                                                                     lichen Winterspielen in der Schweiz
                                                                                                     einen positiven Effekt auf die Schwei-
                                                                                                     zer Tourismusindustrie und 66 % sind
                                                                                                     der Meinung, dass die bereits vorhan-
                                                                                                     dene Infrastruktur die Schweiz zum
                                                                                                     idealen Kandidaten für Winterspiele
                                                                                                     mache. Trotzdem ist eine knappe
                                                                                                     Mehrheit von 55 % der Ansicht, dass
                                                                                                     die Kosten für den Steuerzahler den
                                                                                                     Nutzen für die Allgemeinheit überwie-
                                                                                                     gen würden.

                                                                                                      Die Schweizer Bevölkerung scheint da-
                                                                                                      bei klar ein dezentrales Projekt zu fa-
                                                                                                      vorisieren (59 %). Von den regionalen
                                                                                                      Projekten erreichte das Projekt Grau-
                                                                                                      bünden mit 18 % noch die höchste
                                                                                                      Zustimmung. Interessant ist, dass die
                                                                                                      regionalen Projekte auch in den betrof-
                                                                                                      fenen Regionen keine mehrheitliche
                                                                                                      Zustimmung erreichen. In allen Regio­
                                                                                                      nen der Schweiz wird von einer Mehr-
                                                                                                      heit ein dezentrales Projekt gegenüber
                                                                                    Bild: Keystone

                                                                                                      einem regionalen favorisiert.

                                                                                                      Die Befragung fand kurz vor den Olym-
    Kommen die olympischen Ringe 2026 in unser Land?                                                  pischen Sommerspielen 2016 in Rio de
                                                                                                      Janeiro statt. Deshalb wurden dabei
       Bereits heute wird in der Schweiz über   Zwei planen eine dezentrale Kandida-                  auch die Erfolgserwartungen an das
       eine mögliche Kandidatur für die         tur, bei der die Wettkämpfe über die                  Schweizer Team abgeholt. Sie erwiesen
       Olympischen Winterspiele im Jahr 2026    ganze Schweiz verteilt durchgeführt                   sich im Nachhinein als sehr realistisch.
       diskutiert. Das hat auch damit zu tun,   würden.                                               Die Schweizer Bevölkerung ging von
       dass bis Ende Mai bei Swiss Olympics                                                           fünf bis sechs Medaillen aus. Zusam-
       nicht weniger als fünf Kandidaturpro-    Grundsätzlich steht die stimmberech-                  mengekommen sind bis zum Schluss
       jekte eingereicht wurden. Drei davon     tigte Bevölkerung einer Olympiakandi-                 tatsächlich sieben, drei goldene und je
       sind regionale Projekte aus der West-    datur der Schweiz positiv gegenüber.                  zwei silberne und bronzene.
       schweiz/Bern, aus Graubünden und         57 % würden nach heutigem Stand bei
       aus der Zentralschweiz, wobei Letzte-    einer Volksabstimmung einer Kandida-                 * Der Autor ist Projektleiter bei DemoSCOPE und für
       res unterdessen zurückgezogen wurde.     tur der Schweiz zustimmen. Dabei                       diese Studie verantwortlich.

   4           DemoSCOPE news 2 / 2016
News Warum neue Produkte getestet werden müssen - Interview: Demoscope
Energie

Minergie ist ein Erfolgsmodell
Eine Erfolgskontrolle im Auftrag des Bundesamts für Energie, an der DemoSCOPE
zusammen mit econcept und Lemon Consult beteiligt war, zeichnet ein weitgehend
positives Bild.

Meta Lehmann und Werner Reimann*

                                                                                                            sie über einen ähnlichen Informations-
                                                                                                            stand und ein ähnliches selbstberichte-
                                                                                                            tes Verhalten im Umgang mit tech-
                                                                                                            nischen Anlagen.

                                                                                                            Die Online-Umfrage wurde ergänzt
                                                                                                            durch persönliche qualitative Ge-
                                                                                                            spräche mit 51 Personen. Diese Ge-
                                                                                                            spräche zeigten nicht zuletzt auf, dass
                                                                                                            Minergie an Vorsprung eingebüsst hat,
                                                                                                            weil auch beim konventionellen Bauen
                                                                                                            technologische Fortschritte erzielt wur-
                                                                                                            den. Ferner wurde in diesen Gesprä-

                                                                                       Bild: iStockphoto
                                                                                                            chen deutlich, dass die Marke Minergie
                                                                                                            aufgrund ihres Qualitätsanspruchs
                                                                                                            auch ein nicht unwichtiges Verkaufsar-
                                                                                                            gument darstellt.
Viele, die mit Minergie bauen oder in solchen Gebäuden wohnen, heben den Qualitäts-
und Innovationsvorsprung gegenüber konventionellen Bauten hervor.
                                                                                                            Die abschliessende Energieverbrauchs­
Minergie hat in der Schweiz eine be-         jedoch den Qualitäts- und Innovations-                         analyse bei 214 Gebäuden (Einfami-
achtliche Ausbreitung erreicht. Ende         gewinn bei Minergiebauten gegenüber                            lienhäuser, Mehrfamilienhäuser und
August dieses Jahres umfasste die Da-        konventionellen Gebäuden höher ein als                         Verwaltungsbauten) zeigte, dass die
tenbank des Vereins Minergie insge-          diejenigen aus dem M     ­ uKEn-Umfeld.                        Einfamilienhäuser in allen untersuchten
samt 42 442 Objekte. Das Bundesamt           Knapp vier von fünf Bauherrschaften                            Minergie-Standards (Minergie Neubau,
für Energie (BFE) liess deshalb erstmals     würden auch heute wieder nach dem                              Minergie Umbau und Minergie-P Neu-
in der ganzen Breite eine Erfolgskon-        gleichen Minergie-Standard bauen, nur                          bau) die Grenzwerte im Median einhal-
trolle zum Bauen mit Minergie durch-         ganz wenige überhaupt nicht mehr in                            ten. Die Mehrfamilienhäuser und die
führen. Um allfällige Unterschiede zwi-      Minergie. Dies ist ein klares Indiz für ei-                    Verwaltungsbauten halten die Grenz­
schen dem Bauen mit erhöhten                 ne hohe Zufriedenheit der Bauherr-                             werte in je zwei der drei Standards ein
Umweltanforderungen und konventio-           schaften mit Minergie.                                         bzw. liegen im Fall der Minergie-P-
nellem Bauen zu ermitteln, wurden                                                                           Mehrfamilienhäuser nur ganz knapp
auch Gebäude einbezogen, die den             Die hohe Zufriedenheit bei den Miner-                          darüber. Mehrheitlich nicht eingehal-
Mustervorschriften der Kantone im            gie-Bauherrschaften fand ihre Entspre-                         ten werden die Grenzwerte hingegen
Ener­giebereich (MuKEn) folgen.              chung bei den aktuellen Nutzenden.                             bei den MuKEn-Mehrfamilienhäusern.
                                             Im Vergleich erwiesen sich Nutzende                            Die festgestellten Ab­weichungen be-
 Im Rahmen einer breit angelegten, von       aus Minergie-Liegenschaften als zufrie-                        deuten nicht, dass die entsprechenden
 DemoSCOPE durchgeführten Online-Be-         dener, was Schallschutz, Schutz vor                            Gebäude den Standard nicht einhalten,
fragung verschiedener Zielgruppen mit        Zug­luft und Schutz vor Kochgerüchen                           sondern dass zum Beispiel wegen Nut-
 insgesamt 3903 Antworten wurde deut-        betrifft. Hingegen empfanden sie die                           zer- oder Betriebseinflüssen die Pla-
 lich, dass die Bauherrschaften und          Luft in ihren Räumen im Winter häu-                            nungswerte überschritten werden. Die
Architekten im Minergie-Umfeld eine
­                                            figer als zu trocken. In Vielem fielen die                     Studie gibt Hinweise darauf, dass der
 energiebewusstere Einstellung mitbrin-      Antworten der Nutzenden aus Miner-                             nicht optimale Betrieb der Gebäude-
 gen als die Antwortenden aus dem            gie- und MuKEn-Gebäuden praktisch                              technik zu Überschreitungen führt.
­MuKEn-Umfeld. Der Planungs- und Bau-        deckungsgleich aus.
                                                                                                           * Die Autorin war Projektleiterin dieses Mandats
 prozess wird von den Betroffenen bei                                                                        seitens des im Thema Energie stark verankerten
Minergiebauten, verglichen mit Mu-           Auch bei den Betreibenden deckten                               Beratungsunternehmens econcept; der Autor
KEn-Gebäuden, in verschiedener Hin-          sich viele Antworten aus dem Miner-                             ist Leiter der Sozialforschung bei DemoSCOPE. –
                                                                                                             Der vollständige Bericht kann heruntergeladen
sicht als aufwändiger erlebt. Die Zielper-   gie-Umfeld mit denjenigen aus dem                               werden auf http://www.demoscope.ch/ueber-uns/
sonen aus dem Minergie-Umfeld stufen         MuKEn-Umfeld. Namentlich verfügen                               medienspiegel

                                                                                                                    DemoSCOPE news 2 / 2016                    5
News Warum neue Produkte getestet werden müssen - Interview: Demoscope
MACH Radar

                                                                                                                                               Bild: zVg
    Fahrt durch die Schweizer Werthaltungen mit dem PKS Das Psychologische Klima der Schweiz von DemoSCOPE.

   MACH Radar – das «Navi der Schweiz»
   Die Radar-Psychografie von DemoSCOPE ermöglicht seit über 40 Jahren eine
   Zeitreise durch die Werthaltungsveränderungen in der Schweiz.
   Stefan Klug*

   PKS Das Psychologische Klima der            Mit dieser Zeitreihe lässt sich eine ein-    • Sie fahren 107 km/h. Folgen Sie
   Schweiz ist eine epochale Idee von          malige Zeitreise antreten. Wir messen          der Route ab 1990 in Richtung Nord.
   DemoSCOPE-Gründer Werner Wyss.              mit unseren Daten aus 40 Jahren Ra-            Biegen Sie im Jahr 1995 ab in
   Seit 2006 ist es unter dem Namen            dar-Psychografie aber nicht nur die            Richtung SüdWest zu den konformen
   MACH Radar in die grösste Erhebung          Richtung der Veränderung, sondern              Hedonisten.
   zur Mediennutzung, der MACH, inte-          auch die Geschwindigkeit, mit der die-
   griert und zeigt auf, wie sich die          se Veränderung geschieht. Starten Sie        • Bitte wenden. Sie fahren 24 km/h.
   Schweiz über die letzten 40 Jahre ver-      mit uns das «Navi der Schweiz» und             Wechseln Sie die Fahrtrichtung 2000
   ändert hat. Die aus dem PKS hervorge-       beginnen Sie die Zeitreise:                    nach NordWest. Folgen Sie der
   gangene Radar-Psychografie erfüllt                                                         Route in Richtung erfolgshungrige
   viele Funktionen. Zum einen dient sie       • Sie starten 1974 und fahren                  Hedonisten.
   als klassisches Segmentierungsverfah-         92 km/h Richtung NordWest zu den
   ren für Märkte. In einem Raum mit ver-        erfolgshungrigen Hedonisten.               • Wechseln Sie die Fahrtrichtung
   schiedenen Charaktermerkmalen – den                                                        2005 nach West. Sie fahren jetzt
   elf Radar-Typen – können Marken, Me-        • Biegen Sie im Jahr 1975 nach Nord            18 km/h in Richtung Aussenorien-
   dien oder Einstellungen projiziert wer-       ab und folgen Sie dem Routenverlauf          tierung. Wechseln Sie die Fahrtrich-
   den, um zum Beispiel Marketingstrate-         während fünf Jahren in Richtung              tung 2010 in Richtung NordOst.
   gien auf Segmente auszurichten.               progressiv.
                                                                                            • Sie fahren mit 79 km/h in Richtung
   Stoff für eine Zeitreise                    • Sie fahren jetzt 95 km/h. Biegen             innenorientiert-progressiv. Biegen
   Eine zweite Funktion liegt in der Trend-      Sie 1980 ab in Fahrtrichtung West zu         Sie in fünf Jahren ab in Richtung …
   analyse. Die seit 1974 jährlich durchge-      den extravertierten Materialisten.           Fortsetzung folgt!
   führte Studie misst Werthaltungen der
   Schweizer Bevölkerung auf die immer         • Sie fahren nun 183 km/h in Richtung
   gleiche Art und Weise. Dadurch lassen         Aussenorientierung. Wechseln Sie
   sich die Veränderungen der einzelnen          im Jahr 1985 die Fahrtrichtung nach
   Segmente und der Schwerpunkte auf-            NordOst zu den risikofreudigen            * Stefan Klug ist Produktionsleiter bei DemoSCOPE
   zeigen.                                       Nonkonformisten.                            und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung.

   6        DemoSCOPE news 2 / 2016
News Warum neue Produkte getestet werden müssen - Interview: Demoscope
Die Kommunikation der 11 Psychogrammfelder

     Die Kommunikation                                    Nord – Anspruchsvolle Hedonisten
     der 11 Psychogramm-                                Die Marketingkommunikation muss starke Sinnesreize vermitteln; der intellek-
     felder                                             tuelle Anspruch ist bedeutend höher als beim Durchschnitt. Ihr Informationsverhal-
                                                        ten entspricht am ehesten der Vorstellung von der Multimedia-Generation.
                                                        Unterschiedlichste Media werden oft gleichzeitig konsumiert. Die Aufnahmefähig-
                                                        keit ist dabei gross, in ihrem Filter bleibt allerdings nur das hängen, was sie
                                                        besonders interessiert.

       NordWest – Erfolgshungrige                                        NordMitte – Risikofreudige                                   NordOst – Risikofreudige
       Hedonisten                                                        Durchsetzer                                                  Nonkonformisten
      Zugehörige des NordWest-Feldes sind sehr positiv                 Mit NordMitte kommuniziert man mit Vorteil auf einem         Ihre Einstellung zur Werbung ist kritischer als bei
      gegenüber der Werbung eingestellt und betrachten                 hohen intellektuellen Niveau. Gepflegte Kommuni-             allen anderen Zielgruppen (ausser Ost). Sie reagieren
      sie auch als Unterhaltung. Entsprechend kritisch                 kation schätzt die Zielgruppe durchaus auch in Form          negativ auf inhaltliche Mängel, auf Werbung für
      reagieren sie, wenn sie sich falsch angesprochen                 von Werbung. Der Informationsgehalt sollte dabei             Produkte, die sie nicht mögen, aber auch auf, ihrer
      fühlen. Der Medienkonsum ist hoch. Im TV- und                    höher sein als für andere Zielgruppen. Die bevor-            Ansicht nach, schlechte Umsetzung in Wort und Bild.
      Printbereich ist allerdings sehr auf die Differenzierung         zugten Medien sind Tageszeitungen und Magazine               «Nordostler» lesen sehr viel (Bücher und intellektuell
      nach passenden Titeln und Sendern zu achten.                     aus dem Bereich Politik, Gesellschaft, Kultur.               anspruchsvolle Printmedien aller Art), gehen auch
      Special Interest-Publikationen haben hier eine grös-             TV-Werbung und Radiospots werden hier weniger                gelegentlich ins Kino und sie beachten häufig
      sere Bedeutung. Plakate und Kino sind ebenfalls                  beachtet. Kinowerbung und Plakate erzielen                   Plakate. Radio ist bei ihnen beliebter als TV, Direct
      gute Werbeträger. Die Vorliebe für eine intensive                wiederum mehr Wirkung als beim Durchschnitt.                 Mail hingegen stellt ein klares Ärgernis dar.
      Nutzung des Internet teilen sie mit anderen progres-
      siven Feldern.

       West – Extravertierte Materialisten                               Mitte – Durchschnittsschweizer                               Ost – Introvertierte Moralisten
      Der Werbestil ist «Mainstream par excellence».                   Die beste Kommunikation ist hier diejenige, die in           Der Werbestil für diese Zielgruppe ist sehr
      Marken, die längeren Bestand aufweisen, nehmen                   allen Feldern gut ankommt, basierend auf den                 zurückhaltend, informativ, klar und ohne Schnörkel.
      sehr oft ihren Weg von Nord nach NordWest und                    absoluten Spitzenreiterwerten, auf einem möglichst           Ein nüchterner Stil ist besser akzeptiert als
      schliesslich nach West. Apelle an die bürgerlich-                hohen Sympathie-Niveau und erst noch einem gewis-            hedonistische Darstellungen. Gesellschaftliche Werte
      materialistischen Werte, Illustration von Werthaltun-            sen Schwerpunkt in der Mitte.                                (Familie, Solidarität mit Benachteiligten, Verantwor-
      gen wie Gepflegtheit und Besitz (Prestige) verfehlen                                                                          tung für gesamtgesellschaftliche Anliegen) kommen
      hier selten ihre Wirkung. Die Hauptmedien sind                                                                                dagegen gut an. Printmedien der ernsthafteren Art
      Zeitschriften, Regionaltitel, Boulevardunterhal-                                                                              – wie Tageszeitungen und Familienzeitschriften – sind
      tung in Print und TV. Besonders wirksam sind Direct                                                                           die wirksamsten Träger solcher Botschaften. TV und
      Mails, Aktionen, Wettbewerbe und POS-Aktivi-                                                                                  vor allem Direct Mailings sind dagegen weniger
      täten.                                                                                                                        beliebt.

       SüdWest – Konforme Hedonisten                                     SüdMitte – Verlässliche                                      SüdOst – Selbstkontrollierte
      Eine treffliche Ansprache in der Werbung scheint
                                                                         Sicherheitsbedachte                                          Verwurzelte
      problemlos: die Argumente und Symbole für                        Vertrauen schaffen ist hier eine absolute Kernauf-           In der Ansprache und Argumentation ist speziell dem
      nationale Werte und das Zelebrieren dieses                       gabe in der Marketingkommunikation. Der geeignete            Sicherheitsaspekt (Handhabung, Gesundheit, Pro-
      kleinbürgerlichen Lebensstils bietet keine besonderen            Werbestil für SüdMitte ist deshalb näher bei dem für         duktgarantie) grosse Bedeutung beizumessen. Die
      Schwierigkeiten. Am besten wird sie verbunden mit                Ost propagierten; d.h. zurückhaltender als der bei           Botschaft für diese Zielgruppe ist sicher nicht hedo-
      dem moderneren verbalen und visuellen Stil, der                  den Materialisten erfolgsorientierte, hedonistische          nistisch, eher aber ruhig und beruhigend. Aktionen
      auch zu West und NordWest passt. Geeignete                       Stil. Die Medien mit der höchsten Affinität sind             sind sehr beliebt; überhaupt spielt der Aspekt Preis bei
      Medien sind u.a. die Boulevardpresse, Illustrierte,              eindeutig Fernsehen, Radio und Zeitschriften.                Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs
      Lokalradio und Fernsehen. Alle Arten von Mailings,               Zudem stossen Direct Mails auf wenig Widerstand.             eine besondere Rolle. So müssen auch die Angebote
      aber auch Coupons sind im Südwesten breit                                                                                     am POS, in Prospekten und in der klassischen
      akzeptiert.                                                                                                                   Werbung konzipiert sein. Auf wenig Akzeptanz
                                                                                                                                    stossen hingegen Sponsoring und Direct Mails.

                                                          Süd – Friedfertige Verwurzelte
                                                        Reine Werbestile für die Konservativsten findet man selten; meistens handelt es
                                                        sich um mehr oder weniger gelungene Kombinationen mit andern konservativen
                                                        Feldern. Anzusprechen sind in jedem Falle (mit moderneren Elementen kombi-
                                                        niert) die Verwurzelung («Traditional Swissness») und vor allem auch Sicher-
                                                        heitsfragen, Aspekte der Gesundheit und Convenience. Punkto Medien findet
                                                        hier die stärkste Konzentration auf TV, aber auch auf kleinere Regional- und
                                                        Lokalzeitungen, Anzeiger sowie Genossenschaftszeitungen.

12   MACH Radar                                                                                                                              DemoSCOPE news 2 / 2016                      7
News Warum neue Produkte getestet werden müssen - Interview: Demoscope
Rückblick

                            Vor 30
                            Jahren
                                                                                                         Der richtige Kopf zum
                                                                                                         Buch verursachte einiges
                                                                                                         Kopfzerbrechen.

                                                                                              g
                                                                                         : zv
                                                                                        Bild
       Berufsimage, leichte Nahrung
       und ein Konsumentenkopf
       Was vor 30 Jahren die Marktforschungsszene Schweiz bewegte.

    Manchmal braucht es etwas Mut, Be-       Nahrung mit weniger Kalorien durch-          Ferner wurde danach gefragt, ob es
    fragungsergebnisse zu veröffentlichen.   setzen werde. Bei der «Arbeiterklasse»       der Schweiz in den nächsten zehn bis
    Da hatten die DemoSCOPE-Forscher         (Originalton) waren es sogar bloss           zwanzig Jahren gelingen werde, die
    vor 30 Jahren nach dem Ansehen ver-      40 Prozent. Damit erwies sich die Ten-       anstehenden Probleme zu bewältigen.
    schiedener Berufe gefragt. Ganz oben     denz zu leichter Nahrung zwar immer          Drei Viertel aller Schweizer gaben sich
    rangierten erwartungsgemäss Arzt,        noch als der stärkste von acht über die      damals zuversichtlich.
    Rechtsanwalt, Hochschulprofessor und     Zeit hinweg beobachteten Ess-Trends.
    Pfarrer. Am anderen Ende der Skala la-   Die Light-Nahrung war aber gegenüber                            ***
    gen hingegen Berufsoffizier, Marke-      1979 eindeutig im Rückgang begriffen,
    ting-Spezialist, Werbefachmann und –     weshalb DemoSCOPE bang fragte:               Als neueste technische Errungenschaft
    ganz am Schluss – Marktforscher…         Steuern wir auf eine Zeit der schwam-        hatte sich DemoSCOPE kürzlich eine
                                             migen, wohlbeleibten Schweizer zu?           erste «Computer Graphic Station» zu-
                      ***                    Einen kleinen Lichtblick stellten da die     gelegt, die mit einem IBM AT 03, Plot-
                                             Frauen, insbesondere die Hausfrauen,         master und Editierpult ausgerüstet
    Firmengründer Werner Wyss war daran,     dar. Sie waren etwas mehr von der Zu-        war und sich der Mirage-Software von
    ein Buch zum Thema «New Marketing»       kunft kalorienarmer Nahrung überzeugt.       Computer Graphix Wetzikon bediente.
    zu schreiben, und brauchte dafür auch                                                 Seither würden täglich Dutzende von
    einen Buchumschlag. Es wurde ihm ein                      ***                         attraktiven, farbigen Grafiken erstellt,
    Grafiker empfohlen, der auf «New                                                      die den Kunden für 55 Franken pro
    Age»-Literatur spezialisiert war und     Die EU war noch längst nicht in Sicht.       Stück verrechnet würden, hiess es
    prompt einen Vorschlag lieferte, der     Dennoch glaubten 40 Prozent der be-          stolz.
    «einen verklärten Konsumenten mit        fragten Schweizer vor 30 Jahren, dass
    Strahlenkranz» zeigte. Die Überarbei-    sich Westeuropa «unter grossen An-
    tung wurde dann aber so lange sach-      strengungen» näherkommen werde,                   In dieser Rubrik picken wir
    buchgerecht zurechtgetrimmt, «bis der    weitere 38 Prozent waren der Ansicht,             Reminiszenzen heraus, die 1986
    abgebildete Kopf tatsächlich für einen   das Näherrücken werde «automa-                    im Info-Bulletin von DemoSCOPE
    Konsumenten stehen konnte».              tisch», ganz ohne spezielle Anstren-              zu lesen waren. Der Vorgänger
                                             gungen erfolgen. Umstritten war                   der DemoSCOPE news war ein
                      ***                    schon damals, ob sich die Schweiz die-            einfacher, mit Kugelkopfschreib-
                                             ser Entwicklung anschliessen (46 Pro-             maschine geschriebener und
       Nur noch 49 Prozent aller Schweizer   zent) oder mit der ganzen Welt die                mit Bostitch zusammengehaltener
       glaubten damals, dass sich in den     gleichen Beziehungen (43 Prozent)                 Newsletter.
       nächsten zehn Jahren eine leichtere   pflegen solle. Elf Prozent waren ratlos.

   8          DemoSCOPE news 2 / 2016
News Warum neue Produkte getestet werden müssen - Interview: Demoscope
Sozialforschung

Hohe Inbound-Kapazitäten in vier Sprachen
Für die Strukturerhebung der Volkszählung betreut DemoSCOPE im Auftrag des
Bundesamts für Statistik eine Hotline – mit bis zu 2000 Anfragen an Spitzentagen.

Dominik Fröhli*

«Die Schweiz bleibt ein Land der Mie-
ter» oder «Patchwork-Familien sind auf
dem Vormarsch». Was sich in Form
kurzer und aussagekräftiger Zeitungs-
schlagzeilen wiedergeben lässt, basiert
auf Zahlen, die im Rahmen der grös­s­
ten Personen- und Haushaltserhebung
der Schweiz ermittelt werden: der
Strukturerhebung der Volkszählung
des Bundesamts für Statistik BFS.

Die Volkszählung hat eine lange Tradi-
tion. Von 1850 bis 2000 lieferte sie alle
zehn Jahre wichtige Strukturinforma­
tionen zur Schweizer Bevölkerung. Seit
2010 wird die Volkszählung im Einjah-
resrhythmus durchgeführt. Einerseits

                                                                                                                                 Bild: iStockphoto
werden dabei Daten der administrativen
Einwohnerregister der Gemeinden und

                                                                                                                                                     Bild: istock.com
Kantone sowie der Bundespersonenre-
gister und des Eidgenössischen Gebäu-
de- und Wohnungsregisters erhoben.
Andererseits werden die traditionellen
Volkszählungsmerkmale, die nicht in         Grosse Erhebungen wie die Volkszählung lösen immer auch Rückfragen aus.
den Registern enthalten sind, in einer
grossen Stichprobenerhebung, der            Anlaufstelle, an die sich die ausgewähl-    Insgesamt setzen die Vielfältigkeit der
Strukturerhebung, erfragt. Dabei wird       ten Zielpersonen bei Bedarf wenden          Hotline-Aufgaben, die umfangreichen
nicht mehr die gesamte Wohnbevölke-         können. DemoSCOPE betreut daher im          Betriebszeiten, hohe Kontaktzahlen an
rung, sondern jeweils rund 3 % der in       Auftrag und Namen des BFS für die           Peak-Tagen und entsprechende Service
der Schweiz gemeldeten Personen zu          Strukturerhebungen der Jahre 2015 bis       Level Agreements ein breit aufgestell-
Themen wie Familie, Wohnsituation,          2019 eine entsprechende Telefon- und        tes Hotline-Team mit entsprechendem
Arbeit, Mobilität oder Bildung befragt.     E-Mail-Hotline. Diese kann kostenlos        Wissens- und Erfahrungshintergrund
Die vom BFS erhobenen und ausgewer-         kontaktiert werden für allgemeine oder      sowie eine reibungslos funktionierende
teten Daten erlauben eine aktuelle Be-      spezifische Auskünfte zur Erhebung, bei     Hotline-Infrastruktur voraus.
obachtung von wichtigen Verände-            konkreten Anliegen zum korrekten Aus-
rungen in der Bevölkerungsstruktur der      füllen des Fragebogens oder für die Be-     DemoSCOPE verfügt über entspre-
Schweiz und sie stellen eine zentrale       stellung von Übersetzungsbroschüren         chende Kapazitäten und die notwen-
Planungs- und Entscheidungsgrundla-         und zusätzlicher oder anderssprachiger      dige Infrastruktur. Eine professionelle
ge für Politik und Wirtschaft dar. Auf-     Fragebogen.                                 und effiziente Hotline-Lösung für die
grund der Wichtigkeit der Erhebung                                                      Bearbeitung hoher Kontaktzahlen in
wurde sie von Bundesrat und Parla-          Die Hotline wird in jedem Erhebungs-        mehreren Sprachen wird dadurch si-
ment für obligatorisch erklärt.             jahr ab Anfang Januar für gut fünf Mo-      chergestellt. Ein Angebot, das vielfältig
                                            nate betrieben, sieben Tage pro Woche       nutzbar ist.
Die Personen in der jährlichen Stichpro-    in den Sprachen Deutsch, Französisch,
be können wahlweise mittels Papier-Fra-     Italienisch und Englisch. Das Angebot
gebogen oder per Online-Fragebogen          wird rege genutzt. So gab es in diesem
teilnehmen. Um einen möglichst rei-         Jahr über 22 000 telefonische Anrufe       * Der Autor arbeitet bei DemoSCOPE im Bereich
bungslosen Erhebungsablauf und eine         und rund 3000 Anfragen per E-Mail.           Sozialforschung und im Projektteam für die
                                                                                         ­Strukturerhebung der Volkszählung. Weitere
qualitativ hochstehende Datenerhe-          An absoluten Spitzentagen verzeichne-         Informationen zur Volkszählung sind zu finden
bung sicherzustellen, braucht es eine       te die Hotline bis zu 2000 Kontakte.          unter www.volkszaehlung.ch

                                                                                                DemoSCOPE news 2 / 2016                              9
News Warum neue Produkte getestet werden müssen - Interview: Demoscope
Kundenzufriedenheit

    Der Grossteil des Potenzials liegt brach
    Spielen Meinungen von Kunden im täglichen Geschäft eine Rolle oder ist Kunden­
    orientierung ein reines Lippenbekenntnis? Zwei Befragungen von DemoSCOPE
    geben Aufschluss.

       Florian Meile*

                                                                                                                                            Bild: iStockphoto
    KuFe von DemoSCOPE hilft, den Kunden ins Zentrum zu rücken.

    Vor einem Jahr hat DemoSCOPE an            holen ein Feedback persönlich ab und            Kundenfeedbacks alleine ist es nämlich
    dieser Stelle aufgezeigt, wie die Basler   bezeichnen es als grösste Herausforde-          bei Weitem nicht getan. Relevant wird
    Versicherungen       Kundenfeedbacks       rung, dabei ehrliche Antworten zu er-           es erst, wenn die Messung auch Er-
    messen. Wichtig ist das transaktionale     halten. Dass Zweifel angebracht sind,           kenntnisse liefert und weiteres Han-
    Konzept, das direkt nach einem Ereig-      erstaunt nicht. Denn oft werden die             deln anleitet. Das ist ein Kreislauf. Pas-
    nis und nur zu diesem befragt – fokus-     Feedbacks direkt von den Mitarbeitern           siert das nicht, wird die Messung zur
    siert, kurz und relevant. Auf operativer   selbst bei ihren eigenen Kunden einge-          Alibi-Übung und kann sogar mehr
    Ebene wird Kundenfeedback nämlich          holt.                                           schaden, als dass sie nützt. Wenn sich
    nur dann relevant, wenn es schnell                                                         Kunden die Mühe machen, ein Feed-
    geht. Und das gilt umso mehr für die       So schätzen die befragten Unternehmen           back zu geben, dann sollten die Unter-
    befragten Kunden.                          die Qualität ihrer eigenen Messungen            nehmen auch darauf achten, dass die
                                               als durchzogen bis schlecht ein. Ledig-         Befragung gut gemacht ist und etwas
    «Es ist einfach schwierig»                 lich jedes zehnte Unternehmen fragt             nützt.
    Die Basler Versicherungen sind diesbe-     online nach Feedback im Anschluss an
    züglich ein Vorbild. Das zeigt eine Stu-   einen Geschäftsvorfall wie eine Offerte,        DemoSCOPE hat in den letzten Jahren
    die von DemoSCOPE gnadenlos auf.           ein Projektabschluss oder Ähnliches.            für einige grosse Organisationen Kun-
    Von 344 befragten Unternehmen ge-          Meistens gehen die zuständigen Mitar-           denfeedbacksysteme realisiert und mit
    ben 70 % an, dass sie Kundenfeedback       beiter direkt per E-Mail vor, ein Erhe-         KuFe© daraus ein Instrument entwi-
    messen. Erfreulich, die Wichtigkeit        bungsinstrument (Fragebogen) wird               ckelt, das auch kleinere Unternehmen
    scheint erkannt zu sein. Zu diesem         praktisch nie benutzt. Das Feedback             nutzen können. Ein optimal eingerich-
    Schluss könnte man gelangen, wenn          wird nicht gesammelt und ist ausserhalb         teter Kreislauf macht ein transaktio-
    da nicht die Details wären.                des Einzelfalls nicht verwertbar. Der           nales Kundenfeedbacksystem zu einem
                                               gröss­te Teil des Potenzials liegt brach. Es    innovativen, lebendigen und äusserst
    Im gleichen Zug befragte DemoSCOPE         fehlt an Unterstützung, Know-how und            leistungsfähigen Instrument für CRM,
    auch 1000 Privatpersonen zum Thema.        an einem System.                                Verkauf, Marketing und für die Ge-
    Die Hälfte gibt Feedback am liebsten                                                       schäftsleitung.
    online ab, gefolgt vom Telefon (23 %)      KuFe als Lösung
    und persönlich (12 %). Die Unterneh-       Unterstützung und ein Instrument sind
    men handeln ganz anders. Die meisten       also das A und O. Mit der Messung von          * Der Autor ist Leiter KuFe bei DemoSCOPE.

  10          DemoSCOPE news 2 / 2016
Mystery Shopping

Testkauf für Fido und Bello
Fressnapf, die grösste europäische Fachmarktkette für Tiernahrung und -zubehör,
liess die Verkaufsperformance in ihren Schweizer Filialen von DemoSCOPE untersuchen.

Stefan Holzmann*

Zwecks Überprüfung der Qualitätsstan-
dards führt DemoSCOPE in verschie-
denen Bereichen regelmässig Test-
käufe, sogenannte Mystery Shoppings
durch. Mit dieser Methode erhält man
sehr schnell direkte, detaillierte und
sehr aussagekräftige Resultate, da die
Testpersonen unmittelbar nach dem
Besuch der Verkaufsstelle ihre Bewer-
tung abgeben können. DemoSCOPE
setzt nun diese Methode im Auftrag
von Fressnapf auch für Tiernahrung
und -zubehör ein, und dies gleich in
allen 49 Filialen der Deutsch- und
Westschweiz.

Realistisches Szenario
Die Testpersonen, die zugleich auch
echte Hundebesitzer sind, erhielten
den Auftrag, jeweils eine Filiale aufzu-
suchen und sich dabei helfen zu lassen,
das geeignete Hundefutter für ihren
Liebling zu finden. Wie bei allen Myste-
ry Shoppings wurde das Szenario, also
das Vorgehen und Verhalten der Test-
personen, vorab gemeinsam mit dem

                                                                                                                                         Bild: istock.com
Auftraggeber genau definiert. Zuerst
wurde das Produkt für die Testkäufe
bestimmt. Der nächste Schritt war
dann, ein realistisches und aussage-
kräftiges Szenario zu erstellen, also die   Mystery Shopping leistet auch bei Tierfutter gute Dienste.
Vorgaben an die Testpersonen zu defi-
nieren, wie diese sich vor, während und     diesem Verhalten wurde getestet, wie          um die Bedürfnisse der Kunden. Im Be-
nach dem Besuch in der Filiale verhal-      lange es dauert, bis man in den Fress-        reich Verkauf, zu dem zum Beispiel das
ten müssen. Zum einen sind diese Vor-       napf-Filialen angesprochen wird und           Anbieten von zusätzlichen Produkten
gaben wichtig, damit eine Testperson        ob man vom Personal zum Hundefut-             oder der Hinweis auf Aktionen gehört,
als solche nicht erkennbar ist, und zum     terbereich begleitet wird. Nach zehn-         liegt hingegen noch Optimierungs-
anderen, um für alle Filialen die glei-     minütiger Wartezeit, ohne aktives Ver-        potenzial drin.
chen Voraussetzungen für eine faire         halten seitens Fressnapf-Mitarbeitenden,
Bewertung zu schaffen.                      durften die Testpersonen selber auf die       Fressnapf nutzt die Ergebnisse und
                                            anwesende Mitarbeiterin zugehen und           Handlungsempfehlungen von Demo­
Die Testperson hat in diesem Fall den       sich beraten lassen.                          SCOPE hervorragend für die interne
Auftrag erhalten, eine Filiale zu betre-                                                  Schulung der Mitarbeitenden und kann
ten und darauf zu achten, ob sie spä-       Optimierungspotenzial geortet                 sich so laufend am Markt noch besser
testens nach 15 Sekunden vom Ver-           Die Auswertungen ergaben, dass die            positionieren.
kaufspersonal begrüsst wurde oder           meisten Filialen in den Bereichen Be-
nicht. Danach sollte sie 10 Minuten         grüssung, Beratung, Verhalten an der
warten, ohne selber jemanden anzu-          Kasse sowie Umgang mit den Rabatt-
                                                                                         * Der Autor arbeitet als Koordinator Mystery
sprechen, und sich dabei nicht im Be-       karten gut bis sehr gut abschneiden.           Research bei DemoSCOPE und ist für die hier
reich des Hundefutters aufhalten. Mit       Die Mitarbeitenden kümmern sich gut            beschriebene Studie zuständig.

                                                                                                  DemoSCOPE news 2 / 2016                11
Kurz und bündig

    Neuer Projektleiter
                                                                   Milch zu bezahlen. Dies, wenn sie          tionalfonds (SNF) geförderten Wahl­
                                                                   wüssten, dass die 50 zusätzlichen Rap-     forschungsprojektes Selects von FORS
                                                                   pen dem Bauern zugutekämen, unter          Lausanne unter Professor Georg Lutz
                                                                   der Voraussetzung von fleissigem Wei-      zum sechsten Mal untersucht. Die Re-
                                                                   degang und Auslauf fürs Rindvieh. Das      sultate der von DemoSCOPE unter Lei-
                                                                   ergab eine DemoSCOPE-Befragung im          tung von René Brawand und Domi-
                                                                   Auftrag des Schweizer Tierschutzes         nik Fröhli durchgeführten Befragung
                                                                   (STS). Dieses Potenzial müsse die          zeigen: 2015 gelang es der SVP erneut
                                                                   Schweizer Milchbranche nun halt bear-      viel besser als allen anderen Parteien,
                                                                   beiten, statt zu streiten oder nur Visi-   ihre potenzielle Wählerschaft zu mobi-
                                                                   onen und Worthülsen zu entwickeln,         lisieren. Fast alle, die 2011 SVP wähl-
                                                                   kommentierte STS-Geschäftsführer           ten, gaben 2015 erneut der SVP ihre
                                                                   Hansuli Huber das Ergebnis in den          Stimme. Und wer 2011 nicht gewählt
                                               Bild: zVg

                                                                   Medien. Man müsse die Vorteile von         hatte, entschied sich überdurchschnitt-
                                                                   Schweizer Milch und die dahinterlie-       lich oft für die SVP, weil sie wichtige
    Neu bei DemoSCOPE: Michael Buess                               gende Tierhaltung besser verkaufen, so     Themen gut abdeckte.
                                                                   wie man es seit Langem in der Geflü-       Unter www.demoscope.ch/selects2015
    Seit Mai 2016 verstärkt Michael Buess                          gelbranche geschafft habe.                 kann die Broschüre mit sämtlichen Er-
    DemoSCOPE als Projektleiter im Bereich                                                                    gebnissen abgerufen werden.
    Sozialforschung. Er studierte an der
    Universität Luzern Gesellschafts- und                          Loyale Arbeitnehmer
    Kommunikationswissenschaften und                               Loyalität ist ein wichtiges Gut der So­    Reges Interesse
    promovierte im Jahr 2014 in Politikwis-                        zialpartnerschaft. 1001 Befragte der
    senschaft. Während und nach dem                                Schweizer Wohnbevölkerung schätzen
    Doktorat war Michael Buess an den                              den Anteil der loyalen Arbeitneh-
    Universitäten Luzern, Genf und Zürich                          menden auf 65 % und denjenigen der
    als Forschungsmitarbeiter in mehreren                          loyalen Arbeitgeber auf 59 %, zeigt
    vom Schweizerischen Nationalfonds                              eine Telefonbefragung von DemoSCOPE,
    (SNF) finanzierten Forschungsprojekten                         die Werner Reimann für die Ange-
    tätig. Insbesondere koordinierte er eine                       stellten Schweiz realisiert hat. Von den
    grossangelegte und vom SNF geför-                              erwerbstätigen Befragten geben nur

                                                                                                                                                              Bild: zVg
    derte Befragung zu den Demokratie-                             wenige an, am Arbeitsplatz «unloyale
    vorstellungen der Bevölkerung in vier                          Handlungen» begangen zu haben.
                                                                                                              Informierte über KuFe: Eva Bühlmann
    europäischen Ländern.                                          18 % räumen ein, Material für Privat­
                                                                   zwecke entwendet zu haben, 8 % über
                                                                   längere Zeit «gebummelt» und 4 % bei       Kundenfeedback ist essenziell für jedes
    Teurere Milch                                                  der Arbeitszeiterfassung geschummelt       Unternehmen. Das neue Instrument
                                                                   zu haben. Mehr als die Hälfte (52%)        KuFe von DemoSCOPE ermöglicht es
                                                                   bestätigen jedoch, in ihrem privaten       auch kleineren Unternehmen, die Mei-
                                                                   Umfeld über ihren Arbeitgeber «geläs­      nung ihrer Kunden systematisch und
                                                                   tert» zu haben.                            ohne grossen Aufwand abzuholen.
                                                                                                              Deshalb war DemoSCOPE am KMU
                                               Bild: iStockphoto

                                                                                                              Swiss Podium mit einem Informations-
                                                                   Durchleuchtete Wahlen                      stand präsent, wo Projektleiterin Eva
                                                                   SVP und FDP waren die grossen Ge-          Bühlmann das Produkt vorstellte. Es
                                                                   winner der Eidgenössischen Wahlen          stiess bei den anwesenden Vertretern
    Schweizer Kühe: Auch höherer Milchpreis
    möglich.                                                       2015, verloren haben die neuen Mitte-      von KMU auf reges Interesse. Mehr In-
                                                                   parteien GLP und BDP. Das Wahlver-         formationen zum Thema KuFe finden
    82 Prozent der Konsumenten wären                               halten hinter dem Resultat wurde im        Sie auf Seite 10 dieser Nummer.
    bereit, zwei Franken für einen Liter                           ­Rahmen des vom Schweizerischen Na-

        Demo SCOPE AG                                              Demo Scope Genève SA                       Impressum
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  12         DemoSCOPE news 2 / 2016
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