Ein Fest für Clara oder Clara Wieck beziehungsweise Clara Schumann in Berlin - Wohnorte und Spielstätten

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Ein Fest für Clara oder Clara Wieck beziehungsweise Clara Schumann in Berlin - Wohnorte und Spielstätten
Ein Fest für Clara oder Clara
Wieck beziehungsweise Clara
Schumann in Berlin – Wohnorte
und Spielstätten
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Nein, weder ist Heidis
Freundin Clara gemeint, noch die Zetkin, sondern Clara
Schumann. Deswegen müssen linke Politniks und Leute, die
leichte Kultur-Kost bevorzugen, dem „Fest für Clara“ nicht
fernbleiben.

Die am 13.   September 1819 in Leipzig geborene Clara Wieck ,
die am 20.   Mai 1896 in Frankfurt am Main als Clara Schumann
starb, war   die berühmteste Pianistin ihrer Zeit. Die gehobene
Musikwelt    feiert nun ihren 200. Geburtstag. Auch an der
Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin wird die Komponistin
und Pianistin gewürdigt und zwar am 1. und 2. November mit
einem Fest im Neuen Marstall.

Schließlich lebte Clara nicht nur in Leipzig, Dresden und
Düsseldorf, sondern auch in Baden-Baden, Frankfurt am Main
und: Berlin.
Ein Fest für Clara oder Clara Wieck beziehungsweise Clara Schumann in Berlin - Wohnorte und Spielstätten
Dort führt die Musikwissenschaftlerin Theresa Schlegel zu
Berliner Wohnorten und Spielstätten von Clara Schumann in der
Straße Unter den Linden: Hôtel de Russie, Redern-Palais,
Kronprinzenpalais, Jagor‘scher Saal u. a. Treffpunkt: Eingang
Neuer Marstall.

In einer Pressemitteilung der Hochschule für Musik Hanns
Eisler Berlin vom 22.10.2019 heißt es dazu: „Eine hochkarätige
Besetzung mit Professor*innen und Studierenden der Hanns
Eisler und Gästen wird das Leben von Clara Schumann an zwei
Tagen musikalisch und in Lesungen durchwandern, ihr Werk
belauschen und beleuchten. An die 70 Mitwirkende in Konzerten,
Lesungen, Vorträgen, in einem Theaterstück, bei einem
Stadtspaziergang und in einer Ausstellung werden sich dieser
außerordentlichen     Künstlerpersönlichkeit     widmen.    Die
künstlerische Leitung hat die Pianistin Claar ter Horst.“

Mehr Informationen im Weltnetz unter Ein Fest für Clara.

Klassik              an        der         Küste             –
Musikfreunde kommen im Grand
Hotel Heiligendamm auf ihre
Kosten
Bad   Doberan-Heiligendamm,   Deutschland   (Kulturexpresso).
Heiligendamm, das älteste aller deutschen Seebäder, trumpft
mit seiner Lage am Ostseestrand, der Umgebung von Steilküste,
sanften Dünen und Wald. Hier lockt das Grand Hotel
Heiligendamm mit Angeboten in Sachen Gastronomie und Wellness.
Doch auch Kulturfreunde kommen in dem Luxushotel auf ihre
Kosten. Davon zeugt schon die vielseitige, gut sortierte
Bibliothek, die sich in einem Lesekabinett mit gemütlichen
Sesseln befindet.

Regelmäßig
veranstaltet das Haus Lesungen und Konzerte, die gegen
Eintritt auch
Nicht-Hotelgästen zugänglich sind. Ein Highlight ist die Reihe
„Freitagskonzerte“, die seit
sechs Jahren läuft und monatlich an einem Freitag über die
Bühne
geht.

Damit knüpft das
Grand Hotel Heiligendamm, dessen Ensemble von Bade-
und Logierhäusern zwischen 1793 und 1870
entstand, an seine kulturelle Tradition an: Seit jeher finden
musikalische Veranstaltungen im prächtigen klassizistischen
Ballsaal
des Kurhauses statt.
Wir besuchten Ende
2018 ein „Freitagskonzert“ mit
den Schauspielern Nadja Becker und Steffen Groth.
Sie lasen Rainer Maria Rilke:
Impressionen von dessen winterlicher
Spanienreise sowie aus dem Briefwechsel
des Dichters mit angebeteten Damen, Lou Andreas-Salomé oder
Marie von Thurn und Taxis. Der Gitarrist
Heiko Ossig umrahmte die Lesung mit
leidenschaftlichen spanischen Klängen.

„Jedes
Freitagskonzert ist einzigartig“, sagt Susan Franke,
Kulturdirektorin des Grand Hotels Heiligendamm. „Wir laden
renommierte Künstler ein, die zur selben Zeit sonst nicht in
Mecklenburg-Vorpommern zu erleben sind.“

Höhepunkt der
ersten Jahreshälfte ist das „Chamber Music Fest am Meer“
vom 25. bis 28. April. Hier hält die Geigerin Franziska
Hölscher das Szepter in der Hand, die einige
ihrer Freunde und Kollegen zum gemeinsamen Musizieren einlädt.
Mit
von der Partie sind zum Beispiel der Klarinettist Sebastian
Manz und die Pianisten Marianna Shirinyan
und Aaron Pilsan –
allesamt preisgekrönte Künstler.

Franziska Hölscher,
in diesem Jahr „Artist in Residence“ des Hotels, ließ sich
von der rauen Schönheit der Natur um Heiligendamm zum
Festivalmotto
„Landscapes“ anregen. „Komponisten
wie Beethoven, Brahms oder Sibelius haben Erfahrungen
in der Natur, etwa Begegnungen mit den Alpen oder dem Meer,
immer wieder als Auslöser zum Komponieren
genutzt“, sagt die Geigerin.

Das
Rezitationskonzert „Landschaften“
entwarfen Hölscher und die Pianistin Marianna Shirinyan
zusammen mit dem 2016 verstorbenen Publizisten
Roger Willemsen. „Bei der
Programmgestaltung ging es uns um Brückenschläge zwischen
Klanglandschaften und Sprachlandschaften, um Wechselwirkungen
zwischen Wort und Musik“, erzählt
Hölscher. In Heiligendamm werden die
Stationen dieser Reise –
von der Schwäbischen Alb bis
zum isländischen Örtchen Ísafjörður –
von dem Schauspieler Walter Sittler
vorgetragen.

Dem „Chamber Music Fest am Meer“ folgen weitere hochkarätige
Konzerte. Am 31. Mai reisen die estnischen Zwillinge Triin
Ruubel und Kärt Ruubel an. Triin ist Konzertmeisterin beim
Estnischen Staatlichen Symphonieorchester; Kärt eine gefragte
Pianistin. Am 19. Juni ist dann der bekannte Geiger Daniel
Hope mit dem kalifornischen New Century Chamber Orchestra zu
Gast.

Während bei den
„Freitagskonzerten“ renommierte Künstler spielen, kommt in
der monatlichen Reihe „Carte blanche“ der Nachwuchs zum
Zuge: Studenten der Rostocker Musikhochschule bieten eine
Bandbreite
von Klassik über Jazz bis zur Operette. Das Hotel legt
Musikfreunden
eine Jahreskarte ans Herz.

Alljährlich wählt
das Publikum seinen Favoriten für einen Förderpreis, was mit
einem
weiteren Gastspiel im Grand Hotel Heiligendamm verbunden ist.
Publikumslieblinge 2018 waren sechs junge Sängerinnen, die in
Rostock bei der Sopranistin Martina Rüping
studieren. Im Preisträgerkonzert am 7. Juli 2019 erfreuen sie
das
Heiligendammer Publikum erneut mit Arien aus Opern und
Operetten.

Auch das Frühförder-Programm der Rostocker Musikhochschule,
die „Young academy rostock“, schickt ihre Talente nach
Heiligendamm. Am 20. April gestaltet der hochbegabte Nachwuchs
ein Osterkonzert im historischen Ballsaal.

www.grandhotel-heiligendamm.de/kultur/
Jocelyn   B.   Smith,   Otto
Waalkes   und   27   andere.
Bundespräsident         ehrt
Kulturschaffende         mit
Bundesverdienstkreuz
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Das Bundesverdienstkreuz
verbindet sie. Jocelyn B. Smith ist neben Otto und Hans Zimmer
wohl unter den bekannteren, doch darum geht es nicht. Die 29
Geehrten sind aus vielen Bereichen der Kultur.

                                  Unterstützt Bildung und
                                  Kultur, wie die Vermittlung
                                  des ABC: Bundespräsident
                                  Frank-Walter Steinmeier im
                                  September 2018 im Garten
                                  seines    Amtssitzes.     ©
                                  Foto/BU      :     Andreas
                                  Hagemoser, 2018

Am 3. Oktober war der Tag der Deutschen Einheit, am Vorabend
ehrte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier knapp drei
Dutzend Persönlichkeiten bei einem Gala-Diner im Schloss
Bellevue, dem Hauptstadt-Sitz des Bundespräsidenten der
Bundesrepublik Deutschland.

Bewusst wurden Menschen ausgewählt, die sich mit Kultur und
Bildung    beschäftigen oder durch ihre Tätigkeit darunter
fallen.    Also alles Leute, die im Kulturexpresso stehen
könnten.    16 Männer, der Rest Frauen. Rest ganz wertneutral
gemeint,   klar.

Bundesverdienstkreuz für Jocelyn B. Smith
Die Sängerin, Musikerin, Pianistin, Singer-Songwriterin,
Jazzerin, Charity-Queen und und und … ist nicht für die Anzahl
ihrer herausgebrachten CDs ausgezeichnet worden. Nicht für
ihre Arbeit mit Kindern. Sie setzte sich vor der Landminen-
Ächtungs-Konferenz in Norwegen für die Verbannung dieser
furchtbaren, erschreckenden Krieggeräte ein, die noch lange,
manchmal jahrzehntelang im Boden bleiben. Kaum Militär,
sondern vor allem Kinder sind dann betroffen und verlieren
Beine oder Leben. Im „günstigen“ Fall werden sie lebenslang zu
Sozialhilfeempfängern; ein furchtbares Los.

 Hier ist sie – Here I am. Jocelyn B. Smith und Volker Schlott
 im Ernst-Reuter-Saal in Berlin-Reinickendorf

 Gute Musik und offene Ohren. OPEN HOUSE in der Heilig-Kreuz-
 Kirche mit den „Different Voices of Berlin“ und Jocelyn B.
 Smith

„Shine a Light“ und viele andere Aktivitäten initiierte
Jocelyn B. Smith oder nahm daran teil. Doch dem Vernehmen nach
wurde ihr am 2. Oktober 2018 das Bundesverdienstkreuz für ihre
langjährige Arbeit mit den Different Voices of Berlin
verliehen. Einem integrativen Chorprojekt, das aktuell im
Theaterstück „Auf der Straße“ im Kleinen Haus des Berliner
Ensembles mitwirkt (nächste Termine um den 28.10.). Der Chor
sang schon vor Bundesministern der Justiz, Arbeit und anderen.
So vor der vielleicht-Kanzlernachfolgerin von der Leyen, als
sie andere Ressorts bekleidete.
Im Theater. Jocelyn B. Smith mit Different Voices of Berlin
 im Brecht-Theater Berliner Ensemble

Bundesverdienstkreuz auch für 28 weitere
Kulturleute
Der Tagesspiegel stellt Filmemacherin Caroline Link heraus
https://www.tagesspiegel.de/kultur/tag-der-deutschen-einheit-b
undespraesident-ehrt-29-kulturschaffende/23095084.html     und
Rainald Goetz. Filmkomponist Hans Zimmer, in seiner Branche
neben Elfman und wenigen anderen ein ganz großer Name, gehört
auch zu dem erlauchten Kreis.
Kulturexpresso berichtete über ihn.

 Zimmer im Konzertsaal – Komponist Hans Z. tritt live an
 Gitarre und Keyboard mit seiner Filmmusik auf zusammen mit
 Band, Chor, Orchester und Lebo M

Selten vor der Kamera, aber wichtig: Synchronsprecher
Christian Brückner. Verwandtschaft mit Autor Peter Brückner
war vor Redaktionsschluss nicht zu klären.

Auch aus dem Bereich Film ist die tolle Schauspielerin Julia
Jentsch.
Thomas Ostermeier ist Chef der Schaubühne. Bei weitem nicht
nur Deutsche wurden ausgezeichnet. François Ozon ist Franzose,
man denke bei Filmen unter anderem an deutsch-französische Ko-
Produktion „Frantz“.

Im Alphabet noch nach Zimmer ist Tabea Zimmermann, die
Bratsche spielt.
Auch Annette Humpe ist genau wie Jocelyn B. Smith und Frau
Zimmermann Musikerin.
Damit sind vielleicht die meisten unter den ausgezeichneten
Frauen der Musik verpflichtet.
Zwei Übersetzerinnen erhielten das Verdienstkreuz, Larissa
Bender und Anne Birkenhauer-Molad; Barbara Vinken (München)
ist Literaturwissenschaftlerin.

Jim Rakete ist Porträtfotograf; Kathrin Ollroge und Wolfgang
Tillmans sind „Fotokünstler“.

Neo Rauch ist Maler, Martin Schläpfer Choreograph.

Be van Vark Tanzpädagogin.

Chemiker und Köche, könnte man denken, hatten die Kreuz-
Vergeber nicht im Köcher. Doch Ulrich S. Schubert ist
Chemiker, er gründete 1994 die Internationale Junge
Orchesterakademie und organisiert Wohltätigkeit.

Christian Bau ist Koch aus dem Saarland. Das erinnert mich an
den Witz, wie sich in der Bahn zwei Reisende vorstellen: „Ich
bin Pfarrer aus Passau“, sagt der eine. Der andere erwidert:
„Ich bin Lüneburger Heide.“

Heute oder nie? Moon Suk wird
ihren Salon weltreisebedingt
schließen – Zu Gast: die
Pianistin Sara de Ascaniis
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Moon Suk reiste 1989 zu
einem Aufnahmestudium nach Deutschland, seitdem hat sie hier
eine beispiellose Karriere hingelegt und das Kunst- und
Musikleben entscheidend bereichert. Seit 3 Jahren ließ sie die
Berliner Salonkultur wieder aufleben und zieht hervorragende
junge Künstler an. Diesmal die Pianistin Sara de Ascaniis. Die
Italienerin ist bei der Koreanerin zu Gast, doch Länder zählen
schon lange nicht mehr in der Welt der Musik. Sprachen, ja.
Sara de Ascaniis hat beim Lesen der Noten und Partituren
zweifellos einen Heimvorteil, da sie als Muttersprachlerin
nicht erst lernen muss, was adagio bedeutet, oder andante oder
piano. Das Piano, Klavier, der Flügel ist ihr Instrument. Sie
studierte in Vicenza in Venetien, das ca. 60 Kilometer
nordwestlich von Venedig liegt. Die norditalienische Großstadt
mit etwa 112.000 Einwohnern ist unter anderem für ihre Keramik
und    Musikintrumente      bekannt.     Andrea    Palladios
Renaissancebauwerke führten zur Anerkennung eines Unesco-
Welterbes.

Sara de Ascaniis‘ Italien
Sara de Ascaniis Eltern sind Musiker, haben aber ihr aber alle
Freiheit gelassen. Nach einer Veranstaltung wiederholte die
Zweieinhalbjährige das gerade mehrfach gehörte Hauptthema am
Klavier, was bei den Eltern Erstaunen auslöste und sie langsam
an das Instrument heranführen ließ. Von Schulbeginn an begann
dann eine zehnjährige Ausbildung. Es ist diese Freiheit und
Freiwilligkeit, die Sara de Ascaniis‘ Ausdruck und Entfaltung
ermöglicht gemacht hat. „Perfekte“ Pianisten, deren
technische, teils seelenlose „Perfektion“ wenig lebendig und
noch weniger herzlich ist, deckeln einen Teil ihrer
Persönlichkeit, um in einem kleinen Teilbereich bessere
Ergebnisse zu erzielen. Professor Bernd Senf würde von
Unterdrückung der Lebensenergie sprechen.
Qualität     durch                 Freiheit             und
Freiwilligkeit
Dass Sara de Ascaniis‘ Entwicklung wunderbar und in Freiheit
geschah, ist nicht anders vorstellbar. Wenn sie als Violinduo
mit Julia Pérez Gámez auftritt, ist ihre Fähigkeit, ganz im
Spiel zu versinken und gleichzeitig perfekt mit ihrer
Partnerin zu harmonieren, voll ausgebildet. Ein Genuss, dies
zu beobachten. Der Musikgenuss ergibt sich von ganz allein.

Moon Suks Verdienst, ist es immer wieder solche begnadeten
Talente aufzuspüren, die doch sehr menschlich sind. Von Moon
Suks Kunst und Gesang – die Sopranistin beherrscht allein 500
Stücke auswendig – wäre noch viel zu berichten.

Moon Suk setzt sich in einen VW-Bus und
ist dann einfach mal weg
An dieser Stelle kurz der Hinweis, dass ihre Berliner Tage
vorübergehend gezählt sind. 2018 wird sie auf eine vielleicht
anderthalbjährige Weltreise gehen – in einem VW-Bus? – und
unterwegs mit örtlichen Künstlern auftreten. Ein Datum der
Wiederkehr wurde nicht festgelegt.

Der monatliche Salon pausiert auf
unbestimmte Zeit – was das heißen kann,
wissen wir vom ICC
Der monatliche Salon wird also ab Anfang der Jahres auf
unbestimmte Zeit aussetzen. Die 1000 glücklichen Zuhörer ihre
monatlichen Salons und diejenigen, die es bisher nicht
schafften, werden wohl jetzt zum Run auf die Eintrittskarten
ansetzen. Lediglich 50 werden für die Beletage in der
Charlottenburger Altbauwohnung am Olivaer Platz verkauft.
Als einmal 70 Musikliebhaber Einlass begehrten, wurde es
einfach zu eng.
Zu allem Guten obendrauf gibt es auch noch                    ein
selbstzubereitetes schwäbisch-koreanisches Dinner-Büfett.

Sonntag, 15. Oktober 2017: „Musikalisches Oktoberfest“ im
Salon Moon

www.moonsuk.de
(Nicht nur zum Salon, sondern auch zu Vita und Werk Moons.)

Der Salon Moon ist ja kein Auslaufmodell, aber ein Beweis für
die Wandlungsfähigkeit des „Gesamtkunstwerks“ Moon:
www.salonmoon.de

 Mond und Sterne zum Anfassen – Exklusive Kultur-und-Wellness-
 Reise mit Wladimir Kaminer und Moon Suk

Lebenspfade         jüdischer
Komponisten – Premiere des
Festivals New Life in Berlin
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). In das Jahr 2017 fällt
der 120. Geburtstag Paul Ben-Haims, mit bürgerlichem Namen
Paul Frankenburger, geboren 1897 in München. Bereits 1931
wurde er als Jude vom Augsburger Theater entlassen, floh 1933
nach Palästina und nahm dort den Namen Ben-Haim – »Sohn des
Lebens« – an. Er wurde einer der führenden Komponisten und
Kulturpolitiker in Israel, der bis zu seinem Lebensende das
Musikleben Israels prägte. Die Aufführung seiner Werke durch
Yehudi Menuhin, Jascha Heifitz, Menachem Pressler und Leonard
Bernstein machten ihn international bekannt. Bein-Haims
Schicksal teilten Dutzende deutsch-jüdische Komponisten wie
Kurt Weill, Alexander Zemlinsky, Franz Schreker, Ernst Toch,
Hanns Eisler und viele andere. Ihr Problem war: Sie hingen am
alten Leben, aber es gab kein Zurück. Sie begannen ein neues
Leben (NEW LIFE!), ohne Kenntnis der Sprache ihres Exils, ohne
Beziehungen. Viele schafften es, Fuß zu fassen, andere
verließen die Kräfte. Einige Komponisten waren eng mit dem von
Bronislaw Huberman gegründeten Palestine Symphony Orchestra
verbunden und verdankten ihm sogar das Überleben. Joseph
Kaminski, Dirigent des Warschauer Rundfunkorchesters, wurde
1937 von Huberman in das Palestine Orchestra geholt und
entging so der Verfolgung durch die Naziokkupanten.

                                  Ofra Yitzhaki am Piano auf
                                  dem New Life Festival 2017
                                  in Berlin. BU: Stefan
                                  Pribnow © 2017, Foto:
                                  Daniela Incoronato

Ben-Haims Jubiläum inspirierte die Sopranistin Mimi Sheffer,
sich der Wiederbelebung der Kunstmusik jüdisch-europäischer
Komponisten zu widmen und in Berlin das Festival NEW LIFE –
Lebenspfade – zu gründen. Drei Tage lang wurden am Wochenende
in der Sankt-Elisabeth-Kirche und in der Villa Elisabeth Werke
geflüchteter jüdischer Komponisten gespielt, vom Klaviertrio
und Streichquartett bis zur Sinfonie, darunter Uraufführungen
und deutsche Erstaufführungen. Was wie ein Anachronismus
erscheint – so die Uraufführung einer Ouvertüre von Alexander
Zemlinsky (1871-1942) – hat tragische Gründe, weil diese Werke
in Deutschland nicht gespielt werden konnten oder weil die
Noten verschollen waren oder weil sie im Exil entstanden und
eben jetzt nach Deutschland (re)importiert werden. Darüber
ließe sich lange philosophieren, doch das Entscheidende für
den Hörer war die Freude an der Entdeckung nicht erahnter
Kunstwerke.

So begannen die Berliner Symphoniker unter Leitung von Lior
Shambadal mit der Uraufführung der Ouvertüre von Zemlinsky und
dem sinfonischen Gedicht für Sopran und Orchester »Pan« von
Paul Frankenburger sowie mit der deutschen Erstaufführung des
Klavierkonzerts op. 41 (1949) von Ben-Haim, furios gespielt
von der New Yorker Pianistin Gila Goldstein. Am Sonntag
folgten das Violinkonzert von Josef Kaminski (1903-1972),
geschrieben 1947-1949 und hier gespielt vom Ersten
Konzertmeister des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, Erez
Ofer, sowie die deutsche Erstaufführung des Klavierkonzerts
No.1 von Josef Tal (1910-2008), gespielt von der israelischen
Pianistin Ofra Yitzhaki. Die Berliner Symphoniker, ignoriert
vom Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke), spielten
in gewohnt zuverlässiger Manier. Sie durften sich des
Privilegs erfreuen, als erste in Deutschland Paul Ben-Haims
grandioses Klavierkonzert mit seiner israelisch-mediterranen
Klangfarbe und Josef Tals früh-modernes Klavierkonzert
aufzuführen – eine schöne Bereicherung ihres Repertoires. Der
Konzertmeister Michail Sekler war entzückt von den reizvollen
Stücken, die sie zu spielen hatten.
Mimi Sheffer, Leiterin des
New Life Festivals, mit dem
israelischem   Botschafter
Hadas-Handelsman am 14.
Juli 2017 in Berlin. BU:
Stefan Pribnow © 2017,
Foto: Yvonne Dippmann

Der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman, Schirmherr
des Festivals, brachte es auf den Punkt, wenn er bemerkte,
dass durch die Schuld der Nazis unersetzliche Verluste für das
deutsche und europäische Kulturleben entstanden sind, und dass
die Musiker nun versuchen, einen Teil der musikalischen Ideen
jüdischer Komponisten nach Deutschland zurückzubringen. Die
jahrhundertealte jüdische Kulturtradition in Deutschland werde
über Generationen zu neuem Leben erweckt, auch durch
Zeitgenossen wie Daniel Barenboim und Lior Shambadal. Es
bleibt anzumerken, dass die gleichen oder größere Verluste für
die Wissenschaft durch die Vertreibung oder Ermordung
jüdischer Mediziner, Physiker, Chemiker, Pharmakologen und
anderer entstanden sind.

Eine Lücke im Konzept des Festivals: es fehlen Komponisten wie
Hanns Eisler und Paul Dessau, Kommunisten, die den Kampf um
ein besseres Deutschland nie aufgaben und in der DDR,
gemeinsam mit einem Zirkel jüdischer Intellektueller, den
Platz fanden, für dieses Ziel zu arbeiten. Das erste Festival
darf nicht das letzte gewesen sein.

Alle schönen Erinnerungen.
Die junge Komponistin Terhi
Dostal             begleitet
Weihnachtslieder aus Finnland
am Flügel
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Wer Weihnachtslieder
abwiegelt, denkt bestimmt an das bekannte deutsche Programm
mit Tannenbaum, „Morgen, Kinder …“ und „Macht hoch die Tür“.
Oder an das unerträgliche englischsprachige Gedudel, das einem
beim Einkaufen unverhinderlich aus den Lautsprechern
entgegenquillt. Aufatmen! Es gibt in Europa noch eine andere
Realität.

Still und starr liegt der See. In Mitteleuropa im Winter
vielleicht nur noch im Ausnahmefall. In Finnland auch zu
Zeiten des Klimaveränderungsgeredes die Regel.

Und „Land der Seen“ könnte der inoffizielle Beiname des
Staates sein, wenn es wie in den USA solche Mottos gäbe wie
„Eureka“ in Kalifornien und „Wir würdigen unsere Freiheiten
und pflegen unsere Rechte“ in Iowa.

„North to the Future“, das Motto Alaskas, könnte auf Finnland
bezogen werden.
Nach Norden zur Zukunft. Ebenso „Freiheit und Unabhängigkeit“,
der Wahlspruch Delawares.

Warum? Im Gegensatz zu Frankreich, England und China ist
Finnland ein junges Land. Der Weltbrand oder Weltkrieg, der
später in den 1. solchen umbenannt wurde, hatte es möglich
gemacht.

Das russische Zarenreich hielt dem Deutschen Reich und
Österreich-Ungarn, zwei anderen der damals fünf Weltmächte, an
seiner Westfront nicht stand. Der Frieden von Brest-Litowsk
und das Zarenreich wurden geschlossen. Die nachfolgende
Republik überdauerte nur kurze Zeit. Dann kamen die
Kommunisten. Auf die Zerstörungen folgten Aufteilungen. Polen
entstand und am Bottnischen Meerbusen 1917 Finnland.

Anderen Verlierern des Weltkriegs ging es nicht anders.
Griechenland, die Türkei, Syrien und der Irak. Vertraute aus
den Nachrichten mit alter Kulturgeschichte. Doch ihre
staatliche Eigenständigkeit verdanken sie wie auch der
Libanon, der Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Oman und weitere
Länder dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches nach den
Kriegsereignissen; und vielleicht der Umstellung der
britischen Flotte von Kohle auf Öl.

Kulturell bedeutete das ein neues Bewusstsein.
Die Kultursprachen gab es schon lange, teils mit eigenen
Alphabeten. Griechisch. Türkisch. Das westslawische Polnisch;
finnisch.

Aus dem Zerfall der k.u.k-Doppelmonarchie entstanden Staaten
rund um Sprachgebiete und Völker. Das westslawische
Tschechisch und Slowakisch. Ungarisch, das, wenn es nicht das
Finnische gäbe, allein dastünde wie das Baskische. So können
die beiden die Finnougrische Sprachgruppe bilden.
Dass das Finnische jetzt so im Mittelpunkt steht, hat seine
Gründe.

Zum einen den 6. Dezember. Geld verdienen kann man mit dem
Nikolaustag. Der erste Anlass des Monats, kleine Geschenke und
Winterstiefel zu kaufen. „Was hattest du im Stiefel?“
„Einlegesohlen“. Scherz beiseite.

Der 6. Dezember ist in Finnland ein wichtiger Tag. Nicht nur
Niklas wegen.
An diesem Tag 1917 erlangte das finnische Volk seine
staatliche Unabhängigkeit. Dieses Jahr wurde ihr 99.
Geburtstag gefeiert. Im nächsten steht die Hundertjahrfeier
an.

Wie das bei solchen Jubiläen so ist, fängt das Feiern früh an.
Eine Website gibt es schon: http://suomifinland100.fi .

Ein junger Staat braucht eine Nationalliteratur, Musik und
Insignien. Hymne, Wappen, Flagge.

Die finnische Fahne kehrte sich bewusst vom Tiermotiv des
Zarenreiches    (Doppeladler)    und  dem   komibinierten
astronomischen und Werkzeug-Motiv des Folgestaates (Stern,
Hammer & Sichel) ab.
Das Nationalsymbol zeigt zwar nicht schwarz auf weiß, aber
hellblau auf weiß das christliche Kreuz. Damit wird eine Nähe
zu den vier anderen skandinavischen Staaten demonstriert, die
sich im Flaggenbild fast nur farblich unterscheiden.

Finnland ohne Weihnachtslieder ist so wie China ohne Mauer
oder Australien ohne Kängurus.

Die Literatur kann auch säkular sein. Der bekannteste Dichter
am finnischen und bottnischen Meerbusen ist der 1942 im
lappländischen Kittilä geborene Arto Paasilinna. 2002 hatte er
bereits 35 Romane geschrieben: „Der Sohn des Donnergottes“,
„Die Rache des glücklichen Mannes“, „Heißes Blut, kalte
Nerven“ (durchaus kein Kriminalroman). Buchtitel wie „Nördlich
des Weltuntergangs“ und „Der Sommer der lachenden Kühe“ lassen
seinen Humor durchscheinen.

Doch Musik ist, ob wir es wollen oder nicht, bisher immer zu
einem großen Teil auch religiös. Liturgisch. Ähnlich wie viele
Feste. Das Mittelalter strotzte davon, während wir uns den
Rücken krummschuften.
Die großen vierstimmigen Chorwerke haben Ursprünge im
Gottesdienst. Schuberts Es-Dur-Messe. Bachs H-Moll-Messe. Das
Requiem von Verdi und Mozart.

Terhi    Dostal   begleitet     die   Winterlieder     dieses
Sonntagnachmittags, der für manche der 3. Advent ist, am
Klavier.
Sie komponierte „Terve Maria – Gegrüßet seist du Maria“. Damit
ist eine Aufführung eher garantiert als bei einem Schlager,
denn Musik gibt es in Kirchen mindestens einmal die Woche. Sie
arrangierte das Stück und führte es mit in Berlin lebenden
finnischen Musikern und Musikerinnen auf.

Ein Privileg kleiner Länder, schneller zu den wichtigen zu
gehören. Eine Chance, die sie genutzt hat. Terhi Dostal ist 38
Jahre alt.

Wir dürfen den Finnen also ihre vorweihnachtliche Vorfreude
nicht verübeln. Am 11. Dezember kann man mitsingen, so wie es
einige am 3. Dezember mit Esa Ruuttunen getan haben bei
„Joulumaa“ – „Weihnachtsland“.

Das finnische Liedgut birgt allein schon im Segment „Christmas
Songs“ viele Überraschungen. Rein wie der Schnee und von
Herzen kommt die Vorfreude. Fein die Melodien, manchmal
unbeholfen und unschuldig wie es ein kleineres Land noch sein
kann. Nicht vermischt und kommerzialisiert wie in Deutschland
oder den Vereinigten Staaten von Amerika.

Eine Auswahl von Titeln kann das verdeutlichen:

Carl Collán „Sylvian joululaulu – Sylvias Weihnachtslied“
Armas Maasalo: „Mä kanssa enkelten – mit den Engeln“

Olavi Pesonen: „Joulun Tähti – Weihnachtsstern“

Sulhu Ranta: „Taas Kaikki kauniit muistot – Alle schönen
Erinnerungen“

Jean Sibelius‚ „Viisi joululaulua – Fünf Weihnachtslieder“
– „Nu star jul vid snöig part“
– „Nu sa kommer julen“
– „Det Mörknar ute …“
– „En etsi valtaa, loistoa … – Nicht Reichtum, Macht …“
– „On hanget korkeat, nietokset“

Ristu Vähäsarja: „Lumitähti – Schneestern“

Gönnen wir den Finnen ihre Weihnachtslieder. Sie feiern
Weihnachten und ihre Unabhängigkeit und das nun schon seit
fast 100 Jahren. Oder wir genießen gar das Konzert.

Wann? Sonntag, den 11.12.2016 um 17 Uhr

Wo? Veranstaltungsort: Passionskirche, Marheinekeplatz 1,
10961 Berlin (Kreuzberg)

Eine Veranstaltung des Finnland-Zentrums e.V.

Weil es so schön ist, das Wichtigste nochmal auf finnisch:

Kauneimmat joululaulut.
Sunnuntaina 11.12.2016, Klo 17:00
Passionskirche, Marheinekeplatz 1, Berlin (Kreuzberg)

Säestäjä: Terhi Dostal

Tilaisuuden järjestää Berliinin suomalainen seurakunta

(Lisätiedot: (030) 7 81 81 89)
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