Einleitung: Caroline Pichler im Rollettmuseum

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Einleitung: Caroline Pichler im Rollettmuseum
Die berühmte Schriftstellerin Caroline Pichler besuchte Rolletts Museum
das erste Mal am 19. September 1822. Mit ihrem Gatten Regierungsrat
Andreas Pichler wohnte sie damals in Gutenbrunn im Haus Zur schönen
Aussicht (= Gutenbrunnerstraße 19). Ihre Lebensdaten: 1769-1843.
Mit den Jahren war aus dem einstigen kleinen Naturalienkabinett ein be-
achtliches Museum in der Bergstraße (Marchetstr. 37, heutzutage an der
Stelle ein Wohnblock) geworden und beherbergte Kunstgegenstände und
eine technologische Sammlung – Exponate aus allen Bereichen der Natur,
Kunst und Industrie. Ein freundliches SALVE begrüßte über dem Eingang.
Der Plafond im ersten Raum war bemalt mit dem nördlichen und südlichen
Sternenhimmel. Der Besucher konnte Tierpräparate bis zur Hirschesgröße,
die Bibliothek, das Herbarium, den Insektenkasten, die Kupferstiche, Mün-
zen und Medaillen, Gemmenpasten, weibliche Handarbeiten, Stoffmuster-
kollektionen und später dann auch die berühmte Gall’sche Schädelsamm-
lung bewundern.
Caroline Pichler hatte in ihrer Wohnung in Wien, Alserstraße, ihren litera-
rischen Salon und liebte Handarbeiten, auch im Beisein ihrer zahlreichen
Gäste. Sie schrieb zehn Romane, vierzig Novellen, Gedichte und Dramen.
Sie verfaßte die erste Biografie des fürstlichen Mohren Angelo Soliman
(vgl. Monika Firla: “Segen, Segen, Segen auf Dich, guter Mann!” Angelo
Soliman und seine Freunde, S. 53 f., 2003). Ihr in mehrere Sprachen
übersetzter Briefroman “Agathokles” wurde von Goethe sehr geschätzt.
Interessant sind ihre Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, 1844, wo auf
vielen Seiten über die Sommeraufenthalte in Baden berichtet wird.
Sie trug sich mit einem Gedicht im Gästebuch von Rolletts Museum ein
(Gedenkbuch für Freunde der Natur und Kunst):
    Was die Natur erschuf, die Kunst bereitet, des Wissens
            Reges Bemühen ersann, stehet hier ringsum gehäuft.
    Landtier, Vogel und Fisch, des Meeres bunte Gehäuse,
            Was in der Erde Schoß reifet, vom Tag nicht gesehn;
    Dann der Pflanzen Geschlechter, und was das Leben zu schmücken,
            Aus dem veredelten Stoff bildet die künstliche Hand.
    Alles im kleinsten Raum, mit kluger Ordnung geschichtet,
            Siehst Du; des Himmels Gezelt wölbt sich oben darauf,
    Reich mit Sternen besät, daß von der Erde die Seele,
            Wenn sie sich müde geweilt, steige zum Ew’gen empor.
    Staunend blickst du umher, doch staune mehr noch: dies Alles
            Sammelt‘ ein Einzelner, schuf Eines gewaltiger Geist;

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Spielend, als Nebengeschäft, bey Uebung heiliger Pflichten,
            Die, der Menschheit zum Trost, freudig und treu er geübt.
    Sieh‘! das vermag der Wille, der ernste, feste des Menschen;
            Also kann er den Raum mehren, verdoppeln die Zeit,
    Daß ein Einziger wirkt, was sonst nur Viele vermögen,
            Und das unglaublichste Werk steht vor dem wundernden Blick.
    Wenn das Beispiel uns nun so beschämt, so erhebt es uns wieder,
            Da es des menschlichen Geist’s Würd‘ und Vermögen beweist.

Anton Rolletts „Technologische Sammlung“
Im Gedicht der Pichler werden die Handarbeiten zum ersten Mal erwähnt!
Bis 1820 hatte Rollett gerne gelegentliche Gaben von Damen entgegenge-
nommen, er zeigte auch zwei kleine Bilder aus dem Besitz des Müllermeis-
ters Lorenz Rollett (18. Jhdt), in der Art von Klosterarbeiten, darstellend
u.a. den Hl. Laurentius.
Rolletts Interesse galt bis dahin dem Zustandekommen seiner „Technologi-
schen Sammlung“. Die Idee war, die Entwicklung vom Roh- bzw. Natur-
produkt (Schafwolle, Seide, Baumwolle, Hanf, Leinen, Papyrus, Holzarten)
in der stufenweisen Verarbeitung bis zum Fabrikat auf Mustertafeln oder in
Musterstücken zu zeigen. In Wien war 1807 bereits das k.k. Fabriksproduk-
ten-Kabinett eingerichtet worden. Der als k.k. Kommissär bei der NÖ Fab-
rikeninspektion beschäftigte Stephan von Keeß (1775-1840) hatte Anton
Rollett kennengelernt und unterstützte ihn, wo er nur konnte, mit den diver-
sesten Stoffmustern. Im Jahr 1819 wurde Keeß vom Kronprinzen Ferdi-
nand beauftragt, auch für ihn eine solche technologische Sammlung anzu-
legen. 1835 wurde Keeß Direktor der Sammlungen des Kaisers Ferdinand.
Briefe von Keeß an Rollett befinden sich im Nachlaß Anton Rolletts.
Ab 1820 kam Rollett offenbar auf die Idee (es gibt dazu leider keine
schriftliche Information) Muster weiblicher Handarbeiten und Modelle von
Kleidungsstücken in allen bekannten Techniken herstellen zu lassen. Er
verstand die Handarbeiten auch als Technologien, man benötigt dazu Na-
deln aller Formen, Garne und Wollen, Stoffe ... Er beschriftete die Kartons:
Technik – Name der Herstellerin – Jahreszahl. Während seiner späten Le-
bensjahre legte Rollett Kataloge und erneute Verzeichnisse seiner Samm-
lungen an. Vielleicht auch der Handarbeiten und der technologischen
Sammlung. Nichts dergleichen ist erhalten. Tatsache ist, daß 28 Kassetten
gefüllt wurden und etliche Laden für größere Stücke. Vier Kassetten sind
im Lauf der Jahrzehnte verloren gegangen, eine jedoch wurde vor kurzem
im Archiv aufgefunden (ohne Inhalt), sie trägt die Nr. 27 und war einst den
Buchbinder- und Galanteriearbeiten gewidmet (sie ist unterschiedlich ge-
                                     2
fertigt). Aufstellungsort der 25 Kassetten ist zur Zeit der große Schrank im
Rollettsaal. In den Kassetten 1-8 sind die „Weiblichen Handarbeiten“ un-
tergebracht.
Nach Rolletts Tod 1842 erbte dieTochter Ida, die seinerzeit einige Handar-
beiten beigesteuert hatte, die Sammlung. Sie entschloß sich nach dem Tod
ihrer Mutter 1874, die Sammlung anläßlich der Schenkung des ehemaligen
Museums Rollett an die Stadt Baden gleichfalls zu übergeben.
Nach der Neuaufstellung im Gymnasium Frauengasse erfolgte im August
1878 eine Begehung durch Bürgermeister, Gemeinderäte und die Presse:
Besonderes Interesse erregte auch die erst an diesem Tage neu eröffnete
technologisch-ethnographische Abtheilung, welche auch viele erst in letzter
Zeit hinzugekommene Gegenstände enthält ... Sie besteht – nach der un-
längst erfolgten Vereinigung mit der ursprünglich ebenfalls dem Museum
angehörig gewesenen, in ihrer Art einzigen Sammlung Weiblicher Handar-
beiten – aus 28 Theilen, die in Form von starken Großfoliobänden aufge-
stellt sind:         1) Stricken und Haekeln
                    2) Netzen, Ausnaehen, Maerken, Sticken
                    3) Sticken in Wolle, Seide, Crepe
                    4) Versch. Stickereien mit Perlen etc.
                    5) Naehen
                    6) Naehen (Kleidermachen etc)
                    7) Beuteln. Taschen
                    8) Versch. Arbeiten auf Carton, Holz, etc.

Inhalt der Sammlung
Welche Damen haben Handarbeiten gemacht und geschenkt? Natürlich
diejenigen, die Zeit dafür hatten und gut ausgebildet waren. Mütter unter-
wiesen ihre Töchter, oder man lernte im privaten Unterricht. Erst im Jahr
1873 wurde in Baden der Handarbeitsunterricht an der Mädchenbürger-
schule obligat (inzwischen war auch schon der Abstand der Handarbeit zu
den Augen gesetzlich geregelt). Die Schwestern des Marienspitals hatten
unabhängig davon schon eine „Industrie“schule (auch „Arbeitsschule“)
gegründet, wo Mädchen auch aus armen Familien Nähunterricht erhielten.
Die Ausbildung im Handarbeiten, Nähen, Wäscheausbessern etc. war wich-
tig: sie war für viele Frauen oft die einzige Möglichkeit, für ein Einkom-
men zu sorgen.
Die Namen Rollett und Keeß kommen am häufigsten vor; Freundinnen der
Töchter, Töchter von Freunden, Patientinnen, Kurgäste, Besucherinnen des
Museums arbeiteten voll Begeisterung mit.

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Kassette 1, Stricken:
Als wichtigste „Technologie“ wurde das Stricken in allen Formen angese-
hen. Unglaublich, mit welch feinen Garnen gearbeitet wurde. Etwa zwei
Babyhäubchen der Frl. Karoline Edle von Keeß, 1839 mit 54 Jahren von
der Gicht ganz verkrüppelten Händen gestrickt. Oder das Geschenk der
9jährigen Flora Rollett für ihren Bruder August, eine feine Unterlage für
die Uhr, die ihm der Vater sandte, eingesäumt mit rosa Atlasband: Eine
meiner ersten Arbeiten schicke ich Dir zum Andenken, möchte Dir die da-
rauf hängende Uhr jede Minute sagen wie Dich liebt Deine gute Schwester
Flora ... (Brief vom 24. Jänner 1825, Nachlaß Rollett).
Die kleinsten Strümpfe der Welt! Gestrickt von der Frl. Louise Krones aus
Wien 1829, prachtvolle Musterbänder und Rundstrickereien und vieles
andere, feinste Arbeiten, von Charlotte von Keeß (einer Tochter des Ste-
phan von Keeß), Strickereien der Elisabeth Heußler, 1820, auf einer eige-
nen sehr interessanten Tafel – Muster mit den zugehörigen feinsten Strick-
nadeln. Babyschuhe, Babyjäckchen u.a., entsprechend verkleinert, vervoll-
ständigen die Sammlung.
Auch Modelle von Bekleidungsstücken aus Wolle wurden angefertigt, z.B.
eine „Pudelhaube“ in rot, mit goldener Quaste, von der Frau Ender, geb.
Stöber, 1839 (Elise Ender war die Gattin Johann Enders, Zwillingsbruder
des Malers Thomas, die mit ihrer Familie viele Sommer in Baden war).
Die Kassetten 2 bis 4 enthalten Stickarbeiten in sämtlichen Variationen,
feinste Arbeiten auf Tüll und Seide bis zu den sogenannten „Tapetenarbei-
ten“ mit Wolle in leuchtenden Farben und den Mustertüchern. Man arbeite-
te häufig nach Vorlagen auf Einzelblättern und in Musterbüchern, man ließ
aber auch der Fantasie freien Lauf, wunderschöne Beispiele in Weißsti-
cken, Buntsticken, Gobelin, Petit-Point, Perlen- und Goldstickerei, Netz-
und Tambourtechnik haben sich erhalten. Die Merk- oder Mustertücher,
auch „Musterfleck“ genannt, und die Musterbänder waren schon im 18.
Jahrhundert beliebte Übungsarbeiten. Das älteste Exemplar der Sammlung
ist ein Mustertuch der Theresia Andorfferin Baaden 1798, im Kreuzstich
auf Zählstoff, leider beschädigt. Aus dem Jahr 1825 stammt das Mustertuch
der Josepha Jammer, der „Jammerpepi“ (im Kreuzstich auf Zählstoff, leider
ebenfalls beschädigt, Inv.Nr. K2, T 15). Das Mustertuch ist eines der raren
Erinnerungsstücke an die legendäre Kaffeewirtin. Ein Mustertuch, gestickt
mit feinstem Garn auf weißer Seide Aus Hochachtung, Johanna Schimm-
mer, Baden 1841, entzückt jeden Betrachter. Zur Erklärung der Redewen-
dung Vom Fleck weg heiraten wird erzählt, daß die Braut ihrem Bräutigam
ihren Musterfleck zeigen mußte – war dieser auf der Rückseite fast genau

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so gearbeitet wie auf der „schönen“ Seite, dann konnte er sie eben vom
Fleck weg heiraten ...
Bei den sehr feinen Petit-Point Arbeiten befinden sich die sogenannten
„Hochzeitsstrumpfbänder“ (Inv.Nr. K 3, T 34) – gespendet an Hermann
Rollett von Ida Schuselka, der Gattin seines einstigen Freundes. Beigelegt
war ein sehr berührender Brief: An Ida Brüning; von deiner seeligen Mutter
... Dies sind die Strumpfbänder welche meine liebe seelige Fritze an ihrem
Hochzeitstage den 13. Märtz 1816 getragen hat. Dir liebe Ida, als ihrer
Erstgeborenen, schenke ich sie ... Weimar, den 10. September 1843, Dein
Dich zärtlich liebender Vater (Ida Schuselka, 1817 bis 1903, hielt sich in
ihren späten Jahren oft in Baden auf).
Die Buntstickerei mit Wolle auf Zählstoffen bzw. Stramin war sehr beliebt,
man konnte mit den verschiedenen Farben interessante Muster gestalten, ja
ganze Bilder (vgl. das Titelblatt). Caroline v. Pichler schrieb am 17. April
1832 an Rollett (Brief im Nachlaß):
Verehrter ... und ergreife ich diese Gelegenheit, um Ihnen zwey kleine Ar-
beiten von meiner Hand zu übersenden, die ich im Laufe dieses für Sie, wie
für uns, sehr traurigen Winters verfertigt, und immer auf einen günstigen
Zufall zur Abschickung derselben gewartet habe ... Das gestickte Täfelchen
(darstellend einen Hund unter einem Baum liegend, Inv. Nr. K 3/T 29) ist
nach einem Dessin, der Ihnen im vorigen Herbst so wohl gefiel, und das
Schächtelchen ist eine Probe der jetzt so verbreiten Mosaik- oder Kartona-
gearbeiten. Möchte es Ihnen gefallen und Sie ihm ein Plätzchen in Ihrer
interessanten Sammlung einräumen!
Zwei Männer spendeten ihre Handarbeiten in Buntstickerei: ein Herr Jo-
hann Haunold 1825 (Inv.Nr. K 2/T 25) und Pater Lambert Anger (der Bru-
der von Rolletts zweiter Gattin Josepha aus Horn), Benediktiner des Stiftes
Melk und Pfarrer in Gainfarn, u.a. einen gestickten Kelch (Inv. Nr. K 3/ T
14).
Die Kassetten 5 und 6 sind dem Nähen gewidmet. In Kassette 5 befinden
sich die Schnitte, Stoffangaben und Modelle aller erdenklichen Hemden in
Weißnäherei, auch mit Angabe der verschiedenen Nähte und Stiche – ein
Lehrgang der Praxis! Vom Kinderhemd zum Bauernhemd, vom Kroaten-
hemd zum Hemd mit Napoleonärmel, vom Frauenbadhemd bis zum gemei-
nen bürgerlichen Frauenhemd ist alles vertreten, vom feinsten Batist bis
zum gröbsten Leinen die Stoffe, die für den jeweiligen Stand schicklich
waren. Die Schwestern Anna und Theres Gruber verfertigten mit Akribie

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alle Modelle und Zuschnitte, selbst die kleinsten Knopflöcher und zugehö-
rigen Knöpfchen.
In Kassette 6 befinden sich die Modelle der Kleider, Mäntel und Hüte, die
damals modern waren. Bis heute sind diese Gegenstände Glanzpunkt der
Sammlung und begehrte Leihgaben für Ausstellungen im In- und Ausland.
Sie wurden gefertigt von der Tochter Anna des Badener Buchbindermeis-
ters Fortunat Kanz bzw. Canz (spätere Gattin des Arztes von Gaaden, Dr.
Kraus). Auch sie fertigte diverse Zuschnitte an und machte Angaben zu
Macherlohn und benötigtem Stoff. Die Freundin Anna de Ugrinowitz,
Marchand de Mode in Baden, stellte die bezaubernden Modelle der Hüte
her.

Ein Gutachten
        Sehr geehrter Herr Frühwald!
Da es sich hierbei um eine einmalige Darstellung sowohl der Handarbeits-
tradition in Österreich als auch der Textilindustrie des 19. Jahrhunderts
handelt, wäre es von größter Wichtigkeit, sich dieser Sammlung einerseits
ordnend, andrerseits restaurierend zu widmen. Die Sammlung bildet eine
überaus wertvolle Ergänzung zu den Beständen ähnlicher Art im Österrei-
chischen Museum für angewandte Kunst, die aus dem ehemaligen Fabriks-
produktenkabinett stammen. Ihre genaue Datierung und die genaue Anga-
be der Hersteller machen sie zu einer wichtigen Quelle für die österreichi-
sche Textilkunst der Zeit.
        Dr. Angela Völker, Österreichisches Museum für angewandte
Kunst, 13. Juli 1981

Connoisseurs
Reich vertreten ist in Baden ein Fach der gewerblichen Kunst, die weibli-
chen Handarbeiten, die speziell im Rollett-Museum in einer Vielseitigkeit
anzutreffen sind, die nicht so bald erreicht werden dürfte; die minutiösen
und heute fast gar nicht mehr so allgemein geübten Arbeiten des kompli-
ziertesten Netzens, Häkelns, Klöppelns und Stickens, endlich wahre Prunk-
stücke der Tambouriertechnik legen Zeugnis ab vom Hausfleiße und vom
Geschmack der Damen im Vormärz. (Paul Tausig: Die Glanzzeit Badens.
Ein Kulturbild aus den Jahren 1800 – 1835, S. 65 f., 1914)
               Unermüdlicher!
            Du sammelst im bunten Gemische
            Insekten und Fische,

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Pflanzen, trockne und frische,
           Steine und Vögel und Schnecken,
           Würmer, die inwendig stecken,
           Bücher zu tausend von Bänden,
           Arbeit von weiblichen Händen,
           Schädel von Weisen und Rechten,
           Schädel von Dummen und Schlechten,
           Münzen von allen
           Herrn und Metallen.
           Ja selbst Papiere sammelst Du ein,
           und zum Sammeln ist nichts Dir zu klein.
           Doch auch das Größte auf Erden hier:
           Edle Werke sammelst du Dir.
           Dafür sammle im Alter Dein
           Nun auch den Dank der Menschheit ein!
Gutenbrunn am 22. July 1837 I.F. Castelli
(Widmungsgedicht des bekannten Dichters und Schriftstellers Ignaz Franz
Castelli im Gästebuch von Rolletts Museum)

Aktuelles zur Sammlung
Wie schon erwähnt, ist die Sammlung in 25 Kassetten untergebracht und
im Rollettsaal aufgestellt, heikle Exponate wie Modellkleider etc. im Texti-
lienschrank. Einige der schönsten Handarbeiten waren jahrzehntelang in
großen Schautischen unter Glas ausgestellt, dem Licht voll ausgesetzt. Das
hatte zur Folge, daß die Farben der Garne und Stoffe ausbleichten, wie man
an einem der beiden vielbewunderten Petit-Point Hosenträger sehen kann.
Daher ist es nur selten möglich, die kostbaren Textilien über einen längeren
Zeitraum zu zeigen. Bei Ausstellungen außer Haus müssen die Auflagen
bezüglich Lichtschutz etc. genau eingehalten werden. Am 16. Mai 2002
wurde hier im Rollettmuseum eine Ausstellung der schönsten und wichtigs-
ten Handarbeiten eingerichtet und dazu ein Vortrag der Autorin gehalten,
der die Grundlage für den Inhalt der vorliegenden Broschüre bildet. Nach
drei Wochen wurde alles wieder sorgfältig in die Kassetten verpackt. Zum
Vortrag, zur Ausstellung und zur Spezialführung am 6. Juni kamen viele
interessierte BesucherInnen. Das läßt auf guten Besuch bei der nächsten
Präsentation der Handarbeiten in einigen Jahren hoffen.

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Quellen und Literatur, Ordnung
Die Inventarisierung der Sammlung auf vielen Karteikarten, eine entspre-
chende Ordnung und eine schonende Restaurierung besorgten 1981/82
aufgrund der Empfehlung von Frau Dr. Völker die Damen SR Hertha Stas-
ka und SR Elfriede Zeitler.
1984 wurde die Diplomarbeit von Frau Edeltraud Hofleitner an der Univer-
sität Wien über die Textilsammlung im Rollettmuseum in Baden. 1. Abtei-
lung: Weibliche Handarbeiten (262 S., viele Farbfotos) zur Erlangung des
Magistergrades eingereicht. Diese Arbeit stellt eine äußerst wichtige In-
formationsquelle für die Interessenten der Sammlung dar.
Weitere Literatur:
Kornelius FLEISCHMANN: Biedermeierliteratur in und um Baden und
Bad Vöslau, Baden 1983
Alfred FRÜHWALD: Die Sammlungen der Stadtgemeinde Baden- Ar-
chiv/Rollettmuseum, Neue Badener Blätter, 2. Jg., Nr. 1, 1990
BADENER BOTE, 11. August 1878
Johann KRÄFTNER: Im Schatten der Weilburg. Baden im Biedermeier.
Katalog zur Ausstellung 1988
MEISSNER, HNATEK, HOLLER, STARK, MAURER: Anton Rollett –
ein Badener Arzt und Naturforscher im Biedermeier. Neue Badener Blätter,
3. Jg., Nr. 5, 1992
Hermann ROLLETT: Begegnungen. Erinnerungsblätter (1819-1899), 1903
Hermann ROLLETT: Beiträge zur Chronik der Stadt Baden bei Wien,
1880-1900
Angela VÖLKER: Biedermeierstoffe. Die Sammlungen des MAK und des
Technischen Museums, 1996
WIENER ZEITSCHRIFT für Kunst, Literatur, Theater und Mode, Nr. 37,
März 1825
STRADAL/BROMMER: Mit Nadel und Faden durch die Jahrhunderte,
1984
STRADAL: Sammlung historischer Handarbeiten im Rollettmuseum in
Baden bei Wien, in: textilkunst. Information für kreatives Gestalten. 9. Jg.,
Sept. 1981

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