EINSATZ DES WEBBASIERTEN FRAMEWORKS DER MONTAGE (FREDA) IN VERBINDUNG MIT DIGITALEN BESCHRIFTUNGSSYSTEMEN
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Einsatz des webbasierten Frameworks der Montage (FrEDA) in Verbindung mit digitalen Beschriftungssystemen Leif Goldhahn, Dorit Bock Hochschule Mittweida, Technikumplatz 17, 09648 Mittweida Die Industrie fordert verstärkt die mobile Einsetzbarkeit von ERP-Systemen, verbunden mit einer hohen Daten- und Informationssicherheit [1]. Zur räumlich und zeitlich flexiblen Erfassung und Nutzbarmachung digitaler Daten mittels mobiler Endgeräte erfolgte im Verbundforschungsprojekt Framework Enriched Data Assembly – FrEDA die webbasierte Entwicklung eines praxistauglichen und industrieorientierten Frameworks. Dieses Framework ist verantwortlich für den Datenaustausch zwischen Mini- oder Kleinanwendungen (Apps) und da- tenbankbasierter Software (ERP-System) und findet Anwendungen in Montageprozessen und der dazugehöri- gen Logistik. Der Beitrag zeigt Möglichkeiten, wie an manuellen Montagearbeitsplätzen die Daten aus dem ERP-System über das Framework direkt mit den digitalen Etiketten (Electronic Shelf Label - ESL) verknüpft und visualisiert werden können. Ein Beispiel ist die Applikation der Auftragsbegleitkarte aus dem ERP-System, um damit die Prozess- schritte auf den Electronic Shelf Labels am Montagearbeitsplatz automatisiert anzuzeigen. 1. Motivation Bibliotheken für die Entwicklung seiner Anwendungs- programme zur Verfügung stellt und damit die Architek- Die fortschreitende Digitalisierung und die damit ver- tur der Software- und ihrer Schnittstellen bestimmt. Es bundene Verbreitung und Nutzung mobiler Geräte in wird vorwiegend in der objektorientierten Programmie- Unternehmen nimmt immer weiter zu. Damit steigt auch rung eingesetzt. Die Basisbausteine des Frameworks die Datenmenge im Unternehmen auf verschiedensten existieren in Form von abstrakten und konkreten Klas- Speichermedien, auf welche meist nur ein sehr be- sen und unterstützen das Erstellen von Applikationen. schränkter Personenkreis Zugriff hat bzw. weiß das die Es spezifiziert den Datenfluss und die Schnittstellen zwi- Daten dort zu finden sind. Eine Software, welche von den schen den Klassen. [2] vielen Mitarbeitern täglich im Unternehmen genutzt wird, ist das üblicherweise vorhandene ERP-System. Als methodische Strukturierungsmöglichkeit des Frame- works wurde für FrEDA ein Ansatz in Anlehnung an das Eine Verknüpfung der Daten/ Informationen von ver- REFA-Arbeitssystem gewählt. Abbildung 1 stellt den schiedenen Systemen (z. B. aus dem zentralen ERP-Sys- grundlegenden Aufbau des Frameworks dar. Die Ele- tem und aus dezentral angewendeten Apps) hat den mente des Arbeitssystems wurden in die wesentlichen Vorteil, dass damit Arbeitszeit gespart werden kann (Ent- Elemente des Frameworks transformiert. Der Mensch fall doppelter Datenhaltung im ERP-System und auf mo- wurde im Modell durch Funktionen und die Betriebsmit- bilen Geräten). Daten für und von Tätigkeiten an Monta- tel durch Programmstrukturen substituiert. Die Aufgabe gearbeitsplätzen stehen in Echtzeit zur Verfügung und des Systems ist einerseits die Erfassung der Daten per helfen zur Vereinfachung und Qualitätssteigerung. App bzw. die Bereitstellung der Daten aus dem ERP-Sys- Im Forschungsvorhaben Framework Enriched Data As- tem (z. B. Artikelnummer, -bezeichnung) und anderer- sembly - „FrEDA“ wurde dafür ein praxistaugliches und seits die Speicherung der mittels der Apps generierten industrieorientiertes Framework entwickelt, welches Daten (z. B. Bilder, Videos). mobile Mini- oder Kleinanwendungen (Apps) mit daten- bankbasierter Software (ERP-System) verbindet. Dieses Framework verfügt über Technologien, die Bereiche wie Zugriffskontrolle, sicheren Datenaustausch und Daten- hoheit abdecken. Außerdem konnte eine Eliminierung von Defiziten, Ungenauigkeiten und fehlender Transpa- renz sowie eine Reduzierung großer Datenmengen im mobilen Bereich umgesetzt werden. 2. Grundlagen 2.1. Framework FrEDA Ein Framework ist ein modernes Softwaregerüst, dass Abbildung 1: Ansatz Framework (i. A. a. REFA-Arbeitssystem [3]) dem Programmierer einen Rahmen und grundlegende
Das Framework wurde in der Projektlaufzeit weiter spe- gemeinsam genutzt werden können. Eine Anbindung an zifiziert und modular aufgebaut, um ein auf den jeweili- die Unternehmens-ERP-Datenbank als Datenquelle und gen Einsatzfall (Industrieanforderungen) anpassbares zur automatischen Erkennung der Daten-Schemata rea- und erweiterbares System zu schaffen. Dabei sind Klas- lisiert eine GraphQL-standardisierte Schnittstellenspra- sen bspw. für das Administrations-User-Interface (Ad- che. Dies ermöglicht auch die Freigabe von Schreib- und min-UI) und die Middleware-Datenbank (Abbildung 2) Leserechten sowie der Funktionalität des Frameworks implementiert, welche unabhängig von mehreren Apps für die Apps. Abbildung 2: FrEDA-Framework 2.2. Apps plattformunabhängig, da sie über die Browser zur An- wendung kommen. Ein ebenfalls wichtiger Aspekt ist, Die Entwicklung von Apps erfolgt meist, um eine einfa- dass die Web Apps auch ohne ständigen Internetzugang che Kernfunktion, bspw. das Auslesen des QR-Codes, zu funktionieren, da HTML5 auch die Offline-Speicherung erfüllen. Apps sind im Allgemeinen klein und hochspezi- von Daten ermöglicht. Außerdem können Web Apps in alisiert, informationsorientiert, mobil sowie mit Touch- Sekundenschnelle veröffentlicht und aktualisiert wer- Oberfläche, einfach bedienbar und plattformspezifisch. den, da diese keinen Zulassungsprozess durchlaufen [4] müssen. [7] Bei der App-Entwicklung spielen wirtschaftliche und 2.3. Elektronische Etiketten technische Ziele eine wesentliche Rolle. Dazu zählen As- pekte wie die Optimierung von Arbeitsabläufen sowie Durch die zunehmende Digitalisierung, auch begünstigt die Verbesserung der Qualität und der Zusammenar- durch Industrie 4.0, finden digitale Etiketten (Electronic beit. Ebenso müssen in diesen Zusammenhang Punkte Shelf Label – ESL) ihre Anwendung in Bereichen, in wel- wie die Verkürzung der Produktionszeiten und eine Pro- chen sich die Kennzeichnungen, Beschriftungen und Be- duktionsüberwachung als mögliche Anwendungsfelder schilderungen häufig ändern. Hier entsteht Potenzial für genannt werden. [5] die Kleinserien- oder kundenindividuelle Fertigung so- wie die Logistik. Die Änderung der Beschriftung bei Auf- Die acatech – Deutsche Akademie der Technikwissen- tragsänderungen erfolgt per Knopfdruck, teilweise auch schaften unterstützt sowohl die Entwicklung bedarfsge- automatisiert durch Verknüpfung mit einem Warenwirt- rechter Informationen in Apps als auch die Entwicklung schaftssystem. Auf den mehrfarbigen Displays (übliche aufgabenspezifischer Apps für den Fertigungsbereich Farben sind rot, schwarz, weiß) können wichtige Infor- [6]. mationen (z. B. Produktdaten, Auftragsdaten, QR-Codes Im Forschungsprojekt FrEDA wurde der Fokus auf Web oder Barcodes) direkt hervorgehoben werden. Des Wei- Apps gelegt, da diese in der Regel geringere Entwick- teren verfügen die Displays über einen ausgezeichneten lungskosten haben als bspw. native Apps. Dies ist auch Kontrast, so dass die dargestellten digitalen Inhalte aus günstiger als die Entwicklung nativer Apps für ein einzi- verschiedenen Blickwinkeln und auch bei direkter Son- ges Betriebssystem. Außerdem sind diese Web Apps neneinstrahlung gut sichtbar sind. [8]
Damit besitzen die elektronischen, digitalen Etiketten Exportfunktion der Auftragsbegleitkarten (ABK). Die grundsätzlich das Potential Papier als Beschilderungs- Hochschule Mittweida implementierte die Schnittstel- instrument zu ersetzen. Darüber hinaus ermöglichen sie len-Programmierung zum eLabel-System der Firma Tro- schnelle Updates während der laufenden Produktion, niTAG GmbH. Anschließend realisierte die Hochschule was zu einer Automatisierung von Prozessschritten be- Mittweida die App eLabel. Die Schritte die zur Übertra- günstigt. gung der Daten notwendig sind, zeigt Abbildung 4. 3. Testspezifikation/ -anforderungen und Auf- bau Versuchsstand Im Forschungsprojekt wurde ein an der Hochschule Mittweida vorhandener Einzelmontagearbeitsplatz aus- gewählt, welcher u. a. mit einem Montagetisch, Gelenk- arm, Handregallager, Beistelltisch und Computer ausge- stattet ist (Abbildung 3). Am Montagearbeitsplatz wer- den verschiedene Varianten von Verteilersteckdosen (2er, 3er und 4er Steckdose) gefertigt. Im Handregal (Ab- bildung 3, linke Seite) sind die dafür benötigten Bauteile aller Steckdosenvarianten in verschiedenen Behältern aufbewahrt. Die Bauteile für die jeweils zu montierende Variante werden aus dem Handregal entnommen und in entsprechenden Behältern des Gelenkarms platziert. Nach erfolgter Montage werden die Fertigteile in den vorgesehenen Behältern auf dem Beistellwagen (rechte Seite der Abb. 3) gelegt. Während der Projektlaufzeit wurde der Arbeitsplatz mit QR-Codes und ESL erweitert. Während die QR-Codes bspw. zur weiteren Informati- onsgewinnung für die verschiedenen Bauteile genutzt werden, sind die kleineren ESL (Größe: 2,9 Zoll) als Be- schriftungsfeld der Behälter am Beistelltisch, am Gelenk- arm und im Handregellager vorgesehen. Die größeren ESL (Größe: 5,8 Zoll) dienen als Auftragsbegleitkarte an Kleinladungsträgern (KLT) am Montagearbeitsplatz. Die ESL werden über einen zum System der Firma TroniTag GmbH gehörigen Server verwaltet und aktualisiert. Zu diesem musste im Projekt eine Schnittstelle realisiert werden. Abbildung 4: Schnittstelle zum eLabel-System zur Datenaufbe- reitung und -übertragung Ziel war es auf einem mobilen Endgerät durch Aufruf ei- ner ABK im ERP-System über das Framework und einer App, die entsprechenden Informationen auf das eLabel automatisiert zu übertragen. Dazu ist es notwendig im ERP-System als Vorbereitung den Menüpunkt „ABK- XML-Export“ für die entsprechende ABK einmalig durch- zuführen. Ist die XML-Datei vorhanden, kann dann mit der App eLabel die entsprechende XML-Datei zur ABK ausgewählt werden. Mittels der App eLabel werden nun für die entsprechenden Etiketten am Montagearbeits- platz die benötigten Daten ausgelesen und in eine CSV- Datei übertragen, welche die Daten zu den verschiede- Abbildung 3: Versuchsstand Hochschule Mittweida nen elektronischen Etiketten übermittelt. 4. Anwendung App eLabel Die App eLabel wurde auch anhand verschiedener Test- szenarien während und nach der Implementierung ge- Bei der Entwicklung der App eLabel handelte es sich um prüft [9]. Während es in einem ersten Test um die Voll- eine gemeinschaftliche Arbeit der Projektpartner. Die ständigkeit der für die elektronischen Etiketten relevan- CIMPCS GmbH erweiterte ihr ERP-System, um eine XML- ten Daten ging, wurde in späteren Tests Wert auf die
Usability, eine intuitive Bedienung und auf eine mög- für innovative Arbeitsplanung und Arbeitswissenschaft lichst zeitnahe Aktualisierung der eLabel gelegt. Hier (InnArbeit) der Hochschule Mittweida und der CIMPCS sind aber die für die elektronischen Etiketten vorgegebe- GmbH Dresden bearbeitet. nen Systemgrenzen zwecks Aktualisierung zu berück- sichtigen, welche bspw. eine Aktualisierung in Echtzeit verhindern. 5. Validierung App eLabel Für die Validierung des Frameworks und der Apps wur- den verschiedene Einsatzszenarien im Montage und Lo- gistikbereich herausgearbeitet [9, 10] und dafür die App eLabel getestet. So wurden die Arbeitspläne der zu ferti- genden Bauteile (z. B. 2er/ 3er Steckdose, PTO-Getriebe) im ERP-System Prodat ERP hinterlegt. Damit konnten im Literaturverzeichnis ERP-System Aufträge zur Fertigung der Bauteile angelegt und die dazugehörigen Auftragsbegleitkarten erstellt so- [1] Trovarit AG: ERP in der Praxis - Anwenderzufrie- wie die XML-Dateien zur ABK generiert werden. Durch denheit, Nutzen & Perspektiven 2020/2021, die App eLabel erfolgte nun die Datenverarbeitung und Aachen, 2020 der Datentransfer zu den digitalen Etiketten am Arbeits- [2] Framework, https://www.itwissen.info/Frame- platz. Nach dem Datenaustausch mittels des Frame- work-framework.html, verfügbar am 11.01.2021 works konnte überprüft werden, ob die korrekten Daten [3] Autorenteam REFA – Verband für Betriebsorgani- von der Auftragsbegleitkarte aus dem ERP-System auf sation und Unternehmensentwicklung e. V.: REFA den entsprechenden Etiketten am Montagearbeitsplatz Kompakt-Grundausbildung 2.0; 2. überarb. Aufl., angezeigt werden. Die Lösung erwies sich als durchge- 2013 hend korrekt und erreichte akzeptable Anzeigeverzöge- [4] Forum IT@Automation: App-Entwicklung in der In- rungen. Diese Laufzeit ist abhängig von der Anzahl dustrie: Grundlagen und Entscheidungshilfe, In- gleichzeitig zu ändernder Label und der Datengrößen. dustriekreis Smart Devices, VDMA, 2014 [5] Tosic, M.: Apps für KMU: Praktisches Hintergrund- 6. Zusammenfassung wissen für Unternehmer; Springer Gabler, Springer Fachmedien Wiesbaden, 2015 Für die Beispiel-App eLabel konnte nachgewiesen wer- [6] Schuh, G.; Anderl, R.; Gausemeier, J.; ten Hompel, den, dass die mobile Ansteuerung der eLabel aus dem M.; Wahlster, W. (Hrsg.): Industrie 4.0 Maturity In- ERP-System funktioniert und damit eine Übertragung dex – Die digitale Transformation von Unterneh- auf Unternehmen möglich ist. men gestalten, acatech – Deutsche Akademie der Dieser Beitrag sollte anhand eines praktischen Anwen- Technikwissenschaften, 2017, S. 27, 41, 60 dungsfalls zeigen, wie vielfältig das FrEDA-Framework [7] Franke, F.; Ippen, J.: Apps mit HTML5 und CSS3. Ga- genutzt werden kann. Durch das Framework ist jetzt lileo Press, Bonn, 2012, S. 22ff. eine Middleware vorhanden, mit welchen die Nutzung [8] e-shelf-labels, Elektronische Etiketten in Produk- von kleinen mobil anwendbaren Apps in Verbindung mit tion und Logistikhttps://www.e-shelf-la- einem ERP-System möglich ist. So haben Unternehmen bels.de/hardware/elektronische-etiket- die Möglichkeit durch verschiedene kleine Apps mehr ten.html?gclid=EAIaIQob- mobil zu arbeiten, bei Bedarf auch unabhängig vom ERP- ChMI9Kb_wc_A7gIVUuztCh3RfQr3EAAYBC AAE- System. gIfKfD_BwE, verfügbar am 29.01.2021 [9] Goldhahn, L., Roch, S.: Einsatzszenarien für Electro- Danksagung nic Shelf Label in der Produktion, 26. Interdiszipli- näre Wissenschaftliche Konferenz Mittweida, Mitt- Die Autoren danken dem Europäischen Fonds für regio- weida, 2021 nale Entwicklung und dem Freistaat Sachsen für die fi- [10] Goldhahn, L.; Bock, D.; Eckardt, R.; Friedemann, M.: nanzielle Unterstützung des Forschungsprojektes „Ent- Webbasiertes Framework und Apps für die Mon- wicklung eines neuartigen Framework zur mobilen An- tage, ZWF (ISSN 0947-0085 Jahrg. 115 (2020) 5, reicherung, Auswertung und synergetischen Applikation doi.org/10.3139/104.112291, S. 321 - S. 326 von Daten für Montageverfahren in Fertigungsbetrie- ben“ (FrEDA). Das Forschungsprojekt wird vom Zentrum
Sie können auch lesen