Elise 7 - Vereinszeitung der Freinet Gruppe Wien Frühjahr 2ß14 - Kooperative Freinet Österreich

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Elise 7 - Vereinszeitung der Freinet Gruppe Wien Frühjahr 2ß14 - Kooperative Freinet Österreich
Elise 7

Vereinszeitung der Freinet Gruppe Wien   Frühjahr 2ß14
Elise 7 - Vereinszeitung der Freinet Gruppe Wien Frühjahr 2ß14 - Kooperative Freinet Österreich
Liebe Leserin, lieber Leser!

Jetzt kommt die Frühjahrs-Elise erst zum            Über „Tradition und Kultur in unseren Klas-
Sommerbeginn daher. Sonst eine zuverläs-            sen“ behandelt die Frage, was diese Themen-
sige Person, entschuldigt sie sich mit akuter       komplexe in unserem Unterricht zu suchen
Überlastung (nicht burn out).                       haben und was es im Sinne eines säkula-
                                                    ren Schulwesens (welches ja eine elemen-
Immerhin war das Atelier Freinet 2014 in            tare Forderung der Freinet-Bewegung ist)
Pressbaum vorzubereiten und es hat statt-           nicht heißen dürfte. - Aber tatsächlich gang
gefunden - wie wir meinen ziemlich gut und          und gäbe ist. Da gibt es an vielen Schulen,
erfolgreich.                                        in vielen Klassen sicherlich großes Potential
Und wie immer war auch dieses Treffen (ne-          für Diskussionen (und Kämpfe).
ben den Ermüdungserscheinungen wegen
durchdiskutierter und/oder -zechter Näch-           Das diesjährige internationale Treffen der
te) zugleich wunderbare Quelle von Inspi-           Freinet-Bewegung, das 30. RIDEF findet in
ration und Motivation, jedenfalls, weniger          Italien, in Reggio Emilia statt. Wir freuen
geschwollen, Ansporn zum Dranbleiben,               uns schon!
Weitermachen. - Immer wieder leiwand,               Aus diesem Anlass drucken wir einen Bei-
wenn so viele tolle Leute z´ammkommen               trag ab, der einen Überblick über die „Reg-
und super Sachen machen miteinand... Auf            gio-Pädagogik“ gibt.
http://freinetisch.wordpress.com findet ihr
eine kleine Nachschau und einige Einblicke.         Wir wünschen euch Spaß mit der Lektüre
Unter anderem wurde auf diesem Oster-               und einen wunderschönen Sommer!
treffen auch zu SQA, Inklusion und Ge-
werkschaftsarbeit diskutiert, wozu wir Re-          Ich jedenfalls bin reichlich ferienreif!
ferentInnen eingeladen und danach kurze             Wanda
Stellungnahmen verabschiedet haben. Die-
se findet ihr in dieser Elise.

Inklusion ist ein Schwerpunkt dieser Num-
mer: Wir bringen eine Zusammenfassung
unserer Diskussionen auf Stammtischen des
letzten Jahres „Inklusion ist eine Chance für
alle!“, einen Beitrag der apfl-UG: „Sparklu-
sion“ (...) und als Ansatz einer praktischen
Umsetzung die Beschreibung eines interes-
santen Modellversuchs im Vorschulbereich
(- danke Barbara!)

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Inklusion ist eine Chance für alle!

In den letzten Jahren haben wir uns in       Links zu diesem Abend kannst du
der Freinetgruppe Wien immer wieder          nachlesen unter:
mit dem Thema „Inklusion“ beschäftigt.       http://freinetgruppewien.wordpress.
Viele von uns arbeiten in sogenannten        com/2013/12/12/inklusions-stamm-
„Integrationsklassen“, daher betrifft        tisch-teil-1/
uns das Thema der Inklusion in
unserem beruflichen Arbeitsfeld.              •      Im Jänner war Rainer Grubich
Als   Lehrerinnen    mit   politischem       vom Büro für Inklusive Bildung
Bewusstsein befürworten wir eine             (PH     Wien)    Teilnehmer     unseres
Gesellschaft, die auf Inklusion aller        Stammtisches. Leider konnte er uns
Menschen beruht.                             keine konkreten Details zur geplanten
Die    Idee,   dass   alle   Menschen        Umsetzung der Inklusion mitteilen (auf
gleichberechtigt miteinander leben           den Leitfaden für Inklusion des SSR
und arbeiten (lernen) unterstützen wir       für Wien haben wir lange sehnsüchtig
voll.                                        gewartet. Inzwischen ist er erschienen:
                                             http://www.lehrerweb.at/fileadmin/
Im vergangenen Schuljahr war die             user_files/redakteure/lw_spezial/ssr/
Inklusion zweimal Thema bei unseren          doc/integration/Leitfaden_Ink_Mai_
Stammtischen:                                2014.pdf. Und die Gerüchteküche über
                                             schulische Ressourcen brodelt heftig
•      Im Dezember diskutierten wir          weiter. Aber Hr. Grubich schilderte
mit Fr. Pinetz und Hr. Neumayer,             uns seine Vision von Inklusion, die
die beide als VertreterInnen des             hoffentlich in den konkreten Vorhaben
Vereins      „Integration      Wien“         des     Stadtschulrates     Umsetzung
(integrationwien.at) bei uns waren,          findet.
über das „Übereinkommen über die
Rechte von Menschen mit Behinderung“,        •      Auch am jährlichen Treffen
das Österreich 2008 unterzeichnet            der FreinetpädagogInnen am Anfang
hat und dessen Umsetzung sich                der Osterferien „Atelier Freinet
nicht so einfach gestaltet, wie es bei       2014“ war ein Nachmittag der
Unterzeichnung angenommen wurde.             Diskussionsschiene „Wo der Schuh
Weitere Inhalte waren der „Index für         drückt“ der Inklusion gewidmet. Den
Inklusion“ und der Ort Wiener Neudorf        Text, der im Zuge dieser Diskussion
(Niederösterreich), in dem Inklusion         entstandenen ist, kannst du in dieser
in der Gemeinde praktiziert wird.            Elise (auf Seite 8) nachlesen. In dieser
Hr. Neumayer erzählte aus dem Leben          Diskussion fiel auch der Satz „Inklusion
mit seiner Tochter und ihre schulische       ist eine Chance für alle!“
Laufbahn als „Integrationskind“. Be-
sonders in Erinnerung ist uns seine          Durch alle diese Diskussionen zog sich
Antwort auf die Frage, was Eltern sich       die grundsätzliche Befürwortung der
wünschen würden: Eltern kommen in            Vision einer inklusiven Schule und auch
die nächstgelegene Schule mit ihrem          die Bereitschaft etwas dafür zu tun,
6jährigen Kind zum Schuleinschreiben.        dass unsere Schulen und Schulklassen
Die PädagogInnen begrüßen die                offen werden für alle Kinder.
Familie freundlich: „Schön, dass Sie         Gleichzeitig tauchte aber auch immer
da sind! Wir werden alles tun, um            wieder die Frage auf, wie das in einer
ihrem Kind eine gute Betreuung zu            Zeit, die von laufenden Sparmaßnahmen
ermöglichen.“ Und in den folgenden           geprägt ist, verwirklicht werden soll.
Wochen wird von Seiten der Schule            Bei vielen Lehrerinnen, gibt es leider
alles getan, um gute und genügend            das Gefühl mit sehr schwierigen
Unterstützungsmöglichkeiten für das          Klassensituationen allein gelassen
neue Erstklasskind zu organisieren.          zu werden. Dabei geht es vor allem

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um Kinder, mit großen sozialen und               und die Kinder so auffällig werden, dass
   emotionalen Schwierigkeiten, deren               sie aus dem Regelsystem herausfallen
   Verhalten so auffällig ist, dass sie nicht       und in „Sonderklassen“ (Förderklasse,
   in der Lage sind in einer Gruppe von             Mosaikklasse…) untergebracht werden.
   20 – 25 Kindern lernen und arbeiten              Diese Maßnahme ist aber wieder
   zu können, unabhängig davon, ob                  ein Ausschluss aus dem System
   sie eine körperliche oder geistige               und widerspricht einer inklusiven
   Behinderung haben oder nicht. Im                 Schule.     Diese   Kinder     brauchen
   derzeitigen System dauert es für viele           eine verlässliche Bezugsperson, die
   Kinder viel zu lange, bis geeignete              dauerhaft verfügbar ist, bis sie sich
   Unterstützungsmaßnahmen anlaufen.                stabilisiert haben. Das kann eine
   Das führt dann immer wieder dazu, dass           Klassenlehrerin, die für mindestens 20
   Lehrerinnen am Ende ihrer Kräfte sind            Kinder zuständig ist, unmöglich leisten.

„Sparklusion“ ist Inklusion
        ohne entsprechende Rahmenbedingungen
Das ist ein Know How Bruch,
       Sonderpädagogik wird der Selbstregulation (Weiterbildung der LehrerInnen)
                                                                      überlassen

      INKLUSION –                                   behindertenpädagogik, Körperbe-
      Eine Einleitung ins Thema                     hindertenpädagogik, Krankenpäda-
                                                    gogik, Lernbehindertenpädagogik,
      Integrative schulische Ausbildung             Mehrfachbehindertenpädagogik,…)
      bedeutet, behinderte Kinder ge-               Eine wichtige Unterstützung bei der
      meinsam mit nicht behinderten Kin-            Feststellung der Schulreife stellen
      dern zu betreuen und zu unterrich-            die mehr als 200 Sonderpädago-
      ten. Optimal ist, integrative Erzie-          gischen Zentren in Österreich dar,
      hung bereits im Kindergarten zu be-           die einzelnen Sonderschulen ange-
      ginnen.                                       gliedert sind. Es handelt sich dabei
      Der Unterricht von Kindern und Ju-            um Koordinationsstellen mit dem
      gendlichen mit sonderpädagogi-                Auftrag, den Unterricht von be-
      schem Förderbedarf kann in Öster-             hinderten Kindern an allgemeinen
      reich auf Wunsch der Eltern bzw.              Schulen in bestmöglicher Weise zu
      Erziehungsberechtigten     entweder           organisieren. Dies erfolgt u.a. durch
      in einer der Behinderungsart ent-             die Bereitstellung von personellen
      sprechenden Sonderschule oder in              und materiellen Ressourcen sowie
      integrativer/inklusiver Form in               Beratung und Unterstützung von El-
      der Regelschule erfolgen. Die Orga-           tern sowie Lehrerinnen/Lehrern.
      nisationsstruktur der Sonderschu-             http://www.wien.gv.at/bildung/
      le umfasst elf Sonderschulsparten,            stadtschulrat/schulsystem/pflicht-
      in welchen ein breites Spektrum               schulen/sonder-integration.html
      an behinderungsspezifischen Ange-              Mit der Unterzeichnung der UN-Be-
      boten und Fördermaßnahmen zur                 hindertenrechtskonvention im Jahr
      Verfügung steht. (Blindenpädago-              2008 hat sich Österreich verpflich-
      gik, Gehörlosenpädagogik, Geistig-            tet, Schritt für Schritt ein inklusi-

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ves Bildungssystem aufzubauen.                 UN-Konvention über die Rechte von
Im Nationalen Aktionsplan Behin-               Menschen mit Behinderungen zitier-
derung 2012 – 2020 vom Juli 2012               te Begriff weist über die Inklusion
konkretisiert die Bundesregierung              hinaus: „Es trifft auf alle Länder zu,
ihre Ziele: „Bund, Länder und Ge-              dass weiterhin enorme strukturel-
meinden sollen zunächst in Modell-             le Anstrengungen auf allen Hand-
regionen inklusive Schul- und Un-              lungsebenen erforderlich sind, um
terrichtsangebote erproben und mit             die UN-Behindertenrechtskonventi-
der Zeit diese ausbauen.“ (S. 63) In           on mittel- und langfristig erfolgreich
der Maßnahme 125 wird das Jahr                 umzusetzen und überdies kurzfris-
2020 als Ziel für einen „flächende-             tig das individuelle Recht auf einen
ckenden Ausbau der Inklusiven Re-              diskriminierungsfreien Zugang zu
gionen“ genannt (S. 64)                        einem sinnvollen wohnortnahen Bil-
Gab es bis 2012 in Wien einen Be-              dungsangebot an einer Regelschule
zirksschulinspektor für den Sonder-            praktisch einzulösen.“
schulbereich, so gibt es seit 2013
einen Landesschulinspektor für In-             1. Bildung nach wie vor Erb-
klusion. Dr. Rupert Corazza wurde              pacht Hinsichtlich Bildungsgerech-
im Stadtschulrat für Wien erstmals             tigkeit hat sich in den letzten 30
in Österreich ein Landesschulins-              Jahren in Österreich nicht viel ver-
pektor für Inklusion betraut. Der im           ändert. „Der Bildungsstand wird
Bereich der Wiener Pflichtschule tä-            weitgehend vererbt“ so Konrad Pe-
tige Schulaufsichtsbeamte bezeich-             sendorfer von Statistik Austria in ei-
nete es als Ziel seiner neuen Aufga-           ner Aussendung. Dieser Umstand
be, „alles angemessen Mögliche zu              habe sich über die Generationen
unternehmen, um die mir betrau-                nicht verbessert. Von den 25- bis
ten Schulen im Sinne der Inklusion             44-Jährigen, die aus Akademiker-
weiterzuentwickeln.“ Wiens Amts-               haushalten stammen, hatten 2007
führende     Stadtschulratspräsiden-           rund 42,8% ebenfalls einen akade-
tin S. Brandsteidl: „Unser Ziel ist            mischen Abschluss. Im Gegensatz
es, für jeden Schüler die individuell          dazu erreichten nur 10,3% aus bil-
beste schulische Lösung zu finden.              dungsfernen Haushalten einen Ter-
Die Vielfalt der schulischen Ange-             tiärabschluss. Für die Altersgruppe
bote hat der Vielfalt der Ansprüche            der 45- bis 64-Jährigen zeigt sich
und Bedürfnisse der SchülerInnen               eine ähnliche Verteilung.
gerecht zu werden.“ (http://www.
wien.gv.at/rk/msg/2013/04/24015.               2. Bildung als Prävention gegen
html )                                         Armut Ein hohes Ausbildungsni-
                                               veau reduziert nicht nur das Risiko
Unter Inklusive Pädagogik ist ein              von Arbeitslosigkeit, sondern auch
pädagogischer Ansatz zu verstehen,             das Armutsrisiko. 2008 waren 8,2%
in dessen Zentrum Wertschätzung                der Erwerbspersonen mit Pflicht-
und Anerkennung von Diversität                 schulausbildung arbeitslos, aber nur
(=Vielfalt) steht. Ist für die einen die       1,9% der Personen mit Tertiärab-
Heterogenität ein Alltagszustand so            schluss. Fast ein Fünftel der Per-
ist sie für andere eine Ideologie, ge-         sonen ohne formalen Bildungsab-
gen die sie ankämpfen. Wird in ho-             schluss nach der Pflichtschule wa-
mogenen Lerngruppen/-klassen un-               ren 2007 armutsgefährdet. Schon
terrichtet so findet Selektion statt.           ein Sekundarabschluss reduziert
Es ist normal, verschieden zu sein ist         das Armutsrisiko auf die Hälfte, für
ein Slogan wie auch Vielfalt macht             die Bevölkerung mit Hochschulab-
stark bzw. Jedes Kind ist besonders            schluss liegt das Armutsrisiko bei
oder Alle sind behindert. Der in der           nur noch 5,6%.

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3. Abnahme der geschlechtsspe-                Sonderpädagogik – Inklusion
zifischen Unterschiede Die ge-                 Der schulische Lebensraum kann
schlechtsspezifischen Unterschiede             und soll dazu beitragen, dass sich
im Bildungsniveau haben sich in den           ALLE Schülerinnen und Schüler
letzten Jahren deutlich verringert.           wohlfühlen – egal ob sie ein Han-
Dennoch verfügt mehr als ein Fünf-            dicap oder eine Behinderung ha-
tel der Frauen im Alter zwischen 25-          ben oder auch nicht behindert be-
und 64 Jahren über keinen weiter-             ziehungsweise hochbegabt sind.
führenden Schulabschluss, bei den             Die Veränderung der Lernkulturen
Männern sind es 12,5%. Im Terti-              bewirkt, dass viel besser auf die in-
ärbereich hingegen haben Frau-                dividuellen Bedürfnisse eingegan-
en nicht nur aufgeholt, sondern die           gen werden kann. Die gegenseiti-
Männer sogar überholt: So können              ge Wertschätzung und Respektie-
14,5% einen Hochschul-, Akademie              rung der einzelnen Bedürfnisse ist
oder Kollegabschluss vorweisen,               die Grundvoraussetzung damit sich
aber nur 13,2% der Männer. In der             Schülerinnen und Schüler, Lehrerin-
Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen          nen und Lehrer und Eltern im schu-
steigt der Anteil mit Tertiärabschluss        lischen Prozess wohlfühlen. Durch
unter den Frauen sogar auf ein Fünf-          die Gestaltung eines gesunden
tel (19,6%) gegenüber 14,3% bei               Lehr- und Lernklimas wird es mög-
den Männern. (aus: http://erwach-             lich, bei den Stärken der Schülerin-
senenbildung.at/aktuell/nachrich-             nen und Schüler anzusetzen und
ten_details.php?nid=3435 )                    nicht bei den Schwächen. Das Re-
Individualisiertes,     differenziertes       ferat für„Sonderpädagogik und In-
und gemeinsames Lernen und Ar-                klusion“ stellt den Lehrerinnen und
beiten aller Schüler/innen ist daher          Lehrern für diese große Herausfor-
ein wesentliches Qualitätskriterium           derung Materialien und Broschüren
für alle Schulen und im SQA-Pro-              zur Verfügung und organisiert dar-
zess zentral zu denken. Behinde-              über hinaus bundesweite Veranstal-
rung wird laut UN-Konvention nicht            tungen, die für Lehrer/innen und
als Defekt, als Schädigung der in-            Lehrer aller Schularten attraktiv und
dividuellen Schüler/innen gesehen,            informativ ist. www.cisonline.at
sondern als unzureichende Parti-              Das zur Theorie: Die Praxis sieht an-
zipation beschrieben, als fehlende            ders aus – auch aufgrund des Man-
Möglichkeiten, das eigene Potenzi-            gels an SonderpädagogInnen, der
al zu entwickeln und angemessene              nicht gesetzlich verankerten am-
Herausforderungen für den Entwick-            bulanten Systeme, der räumlichen
lungs- und Bildungsprozess inner-             Missstände und ungeeigneter Rah-
halb der Gemeinschaft zu finden. In-           menbedingungen für SchülerInnen
klusion bezieht sich in dieser Heran-         und LehrerInnen.
gehensweise daher auf alle Kinder,
legt aber besonderes Augenmerk                In Finnland steht die Frage: „Was
auf Schüler/innen mit besonderen              nützt dem einzelnen Schüler/ der
Bedarf wegen eines besonders ho-              einzelnen Schülerin?“ als Ausgangs-
hen Risikos der Exklusion bzw. Mar-           punkt im Zentrum. Alle 3 Wochen
ginalisierung oder des Underachie-            trifft sich der „Ausschuss für Schüle-
vement. (Rüdiger Teutsch, BMUKK,              rInnenfürsorge“, bestehend aus der
Leiter der Abteilung für Diversitäts-         SchulleiterIn, LehrerInnen, Sonder-
und Sprachenpolitik sowie Sonder-             pädagogInnen, SozialarbeiterInn-
pädagogik und Inklusion)                      ne, PsychologInnen, Schullaufbahn-
                                              beraterInnen,      PolizeibeamtInnen,

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SchulkrankenbetreuerInnen – je               gogische Förderungen genannt, die
nach Bedarf. Schon nach dem ers-             jedoch automatisch zur LehrerIn-
ten Schuljahr soll jedes Kind flie-           nenarbeit gehören werden, da In-
ßend lesen können. Um das zu er-             klusion flächendeckend spätestens
reichen gehen oft 50% der Klas-              2020 umgesetzt sein soll.
senschülerInnen temporär in einen            LehrerInnen sollen wieder einmal
Förderunterricht. Somit ist „Förder-         mehr leisten ohne dafür verbale
unterricht“ keine Stigmatisierung            und finanzielle Anerkennung zu er-
mehr. Bis Ende des 9. Schuljahres            halten! Mit anderen Worten klappt
ist jede/r zweite SchülerIn einmal           die Integration aufkosten des riesi-
ein/e FörderschülerIn gewesen! Ob            gen Engagements der Sonderschul-
alleine oder in Kleingruppen werden          kollegInnen, doch wie soll Inklusion
sie von SpeziallehrerInnen unter-            gelingen?
stützt. Nur wenn die SchülerInnen            Inklusives Lernen ist nicht (wie
das Ziel nicht erreichen, trotz aller        manche vielleicht meinen), wenn
möglicher und umfangreicher Un-              die behinderten Kinder in einer
terstützungen, erhalten sie ein son-         Schule auch nichtbehinderte Kinder
derpädagogisches Gutachten und               SEHEN und umgekehrt. Es geht um
demnach einen eigenen Lehrplan in            das miteinander Leben und Lernen
einem oder mehreren Fächern.                 – das ist ein Prozess, der adäquate
SonderpädagogInnen genießen in               institutionelle Rahmenbedingungen
Finnland ein noch höheres Ansehen            braucht, die erst geschaffen werden
als die anderen sehr geschätzten             müssen. Weder von nah noch fern
LehrerInnen. Ihr Gehalt ist höher,           ist davon etwas zu entdecken – zum
da sie SchülerInnen testen, für die-         Nachteil aller !
se Förderpläne erarbeiten und diese
optimal durch das Schulsystem be-            Zu allerletzt geht es auch um die In-
gleiten. In Wien ist es so, dass oft         klusion aller ArbeitnehmerInnen, ob
die/der IntegrationslehrerIn alleine         nun BeamtInnen oder nicht: Lehre-
in der Klasse steht, wenn die/der            rInnen sind bzgl. ArbeitnehmerIn-
NMS-Kollegin/Kollege krank od. an-           nenschutzgesetzen schlechter ge-
                                             stellt als Arbeiter und Angestellte.
derweitig verhindert ist – also Arbeit
                                             Österreichs Unternehmen sind ge-
von zweien macht und keine Abgel-            setzlich verpflichtet, Belastungen im
tung (weder Stundenreduzierung               Job zu evaluieren! Bei Säumigkeit
noch Supplierreduzierung, noch               drohen Verwaltungsstrafen. Noch
Geld). Wenn es Probleme im Team              sind arbeitsbedingte Belastungen
gibt, muss immer die Integrations-           von LehrerInnen (zB Pausenlärm,
lehrerin die Klasse und damit meist          ergonomische Sessel erhalten die
auch die Schule verlassen. Oft wird          Schulärztinnen nicht aber die Leh-
sie als „Hilfslehrerin“ bezeichnet,          rerInnen, psychische Belastungen,
was ihrer Qualifikation diametral ist.        etc). Es gibt für LehrerInnen kein
Laut Statistik Austria gab es 2012 in        Arbeitsinspektorat.
Österreich 6468 Sonderschullehre-                Ilse Seifried http://www.apflug.at/
rInnen. Im LehrerInnendienstrecht-                                        Okt. 2013
sentwurf werden keine sonderpäda-

                                         7
Betreff:
Bitte um Kenntnisnahme und Aushang
78 Teilnehmer_innen der bundesweiten Fortbildungsveranstaltung „Atelier
Freinet“, die von 11.-15.4.2014 in Pressbaum, Niederösterreich stattgefun-
den hat, wollen zu aktuellen bildungspolitischen Themen Stellung nehmen:

                                         SQA (Schulqualität         Allge-
                                         meinbildung)
                                         Wenn wir verpflichtet werden, ei-
                                         nen Prozess mitzugestalten, wie
                                         SQA das vorsieht, dann wollen wir
                                         nicht in stundenlangen Sitzungen
                                         Papier für die Schublade produzie-
                                         ren, sondern erwarten uns die Er-
                                         füllung bestimmter Grundvoraus-
                                         setzungen:

                                         – entsprechende Begleitung des
                                         Prozesses,
                                         – entsprechende Ausbildung der
                                         Koordinator_innen,
– eine bessere Vorbereitung der Leiter_innen,
– kein Wettbewerb, kein Missbrauch für Vergleiche oder Konkurrenz an Stand-
orten,
– es muss geklärt werden, welche Themen für SQA geeignet sind und welche
Inhalte in andere Kompetenzbereiche fallen (Schulbehörde, Schulerhalter,
Dienstrecht, Jahresnorm...)
– das Thema muss wirklich in einem Diskussionsprozess vom Kollegium erar-
beitet worden sein. Wir würden SQA gerne als Chance begreifen, mit solchen
Prozessen zu beginnen, und werden uns in unseren Schulen dafür einsetzen,
dass diese Grundvoraussetzungen erfüllt werden.

Inklusion
Inklusion ist eine Chance für alle. Die Idee, dass Menschen gleichberechtigt
miteinander leben, arbeiten und beschult werden, unterstützen wir in ihrer
Aussage vollinhaltlich.
Dazu braucht es klare Rahmenbedingungen:
Wir Lehrer_innen wollen, dass wir allen Kindern die bestmögliche Unterstüt-
zung geben können.
Wir benötigen eine fundierte Ausbildung, um den wachsenden Anforderungen
einer inklusiven Gesellschaft gerecht zu werden und rasche Hilfe durch Ex-
pert_innen in Krisenfällen.
Das Entwicklungspotential aller Kinder muss mit ausreichenden personellen
(pädagogisches und helfendes Personal) und räumlichen Ressourcen geför-
dert werden.

Bildungsreform und Gewerkschaftsarbeit
Bildungs“reform“ durch Budgeteinsparung? „Her mit der Bildungsmilliarde!“
Der ständige Sparkurs seit den 1990er-Jahren hat so weit geführt, dass unser
Schulsystem darniederliegt. Wir halten uns über Wasser, es herrscht Mange-
lumverteilung und ein Flickwerk an Verschiebungen..
Das neue Dienstrecht ist ein einziges Sparpaket, und wurde „verhandelt“ be-
vor eine Bildungsreform stattgefunden hat.

                                     8
Ein Modellversuch
                         der reformpädagogischen, inklusiven
             und psychoanalytisch-pädagogischen Beschulung
                                         von Vorschulkindern
                mit sozialen und/oder emotionalen Problemen
                                   im Rudolf-Ekstein-Zentrum

  Im Frühjahr 2014 versammelten sich            Die natürliche Methode:
  einige Kinder um eine Linde, um Feu-
  erwanzen zu betrachten, darüber zu                „Das Individuum selbst muss die fes-
  sprechen, sich gegenseitig die Tiere              ten Grundlagen seines Lernens schaf-
  auf die Hände zu setzen und darüber               fen, wobei es die Möglichkeit haben
  nachzudenken, was diese Tiere wohl                sollte, auf Erwachsene und ein Mili-
  fressen würden bzw. warum so oft ein              eu zurückzugreifen, die ihm hilfreich
  Tier auf dem anderen sitzen würde.                zur Seite stehen.“ (E. Freinet, 1997,
  Alle Kinder der MOK 1 (Vorschulklasse             131)
  des SPZ Rudolf-Ekstein-Zentrum) ent-
                                                    „Beim Lernen muss man unaufhörlich
  wickelten gemeinsam ein Interesse für
                                                    experimentelle Theorie und experi-
  ein Thema und tauschten sich darüber
                                                    mentelle Praxis miteinander verknüp-
  aus. In Folge gab es ein Feuerwanzen-
                                                    fen, wobei das eine immer zum an-
  Projekt, in dem wir die Lebensweise der
                                                    dern führt.“ (E. Freinet, 1997, 137)
  Feuerwanzen erforschten. So wurde
  z.B. eine Feuerwanze mit in die Klas-         Neben dem reformpädagogischen Zu-
  se genommen, um ihr ein Stück Gur-            gang gründet das von meiner Kollegin
  ke anzubieten und es wurde erforscht,         Regine Prinz und mir konzipierte Mo-
  ob Feuerwanzen schwimmen könnten              dell einer einjährigen Beschulung in
  (das Ergebnis war, dass sie das wohl          einer Vorschulmosaikklasse auch auf
  nicht gerne machen würden, weil sie           den Grundsätzen der Inklusion:
  im Wasser nervös herumgestrampelt
  haben.)                                       Die UNO hat die Einhaltung der UN-
                                                Behindertenrechtskonvention in Ös-
  Die Form des Rückenpanzers der Feu-           terreich überprüft und eine Liste mit
  erwanzen brachte uns zu den geomet-           Empfehlungen erstellt. Kritisiert wurde
  rischen Formen Kreis und Dreieck, die         etwa die mangelnde Inklusion im Bil-
  weiteren Körperteile wurden benannt.          dungsbereich. So steige die Zahl der
  Im Laufe des Projektes besuchten wir          Kinder in Sonderschulen und es wer-
  den „Feuerwanzenbaum“ noch mehr-              de zu wenig getan, um die inklusive
  mals. Langsam nahm die Anzahl der             Bildung von Kindern mit Förderbedarf
  Feuerwanzen und auch das Interesse            aufgrund unterschiedlicher körperli-
  der Kinder an diesen Tieren wieder ab.        cher, geistiger oder emotional-sozialer
                                                Beeinträchtigungen voranzutreiben.
  Sowohl die geometrischen Formen als
  auch weitere Insekten beschäftigten           So werden auch Kinder mit dem För-
  uns aber noch eine Weile.                     derbedarf emotionale und soziale Ent-
                                                wicklung durch segregative Beschu-
  Dies ist ein Beispiel, wie durch natür-       lung gefördert. Nur sollte in diesen
  liches Interesse von Kindern ein Pro-         Fällen der Forderung nachgekommen
  jekt angestoßen werden kann, das in           werden, diese Art der Beschulung so
  dieser Form zwar nicht im Jahresplan          kurz wie möglich zu halten. So hat sich
  vorgesehen war, aber durch das Inte-          unter anderem gezeigt, dass die sepa-
  resse der Kinder auf guten Nährboden          rate Beschulung nicht nur dem beson-
  gefallen ist.                                 deren Förderbedarf und Bildungsan-
                                                spruch der SchülerInnen gerecht wird,
                                                sondern auch zusätzliche Verhaltens-

                                            5
probleme schafft. So kann das Zusam-             schließlich dazu befähigen, vermehrt
mentreffen von SchülerInnen mit einer            aus eigener Kraft bestehende Konflikte
hohen sozialen Belastung abweichend              und Spannungen zu bewältigen. Diese
soziales Verhalten verstärken und so             Befähigung soll dazu beitragen, dass
der Entwicklung eines positiven Selbst-          weitere segregative Maßnahmen inner-
konzepts entgegenwirken.                         halb der Schullaufbahn dieser Schüle-
                                                 rInnen vermieden werden.
Organisationsformen von kleineren
und intensiv unterstützten Gruppen               Der Unterricht ist folgendermaßen or-
(für kürzere oder mittelfristige Zeiträu-        ganisiert:
me) können jedoch dann als inklusive
Maßnahme angesehen werden,                        •   LehrerInnen
  • wenn sie eine hohe Durchlässig-                   Zwei PsychagogInnen unterrichten
     keit zum Regelschulwesen anstre-                 im Team. Beide PädagogInnen un-
     ben                                              terrichten im Ausmaß einer vollen
  • und das Ziel verfolgen, manifeste                 Lehrverpflichtung.
     Probleme des Lernens und Verhal-
     tens bei Kindern durch frühzeitige           •   Gruppengröße/Gruppenzusam-
     Förderung zu verhindern.                         mensetzung
                                                      Zu Schulbeginn startet eine homo-
Die Grundideen unseres Konzepts, das                  gene Gruppe von sechs Kindern
einer psychoanalytisch-pädagogi-                      (Schulanfänger). Es werden nur
schen Haltung entspringt, sind fol-                   SchülerInnen aufgenommen, die
gende:                                                zumindest eine durchschnittlich
                                                      kognitive Begabung aufweisen.
Kinder, bei denen angenommen wer-                     Eine ausgewogene Geschlechter-
den kann, dass sie sich aufgrund emo-                 zusammensetzung (2-3 Mädchen,
tionaler und sozialer Defizite in der                  2-3 Buben) ist zu berücksichti-
Großgruppe einer ersten Klasse nicht                  gen.
zurechtfinden, können für die Dauer
eines Jahres in eine Vorschul-Mosa-               •   Curriculum
ikklasse (Kleingruppe) aufgenommen                    Es wird nach dem Lehrplan der
werden. Ziel ist es, dass sich diese                  Vorschule gearbeitet.
Kinder trotz ihrer sozialen und emoti-
onalen Beeinträchtigungen geborgen                    Der Unterricht bietet Möglichkei-
fühlen, und der Einstieg in die erste                 ten, Situationen und Gefühle der
Klasse einer Großklasse vorbereitet                   SchülerInnen zu thematisieren
wird. Die (Re)integration in eine Re-                 und einen angemessenen Umgang
gelschulklasse (1. Klasse) soll nach                  damit zu erarbeiten. Die Schüle-
Ablauf eines Jahres erfolgen. Durch die               rInnen erleben durch den Unter-
intensive Betreuung in einer Vorschul-                richtsalltag Situationen, die dazu
Kleingruppe sollen Entwicklungsschrit-                beitragen, veränderte Interakti-
te im sozial-emotionalen Bereich ange-                ons- und Kommunikationsfähig-
stoßen werden. So soll ein intensives                 keiten aufzubauen und somit eine
Beziehungsangebot diesen Kindern er-                  Stabilisierung des Sozialverhal-
möglichen, ihre Umwelt angemessen                     tens zu ermöglichen.
wahrzunehmen, adäquate Verhaltens-
weisen zu entwickeln und ein positiv              •   Didaktik
gestärktes Selbstwertgefühl aufzubau-                 Die didaktische Ausrichtung folgt
en. Manifeste Probleme des Lernens                    den Grundsätzen einer reform-
und Verhaltens sollen innerhalb dieser                pädagogischen Lern- und Bezie-
frühzeitigen Entwicklungsarbeit wahr-                 hungskultur. Individualisierte Un-
genommen und in ihrer Bedeutung ver-                  terrichtsformen sowie Module aus
standen werden. Dieser psychoanaly-                   den Bereichen Motopädagogik,
tisch-pädagogische Verstehenszugang                   Kunstpädagogik sowie Erlebnispä-
ermöglicht das Erleben von tragfähigen                dagogik sind wesentliche Bestand-
Beziehungen und soll die SchülerInnen                 teile dieses Unterrichtsangebots.

                                            10
Folgende Aufnahmekriterien in die Mo-            So soll die Einschulung in eine erste
saikklasse werden berücksichtigt:                Klasse einer VS erfolgen:

 •    Diagnostik                                  •    Kontakt zur Stammschule
      Eine verpflichtende entwicklungs-                 Die Stammschule zeigt Bereit-
      diagnostische Abklärung (psycho-                 schaft zu regelmäßigem Kontakt
      logisch, neurologisch, ergothera-                mit KlassenlehrerInnen und An-
      peutisch) soll bei den aufzuneh-                 sprechpartnerInnen im REZ. In-
      menden SchülerInnen bereits zu                   formationen über Entwicklungs-
      Schulbeginn vorliegen.                           fortschritte der SchülerInnen sind
                                                       vorgesehen. Das Kennenlernen
 •    Elternmitarbeit                                  der zukünftigen Klassenlehrerin in
      Die Eltern verpflichten sich zur re-              der Regelschule wäre wünschens-
      gelmäßigen Zusammenarbeit mit                    wert.
      der Schule. Insbesondere sind re-           •    Ambulantes Team begleitet/be-
      gelmäßige Gesprächstermine mit                   treut in der ersten Klasse der Re-
      den KlassenlehrerInnen vorgese-                  gelschule
      hen.
                                                 Zurzeit (im März 2014) wird einerseits
     Kurzbeschreibung des psychoanaly-           daran gearbeitet, passende Schulplätze
     tisch-pädagogischen Verstehenszu-           für die Kinder der Vorschulmosaikklas-
     gangs:                                      se zu finden, andererseits wird bereits
                                                 über die Zusammensetzung der Klas-
 •    Psychoanalytisch-pädagogische              se für das Schuljahr 2014/15 nachge-
      Grundsätze                                 dacht.
      Insbesondere wird danach gefragt,
      (1) wie es zu verstehen ist, dass          Es wird spannend, ob/wie die Integra-
      Kinder bestimmte Verhaltenswei-            tion/Inklusion für die Kinder gelingen
      sen als Ausdruck innerpsychischen          kann und wie das Konzept im Folgen-
      Geschehens zeigen und (2) wie auf          den adaptiert und weitergeführt wer-
      Grundlage dieser Erkenntnisse die          den kann.
      bestmöglichen Entwicklungschan-
      cen angebahnt werden können.

 •    Entwicklung individueller entwick-
      lungsdiagnostischer Förderpläne
      Durch das Anlegen förderdiagnos-
      tischer Profile (nach Wilfried Dat-
      ler) sollen insbesondere begrün-
      dete Überlegungen zur Ausbildung
      psychischer Strukturen der Schü-
      lerInnen angestellt werden.
 •    Reflexion
      Regelmäßig stattfindende Refle-
      xionsgruppen (zum Beispiel Su-
      pervision, Work Disussion Semi-
      nare oder Intervisionsgruppen               Barbara Peyrl, Dipl.-Päd., MA (Psychago-
      (mit Schulleitung, MOMO-Team                                   gik), Kunsttherapeutin
      das Mobile Mosaikteam, das als                  Rudolf-Ekstein-Zentrum, 1220 Wien
      Clearingteam fungiert), Psycha-                            barbara.peyrl@gmail.com
      gogInnen) leisten einen wesent-
      lichen Beitrag, um differenzierte
      Verstehenszugänge zur aktuellen                                                Literatur:
      Problemlage der SchülerInnen zu                 - Freinet, Elise (1959): Erziehung ohne
      entwickeln.                                       Zwang. Klett-Cotta: Stuttgart (1997)

                                            11
Aus der Praxis:

Was haben „Tradition“ und „Kultur“
                                  in unseren Klassen zu suchen?

  Den Anlass meiner derzeitigen Überle-           Das Argument „Das ist unsere Kul-
  gungen zu „Tradition“ und „Kultur“ im           tur!“ war heuer wieder zu hören, ge-
  Klassenzimmer liefert eine Feierlichkeit        koppelt mit der Aussage: „Alle Kinder
  an unserer Schule, die mir seit über 10         bekommen zu Weihnachten gerne Ge-
  Jahren regelrecht „im Magen liegt“.             schenke, da sollen sie wissen was ein
                                                  Advenkranz ist“. Die in der Konferenz
  Immer am Beginn der Adventzeit gibt             beschlossene „Abstimmung über die
  es traditioneller Weise im Turnsaal mit         Adventkranzweihe“ blieb aus, die rea-
  allen Kindern der Schule die „Advent-           len Machtverhältnisse in unserer Schu-
  kranzweihe“, bei der ein römisch-ka-            le lassen keine Demokratie zu (Hab ich
  tholischer Pfarrer anwesend ist, dessen         schon erwähnt, dass wir eine öffentli-
  Aufgabe es ist, die Adventkränze und            che Schule sind?).
  alle Kinder am Ende der Feier zu seg-
  nen.                                            Da stellen sich Fragen: Wird in einer
  Vor 10 Jahren, als wir Freinetpädagog-          Adventkranzweihe die inhaltliche Be-
  Innen in einer LehrerInnenkonferenz             deutung eines Adventkranzes erläutert
  das Thema ansprachen und meinten,               oder passt das nicht besser in den Re-
  dass diese Feier mit röm.-katholischer          ligionsunterricht?
  Pfarrer-Segung so nicht ganz passend            Wollen wir als FreinetpädagogInnen
  wäre, wurden wir verbal aus der Kon-            das „Geschenke-Weihnachtsfest“ als
  ferenz getragen. Stimmen wie: „Wenn             Hochfest des Kapitalismus unterstüt-
  du in der Türkei leben würdest, wür-            zen?
  de dein Kind auch an islamischen Fei-
  erlichkeiten mitmachen müssen. Das              Als FreinetpädagogInnen haben wir
  ist unsere Kultur!“, wurden unten den           viele Traditionen in unserer Klasse. Da-
  Lehrerinnen laut.                               bei denke ich gerne an Christine Wie-
  Nun sind doch eltliche Jahre vergan-            dermann zurück, die großartige Wiener
  gen, die röm-kath. Kirche ist in Wien           Freinetpädagogin, die uns in Fortbil-
  unter die 50%-Marke gerutscht, an               dungen öfters von den Schulanfangs-
  unserer Schule werden Klassen auch              ritualen in ihrer Klasse erzählt hat. Bei
  für den röm.-katholischen Religionsun-          Christine haben die Kinder immer am
  terricht zusammengelegt, damit dieser           Schuljahresbeginn Kressesamen ge-
  zweistündig sein kann- und ich weiß,            pflanzt, die in der Klassenbezeichnung
  dass mein Kind, wenn wir in der Tür-            angeordnet waren (also, z.B.: in der 2.
  kei leben würden, nicht an islamischen          Klasse bildeten die Samen ein 2A, der
  Feiern teilnehmen müsste, Stichwort:            3. Klasse ein 3A,...). Ihren Erzählungen
  Säkularisierung1.                               nach bildeten die gepflanzten Samen
  Am Beginn dieses Schuljahres bat ich            längere Zeit einen zentralen Punkt des
  in einer Konferenz, ob es nicht mög-            Klassenlebens am Schulbeginn. Chris-
  lich wäre, dieses Jahr den Hr. Pfarrer          tine pflegte Klassentraditionen mit ih-
  nicht einzuladen und eine gemeinsame            ren Schulkindern.
  Feierstunde für ALLE Kinder der Schule
  somit zu ermöglichen. Den Religions-            Auch wir haben in unserer Klasse eine
  lehrerInnen wären es meines Erach-              Reihe an „Traditionen2“, die unser Zu-
  tens wohl auch möglich, eine schöne             sammenleben, das gemeinsame Leben
  Feier zu gestalten.                             der SchülerInnen und der LehrerInnen,
                                                  regeln, es gibt z.B.:

                                             12
• monatliche         der Mädchen untereinander: „Warum
                             Geburtstags-         bist du gerne ein Mädchen? Was macht
                             feiern, nach         Mädchensein für dich aus?“ und nicht
                             demselben            zuletzt ein Lehrausgang ins Radio mit
                             Ablauf               lauter Mädchen (und die Buben bleiben
                                                  mal in der Schule).
                             • die Ferien-        Unsere „Klassen-Traditionen“ sind für
                             schachteln,          uns Teil der „Klassenkultur3“ und für
                                                  uns stimmig, also für die Lehrerinnen
die am Schnuppertag                               und die SchülerInnen. Diese Feste oder
zusammen mit den Neu-                             Abläufe bleiben auch veränderbar und
lingen gebastelt werden                           werden an die beteiligten Personen an-
                                                  gepasst. (Das neue Geburtstagslied
• das Abschlussfotoal-                            zum Geburtstagsfest ist wunderschön!
bum für die 4.-Klasse-                            Den schon traditionellen Geschwister-
Kinder, das die Kinder                            tag haben wir als Lehrerinnen wieder
selber als Buch binden                            abgeschafft, obwohl die Kinder ihn ein-
                            und in das wir        gefordert haben, weil er uns persönl-
                            Lehrerinnen           cih zu stressig war. Und wenn es zum
                            Fotos von 4-5         englischen Frühstück keine „sausages“
                            Jahren Schul-         gibt, weil sie nicht schmecken, geht die
                            zeit einkleben        anglophile Welt auch nicht unter und
                                                  wir schlagen uns mit „toast“ die Bäu-
                            • die Mädchen-        che voll.)
                            Radiosendung          Unsere Klasse ist eine Mehrstufenklas-
                                                  se, da ist in diesen Angelegenheiten
zum          internatio-                          sicher auch einiges andres als in ein-
nalen Frauentag                                   stufigen Klassen: den Kindern lieb ge-
am 8. März (nach-                                 wonnene Traditionen werden von Jahr
zuhören           unter:                          zu Jahr weitergegeben (und ich kann
h t t p : / / w w w. ra -                         nicht als Lehrerin mit einer „neuen
diobande.at oder                                  Klasse“ alle 4 Jahre „neu beginnen“).
die Sendung von
2013: http://cba.                                 Im Umgang mit vermeintlichen „Tra-
fro.at/109210)                                    ditionen“ scheint es mich wichtig, den
                                                  kritischen Umgang, mit dem wir Frei-
• die Tausenderausstellung der Schüle-            netpädagoginnen so oft anecken, zu
rInnen, die den Zahlenraum 1000 bear-             pflegen. Durchbrechen wir mit unseren
beiten (www.fbklasse.wordpress.com)               Teams und unseren Klassen das, „was
                                                  schon immer so war“. (Unser Konflikt
• Spieletage, häufig vor Ferien                    mit den Hierarchien lässt grüßen!)
• das englische Frühstück,...                     Für den nächsten Advent nehme ich mir
                                                  wieder mal vor, die Ruhe zu bewahren,
Diese „festgefahrenen Abläufe“ erleich-           die Kinder ohne Weihnachtswahnsinn,
tern uns als LehrerInnen den Alltag. So           der uns alle umgibt, sicher bis in die
müssen wir beispielsweise nicht jedes             Ferien zu begleiten. Was bleibt ist eine
Jahr neu überlegen, was unsere Großen             Vision: vielleicht gibt es in einigen Jah-
zum Abschied bekommen. Die jünge-                 ren das „Absingen der Internatione-
ren Kinder warten schon darauf, auch              len“ zum Fest- und Kampftages des 1.
eine Tausenderausstellung zu machen               Mai? Da die ArbeiterInnenkultur nicht
und sind hochmotiviert bei der Arbeit.            der sozialen Herkunft der meisten Leh-
Und was wäre ein 8. März ohne die                 rerInnen entspricht, wird diese Vision
Auseinandersetzung mit Frauenwahl-                nicht realisiert werden.
recht, ungleicher Bezahlung, der Frage

                                             13
Zum Abschluss möchte ich noch einen            Fußnoten
Wiener Freinet-Freizeitpädagogen zitie-        1
                                                   https://de.wikipedia.org/wiki/Säkularisierung
ren. Wenn Basti von KollegInnen oder
der Direktion gefragt wird, ob er dies         2
                                                   „Tradition“ = „Überlieferung, Herkommen,
                                               Brauch, Gepflogenheit“, im 16. Jahrhundert
oder jenes mit seinen Kindern machen           aus dem lat. traditio - Übergabe, Überlieferung-
könnte, weil das für die Schule gerade         entlehnt; lat. tradere = übergeben, über-liefern;
gut wäre, gibt er zur Antwort:                 lat. dare = geben; nach: Duden, Herkunftswör-
                                               terbuch/ 2001/ Band 7
„Du, das kann ich nicht sagen, da muss
ich erst die Kinder fragen, ob sie das         3
                                                 „Kultur“: seit dem 17. Jahrhundert, aus dem
wollen!“                                       lat. „cultura“ = Landbau, Pflege (des Körpers und
                                               Geistes), von Anfang an im Sinne von „Feldbau“
                                               und „Pflege geistiger Güter“ be-trachtet; nach:
                          eva neureiter        Duden, Herkunftswörterbuch/ 2001/ Band 7

Übertritt
                                               Volksschule - AHS
                                                                            ein Schülerbericht

Seit September gehe ich in ein Gymnasium in Wien. An der neuen Schule gibt
es viele nette und auch gemeine Lehrer. Man muss die LehrerInnen mit „Sie“
ansprechen, in der VS sagten wir „du“.
In den Pausen kann man in den Hof gehen, in der VS durften wir in der Pause nicht
aufstehen.
Außerdem muss man sein Benehmen mehr den LehrerInnen anpassen als den
Richtlinien (bei der Mathelehrerin kann ich nicht so schlimm sein wie bei der
Englischlehrerin).
In der 1. Klasse gibt es bei uns viele Buben-
Mädchen-Kämpfe.
Von den LehrerInnen finde ich die AHS besser
als die VS.

Am Schulanfang habe ich mich einmal im
Schulhaus verirrt, weil es so groß ist.
In Bio ist es schön, dass wir im Biologiesaal
sind, weil es da viele Tiere gibt: Fische
von      unserer     BU-Lehrerin       (meine
Lieblingslehrerin). Aber im Zeichensaal ist
es besch****n: 3 Stockwerke runter, 4
Minuten gehen und 2 Stockwerke rauf... …
versteht ihr mich????
:::::DDDDD

Insgesamt ist es aber eigentlich
cooler als die Volksschule!!!!!!

                                               Euer               LEON
                                          14
Reggio-Pädagogik

Der folgende Beitrag, ein knapper Über-        den Kindertagesstätten, sowie der
blick zur „Reggio-Pädagogik“, ist der          Vision der Kita als Zentrum für kul-
Website der italienischen Bewegung             turelle Belebung in den Vierteln,
entnommen und eine Übersetzung aus             konkretisiert.
dem Italienischen.
                                               Diese Pädagogik wird als Aufgabe
Nachdem das diesjährige RIDEF diesen
Juli in Reggio Emilia stattfindet, liegt
                                               der gesamten Stadt gesehen, das
es nahe, sich (wieder) einmal mit die-         bedeutet, dass auch andere Orga-
ser Strömung zu befassen, die, wenig           nisationen und die Eltern an der Er-
verwunderlich, viele Überschneidungen          ziehung der Kinder beteiligt sind.
mit der Freinet-Pädagogik hat, viele           Das Grundkonzept der Reggio-Pä-
ähnliche Gedanken denkt und Anregun-           dagogik ist, dass die ErzieherInnen
gen gibt.                                      mit den Stärken und nicht gegen die
                                               Schwächen der Kinder arbeiten.
Mit dem Begriff Reggio-Pädago-
gik wird die Konzeption und Praxis             Die Kinder
der kommunalen Kindertagesstät-                Die Kinder sollen sich individuell
ten in der italienischen Stadt Reg-            nach ihren Möglichkeiten entfalten
gio nell’Emilia bezeichnet. Es han-            und selbst verwirklichen. Dabei ler-
delt sich um gemeinsame Ideen und              nen sie in Projekten, die ihre unter-
Konzepte, die sich in Kindertages-             schiedlichen Ausdrucksmöglichkei-
stätten und Kindergärten in Reggio             ten fördern. Wesentlich hierbei ist
am Ende der 60er Jahre entwickelt              die Wertschätzung der jeweiligen
haben.                                         Pädagogen, welche eine kontinuier-
                                               liche Dokumentation der pädagogi-
Die Konzeption stammt aus der Pra-             schen Arbeit und Entwicklungen des
xis und von pädagogischen Erfah-               Kindes anfertigen.
rungen, welche die Entwicklungs-
theorien und Theorien der Sozia-               Die Aufgabe der ErzieherInnen
lisierung laut Piaget, Bruner und              Die Aufgabe der ErzieherInnen in
Watzlawick ergänzen.                           der Reggio-Pädagogik differenziert
                                               sich von den sogenannten traditio-
Eine wichtige Persönlichkeit, die an           nellen Aufgaben.
dem Projekt mitgearbeitet war, ist             Die ErzieherInnen sind BegleiterIn-
Loris Malaguzzi (Correggio, 1920-              nen des Kindes. Sie gestalten eine
Reggio nell’Emilia, 1994), Koordina-           Umgebung, in der Wohlfühlen, Ver-
tor der Kindergärten in Reggio und             trauen und Dialog im Mittelpunkt
Gewinner des Preises Lego.                     stehen. Sie hören dem Kind zu, be-
                                               obachten es und unterstützen durch
Die großen Linien der Reggio-Päda-             Anteilnahme und aktive Begleitung
gogik sind eine humanistische Sicht            die Beobachtungen des Kindes. Au-
des Menschen und die Idee einer                ßerdem stellen sie dem Kind die nö-
demokratischen Gesellschaft.                   tigen Ressourcen für seine Aktivitä-
Diese werden durch die Abwesen-                ten zur Verfügung, teilen dem Team
heit von Hierarchien in den Kinder-            die Fortschritte mit, welche das Kind
gärten, der gemeinsamen Führung                erreicht hat und sprechen mit den
durch ErzieherInnen und Eltern in              Eltern.

                                          15
Der Raum in der Reggio-Päda-                   rige (die ersten kommunalen Kin-
gogik                                          dergärten). 1970 wurde auf Anfra-
Der Raum wird auch als „dritter Er-            ge von arbeitenden Müttern die ers-
zieher“ gesehen, was man verschie-             te Kindertagesstätte eingerichtet.
den interpretieren kann.                       1976 war Malaguzzi Direktor der
Der Raum dient zur Kommunikation               Zeitschrift ‘Zerosei’.
zwischen drinnen und draußen, bie-             Im Jahr 1980 gründete Malaguzzi
tet den Kindern Sicherheit (Räum-              den Nationalverband der Krippen
lichkeiten zum Energie tanken) und             und Kindergärten.
dient den Aktivitäten (Atelier, Treff-         1991 zeichnete das US-Magazin
punkte). Die Orte für Kreation und             Newsweek den Kindergarten Diana
Entdeckung sind offen und die Kin-             als die beste vorschulische Einrich-
der und ErzieherInnen können sie               tung weltweit aus.
erweitern und je nach Bedürfnissen             1992 gewann er den Preis Lego.
einrichten. Typischerweise findet               Er starb 1994 und im selben Jahr
man Spiegel in verschiedenen For-              wurde die Stiftung „Reggio-Child-
men, die Ecke zum Verkleiden und               ren“ ins Leben gerufen.
Schattenspiel, Briefkästen, Projek-
toren und Lampen. All dies stimu-              Malaguzzi propagierte ein neues Bild
liert die Kinder und verleitet es seine        vom Kind. Kinder lernen nicht durch
körperliche Identität zu realisieren,          einen linearen Prozess von Leh-
andere Rollen einzunehmen und mit              ren und Lernen, sondern vielmehr
anderen zu kommunizieren.                      durch ihre Aktivitäten und Ressour-
                                               cen. Das Lernen ist ein konstrukti-
Loris Malaguzzi (*23. Februar                  ver Prozess, wobei die Kinder eine
1920 in Correggio; † 30. Januar                aktive Rolle einnehmen.
1994 ebenda)                                   Die Schule muss ein Ort zum Wohl-
„Sie sagen ihm, dass das Spielen               fühlen sein, wo die richtigen Voraus-
und die Arbeit die Wirklichkeit und            setzungen zum Lernen geschaffen
die Phantasie die Wissenschaft und             wurden.
die Vorstellungskraft der Himmel               Der ästhetischen Bildung schrieb er
und die Erde die Vernunft und der              in diesem Zusammenhang eine be-
Traum Dinge sind, die nicht zusam-             sondere Bedeutung zu. Im Lernpro-
mengehören. Sie sagen also, dass               zess ist immer zu bedenken, dass
es die 100 nicht gibt. Und das Kind            das, was wir realisieren gefällt.
sagt: Aber es gibt sie doch.“
 „Jedes Kind hat die Fähigkeit sich            In den Schulen hat Malaguzzi das
selbst zu bilden, die Erwachsenen              Atelier eingeführt. In seiner Idee
helfen lediglich, diese Fähigkeiten            von Schule müssen die Hände mit
zu entdecken und zu erschließen.“              dem Geist kommunizieren.
Nach seinem Pädagogikstudium in
Urbino unterrichtete er von 1941 bis           Im Vordergrund soll stehen:
1943 in Salegno im Emilianischen
Appenin.                                       • Das Kind, nicht das Unterrichts-
1945 gründete er zusammen mit                  fach
Arbeitern und Bauern einen Volks-              • Die kulturelle Transversalität und
kindergarten.    Weitere     folgten.          nicht das Fachwissen
                                               • Der Prozess und nicht das Pro-
Er besuchte einen Kurs über Psy-               dukt
chologie in Rom und arbeitete in der           • Die Beobachtung und Dokumenta-
Gemeinde Reggio als Berater für                tion der individuellen und Gruppen-
Kinder mit Schwierigkeiten und in              prozesse
den Schulen.                                   • Die Konfrontation und Diskussion
Im Jahr 1963 gründete Reggio eine              • Die Selbstbildung der Lehrer_in-
Reihe von Einrichtungen für 3-6jäh-            nen

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Für alle, die auch gerne einmal ins Museum gehen, heute ein Museumstipp:

                                Das “Neue Wien” der 1920er und frühen 1930er Jahre war ein
                               einzigartiges gesellschaftspolitisches Experiment, das sämtliche
                                  Lebensbereiche der Menschen erfasste – von der Sozial- und
                           Gesundheitspolitik über das Bildungswesen bis zum Wohnbau. Die
                    Dauerausstellung “Das Rote Wien im Waschsalon Karl-Marx-Hof” widmet
                              sich dieser aufregenden Epoche in der Geschichte unserer Stadt.
                                                  Die Ausstellung umfasst vier Themenbereiche:
                                              Die Geschichte des “Roten Wien” von 1919 bis 1934
                                                    Kommunaler Wohnbau und Folgeeinrichtungen
                                                                         Bildungs- und Kulturarbeit
                                            Die Fest- und Feierkultur der Wiener Arbeiterbewegung

Das Museum „Das Rote Wien im Waschsalon“ befindet sich in der Halteraugasse 7, 1190 Wien
(Waschsalon Nr. 2, Karl-Marx-Hof). Es ist öffentlich gut erreichbar mit der U4/ Heiligenstadt (3
Gehminuten) oder der Straßenbahnlinie D (Halteraugasse).
Geöffnet ist das Museum immer am Donnerstag 13 bis 18 Uhr und am Sonntag 12 bis 16 Uhr,
 sowie für Gruppen nach Voranmeldung. Der Eintritt für Erwachsene beträgt EUR 3,-

Als „Migrantin“ in Wien finde ich es spannend, weil das Museum einen Teil der Zeitgeschichte
unserer Stadt erzählt und einiges der heutigen Lebenskultur in Wien in dieser Zeit begründet ist
(Stichworte: Kinderfreibäder, Babywäschepaket, öffentliche Büchereien,...). In der Ausstellung
tauchen viele Namen auf, die wir aus unserem Alltag in Wien kennen (Franz Schuhmeier, Otto
Glöckel, Albert Sever,...) und die hier in einen geschichtlichen Kontext gebracht werden.
Oder wie groß war eine Gemeindewohnung im Karl-Marx-Hof bei seiner Eröffnung und warum
hatten die Wohnungen kein Badezimmer (obwohl das damals schon möglich gewesen wäre)?
Antworten darauf finden sich im Waschsalon.

Zeitweise gibt es eine Sonderausstellung, derzeit werden auch Sommerführungen durch den Karl-
Marx-Hof angeboten (sonntags um 13 Uhr vor dem Bahnhof Heiligenstadt, Endstelle U4; 5€ pro
Person, Anmeldung nicht erforderlich)

Nähere Infos unter: http://www.dasrotewien-waschsalon.at

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Ankündigungen und Termine - Ankündigungen und Termine
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                   Stammtische der Freinet Gruppe Wien:
Einmal im Monat treffen sich Freinet-PädagogInnen in Wien zum Austausch im Amerlinghaus, 1070,
Stiftgasse 9, 1. Stock. Das Treffen findet jeden ersten Donnerstag im Monat statt.

 (vorläufige) Termine und Themen für unsere Stammtische im Schuljahr 2014/15
                        (= jenes nach den Sommerferien)

2.10.2014: „plaudern“ übers neue Schuljahr
6.11.2014: PV-Wahlen, Gewerkschaftswahlen 2014:
           KandidatInnen, Themen, wozu überhaupt?
4.12.2014: Siebdruck mit Elisen-Sieb
8.1.2015:  noch offen Michael Sertl anfragen
12.2.2015: noch offen: Ingrid Teufel?
5.3.2015:  Radio: Studioführung und Live-Sendung
9.4.2015:  noch offen
7.5.2015:  Exkursion: Campus?
11.6.2015: Jahresabschluss

Ideen:
* Diskussion (mit Michael Sertl - anfragen)
* Schulentwicklung: Campus besuchen gehen
* Sekundaria in der MSK (I.Teufel anfragen!) ...und sonst? fällt uns sicher was ein...

Außerdem haben wir einen Termin für die Generalversammlung des Vereins freinetgrup-
pe Wien vereinbart, und zwar am Donnerstag, den 18.9.2014, 18.00 Uhr Amerlinghaus
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                                Die freinetgruppe Wien
                                     gratuliert sehr herzlich
                                                                          und wir freuen uns!

                                                   Wir hoffen, bald wieder von euch zu hören
                                                                             (oder zu lesen!)

                                                                                   Schön,
                                         dass Ursula und Samuel am Juni-Stammtisch waren!

                                             Liebe Freundinnen und Freunde aus aller Welt!

                                Unser Sohn Samuel wurde am Freitag den 14.3. geboren. Wir
                             erleben gerade eine ganz besondere Zeit an der wir euch gerne
                                                                         teilhaben lassen.

                                           Begeistert vom Leben grüßen euch ganz herzlich,
                                                       Ursi, Georg und der kleine Samuel ;-)

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Geschafft!
          bleibt!
      -                                     zumindest vorläufig!

In einem Gespräch mit dem Vorstand des Kulturzentrums im Amerlinghaus
am 21. Mai teilte uns Stadtrat Oxonitsch uns mit, dass für 2014 die volle Sub-
vention in gleicher Höhe wie im Vorjahr bewilligt wird.
Im Gemeinderat wird Anfang Juni zusätzlich zu den bereits gesicherten
113.000,- € (davon 60.000,- direkt an die GESBA!) eine Nachtragsförderung
beschlossen werden, die demnach rund 132.000,- ausmachen wird.
Damit ist die Existenz unseres Zentrums für 2014 gesichert!
Mit dieser Förderung sind die Grundkosten für das Haus (Miete, Energie) ge-
deckt, und auch die für den Betrieb nötigen Arbeitsplätze können erhalten
werden. Allerdings müssen wir auch darüber nachdenken und diskutieren,
wie wir mit solcherlei Disziplinierungs- und Zermürbungstaktiken, einer de
facto sinkenden Förderung und steigenden Kosten zukünftig umgehen sollen
und können.
Doch für jetzt gilt: Diese Entscheidung war keineswegs vorhersehbar, son-
dern ist das Ergebnis unserer Anstrengungen und Kämpfe!
Wir möchten allen herzlich danken, die sich an den Protestaktionen zum Er-
halt des Kulturzentrums Spittelberg im Amerlinghaus beteiligt haben: Ihr
wart großartig!

                                       Solidarität ist unsere Waffe!

                                                VertreterInnen des Amerlinghauses
                                                             www.amerlinghaus.at

                                         und wir als freinetgruppe Wien sind
                                        froh, dass wir auch weiterhin ... das
                                  Amerlinghaus nützen können, um uns dort
                                       zu unseren Stammtischen zu treffen!

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Impressum:
          
          
          
          

http://freinetgruppewien.wordpress.com
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