Emotionen - Dezember 2020 Prävention und Gesundheitsförderung Magazin P&G - Prävention und Gesundheitsförderung Kanton ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Kanton Zürich Gesundheitsdirektion Magazin P&G Prävention und Gesundheitsförderung Dezember 2020 Emotionen Gefühle sind kein leichtes Spiel – S. 4 Gefühle Lebensstil prägt Wenn Berufstätige von A–Z – S. 8 psychische Gesundheit – S. 14 Angehörige betreuen – S. 18
Veranstaltungen Kurzmeldungen Liebe Leserin, lieber Leser Fünf Termine Schwerpunkt: Emotionen die Sie sich merken müssen: 4 Gefühle sind kein leichtes Spiel Wie fühlen sich sich? Jetzt, in diesem 12. FEBRUAR 8 Gefühle von A–Z Moment, in dem Sie diese Zeilen lesen? 25. MAI UND 11. JUNI 10 Gefühle erforschen Sind Sie zufrieden, entspannt und bereit, Gesund altern Öffentliche Räume gestalten sich von der neuen Ausgabe des Maga- Zürcher Präventionstag 2021 zins P&G inspirieren zu lassen? Oder sind Der Präventionstag 2020 wurde auf Wie können öffentliche Räume gestaltet 12 Auf einen Blick werden, damit sie zum Zu-Fuss-Gehen, Sie unruhig und können sich nur schwer auf die Lektüre kon- den 12. Februar 2021 verschoben und Kurzmeldungen findet neu digital statt. Das Thema Velofahren oder Spielen anregen? Welche zentrieren? 14 Zürcher Gesundheitsbericht bleibt bestehen: Gesund altern. Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Was sind die Voraussetzungen, um sich Menschen gern dort aufhalten? Diese Lebensstil prägt psychische Über Gefühle zu sprechen – besonders über die eigenen –, gesund altern zu können? Welche Fragen werden im Weiterbildungskurs Gesundheit ist nicht immer leicht. Manchmal lässt sich das «Rumoren im «Öffentliche Räume gestalten – Bewegung Massnahmen unterstützen uns 18 work & care Bauch» nicht so einfach deuten. Ein anderes Mal fehlt es dabei, möglichst lange gesund und und Begegnung fördern» behandelt. Der Wenn Berufstätige vielleicht an den richtigen Worten, um dem Gegenüber die selbstständig zu bleiben? Kurs wird an der ZHAW durchgeführt und Angehörige betreuen Die Tagung nimmt sich dieser richtet sich an Berufsleute, die sich mit der eigene Gefühlswelt zu beschreiben. Und manchmal spürt Fragen an und bietet unter anderem Planung und Gestaltung öffentlicher Räume 20 Interview man schon beim blossen Gedanken an ein bevorstehendes befassen. Die Themen sind vielfältig: Fachbeiträge zu Präventionsmöglich- Gesundes Altern in Gespräch einen Kloss im Hals. Doch die Auseinanderset- keiten in den Bereichen Ernährung, nachhaltige Mobilität, Kinderfreundlichkeit, der Gemeinde zung mit unseren Gefühlen hält uns gesund – psychisch und geistige Fitness oder soziale Teil Begegnungsmöglichkeiten, Barrierefreiheit, Spielplätze, Sportanlagen, physisch. habe. Weiter werden das kantonale Walkability, Bewegungsförderung und vieles mehr. Aktionsprogramm «Prävention und Zeit / Ort: ZHAW Soziale Arbeit, Hochschulcampus Toni-Areal, Pfingstweidstrasse 96, 8005 Um den Diskurs rund um unsere Gefühlswelten anzuregen, Gesundheitsförderung im Alter» Zürich, Fr. 800.–, Anmeldung online bis 23. April unter zhaw.ch/de/sozialearbeit/weiterbildung und beispielhafte Projekte vorgestellt. > Community Development und Migration beteiligen wir uns an der Kampagne «Wie geht’s dir?». Von A wie Veranstalter: ZHAW Departement Soziale Arbeit in Kooperation mit Prävention und Gesund «ausgebrannt» über O wie «optimistisch» bis hin zu Z wie Zeit / Ort: 9.00 bis 16.30 Uhr, online via Zoom, heitsförderung Kanton Zürich, weiterbildung.sozialearbeit@zhaw.ch Anmeldung online bis 1. Februar 2021 unter «zufrieden» bietet sie ein Alphabet, das dazu einlädt, sich über www.gesundheitsfoerderung-zh.ch Impressum Gefühle auszutauschen. Veranstalter: Prävention und Gesundheits 19. JUNI förderung Kanton Zürich, Tel. 044 634 46 29, Auf den nachfolgenden Seiten veranschaulichen unsere info@gesundheitsfoerderung-zh.ch Der Gesundheit auf der Spur Institut für Epidemiologie, Autorinnen und Autoren die Wichtigkeit emotionaler Kompe- Der Tag der offenen Tür gibt einen Einblick in Forschung und Angebote am Magazin P &G Biostatistik und Prävention Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich. tenzen und nehmen Sie mit auf eine Reise der Gefühle. Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention an der Universität Zürich. Herausgegeben vom: Institut für Epidemiologie, Nebst Vorträgen und Diskussionsrunden gibt es einen Gesundheitsparcours, bei Biostatistik und Prävention (EBPI) der Universität Zürich, Ganz am Ende des Hefts erwartet Sie ein kleiner Einblick in dem die Wissenschaft hautnah erlebt werden kann. Auch kostenlose Gesundheits- Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung im Auftrag der: Gesundheitsdirektion Kanton Zürich den aktuellen Zürcher Gesundheitsbericht. Der Beitrag stellt tests, eine Teddybärklinik für Kinder und vieles mehr werden angeboten. Erscheinungsweise: zweimal jährlich Bestellung des Magazins: EBPI, Abteilung Prävention Zusammenhänge zwischen dem Lebensstil und der Gesundheit Zeit / Ort: 11.00 bis 16.00 Uhr, EBPI, Hirschengraben 84, 8001 Zürich, kostenlos und Gesundheitsförderung, Kanton Zürich, der Zürcher Bevölkerung vor. Veranstalter: Universität Zürich, Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Hirschengraben 84, 8001 Zürich, www.ebpi.uzh.ch Tel. 044 634 46 29, praevention@ebpi.uzh.ch, 2. JUNI www.gesundheitsfoerderung-zh.ch In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund – und fühlen Sie! Forchlauf Redaktionsleitung: Sibylle Brunner, Abteilungsleiterin, EBPI, Abt. Prävention und Gesundheitsförderung Redaktion: Maja Sidler, EBPI, Abt. Prävention und Gesundheitsförderung, Tel. 044 634 46 60, Sibylle Brunner Beim Forchlauf wählen die Teilneh- maja.sidler@uzh.ch, Thomas Neumeyer, EBPI, Abt. Prävention und Gesundheitsförderung, Beauftragte des Kantons Zürich menden zwischen drei verschiedenen 21. JANUAR Nina Hodel, EBPI, Abt. Prävention und Gesundheits- förderung, Tel. 044 634 46 33, nina.hodel@uzh.ch für Prävention und Gesundheitsförderung Kategorien aus: 7,4 km, 15,1 km oder 21,1 km. Die längste Strecke führt auf Gesundheit und Armut Coverbild: GettyImages / Fran Polito, Pexels; Foto: zVg Auflage: 4700 Exemplare Waldwegen am Adlisberg vorbei und Layout: Crafft AG, Zürich Die 4. Nationale Tagung widmet sich dem Thema: «Wenn Armutsbetroffene Druck: Schellenberg Druck AG, Pfäffikon hoch über dem Greifensee bis zum Gesundheitsleistungen nicht in Anspruch nehmen». Welche Rolle spielen Anreize Artikel aus dem Magazin P&G können ohne ausdrück- Forchdenkmal. liche Genehmigung der Redaktion übernommen werden, aus gesundheitsökonomischer Sicht für unser Gesundheitssystem? Was sind sind aber vollständig abzudrucken und mit dem Zeit / Ort: Start ab 19 Uhr im Sport Center die Voraussetzungen für Eigenverantwortung? Aus verschiedenen Perspektiven Quellenhinweis «Prävention und Gesundheitsförderung Fluntern, Zürichbergstr. 196, 8044 Zürich, werden diese Fragen diskutiert. Auch Betroffene werden miteinbezogen. Fotos: Anina Lehmann; iStock Kanton Zürich» zu kennzeichnen. Davon ausgenom- men sind Beiträge, die mit einem Copyright-Vermerk Anmeldung online ab Januar unter versehen sind. Die Verwendung von Bildern und Illustra- asvz.ch/event/59391-forchlauf Zeit / Ort: 9.15 bis 16.30 Uhr, online, Fr. 150.–; für Studierende Fr. 30.–, Partner Fr. 90.–, Armutsbetrof tionen ist immer vorgängig mit der Redaktion zu klären. Veranstalter: ASVZ (Akademischer Sport fene gratis, Anmeldung online bis 11. Januar 2021 unter bfh.ch/soziale-arbeit/gesundheit verband Zürich) Veranstalter: Berner Fachhochschule und zahlreiche weitere Partner, pascal.coullery@bfh.ch Magazin P&G, Dezember 2020 – 3
Schwerpunkt Schwerpunkt G efühle?! Wie lästig sie doch sein können, wenn sie uns hemmen und einschränken, wie bei- spielsweise die nahezu lähmende Angst vor einer Prüfung; wie beflügelnd sie aber auch sein kön- nen, wenn sie uns zu neuen Taten schreiten lassen – wie Enthusiasmus, Neugier und Lebenslust. Wir alle emp- finden Emotionen, tagein, tagaus – doch wie lassen sie sich definieren? Wozu sind sie da? Und: Ist es eine Kunst mit seinen eigenen Emotionen umzugehen? Wie eine Emotion entsteht Emotionen entstehen, wenn sich unsere Aufmerksam- keit auf eine Gegebenheit lenkt, welche wir als für uns bedeutsam einstufen. Dies kann ein wichtiges Ereignis sein wie die Geburt eines Kindes, aber auch Verände- rungen in unserem alltäglichen Leben wie ein Kaffee, der sich unerwartet über die Tastatur unseres Laptops ergiesst. Wir nehmen diese Ereignisse als «relevant» wahr, und wir bewerten sie als mehr oder weniger gut oder schlecht. Im Fall des ausgeschütteten Kaffees ver- mutlich als ausgesprochen schlecht, da es sich doch um unseren Arbeitscomputer handelte. Die Bewertung des Ereignisses kann zum Auslösen einer Emotion führen, welche sich aus Gefühl, einer körperlichen Reaktion und einer «Handlungstendenz» zusammensetzt. Die ersten beiden Komponenten sind einfach nachzuvoll- ziehen: Ich bin erschrocken und entsetzt, dementspre- chend reagiert mein Körper mit Anspannung, mein Herz klopft schnell. Was ist aber die Handlungsten- denz? Dies ist die Bereitschaft des Körpers, auf eine bestimmte Art und Weise zu reagieren, zum Beispiel blitzschnell den Laptop umzudrehen – vielleicht kann damit ja noch ein grösserer Schaden vermieden werden. Diese drei Teile – Gefühl, körperliche Reaktion und Handlungstendenz – machen Emotionen aus. Und ge- nau diese führen auch dazu, dass uns Emotionen im Alltag motivieren, aber auch hemmen können. Nicht alles daran können wir bewusst steuern, aber wie lange Gefühle sind kein leichtes Spiel Emotionale Kompetenzen sind uns täglich eine grosse Hilfe. Doch die eigenen Gefühle zu benennen und zu regulieren, will gelernt sein. Text: Andrea Samson Foto: Stocksy 4 – Magazin P&G, Dezember 2020 Magazin P&G, Dezember 2020 – 5
Schwerpunkt Schwerpunkt Sind wir aber bereits in einer emotionalen Situation, bewegen will, öfter oder anders über ihre Emotionen versuchen wir, diese zu verändern, um uns besser zu zu sprechen. fühlen. Manchmal reicht es aber auch, uns abzulenken «Spielerisch» ist auch ein wichtiges Stichwort, wenn oder eine Situation unter einem veränderten Blick man die Frage beantworten möchte, wie Kinder ihre winkel zu betrachten. Letzteres Emotionen erlernen und testen. ist eine Strategie, von der man Beobachtet man Kinder, sieht weiss, dass sie sich positiv auf «Der Umgang mit man, wie sie im Spiel mit anderen die psychische Gesundheit aus- ihre Emotionen ausprobieren, wirkt, wenn man sie häufig und den Emotionen erproben, nachspielen und auch dem Kontext angepasst einsetzt. passt sich bis ins herausfordern (man erinnere Aber auch wenn eine Emotion sich an die unglaubliche Frustra- schon präsent ist, kann man sie Alter an und tion, wenn man zum ersten Mal noch beeinflussen, indem man verändert sich.» beim «Mensch ärgere dich nicht» den Ausdruck verändert – ver- verloren hat). Diesen Umstand stärkt, abschwächt, verbirgt oder haben wir uns in einem gross gar vollständig unterdrückt. Die Fähigkeit, Emotionen angelegten Forschungsprojekt zunutze gemacht: Auf- zu benennen und zu regulieren, geht einher mit einer bauend auf Emotionstheorien, haben wir gemeinsam grösseren Stresstoleranz, besseren soziale Beziehungen mit Game-Designern mehrere Gesellschaftsspiele ent- zu Hause und am Arbeitsplatz und einem grösseren wickelt, bei denen es um das Erkennen, die Benennung sozialen Netz, weniger Depression und Ängsten, weni- und Regulation der eigenen Emotionen und derjenigen ger Aggression. der anderen geht. Eine erste Studie hat gezeigt, dass die Kinder Spass an den Spielen haben und sich ihre Lebenslanges Erlernen emotionalen Kompetenzen auf die Wahrnehmung der Mit diesen Fertigkeiten wird man nicht geboren (abge- Spiele auswirken. Nun werden die Spiele in weiteren sehen von einem eingeschränkten Repertoire von Ver- Studien im Schulkontext eingesetzt, um zu testen, ob haltensmustern bei Kleinkindern wie dem «Nuckeln» man emotionale Kompetenzen durch das Spielen dieser oder dem Abwenden des Blicks). Man muss lernen, wie Spiele tatsächlich fördern kann. Sollten diese Studien man seine Gefühle erkennt, richtig deutet und allen- positive Ergebnisse erzielen, können die Spiele durch- falls reguliert. Dies passiert anfänglich in der Dyade aus ein Werkzeug für Lehr- und Erziehungspersonen mit den primären Bezugspersonen, weitet sich auf sowie Familien darstellen, um Emotionen zu themati- Emotionsregulation ist die Fähigkeit, unsere Emotionen zu beeinflussen und zu lenken. Lehrpersonen und andere Erziehungspersonen aus und sieren und den Umgang mit ihnen zu üben. Das Schöne wird durch die Erlebnisse mit Gleichaltrigen gefördert. an diesen Spielen ist, dass sie nicht nur einen päda Neueste Forschung zeigt zudem, dass sich der Umgang gogischen Wert haben, sondern gleichzeitig Spass mit den Emotionen sogar bis ins Alter hinein anpasst machen. Denn Lernen geht am einfachsten, wenn po- und verändert. Emotionale Kompetenzen werden ein sitive Emotionen im Spiel sind. wir uns über den nassen Computer ärgern wollen, Jemand der nur sagen kann, dass er sich «schlecht» Leben lang auf die Probe gestellt, da uns immer wieder während eine andere Aufgabe wartet, oder ob wir in fühlt, aber nicht unterschieden kann, ob er wütend, Herausforderungen geboten werden, denen wir noch Zukunft in der Nähe von Tastaturen noch Kaffee enttäuscht oder traurig ist, wird Schwierigkeiten ha- nicht gewachsen zu sein scheinen. Auch gibt es etliche trinken, wird durchaus Einfluss auf sie nehmen. Daraus ben, den Ursprung seiner Emotion zu erkennen. Es Faktoren, welche die Entwicklung emotionaler Kompe- erwächst die Kunst, Gefühle im Alltag so einzusetzen, wird dann auch schwierig, die Handlungstendenzen tenzen beeinflussen: die Fähigkeiten der Bezugsperso- dass sie uns behilflich sind und somit das lebenslange richtig zu deuten und diese adäquat umzusetzen. nen, mit ihren eigenen Emotionen umzugehen und so Erlernen von «emotionalen Kompetenzen» möglich Weiterer Bestandteil emotionaler Kompetenzen ist als Vorbild dienen zu können, das kindliche Tempera- machen. Was ist das? Und wie erlernt man das? die Emotionsregulation – die Fähigkeit, unsere Emotio ment, soziale Probleme oder schwierige Lebenssitua nen zu beeinflussen und zu len- tionen. In diesem jahrelangen Prozess des Lernens mit Emotionale Kompetenzen ken, möglichst in eine Richtung, sich und seinen Gefühlen umzugehen, klappt natürlich Prof. Andrea Samson Zu den emotionalen Kompeten- die uns weiterhilft. Manchmal nicht immer alles so, wie wir es uns wünschen würden. Leiterin des chEERS Lab zen gehört zuallererst, Emotio- «Zuallerst müssen möchten wir die Intensität nega- Emotionale Kompetenzen sind nicht nur bei verschie- Ausserordentliche Professorin in Psychologie, FernUni Schweiz nen bei sich selbst zu erkennen. Was empfinde ich gerade? Was Emotionen bei tiver Gefühle drosseln, ein unan- genehmes Gefühl grad gänzlich denen psychischen Störungen beeinträchtigt, auch Kin- der, Jugendliche und Erwachsene mit Entwicklungsstö- SNSF Professorin, Universität Fribourg kann ich mit dem Gefühl anfan- sich selbst erkannt unterbinden, manchmal möch- rungen (z.B. Autismus Spektrum Störungen) haben es Das Forschungsteam chEERSLab, geleitet von Prof. Andrea Samson, befasst sich gen? Habe ich etwas davon oder ten wir angenehme Emotionen oft schwerer, emotionale Kompetenzen zu erlernen. nicht? Um hier verlässliche Ant- werden.» verstärken, verlängern, oder ge- mit Emotionen und deren Regulation bei Menschen mit und ohne Entwicklungs worten zu finden, muss man ler- rade erst auslösen. Dafür haben Den Umgang mit Emotionen fördern störungen. Zudem ist das Team auch daran nen, wie man Gefühle richtig erkennt und entspre- wir viele Strategien – mehr oder weniger bewusst – er- Eine Möglichkeit, emotionale Kompetenzen zu fördern, interessiert, Trainingsprogramme (unter anderem in der virtuellen Realität) und Ge- chend benennt. Dies ist wichtig, da verschiedene lernt. Wir vermeiden Situationen, von denen wir glau- ist, das Gespräch darüber anzuregen. Die innovative sellschaftsspiele zu entwickeln, welche Emotionen unterschiedliche Auslöser haben und un- ben, dass sie negative Gefühle hervorrufen und suchen Kampagne «Wie geht’s dir?» (siehe Bericht S. 8) ist ein das Erlernen von emotionalen Kompetenzen terschiedliche Handlungstendenzen nach sich ziehen. solche, die uns positive Gefühle versprechen. kreatives Beispiel, die Menschen jeglichen Alters dazu erleichtern sollen. Foto: Stocksy; zVg 6 – Magazin P&G, Dezember 2020 Magazin P&G, Dezember 2020 – 7
Schwerpunkt Schwerpunkt Gefühle von breiterer Diskurs lanciert werden – denn dort befinden sich alle Ziel- und Alters- gruppen. Die Kantone tragen zudem A–Z sehr aktiv zur Weiterverbreitung der Kampagne bei, etwa mit der Distribution von Kleinplakaten, Broschüren und an- derem mehr. Zur gezielteren Auseinan- dersetzung mit den eigenen Emotionen Die Kampagne «Wie geht’s dir?» nimmt in einer neuen Welle wurde zudem eine App entwickelt. Mit der App kann ein Gefühlstagebuch ge- die Gefühle junger Menschen in den Fokus. Von A wie führt werden und die Nutzer*innen ausgebrannt über F wie fröhlich bis zu Z wie zufrieden bietet erhalten auf die aktuelle Gefühlslage ab- sie ein Vokabular, um über Gefühle zu sprechen. Abb. 1: Sujet der ersten Welle Abb. 2: Subline mit Begleit Abb. 3. Die aktuelle Welle gestimmte Tipps, die sie auch perso- erscheinungen nalisieren können. Links zum Download Text: Annett Niklaus der App sind zu finden auf wie-gehts- dir.ch. D ie aktuelle Welle der in der Vergleich zur älteren Bevölkerung deut- und seit 2018 sind alle Deutschschweizer Deutschschweiz gezeigten Sen- lich mehr negative Gefühle erleben. Kantone an der Kampagne beteiligt. sibilisierungskampagne «Wie Ebenfalls zeigte die Umfrage, dass nega- Seither finanziert Gesundheitsförde- geht’s dir?» richtet sich schwerpunkt- tive Gefühle von der Schweizer Bevölke- rung Schweiz einen grossen Teil der mässig an junge Erwachsene und hat rung häufig versteckt werden. Hier setzt Kampagnenumsetzung. einen ganz neuen Auftritt. Wie kam es die Weiterführung von «Wie geht’s dir?» Nicht nur die Trägerschaft hat sich Annett Niklaus dazu und wie reiht sich die neue Welle in an. Mit dem emotionalen Alphabet er- gewandelt, auch inhaltlich hat die Kam- Verantwortliche Kommunikation und Kampagnen die bisherigen ein? Gesundheitsförde- muntert die Kampagne dazu, über Be- pagne in den vergangenen sechs Jahren Prävention und Gesundheitsförderung rung Kanton Zürich ist seit dem Start findlichkeiten – positive wie negative – immer wieder neue Schwerpunkte ge- Kanton Zürich der Kampagne 2014 stark in deren Um- zu sprechen. Wer auf die Frage «Wie setzt. Zwar bleibt das «Darüber reden, annett.niklaus@uzh.ch setzung involviert und kann einen Ein- geht’s dir?» präzisere Antworten findet wie es einem geht» bis heute die Kern- blick gewähren. als «gut» oder «schlecht», ist besser ge- botschaft der Kampagne. Die Nebenbot- rüstet, die eigene Gesundheit zu pflegen. schaften setzen aber unterschiedliche Junge Erwachsene ansprechen Wer Gefühle differenziert benennen Akzente. Beim Start im Jahr 2014 lag der Um mit der Kampagne junge Erwachse- kann – etwa, dass man sich «leer», «fröh- Fokus auf der Entstigmatisierung psy- ne zielführend ansprechen zu können, lich», «gestresst» oder «verliebt» fühlt –, chischer Erkrankungen. Die Plakate wurden in der Konzeptionsphase Fokus- kann besser mit negativen Gefühlen um- nannten explizit Diagnosen wie Mager- gruppeninterviews durchgeführt. Dar- gehen und wenn nötig Hilfe holen. Auch sucht oder Depression (s. Abb. 1). Sie aus ging hervor, dass es jungen Er das Wahrnehmen positiver Gefühle ist trugen dieses Thema in den öffentlichen wachsenen besonders schwerfällt, ihre wichtig. Wer merkt, wann es gut geht Raum und zeigten so, dass man darüber Gefühle zu benennen. Diese Arbeitshy- und warum, kann diese wichtige Res- reden kann und sollte. Im Folgenden pothese der umsetzenden Werbeagentur source nutzen. wurde der Fokus vermehrt auf die Ge- wurde in Austausch mit der Trägerschaft sundheitsförderung gesetzt. Die Plakate der Kampagne und diversen Emotions- Tabus brechen und Gesundheit nannten nun Symptome oder Begleit forscher*innen (unter anderem auch fördern erscheinungen wie Angst oder Einsam- Prof. Andrea Samson, siehe Bericht S. 4) Seit 2014 engagiert sich die Trägerschaft keit (s. Abb. 2). Seit diesem September diskutiert. Zur Überprüfung wurde An- der Kampagne «Wie geht’s dir?» für die stehen Gefühle im Zentrum, von A wie fang 2020 eine breit angelegte Umfrage Enttabuisierung psychischer Erkran- ausgebrannt über F wie fröhlich, W wie Material bestellen zum Umgang der Schweizer Bevölke- kungen und die Förderung der psy wütend bis zu Z wie zufrieden (s. Abb. 3). Tragen Sie zur Kampagne bei – rung mit Gefühlen durchgeführt. chischen Gesundheit. Gestartet wurde bestellen und verteilen Sie die Kampagne als ein Projekt von vier Internet, öffentlicher Raum Material. Organisationen und Negative Gefühle werden Kantonen der Deutschschweiz, Pro und Handy Einzelpersonen im Kanton Zürich versteckt Mente Sana und dem welschen Dachver- Die Kampagne ist seit September online können bei uns kostenlos Die Resultate der Umfrage wurden im band psychosozialer Organisationen, zu sehen und wird dort spezifisch an Kampagnenmaterial (Plakate, sogenannten «Atlas der Emotionen» prä- CORAASP. Prävention und Gesund- junge Erwachsene ausgespielt. Für die Kleber, Flyer, Broschüren) sentiert. Dieser findet sich unter www. heitsförderung Kanton Zürich war von breite Thematisierung ist auch die Schal- bestellen und weiterverbreiten. Das emotionale Alphabet regt an, über positive und negative Gefühle zu sprechen. wie-gehts-dir.ch/de/aktuelles/atlas. Eine Anfang an als Hauptträgerin der Kam tung von Grossplakaten im öffentlichen der wichtigsten Erkenntnisse für die pagne massgeblich an ihrer Entwicklung Raum wichtig: Während sich im Internet →w ww.gesundheitsfoerderung-zh.ch/ wgd-material Kampagne war der Befund, dass junge beteiligt. Über die Jahre stiessen im- bekanntlich jede*r in seiner Bubble be- Erwachsene, insbesondere Frauen, im mer mehr Kantone zur Trägerschaft, wegt, kann im öffentlichen Raum ein Foto: zVg 8 – Magazin P&G, Dezember 2020 Magazin P&G, Dezember 2020 – 9
Schwerpunkt Schwerpunkt oder nichts tun. Emotionen haben im- Was nehmen die Kinder Gefühle erforschen mer ein körperliches Echo. sonst noch mit? Grandjean: Sehr schön ist auch zu sehen, Rytz: Sie können sich konstruktiv ab- wie sich die Kinder in meiner gemisch- lenken, auch wenn etwas unangenehm ten Klasse gegenseitig unterstützen. Als ist und im Moment nicht gelöst werden ein jüngeres Kind weinte, wurde es von kann. Sie merken, dass es trotzdem wei- einem älteren Kind getröstet: «Als ich tergeht. Und sie erfahren, dass Wut und Die Weiterbildung Papperla PEP richtet sich an Lehrpersonen aus Kindergärten kleiner war, war ich auch schnell traurig, Traurigkeit normal sind und bei allen aber das geht wieder weg, und wenn du vorkommen. und Unterstufe. Sie vermittelt didaktisches Know-how, um 4- bis 8-Jährige in der Wahrnehmung ihrer Gefühle und ihres Körpers zu stärken. «Soziale und älter bist, wird das anders.» So lernen sie Grandjean: Auch lernen sie, Hilfe zu zu relativieren. holen. Die Weiterbildung wird von Prävention und Gesundheitsförderung emotionale Kanton Zürich unterstützt. Kompetenzen sind Gibt es auch einen gesundheit lichen Effekt? Wie wirkt sich das auf die weitere Entwicklung Interview: Maja Sidler lebenswichtig.» Rytz: Eine qualitative Umfrage unter 45 der Kinder aus? Veronica Grandjean Lehrpersonen hat gezeigt: Kinder neh- Rytz: Emotionsregulierung ist eine Vor- men Emotionen besser wahr und können aussetzung fürs Lernen. Ohne wird’s sie besser regulieren. Auch wird das schwierig. Denn wie kann ich lernen, Wie verändert Papperla PEP den Klassenklima friedlicher. wenn ich mich nicht konzentrieren Unterricht mit 4- bis 8-Jährigen? Grandjean: Diese sozialen und emotio- kann, weil ich gerade frustriert bin? Stu- Grandjean: Der Dialog und das Frage- nalen Kompetenzen sind lebenswichtig. dien zeigen, dass Kinder, die emotional stellen sind zentral. Wenn sie das früh kennenlernen, ist es kompetenter sind, schulisch erfolgrei- Rytz: Es werden beispielsweise Bilder ein langanhaltender Gewinn. Sie entwi- cher sind. Auch geben emotionale und diskutiert, die nicht eindeutig sind. Die ckeln ein Interesse am Zuhören und kön- soziale Kompetenzen ein gutes Lebens- Kinder realisieren dadurch, dass es un- nen ichbezogen reden: «Für mich ist das gefühl. terschiedliche Meinungen gibt und keine so, aber für andere ist es anders.» So falsch oder richtig ist. Oder wir machen lernen sie auch, dass es okay ist, anders die Übung «innerer Wetterbericht». Alle zu fühlen. Kinder erzählen, welches Wetter in ih- Rytz: Das sogenannte Vermeidungsver- nen gerade ist, ob es tobt oder die Sonne halten spielt bei vielen psychischen scheint. Zu einem späteren Zeitpunkt Krankheiten eine Rolle. Indem die Kin- wird die Übung wiederholt und die Kin- der lernen, auch über Schwieriges zu der merken: Das Wetter ist jetzt anders, reden und damit umzugehen, eignen sie denn die Gefühle verändern sich. sich ein Annäherungsverhalten an. Sie Mit dem Vokabular-Fächer lernen die Kinder, ihre Gefühle zu benennen. Es löst im Kind auch etwas anderes setzen sich auch mit belastenden Gefüh- aus, wenn ich frage: «Wie gehst du mit len auseinander und gehen diesen weni- Papperla PEP im deiner Wut um?», als wenn ich ihm vor- ger aus dem Weg. Sie haben den Mut zu Kanton Zürich Im Interview erzählen Thea Rytz, Leite- Welche Rolle spielt dabei ben gegenüber. Wir geben den Lehrper- gebe, wie es damit umgehen soll. Denn stolpern, und das hilft für den Rest des rin der Weiterbildung Papperla PEP, und der Körper? sonen eine Haltung mit, die sich bewusst das kann entmutigen und dem Kind das Lebens. Für die psychische Gesundheit Soeben ist eine Weiterbildung Veronica Grandjean, Lehrperson für Rytz: Wir verfolgen einen körperorien- mit Emotionen auseinandersetzt. Dank Gefühl geben, es muss irgendwo hinein- ist das wertvoll. gestartet. Die nächste Weiterbil 4- bis 8-Jährige, wie emotionale und so- tierten Zugang. Es geht um den ständi- dieser lernen sich die Kinder besser ken- passen. Wenn wir ihm mehr zumuten, dung findet im Herbst 2021 statt. ziale Kompetenzen erlernt werden kön- gen Dialog zwischen Körper und Gefüh- nen. Wie fühlt es sich an, wenn ich Angst sucht es selber einen Weg. Dies stärkt Anmeldungen sind ab Sommer nen und wie Kinder davon profitieren. len. Wie ist das, wenn ich traurig bin? habe? Wie, wenn ich glücklich bin? So auch die Selbstkompetenz und ermutigt, 2021 möglich und werden auf Wo im Körper merke ich das? Was hilft entwickeln sie einen inneren Kompass, Verschiedenes auszuprobieren. unserer Website publiziert. In den Frau Rytz, Sie haben die mir dann? Singen oder tief durchatmen? der hilft, durchs Leben zu navigieren, letzten drei Jahren haben rund Weiterbildung Papperla PEP Mit diesen Fragen holen wir die Kinder auch wenn es manchmal stürmt. Stellen Sie bei den Kindern sechzig Lehrpersonen die Weiter vor zehn Jahren entwickelt. bei ihren Erfahrungen ab. Sie merken: Veränderungen fest? bildung an der ZAL im Kanton Wieso braucht es diese? Meine Erfahrungen haben einen Wert. Wie sieht das konkret aus? Grandjean: Unsere Haltung hat auch viel Zürich besucht. Sie wird von Prävention und Gesundheitsförde Rytz: Damals gab es viele Projekte im Das stärkt auch ihr Selbstwertgefühl. Grandjean: Wir möchten Lehrpersonen mit Interesse zu tun. Die Kinder müssen Bereich Ernährung und Bewegung, aber Das gezielte Fragen nach Gefühlen kann das Vertrauen mitgeben: Auch wenn eine Worte und Gefühlsadjektive finden, um «Emotions- rung Kanton Zürich im Rahmen des kantonalen Aktionspro mir war die psychische Gesundheit immer weiter geübt werden. Denn Ge- Situation im Kindergarten schwierig ist, sich auszudrücken. Sie lernen, dass mit wichtig. Papperla PEP fördert emotiona- fühle sind immer da. Wir können keinen negative Gefühle dürfen thematisiert einem bestimmten Gefühl ganz unter- regulierung ist eine gramms «Psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen» le und soziale Kompetenzen, stärkt die Schritt machen, ohne etwas zu fühlen. werden. Wenn zum Beispiel ein Kind er- schiedlich umgegangen werden kann. Voraussetzung unterstützt. Resilienz und hilft, eine differenzierte zählt, dass der Grossvater gestorben sei, Rytz: Die Körperwahrnehmung wird Selbstwahrnehmung zu entwickeln. Da- Was vermittelt Papperla PEP? lohnt es sich, dem Raum zu geben und verbessert: Wir brauchen unseren Kör- fürs Lernen.» →w ww.gesundheitsfoerderung-zh.ch/ von profitieren die Kinder tagtäglich – in Rytz: In erster Linie Neugierde und Of- die eigentlichen Pläne über den Haufen per nicht nur im Sport oder in der Bewe- Thea Rytz papperla-pep Fotos: Lene Wichmann jeder Interaktion. fenheit dem eigenen emotionalen Erle- zu werfen. gung, sondern auch, wenn wir atmen 10 – Magazin P&G, Dezember 2020 Magazin P&G, Dezember 2020 – 11
Auf einen Blick Auf einen Blick SUIZIDPRÄVENTION BROSCHÜRE FÜR SCHULEN GESUND ALTERN Fortbildungen Suizidalität im Sturz Berufsleute im Gesundheitswesen, im HR-, Bildungs- und Sozialbereich sowie Führungskräfte sind vergleichsweise Jugendalter prävention häufig mit Suizidalität konfrontiert. In unseren Fortbildun- Was bedeutet es, wenn eine Schülerin sich intensiv mit dem Im Rahmen unseres kantonalen gen vermitteln wir ihnen wichtiges Wissen und Hand Thema Sterben auseinandersetzt? Wie kann man reagie- Aktionsprogramms «Prävention und lungssicherheit im Umgang mit Suizidalität. So führen wir ren, wenn ein Schüler mit Suizid droht? Soll man das Thema Gesundheitsförderung im Alter» in Zusammenarbeit mit dem FSSZ (Forum für Suizidprä Suizid im Unterricht behandeln? Der Umgang mit solchen setzen wir verschiedene Massnahmen vention und Suizidforschung) kostenlos zielgruppenspezifi- Fragen ist anspruchsvoll. Ende Jahr erscheint deshalb eine im Bereich Sturzprävention um. Wir sche Fortbildungen durch, nach Absprache auch online. Broschüre zum Thema Suizidalität im Jugendalter. Sie beteiligen uns am überkantonalen Pro- richtet sich primär an Schulen der Sekundarstufen I und II, jekt «StoppSturz», mit dem in der →g esundheitsfoerderung-zh.ch/suizidpraevention-fortbildungen ist aber auch für weitere Personen, die beruflich mit Jugend- Gesundheitsversorgung die Prävention lichen arbeiten, interessant. Herausgegeben wird die von Stürzen gestärkt wird. Es werden Broschüre im Rahmen des kantonalen Schwerpunktpro- intra- und interprofessionelle Schulun- gramms zur Suizidprävention. gen beispielsweise bei Spitex, Ärzte- schaft, Physio- oder Ergotherapeuten → Bestellung und Download gesundheitsfoerderung-zh.ch/ angeboten. schule-und-suizid Weitere Massnahmen zielen auf die Sensibilisierung und Information der PRÄVENTION UND GESUNDHEITSFÖRDERUNG breiten Öffentlichkeit ab. Direktbe Unterstützung für Projekte troffene und Angehörige sollen ihre Kenntnisse über Sturzprävention verbessern und Präventionsmöglich- Planen Sie ein Projekt im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung? keiten umsetzen. So haben wir die Dann melden Sie sich bei uns. Wir unterstützen Projekte von Organisationen Broschüre «Sicher auf den Beinen» für und Einzelpersonen. Sie können bei uns ein Gesuch zur Teilfinanzierung GESUNDER BETRIEB die ältere Bevölkerung gedruckt. Sie von bis zu CHF 15 000.– einreichen. Im Web finden sich alle Informationen enthält vielseitige Tipps zur Ernäh- BGM-Forum Zürich rund um die Einreichung eines Gesuchs sowie eine praktische Checkliste. Nebst einem finanziellen Beitrag kann Gesundheitsförderung Kanton Zürich rung und Bewegung und erklärt, wie ab 2021 Gesuchsstellenden auch beratend zur Seite stehen. Stolperfallen im Alltag vermieden werden können. Bei Fragen können Sie sich gerne an Gesunde und engagierte Mitarbeitende sind eine Voraus- →w ww.gesundheitsfoerderung-zh.ch/teilfinanzierung Projektleiter Rolf Spross wenden: setzung für den Erfolg von Unternehmen. Betriebliches rolf.spross@uzh.ch, 044 634 47 68 Gesundheitsmanagement (BGM) stärkt die Gesundheit und Motivation von Mitarbeitenden. Das BGM-Forum →Z u den Massnahmen gesundheitsfoerde- Zürich wird ab 2021 Zürcher Betrieben seine Dienstleis- rung-zh.ch/sturzpraevention tungen anbieten können. Dazu gehören Impulsveran → Bestellung und Download Broschüre staltungen und Treffen zum Erfahrungsaustausch zu ARZTPRA XEN UND SPITEXZENTREN gesundheitsfoerderung-zh.ch/sicher-auf- BGM-Themen sowie eine Online-Plattform mit Wissen, den-beinen GESUND ALTERN Tools, Materialien und Praxisbeispielen. Als Trägeror Motivierende Bewegungs Mehr Angebote ganisationen sind der Kaufmännische Verband Zürich, der Arbeitgeber Zürich VZH, die Universität Zürich, beratung Auf der Website www.gesund-zh.ch sind Angebote zu die SVA Zürich sowie die Suva beteiligt. Das Pilotprojekt «primaBewegt» verfolgt das Ziel, eine gesundheitsfördernde finden, welche die psychische Gesundheit von Menschen Bei Fragen können Sie sich gerne an Sybille Imbach, Bewegungsberatung in Arztpraxen und Spitexzentren zu implementieren. ab 65 Jahren stärken. Die Angebote erleichtern es, Neues Geschäftsführerin des BGM-Forums Zürich, wenden: Mit den Pilotinstitutionen wird partizipativ die Umsetzung im Praxisalltag zu lernen, Kontakte zu knüpfen sowie Hilfe anzunehmen sybille.imbach@uzh.ch definiert und eine Implementierungsstrategie für die breitere Umsetzung oder anzubieten. Ende Januar 2021 werden neu auch in der primären Gesundheitsversorgung des Kantons Zürichs entwickelt. Informationen und Angebote zum Thema Ernährung «primaBewegt» ist Teil von «primaZüri – Prävention chronischer Krank aufgeschaltet – von der Lebensmittelpyramide über heiten in der primären Gesundheitsversorgung: Implementierung im Kanton Tischgemeinschaften bis zu Mahlzeitendiensten und Zürich», einem kantonalen Projekt im Auftrag der Gesundheitsdirektion Rezepten. des Kantons Zürich und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Epidemio logie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich. → www.gesund-zh.ch Bei Fragen können Sie sich gerne an die Projektleiterin Dunja Nicca wenden: dunja.nicca@uzh.ch Fotos: iStock (2); zVg 12 – Magazin P&G, Dezember 2020 Magazin P&G, Dezember 2020 – 13
Zürcher Gesundheitsbericht Zürcher Gesundheitsbericht starken Schlafstörungen oder Depres sionen zu leiden, rund zehnfach höher als bei einem sehr gesunden Lebensstil. Lebensstil prägt Auch das Risiko, bei lediglich mittelmäs- siger bis schlechter selbsteingeschätzter Gesundheit zu sein, ist noch vierfach psychische Gesundheit erhöht. Das Risiko für physische Krank- heiten wie Atemwegserkrankungen oder starke muskuloskelettale Beschwerden wie Rücken-, Schulter- oder Kreuz- schmerzen ist bei einem sehr ungesun- den Lebensstil ebenfalls signifikant er- Der aktuelle Zürcher Gesundheitsbericht zeigt auf, wie es um höht (zwischen 1,5-mal und 2,5-mal höher). Dabei zeigt sich jeweils eine kla- die Gesundheit der Zürcherinnen und Zürcher steht. re Dosis-Wirkungs-Beziehung: Je unge- Der Bericht vergleicht verschiedene Bevölkerungsgruppen miteinander sünder der Lebensstil, desto höher das und untersucht auch Zusammenhänge, zum Beispiel Gesundheitsrisiko. Ein ungesunder Lebensstil scheint zwischen ungünstigen Verhaltensweisen und der physischen also die psychische wie physische Ge- wie psychischen Gesundheit sundheit der Zürcherinnen und Zürcher stark zu beeinträchtigen. Natürlich ist Text: Oliver Hämmig gleichzeitig auch denkbar und plausibel, dass umgekehrt eine beeinträchtigte psy- chische wie physische Gesundheit den Lebensstil negativ beeinflusst und zu ungünstigen Verhaltensweisen wie Be- E in wichtiger und häufig verwen- im Durchschnitt. Bei den Rentnerinnen 0 bis 11 bemisst. Zu den gesundheitlich wegungsmangel, übermässigem Alkohol- deter Indikator für die Gesund- und Rentnern, den wenig Gebildeten (ab ungünstigen Verhaltensweisen gehören oder Internetkonsum oder dem Konsum heit ist die selbsteingeschätzte 25 Jahren) oder den Nichterwerbstätigen neben körperlicher Inaktivität auch von psychoaktiven Substanzen führt. Das Risiko für physische Krankheiten ist bei ungesundem Lebensstil signifikant erhöht. Gesundheit. Die Frage nach der persön- und Erwerbslosen im erwerbsfähigen überlanges tägliches Sitzen, ungenügen- lichen Einschätzung der eigenen all- Alter (ab 25 Jahren) ist nach eigenem Be- der Früchte- und Gemüsekonsum, über- gemeinen Gesundheit wird über die kunden ein Viertel bis fast ein Drittel mässiger oder problematischer Alkohol- gesamte Bevölkerung hinweg jeweils nicht bei guter Gesundheit. konsum etwa in Form von regelmässigem von einer überwiegenden Mehrheit mit Ähnlich grosse Unterschiede wie bei Rauschtrinken, täglicher bis erhöhter Abbildung 1 «gut» bis «sehr gut» beantwortet. In der selbsteingeschätzten Gesundheit Tabakkonsum, die regelmässige Ein Lebensqualität und allgemeine Gesundheit einzelnen Bevölkerungsgruppen ist die gibt es bezüglich der selbstberichteten nach Bevölkerungsgruppen Antwort aber häufig auch nur «mittel- Lebensqualität. 6 Prozent der Zürcher Der persönliche 31,3 mässig» oder sogar «schlecht» bis «sehr Wohnbevölkerung weisen keine gute 28,2 schlecht». Wie internationale Studien oder sogar eine (sehr) schlechte Lebens- Lebensstil hat 30 % 25,0 gezeigt haben, stimmt diese subjektive qualität auf. Dieser Anteil liegt zwar und globale Selbsteinschätzung der eige- deutlich tiefer als bei der selbsteinge- grossen Einfluss. nen Gesundheit nicht nur weitgehend schätzten Gesundheit, variiert aber je 18,6 18,3 18,1 20 % nach Bevölkerungsgruppe ebenfalls er- nahme psychoaktiver Medikamente und 16,3 mit dem allgemeinen und objektiven Ge- 16,0 13,9 sundheitszustand überein, sondern sagt heblich zwischen weniger als 3 Prozent schliesslich auch problematischer Inter- 12,0 darüber hinaus auch recht gut voraus, (Jugendliche) und über 18 Prozent (we- netkonsum. 9,9 9,5 wie lange jemand (noch) lebt. nig Gebildete) (siehe Abb. 1). Wenn dieser Lebensstilindex zu ver- 8,6 10 % 6,5 6,4 5,9 6,3 schiedenen Gesundheitsindikatoren in 5,9 5,5 5,0 4,4 Grosse Unterschiede Starker Einfluss des Lebensstils Beziehung gesetzt wird, zeigen sich teil- 3,2 2,7 2,6 Knapp über 86 Prozent der Zürcher Der persönliche Lebensstil ist ein wich- weise eindrücklich starke Zusammen- Wohnbevölkerung ab 15 Jahren schätzt tiger, wenn nicht sogar der wichtigste hänge, insbesondere zwischen dem Le- 0% die eigene Gesundheit im Allgemeinen Einflussfaktor für die Gesundheit über- bensstil und der psychischen Gesundheit Frauen Männer Jugend- Junge Erwach- Rentner Wenig Mittel (Sehr) Erwerbs Nicht Total (ab 15 J.) (ab 15 J.) liche Erwach- sene im Innen Gebildete mässig hoch tätige erwerbs Kt. ZH als gut oder sehr gut ein. Rund ein Sieb- haupt. Für den aktuellen Bericht wurde (siehe Abb. 2). Über alle untersuchten (15–24 J.) sene mittleren (65+ J.) (ab 25 J.) Gebildete Gebildete (25–64 J.) tätige und tel ist dagegen nach eigener Einschät- darum ein Index zum gesundheitsbezo- Gesundheitsaspekte hinweg ergeben (25–44 J.) Alter (ab 25 J.) (ab 25 J.) Erwerbs- zung lediglich bei mittelmässiger bis genen Lebensstil konstruiert, der ver- sich mit ungesünder werdendem Le- (45–64 J.) lose schlechter Gesundheit (siehe Abb. 1). schiedene gesundheitsrelevante Verhal- bensstil stetig ansteigende Gesundheits- (25–64 J.) Dieser Anteil ist in manchen Bevölke- tensweisen berücksichtigt und dabei den risiken. Beispielsweise ist bei einem sehr Mittelmässige bis sehr schlechte allgemeine Gesundheit rungsgruppen noch deutlich höher als Lebensstil insgesamt auf einer Skala von ungesunden Lebensstil das Risiko, an Nicht gute bis sehr schlechte Lebensqualität Foto: iStock 14 – Magazin P&G, Dezember 2020 Magazin P&G, Dezember 2020 – 15
Zürcher Gesundheitsbericht Zürcher Gesundheitsbericht Abbildung 2 Ungesunder Lebensstil und Gesundheit Gesundheitsrisiko Stress denen Korrelationen und Dosis-Wir- einzelner «Risikogruppen» zu verbes- Neben dem Lebensstil beeinflussen auch kungs-Beziehungen doch häufig so stark, sern. Nämlich etwa beim Lebensstil 12 spezifische Lebens- und Arbeitsbedin- dass Alternativerklärungen zu Kausalzu- oder bei den Lebens- und Arbeitsbedin- 11,0 gungen die Gesundheit der Zürcherinnen sammenhängen höchst unplausibel er- gungen. Diese Erkenntnisse sind nicht und Zürcher. Diese können dabei sowohl scheinen. Unabhängig von dieser eher neu. In ihrer Deutlichkeit und Differen- 10 gesundheitliche Belastungen als auch akademischen Frage nach Ursache und ziertheit sind die Ergebnisse dennoch 9,3 Ressourcen darstellen. Als gesundheitli- Wirkung zeigen die Ergebnisse allemal, bemerkenswert. Sie bilden damit eine che Ressourcen herausgestellt haben sich wo Präventions- und Gesundheitsförde- wichtige Grundlage für gesundheitspo- PD Dr. Oliver Hämmig Bereichsleiter Gesundheitsberichterstattung 8 etwa soziale Unterstützung oder eine rungsmassnahmen ansetzen können, litische Entscheidungsprozesse sowie Adjusted Odds Ratio Institut für Epidemiologie, Biostatistik und starke Kontrollüberzeugung, also das sollen und sogar müssen, um die Ge- zielgruppenspezifische Handlungen und Prävention der Universität Zürich Risikofaktor Gefühl, sein Leben im Griff und unter sundheit der Zürcher Bevölkerung oder Empfehlungen. Tel 044 634 46 82, oliver.haemmig@uzh.ch Kontrolle zu haben und dem Schicksal 6 nicht einfach ausgeliefert zu sein. Zu den Belastungen, die im Bericht untersucht 4,2 werden, zählen etwa soziale Isolation COVID-19 Social Monitor 4 oder Probleme mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Einer der stärksten Die Massnahmen zur Bekämpfung Die langjährige Erfahrung mit der 2017 ist das ein Zuwachs von gut 2,5 Belastungs- und gesundheitlichen Risi- der Ausbreitung des Coronavirus Erhebung von Gesundheitsdaten und 6 Prozent. Die selbsteingeschätzte 2 1,9 kofaktoren im (Erwerbs-)Leben über- haben zu einer starken Einschrän der Gesundheitsberichterstattung allgemeine Gesundheit scheint 1,5 haupt ist jedoch Stress bei der Arbeit. kung der Mobilität, der sozialen ermöglichten eine rasche Lancierung. dagegen nicht unter der Ausnahme 1 Im Bericht wird gezeigt, dass häufiger Kontakte und zu einer plötzlichen Die verwendeten Fragen für den situation zu leiden. Der Anteil an Lebensstil sehr gesund eher gesund eher ungesund sehr ungesund Stress bei der Arbeit etwa das Bewe- Veränderung der Arbeitsbedingungen Fragebogen wurden zumeist aus Personen, die ihre Gesundheit (0) (1-2) (3-4) (5-11) gungsverhalten und den gesamten Le- geführt. Mit dem COVID-19 Social etablierten nationalen Erhebungen – als mittelmässig bis sehr schlecht bensstil negativ beeinflusst und auch die Monitor (SM) wurde in kürzester Zeit wie der Schweizerischen Gesund bezeichnen, schwankt um die Depression (letzte 12 Mte.) Starke muskuloskelettale Beschwerden Wahrscheinlichkeit für starkes Überge- eine repräsentative Längsschnitt heitsbefragung (SGB) – übernommen. 11 Prozent. In der SGB von 2017, Starke Schlafstörungen Atemwegserkrankungen (Asthma, chron. wicht (Adipositas) markant erhöht. Da- befragung lanciert und im Internet Dies erlaubt es auch, die Ergebnisse die als Referenz dienen kann, lagen Mittelmässige bis sehr schlechte Bronchitis, COPD usw.) rüber hinaus geht häufiger Stress bei der eine Plattform installiert, auf der des laufenden Monitorings mit 14 Prozent der Schweizer Bevölke allgemeine Gesundheit Übergewicht und Adipositas (BMI ≥ 25) Arbeit auch mit einem deutlich, d.h. die gesundheitlichen Auswirkungen früheren repräsentativen Befragun rung in dieser Kategorie. drei- bis sechsfach, erhöhten Risiko für der Ausnahmesituation im Verlauf gen zu vergleichen. Eine mögliche Erklärung dafür ist, gesundheitsbedingte Arbeitsabsenzen, der Zeit mitverfolgt werden können. So zeigt sich zum Beispiel, dass der dass angesichts der Bedrohung für eine mässige bis schlechte selbstein- Im Rahmen der regelmässigen Er- Lockdown ein Schock war, der sich durch COVID-19 die derzeitige ei- Abbildung 3 geschätzte Gesundheit und für eine hebung bei rund 2000 ausgewählten negativ auf die Lebensqualität der gene Gesundheit in einem vergleichs Häufiger Stress bei der Arbeit und Gesundheit nicht gute bis schlechte Lebensqualität Personen in kurzen Zeitabständen Bevölkerung ausgewirkt hat. In der weise besseren Licht erscheint. einher (siehe Abb. 3). Auch hier gilt, dass werden Veränderungen beim Wohlbe ersten Befragung, drei Wochen nach Die Ergebnisse der seit März 2020 7 die Daten keine Rückschlüsse auf die finden, der physischen und psychi dem Lockdown gaben gut 14 Prozent stattfindenden Umfragewellen Kausalrichtung der gefundenen Zusam- schen Gesundheit, der körperlichen der Befragungsteilnehmenden eine können online abgerufen werden. 6,4 menhänge erlauben. Mit anderen Wor- Aktivität, der Arbeitssituation etc. mittlere bis sehr schlechte Lebens 6 ten: Möglicherweise ist Stress bei der erfasst. qualität an. Im Vergleich mit der SGB →h ttps://csm.netlify.com Arbeit nicht (nur) Ursache, sondern viel- mehr (auch) Folge besagter Gesund- 5 Adjusted Odds Ratio 16 % heitsprobleme. Ende Lockdown Risikofaktor 27. April Differenzierte Ergebnisse, 14 % 4 wichtige Erkenntnisse Der jüngste Zürcher Gesundheitsbericht 12 % 3 3,0 weist solche Befunde und viele weitere 2,7 aufschlussreiche Ergebnisse aus, ver- 10 % gleicht dabei systematisch verschiedene 2 Bevölkerungsgruppen im Kanton Zürich 8% mit- und untereinander und untersucht 1 ganz bestimmte Zusammenhänge zwi- 6% Stress bei der Arbeit schen verschiedenen Verhaltensweisen, SGB 2017 SM 2020 Selten bis nie Manchmal Meistens bis immer Lebensbedingungen und Gesundheits- 2. April 10. April 17. April 1. Mai 15. Mai 29. Mai 19. Juni 17. Juli 21. Aug. 3. Okt. indikatoren. Auch wenn die verwende- Nicht gute bis sehr schlechte Lebensqualität Nicht gute bis sehr schlechte Lebensqualität ten Daten der Schweizerischen Gesund- Mittelmässige bis sehr schlechte allgemeine Gesundheit Mittelmässige bis sehr schlechte allgemeine Gesundheit heitsbefragung genaugenommen keine Arbeitsabsenzen (mind. 1 Tag letzte 4 Wochen) Kausalschlüsse erlauben, sind die gefun- 16 – Magazin P&G, Dezember 2020 Magazin P&G, Dezember 2020 – 17
work & care work & care F Wenn rau Müllers Kind hatte bei der Ge- care»-Thematik tabuisiert oder bei Be- care» auf allen betrieblichen Ebenen burt einen schweren Herzfehler. kanntwerden einer Situation kein Ver- aufmerksam und fördern dies pro Unsere Angebote Der Sohn von Herrn Schweizer ständnis für erwerbstätige Angehörige aktiv, z.B. mittels Testimonials oder Das kantonale Aktionsprogramm Berufstätige erlitt beim Sport eine Querschnittläh- hat. Wenn flexible Arbeitsmodelle feh- Aktivitäten am nationalen Tag der «Prävention und Gesundheitsför mung. Herr Meier hat eine Ehefrau mit len oder keine Informationen und B pflegenden und betreuenden Angehö- derung im Alter» zielt mit verschie Depressionen. Frau Berners Eltern sind eratungsangebote – z. B. zur sozialen rigen (jeweils 30.10.). denen Projekten auf die Stärkung Angehörige im hohen Alter dement bzw. gebrechlich. Sicherheit – verfügbar sind, kann das u.a. • Quantifizierung im Betrieb als Ent- von betreuenden Angehörigen ab. Und die Mutter des 16-jährigen Stefan finanzielle Engpässe für Angehörige be- scheidungsgrundlage: Eine Betriebs- hat fortgeschrittene Multiple Sklerose. günstigen. umfrage zum Ausmass von «work & Schulungen: Wir unterstützen Ihnen gemeinsam ist, dass sie als pfle- Die Potenziale bei gelingender Ver- care» zeigt die Präferenzen der Mit- Gemeinden und Organisationen betreuen gende und betreuende Angehörige auch einbarkeit sind höhere Loyalität zum arbeitenden für unterstützende finanziell und mit Know-how bei erwerbstätig sind. Wer in solchen oder Arbeitgeber, soziale Kompetenzen bei Massnahmen auf. Die kontinuierliche der Durchführung von Schulun ähnlichen Situationen die Nächsten un- oft sensiblen Gesundheitsthemen sowie Dokumentation und Analyse von er- gen. Diese richten sich an be terstützt, ist Teil von knapp 600 000 griffiges Zeitmanagement. Nicht zuletzt arbeiteten Individuallösungen ist treuende Angehörige, aber auch pflegenden Angehörigen in der Schweiz Betreuende Angehörige von kranken oder sichert die Erwerbstätigkeit die Rente, nützlich. Fachpersonen, Freiwillige und weitere Multiplikatoren, die beruf- ab 9 Jahren. Vermutlich sind es mehr. generiert Steuern sowie Sozialversiche- • Support und nutzerfreundliche In- Denn 61 Prozent der befragten Angehö- hochaltrigen Nächsten sind unverzichtbar. Gehen sie rungsbeiträge und schafft bei gelingen- formationen: Standardisierte oder lich mit älteren Menschen arbei ten. Aus dem Katalog können Ver- rigen nennen mindestens eine weitere auch einer Berufstätigkeit nach, bringt dies der Vereinbarkeit auch Abwechslung im individualisierte Unterstützung sind anstaltende den gewünschten Person aus dem Familienkreis, die bei Herausforderungen, aber auch Potenziale mit sich. Privatleben. hilfreich, z.B. im Intranet oder als Event auswählen und buchen. Mit der Behandlung, Pflege und Betreuung Austausch in einem Care-Café. dem Angebot soll in den Gemein mithilft. Bei den Angehörigen im Er- Text: Iren Bischofberger Erschwerte Vereinbarkeit den die Gesundheitskompetenz werbsalter sind rund vier von fünf Per- Für Familien mit gesunden Kleinkin- Zu empfehlen ist eine Kombination ver- der älteren Bevölkerung und deren sonen erwerbstätig. Diese Doppelaufga- dern bestehen institutionalisierte Ange- schiedener dieser Lösungsansätze, um Angehörigen gestärkt werden. be wird in der Kurzform «work & care» bote wie Kitas sowie Sozialversicherun- «work & care» mehrdimensional voran- genannt. gen über den Arbeitgeber, was die zubringen, als Thema sichtbar zu ma- →w ww.gesundheitsfoerderung-zh.ch/ Vereinbarkeit mit dem Beruf erleichtert. chen und eine breite Basis im Betrieb, schulungen Kein Randphänomen Hingegen sind die Herausforderungen bzw. in der Arbeitswelt zu schaffen. Zweierlei ist klar: Die Angehörigen und von «work & care» oft weniger bekannt, ihre Unterstützungsleistungen sind in weshalb es teils an Unterstützungsange- Neues Bundesgesetz Projektfinanzierung: Wir Gesellschaft und Gesundheitsversor- boten und an Verständnis seitens der Das Bundesgesetz zur Verbesserung der unterstützen Projekte auf kommu naler Ebene, welche gesundheits gung unverzichtbar. Und die Kombina Arbeitgeber fehlt, ebenso wie an einge- Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und förderliche und soziale Ressour tion von Erwerbsarbeit und Sorgearbeit spielten Prozessen in der Arbeitsgestal- Angehörigenbetreuung, das teils im Ja- cen der betreuenden Angehörigen für kranke oder hochaltrige Nächste ist tung. Vor allem generieren die Schnitt- nuar und teils im Juli 2021 in Kraft tritt, stärken. Sie haben eine Projekt in der Arbeitswelt kein Randphänomen. stellen zum Gesundheitswesen nicht bietet ein Momentum, um bestehende idee? Dann finden Sie weitere Dies bestätigt auch eine Unternehmens- selten Friktionen. So begleiten Angehö- und neue Lösungsansätze weiterzuent- Informationen sowie die Richt befragung bei Personalverantwortlichen rige ihre Nächsten oftmals regelmässig wickeln. Besonders der im Gesetz vor- linien unter im Rahmen des Förderprogramms «Ent- zum Arztbesuch, wobei auch Warte- gesehene Betreuungsurlaub für Eltern lastungsangebote für betreuende Ange- zeiten anfallen. Oder sie wirken als inof- von schwer beeinträchtigten Kindern – →w ww.gesundheitsfoerderung-zh.ch/ hörige 2017–2020». Somit wird deutlich: fizielle Case Manager bei Spitalein- und finanziert durch die Erwerbsersatzord- projektfinanzierung Um die (Zeit-)Ressourcen von Angehöri- -austritten, wenn diese – mangels pro- nung – bedeutet für die Arbeitswelt eine Kontakt: Manuela Kobelt, Programmkoor gen herrscht ein Seilziehen zwischen fessioneller Versorgungskoordination Neuerung. Angehörige erhalten die dinatorin «Prävention und Gesundheitsför Privat- und Berufswelt. Dass dabei die im fragmentierten Gesundheits- und Chance, sich 14 Wochen lang ohne Ver- derung im Alter», manuela.kobelt@uzh.ch, Gesundheit der Angehörigen nicht lei- Sozialsystem – nur rudimentär geplant einbarkeitsdruck um ihre Kinder zu Tel. 044 634 47 84 det, ist zentral, damit die Versorgungs- erfolgen. Solche zeitaufwendigen Auf kümmern. Inwiefern sie dabei Sorge zu kontinuität gegenüber ihren Nächsten gaben, die zusätzlich zu anderen Pflege- ihrer eigenen Gesundheit tragen kön- wie auch die Erwerbskontinuität ge- und Betreuungsleistungen anfallen, ber- nen, werden die individuellen Erfahrun- währleistet sind. Ebenfalls zeigte die gen das Risiko eines Zeitkonflikts mit gen zeigen müssen. Es lohnt sich daher, Befragung, dass erwerbstätige Angehö- der Erwerbstätigkeit. Lösungsansätzen proaktiv den Weg zu rige – wenn sie keinen anderen Ausweg bahnen, damit sowohl Betriebe wie auch finden – sich selber krankmelden und so Mehrere Lösungsansätze die einzelnen Mitarbeitenden und deren die Absenzzahlen beeinflussen. Drei miteinander verwobene Stossrich- Familien für konkrete Situationen gut Gleich vorweg: Die kombinierte Er- tungen sind zentral, um «work & care» vorbereitet sind. Damit steigt die Chan- werbs- und Sorgearbeit birgt für Er- nachhaltig im Betrieb zu verankern: ce, dass die Betreuenden selbst gesund Prof. Dr. Iren Bischofberger werbstätige wie Betriebe sowohl Heraus- bleiben. Programmleiterin «work & care» Bereich Forschung, Careum Hochschule forderungen als auch Potenziale. Schwie- • Sensibilisierung bis hin zum Kultur- Gesundheit, Teil der Kalaidos Fachhoch- Weitere Informationen: rig wird es, wenn das Arbeitsumfeld oder wandel im Betrieb: Mitarbeitende und www.bag.admin.ch/betreuende-angehoerige- schule Schweiz auch das private Umfeld die «work & Vorgesetzte sind bezüglich «work & programmteil1 iren.bischofberger@careum-hochschule.ch Foto: iStock; zVg 18 – Magazin P&G, Dezember 2020 Magazin P&G, Dezember 2020 – 19
Sie können auch lesen