ENERGIEPFLANZEN FÜR BIOGASANLAGEN - SACHSEN - energiepflanzen.info - Fachagentur ...

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energiepflanzen.info

ENERGIEPFLANZEN
FÜR BIOGASANLAGEN

                SACHSEN
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IMPRESSUM
Herausgeber
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR)
OT Gülzow, Hofplatz 1
18276 Gülzow-Prüzen
Tel.: 03843/6930 -0
Fax: 03843/6930 -102
info@fnr.de
www.nachwachsende-rohstoffe.de
www.fnr.de

Mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

Text
Biertümpfel, A.; Dr. von Buttlar, C.; Conrad, M.; Dudziak, D.; Formowitz, B.; Gramm, M.;
Grunewald, J.; Dr. Heiermann, M.; Dr. Herrmann, C.; Dr. Idler, C.; Dr. Jäkel, K.; Kornatz, P.;
Dr. Vollrath, B.; Willms, M.; Zander, D.
Für den Inhalt der Broschüre zeichnen die Autoren verantwortlich.

Redaktion
FNR, Abt. ÖA

Bilder
Titel: FNR, LWK-Niedersachsen
sofern nicht am Bild vermerkt: LfULG

Gestaltung und Realisierung
www.tangram.de, Rostock

Druck
www.druckerei-weidner.de, Rostock

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
mit Farben auf Pflanzenölbasis

Bestell-Nr. 555
1. Auflage
FNR; August 2012
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ENERGIEPFLANZEN
FÜR BIOGASANLAGEN
Sachsen
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VORWORT
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Zuge der von der Bundesregierung beschlossenen Ener-
giewende sind die Anforderungen und Erwartungen an die
Land- und Forstwirtschaft stark gewachsen; die Branche
spielt als Rohstofflieferant für Bioenergie sowie als dezen-
traler Energieversorger eine zentrale Rolle. Dank ihrer vie-
len positiven Eigenschaften wird Biomasse als Energieträ-
ger zunehmend nachgefragt. Mit dem steigenden Anbau
von Energiepflanzen gehen aber auch Skepsis und Unbeha-
gen in der Bevölkerung einher. Aus diesem Grund wird vom
Landwirt umsichtiges Handeln erwartet, das weit mehr als
rein betriebswirtschaftliche Aspekte berücksichtigen soll.
Es geht darum, Kulturlandschaften zu erhalten, Ökosyste-
me zu bewahren, nachhaltig zu wirtschaften, Arbeitsplätze
zu schaffen, regionale Entwicklung zu generieren und einen
Beitrag zur Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu
leisten. Dem Landwirt wird damit Verantwortung und Be-
wusstsein in hohem Grad abverlangt – eine Bürde, die er
allein nicht tragen kann.

Als Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung,         Ich hoffe, dass es mit diesen Handlungsempfehlungen ge-
Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist es die Auf-            lingt, den heutigen vielschichtigen Anforderungen an die
gabe der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.              Landwirtschaft einen Schritt näher zu kommen und bedan-
(FNR), die Landwirte bei diesem Wirken maßgeblich zu            ke mich bei allen Autoren und Partnern, die diese Veröffent-
unterstützen. Mit den vorliegenden, regional bezogenen          lichung möglich gemacht haben.
Broschüren zum Energiepflanzenanbau möchte ich den
Landwirten eine Handlungshilfe an die Hand geben. Sie
fasst die Ergebnisse der umfangreichen nationalen Agrar-
forschungsprojekte des BMELV zusammen und integriert
Ergebnisse aus Projekten mit regionalem Bezug.
                                                                Dr.-Ing. Andreas Schütte,
Gemeinsam mit Partnern aus dem Verbundvorhaben „EVA“            Geschäftsführer Fachagentur Nachwachsende
(Entwicklung und Vergleich von optimierten Anbausyste-          Rohstoffe e. V. (FNR)
men für die landwirtschaftliche Produktion von Energie-
pflanzen unter den verschiedenen Standortbedingungen
Deutschlands) und den einzelnen Bundesländern ist es nun
gelungen, für beinahe jedes Bundesland eine Broschüre zu
erarbeiten, die die regional aufbereiteten Ergebnisse um-
fasst. Landwirte finden darin Empfehlungen zu alternativen
Anbausystemen, mit deren Hilfe Energiefruchtfolgen mit
hohen Erträgen bei gleichzeitig großer Vielfalt, Risikostreu-
ung und Nachhaltigkeit zu realisieren sind.

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GRUSSWORT
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
Ziel der Bundesregierung ist eine klimafreundliche, nach-
haltige und gesicherte Energieversorgung für Deutschland.
Nachwachsende Rohstoffe als Energieträger leisten dazu
einen wichtigen Beitrag. Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil
der erneuerbaren Energien am gesamten Bruttostromver-
brauch Sachsens auf mindestens 24 Prozent gesteigert
werden, um den Ausstoß klimarelevanter Gase und die Ab-
hängigkeit von Importen fossiler, zur Neige gehender Ener-
gieträger zu verringern.

Biomasse „wächst nach“ und kann somit unsere Energie-
versorgung für lange Zeit absichern. So einfach das auch
klingt, für die Landwirtschaft ist die Erzeugung von Bio-
masse eine verantwortungsvolle Aufgabe: Um den Biogas-
Fermenter ganzjährig mit Substrat zu füllen, muss ausrei-
chend Biomasse produziert werden. Gleichzeitig dürfen
Nachhaltigkeitskriterien nicht verletzt werden. Eine große
Vielfalt an Pflanzenarten ist dabei ein entscheidender Fak-
tor zur Stabilisierung von Ökosystemen und die wichtigste
Voraussetzung zur Minimierung von Fremdeingriffen. Das
für die Energiegewinnung nutzbare Spektrum an Kulturar-
ten ist breit. Es wird allerdings noch nicht genügend aus-
geschöpft. Zahlreiche Winterungen, Sommerungen, Zwei-
kultursysteme, mehrjährige Kulturen und Dauerbestände,
aber auch Zwischenfrüchte können zur Biogaserzeugung
eingesetzt werden. Diese Broschüre gibt Aufschluss und
bietet umfangreiche Informationen über eine Vielzahl zur
Biogasproduktion geeigneter Pflanzenarten. Neben den
„traditionellen“ Kulturarten des Nahrungs- und Futter-
mittelanbaus sollte besonders neuartigen, „alternativen“
Energiepflanzen größere Beachtung geschenkt werden.

Ich danke allen Pionieren, engagierten Landwirtschafts-
betrieben und Akteuren der Energiepflanzenbereitstel-
lung, die zur Herausgabe dieser Broschüre beigetragen
haben. Die gewonnenen Ergebnisse unterstützen den
nachhaltigen und effizienten Anbau von Energiepflanzen
und sind für die berufliche Praxis eine fundierte Entschei-
dungsgrundlage.

Norbert Eichkorn,
Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt,
Landwirtschaft und Geologie

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INHALT
1        Einleitung                                                6

2        Fruchtarten                                              10
2.1      Übersicht                                                10
2.2      Mais                                                     12
2.3      Ganzpflanzengetreide                                     16
2.4      Sorghumhirsen                                            20
2.5      Sonnenblumen                                             23
2.6      Raps                                                     25
2.7      Kartoffeln                                               27
2.8      Zucker- und Futterrüben                                  28
2.9      Topinambur                                               35
2.10     Mehrjährige Ackergras- und Leguminosen-Gras-Mischungen   37
2.11     Mehrjährige Wildpflanzenmischungen                       41
2.12     Durchwachsene Silphie                                    43
2.13     Mehrjährige, trockenheitstolerante Energiegräser         47
2.13.1   Ungarisches Energiegras, Riesenweizengras                47
2.13.2   Rutenhirse                                               48
2.14     Mehrjährige Energiekräuter                               49
2.14.1   Virginische Samtmalve, Riesenmalve, Virginiamalve        49
2.14.2   Stauden-, Riesen- bzw. Flügelknöteriche                  50
2.14.3   Energieampfer, Rumex Schavnat                            52
2.15     Zwischenfrüchte und Untersaaten                          53

3        Einbindung in Anbausysteme                               58
3.1      Fruchtfolgegestaltung                                    58
3.2      Zweikultursysteme                                        59
3.3      Organische Düngung mit Gärresten                         65
3.4      Humushaushalt                                            70
3.5      Bewässerung/Beregnung                                    73
3.6      Grundwasserschonender Biomasseanbau                      77

4        Silierung und Gasausbeuten                               80

5        Ökonomie des Energiepflanzenanbaus                       82
5.1      Wirtschaftlichkeit des Energiepflanzenanbaus             82
5.2      Fördermöglichkeiten beim Anbau von Energiepflanzen       84

6        Anhang                                                   88
         Beratungsangebote und Ansprechpartner                    88
         Weiterführende Literatur                                 89
         Weiterführende Internetadressen                          89
         Abbildungsverzeichnis                                    90
         Tabellenverzeichnis                                      91

                                                                       5
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1 EINLEITUNG
ENTWICKLUNG DER BIOGASBRANCHE UND DES                                              einschließlich des Anbaus von Dauerkulturen und etwa
ENERGIEPFLANZENANBAUS ZUR                                                          20 % (190.260 ha) auf Grünlandnutzung. In Sachsen gibt
BIOGASPRODUKTION IN SACHSEN                                                        es 107 erfasste Betriebe, die auf rund 10.626 ha von ins-
                                                                                   gesamt 84.383 ha Anbaufläche (= 12,59 %) Biomasse zur
Die Energieversorgung basiert derzeit noch weitgehend                              Biogaserzeugung (Energiepflanzen und Dauergrünland)
auf fossilen Energieträgern. Die damit verbundenen Risiken                         produzieren. Den Hauptanteil der Pflanzen für die Biogas-
(u. a. Endlichkeit der Vorräte, zusätzliche Anreicherung der                       anlage nimmt mit 51 % Mais (Körnermais, Corn-Cob-Mix
Atmosphäre mit CO2) führten zur Suche nach neuen Wegen                             und Silomais) ein, gefolgt von Getreide (Korn und GPS)
in der Energiepolitik. Dabei kommt regenerativen Energien                          mit 36 % und Dauergrünland mit 6 % (Statistisches Landes-
eine große Bedeutung zu. Ein wesentlicher Anteil soll durch                        amt des Freistaates Sachsen 2011).
die energetische Verwertung von Biomasse erbracht wer-
den. Aufgrund der Liberalisierung des Strommarktes und                             Ein Problem stellt in einigen Bundesländern Deutschlands
dem Inkrafttreten des Gesetzes für den Vorrang Erneuerba-                          die regional gehäufte Eingliederung von Mais in die
rer Energien vom 29.03.2000 konnte sich die Biogaserzeu-                           Fruchtfolge dar. In Sachsen ist die Mais-Anbaufläche von
gung in Sachsen verstärkt etablieren (Abb.1.1).                                    ca. 96.100 ha mit einem Anteil von 13,4 % an der Gesamt-
                                                                                   Ackerfläche eher eine Bereicherung zu äußerst getreide-
Die sächsischen Biogasanlagen haben mit Stand vom                                  betonten Fruchtfolgen (Quelle: Statistisches Bundesamt,
31.12.2011 eine installierte elektrische Leistung von ca.                          Stand: 2011, vgl. Tab. 1.1).
78 MW. Überschlägig sind etwa 188 landwirtschaftliche
Biogasanlagen bekannt. Ca. 65 % der Biogasanlagen in der                           Zahlreiche, zum größten Teil über die Fachagentur für
Landwirtschaft wurden vom Freistaat Sachsen gefördert                              Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) geförderte Energie-
(teilweise mit Gärrestlager und Siloanlage).                                       pflanzen-Projekte haben sich zum Ziel gesetzt Alternati-
                                                                                   ven bzw. Ergänzungen zum Maisanbau zur Erhöhung der
Abbildung 1.2 gibt einen Überblick über die Standorte der                          Artenvielfalt innerhalb der (Energiepflanzen-) Fruchtfolge
landwirtschaftlichen Biogasanlagen in Sachsen.                                     aufzuzeigen. Mit „EVA“ („Entwicklung und Vergleich von op-
                                                                                   timierten Anbausystemen für die landwirtschaftliche Pro-
Neben der Verwertung von Gülle und Stallmist ist der An-                           duktion von Energiepflanzen zur Biogasproduktion unter
bau von Energiepflanzen eine Option Biomasse zur                                   verschiedenen Standortbedingungen Deutschlands“)
energetischen Nutzung bereitzustellen. Bei einer landwirt-                         sollen grundlegende Fragestellungen zur produktiven und
schaftlich genutzten Fläche von ca. 917.513 ha in Sach-                            nachhaltigen Gestaltung des Energiepflanzenanbaus ge-
sen entfallen ca. 80 % (727.253 ha) auf den Ackerbau                               klärt werden (www.eva-verbund.de). Als weitere Projekte,

             kWel -Leistung                                                                                                      Anzahl
                                                                                                                                          200
    80.000                    kW der neu in Betrieb genommenen Anlagen                                                                    180
    70.000                    kW der bestehenden Anlagen                                                                                  160

    60.000                    Anzahl BGA, gesamt                                                                                          140

    50.000                                                                                                                                120
                                                                                                                                          100
    40.000
                                                                                                                                          80
    30.000
                                                                                                                                          60
    20.000
                                                                                                                                          40
    10.000
                                                                                                                                          20
        0                                                                                                                                 0
              95

                        96

                                  97

                                          98

                                                   99

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                                                                    01

                                                                         02

                                                                              03

                                                                                    04

                                                                                          05

                                                                                                 06

                                                                                                       07

                                                                                                             08

                                                                                                                    09

                                                                                                                          10

                                                                                                                                 11
             19

                      19

                                19

                                        19

                                                   19

                                                           20

                                                                  20

                                                                         20

                                                                              20

                                                                                   20

                                                                                         20

                                                                                                20

                                                                                                      20

                                                                                                            20

                                                                                                                   20

                                                                                                                         20

                                                                                                                                20

     Quelle: Erhebungen von Dr. Brückner/E. Zschoche (2011), LfULG Referat 24

Abb. 1.1: Entwicklung des Biogasanlagenbaus von Landwirtschaftsbetrieben in Sachsen
(Stand: 31.12.2011, kein Anspruch auf Vollständigkeit)

6
ENERGIEPFLANZEN FÜR BIOGASANLAGEN - SACHSEN - energiepflanzen.info - Fachagentur ...
LK Nordsachsen                                        LK Bautzen     LK Görlitz
          in Betrieb
                                                                     LK Meißen
          in Bau
          in Planung
                                         Leipzig
  LK= Landkreis
                                                                           Dresden

                             LK Zwickau
                                                        Chemnitz
                                                                                     LK Sächsische Schweiz–Osterzgebirge

                                                                            LK Mittelsachsen
                                                                 Erzgebirgskreis

                                                     Vogtlandkreis

Quelle: Erhebungen von Dr. Brückner/E. Zschoche (2011), LfULG Referat 24
Abb. 1.2: Standorte landwirtschaftlicher Biogasanlagen in Sachsen, Stand: 31.03.2011 (kein Anspruch auf Vollständigkeit)

TABELLE 1.1: MAISANBAUFLÄCHEN IN                                             die sich vorrangig mit der Optimierung einzelner Energie-
DEUTSCHLAND NACH BUNDESLÄNDERN                                               pflanzen beschäftigen, sind „Durchwachsene Silphie“,
UND NUTZUNGSRICHTUNG IN ha                                                   „Anbautechnik Sorghumhirsen“, „Energie aus Wildpflan-
                                                                             zen“ und „Ganzpflanzengetreide für die Biogaserzeugung“
                                             Mais-An-       Anteil an        zu erwähnen. Ausführliche Informationen sowie Versuchs-
                  Körner-
Bundesland                    Silomais       baufläche      Ackerflä-        ergebnisse zu diesen und sonstigen Projekten sind unter
                   mais
                                              gesamt         che (%)         www.fnr.de und www.energiepflanzen.info zu finden.
 Baden-
                   72.900       109.100        182.000         21,9
 Württemberg                                                                 In dieser Broschüre sollen Empfehlungen, unter Be-
 Bayern           124.100       399.400        523.500         25,4          rücksichtigung und Darstellung von Ergebnissen aus Feld-
                                                                             versuchen, für einen ertragreichen sowie ökonomisch und
 Brandenburg       25.700       165.400        191.100         18,6
                                                                             ökologisch nachhaltigen Energiepflanzenanbau zur Bio-
 Hessen              5.800       38.200            44.000       9,2          gasproduktion für verschiedene Ackerbauregionen des
 Mecklenburg-                                                                Freistaates Sachsens gegeben werden. Nach der Vorstel-
                     5.900      155.200        161.100         14,9          lung einzelner Fruchtarten (Kap. 2), die zur Vergärung in
 Vorpommern
 Nieder-                                                                     Frage kommen, wird das Anbausystem im Ganzen (Kap. 3)
                   92.500       515.300        607.800         32,4          betrachtet. Substratspezifische, Inhaltsstoff-basierte Leis-
 sachsen
 Nordrhein-
                                                                             tungen, wie die Silierfähigkeit und das Methanbildungs-
                  104.600       177.000        281.600         26,6          potenzial verschiedener Energiepflanzen sowie Kosten- und
 Westfalen
                                                                             Ertragsrelationen (Deckungsbeitragsanalysen) zur ergänzen-
 Rheinland-
                     8.900       30.700            39.600       9,9          den Bewertung verschiedener Energiepflanzen als Biomas-
 Pfalz
                                                                             selieferanten zur Biogaserzeugung werden in den Kapiteln
 Saarland              300        3.700             4.000      10,8
                                                                             4 bzw. 5 aufgezeigt. Beratungsangebote, wie die „Regionale
 Sachsen           21.500        74.600            96.100      13,4          Bioenergieberatung“ und Adressen sind am Ende der Bro-
 Sachsen-                                                                    schüre (Kap. 6) aufgelistet.
                   19.400       113.200        132.600         13,2
 Anhalt
 Schleswig-                                                                  Autorin: Grunewald, J. (LfULG)
                     1.100      194.000        194.400         28,9
 Holstein
 Thüringen           5.200       51.900            57.100       9,3
 Deutschland
                  487.900 2.028.800          2.514.900         21,2
 gesamt
Quelle: Statistisches Bundesamt (2012)

                                                                                                                                       7
ENERGIEPFLANZEN FÜR BIOGASANLAGEN - SACHSEN - energiepflanzen.info - Fachagentur ...
© M. Grunert (LfULG)
GEBIETSKULISSE                                                              vorland bis zum Elbsandsteingebirge im Südosten. Es
                                                                            herrschen vorwiegend Verwitterungsböden vor.
Sachsen wird auf Basis naturräumlicher, geologischer und
pedogenetischer Gegebenheiten in drei große Standort-                       Unter Berücksichtigung weiterer, für die landwirtschaft-
hauptgruppen eingeteilt (Abb. 1.3):                                         liche Produktion relevanter Faktoren, wie Klima- und Witte-
                                                                            rungsmerkmale wurde Sachsen in fünf Agrarstruktur-
Die Diluvialstandortgruppe mit vorrangig leichten Bö-                       gebiete (ASG) aufgeteilt:
den umfasst im Norden von Sachsen mit ca. 4.100 km²                         • ASG 1: die Sächsische Heide- und Teichlandschaft
die Dübener und Dahlener Heide und die Lausitzer Heide-                        im Norden Sachsens
sowie Teichgebiete. Weiterhin schließt sie das Riesaer-Tor-                 • ASG 2: die Oberlausitz und die Sächsische Schweiz
gauer Elbtal ein.                                                              östlich von Dresden
                                                                            • ASG 3: das mittelsächsische Lössgebiet
Mittelsachsen ist mit fast 8.000 km² das größte landwirt-                      westlich von Dresden
schaftlich nutzbare Gebiet in Sachsen. Charakteristisch                     • ASG 4: das Erzgebirgsvorland mit Vogtland und Elster-
sind mittlere bis beste Lössböden. Es reicht von der                           bergland im Süden Sachsens
Leipziger Tieflandsbucht im Westen über die Mittelsächsi-                   • ASG 5: der Erzgebirgskamm (Abb. 1.3)
sche Platte und das Mittelsächsische Hügelland zur Lau-
sitzer Platte und dem Oberlausitzer Bergland im Osten.                      Eine Übersicht der wichtigsten natürlichen und ackerbau-
                                                                            lichen Bedingungen (Boden, Klima, Höhenlage und Relief)
Die Standortgruppe 3 erfasst mit ca. 6.300 km² den Sü-                      in den 5 Agrarstrukturgebieten Sachsens ist in Tabelle 1.2
den Sachsens. Sie erstreckt sich vom Elsterbergland im                      dargestellt.
Südwesten über das Vogtland, Erzgebirge und Erzgebirgs-
                                                                            Autorin: Grunewald, J. (LfULG)

                                                                                       ASG I Sächsisches Heidege-
                                                                                       biet & Riesaer-Torgauer Elbtal

                                   ASG III Mittelsächsisches Lössgebiet
                                                                                      ASG II Oberlausitz & Sächsische
                                                                                      Schweiz

                                     ASG IV Erzgebirgisvorland,
                                     Vogtland & Elsterbergland
                                                                          ASG V Erzgebirgskamm

                                                                          Lössstandortgruppe
                                                                          Verwitterungsböden
                                                                          Diluvialstandortgruppe

Quelle: LfULG, Referat 22, F. Ullrich (Januar 2009)
Abb. 1.3: Standortgruppen und landwirtschaftliche Agrarstrukturgebiete (ASG) Sachsens

8
TABELLE 1.2: NATURRÄUMLICHE UND ACKERBAULICHE BEDINGUNGEN IN DEN FÜNF
AGRARSTRUKTURGEBIETEN SACHSENS

                         Agrarstruktur-         Agrarstruktur-           Agrarstruktur-            Agrarstruktur-           Agrarstruktur-
                            gebiet 1               gebiet 2                 gebiet 3                  gebiet 4                 gebiet 5
                       Lausitzer Heide- und                            westl. von Dresden:
                                                östl. von Dresden:                                 Elsterbergland,
                       Teichgebiete, Dübe-                                Lommatzscher
                                                 Lausitzer Platte,                               Erzgebirgsvorlagen,        Kammlagen des
Region                  ner und Dahlener                              Pflege, Leipziger Tief-
                                               Oberlaus. Bergland,                              Zwickauer-Chemnitzer          Erzgebirges
                        Heide, Riesaer-Tor-                                landsbucht,
                                               Sächsische Schweiz                                     Hügelland
                           gauer Elbtal                               Großenhainer Pflege
Höhe
                                100–160                          200–450                                          400–900
(m über NN)

                        Nordsächsisches          Leipziger Tiefland bis mittelsächsisches
Relief/                                                   Hügel- und Bergland/                          Sächsisches Mittelgebirge/
                           Flachland/
Hangneigung                                    ebenes Relief über leicht geneigte Plateau-                 starke Hangneigung
                      geringe Hangneigung      lagen bis Kuppen mit starker Hangneigung

Standortgruppe         Diluvialstandort (D)                  Löss-Standort (Lö)                          Verwitterungsstandort (V)

                                                    mittlere–               mittlere–                  steinige,               steinige,
                          leichte Böden,
Bodenqualität                                  gute Böden, D4/5,       beste Böden, D4–6,         ertragsschwache         ertragsschwache
                              D1–D4
                                                     Lö3–6                   Lö1–6                  Böden, V2–9           Böden, V 5, 8, 9

Ackerzahlen                      20–50               30–70                     30–90                    15–40                    2–20

                      Ø-Temperatur: 8,3 °C,                           Ø-Temperatur: 8,0 °C,
                        NS = 450–600 mm,                               NS = 600–700 mm,
                      bis 700 mm im Lausit-                               Leipziger Tief-        Ø-Temperatur: 6,4 °C,
                          zer Teichgebiet,                              landsbucht, Elbtal:     NS = 700–1.000 mm,
                           viele regionale       Ø-Temperatur:          Trockengebiet mit       Elsterbergland (Region       Ø-Temperatur:
                       Trockengebiete (Dü-
Klima (DWD,                                    7,4 °C, relativ hohe   Niederschlagsdefizit         Plauen): 3-seitige            5,5 °C,
                        bener und Dahlener
1961–1990)                                       Niederschläge           besonders in den       Einrahmung durch Ge-         NS > 900 mm
                         Heide, Elbtal) mit
                       Niederschlagsdefizit      (600–800 mm)            Monaten April bis      birge = Abschwächung
                         besonders in den                              Juni (Vorsommertro-         der Niederschläge
                      Monaten April bis Juni                                 ckenheit),             (600–700 mm)
                       (Vorsommertrocken-                              NS in Trockengebie-
                                 heit)                                ten um 450–600 mm
                         trocken-warme
                                                                                                Verwitterungsböden in
Boden-                 diluviale Böden des     Lössböden in der Ackerebene Ost (107) +
                                                                                                 den Übergangslagen         Erzgebirge (195)
Klima-Raum                ostdeutschen             in den Übergangslagen Ost (108)
                                                                                                      Ost (111)
                         Tieflandes (104)
Vegetations-
                                 normal                           normal                           gering verspätet         stark verspätet
beginn
Erosions-                      sehr gering                 hoch bis sehr hoch
                                                                                                    hoch bis sehr hoch (Hangneigung)
gefährdung                      bis gering              (Bodenart, Hangneigung)
Ertrags-
                         mäßig bis mittel              gut                 gut bis sehr gut             mäßig                   gering
fähigkeit
                                                 Winterweizen,
                                                                       Winterweizen, Win-
                                               Wintergerste, Win-                                Winterroggen, Brau-
Produktions-             Winterroggen,                                  tergerste, Zucker-                                 Winterroggen,
                                               terraps, Kartoffeln,                               gerste, Winterraps,
schwerpunkt            Kartoffeln, Silomais                            rüben, Feldgemüse,                                 Grünlandnutzung
                                                  Zuckerrüben,                                   Kartoffeln, Feldfutter
                                                                         Obst, Feldfutter
                                                    Feldfutter
Quelle: J. Grunewald (LfULG)

                                                                                                                                               9
2 FRUCHTARTEN
2.1 Übersicht

TABELLE 2.1.1: MÖGLICHKEITEN DES ENERGIEPFLANZENANBAUS IN SACHSEN

                                                                        erzielbare Trockenmasseerträge5         TS-         Ø CH4
                     Bodenan-      Wärme-      Wasser-     Trocken-             (dt TM/ha* Jahr)
 Fruchtart                                                                                                    Gehalte5   Ausbeuten
                      spruch       bedarf      bedarf      toleranz
                                                                              D           Löss        V         (%)      (l/kg oTS)

 Einjährige Energiepflanzen
 Mais                 + bis ++       ++         ++/~       + (bis ++)      90–140       100–200    90–140      28–35     340–3501
 Winterroggen            +            +        + bis ++       ++           75–110       90–160     80–140      35–40        3552
 Wintertriticale      + bis ++        +        + bis ++    + bis ++        60–120       95–200     60–130      35–40        3652
                       ++ bis                   ++ bis
 Winterweizen                      + bis ++                    +           70–90        110–170       –        35–40        3852
                       +++                     +++ /~
 Wintergerste           ++         + bis ++       ++          ++           60–110       100–170    70 –130     30–35        3952
 Sommer-
                         +            +        + bis ++       ++           55–60        90–120      55–60      35–40        3003
 roggen
 Sommer-
                        ++         + bis ++       ++          ++           55–60        90–120      50–70      30–35        3203
 gerste
 Sommerhafer          + bis ++     + bis ++       ++           +           40–60        80–110      40–80      35–40        2903
 Futter-/
                      + bis ++       +++          ++          ++           70–145       70–160        –        24–27     300–3303
 Zuckerhirsen
 Sudangras-
                      + bis ++       +++          ++          ++           60–130       60–140        –        26–29     300–3303
 hybride
 Sonnen-
                        ++           +++          ++          ++           70–110       um 150        –        20–24     270–3004
 blumen
                         ++
 Winterraps                        + bis ++      +++           +           30–60         50–90      30–60      Ø 20         3351
                     (bis +++)
                                                ++ bis
 Kartoffeln              +         + bis ++                    +           70–90         bis 100    70–90      ≤ 20         3504
                                               +++ /~
 Zuckerrübe                                                               > AZ 35
 Körper                +++           +++       +++/~           +           80–160       100–190       –        Ø 24      350–3601
 Blatt                                                                     20–60         20–60                 Ø 15      270–3354
 Futterrübe
                                                                          100–180       110–200    100–180
 Körper               + bis ++       ++           ++          ++          (Rübe +       (Rübe +    (Rübe +     Ø 17      350–3601
                                                                            Blatt)        Blatt)     Blatt)
 Blatt                                                                                                         Ø 15      270–3354

Merkmalsausprägung:
+    gering – mäßig
++ mittel
+++ hoch

~        In trockenen Lagen und auf leichten Böden kann eine Beregnung ökonomisch sinnvoll sein.

Methanausbeuten:
1
    KTBL-Richtwert
2
    experimentell bestimmt vom „Biogas-Forum Bayern“, Dr. Sticksel (Methode nach HEUWINKEL et al. 2009 –
    Referenz siehe „Ganzpflanzengetreide“, 2.3)
3
    ermittelt in Batch-Versuchen (VDI-Richtlinie 4630)
4
    berechnete, theoretische Methanausbeute nach BASERGA mithilfe der WEENDER-Inhaltsstoffe und den Verdaulichkeiten aus der DLG-
    Futterwerttabelle – Wiederkäuer der Universität Hohenheim
5
    Die erzielbaren Erträge und TS-Gehalte wurden zu größten Teil aus Projektergebnissen abgeleitet und
    sind deshalb nur als Richtwert zu sehen.

10
erzielbare Trockenmasseerträge5          TS-       Ø CH4
                          Bodenan-   Wärme-     Wasser-   Trocken-           (dt TM/ha* Jahr)
 Fruchtart                                                                                                  Gehalte5 Ausbeuten
                           spruch    bedarf     bedarf    toleranz
                                                                          D         Löss           V          (%)    (l/kg oTS)

 Mehrjährige Energiepflanzen
 Topinambur
 Blätter                       +++    +++        +++         +          k. A.     80–200           –         > 27       2303
 Knolle                                                                           40–130                     Ø 21       k. A.
                                                ++ bis
 Rotkleegras                   +        +                    +          k. A.      65–130       65–110       k. A.      3104
                                                 +++
 Luzerne(klee)gras             +     + bis ++     +         ++        60–100       65–130        k. A.        k. A.   290–3004
 Gräser-                                        ++ bis
                               +        +                    +          k. A.     70–150       70–130         k. A.   320–3304
 mischungen                                      +++
 Wildpflanzen-
                               +     + bis ++     ++        ++        50–120       50–150       50–120       k. A.    250–3204
 mischungen
                                                           ++ bis
 D. Silphie                    +        +         ++                 140–180      150–200      140–180       24–30    310–3204
                                                            +++
 Ung. Energiegras              +        +         +        +++        bis 180      bis 190      bis 180       k. A.     3503
                                     ++ bis
 Rutenhirse                    +                  +        +++        80–150       80–150          –         > 28       3501
                                      +++
 Virginiamalve                 +        +         ++        ++          ca. 80     80–120       ca. 80        k. A.     2801
 Igniscum®-                                                           > 50 je      > 50 je      > 50 je
                               +        +         +        +++                                               k. A.      2904
 Knöterich                                                            Schnitt      Schnitt      Schnitt

                                                ++ bis                  20–50      20–50        20–50
 Rumex Schavnat                +        +                    +                                               > 28       k. A.
                                                 +++                 je Schnitt   je Schnitt   je Schnitt

Quelle: J. Grunewald (LfULG)

           Art zum Anbau in diesem Gebiet geeignet und/oder empfohlen
           Anbau eingeschränkt empfohlen/noch möglich
           (z. B. bei besserer Bodengüte, Beregnung, …)
           Anbau nicht empfohlen

D		 = leichte Böden Nordsachsens, zum Teil mit ausgeprägter Vorsommertrockenheit
Löss = Lössgebiet Mittelsachsens
V		 = Verwitterungsregion in Vorgebirgs- und Höhenlage

                                                                                                                         11
2.2 Mais/Zea mays
      Familie: Süßgräser (Poaceae)

Mais wird auch in Zukunft seine zentrale Bedeutung als das
vorzüglichste Biogas-Substrat behalten. Aus Gründen der
Entzerrung von Arbeitsspitzen bei Aussaat und Ernte und
der Erhöhung der Zeiträume für die Gärrestausbringung
sowie aus ökologischen Aspekten, wie die Aufwertung des
Landschaftsbildes und die Sicherstellung eines nachhalti-
gen Anbaus, wird es notwendig sein, auch andere Früchte
zur Energieerzeugung zu kultivieren.

Anbautechnik
Die produktionstechnischen Arbeitsschritte können weit-

                                                              © J. Grunewald (LfULG)
gehend aus dem Silomaisanbau übernommen werden. Ein
„Anbauplaner Mais“ wird u. a. vom Saatgutvertrieb KWS an-
geboten. Zur Optimierung des „Energiemais“-Anbaus gibt
Tabelle 2.2.1 weitere Empfehlungen.

Sortenwahl und Erträge
Die Sortenwahl gehört beim Mais zu den wichtigsten er-
tragsbeeinflussenden Faktoren. Sie ist abhängig von der      zugt werden (MUNZ 2009). Für Betriebe, die sich bei der
Länge der Vegetationsperiode und der Wärmemenge. Zur         Aussaat noch nicht auf eine Verwertungsrichtung festle-
Biogasproduktion liegt der Fokus auf massewüchsigen          gen können, stehen Doppelnutzungssorten zur Auswahl.
Sorten (hoher Trockenmasseertrag pro Hektar). Bei den        Nimmt Mais einen großen Anteil der Ackerfläche ein, kön-
meisten Untersuchungen gab es keine bzw. nur gering-         nen durch Reifesplitting bei der Sortenwahl Arbeitsspitzen
fügige Sortenunterschiede in der Methanausbeute (in          minimiert werden. Letztendlich sollten bei der Sortenwahl
l/kg oTS) bzw. im Methangehalt. Es müssen somit keine        Kriterien, wie Anfälligkeit gegen Maisbeulenbrand sowie
Sorten mit maximaler Kolbenbildung und höchstem Stär-        Wurzel-, Stängel- und Kolbenfäule nicht in Vergessenheit
kegehalt wie bei der Futtermittelproduktion genommen         geraten. Auf standfeste Sorten und eine gewisse Kälte-
werden. Die höchsten Trockenmasseerträge wurden bei          toleranz im Frühjahr und Herbst sei ebenfalls zu achten.
einem Kolbenanteil von 45 bis 55 % erzielt. Viele Saat-      Die wichtigsten Kriterien für Mais unterschiedlicher Ver-
gutfirmen (u. a. KWS, Caussade Saaten, Saaten Union          wertungsrichtungen sind in Tabelle 2.2.2 aufgeführt.
und DSV Saaten) bieten bereits züchterisch fortgeschrit-     Sortenansprüche und -empfehlungen für die wichtigsten
tenere „Energiemaissorten“ an. In Sachsen werden nur         Agrargebiete Sachsens sind in Tabelle 2.2.3 und Abbil-
Sortenempfehlungen für Silomais zur Futtergewinnung,         dung 2.2.1 zusammengefasst.
unter Kennzeichnung der zur Biogasproduktion nutzbaren
Sorten, angeboten. Derzeit kann davon ausgegangen wer-       Die aktuellen Sortenempfehlungen für Silomais unter-
den, dass die empfohlenen ertragreichsten Silomaissor-       schiedlicher Reifegruppen sind auf der Homepage des
ten auch für den Anbau als Biogassubstrat geeignet sind      Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft
(MICHEL 2007, Abb. 2.2.1). Im Vergleich zum Silomaisan-      und Geologie zu finden: www.smul.sachsen.de/lfulg
bau sollten jedoch spätere Sorten (> S240, mittelfrühe–       Landwirtschaft & Gartenbau
mittelspäte Sorten) ausgewählt werden, denn nur durch         Pflanzliche Erzeugung
Ausschöpfung der maximalen Vegetationszeit sind hohe          Sorten & Saatgut
Trockenmasseerträge realisierbar. Zu späte Sorten errei-      Sortenempfehlungen
chen allerdings den für die Silierung optimalen TS-Gehalt
von 28 % meist nicht mehr (schlechtes Abreifeverhalten).     Autorin: Grunewald, J. (LfULG)
Als Richtwert sollte die Reifezahl der Biogas-Sorten ca.
30–40 Punkte höher liegen als bei den in der jeweiligen      Literatur
Region angebauten Silomais-Sorten (MICHEL 2007).             Michel, V. (2007): Silomais für Biogasanlagen (Energie-
Nachteilig bei sehr später Ernte ist der eingeschränkte      mais) – Sortenwahl. Landesforschungsanstalt Mecklenburg-
Anbau der Folgefrucht (meist nur noch Getreide möglich).     Vorpommern, Gülzow
Steigt die Entfernung vom Maisschlag zur Biogasanlage        Munz, M. (2009): Biogas-Mais – Bringen uns spätere Sor-
bzw. zum Silo, steht die „Methanausbeute“ je Hänger im       ten weiter? Saaten Union GmbH, Isernhagen
Vordergrund. Dann sollten Kolbenbetontere Sorten bevor-

12
TABELLE 2.2.1: EMPFEHLUNGEN UND ABWEICHUNGEN ZUR PRODUKTIONSTECHNIK BEIM
„ENERGIEMAISANBAU“ IM VERGLEICH ZUM SILOMAISANBAU FÜR DIE FUTTERGEWINNUNG

 Standort-                 • Herkunft: Pflanze der Subtropen
 ansprüche                   = optimal: relativ warm mit guter Wasserversorgung

                           • hoher Trockenmasseertrag pro Hektar
                           • hohe Bestandesdichten
 Produktionsziel           • Qualitätsaspekte der Tierernährung (maximale Kolbenbildung und maximaler Stärkegehalt) von
                             untergeordneter Bedeutung
                           • Verdaulichkeitsparameter ELOS, IVDOM spielen keine Rolle

                           Grundlage: Anzahl der Pflanzen auf Fläche = ertragsbestimmender Faktor
                           Optimierung der Bestandesdichte:
                           1. höhere Saatstärken für mehr Biomasse
                              - frühe Sorten: 10–12 Pflanzen/m²
                              - mittelfrühe Sorten: 9–10 Pflanzen/m²
 Aussaat/
                              - mittelspäte Sorten: 8–9 Pflanzen/m²
 Bestandesdichte
                              - bei Wassermangel: minus 2–3 Pflanzen/m²
                           2. Verringerung Reihenabstand (nur bei reihenunabhängigen Erntemaschinen möglich)

                           Vorsicht: bei Überschreiten der günstigsten Pflanzendichte ist Gefahr der Reifeverzögerung
                           und Lagerneigung erhöht
                           Grundlage: leicht erhöhte Aussaatstärke = erhöhter Nährstoffentzug – Düngermenge anpassen:
                           • Stickstoff: Gesamtsollwert: 180 kg N/ha (Nmin-Wert abziehen!), Aufteilung in 2 Gaben
                             (zur Saat und 5–6 Wochen später)
                           • P2O5 (Stufe C): 80–100 kg/ha
 Düngung
                           • K2O (Stufe C): 160–230 kg/ha – bei ausgeprägter Frühsommertrockenheit Kalium-
                             Düngung erhöhen (Anzeichen für K-Mangel: vergilbte, absterbende Blattränder der
                             unteren Blätter + geringe Standfestigkeit)
                           • MgO (Stufe C): 40 kg/ha

                           Herbizideinsatz ist ausreichend
                           • Vor-Saat-Einarbeitung, Vorauflauf- und Nachauflaufverfahren
 Pflanzenschutz            • Unkrautbekämpfung nicht intensiv im Energiepflanzenanbau betreiben, aber
                             auch nicht vernachlässigen; Mais und Unkräuter konkurrieren um Wasser,
                             Nährstoffe und Licht

                           • BBCH 77–83 (späte Milchreife–frühe Teigreife)
                           • TS = 28–35 % (Probeernten!)

                           ansonsten:
                           • Sickersaftbildung
                           • höhere Transportkosten
 Ernte

                           Technik:
                           • Maishäcksler
                           • Reihenunabhängige Erntemaschinen von Vorteil (höhere Bestandesdichte möglich)
                           • Häcksellänge ≤ 8 mm, optimal: 4–6 mm = Vergrößerung der Oberfläche
                             = Erhöhung von Abbaurate und -geschwindigkeit
Quelle: J. Grunewald (LfULG)

                                                                                                                          13
TABELLE 2.2.2: ZÜCHTUNGSZIELE UND KRITERIEN ZUR SORTENWAHL VON MAIS UNTERSCHIEDLICHER
VERWERTUNGSRICHTUNGEN

                                                      Körnermais                           Silomais (Futter)                          Energiemais

    frühe Reife                                             xxx                                      xx                                    x

    Trockenmasseertrag                                       –                                       xx                                   xxx

    Kornertrag                                              xxx                                      xx                                    x

    Stärkegehalt                                            xxx                                      xx                                    x

    Strukturwirksamkeit                                      –                                       xx                                    –

    Verdaulichkeit                                           –                                       xx                                   xx
Quelle: Nach Michel (2007)

–             keine Bedeutung
x             geringfügige Bedeutung
xx            mittlere–hohe Bedeutung
xxx           sehr hohe Bedeutung

TABELLE 2.2.3: SORTENEMPFEHLUNGEN UND -KRITERIEN SOWIE ERZIELBARE
TROCKENMASSEERTRÄGE (IN dt/ha) FÜR DIE WICHTIGSTEN MAIS-ANBAUGEBIETE IN SACHSEN

                                     leichte Böden (diluvial)                                        Lössböden                                 V-Böden

                             ausreichend                                             ausreichend                                           kühl, feucht
    Witterung                                          warm, trocken                                            warm, trocken
                             Niederschlag                                            Niederschlag                                          (Höhenlage)
                                                             1
                                                                                                                      3
    Agrar-                                          (Nordsachsen, Dü-
                                     1                                                     2, 3             (Leipziger Tieflands-                 4
    strukturgebiet                                  bener und Dahlener
                                                                                                            bucht, Elbtal)
                                                    Heide)
                                                    geringe Wasserspei-           z. T. Erosionsge-                                     langsame Boden-
                                                    cherkapazität des             fahr**2 Mulchsaat                                     erwärmung,
                           geringe Wasser-                                                                  Trockenperioden,
    Standort-                                       Bodens, Trockenpe-            und langsame Bo-                                      verspäteter Vege-
                           speicherkapazi-                                                                  ausgeprägte Früh-
    besonderheiten                                  rioden, ausgeprägte           denerwärmung,                                         tationsbeginn,
                           tät des Bodens                                                                   sommertrockenheit
                                                    Frühsommer-                   verspäteter Vege-                                     Erosionsgefahr2
                                                    trockenheit                   tationsbeginn                                         Mulchsaat
    Sorten-
                                                    mittelfrüh–mittelspät             mittelfrüh–
    empfehlung                  mittelfrüh                                                                  mittelfrüh–mittelspät                früh
                                                      (bessere Böden)                 (mittelspät)
    (Reifegruppe)1
                                                                                                                                        gewisse Frostre-
    besondere                                       trockentolerante                                        trockentolerante            sistenz, zügige Ju-
    Anforderung an                                  Sorten, z. B. SILENO,                                   Sorten, z. B. SILENO,       gendentwicklung,
    Sorte                                           RONALDINIO                                              RONALDINIO                  sichere Ausreife
                                                                                                                                        im Herbst
    erzielbare
    Ø TM-Erträge                 90–130                     90–140                      100–180                     100–200                     90–120
    (in dt/ha)
Quelle: J. Grunewald (LfULG)
1
    Sorte, die am jeweiligen Standort ein hohes Ertragspotenzial unter sicherem Erreichen der Silierfähigkeit (TS > 28 %) aufweist:
    früh = S200–S220; mittelfrüh = S230–S250; mittelspät = S260–S290
2
    Erosionsgefahr durch Hangneigung oder schluffiges Substrat; begünstigt aufgrund des späten Reihenschlusses des Maises

14
© J. Grunewald (LfULG)

                                                                                                                                                                                                                                    © J. Grunewald (LfULG)
Mais Atletico                                                                                                                                  Maisbestand Atletico

                           TM-Ertrag (dt TM/ha)                                                                                                                                                         TS-Gehalt (%)

                                                                                                                          208 205               213 213                                                                        36
                     200                                   205                                                                                                        199
                                                 194
                                        183                                                  186                                                                                           171                                 35
                           174                                       175          174                                                                                              171 175     168
                     150                                                                                                                                                                                                       34

                                                                                                                                                                                                                               33

                     100                                                                                                                                                                                                       32

                                                                                                                                                                                                                               31
                      50                                                                                                                                                                                                       30

                                                                                                                                                                                                                               29
                       0
                            Ambrosini

                                                                     Ronaldinio

                                                                                  LG 32161

                                                                                                                          Ambrosini

                                                                                                                                      Kalvin

                                                                                                                                                 Fernandez

                                                                                                                                                                      Ronaldinio

                                                                                                                                                                                   Ambrosini

                                                                                                                                                                                                            Kalvin
                                                                                                                                                                                                                          NK
                                                                                                                                                                                                                     Falkone
                                                 Grosso

                                                            Barros

                                                                                                                                                             Barros
                                        Ayrro1

                                                                                             Palmer

                                                                                                                                                                                               Ayrro1

                                 früh              mittelfrüh                     mittelspät                                     früh                    mittelfrüh                               früh

                                                          D-Süd                                                                                 Löß                                                     V

     Quelle: M. Böhme; Daten: Landessortenversuch Sachsen (2009–2011); LfULG

Abb. 2.2.1: Für den Anbau in Sachsen empfohlene Silomais-Sorten mit hohem Trockenmasseertrag der frühen (S200–S220), mittelfrühen
(S230–S250) und mittelspäten (S260–S290) Reifegruppe für die drei Standortgruppen mit mehrjährigem Nachweis spezifischer Eignung.
Keine Prüfung mittelspäter Sorten auf Lössböden. Zur Zweikulturnutzung sind insbesondere die frühen Sorten zu bevorzugen.

1
    EU-Sorte

        nur 2-jährige Prüfung (2010–2011)
        trockentolerante Sorte

                                                                                                                                                                                                                                         15
2.3 Ganzpflanzengetreide
       Familie: Süßgräser (Poaceae)

Unter Ganzpflanzengetreide werden alle Getreidearten in
Hauptfruchtstellung mit einem Erntetermin zwischen BBCH

                                                                © S. Schröder (LfULG)
73 (frühe Milchreife) und BBCH 89 (Vollreife) zusammen-
gefasst. Bei einem früheren Erntetermin handelt es sich um
einen Winterzwischenfruchtanbau, z. B. als Grünschnittrog-
gen (siehe Kap. 3.2). Für den Anbau von Getreide als Bio-
gassubstrat sprechen die gute Vergärbarkeit und Verwer-
tungsmöglichkeit von Gülle und Gärrest sowie die Nutzung
vorhandener Technik.
                                                               Vergärung ist in allen Bewirtschaftungsgebieten ertraglich
Getreidearten, Standortansprüche                               (Minderertrag von 20 bis 50 % im Vergleich zum Winter-
und Anbaugebiete                                               getreide) weniger relevant. Die Bedeutung des Sommer-
Auf den sehr leichten Standorten Nordsachsens (AZ ≤ 25)        getreides liegt hauptsächlich im Anbau als Deckfrucht für
beschränkt sich der Getreideanbau hauptsächlich auf den        mehrjährige Feldfutter- bzw. Ackergrasmischungen, z. B.
relativ anspruchslosen Winterroggen (Tab. 2.3.1). Obwohl       Luzerne-Kleegras. Hierfür ist Sommergerste gut geeignet.
alle Wintergetreidearten die im Boden gespeicherten Was-       Nach der Ernte der Deckfrucht Sommergerste Anfang Juli
servorräte gut verwerten können, reicht die Wasserhal-         ist im Herbst meist noch ein ertraglich relevanter Schnitt
tekapazität dieser sandigen Böden für anspruchsvollere         der Untersaat möglich. Zu erwähnen sei auch Sommerhafer
Getreidearten oft nicht aus. Auch für die V-Standorte der      als Biogassubstrat. Die Art stellt geringe Ansprüche an den
Vorgebirgs- und Höhenlagen ist diese Getreideart zu emp-       Boden, eine kontinuierliche Wasserversorgung und/oder
fehlen. Auf ertragsschwachen, aber nicht zu leichten Stand-    gute Wasserhaltekraft des Bodens sollten aber gewährleis-
orten (AZ > 25) der Agrarstrukturgebiete 1 (Nordsachsen)       tet werden (SCHREIBER ET AL. 2010).
und 4 (Vorgebirge) ist Wintertriticale in der Ertragssicher-
heit dem Roggen zwar meist unterlegen, ein Anbau ist           Anbautechnik
aber aufgrund der sehr guten Anpassungsfähigkeit an            Richtwerte für den Saattermin und die Aussaat sind in
ungünstige Klima- und Bodenbedingungen sowie der gu-           Tabelle 2.3.2 aufgezeigt. Der Anbau der Sommergerste
ten Winterfestigkeit bestens möglich. In den sächsischen       als Deckfrucht erfolgt im Frühjahr ab Ende März (300–400
Trockengebieten (u. a. Dahlener und Dübener Heide) ist         Körner/m², 2–4 cm Saattiefe, PEYKER ET AL. 2010). Gene-
jedoch zu beachten, dass Roggen lange Trockenperioden          rell gilt: je ungünstiger die Saatbedingungen (Bodenquali-
besser toleriert als Triticale und langsamer mit Ertragsein-   tät, Witterung, ...), umso höher sollten die Aussaatmengen
bußen reagiert. Auf den nährstoffreicheren, tiefgründigeren    angesetzt werden. Für die Düngungsmengen gelten in
Standorten (AZ ≥ 40) sind Triticale, Gerste und Winterwei-     Abhängigkeit vom Nmin-Gehalt des Bodens die Empfehlun-
zen zum Anbau geeignet. Wintergerste räumt das Feld am         gen für die Körnernutzung (jährlicher Pflanzenbaurat, siehe
zeitigsten. In den warm-trockenen Gebieten der Leipziger       Homepage des LfULG: www.landwirtschaft.sachsen.de).
Tieflandsbucht, des Elbtales und der besseren D-Standorte      Eine optimale Versorgung mit Stickstoff ist zu Vegetations-
sollte Wintergerste aufgrund guter Frühsommertrocken-          beginn und zum Schossen zu gewährleisten (2 Gaben). Die
heitstoleranz die erste Wahl sein. Sommergetreide zur          3. N-Qualitätsgabe entfällt beim Energiegetreideanbau.

TABELLE 2.3.1: GETREIDEANBAU IN ABHÄNGIGKEIT VON DER BODENGÜTE

             AZ ≤ 25                        AZ = 26–30                                  AZ = 31–40           AZ > 40
          Winterroggen                      Winterroggen                                Winterroggen      Winterroggen
                                            Wintertriticale                             Wintertriticale   Wintertriticale
                                            Wintergerste                                Wintergerste      Wintergerste
                                                                                            Hafer             Hafer
                                                                                        Winterweizen      Winterweizen
Quelle: J. Grunewald (LfULG), Projekt EVA

        ein Anbau ist ackerbaulich und betriebswirtschaftlich sinnvoll
        ein Anbau ist ackerbaulich nicht zu empfehlen, aber ökonomisch meistens noch möglich

16
TABELLE 2.3.2: RICHTWERTE ZUR AUSSAAT VON WINTERGETREIDE-GPS

                                     Weizen                   Roggen                Triticale                Gerste
 Saattermin                      25.9. bis 25.10.       25.09. bis 10.10.      25.09. bis 15.10.       12.09. bis 25.09.
 Saattiefe (cm)                      2,5–3,5                   2–3                    2–4                     4–5
 Saatdichte (Anzahl keim-                              280–300, 200–250
                                     350–420                                       250–380                  270–370
 fähiger Körner/m²)                                      (Hybridroggen)
Quelle: K. Gödecke (2006)

Da Getreide zur Ganzpflanzennutzung im Vergleich zur             BBCH-Spanne Milch- bis frühe Teigreife (BBCH 73 bis 83)
Kornnutzung nicht vollkommen „rein“ geerntet werden              sind Probeernten in regelmäßigen Abständen zur Ermitt-
muss, ist ein intensiver Einsatz von Pflanzenschutz-             lung des optimalen Erntetermins (TS-Gehaltes) zwingend
mitteln unnötig. Je nach Unkrautdruck ist eine niedrige bis      erforderlich. Zu erwähnen ist, dass nach AMON ET AL.
mittlere Behandlungsintensität ausreichend (im Keimblatt-        (2006) bei Roggen und Triticale die Maximalerträge an Bio-
bis frühen Laubblattstadium der Unkräuter). Einkeimblättri-      masse in diesem Entwicklungszeitraum erreicht werden.
ge Unkräuter können ohne Bedenken mit siliert werden, da         Bei Weizen nimmt der Trockenmasseertrag noch bis zur
wegen der frühen Ernte keine Vermehrungsgefahr besteht.          Todreife zu (AMON ET AL. 2006). In der Literatur wird somit
Zweikeimblättrige Schadkräuter (u. a. Distel, Klettenlab-        oft ein späterer Erntetermin für Weizen angegeben (späte
kraut, Ackerfuchsschwanz) sollten aber bekämpft werden           Teigreife-BBCH 86). Untersuchungen bestätigen allerdings,
(GÖDECKE 2006). Sollte der Ackerfuchsschwanz im Pra-             dass zu diesem Zeitpunkt der Lignifizierungsprozess sehr
xisbetrieb bzw. auf den Ackerflächen zunehmend Probleme          schnell voran schreitet, was in einem zu hohen TS-Gehalt
bereiten, bietet sich eine frühere Ernte des Getreides an.       resultiert (TS-Gehalte zwischen 40 und 60 %). „Verholzte“
Ackerfuchsschwanz entwickelt sich parallel zum Winter-           Pflanzenbestandteile können von den Biogas bildenden
getreide, die Samenreife tritt etwa bei BBCH-Stadium 75          Bakterien nicht umgesetzt werden. Es sind dann verschie-
des Getreides auf. Wird das Getreide noch vor diesem Ent-        dene mechanische bzw. enzymatische Aufschlussverfahren
wicklungsstadium geerntet, kann die Reproduktion des             erforderlich. Verfahrenstechnisch ist mit wesentlich höhe-
Ackerunkrautes unterbunden werden. In einigen Acker-             ren Rührzeiten und einem zunehmenden Energieverbrauch
bauregionen Sachsens hat der Unkrautdruck des Acker-             zu rechnen. Weiterhin können eine Schwimmschichtbil-
fuchsschwanzes in den letzten Jahren erheblich zugenom-          dung im Fermenter oder Nachgärungen im Silo aufgrund
men. Das Wirkungsspektrum vieler Herbizide ist aufgrund          unzureichender Verdichtung auftreten.
von Resistenzen regional bereits stark eingeschränkt. Bei
Sommergerste als Deckfrucht besteht keine Notwendig-             Sortenwahl
keit zur chemischen Unkrautbekämpfung. Fungizide sind            Bestockungsfreudige und wüchsige Sorten, die eine gute
nur bei hohem Pilzdruck notwendig. Gegen Rost sollte aber        Standfestigkeit und Blattgesundheit vorweisen können,
grundsätzlich etwas getan werden, Mehltau muss nicht             sind zu bevorzugen. Bei erhöhtem Infektionsrisiko für
zwingend bekämpft werden. Wichtig ist, dass die Pilze den        Krankheiten sind Sortenmischungen ratsam. Wichtig ist
assimilationsfähigen Blattapparat nicht schädigen. Fun-          hierbei eine gleichmäßige Abreife der unterschiedlichen
gizide sollten zum Schossen gespritzt werden. Eine späte         Getreidesorten. Auch Artenmischungen (vgl. Versuchs-
Fungizidbehandlung kann grundsätzlich entfallen. Der Ein-        ergebnisse von BISCHOF 2009) sind möglich. Sowohl
satz von Halmstabilisatoren ist abhängig vom Standort,           auf ertraglich schwächeren Böden als auch auf besseren
dem erwarteten Ertrag und der Sorte. Er sollte bei feucht-       Standorten war Winterroggen/Wintertriticale die beste Mi-
kühler Witterung erfolgen. Wegen der Zulassungssituation         schung in den bisherigen Tests (BISCHOF 2009). Landes-
ändert sich das Präparateangebot ständig. Eine Auswahl           sortenversuche für Getreide zur Ganzpflanzennutzung ana-
an Herbiziden, Fungiziden und Halmstabilisatoren hat die         log zur Körnernutzung werden in Sachsen bislang noch nicht
BAYWA im „Pflanzenschutz-Navigator 2011“ zusammenge-             durchgeführt. Empfohlene Ganzpflanzengetreidesorten zur
stellt (BAYWA 2011). Der Erntezeitpunkt sollte bei einem         Biogasproduktion sind der Broschüre der Thüringer Lan-
für die Silierung optimalen Trockensubstanzgehalt von            desanstalt für Landwirtschaft „Sortenversuche in Thürin-
35–40 % liegen. Bei Gerste sind TS-Gehalte zwischen 30           gen Wintergerste, Wintertriticale, Winterroggen und Som-
und 35 % ausreichend. Das Getreide wird mit einem Feld-          merhafer – Ganzpflanzengetreide zur Biogasgewinnung“
häcksler (Häcksellänge: 5 bis 15 mm) geerntet und kann           (SCHREIBER ET AL. 2010) zu entnehmen. Bei der Sorten-
direkt siliert werden (Nassilage). Ein früherer Erntetermin      wahl zu favorisieren sind die mehrzeiligen Wintergerstesor-
ist möglich, erfordert aber das Schwaden nach dem An-            ten (Ertrag: mehrzeilig > zweizeilig), langstrohigen Winter-
welkprozess und eine anschließende Bergung, was zu er-           triticalesorten (TM-Ertrag: langstrohig > kurzstrohig) und
höhten Erntekosten führt (GÖDECKE 2006). Während der             Futterhafersorten (TM-Ertrag: Futterhafer > Schälhafer).

                                                                                                                           17
Für Grenzlagen des Getreideanbaus werden neben den                               fohlenen Wintergetreidesorten. Auch die Methanausbeuten
gängigen Winterroggen-Populationssorten in letzter Zeit zu-                      der Sommerarten (durchschnittlich 290 bis 320 l/kg oTS)
nehmend Hybridroggensorten angeboten. Den geringeren                             liegen deutlich unter denen des Wintergetreides (> 350 l/
Aussaatmengen stehen höhere Saatgutkosten gegenüber.                             kg oTS). Ob es allerdings tatsächlich Unterschiede im Me-
Zur Ganzpflanzennutzung werden die Hybridroggen-Sorten                           thanbildungspotenzial der verschiedenen Wintergetreide-
„KWS Magnifico“ und „Palazzo“ (hervorragende Trocken-                            arten gibt, sollte in weiteren Versuchen überprüft werden.
masserträge kombiniert mit einer guten Standfestigkeit)
empfohlen.                                                                       Eine Ertragsüberlegenheit von Winterroggen-Hybridsor-
                                                                                 ten im Vergleich zu Mais konnte in Ganzpflanzenversu-
Erträge und Vergäreigenschaften                                                  chen des LfULG am Versuchsstandort Christgrün (V-Böden
Erzielbare Erträge bei der Getreideproduktion in Sachsen                         in Vorgebirgslage) im Jahr 2011 nicht festgestellt werden
sind in Tabelle 2.3.3 aufgeführt.                                                (Abb. 2.3.1). Mit späterem Erntetermin wurde kein höherer
                                                                                 Ertrag erzielt, jedoch nahm der Lignifizierungsgrad in nur
Aufgrund der kürzeren Vegetationszeit erbringt das Som-                          kurzer Zeit drastisch zu. Der Versuch „Ertragsprüfung von
mergetreide niedrigere Trockenmasseerträge als die emp-                          Hybridroggen als Ganzpflanzensilage“ des LfULG in Koope-

TABELLE 2.3.3: DURCHSCHNITTS-KORNERTRÄGE (1999–2009, TROCKENMASSE IN dt/ha), MÖGLICHE
TROCKENMASSE-GANZPFLANZENERTRÄGE (IN dt/ha), METHANAUSBEUTEN (IN l/kg oTS) UND METHANGEHALTE
(IN VOL %) VERSCHIEDENER GETREIDEARTEN AUF D-, LÖSS- UND V-STANDORTEN IN SACHSEN

                                        Winter-         Winter-         Winter-          Winter-         Sommer-                       Sommer-
                                                                                                                           Hafer
                                        weizen          roggen          triticale        gerste           gerste                        roggen
    D-Standorte Nordsachsens

    Kornertrag1 (dt TM/ha)                 55              40              37               50                36             35          38
    Ganzpflanzenertrag    2
                                         70–90          75–110          60–120           60–110            55–60           40–60        55–60
    (dt TM/ha)
    Methanausbeute3
                                           385            355             365              395               320            290          300
    (l/kg oTS)
    Methangehalt4 (Vol-%)                  53              53              56               53                55             55          55

    Löss-Standorte Mittelsachsens

    Kornertrag1 (dt TM/ha)                 60              50              48               57                40             40          40
    Ganzpflanzenertrag2
                                        140–170         90–160          95–200          100–170            90–120         80–110       90–120
    (dt/ha)
    Methanausbeute3
                                           385            355             365              395               320            290          300
    (l/kg oTS)
    Methangehalt4 (Vol-%)                  53              53              56               53                55             55          55

    V-Standorte der Vorgebirgslagen

    Kornertrag1 (dt TM/ha)                  –              38              42               48                35             35          43
    Ganzpflanzenertrag    2
                                            –           80–140          60–130           70–130            50–70           40–80        55–60
    (dt TM/ha)
    Methanausbeute3
                                            –             355             365              395               320            290          300
    (l/kg oTS)
    Methangehalt4 (Vol-%)                   –              53              56               53                55             55          55
Quelle: J. Grunewald (LfULG)
1
    Durchschnittserträge statistischer Erhebungen (Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen)
2
    abgeleitet aus Ergebnissen der Versuchsprojekte „EVA I & II“ und „Ganzpflanzengetreide als Biogassubstrat“
    sowie der Getreideganzpflanzen-Sortenversuche in Thüringen
3
    Methanausbeuten vom Sommergetreide ermittelt in Batch-Versuchen des ATB Potsdam (VDI-Richtlinie 4630, n = 7–9), Methanausbeuten
    vom Wintergetreide experimentell bestimmt vom „Biogas-Forum Bayern“ (Dr. Sticksel, Methode: HEUWINKEL ET AL. 2009, n = 27–28)
4
    Methangehalt vom Sommergetreide und Wintertriticale ermittelt in Batch-Versuchen des ATB Potsdam (VDI-Richtlinie 4630, n = 7–9),
    die Methanausbeute von Winterweizen, Winterroggen und Wintergerste ist ein KTBL-Richtwert (KTBL 2009)

18
ration mit Maschinenbau Lehmann GmbH (Extrusionsver-
suche und biochemische Analysen) wird im Jahr 2012 an
drei Standorten fortgesetzt.

Autorin: Grunewald, J. (LfULG)

Literatur
Amon, T. et al. (2006): Biogaserzeugung aus Energie-
pflanzen. In: Ländlicher Raum, Online-Fachzeitschrift des

                                                                                                                                              © J. Grunewald (LfULG)
Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Um-
welt und Wasserwirtschaft, Wien.
BAYWA (2011): Pflanzenschutz-Navigator 2011. BAYWA
AG, München (www.baywa.de/fileadmin/user_upload/co
verflow/Pflanzenschutz-Navigator-2011.pdf).
Bischof, R. (2009): Ganzpflanzengetreide als ergänzen-
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schaft, Jena.                                                                   und Bauwesen in der Landwirtschaft, Darmstadt, 94.
Gödeke, K. (2006): Getreide. In: Energiepflanzen. KTBL-                         Peyker et al. (2010): Leitlinie: Getreideganzpflanzen zur
Verlag, Darmstadt.                                                              Silierung (GPS), genutzt als Gärsubstrat in Biogasanlagen
Heuwinkel, H.; Aschmann, A.; Gerlach, R.; Gronauer, A.                          sowie zur Fütterung. Thüringer Landesanstalt für Landwirt-
(2009): Die Genauigkeit der Messung des Gasertrags-                             schaft, Jena .
potenzials von Substraten mit der Batchmethode. In: Bay-                        Schreiber, E.; Guddat, Ch.; Jentsch, U. (2010): Sor-
erische Landesanstalt für Landwirtschaft (Hrsg.), Interna-                      tenversuche in Thüringen – Wintergerste, Wintertriticale,
tionale Wissenschaftstagung Biogas Science 2009, Erding;                        Winterroggen und Sommerhafer–Ganzpflanzengetreide zur
Band 1. LfL-Schriftenreihe 15/2009, 95–103.                                     Biogasgewinnung. Thüringer Landesanstalt für Landwirt-
KTBL (2009): Faustzahlen Biogas. Kuratorium für Technik                         schaft, Jena (www.tll.de/ainfo/pdf/lv_biog.pdf).

                                  TM-Ertrag (dt TM/ha)                                                 TS-Gehalt (%)

                                                                                                         217
                                                                                           71                          70
                            200
                                                                                                                       60
                                                                           54
                            150                               50                                                       50

                                              43                        125            121
                                                                                                                       40
                            100          98              95                                       35
                                                                                                                       30

                                                                                                                       20
                             50

                                                                                                                       10

                              0
                                                                                                                       0
                                    H.-Roggen I     H.-Roggen II   H.-Roggen III   H.-Roggen IV         Mais
                                      EC 79          EC 83/85         EC 87           EC 92             EC 85

   Quelle: LfULG (Versuchsjahr 2011)

Abb. 2.3.1: Trockenmasseerträge [dt/ha] und TS-Gehalte [%] von Hybridroggen (Sorte: Palazzo) zu vier verschiedenen Ernteterminen
(I: 7. Juli, II: 14. Juli, III: 21. Juli, IV: 28. Juli) im Vergleich zu Silomais (Sorte: NK Falkone, Ernte: 5. Oktober) am Versuchsstandort
Christgrün (V5, sL, H = 430 m ü. NN, Ackerzahl: 35, NS = 722 mm, T = 7,4 °C)

         Mais                                             TS-Gehalt (%) Mais/Hybridroggen
         Hybridroggen

                                                                                                                                                    19
2.4 Sorghumhirsen/Sorghum bicolor,
    Sorghum bicolor x sudanense
      Familie: Süßgräser (Poaceae)

Sorghumhirsen stammen aus Äquatorialafrika und zählen
zu den C4-Pflanzen. Gemäß ihrer Herkunft sind sie sehr
wärmeliebend, aber auch sehr frostempfindlich, was dem
Anbau in Sachsen Grenzen setzt. Sie sind weiterhin durch
ein hohes Biomassebildungspotenzial charakterisiert. Ihr
hohes Bodenwasser- und Nährstoffaufnahmevermögen
verdanken sie ihrem feinen, verzweigten und tief reichen-

                                                                                                                  © J. Grunewald (LfULG)
dem Wurzelsystem. Morphologisch sind sie durch mark-
erfüllte Halme, die sich an der Basis bestocken, einer
enormen Wuchshöhe und einer Rispenbildung gekenn-
zeichnet. Die Bestockungsneigung ist sortenabhängig.

Der europäische Sortenkatalog unterscheidet zwischen
(siehe Infokasten):
• Sorghum bicolor (Zucker- und Futterhirsen)                Zuckertyp, nicht in der Lage das Ertragspotenzial in der
• Sorghum sudanense (Sudangräser)                           standortspezifischen Vegetationszeit völlig auszuschöp-
• Sorghum bicolor x Sorghum sudanense                       fen und hohe TS-Gehalte zu erreichen. Eine Zweitfrucht-
   (Sudangrashybride)                                       stellung ist nur auf wärmeren Standorten möglich. Für
                                                            beide Fruchtarten gilt, den Anbau auf Standorten in ex-
Als Biogassubstrat sind Zucker- und Futterhirsen, sowie     ponierter Lage zu meiden, da durch Starkwindereignisse
Sudangrashybride geeignet.                                  ein erhöhtes Lagerrisiko besteht.

Standortansprüche und Anbaugebiete                          Anbautechnik
Der Anbau von Sorghumhirsen ist sowohl auf Standorten       Die leistungsstarken Futter-/Zuckerhirsen benötigen je
mit hoher Bodengüte und ausreichender Wasserversor-         nach Standort und Witterung 120 bis 140 Tage zur Er-
gung als auch auf leichten Standorten mit limitierender     reichung hoher Biomasseerträge. Dieser langen Vege-
Wasserverfügbarkeit möglich. Aufgrund ihrer hohen Kälte-    tationszeit geschuldet, kann der Anbau des Sorghum
empfindlichkeit ist von einem Anbau auf Standorten mit      bioclor-Typs nur in Hauptfruchtstellung empfohlen wer-
schweren und sich langsam erwärmenden Böden und einer       den. Die Vegetationszeit der in der Regel früher reifenden
durchschnittlich kühl-feuchten Witterung (Gebirgsvor- und   Sudangrashybride wird mit 110–120 Tagen veranschlagt.
Höhenlagen) abzuraten. Unter derartigen Bedingungen         Im Allgemeinen erfolgt auch bei diesem Sorghum-Typ
ist Sorghum sp., vor allem der massenwüchsige Futter-/      ein Anbau in Hauptfruchtstellung. Auf ausgesprochen

                                         EINTEILUNG DER SORGHUMHIRSEN

  Sorghum bicolor                                             Sorghum sudanense
  • Einzelpflanzenertragstyp                                  • Bestandesdichtetyp
  • Halmdicke ertragsbestimmend                               • Blattmasse ertragsbestimmend
                                                              • stark bestockend
  Futter-Typen: viel Grünmasse, große Wuchshöhe,              • dünnstängelig
  geringer TS-Gehalt, schwach bestockend                      • höherer TS-Gehalt
  Zucker-Typen: viel Grünmasse, höherer Zuckerge-
  halt, geringer TS-Gehalt, schwach bestockend                Sorghum bicolor x Sorghum sudanense
  Faser-Typen: höherer Cellulosegehalt, schwach               • Kompensationstyp
  bestockend                                                  • blatt- und stängelreich
  Körner-Typen: geringe Wuchshöhe, kompakte Rispe,            • geringe bis höhere TS-Gehalte
  hohe TS-Gehalte, stark bestockend

20
warmen Standorten ist eine Kultivierung in Zweitfrucht-     Für eine optimale Silierung ist ein TS-Gehalt von 28 bis
stellung nach einer Winterzwischenfrucht möglich. Es        35 % anzustreben. Die Ernte erfolgt wie beim Mais mit
wird eine einschnittige Nutzung angeraten. Über eine        einem Feldhäcksler (Häcksellänge: 4–6 mm).
mehrschnittige Nutzung liegt nur wenig Erfahrung vor.
Aufgrund ihrer hohen Frostempfindlichkeit sollte eine       Sortenwahl
Aussaat erfahrungsgemäß erst bei einer Bodentempe-          Zu den ertragsstärksten Sorten, die gleich- oder auch hö-
ratur ab 12 °C (Mai/Juni) erfolgen. Die Saat kann sowohl    herwertige Erträge gegenüber dem Mais erzielten, zählen:
mittels Drillsaat als auch Einzelkornsaat in 2 bis 4 cm     Goliath, Sucrosorgo 506, Herkules, KWS Zerberus und
Bodentiefe ausgebracht werden. Ein feinkrümeliges und       KWS Maja. Die Sorte Lussi erreichte nicht immer den
gut abgesetztes Saatbett ist anzustreben. Die Aussaat-      Maisertrag, konnte aber durch eine zuverlässige schnelle
mengen belaufen sich auf 25 Körner/m² bei Futterhirsen      Abreife auf allen Standortgruppen überzeugen. Aussichts-
und 40 Körner/m² bei Sudangrashybriden. Es können           reiche neuere Sorten sind Biomasse 150 und RHS.
Reihenabstände zwischen 25 und 75 cm gewählt wer-
den. Der Nährstoffbedarf von Sorghum sp. ist mit Mais       Erträge
vergleichbar. Für die Düngung sind ca. 120 bis 140 kg       Die Futter- und Zuckerhirsen können ihr Ertragspoten-
N/ha, 20 bis 50 kg P/ha und 120 bis 150 kg K/ha zu          zial mit optimalen TS-Gehalten nur auf wärmeren Diluvi-
veranschlagen. Eine Herbizidapplikation sollte erst ab      al- und Löss-Standorten bei möglichst früher Aussaat in
dem BBCH-Stadium 13 erfolgen. Folgende Mittel sind für      Hauptfruchtstellung ausschöpfen. Sie sind in der Lage
die Anwendung in Sorghumbeständen genehmigt: Gar-           gleich- oder höherwertige Trockenmasseerträge zum Mais
do Gold (4 l/ha), Mais Banvel WG (0,5 l/ha), Certrol B      zu erzielen (Tab. 2.4.1). Die Sudangrashybride sind im
(1,5 l/ha), Arrat (0,2 kg/ha) und Stomp Aqua (2,5 l/ha).    Allgemeinen durch eine schnellere Abreife gekennzeich-
Als Folge der späten Aussaat und der langen Vegetations-    net (Sorte „Lussi“). Sie eignen sich sowohl für einen An-
zeit werden Sudangrashybride im Zeitraum August bis         bau in Haupt- und in Zweitfruchtstellung.
September und die Futterhirsen zwischen September bis
Oktober, je nach Standort, Witterung und Sorte, beerntet.   Autor: Zander, D. (LfULG)

                                                                                                                 © J. Grunewald (LfULG)

Sudangrashybrid Lussi

                                                                                                                      21
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