Tätigkeitsbericht 2017 - Regionales Umweltbildungszentrum ...

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Tätigkeitsbericht 2017 - Regionales Umweltbildungszentrum ...
N at i o n a l pa r k H a r z

Tätigkeitsbericht 2017
Tätigkeitsbericht 2017 - Regionales Umweltbildungszentrum ...
Der Nationalpark Harz - so erreichen Sie uns direkt!                                   Inhalt
                                                                                       1 Vorwort                                                                   3
                    Nationalparkverwaltung Harz                                        2 Schwerpunktthema 2017: 50 Jahre Jugendwaldheim Brunnenbachsmühle          6
                                                                                       3 Auf dem Weg zur Wildnis – Naturschutz und Waldentwicklung                10
Hauptsitz           Lindenallee 35                                                         3.1 Forschung und Monitoring                                           10
                    38855 Wernigerode                                                          3.1.1 Allgemeines                                                  10
                    Telefon 0 39 43 / 55 02 - 0                                                3.1.2 Kartierung der Vegetation und der FFH-Lebensraumtypen        10
                    Fax 0 39 43 / 55 02 - 37                                                   3.1.3 Gewässermonitoring                                           13
                                                                                               3.1.4 Moorforschung                                                14
Außenstelle         Oderhaus                                                                   3.1.5 Waldforschung                                                15
                    37444 Sankt Andreasberg                                                    3.1.6 Luchsprojekt Harz                                            17
                    Telefon 0 55 82 / 91 89 - 0                                                3.1.7 Fledermausmonitoring                                         19
                    Fax 0 55 82 / 91 89 - 19                                                   3.1.8 Brutvogelmonitoring                                          20
                                                                                               3.1.9 Wirbellosenfauna                                             22
                    www.nationalpark-harz.de                                                   3.1.10 Brockengarten                                               24
                    poststelle@nationalpark-harz.de                                            3.1.11 Kartierertreffen                                            26
                                                                                           3.2 Naturschutz                                                        26
                                                                                               3.2.1 Renaturierung                                                27
Übersicht der Fachbereiche                                                                     3.2.2 Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen                            29
   Fachbereich 1:                                                                              3.2.3 Artenschutz- und Biotoppflegearbeiten auf der Brockenkuppe   30
       Allgemeine Verwaltung                                                                   3.2.4 Neophyten                                                    31
   Fachbereich 2:                                                                          3.3 Waldentwicklung                                                    32
       Naturschutz, Forschung und Dokumentation                                                3.3.1 Waldentwicklungsmaßnahmen                                    33
   Fachbereich 3:                                                                              3.3.2 Waldschutzmaßnahmen                                          35
       Waldbehandlung und Wildbestandsregulierung                                              3.3.3 Hochwasserschäden Juli 2017                                  36
   Fachbereich 4:                                                                          3.4 Nationalpark-Werkstätten und Beschilderung                         41
       Informations- und Bildungsarbeit, Nationalparkwacht                                 3.5 Wildbestandsregulierung                                            43
                                                                                           3.6 Wissenschaftlicher Beirat                                          45
                                                                                           3.7 EDV und Fotomonitoring                                             46
Ein Verzeichnis häufig verwendeter Abkürzungen finden Sie am Ende dieses Tätigkeits-   4 Öffentlichkeitsarbeit                                                    47
berichts.                                                                                  4.1 Presse- und Medienarbeit                                           47
                                                                                           4.2 Veröffentlichungen                                                 48
                                                                                           4.3 Veranstaltungen                                                    49
                                                                                           4.4 Internet                                                           50
                                                                                       5 Besucherinformation und Besucherlenkung                                  52
Berichtszeitraum: 1.10.2016 - 30.9.2017                                                    5.1 Nationalparkwacht                                                  52
Tätigkeitsbericht 2017 - Regionales Umweltbildungszentrum ...
vorwort        I   3

   5.2 Nationalparkhäuser                                                        54    1       Vorwort
       5.2.1 Brockenhaus                                                         54
       5.2.2 Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus (NBZ)                         56    Liebe Leserinnen und Leser,
       5.2.3 Nationalparkhaus Sankt Andreasberg                                  58
       5.2.4 Nationalparkhaus Ilsetal und Rangerstation Scharfenstein            59    auch im Jahr 2017 konnten wir unsere Arbeit für die Weiterentwicklung unseres National-
       5.2.5 Nationalparkhaus Schierke                                           60    parks und der Region erfolgreich fortsetzen. Wie erfolgreich diese Arbeit war, können Sie
       5.2.6 Nationalpark-Informationsstellen                                    60    hoffentlich nach der Lektüre dieses Tätigkeitsberichts noch besser beurteilen!
       5.2.7 Haus der Natur Bad Harzburg                                         61    Der Tätigkeitsbericht ist ein Spiegelbild unserer Anstrengungen, den vielfältigen Aufgaben
6 Wildnisbildung und Natur-Erleben                                               62    gerecht zu werden, die uns die Nationalparkgesetze und der Nationalparkplan vorgeben.
   6.1 Nationalpark-Bildungseinrichtungen                                        62    Die Aktivitäten in den Fachbereichen werden dabei gleichermaßen beleuchtet, seien es die
       6.1.1 Nationalpark-Bildungszentrum Sankt Andreasberg (BIZ)                62    Forschung zur Dokumentation der Naturentwicklung, die Maßnahmen zur Unterstützung
       6.1.2 Natur-Erlebniszentrum HohneHof bei Drei Annen Hohne                 63    einer naturnäheren Waldentwicklung oder die Vermittlung all dessen an die Einwohnerinnen
       6.1.3 Nationalpark-Jugendwaldheim Brunnenbachsmühle ( JWH)                65    und Einwohner ebenso wie an die vielen Gäste unserer Region durch Öffentlichkeitsarbeit
   6.2 Regionales Umweltbildungszentrum Nationalpark Harz (RUZ)                  66    und Umweltbildung.
   6.3 Fortbildung der Nationalpark-Waldführerinnen und -Waldführer              67
   6.4 Commerzbank-Umweltpraktikum                                               68    In der Außenwahrnehmung des Nationalparks zeigte sich im abgelaufenen Jahr die Wirkung
7 Nationalparkregion                                                             69    der Borkenkäfer wieder sehr deutlich. Das Ausmaß, in dem dieses kleine Insekt große Wald-
   7.1 Nationalpark-Partner                                                      69    flächen innerhalb kurzer Zeit verändert, war zwar zu erwarten, die Rasanz der Entwicklung
   7.2 Nationalparkbeirat                                                        70    auch in den höchsten Lagen unseres Mittelgebirges jedoch nicht unbedingt. Im Bereich un-
   7.3 Kunstausstellung „Natur - Mensch“                                         71    serer sehr naturnahen Brockenwälder hatte in der Vergangenheit das kalte Klima eine derart
   7.4 Fotowettbewerb HarzNATUR 2017                                             72    schnelle Entwicklung gebremst. Heute haben wir es aber mit ständig steigenden Temperatu-
   7.5 Sonderausstellung „Ein Vierteljahrhundert Weltkulturerbe“                 73    ren auch in den Hochlagen zu tun, in Verbindung mit einem vermehrten Auftreten extremer
8 Organisation                                                                   73    Witterungserscheinungen, z.B. Trockenperioden. Das schwächt die Fichten und fördert die
   8.1 Organisationsaufbau                                                       73    Entwicklung der Borkenkäfer.
   8.2 Haushalt                                                                  74
   8.3 Personal                                                                  74
9 Internationale Kontakte                                                        75
10 Gesellschaft zur Förderung des Nationalparks Harz e.V. (GFN)                  77

Anhang:     Betreute Qualifizierungsarbeiten                                      78
            Werkverträge                                                          79
            Ehrenamtliche Kartierungen                                            80         Auch in den Hochlagen des
            Externe Projekte im Nationalpark Harz                                 81          Nationalparks, wie hier in
            Veröffentlichungen der Nationalpark-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter 82       der Waldforschungsfläche am
                                                                                            Brockenosthang, hat sich der
            Externe Veröffentlichungen                                            83       Borkenkäfer rasant vermehrt
            Abkürzungsverzeichnis                                  Hinterer Umschlag            (Foto: U. Springemann)
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4   I vorwort                                                                                                                                                                                   vorwort         I   5

    Angst um unsere Fichtenwälder müssen wir aber trotzdem nicht haben. Die Fichte und                     Die zunehmende Erwärmung beschleunigt also die
    der Borkenkäfer gehören seit Urzeiten zusammen und sind aufeinander eingespielt. Da das                natürliche Waldentwicklung, aber sie erzeugt damit
    Insekt auf seine Wirtsbaumart angewiesen ist, wird es sie niemals zum Aussterben bringen,              keine Gefahr für unsere Region. Das jedoch ist als
    ganz im Gegenteil: Die Käfer bringen nur alte Bäume zum Absterben und leiten damit                     Folge der klimatischen Umbrüche an anderer Stelle zu
    die natürliche Verjüngung dieser Wälder ein. Ein Tier, das im Wirtschaftswald zurecht als              befürchten. Die Zunahme von Starkregenereignissen ist
    Schädling angesehen wird, ist im Nationalpark ein natürliches und wichtiges Element im                 inzwischen nachgewiesen. Im abgelaufenen Jahr wurden
    Ökosystem.                                                                                             vielerorts neue Niederschlagsrekorde aufgestellt. Nicht
    An vielen Stellen liegen solche Abläufe bereits seit Jahren hinter uns. Am Bruchberg, an den           nur am Brocken und an anderen offiziellen Messstellen,
    Hohneklippen oder am Quitschenberg fand die Entwicklung bereits seit Mitte der 90er Jahre              sondern auch auf unseren Waldforschungsflächen wur-
    statt. Dort können wir heute schon erleben, wie abwechslungsreich und vielfältig sich die              den unglaubliche Regenmengen von den automatischen Totholz ist auch Lebensraum. Die Mops-
                                                                                                                                                                   fledermaus z.B., eine von 18 verschiedenen
    Wälder dort entwickelt haben. Strukturreichtum im ungleichaltrigen Fichtennachwuchs ver-               Geräten dokumentiert. Wir werden lernen müssen,         Fledermausarten im Nationalpark, hat ihre
    bindet sich mit weiteren, von Natur aus angekommenen Gehölzarten wie der Eberesche (oft                mit dieser neuen Dimension von Hochwasserereignis- Wochenstuben und Schlafquartiere bevorzugt
                                                                                                                                                                   unter abstehender Borke an noch stehenden,
    auch Quitsche genannt), Moorbirke oder Weidenarten. Das viele Totholz, dessen Anblick in               sen umzugehen. Vor allem in einigen Gemeinden am
                                                                                                                                                                   abgestorbenen Bäumen. (Foto: S. Meyer)
                                                        dieser Menge ungewohnt ist, bietet darüber         Harzrand und im Vorland waren zum Teil dramatische
                                                        hinaus vielen Organismen neue Lebens-              Schäden zu verzeichnen und auch die Infrastruktur des Nationalparks litt ganz erheblich un-
                                                        räume. Lichtbedürftige Arten, die im dicht         ter dem Hochwasser. Die Beseitigung dieser Schäden war ein weiterer Arbeitsschwerpunkt
                                                        geschlossenen Wald kaum Überlebenschan-            im Jahr 2017 und wird erst im kommenden Jahr abgeschlossen sein.
                                                        cen haben, finden hier ihr Auskommen.
                                                        In tieferen Lagen werden in den neuen              Über alle Aktivitäten im Überblick informiert auch in diesem Jahr wieder unser Tätigkeits-
                                                        Wäldern noch andere Baumarten gepflanzt.           bericht, der Ihnen beim Lesen viel Interessantes aus dem abgelaufenen Nationalparkjahr
                                                        Vor allem die Buche, die durch jahrhunder-         vermitteln möchte.
                                                        telange Verdrängung in vielen Bereichen
                                                        nicht mehr die Chance hat, in absehbarer           Damit verbunden wünsche ich Ihnen, dass Ihre eigenen Vorhaben für das Jahr 2018 erfolg-
                                                        Zeit von alleine auf ihre angestammten             reich gelingen mögen!
                                                        Standorte zurückzukehren, wird auf diese
                                                        Weise vom Nationalpark unterstützt.                Mit herzlichen Grüßen zum Jahresbeginn,
                                                        Ich lade Sie ein, diese Wälder mit offe-
                                                        nen Augen in ihrer Entwicklung in den
                                                        kommenden Jahre zu begleiten. Sie werden
                                                        über die vielfältige und dynamische Natur
                                                        überrascht sein.                                   Ihr Andreas Pusch
                                                                                                           Leiter der Nationalparkverwaltung Harz

                                                     Wie schnell sich neuer Wald selbst in den kühlen
                                                     Hochlagen des Nationalparks entwickelt, zeigt diese
                                                     Fotodokumentation vom Bruchberg mit Aufnahmen aus
                                                     den Jahren 2004, 2006 und 2012 (Fotos: K. John)
Tätigkeitsbericht 2017 - Regionales Umweltbildungszentrum ...
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    2          Schwerpunktthema 2017:                                                                          Die Eisenbahn sorgte dafür, dass die
               50 Jahre Jugendwaldheim Brunnenbachsmühle                                                       Brunnenbachsmühle einen hohen Bekannt-
                                                                                                               heitsgrad in der Bevölkerung erreichte.
    Der Arbeitstag beginnt für die Schülerinnen und Schüler ungewohnt früh: Es ist kurz vor                    1899 wurde der gleichnamige Bahnhof der
    halb acht, beim Blick aus dem Fenster des warmen Speisesaals zeigt sich ein einheitliches                  Südharz-Eisenbahn-Gesellschaft (SHE)
    Grau. Das Thermometer steht bei 4 °C, leichter Nieselregen erfüllt die Luft.                               eröffnet. Hier teilte sich die Strecke Walken-
    Vielen ist es keine angenehme Vorstellung, dort gleich hinaus zu müssen. Trotzdem wissen                   ried – Braunlage in die Routen nach Tanne
    alle, was von ihnen erwartet wird. Schnell die Arbeitskleidung anziehen, Handschuhe und                    und Braunlage.
    zweites Frühstück für die Pause im Wald nicht vergessen und sich dann mit seiner Gruppe                    1901 brannte das Empfangsgebäude des
    beim zuständigen Forstwirt melden. Los geht’s.                                                             Bahnhofs nieder und wurde durch einen
    So, wie heutzutage morgens der Jugendwaldeinsatz beginnt, haben schon viele Schülergene-                   Neubau ersetzt, der bis heute besteht. Nach      Das Jugendwaldheim vor seinem Umbau ...
                                                     rationen bei Wind und Wetter, bei Wärme                   Einstellung des Verkehrs nach Sorge und
                                                     und Kälte, mit mehr oder weniger Moti-                    Tanne im Jahre 1945 wurde in den darauf-
                                                     vation einige arbeitsintensive Tage in der                folgenden Jahren mit dem Abbau der Gleise
                                                     Brunnenbachsmühle verbracht.                              begonnen. 1962 wurde schließlich der Perso-
                                                                                                               nenverkehr vollständig eingestellt, wobei die
                                                                Die Brunnenbachsmühle:                         Bahnhofsgaststätte noch eine gewisse Zeit
                                                                Ein Ort mit einer langen Geschichte            weitergeführt wurde.
                                                                Bekannt ist die Gegend um Brunnenbachs-
                                                                mühle seit etwa 1240. Viele Jahre stand in     Für das ehemalige Bahnhofsgebäude fand
                                                                der Gegend des heutigen Jugendwaldheims        sich wenige Jahre später eine optimale
                                                                immer wieder einmal eine Mühle mit unter-      Nachnutzung: 1967 konnte das Jugendwald-
                                                                                                                                                              ... und heute (Fotos: JWH Brunnenbachsmühle /
    Bahnhof Brunnenbachsmühle                                   schiedlicher Funktion, zeitweilig auch mit     heim Brunnenbachsmühle unter Regie des
                                                                                                                                                              T. Schwerdt)
                                                                der Möglichkeit zur Einkehr.                   Forstamtes Braunlage eingeweiht werden. An
                                                                Im Jahre 1740 besiegelten Naturgewalten zu-    den Nationalpark Harz wurde das Jugendwaldheim im Jahre 2003 übergeben. Das Jugend-
                                                                nächst das Ende der sogenannten Sägemühle      waldheim blickt damit auf eine 50jährige Geschichte als Umweltbildungsstätte zurück.
                                                                am „Braunen Bachsche“. Als der Damm des
                                                                Andreasberger Stauteiches (des heutigen        Arbeit im und für den Wald: Entstehung des Jugendwaldeinsatzes
                                                                Silberteiches) brach, stürzten Wassermassen    In Anbetracht der weitläufigen Entwaldung nach Beendigung des zweiten Weltkrieges muss-
                                                                den Brunnenbach entlang und rissen große       te gehandelt werden. Zu verheerend war vielerorts die Abholzung ganzer Wälder aufgrund
                                                                Teile der Mühle mit sich. Vier Menschen        des starken Holzeinschlages während des Krieges und der anschließenden Reparationshiebe.
                                                                verloren in jener Nacht ihr Leben. Später      Im Harz fand sich in den Osterferien 1948 unter Anleitung des damaligen Forstamtsleiters
                                                                wurde die Mühle inklusive einer Schank-        Walther Freist in Zorge eine Jugendgruppe zusammen, um den Wald wieder aufzuforsten.
                                                                wirtschaft neu errichtet, fiel aber wiederum   Übernachtet haben die Jugendlichen in einfachen Unterkünften wie Zelten, Schuppen oder
    Nach Einstellung des Bahnbetriebs wurde das Bahnhofsge-
    bäude als Gaststätte genutzt (Quelle: Museumsgesellschaft   einem Brand zum Opfer.                         Jagdhütten. Waren die Einsätze zunächst auf die Schulferien begrenzt, so gab es zunehmend
    Braunlage e.V.)                                                                                            auch dauerhafte Kooperationen mit den Schulen. Feste Unterkünfte wurden zu Jugendwald-
Tätigkeitsbericht 2017 - Regionales Umweltbildungszentrum ...
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    heimen. Organisiert wurden die Arbeitseinsätze von der Schutzgemeinschaft Deutscher                angenommen. In diesem Rahmen werden z.B. teamorientierte Geländespiele oder Exkursio-
    Wald (SDW), die bis heute die Buchung der Aufenthalte vornimmt.                                    nen angeboten. Besonders beliebt ist der Ausflug zum Nationalpark-Luchsgehege bei Bad
                                                                                                       Harzburg im Rahmen der wöchentlichen öffentlichen Fütterung. Auch hierbei kommt der
    Die etwas andere Klassenfahrt: Ein Aufenthalt in der Brunnenbachsmühle                             Lerneffekt nicht zu kurz: Die Schülerinnen und Schüler beantworten in Teams Quizfragen
    Natürlich steht das praktische Tun im Wald auch heute noch im Mittelpunkt des Jugend-              rund um den Luchs im Harz.
    waldeinsatzes. Die Ziele des Aufenthalts in der Brunnenbachsmühle gehen jedoch darüber
    hinaus.                                                                                            Seit Übergabe des Jugendwaldheims an den
    Zunächst einmal erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die unterschied-           Nationalpark Harz haben rund 6.100 Teil-
    lichen Naturschutzaufgaben und -tätigkeiten der Nationalparkverwaltung. Mithilfe bei               nehmerinnen und Teilnehmer einen Aufent-
    Pflanzaktionen im Frühjahr und Herbst ist beispielsweise eine Selbstverständlichkeit. Die          halt im Jugendwaldheim Brunnenbachsmüh-
    einzelnen Aufgaben richten sich nach den Arbeitsaufträgen, die von den Nationalpark-               le verbracht. Der Großteil der Schülerinnen
    Revierförstereien vergeben werden. Das können neben Pflanztätigkeiten auch Zaunabbau,              und Schüler absolvierte dabei den prakti-
    Wegeunterhaltung, Bau von Einrichtungen zur Besucherlenkung oder zur Wildbestandsre-               schen Jugendwaldeinsatz.
    gulierung sein.                                                                                    Auch Erwachsenengruppen steht das JWH
    Das Umweltbewusstsein der Schülerinnen und Schüler wird durch die originale Begegnung              für einen Arbeitseinsatz offen: Seit vielen
    mit der Natur geschärft. Ein weiterer wichtiger Aspekt, insbesondere im Hinblick auf die           Jahren bestehen Kooperationen mit der Le-
    Berufsorientierung in den Schulen, ist der Einblick in die Arbeitswelt. Dabei stehen die           benshilfe und den Harz-Weser-Werkstätten, Erneuerung des Bohlenstegs am Oderteich durch die Harz-
                                                                                                                                                          Weser-Werkstätten (Foto: T. Schwerdt)
    eigentlichen Tätigkeiten nicht im Vordergrund, vielmehr nimmt unter diesem Aspekt die              um auch Menschen mit einer Behinderung
    Vermittlung von Schlüsselkompetenzen wie Pünktlichkeit, Sorgfalt, Teamfähigkeit oder               bei den vielfältigen Tätigkeiten zu beteiligen. Inzwischen ist ihre Unterstützung bei den Ein-
    Arbeitsfortschritt eine wichtige Rolle ein. Angelehnt an die Beurteilung des Arbeits- und          sätzen zu einer wertvollen Hilfe für das Jugendwaldheim geworden.
    Sozialverhaltens in der Schule, erhalten die Schülerinnen und Schüler im Jugendwaldheim
    Brunnenbachsmühle von den Forstwirten täglich eine Beurteilung, die einerseits die geleistete      Zukünftig soll die Angebotspalette des Jugendwaldheims neben dem praktisch ausgelegten
    Arbeit honoriert und ihnen andererseits hilft, das eigene Verhalten gegenüber Betreuenden          Schwerpunkt erweitert werden: Mehrtägige Walderlebnistage für Grundschüler sind dabei
                                                         und Mitschülerinnen und Mitschülern zu        genauso angedacht, wie sogenannte Bildungsklassenfahrten. Charakteristisch für diese Ange-
                                                         reflektieren. Der zweiwöchige Jugendwald-     bote ist eine intensivere Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit einem oder
                                                         einsatz ist als Betriebspraktikum definiert   mehreren inhaltlichen Schwerpunkten zum Nationalpark Harz.
                                                         und wird nach erfolgreicher Teilnahme auch
                                                         bescheinigt. Täglich wechselnde Arbeits-      Das Team des Jugendwaldheimes besteht derzeit aus sieben Forstwirten, zwei Hauswirt-
                                                         gruppen und verschiedene pädagogische         schafterinnen, einem Teilnehmenden des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ), einem
                                                         Begleitaktionen runden den Aufenthalt nicht   Praktikanten der Werkstatt für behinderte Menschen der Lebenshilfe Goslar und dem
                                                         nur ab, sondern tragen natürlich auch zur     Jugendwaldheimleiter.
                                                         Stärkung der Klassengemeinschaft bei.
                                                         Die Nachmittage stehen den Schulklassen
                                                         wahlweise zur freien Verfügung. Gerne
    Die Schülerinnen und Schüler sind mit großem Elan im werden dabei die pädagogischen Begleit-
    Jugendwaldeinsatz aktiv (Foto: T. Schwerdt)          aktivitäten seitens des Jugendwaldheims
Tätigkeitsbericht 2017 - Regionales Umweltbildungszentrum ...
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                I

                                                                                                                                                                                                                                                              3

                                                                                                                                                                 gen (vgl. Anhang).
                                                                                                                                                                                                                                                              3.1.1 Allgemeines
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Auf dem Weg zur Wildnis

Daten im Jahr 2017 abgeschlossen.
                                                                                                                                                                                                                                                              3.1 Forschung und Monitoring

                                                                                                                                                                      sen Tieren, Pilzen und Kryptogamen noch Lücken bestehen, und

                                                                                                                                                                      oder die durchgeführten Maßnahmen (Erfolgskontrolle) dokumentieren.
                                                                                                                                                                 Schwerpunkte von Forschung und Monitoring im Nationalpark sind nach wie vor

Teil des Nationalparks wurde mit letzten Nachkartierungen und der Digitalisierung der
                                                                                                                                                                 tung durchgeführt. Wertvolle Daten zu Artenvorkommen und -verbreitung stammen aus

                                                                                             3.1.2 Kartierung der Vegetation und der FFH-Lebensraumtypen

rungen unterschiedlicher Bearbeiterinnen und Bearbeiter, so dass das ursprünglich formu-

Ableitung aus der Vegetationskartierung in der bisherigen Form nicht möglich ist. Die seit
lierte Ziel der Vegetationskarte – ein flächendeckendes Monitoring – bestmöglich verfolgt
für die Vegetationsansprache macht und gleichzeitig Biotoptypen, FFH-Lebensraumtypen

de im Revier Torfhaus, das bis zum Ende der Vegetationsperiode 2017 zu ca. 80 % kartiert
und deren Bewertung umfasst. Ziel ist zum einen eine bessere Vergleichbarkeit der Kartie-

worden ist. Auch im Rahmen des perspektivisch erfolgenden dritten Kartierdurchgangs im
                                                                                                                                                                 Wichtige Daten ergeben sich auch aus Untersuchungen im Rahmen von Qualifizierungsar-

werden kann. Zudem lag für den Nationalpark bislang keine FFH-Kartierung vor, weil eine
                                                                                                                                                                 Fragestellungen oder Artengruppen werden außerdem Werkverträge an Fachleute vergeben.

wurde ein modifiziertes Kartierschema erarbeitet, das den Kartierenden präzisere Vorgaben
                                                                                                                                                                 Die Untersuchungen werden nur zum Teil durch die Beschäftigten der Nationalparkverwal-

                                                                                                                                                                 z.T. langjährigen Erhebungen ehrenamtlich Kartierender. Für Untersuchungen zu speziellen

2017 nach dem modifizierten Schema erfolgende Kartierung wird sich im niedersächsischen
Für die planmäßige Fortsetzung dieses zweiten Kartierdurchgangs im niedersächsischen Teil
                                                                                                                                                                                                                                                                    Auf dem Weg zur Wildnis – Naturschutz und Waldentwicklung

                                                                                                                                                                 trieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) durchgeführten Erfassun-
                                                                                                                                                                   yy Untersuchungen, die die langfristige Entwicklung des Nationalparks (Monitoring) und /

                                                                                                                                                                 beiten von Studierenden sowie durch die zur Erfüllung der FFH-Berichtspflichten durch das

Der zweite Durchgang der flächendeckenden Vegetationskartierung im sachsen-anhaltischen

Teil aufgrund des erhöhten Aufwands über mindestens fünf Jahre erstrecken. Begonnen wur-
                                                                                                                                                                   yy die Erfassung der vorkommenden Arten (Inventarisierung), da insbesondere zu wirbello-

                                                                                                                                                                 Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) und den Niedersächsischen Landesbe-

  1.3      Fichtenforsten (Fortsetzung)
                                                                                                                                                           in Quellbereichen, Auen oder Mooren und Auftreten von Arten der Auen, Quellbereiche oder Moore
                                                                                                                                                           → LRT 91D0, sofern > 600 m ü. NHN
  Fichtenforst auf nassen Standorten                                                                                                                       und
                                                1000          WZFf, WOE, WON           teils 91D0                                                          Auftreten von Torfmoosen auch abseits von Entwässerungsgräben sowie Präsenz weiterer Moor- und/oder
  = neu zu kartierende Einheit                                                                                                                             Bruchwaldarten (WON)
                                                                                                                                                           oder
                                                                                                                                                           im Komplex mit naturnahen Fichten-Moorwäldern auftretend oder mit möglich erscheinender Wiedervernässung (WOE)
                                                                                                                                                           Fichtenforst, der sich den anderen Fichtenforsttypen nicht zuordnen lässt bzw. aus einem kleinräumigem Mosaik der
  Sonstiger Fichtenforst                        1000                 WZF                teils 9410                                                         anderen Fichtenforsttypen besteht
                                                                                                                                                           → LRT 9410, sofern > 700 m ü. NHN
  1.3.2   Fichtenforsten in Waldumbau                                                                                                                      Der Deckungsgrad der Fichte in B1 muss >50% betragen
                                                                                                                                                           Buchen-Voranbauten unter Fichten und/oder Lärchen
  Fichtenforst mit Buchenanpflanzung
                                                                                                                                                           oder
                                                1000         WZF/WJL, WFM/WJL           teils 9410                                                         Einzelpflanzungen von Buchen in Fichtenforsten
  alte Bezeichnung = Fichten (Lärchen)-
                                                                                                                                                           → LRT 9410, sofern > 700 m ü. NHN und es nicht erkennbar ist, dass ein flächiger Waldumbau erfolgen soll
  Buchen-Anpflanzung
                                                                                                                                                           (WFM/WJL)
  Fichtenforst mit Laubbaumarten-
                                                                                                                                                           Fichtenforsten mit eingestreuten kleinen künstlichen Lichtinseln, in denen verschiedene Laubbaumarten (aber keine
  Anpflanzung
                                                                                                                                                           Buchen oder Schwarzerlen) gepflanzt worden sind
                                                1000         WZF/WJL, WFM/WJL           teils 9410
                                                                                                                                                           → LRT 9410, sofern > 700 m ü. NHN und es nicht erkennbar ist, dass ein flächiger Waldumbau erfolgen soll
  alte Bezeichnung = Laub- und
                                                                                                                                                           (WFM/WJL)
  Nadelbaumartenanpflanzung
                                                                                                                                                           Fichtenforsten, innerhalb derer die wenigen vorhandenen Laubbäume durch Entnahme bedrängender Nadelbäume
  Fichtenforst mit                                                                                                                                         gefördert werden
  Laubbaumartenförderung                                                                                                                                   → LRT 9410, sofern > 700 m ü. NHN und es nicht erkennbar ist, dass ein flächiger Waldumbau erfolgen soll (WFM,
                                                1000           WZF, WFM, WFL            teils 9410                                                         WFL)
  alte Bezeichnung =                                                                                                                                       oder
  Laubbaumartenförderung                                                                                                                                   ehemalige Fichtenforsten, in denen vor kurzem unter Belassen des bereits vorhandenen Laubholzes die Fichten
                                                                                                                                                           vollständig entnommen worden sind
  1.3.3   Kalamitätsflächen in und Sukzessionsstadien von Fichtenforsten
                                                                                                                                                           Jüngere Borkenkäfer-Kalamitätsflächen innerhalb von Fichtenforsten, d.h. durch flächigen Borkenkäferbefall
  Frühes Sukzessionsstadium im
                                                                                                                                                           absterbende Fichtenforsten, deren forstliche Strukturen noch gut erkennbar sind; B1 (inkl. stehendes Totholz) >50%;
  Fichtenforst
                                                                                       teils 9410,                                                         Arten der Schlagfluren spielen keine große Rolle
                                                1000         WZFz, WFMz, WONz
                                                                                          91D0                                                             → LRT 9410, sofern > 700 m ü. NHN (WFMz)
  (alte Bezeichnung =Sukzession im
                                                                                                                                                           → LRT 91D0, sofern Fichtenforst auf Moor und > 600 m ü. NHN (WONz, WOEz)
  Fichtenforst)
                                                                                                                                                           (siehe Fichtenforst auf nassen Standorten)
                                                                                                                                                           Mittleres Sukzessionsstadium von Borkenkäfer-Kalamitätsflächen innerhalb von Fichtenforsten, d.h. die alten
  Mittleres Sukzessionsstadium im                                                                                                                          Forststrukturen sind gerade noch erkennbar. Absterbe- und Verjüngungsprozesse können parallel stattfinden, bzw. die
  Fichtenforst                                                                                                                                             Fichten sind schon längerem abgestorben; B1 (inkl. stehendes Totholz) 26-50%; Arten der Schlagfluren spielen keine
                                                                                       teils 9410,
                                                1000             WFMz, WONz                                                                                große Rolle
                                                                                          91D0
  (alte Bezeichnung = Sukzessions-                                                                                                                         → LRT 9410, sofern > 700 m ü. NHN (WFMz)
  stadien in Nadelbaumartenanpflanzung)                                                                                                                    → LRT 91D0, sofern Fichtenforst auf Moor und > 600 m ü. NHN (WONz, WOEz)
                                                                                                                                                           (siehe Fichtenforst auf nassen Standorten)
                                                                                                                                                           Spätes Sukzessionsstadium von Borkenkäfer-Kalamitätsflächen innerhalb von Fichtenforsten, die sich mittlerweile
                                                                                                                                                           (nahezu) vollständig aufgelöst haben (d.h. > 700 m ü. NHN befinden sich diese Bestände an der Entwicklungsschwelle
                                                                                                                                                           zum Fichtenwald); B1  700 m ü. NHN (WFM)
  Laub-und                                                     WJL/WJN, WFM,           teils 9410,
                                                1000                                                                                                       → LRT 91D0, sofern Fichtenforst auf Moor und > 600 m ü. NHN (WON, WOE)
  Nadelbaumartensukzession                                         WON                    91D0
                                                                                                                                                           (siehe Fichtenforst auf nassen Standorten)
                                                                                                                                                           oder
                                                                                                                                                           abgeräumte ehem. Fichtenforsten, die der natürlichen Sukzession überlassen sind und eine Verjüngung
                                                                                                                                                           unterschiedlichster Baumarten (aber Birke
Tätigkeitsbericht 2017 - Regionales Umweltbildungszentrum ...
12   I   Auf dem Weg zur Wildnis                                                                                                                                                  Auf dem Weg zur Wildnis          I   13

                                                          sachsen-anhaltischen Teil soll auf dieses Schema       3.1.3 Gewässermonitoring
                                                          zurückgegriffen werden, um weiterhin eine einheitli-   Ein wesentlicher Bestandteil der wissenschaftlichen
                                                          che Datengrundlage für den gesamten Nationalpark       Nationalparkarbeit ist die Untersuchung und Doku-
                                                          zu gewährleisten.                                      mentation der langfristigen Entwicklung der Gewässer-
                                                          Da der NLWKN kurzfristig Daten zu den FFH-             lebensräume mit deren Lebensgemeinschaften, zumal
                                                          Lebensraumtypen für die aktuelle Berichtsperiode       der Nationalpark Harz einer der fließgewässerreichsten
                                                          benötigt, müssen zeitnah Daten zu den wichtigsten      Naturräume Deutschlands ist. Das jährliche Gewässer-
                                                          Lebensraumtypen (LRT) zur Verfügung stehen. Die        monitoring an den Daueruntersuchungsstrecken, das
                                                          Nationalparkverwaltung kann jedoch frühestens          das Makrozoobenthos sowie die Bestandsentwicklung
                                                          2021 ganzflächige Daten aus der eigenen Kartierung     der als „Bioindikatoren“ und Endglieder der Nahrungs- Bachforelle aus der Ilse (Foto: O. Wüstemann)
                                                          in Niedersachsen liefern, so dass ein kurzfristiges    kette besonders bedeutsamen Bachforellen umfasst,
                                                          Verfahren abgestimmt wurde: Der NLWKN hat              wurde auch in diesem Jahr kontinuierlich weitergeführt.
     Zweiter Durchgang der Vegetationskartierung:         in 2017 die FFH-Kartierung der Laubwaldbereiche        Fortgesetzt wurde auch die bereits 2016 begonnene
     Die Digitalisierung der Daten für Sachsen-Anhalt
     ist abgeschlossen. Hellgrün markiert ist der bereits
                                                          (v.a. LRT 9110, 9130) und einiger Felskomplexe         zweite Fischbestandserfassung im gesamten National-
     kartierte Teil des Nationalpark-Reviers Torfhaus. (8220) durchgeführt. Die Nationalparkverwaltung           park. Nach Abschluss der zweiten Kartierungsperiode
                                                          hat ihrerseits die Daten zu FFH-LRT der Moore          im Jahr 2018 können die Ergebnisse der Erst- und
     (7110, 7120, 7140) auf Basis der speziellen Feinkartierung der Jahre 2006-2007 ermittelt.                   Zweiterfassung punktgenau verglichen werden.
     Zudem erfolgte die Erfassung der LRT des Grünlands inklusive der Ski- und Rodelhänge                        Zudem wurde auch in diesem Jahr die Analyse der
     (4030, 6230, 6510, 6520) im Rahmen einer speziellen Kartierung im Sommer 2017, die                          Altersstruktur der Bachforellenbestände in den Natio- Elektrobefischung (Foto: K. Kubaczynski)
     gleichzeitig als Effizienzkontrolle der Wiesenpflege diente (vgl. Kap. 3.2.2). Informationen zu             nalparkgewässern fortgesetzt. Ein weiterer Untersu-
     den Fichtenwald-LRT (9410, 91D0) werden von der Nationalparkverwaltung auf Basis von                        chungsaspekt war die Erforschung der Ursachen für die
     Luftbildauswertungen unter Zuhilfenahme von Bestandsdaten, Standortkarten und vorlie-                       Wiederbesiedlung des Dammgrabens mit Bachforellen
     genden älteren Kartierungen ermittelt. In diesem Zusammenhang wird gleichzeitig geprüft,                    bei gleichzeitiger Nichtbesiedlung der Oker.
     ob künftig auf einen terrestrischen Begang von Borkenkäfer-Kalamitätsflächen verzichtet
     werden kann, weil deren wesentliche Parameter allein im GIS ermittelt werden können. Hin-                   Die seit 2011 laufenden Untersuchungen zur Erfas-
     tergrund ist in erster Linie die Arbeitssicherheit der kartierenden Personen.                               sung der submersen Pilzflora („Wasserpilze“) fanden
     Da auch das LAU aus o.g. Gründen zeitnah Bedarf an Daten zu FFH-Lebensraumtypen hat,                        in diesem Jahr, nach Untersuchungen zur Autökologie
     diese aber von der Nationalparkverwaltung erst im dritten Durchgang der Vegetationskartie-                  der im Harz vorkommenden submersen Pilzflora, ihren Submers (im Wasser) wachsende Pilze
     rung vollständig erhoben werden können, wird das LAU voraussichtlich vorab entsprechende                    vorläufigen Abschluss. Im Rahmen einer Projektarbeit (Unterwasseraufnahme: O. Wüstemann)
     Kartierungen beauftragen. Auch hierfür ist von großem Interesse, ob sich die wesentlichen                   untersuchten Studierende der Hochschule Anhalt, unter fachlicher Anleitung des National-
     Daten zu Fichtenwald-LRT im Bereich von Kalamitätsflächen aus den o.g. digitalen Daten                      parks und insbesondere des Pilzexperten Thomas Schultz, die ökologischen Ansprüche sub-
     ableiten lassen. Informationen zu den Moor-LRT (7110, 7120, 7140) wurden auch auf                           mers wachsender Pilzarten in Gewässern im und zu Vergleichszwecken auch außerhalb des
     sachsen-anhaltischer Seite auf Basis der Feinkartierung der Jahre 2005-2009 von der Natio-                  Nationalparks. Die Ergebnisse zeigen, dass sich submers wachsende Pilze nur eingeschränkt
     nalparkverwaltung kurzfristig ermittelt. Ergänzt wurden diese durch die Kartierung bislang                  als Bioindikatoren für die Gewässerqualität nutzen lassen. Um konkrete Aussagen zur Aut-
     nicht erfasster soligener Hangmoore (LRT 7140) im Frühherbst 2017, die vorab durch eine                     ökologie (temporär) submers wachsender Pilzarten machen zu können, sind in den nächsten
     Luftbildinterpretation identifiziert worden waren.                                                          Jahren weitergehende Untersuchungen notwendig.
Tätigkeitsbericht 2017 - Regionales Umweltbildungszentrum ...
14   I   Auf dem Weg zur Wildnis                                                                                                                                              Auf dem Weg zur Wildnis                   I   15

     3.1.4 Moorforschung                                                                         3.1.5 Waldforschung
     Das im Jahr 2009 aufgenommene Vegetations-Monitoring in vier Hochmooren (Sonnen­            In den vergangenen zwei Jahren konzentrier-
     berger Moor, Odersprungmoor, Großes Rotes Bruch, Rotenbeekbruch) wurde im Jahr              ten sich die waldökologischen Untersuchun-
     2017 fortgesetzt. Zum fünften Mal wurde das Arteninventar auf den 80 jeweils 4 m2           gen in der Waldforschungsfläche (WFF)
     großen Dauerquadraten aufgenommen und der Deckungsgrad jeder Art nach Prozenten             Brockenosthang.
     geschätzt. Nach den nunmehr neunjährigen Untersuchungen lassen sich Veränderun-             Folgende Untersuchungen wurden durchge-
     gen der Vegetation erkennen, die zwar auf den ersten Blick noch nicht auffallen, aber als   führt:
     durchaus bedeutsam einzustufen sind. So ist die Besenheide (Calluna vulgaris) vielerorts      yy Aufnahme der Waldstrukturen an den
     in Zunahme begriffen, und in geringerem Umfang trifft das auch auf die Rasen-Haarsimse           Stichprobenpunkten und in den Kern-
     (Trichophorum cespitosum) zu. Beide können konkurrenzschwache Arten und insbeson-                flächen
     dere Torfmoose verdrängen. Da sich der Wasserhaushalt der weitgehend intakten Moore           yy Erfassung der Vegetation einschl. Foto-                 Übersichtskarte der WFF Brockenosthang mit Stichpro-
     aufgrund der jahrzehntelangen Nicht-Unterhaltung oder des aktiven Verschlusses von               dokumentation und der Epiphyten                         benpunkten und zwei Kernflächen (Luftbild 2016)
     Randgräben eher verbessern als verschlechtern müsste, dürften atmosphärische Stickstoff-      yy Erfassung der Pilze und Flechten
     depositionen und/oder der Klimawandel (sommerliche Austrocknung) für die Zunahme              yy Erfassung verschiedener Wirbellosen-
     dieser beiden Arten verantwortlich sein.                                                         gruppen in den Kernflächen
     Zur Moorforschung gehören auch eine Untersuchung der Webspinnenfauna als Erfolgskon-          yy Ornithologische Linientaxation (Moni-
     trolle der Wiedervernässungsmaßnahmen im Rehberger Sattelmoor und ein Monitoring u.a.            toring häufiger Brutvögel)
     der Alpen-Smaragdlibelle in vier Hochmooren (siehe Kap. 3.1.9).                               yy Einrichten von Fotopunkten

                                                                                                 Der Brockenosthang ist eine von vier Wald-
                                                                                                 forschungsflächen im Nationalpark Harz.
                                                                                                 Das ca. 246 ha große Gebiet repräsentiert
                                                                                                 neben der WFF Bruchberg die naturnahen                       Blick auf den Brocken mit angrenzender Waldforschungs-
                                                                                                                                                              fläche Brockenosthang im August 2016. Erkennbar ist der
                                                                                                 Fichten-Bergwälder in den Hochlagen.
                                                                                                                                                              massive Buchdrucker-Stehendbefall (Foto: B. Rhein)

                                                                                                 Die WFF ist fast ausschließlich mit Fichte
                                                                                                 bestockt. Vereinzelt sind stärkere Eber-
                                                                                                 eschen eingestreut. Bohrkern-Messungen
                                                                                                 an den Fichten durch die Universität für
                                                                                                 Biowissenschaften in Prag ergaben, dass
                                                                                                 die ältesten Fichten ca. 260 Jahre alt sind.
                                                                                                 Charakteristisch für das Untersuchungsge-

                                                                                                 Stammverteilungsplan 2015 der Kernfläche 1 mit den lebenden und
                                                                                                   abgestorbenen Fichten (blau/schwarz), 2017 sind fast alle Fichten
     Dauerquadrat G7 in den Jahren 2011 und 2017 (Fotos: K. Baumann)                                                            durch Borkenkäferbefall abgestorben
Tätigkeitsbericht 2017 - Regionales Umweltbildungszentrum ...
16   I    Auf dem Weg zur Wildnis                                                                                                                                                                Auf dem Weg zur Wildnis                   I   17

     biet sind Strukturreichtum, eine Vielzahl von Kleinsthabitaten und aktuell großflächige lichte                           Bereits seit über 30 Jahren werden im Bereich der WFF
     Bereiche in Folge von Buchdrucker-Stehendbefall. Der Anteil an liegendem und vor allem                                   Brockenosthang Aufsammlungen der Großpilze durch-
     stehendem Totholz ist mit 184 m3/ha sehr hoch, in der Kernfläche 1 waren es sogar 242 m3/                                geführt. Bisher konnten dort 360 Arten (Nationalpark
     ha. Vergleicht man die Aufnahmen der Stichprobenpunkte mit der WFF Bruchberg 2008,                                       insgesamt 1.700 Arten) nachgewiesen werden, u.a. der
     so waren es dort „nur“ 121 m3/ha. Die Untersuchungsergebnisse zeigen weiterhin, dass eine                                Dünne Feuerschwamm (Phellinus viticola), der Löwen-
     Verjüngung von Fichte und Eberesche auf der gesamten Fläche in unterschiedlicher Deckung                                 gelbe Raukopf (Cortinarius limonius) und der Ohrför-
     vorhanden ist.                                                                                                           mige Seitling (Phyllotus porrigens), alle charakteristische
     Strukturdaten der WFF Brockenosthang 2016, Probekreise, Kernfläche 1 und 2
                                                                                                                              Arten der Fichtenwälder.
                                                                                                                                                                                            Der Ohrförmige Seitling, eine recht häufige Art,
         Baumart                                    Stehend                                    Liegend           Totholz      Brutvögel wurden auf einer Probefläche nach Vorbild           wurde im Nationalpark an 30 Fundpunkten
                                                                                                                                                                                            in Höhenlagen von 600 bis 910 m ü. NHN
                                          Lebend                                Tot                                           des bundesweiten Monitorings häufiger Brutvögel (vgl.         nachgewiesen. Der Pilz fruktifiziert an Fichten-
                                                                                                  Tot            gesamt       Kap. 3.1.8) erfasst. Hierbei wurden 31 Brutvogelarten         Totholz (Stämme, Stubben) in der finalen
                      Stammzahl Grundfläche               Volumen          Stammzahl          Volumen           Volumen       festgestellt, u.a. Gartenrotschwanz, Kernbeißer, Ring-        Abbauphase. Die Art ist charakteristisch für
                                                                                                                                                                                            naturnahe Fichtenwälder. (Foto: T. Schultz)
                        [N/ha]            [m2/ha]          [m3/ha]           [N/ha]           [m3/ha] *         [m3/ha] *     drossel und Waldlaubsänger.
         Fichte             133               9,0                63              436                30              184
         Eberesche             1              0,0                 0                 0                 0                   0   Dies sind nur einige wenige Auszüge aus den Untersuchungsergebnissen der WFF Brocken-
         Summe              135               9,1                63              436                30              184       osthang. Detaillierte Informationen können den Abschlussberichten entnommen werden
     * = Derbholzvolumen aller stehenden Objekte mit einem BHD ≥ 7 cm und aller liegenden Objekte mit einem Durchmesser       (s. Anhang).
         am stärksten Ende ≥ 20 cm

     Im Ergebnis der Vegetationsaufnahmen ist die Artenzahl der Gefäßpflanzen mit 153 Arten                                   3.1.6 Luchsprojekt Harz
     im Vergleich mit anderen WFF im Nationalpark niedrig. Dagegen ist die Artenzahl der                                      Die Harzpopulation des Luchses erstreckt sich mittlerweile über Teile der fünf Bundesländer
     Moose am Brockenosthang mit 127 Laub- und 54 Lebermoosen sehr hoch. Die günstigen                                        Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen und weist
     Bedingungen für Moose sind insbesondere in den hohen Niederschlägen sowie der Vielfalt                                   eine deutliche Ausbreitungstendenz nach Süden und Südwesten auf. Die Nationalparkver-
                                                  an besiedelbaren Kleinhabitaten begründet.                                  waltung Harz führt das Monitoring der FFH-Art Luchs in den Bundesländern Nieder-
                                                  Überraschend war der Fund des Lebermooses Aneura                            sachsen und Sachsen-Anhalt durch. Unterstützt wird sie dabei von Forstbediensteten und
                                                  mirabilis (= Cryptothallus mirabilis). Als chlorophyll-                     privaten Jägerinnen und Jägern. Auch Wald-Besucherinnen und -Besucher melden im Jahres-
                                                  freier Organismus lebt es in völliger Dunkelheit unter                      verlauf nützliche Hinweise auf die großen Katzen. Im Monitoringjahr 2016/2017 (1.5.2016
                                                  Torfmoosdecken und bezieht seine Nährstoffe von                             bis 30.4.2017) konnten so aus Niedersachsen 389 auswertbare Meldungen zusammengetra-
                                                  einem Pilz (Myko-Heterotrophie), der wiederum durch                         gen werden, darunter 192 sichere Nachweise der Kategorie 1. In Sachsen-Anhalt waren dies
                                                  Mykorrhiza-Bildung in einer symbiotischen Verbindung                        264 (212 Kat. 1). Hinzu kamen insgesamt 1.671 Nachweispunkte telemetrierter Luchse und
                                                  mit Baumwurzeln steht. Der Fund auf der Heinrichs-                          eine Reihe von genetischen Luchsnachweisen. Entsprechend der nationalen Monitoringstan-
                                                  höhe in einer Höhenlage von etwa 950 m ü. NHN ist                           dards ergibt sich daraus das in der Karte (s. Folgeseite) dargestellte Vorkommensgebiet der
     Das Lebermoos Aneura mirabilis war aus       extrem überraschend. Allerdings ist die Art aufgrund                        Harzer Luchspopulation. Es umfasst 48 besetzte Rasterzellen (je 100 km²). Weitere besetzte
     dem Nationalpark Harz und Sachsen-Anhalt
     bisher nicht bekannt. In Deutschland gibt es ihrer verborgenen Lebensweise nur sehr schwer nach-                         Rasterzellen liegen in Hessen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen.
     bisher drei Nachweise. (Foto: H. Thiel)      weisbar.
18   I   Auf dem Weg zur Wildnis                                                                                                                                           Auf dem Weg zur Wildnis               I   19

                                                                     Vorkommensgebiet der Harzer
                                                                     Luchspopulation (Niedersachsen   Das Monitoringjahr 2016/2017 erbrachte weitere
                                                                     und Sachsen-Anhalt)              Nachweise von Luchsen, die zwischen den Vor-
                                                                                                      kommensgebieten Hils, Kaufunger Wald und Harz
                                                                                                      wanderten. Ein zunächst südlich des Hils verletzt
                                                                                                      eingefangener männlicher Luchs wanderte nach seiner
                                                                                                      Wiederfreilassung im Forstamt Grünenplan bis in den
                                                                                                      Harz und von dort weiter entlang der thüringisch-nie-
                                                                                                      dersächsischen Grenze bis in den Hohen Meißner nach
                                                                                                      Hessen. Das Tier überquerte dabei die Autobahnen A 7 Der Luchskuder B1025m wanderte 2015 aus
                                                                                                      und A 38. Sowohl der Austausch von Fotofallenbildern dem Kaufunger Wald zu und hat sich offen-
                                                                                                                                                               sichtlich im Harz etabliert. Der Erstnachweis
                                                                                                      mit den im Kaufunger Wald arbeitenden Kollegen           gelang über Fotofallenbilder. (Foto: O. Anders)
                                                                                                      der Universität Göttingen als auch die Auswertung
                                                                                                      genetischer Daten lieferten weitere Nachweise wandernder Luchse. Neben der regelmäßigen
     Im Monitoringjahr 2016/2017 reproduzierte der Luchs im Harz und erstmals nachweis-               Dismigration aus dem Harz gibt es offensichtlich auch gelegentlich zuwandernde Luchse, die
     lich auch im Solling. Im Kaufunger Wald und im Hils konnte dagegen keine Reproduktion            das Mittelgebirge aus dem Leinebergland oder aus dem Kaufunger Wald erreichen.
     nachgewiesen werden. Im Kaufunger Wald waren 2015 mehrere Luchsinnen der Fuchsräude
     (Sarcoptes spec.) zum Opfer gefallen. Die Sichtung einer führenden Luchsin im Plessforst         Mit der Harzer Kaffeerösterei aus Bad Lauterberg konnte ein neuer Sponsor für das Luchs­
     bei Göttingen ließ sich nicht durch Fotos oder andere C1-Nachweise absichern. In Nieder-         projekt gewonnen werden. Der Firmeninhaber Mark Schnibbe spendet für jedes verkaufte
     sachsen und Sachsen-Anhalt gelang der Nachweis einer Minimalzahl von insgesamt neun              Kilo des eigens kreierten „Luchskaffees“ 0,50 € in das Projekt des Nationalparks.
     führenden Luchsinnen. In Niedersachsen wurden im Monitoringjahr 2016/2017 drei Luchse
     tot aufgefunden.                                                                                 Luchs-Denkmal am Kaiserweg eingeweiht
     Das systematische Fotofallenmonitoring im Harz fand 2016/2017 auf einer Fläche von               Der Luchsstein bei Lautenthal erinnert an die Ausrottung des Luchses im Harz. Seit dem
     779 Quadratkilometern statt. Diese lag größtenteils auf sachsen-anhaltischem Territorium         Herbst 2017 gibt es nun erfreulicherweise einen Konterpart. Der Immenröder Mäzen
     im zentralen Harzbereich. Somit wurde das Untersuchungsgebiet im Vergleich zum Vorjahr           Dietrich Steinhausen war beeindruckt vom Engage-
     nach Osten verschoben. 120 Fotofallen an 60 Standorten lieferten zwischen August 2016            ment aller am Luchsprojekt Beteiligten. Er trat an die
     und März 2017 insgesamt 502 Luchsbilder. Anhand der arttypischen Fleckenzeichnung                Gesellschaft zur Förderung des Nationalparks Harz e.V.
     gelang die Zuordnung der Bilder zu unterschiedlichen Individuen. Nach der statistischen          (GFN) heran, denn es war ihm eine Herzensangele-
     Auswertung des Bildmaterials konnte innerhalb des Untersuchungsgebietes eine Dichte              genheit, ein Denkmal zu stiften, das an die erfolgreiche
     von 2,4 selbstständigen Luchsen/100 Quadratkilometer ermittelt werden, bzw. 3,9 Indivi-          Wiederansiedlung des Luchses durch den Nationalpark
     duen/100 Quadratkilometer bei Berücksichtigung der Jungtiere. Die Werte liegen damit             Harz erinnert. Die von der Künstlerin Anna Barth ge-
     unwesentlich höher als die Ergebnisse des Vorjahres (2,3 bzw. 3,8). Außerdem dienten zehn        schaffene Bronzeplastik steht auf einem Harzer Diabas.
     zusätzliche Fotofallenstandorte im Osten des Harzes zur Sammlung von Monitoringdaten             Sie befindet sich ganz in der Nähe des Ortes, an dem     Das neue Luchs-Denkmal mit dem Mäzen
     und lieferten eine Reihe von individualisierbaren Luchsfotos. Ein neuer Durchgang des sys-       sich das Luchs-Auswilderungsgehege befand, aus dem Dietrich Steinhausen, Nationalparkleiter An-
     tematischen Fotofallenmonitorings mit 60 Kamerastandorten zur Ermittlung von Abundanz            alle zwischen 2000 und 2006 im Nationalpark ausge-       dreas Pusch, der Künstlerin Anna Barth und
                                                                                                                                                               ihrem Mann, dem früheren Nationalparklei-
     und Dichte des Luchsvorkommens startete im östlichen Harz im Sommer 2017. Mit den                wilderten Luchse ihren Weg in die Freiheit fanden.       ter Dr. Wolf-Eberhard Barth (v. l.)
     Ergebnissen ist im Frühjahr 2018 zu rechnen.                                                                                                                     (Foto: F. Knolle)
20   I   Auf dem Weg zur Wildnis                                                                                                                                      Auf dem Weg zur Wildnis           I   21

     3.1.7 Fledermausmonitoring                                                                           3.1.8 Brutvogelmonitoring
     Das Fledermausmonitoring im Nationalpark Harz, bestehend aus den Bausteinen                          Das Monitoring häufiger Brutvögel wird seit elf Jahren im Nationalpark Harz durchgeführt.
       yy Winterquartierkontrolle,                                                                        Hierbei werden, angelehnt an das bundesweite Monitoring-Schema, auf 28 jährlich bearbei-
       yy Detektorbegehungen auf festgelegten Routen                                                      teten 1 km2 großen Probeflächen an vier Durchgängen von März bis Juni häufige Brutvögel
          (einmal/Monat),                                                                                 erfasst. Aus diesen jährlichen Erfassungen lassen sich
       yy Kastenkontrollen und                                                                            Bestandstrends berechnen.
       yy Netzfängen                                                                                      Fast die Hälfte der Probeflächen, 12 von 28, werden
     wurde mit Hilfe von Nationalpark-Beschäftigten und ehrenamtlich tätigen Fachleuten wei-              seit zehn oder mehr Jahren von denselben Kartierenden
     tergeführt.                                                                                          begangen. 27 Flächen wurden mehr als fünf Jahre von
                                         Die Winterquartierkontrolle wurde wie immer unter                derselben Person kartiert. Seltene Bearbeiterwechsel
                                         Leitung von Siegfried Wielert, dem Fledermausbe-                 sind förderlich für eine kontinuierliche Datenerfassung.
                                         auftragten des Landkreises Goslar, durchgeführt. In              Zum Zeitpunkt der Fertigstellung des vorliegenden Be-
                                         den derzeit 32 Quartieren im Nationalpark konnten                richts lagen noch nicht alle Erfassungsdaten des Jahres Trauerschnäpper (Foto: M. Müller)
                                         insgesamt 187 Tiere aus acht Arten festgestellt werden.          2017 vor. Dennoch konnten bereits für 26 Arten gesi-
                                         Das waren weniger Tiere als im letzten Jahr (2016:               cherte Bestandstrends berechnet werden. Erstmals war
                                         236 Tiere), was vermutlich auf das warme Wetter                  die Datengrundlage auch ausreichend, um für den im
                                         im Dezember zurückzuführen war. Häufigste Arten                  Erfassungsgebiet nicht allzu häufigen Trauerschnäpper
     Brandtfledermäuse im Winterquartier waren, wie schon in den letzten Jahren, Mausohren (78            (Ficedula hypoleuca) einen Bestandstrend zu berechnen.
     (Foto: S. Wielert)                  Tiere), Wasserfledermäuse (43) und Brandtfledermäuse             Bemerkbar machen sich auch die Lebensraumverände-
                                         (= Große Bartfledermäuse, 29).                                   rungen. So wurden 2016 und 2017 sowohl Trauer- als
                                         Die Winterquartiere wurden im Sommer durch die                   auch Grauschnäpper innerhalb der artspezifischen
                                         Forstwirte des Reviers Ilsenburg instand gesetzt.                Wertungszeiträume in einer Probefläche am Brocken
                                                                                                          beobachtet.                                              Bestandstrend beim Trauerschnäpper
                                                  2016 wurde im Rahmen der Masterarbeit von Annika
                                                  Schröder das Vorkommen von Fledermäusen an insge-       Die in den 1970er Jahren durch Herwig Zang initiierten und seit einigen Jahren in Zusam-
                                                  samt 127 Probepunkten im Nationalpark mithilfe von      menarbeit mit Nationalpark-Beschäftigten fortgeführten Populationsstudien zu Kleinhöh-
                                                  Batcordern (automatische Rufaufzeichnungsgeräte für     lenbrütern und Wasseramseln gingen 2017 in ein weiteres Erfassungsjahr. Auffällig bei den
                                                  Fledermausrufe) erfasst. In diesem Jahr wurde die Un-   Kleinhöhlenbrütern war hierbei eine in diesem Jahr geringe Nestlingssterblichkeit in den
                                                  tersuchung an denselben Punkten von Markus Milch-       Probeflächen der Fichtenlebensräume. Im Vergleich zu den Vorjahren war eine geringere
                                                  ram (Masterarbeit, Universität für Bodenkultur Wien)    Anzahl an brütenden Wasseramseln, aber eine hohe Zahl an Gebirgsstelzengelegen zu ver-
                                                  wiederholt. Aufgrund der Daten aus beiden Jahren soll   zeichnen.
                                                  für Fledermausarten, deren Rufe sicher bestimmbar und
                                                  die für den Nationalpark kennzeichnend und bedeut-      Die seit 2016 durchgeführten Kartierungen von Eulen auf Teilrouten der 2013 und 2015
                                                  sam sind (z.B. Zwergfledermaus, Nordfledermaus und      vorgenommenen SPA (Special Protected Area)-Kartierungen in den als Europäisches Vogel-
     Aufstellung eines Batcorders zur automati-
     schen Aufzeichnung von Fledermausrufen       Mopsfledermaus) anhand von Rechenmodellen eine          schutzgebiet ausgewiesenen Bereichen des Nationalparks wurden fortgeführt. Dank weiterer
     (Foto: A. Schröder)                          Dichteschätzung für die Arten vorgenommen werden.       ehrenamtlicher Unterstützung konnten mehr Teilstrecken als im Vorjahr bearbeitet werden.
22   I   Auf dem Weg zur Wildnis                                                                                                                                              Auf dem Weg zur Wildnis               I   23

                                            Die Rufaktivität 2017 war merklich höher als 2016,           wird derzeit noch bearbeitet, so dass zum Berichtsschluss keine abschließenden Ergebnisse
                                            reichte aber noch nicht an die sehr hohe Aktivität           vorlagen.
                                            während der SPA-Kartierung im niedersächsischen Na-
                                            tionalparkteil 2015 heran. Besonders auffällig war 2017      Im Rehberger Sattelmoor hat 2017 die zweite Wiederholungsuntersuchung der Webspin-
                                            die Präsenz von Waldkäuzen in den Hochlagen bis z.T.         nenfauna als Erfolgskontrolle zwanzig Jahre nach den Wiedervernässungs­maßnahmen
                                            über 800 m ü. NHN.                                           begonnen. Mit insgesamt 40 Bodenfallen in zehn Fallengruppen wird dort die epigäische
                                                                                                         Spinnenfauna des Moores erfasst. Hinzu kommen acht weitere Bodenfallen auf einem wei-
                                           Die Mehlschwalben der Kolonie an der Nationalpark-            testgehend ungestörten Referenzstandort im Sonnenberger Moor.
     Mehlschwalbe (Foto: D. Gronowski)     Außenstelle Oderhaus wurden erstmals in diesem Jahr
     beringt. Mittels Japannetzen gelang die Beringung mehrerer Brutpaare. Die Beringungen               Ein gezieltes Libellen-Monitoring wurde in verschiede-
     sollen in den Folgejahren fortgesetzt werden.                                                       nen Hochmooren (Sonnenberger Moor, Radauer Born,
                                                                                                         Großes Rotes Bruch, Goethemoor) begonnen. Hinter-
     3.1.9 Wirbellosenfauna                                                                              grund sind Beobachtungen, dass der Bestand der kälte-
     Die längerfristig angelegten Erfassungsprogramme zu phytophagen Käfern und Zikaden                  liebenden Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris)
     wurden im Berichtszeitraum fortgesetzt. Bei den phytophagen Käfern standen in diesem                in den Hochmooren um 800 m ü. NHN abzunehmen
     Jahr die Schluftwiesen bei Schierke sowie der Steinbruch Knaupsholz als anthropogene                scheint, wogegen ihre weniger kältetolerante Schwester-
     Sonderstruktur im Nationalpark im Fokus. Bei den Zikaden lagen die diesjährigen Unter-              art, die Arktische Smaragdlibelle (Somatochlora arctica)
     suchungsgebiete schwerpunktmäßig in den Hochlagen. So wurden Grünland- und Heide-                   sich mittlerweile in den höchsten Lagen reproduziert.        Die kälteliebende Alpen-Smaragdlibelle (So-
     flächen am Skihang Sonnenberg und auf dem Brocken untersucht. Erfreulicherweise kamen               Das Monitoring soll die vermutlich im Klimawandel            matochlora alpestris) scheint im National-
                                                                                                                                                                      park rückläufig zu sein (Foto: K. Baumann)
     in diesem Jahr auch wieder Kolleginnen vom Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz                begründeten Verschiebungen der beiden Arten genauer
     in den Harz, um in ausgewählten Lebensräumen des Nationalparks die Collembolenfauna                 analysieren. Hierzu erfolgen in definierten Partien der o.g. Moore möglichst vollständige
                                          zu untersuchen. Im Rahmen eines Praktikums wurden              Exuvienaufsammlungen, anhand derer die jeweiligen Schlupfabundanzen sowohl in den
                                          die Bestände des Hochmoor-Perlmutterfalters (Boloria           unterschiedlichen Höhenlagen als auch in verschiedenen Gewässertypen über einen längeren
                                          aquilonaris) erfasst. Trotz des durchwachsenen Som-            Zeitraum ermittelt werden können.
                                          merwetters konnte die Art im Umfeld der Oberharzer             Um die Kenntnisse hinsichtlich des Vorkommens und der Einnischung der beiden Fließge-
                                          Moore zahlreich nachgewiesen werden.                           wässer-Libellen Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) und Gestreifte Quell-
                                                                                                         jungfer (Cordulegaster bidentata) zu verbessern, wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit eine
                                                   Erstmals wurde in diesem Jahr die Stechimmen- und     Larvensuche in Bachsystemen im Schimmerwald und bei Lonau durchgeführt.
                                                   Schwebfliegenfauna von beräumten und unberäumten
                                                   Buchdrucker-Befallsflächen untersucht, um mögliche    Im Rahmen einer Pilotstudie wurde ein totholzreicher Buchen-Eichen-Mischbestand in stei-
                                                   Unterschiede hinsichtlich der Besiedlung abhängig     ler, sonnenexponierter Hanglage im Ilsetal auf dort vorkommende holzbesiedelnde (xylobi-
                                                   vom Flächenmanagement herauszuarbeiten. Dazu          onte) Insekten untersucht. Dazu kamen insgesamt fünf Fensterfallen zum Einsatz, die jeweils
                                                   wurden auf zwei Flächenpaaren im Kleinen Sandtal      an typischen Totholzstrukturen in der Fläche installiert wurden. Die Fallenfänge wurden
                                                   sowie auf der Ostseite der Eckertalsperre Hummeln,    durch Handaufsammlungen ergänzt. Bereits jetzt konnten mit den genannten Methoden
     Männchen der Wald-Pelzbiene (Anthophora
     furcata), einer häufigen Art auf Waldlichtun- Bienen, Wespen und Schwebfliegen mittels Handfang,    auf der Untersuchungsfläche 203 Käferarten nachgewiesen werden, von denen knapp zwei
     gen und an Waldrändern (Foto: S. Kühne)       Farbschalen und Fensterfallen erfasst. Das Material   Drittel holzbesiedelnd sind. Auch unter den Wanzen gelangen einige interessante Nachweise
24   I   Auf dem Weg zur Wildnis                                                                                                                                                   Auf dem Weg zur Wildnis          I   25

                                                                            xylobionter Arten. Betrachtet man        plateau koordiniert und umsetzt. Besonders erfreulich ist die regelmäßige Inanspruchnahme
                                                                            die ökologischen Gilden der xylobi-      der Anlage durch die Universitäten, sei es im Rahmen von Master- oder Promotionsarbeiten
                                                                            onten Käfer, so besiedeln 29 Arten       oder auch im Rahmen von Geländepraktika.
                                                                            frisches oder frisch abgestorbenes
                                                                            Holz und 61 Arten älteres Totholz.       Zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Anlage trug auch in diesem Jahr der Tag des
                                                                            Weitere 32 Arten leben in und an         offenen Denkmals am 10.9.2017 bei, an dem sich der 1890 gegründete Brockengarten als
                                                                            holzbesiedelnden Pilzen, acht Arten      Gartendenkmal erneut beteiligte. Eine besondere Wertschätzung der Anlage erfolgte durch
     Der Bluthalsschnellkäfer (Ischnodes sanguinicollis), die erste nachge- in Mulmhöhlen und vier Arten haben       die Aufnahme des Gartens als Mitglied der „Gartenträume“ des Landes Sachsen-Anhalts.
     wiesene Urwaldreliktart des Nationalparks unter den holzbesiedelnden eine besondere Lebensweise, die sich
     Käfern (Foto: A. Marten)
                                                                            keiner anderen Kategorie zuord-          Da in 2017 die Vegetationsentwicklung auf der Brockenkuppe ca. 14 Tage eher begann, stell-
                                                                            nen lässt. Als herausragend für den      ten sich die meisten Pflanzenarten im Brockengarten auch früher, schon seit Ende Septem-
                                                                            Nationalpark kann der Fund eines         ber, auf den Winter ein. Die meisten Hochgebirgspflanzenarten im Brockengarten, die am
                                                                            Exemplars des Bluthalsschnellkäfers      Naturstandort an kurze Vegetationszeiten angepasst sind und daher in der Regel sehr früh-
                                                                            (Ischnodes sanguinicollis) eingestuft    zeitig im Jahr ihre Blüten zeigen, sind Ende September/Anfang Oktober verblüht. Zu den
                                                                            werden. Die Larven dieses Käfers         letzten Arten, die Mitte Oktober noch blühen, gehören die asiatisch verbreiteten sogenannten
                                                                            entwickeln sich in bodenfeuchten         Wellensittich-Enziane (Gentiana farreri, Gentiana sino ornata und Gentiana ternifolia). Der
                                                                            Mulmhöhlen am Stammfuß von               Bestand dieser Arten ist in den letzten 25 Jahren deutlich größer geworden.
                                                                            Laubbäumen. Auch die geschlechts-
                                                                            reifen Tiere verlassen die Mulmhöhle     Die kurze Vegetationsperiode auf der Brockenkuppe
                                                                            nur kurze Zeit zur Partnerfindung.       ist auch der Grund dafür, dass die Saison der Gar-
                                                                            Die Art ist landes- und bundesweit       tenführungen Mitte Mai beginnt und Mitte Oktober
                                                                            vom Aussterben bedroht und gilt als      endet. Die schönste Zeit im Garten ist Anfang Juni.
     Verteilung der 134 auf der Untersuchungsfläche im Ilsetal nachgewie- Urwaldreliktart (sensu Müller et al.       In der Zeit von Mitte Mai bis Mitte Oktober 2017
     senen Arten auf die ökologischen Gilden xylobionter Käfer              2005). Es handelt sich um die erste      besuchten aufgrund des ungemütlichen Sommerwet-
                                                                            Urwaldreliktart, die unter den xylobi-   ters und aufgrund der Bautätigkeit am Bahnsteig 1 der
     onten Käfern des Nationalparks nachgewiesen werden konnte.                                                      Brockenbahn deutlich weniger Gäste den Garten als
     Schon jetzt lässt sich sagen, dass das untersuchte Gebiet von herausragender Bedeutung für                      in den vorangegangenen Jahren. Bei schönem Wetter
     holzbesiedelnde Insektenarten im Nationalpark ist. Mit zunehmender Naturnähe der Wäl-                           war die Anzahl der Gäste erwartungsgemäß deutlich
     der im Ilsetal und darüber hinaus kann diese Fläche als Quellpool für die Wiederbesiedlung                      höher als an Tagen mit Regen, Sturm und Nebel, von
     durch eine artenreiche Totholzfauna dienen.                                                                     denen es 2017 sehr viele gab. Dennoch ließen sich
                                                                                                                     insgesamt ca. 4.690 Gäste durch den Garten führen.
                                                                                                                     Davon wurden 3.906 Interessierte von den Mitarbeitern
     3.1.10 Brockengarten                                                                                            des Brockengartens durch die Anlage geführt. Hinzu
     Der Brockengarten erfüllt im Nationalpark Harz verschiedene Aufgaben. Er dient der For-                         kamen 14 Sonderführungen für Fachleute, aber auch
     schung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit des Nationalparks und ist gleichzeitig ökologische                      für Studierende und Schulklassen, an denen insgesamt 4.690 Gäste besuchten 2017 den Brocken-
     Feldstation, die Renaturierungs-, Arten- und Biotopschutzmaßnahmen auf dem Brocken-                             405 Personen teilnahmen. Außerdem begleiteten die     garten (Foto: G. Karste)
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