Energiewende Es grünt zu grün Vermögens-Ungleichheit Fakten kontern Meinungen - Vereinigung Bergischer ...
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Jahresmagazin 2020 Energiewende Digitale Kompetenz Vermögens-Ungleichheit Es grünt zu grün Bildungsaufbruch jetzt Fakten kontern Meinungen
Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände e. V. – VBU® Internet: www.vbu-net.de E-Mail: info@vbu-net.de Haus der VBU®, Wuppertal: Wettinerstraße 11, 42287 Wuppertal; Postfach 20 01 53, 42201 Wuppertal Telefon 0202 2580-0, Telefax 0202 2580-258 Geschäftsstellen: Mönchengladbach: Lüpertzender Straße 6, 41061 Mönchengladbach Telefon 02161 24498-0, Telefax 02161 24498-33 Solingen: Neuenhofer Straße 24, 42657 Solingen; Postfach 17 01 40, 42623 Solingen Telefon 0212 8801-0, Telefax 0212 8801-35 Mitgliedsverbände: Verband von Arbeitgebern im Bergischen Land e. V. (VABI) Arbeitgeberverband der Metallindustrie von Wuppertal und Niederberg e. V. Arbeitgeberverband der chemischen Industrie im Bergischen Land e. V. Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Großhandel – Außenhandel – Dienstleistung Bergisch Land e. V. Verband der Rheinischen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. Arbeitgeberverband Solingen e. V. Arbeitgeberverband der rechtsrheinischen und westfälischen Kalk- und Dolomitindustrie e. V. Arbeitgeberverband der Deutschen Lederindustrie e. V. Arbeitgeberverband der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie Bergisch Land e. V. Arbeitgeberverband für das Verkehrs- und Transportgewerbe im Bergischen Land e. V. In Bürogemeinschaft: Unternehmensverband der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie Nordrhein e. V. Impressum © 2020 IW Medien GmbH, Köln · Berlin Konrad-Adenauer-Ufer 21 50668 Köln Autoren: Stephan Hochrebe (Energiewende, Handelspartner China, Digitale Kompetenz, Vermögens-Ungleichheit), Clara Walter (Bergische Universität) Redaktion: Markus von Dreusche, Stephan Hochrebe, Frank R. Witte Titelfoto: Siemens AG; neuartige Transformatoren wie diese ermöglichen die Übertragung von Höchstspannungs- Gleichstrom – wichtig gerade auch für die Energiewende. Weitere Fotos: Adobe Stock (3, 12), Coroplast (3, 8), dpa Picture-Alliance (3, 16), krischerfotografie (3, 11), Rüdiger Nehmzow/Bergische Universität (14), Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände e.V. (4, 6, 7)
3 Inhalt Unsere Verbandsgruppe Passgenauer Service in Krisenzeit 4 Energiewende Es grünt zu grün 8 „Das Thema Klima neu bewerten“ 10 Handelspartner China Was wird aus dem Hoffnungsträger? 11 Digitale Kompetenz Bildungsaufbruch jetzt 12 Bergische Universität Hochschule mit Strahlkraft 14 Vermögens-Ungleichheit Fakten kontern Meinungen 16 Organigramm 18 8 11 Energiewende Handelspartner China 12 16 Digitale Kompetenz Vermögens-Ungleichheit V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
Von Arbeitsrecht bis Nachwuchs- werbung reicht das VBU-Angebot für die mehr als 600 Mitglieds betriebe.
5 Unsere Verbandsgruppe Passgenauer Service in Krisenzeit Wer hätte beim letzten Jahreswechsel geglaubt, dass März reagiert und als wichtigste Maßnahme die Regeln drei Monate später die (Welt-)Wirtschaft in rasanter zur Gewährung von Kurzarbeitergeld rückwirkend ab Weise auf eine nie gekannte Rezession zusteuert? Nie- 1. März 2020 modifiziert. Durch Kurzarbeitergeld – als mand. Dennoch steht schon heute fest: Das Corona-Virus teilweisen Ersatz für den durch einen vorübergehenden wird unser Leben einschneidender prägen und beein- Arbeitsausfall entfallenden Lohn – können Kündigungen flussen als die Lehman-Pleite vor zwölf Jahren. Während vermieden und Belegschaften auch bei Auftragsausfäl- seinerzeit primär „nur“ die Bank- und Finanzwelt betrof- len weiter beschäftigt werden. fen waren, sind heute in der Realwirtschaft sowohl auf der Angebots- wie auch auf der Nachfrageseite über Die wichtigsten Neuerungen im Einzelnen: viele Branchen hinweg tiefgreifende Störungen zu ver- ■ Anspruch auf Kurzarbeitergeld besteht, wenn mindes- zeichnen. Wenn Geschäfte nicht öffnen (dürfen) und tens 10 Prozent der Beschäftigten einen Arbeitsentgelt- Umsätze verlieren und Verbraucher andererseits um ih- ausfall von mindestens 10 Prozent haben. ren Arbeitsplatz bangen und Sozialkontakte möglichst ■ Bei Arbeitgebern anfallende Sozialversicherungsbei- einschränken sollen, stehen beide Seiten als Verlierer da. träge für ausgefallene Arbeitsstunden werden zu 100 Prozent erstattet. Sukzessive Einschränkungen des gesellschaftlichen ■ Im Rahmen einer Flexibilisierung der Arbeitszeit kann und wirtschaftlichen Lebens auf den Aufbau negativer Arbeitszeitsalden verzichtet Die Entwicklung liest sich wie folgt: Mangels verfügba- werden. rer Medikamente gegen das Corona-Virus können Exper- ten derzeit primär nur auf eine Verlangsamung der Aus- Deutlich gestiegener Informations- und Beratungs breitung der Erkrankung setzen. Dies wiederum führte bedarf bei Unternehmen zunächst zu mehrwöchigen Schul- und Kita-Schließun- Über diese und zahlreiche andere Entwicklungen – wie gen, die berufstätige Eltern und deren Betriebe vor nicht zum Beispiel Liquiditätshilfen, staatliche Bürgschaften unerhebliche praktische Schwierigkeiten stellten. oder Steuerstundungsmöglichkeiten – haben wir unse- re Mitgliedsfirmen zum Teil tagesaktuell unterrichtet. Infolge des weiteren Verbots größerer Menschenan- Die Palette der Anfragen reichte von Krankschreibungen sammlungen mussten wenig später Läden, Restaurants über Kurzarbeit, Weiterbildungsmöglichkeiten, Mus- etc. schließen. Arbeitnehmer, die aus bekannten Corona- terbetriebsvereinbarungen bis hin zur Stundung von Hotspots einreisten, wurden teilweise unter Quarantä- Sozialversicherungsbeiträgen. Die Abrufzahlen der an- ne gestellt, ebenso wie solche Personen, die Kontakte zu gebotenen Unterlagen haben dabei alles bisher Bekann- Infizierten hatten. Dass bei einer Pandemie in einer glo- te übertroffen. Insbesondere haben sich erstmals auch balisierten Welt mit Just-in-time-Produktionen zudem viele Mitglieder um einen Zugang zu unserem Arbeit irgendwann Lieferketten unterbrochen werden, darf geberNet bemüht, einer Informationsquelle, die zuvor niemanden verwundern. Inzwischen stehen zahlreiche von ihnen noch gar nicht genutzt wurde (siehe unten). Unternehmen still, zumal es – wie zum Beispiel in der Automobilindustrie – zusätzliche Absatzschwierigkeiten Darüber hinaus muss trotz aller belastenden Umstän- gibt. Ebenso wird klar, dass sich an der skizzierten Situ- de festgestellt werden, dass sich zumindest in Teilen ation so rasch nichts ändern wird. Durch (Ein-)Reisever- wichtige Sozialpartner verantwortungsvoll mit den ge- bote und Eventabsagen stehen Airlines, die Tourismus- gebenen Verhältnissen auseinandergesetzt haben. So branche, Kulturschaffende, ja selbst erfolgsverwöhnte wurde im Metallbereich keine weitere Entgelterhöhung Fußball-Clubs vor Verwerfungen, wenn „Geisterspiele“ bis zum Jahresende vereinbart. Und auch in der Chemi- oder gar ein vorzeitiges Saisonende drohen. schen Industrie wurden Vereinbarungen getroffen, mit denen kurzfristig sowohl die Liquidität der Unterneh- Schnelles Eingreifen der Politik men als auch die Beschäftigung der Arbeitnehmer ge- Urplötzlich steht jedenfalls nach zehn erfolgsverwöhn- sichert werden sollen. Dies lässt hoffen, ebenso wie der ten Jahren mit signifikanten Entgeltsteigerungen jetzt Umstand, dass bei tiefgreifenden Konjunktureinbrüchen das Thema „Existenzsicherung“ wieder auf der Tages- irgendwann auch ein sehr rascher Wiederaufbau durch ordnung der Politik. Die Bundesregierung hat Mitte Nachholeffekte eintreten kann. V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
6 UNSERE VERBANDSGRUPPE Verbesserter Service der Verbandsgruppe: zudem alle Rundschreiben und die aktuellen Tarifver- ArbeitgeberNet neu strukturiert und erweitert träge zugänglich. Darüber hinaus sind in der Kategorie Noch einmal zurück zum ArbeitgeberNet, das unsere „Betriebsvereinbarungen“ viele Muster zu unterschied- Verbandsgruppe seit vielen Jahren den Mitgliedsfirmen lichen Themen abrufbar. Die Kategorie „Personalunterla- zusätzlich zum Internetauftritt der Vereinigung Bergi- gen“ wurde thematisch neu geordnet. Darunter finden scher Unternehmerverbände e.V. (www.vbu-net.de) sich Arbeitsvertragsmuster bezüglich ausgewählter anbietet. Es dient der Unterstützung unserer Mitglieds- Themenbereiche, Zusatzvereinbarungen, verschiedene unternehmen im Rahmen ihrer täglichen Arbeit. Dabei Checklisten und Informationen zur Personalarbeit, zum werden aktuelle Rundschreiben aus den Bereichen Tarif-, Gesundheitsschutz sowie zur Arbeitszeit, die betrieblich Sozial- und Arbeitsrecht, Themen der aktuellen Recht- genutzt werden können. Die Vertragsmuster werden sprechung, Arbeitswirtschaft, Arbeits- und Gesundheits- bei Änderungen der Rechtsprechung und der tariflichen schutz, Aus- und Weiterbildung sowie umfangreiche Regelungen angepasst. Damit sind nunmehr sämtliche Personalunterlagen zur Verfügung gestellt. Personalunterlagen im ArbeitgeberNet zum Arbeits- recht und zu Themen der Arbeitswirtschaft unter einer Zur Verbesserung unseres Angebotes haben wir das Ar- Kategorie zu finden. beitgeberNet neu strukturiert und erweitert. Hinzuge- kommen ist der „Tipp der Woche“, der aktuelle Themen Zusätzlich steht unseren Mitgliedsunternehmen ein wöchentlich aufgreift und Arbeitsmaterialien in Form umfangreiches und erweitertes Umfrage- und Statistik- von Checklisten, Mustern oder Anleitungen anbietet. Modul zur Verfügung. Es ermöglicht ihnen bei der Be- Als digitales Nachschlagewerk können unsere Mitglieds- teiligung an einer Umfrage das unmittelbare Auswer- unternehmen in der Kategorie „VBU® Wissen“ ausführ tungsergebnis einzusehen. Alle von uns angebotenen liche Informationen zu verschiedenen arbeitsrechtlichen Informationsveranstaltungen können über Arbeitgeber und arbeitswirtschaftlichen Themen auf zusammenge- Net in der Kategorie „Veranstaltungen“ gebucht werden. nommen über 1.000 Seiten nachlesen oder downloaden. Präsentationen unserer Informationsveranstaltungen Die Kategorie wird entsprechend der laufenden Recht- und zu diversen Grundlagenthemen sind zeitnah nach sprechung regelmäßig aktualisiert. Wie bisher sind der Veranstaltung abrufbar. Bergischer Unternehmertag zeigt Szenarien für die Zukunft „Utopien!?“ lautete das Thema des Bergischen Unterneh- Der Bergische Unternehmertag widmete sich thematisch mertages 2019. Rund 350 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Zukunftsszenarien und Utopien, die immer schneller Gesellschaft konnte die Vereinigung Bergischer Unter- Realität werden. Autonome Mobilität, 3D-Druck, Cobots, nehmerverbände (VBU®) in der Historischen Stadthalle Big Data und Künstliche Intelligenz spielen bereits heute Wuppertal begrüßen. Die Tagung wird alle zwei Jahre von eine Schlüsselrolle. Sie beeinflussen mit ihrem Potenzial der VBU® gemeinsam mit dem Arbeitgeber-Verband von Geschäftsmodelle, Produktionsverfahren und unsere Remscheid und Umgebung durchgeführt. Arbeitswelt. Von links: Prof. Tobias Meisen, Dr. Andreas Groß, Dietmar Bell, MdL, Oliver Zander, Rolf. A. Königs, OB Andreas Mucke, Prof. Julian Nida-Rümelin, Dr. Klaus-Peter Starke, Jürgen Schneider, Prof. Wolfgang Kleinebrink, Frank R. Witte, Moderatorin Anke Plättner
7 Zehn Schulen mit Berufswahl-SIEGEL ausgezeichnet geblicher Baustein, die jeweils kommunal umgesetzt Die VBU® koordiniert die Ausschreibung des Berufs- wird. Jugendliche bekommen hier die Möglichkeit, Aus- wahl-SIEGELS in Wuppertal, Solingen, Remscheid und bildungsberufe bereits frühzeitig kennenzulernen. Sie dem Nordkreis Mettmann. Das Verfahren wird in Zu- soll neben weiteren Maßnahmen im Rahmen der Lan- sammenarbeit mit den Industrie- und Handelskam- desinitiative eine erste Orientierungshilfe sein und un- mern, den Kreishandwerkerschaften, den Agenturen terschiedliche Berufsbilder näherbringen. Im Kern geht für Arbeit und dem Arbeitgeber-Verband Remscheid es darum, einen ersten realen Einblick in die Berufs- und alle zwei Jahre durchgeführt. Zertifiziert wurden im Arbeitswelt zu gewähren, bei dem die Schüler an einem Rahmen eines Bewerbungs- und Bewertungsverfah- Vormittag auch selbst tätig werden dürfen und mit Aus- rens Schulen, die sich durch eine vorbildliche berufliche zubildenden und Ausbildern ins Gespräch kommen. So Orientierung auszeichnen. Im letzten Jahr konnten wir wurden etwa in Wuppertal über eine zentrale Buchungs- insgesamt zehn Schulen mit dem Berufswahl-SIEGEL plattform 2019 knapp 1.500 Plätze angeboten. Für Infor- auszeichnen. Erstmalig haben die Hauptschule Barmen- mationen und die Möglichkeit, Berufserkundungsplätze Südwest Wuppertal, die Alexander-Coppel-Gesamt- einzustellen, sind im Verbandsgebiet der VBU folgende schule aus Solingen und das Förderzentrum Nord aus Internetplattformen eingerichtet: Velbert das Berufswahl-SIEGEL erhalten. Turnusgemäß wurden nach vier Jahren weitere sieben Schulen rezerti- Stadt Wuppertal: fiziert. Die nächste Zertifizierungsrunde wird im Schul- www.bfe.wuppertal.de jahr 2020/2021 durchgeführt. Kreis Mettmann: www.berufsfelderkundung-me.de Berufsfelderkundungen – Interesse wecken, Stadt Remscheid: Perspektiven zeigen www.berufsfelderkundung.remscheid.de Die VBU® arbeitet aktiv in den Steuerungsgremien Stadt Solingen: und Beiräten Schule/Berufe mit. Diese koordinieren die www.solingen.bfe-nrw.de Aktivitäten der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Stadt Mönchengladbach, Kreis Viersen, Stadt Krefeld: Anschluss“. Die Berufsfelderkundung ist hier ein maß- www.fachkräfte-fuer-morgen.de Was müssen Unternehmen und Beschäftigte nun im Blick Transformation und Zukunftstechnologien in der Praxis haben, um den Wandel erfolgversprechend zu begleiten bewähren, besprachen beispielhaft Professor Tobias und für sich zu nutzen? Wie können oder sollen die Sozial- Meisen, Bergische Universität Wuppertal, und Dr. Andreas partner die Veränderungen (mit)gestalten und wie gelingt Groß, Geschäftsführer der Berger Gruppe, Wuppertal. Die eine digitale Arbeitswelt, die breite Akzeptanz findet? Das Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen und was die waren die zentralen Fragen der Veranstaltung. Tarifpartner tun können, bewerteten und analysierten Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer Gesamtmetall und In einem Impulsvortrag stellte Professor Julian Nida- Dietmar Bell, MdL und Vorsitzender der Enquetekommis- Rümelin, der sich intensiv mit den entscheidenden sion „Digitale Transformation der Arbeitswelt in NRW“ Aspekten einer digitalen Arbeitswelt befasst, seine wich- in einer weiteren Gesprächsrunde. Moderiert wurde tigsten Erkenntnisse vor, die in zwei Diskussionsrunden die Veranstaltung von der TV-Journalistin Anke Plättner vertieft wurden: Wie sich Künstliche Intelligenz, Digitale (Phoenix Runde). „Der Bergische Unternehmertag lieferte zu Zeitfragen der technologischen Entwicklung und der Digitalen Transformation Infor- mationen und zeigte Perspektiven auf. Wir wollten gemeinsam herausfinden, wo wir stehen und was getan werden muss, um neue Chancen für unsere Unternehmen und Beschäftigten zu erschließen.“ Rolf A. Königs, Vorsitzender der Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
„Corona zeigt uns, wo die wahren Engpässe in unserer Welt liegen.“ Natalie Mekelburger, Vorsitzende der Geschäftsführung der Coroplast Group
9 Energiewende Es grünt zu grün Braucht die Energiewende einen Neustart? Jetzt noch, Hierzulande haben derweil mehrere Windfirmen ent- 20 Jahre nach Verabschiedung des Erneuerbare-Energi- weder Insolvenz angemeldet, mit Stellenabbau begon- en-Gesetzes (EEG)? Der im Jahr 2000 vorgegebene Fahr- nen oder sogar Werke geschlossen. Rund 40.000 Jobs plan hin zu mehr Klimanutzen ist jedenfalls ganz schön verlor die Branche in den letzten zwei Jahren. Mancher in Unordnung geraten, nicht nur bei den Kosten. Coro- prognostiziert ihr ein ähnliches Schicksal wie der aus plast-Chefin Natalie Mekelburger beispielsweise steht Deutschland fast verschwundenen Solarbranche. Hinzu mit ihrem Urteil nicht allein, wenn sie sagt: „Bei der jet- kommt: Die ersten älteren Windkraftanlagen fallen in zigen europäischen und deutschen Klimapolitik stehen nächster Zeit planmäßig aus der bis dahin üppigen EEG- Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis zueinander“ Förderung heraus. (siehe auch Folgeseite). Stromproduktion überlastet Netze. Ökostrom fließt Von wegen „schöne neue Energie-Welt“: E-Autos, Wär- zwar nur, wenn es die Natur so will – aber wenn, dann mepumpen, die Digitalisierung der Industrie und auch besteht die Gefahr eines Kollapses der Stromnetze. Solch das Internet sorgen für massiv steigenden Stromver- kritische Situationen gab es 2019 gleich mehrmals. Sie brauch, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Gleich- konnten nur überwunden werden, weil es gerade noch zeitig steht jedoch der Ausstieg aus der Kohle- und einmal gelang, die Überproduktion in Nachbarländer ab- Kernenergie bevor. Ersetzt werden sollen sie vor allem zuleiten. Das allerdings lassen sich die dortigen Abneh- durch erneuerbare Energien – aus Wind, Wasser, Sonne, mer gut bezahlen. Unterm Strich gab es im vergangenen Biomasse. Doch deren Ausbau kommt langsamer voran Jahr 232 Stunden mit sogenannten negativen Stromprei- als gedacht. Einige irritierende Fakten zur Energiewende. sen. Allein am Pfingstsamstag 2019 waren für die „Ent- sorgung“ von Strom 40 Millionen Euro fällig. Obendrein Windkraft-Ausbau stockt. Windkraft wird immer wichti- wurden die Betreiber grüner Anlagen und konventionel- ger für die Stromerzeugung hierzulande. Knapp 30.000 ler Kraftwerke wechselweise für Lieferstopps entlohnt. Windkraft-Anlagen gibt es laut Bundesverband Wind- energie in Deutschland. Doch im Jahr 2019 sind nur Netzausbau lahmt. Um große Mengen Windstrom von 243 Anlagen hinzugekommen und 2018 waren es auch Nord nach Süd transportieren zu können, sind soge- nur 538. „Bremsend wirken gerade auch viele Klagen nannte Stromautobahnen nötig. Doch deren Ausbau von Protestlern“, stellt die Fachagentur Windenergie lahmt – gerade auch wegen vielfältiger Bürgerproteste. fest, ein von Bund, Ländern, Kommunen, Branchen- und Ursprünglich sollten die deutschen Hochspannungstras- Umweltverbänden getragener Verein mit Sitz in Berlin. sen Ende 2022 fertig werden, wenn die letzten deutschen Häufig seien die Kläger früh alarmiert, haben Flächen- Atomkraftwerke vom Netz gehen. Mittlerweile soll die nutzungspläne und Genehmigungsverfahren im Blick – erste große Trasse 2024 in Betrieb gehen, die anderen und opponieren gegen Anlagen, die noch nicht gebaut sollen 2025 oder 2026 folgen. Dass die Zeit drängt, zeigt sind. Zumeist geht es um den vermeintlichen Schutz von sich am Beispiel Nordrhein-Westfalens: Noch exportiert Flora und Fauna oder um Mindestabstände zu Wohn- das Land viel Strom in die Nachbarschaft. Doch mit dem bebauung. Die klare Mehrheit der Gesamtbevölkerung befürwortet jedoch den Windkraft-Ausbau. Das belegt eine Reihe von Umfragen, darunter die aktuelle Umwelt- Europäischer Emissionshandel (ETS) bewusstseinsstudie des Bundesumweltministeriums. Der europäische Emissionshandel begrenzt den Klar ist: Es fehlt Rechtsicherheit, um Unwägbarkeiten für Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen für bestehende Anlagen und unnötige Verzögerungen bei die europäische Industrie und Energiewirtschaft. Je- der Realisierung neuer Projekte zu verhindern. Nieder- des Jahr sinkt die Menge der Emissionsrechte. Diese sachsens Ministerpräsident Stephan Weil kommentiert Emissionszertifikate können die Unternehmen han- das so: „Jedes halbwegs relevante Infrastrukturprojekt deln und dadurch ergibt sich ein Preis für CO2. Des- kann sich in Deutschland mittlerweile zu einem Gene- halb werden dort zuerst Emissionen vermieden, wo rationenprojekt ausweiten. Unsere Nachbarn – etwa die dies am kostengünstigsten möglich ist. Niederlande – zeigen, es geht auch anders.“ V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
10 Rückbau des Kohlestroms wird sich das ändern: NRW ist absehbare Zeit konventionelle Kraftwerke (Gas, Kohle) – dringend auf den Netzausbau angewiesen, um künftig und/oder es wird Atomstrom aus Frankreich oder Kohle- auch Strom importieren zu können. strom aus Polen importiert. Strompreis kontra Standort. Die Stromkosten gelten Konventionelle Energieträger attraktiver. Gelingt es Euro- heute als ein wesentlicher Standortnachteil für Deutsch- pa, seine konventionelle Stromproduktion nennenswert land – und als ein hausgemachter zudem: Schon heute herunterzufahren, entlastet das die Weltmarktpreise für entfallen über 50 Prozent des Strompreises auf Steuern, Kohle, Gas und Öl. Diese Energieträger werden dann für Abgaben und Umlagen. Daran ändert auch die mit dem ärmere Länder noch attraktiver. Sie werden dann dort in Klimaschutzpaket der Bundesregierung beschlossene Kraftwerken oder Motoren verheizt, die zumeist weit we- Entlastung bei der EEG-Umlage nur wenig. Die Umlage niger effizient sind als ihre modernen – aber möglicher- allein macht heute rund ein Fünftel des Strompreises aus weise eben stillgelegten – Gegenstücke hierzulande. und ist so hoch wie die kompletten Stromkosten in den USA oder in China. Zu schaffen macht sie Privathaushal- Was also tun? Die Liste der Vorschläge reicht von einer ten, aber auch den 95 Prozent nicht entlasteten Unter- Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke über die Spei- nehmen hierzulande – darunter viele mittelständische cherung von Ökostrom und CO2 bis hin zur Ausweitung Betriebe. Eine Folge: Investitionen in heimische Standor- des Handels mit Emissionszertifikaten (siehe auch Kas- te werden ausgebremst, Auslandsstandorte attraktiver. ten). Wie es auch immer kommt – von einer Energie- wende mit Hand und Fuß dürfte nicht nur die Umwelt E-Autos noch keine echte Lösung. Batteriebetriebene profitieren. Ebenso zu den Gewinnern gehören beispiels- Pkw bringen keine schlagartige Umweltentlastung. weise die Maschinen- und Anlagenbauer hierzulande. Denn zum einen beziehen sie auch künftig einen großen Schließlich bieten sie ressourcen- und umweltschonen- Teil des Stroms aus konventionellen Kraftwerken. Und de Technik, die weltweit gefragt ist: Ob Windkrafträder, zum anderen bergen die Erzeugung und Entsorgung von Abwasseranlagen, Mess- und Steuertechnik oder Ab- Batterien handfeste Umweltprobleme. gasreinigungssysteme – im Bereich Umweltschutzgüter und -dienstleistungen war Deutschland laut Umwelt- Kernkraft-Aus schädigt Umweltbilanz. Bis Ende 2022 sol- bundesamt bis zum Jahr 2014 sogar Weltmarktführer. len die letzten deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet Seither ist es übrigens China. Auch wenn es beim Um- werden. Schließen müssen die entstehende Lücke auf weltschutz dort zum Teil gewaltig hapert. „Das Thema Klima muss neu bewertet werden“ Von Natalie Mekelburger, Vorsitzende der Geschäftsführung der Coroplast Group, Wuppertal Bei der jetzigen europäischen und deutschen Klimapo- schließlich auch mit präzisen Emissionszielen arbeiten litik stehen Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis und behalten gleichzeitig die Machbarkeit im Blick. zueinander. Noch schlimmer wird es dadurch, dass Am Ende sollte Europa dann nur noch entscheiden, wie nationale Gesetze wie die garantierte Vergütung von viel CO2 es ausstoßen will. Das ist deutlich einfacher eingespeistem Ökostrom oder der Kohleausstieg mit als die Diskussion über die Wirksamkeit bestimmter EU-weiten Maßnahmen konkurrieren und sich sogar Sanktionsinstrumente oder welche Industrien wie be- gegenseitig aufheben. lastet werden sollen. Der „Green Deal“ muss ja erst noch mit Inhalten ge- Gerade in Zeiten von Corona wird doch sonnenklar, füllt werden. Darin steckt die Chance, dafür zu sorgen, dass das Thema Klima neu bewertet werden muss. Wir dass er nicht missbraucht wird, also nicht sanktioniert können nicht so tun, als ob unendlich Ressourcen zur oder Wettbewerbsverzerrungen und staatlichen Diri- Verfügung stünden. Die Devise kann nur heißen, die gismus fördert, sondern marktwirtschaftlich gestaltet zur Verfügung stehenden Mittel möglichst sinnvoll wird. Dazu gehört eine Ausweitung des europäischen einzusetzen, und der beste Ort für diese Lösungen sind Emissionshandels ETS auf weitere Industrien. So wer- weder die Schreibtische der Bürokraten noch die Parla- den unökonomische Projekte in Frage gestellt anstatt mente, sondern einzig und allein der Markt. Bei allem alles, was vermeintlich dem 1,5 Grad-Ziel dient, blind aber fürchte ich, dass wir derzeit genug andere Sorgen umzusetzen. Das heißt aber auch, andere Belastun- haben. Corona zeigt uns, wie wichtig funktionierende gen abzuschaffen. Wenn wir die jetzigen Sanktionen Gesundheitssysteme sind und wo die wahren Eng und Subventionen in den ETS überleiten, können wir pässe in unserer Welt liegen.
11 Handelspartner China Was wird aus dem Hoffnungsträger? Lange galt China als Hoffnungsträger auch der deut- titionen haben sich seit 2010 nahezu verachtfacht auf schen Wirtschaft. Doch die Vorzeichen haben sich geän- rund 8 Milliarden Euro (2017, aktuellste Zahlen). Damit dert, derzeit. Das liegt neben der Corona-Krise vor allem ist China zwar noch ein vergleichsweise kleiner Akteur an einer immer häufiger politisch gesteuerten chinesi- – aus den USA kommen Investitionen im Wert von 98 schen Wirtschafts- und Investitionspolitik. Milliarden –, doch die Sorge wächst, zumal vollmundige Versprechen etwa zum Arbeitsplatzerhalt auch nicht im- Starke wirtschaftliche Folgen der Corona-Epidemie mer eingehalten wurden. Die Corona-Epidemie – ihre wirtschaftlichen Folgen sind ungleich größer als etwa die der SARS-Epidemie 2003, Abschottungspolitik am Pranger die ebenfalls von China ausging: Dort kühlte die Wirt- Ungewöhnlich hart ins Gericht mit der Regierung in Pe- schaft im ersten Halbjahr ab, wuchs dann aber sogar im king ging zuletzt etwa der Verband deutscher Maschi- Vergleich zum Vorjahr. Für Deutschland und andere EU- nen- und Anlagenbauer (VDMA). Er betont, staatliche Länder gab es damals kaum Auswirkungen – unter an- Förderungen und Abschottungsmechanismen trügen derem, weil die Verflechtungen mit China viel geringer maßgeblich zu einem unfairen Wettbewerb zwischen waren: Im Jahr 2003 lag China noch auf Rang 10 der für deutschen und chinesischen Maschinenbauern bei. Der Deutschland wichtigsten Importstaaten. In 2019 dage- VDMA – er vertritt eine der exportstärksten Branchen gen war das Land bereits im vierten Jahr in Folge unser hierzulande – appelliert daher an Deutschland und die wichtigster Handelspartner. Zudem ist Deutschland über EU, ihre handelspolitischen Instrumente zu überprüfen „Vorleistungskaskaden“ indirekt mit China verbunden, „und, wo notwendig, den neuen Gegebenheiten im Ver- etwa, weil Automobil-Zulieferbetriebe in anderen EU- hältnis zu China neu anzupassen“. Für China müssten Staaten ihrerseits Komponenten aus China verbauen. dieselben internationalen Handelsregeln gelten wie für Deutschland oder die EU. Chinesische Außenhandelspolitik produziert Negativ-Schlagzeilen Klar ist: Spätestens nach der Corona-Krise dürfte das Ein anders gelagertes Thema ist die Außenhandelspoli- Thema China wieder auf den Tisch kommen. Keines- tik: Das Reich der Mitte hat auf diesem Gebiet in letzter falls sollten allerdings alle Türen zugeschlagen werden. Zeit viele Negativ-Schlagzeilen produziert. Ein Beispiel Schließlich verdankt gerade auch Deutschland seinen dafür ist der Ausbau der „Seidenstraße“ – ein chinesi- Wohlstand wesentlich seiner Offenheit gegenüber dem sches Jahrhundert-Projekt – zum allzu einseitigen Vor- Weltmarkt – auch in Richtung China. Aber unfaire Han- teil chinesischer Betriebe. Debatten ausgelöst hat auch delspraktiken müssen deshalb nicht in Kauf genommen der Aufkauf von Hightech-Firmen in Deutschland und werden. Am besten zu kontern sind sie im europäischen Europa durch chinesische Investoren. Deren Direktinves- Verbund. V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
Die Digitalbildung stärken – leichter gesagt als getan.
13 Digitale Kompetenz Bildungsaufbruch jetzt Jeder dritte Achtklässler hierzulande verfügt nur über Bei den Bildungsausgaben hapert es rudimentäre digitale Kompetenzen – hat also Schwie- Auch in Sachen Finanzmittel hapert es bislang: Zwar rigkeiten, Informationen und Daten online zu recher- bekennt sich die Bundesregierung seit Jahren zum Aus- chieren, technische Probleme zu lösen und online an- bau der „Bildungsrepublik“. Doch die Bereitschaft, auch gemessen zu kommunizieren. Das zeigt die aktuelle viel offensiver als bislang in den Bereich zu investieren, ICILS-Studie, kurz International Computer and Informa- scheint begrenzt. So haben sich laut aktuellem Bildungs- tion Literacy. Damit landet Deutschland international finanzbericht die Bildungsausgaben von Bund, Ländern gerade mal im guten Mittelfeld. Obendrein kommen die und Gemeinden in absoluten Summen zwar kontinuier- Experten zu dem Ergebnis, dass sich an den Befunden in lich erhöht. Doch der Anteil der öffentlichen Ausgaben den letzten fünf Jahren praktisch nichts geändert habe. für Bildung am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist seit zehn Dabei sind digitale Kompetenzen heutzutage wichtiger Jahren fast unverändert; für 2019 lag er nach vorläufigen denn je zuvor – im Privat- wie im Arbeitsleben. Zahlen bei 4,3 Prozent. Hinzu kommt: Verfügbare öffent- liche Fördermittel für die Schulen werden von den Kom- Schließlich haben mittlerweile praktisch alle Berufe munen oft nur sehr schleppend abgerufen. in irgendeiner Weise mit digitalen Anwendungen zu tun – ob im Büro, im Gesundheitswesen oder im An „Die Priorität von Bildung ist insgesamt nicht ausrei- lagen- und Maschinenbau. Allein die Anzahl der sozial chend gestiegen“, sagt IW-Experte Plünnecke. „Deutsch- versicherungspflichtig beschäftigten Personen in IT- land braucht endlich einen richtigen Bildungsaufbruch.“ Facharbeiterberufen ist von Ende 2012 bis Ende März Das gelte gerade auch mit Blick auf die Schulen. Bei 2019 um 43 Prozent gestiegen. Das zeigen Erhebungen deren Ausstattung setzt der „Digitalpakt Schule“ zwar des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). bereits an. Über einen Zeitraum von fünf Jahren sieht dieser Investitionen in Höhe von fünf Milliarden Euro Lehrer fehlen – nicht nur im Bereich IT in die Infrastruktur vor – also beispielsweise in sicheres Was also tun, damit der Nachwuchs hierzulande besser Wlan, Tablets und andere Geräte. Um alle Schulen fit für auf die Anforderungen durch die Digitalisierung vorbe- die Zukunft zu machen, wird das aber bei Weitem nicht reitet wird? Dazu IW-Bildungsexperte Prof. Axel Plünne- reichen: Für die Digitalisierung und weitere Herausfor- cke: „Zur Stärkung der digitalen Bildung sollten Schulen derungen des Bildungssystems wie Integration und In- ihren IT-Unterricht ausbauen.“ Das ist leichter gesagt als klusion braucht es mehr Personal, Qualifizierung und getan. Denn für die Einführung eines Wahlpflichtfaches multiprofessionelle Teams. Informatik ab der achten Klasse beispielsweise entsteht nach Angaben des Stifterverbands ein zusätzlicher Be- Bessere Bildung zahlt sich für das ganze Land aus darf in Höhe von 4.000 IT-Lehrern. Gäbe es Informatik Fest steht: Zusätzliches Engagement für (Schul-)Bildung als Pflichtfach schon ab der Grundschule, stiege der Be- wäre für ganz Deutschland eine erstklassige Zukunfts- darf um 24.000 IT-Lehrkräfte. investition. Das untermauert eine aktuelle Studie des ifo Zentrums für Bildungsökonomik und der Universität Das unterstreicht: Wichtiger denn je ist nicht zuletzt Stanford: Bessere Schülerleistungen könnten demnach auch eine umfassende Lehreraus- und -fortbildung, zu- den zukünftigen Wohlstand Deutschlands spürbar erhö- mal künftig eher mit insgesamt sinkenden Lehrerzahlen hen. Würden sich beispielsweise die Ergebnisse Deutsch- zu rechnen ist. Dies illustriert der MINT-Herbstreport des lands beim internationalen PISA-Bildungstest (2018: IW, der sich auf verschiedene Studien stützt. Sie zeigen, insgesamt knapp 500 Punkte) um 25 PISA-Punkte verbes- dass sich beispielsweise in NRW die Zahl der sogenann- sern, würde die deutsche Wirtschaftskraft langfristig um ten MINT-Lehrkräfte in den Sekundarstufen I und II bis über 7 Prozent steigen. Verfasst wurde die Untersuchung zum Schuljahr 2025/26 halbieren wird. In den ostdeut- im Auftrag der Europäischen Kommission. Einige EU-Län- schen Ländern soll die Situation noch dramatischer aus- der haben durch Reformen bereits eine Steigerung um fallen. Kein Wunder, dass mehr Quer- und Seiteneinstei- 25 PISA-Punkte geschafft, darunter Polen und Portugal. ger die Lücken füllen müssen, wobei eine Begleitung der Deutschland sollte dem mehr Aufmerksamkeit schenken Seiteneinsteiger durch eine gezielte hochwertige päda- – und mit seinem Bildungssystem vom besseren Mittel- gogische Qualifizierung geboten ist. feld endlich in die internationale Spitze vorrücken. V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
Die Bergische Universität pflegt eine enge Zusammen- arbeit mit Betrieben in der Region.
15 Bergische Universität Hochschule mit Strahlkraft Forschung im Elfenbeinturm? Das war einmal. Die Wis- Transformation abbauen und Chancen im Wandel eröff- senschaftlerinnen und Wissenschaftler der Bergischen nen. Ein Beispiel: Im Rahmen eines umfassenden Pro- Universität in Wuppertal möchten gemeinsam mit au- jekts zu Gesundheitsmanagement und Organisations- ßeruniversitären Akteuren das politische, kulturelle und entwicklungen in einem mittelständischen Energie- und wirtschaftliche Leben im Bergischen Land gestalten. Was Versorgungsunternehmen haben Diestel und sein Team das für die Zusammenarbeit mit Betrieben in der Region zuletzt Lösungen für moderne Teamführung sowie für bedeutet – dazu einige richtungweisende Beispiele. die Stärkung der persönlichen Leistungsfähigkeit, Ge- sundheit und Motivation der Mitarbeiter realisiert und Konjunkturbarometer bietet passgenaue evaluiert. Managementinformationen Seit 2018 macht sich die Bergische Universität Wupper- Altersgemischte Teams als Chance begreifen tal auch durch die Erstellung eines Regionalen Konjunk- Zudem bietet der Lehrstuhl öffentlich geförderte Trai- turbarometers einen Namen. Quartalsweise befragen nings für Betriebe an. Im Projekt „Diversity Innovation die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Unter- Support Scheme“ (DINNOS) geht es darum, negative nehmen im Bergischen Städtedreieck zur konjunktu- Auswirkungen der Altersstruktur einer Belegschaft auf rellen Entwicklung. Die Ergebnisse werden unter www. die Innovationsleistungen zu verhindern oder sogar um- regionales-konjunkturbarometer.de kostenfrei zur Ver- zukehren. Unternehmen, die mehr erfahren wollen, kön- fügung gestellt. Unternehmen, deren Produktionsstand- nen über die Internetseite der Bergischen Universität orte und/oder Absatzmärkte eng mit dem Bergischen Kontakt zum DINNOS-Projekt aufnehmen. Städtedreieck verbunden sind, sollen basierend auf den Erhebungen der Universität bessere Managementent- Austausch-Plattform für Wissenschaftler, scheidungen treffen können. Unternehmen, die an der Betriebe und Studierende Umfrage für das Regionale Konjunkturbarometer teil- Den unkomplizierten Austausch zwischen „Hidden nehmen möchten, erreichen über die oben genannte Champions“ im Bergischen und Studierenden an Univer- Webseite den Fragebogen. Sie erhalten zudem exklusive, sitäten in NRW fördern soll die Online-Plattform DIVAB- branchenspezifische Auswertungen und können darü- RE: Ab Juni 2020 können Unternehmen auf der Plattform ber hinaus verschiedene Benchmark-Funktionen nutzen, ihre datenbasierten Herausforderungen in sogenannten um ihre eigene Lage mit anderen Unternehmen in der Data-Science-Challenges bereitstellen. Eine Herausfor- Region zu vergleichen. derung in diesem Sinne besteht aus einer klar umrisse- nen Aufgabenstellung und einer durch die Unternehmen Ängste vor dem digitalen Wandel abbauen beschriebenen Zielsetzung. Studierende aus der Region Prof. Dr. Stefan Diestel kämpft gegen ein verbreitetes liefern – betreut durch wissenschaftliches Fachpersonal Phänomen an: Die Sorgen von Beschäftigten vor der der Universitäten – fundierte Antworten. Verantwortlich Digitalisierung. „Große Teile der Belegschaft in den Un- für das landesweite Projekt ist der Lehrstuhl für Techno- ternehmen, die ich bislang begleitet habe, sorgen sich logien und Management der digitalen Transformation vor Fertigungssystemen, vor Software, vor Algorithmen, unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Tobias Meisen. die man selber in Teilen nicht mehr nachvollziehen kann“, berichtet Diestel. Der 37-Jährige leitet den Lehrstuhl für „Wir glauben, dass gerade kleine und mittlere Unterneh- Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie. Er men von DIVABRE profitieren können“, erklärt Richard betont: Im Prozess der digitalen Transformation ist es Meyes, der den Aufbau der Plattform als wissenschaft- gerade auch für Entscheider und Personalverantwort licher Mitarbeiter vorantreibt. Häufig fehlen diesen Un- liche wichtig, eine klare Kommunikation zu pflegen und ternehmen Mittel für große Entwicklungsprojekte oder neue Technologien zu erklären. Auch psychologisch müs- Expertise im Bereich Data Science. Gleichzeitig lernen se ein sogenannter Change-Prozess immer vorbereitet die Betriebe über die Plattform engagierte Hochschüler werden. kennen. Möglicherweise wird so ja zudem die Grundlage für die eine oder andere spätere Festanstellung gelegt – Das Team um Prof. Dr. Stefan Diestel will dazu Impulse eine echte Chance für beide Seiten, nicht nur in Zeiten in die betriebliche Praxis geben, Ängste vor der digitalen von Fachkräfteengpässen. V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
Mehr Wohlstand für alle – das geht vor allem durch bessere Integration in den Arbeitsmarkt.
17 Vermögens-Ungleichheit Fakten kontern Meinungen Selten liegen (Vor-)Urteile und Tatsachen so hartnäckig Alles im grünen Bereich also? Nach wie vor sind 16 Pro- auseinander wie beim Thema sozialer Gerechtigkeit. Ob zent von relativer Einkommensarmut bedroht, haben bei Meinungsumfragen oder am Stammtisch, der Tenor also weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens besteht aus Aussagen wie: „Die Einkommen in Deutsch- zur Verfügung. Der Anteil Betroffener – häufig Erwerbs- land sind ungerecht verteilt“, „Die Kluft zwischen Arm lose, Alleinerziehende und Menschen mit Migrations- und Reich wächst“, „Die Politik muss gegensteuern“. Die hintergrund – hat sich in den vergangenen Jahren kaum Fakten allerdings sprechen eine andere Sprache. verändert. Dieser Befund gilt für Deutschland wie für die allermeisten Industriestaaten, untermauert eine aktuel- „Den Deutschen geht es mehrheitlich inzwischen deut- le Studie der Bertelsmann-Stiftung. Wie sich das ändern lich besser als noch vor einigen Jahren. Auch die Vertei- ließe? Nachhaltig wohl nur durch eine bessere Integra lung der Einkommen und Vermögen ist relativ stabil“, tion in den Arbeitsmarkt. sagt Maximilian Stockhausen, Verteilungsexperte im Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Sein Team hatte Verteilung der Einkommen praktisch stabil. Die in der sich das sogenannte Sozio-oekonomische Panel genauer Expertensprache sogenannte Einkommensungleichheit angesehen – Deutschlands größte Langzeitstudie zu den hat sich seit dem Jahr 2005 nur wenig verändert, zeigen Lebensverhältnissen im Land, erstellt von Deutschen Ins- die IW-Berechnungen. Auch die Verteilung der Nettover- titut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Tausende mögen ist seit Mitte der 2000er Jahre stabil. Laut Bun- Menschen werden dazu regelmäßig befragt. Eine Über- desbank sank der Anteil der reichsten zehn Prozent sogar sicht der wichtigsten Ergebnisse: von 59 Prozent im Jahr 2010 auf 55 Prozent in 2017. Haushaltseinkommen stark gewachsen. Die Einkommen Die Soziale Marktwirtschaft funktioniert. Viele Deut- hierzulande steigen laut IW Jahr für Jahr: So legten die sche ärgern sich über hohe Steuern und Sozialabgaben, verfügbaren Haushaltseinkommen zwischen 1991 und die von ihrem Lohn abgezogen werden – bei Normal- 2017 (aktuellste Werte) im Durchschnitt um 20 Prozent verdienern ist ein Drittel des Bruttolohns schnell weg. zu. Dabei handelt es sich um das Geld, das nach staatli- Dafür erhalten die Haushalte in der unteren Hälfte der cher Umverteilung auf dem Konto ankommt und ausge- Einkommensverteilung laut IW im Schnitt deutlich geben werden kann. Berücksichtigt sind etwa die Bezüge mehr vom Staat, als sie an diesen abführen: Die ärmsten von Arbeitnehmern und Selbstständigen, Kapitalerträge, 10 Prozent beziehen netto sogar fast 35 Prozent bzw. Mieteinnahmen und Renten. Spätestens seit 2013 profi- 4.420 Euro ihres Einkommens aus Transferzahlungen. tierten so gut wie alle Einkommensschichten. Grund ist vor allem die jahrelang gute Lage auf dem Arbeitsmarkt: Alles in allem haben die Ausgaben der sozialen Siche- Viele Menschen fanden überhaupt erst Arbeit und die rungssysteme (für Renten, Krankenkassen, Arbeitslo- Löhne stiegen auch in Branchen mit ursprünglich niedri- sengeld etc.) inzwischen die Marke von 1 Billion Euro er- gerer Bezahlung, etwa am Bau und in der Pflege. reicht – im Jahr 1991 waren es „nur“ 400 Milliarden Euro. 2019 wuchsen die Sozialausgaben mit 4,6 Prozent sogar Auch für das ärmste Fünftel der Deutschen zogen die ein gutes Stück schneller als die Einnahmen und auch Einkommen kräftig an: So konnten sich ärmere Singles schneller als die Wirtschaftsleistung hierzulande. Das im Jahr 2009 durchschnittlich für 10.700 Euro im Jahr unterstreicht: Der Bogen darf nicht überspannt werden, Waren kaufen. Im Jahr 2017 hatten sie dafür im Schnitt auch nicht in Krisenzeiten wie jetzt. bereits 12.500 Euro in der Tasche. Und für eine ärmere vierköpfige Familie wuchs die Kaufkraft in demselben Unterm Strich lässt sich festhalten: Das Bild einer unge- Zeitraum von 22.500 Euro auf 26.300 Euro. bremst zunehmenden sozialen Schieflage hierzulande stimmt nicht. Trotz steigender Herausforderungen wie Finanzieller Aufstieg auf breiter Basis. Vom ärmsten Globalisierung, Digitalisierung und demografischem Fünftel schafften in den wirtschaftlich guten Jahren ab Wandel ist es Deutschland mit seiner Sozialen Markt- 2009 rund 60 Prozent den finanziellen Aufstieg nach wirtschaft und umverteilenden Sicherungssystemen oben, konnten also ihre Einkommen stärker steigern als gelungen, Wohlstandsgewinne für breite Bevölkerungs- andere. schichten herzustellen. V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
Vorstand: Rolf A. Königs (Vorsitzender) Geschäftsführung: Rechtsanwalt Frank R. Witte: Dipl.-Kfm. Jürgen Schneider (stellvertretender Vorsitzender) (Sprecher) Jörg H. Iseke (Schatzmeister) Rechtsanwalt Dr. Klaus-Peter Starke: Vorstandsrat: Dipl.-Kfm. Marcus Brinkmann Alexander Christians Dipl.-oec. Jan Peter Coblenz Professor Dr. Wolfgang Kleinebrink: Dipl.-Ing. Horst Gabriel Jörg H. Iseke Rolf A. Königs Thomas Perterer Dipl.-Betriebsw. Frank Preißner Dirk Sachsenröder Dipl.-Kfm. Jürgen Schneider Dipl.-Kfm. Ralf Waltmann Abteilungen: Recht und Personalwesen: Assessor Michael Schwunk (Ltg.) PR, Bildung, Statistik: Dipl.-Bw. Jürgen Steidel Assessorin Jutta Ebsen Dipl.-Soz.-Wiss. Elke Schneider Rechtsanwalt (Syndikusrechtsanwalt) Stefan Hinz Rechtsanwalt (Syndikusrechtsanwalt) Roland Joschko Arbeitswirtschaft: Dipl.-Ing., Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Achim Dahm Rechtsanwalt (Syndikusrechtsanwalt) Kjell Arne Zähler (LL.M.) Dipl.-Ing. Jana Scheve Assessorin Birgit Mathias (Mönchengladbach) Rechtsanwalt Dr. Holger Todisco (Solingen) Mitgliedsverbände: Metall Arbeitgeberverband VABI Chemie Großhandel Textil Wuppertal/Niederberg Solingen Dipl.-Kfm. Dipl.-Betriebsw. Dirk Sachsenröder Dipl.-oec. Rolf A. Königs Dipl.-Ing. Jürgen Schneider Frank Preißner Jan Peter Coblenz Horst Gabriel Dipl.-Kfm. Dipl.-Kfm. Julia Niederdrenk Dipl.-Ing. Michael Vitz Holger Lassen Dr. Frank A. Trotz Markus Simon Johannes G. Berger Vorstand Dr. Andreas Eurich André Bovenkamp Dipl.-Kfm. Wolfgang Wüsthof Gangolf Kohn Sven vom Feld Dipl.-Ing. Dipl.-Kfm. Markus Schmitz Heiko Mencke RA RA RA RA Prof. Dr. RA Dr. Klaus-Peter Starke Dr. Klaus-Peter Starke Frank R. Witte Frank R. Witte Wolfgang Kleinebrink Dr. Klaus-Peter Starke GF
Innere Verwaltung und Personalwesen, PR; Unternehmensverband der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie Nordrhein e. V. Arbeitsmarktpolitik, Arbeitswirtschaft; Allgemeine Tarif- und Bildungspolitik Arbeits- und Sozialrecht; Textilakademie NRW; Lehrbeauftragter an der Hochschule Niederrhein Innere Verwaltung: Kathleen Anderseck (Ltg.), Anna Andri, Carmen Eichmann Kalk Leder Papier Transport Thomas Perterer Dipl.-Kfm. Dipl.-Kfm. Alexander Christians Marcus Brinkmann Ralf Waltmann Jörg H. Iseke Olaf Hügelmeyer Dipl.-Betriebsw. Michael Feldhof Axel Gümmer Prof. Dr. RA RA Prof. Dr. Wolfgang Kleinebrink Dr. Klaus-Peter Starke Frank R. Witte Wolfgang Kleinebrink Stand: 01. 04. 2020
www.vbu-net.de
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