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Jahresmagazin 2019 Künstliche Intelligenz Bergisches Schul-Technikum Firmengründungen Der Goldschatz der Jugendliche erkunden Die Hochkaräter Industriegesellschaft ihre Zukunft strahlen heller
Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände e. V. – VBU® Internet: www.vbu-net.de E-Mail: info@vbu-net.de Haus der VBU®, Wuppertal: Wettinerstraße 11, 42287 Wuppertal; Postfach 20 01 53, 42201 Wuppertal Telefon 0202 2580-0, Telefax 0202 2580-258 Geschäftsstellen: Mönchengladbach: Lüpertzender Straße 6, 41061 Mönchengladbach Telefon 02161 24498-0, Telefax 02161 24498-33 Solingen: Neuenhofer Straße 24, 42657 Solingen; Postfach 17 01 40, 42623 Solingen Telefon 0212 8801-0, Telefax 0212 8801-35 Mitgliedsverbände: Verband von Arbeitgebern im Bergischen Land e. V. (VABI) Arbeitgeberverband der Metallindustrie von Wuppertal und Niederberg e. V. Arbeitgeberverband der chemischen Industrie im Bergischen Land e. V. Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Großhandel – Außenhandel – Dienstleistung Bergisch Land e. V. Verband der Rheinischen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. Arbeitgeberverband Solingen e. V. Arbeitgeberverband der rechtsrheinischen und westfälischen Kalk- und Dolomitindustrie e. V. Arbeitgeberverband der Deutschen Lederindustrie e. V. Arbeitgeberverband der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie Bergisch Land e. V. Arbeitgeberverband für das Verkehrs- und Transportgewerbe im Bergischen Land e. V. In Bürogemeinschaft: Unternehmensverband der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie Nordrhein e. V. Impressum © 2019 IW Medien GmbH, Köln · Berlin Konrad-Adenauer-Ufer 21 50668 Köln Autoren: Wiebke Bomas (Bergisches Schul-Technikum), Jerome Busch (Firmengründungen), Stephan Hochrebe (Künstliche Intelligenz, Konjunktur) Redaktion: Markus von Dreusche, Stephan Hochrebe, Frank R. Witte Titelfoto: Augmented- und Virtual Reality-Anwendungen ermöglichen kostengünstige Planungen und schnellere Anpassungen des Produktionssystems im laufenden Betrieb. / Ludmilla Parsyak©Fraunhofer IAO Weitere Fotos: Bergische Universität/Jepp Hänsel (11)/Rüdiger Nehmzow (12), BeST/Kristina Malis (14), Duisport/Oliver Tjaden (16), kompetenzz.de (7), Daniel Roth (8, 10), Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände e.V. (4)
3 Inhalt Unsere Verbandsgruppe Beratung für Betriebe sehr gefragt 4 Künstliche Intelligenz Goldschatz der Industriegesellschaft 8 NRW baut KI-Kompetenz aus 11 Firmengründungen im Bergischen Die Hochkaräter strahlen heller 12 Bergisches Schul-Technikum (BeST) Jugendliche erkunden ihre Zukunft 14 Konjunktur „Fette Jahre wohl erst einmal vorbei“ 16 Organigramm 18 4 8 Unsere Verbandsgruppe Künstliche Intelligenz 12 16 Firmengründungen Konjunktur V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
5 Unsere Verbandsgruppe Beratung für Betriebe sehr gefragt Unsicherheiten führen zu Aktionismus Option, vorgeschriebene Ruhezeiten von 11 Stunden un- Die weltwirtschaftliche Lage ist unübersichtlicher denn ter bestimmten Voraussetzungen zu verkürzen). je: Stichworte wie Brexit, Zölle, Handelsstreitigkeiten, Eu- ropa-Müdigkeit, Schuldenberge etc. sprechen für sich. Bei Gleichzeitig sollte dabei der erweiterte Gestaltungs- gleichzeitig nachlassender Konjunktur und anstehenden spielraum nur tarifgebundenen Arbeitgebern vorbehal- Wahlen sind verständliche Unsicherheiten und Aktionis- ten bleiben. Hiermit wollte man einen Anreiz für eine mus die Folgen, wobei man allerdings an der Rationalität höhere Tarifbindung schaffen und gewährleisten, dass mancher Vorschläge (ver-)zweifeln muss. So redet plötz- Abweichungen von gesetzlichen Arbeitnehmerschutz- lich Bundeswirtschaftsminister Altmaier einer Industrie- rechten nur von tariffähigen Gewerkschaften mitverein- politik mit Staatsbeteiligung an Unternehmen das Wort, bart werden können. der Wirtschaftsexperten das Label „Planwirtschaft“ ver- leihen. Die SPD wiederum legt ein Sozialstaatskonzept Die Entschließung hat in der Sitzung des Bundesrats 2025 vor, das mit der Gießkanne neue Wohltaten verteilt: am 15. März 2019 jedoch bedauerlicherweise nicht die Das Arbeitslosengeld I soll für drei Jahre bezahlt werden, erforderliche absolute Mehrheit erhalten. Die Hoffnung der Mindestlohn perspektivisch auf 12,00 Euro pro Stun- stirbt bekanntlich zuletzt ... de steigen, ein „Bürgergeld“ Hartz IV ersetzen und eine „Respektrente“ vor Altersarmut schützen. „An Absurdi- Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit tät ist das nicht zu überbieten“, lautete der Kommentar Stattdessen hält man unverdrossen an dem Koalitions- des Rentenexperten Raffelhüschen. Er sieht das Sozial- vertrag fest, der unter anderem weitere Beschränkungen staatsprinzip verletzt, wenn auf eine Bedürftigkeitsprü- für das Befristungsrecht vorsieht. Arbeitgeber mit mehr fung verzichtet und gleichzeitig das Äquivalenzprinzip als 75 Beschäftigten sollen nur noch maximal 2,5 Pro- geschliffen würde, wonach sich die Höhe der Rente nach zent der Belegschaft sachgrundlos befristet einstellen den gezahlten Beiträgen bemisst. können; zudem soll die Dauer der Befristung von derzeit 24 Monaten auf 18 Monate reduziert werden. Weiterer Bundesarbeitsminister Heil hat aber noch weitergehen- Bürokratieaufwand ist die Folge. Gleichzeitig werden der de Vorstellungen. So plant die SPD als Antwort auf den Umstieg aus der Arbeitslosigkeit zusätzlich erschwert digitalen Wandel weitere Arbeitnehmerrechte. So will und dringend benötigte Flexibilität in Zeiten einer sich man ein Recht auf mobiles Arbeiten und Home-Office eintrübenden Konjunktur abgeschafft. gesetzlich verankern, gleichzeitig aber sicherstellen, dass Arbeitnehmer nicht unter verschärftem Arbeits- Das International Institute for Management Develop- druck und ständiger Erreichbarkeit leiden. Dabei war vor ment in Lausanne arbeitet jährlich an einem „welt- noch nicht allzu langer Zeit von Experimentierklauseln weiten Wettbewerbsjahrbuch“. Das aktuelle Ergebnis im Arbeitszeitrecht die Rede, von denen Frau Nahles of- lautet: In nur vier Jahren ist Deutschland von 63 unter- fenbar nichts mehr wissen will. Fakt ist jedenfalls, dass suchten Ländern von Platz 6 (2014) auf Platz 15 (2018) das derzeitige Arbeitszeitgesetz heutigen Kommunikati- abgerutscht. „Statt die Rahmenbedingungen für Unter- onsformen und Usancen nicht gerecht wird. nehmen zu verbessern, Kosten für das Produzieren und Arbeiten in Deutschland zu senken und das Land auf Arbeitszeitgesetz muss modernisiert werden die Alterung der Bevölkerung vorzubereiten, hat Berlin Das Land NRW hat deshalb im Bundesrat die Entschlie- die Abgaben in die Höhe getrieben und das Geld, das ßung „Arbeitszeiten an die Herausforderungen der digi- der Konjunkturboom hereinbrachte, munter für soziale talisierten Arbeitswelt anpassen“ eingebracht, mit der Wohltaten ausgegeben“, lautet die Begründung. die Bundesregierung aufgefordert werden sollte, einen Gesetzentwurf zur Flexibilisierung des Arbeitszeitgeset- Bei den Sozialversicherungsabgaben liegt die Bundesre- zes vorzulegen. Dieser Entwurf sollte es den Tarifpart- publik auf Platz 59 von 63 Plätzen. Bei der Einkommens- nern erlauben, Spielräume der EU-Arbeitszeitrichtlinie steuer auf Platz 57. Mit 30 US-Cent/kWh zahlen wir in durch eigene Regelungsmöglichkeiten besser zu nutzen Deutschland den mit Abstand höchsten Energiepreis der (z. B. durch Vereinbarung einer wöchentlichen anstelle EU. Bei der Bewältigung der demografischen Last liegt einer werktäglichen Höchstarbeitszeit oder durch die Deutschland abgeschlagen auf Rang 47. V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
6 UNSERE VERBANDSGRUPPE Passgenaue Beratungsangebote für Mitgliedsfirmen haben 98 Prozent der Teilnehmer mit „Ja“ geantwortet. Durch ständig neue Rechtsprechung und Gesetzgebung Neben der Information unserer Mitglieder auf unter- wächst ebenso das Informationsbedürfnis im Arbeits- schiedlichen Kanälen bildet weiterhin die individuelle recht kontinuierlich. Große Verunsicherung herrschte Beratung die zweite Säule unserer Hilfestellungen im im vergangenen Jahr bei der Einführung der neuen Da- Personalwesen. Hier geht es regelmäßig um die konkre- tenschutzgrundverordnung (DSGVO). Mit diesem Regel- ten Unternehmensbelange vor Ort, wobei die Mitglie- werk erhielt das Thema Regeltreue (Compliance) noch- der nicht nur auf spezialisierte Juristen/innen, sondern mals einen erhöhten Stellenwert. auch auf Ingenieure zurückgreifen können. Letztere bearbeiten arbeitswirtschaftliche Fragen, die von der Hierzu bekamen unsere Mitgliedsfirmen jeweils aktu- Arbeitszeitgestaltung (z. B. Schichtplanregelungen) bis elle Informationen, angefangen von Checklisten und zur Entgeltgestaltung (Eingruppierungsfragen; Leis- Mustern zur Umsetzung einer notwendigen Risikoana- tungsentgelte etc.) reichen, inzwischen aber auch den lyse bis hin zu einer neuen Unterlage zum Beschäftig- gesamten Arbeitsschutz und die sich abzeichnenden tendatenschutz in unserer Reihe VBU® Wissen. Darüber Demografieprobleme beinhalten. hinaus stand die neue DSGVO im Mittelpunkt einer ge- sonderten Informationsveranstaltung. Zusätzlich wurde So spielt zum Beispiel die Einbindung der Arbeitsschutz- zum Thema Datenschutz ein Ad-hoc-Arbeitskreis einge- gestaltung in die Unternehmensorganisation in Zeiten richtet, um auch einen intensiven Erfahrungsaustausch der immer umfangreicheren und komplexeren Vorschrif- aus der Praxis zu ermöglichen. ten eine wichtige Rolle. Der Arbeitgeber ist gemäß § 3 Arbeitsschutzgesetz verpflichtet, erforderliche Maßnah- Generell erfreuen sich unsere Angebote zur direkten men des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der Wissensvermittlung und zum gemeinsamen Gedan- Umstände zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit kenaustausch im Rahmen von Info-Veranstaltungen, der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen. Er hat die Arbeitskreisen oder Inhouse-Seminaren einer wach- Maßnahme auf ihre Wirksamkeit zu prüfen und erfor- senden Beliebtheit, was sich leicht an der Zahl der Teil- derlichenfalls sich ändernden Gegebenheiten anzupas- nehmer ablesen lässt. In 2018 konnten wir fast genau sen. Nach dem Arbeitsschutzgesetz hat der Arbeitgeber 2.000 Personen begrüßen, die unsere Angebote wahr- die Aufgabe, eine geeignete Organisation aufzubauen, nahmen. Und noch eine Reaktion hat uns besonders ge- um die erforderlichen Maßnahmen des Arbeits- und freut. Auf die Frage in unseren Feedback-Bögen „Wür- Gesundheitsschutzes durchzuführen und zu planen. Ein den Sie die Seminare der VBU® weiterempfehlen?“ wichtiger Punkt des betrieblichen Arbeitsschutzes ist Sicherung des Fachkräftenachwuchses – wachsende Herausforderung Vielfach wird unterschätzt, mit welcher Geschwindig- ■■ Ausbildungsmessen und Firmenkontaktveranstaltun- keit nunmehr die Baby-Boomer-Generation demnächst gen (z. B. Schnuppertage, Speed Dating, Berufsinfotage ihre Werkbänke und Schreibtische in Richtung Ruhe- in Schulen) stand verlässt und damit die Lücke an Fachkräften automatisch vergrößert. Unternehmen sind zusehends ■■ Internetangebote inklusive Social Media (z. B. Auszubil- bei der Gewinnung von Fachkräften mit einer echten denden-Websites/Karriere-Websites, Videos über die Herausforderung konfrontiert. Die Nachwuchsgewin- Ausbildung auf YouTube oder der eigenen Webseite) nung muss deshalb mit neuen Konzepten und innovati- ven Ideen einhergehen. Gerade auch im letztgenannten Bereich bieten inzwi- schen zahlreiche Arbeitgeberverbände z. B. Videos an, Zentrale Maßnahmen eines Ausbildungsmarketings in denen Auszubildende „auf Augenhöhe“ mit Altersge- können sein: nossen über die Ausbildung in diversen Berufen infor- mieren. Dabei können Firmen ihren eigenen Internet- ■■ Zusammenarbeit mit Schulen (z. B. Angebot von auftritt mit diesen Angeboten verlinken. Beispiele: Schülerpraktika und Projekten, Informationsveranstal- tungen für Lehrpersonal sowie Eltern, die Nutzung von www.elementare-vielfalt.de Studienabbrechern als wichtige Ausbildungsressource) https://karriere-papier-verpackung.de www.go-textile.de www.gross-handeln.de www.ausbildung-me.de
7 die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung gemäß zu verbessern. Aus Arbeitgebersicht ist auch die Über- § 5 des Arbeitsschutzgesetzes. Der Arbeitgeber hat durch tragung von Unternehmerpflichten ein maßgeblicher eine Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Ar- und beachtlicher Aspekt des Arbeitsschutzes. Denn der beit verbundenen Gefährdung zu ermitteln, welche Arbeitgeber kann in den meisten Fällen der Vielzahl von Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind. Die Pflichten nicht selbst nachkommen. Er kann zuverlässi- Gefährdungsbeurteilung sollte in Anlehnung an das ge und fachkundige Personen schriftlich damit beauf- Expertennetzwerk „www.gefaehrdungsbeurteilung.de“ tragen, ihm obliegende Aufgaben nach dem Arbeits- sieben Schritte beinhalten: schutzgesetz in eigener Verantwortung wahrzunehmen. Beschäftigte, denen Unternehmerpflichten übertragen 1. Vorbereiten der Gefährdungsbeurteilung, werden, sind in der Regel Führungskräfte, die Weisun- 2. Ermitteln der Gefährdungen, gen geben und durchsetzen sollen. Hierbei sollten auch 3. Beurteilen der Gefährdungen, in den Büro- beziehungsweise Verwaltungsbereichen 4. Festlegen konkreter Arbeitsschutzmaßnahmen, Unternehmerpflichten übertragen werden, was in der 5. Durchführen der Maßnahmen, Praxis häufig nicht umgesetzt wird. 6. Überprüfen der Durchführung und der Wirksamkeit der Maßnahmen Schlussendlich wird das Portfolio unserer Dienstleis- 7. Fortschreiben der Gefährdungsbeurteilung. tungen abgerundet durch die Vertretung unserer Mit- gliedsfirmen vor den Arbeitsgerichten (bis hin zum In der Praxis zeigt sich des Öfteren, dass wichtige Schrit- Bundesarbeitsgericht), aber auch bei außergerichtlichen te in den betrieblichen Gefährdungsbeurteilungen Vorgängen. Zu nennen sind dabei etwa Verhandlungen fehlen oder falsch umgesetzt werden. Hierbei ist insbe- über Interessenausgleiche und Sozialpläne mit Gewerk- sondere die Überprüfung der Wirksamkeit der getrof- schaftsvertretern, Unterredungen mit Fürsorgestellen fenen Maßnahmen zu nennen, die gemäß § 3 des Ar- oder auch Kontakte zu öffentlich-rechtlichen Organen, beitsschutzgesetzes durchgeführt werden müssen. An die mit der Einhaltung von Arbeitnehmerschutzbestim- dieser Stelle sei auf den sogenannten GDA-ORGAcheck mungen betraut sind. (www.gda-orgacheck.de) der gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie – eine Plattform von Bund, Län- Alle Dienstleistungen sind im Übrigen mit einem Jahres- dern und Unfallversicherungsträgern – hingewiesen, die beitrag abgegolten, der sich – von Verband zu Verband es kleinen und mittelständischen Unternehmen ermög- unterschiedlich – nach einem bestimmten Promillesatz licht, ihre Arbeitsschutzorganisation zu überprüfen und der Lohn- und Gehaltssumme richtet. Auch die VBU® selbst bietet ihren Mitgliedsunternehmen kontakte vermittelt. Zusammenfassend kann festge- regelmäßig aktuelle Informationsveranstaltungen und halten werden, dass den Jugendlichen im Prinzip auch Seminare zum Thema sowie Arbeitskreise für den Aus- weiterhin eher klassische Methoden der Ansprache tausch und die Vorstellung von Best-Practice-Beispielen entgegenkommen; festgehalten werden muss aber im Bereich Ausbildungsmarketing an. Über das Schule/ gleichzeitig, dass das Internet die Informationsquelle Wirtschaft-Netzwerk der VBU® werden zudem Schul- Nummer eins ist. V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
Prof. Tobias Meisen Dr. Dirk Hecker Professor für „Technologien und Management der Digitalen Geschäftsführer der Fraunhofer-Allianz „Big Data und Künst- Transformation“ an der Bergischen Universität Wuppertal. Er liche Intelligenz“ sowie stellvertretender Institutsleiter des hat damit eine in NRW erstmalig eingerichtete Professur inne, Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informati- die sich in Lehre, Forschung und Transfer ganz der Thematik onssysteme in Sankt Augustin IAIS. Er hat kürzlich im Auftrag der digitalen Transformation widmet. Gefördert wird die Pro- des Landeskabinetts die Leitung der Geschäftsstelle der Kom- fessur vor der Vorwerk & Co. KG mit 1,5 Millionen Euro. petenzplattform Künstliche Intelligenz KI.NRW übernommen.
9 Künstliche Intelligenz Goldschatz der Industriegesellschaft Künstliche Intelligenz (KI) ist weit mehr als eine wich- tige Aufklärung am besten, damit die Menschen verste- tige Schlüsseltechnologie: Für die Wirtschaft gilt sie hen, worum es überhaupt geht. Zudem halte ich es für als Nährboden vieler neuer, zukunftsstarker Geschäfts- extrem wichtig, dass wir eine Diskussion etwa über ethi- modelle – und wird doch von manchen Kritikern als Job- sche Aspekte führen – und zwar schon jetzt. Nehmen wir killer angesehen. Deutschland mischt weit vorne mit in ein aktuelles Beispiel: Wenn jemand seine persönlichen der KI-Grundlagenforschung. Welche Chancen ergeben Daten im Internet freigibt, muss er wissen, dass er auch sich, welche Herausforderungen und eventuell auch Risi- transparenter wird. Das haben viele Menschen lange ken? Ein Gespräch mit zwei ausgewiesenen Kennern der nicht wirklich ernst genommen. Deshalb ist frühzeitige Materie: Dr. Dirk Hecker von der Fraunhofer-Gesellschaft Aufklärung wichtig. und Prof. Tobias Meisen von der Bergischen Universität Wuppertal. Hecker: Was aber auf keinen Fall passieren darf ist, dass die neue Technik ausgebremst wird – etwa durch Über- Hat Ihnen Künstliche Intelligenz heute schon geholfen, regulierung, zu der wir Deutschen ja einen Hang haben. etwa auf dem Weg hierhin? Dafür ist KI auch in wirtschaftlicher Hinsicht viel zu Meisen: Klar, in Form meines Auto-Navis. Darin steckt na- wichtig, wie Strom eben. Wir dürfen nicht den Anschluss türlich KI. Da ist sie doch schon ganz selbstverständlich. in Europa und weltweit verlieren. Hecker: Bleiben wir beim Auto, beispielsweise bei der Erkennen die Unternehmen hierzulande denn schon Anzeige der aktuellen Tempolimits. Diese Funktion ausreichend, welche Chancen KI bietet – etwa für die möchte ich inzwischen nicht mehr missen. Sie hat mich eigenen Produkte oder für ihre Fertigungsanlangen schon ein paar Mal davor bewahrt, den Führerschein im Betrieb? zu verlieren. Sie funktioniert auf der Basis von Bildver- Hecker: Auch bei vielen kleinen und mittelständischen arbeitung, also dem automatischen Erkennen von Ver- Unternehmen ist das Bewusstsein inzwischen da, dass kehrsschildern. Ich bin mir sicher: In Zukunft wird KI wie KI künftig eine ganz wichtige Rolle spielt. Was oft noch Strom sein. Sie steckt dann überall drin, in jedem kleinen fehlt, ist eine eigene KI-Strategie. Gute Anstöße bieten Endgerät. hier betriebliche Praxisbeispiele. Viel hat sich da bereits unter anderem im Bereich der vorbeugenden Maschi- Was kommt denn auf uns zu? nenwartung getan. Wenn Sensoren und entsprechende Meisen: Nehmen wir das autonome Fahren. Es ändert KI-Software frühzeitig und zuverlässig anzeigen, wann die Art der Fortbewegung. Und es beschleunigt die Ent- etwa eine Schleifmaschine bei der Zahnrad-Fertigung wicklung von Automobilherstellern hin zu Mobilitäts- nicht mehr rundläuft, kann ein Betrieb dadurch viel dienstleistern. Komplette Geschäftsmodelle ändern Geld sparen. Und dass auf Basis vorhandener Daten sich also. Auf andere bahnbrechende Entwicklungen auch ganz neue Geschäftsmodelle entstehen, zeigt sich können wir in der Medizin hoffen, wenn uns datenba- etwa im Bereich Wetterinformationen sehr anschaulich: sierte Verfahren helfen, etwa Krankheiten zu identifi- So können Autohersteller mithilfe der Scheibenwischer- zieren und zu bekämpfen. Oder in der Rechtsprechung, sensoren Zehntausender Fahrzeuge die überregional der industriellen Produktion und beim Ackerbau: KI besten Angaben zur Wetterlage zusammenstellen. kann helfen, fundiertere Entscheidungen zu treffen – Düngemittelhersteller sammeln Wetterdaten, um weil mehr Fakten berücksichtigt werden können. KI er- Landwirten Hinweise zum optimalen Zeitpunkt für die setzt uns also nicht, sondern hilft als Werkzeug bei der Aussaat zu geben. Entscheidungsfindung. Meisen: Und Anlagenbauer bieten ihren Kunden ein Neben Hoffnungen gibt es bei vielen Menschen einwandfreies Funktionieren ihrer Maschinen durch Ängste gegenüber der Künstlichen Intelligenz und Online-Überwachung rund um die Uhr an. Gleichzeitig ihren Auswirkungen. Können Sie die zerstreuen? verkaufen sie neue Anlagen immer öfter nicht mehr, Meisen: Wenn sich eine neue Technologie entwickelt, sondern vermieten sie. Alles zusammen kann beiden gibt es immer auch Skepsis oder sogar Ängste bei vielen Seiten deutliche Vorteile bringen. Am meisten gewinnen Menschen. Das ist nichts Neues. Dagegen hilft frühzei- die, die frühzeitig dabei sind. V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
10 „Mitarbeiter rechtzeitig für Zukunftsaufgaben ausbilden.“ „Neue Chancen bietet auch der 2. oder 3. Bildungsweg.“ Für Betriebe, die ihre Anlagenparks modernisieren und Und später gehen doch Arbeitsplätze verloren? ihre Organisation umstellen, ist das erst einmal sehr Hecker: Auf der Hand liegt, dass Tätigkeiten in den Be- teuer. Wie kann man sicherstellen, dass sich reichen Informatik, Technik und Naturwissenschaften KI-Investitionen für den eigenen Betrieb lohnen? weiterhin sehr nachgefragt sein werden. Für Personen, Hecker: Garantieren kann man das nicht. Solche Pro- die eine weniger gute Aus- und Weiterbildung genos- zesse können auch scheitern, was wir in Deutschland sen haben, sieht das schon anders aus, vor allem bei sich erst noch lernen müssen. Sagen wir mal, von zehn an- häufig wiederholenden Tätigkeiten. Es kann aber auch spruchsvolleren Anwendungsfällen lohnen sich sieben sein, dass Fabriken, die in den letzten zwanzig Jahren nicht. Aber die drei, die sich durchsetzen, werden dann nach Asien gewandert sind, aufgrund des höheren Au- möglicherweise die Zukunft des Unternehmens ent- tomatisierungsgrades wieder zurückkommen, weil sie scheidend mitprägen. Empfehlenswert ist es auf jeden hierzulande wieder wettbewerbsfähig produzieren kön- Fall, Beratung in Anspruch zu nehmen – so, wie sie bei- nen. Erste Beispiele gibt es bereits. spielsweise von Fraunhofer oder der Bergischen Univer- sität angeboten wird. Deutschland wird jedenfalls sehr davon profitieren, wenn wir insbesondere in lebenslanges Lernen investie- Meisen: Ich denke, wir müssen auch unsere Investiti- ren und mehr in die Informatik- und Mathematikausbil- onskultur an dieser Stelle hinterfragen. Was KI-Investi- dung. Fachkräfte in diesen Bereichen sind und bleiben tionen bringen, ist bei komplexeren Vorhaben extrem gesucht, auch solche, die auf dem zweiten oder dritten schwer zu sagen, weil man nicht alle Parameter kennt. Bildungsweg in diese Richtung gegangen sind. Wer aber mit weniger weitreichenden Projekten Erfolge erzielt hat, bei dem steigt womöglich die Bereitschaft, Herr Meisen, kann die Bergische Universität den Unter- mehr zu wagen. nehmen in der Region auf diesem Weg weiterhelfen? Meisen: Ja, aus mehreren Gründen. Zum einen geht es Oft wird gesagt, KI gefährde Jobs. In den letzten Jahren natürlich um die Lehre – darum, geeignete „Köpfe“ he- ist die Zahl der Arbeitsplätze in Deutschland allerdings ranzubilden. Zum anderen haben wir hier auch praxis- stark gestiegen. orientierte Kompetenzen gebündelt – in den techni- Meisen: Mit jeder grundlegenden technischen Innovati- schen Bereichen ebenso wie zu Fragestellungen in der on werden erst einmal viele neue Jobs geschaffen – und Ethik und in der betrieblichen Organisationsentwick- die alten verschwinden auch nicht sofort. Allerdings lung. Innerhalb der Hochschule können wir schnell Wis- wird es einen Wandel der Arbeitsaufgaben geben, auch sen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenziehen. im Laufe des Berufslebens jedes Einzelnen. Wir sprechen Da sind wir sehr weit vorne dabei. Und der Bedarf in den da von einer Work-Life-Learn-Balance, also von der Wei- Unternehmen ist definitiv da – nicht nur im Bergischen: terentwickelung jedes Einzelnen für seine nächste Rolle Standorte wie unserer, die nahe an der Praxis dran sind, im Job. Die Unternehmen müssen diese Entwicklung von werden über ganz Deutschland verteilt benötigt. sich aus vorantreiben – indem sie ihre Mitarbeiter recht- zeitig für deren zukünftige Arbeitsaufgaben ausbilden. Wie steht es um die Schulen? Dazu gehört, dass sie ihnen auch die dafür notwendige Meisen: Was das Thema KI angeht – wir gehen damit Zeit einräumen. Es lohnt sich auch wirtschaftlich. auch an Schulen, bieten beispielsweise Kurse im Rah-
11 men der Initiative Bergisches Schul-Technikum (BeST) umso wichtiger ist der industrielle Bereich und der Be- an. Und es zeigt sich: Schülerinnen und Schüler begeis- reich Mobilität. Da erleben wir derzeit ganz entschei- tern sich sehr schnell für entsprechende Inhalte. Das dende Jahre. Gerade bei Business-to-Business-Anwen- macht es leichter, sie für die MINT-Fächer zu gewinnen. dungen, wie im Maschinen- und Anlagenbau, haben wir die nötige ingenieurwissenschaftliche Fachexper- Hecker: Eines der größten Bildungsprogramme für Kin- tise. Und wir haben den Zugriff auf die Maschinen- der und Jugendliche im Bereich Programmieren und KI daten, was unglaublich wichtig ist. Was vielen Betrie- kommt von Fraunhofer – die MINT-Initiative Roberta. ben aber fehlt, ist eine echte Datenstrategie. Hier müs- Über die Open-Source-Programmierplattform Open sen wir dringend vorankommen. Das haben amerikani- Roberta Lab können zahlreiche Roboter-Systeme, Mi- sche Konzerne ganz anders verinnerlicht. crocontroller bis hin zu Smart-Home-Geräten intuitiv und spielerisch programmiert werden. Bis jetzt haben Meisen: Genau. Selbst wenn man Maschinendaten ak- wir insgesamt knapp 500.000 Schülerinnen und Schü- tuell möglicherweise noch nicht konkret nutzen kann, ler erreicht und konnten 2.000 Lehrkräfte zu Roberta- sollten Betriebe ihre Daten langfristig speichern. Sie Teachern fortbilden. Etwas Vergleichbares gibt es nicht sind für die produzierende Industrie so etwas wie Gold- einmal in den USA. Übrigens: Sogar die aktuellen Robo- barren, die es sorgsam aufzubewahren gilt. tik-Fußball-Weltmeister kommen aus NRW. Die Univer- sität Bonn konnte schon zum wiederholten Mal den Worauf noch kommt es in Zukunft an, damit wir auf Titel verteidigen. Die japanische Mannschaft wurde Dauer gegen amerikanische und chinesische Wettbe- im Viertelfinale 16:0 geschlagen. Auch so etwas belegt werber bestehen können? doch: Robotik ist eine unserer echten Stärken, auch hier Hecker: Ganz entscheidend ist, dass wir auf den Ge- in NRW. bieten KI und Maschinelles Lernen in Deutschland und Europa effizient zusammenarbeiten und Doppelent- Sind wir noch nicht abgehängt durch Größen wie wicklungen vermeiden. Darum ist nicht zuletzt das KI- Alibaba, Google und Co? Netzwerk, das in NRW gerade aufgebaut wird, so un- Hecker: Verbrauchernahe Anwendungen wie Alexa sind glaublich wichtig. Ich habe das gute Gefühl, dass wir das eine. Da geben andere den Ton an. Für Deutschland auf dem richtigen Pfad sind. Wettkampf um Schlüsseltechnik NRW baut KI-Kompetenz aus Nordrhein-Westfalen gilt als starker Standort für Künstliche Intelligenz in Deutschland – und soll es bleiben. Dafür werden im Auftrag des Landeskabinetts derzeit die landesweite Kompetenzplattform Künst- liche Intelligenz (KI.NRW) aufgebaut und ein Master- plan KI für das Land erarbeitet. Dieser soll 2019 erstellt werden. An KI.NRW beteiligen sich Hochschulen, For- Die Bergische Universität bietet Betrieben erstklassige schungseinrichtungen mit anwendungsbezogenen Kooperations-Möglichkeiten. Schwerpunkten, Start-up-Initiativen und Betriebe. Ein regionaler Schwerpunkt des landesweiten Netz- Für Unternehmen werden konkrete Angebote im Be- werks ist Wuppertal mit der Bergischen Universität. reich KI entwickelt – darunter ein „KI Readiness-Check“ Hier eröffnete im Herbst 2018 das interdisziplinä- und Anwendungsbeispiele, die Betrieben den Einstieg re Zentrum „Machine Learning and Data Analytics“ in die Thematik erleichtern sollen. Auch sollen neue (IZMD). Dieses verfügt über zwei tragende Säulen, KI-Produkte und -Dienstleistungen entstehen. Auf der nämlich wissenschaftliche Forschung und die Zusam- Agenda steht zudem die Stärkung der beruflichen Wei- menarbeit von Wissenschaft und (regionaler) Wirt- terbildung. Dafür sollen an mehreren Standorten Lern- schaft. Die Transfersäule trägt den Namen „Bergische labore für Beschäftigte entstehen. Nicht zuletzt soll Innovationsplattform für Künstliche Intelligenz (BIT)“. der Dialog mit Bürgern und gesellschaftlich relevanten Weitere Schwerpunkte sind Aachen, Bonn/Sankt Au- Gruppen zu allen Fragen rund um KI ausgebaut wer- gustin, Dortmund und Ostwestfalen-Lippe. den – auch in den Bereichen Technikfolgen und Ethik. V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
Menschen mit Geschäftsideen finden im Bergischen einen fruchtbaren Boden.
13 Firmengründungen im Bergischen Die Hochkaräter strahlen heller Das Bergische Land – eine der bedeutendsten Industrie- Social-Media-Shitstorms berät. Derzeit entwickelt Lars regionen Deutschlands. Viele traditionsreiche Betriebe Niggemann mit inzwischen drei Mitarbeitern unter an- hier haben weltweit einen guten Ruf. Wenn es um Inno- derem eine Krisenmanagement-App. Prevency entstand vationen und neue Arbeitsplätze geht, rücken verstärkt 2015 in Düsseldorf. Doch wegen der günstigeren Mieten allerdings auch Firmen-Neugründungen ins Blickfeld. und der vorteilhaften Lage in NRW ging es wenig später Ein Rundblick auf die Start-up-Szene – im Bergischen, in nach Wuppertal. Deutschland und weltweit. Sogar zwölf Mitarbeiter beschäftigt Jan Kühr heute. Der Gründer schafften 420.000 Jobs pro Jahr Werkzeugmechaniker und Industriemeister aus Rem- Die schlechte Nachricht vorweg: In Deutschland wagen scheid kennt sich in der Einzelanfertigung von Spezi- seit einigen Jahren immer weniger Menschen den Weg alwerkzeugen und Ersatzteilen für Maschinen bestens in die unternehmerische Selbstständigkeit. Bundes- aus. Mit diesem Wissen zog er 2017 eine eigene Ferti- weit gab es laut Kfw-Bankengruppe zuletzt nur noch gung auf. Selbst in Thailand hat Kühr Kunden – Firmen, eine knappe Viertelmillion Vollerwerbsgründer. Brem- die händeringend nach Ersatzteilen für alte deutsche send auf den Gründergeist wirke derzeit vor allem die Maschinen suchen, die dort noch in Betrieb sind. gute Situation am Arbeitsmarkt, urteilen die Experten. Sprunghaft angezogen ist erfreulicherweise allerdings Die Reihe weiterer bemerkenswerter Beispiele ist lang. der Anteil echter Hochkaräter unter den Neugründun- Sie reicht vom Softwareunternehmen Entrance, das klei- gen – also von Innovations- und Wachstumstreibern. Sie ne Serviceroboter etwa für Seniorenzentren und Firmen- tragen wesentlich dazu bei, dass neue Firmen pro Jahr lobbys programmiert, bis zur Solinger Online-Plattform rund 420.000 Vollzeitarbeitsplätze schaffen. Manugoo, auf der sich Verbraucher an der Entwicklung neuer Konsumprodukte beteiligen können. Oder die Weltweit Gründerland Nummer 1 sind immer noch die Wuppertaler Filmemacher von „Outside the Club“: Sie USA. Vor allem China holt aber mit großen Schritten auf: produzieren mit großem Erfolg Filmserien – zum Beispiel Jeden Tag werden allein in den 160 Hightech-Förderzo- „Wishlist“ – für TV-Sender und Web-Streamingdienste. nen des Landes rund 1.000 neue Firmen registriert, mel- det die deutsche Außenwirtschaftsagentur GTAI. Vom Viele Anlaufstellen für Gründer Staat finanziell kräftig befeuert werden insbesondere Gründungsinteressierte haben im Bergischen zahlreiche strategisch wichtige Industriebereiche wie Elektromobi- Anlaufstellen – darunter die öffentlichen Startercenter lität, Biotechnologie und künstliche Intelligenz (KI). und das Wuppertaler W-Tec. Mit 225 dort ansässigen Firmen ist es das größte Technologiezentrum Deutsch- Innerhalb Deutschlands ist Nordrhein-Westfalen Spit- lands. Noch neu im Geschäft ist der 3D-Startup-Campus zenreiter beim Gründungsgeschehen. Laut Institut im Gründer- und Technologiezentrum Solingen. Es un- für Mittelstandsforschung (IfM) ist etwa jedes fünfte terstützt Projekte zu der neuen additiven Fertigungs- Jungunternehmen hier beheimatet. Das Bergische Städ- technologie und im Bereich innovativer audiovisueller tedreieck allein kommt demnach auf rund 3.000 Neu- Software (Augmented und Virtual Reality). Seit 2015 gründungen pro Jahr. Hier liegt die Gründungsintensität besteht der Verein Gründerschmiede Remscheid. Zu sei- – sie ergibt sich aus der Zahl der Firmengründungen in nen Mitgliedern gehört unter anderem die Forschungs- Bezug zu allen Erwerbsfähigen – leicht über dem Lan- gemeinschaft Werkzeuge. Ideenreichen Menschen ge- desschnitt. Besonders erfreulich: Jede achte gewerbliche boten werden Beratung, Weiterbildung, eine professio- Neugründung will zusätzliche Mitarbeiter einstellen. nelle Büro-Infrastruktur sowie eine enge Vernetzung mit Landesweit sieht es nur im Münsterland und in Süd- der regionalen Wirtschaft. westfalen besser aus. Einen erstklassigen Nährboden für Gründungsideen bie- Vielfältige Start-up-Landschaft im Bergischen tet nicht zuletzt die Bergische Universität. Sie ist bereits Ein Beispiel für die fruchtbare Start-up-Szene im Ber- mehrfach für ihr bundesweit vorbildliches Engagement gischen ist Prevency, das andere Unternehmen im für Gründerinnen und Gründer aus der Hochschule aus- vorbeugenden Umgang mit Krisensituationen und gezeichnet worden. V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
Schülerinnen und Schüler von über 60 allgemein- bildenden Schulen nutzen BeST-Kursangebote.
15 Bergisches Schul-Technikum (BeST) Jugendliche erkunden ihre Zukunft Den Spieleklassiker „Vier gewinnt“ neu erfinden, von und Luftfeuchtigkeit messen können. Dafür programmie- seiner Struktur bis zur Gestaltung: Mit diesem Auftrag ren sie unter anderem ein WLAN-Modul. Die fertigen Sys- waren drei Mädchen und sieben Jungs der Wuppertaler teme dürfen die Teilnehmer zu Hause einsetzen. St.-Anna-Schule eine Woche lang in vier Firmen im Ber- gischen Land unterwegs. Gemeinsam haben sie ihre Das Solinger Unternehmen Zwilling lässt seine Gäste ei- Variante des Spiels designt, per CAD-Programm gezeich- nen Blickfang für ihr Zimmer designen – einen LED-Alu- net und schließlich mit einem 3-D-Drucker gefertigt. „Wir Würfel. Ihn können die Teilnehmer durch Fräsen, Bohren haben alles kennengelernt“, schwärmt ein Teilnehmer. oder Drehen nach eigenen Vorstellungen erschaffen. „Auftraggeber“ waren die Firmen Generationdesign, Wie man ein Solarflugzeug baut, das ohne Treibstoff aus- MKW, die Berger Gruppe und Bornemann aus dem kommt, zeigt der Zangenhersteller Knipex in Wuppertal. Maschinenbaunetzwerk Bergisch Land. Gemeinsam un- Hier können die Schüler Solarflugzeugmodelle aus unter- terstützten sie mit ihrem Projekt das Bergische Schul- schiedlichen Werkstoffen planen und bauen. Sie lernen Technikum (BeST), das Schülerinnen und Schüler meist dabei unter anderem, wie Sonnenenergie in elektrische weiterführender Schulen mit attraktiven Kursen für Energie umgewandelt wird und wie dadurch die Rotoren Technik und Naturwissenschaften begeistern will (Kas- angetrieben werden. ten). Viele der Kurse finden in heimischen Betrieben statt. Die BeST-Kurse sind kostenfrei und dauern zwischen ei- Bei den Schülerinnen und Schülern gefragt ist auch der nem Tag und mehreren Wochen. Zum Abschluss gibt es Kurs „Lack – mehr als Farbe“. Hier lernen Jugendliche in ein Zertifikat und einen positiven Eintrag auf dem Halb- Unternehmen der Lackindustrie alles rund um Farben jahreszeugnis. Grundsätzlich finden die Kurse außerhalb und Lacktechnologie kennen. Fünf Tage lang experimen- der Schulzeit statt, oft in den Ferien. Veranstaltungsorte tieren sie mit unterschiedlichen Lacken und gewinnen sind die jeweiligen Partnerunternehmen, die Bergische spannende Einblicke in die heimische Wirtschaft. Universität oder einer der zehn Schwerpunktstandorte im Bergischen Städtedreieck. Der jüngste davon ist das Beim Solinger Edelstahlspezialisten Vogel-Bauer lautet „Quartierslabor Wuppertaler Nordstadt“. Es eröffnete das Motto „Nimm dir Zeit“: Interessierte fertigen unter 2018 und soll insbesondere Haupt- und Realschülern Un- Anleitung von Mitarbeitern des Technischen Berufskol- terstützung bei der Berufswahl bieten. legs Solingen TBK Wand-, Tisch- oder Sonnenuhren. „CNC Meets 3D-Druck“ heißt das neue Angebot des Be- Die MINT-Welt entdecken rufsbildungszentrums der Industrie in Remscheid. Dabei entsteht ein „Koordinatenwürfel“ aus Alu und Kunststoff. Das Bergische Schul-Technikum zdi-Zentrum BeST Mithilfe eines 3D-CAD-Programms wird zunächst ein di- ermöglicht Schülerinnen und Schülern ab der Jahr- gitales Modell entworfen. Anschließend erzeugen die gangsstufe 7, sich neben dem Unterricht frühzeitig Teilnehmer mit einer CNC-Drehmaschine die benötigten über Berufsfelder und Studiengänge im MINT-Be- Metallelemente und mit einem 3D-Drucker die noch feh- reich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaf- lenden Kunststoffbauteile. ten, Technik) zu informieren. Es ist Teil des Projekts „Zukunft durch Innovation.NRW – zdi“ zur Förde- Fünf Tage lang lernen Kursteilnehmer die Vorwerk Elek- rung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses. trowerke in Wuppertal kennen: Sie beschäftigen sich mit Träger sind die Bergische Universität Wuppertal, das der Bleche-Fertigung, können nach kurzer Zeit Bauteile Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW so- im 3D-Druck herstellen, die Software von Robotern pro- wie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur grammieren und diese mit dem Handy steuern. für Arbeit. BeST arbeitet mit über 60 allgemeinbil- denden Schulen der Region zusammen und wird von Auch Vaillant aus Remscheid macht Zukunftstechnologi- zahlreichen Unternehmenspartnern im Bergischen en zum Thema. Jugendliche entwickeln Smart-Home-Sys- Städtedreieck unterstützt. www.zdi-best.de teme, mit denen sie später LEDs steuern sowie Temperatur V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
Die Konjunkturaussichten haben sich eingetrübt. Das verschärft den inter- nationalen Wettbewerb zusätzlich.
17 Konjunktur „Fette Jahre wohl erst einmal vorbei“ Seit einigen Monaten kappen Wirtschaftsforscher Investitionen bei den Fertigungsmethoden und der in Deutschland und international ihre bisherigen gesamten Arbeitsorganisation erfordert (siehe auch Konjunkturprognosen für das Jahr 2019. Der Sachver- Doppelinterview). ständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirt- schaftlichen Entwicklung halbierte seine Wachstums- Erhebliche Konjunktur-Risiken prognose für 2019 zuletzt sogar beinahe: Er kommt Ob derzeit lediglich eine Konjunkturdelle durchschritten jetzt nur noch auf ein Plus von 0,8 Prozent. Die wird und ob die heimische Wirtschaft letztlich mit einem „Grunddynamik“ der deutschen Wirtschaft habe sich blauen Auge davonkommt, muss sich erst noch zeigen. insgesamt verlangsamt, urteilen die Wirtschaftsweisen. Denn die Risiken sind groß – sie reichen vom unsicheren Immerhin sei keine Rezession in Sicht. Und auch der Ausgang des Brexit-Prozesses bis zu den ungelösten Jobaufbau in Deutschland gehe weiter, wenn auch Handelskonflikten zwischen den USA, Europa und China. schleppender als bisher. Klar jedoch wird, um es mit Worten von Finanzminister Scholz zu sagen: Die fetten Klar ist zudem: Kippt das Wirtschaftswachstum, Jahre sind wohl erst einmal vorbei. verschärft sich der Standortwettbewerb auch auf der Kostenseite. Und hier ist Deutschland gegenüber Staatlicher Haushaltsspielraum wird überreizt den meisten Industrieländern im Nachteil. Das zeigt Doch obwohl sich die Konjunktur spürbar abkühlt und ein Ländervergleich bei den Lohnstückkosten. Diese das Wachstum der Steuereinnahmen nachlässt, plant sind beispielsweise bei der Neuansiedlung von die Bundesregierung zahlreiche neue Gesetzesprojekte. Unternehmen oder im Ringen um Fertigungsaufträge Deren Kosten könnten den verfügbaren staatlichen von großer Bedeutung. In ihre Berechnung fließen Haushaltsspielraum erheblich übersteigen. Allein die sowohl die Arbeitskosten als auch die Produktivität ein. Umsetzung der Rentenpläne – von der Grundrente Im Schnitt liegen die Lohnstückkosten in den großen laut SPD-Konzept über die Mütterrente bis hin zu Industrieländern weltweit um 8 Prozent unter dem Zuschüssen zu den Betriebsrenten – würde bis 2022 deutschen Niveau, meldet das Institut der deutschen insgesamt etwa 28 Milliarden Euro verschlingen. Zwar Wirtschaft. Japan ist demnach sogar 14 Prozent könnte eine antizyklische Finanzpolitik mitsamt der preiswerter und die USA gleich um 20 Prozent. Aufnahme neuer Schulden in einer wirtschaftlichen Talsohle durchaus sinnvoll sein. Das gilt aber nur, wenn Das deutsche Kostenproblem gewinnt das Geld für Investitionen in die Zukunft genutzt würde. zusätzliche Bedeutung Und das ist hier definitiv nicht der Fall. Dagegen wurden Überhaupt nicht ins Bild passen da kostentreibende wichtige Zukunftsetats im Bundeshaushalt zum Teil Maßnahmen hierzulande wie die Erhöhung des kräftig beschnitten – darunter die Posten für die Bereiche Mindestlohns und die neue Brückenteilzeit. So gut Bildung und Förderung der Künstlichen Intelligenz. gemeint dergleichen auch sein mag – es könnte sich spätestens dann rächen, wenn die nächste größere Mit Flexibilität gegen mangelnde Auslastung Krise kommt. Für die Politik ist es höchste Zeit, endlich Die Industrieunternehmen im Bergischen sind derweil gegenzusteuern – durch eine endlich wieder wirtschafts- im Großen und Ganzen zwar gut aufgestellt. Sie verfü- und arbeitsplatzfreundliche Politik. gen über – vielfach sogar weltweit – gefragte Produkte und moderne Fertigungsanlagen. Doch erste Betriebe Den derzeitigen Konjunktureinbruch allein der beklagten eine mangelnde Auslastung. Gefordert ist Großen Koalition in die Schuhe zu schieben, sei jetzt Flexibilität gerade auch bei den Arbeitszeitkonten zwar verfehlt, urteilt Clemens Fuest, Chef des ifo – in Form eines Abbaus von Plusstunden, die in der Instituts in München. Dennoch geht der angesehene Vergangenheit angefallen sind, und teilweise sogar Wirtschaftsforscher hart mit der Politik ins Gericht: schon mithilfe des Aufbaus von Minusstunden. „Richtig ist, dass die Bundesregierung die Verbesserung des Industriestandortes seit Jahren nicht interessiert Hinzu kommt: Die Betriebe stehen auch in puncto hat. Man verließ sich viel zu lange darauf, dass die Finanzen unter Druck. Das liegt unter anderem an der günstige Situation anhält. Und dafür werden wir einen Digitalisierung, die mittel- und langfristig enorme Preis bezahlen.“ V ereinigung B ergischer U nternehmerverbände
Vorstand: Rolf A. Königs (Vorsitzender) Geschäftsführung: Rechtsanwalt Frank R. Witte: Dipl.-Inform. Bernhard Mecking (stellvertretender Vorsitzender) (Sprecher) Jörg H. Iseke (Schatzmeister) Rechtsanwalt Dr. Klaus-Peter Starke: Vorstandsrat: Dipl.-Kfm. Marcus Brinkmann Alexander Christians Dipl.-oec. Jan Peter Coblenz Professor Dr. Wolfgang Kleinebrink: Dipl.-Ing. Horst Gabriel Jörg H. Iseke Rolf A. Königs Thomas Perterer Dipl.-Betriebsw. Frank Preißner Dirk Sachsenröder Dipl.-Kfm. Jürgen Schneider Dipl.-Kfm. Ralf Waltmann Abteilungen: Recht und Personalwesen: Assessor Michael Schwunk (Ltg.) PR, Bildung, Statistik: Dipl.-Bw. Jürgen Steidel Assessorin Jutta Ebsen Dipl.-Soz.-Wiss. Elke Schneider Rechtsanwalt (Syndikusrechtsanwalt) Stefan Hinz Rechtsanwalt (Syndikusrechtsanwalt) Roland Joschko Arbeitswirtschaft: Dipl.-Ing., Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Achim Dahm Rechtsanwalt (Syndikusrechtsanwalt) Kjell Arne Zähler (LL.M.) Dipl.-Ing. Jana Scheve Assessorin Birgit Mathias (Mönchengladbach) Rechtsanwalt Dr. Holger Todisco (Solingen) Mitgliedsverbände: Metall Arbeitgeberverband VABI Chemie Großhandel Textil Wuppertal/Niederberg Solingen Dipl.-Kfm. Dipl.-Betriebsw. Dirk Sachsenröder Dipl.-oec. Rolf A. Königs Dipl.-Ing. Jürgen Schneider Frank Preißner Jan Peter Coblenz Horst Gabriel Dipl.-Kfm. Dipl.-Kfm. Julia Niederdrenk Dipl.-Inform. Holger Lassen Dr. Frank A. Trotz Markus Simon Johannes G. Berger Vorstand Bernhard Mecking Sven vom Feld Dipl.-Ing. Michael Vitz Dipl.-Kfm. Wolfgang Wüsthof Gangolf Kohn Dipl.-Kfm. André Bovenkamp Heiko Mencke Dipl.-Ing. Markus Schmitz RA RA RA RA Prof. Dr. RA Dr. Klaus-Peter Starke Dr. Klaus-Peter Starke Frank R. Witte Frank R. Witte Wolfgang Kleinebrink Dr. Klaus-Peter Starke GF
Innere Verwaltung und Personalwesen, PR; Unternehmensverband der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie Nordrhein e. V. Arbeitsmarktpolitik, Arbeitswirtschaft; Allgemeine Tarif- und Bildungspolitik Arbeits- und Sozialrecht; Textilakademie NRW; Lehrbeauftragter an der Hochschule Niederrhein Innere Verwaltung: Kathleen Anderseck (Ltg.), Anna Andri Kalk Leder Papier Transport Thomas Perterer Dipl.-Kfm. Dipl.-Kfm. Alexander Christians Marcus Brinkmann Ralf Waltmann Jörg H. Iseke Olaf Hügelmeyer Dipl.-Betriebsw. Michael Feldhof Axel Gümmer Lisa Schute Prof. Dr. RA RA Prof. Dr. Wolfgang Kleinebrink Dr. Klaus-Peter Starke Frank R. Witte Wolfgang Kleinebrink Stand: 01. 04. 2019
www.vbu-net.de
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