Engstligenalp bei Adelboden - Ausbaukonzept
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WTM-Kurs 2000/2001 Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden Verfasser: Sandra Burn Martin Hari Rolf Zurbrügg Adelboden / Aeschiried, Juli 2001
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Fallstudienarbeit „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort 4 1. Einleitung 1.1. Ausgangslage 5 1.2. Auftrag und Zielsetzung 5 1.3. Vorgehen 5 2. Ausgangsanalyse 2.1. Geschichte der Engstligenalp 6 2.2. Touristische Entwicklung / Rückhalt in der Region 7 2.3. Zukunftsaussichten der Engstligenalp / Auflistung der Stärken und Schwächen 9 2.4. Finanzielle Ausgangslage der „Engstligenalp AG“ 10 2.5. Geplante Zusammenschlüsse von Transportunternehmungen in Adelboden-Lenk 12 2.6. Destinationsmarketing Adelboden / Leitbild Adelboden Tourismus 13 3. Entwicklungsschwerpunkte 3.1. Kapazitätserweiterung Beschäftigungsanlagen 3.1.1. Ausgangslage 15 3.1.2. Möglichkeiten / Varianten 16 3.1.3. Beurteilung der favorisierten Massnahme für die ganze Region 17 3.2. Erneuerung / Ausbau Berghotel 3.2.1. Ausgangslage 18 3.2.2. Mögliche finanzielle Auswirkungen 20 3.3. Kapazitätserweiterung Zubringeranlage 3.3.1. Ausgangslage 22 3.3.2. Ausbauvariante 23 3.3.3. Beurteilung der Massnahmen für die ganze Region 24 2 -- ....2
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ 4. Gesamtübersicht der möglichen finanziellen Auswirkungen 4.1. Berechnungsgrundlagen 24 4.2. Investitionsplan / Abschreibungsrechnung / Finanzkosten 25 4.3. Planerfolgsrechnung 2002 – 2007 25 4.4. Kapitalbedarfsplanung 25 4.5. Szenarien PESSIMO / REALO / OPTIMO 26 5. Zusammenfassung 5.1. Das Wichtigste der Ausgangsanalyse 27 5.2. Zusammenfassung der Entwicklungsschwerpunkte 5.2.1. Beschäftigungsanlagen 27 5.2.2. Neues Berghotel 28 5.2.3. Zubringeranlage 28 5.3. Fazit der finanziellen Auswirkungen 29 6. Empfehlungen an den Verwaltungsrat / Prioritätenliste 29 7. Anhang 7.1. Literaturverzeichnis 7.2. Abkürzungsverzeichnis 7.3. Interview-Verzeichnis 7.4. Abbildungsverzeichnis 7.5. Tabellenverzeichnis 7.6. SWOT-Analyse 7.7. Übersichtsplan 7.8. Baupläne Berghotel 7.9. Kapazitätsberechnungen 7.10.* Planerfolgsrechnungen inkl. Nebenrechnungen 7.10.1. Szenario PESSIMIO 7.10.2. Szenario REALO 7.10.3. Szenario OPTIMO 7.11. Impressionen * nur in gedruckter Fassung 3 -- ....3
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Vorwort Diese Fallstudienarbeit entstand im Rahmen des einjährigen, berufsbegleitenden Ergän- zungsstudiums „Weiterbildung in Tourismus-Management“ am Institut für Tourismuswirt- schaft der Hochschule für Wirtschaft in Luzern. Das erworbene theoretische Wissen konnte gepaart mit dem praktischen Wissen aus dem Berufsleben in diesem Projekt eingesetzt werden. Ziel war es, der Aufgabenstellung mög- lichst gerecht zu werden und den Auftraggebern eine Entscheidungshilfe bei der Beurtei- lung der geplanten Aus- und Neubauvorhaben auf der Engstligenalp zu geben. Aufgrund des Umstandes, dass ein Gruppenmitglied selber dem Verwaltungsrat sowie der Geschäftsleitung der auftraggebenden Unternehmungen angehört, konnte auf viele inter- ne Informationen zurückgegriffen werden. Die gemeinsame Erarbeitung der Fallstudienarbeit sowie die interessanten und konstruk- tiven Diskussionen förderten innerhalb des Teams das gesamtheitliche, vernetzte Den- ken. Für die wertvolle Zusammenarbeit bedanken wir uns bei folgenden Personen: Herr Jürg Fuchs, Dozent an der Academia Engiadina Frau Barbara Freiburghaus, Notarin / Verwaltungsrätin der Luftseilbahn Engstligenalp AG Die Autoren: Sandra Burn Martin Hari Rolf Zurbrügg Adelboden / Aeschiried, Juli 2001 4 -- ....4
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ 1. Einleitung 1.1. Ausgangslage Im März 2001 hat der (einheitliche) Verwaltungsrat der Skilifte Engstligenalp AG, der Luft- seilbahn Engstligenalp AG sowie der Berghotel Engstligenalp AG Sandra Burn, Martin Hari (beide Adelboden) und Rolf Zurbrügg (Aeschiried), den Auftrag erteilt, ein Ausbau- konzept für die Engstligenalp bei Adelboden zu erarbeiten. 1.2. Auftrag und Zielsetzung Der Auftrag wurde zwischen den Auftraggebern und den Auftragnehmern wie folgt um- schrieben: Auflistung der Chancen und Risiken einer Randregion in der Destination Adelboden. Be- urteilung des geplanten Ausbaus und der Erneuerung der Transportanlagen sowie der Gastronomie unter Berücksichtigung der eigenen finanziellen Möglichkeiten sowie den Gesamtinteressen Adelbodens. Ausarbeitung einer Prioritätenliste zu Handen des Verwal- tungsrates. 1.3. Vorgehen Zur Erarbeitung des vorliegenden Ausbaukonzeptes wurde folgendes Vorgehen gewählt: ® Beschaffen und Auswerten von Grundlagenarbeiten, statistischen Daten und betrieb- lichen Kennzahlen ® Geländebesichtigungen, Gästeumfragen und Gespräche mit der Geschäftsleitung der Transportbetriebe der Engstligenalp sowie des Pächterehepaares des Hotels ® Analysieren des IST-Zustandes ® Darstellung und Beurteilung der Ausbauvorhaben. Aufzeigen von finanziellen Konse- quenzen der favorisierten Ausbauvorhaben ® Erarbeitung einer Prioritätenliste zu Handen des Verwaltungsrates 5 -- ....5
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ 2. Ausgangsanalyse 2.1. Geschichte der Engstligenalp1 Die 1950 m.ü.M. liegende Engstligenalp ob Adelboden wird erstmals im Jahre 1232 schriftlich als "Itensscigulam" erwähnt. Die Alp wurde vom Ritter Werner von Kien an den Bischof Landri von Sitten verkauft. Im Jahre 1817 kaufte sich die Alpschaft von jeglicher Lehenspflicht los. In jener Zeit blühte die Tuchfabrikation im Frutigland. Die Wolle galt viel. Deshalb wurde auch die rauhe Engstligenalp fast ausschliesslich mit Schafen besetzt. Etwas Vieh und gegen 60 Jung- pferde grasten auf dem Läger. Nur eine Hütte, das "Schäferstäfi" beim "Guggihubel", stand damals. Adelbodmerbuben stiegen am Sonntag den schmalen Pfad durch die Engstligfluh hinauf und versuchten auf den halbwilden Pferden zu reiten. Manche wilde Hatz endete kopfüber in Gras und Steinen. Die Tiere zügelte man vom Birg auf die Hinte- re Engstligenalp und über den Artelengrat auf die Vordere Engstligenalp. Erst 1904/05 wurde ein Fahrweg für das Vieh durch die Fluh hinauf gesprengt. Heute ist die Engstligenalp gemeinsamer Besitz ("e gmiina Bärg") von etwa 60 Anspre- chern. Sie bietet während 10 Wochen Nahrung für 340 Kühe (340 ½ Kuhrechte). Ein Kuh- recht gilt im Handel bei 30’000 Franken. Anstelle einer Kuh kann man 6 Geissen auf die Alp treiben, das heisst jedes Kuhrecht ist in 6 Geissen unterteilt. Etwa 3 Wochen vor der Alpfahrt findet in Frutigen die Bergrechnung statt, wo jeder Besetzer seine Abrechnung vorlegt. Während des Sommers kontrollieren die Bergvögte den Viehbestand nach dieser Abrechnung. Werkmänner säubern die Alp von Geröll, bessern Wege aus und halten die Zäune instand. Seit 1948 sind die beiden Engstligfälle als kantonales Naturschutzgebiet ausgeschieden. Die ganze Engstligenalp ist im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeu- tung aufgeführt. 1 Quelle: Klopfenstein Hans, Aufzeichnungen 6 -- ....6
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ 2.2. Touristische Entwicklung / Rückhalt in der Region Bereits aus frühester Zeit liegen Dokumente vor, welche als touristische Begebenheiten der Engstligenalp bezeichnet werden können. So stieg etwa im Vorsommer 1780 KarI Gottlob Küttner, der sich als Erzieher in der Schweiz aufhielt, von der Lenk über den Am- mertenpass nach Entschligen und von dort nach dem Gemmipass. Die unzuverlässige Führung, die Unwegsamkeit des einsamen Geländes, die leblose Alp und die Bergnebel brachten dem erschöpften Wanderer ein gründliches Gruseln vor dem Wildstrubelgelände und den vorgelagerten Erhebungen bei. In seinen «Briefen eines Sachsen aus der Schweiz» erzählt er von der ihm unvergesslichen Fahrt. Johann RudoIf Wyss, der Jüngere, schenkt uns im Jahrgang 1819 der «Alpenrosen», ein aufschlussreiches Bild über seine im Sommer 1817 unternommene Fussreise von Fruti- gen über Adelboden nach der Lenk. Vor ihm fand der Maler KarI Ludwig Zehender Wohl- gefallen an dem Talgrund, der Eiskuppe des wilden Strubels und den mächtigen Ahorn- bäumen und hielt sie mit dem Stifte fest. Im Jahre 1819 überschritt Oberamtmann Samuel Bürki von Blankenburg mit seinem Sohne die Entschligenalp. Von Sitten her begab sich die Reisegesellschaft in das Leukerbad, wanderte über die Gemmi bis nach Schwaren- bach und erlebte, nachdem sie glücklich an Entschligen angekommen, alle Schrecken des alten Geissweges nach dem Boden hinunter.2 Ende des 19. Jahrhunderts errichteten die Familien Bärtschi und Müller die Berggasthäu- ser auf der Engstligenalp. Es war im Jahre 1936 nach der Frankenabwertung in der Schweiz nicht einfach, ein riskantes Unternehmen auf die Beine zu stellen. Fritz Müller aus Frutigen mit seinem Sohn fanden aber den Mut, die erste Luftseilbahn für Personen- transport im Kanton Bern zu bauen. Es war ein langer und mühseliger Weg, bis dass die Alpschaft Engstligen ihre Einwilligung gab und von Bern die Konzession der kantonalen Eisenbahndirektion vorlag. Das im Frühjahr begonnene, vollständig aus eigenen Mitteln finanzierte Werk wurde am 12.9.1937 eingeweiht. Fortan brachten die Vierer-Kabinen die Touristen im Sommer und Winter auf die Engstligenalp. 2 vgl. Bärtschi Alfred, Adelboden – aus der Geschichte einer Berggemeinde 1972, S. 251ff 7 -- ....7
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Im Jahre 1946 machte sich in der Schweiz eine Belebung des Skitourismus bemerkbar. Nach langen Jahren im Aktivdienst stehend wollte man endlich wieder Skitouren absolvie- ren. Die Fünfziger Jahre brachten immer mehr Touristen nach Adelboden und zur Engstli- genalp. Die prekären Wartezeiten an der Talstation wurden allmählich zu einem Albtraum. Im Sommer traten viele den anstrengenden Aufstieg auf dem Gebirgsweg an und erreich- ten ihr Ziel oft schneller als die geduldig Wartenden im Tal. 1963 schliesslich konnte die zweite Bahn mit 12er-Kabinen in Betrieb genommen werden.3 Nach dem Bau des Skiliftes Dossen durch die im Jahre 1967 gegründete Skilifte Engstli- genalp AG gerieten die Betreiber der Zubringerbahn immer mehr unter Druck. Die beste- hende Zwölferbahn konnte den Ansturm nicht mehr bewältigen. Am 16. März 1972 schliesslich konnte die auch heute noch bestehende dritte Bahn mit den neuen 40er- Kabinen in Betrieb genommen werden. Seither wurden die Wintersportanlagen noch mit zwei weiteren Skiliften ergänzt. Heute besuchen jährlich rund 100'000 Personen die Engstligenalp und geniessen die Ru- he und Abgeschiedenheit dieser in sich abgeschlossenen Bergwelt. Mit der käuflichen Übernahme der Luftseilbahn Engstligenalp AG sowie der Berghotel Engstligenalp AG durch die Skilifte Engstligenalp AG im Jahre 1999 sind die wichtigsten touristischen Anbieter der Engstligenalp heute unter einem Dach vereint. Rückhalt in der Region Die Engstligenalp ist ein „Frutiger-Berg“. Dies bedeutet, dass – obwohl auf Gemeindege- biet von Adelboden gelegen – die Engstligenalp mehrheitlich im Besitze von Berganspre- chern aus Frutigen ist. Dies mag den einen oder anderen Adelbodner nicht gerade mit Freude erfüllen. Adelboden weiss jedoch um die Wichtigkeit dieses schneesicheren Wintersportgebietes und die Zusammenarbeit scheint immer besser zu klappen. Die Aktionäre der Skilifte Engstligenalp AG setzen sich zu je rund 40 % aus Personen aus Frutigen und Adelboden zusammen. Die restlichen Aktionärinnen und Aktionäre wohnen ausserhalb des Kander- tals. 3 vgl. Mahler Albert Eduard, Eine Luftseilbahn feiert Geburtstag, 1987, S. 5ff 8 -- ....8
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ 2.3. Zukunftsaussichten der Engstligenalp / Auflistung der Stärken und Schwächen Das auf rund 2000 m.ü.M. gelegene Skigebiet der Engstligenalp ist für Adelboden in schneearmen Wintern als „Ausweichgebiet“ wichtig. Die Engstligenalp gilt als ausgespro- chen gutes Frühlingsskigebiet. Wie bereits ein vom Schweizer Tourismus Verband ausgearbeitetes Konzept im Jahre 1998 festhält, sind die Zukunftsperspektiven des Skigebietes Engstligenalp günstig einzu- schätzen. Das Skigebiet befindet sich in schneesicherer Höhenlage zwischen 1960 und 2360 m.ü.M.. Es könnte in Zukunft vorab bei einem Anstieg der Schneefallgrenze von ei- ner Verlagerung des Skifahrer4-Marktes in höhere Gefilde profitieren. Mit dem Ausbau der Erschliessungsstrasse Adelboden-Boden-Birg wurden bessere Voraussetzungen für den Cartourismus geschaffen. Die vorhandenen Kapazitäten im Skigebiet Engstligenalp wer- den bisher nicht (Pisten) oder nur selten (Beschäftigungsanlagen) ausgeschöpft. Trotz dieser Kapazitätsreserven bestehen auf der Engstligenalp noch Ausbaumöglichkeiten. Namentlich im Kontext mit der Klimaproblematik könnte sich der Druck zur Erschliessung dieser Reserven in den nächsten Jahren erhöhen.5 An einer Tagung von UNO-Klimaforschern vom 19. März 2001 in Bern wurde ein düsteres Szenario gezeichnet: Die Zeitung Der Bund schreibt dazu „Im Zuge der weltweiten Klima- erwärmung werden die Temperaturen im Alpenraum überdurchschnittlich stark ansteigen – in den kommenden 50 bis 100 Jahren um drei bis fünf Grad. Gleichzeitig dürften die Niederschläge im Winter zunehmen, im Sommer hingegen zurückgehen. ... Einschnei- dende Folgen wird die Erwärmung insbesondere für den Wintertourismus und die Was- serkraftnutzung haben. Skiorte unterhalb einer Höhe von 1800 Metern werden mit Schneemangel und wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.“ Die Klimaerwärmung muss als eine der relevanten Entwicklungen (RE) bezeichnet wer- den. Daneben gilt es, weitere für die Engstligenalp entscheidende Entwicklungen festzu- halten und im Rahmen einer Gegenüberstellung von Chancen und Gefahren und den daraus abzuleitenden Stärken und Schwächen zu beurteilen. Die kritischen Erfolgsfakto- ren und die Stellung der Engstligenalp im Vergleich zur Konkurrenz entscheiden über den Erfolg oder Misserfolg.6 4 gilt analog für Snowboarder 5 vgl. Schweizer Tourismus Verband (STV), Ausbaukonzept Skigebiet Adelboden, 1998 6 vgl. Seiler Armin, Marketing, 2000, Seite 92 9 -- ....9
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Aus der SWOT7-Analyse (Anhang 7.6.) geht klar hervor, dass die Engstligenalp von der ansteigenden Schneefallgrenze grundsätzlich profitieren wird. Auch die vielseitigen Pisten und die vorhandenen Ausbaumöglichkeiten dürfen als Plus angesehen werden. Anderer- seits liegt die Schwäche der Engstligenalp in der ungenügenden Besonnung der heutigen Beschäftigungsanlagen sowie den veralteten Anlagen. Die mangelnde Kapazität der Zu- bringerbahn ist ebenfalls als Minus zu werten. 2.4. Finanzielle Ausgangslage der „Engstligenalp AG“ Die wichtigsten touristischen Anbieter der Engstligenalp sind seit der käuflichen Über- nahme der Luftseilbahn Engstligenalp AG sowie der Berghotel Engstligenalp AG durch die Skilifte Engstligenalp AG im Jahre 1999 heute unter einem Dach vereint. Abbildung 1: Die heutige Besitzesstruktur der „Engstligenalp AG“: ca. 530 Aktionäre Generalversammlung Skilifte Engstligenalp AG 98 %-Beteiligung Luftseilbahn Engstligenalp AG 100 %-Beteiligung Berghotel Engstligenalp AG Eine Fusion der drei Gesellschaften zur „Engstligenalp AG“ ist aufgrund der vertraglichen Bestimmungen mit der seinerzeitigen Verkäuferschaft bis ins Jahr 2004 noch nicht mög- lich. Ab diesem Datum kann eine Fusion oder Einbringung aller Gesellschaften in eine Holding angegangen werden. Bezüglich der steuerlichen Auswirkungen beider Lösungen sind zur Zeit noch Abklärungen im Gange. Nach einer Angleichung der Geschäftsjahre der drei Gesellschaften (neues einheitliches Abschlussdatum ist jeweils der 30. Juni) kann das Geschäftsjahr 1999/2000 erstmals konsolidiert dargestellt werden. 7 Strength (Stärken), Weakness (Schwächen), Opportunity (Chancen) und Threats (Risiken) 1 0 -- ....1
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Tabelle 1: Die Ertragslage bzw. die Bilanzstruktur der „Engstligenalp AG“ 8 Erfolgsrechnung (in 1000 Franken) 1999/2000 Betriebsertrag 1’962 100 % Betriebsaufwand 1’590 81 % Betriebsergebnis I 372 19 % Finanz- und Steueraufwand 158 8% Betrieblicher Cashflow 214 11 % Bilanzstruktur (in 1000 Franken) Aktiven Umlaufvermögen 165 3% Anlagevermögen 3’882 63 % Kapitalaufrechnungsdifferenz9 2’077 34 % Total 6’124 100 % Passiven kurzfristiges Fremdkapital 582 10 % langfristiges Fremdkapital 2’740 45 % Eigenkapital 2’802 45 % Total 6’124 100 % Aufgrund der exponierten Lage des Gebietes unterliegt der Umsatz grösseren Schwan- kungen. Die Umsatzentwicklung der Skilifte Engstligenalp AG dokumentiert dies. Abbildung 2: Umsatzentwicklung Skilifte Engstligenalp AG10 Umsatzentwicklung 1969 bis 2000 1'400'000.00 1'200'000.00 1'000'000.00 Einnahmen 800'000.00 600'000.00 400'000.00 200'000.00 0.00 68/69 70/71 72/73 74/75 76/77 78/79 80/81 82/83 84/85 86/87 88/89 90/91 92/93 94/95 96/97 98/99 Geschäftsjahr Zudem ist festzuhalten, dass die Transportbetriebe der Engstligenalp bis Ende Februar durchschnittlich erst 40 % der zur Erzielung eines ausgeglichenen Ergebnisses notwendi- gen Einnahmen aufweisen. Zum Vergleich dazu verfügen die übrigen im Skipool Adelbo- den-Lenk zusammengefassten Transportunternehmungen zum gleichen Zeitpunkt bereits über rund 2/3 des üblichen Umsatzes. Dies daher, da die im Januar erzielten Frequenzen 8 Quelle: Geschäftsbericht Skilifte Engstligenalp AG 1999/2000 9 Differenz zwischen Anschaffungswert der Tochtergesellschaft und Eigenkapital der Tochtergesellschaft 1 1 -- ....1
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ bei den übrigen Skipool-Betrieben im Vergleich zum Februar bei rund 65 % liegen, wäh- renddem auf der Engstligenalp lediglich ein Wert von rund 45 % erzielt wird. Auch im De- zember sind auf der Engstligenalp die Anlagen weit weniger ausgelastet als im übrigen Skigebiet.11 Der einstige Vorteil des frühen Saisonbeginns wurde mit dem Bau von Be- schneiungsanlagen im Hauptskigebiet praktisch ausgeschaltet. 2.5. Geplante Zusammenschlüsse von Transportunternehmungen in Adelboden – Lenk Die Skiregion Adelboden-Frutigen-Lenk besteht aus 55 verschiedenen Transportanlagen, die auf 10 Aktiengesellschaften aufgeteilt sind, welche seit Jahren in die IGSAL 12 zusam- mengeschlossen sind. Daneben besteht ebenfalls der Tarifverbund Frutigen-Adelboden. Aus den Bahngesellschaften fliessen Werbegelder an die IGSAL und an den Tarifver- bund, welche in Zusammenarbeit mit Adelboden Tourismus eingesetzt werden. Auch in Eigenregie werden einige Marketing-Aktionen durchgeführt. Die Vertreter der Bahnen folgender vier Transportunternehmungen ® Metschbahnen AG, Lenk ® Skilift Bühlberg AG, Lenk ® Adelboden-Silleren-Bahnen AG, Adelboden ® Ski- und Sessellift Hahnenmoos AG, Adelboden die im Zentrum der Skiregion verbunden sind und vom Gast als ein und dasselbe Skige- biet wahrgenommen werden, haben sich zusammengeschlossen und die Arbeitsgruppe BAL13 gegründet. Das Ziel dieser Arbeitsgruppe ist, die Bahnen professioneller zu führen, Synergien zu nutzen und nicht zuletzt ist auch eine Zusammenführung aller Bahnen in ei- ne Gesellschaft als Ziel im Jahre 2005 gesteckt worden. Die klaren Absichten der Arbeits- gruppe haben sich darin geäussert, einen gemeinsamen Geschäftsführer anzustellen, welcher im Herbst 2000 diese Stelle angetreten hat. In einem weiteren Schritt wäre auch denkbar, alle Gesellschaften der gesamten Skiregion zu vereinen. Mit grösseren Beteili- gungen am Aktienkapital werden von der BAL bereits heute zusätzlich die Skilifte Chue- nisbärgli AG, die Tschenten AG sowie der Skilift Brenggenmäder kontrolliert. 10 Quelle: Geschäftsbericht Skilifte Engstligenalp AG 1999/2000 11 Quelle: Auswertungen Interessengemeinschaft Skiregion Adelboden-Lenk (IGSAL) 12 Interessengemeinschaft Skiregion Adelboden-Lenk 13 Bergbahnen Adelboden-Lenk 1 2 -- ....1
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ In der Skiregion Adelboden-Frutigen-Lenk gestaltete sich der Billetverkauf im Winterhalb- jahr 1999/2000 wie folgt (Beträge in Franken): Tabelle 2: Umsatz Winterhalbjahr 1999/2000 Skiregion Adelboden-Lenk 14 Poolskipässe Eigene Total Anteil Adelboden (inkl. Engstligenalp) 12'297'152.60 1'447'066.30 13'744'218.90 53.62 % Frutigen 1'628'779.00 2'129'340.80 3'758'119.80 14.66 % Lenk 5'989'731.30 2'139'013.70 8'128'745.00 31.72 % Total 19'915'662.90 5'715'420.80 25'631'083.70 100.00 % Vorjahr (1998/1999) 17'882'700.00 4'960'496.10 22'843'196.10 Die Engstligenalp partizipiert mit rund CHF 1'320'000 oder 5,1 % an diesem Umsatz. 2.6. Destinationsmarketing Adelboden / Leitbild Adelboden Tourismus15 Im Februar 2000 beauftragte Adelboden Tourismus sowie die Bergbahnen in Adelboden die Dr. Daniel Fischer & Partner, Management & Marketing Consulting, mit der Erarbei- tung einer neuen Destinationsstrategie Adelboden. Die Analyse der IST-Situation zeigte folgendes Bild: Stärken Schwächen ® Natur / Landschaft ® Produkt Sommer ® Service Center ® Marketingarbeit ® Mineralwasser ® Positionierung Hotellerie ® Skigebiet ® Qualität Parahotellerie ® Weltcup ® Überbelastung Adelboden Tourismus 14 Quelle: IGSAL 1999/2000 15 vgl. Destinationsstrategie Adelboden, Daniel Fischer & Partner, 2000 1 3 -- ....1
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ In verschiedenen Workshops zusammen mit touristischen und politischen Entscheidungs- trägern aus Adelboden, aber auch aus den benachbarten Orten Frutigen, Kandersteg und Lenk, wurde eine künftige Positionierung Adelbodens unter dem Titel „Sport-Life“ erarbei- tet. Der Miteinbezug der benachbarten Orte zeigt auch klar die Stossrichtung der Destina- tionsstrategie Adelboden. Abbildung 3: Strategie – Destinationsbildung Adelboden Dachmarke „Adelboden“ Phase 1 Adelboden Frutigen Adelboden-Lenk...dänk Dachmarke „Adelboden“ Phase 2 Adelboden Frutigen Adelboden- Lenk Kandersteg Lenk...dänk Die Marketingorganisation sieht die Schaffung eines Marketing-Pools vor, worin sämtliche Werbemittel Adelbodens konzentriert werden. Die einzelnen Mitglieder der Marketing- kommission vertreten die Geldgeber, nämlich Adelboden Tourismus, die Bergbahnen, die Hotellerie, die Parahotellerie, das Gewerbe sowie Frutigen Tourismus. Wegweisende Ent- scheide müssen innerhalb dieser Kommission einstimmig beschlossen werden. Durch die Anstellung eines Geschäftsführers wird die professionelle Verwendung der vorhandenen Mittel erreicht. In Total 19 Teilprojekten wird die Destinationsstrategie Adelboden konsequent umgesetzt. 1 4 -- ....1
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ 3. Entwicklungsschwerpunkte 3.1. Kapazitätserweiterung Beschäftigungsanlagen 3.1.1. Ausgangslage Die Skilifte Engstligenalp AG verfügt heute als Betreiberin der Beschäftigungsanlagen über die beiden Skilifte „Dossen“ (Förderleistung 2 x 1000 Personen/h) sowie des Skiliftes „Bockmatti“ (Förderleistung 800 Personen/h). Die Anlagen sind durch einen Zubringer- Schlepplift erschlossen, welche die Wintersportler über eine Distanz von rund 1,3 km über die Ebene der Engstligenalp zu den Anlagen bringt. Der erste Skilift wurde im Jahre 1969 erstellt und es wird damit gerechnet, diese Anlage in absehbarer Zeit ersetzen zu müssen. Die beiden Skilifte „Dossen“ befinden sich südöstlich des Wildstrubels und liegen auf- grund der Nordlage in den Monaten Dezember und Januar mehrheitlich im Schatten. Die- ser Nachteil wendet sich im Frühling jeweils zum grössten Pluspunkt der Engstligenalp, nämlich einer Schneesicherheit bis Anfangs Mai. Die Anlagen sind denn auch in den Mo- naten März und April sehr stark frequentiert. Der Skilift „Bockmatti“ dagegen befindet sich an der Westflanke des Engstliggrates und somit während des ganzen Winters in der Sonne. Aufgrund der einfach zu befahrenden Pisten wird diese Anlage zumeist von weniger geübten Skifahrern benützt und stellt nur eine ungenügende Alternative für die ambitionierten Skifahrer dar. Wie bereits in Punkt 2.4 dieses Ausbaukonzeptes erwähnt, verfügen die Transportbetrie- be der Engstligenalp bis Ende Februar über lediglich 40 % des für ein ausgeglichenes Er- gebnis notwendigen Umsatzes. Weitere rund 35 % werden im März und 25 % des Umsat- zes im April erzielt.16 Nebst dem Ersatz des über 30jährigen Skiliftes „Dossen 1“ muss deshalb ebenfalls eine Attraktivitätssteigerung des Skigebietes in den bislang umsatzschwachen Monaten De- zember / Januar / Februar angestrebt werden. Diese ist nur zu erreichen, wenn die Er- satzanlage im „Sonnenbereich“, d.h. zwischen den beiden Anlagen „Bockmatti“ und „Dossen“ erstellt wird. 16 Quelle: Geschäftsbericht, 1999/2000 1 5 -- ....1
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ 3.1.2. Möglichkeiten / Varianten Zur Erweiterung der Kapazität bzw. der Attraktivität der Beschäftigungsanlagen bestehen folgende Projekte (siehe Übersichtsplan, Anhang 7.7.): 1. Skilift „Hintere Dossen“ Dieser Skilift mit einer Länge von rund 500 m käme auf einer Höhe zwischen rund 2150 und 2350 m.ü.M. zu liegen. 2. Skilift „Hintere Dossenplatte“ Dieser Skilift mit einer Länge von rund 600 m würde zwischen 2350 und 2450 m.ü.M. erbaut. Der Bau dieser beiden Transportanlagen ermöglicht die Erschliessung von neuen mittel- schweren bis leichten Pisten. 3. Sesselbahn Bockmatti – Engstliggrat Diese rund 2 km lange kuppelbare 4er-Sesselbahn würde den Engstliggrat auf einer Höhe von rund 2600 m.ü.M. erschliessen und damit der höchstgelegene Punkt des gesamten Skigebietes Adelboden-Lenk werden. Die Kosten wurden in einem ersten Vorprojekt der Garaventa AG mit rund CHF 4'850’000 beziffert. Erschwerend kommt bei Bau von Anlagen auf der Engstligenalp hinzu, dass sämtliches (Bau)Material mit der Bahn oder dem Helikopter hinauftransportiert werden muss, womit die Gesamt- baukosten rund CHF 6'000'000 betragen dürften. Alle drei Projekte würden im touristisch bereits erschlossenen, östlich gelegenen Teil des Gebirgskessel realisiert. Alle drei Anlagen würden in einem Gebiet gebaut, das heute als Kulturlandschaft von nationaler Bedeutung ausgesondert ist. Diese Realität kontrastriert mit der Tatsache, dass das gleiche Gebiet auf kommunaler Ebene als Touristikgebiet ausgeschieden ist. Aufgrund dieser von der Gemeinde Adelboden und vom Kanton Bern anerkannten ortsplanerischen Voraussetzung stünde der Realisierung dieser Projekte heute grundsätzlich nichts im Weg. Vorausgesetzt, dass die Realisierung eines oder meh- rerer dieser Projekte ernsthaft erwogen wird, müsste zunächst dieser offensichtliche In- teressenkonflikt ausgeräumt werden.17 17 vgl. STV, Ausbaukonzept Skigebiet Adelboden, Seite 59 1 6 -- ....1
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Das Sesselbahnprojekt sollte aufgrund folgender Argumente den beiden Skiliftprojekten vorgezogen werden: ® Kundenbedürfnis (insbesondere der Snowboarder) ® höhere Attraktivität ® grössere Förderleistung ® Erschliessung zusätzlicher Pisten ® Zubringer im „Schattenbereich“ fällt weg ® grössere Partizipation an den Einnahmen des Pools Adelboden-Frutigen-Lenk 3.1.3. Beurteilung der favorisierten Massnahme für die ganze Region Mit der Erschliessung des während des ganzen Winters besonnten Bereichs der Engstli- genalp durch eine leistungsfähige und attraktive, kuppelbare Sesselbahn werden in den bislang umsatzschwachen Monaten Dezember und Januar zusätzliche Gäste geworben. In einem stagnierenden Nachfragemarkt geht dies zu Lasten der übrigen Bergbahnen in Adelboden-Lenk bzw. Frutigen (Skigebiet Elsigen-Metsch). Da deren Beschäftigungsanlagen insbesondere im Dezember und Februar an die Kapazi- tätsgrenzen stossen, wird mit einer neuen Sesselbahn auf der Engstligenalp für das gan- ze Skigebiet Adelboden-Frutigen-Lenk an frequenzstarken Tagen eine für den Gast will- kommene echte Alternative geboten. Mit der Erschliessung des 2600 m.ü.M. gelegenen Engstliggrates würde der Startpunkt einer langen und variantenreichen Abfahrt (nicht präpariert, für geübte Fahrer) durch das Ueschinental bis nach Kandersteg bequem erreicht. Dies könnte im Hinblick auf den wei- teren Miteinbezug von Kandersteg in die Dachmarke Adelboden von Vorteil sein. Der Ausbau der Skiregion auf einer schneesicheren Höhe kann für die ganze Region nur positive Auswirkungen haben. Das ganze Skigebiet BAL liegt zwischen 1500 und 2200 m.ü.M. und der Winter 2000/01 hat gezeigt, dass auf diesen Höhen oftmals schon im Ja- nuar und Februar mit Sulzschneeverhältnissen gerechnet werden muss. Eine komfortable und leistungsfähige Sesselbahn auf eine Höhe von 2600 m.ü.M. würde eine grosse Ver- besserung des Angebotes der ganzen Region bedeuten. Für den Ortsteil „Boden“ steht zur Zeit die Erneuerung des Skiliftes Chuenisbärgli an, wo mit grossen finanziellen Schwierigkeiten gekämpft wird. Mit einer guten Strategie könnte versucht werden, die Bo- 1 7 -- ....1
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ den-Bewohner hinter sich zu bringen und die Engstligenalp als „Bodner“-Berg gegenüber dem grossen BAL der Dorf-Bevölkerung zu etablieren. 3.2. Erneuerung / Ausbau Berghotel 3.2.1. Ausgangslage Im Jahre 1977 wurde ein grosszügiger Erweiterungsbau mit einem grossen Restaurant, einem Selbstbedienungs-Restaurant, Gästezimmern und Nebenräumen realisiert. Ange- baut wurde dieser Komplex an das aus einer ehemaligen Sennhütte entstandene, rund 100jährige alte Berghaus. Hinter den beiden Gebäuden befindet sich eine weitere Senn- hütte, in welcher hauptsächlich Massenlagerplätze eingerichtet sind. Das in der Nähe lie- gende Chalet ist im Eigentum der früheren Besitzerfamilie Oester, jedoch mittels eines im Grundbuch eingetragenen Mietvertrages bis ins Jahr 2017 an die Berghotel Engstligenalp AG verpachtet. Für diese 12 Betten in 6 Zimmern sowie die 62 Massenlagerplätze muss ein jährlicher Mietzins von CHF 36'000 entrichtet werden. Das Berghotel Engstligenalp verfügt über folgende Kapazitäten: Tabelle 3: Kapazitäten Berghotel Engstligenalp Sennhütte altes Berghaus neues Berghotel Chalet Total Sitzplätze Restaurant 100 74 174 Sitzplätze Self-Service 75 75 Sitzplätze Terrasse 170 170 Betten 16 21 12 49 Massenlagerplätze 84 16 62 162 Die Berghotel Engstligenalp AG hat das Hotel seit 1997 an die Eheleute Jakob und Tama- ra Hari-Müller verpachtet. Der Vater von Frau Hari – Fritz Müller – erbaute zusammen mit seinem Vater das alte Berghaus, weshalb seitens der Pächterfamilie eine starke emotio- nale Bindung zu diesem Betrieb sowie zur ganzen Engstligenalp besteht. Die Familie Hari hat drei noch nicht schulpflichtige Kinder, welche dereinst den langen und beschwerlichen Schulweg von der Engstligenalp nach Adelboden bewältigen müssen. Trotzdem hat sich die Familie Hari für eine längerfristige Zusammenarbeit mit der Verpächterin entschieden und sieht ihre berufliche und private Zukunft im Berghotel Engstligenalp. 1 8 -- ....1
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Dies bedingt den Einbau einer zweckmässigen Wirtewohnung für die 5-köpfige Familie. Die Planungsarbeiten für diese Wohnung, welche aufgrund der Gebäulichkeiten nur im al- ten Berghaus durch die Zusammenlegung von bisherigen Hotelzimmern zu realisieren wäre, zeigte sehr bald, dass mit Kosten von rund CHF 250'000 bis CHF 300’000 unver- hältnismässig hohe Aufwendungen erwachsen. Es stellt sich hier tatsächlich die Frage, ob diese Investition in ein über 100jähriges Haus sinnvoll ist, da nachgewiesenermassen in den kommenden Jahren weitere grössere Mittel in den laufenden Unterhalt dieses exponiert liegenden Gebäudes verwendet werden müs- sen.18 Der Verwaltungsrat der Berghotel Engstligenalp AG sah sich veranlasst, auch die Varian- te eines Abbruchs und des anschliessenden, leicht vergrösserten Wiederaufbaus zu prü- fen. Baupläne liegen vor (Anhang 7.8) und gemäss einer ersten Kostenschätzung muss mit einem Investitionsvolumen von rund 2 Mio. Franken gerechnet werden. Die Vorteile einer Neubau-Lösung sind ® zweckmässige Wirtewohnung im Untergeschoss ® Schaffung dringend benötigter Nebenräume (Skiraum, Trocknungsraum) ® neue Restaurant-Räume mit zweckmässiger Küche für Selbstkochergruppe ® komfortable, neue Zimmer (teilweise rollstuhlgängig) ® neun Betten mehr als bisher (30 statt 16) ® erweiterter Empfangsbereich Einer Finanzierung von Hotelprojekten stehen Kreditgeber heute kritisch gegenüber. Das Berghotel Engstligenalp bzw. die Pächterfamilie Hari darf für sich in Anspruch nehmen, dass sie den Logementumsatz seit der Pachtübernahme im Jahre 1997 um 14 % steigern konnte. Die Berghotel Engstligenalp AG weist wohl eine Schuld von CHF 1'360'000 in der Bilanz auf (per 30.06.2000). Dieses Darlehen besteht jedoch gegenüber der Muttergesellschaft Luftseilbahn Engstligenalp AG (siehe Abbildung 1: Die heutige Besitzesstruktur der „Engstligenalp AG“) und wird somit im Rahmen einer Konzernrechnung eliminiert. Ausge- hend von einem heute vereinbarten Pachtzins von mindestens netto CHF 114'000 lässt sich ein mit 10 % kapitalisierter Ertragswert von CHF 1'114'000 errechnen. 18 Interview: Pieren Fritz, Berghotel Engstligenalp AG 1 9 -- ....1
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Nach ersten Gesprächen hat die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) in Zü- rich signalisiert, dass mit einer Mithilfe bei der Finanzierung der Baukosten gerechnet werden darf.19 Ebenso dürften die ortsansässigen Banken einem Kreditgesuch positiv ge- genüber stehen, zumal das Finanzierungsmodell mit CHF 1'000'000 lediglich eine Bank- Belehnung von rund 60 % des künftigen Ertragswertes vorsieht (siehe nachfolgende Ta- belle 4: Wirtschaftlichkeitsrechnung Neubau Berghotel). Die SGH hat die Möglichkeit, basierend auf dem Bundesgesetz über die Förderung des Hotel- und Kurortskredites, die Darlehen und Bürgschaften mit einer Zinsverbilligung über maximal fünf Jahre auszustatten. Diese besteht aus einem Globalsatz, welcher sich aus einer ordentlichen Zinsverbilligung und einem Bonus zusammensetzt. Formelle Voraus- setzungen für eine SGH-Zinsverbilligung sind, dass die Investition in einem Objekt ge- schieht, das in einem Tourismusgebiet gemäss Hotelkreditgesetz oder einer Investitions- hilfegesetz-Region liegt. Die Engstligenalp erfüllt hier beide Voraussetzungen. Daneben kann sich auch der Kanton Bern in Form von Zinskostenbeiträgen an den Leistungen der SGH bei einer Hotelerneuerung beteiligen. Die Beteiligung sieht in der Regel eine Ver- doppelung des SGH-Globalzinssatzes vor.20 3.2.2. Mögliche finanzielle Auswirkungen Ausgehend von ® einem Eigenmitteleinsatz von CHF 250'000 ® einer Pachtzinserhöhung von jährlich CHF 150'000 auf CHF 190'000 präsentiert sich die grobe Wirtschaftlichkeitsrechnung bei Baukosten von CHF 1'750'000 oder CHF 2’00'000 aus Sicht der Berghotel Engstligenalp AG wie folgt: 19 Interview: Herr Knechtli, Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit 20 Quelle: Internet www.sgh.ch 2 0 -- ....2
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Tabelle 4: Wirtschaftlichkeitsrechnung Neubau Berghotel Baukosten (Beträge in Franken) 2 Mio. 1.75 Mio. IST SOLL SOLL Ertrag: Pachtzins 150'000 190'000 190'000 Ausgaben:Miete Chalet Wildstrubel 36'000 36'000 36'000 Versicherungen / Gebühren 13'000 13'000 13'000 Verwaltung 7'500 7'500 7'500 Reparaturen 4'000 4'000 4'000 Betriebsergebnis II 89'500 129'500 129'500 Finanzaufwand Bank 6 % auf 1250/m, 1000/m 75'000 60'000 Finanzaufwand SGH 6 % auf 500/m 30'000 30'000 * Finanzaufwand LUBE 3 % auf 1360/m 0 0 0 Steuern 1'000 1'000 1'000 betrieblicher Cashflow (für Unterhalt und Abschreibungen) 88'500 23'500 38'500 Ertragswert Betriebsergebnis II, zu 8% 1'118'750 1'618'750 1'618'750 Ertragswert Bank / Nettopachtzins zu 10% 1'140'000 1'540'000 1'540'000 *Zinszahlung an die Muttergesellschaft Luftseilbahn Engstligenalp AG - wird in der konsolidierten Rechnung eliminiert. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung weist bei maximalen Baukosten von CHF 1'750'000 ge- genüber der heutigen Situation ein um CHF 50'000 schlechteres Ergebnis aus. Folgendes ist zu beachten: ® Der in den ersten Jahren zu erwartende Zinskostenbeitrag ist nicht berücksichtigt. ® Ein Grossteil des heute realisierten betrieblichen Cashflow müsste künftig alljährlich in den laufenden Unterhalt des alten Gebäudes investiert werden. Bei einem Neubau fallen diese Aufwendungen zumindest in den ersten Jahren grösstenteils weg. Der aktuelle Pachtvertrag läuft per 31. Mai 2002 aus. Die im Hinblick auf das Neubaupro- jekt angestrebte Pachtzinserhöhung lässt sich wie folgt begründen: ® Einbau neuer Wirtewohnung anstelle des bisherigen Provisoriums, was einer deutli- chen Steigerung der Lebensqualität für die Pächterfamilie gleichkommt. ® Schaffung von zusätzlichen neun Betten. ® Höhere Logementerträge aufgrund höherer Ansätze für die neuen Zimmer. 2 1 -- ....2
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung aus Sicht der Pächterfamilie muss diese zusammen mit ihrem Buchhalter / Finanzberater erarbeiten, da wir keinen Einblick in die detaillierten Buchhaltungszahlen haben. Aufgrund dieser Argumentationen erscheint uns ein Abbruch und anschliessender Neu- bau des alten Berghauses sinnvoll und auch realisierbar. Generell zu vermerken ist je- doch, dass das Berghotel Engstligenalp mit einer guten Auslastung den Umsatz der Transportanlagen steigert und damit auch während Schlechtwetterperioden einen Grundumsatz generiert. Im Rahmen der Konzernrechnung darf die „Engstligenalp AG“ diesen Umstand berücksichtigen. Der für das Chalet Wildstrubel zu entrichtende Mietzins von jährlich CHF 36'000 belastet die Ertragsrechnung noch auf lange Sicht, weshalb die Verpachtung des Berghotels Engstligenalp auch weiterhin keinen direkten Gewinn abwer- fen wird. 3.3. Kapazitätserweiterung Zubringeranlage 3.3.1. Ausgangslage Bezüglich der Geschichte der Luftseilbahn Engstligenalp wird auf Punkt 2.2 (Touristische Entwicklung) dieses Ausbaukonzeptes verwiesen. Die Kapazitätsberechnungen (Anhang 7.9.) zeigen deutlich, dass die Zubringeranlage mit einer Förderleistung von lediglich 420 Personen pro Stunde als „Nadelöhr“ der Engstli- genalp bezeichnet werden muss. Ausgehend davon, die anwesenden Besucher innerhalb von 2,5 Stunden in das Skigebiet zu befördern, liegt die kritische Grösse bei 1050 Perso- nen. In der Wintersaison 2000/2001 wurden an 17 Tagen mehr als 1050 Personen (berg- wärts) befördert (Saison 1999/2000: an 16 Tagen). Während der Sommermonate werden diese Spitzenwerte praktisch nie erreicht. Ergänzend sei hier festgehalten, dass die Zubringeranlage des Hauptskigebietes Adelbo- dens (Silleren-Hahnenmoos) mit einer stündlichen Förderleistung von 2000 Personen an Spitzentagen vor dem gleichen Problem steht. So wurden in der Saison 2000/2001 an 12 Tagen mehr als 5000 Personen (kritische Grösse) ins Skigebiet befördert (Saison 1999/2000: an 18 Tagen). 21 21 Quelle: Auswertungen IGSAL 2 2 -- ....2
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ Den Besuchern der Engstligenalp sind die an Spitzentagen zu erduldenden Wartezeiten bekannt und es ist gemäss Aussage des Betriebsleiters festzustellen, dass die Gäste entweder sehr früh hoch fahren und bereits wieder kurz nach dem Mittag ins Tal zurück kehren oder erst auf den Mittag hin kommen und dann bis zum Betriebsschluss bleiben. So ist die Pendelbahn an solchen Spitzentagen nicht selten ganztägig voll im Einsatz und die Wartezeiten betragen weniger als eine halbe Stunde. Mit Informationen bezüglich der aktuellen Wartezeiten beim Rücktransport an der Talstation des Skiliftes sowie in den Berggasthäusern wird versucht, den Besucherstrom ebenfalls zu lenken, was bisweilen gut gelingt. Im Frühling schliesslich, wenn andernorts die Pistenverhältnisse bereits zu wünschen übrig lassen und auf der Engstligenalp nach wie vor gute Schneeverhältnisse herrschen, akzeptieren die Gäste auch längere Wartezeiten bei der Zubringeranlage. Die eidgenössischen Konzessionen beider Zubringeranlagen laufen im Jahre 2003 aus. Die Geschäftsleitung rechnet damit, dass die kleinere Bahn – wenn überhaupt – lediglich noch mit einer kantonalen Konzession weiterbetrieben wird. Die Konzessionsverlänge- rung der 40er-Bahn stellt gemäss Auskunft des technischen Betriebsleiters dank der re- gelmässigen Wartung der Anlage kein Problem dar.22 3.3.2. Ausbauvariante Bereits im Jahre 1993 haben die vormaligen Eigentümer der Luftseilbahn Engstligenalp AG die Garaventa AG in Thun mit einer Studie zur Erweiterung der Anlage durch eine neue Grosskabinen-Pendelbahn mit 80 Personen fassenden Kabinen, also mit einer Ver- doppelung der Förderleistung, beauftragt. Das Projekt sieht in der Bergstation die Errich- tung eines Schiebeperrons vor, während die Talstation durch einen Zusatzbau vor dem bisherigen Gebäude ergänzt werden soll, um die notwendige Spurbreite zu erhalten. Das seinerzeitige Richtangebot der Seilbahnfirma wurde überarbeitet. Heute liegt für den elektromechanischen Teil eine grobe Kostenberechnung über rund 6 Millionen Franken vor. Zuzüglich der zu erwartenden Baukosten muss mit Gesamtinvestitionen von gegen 8 Millionen Franken gerechnet werden. 22 Interview: Allenbach Gilgian, Luftseilbahn Engstligenalp AG 2 3 -- ....2
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ 3.3.3. Beurteilung der Massnahmen für die ganze Region Ein Ausbau der Pendelbahn würde den heute an Spitzentagen bestehenden Engpass zur Engstligenalp beseitigen. Für die ganze Skiregion Adelboden-Lenk wäre die erweiterte Anlage insbesondere im Frühling und allenfalls im Vorwinter (November und Dezember) ein Gewinn. In diesen Randzeiten sind die Verhältnisse im tiefer gelegenen Skigebiet Adelboden-Lenk oft nicht ideal und mit einer ausgebauten Pendelbahn könnte die Engstli- genalp in Stosszeiten mehr Skifahrer aufnehmen und allenfalls auch Grossanlässe (Swiss Ski Open, Caran d’Ache Cup) durchführen. In den Hauptsaisonmonaten Februar und März dürfte die Mehrheit der Wintersportbesucher weiterhin das Hauptskigebiet vorzie- hen, aber bei eventuellen Wartezeiten dort, könnte die Alternative Engstligenalp mit einer grösseren Pendelbahn besser „verkauft“ werden. 4. Gesamtübersicht der möglichen finanziellen Auswirkungen 4.1. Berechnungsgrundlagen Grundlage zu den Berechnungen bilden folgende Annahmen: ® Die Basisberechnungen stützen sich auf die in den letzten 10 Jahren in den Winter- monaten (Dezember bis April) durchschnittlich auf die Engstligenalp beförderten Ski- fahrer. ® Der Bau einer kuppelbaren Sesselbahn an Stelle des Skiliftes Dossen 1 hat eine un- mittelbare Steigerung der Besucherzahlen zur Folge (Attraktivitätssteigerung). ® Die neue Sesselbahn wird zur Haupt-Beschäftigungsanlage der Engstligenalp, da diese während der ganzen Wintersaison ganztägig besonnte Pisten erschliesst. ® Aus diesem Grunde werden auch die bisher umsatzschwächeren Monate Dezember und Januar besser ausgelastet. ® Aufgrund der attraktiveren und komfortableren Anlage werden die Fahrpreise erhöht. Diese Grunddaten ergeben den zu erwartenden künftigen Umsatz, welcher als erste Posi- tion in die Planerfolgsrechnung einfliesst. 2 4 -- ....2
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ 4.2. Investitionsplan / Abschreibungsrechnung / Finanzkosten Der Investitionsplan umfasst nebst den im Rahmen dieser Fallstudie beschriebenen Inve- stitionen auch bereits einen Vorschlag zur zeitlichen Staffelung der Bauprojekte sowie weitere grössere, betriebsnotwendige Investitionen bis ins Geschäftsjahr 2007/2008. Die jeweilige Abschreibungsdauer wurde aufgrund von Erfahrungswerten gewählt und entspricht nicht dem maximal steuerlich zulässigen Wert. Fremd- und Eigenkapital werden zu einem einheitlichen Satz verzinst, wobei zur Ermitt- lung der Zinsbelastung in der Planerfolgsrechnung von einer Fremdfinanzierung von rund 50 % ausgegangen wird. 4.3. Planerfolgsrechnung 2002 – 2007 Die Zusammenfassung dieser Teilrechnungen findet sich in der Planerfolgsrechnung. Als Bezugsjahr wurde das abgeschlossene Geschäftsjahr 1999/2000 gewählt. Nebst bekann- ten Grössen wie etwa der Abgabe für die Bau- und Durchleitungsrechte (4 % des Umsat- zes gemäss Baurechtsvertrag) stützen sich die Zahlen des Betriebsaufwandes auf das Bezugsjahr bzw. auf Annahmen im Hinblick auf die geplanten Bauvorhaben. Ab dem Ge- schäftsjahr 2004/05 wird eine Teuerung von jährlich 2 % berücksichtigt. 4.4. Kapitalbedarfsplanung Diese Planung berücksichtigt die gemäss Planerfolgsrechnung berechneten betrieblichen Cash-flows, die gemäss Investitionsplan vorgesehenen Investitionen sowie eine Fremd- kapitalaufnahme von rund 50 %. Der Differenzbetrag bezeichnet das notwendige Eigen- kapital, d.h. die notwendige Aktienkapitalerhöhung einschliesslich eines allfälligen Auf- preises (Agio). Bei der Aktienkapitalerhöhung der Skilifte Engstligenalp AG im Jahre 1999 erfolgte die Ausgabe der neuen Aktien mit einem Aufpreis von 70 %. Diese Unterschei- dung ist bei einer späteren Berechnung einer möglichen Dividendenzahlung wichtig, da die Dividende vom nominellen Aktienkapital errechnet wird. 2 5 -- ....2
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ 4.5. Szenarien PESSIMO / REALO / OPTIMO (Anhang 7.10.ff.) Die Berechnungstabellen sind so aufgebaut, dass die Werte in der Berechnungsgrundla- ge der Umsatzdaten in den gelb markierten Feldern beliebig abgeändert und verschie- denste Szenarien durchgespielt werden können. Zur Übersicht der wichtigsten Resultate der Planrechnungen nachfolgend eine Zusammenfassung dreier möglicher Szenarien, basierend auf dem Geschäftsjahr 2003/04 (erstes Jahr mit neuer Sesselbahn): Tabelle 5: Zusammenfassung von drei Szenarien Szenario PESSIMO REALO OPTIMO Mehrfrequentierung infolge 15 % 20 % 25 % Attraktivitätssteigerung Auslastung Dezember und 30 % / 65 % 40 % / 75 % 50 % / 85 % Januar im Vergleich zu Februar Tagesfahrleistung des Skifahrers 3000 m 3200 m 3400 m Anteil Sesselbahn/Dossen/Bock- 60 % / 30 % / 10 % 70 % / 25 % / 5 % 80 % / 15 % / 5 % matti an der Tagesfahrleistung Preiserhöhung 5% 10 % 15 % Ergebnis im Jahre 2003/04 (Beträge in Franken) Gesamtumsatz 2'608’877 2'939’374 3'331’357 Betriebsergebnis I (EBDIT)*23 777’722 1'094’999 1'471’303 Betrieblicher Cash flow 378’222 695’499 1'071’803 ... in % des Umsatzes 14 % 24 % 32 % Reingewinn /-verlust -190’528 126’749 568’750 Dividende 0% 3.9 % 16.5 % 23 Earning before decrease, interest und taxes (Gewinn vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern) 2 6 -- ....2
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ 5. Zusammenfassung 5.1. Das Wichtigste der Ausgangsanalyse Die Engstligenalp ist ein Berg mit langer touristischer Tradition. Der stets massvolle und finanziell überblickbare Ausbau bewahrte die Alp vor einer allzu starken Nutzung. Die Aufnahme der Alp in das Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung so- wie die Ausscheidung der beiden Wasserfälle als kantonales Naturschutzgebiet ist einer- seits das grösste Kapital der Alp, andererseits auch Diskussionspunkt für künftige Aus- bauvorhaben. Dank der Höhenlage auf rund 2000 m.ü.M. geniesst das Hochplateau über Adelboden grosse Bekanntheit als Frühlingsskigebiet, ist dadurch jedoch in der Wintersai- son einseitig auf die umsatzstarken Monate März und April ausgerichtet. Die Schneesicherheit ist als grösstes Plus anzusehen. Hingegen sind im Vorwinter auf- grund der schlechten Besonnung die Beschäftigungsanlagen nur ungenügend frequen- tiert. Der Zusammenschluss der wichtigsten touristischen Anbieter auf der Engstligenalp unter einem Dach im Jahre 1999 darf für die Region als wichtiger Schritt in die Zukunft angesehen werden. Als Randregion ist die Engstligenalp von den geplanten Zusammen- schlüssen von Transportunternehmungen in der Skiregion Adelboden-Lenk nicht direkt betroffen. Die neue Destinationsstrategie Adelbodens mit der Positionierung unter dem Ti- tel „ Sport-Life“ eröffnet der Engstligenalp Möglichkeiten, sich mit Nischenprodukten zu profilieren. 5.2. Zusammenfassung der Entwicklungsschwerpunkte 5.2.1. Beschäftigungsanlagen Die Beschäftigungsanlagen auf der Engstligenalp sind veraltet und entsprechen nicht mehr den heutigen Gästebedürfnissen, welche Sessellifte den Skiliften als Transportmittel vorziehen. Gemäss Studien stimmen 88 % der Skifahrer mit dieser Ansicht überein.24 Aufgrund der mangelnden Besonnung in den Monaten Dezember und Januar sowie der Bekanntheit als Frühlingsskigebiet sind die Beschäftigungsanlagen der Engstligenalp un- gleich ausgelastet. Der Realisierung einer neuen Sesselbahn auf den ganzjährig besonn- ten Engstliggrat steht aus ortsplanerischen Voraussetzungen nichts im Wege. Hingegen 24 vgl. Michel Jürg, Qualitätsanforderungen an Luftseilbahnen und ihre Dienstleistungen, 2001, Seite 221 2 7 -- ....2
WTM-Kurs 2000/2001 – Fallstudie „Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden“ ist die ganze Engstligenalp im Bundesinventar der Kulturlandschaften von nationaler Be- deutung aufgeführt, was zu einem Interessenkonflikt führen könnte. 5.2.2. Neues Berghotel Das Bedürfnis eines Ersatzbaues für das rund 100jährige alte Berghaus gründet einer- seits auf der von der Pächterfamilie gewünschten Wirtewohnung. Andererseits müssen in den kommenden Jahren ohnehin grössere Investitionen in den Gebäudeunterhalt getätigt werden. Die heute praktisch fehlenden Nebenräume sind ein weiteres Argument für einen Neubau. Eine positive Wirtschaftlichkeitsrechnung bedingt allerdings eine Erhöhung des Pachtzinses. Aufgrund des ohnehin auslaufenden Pachtvertrages kann dieser Hotelneu- bau in die Vertragsverhandlungen mit der Pächterfamilie miteinbezogen werden. Eine Verbesserung bzw. eine Erweiterung des Bettenangebotes auf der Engstligenalp hätte positive Auswirkungen auf die Transportanlagen. 5.2.3. Zubringeranlage Gemäss den Kapazitätsberechnungen muss die Zubringeranlage an Spitzentagen als Engpass bezeichnet werden. Allerdings ist festzuhalten, dass in den vergangenen zwei Wintersaisons lediglich an 16 bzw. 17 Tagen die kritische Grösse überschritten wurde. Die Region Silleren-Hahnenmoos kämpft als Hauptskigebiet Adelbodens mit ähnlichen Problemen und verzeichnete in den beiden abgelaufenen Winterhalbjahren an jeweils 18 bzw. 12 Tagen eine Überschreitung der kritischen Grösse. Die Verlängerung der im Jahre 2003 auslaufenden Konzession ist gewährleistet. Die technischen Voraussetzungen zur Erweiterung der Anlage sind gegeben. Ohne Zweifel würde eine Verdoppelung der Förderkapazität eine deutliche Attraktivitätssteigerung be- deuten. 2 8 -- ....2
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