ENTWICKLUNGSLÖSUNGEN FÜR EINE NACHHALTIGE MOBILITÄT
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Ausgabe 68 FEV KUNDENMAGAZIN "ENTWICKLUNGSLÖSUNGEN FÜR EINE NACHHALTIGE MOBILITÄT" „Zero Impact“- Verbrennungsmotor Brennstoffzellen- systeme für den Schwerlastverkehr Der 3,0 L Duramax Dieselmotor setzt neue Maßstäbe Urban Air Mobility – Ein neuer Markt für Automobilakteure
INHALTSVERZEICHNIS Liebe Leserinnen und Leser, SEITE 18 SEITE 24 SEITE 56 vor dem Hintergrund enger Emissionsvorgaben gewinnen nachhal- tige Antriebssysteme zunehmend an Bedeutung. Die Entscheidung, welches nachhaltige Antriebssystem für den jeweiligen Einsatz und Anwendungsfall am besten geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen Kosten, Wirkungsgrad und gesetzliche Vorgaben. Auf dieser Grundlage entwickelt FEV für seine Kunden Lösungen für die Mobilität von Morgen. In der aktuellen SPECTRUM-Ausgabe möchten wir Ihnen die neuesten Ergebnisse unserer Arbeit präsentie- ren. Beispielsweise, unter welchen Bedingungen ein klimaneutraler Verbrennungsmotor möglich ist. Eine aktuelle Weiterentwicklung im Bereich Dieselmotoren zeigen wir anhand des 3,0 L Duramax für Pickup-Trucks, der mit einem niedrigen Kraftstoffverbrauch bei gleichzeitig beeindruckender Vorausschauende Funktionen Brennstoffzellensysteme Urban Air Mobility – Ein neuer Leistung neue Maßstäbe setzt. Außerdem zeigen wir an einem im HYBex3 Konzeptfahrzeug für den Schwerlastverkehr Markt für Automobilakteure Konzeptfahrzeug, wie für Hybridantriebe mit vorausschauenden und automatisierten Fahrfunktionen weitere Potentiale hinsichtlich ihres Energiebedarfs erschlossen werden können. Für Schwerlastanwendungen beleuchten wir unter dem Gesichts- punkt der Gesamtbetriebskosten die Entwicklung und Validierung 01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN 02 AUS FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG 04 36 von Brennstoffzellensystemen. „Zero Impact“- Abgaskondensat für in sich Wie entwickelt sich die zukünftige Mobilität in den Raum? Im Bereich Verbrennungsmotor geschlossenes Wassereinspritzsystem 12 40 der städtischen Luftraumbeförderung zeigen wir Zugangspoten- Mild-Hybrid-Diesel-Antriebsstrang Kohlenstoffneutraler Transport – ziale für Unternehmen der Automobilbranche auf. Spannende (3D-) mit einer der Turbine vorgelagerten mit synthetischen Kraftstoffen Beleuchtungskonzepte und effizientes Datenmanagement runden Abgasnachbehandlung die Themenvielfalt dieser Ausgabe ab. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre. Weitere Informatio- nen und Neuigkeiten zu FEV erhalten Sie selbstverständlich auch 18 Vorausschauende Funktionen im HYBex3 Konzeptfahrzeug 46 Stepcom®-Integration und Industriali- sierung eines zweistufigen VCR-Systems unter www.fev.com. 24 Brennstoffzellensysteme für den Schwerlastverkehr 52 „SCR on Filter“-Technologie für Off-Highway-Anwendungen 30 Der 3,0 L Duramax Dieselmotor setzt neue Maßstäbe 56 Urban Air Mobility – Ein neuer Markt für Automobilakteure Professor Dr.-Ing. Stefan Pischinger 60 Workflow-orientiertes Informations- management im Antriebsprüffeld 66 Vorsitzender der Geschäftsführung NVH-Anforderungen von elektrischen und Geschäftsführender Gesellschafter 03 NEWS Antriebseinheiten im Fahrzeuginneren 70 der FEV Group GmbH Effizientes Datenmanagement: Kooperation zwischen FEV und Microsoft 74 Licht in Sicht: FEV-Tochter entwickelt Mikro-Linsen-Array für automobile Anwendungen 2 3
01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN Emissionsreduktion EMISSIONSREDUKTION E Entwicklungsmethodiken „ZERO IMPACT“– s ist damit zu rechnen, dass die gesetzlichen Vorgaben für Emissionen im Zuge von Euro 7 weiter verschärft FEV hat umfangreiche patentierte bzw. zum Patent angemeldete VERBRENNUNGSMOTOR werden. FEV geht davon aus, dass die nächste eu- ropäische Abgasnorm insbesondere die folgenden Entwicklungsmethoden für die Bereiche Simulation, Prüfung und Alterung emissionsrelevanter Komponenten ausgearbeitet, mit Herausforderungen mit sich bringen wird: denen bereits in einer frühen Phase der Entwicklung eine hohe Allgemeine Senkung der Grenzwerte Robustheit und Vorhersagegenauigkeit erreicht werden kann. für gasförmige Emissionen CO: 500 mg/km . HC: 50 mg/km . NOX: 35 mg/km Verbot von Betriebsstrategien, die hohe Emissionen Simulation der RDE-Emissionen und verursachen können Bestimmung von Worst-Case-Zyklen Messung der Partikelanzahlemissionen Die Emissionssimulation bildet bei FEV eine der bis 10 nm anstelle von 23 nm tragenden Säulen des „Frontloading“ in der Aufnahme von Entwicklung. Diese modulare Simulati- Grenzwerten für weitere onsumgebung von FEV, die erstmals Emissionskomponenten in auf dem Wiener Motorensymposium die Messungen auf dem 2016 vorgestellt und seither weiter- Abgasrollenprüfstand entwickelt wurde, beruht auf der Erweiterung der RDE- Softwareumgebung GT Suite und Vorschriften um weitere ist heute ein grundlegender Be- Emissionsbestandteile standteil der Entwicklungsaktivitä- und kurze Fahrstrecken ten von FEV. Die Rohemissionen des Motors werden auf der Grundlage FEV hat untersucht, wie letztlich stationärer und transienter Messdaten sogar ein Verbrennungsmotor mit vom Motor- und Rollenprüfstand mo- „Zero Impact“ erreicht werden könnte, delliert. Die Simulationsmodelle für die der weniger Emissionen verursacht, als Abgasnachbehandlung beruhen auf einem in der Umgebungsluft vorhanden sind. Kon- kennfeldbasierten Ansatz. Eine Diskretisierung kret wurden die folgenden Zielwerte festgelegt: der Katalysatormonolithen erlaubt jedoch auch eine Emissionen im WLTC genaue Modellierung des Aufwärmverhaltens, bei dem es dar- NOX: 40 µg/m³ (entspricht etwa 0,03 mg/km) um geht, individuelle temperaturabhängige Umsetzungsraten Partikel (PM 2,5): 25 µg/m³ (entspricht etwa 0,02 mg/km) zu berücksichtigen. Abbildung 1 beschreibt alle relevanten Variablen, die in die Berechnung der Umsetzung mit einfließen. Im Verhältnis zu den in der aktuellen Euronorm 6d vorgeschriebe- nen Werten entspricht dies einer Reduktion der NOX-Emissionen Um alle Emissionsgrenzwerte unter RDE-Bedingungen zuver- um 99,9 Prozent und der Feinstaubemissionen um 99,2 Prozent. lässig einhalten zu können, ist es wichtig zu wissen, welche fahrzeug- und antriebsstrangspezifischen Zyklen die meisten Emissionen verursachen. FEV hat eine Abstraktion von solchen real auftretenden Fahrzuständen vorgenommen und daraus Berechnung der Temperatur eine übersichtliche Anzahl von Parametern abgeleitet. Mithilfe QReaktion dieser Parameterbildung können Techniken des maschinellen Abgasmassenstrom TKat Lernens auf der Grundlage einer Analyse von einigen hundert Abgastemperatur simulierten Zyklen die Worst-Case-RDE-Zyklen herausfiltern. Berechnung des TKat, Element i Diese Methodik wurde inzwischen in zahlreichen Wirkungsgrads Berechnung der Entwicklungsprojekten erfolgreich angewendet. Motor-Rohemissionen ηCO = f(TKat, RG, θ) Emissionen Reaktionsenthalpie TKat ηHC = f(TKat, RG, θ) hinter QReaktion = f ηNOx = f(TKat, RG, θ) Katalysator (Umgewandelt CO, RG HC, NOx) Sauerstoffspeichermodell θ AFR vor Kat θ=f λ nach Kat TKat (TKat, RG, AFRvor Kat) θ Schema für die Berechnung des RG Wirkungsgrads im Katalysator 4 5
01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN Charakterisierung des Katalysators Abgasnachbehandlungskonzept Elektrisch beheizte Katalysatoren und des Benzinpartikelfilters für Zero-Impact-Emissionen Stromaufwärts des Hauptkatalysators werden zwei Im Zuge der Entwicklung der RDE-Emissionssimulationsmethodik Das Abgasnachbehandlungskonzept, mit dem das Ziel der elektrisch beheizte Katalysatoren angeordnet (4 kW von FEV wurde festgestellt, dass Katalysatoren anfänglich kaum Zero-Impact-Emissionen erreicht werden soll, setzt sich aus je Scheibe, insgesamt 8 kW). Das metallische Substrat mit der hinreichenden Genauigkeit modelliert werden konnten. fünf Bausteinen zusammen: wird schnell heiß und erreicht binnen weniger Sekun- Grund dafür sind die meist nicht ausreichenden Messdaten, die 1. Optimierung der NOX-Rohemissionen während des den die Light-Off-Temperatur. Wenn nach dem Motor- von den Katalysatorherstellern und OEMs zur Verfügung gestellt Katalysator-Heizens start jedoch kaltes Abgas über die elektrisch beheizten werden. Um jedoch die Emissionen unter den RDE-Randbe- 2. Eine Abgasnachbehandlung, die direkt nach dem Katalysatoren strömt, sinkt deren Temperatur unter dingungen präzise vorhersagen zu können, ist es wichtig, die Motorstart einsatzbereit ist das für einen hinreichenden Umsetzungswirkungsgrad Umsetzungsrate bei den höchsten Raumgeschwindigkeiten und 3. Adsorption der HC-Emissionen benötigte Niveau. Deshalb wird vor dem Motorstart über einen breiten Temperaturbereich zu kennen. FEV hat deshalb 4. Vergrößerung des Gesamtvolumens der Katalysatoren mit einer Sekundärluftpumpe Luft über die elekt- eigenes Equipment entwickelt, mit denen das Verhalten von 5. GPF mit verbessertem Wirkungsgrad risch beheizten Katalysatoren geführt, um auch den Katalysatoren unter genau diesen Bedingungen charakterisiert Hauptkatalysator zu beheizen. In Abbildung 4 ist der werden kann. Das in Abbildung 2 dargestellte System wurde für Die einzelnen Bausteine werden im Folgenden näher erläutert. Erwärmungsvorgang des finalen Systems dargestellt. Abgasmassenströme bis hin zu denen eines V12 Turbo-Motors Die konvektive Wärmeübertragung ist in der unteren konzipiert und geprüft. Es dient der Messung des Umsetzungs- Hälfte des Diagramms deutlich zu erkennen. Sobald wirkungsgrads im kompletten real auftretenden Betriebsbereich, NOX-optimiertes Katalysator-Heizen also insbesondere auch bei großen Massenströmen und kalten Die NOX-Rohemissionen können optimiert werden, indem die Temperaturen, wie sie unter einer Volllastbeschleunigung kurz Kalibrierung des Katalysator-Heizens angepasst wird. Bei den nach dem Motorstart auftreten. üblichen stark nach spät verstellten Zündzeitpunkten wird viel Kraftstoff benötigt, um einen indizierten mittleren Druck (indicated mean effective pressure, IMEP) zu erzeugen, der Alterung des Katalysators dem mittleren Reibungsdruck (friction mean effective preas- und des Partikelfilters sure, FMEP) entspricht. Dies hat eine Entdrosselung und eine FEV hat eine Methode zur schnellen Alterung von Katalysatoren niedrigere Rate der internen Abgasrückführung zur Folge. Die und Partikelfiltern (Gasoline Particle Filter, GPF) entwickelt. Zur Spitzentemperatur im Zylinder steigt und behält über längere Zeit Alterung des GPF wurde der Brennerprüfstand so modifiziert, dieses hohe Niveau. In der Folge nehmen die NOX-Emissionen dass mittels Ölverbrennung Asche erzeugt wird. Verschiedene zu. Der Zündzeitpunkt wäre im Zuge der Optimierung der Kali- Methoden wurden evaluiert, die Wahl fiel schließlich auf die brierung des Katalysator-Heizens demnach nur leicht nach spät Öleinspritzung. FEV hat ein Zyklus- und Öldosierungsverfah- zu verstellen, um die NOX-Emissionen deutlich zu senken. Dies ren erarbeitet, das die Alterungsmerkmale nachbildet, die bei führt wiederum zu einem Anstieg der HC-Rohemissionen, dem Fahrzeugdauerläufen zu beobachten sind. durch zusätzliche Maßnahmen entgegengewirkt werden muss. Temperatur im 3-Wege-Katalysator / °C 800 800 Instrument für die Charakterisierung von Katalysatoren und 700 700 90 90 Umsetzungswirkungs- 50 grad-Kennfelder eines 600 600 70 gealterten Drei-Wege- 70 50 30 10 Katalysators (TWC) 500 500 nach Euro 6d TEMP 30 10 TW, aus 1 TW, ein 1 400 400 θ1 m1 300 Wirkungsgrad der NOx 300 Wirkungsgrad der HC TW, ein 2 TW, aus 2 Konvertierung / % Konvertierung / % m2 200 200 θ2 0 100.000 200.000 300.000 0 100.000 200.000 300.000 Raumgeschwindigkeit / (1 / h) Raumgeschwindigkeit / (1 / h) Gegenstrom- Wärmetauscher Drei-Wege- θ3 Katalysator Drosselklappe 6 7
01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN Emissionsreduktion CO2-Massenstrom / (g/s) Abgasmassenstrom / (g/s) 4 20 3 15 der Motor gestartet wird, führt der stärkere Abgasmassenstrom thermische Alterung durchaus vorteilhaft ist. In Abbildung 5 ist Zusammenhang zwischen der für das 2 10 zu einer noch besseren konvektiven Wärmeübertragung, zugleich ein Vergleich der Katalysatorerwärmung mit und ohne HC-Ad- elektrische Heizen genutzten Energie 1 5 jedoch auch zu einem Abfall der Temperaturen. sorption dargestellt (hier stromabwärts des Katalysators). In und den resultierenden gasförmi- 0 0 Abgasnachbehandlungssystemen, in denen der Katalysator mit gen Emissionen. Die gültigen Punkte HC-Emissionen / ppm HC-Massenstrom / (g/s) Die Emissionswerte lassen sich noch weiter optimieren, indem einem Brenner anstatt mit elektrisch beheizten Katalysatoren erreichen das Zero-Impact-Ziel von 2000 0.020 sichergestellt wird, dass in dem Katalysatorsystem eine hohe vorgewärmt werden soll, könnte es sinnvoll sein, die Emissionen weniger als 40 µg/m³ NOX-Emissio- 1500 0.015 Temperatur gehalten wird. In einem Hybridantriebsstrang kann des Brenners mithilfe eines kleinen Aktivkohlefilters stromabwärts nen sowie einen ausgeglichenen 1000 0.010 hierfür neben der Reaktivierung der elektrisch beheizten Kata- des Katalysators zu adsorbieren. Batterieladezustand am Ende des lysatoren auch die Hybrid-Betriebsstrategie optimiert werden. Zyklus. Das Optimum zum Erreichen 500 0.005 des Zero-Impact-Ziels bei bestmögli- 0 0.000 Vergrößerung des Katalysatorvolumens chem Kraftstoffverbrauch liegt knapp NOx-Emissionen / ppm NOx-Massenstrom / (g / s) Adsorption der Emissionen vor Das Katalysatorvolumen wird vergrößert, und zwar um 30 Prozent unterhalb von 0,4 kWh. Die HC- und 400 0.020 dem Light-Off des Katalysators im Verhältnis zur Euro 6d TEMP Ausgangsbasis, in der bereits ein CO-Emissionen bleiben deutlich unter 300 0.015 Die Adsorption von Emissionen lässt sich unter anderem mit größeres Katalysatorvolumen angesetzt wird als in Euro 6b/c den von FEV erwarteten Euro-7-Gren- 200 0.010 entsprechenden Beschichtungen realisieren. Um eine hohe Systemen. Das Volumen der elektrisch beheizten Katalysatoren zwerten, sinken jedoch konzeptbedingt 100 0.005 Adsorptionseffizienz zu erreichen, sind niedrige Temperaturen ist in diesem Volumen enthalten. In der Folge wird die Raumge- nicht so drastisch wie die NOX-Emis- 0 0.000 erforderlich. Dem kommen die geringen Temperaturen des ein- schwindigkeit (RG) bei Nennleistung auf Werte abgesenkt, bei sionen. CO-Emissionen / % CO-Massenstrom / (g / s) strömenden Abgases infolge der früheren Zündzeitpunkte wäh- denen auch im gealterten Zustand ein hoher Umsetzungswir- 0.8 0.100 rend des Katalysator-Heizens entgegen. Es wird ein Metallsubstrat kungsgrad aufrechterhalten werden kann. 0.6 0.075 verwendet, da sich mit diesem eine hohe Wärmeträgheit und 0.4 0.050 somit ein geringer Temperaturanstieg in den ersten Sekunden des Motorbetriebs sowie eine gleichmäßige Verteilung des GPF mit verbessertem Abscheidegrad 0.2 0.025 sekundären Luftmassenstroms auf der Eintrittsseite Sehr gute Euro-6c- und Euro-6d-TEMP-Motoren ohne GPF er- Rohemissionswerte bei 0.0 0.000 des elektrisch beheizten Katalysators erzielen reichen bereits jetzt im WLTC Partikelemissionswerte von nur Katalysator-Heizen 15 10 5 0 -5 10 -15 -20 -25 -30 15 10 5 0 -5 10 -15 -20 -25 -30 lassen. Da die Grenztemperatur des Adsorp- 0,12 – 0,28 mg/km. Im Hinblick auf den Zero-Impact-Zielwert von im stationären Betrieb Zündzeitpunkt / 0 KW v. OT Zündzeitpunkt / 0 KW v. OT tionskatalysators bei 850 °C liegt, kann das 25 µg/m³ (ca. 0,02 mg/km) bedeutet dies, dass die Partikele- E-Katalysator Abgasnachbehandlungssystem nicht missionen um weitere 83 – 93 Prozent gesenkt werden müssen. Träger E-Katalysator Hauptkatalysator motornah angeordnet werden, was Dies lässt sich mit einem GPF der zweiten Generation erreichen. 1000 im Hinblick auf die 900 800 700 Endergebnisse und Ausblick 600 500 400 Das vorgestellte Abgasnachbehandlungssystem wird mit einem 350 300 2,0-l-4-Zyl.-GDI-Motor in einer Plug-In-Hybrid-Konfiguration 275 Temperatur / Zeit 250 °C abschließend evaluiert. Der finale Aufbau des Abgasnachbe- 225 handlungssystems ist in Abbildung 6 dargestellt. Aufheizvorgang des 200 175 Abgasnachbehandlungs- 150 systems mit elektrisch 125 100 beheizten Katalysatoren EV HAT UMFANG- F Es wurden umfangreiche DoE(Design of Experiment)-Un- tersuchungen durchgeführt, um das Ziel eines Zero-Im- 75 50 25 REICHE ENTWICKLUNGS- pact-Emissionspegels zu erreichen und die Auswir- Länge METHODEN FÜR DIE kungen des elektrischen Vorheizens des Katalysators auf den Kraftstoffverbrauch dabei so gering wie THC Auspuffemissionen / ppm BEREICHE SIMULATION, möglich zu halten. Abbildung 7 beschreibt den 2.500 PRÜFUNG UND ALTERUNG HC-Emissionen 2.000 EMISSIONSRELEVANTER mit Adsorption 1.500 KOMPONENTEN AUSGE- 1.000 ARBEITET, MIT DENEN 500 EINE HOHE ROBUSTHEIT 0 THC Adsorptionswirkungsgrad / % UND VORHERSAGE- 100 GENAUIGKEIT ERREICHT 75 WERDEN KANN 50 25 0 3-Wege-Katalysator + GPF 0 1 0 2 0 3 0 4 0 8 3-Wege-Katalysator + GPF + HC Adsorber Zeit / s 9
01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN Emissionsreduktion E-Katalysator + Temperatur / °C Leistung / kW Die Gesamtergebnisse der optimalen Betriebs- Adsorption- Träger GPF 800 12 Brick Energie / kW 600 E-Katalysator System: Energie Leistung strategie sind in Abbildung 8 dargestellt. Die 8 kaum noch zu erkennenden, verbleibenden 400 Haupt-Katalysator 200 4 NOX-Emissionen entfallen zum größten Teil 0 Tim TWC, Mittelwert Tvor TWC 0 auf die ersten Sekunden nach dem Motorstart. CO-Massen.TWC / g Batterieenergie Inhalt / kWh Der Sauerstoffspeicher des Katalysators ist zu 15 1,6 Sekundärluftpumpe EU7 Limit η CO / % diesem Zeitpunkt vollständig gefüllt und der 10 1,4 Kum. Masse Konvertierungswirkungsgrad η Katalysator muss zunächst mittels unterstöchi- 5 1,2 Finaler Aufbau des Abgasnachbehandlungssystems ometrischem Motorbetrieb gespült werden, 0 1,0 bevor der komplette NOX-Umsetzungswirkungs- HC-Massen.TWC / g Geschwindigkeit / (km / h) 1,5 150 grad erreicht werden kann. Im weiteren Verlauf EU7 Limit η HC / % 1,0 100 des WLTC tritt nur minimaler NOX-Emissions- 0,5 50 schlupf auf. Die elektrisch beheizten Kataly- CO nach TWC / (g/km) Kraftstoffverbrauch / (I / 100 km) 0,4 8,0 0,0 0 satoren werden während des Zyklus für kurze NOx-Massen.TWC / g 0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600 1.800 Zeitabschnitte reaktiviert, um sicherzustellen, 0,3 7,5 0,9 EU7 Limit Zeit / s dass die Temperaturen durchgängig auf einem η NOx / % 0,6 ausreichend hohen Niveau verbleiben. Der 0,2 7,0 0,3 Kraftstoffverbrauch liegt 4,3 Prozent über dem 0,1 6,5 0,0 Euro-6d-TEMP-Grundwert. 0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600 1.800 0,0 6,0 Zeit / s Das hier vorgestellte Konzept für Zero-Im- HCnach TWC / (mg / km) NOxnach TWC / (mg / km) Endergebnisse mit optimiertem E-Katalysator pact-Emissionen ist speziell darauf ausgerichtet, 40 100 und hybrider Betriebsstrategie möglichst geringe NOX-Emissionen zu erzielen. Wenn „nur“ der Euro-7-Emissionsgrenzwert 30 10 Zusammenfassung eingehalten werden soll, kann das Konzept auf Von Zero-Impact-Emissionen sind möglich 20 1 verschiedene Art und Weise angepasst werden. Matthias Thewes · thewes@fev.com Um sie zu erreichen, muss die Beispielsweise wäre denkbar, nur einen anstelle 10 0,1 Andreas Balazs · balazs@fev.com Abgasnachbehandlung ab Motorstart mit einem hohen von zwei elektrisch beheizten Katalysatoren zu Surya Kiran Yadla · yadla@fev.com Umsetzungswirkungsgrad funktionieren verwenden. Ebenso könnte der Adsorptions- 0 0,01 Michael Görgen · goergen_m@fev.com > Als eine mögliche Lösung wurde der Einsatz von elektrisch katalysator weggelassen werden, so dass das 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 Jörg Seibel · seibel_j@fev.com beheizten Katalysatoren in Kombination mit konvektiver gesamte Katalysatorsystem wieder motornah Johannes Scharf · scharf@fev.com Wärmeübertragung vor dem Motorstart identifiziert Für das Aufheizen des Katalysators genutzte elektrische Energie / kWh angeordnet werden kann. Modellpunkte Validierungspunkte Optimum > Die Adsorption der HC-Emissionen kann zu einer Verringerung der NOX-Emissionen beitragen, indem sie den Betrieb mit einer DoE-Ergebnisse mit ermittelten Korrelationen zwischen den gasförmigen Emissionen bzw. dem Kraftstoffverbrauch und der angepassten Kalibrierung des Katalysator-Heizens ermöglicht zum Heizen des Katalysators verwendeten elektrischen Energie > GPFs der zweiten Generation ermöglichen die nötigen hohen Filtrationswirkungsgrade Mit einer noch effektiveren konvektiven Wärmeübertragung ist eine weitere Verbesserung des Systems möglich Das Konzept für die Abgasnachbehandlung kann vereinfacht werden, wenn nur die Euro-7-Anforderungen erfüllt werden sollen FEV verfügt über das erforderliche Know- how, um Sie bei der Entwicklung Ihres Abgasnachbehandlungssystems der nächsten Generation zu unterstützen 10 11
01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN Mild-Hybrid-Diesel MILD-HYBRID-DIESEL MILD-HYBRID-DIESEL- D ie Grundidee bestand darin, nommen, wodurch das gesamte System herkömmlichen Anordnung (Abbildung 2). das Abgasnachbehandlungs- im Motorraum des gewählten Testfahr- Dadurch, dass das Fahrzeug nun über ANTRIEBSSTRANG MIT EINER system (EATS) direkt hinter dem Abgaskrümmer und damit vor zeugs aus der SUV-Klasse untergebracht werden konnte. ein elektrisches System mit 48 V verfügt, kann ein der Turbine vorgelagertes Nach- DER TURBINE VORGELAGERTEN der Turbine anzuordnen (Abbildung 1), um die bestmögliche Leistung bei der Nach- behandlungssystem eingerichtet werden, indem ein e-TC integriert wird, der den ABGASNACHBEHANDLUNG behandlung zu erzielen und gleichzeitig aufgrund reduzierter Heizmaßnahmen Auswirkungen auf die Enthalpie durch die erhöhte Wärmeträgheit des PT EATS verursachten Druck- und Tempera- das Potenzial zur CO2-Verringerung zu Durch die Platzierung des Nachbehand- turverlust ausgleicht. Es wurde ein Konzept entwickelt, das ein der Turbine vorgelagertes Abgasnachbehandlungssystem erschließen. lungssystems vor der Turbine ändern sich (Pre-Turbine Exhaust Aftertreatment System, PT EATS) mit einem Mild-Hybrid-Konzept die Enthalpie und das Wärmeträgheitspro- Zu Beginn des Betriebs ist die Temperatur kombiniert. Mittels Simulation wurde das Potenzial dieses Konzepts bestimmt, Die Motorhardware und das PT EATS wur- fil des Turboladers im Verhältnis zu einer vor der Turbine, aufgrund der erhöhten eine gleichzeitige Reduktion der NOx- und der CO2-Emissionen zu erzielen. den mittels Simulationsverfahren entwor- Nach der Auswahl der wichtigsten Motor- und Hybridsystem-Hardware fen und optimiert, um das beste Layout eTurbo wurden die Betriebsstrategien für die Rekuperation und die Turbolader- für die Katalysatoren zu ermitteln und Harnstoffeinspritzung 1 VGT Harnstoffeinspritzung 2 S regelung festgelegt, um das System in die Lage zu versetzen, den Zielwert die potenziellen Vorteile hinsichtlich der C SCRF R SCR Mischer von unter 40 mg/km NOx in den Emissionen mit einem Konformitätsfaktor Verringerung der CO2- und NOx-Emissio- Mischer von 1 über alle Fahrzyklen unter realen Bedingungen einzuhalten. Das nen zu quantifizieren. In das bestehende DOC Vor der Unterboden Turbine Filter Leistungsverhalten und die Fahrbarkeit des Testfahrzeugs werden so Motormodell wurden das 48 V-System, das definiert, dass sie den Eigenschaften des Basisfahrzeugs entsprechen. Ventil Kühler aus einem Riemenstartergenerator (RSG) LP-AGR mit den zugehörigen Regelungskompo- Kühler Ventil nenten, einem elektrisch unterstützten AC HP-AGR WCAC HFM Luftfilter RSG Turbolader (e-TC) und der 48 V-Batterie DC Drosselklappe Drosselklappe besteht, sowie das PT EATS integriert. Die DC 2.0 L I4 EU6c DC 430 Nm @ 1750 rpm Abmessungen der EATS-Komponenten 48 V 12 V 132 kW @ 4000 rpm Li-lon Blei- wurden durch Simulationen mit Blick Batterie batterie HCU auf eine erfolgreiche Integration in den Motorraum optimiert. Der e-Turbo wur- Aufbau des der Turbine vorgelagerten Abgasnachbehandlungssystems de mittels GT Power dimensioniert und und des 48 V-Antriebsstrangs die Abgasrückführungsstrategie (AGR) so optimiert, dass die extrem niedrigen Temperatur am TC-Einlass / 0C NOx-Rohemissionswerte erreicht werden 600 3.0 .107 können. Außerdem wurde anhand des Simulationsmodells das Re- 500 2.5 .107 kuperationspotenzial bestimmt. 400 2.0 .107 Der ursprüngliche Abgaskrüm- mer wurde um 180 °C gedreht, 300 1.5 .107 kum. damit der Turbolader unter- Enthalpie / J gebracht werden konnte, 200 1.0 .107 und es wurde ein größerer HD(Hochdruck)-AGR-Kühler 100 5.0 .106 eingebaut, um die Nutzung der AGR im Volllastbetrieb 0 WLTC 0.0 .100 zu ermöglichen. Darüber 0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600 1.800 hinaus wurden Designände- Zeit / s rungen an der Halterung des Zwischenkühlers sowie an den Temperatur, EATS hinter Turbolader Temperatur, EATS vor Turbolader Enthalpie, EATS hinter Turbolader Enthalpie, EATS vor Turbolader Wasser- und Luftleitungen vorge- Boosten erforderlich Rekuperation möglich Temperaturverhalten und Enthalpiesströme am Turbolader 12 13
01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN Mild-Hybrid-Diesel BSFC / g/kWh mittl. Effektivdruck der Pumpe / bar 6% 3% 30 % Auswirkungen der EATS- 280 - 0,30 rel. Ausw. 120 Volumen und des EGR-Konzepts 270 - 0,35 auf den Kraft- auf den Kraftstoffverbrauch stoffverbrauch 100 - 0,40 mit e-TC-Aufla- 260 - 1.8 % - 3.3 % - 0,45 dung / 100 % 80 250 - 0,50 60 240 - 0,55 + 32 – 44 % 40 230 - 0,60 20 220 - 0,65 - 1.1 % 0 - 0.3 % 210 - 0,70 EATS Volumen /l 4,5 l 3l 2,4 l 3l 0 125 250 375 500 625 750 875 1.000 0 125 250 375 500 625 750 875 1.000 nur HD-AGR ND- und HD-AGR mech. Leistung / W e-TC-Rekuperation BSG-Rekuperation 4 bar, 2000 U / min 11 bar, 2000 U / min Vergleich der Rekuperationsstrategien bei zwei Teillastpunkten können. Allerdings spielen pumpenver- diese Anordnung über einen WLTC lag bei lustbedingte nachteilige Auswirkungen AGR-Strategie circa 52 Wh ohne Rekuperation am RSG auf den Kraftstoffverbrauch in den meisten Im Hinblick auf eine Reduzierung der Kos- oder dem e-Turbo. thermischen Masse deutlich niedriger als auf, da durch das Schließen des VGT die Pkw-Fahrszenarien keine große Rolle, der ten und der Komplexität des AGR-Kreis- ohne das PT EATS. Doch mit der Erwär- Rekuperationspotenzial Pumpenverluste steigen, wie im rech- Nutzen eines Upsizing des e-TC wäre also laufs wurde die Option einer reinen mung des Abgassystems entstehen infolge Das Rekuperationspotenzial des Systems ten Diagramm in Abbildung 3 zu sehen. gering gewesen, da im transienten Betrieb HD-AGR-Strategie untersucht, bei der Luftpfadregelung der höheren thermischen Masse vor der wurde an zwei Teillastbetriebspunkten Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass eine stärkere elektrische Aufladung erfor- überschüssige Energie aus dem Abgas Die Verwendung einer elektrischen Un- Turbine eine thermische Verzögerung untersucht, siehe Abbildung 3. Zudem mit zunehmender Rekuperation auch derlich gewesen wäre. Dementsprechend rekuperiert und die Position des VGT terstützung gemeinsam mit einer VGT und ein allgemeiner Temperaturunter- wurde der bremsenspezifische Kraftstoff- der Kraftstoffverbrauch steigt, da mehr wurde eine kleinere Turbine gewählt. Das zugleich so regelt, dass der erforderli- erfordert eine spezielle Regelungsstra- schied. Das Wärmeverlustprofil des PT verbrauch bei zwei Rekuperationsstrate- Leistung benötigt wird, um die gleiche entscheidende Kriterium bei der Bemes- che Gegendruck für höhere AGR-Raten tegie zur Optimierung der verschiedenen EATS ergibt einen berechneten kumu- gien verglichen und ebenfalls in Abbil- Wirkleistung zu erzielen. sung der verwendeten E-Maschine ist das bei vergleichbarem Ladedruck erzielt Betriebszustände. In der vorliegenden lierten Enthalpieverlust von 4 Prozent dung 3 dargestellt. Die Rekuperation am transiente Ansprechverhalten des Fahr- wird. Die Ergebnisse zeigten jedoch, Ausgestaltung des Konzepts wird die Elek- über einen WLTC (Abbildung 2). Um in Turbolader mittels eines Turboladers mit zeugs. Unter Verwendung unterschiedli- dass bei der Einbindung des ND(Nieder- tromaschine hauptsächlich zur Unterstüt- solchen Phasen geringer Enthalpie die variabler Geometrie (Variable-Geometry Bemessung des Turboladers cher Leistungen der elektrischen Maschine druck)-AGR-Pfads über den WLTC etwa zung im transienten Betrieb während des Ladedruckpegel halten zu können, erzeugt Turbocharger, VGT) wird mit der Entnahme Hinsichtlich der Bemessung des e-TC am e-TC wurde eine Beschleunigung aus 30 Prozent weniger elektrische Energie Ladedruckaufbaus und zur Rekuperation der elektrische Turbolader zusätzlichen der gleichen Leistung am RSG mittels Be- wurde die Verwendung einer größeren dem Stand auf 100 km/h simuliert, um erforderlich sind, weshalb sowohl die während des Verzögerns oder im Schub- Ladedruck; zudem dient er der Rekupe- triebspunktlastverschiebung verglichen. Turbine in Betracht gezogen, da eine herauszufinden, bei welcher e-TC-Leistung HD- als auch die ND-AGR verwendet wur- betrieb verwendet. Die herkömmliche ration überschüssiger Energie aus dem Die zweite Strategie weist einen um bis zu solche mittels optimierter Pumpenverluste das Beschleunigungsverhalten dem des den. Da ermittelt wurde, dass sich das PT Ladedruckregelung des VGT wurde um Abgasstrom, wann immer das möglich ist. 3,3 Prozent energieeffizienteren Verlauf den Kraftstoffverbrauch hätte senken Basisfahrzeugs (8,7 s im Sprint auf 100 EATS-Volumen im Verhältnis zur AGR-Stra- eine erweiterte modellbasierte Regelung km/h) am nächsten kommt. Diese Simu- tegie nur geringfügig auf den Kraftstoff- der Leistung bzw. des Drehmoments als lationen sind in Abbildung 4 dargestellt. verbrauch auswirkt (Abbildung 5), wurde direkte Stellgröße der Elektromaschi- Geschwindigkeit / kmh TC-Drehzahl / kU/min e-TC-Aufladung / kW 120 210 18 Ohne Unterstützung durch elektrische das maximal verfügbare EATS-Volumen ne ergänzt. In diesem Ansatz wird das 6-kW-eTC 180 16 Aufladung steigt die Beschleunigungs- ausgenutzt, um ein Partikelfilterregene- Drehmoment der Elektromaschine auf 100 14 11-kW-eTC 150 zeit auf 13,0 s, was die Notwendigkeit rationsintervall zu erzielen. Grundlage der Differenz zwischen dem 150 12 17-kW-eTCn 80 10 eines e-Turbos verdeutlicht. Ein Anheben angestrebten und dem tatsächlichen 9,4 120 PT-EATS mit TC 8 60 9,0 13,0 90 6 Basisfahrzeug der E-Maschinenleistung auf über 11 kW Alle oben genannten Variablen wurden Turbinendrehmoment berechnet. 40 10,3 60 4 lieferte keine signifikante Verringerung der zusammengeführt, um eine optimierte 8,7 30 2 20 0 0 Ansprechzeit (zwischen 9,0 s und 9,4 s), da Luftpfadstrategie zu entwickeln. Der ge- Zusätzlich wird ein E-Boost-Regelfaktor 0 2 4 6 8 10 12 14 0 2 4 6 8 10 12 14 0 2 4 6 8 10 12 die Beschleunigung durch die maximale ringstmögliche Aufladebedarf während eingeführt. Dieser passt die Dynamik des Zeit / s Zeit / s Zeit / s Drehzahl der Elektromaschine auf 180.000 transienten Fahrbedingungen ergibt sich, geforderten Drehmoments – und damit Simulation der Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km / h min-1 begrenzt wird. wenn eine Kombination aus LP- und HD- der elektrischen AGR, eine verhältnismäßig kleine Turbine Ladung – so an, und ein 11-kW-Elektromotor verwendet dass ein opti- werden. Der zusätzliche Energiebedarf für maler Kraftstoff- AS ENTSCHEIDENDE KRITERIUM BEI DER D BEMESSUNG DER VERWENDETEN E-MASCHINE IST DAS TRANSIENTE ANSPRECHVERHALTEN DES FAHRZEUGS 14 15
01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN Mild-Hybrid-Diesel relativer Kraftstoff- A DIE REKUPERIERTE D ENERGIE DEN ELEKTRISCHEN verbrauch bei konst. NOx-Rohemissionen/ -NOx-Emissionen / % mg / km 12 400 Ziel- bereich ENERGIEVERBRAUCH ÜBERSTEIGT, WERDEN CIRCA 20 380 8 360 30 PROZENT ZUM LADEN DER 6 340 48 V-BATTERIE VERWENDET 4 320 2 300 Bei der Optimierung der Regelung des elektrischen VGT entscheidet 0 280 ein Prioritätenmanager auf Grundlage des jeweiligen Zustands des 0 20 40 60 80 100 elektrischen Systems über die Aufteilung der verfügbaren Energie E-Boost-Regelfaktor / % auf die verschiedenen Verbraucher. In dem Simulationsmodell wird eine übergeordnete Energiemanagementstrategie eingesetzt, um unter allen Betriebsbedingungen eine zuverlässige Versorgung des bordeigenen 12 V-Netzes sicherzustellen. Zugleich wird das Potenzial der verschiedenen 48 V-Komponenten zum Ausbalancieren der Un- terstützung im transienten Betrieb während des Ladedruckaufbaus und des Rekuperationspotenzials im Schubbetrieb und hohem Enthalpiestrom vor der Turbine maximiert. Auswirkungen auf den WLTC Elektrischer Energiehaushalt Kraftstoffverbrauch und die im 48 V-System NOx-Rohemissionen als Funktion 128 des E-Boost-Regelfaktors - 437 Elektrischer Energiehaushalt (Wh) Ladezustand 309 Verbrauch Rekuperation 1 % durch den e-TC RSG-Aufladung 1 % verbrauch bei noch ausreichender Ladedruckdynamik erzielt Optimierung der Gesamtstrategie wird. Das geforderte Drehmoment berechnet sich dabei aus für den Hybridansatz dem Modell. In Abbildung 6 sind die Auswirkungen auf den Es wurde untersucht, welche zusätzlichen Vorteile die in Ab- durch den RSG 99 % durch 12 V-Verbraucher 51 % 48 % e-TC-Aufladung Kraftstoffverbrauch und die NOx-Rohemissionen als Funktion bildung 7 dargestellte 48 V-Mild-Hybrid-Systemarchitektur des E-Boost-Regelfaktors für den WLTC dargestellt. bietet. Der herkömmliche 12 V-Generator wurde durch einen 48 V-Riemenstartergenerator ersetzt. Über einen bidirektionalen Wenn kleine E-Boost-Regelfaktoren angesetzt werden, greift die Gleichspannungswandler wurden eine 48 V-Batterie mit einer Rekuperation elektrischer Verbrauch elektrischer Elektromaschine nur bei sehr großen Differenzen zwischen dem Kapazität von 0,5 kWh und der elektrisch unterstützte VGT an Energie Energie angestrebten und dem tatsächlichen Turbinendrehmoment die bordeigene 12 V-Energieversorgung angeschlossen. unterstützend ein. Bei größeren Werten des Regelfaktors hin- gegen erfolgt die Unterstützung durch die E-Maschine bereits Der elektrische Energiehaushalt innerhalb des 48 V-Systems über bei kleineren Differenzen des Turbinendrehmoments. Das hat den WLTC ist in Abbildung 8 dargestellt. Die Rekuperation erfolgt fast zur Folge, dass die NOx-Rohemissionen bei höheren Werten des Verbrennungs- ausschließlich durch den RSG, wohingegen der Energieverbrauch motor E-Boost-Regelfaktors sinken, der Kraftstoffverbrauch hingegen Nach- durch die Verbraucher im 12 V-Netz und die Unterstützung der behand- signifikant ansteigt, weil mehr elektrische Leistung benötigt lung 12 V elektrischen Aufladung ungefähr gleich groß ist. Da die rekuperierte Von Anlasser wird. Diese Beobachtungen wurden zusammengeführt, um den RSG Energie den elektrischen Energieverbrauch übersteigt, werden circa Dr. Lynzi Robb Zielbereich für den E-Boost-Regelfaktor zu bestimmen. 12 V- 30 Prozent zum Laden der 48 V-Batterie verwendet. robb@fev.com eTC Batterie DC 12 V-Netz DC 48 V 48 V- Der zweite Teil dieses Artikels widmet sich in einer kommenden Batterie SPECTRUM-Ausgabe der Optimierung des PT EATS-Systems Schematischer Aufbau des untersuchten Konzepts sowie dem Leistungsverhalten des Gesamtsystems in wichtigen RDE-Zyklen. 16 17
01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN Effiziente Mobilität EFFIZIENTE MOBILITÄT VORAUSSCHAUENDE FUNKTIONEN IM HYBEX3 KONZEPTFAHRZEUG I Die Hybridisierung von Antriebssträngen ist ein wichtiger Schritt zu einer effizienten und n Kombination mit der Entwicklung vorausschauender und sauberen Mobilität. Insbesondere die Möglichkeit, den Betrieb des Verbrennungsmotors in automatisierter Fahrfunktionen können weitere Potentiale Bereiche mit höherem Wirkungsgrad zu verlagern und rein elektrische Fahrmodi darzustellen, erschlossen werden. Der Schlüsselfaktor für eine tatsächliche ist einer der Hauptvorteile von Hybridantrieben. Diese Lastpunktverschiebung kann auf Reduzierung des Energiebedarfs unter realen Fahrbedingungen der Grundlage von Streckendaten, die die zu erwartende Fahrzeuggeschwindigkeit und ist eine genaue Vorhersage der zukünftigen Entwicklung einer Ver- die Fahrbahnsteigung beinhalten, weiter optimiert werden und gilt als Stand der Technik kehrssituation. Diese Vorhersage kann auf einer Vielzahl möglicher in modernen Hybridantrieben. Quellen wie Sensordaten, hochauflösenden Karten und Fahrzeug- kommunikation basieren, wobei alle Daten zu einem umfassenden Umgebungsmodell verschmolzen werden. Basierend auf den Informationen aus diesem Modell können die Fahrzeuglängsführung und die Antriebsstrangsteuerung optimiert werden. FEV hat in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Verbren- nungskraftmaschinen der RWTH University, Aachen, eine Funkti- onsstruktur entwickelt, die in der Lage ist, eine Vielzahl von mög- lichen Datenquellen zu nutzen. Mit diesen wird ein Lösungsraum für eine prädiktive Geschwindigkeitsprofiloptimierung generiert. Dieses Geschwindigkeitsprofil kann dann verwendet werden, um die Drehmomentaufteilung zwischen den Hybridkomponenten optimiert zu betrieben. Die Funktionsstruktur wurde in einem gemeinsam mit DENSO aufgebauten Hybrid-Prototypenfahrzeug integriert. Ein robuster, echtzeitfähiger modellprädiktiver Regelungsalgorithmus wird ver- wendet, um die Längsführung des Fahrzeugs zu optimieren. Das HYBex3 Konzeptfahrzeug Das HYBex3 („HYBrid power exchange 3 modes“) Fahrzeug wurde entwickelt, um die Einflüsse eines kostengünstigen DHT-Getriebe- konzepts im Hinblick auf die Fahrbarkeit des Fahrzeugs zu ermitteln und unter realen Bedingungen zu testen. Die Entwicklung erfolgte gemeinsam mit DENSO AUTOMOTIVE Germany. Das Basisfahrzeug ist ein MINI Cooper mit einem turboaufgeladenen 100 kW Dreizy- linder-Verbrennungsmotor. Das Seriengetriebe wurde durch das zu untersuchende speziell für den Anwendungsfall entwickelt Hybridgetriebe ersetzt. AS HYBEX3 FAHRZEUG WURDE ENTWICKELT, D UM DIE EINFLÜSSE EINES KOSTENGÜNSTIGEN DHT-GETRIEBEKONZEPTS AUF DIE FAHRBARKEIT DES FAHRZEUGS UNTER REALEN BEDINGUNGEN ZU ERMITTELN 18 19
01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN Effiziente Mobilität Verbrennungsmotor mit sehr geringer Dynamik betrieben wird rung bestimmt. Der Suchalgorithmus Zur genauen Vorhersage der aktuellen und den Status von Lichtsignalanlagen Die Antriebsstrangtopologie entspricht einem Mischhybrid mit und schnelle Lastwechsel durch den elektrischen Pfad umge- variiert die Drehmomentverteilung, bis Verkehrssituation ist die Aggregation aller beinhalten. Die Fahrzeugkommunikation zwei Elektromotoren (EM) in einer P2/P3-Anordnung. Die P2- setzt werden. Die Übersetzungsverhältnisse ermöglichen eine der energetisch optimale Fall gefunden verfügbaren Daten erforderlich. Dies kann daher Daten bereitstellen, die über Maschine befindet sich zwischen der elektrohydraulisch ange- deutliche Reduzierung der Drehzahl des Verbrennungsmotors, ist. Dabei werden sowohl die Batterie- reicht von Sensoren wie RADAR- oder den von On-Board-Sensoren erfassbaren triebenen Kupplung und dem zweistufigen Stirnradgetriebe. Die ohne die Gesamtdynamik des Antriebsstrangs zu beeinträch- grenzen als auch die Leistungsgrenzen der LIDAR-Sensoren oder optischen Kameras, Horizont hinausgehen. Synchro-Elemente werden ebenfalls elektrohydraulisch aktuiert. tigen. Die Betriebsstrategie wurde mit einem Design-of-Experi- Elektromotoren für die aktuelle Situation die Verkehrsteilnehmer mit Hilfe von Bil- Die P3-Maschine ist am Ausgang des Getriebes positioniert und ments optimiert. Zu diesem Zweck wurden die Parameter der berücksichtigt. derkennungstechniken erkennen können. Da dasselbe Objekt durch verschiedene hat somit ein festes Übersetzungsverhältnis zum Rad. Stopp-Start-Strategie des Verbrennungsmotors gleichzeitig mit In der Regel liefern diese Sensoren den Typ Datenquellen somit mehrfach detektiert den Parametern der Batterielade-Strategie optimiert. Für die (Pkw, Lkw, Fußgänger etc.), die relativen werden kann, muss die Datenaggregation Mit diesem DHT-Getriebe sind verschiedenste Betriebsmodi endgültige Parametrierung wurde ein Kompromiss zwischen Prädiktive Funktionen Positionen und eventuell die Relativge- auch eine Funktionalität zur Datenfusion darstellbar. Für den rein elektrischen Fahrbetrieb wird der Ver- der Auslegung für unterschiedliche Fahrzyklen gewählt. Die entwickelte Funktionsstruktur zur schwindigkeit der erfassten Objekte. beinhalten. Dies ist besonders vorteilhaft brennungsmotor gestoppt und die Kupplung geöffnet. Der Elek- vorausschauenden Längsdynamikrege- für Hardware-Setups mit verschiedenen tromotor P2 kann somit in beiden Übersetzungsstufen betrieben Die Aufteilung der Drehmomente der beiden Elektromotoren lung ist so konzipiert, dass eine Vielzahl Weitere Informationen können aus Arten von Sensoren, z. B. einem RADAR- werden. Dies ermöglicht neben einem hohen Anfahrmoment sowohl im Parallelbetrieb als auch im vollelektrischen Fahr- von Datenquellen, Optimierungsroutinen On-Board-Navigationssystemen gewon- und Kamerasensor. Der RADAR-Sensor im ersten Gang eine maximale Fahrzeuggeschwindigkeit von betrieb wird durch eine von FEV patentierte Online-Optimie- und Antriebsstranganordnungen in dieser nen werden, die Geschwindigkeitsbegren- kann den Abstand und die relative Posi- 140 km/h im zweiten Gang. dargestellt werden kann. zungen, Straßenneigung und -krümmung tion zu einem vorausfahrenden Fahrzeug EMs mit Dreizylinder- sowie eventuell Kreuzungsdaten für den messen, er kann jedoch nicht die seitliche Untersetzungs- Zweistufiges Benzin-Verbren- Im Hybridbetrieb ist es möglich, entweder seriell oder parallel zu getriebe Getriebe nungsmotor Vorderachse Der erste Schritt ist eine Aggregation wahrscheinlichsten Pfad des Fahrzeugs Position des Fahrzeugs in Bezug auf die fahren. Im Parallelbetrieb ist einer der beiden Gangsätze einge- und Fusion der verfügbaren Daten zu über einen sogenannten "elektronischen Straßenmarkierungen bestimmen. Der legt. Im seriellen Betriebsmodus wird das Getriebe in den Leerlauf EM P2 einem Umgebungsmodell, gefolgt von Horizont" liefern. Ist das Navigationssys- Kamerasensor ermöglicht nur Schät- geschaltet. Der Verbrennungsmotor ist dann ausschließlich einer Prädiktion der Verkehrssituation. tem mit dem Internet verbunden, können zungen der Relativgeschwindigkeit und mit dem Elektromotor P2 verbunden und der Elektromotor P3 Diese ermöglicht eine Optimierung des auch Daten über durchschnittliche Ge- der Entfernung, aber er ist in der Lage treibt die Räder an. Alle Gangwechsel sind vollständig elektrisch Geschwindigkeitsprofils. Auf Basis dessen schwindigkeiten entlang der geplanten exakt zu erfassen, ob sich ein Objekt auf synchronisiert, so dass die Reibkupplung auch im Hybridbetrieb erfolgt eine Beschleunigungsregelung des Route und Staus bereitgestellt werden. der gleichen Spur wie das betrachtete geschlossen bleiben kann. Der serielle Betrieb im niedrigen Fahrzeuges. Das geplante Geschwindig- Fahrzeug befindet. Nach der Fusion meh- Geschwindigkeitsbereich und ein paralleler Betrieb bei höheren keitsprofil kann ebenfalls genutzt werden, Zukünftig können durch die Vernetzung rerer Datenquellen wird eine aggregierte EM P3 Geschwindigkeiten ermöglicht eine deutliche Steigerung des um die Ladezustandsstrategie anzupas- von Fahrzeugen mittels 5G oder ETSI ITS Objektliste erstellt, die nur gültige und Systemwirkungsgrads. Die Betriebsstrategie sieht vor, dass der sen. Ist die gewünschte Ladeleistung G5 weitere Informationen gewonnen wer- relevante Daten aller erfassten Objekte HYBex3 Getriebetopologie bestimmt, wird auf Basis dieser und des den. Diese so genannte Vehicle-to-Every- enthält und ein entsprechendes Umge- Radmomentenwunsches die Momenten- thing (V2X)-Kommunikation soll unter bungsmodell generiert. aufteilung auf die Antriebsstrangkompo- anderem die Positionen, Richtung und nenten durchgeführt. Geschwindigkeiten anderer Fahrzeuge Bevor eine Optimierung der Fahrzeug- sowie die Anordnung von Kreuzungen trajektorie durchgeführt werden kann, Eingabe Datenverarbeitung und Interpretation Optimierung Antriebsstrangssteuerung HYBex3 Konzeptfahrzeug Optimierung Drehmoment- auf Basis eines MINI Cooper Kamera Situations- der Längsfüh- Beschleuni- bedarf Verbren- prädiktion gungsregelung rung nungsmotor Daten- Optimierung Elektronischer aggregation Drehmoment- Drehmoment- Horizont im Umge- bedarf EM 1 aufteilung bungsmodell V2X, Ladezustands- Ladeleistungs- Drehmoment- Radar … strategie berechnung bedarf EM 2 Funktionsarchitektur für prädiktive Funktionen 20 21
01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN Effiziente Mobilität Eingabe Datenaggregation Situationsprädiktion Datenfusion Auswahl geeig- Vorhersage Umgebungs- Lösungsraum Distanz / m Geschwindigkeit / (km / h) Beschleunigung / (m / s2) Kamera neter Umge- Umgebungs- 400 50 1 fahrzeugdaten Position bungsfahrzeuge fahrzeuge 40 0.5 300 0 Elektronischer Grünphasen- 30 Ampeldaten Ampelauswahl 200 - 0.5 Horizont auswahl 20 -1 100 10 - 1.5 Straßen- Radar, ... 0 0 -2 neigungsdaten 0 5 10 15 20 25 30 0 5 10 15 20 25 30 0 5 10 15 20 25 30 Zeit / s Zeit / s Zeit / s Geschwindig- Lösungsraum V2X keits- Geschwin- begrenzungen digkeit POSITION GESCHWINDIGKEIT BESCHLEUNIGUNG Funktionsarchitektur für Datenaggregation und Situationsprädiktion muss eine Vorhersage über die Entwicklung der aktuellen Situation gemacht werden. Diese Vorhersage basiert auf den relevanten Objekten, die das Umgebungsmodell bereitstellt. In einem ersten Schritt wird die Geschwindigkeitsbegrenzung entlang des Prädiktionshorizontes be- stimmt. Basierend darauf und auf dem aktuellen Zustand detektierter, vorausfahrender Fahrzeuge wird eine Prädiktion für die Geschwindigkeits- und Positionstrajektorie dieser Fahrzeuge vorhergesagt. Auf dieser Basis wird ein sogenannter Lösungsraum aufgespannt, in dem sich der nachgeschaltete Optimierungsalgorithmus bewegen kann. Die von FEV und dem Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen entwickelte Funktionsstruktur ermöglicht die Implementierung unterschiedlichster Algorithmen hierfür. Je nach Anforderung können einfache regelbasierte Ansätze, aber auch Methoden der modellprädiktiven Regelung oder der Diskreten Dynamischen Programmierung dargestellt werden. Anwendung im Fahrzeug 0,0 % 37,7 km / h - 0,4 m / s2 Zur Erprobung der Funktionsstruktur wurde eine echtzeitfähige modell- Von GASPEDAL GESCHWINDIGKEIT BESCHLEUNIGUNG prädiktive Regelung (MPR) auf dem Rapid Prototyping Steuergerät des Dr. Georg Birmes . birmes@fev.com HYBex3 Konzeptfahrzeugs implementiert und verschiedene Testszenarien Dr. Rene Savelsberg . savelsberg@fev.com umgesetzt. In einer ersten Demonstration wurde die Funktionalität und Echtzeitfähigkeit dieser für eine vorausschauende Anpassung des Reku- Marius Wegener perationsverhaltens des Konzeptfahrzeuges nachgewiesen. Durch eine Prof. Jakob Andert effiziente Implementierung der MPR mittels des Tools „qpOASES“ kann Lehrstuhl für eine Optimierung des Geschwindigkeitsverlaufes über einen Horizont von Verbrennungskraftmaschinen, zehn Sekunden innerhalb von weniger als 100 µs durchgeführt werden. RWTH Aachen University Zukünftig kann die modulare Konzeption der Funktionsstruktur genutzt Ulrich Schwarz werden, um den Vorausschauhorizont des Fahrzeuges beispielsweise um DENSO AUTOMOTIVE vorausliegende Ampeln zu erweitern oder vorausschauende, automatisierte Deutschland GmbH Experimentelle Validierung der Funktionen auf der Teststrecke Fahrfunktionen wie Predictive Cruise Control (PCC) darzustellen. 22 23
01 NACHHALTIGE ANTRIEBSLÖSUNGEN Brennstoffzelle BRENNSTOFFZELLE BRENNSTOFFZELLENSYSTEME Anwendungsfälle für Plug-in Hybrid Electric Vehicle, FC-PHEV) ist häufig eine vielver- sprechende Lösung, um mit reduziertem Entwicklungsaufwand FÜR DEN SCHWERLASTVERKEHR Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge Da Brennstoffzellensysteme und Batterien während ihrer Nut- maßgeschneiderte Antriebsstränge zu realisieren. Die Frage, wo die optimale Kombination aus Brennstoffzellenleistung und zung keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen, kann ihr Batterieleistung/-kapazität liegt, hängt vom Anwendungsfall Da im Verkehrssektor bisher noch nicht der Rückgang von CO2-Emissionen wie in anderen Branchen zu ver- Einsatz in Pkw, leichten Nutzfahrzeugen und Schwerlast-Lkw zu ab und stellt weiterhin einen wichtigen Forschungsschwer- zeichnen ist, steht dieses Thema besonders im Brennpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit und hat dadurch einer Reduzierung der CO2-Emissionen im Verkehrssektor bei- punkt dar. Auch wenn im Pkw-Segment in der Regel höhere in der Forschung eine hohe Priorität. Insbesondere im Schwerlastverkehr mit seinem hohen CO2-Ausstoß laufen tragen. Voraussetzung ist, dass der Wasserstoff für ihren Betrieb Volumina erreicht werden, könnte es im Nutzfahrzeugsegment zurzeit wichtige Forschungs- und Entwicklungsprogramme zur Implementierung von Antriebssystemen mit ge- z. B. mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wird. ringen oder keine Emissionen. Dabei geht es nicht nur um eine Reduzierung der durchschnittlichen CO2-Emissi- Gegenüber batterieelektrischen Fahrzeugen (Battery Electric onen einer Flotte, um hohe finanzielle Belastungen wegen einer Überschreitung der CO2-Emissionsgrenzwerte Vehicle, BEV) ermöglichen Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge (Fuel Cell Electric Vehicle, FCEV) größere Reichweiten, kürzere EI SCHWERLASTFAHR- B zu vermeiden. Vielmehr müssen auch der Wirkungsgrad, die Langlebigkeit und Zuverlässigkeit der Systeme sowie die Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO) berücksichtigt werden, um wettbewerbsfähige Betankungszeiten – vergleichbar mit der Betankung von Fahr- ZEUGEN MIT EINER HOHEN Alternativen für Verbrennungsmotoren im Schwerlasteinsatz zu finden. zeugen mit Diesel- oder Benzinmotor – sowie ein reduziertes JÄHRLICHEN LAUFLEISTUNG Gewicht des Antriebsstrangs und damit höhere Nutzlasten. Die Entscheidung, welches Antriebssystem für den jeweiligen IST DER BRENNSTOFF- Der ausschließliche Einsatz von rein batterieelektrischen Antriebssträngen für Anwendungen im Schwerlastbe- reich ist derzeit noch keine rentable Option, da die Größe der benötigten Batterien zu einem enormen Gewicht Einsatz und Anwendungsfall am besten geeignet ist, hängt ZELLEN-ELEKTROANTRIEB des Antriebssystems und damit zu einem erhöhten Leistungsbedarf und reduzierter Nutzlast führen würde. Aus von verschiedenen Faktoren wie Kosten, Wirkungsgrad und BESONDERS GEEIGNET diesem Grund stellen Protonenaustauschmembran-Brennstoffzellen (Proton Exchange Membrane Fuel Cell, Langlebigkeit ab. Der Schwerpunkt muss dabei jedoch auf dem PEMFC) in Kombination mit kleineren Batterien einen vielversprechenden Ansatz für Schwerlastfahrzeuge mit Nutzen für den Kunden liegen. Elektroantrieb dar. möglicherweise erstmals eine größere Marktdurchdringung Unter Berücksichtigung von Reichweite und Fahrzeuggewicht bei Brennstoffzellen-E-Antrieben geben. Im Vergleich Die FEV Europe GmbH und der Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen (VKA) der RWTH Aachen University gibt Abbildung 1 einen allgemeinen Überblick über geeignete zum Pkw-Segment bringt der Einsatz von untersuchen unter anderem den Einsatz von PEMFC in unterschiedlichen Verkehrsanwendungen. Bei der Beur- Elektroantriebsstränge für unterschiedliche Fahrzeuge. Aufgrund Brennstoffzellensystemen im teilung alternativer Antriebssysteme für Nutzfahrzeuge ist es wichtig, die Gesamtbetriebskosten verschiedener ihres hohen Wirkungsgrads, aber auch ihrer geringeren Leistungs- Schwerlastverkehr Antriebsstränge zu untersuchen. Dabei sind unterschiedliche Szenarien der Stromerzeugung aus erneuerbaren dichte geht man davon aus, dass batterieelektrische Antriebe Quellen zu berücksichtigen, um Entscheidungen über die Entwicklung zukünftiger Antriebssysteme für den sich besser für leichte Nutzfahrzeuge mit kleinen Schwerlasteinsatz treffen zu können. Reichweiten eignen, deren tägli- che Fahrten sich Die Schritte von FEV und VKA zur Entwicklung und Validierung von Brennstoffzellensystemen mit fortschrittli- chen Betriebsstrategien für Schwerlastanwendungen mit einer Netto-Antriebsleistung von bis zu 250 kW sind im Folgenden beschrieben. Strategien zur Abmilderung der Degradationsmechanismen einer Brennstoffzelle werden eingeführt, um die Hybrid-Betriebsstrategie zu optimieren und die Langlebigkeit und Zuverlässig- keit der entwickelten Systeme nachzuweisen. jedoch neue Herausfor- derungen mit sich. Eine der größten Herausforderungen davon ist die erforderliche Lebensdauer von über 20.000 Stunden, was mehr als dem Dreifachen der ge- forderten Lebensdauer bei Pkw entspricht. haupt- sächlich auf den Stadtverkehr beschränken. Bedeutung der Gesamtbetriebskosten Für längere Reichweiten und Schwer- im Nutzfahrzeugsegment lastanwendungen sollten Brennstoffzellen- Ein wichtiger Technologietreiber im Nutzfahrzeugsegment Elektroantriebe – ergänzt durch kleine Batterien für Spit- waren schon immer die Gesamtbetriebskosten. Neben dem zenleistung und Rekuperation (Fuel Cell Hybrid Electric Vehicle, Preis des Fahrzeugs und seinem Wiederverkaufswert sind die FC-HEV) – vorgezogen werden, insbesondere auch im Hinblick auf Betriebskosten der TCO-Faktor mit der höchsten Relevanz. In das Gewicht des gesamten Antriebsstrangs. Eine Kombination einer Studie von FEV zu den TCO für unterschiedliche Nutzfahr- aus Brennstoffzellensystem und mittelgroßer Batterie (Fuel Cell zeugsegmente wurden verschiedene Anwendungsfälle unter- 24 25
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