Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft - ANALYSE Eine Analyse der Ausgangslage und Wege in die Zukunft der Energiewirtschaft durch die ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
ANALYSE Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft Eine Analyse der Ausgangslage und Wege in die Zukunft der Energiewirtschaft durch die Datenökonomie
Impressum Herausgeber Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) Chausseestraße 128 a 10115 Berlin Tel: +49 (0)30 66 777-0 Fax: +49 (0)30 66 777-699 E-Mail: info@dena.de Internet: www.dena.de Autoren: Lukas Knüsel, dena Philipp Richard, dena Stand: Juli 2022 Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem Zustimmungsvorbehalt der dena. Bitte zitieren als: Deutsche Energie-Agentur (Hrsg.) (dena, 2022) „Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft: Eine Analyse der Ausgangslage und Wege in die Zukunft der Energiewirtschaft durch die Datenökonomie“ Analyse der WIK-Consult inkl. Einordnung der dena Analyse „Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft“
1 Vorwort Die Digitalisierung ist essenziell für die Umsetzung der Energiewende und der Erreichung der Klimaschutzziele. Die zunehmende Dezentralisierung erfordert es, viele Millionen einzelne Anlagen und Geräte mittels der Digitalisierung miteinander zu vernetzen und zu steuern. Die Digitalisierung ist dabei alternativlos für die Transformation des Energiesystems. Damit die Digitalisierung einen Mehrwert für die Energiewende stiften kann, müssen mehrere Aspekte der Digitalisierung berücksichtigt werden: Auf der einen Seite wird physische Infrastruktur und Hardware zur Datenerfassung, -speicherung und -übertragung benötigt. Auf der anderen Seite ist Software entscheidend für die Verarbeitung und Verwertung von Daten. Dies zeigt bereits: Die Grundlage der Digitalisierung sind Daten. Ohne Daten gibt es keine Digitalisierung, die zur Energiewende beitragen kann. Die Frage nach der Verfügbarkeit von Daten ist daher von entscheidender Bedeutung. Es gibt schon viele Daten, jedoch sind diese oft nur sehr beschränkt zugänglich. Die mangelhafte Verfügbarkeit von Daten verhindert dabei jedoch neue, innovative Lösungen für die Energiewende und disruptive Geschäftsmodelle. Die Thematik der Datenverfügbarkeit hat viele Dimensionen: Aus rechtlicher Sicht ist zu klären, welche Daten unter welchen Bedingungen welchen Akteuren zur Verfügung gestellt werden können. Aus politischer Sicht gilt es zu klären, wie ein Rahmen geschaffen werden kann, in dem die Bereitstellung von Daten attraktiver wird. Aus ökonomischer Sicht muss ein betriebswirtschaftlicher Mehrwert durch die Bereitstellung von Daten erkennbar werden. Wir freuen uns eine Analyse veröffentlichen zu dürfen, die eine zentrale Fragestellung der Digitalisierung adressiert: Wie kann es gelingen die Bereitstellung von Daten durch marktliche Anreize zu fördern? Die Annahme ist hier, dass wenn Daten einen ökonomischen Wert erhalten, es für Marktakteure attraktiver wird, ihre Daten anderen Akteuren bereitzustellen. Kurz: Die Datenökonomie stärkt die Digitalisierung und damit auch die Energiewende. Die Analyse, die im Rahmen des Projekts „Future Energy“ entstanden ist, beleuchtet daher die „Datenökonomie in der Energiewirtschaft“. Diese Thematik verdient größte Aufmerksamkeit und stellt eine wesentliche Säule der Energiewirtschaft der Zukunft dar. Wir, als Future Energy Lab der Deutschen Energie-Agentur (dena), hoffen hierdurch eine wichtige Debatte über die Rolle von Daten in der Energiewirtschaft anzustoßen und für die Thematik zu sensibilisieren. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen. Mit besten Grüßen L. Knüsel Philipp Richard Lukas Knüsel Bereichsleiter Digitale Technologien & Seniorexperte Digitale Technologien Start-up Ökosystem
2 Einordnung der Analyse Die Bedeutung von Datenaustauschbeziehungen für die Energiewirtschaft Die Energiewirtschaft befindet sich bereits seit jedoch der Grundstein für datengetriebene Jahren in einer umfassenden Phase der Geschäftsmodelle und werden vielfach als Basis Veränderung. Die Liberalisierung des für den Erfolg selbiger vorausgesetzt. Für Energiemarkts, die zunehmende Dezentralisierung Unternehmen einer sich modernisierenden und Integration von erneuerbaren Energien sowie Energiebranche ist der Zugriff auf Daten, ähnlich ambitionierte Ziele zur Dekarbonisierung erzeugen wie in fast allen anderen Branchen, zunehmend einen großen Veränderungsdruck. Weiterhin unabdingbar, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und verstärken die Verwerfungen des russischen Produktivität zu halten oder gar zu steigern. Krieges in der Ukraine die Notwendigkeit, das Energiesystem noch schneller zu transformieren Datenaustausch ist essenziell für den Erfolg der und fossile Abhängigkeiten zu reduzieren. Die Energiewende Digitalisierung ist dabei trotz ihrer ganz eigenen Herausforderungen essenziell für die Eine bessere Verfügbarkeit von Daten und das Transformation der Energiewirtschaft. Eine Auswerten großer Datenmengen mithilfe von zentrale Thematik ist dabei bis heute jedoch nur Algorithmen tragen zweifelsohne auch dazu bei, unzureichend systematisch adressiert worden: dass energie- und klimapolitische Ziele auf Damit die Digitalisierung in allen Sektoren des effizientere Art und Weise erreicht werden können. Energiebereichs gelingen kann und auch das Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine Tempo aufnimmt, das wir vielfach von der wird die Notwendigkeit, sich mit der Digitalisierung Digitalisierung erwarten und für den Umbau des und konkret der Dateninfrastruktur in der Energiesystems auch benötigen, muss die Rolle Energiewirtschaft auseinanderzusetzen noch von Daten, Dateninfrastrukturen und fairen größer, da die Unabhängigkeit von Öl, Kohle und Austauschbeziehungen von Daten unter den Gas noch schneller erfolgen muss und Akteuren zu einem zentralen Fokus der entsprechend ein integriertes Energiesystem mit kommenden Jahre werden. großen Anteilen an erneuerbaren Energien sehr zeitnah in die Realität umzusetzen ist. Ohne eine Ein wesentliches Hemmnis der Digitalisierung in der Breite der Akteure bessere besteht demnach nicht in der bloßen Generierung Datenverfügbarkeit, die teil- und vollautomatische oder Nutzung von Daten, sondern vielmehr in der Steuerungssysteme zuverlässig, sicher und mangelnden Verfügbarkeit von Daten zur richtigen geschützt ermöglicht, kann es der Zeit und in der richtigen Qualität beim richtigen Energiewirtschaft letztlich nicht gelingen, die Akteur. Daten müssen generiert, (vor-)verarbeitet, Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu ausgetauscht und analysiert werden, damit diese bewältigen. einen Nutzen bringen können. Doch selbst wenn Daten existieren, ist der Zugang zu diesen in der Regel zunächst einmal (nachvollziehbarerweise) auf deren Urheber beschränkt. Daten sind zudem Analyse „Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft“
Dem Status quo zum Datenaustausch fehlen die der Branche. Abhängig vom spezifischen Anreize für einen nachhaltigen Wert der Daten Anwendungsfall ergeben sich dadurch jedoch sehr unterschiedliche Erfordernisse im Hinblick auf die Die Dringlichkeit, sich mit Daten und deren damit verbundene technische Konzeption und die Austausch bzw. Verfügbarkeit Governanceprinzipien. Die zahlreichen auseinanderzusetzen, ist entsprechend hoch. diskutierten Ansätze wie Datenplattformen, Gegenwärtig ist es so, dass Daten in der Datentreuhänder, Datenräume und Energiewirtschaft in der Regel dann ausgetauscht Datenmarktplätze zeugen dabei von der werden, wenn es regulatorische Vorgaben Komplexität und Notwendigkeit geeigneter diesbezüglich nötig machen bzw. vorschreiben. In Infrastrukturen für den Datenaustausch. diesem Zusammenhang ist primär die Marktkommunikation zu nennen. Diese erfordert Diese Infrastrukturen müssen dabei verschiedene den Austausch und die Bereitstellung einer Vielzahl Kriterien erfüllen, damit sie von an Informationen, jedoch dient dieser energiewirtschaftlichen Akteuren angenommen Datenaustausch weitestgehend dem Zweck, das werden. Dazu zählen maßgeblich Kriterien wie bestehende System mit all seinen Prozessen zu Datenschutz, Datensicherheit und unterstützen und aufrechtzuerhalten. Es wird über Datensouveränität sowie Interoperabilität. Es ist zu diesen Weg jedoch nicht möglich sein das vermuten, dass eine geeignete Dateninfrastruktur Potenzial dieser Daten nachhaltig für die Zukunft nicht durch eine unternehmerische Initiative allein der Energiewirtschaft zu heben. Viel entstehen wird, da es schwierig sein wird, das entscheidender wird daher die Frage sein, wie ein nötige Vertrauen zu schaffen, welches für den Rahmen geschaffen und ausgestaltet werden kann, energiewirtschaftlichen Datenaustausch der die richtigen Anreize setzt, um den unabdingbar ist. Hingegen erscheinen öffentlich Datenaustausch über die Marktkommunikation geförderte Projekte wie beispielsweise die hinaus zu ermöglichen und attraktiv zu machen. europäische Initiative „GAIA-X“ zielführender, um Dabei sollte über die klassischen eine sektorenübergreifende Dateninfrastruktur zu Geschäftsprozesse hinausgehend die Generierung errichten, weil aufgrund der bestehenden von datengetriebenen Mehrwerten im Vordergrund Transparenz, der Mitgestaltungsmöglichkeiten und stehen. klarer Prinzipien die beteiligten Akteure eher Vertrauen aufbauen können. Wie die Stärkung des (energiewirtschaftlichen) Datenaustauschs gelingen kann Zweitens ist es wichtig, dass über alle Sektoren der Branche hinweg Wege gefunden werden, Daten Die Generierung von Mehrwerten hängt einen nachvollziehbaren Wert zuzuschreiben, der maßgeblich davon ab, ob die beteiligten Akteure z. B. von der Qualität des Datensatzes abhängig ist, einen wirtschaftlichen Vorteil aus der zeitlich variieren kann und auch über seine Bereitstellung von Daten ziehen können. Knappheit einen Preisparameter erfahren könnte. Diesbezüglich sind zwei wesentliche Aspekte zu Bereits heute werden im Energiesektor von vielen berücksichtigen: verschiedenen Akteuren Unmengen an Daten generiert, jedoch ist deren Wert für das jeweilige Erstens muss eine digitale Infrastruktur verfügbar Unternehmen kaum oder gar nicht zu sein, die den Datenaustausch ermöglicht und quantifizieren. In diesem Kontext kann daher das fördert. Es existieren dabei verschiedene Optionen, Konzept der Datenökonomie einen wesentlichen wie ein solcher Datenaustausch infrastrukturell Beitrag leisten. Der marktwirtschaftlich- umgesetzt werden kann und schon seit mehreren incentivierte Austausch von Daten (in Abgrenzung Jahren kursiert diesbezüglich der Ruf nach z. B. zur regulatorisch-bedingten geeigneten Infrastrukturen zum Datenaustausch in Analyse „Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft“
Marktkommunikation) kann somit einen werden können, sind Daten aus dem regulierten erheblichen Mehrwert für die Digitalisierung der Bereich (z. B. Netzdaten) nur begrenzt für den Energiewirtschaft leisten. Eine solche Austausch geeignet. (energiewirtschaftliche) Datenökonomie würde es erlauben, dass Unternehmen wirtschaftliche Die Heterogenität der energiewirtschaftlichen Anreize erhalten, ihre Daten anderen Akteuren Datenlandschaft ist eine weitere zentrale bereitzustellen, anstatt diese Daten in Herausforderung. Geräte, Anwendungen und firmeneigenen Datensilos einzubehalten. Die Geschäftsmodelle werden vermehrt auf ihre Etablierung eines derartigen Mechanismus ist jeweilige spezifische Anwendungsumgebung essenziell, um die Digitalisierung in der optimiert, jedoch entstehen dadurch auch immer Energiewirtschaft mit den Kräften des Marktes mehr inkompatible Insellösungen. Damit die wesentlich zu beschleunigen. Parallel kann damit Umsetzung der Digitalisierung der die Basis geschaffen werden, um der Energiewirtschaft gelingen kann, muss jedoch Notwendigkeit nachzukommen, Datensätze zu auch ein umfassendes Zielbild für die Förderung standardisieren. Datensätze, die in ihrer von Datenaustauschbeziehungen im Energiesektor aufbereiteten Form (standardisierte Form) von entwickelt werden. Ein solches mehreren Akteuren genutzt werden können, sektorenübergreifendes Zielbild erlaubt ein sollten einen höheren Wert zugemessen kohärentes Zusammenwachsen der vielen bekommen. Das würde dazu beitragen, dass die verschiedenen Datenbestände und der Marktakteure ein eigenes Interesse haben, die dazugehörigen Infrastrukturen. Daten so aufzubereiten, dass sie effektiv von anderen Parteien genutzt werden können. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die richtigen Bedingungen geschaffen werden müssen, Herausforderungen des Datenaustauschs damit Marktakteure bereit sind, Daten über regulatorische Vorgaben hinaus miteinander Es besteht in der Regel ein Konflikt zwischen einem auszutauschen. Dazu muss grundsätzlich eine Geheimhaltungsinteresse des Datenbesitzers auf digitale Infrastruktur bereitstehen, die Aspekte an der einen Seite und einem übergeordneten Datensouveränität und -sicherheit sowie Informationsinteresse der Volkswirtschaft, das sich Interoperabilität ermöglicht und sicherstellt. aus der Bereitstellung dieser Daten ergeben kann. Weiterhin muss es wirtschaftlich und strategisch Ein markt-getriebener Austausch von Daten im sinnvoll sein, Daten auszutauschen, was nur Sinne einer Datenökonomie kann dabei helfen, möglich ist, wenn die Kosten der diesen Konflikt beizulegen, wobei jedoch darauf zu Datengenerierung, -verarbeitung und achten ist, dass bei der Ausgestaltung des -bereitstellung geringer sind als die zu datenökonomischen Rahmens selbst gewisse erwartenden Mehrwerte. Aus diesem Grund ist es Kriterien wie z. B. Fairness, Effizienz und niedrige von oberster Bedeutung, einen geeigneten Transaktionskosten eingehalten werden. Rahmen für die Energiewirtschaft zu gestalten, der Anreize zur Schaffung einer Datenökonomie Die Energiewirtschaft steht vor besonderen ermöglicht. Herausforderungen, wenn es um den Austausch von Daten geht. Im Vergleich zu anderen Wirtschaftssektoren existieren z. B. für den Umgang mit manchen (nicht-personenbezogenen) Daten höhere Anforderungen (besonders wenn es um kritische Infrastruktur geht). Während Daten aus dem wettbewerblichen Bereich grundsätzlich leichter mit anderen Akteuren ausgetauscht Analyse „Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft“
Die politische Dimension von Daten und Dateninfrastrukturen Daten, Dateninfrastrukturen und Besonderen zu setzen. Vordergründig besteht Datenaustauschmöglichkeiten haben auch eine daher die Herausforderung in der Übernahme bzw. bedeutsame politische Dimension. Die vermehrte Anpassung europäischen Rechts auf Deutschland. Abhängigkeit von außereuropäischen Die Bundesregierung hat sich in ihrem Dateninfrastrukturen lässt den Handlungsdruck Koalitionsvertrag ambitionierte Ziele gesetzt, die aufseiten der Politik und der schnelles und tatkräftiges Handeln erfordern. Regulierungsbehörden anwachsen. Auf europäischer Ebene wurde z. B. erkannt, dass Hinsichtlich der Förderung der digitalen Daten und die dazugehörigen Infrastrukturen für Infrastruktur ist u. a. geplant, Glasfaser die wirtschaftliche Produktivität und die digitale auszubauen, Open Access zu fördern und Souveränität Europas entscheidend sind. Genehmigungsverfahren zu vereinfachen. Weiterhin sollen in den Bereichen der digitalen Die Digitalpolitik der Europäischen Union Schlüsseltechnologien und der digitalen Wirtschaft Fortschritte erzielt werden. Für die vorliegende Aus diesem Grund hat die Europäische Union Thematik ist insbesondere die Zielsetzung im bereits viele wichtige Eckpfeiler zur Regulierung Bereich Daten und Datenrecht von Relevanz: Es der Digitalökonomie vorangebracht. Die sollen die Potenziale von Daten gehoben werden, Datenschutz-Grundverordnung ist schon seit d. h. vor allen Dingen die Unterstützung von einigen Jahren in Kraft. Kürzlich wurden zwei Dateninfrastrukturen jeglicher Art zu stärken. Der weitere zentrale Meilensteine erreicht: Der „Digital Zugang zu Daten soll verbessert werden, um Markets Act“ soll dabei große Plattformen der innovative Geschäftsmodelle und soziale Digitalwirtschaft (sog. „Gatekeeper“) regulieren Innovationen zu fördern. Neben anderen Punkten und einhegen. Der „Digital Services Act“ soll die soll diesbezüglich auch ein Dateninstitut Rechte von Verbraucherinnen und Verbrauchern aufgebaut, ein Datengesetz verabschiedet und im Internet stärken. Der „EU Data Act“ Open Data im Allgemeinen gefördert werden. beabsichtigt, Datenmonopole in allen Wirtschaftsbereichen zu vermeiden und Bis Ende Mai 2022 lässt sich jedoch konstatieren, einzuschränken. Weiterhin sind neue dass die Bundesregierung im Bereich der Daten- Regulierungen für den Umgang mit künstlicher und Digitalpolitik noch viele Herausforderungen zu Intelligenz (wie dem „Artificial Intelligence Act“) überwinden hat. Die Bedeutung der Daten- und geplant. Die Europäische Kommission hat aus Digitalpolitik für die Transformation des diesem Grund zudem die „Digitale Dekade“ in Energiesystems sollte dabei jedoch nicht Europa ausgerufen, eine übergeordnete Vision zur übersehen werden. Insgesamt gibt es derzeit noch Gestaltung einer „menschengerechten digitalen zu wenige Projekte, die den Nutzen von Zukunft“. Dateninfrastrukturen (wie Plattformen und Datenräumen) in der Energiewirtschaft erproben. Die Digitalpolitik in Deutschland Das Projekt „Gaia-X“ ist dabei eines der Vorhaben, das von großer Bedeutsamkeit für die europäische Während auf der europäischen Ebene wesentliche und deutsche Dateninfrastruktur und deren Fortschritte im Bereich der Regulierung zu Datenökosystem ist. Projekte dieser Art sind von verzeichnen sind, hat die Bundesregierung noch strategischer Bedeutung für die Digitalisierung der einen längeren Weg vor sich, um einen geeigneten Energiewirtschaft und sollten im Idealfall durch die Rahmen für die Daten- und Digitalökonomie im Bundesregierung gefördert werden. Aktuell führt Allgemeinen und in der Energiewirtschaft im die dena in diesem Kontext ein Pilotprojekt zur Analyse „Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft“
Realisierung eines Energiedatenraums durch (das Zu guter Letzt ist es essenziell für die Projekt „Energy Data Space“), welches durch das Digitalisierung in der Energiewirtschaft (aber auch (damalige) Bundesministerium für Wirtschaft und darüber hinaus), dass Anreize für die Schaffung Energie (BMWi) beauftragt wurde. einer Datenökonomie geschaffen werden. Die Politik kann hier wesentliche Impulse setzen, Die Digitalpolitik von heute legt das Fundament damit Marktakteure Daten zunehmend als für die Datenökonomie von morgen WertschöpfungsPotenzial begreifen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Sofern die Marktakteure den Wert von Daten nicht Notwendigkeit, die Rolle von Daten und erkennen, kann die Datenökonomie sich nicht Dateninfrastrukturen auf politischer Ebene zu entfalten und damit würde ein wesentlicher adressieren, wurde prinzipiell durch die Treiber der Digitalisierung ungenutzt bleiben. Die europäische und deutsche Politik erkannt. Förderung der Datenökonomie sollte daher eine Zukünftig wird es jedoch essenziell sein, diese sehr hohe Priorität vonseiten der Politik und der Themen weiterhin zu priorisieren und zugleich Regulierungsbehörden beigemessen werden. Förderungen für konkrete Pilotprojekte aufzusetzen. Die Analyse „Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft“ Hintergrund der Analyse Analyse leistet einen wichtigen und hochaktuellen Beitrag zur Rolle von Datenaustauschbeziehungen Die Deutsche Energie-Agentur (dena) beschäftigt in der Energiewirtschaft. Wie bereits zuvor sich bereits seit einigen Jahren mit der Rolle der dargelegt, besteht ein großer Handlungsdruck Digitalisierung für die Energiewirtschaft. Zu diesem hinsichtlich dieser Thematik. Bevor Entscheider Zweck wurde 2021 u. a. auch das Future Energy aus Politik und Energiewirtschaft die in der Analyse Lab ins Leben gerufen: eine virtuelle und physische skizzierten Schritte hin zu einer zukunftssicheren Austauschplattform mit dem Ziel, innovative Dateninfrastruktur und -ökonomie beschreiten digitale Technologien für die Energiewirtschaft der können, gilt es zunächst auch wesentliche Zukunft zu erforschen, zu diskutieren, zu konzeptionelle Kenntnisse zu vermitteln, die den demonstrieren und zu erproben. Das (damalige) Datenbegriff und die Digitalisierung selbst deutlich Bundesministerium für Wirtschaft und Energie griffiger machen. (BMWi) beauftragte die dena 2019 u. a. mit dem Gesamtprojekt „Digitale Technologien für das Die Inhalte der Analyse Energiesystem der Zukunft“ (auch „Future Energy“-Projekt genannt). Ein Strang des „Future Dazu werden die Grundlagen von Daten, Energy“-Projekts mit dem Titel Möglichkeiten von Datenaustauschbeziehungen „Datenbereitstellung für die Energiewende“ sieht (insbesondere bezüglich Datenplattformen) und unter anderem vor, sich der Thematik des der Datenökonomie auf umfassende Weise energiewirtschaftlichen Datenaustauschs zu dargelegt. Eine solche begriffliche Klärung ist widmen. Die vorliegende Analyse ist Teil dieses eingangs notwendig, um eine zielgerichtete Projektstrangs. Die Analyse wurde von der dena in Debatte hinsichtlich dieser Thematik führen zu Auftrag gegeben und begleitet. Die WIK-Consult können. GmbH wurde mit der Erstellung der Analyse beauftragt. Die Publikation vertritt dabei die Im Hauptteil der Analyse wird der Status Quo von Meinung des Erstellers der Analyse. Die erstellte Daten und der Datenökonomie in der Energiewirtschaft analysiert. Hierbei werden die Analyse „Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft“
wesentlichen Aspekte der energiewirtschaftlichen Wichtigkeit ist. Wir hoffen, dadurch einen weiteren Datenlandschaft adressiert. Es werden Baustein für die Zukunft der Energiewirtschaft und Rahmenbedingungen, Faktoren und Prozesse die Umsetzung der Energiewende gelegt zu haben. berücksichtigt, die einen Einfluss auf Daten, Dateninfrastrukturen und Datenaustauschprozesse in der Energiewirtschaft ausüben. Im Zuge dessen werden auch bestehende Datenplattformen und -infrastrukturen (wie GAIA-X) dargestellt. Ein weiterer Teil der Analyse widmet sich den Anreizen und Herausforderungen einer potenziellen Datenökonomie in der Energiewirtschaft. Es werden in diesem Rahmen verschiedene Regulierungsgrade im Hinblick auf Daten differenziert und Spannungsfelder beschrieben. Im letzten Teil wird der Weg in die Zukunft aufgezeigt: Es wird skizziert, wie zukunftsträchtige Dateninfrastrukturen und die Datenökonomie als solche realisiert werden können. Dabei ist neben der Entwicklung eines übergreifenden Zielbilds auch die Umsetzung von konkreten Pilotprojekten in den Vordergrund zu rücken. Die Relevanz der Analyse Die vorliegende Analyse soll dabei auf dreierlei Weise zur weiteren Debatte beitragen: Erstens sollen konzeptionelle Kenntnisse vermittelt werden. Zweitens soll der Stand der Dinge in der Energiewirtschaft dargestellt werden. Drittens soll aufgezeigt werden, was notwendig ist, um das Potenzial von Daten für die Energiewirtschaft bestmöglich im Sinne der Datenökonomie auszuschöpfen. Die Analyse richtet sich primär an Entscheider aus der Politik, der Regulierungsbehörden und der Energiewirtschaft. Weiterhin soll die Analyse die Komplexität der Thematik einem breiteren Publikum aus der Fachöffentlichkeit und der allgemeinen Öffentlichkeit vermitteln. Sie erscheint zu einer Zeit, in der eine Weichenstellung im Hinblick auf Daten und Dateninfrastrukturen in der Wirtschaft im Allgemeinen und in der Energiewirtschaft im Besonderen von höchster Analyse „Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft“
WIK-Consult GmbH Eine Analyse für die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft Eine Analyse der Ausgangslage und Wege in die Zukunft der Energiewirtschaft durch die Datenökonomie Autoren: Dr. Bernd Sörries Dr. Marcus Stronzik Prof. Dr. Michael Laskowski Dr. Lukas Wiewiorra Dr. Nico Steffen Bad Honnef, Januar 2022
Impressum WIK-Consult GmbH Rhöndorfer Str. 68 53604 Bad Honnef Deutschland Tel.: +49 2224 9225-0 Fax: +49 2224 9225-63 E-Mail: info@wik-consult.com www.wik-consult.com Vertretungs- und zeichnungsberechtigte Personen Geschäftsführerin Dr. Cara Schwarz-Schilling Direktor Alex Kalevi Dieke Direktor Abteilungsleiter Netze und Kosten Dr. Thomas Plückebaum Direktor Abteilungsleiter Regulierung und Wettbewerb Dr. Bernd Sörries Leiter der Verwaltung Karl-Hubert Strüver Vorsitzende des Aufsichtsrates Dr. Daniela Brönstrup Handelsregister Amtsgericht Siegburg, HRB 7043 Steuer-Nr. 222/5751/0926 Umsatzsteueridentifikations-Nr. DE 329 763 261
Studie für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft I Inhaltsverzeichnis Abbildungen III Tabellen III 1 Einleitung 1 2 Der Aufbau des Gutachtens 3 3 Grundlagen einer Datenökonomie 3 3.1 Datenökonomie 4 3.2 Daten, Innovation & Datenaustausch 6 3.3 Relevanz von Datenplattformen 10 3.3.1 Definition des Plattformbegriffs 10 3.3.2 Beispiele für Datenplattformen 12 3.3.3 Funktionen und Strukturen von Plattformen 15 4 Energiewirtschaft und Entwicklung einer Datenökonomie: Status quo 20 4.1 Strukturprägende Faktoren in der Energiewirtschaft 20 4.1.1 Struktur des Marktes und Homogenität von Datenbeständen 20 4.1.2 Energiewende und Datenökonomie 22 4.2 Marktrollen und Marktkommunikation in der Energiewirtschaft 23 4.3 Energienetze als kritische Infrastrukturen 27 4.4 Transformation von Geschäftsmodellen 28 4.5 Bestehende Datenplattformen in der Energiewirtschaft 30 4.6 Neuere Entwicklungen in der Energiewirtschaft am Beispiel von GAIA-X 32 4.6.1 Die Architektur von GAIA-X 33 4.6.2 Use-Cases der Energiewirtschaft im Rahmen von GAIA-X 36 4.6.3 Zwischenfazit GAIA-X 37 4.7 Spannungsfelder 38 4.7.1 Marktstruktur und Datenplattform 38 4.7.2 Parallelität von Anwendungen im wettbewerblichen und regulierten Bereich 39 4.7.3 Kopplung von Sektoren 39 4.7.4 Kritikalität 40 4.7.5 Organisatorische Veränderungsprozesse 40
II Analyse für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft 5 Anreize und Herausforderungen der Datenökonomie in der Energiewirtschaft 40 5.1 Ausgangslage von potentiellen datenbasierten Anwendungen am Netzanschluss 42 5.2 Datengetriebene Geschäftsmodelle, Anreize und Netzwerkeffekte 44 5.2.1 Datenanwendungen im regulierten Bereich 46 5.2.2 Datenanwendungen im wettbewerblichen Bereich 46 5.2.3 Datenanwendungen im hybriden Bereich 47 5.3 Ressourcen und infrastrukturelle Herausforderungen 48 5.4 Förderung der Datenökonomie durch exogene Faktoren 49 6 Ableitung zur Entwicklung einer Datenökonomie in der Energiewirtschaft 50 6.1 Entwicklung eines übergreifenden Zielbildes als erster Strang der Doppelstrategie 50 6.1.1 Informationstechnische Aspekte des Datenaustauschs 52 6.1.2 Finanzielle Ressourcen 53 6.2 Anwendungsbeispiele als zweiter Bestandteil der Doppelstrategie 54 6.2.1 Use-Case: Aufbau eines Datenraumes der Energiewirtschaft 55 6.2.2 Use-Case: Entwicklung von Predictive-Maintenance-Applikationen 59 6.2.3 Use-Case: Herstellung von lokalen Energiemärkten 61 6.2.4 Use-Case: Betrieb von E-Ladesäulen 64 7 Zusammenfassung, Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen 68 7.1 Zusammenfassende Betrachtung 68 7.1.1 Inputfaktoren einer sektoralen Datenökonomie 68 7.1.2 Status quo 69 7.1.3 Entwicklungen hin zu einer sektoralen Datenökonomie: Voraussetzungen und Herausforderungen 70 7.2 Schlussfolgerung 72 7.3 Handlungsempfehlungen 73 Literaturverzeichnis 77
Analyse für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft III Abbildungen Abbildung 3-1: Nutzer- und Monetarisierungs-Feedback-Schleifen 5 Abbildung 3-2: Datenplattform ATLAS 13 Abbildung 4-1: Klassische Wertschöpfungskette der Energiewirtschaft 21 Abbildung 4-2: Zentrale Rolle der Netzbetreiber beim Datenaustausch 25 Abbildung 4-3: Kommunikationsprozesse 26 Abbildung 4-4: Klassifizierung von Geschäftsmodellen 29 Abbildung 4-5: Aufbau des GAIA-X-Ökosystems 34 Abbildung 5-1: Umfeldfaktoren von Daten 41 Abbildung 5-2: Klassifizierung datengetriebener Geschäftsmodelle 45 Abbildung 6-1: Veranschaulichung eines Datenraumes (Data-Space) am Beispiel Mobilität 56 Abbildung 6-2: Datenaustausch beim kollaborativen Qualitätsmanagement von Fahrzeugbatterien 58 Abbildung 6-3: Predictive Maintenance 59 Abbildung 6-4: Abbildung eines lokalen Energiemarktplatzes 62 Abbildung 6-5: Betrieb von E-Ladesäulen 66 Abbildung 7-1: Parameter mit Einfluss auf die Etablierung einer Datenökonomie 74 Tabellen Tabelle 3-1: Funktionen von Data-Sharing-Plattformen 15 Tabelle 3-2: Taxonomie zur Klassifikation von Datenplattformen 19 Tabelle 4-1: Marktakteure und Marktrollen 24 Tabelle 4-2: Öffentliche Datenplattformen in der deutschen Energiewirtschaft 31
Analyse für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft 1 1 Einleitung Die Digitalisierung als Megatrend moderner Gesellschaften 1 führt in wirtschaftlichen, öffentlichen und privaten Bereichen dazu, dass immer größere Mengen unterschiedlichster Daten erhoben, übertragen und verarbeitet werden. Es wird erwartet, dass sich zwischen dem Jahr 2018 bis zum Jahr 2026 der Umfang an Daten verfünffacht. 2 Mit der steigenden Verfügbarkeit an Daten, die ganz maßgeblich aus der Vernetzung von Dingen im (industriellen) Internet der Dinge resultiert, sehen immer mehr Unternehmen die Chance, Daten für innovative Anwendungen zu verwenden. Daten werden so zu einer neuen Ressource und ein Schlüsselfaktor für das Wachstum der gesamten Volkswirtschaft. Damit rücken verstärkt datengetriebene Geschäftsmodelle sowie deren Voraussetzungen und Erfolgschancen in den wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und politischen Diskurs. 3 Gleichzeitig findet der Begriff der Datenökonomie verstärkt Eingang in Diskussionen. Unter Datenökonomie können vereinfacht sämtliche Aktivitäten unter Verwendung von Daten verstanden werden. 4 Nach diesem Verständnis sind datenzentrierte Geschäftsmodelle ein Aspekt der Datenökonomie. Des Weiteren können Datenplattformen Bestandteile einer Datenökonomie sein. Die (ökonomischen) Vorteile aus der Erhebung, Analyse und Nutzung von Daten setzen aber nicht zwingend entsprechende Plattformen voraus, so dass der Einsatz der Ressource Daten in einer Datenökonomie auch unabhängig von Plattformen erfolgen kann. 5 Insbesondere die volkswirtschaftlichen Auswirkungen einer Datenökonomie hängen maßgeblich davon ab, wie schnell sich datenbasierte Geschäftsmodelle i n den Sektoren der Volkswirtschaft etablieren. Mit der Energiewende wurde in Deutschland ein Prozess initiiert, in dem Instrumente der Digitalisierung essentiell für den Weg in eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Zukunft der Energieversorgung sind. Insbesondere über die bi-direktionale Vernetzung von Erzeugung und Lasten und dem Einsatz intelligenter Betriebsmittel werden Daten erhoben, übertragen und ausgewertet. Daneben können Daten neue Anwendungen initiieren, woraus wiederum Wachstumsimpulse resultieren können. Bestands- und/oder Verkehrsdaten werden dann nicht mehr nur im Rahmen gesetzlicher oder regulatorischer Vorgaben ausgetauscht, sondern sie könnten zu einem eigenständigen Produkt werden. Die folgenden Beispiele illustrieren, wie Daten verstärkt eine neue ökonomische Bedeutung erhalten können: - Die Auswertung von Daten über den Zustand von Betriebsmitteln (Predictive Maintenance) kann die Einsatzplanung von Erzeugungsanlagen optimieren. 1 Vgl. Faber (2018). 2 Vgl. Azkan et al. (2020). 3 Vgl. Bundesregierung (2021): Datenstrategie der Bundesregierung, abrufbar unter: https://www.bundesregierung.de/resource/blob/992814/1845634/f073096a398e59573c7526feaadd43 c4/datenstrategie-der-bundesregierung-download-bpa-data.pdf, zuletzt abgerufen am 30.11.2021. 4 Vgl. Azkan et al. (2020). 5 Vgl. Dewenter (2017).
2 Analyse für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft - Bei Prosumern können Daten über die Stromproduktion und den Verbrauch die Eigenverbrauchsoptimierung erhöhen sowie die sichere Integration von Erzeugungsanlagen und Speichern in das jeweilige Stromnetz sicherstellen. - Daten könnten im Bereich Smart Home neue Geschäftsmodelle ermöglichen, die beispielsweise Sicherheit, Energieeffizienz und Komfort miteinander verknüpfen. In der Literatur gibt es empirische Belege, die zeigen, dass mittels datengetriebener Geschäftsmodelle die Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität von Unternehmen gesteigert werden kann. Gilt dies auch für Unternehmen in der Energiewirtschaft unter ihren spezifischen gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen und deren Marktstrukturen? Führt die angestoßene Digitalisierung zu neuen Geschäftsmodellen in der Energiewirtschaft? Kann mittels der Vernetzung von Betriebsmitteln tatsächlich die Produktivität in den Stromnetzen erhöht werden? Von der Beantwortung dieser und weiterer Fragen kann abgeleitet werden, ob die Energiewirtschaft heute bzw. künftig einen Beitrag zur allgemeinen Datenökonomie in Deutschland leisten kann und wird. In diesem Zusammenhang stellt sich dann die Frage, welche Rolle Datenplattformen zum Austausch von Daten für neue datenbasierte Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft einnehmen. Datenplattformen sind im Konsumentenbereichen fest etabliert. Sie haben aufgrund ihrer Marktposition bereits Veränderungen (neue Eingriffsbefugnisse der Wettbewerbsbehörde) im allgemeinen Kartellrecht motiviert. 6 Sofern sich neue Datenplattformen bilden, die über die bereits bestehenden hinausgehen7, besteht dann auch das Risiko, dass sie alle relevanten Daten für sich behalten und insoweit im Extremfall „Datenmonopole“ entstehen? Auch dies sind offene Fragen, die über den Umfang und die Reichweite einer sektoralen Datenökonomie Auskunft geben. Zusammenfassend bietet die laufende Digitalisierung in der Energiewirtschaft somit einen Rahmen und infrastrukturelle Voraussetzungen für die Etablierung einer sektorspezifischen Datenökonomie. Die Datenökonomie ist insoweit ein möglicher Output der Digitalisierung und keine Voraussetzung für den Prozess derselben. So setzt der Rollout von intelligenten Messsystemen oder der Einbau von Sensorik in Betriebsmitteln keine Datenökonomie voraus. Jedoch ist denkbar, dass die Potentiale von intelligenten Messsystemen oder digitalen Betriebsmitteln erst dann vollständig erschlossen werden, wenn Daten unter Marktakteuren mit dem Ziel geteilt werden, das für Anwendungen interpretierbare Datenvolumen zu vergrößern. Folglich ist die Datenökonomie auch keine Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Sofern aus der Datenökonomie jedoch Mehrwerte (z. B. Produktivitätssteigerungen, Innovationen) resultieren, die wiederum etablierten Marktrollen neue, tragfähige Geschäftsmodelle oder verbesserte Prozesse ermöglichen, kann die Datenökonomie nichtsdestotrotz den Prozess und die Akzeptanz der Digitalisierung unabhängig von regulatorischen und/oder gesetzlichen Vorgaben beschleunigen und anreizen. Insoweit 6 § 19a GWB bzw. Diskussionen über neue Rechtssetzungen in der Europäischen Union. Siehe z. B. https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/europe-fit-digital-age/digital-markets-act- ensuring-fair-and-open-digital-markets_de, zuletzt abgerufen am 30.11.2021. 7 Siehe dazu Kapitel 4.5.
Analyse für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft 3 gibt es ein Wechselverhältnis zwischen dem Prozess der Digitalisierung und dem Entstehen einer sektoralen Datenökonomie. Vor dem Hintergrund der digitalen Transformation der Energiewirtschaft und angrenzender Wirtschaftssektoren wird in dieser Analyse aufgezeigt, unter welchen (systemischen) Voraussetzungen sich eine Datenökonomie in der Energiewirtschaft entwickeln kann. Insoweit wird implizit untersucht, wie Deutschland im Allgemeinen, das bei der Integration digitaler Technologien unter dem EU-Durchschnitt liegt 8, oder Unternehmen der Energiewirtschaft (z. B. Energieversorger) im Speziellen, die beim Digitalisierungsstand im Vergleich zu Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe und dem Handel bei Praxisbeispielen der Digitalisierung zurückfallen, aufholen könnten. 9 Die Analyse verfolgt das Ziel, konkrete Maßnahmen, die zu einer sektoralen Datenökonomie führen können, aufzuzeigen. 2 Der Aufbau der Analyse Die Analyse gliedert sich wie folgt: In Kapitel 3 werden zunächst die Grundlagen der Datenökonomie beschrieben. Die grundlegende Fragestellung ist hierbei: Wie sind die Themen einer Datenökonomie und Datenplattformen theoretisch-konzeptuell einzuordnen und zu definieren? Es wird herausgearbeitet, welche Input-Parameter für eine Datenökonomie bestehen. In Kapitel 4 wird der Status quo hinsichtlich relevanter Einflussparameter auf dem Weg zu einer Datenökonomie untersucht. In Kapitel 5 werden Anreize für Unternehmen zur Teilnahme an der Datenökonomie analysiert. In Kapitel 6 werden Maßnahmen zur Entwicklung einer Datenökonomie erläutert. Die Analyse schließt mit einer Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse, daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen. 3 Grundlagen einer Datenökonomie In diesem Kapitel werden Grundzüge der Datenökonomie genannt. Nachfolgend werden zunächst wesentliche Begriffe einer Datenökonomie erläutert. Ebenso werden Beispiele 8 DESI (2020). 9 Lundborg et al. (2021).
4 Analyse für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft für Datenplattformen gegeben, die ein prägendes Element der Datenökonomie sein können. Ziel des Kapitels ist es, im Sinne einer Input-Output-Analyse die wesentlichen (Input-) Parameter zu identifizieren, die zu einer Datenökonomie in der Energiewirtschaft führen können. 3.1 Datenökonomie „Datenökonomie fasst, grob gesprochen, die gesamte wirtschaftliche Aktivität unter Verwendung von Daten zusammen.“10 Der Begriff der Datenökonomie nimmt heutzutage ein immer größeres und breiteres Verständnis ein und ist nicht mehr als ein eigener, abgrenzbarer Sektor zu verstehen, sondern beschreibt vielmehr die wachsende Bedeutung von Daten in der gesamten Wirtschaft, während die Integration analoger und digitaler Prozesse und deren Weiterentwicklung immer weiter voranschreiten. So werden Daten mehr und mehr von einem ursprünglichen Nebenprodukt zu einem eigenständigen Produkt und Voraussetzung für die Innovation oder die Optimierung von Geschäftsmodellen und Prozessen vom geschäftlichen bis hin zum öffentlichen und privaten Leben. Abzugrenzen sind davon bestehende Prozesse der Datenerfassung, die hauptsächlich administrativen und organisatorischen Zwecken dienen. Auch hinsichtlich des im Folgenden diskutierten Datenaustauschs steht weniger die klassische Marktkommunikation im Sinne von Vertragsschlüssen, Meldeprozessen, Lieferinformationen etc. im Fokus, sondern die Generierung von Mehrwerten, die über klassische Geschäftsprozesse hinausgehen oder diese innovativ optimieren. Allerdings kann auch hier die Digitalisierung und Standardisierung solcher Abläufe bereits erste Prozessbeschleunigungen und -optimierungen ermöglichen und ist häufig ein notwendiger erster Schritt für komplexere und dynamischere Innovationsentwicklungen. Im Gegensatz zu diesem ganzheitlichen Verständnis des Begriffs der Datenökonomie wurde und wird er häufig auch im spezifischen Kontext digitaler Dienste und internetbasierter Unternehmen verwendet. In Abgrenzung zu traditionell etablierten Märkten und Wirtschaftssektoren sind hier meist sektorübergreifend agierende Anbieter von datengetriebenen Dienstleistungen und Produkten umfasst. Da neue Märkte häufig aus neuartigen digitalen Geschäftsmodellen erwachsen sind und in diesem Bereich besonders starke Konzentrationstendenzen vorherrschen, beschreibt die OECD 11 diesen Paradigmenwechsel als einen Übergang vom traditionellen „Wettbewerb auf dem Markt“ zu einem „Wettbewerb um den Markt“. Der bisherige Schwerpunkt der öffentlichen und (wettbewerbs-)politischen Aufmerksamkeit lag dabei vor allem auf großen Consumer-Plattformen wie sie u. a. von den großen originären Technologieunternehmen Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft (GAFAM) angeboten werden. 12 In der 10 Azkan et al. (2020). 11 OECD (2016). 12 Vgl. z. B. Haucap (2020).
Analyse für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft 5 Regel werden dabei Erkenntnisse aus Konsumentendaten über das Verhalten und Vorlieben von Personen durch eine Verbesserung des eigenen Dienstes einerseits und/oder eine gezielte Werbevermittlung andererseits indirekt monetarisiert. Die Tendenz zur Marktkonzentration entsteht dabei vor allem durch sogenannte „positive Feedback-Schleifen“ 13 bzw. datengetriebene Netzwerkeffekte 14. Diese entstehen dann, wenn die Datenerhebung über Nutzer und Benutzung regelmäßig die Dienstleistung selbst verbessern kann – entweder durch direkte Erkenntnisse und folgende Optimierungen aus der eigenen Datenauswertung oder indirekt durch gestiegene Einnahmen aus insb. gezielter Werbung. Durch entsprechende Qualitätsverbesserungen zusätzlich gewonnene Kunden erlauben ebenfalls die Erhebung zusätzlicher Daten, die wiederum erneut zur Verbesserung der Dienstleistung genutzt werden können. Insbesondere bei einer Ausweitung des Diensteangebots kann dabei gleichzeitig die Datenbreite (Daten über eine größere Anzahl an Nutzern) als auch die Datentiefe (mehr Daten zu einzelnen Nutzern) erhöht werden. Diese Vorgehensweise zur Optimierung der Datenbreite könnte beispielsweise bei der Optimierung des Eigenverbrauchs von Prosumern zum Einsatz kommen, wo es darum geht, Daten über die Eigenproduktion möglichst optimal mit Daten über den Verbrauch zu verbinden. Abbildung 3-1: Nutzer- und Monetarisierungs-Feedback-Schleifen ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ Quelle: OECD (2016). Nicht zuletzt durch das Vordringen vo n bereits in Massenmärkten etablierten Anbietern von Datenplattform in traditionellen Industrien und Wertschöpfungsstufen 15 verschiebt sich der Fokus auch auf Seiten traditioneller Industrien und Sektoren zunehmend hin zu einer direkten Wertschöpfung aus Daten und einem aktiven Datenaustausch im B2B- Kontext bzw. entlang der gesamten Wertschöpfungskette. In etablierten, gesättigten Märkten ist das Potential für solche Feedback-Schleifen durch Neukunden häufig geringer. Vielmehr stehen viele Firmen hier noch vor dem Problem, Daten aus schon bestehenden Kunden und Prozessen überhaupt erst(malig) nutzbar zu machen. Durch 13 Vgl. Arnold et al (2020). 14 Cerre Report - The role of data for digital markets contestability: case Analyses and data access remedies. September 2020. (https://cerre.eu/publications/data-digital-markets-contestability-case- Analyses-and-data-access-remedies/) 15 https://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/google-apple-facebook-und-amazon-greifen- deutsche-unternehmen-an-a-1205727.html
6 Analyse für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft die Digitalisierung und Messung bestehender realer Prozesse mit der Verbreitung von neuen intelligenten Geräten (vgl. Smart Home & IIoT) und durch die Kombination mit Daten aus neuartigen Online-Diensten wird allerdings auch hier eine fortlaufend steigende Datenmenge generiert. Auf der anderen Seite finden sich ebenfalls wachsende Möglichkeiten in der Datenverarbeitung und -analyse durch immer größere Rechenleistung, maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz (KI). Dabei ermöglicht KI einerseits die Verwertung und Analyse von großen bestehenden Datenmengen, schafft aber andererseits z. B. durch automatische Bilderkennung und mehr wiederum neue Dimensionen bei der initialen Datenerfassung. 3.2 Daten, Innovation & Datenaustausch „Daten bestehen aus Angaben, Zeichen oder Symbolen, die durch Interpretation zu Informationen werden. Daten können erzeugt, gesammelt, aufbereitet, visualisiert, analysiert und zu Information und Wissen angereichert werden. Gespeichert werden sie in Dateien oder Datenbanken als Klartext, Grafik oder in Listen- bzw. Tabellenform. In ihrer unbearbeiteten Form bezeichnet man Daten als Basis- oder Rohdaten. Werden Daten weiterverarbeitet, nennt man sie häufig Mehrwertdaten. Daten, die Informationen und Beschreibungen über Rohdaten oder Mehrwertdaten bereitstellen, werden als Metadaten bezeichnet.“ Quelle: Fraunhofer FOKUS (2019): Leitfaden für qualitativ hochwertige Daten und Metadaten, Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS. Die eingehende Definition des „Normentwurf für qualitativ hochwertige Daten und Metadaten“ (NQDM) stellt eine anwendungsorientierte Definition dar. Aber schon für den Begriff der Daten selbst gibt es eine Fülle an Definitionen und verschiedenen Auffassungen, wie eine Bestandsaufnahme 16 zeigt. Im Ergebnis wird hier vor allem die Definition von Kaase 17 als sinnvoll erachtet, die ein abstrakteres Verständnis darstellt: „Daten sind Informationen über Eigenschaften von Analyseeinheiten.“ Jeweils wird deutlich, dass der Kontext und Bezug der Daten eine entscheidende Rolle spielen und Daten erst durch ihre entsprechende Interpretation zur Information und Wertschöpfung beitragen können. So sprechen Daten nicht für sich selbst und haben per se erst einmal wenig bis gar keinen wirtschaftlichen Wert, sondern müssen erst durch teils erhebliche Anstrengungen bei Datenerfassung, Datenmanagement und Datenauswertung zu wirtschaftlich verwertbaren Informationen umgewandelt werden. 18 Damit sind spiegelbildlich auch die organisatorischen Herausforderungen der Akteure genannt, die die Datenökonomie in der Energiewirtschaft bestreiten werden. 16 Hjørland (2019). 17 Kasse (2001). 18 Vgl. Arnold et al. (2020) und BVDW (2018).
Analyse für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft 7 Eine einheitliche Art der Definition oder Quantifizierung des Werts von Daten gibt es dabei nicht und würde der Heterogenität von Anforderungen, Anwendungsfällen und Anwendern auch nicht gerecht werden. Je nach input- oder ergebnisgetriebener Perspektive gibt es dabei verschiedene betriebs- und volkswirtschaftliche Herangehensweisen. 19 Aus der Inputperspektive werden häufig vor allem Faktoren genannt, die mit der Datenqualität zusammenhängen. 20 Auch oder sogar gerade im Rahmen neuer Technologien wie der KI ist ein „Mehr“ an Daten nicht automatisch immer besser bzw. ausreichend, da eine große Datenmenge zwar gewisse Ungenauigkeiten kompensiert, aber keine grundlegenden Verzerrungen und Mängel bei der Datenqualität beheben kann. 21 Außerdem gehen größere Datenmengen in der Regel auch mit einem Mehrbedarf an Rechenleistung und Kompetenz bei der Aufbereitung und Ergebnisinterpretation einher, was einem abnehmenden Nutzen von Daten bei zunehmend großen Datensätzen gegenübersteht. Zu den wichtigsten Dimensionen der Datenqualität gehören nach Cichy & Rass22 die Folgenden: Vollständigkeit: ausreichende Breite, Tiefe und Umfang der Daten für eine vorliegende Aufgabe, Genauigkeit: Daten müssen möglichst korrekt, zuverlässig, gültig und belegt sein, Aktualität: angemessenes Alter der Daten für eine vorliegende Aufgabe, Konsistenz: Daten sollten im gleichen Format vorliegen und mit früheren Daten kompatibel sein, Zugänglichkeit: Daten sollten gut verfügbar bzw. leicht und schnell abrufbar sind. Gerade im Rahmen von Nutzer- und Nutzungsdaten wird ein steigender Datenwert in Breite (Daten über eine große Anzahl von Nutzern) und Tiefe (Detaillierte Informationen über einzelne Nutzer) beigemessen. 23 Die Aktualität bzw. die Veränderungshäufigkeit von Daten und ggf. der konstante Zufluss aktueller Nutzungsdaten spielen eine weitere wichtige Rolle. Je nach Anwendungsfall können statische Daten, z. B. Stammdaten, ausreichen, Zeitreihen analysiert werden oder Daten in Echtzeit (real-time/near-time) verwertet werden. Dabei muss ggf. der Zeithorizont des realen Prozesses/Objektes vom Zeithorizont der Datenverfügbarkeit abgegrenzt werden. So können z. B. aktuelle Wetter- oder Verkehrsdaten für intelligente Steuerungssysteme höchst relevant sein, während diese schon am nächsten Tag zu historischen Daten werden, die in vielen Fällen einen mit der Zeit abnehmenden Nutzen aufweisen. 24 19 Coyle et al (2020). 20 PwC (2019). 21 Vgl. Hestness et al. (2017). 22 Cichy & Rass (2019). 23 Krämer et al. (2020). 24 Vgl. Feijóo et al. (2016).
8 Analyse für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft Eine Bemessung des Werts von Daten hängt häufig letztendlich vom individuellen Marktergebnis ab. In direkter Form können dabei die Kosten zur Gewinnung oder zum Kauf (bzw. Verkauf) von Daten angesetzt werden, meist handelt es sich aber um i ndirekte Einkommensgewinne, die aus Daten gewonnen werden können. Mögliche Innovationen aus Daten lassen sich nach dem Oslo-Handbuch25 grundsätzlich in vier Haupttypen unterscheiden: Produktinnovation (Waren und/oder Dienstleistungen), Prozessinnovation, Marketinginnovation und Organisationsinnovation. Konkreter kann die Datenanalyse z. B. genutzt werden, um (1) neue mögliche Kunden zu identifizieren, (2) gezielte Angebote und Rabatte zur Erhöhung der Zahlungsbereitschaft zu entwickeln, (3) Waren und Dienstleistungen entsprechend der Bedürfnisse der Kunden zu diversifizieren und (4) Optimierungen der betrieblichen Organisation und/oder Produktion zu erreichen. 26 Zusammenfassend beschreiben Grover et al. 27 die Hauptziele bei der Nutzung von großen Datenmengen als: 1) Verbesserung der unternehmerischen Entscheidungsfindung, 2) Verbesserung der Abläufe bzgl. Effektivität, Effizienz und Produktivität, 3) Produkt- und/oder Dienstleistungsinnovation, 4) höhere Kundenzufriedenheit und -bindung durch bessere Nutzungs- /Einkaufserlebnisse. Paunov & Planes-Satorra 28 heben außerdem die besondere Bedeutung von vernetzten Geräten und Sensorik hervor: „[…] intelligente und vernetzte Geräte sind eine ergiebige Quelle für Innovationen in allen Sektoren. Sie sammeln und übertragen Daten über Prozesse, Nutzung und Umweltbedingungen, die eine Prozessoptimierung, vorausschauende Analytik/Diagnostik und in ihrem fortgeschrittensten Stadium den autonomen Betrieb von Systemen ermöglichen“. Der Einsatz von vernetzten Geräten ist somit die infrastrukturelle Voraussetzung, dass beispielsweise Verkehrsdaten unmittelbar überhaupt Eingang in Wertschöpfungsprozesse haben können. Als immaterielles und nicht rivales Gut können Daten prinzipiell mehrfach und auch gleichzeitig an unterschiedlichen Orten und für unterschiedliche Zwecke verwendet werden. 29 Je nach organisatorischer und technischer Konstellation können Daten aber z. B. vertraulich behandelt werden und Andere von ihrer Nutzung ausgeschlossen werden und haben dann den Charakter eines „Klubguts“. 30 Daten können einerseits aktiv öffentlich gemacht werden, anderseits können außerdem z. B. andere Unternehmen nicht grundsätzlich davon abgehalten werden, gleiche Daten, ggf. über Um- bzw. 25 OECD & Eurostat (2018). 26 Vgl. OECD (2015). 27 Grover et al (2018). 28 Paunov & Planes-Satorra (2019). 29 Floridi (2010), Hildebrandt & Arnold (2016), Schepp & Wambach (2016). 30 Vgl. Buchanan clubs | SpringerLink.
Analyse für die dena: Die Datenökonomie in der Energiewirtschaft 9 indirekte Wege, auch selbst zu erheben. In diesen Fällen entsprechen Daten eher der Form eines „öffentlichen Guts“. 31 Generell hängt eine sinnvolle Einordnung und Abgrenzung von Daten häufig vom spezifischeren Kontext und Verwendungszweck ab. Hinsichtlich energiewirtschaftlicher Daten ist damit die Kritikalität einzelner Daten angesprochen. Folgende Arten der Typisierung von Daten sind nachfolgend aufgelistet, ohne dass die Aufzählung einen Anspruch auf Vollständigkeit hat: 32 strukturiert, unstrukturiert & wiederholend, unstrukturiert & nicht wiederholend quantitative (numerische, diskrete oder kontinuierliche) und qualitative (nichtnumerische) Daten Nominal-, Ordinal- und Intervalldaten Primär-, Sekundär- und Tertiärdaten erfasste, ausgeschöpfte, dynamische und abgeleitete Daten freiwillige, abgeleitete, beobachtete Daten Index-, Attribut- und Metadaten unverarbeitete und verarbeitete Daten relationale und multidimensionale Daten gestreamte, gestapelte und gespeicherte Daten streng geheime, hochsensible, sensible, private und öffentliche Daten Neben der Unterscheidung in kritische oder unkritische Daten können Daten auch entlang der Typologie zwischen personenbezogenen und nichtpersonenbezogenen Daten nach der DSGVO33 sortiert und verarbeitet werden. Personenbezogene Daten sind entsprechend definiert als „alle Informationen, die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare natürliche Person beziehen; als identifizierbar wird eine natürliche Person angesehen, die direkt oder indirekt, insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem Namen, zu einer Kennnummer, zu Standortdaten, zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren besonderen Merkmalen, die Ausdruck der physischen, physiologischen, genetischen, psychischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder sozialen Identität dieser natürlichen Person sind, identifiziert werden kann“. Daten über juristische Personen gehören nicht zu personenbezogenen Daten, sofern diese nicht wiederum indirekt eine natürliche Person identifizieren. Außerdem lässt sich bei nichtpersonenbezogenen Daten zwischen solchen unterscheiden, die schon im Ursprung nicht im wörtlichen Sinne personenbezogen sind, 31 Cornes & Sandler (1986). 32 Vgl. Kitchin (2014), Arnold et al. ( 2020). 33 Regulation (EU) 2016/679.
Sie können auch lesen