DIGITALISIERUNG DOSSIER - Projektträger Jülich
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Stefan Demuth und Dr. Christian Stienen Liebe Leserinnen und Leser, 2015 jährte sich die deutsche Wiedervereinigung Forschungsförderung heranzuführen und sie bei zum 25. Mal – ein Anlass, der in ganz Deutsch der Integration in die gesamtdeutsche Forschungs land gefeiert wurde. In diesem Zusammenhang landschaft zu begleiten. Seitdem ist die Berliner steht auch ein wichtiges Jubiläum des Projekt Geschäftsstelle kontinuierlich gewachsen und hat trägers Jülich. Ebenfalls 1990 eröffneten wir sich auch thematisch immer breiter aufgestellt. im Auftrag des Bundesforschungsministeriums Ende 2015 setzten 366 Mitarbeiterinnen und als erster Projektträger eine Geschäftsstelle in Mitarbeiter am Standort Berlin die Forschungs- und Berlin. Am Anfang stellten sich 25 Kolleginnen Innovationsförderprogramme der Bundesregierung und Kollegen aus West- und Ostdeutschland der aus unseren vier Geschäftsfeldern Schlüsseltechno Aufgabe, die ostdeutschen Unternehmen und logien, Energie, Nachhaltiges Wirtschaften und Forschungseinrichtungen an das Instrument der Technologieoffene Innovationsförderung um.
Wir erkennen Trends. Vor 25 Jahren haben wir Wir fördern Forschung und Innovation. Dabei agieren unsere Auftraggeber bereits bei der Entwicklung wir als wichtige Schnittstelle zwischen unseren von Förderprogrammen unterstützt. Damals sollten Auftraggebern und den Zuwendungsempfängern sie am speziellen Bedarf der neuen Länder aus aus Unternehmen, Hochschulen und außeruniversi gerichtet sein, wie beispielsweise die Programm tären Forschungseinrichtungen. So sorgen wir dafür, familie Unternehmen Region. In der heutigen dass geförderte Vorhaben den forschungs- und Förderpolitik gilt es, die gesellschaftlichen Bedarfs innovationspolitischen Zielen der Bundesregierung felder abzudecken, die die Bundesregierung unter entsprechen. anderem in der neuen Hightech-Strategie formuliert. Mit unserer langjährigen Expertise können wir auf Dabei setzen wir vor allem auf eine kompetente diese Herausforderungen reagieren. Wir haben Beratung. Mit der gemeinsamen Veranstaltung die aktuellen Entwicklungen in Forschung und Inno Blaues Wachstum im November 2015 informierten vation ebenso im Blick wie neue Technologien und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der bei uns ange Märkte. Deshalb waren wir auch im Jahr 2015 siedelten Nationalen Kontaktstellen Umwelt, Lebens ein wichtiger Partner unserer Auftraggeber bei der wissenschaften sowie Schifffahrt und Meerestechnik Entwicklung neuer Förderprogramme und -initiativen. Interessierte beispielsweise über die Fördermöglich keiten im marinen und im maritimen Bereich des Im März 2015 hat Bundesforschungsministerin europäischen Rahmenprogramms für Forschung Johanna Wanka das neue Programm Vom Material und Innovation Horizont 2020. zur Innovation der Öffentlichkeit vorgestellt, das die programmatische Grundlage für die nächsten Einer neuen Herausforderung in der Forschungs zehn Jahre der Werkstoffförderung legt und das förderung stellten wir uns bereits 2014. Seitdem wir, wie schon das Vorgänger-Programm Werk setzen wir gemeinsam mit dem Projektträger stoffinnovationen für Industrie und Gesellschaft Energie, Technologie, Nachhaltigkeit (ETN) als (WING), gemeinsam mit dem VDI Technologie LeitmarktAgentur.NRW die Leitmarktwettbewerbe zentrum umsetzen. Das neue Konzept haben wir NRW um. 2015 sind die ersten Leitmärkte in den maßgeblich mitgestaltet. Themenfeldern Medien- und Kreativwirtschaft, Neue Werkstoffe, Maschinen- und Anlagenbau/ Gleiches gilt für die Förderinitiative Starke Fachhoch Produktionstechnik, Life Sciences sowie Informations- schulen – Impuls für die Region (FH-Impuls). Mit und Kommunikationswirtschaft erfolgreich gestartet. dieser Maßnahme fördert das BMBF seit Juni 2015 regionale Forschungs- und Innovationspartnerschaften Die Fördermaßnahme Internationalisierung von von Fachhochschulen mit der Wirtschaft. Wir waren Spitzenclustern, Zukunftsprojekten und vergleich an der Konzeption der Maßnahme beteiligt, die baren Netzwerken unterstützt die Entwicklung von auch unter dem Namen „kleine Exzellenzinitiative“ Internationalisierungskonzepten und die Zusammen von sich Reden gemacht hat. arbeit innovationsstarker Cluster und Netzwerke aus Deutschland mit weltweiten Partnern. Wir Neben der Konzeption sind wir auch im Bereich setzen die Initiative im Auftrag des BMBF um. 2015 der Koordination gefragt. Im Auftrag des Bundes wurden die Gewinner der ersten Ausschreibungs ministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) runde durch ein unabhängiges Auswahlgremium koordinieren wir seit der Gründung Ende 2014 bekannt gegeben. Darüber hinaus waren wir an das Forschungsnetzwerk Energie in Gebäuden der Organisation der dritten internationalen Cluster und Quartieren. 2015 hat uns das BMWi dann konferenz in Berlin im Sommer 2015 beteiligt. auch mit der Koordination seiner Forschungsnetz werke Systemanalyse und Stromnetze betraut. Die Wir gestalten Zukunft. Im Rahmen von Veranstal Forschungsnetzwerke sollen Forschung, Praxis und tungen, wie der Clusterkonferenz, aber auch der Politik zusammenbringen und so die Transparenz i-WING-Konferenz oder der Statustagung Maritime im Rahmen des 6. Energieforschungsprogramms Technologien, unterstützen wir den Transfer von erhöhen. Darüber hinaus sollen die Beteiligten Forschungsergebnissen in die Fachöffentlichkeit gemeinsam neue Fördermaßnahmen entwickeln. und die Gesellschaft. Auch Veröffentlichungen im
Zuge der Fachkommunikation wie die BMBF-Broschüre Die Digitalisierung steht auf der politischen Agenda Nahrung für Milliarden, die neu aufgelegte Website weit oben. Sie verändert nahezu alle Bereiche systembiologie.de oder der Film Nachhaltiges des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Landmanagement in Forschung und Praxis zahlen Expertinnen und Experten bezeichnen diese auf dieses Ziel ein. Mit der Kommunikation von Entwicklung auch als vierte industrielle Revolution, Erfolgsgeschichten wollen wir zeigen, welchen kurz Industrie 4.0. Die Digitalisierung soll vor allem Beitrag die Projektförderung zur Bewältigung der eine Erleichterung und Vereinfachung darstellen. gesellschaftlichen Herausforderungen leisten kann. Durch den Wandel entstehen aber auch große Datenmengen, die es wiederum zu vernetzen und Bei der Einwerbung neuer Aufträge waren wir auszuwerten gilt. Dafür müssen neue Geräte und ebenfalls erfolgreich. Das BMWi hat 2015 erst Prozesse etabliert werden. An diesem Punkt setzt mals die Projektträgerschaft Schaufenster intelligente die Förderpolitik an, indem neue Förderprogramme Energie – Digitale Agenda für die Energiewende zu verschiedensten Themen auch den Aspekt (SINTEG) vergeben. Mit dem Förderprogramm der Digitalisierung berücksichtigen. Um unsere fördert das Ministerium Modellregionen, die Auftraggeber dabei ideal zu unterstützen, bündeln Lösungen für eine klimafreundliche, effiziente und wir unsere Expertise dazu im Kompetenzfeld Digi sichere Energieversorgung mit hohen Anteilen talisierung. In unserem Dossier geben wir Ihnen erneuerbarer Energien entwickeln und großflächig in diesem Jahr einen Einblick in von uns betreute demonstrieren. Da wir seit über 40 Jahren Energie Projekte aus den Bereichen Gesundheit, Energie, programme umsetzen, freuen wir uns besonders, Gründung und Ressourceneffizienz, bei denen dass wir auch hierfür den Zuschlag erhalten haben. die Digitalisierung schon seit Jahren eine entschei Damit ist SINTEG einer von mehreren Aufträgen, dende Rolle spielt. die das Thema Digitalisierung integrieren. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und interessante Gespräche mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wo immer sie Ihnen begegnen mögen. Dr. Christian Stienen Stefan Demuth Leiter Projektträger Jülich Stellvertretender Leiter Projektträger Jülich, Geschäftsbereichsleiter Zentrale Dienstleistungen, Entwicklung, Qualität
2015 EINGEWORBENE UND VERLÄNGERTE AUFTRÄGE Neue Aufträge Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi): • Angebots- und Bedarfsanalyse der Institutionen, Strukturen und Netzwerke in der maritimen Wirtschaft • Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende (SINTEG) Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern • Wissenschaftliche Begleitung und Unterstützung bei der Vergabe von Zuwendungsmitteln Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg • Evaluierung von zwei Zentren für angewandte Forschung in Baden-Württemberg (Themenbereiche Leicht baumaterialien sowie Ambient Assisted Living) • Evaluierung von Forschungsprojekten im Rahmen der Förderung der Forschung an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen • Forschungsinfrastrukturen • Betreuung von Förderprojekten im Rahmen der Forschungsagenda des Forschungsinstituts für gesell schaftliche Weiterentwicklung (FGW) in den Jahren 2016 – 2019 (Integrierende Stadtentwicklung, Industrie 4.0, Neues ökonomisches Denken, Vorbeugende Sozialpolitik) • Organisation und Durchführung von Bewertungs-, Begutachtungs- und Auswahlverfahren für Projekt förderungen im Rahmen der FH-Forschungsprogramme des MIWF • Unterstützung bei der Umsetzung von Fördermaßnahmen des Landes Nordrhein-Westfalen im Bereich der institutionellen Förderung der Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e. V. (WGL) und von Mitgliedseinrichtungen der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft e. V. (JRF) sowie bei der Umsetzung des NRW-Rückkehrprogramms Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen • Unterstützung bei der Vorbereitung und Planung der Fördermaßnahmen DWNRW-Networks und DWNRW-Hubs im Rahmen der Initiative Digitale Wirtschaft NRW Verlängerte Aufträge Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) • System Erde Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen • Digitales Medienland Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen • FH-Extra (2. und 3. Call) • SusChemSys • PerMed.NRW
INHALT 10 Das Geschäftsjahr 2015 12 Menschen beim Projektträger Jülich 14 25 Jahre Projektträger Jülich in Berlin DIGITALI- SIERUNG DOSSIER 2015 16 18 Mitten im Wandel 24 Vernetzte Gesundheit 28 Voraussetzung für die Energiewende 34 Lebenselixier der Wirtschaft 38 Potenziale erkennen
GESCHÄFTS- LEISTUNGS- FELDER PORTFOLIO BILANZ 2015 HIGHLIGHTS 2015 42 66 68 Bewirtschaftete Fördermittel 2013 – 2015 44 Trends erkennen 70 Projektförderung 2015 Fokusthema: Das Kompetenzzentrum Analysen, Studien, Strategien 72 Kompetenzfelder 52 Forschung und Innovation fördern 74 Geschäftsfeld Schlüsseltechnologien Fokusthema: Vom Material zur Innovation Fokusthema: Nationale Kontaktstellen Fokusthema: Förderberatung 78 Geschäftsfeld Energie „Forschung und Innovation“ des Bundes Fokusthema: Neues Förderprogramm SINTEG 60 Zukunft gestalten 82 Geschäftsfeld Nachhaltiges Wirtschaften Fokusthema: Kommunalrichtlinie Geschäftsfeld 86 Technologieoffene Innovationsförderung Fokusthema: Förderung im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen
1.407,4 1.420,8 1.333,0 1.259,2 1.242,8 2013 2014 2011 2012 Entwicklung des Fördervolumens in Mio. Euro 2011 – 2015 DAS GESCHÄFTSJAHR Im Geschäftsjahr 2015 betreute der Projektträger sowie für das Bundesministerium für Verkehr und Jülich (PtJ) ein Fördervolumen in Höhe von rund digitale Infrastruktur (BMVI) 415 Vorhaben und 1,41 Milliarden Euro und insgesamt 16.993 ein Fördervolumen von 62,0 Millionen Euro. laufende Vorhaben. 16.223 Vorhaben mit einem Fördervolumen von rund 1,33 Milliarden Euro Für die Programme der Bundesländer Bayern, entfielen auf Programme des Bundes. Für das Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bundesministerium für Bildung und Forschung Mecklenburg-Vorpommern betreute PtJ insgesamt (BMBF) betreute PtJ im Berichtsjahr 6.282 Vorhaben 770 Vorhaben mit einem Fördervolumen von und ein Fördervolumen von 685,4 Millionen rund 74,3 Millionen Euro. Euro, für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) 5.345 Vorhaben und ein Das BMBF ist mit 48,7 Prozent des betreuten Förder- Fördervolumen von 490,4 Millionen Euro, für das volumens Hauptauftraggeber von PtJ, gefolgt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau BMWi mit 34,8 Prozent, dem BMUB mit 6,8 Prozent und Reaktorsicherheit (BMUB) 4.181 Vorhaben und dem BMVI mit 4,4 Prozent. Die Länder haben und ein Fördervolumen von 95,3 Millionen Euro einen Anteil von 5,3 Prozent. 8 9 10 Das Geschäftsjahr 2015
FÖRDERVOLUMEN ANTEILIG NACH AUFTRAGGEBERN IN MIO. € 685,4 BMBF 62,0 BMVI 490,4 BMWi 74,3 Länder 95,3 BMUB FÖRDERVOLUMEN ANTEILIG NACH GESCHÄFTSFELDERN IN MIO. € 547,9 Energie 174,5 Schlüssel- technologien 317,3 Technologieoffene 367,7 Nachhaltiges Innovationsförderung Wirtschaften Projektträger Jülich | Geschäftsbericht 2015 11 12 13
MENSCHEN BEIM PROJEKTTRÄGER JÜLICH 2015 ist der Projektträger Jülich weiter gewachsen: Zum 31. Dezember 2015 beschäftigte er 952 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – 85 mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Zuwachs von 9,8 Prozent. sonstige Mitarbeiter/innen wissenschaftlich-technische Mitarbeiter/innen betriebswirtschaftliche Mitarbeiter/innen WISSENSCHAFTLICH-TECHNISCHE MITARBEITER/INNEN BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHE MITARBEITER/INNEN SONSTIGE MITARBEITER/INNEN 10 11 12 Menschen beim Projektträger Jülich
Mitarbeiter/innen am Standort Jülich: 536 Mitarbeiter/innen am Standort Berlin: 366 Mitarbeiter/innen am Standort Rostock: 31 Mitarbeiter/innen am Standort Bonn: 19 Projektträger Jülich | Geschäftsbericht 2015 13 14 15
25 FÜR EIN GESAMTDEUTSCHES WISSENSCHAFTSSYSTEM: 25 JAHRE PROJEKTFÖRDERUNG AM STANDORT BERLIN JAHRE PROJEKTTRÄGER JÜLICH IN BERLIN Vor 25 Jahren – am 1. November 1990 – nahm der Projektträger Jülich (PtJ) seine Arbeit am Standort Berlin auf. Ziel des Bundesforschungsministeriums und des Projektträgers war damals, die ostdeutschen Forschungseinrichtungen und forschenden Unternehmen bei der Integration in die gesamtdeutsche Forschungslandschaft zu unterstützen. Gemeinsam mit Auftraggebern, Partnern sowie ehemaligen und aktuellen Beschäftigten beging PtJ im ver- gangenen November dieses Jubiläum mit einem Festakt in Berlin. Mit 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den für Bildung und Forschung (BMBF) sowie das Förder- alten und den neuen Bundesländern hatte Dr. Hanns- programm Existenzgründungen aus der Wissen- Joachim Neef, 1990 erster Leiter der Berliner PtJ- schaft (EXIST) des Bundesministeriums für Wirtschaft Geschäftsstelle, die Aufgabe, die ostdeutschen und Energie (BMWi) umsetzt. Wissenschaftler an das westdeutsche System der Forschungsförderung und damit an das Instrument Am Standort Berlin verantwortet PtJ heute darüber der Projektförderung heranzuführen. Darüber hinaus im Geschäftsfeld Nachhaltiges Wirtschaften hinaus hat PtJ seine Auftraggeber auch bei der unter anderem auch das BMBF-Programm Forschung Entwicklung neuer Programme beraten, die auf für Nachhaltige Entwicklung und die Nationale Klima- die besonderen Herausforderungen in den neuen schutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Ländern zielten: technologieoffene Innovations Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). förderprogramme wie die Programmfamilie Unter- nehmen Region. Schnelle Reaktionszeiten und Mittlerweile bündelt der Projektträger seine Kom- gute Beratung des Auftraggebers petenzen auf dem Gebiet der technologieoffenen insbesondere im politisch brisanten Umfeld Innovationsförderung in einem eigenen Geschäfts- zeichnen PtJ aus. feld, in dem er auch bundesweite Maßnahmen Ministerialdirigent Berthold Goeke, Leiter der Unterabteilung wie den Spitzencluster-Wettbewerb und das Klimaschutzpolitik im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Programm Forschungscampus des Bundesministeriums Bau und Reaktorsicherheit 12 13 14 25 Jahre Projektträger Jülich in Berlin
FESTAKT IN DER KALKSCHEUNE IN BERLIN-MITTE Auf die erfolgreiche Entwicklung des Berliner Standortes blickte PtJ mit rund 300 geladenen Gästen, darunter zahlreiche Auftraggeber, Partner Mit Unternehmen Region hat das sowie ehemalige und aktuelle Mitarbeiterinnen und BMBF in den vergangenen 15 Jahren Mitarbeiter der Berliner Geschäftsstelle, zurück. Nach einleitenden Worten von Karsten Beneke, stellver- wiederholt neuartige Förderkonzepte erprobt tretender Vorstandsvorsitzender des Forschungs und erfolgreich umgesetzt, die zwischenzeit- zentrums Jülich, und Dr. Christian Stienen, Leiter lich in andere bundesweite Maßnahmen des des Projektträgers Jülich, dankten in ihren Gruß- BMBF eingeflossen sind. Der Projektträger Jülich worten Thomas Rachel (MdB), Parlamentarischer ist seit dem Start des Programms InnoRegio mit Staatssekretär im BMBF, Iris Gleicke (MdB), der Begleitung und Umsetzung beauftragt und Parlamentarische Staatssekretärin im BMWi und Berthold Goeke, Leiter der Unterabteilung Klima- hat das BMBF im starken Maße bei der Weiter- schutzpolitik im BMUB, den Beschäftigten der entwicklung unterstützt. Thomas Rachel, MdB, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundes- Berliner PtJ-Geschäftsstelle für ihre herausragende ministerium für Bildung und Forschung Arbeit und die erfolgreiche Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Dr. Jörn Gessner vom IGB Berlin, Thomas Kimme, Geschäftsführer der LASERVORM GmbH, und Dr. Andreas Sichert, Vorstandsvorsit- zender der Orcan Energy AG, warfen die Gäste im Anschluss einen Blick auf erfolgreiche Bei- spiele aus der Projektförderung. Danach präsentierten vier Mit arbeiterinnen und Mitarbeiter ausgewählte Förderinstrumente, die PtJ in den vergangenen Jahren zusammen mit seinen Auftragge- bern gestaltet hat – darunter der Masterplan 100% Klimaschutz des BMUB, eine Erweiterung des Das 25-jährige Jubiläum seiner Berliner Geschäftsstelle beging PtJ Nationalen Innovationsprogramms gemeinsam mit Auftraggebern, Partnern, politischen Gästen, Vertre- Wasserstoff und Brennstoffzellen- terinnen und Vertretern des Forschungszentrums Jülich sowie seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. technologie (NIP) des Bundesminis- teriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), r+Impuls des BMBF sowie die Internationalisierung deutscher Hightech- Bereits seit 16 Jahren arbeitet das Start-ups des BMWi. Den Abschluss des Bühnen- BMWi mit dem Projektträger Jülich im programms bildete unter dem Titel „Gemeinsam Programm EXIST zusammen. Der Projektträger statt einsam: Innovationskooperationen in Ost- Jülich hat die rasante Entwicklung von EXIST und Westdeutschland“ der Festvortrag von maßgeblich mitbetreut und inhaltlich zusammen Prof. Dr. Jutta Günther, Professorin für Volkswirt- mit dem BMWi geprägt: von den ersten, schaftslehre an der Universität Bremen. Abgerundet kleinen Anfängen bis zu einem Programm wurde die Jubiläumsveranstaltung von einer inter- aktiven Ausstellung, die zahlreiche Exponate von über 50 Millionen Euro pro Jahr. Iris Gleicke (MdB), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister aus den von PtJ in Berlin betreuten Programmen für Wirtschaft und Energie und Beauftragte der Bundesregierung für die präsentierte. neuen Bundesländer, für Mittelstand und Tourismus Projektträger Jülich | Geschäftsbericht 2015 15 16 17
DIGITALI- SIERUNG DOSSIER 2015
MITTEN IM WANDEL Die Erwartungen sind hoch. Digitalisierung gilt als einer der Megatrends und Inno- vationstreiber des 21. Jahrhunderts. Neue Arbeits- und Lernformen, neue Produktions- techniken, verändertes Konsumverhalten, neue Geschäftsmodelle – nahezu allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft eröffnen sich neue Möglichkeiten. Wirt- schaftsexperten sprechen von der zweiten Moderne oder der vierten industriellen Revolution, kurz Industrie 4.0. Und sie warnen: Wer den Trend verpasst, wird abge- hängt. Entsprechend spielt Digitalisierung eine wichtige Rolle in der Forschungs- und Innovationsförderung. Der Projektträger Jülich (PtJ) begleitet die Entwick- lung bereits seit vielen Jahren. E igentlich ist Digitalisierung nichts Neues. an: bei Gasturbinen, in der Produktion von Autos Automatisierte Industrieroboter, digitale oder Lebensmitteln, beim Arztbesuch. Diese Daten Speichermedien oder Computersimula mengen werden sich im Zuge der Vernetzung tionen – alles das gibt es bereits seit Jahrzehnten. sogar noch vervielfachen. Gefragt sind die Werk In den letzten Jahren hinzugekommen sind jedoch zeuge, mit denen Daten zusammengetragen und neue technische Möglichkeiten, um Geräte und Pro- analysiert werden können, um wichtige Zusammen- zesse zu vernetzen sowie die anfallenden Daten hänge und Informationen sichtbar zu machen. zu erfassen und auszuwerten. „Nicht ohne Grund ist immer wieder von Daten als dem Gold des Die Zukunft könnte dann so aussehen: Intelligente 21. Jahrhunderts die Rede“, sagt Dr. Christian Fabriken stellen Produkte schneller und effizienter her, Stienen, PtJ-Leiter. Daten fallen heute fast überall da nicht nur Maschinen untereinander kommunizieren, 16 17 18 Mitten im Wandel
BESSERE DIAGNOSEN UND INDIVIDUELLE THERAPIEN E in Beispiel ist die Gesundheitsforschung mit der Medizininformatik. Das Bundes ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat 2015 ein umfassendes Förderkonzept vorgestellt, an dem PtJ maßgeblich mitgewirkt hat. „In das Konzept ist die Expertise eingeflossen, die wir in den vergangenen 15 Jahren in Sachen Informationstechnologie und Biologie beziehungs weise Medizin aufgebaut haben“, berichtet Dr. Bernhard Gilleßen, der neben seiner Funktion als Leiter des PtJ-Bereichs BioMedizin auch die Leitung des neu eingerichteten Kompetenzfeldes Digitalisierung übernommen hat. Angefangen hat es um die Jahrtausendwende mit der Förderung der Systembiologie. Diese Fachrichtung verfolgte einen neuen Ansatz: Ergänzend zu klassischen Experimenten wurden mathematische Modelle von biologischen Vorgängen entwickelt, um aus Computersimulationen neue Erkenntnisse zu sondern alle Akteure miteinander vernetzt sind – gewinnen. Bereits frühzeitig beschäftigten sich vom Rohstoffhersteller über den Zulieferer bis die PtJ-Experten daher auch intensiv mit IT- zum Kunden. In den eigenen vier Wänden sorgen Infrastrukturen und Standards für die Erfassung ausgeklügelte IT-Systeme für ein ressourcen- und den Austausch von Daten. I sparendes Energiemanagement. Selbstfahrende Autos bringen uns sicher von Ort zu Ort. n den folgenden Jahren begann auch der Aufbau der Systemmedizin, die Simulationen Einiges wird allerdings erst in zehn oder mehr und mathematische Methoden in die alltägliche Jahren Realität sein. Passende Technologien Arbeit von Kliniken einführen soll. „Die Medizin fehlen oder sind noch in der Entwicklung. Es gilt, informatik ist der nächste logische Schritt: Wir gemeinsame Standards festzulegen. Datenschutz müssen die vielfältigen Daten aus der Forschung und -sicherheit müssen gewährleistet werden. und die Daten aus der Patientenversorgung Dennoch: „Der digitale Wandel hat längst begonnen, so zusammenführen, dass alle Beteiligten den das sehen wir in allen von uns betreuten Förder größtmöglichen Nutzen davon haben“, beschreibt bereichen“, so Christian Stienen, „Digitalisierung Bernhard Gilleßen das Ziel. Eine breitere Daten wird nicht nur mit speziell auf Informations- und basis und neue IT-Lösungen könnten etwa die Kommunikationstechnologie (IKT) ausgerichteten Forschung beschleunigen sowie bessere Diagnosen Programmen gefördert. Von der Energieforschung und individuelle Therapien ermöglichen. über Unternehmensgründung bis hin zu den Lebenswissenschaften: In zahlreichen von uns betreuten Projekten spielt Digitalisierung eine bedeutende Rolle.“ Projektträger Jülich | Geschäftsbericht 2015 19 20 21
WEGBEREITER DER Ein ähnliches Konzept verfolgt das neue Förder ENERGIEWENDE programm SINTEG des BMWi – und zwar für A die Energiewende. Hier entwickeln und erproben uch in der Energieforschung wurden in fünf Modellregionen innovative Ansätze für eine der Vergangenheit über die Forschungs effiziente und sichere Versorgung mit Wind- und förderung immer wieder digitale Lösungen Sonnenenergie. „Durch die Energiewende hat entwickelt, etwa im Rahmen der E-Energy-Initiative, die Entwicklung von IT-Lösungen für den Energie die das Bundesministerium für Wirtschaft und sektor an Bedeutung gewonnen. Denn eines ist Energie (BMWi) 2007 gemeinsam mit dem Bundes klar: Nur mit einer gezielten Digitalisierung kann ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und die Energiewende gelingen“, betont Dr. Martin Reaktorsicherheit (BMUB) gestartet hat. Damals Weber, Mitarbeiter im PtJ-Bereich Erneuerbare wurden in sechs Modellregionen IT-Lösungen Energien. Ein Schwerpunkt sind intelligente Netze, für Verbraucher und Kraftwerke entwickelt, auf auch Smart Grids genannt. Sie sind notwendig, um denen heutige Ansätze beruhen, insbesondere für die komplexere Energieversorgung von morgen sicher- die Energieversorgung durch erneuerbare Energie zustellen. Denn künftig werden noch mehr dezentrale träger. Erzeuger den Strom direkt in die Verteilernetze einspeisen – und das nicht gleichmäßig, sondern DIGITALER WANDEL – DAS SAGT DIE POLITIK D ie Bundesregierung sieht in der Digi- talisierung die Chance, dauerhaftes Wachstum, hohe Beschäftigung und eine steigende Lebensqualität zu erreichen. Ihre Politik wird in zwei Papieren deutlich: der Digitalen Agenda 2014 – 2017 vom August 2014 und der Digitalen Strategie 2025, die im März 2016 vorgestellt wurde. Im Mittelpunkt stehen insbesondere Netzausbau, Cyber sicherheit und die Förderung der digitalen Wirtschaft. Vorgesehen sind beispielsweise der Ausbau des Breitbandnetzes, die Unter- stützung von Unternehmensgründungen sowie gezielte Förderprogramme etwa für Autonomik, Big Data, Cloud Computing und Mikroelektronik. Das Digitale Investitions- programm Mittelstand soll darüber hinaus die Einführung neuer Geschäftsmodelle ermöglichen. Die Digitalisierung soll aber auch in der öffentlichen Verwaltung sowie in Bildung und Wissenschaft vorangetrieben werden. 18 19 20 Mitten im Wandel
stark schwankend. Das stellt die Verteilernetze VON DER IDEE ZUM vor große technische Herausforderungen. In den UNTERNEHMEN D intelligenten Netzen sollen Sensoren den aktuellen Zustand im Verteilernetz erfassen und Steuer er große IKT-Anteil in den von PtJ elemente für einen reibungslosen Betrieb sorgen. betreuten Vorhaben spiegelt sich auch Davon sollen auch die Stromkunden profitieren, bei den Gründerstipendien im EXIST- die mithilfe von Datenauswertungen ihren Strom Programm wider. Das Programm des BMWi verbrauch gezielter steuern können. „Mit Unter fördert Unternehmensgründungen an Hochschulen stützung der Projektförderung ist die Digitali und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. sierung im Energiebereich den Kinderschuhen Etwa drei Viertel der rund 200 Stipendien, die entwachsen. Bis zu einer 80-prozentigen Versorgung pro Jahr vergeben werden, gehen an Vorhaben durch erneuerbare Energien bleibt aber noch aus dem IKT-Bereich. Aus Sicht von Dr. Thomas viel zu tun“, erläutert Martin Weber. So müssen Großmann vom PtJ-Bereich EXIST-Gründungs beispielsweise neue Mess- und Regelgeräte besser kultur, Gründerstipendien hat das zwei Gründe: miteinander kommunizieren, um die stärkeren „Die Förderdauer von zwölf Monaten reicht in der Schwankungen ausgleichen zu können. Regel aus, um etwa eine Softwareprogrammierung abzuschließen. Hinzu kommt, dass in der Branche gerade viel passiert und Innovationen zum Teil innerhalb weniger Monate entstehen.“ Entsprechend gäbe es hier viele Gründerideen. Er und seine Kollegen haben aber auch beob achtet, dass sich der IKT-Anteil in anderen Fachgebieten wie etwa im Maschinenbau stetig erhöht. „Das liegt daran, dass beispielsweise der Softwareanteil bei Maschinen und Geräten immer größer wird“, erklärt er. Neue Fördermaßnahmen sollen den jungen Unternehmern helfen, sich auch international zu etablieren. Die Fördermaßnahme German Accelerator unterstützt beispielsweise gezielt Unternehmen der IKT-Branche dabei, ihre Produkte auf dem US-amerikanischen Markt zu platzieren. Projektträger Jülich | Geschäftsbericht 2015 21 22 23
SPAREN UND SCHONEN D igitalisierung kann darüber hinaus ein Auch neue Onlinedienste, die auf „Teilen statt Weg sein, Kosten zu sparen, Ressourcen Kaufen“ setzen, können dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und den Energieverbrauch zu zu schonen. Dazu zählen Angebote zum Carsharing senken. „Im Mittelpunkt stehen hier die Green IT und zum Tauschen oder Verleihen von Spielsachen und Green by IT“, sagt Dr. Jean-François Renault, oder Kleidung. Allerdings sollte hier im Einzel der das Kompetenzfeld Ressourceneffizienz bei PtJ fall genau hingesehen werden. „Mehr IT heißt koordiniert. Dabei geht es um zwei sich ergänzende nicht zwingend, dass etwas grüner wird“, warnt Ansätze: Einerseits wird betrachtet, wie IKT über Jean-François Renault. Unter Umständen spart deren gesamten Lebenszyklus hinweg umwelt- ein digitales Angebot zwar bestimmte Ressourcen und ressourcenschonend gestaltet werden kann – ein, verbraucht jedoch gleichzeitig mehr Energie. vom Entwurf über die Produktion bis zum Recy Am Ende fällt die Gesamtbilanz negativ aus. cling. (Green IT). Andererseits kann IKT helfen, „Solche Betrachtungen werden jedoch bislang Rohstoffe und Energie zu sparen – etwa mittels kaum angestellt“, so der PtJ-Experte. Aber er ist Datenbanken, vernetzter Sensoren (Internet der optimistisch: Über kurz oder lang werde es hier Dinge) oder Smartphone-Apps (Green by IT). Standards geben, nach denen Vorhaben bereits im Vorfeld eingeschätzt werden können. UMFASSENDER STRUKTURWANDEL W eitere Beispiele lassen sich in allen „Der Austausch über die verschiedenen Geschäfts PtJ-Geschäftsfeldern finden. „Wir felder hinweg ermöglicht es uns, übergreifende haben es hier mit einem umfassenden wie spezifische Lösungen für die von uns betreuten Strukturwandel zu tun. Ein Wandel, der um Fachprogramme zu entwickeln. Wir behalten einiges rasanter abläuft als etwa die Industria stets die technologischen, wirtschaftlichen und lisierung im 19. Jahrhundert oder die Automati forschungspolitischen Entwicklungen im Blick – sierung im 20. Jahrhundert. Darauf wollen auch sowohl in den Themenbereichen unserer Geschäfts wir als Projektträger reagieren“, fasst Christian felder als auch im Querschnittsbereich der IKT- Stienen zusammen. So bündelt PtJ künftig im Anwendungen. Unsere Stärke ist dabei, die ver Kompetenzfeld Digitalisierung seine Expertise schiedenen Welten miteinander zu verzahnen und in diesem Bereich. daraus passgenaue Instrumente und Strategien zu konzipieren“, verdeutlicht der PtJ-Leiter. Ziel sei es, die Auftraggeber in allen Fragen von Forschung und Innovation rund um das Thema Digitalisierung kompetent zu beraten und zu begleiten. Im Rahmen der 2015 gestarteten Strategie Digitale Wirtschaft NRW des Landes Nordrhein-Westfalen übernimmt der Projektträger eine solche Aufgabe bereits. Ansprechpartner: Dr. Bernhard Gilleßen Tel.: 02461 61-2723 E-Mail: b.gillessen@fz-juelich.de 20 21 22 Mitten im Wandel
UMDENKEN IST GEFRAGT Mit Industrie 4.0 kennt sich Wolfgang Dorst bestens aus. Der Bereichs- leiter Industrial Internet, 3D-Druck im Digitalverband Bitkom hat sich schon zu Beginn seiner Berufslauf- bahn vor knapp 40 Jahren mit der Digitalisierung in der Metallver- arbeitung beschäftigt. Es folgten verschiedene Aufgaben in der IT- und Kommunikationsbranche. Als Experte in zahlreichen Initiativen, Gremien und Arbeitskreisen unter- stützt er den digitalen Wandel. Herr Dorst, Industrie 4.0 ist ein es bei manchen kleinen und mittleren gerade junge Unternehmen Wagnis oft verwendetes Schlagwort, was Unternehmen, die meist über gute Pro kapital. Und wir müssen neue genau verbirgt sich dahinter? dukte und zufriedene Kunden verfügen. Geschäftsmodelle entwickeln. Das Oft verspüren sie nicht den Druck, sich kann der Verkauf von Lizenzen oder Es kursieren über 130 Definitionen. verändern zu müssen. Beispielsweise Services sein oder auch das Teilen Einfacher ist es zu sagen, was Indus liegt in Deutschland der Schwerpunkt von Inhalten und Dingen über Inter trie 4.0 nicht ist: nämlich die Einführung auf Automatisierungslösungen. Neue netplattformen. des Computers oder die Digitalisierung Geschäftsmodelle und Services auf der Produktion. Das ist Industrie 3.0. Basis datengetriebener, vernetzter Was bedeutet das für die Heute geht es um den Einzug des Inter- Anwendungen sind noch in der Minder- Forschungsförderung? nets in die Produktion und die Nutzung heit. Industrie 4.0 benötigt Investitionen, von Daten – und zwar von Daten, die neue Kompetenzen und Partner. Die Die Expertenkommission Forschung sowohl bei Entwicklung und Herstel Umsetzung dauert Jahre. Viele sehen und Innovation (EFI) hat das in ihrem lung als auch bei der Nutzung eines eher die Risiken als die Chancen. Hier Jahresgutachten 2016 treffend zu Produkts anfallen, wenn es die Fabrik besteht durchaus die Gefahr, dass einige sammengefasst. Die Digitalisierungs verlassen hat. den Anschluss verpassen. förderung in Deutschland ist zu ein- seitig auf Effizienzsteigerungen in der Mit der Umsetzung scheint es Was brauchen wir, um das zu Produktionstechnik fokussiert. Neue jedoch zu hapern, zumindest ist vermeiden? Geschäftsmodelle müssen viel stärker häufig zu lesen, dass Deutschland gefördert werden. Das entspricht genau mehr Tempo machen müsse. Es geht nicht nur um Technik, sondern dem, was unter anderen wir als Bitkom Teilen Sie diese Ansicht? vor allem ums Umdenken. Digitalisierung bereits gefordert haben. Steuerliche ist ein Trend, der nicht aufzuhalten ist. Anreize bei Investitionen und Patenten Man muss genau hinsehen. Große Das bedeutet, ein Unternehmen muss gehören ebenfalls dazu. Wenn diese wie Siemens, Bosch, ThyssenKrupp sich seine Geschäftsprozesse genau an Dinge umgesetzt werden, wäre das ein oder auch der Automobilzulieferer ZF sehen und bei jedem einzelnen Element großer Schritt nach vorne. haben längst erkannt, dass hier starke überlegen, ob und wie dieses Element Umwälzungen im Gange sind, denen mit Internetdiensten effizienter, besser Herr Dorst, vielen Dank für das man sich stellen muss. Schwieriger ist oder schneller wird. Außerdem benötigen Gespräch! Projektträger Jülich | Geschäftsbericht 2015 23 24 25
VERNETZTE GESUNDHEIT Vielfältig, innovativ, mit Perspektive und Potenzial – die Digitalisierung im Gesundheits- wesen nimmt rasant an Fahrt auf. Mithilfe neuer Technologien werden riesige Daten- mengen gewonnen, deren Analyse und Nutzung der Wissenschaft und Gesellschaft große Chancen bieten – beispielsweise eine individualisierte Medizin, eine verbesserte Arzt- Patienten-Kommunikation oder auch die Aus- und Weiterbildung in Form von e-Learning- Angeboten. Ausgehend von den neusten technischen Fortschritten in der Datenerhebung und Analyse sowie der stärkeren Vernetzung von Datenquellen können wir in den nächsten Jahren bedeutende Fortschritte in der Gesundheitsforschung erwarten. Um langfristig ein leistungsfähigeres, digital vernetztes Gesundheitssystem zu entwickeln, setzt der Projekt- träger Jülich im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung verschiedene Förderkonzepte um. DIE LEBER – EINE NETZWERKERIN G rausam: In der griechischen Mythologie der Projektträger Jülich (PtJ) die Förderinitiative hackt ein Adler Prometheus täglich einen für das Bundesministerium für Bildung und Teil seiner Leber heraus, der bis zum Forschung (BMBF) betreut. Basis für das Projekt nächsten Tag nachwächst. Tatsächlich ist die ist die Systembiologie, also das Wechselspiel von Leber in der Lage, sich schnell zu regenerieren. Bis Beobachtung, Modellierung und Experiment. zu 70 Prozent ihrer Masse kann der menschliche „Zunächst mussten innerhalb jeder Organisations- Körper nach einer Schädigung wiederherstellen. stufe die Experimentatoren mit den Theoretikern Als zentrales Stoffwechselorgan ist sie nicht nur kommunizieren und versuchen, experimentelle für die Nährstoffaufnahme zuständig, sondern Ergebnisse gemäß vorher definierter Fragestel- entgiftet auch das Blut. lungen mithilfe von Modellen zu erklären“, sagt Dr. Dirk Drasdo von der Universität Leipzig. Der Die Leber ist eine intelligente Netzwerkerin. Systembiologe war an dem Projekt maßgeblich betei- Netzwerk Virtuelle Leber heißt konsequenter ligt – als Modellierer, Projektleiter und Mitglied im weise jenes Projekt, in dem 70 deutsche Forscher- Lenkungsausschuss. Darauf aufbauend entwi- gruppen sowie weitere internationale Teams von ckelten die Wissenschaftler dynamische Modelle, 2010 bis 2015 die Organisationsebenen der Leber welche die Physiologie, Morphologie und Funktion untersucht haben: vom Organ über die Leberläpp- der Leber auf verschiedenen Organisationsebenen chen als funktionelle Einheit auf Gewebeebene bis modellhaft abbilden. hin zur molekularen Ebene. Von deutscher Seite hat 22 23 24 Vernetzte Gesundheit
A Eine typische Fragestellung, in die Drasdo ufbauend auf den Erkenntnissen ist involviert war: Wie regeneriert sich eine durch inzwischen ein Projekt gestartet, bei dem Schmerzmittel-Überdosierung akut geschädigte Drasdo wieder dabei ist: Das Forschungs- Leber? Immerhin ist eine Paracetamol-Überdosis netz Systemmedizin der Leber – eine Initiative, der häufigste Grund für akutes Leberversagen die PtJ erneut für das BMBF administriert – in den USA und England. „Wir haben ein Multi berücksichtigt verstärkt die klinische Anwendung. skalenmodell für die Organisations- und Funk- Auf Basis von systembiologischen Ansätzen wollen tionsebenen entwickelt“, erklärt Drasdo. Durch Ärzte, Molekularbiologen und Bioinformatiker die Iterationen von Experiment und Modellierung übergreifende Schlüsselprozesse identifizieren, wurden die Modelle zunehmend besser und genauer. die zur Entstehung von Lebererkrankungen führen. Und auf Basis der Modellsimulationen wurden Basierend auf aktuellen Fortschritten in der informative Experimente gezielter ausgewählt klinischen Leberforschung soll mit diesem Ansatz und damit der Einsatz von Ressourcen optimiert. eine Einordnung der Patienten in Risikogruppen Immer mehr Phänomene ließen sich simultan ermöglicht sowie optimierte Behandlungsverfahren erklären. „Uns ist damit ein Ansatz gelungen, entwickelt werden. der künftig helfen könnte, Menschen mit akutem Leberversagen, besser zu behandeln“, erklärt Weitere Informationen zum Netzwerk Virtuelle Drasdo. Die Einblicke in die Leberregeneration Leber: network.virtual-liver.de/de versprechen darüber hinaus neuartige Therapie- Ansätze bei Zirrhose und anderen Schädigungen der Leber. Projektträger Jülich | Geschäftsbericht 2015 25 26 27
werden kann. Auch in der Gesundheits forschung, also für klinisch relevante Fragestellungen, wurden erste Modelle erstellt und getestet. Existieren auch schon systemmedi- zinische Ansätze? Es gibt erste Projekte, in denen Wissen schaftler mithilfe mathematischer Modellierung die Möglichkeit einer personalisierten Behandlung von Krebs- patienten untersuchen. Ein Beispiel ist das Verbundprojekt „Treat20plus“, das PtJ für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) betreut. Die Forscher setzen ein Com- putermodell ein, mit dem vorhergesagt werden kann, wie verschiedene Wirk- DATENNUTZUNG ZUM stoffe bei einem Patienten individuell wirken. Das macht eine maßgeschnei- WOHLE DES PATIENTEN derte Krebstherapie möglich, da für jeden einzelnen Patienten die jeweils passenden Wirkstoffe identifiziert werden können. Die Digitalisierung eröffnet Welche Rolle spielt die System- im Gesundheitswesen neue medizin in der Gesundheits Gehört der Systemmedizin die Wege und Chancen: Daten, die forschung? Zukunft? bisher nicht oder nur einge- schränkt verfügbar sind, lassen Die Systemmedizin gewinnt allmäh- Ihre vollständige Rolle für Medizinan- sich berücksichtigen, um neue lich an Bedeutung. Entwickelt hat sie wendungen, einschließlich der perso- Diagnose- und Therapieansätze sich aus der Systembiologie, die als nalisierten Therapie, ist noch nicht ab- zu entwickeln. Auch die System- Forschungsansatz in Deutschland in zuschätzen. Auch wenn erste Ansätze medizin zielt auf die verbesserte den letzten Jahren etabliert und weiter- erfolgsversprechend sind – bis der Arzt Datennutzung, um Krankheits- entwickelt wurde. Sie zielt darauf Entwicklungen aus der Systemmedizin prozesse mithilfe mathemati- ab, das dynamische Zusammenspiel am Patientenbett einsetzt, ist es noch scher Modelle zu analysieren, möglichst aller Komponenten eines ein weiter Weg. Dennoch wird es meiner zu simulieren und ihren Verlauf biologischen Systems zu beschreiben, Meinung nach ohne Systemmedizin vorherzusagen. Ein Interview um ein ganzheitliches Bild zu erhalten. nicht möglich sein, komplexe Krank- mit Dr. Gisela Miczka vom Hierzu werden biologische Vorgänge mit heitsprozesse zu analysieren und zu Geschäftsbereich Lebenswissen- mathematischen Modellen beschrieben. beschreiben. Der Einsatz von mathe- schaften, Gesundheit, Fach- Wissenschaftler überprüfen diese matischen Modellen und Computer hochschulen des Projektträgers Modelle anhand experimenteller Daten simulationen ist dabei essenziell, um Jülich (PtJ) über Perspektiven und verbessern sie in iterativen Zyklen Vorhersagen zum Krankheitsverlauf und und Herausforderungen. von Laborexperiment und computer- zur Wirksamkeit von Arzneimitteln und basierter Modellierung. Inzwischen wurde Therapien für den gesamten Gesundheits- gezeigt, dass der systembiologische bereich zu erzielen. Forschungsansatz in verschiedenen Bereichen erfolgreich angewendet 24 25 26 Vernetzte Gesundheit
Im Zeitalter der Digitalisierung werden immer mehr Daten in MIT E-LEARNING immer weniger Zeit produziert. Wie lässt sich die Datenflut TIERE SCHÜTZEN bewältigen? Sowohl die Bio- als auch die Medizinin- formatik übernehmen hier einen wich- tigen Part. PtJ betreut beispielsweise für das BMBF das Deutsche Netzwerk für Bioinformatik-Infrastruktur. In dem Netzwerk de:NBI werden Ressourcen und Expertisen zur Ver- waltung, Bereitstellung und Nutzung großer Datenmengen gebündelt und als Dienstleistung für die gesamten Lebenswissenschaften angeboten. Darüber hinaus hat das BMBF 2015 die Förderung der Medizininformatik bekannt gegeben. Das mit 100 Millionen T Euro ausgestattete interdisziplinäre ierversuche lassen sich in der Wissenschaft Forschungsfeld wird von PtJ und dem nicht vollständig vermeiden. Doch gibt es Wege, DLR Projektträger betreut. Die Maß- sie auf ein Minimum zu reduzieren: „Wissen schützt nahme zielt darauf ab, die Gesundheits- Tiere“ lautet das Motto einer e-Learning-Plattform, die versorgung und die Forschung mithilfe Dr. Nicole Linklater gemeinsam mit Prof. Gerhard digitaler Lösungen besser zu vernet- Heldmaier und Dr. Cornelia Exner von der Philipps- zen, so dass eine Datennutzung zum Universität Marburg aufgebaut hat – gefördert vom Wohle des Patienten erfolgen kann: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Eine digitale Schnittstelle soll helfen, und betreut durch den Projektträger Jülich. Anfangs den Austausch von Daten zu optimie- war Versuchstierkunde online als deutschsprachiges ren. Forscher erhalten anonymisierte Informationsmodul für Studierende gedacht, inzwischen Daten für ihre Untersuchungen, umge- hat sich daraus der dreisprachige Webauftritt Laboratory kehrt gelangen neueste Erkenntnisse Animal Science (LAS interactive) entwickelt. Er ver- aus der Forschung in die Versorgung. bindet das weiterhin kostenfreie Portal und das kosten- pflichtige Schulungsportal Laboratory Animal Science Wie steht Deutschland im interna- Campus (LAS Campus). Dort haben Menschen, die mit tionalen Vergleich da? Versuchstieren arbeiten, die Möglichkeit, sich in der Theorie aus-, fort- und weiterzubilden – mit einem Deutschland bildet gemeinsam mit entsprechenden Abschluss. Multimediale Elemente Großbritannien europaweit die Spitze der wie Videos und interaktive Lernhilfen zeigen auf, wie systemmedizinischen und systembio- die Anzahl der Versuchstiere und ihre Belastungen auf logischen Forschung. Das spiegelt sich ein Minimum reduziert werden können. Künftig will Linklater den Webauftritt zu einer europaweiten unter anderem in der umfangreichen Plattform ausweiten, um die Aus- und Fortbildung Beteiligung deutscher Forscher an den für das Personal bei Tierexperimenten zu harmonisieren. Fördermaßnahmen der EU-Kommission Wer beispielsweise plant, in einem anderen Land zu wider, die PtJ koordiniert. Eine dieser arbeiten, erfährt bei LAS interactive, welche Auflagen Maßnahmen ist ERACoSysMed, das er erfüllen muss. erste systemmedizinisch orientierte ERA-Net in Europa. Projektträger Jülich | Geschäftsbericht 2015 27 28 29
VORAUSSETZUNG FÜR DIE ENERGIEWENDE Wind- und Sonnenenergie statt Atomkraft und fossiler Brennstoffe – Deutschland setzt auf die Energiewende. Die Digitalisierung beschleunigt diese Wende nicht nur, sie ist eine Voraussetzung, damit sie überhaupt gelingt. Denn die Energieversorgung wird komplett umgekrempelt: weg von einem konventionellen System mit wenigen großen Kraftwerken hin zu einem dynamischen System mit vielen kleinen Erzeugern, die Strom aus erneuerbarer Energie eher unregelmäßig liefern. Dadurch wird die Versorgung wesentlich komplexer. Gefragt sind nicht nur neue Speichermethoden, sondern auch intelligente Netze, die mit- hilfe digitaler Technik die Energieversorgung überwachen und steuern. In den zahlreichen Förderprojekten, die der Projektträger Jülich unter anderem für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie betreut, entstehen die Konzepte und Lösungen für die Energie- versorgung von morgen. EINE INSEL BIETET SICHERHEIT T ief im Süden Deutschlands liegt das Dorf Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und der Strompioniere. Wildpoldsried im bay- Energie (BMWi) geförderte Vorhaben läuft seit erischen Allgäu setzt seit über 15 Jahren 2014. Es untersucht, wie ein verlässlicher und auf regenerative Energie. Mittlerweile erzeugen kosteneffizienter Netzbetrieb der Zukunft aussehen die lokalen Wind-, Solar- und Biomasse-Anlagen könnte. Hierbei spielt insbesondere Stabilität eine mehr als dreimal so viel Strom, wie in der Gemeinde wichtige Rolle. So muss beispielsweise die Spannung verbraucht wird. Alles, was im Zuge der Energie in den angeschlossenen Haushalten bei fast exakt wende zu erwarten ist, lässt sich dort finden: ein 230 Volt gehalten werden oder die Frequenz bunter Energiemix, zahlreiche dezentrale Strom eines Stromnetzes auch bei Kraftwerksstörungen erzeuger sowie eine schwankende Stromeinspeisung. konstant bleiben. Diese sogenannten System Für das Projekt Zukunftsfähige Netze für die dienstleistungen liefern heute konventionelle Kraft- Integration regenerativer Energiesysteme, kurz werke. Damit das auch mit erneuerbaren Energien IREN2, sind das perfekte Voraussetzungen. funktioniert, müssen neue Lösungen entwickelt 26 27 28 Voraussetzung für die Energiewende
werden. Die Projektpartner von IREN2 – die in ein Mikronetz umwandeln. Für die komplexe Siemens AG, die Hochschule Kempten, die RWTH Steuerung wird ein neues Regelungssystem ent Aachen, die AllgäuNetz GmbH & Co. KG als Netz- wickelt, am Computer simuliert und dann im betreiber und das IT-Unternehmen ID.KOM – setzen realen Netz in Wildpoldsried getestet. Mithilfe hierfür auf Mikronetze. Das sind kleine, intelligente zusätzlicher Komponenten wie etwa Batterie und klar abgegrenzte Netze zur Stromverteilung. speichern, Blockheizkraftwerken und Diesel- Ihr Vorteil: Sie können nicht nur Strom in ein generatoren wollen die Partner das Mikronetz Hauptnetz einspeisen, sie können sich auch vom außerdem so modifizieren, dass es die genannten Hauptnetz abkoppeln, wenn dort ein Fehler auf- Systemdienstleistungen übernehmen kann. „Diese tritt, und dann als Inselnetz die jeweiligen Nutzer doppelte Form der Betriebsführung unter Berück- autark mit Strom versorgen. sichtigung der Wirtschaftlichkeit ist so noch nicht D untersucht worden“, betont Dr. Martin Weber ank IRENE, dem Vorgängerprojekt von vom PtJ-Geschäftsbereich Erneuerbare Energien. IREN2, existiert in der Gemeinde bereits Gelingt das Vorhaben, profitiert nicht nur das ein intelligentes Stromnetz, das für Stabi- Dorf der Strompioniere. Auch in anderen Regionen lität im Netz sorgt. Dieses Netz wollen die Partner Deutschlands könnten Mikronetze nach dem Vorbild von IREN2 entstehen. Projektträger Jülich | Geschäftsbericht 2015 29 30 31
ENERGIEMANAGEMENT MACHT SPASS! Alles aus einer Hand: Der Leiter der Gruppe Energiemanage- OGEMA 2.0 erleichtert Haus- ment-Software am Fraunhofer-Institut besitzern das Leben. Die Soft- für Windenergie und Energiesystem- technik IWES weiß, wovon er spricht: ware übernimmt das gesamte Der Elektrotechniker hat OGEMA 2.0 energetische Gebäudemanage- mit Wissenschaftlern vom Fraunhofer- ment. Der Verbraucher spart Institut für Solare Energiesysteme nicht nur Geld, sondern leistet ISE in Freiburg und für Integrierte auch noch einen Beitrag zum Schaltungen IIS in Erlangen program- Klimaschutz. miert. Das Projekt wurde vom Bundes- ministerium für Wirt- „Ab in die Badewanne!“, ruft Dr. David schaft und Energie bis Nestle seinen zwei Kindern energisch zu. Ende 2015 gefördert Binnen Sekunden hat sich das vorge- heizte Badezimmer in ein Schlachtfeld verwandelt: Strümpfe, Pullover und Hosen verteilen sich auf dem Boden. „Schön warm ist es hier“, ruft die Vier- jährige und hüpft in die Badewanne. 20 Minuten später ist der feucht- fröhliche Spaß beendet. Schnell noch und das Fenster auf Kipp und ab ins Bett vom Projekt- mit den Kleinen. Nur die Heizung träger Jülich betreut. vergisst Nestle auszustellen. Früher hätte sich der 39-Jährige Stunden später OGEMA steht für über ein überhitztes Badezimmer bei Open Gateway Energy offen stehendem Fenster geärgert. Management Alliance. Heute reguliert eine Energiemanage- Dahinter verbirgt ment-Software seine Heizung auto- sich ein quelloffenes matisch: Ein Sensor im Badezimmer Software-Framework, übermittelt die Temperatur und Luft- das auf einem App- feuchtigkeit an OGEMA 2.0. Daraufhin Konzept basiert, ähnlich reguliert das Betriebssystem per Funk dem von Smartphones. Und über ein Heizungsventil die Heizung da die Plattform modular aufgebaut nach Bedarf hoch oder runter. Die ist, können verschiedenste Systeme Hardware dahinter ist überschaubar: und Applikationen für Energie- und Ein handelsüblicher „Minicomputer“, Gebäudemanagement implementiert auf dem das Betriebssystem installiert werden. „OGEMA 2.0 funktioniert wie wird, ist das Herzstück. „Dieses Käst- ein Dolmetscher, der viele Sprachen chen lässt sich wie ein Internetrooter beherrscht“, erklärt Nestle. Der Ver- zu Hause installieren“, erklärt Nestle. braucher muss nur noch ein einziges 28 29 30 Voraussetzung für die Energiewende
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