Leipzig-Grünau 2030 (STEK) - Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept

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Leipzig-Grünau 2030 (STEK) - Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept
Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept

Leipzig-Grünau 2030 (STEK)
Leipzig-Grünau 2030 (STEK) - Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept
Vorwort

Seit reichlichen fünf Jahren wächst die Einwohnerzahl Grünaus wieder. Über­
durchschnittlich stark war der Stadtteil in den letzten zwanzig Jahren sowohl vom
allgemeinen Bevölkerungsrückgang als auch von einer Umverteilung der Bevölke­
rung betroffen. Parallel dazu wurde Grünau aktiv entwickelt und stellt sich heute
an vielen Stellen als moderner und attraktiver Stadtteil dar. Die einzigartige Kom­
bination verdichteten Wohnens mit lebendigen Nachbarschaften bei gleichzeitig
enorm ruhigem und grünem Umfeld macht ihn zu einem besonderen Ort – mindes­
tens für die gut 7 % der Leipziger, die in Grünau wohnen.

Mit dem allgemeinen Wachstum scheinen zunächst viele Fragen zur Zukunft
Grünaus obsolet. Kein Rückbau mehr und keine Umzüge bedeuten in der Tat drin­
gend benötigte Ruhe für viele Quartiere.

Doch Wachstum schafft auch neue Herausforderungen, es lässt u. a. die Integra­
tionsaufgaben in Grünau anwachsen. Deshalb ist es zukünftig wesentlich, auf dem
Wohnungsmarkt einsetzende Verdrängungsmechanismen, die einen verstärkten
Zuzug einkommensschwacher Haushalte nach Grünau auslösen, durch eine ge­
zielte und leistungsstarke Wohnungspolitik zu mildern und soweit dies möglich
ist, stadtweit zu steuern. Zudem hat Grünau zukünftig zusätzliche soziale Aufga­
ben, wie die Integration von Migranten, zu erfüllen. Mit diesen Aufgaben und
Herausforderungen steigt auch der Bedarf an sozialer Infrastruktur im Gebiet, für
deren Erhalt, Qualifizierung und Erweiterung unterstützend Städtebauförder­
mittel in Anspruch genommen werden müssen.

Mit dem vorliegenden Integrierten Stadtteilentwicklungskonzept Leipzig-Grünau
(STEK Grünau) zeigt die Stadt Leipzig nicht nur diesen besonderen Entwicklungs­
bedarf in Grünau auf, sondern schlägt auch eine integrierte Maßnahmenstrategie
zur nachhaltigen Stabilisierung und Aufwertung des Gebietes vor. Wichtige
Schwerpunkte der Entwicklungsstrategie sind hierbei die Bereiche Wohnen, Nach­
haltigkeit und Infrastruktur. Die zahlreichen im Konzept verankerten nicht-inves­
tiven Maßnahmen sollen dazu beitragen, das soziale Klima in Grünau zu verbessern
und damit eine Nachhaltigkeit neuer Investitionen in Grünau sicherzustellen.

Grünau besitzt die Chance, sich zu einem durchmischten, attraktiven und dyna­
mischen Stadtteil zu entwickeln. Für diese anspruchsvolle Herausforderung kön­
nen die Mittel aus der Städtebauförderung, die noch bis mindestens 2025 in Grünau
eingesetzt werden können, ein wichtiger Katalysator sein. Das STEK Grünau wird
dabei nicht nur als eine Arbeitsgrundlage für die Fördermittelbeantragung oder
Verwaltungsarbeit verstanden, sondern soll in seinen Kernaussagen auch für die
kooperative Stadtteil- und Quartiersentwicklung genutzt werden. Die anstehen­
den Prozesse und Maßnahmen sind nur mit den wichtigen Stadtteilakteuren, wie
der Wohnungswirtschaft, und den Bewohnern gemeinsam umzusetzen und zu
gestalten.

Dorothee Dubrau
Bürgermeisterin und Beigeordnete für Stadtentwicklung und Bau
Leipzig-Grünau 2030 (STEK) - Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept
Integriertes Stadtteilentwick lungskonzept Leipzig-Grünau 2030 (STEK)        3

          Inhaltsverzeichnis
      1 Einstieg                                                         4
          1.1 Anlass und Ziel des Konzeptes                              4
          1.2 Einordnung in die Stadtentwicklungsstrategie
              der Stadt Leipzig                                          5
          1.3 Struktur und Beteiligte am Stadtteilentwicklungskonzept    7
          1.4 Lage und Gebietsstruktur                                   8
          1.5 Eingesetzte und laufende Förderprogramme in Grünau         9

      2 Gebietsanalyse und Handlungserfordernisse                       11
          2.1   Demografie                                              11
          2.2   Wohnen, Städtebau und Freiraum                          15
          2.3   Verkehr, Mobilität und Klima                            22
          2.4   Wirtschaft und Beschäftigung                            24
          2.5   Sozialstruktur                                          26
          2.6   Ergebnisse der Intervallstudie 2015                     30
          2.7   Soziale Infrastruktur und Daseinsvorsorge               33
          2.8   Zusammenfassung Gebietsanalyse                          38

      3 Die Grünaustrategie 2030                                        40
          3.1   Vision                                                  41
          3.2   HANDLUNGSFELD 1 Stadtraum, Wohnen und Klima             42
          3.3   HANDLUNGSFELD 2 Freiraum und Mobilität                  45
          3.4   HANDLUNGSFELD 3 Lokale Ökonomie und Beschäftigung       48
          3.5   HANDLUNGSFELD 4 Bildung                                 50
          3.6   HANDLUNGSFELD 5 Kultur, Freizeit, Sport                 53
          3.7   HANDLUNGSFELD 6 Gesundheit                              56
          3.8   HANDLUNGSFELD 7 Ordnung und Sicherheit                  58
          3.9   Querschnittsthemen Chancengleichheit und Beteiligung,
                Öffentlichkeitsarbeit und integrierte Stadtteilarbeit   60

      4 Umsetzung                                                       64

          Impressum                                                     72

          Quartierssteckbriefe                                          U3
          Quartierssteckbrief   Grünau-Ost
          Quartierssteckbrief   Grünau-Mitte
          Quartierssteckbrief   Schönau
          Quartierssteckbrief   Grünau-Nord
          Quartierssteckbrief   Grünau-West
Leipzig-Grünau 2030 (STEK) - Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept
1   Einstieg                                                                                                    4    Integriertes Stadtteilentwick lungskonzept Leipzig-Grünau 2030 (STEK)                                            5

1          Einstieg

                                                                                                                     Der heutige Wohnungsbestand umfasst etwa 30.000             Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungs­
                                                                                                                     Wohnungen, in denen etwa 43.500 Menschen leben.             konzepts 2030 Rahmenziele für eine nachhaltige Ent­
                                                                                                                     Gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft und weiteren           wicklung auf gesamtstädtischer Ebene formuliert, die
                                                                                                                     Partnern hat die Stadt Leipzig bereits Anfang der neun­     eine Neubewertung Grünaus im Kontext des stärkeren
                                                                                                                     ziger Jahre begonnen, Stabilisierungsmaßnahmen um­          Bevölkerungswachstums Leipzigs nahelegen. Bei der
                                                                                                                     zusetzen, finanziell vor allem gestützt durch Städtebau­    Bearbeitung des Konzeptes wurden soweit möglich die
                                                                                                                     fördermittel aus verschiedenen Programmen. Durch            Diskussionen der letzten Jahre eingebunden.
                                                                                                                     umfangreiche Rückbauaktivitäten, private Investitio­
                                                                                                                     nen, verschiedenste öffentlich geförderte Aufwer­
                                                                                                                     tungsmaßnahmen, Ergänzung und Qualifizierung der
                                                                                                                     sozialen Infrastruktur sowie durch eine intensive Kom­
                                                                                                                     munikation mit Akteuren und Stadtteilgesellschaft                      1.2 Einordnung in die
                                                                                                                     konnte Grünau als Stadtteil so weit stabilisiert werden,            Stadtentwicklungsstrategie
                                                                                                                     dass im Zuge des gesamtstädtischen Wachstums auch                         der Stadt Leipzig
                                                                                                                     in Grünau seit 2012 die Einwohnerzahl wieder steigt.
                                                                                                                     Die Zufriedenheit der Grünauer mit ihrem Stadtteil          Parallel zur Erstellung des STEK Grünau wurde das
                                                                                                                     – durch Langzeitstudien seit 1976 untersucht – erreicht     Integrierte Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2030
                                                                                                                     wieder ähnlich hohe Werte wie in den letzten Jahren         (INSEK) fortgeschrieben. Im Mai diesen Jahres wurde
                                                                                                                     der DDR.                                                    es als gesamtstädtische Entwicklungsstrategie be­
                                                                                                                                                                                 schlossen.
                                                                                                                     Die erzielten Erfolge dürfen nicht darüber hinwegtäu­
                                                                                                                     schen, dass die weitere Entwicklung zu einem wirt­          Im INSEK werden die verschiedensten Bereiche der
                                                                                                                     schaftlich und sozial stabilen Stadtteil eine Herausfor­    Zukunftsstrategie der Stadt Leipzig zusammengefasst.
                                                                                                                     derung ist. Es gilt vor allem, negative Folgen einer        Es berücksichtigt und bündelt alle für Leipzig bedeut­
                                                                                                                     unverändert schwierigen demografischen Situation zu         samen Themen. Die fachübergreifende Arbeit inner­
                                                                                                                     minimieren und den Stadtteil zu einem durchmischten         halb der Stadtverwaltung ist dabei ebenso wichtig wie
                                                           Gleichzeitig nahm bis vor fünf Jahren die Bevölke­        und vielschichtigen Sozialgefüge weiterzuentwickeln.        die Einbindung aller Akteure der Stadtgesellschaft.
    1.1   Anlass und Ziel des Konzeptes                    rungszahl deutlich ab. Drastische Wegzüge, und nega­      Auch wenn sich die Rahmenbedingungen verändern,
                                                           tive natürliche Bevölkerungsentwicklung waren hier­       führen diese nicht automatisch zu einer selbsttragenden     Seit der Erstellung des INSEK im Jahr 2009 hat sich die
Die Großwohnsiedlung Leipzig-Grünau wurde zwi­             für die Gründe. Fast 8.000 Wohnungen sind seit 1990       Entwicklung. So kann ein gesamtstädtisches Wachs­           Entwicklung der Stadt Leipzig entscheidend geändert,
schen 1976 und 1987 als größte Plattenbausiedlung          abgerissen worden, um die Leerstandsverteilung zu         tum mit den daraus resultierenden Mietpreissteigun­         weshalb eine Fortschreibung nötig war.
Sachsens am westlichen Stadtrand Leipzigs errichtet        regulieren und der Wohnungswirtschaft die Hand­           gen in innerstädtischen Wohnlagen zur Folge haben,
und prägt zusammen mit kleineren Einfamilienhausge­        lungsfähigkeit zu erhalten. Heute verfügt Grünau da­      dass sich die Konzentration einkommensschwacher             Mit dem starken Einwohnerzuwachs der vergangenen
bieten und weiten Grünflächen den Stadtbezirk Leipzig      mit auch über enorme, gut erschlossene Grundstück­        Haushalte in den nun vergleichsweise preiswerten            Jahre gehen Veränderungen in der Bevölkerungszu­
West. Grünau erstreckt sich über mehrere Ortsteile         spotenziale zur weiteren Entwicklung.                     ­Grünauer Beständen verstärkt. Die aufgrund leerste­        sammensetzung und der Altersstruktur einher. Es wan-
und wird üblicherweise in verschiedene Wohnkom­                                                                       hender Räumlichkeiten überproportionale Unterbrin­         dern überwiegend jüngere Menschen zu. Bei gleichzei­
plexe (WK) gegliedert, deren Nummerierung die Ent­         Die Gruppe der Grünauer, die seit Entstehung der Sied­     gung von Asylbewerbern und anerkannten Flücht­             tig steigenden Geburtenraten, zunehmender Zahl von
stehungsphasen spiegelt. Geplant war eine Siedlung mit     lung dort wohnen und die sich in hohem Maße mit ih­        lingen in Grünau und die daraus resultierenden             Kindern und Jugendlichen verjüngt sich Leipzig Be­
etwa 40.000 Wohnungen für 100.000 Einwohner. Re­           rem Stadtteil identifizieren, stellt immer noch den        Integrationsaufgaben sind parallel dazu zu bewältigen.     wohnerschaft. Die Zahl der Senioren bleibt konstant,
alisiert wurden etwa 38.000 Wohnungen, in denen            größten Teil der Bewohnerschaft. Aber auch viele neue                                                                 wobei der Anteil Hochbetagter und damit häufig allein
1990 etwa 85.000 Menschen lebten.                          Bewohner sind nach Grünau gezogen, darunter viele         Ende 2014 wurde mit der Erarbeitung des STEK Grünau         lebender Einwohner zunimmt.
                                                           auf der Suche nach einer preiswerten Wohnung, wie         begonnen, das als Fortschreibung der bisher gültigen
In den gut 25 Jahren seit der politischen Wende hat sich   man aufgrund der regelmäßigen Befragungen im              Planungsdokumente Integriertes Handlungskonzept: För­       Der Anteil der EinwohnerInnen mit Migrationshinter­
der Stadtteil deutlich gewandelt. Neben der mittlerwei­    Stadtteil weiß. Im Ergebnis sind in Grünau die mittle­    dergebiet Leipzig-Grünau (2004) und Entwicklungsstrategie   grund nimmt sichtbar zu.
le sichtbaren sehr hohen stadträumlichen Qualität, wel­    ren Einkommen gesunken und die Zahl der Empfänger         Grünau 2020 (2007) zu verstehen ist. In die Erarbeitungs­
che sowohl Ergebnis einer guten Grundkonzeption ist        von Transfereinkommen liegt deutlich über dem             zeit fielen sowohl die Neuausrichtung des Leipziger         Der Prozess der wachsenden Bevölkerung geht dabei
als auch Folge späterer gezielter Investitionen in den     Stadtschnitt; die Altersstruktur hat sich verändert und   Wohnungspolitischen Konzepts als auch die Veröffent­        mit einem starken Beschäftigungszuwachs bei gleich­
öffentlichen Raum, sind sowohl Infrastruktur als auch      weitere Indikatoren belegen eine zunehmende Zahl          lichung einer neuen, stark erhöhten Bevölkerungs­           zeitigem Rückgang der Arbeitslosigkeit einher. Wäh­
wirtschaftliche Funktionen weiterentwickelt worden.        sozioökonomisch benachteiligter Haushalte.                prognose bis 2030 für Leipzig. Beide haben große Aus­       rend die Zahl der Empfänger von Transferleistungen
                                                                                                                     wirkungen auf Grünau. Ferner werden mit der                 nach dem SGB II ebenfalls sinkt, ist die Zahl der auf
Leipzig-Grünau 2030 (STEK) - Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept
1       Einstieg                                                                                                                                                                                                                                   6   Integriertes Stadtteilentwick lungskonzept Leipzig-Grünau 2030 (STEK)                                            7

                                                                                                                                                                                                                                                                                  Sozialgeld angewiesenen Kinder unter 15 Jahren nahezu     auf inklusiven Handlungsansätzen, die eine generatio­
                                                                                                                                                                                                                                                                                  konstant geblieben. Insgesamt stellt sich die Einkom­     nenübergreifende, sozial und ethnisch integrative Ent­
                                                                                                                                                                                                                                                                                  menssituation der Leipziger Haushalte im Vergleich zu     wicklung befördern. Um diesen Anspruch zu konkre­
                                                                                                                                                                                                                                                                                  2009 verbessert dar.                                      tisieren wurde das vorliegende STEK Grünau verfasst.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Weiterführende Strategien und Handlungserforder­
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Mit den beschriebenen Änderungen wandelt sich un­         nisse werden im Folgenden ab Kapitel 2 erläutert und
                                                                                                                                                                                                                                                                                  sere Stadt vor allem in demografischer und sozio­öko­     auf die Teilräume heruntergebrochen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                  nomischer Hinsicht.

                                                                                                                                                                                                                                                                                  Der Leitsatz „2030 – Leipzig wächst nachhaltig!“ be­
                                                                                                                                                                                                                                                                                  schreibt das Grundverständnis, wie den zukünftigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Herausforderungen begegnet wird. Die drei grundle­                       1.3 Struktur und
                                                                                                                                                                                                                                                                                  genden Herausforderungen – stabile Wirtschaftskraft,                        Beteiligte am
                                                                                                                                                                                                                                                                                  solide Finanzen, Demokratieverständnis und gesell­               ­S tadtteilentwicklungskonzept
                                                                                                                                                                                                                                                                                  schaftlicher Zusammenhalt (innerer Ring) – bestim­
                                                                                                                                                                                                                                                                                  men das weitere kommunale Handeln bei der Gestal­         Das STEK Grünau beinhaltet zunächst eine weitgehend
                                                                                                                                                                                                                                                                                  tung der nachhaltig wachsenden Stadt. Gemeinsam mit       aktuelle Analyse der Gebietssituation und der sich ab­
                                                                                                                                                                                                                                                                                  verschiedenen Akteuren und Beteiligten (äußerer           zeichnenden Entwicklungstendenzen. Im eigentlichen
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ring) werden die strategischen Ziele umgesetzt:           Strategieteil werden hieraus themenspezifische Hand­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            lungsfelder, Ziele und Maßnahmen abgeleitet.
                                                                                                                                                                                                                                                                                  __ Leipzig setzt auf Lebensqualität,
                                                                                                                                                                                                                                                                                  __ Leipzig besteht im Wettbewerb,                         Die Erkenntnisse und sich hieraus ergebende Umset­
                                                                                                                                                                                                                                                                                  __ Leipzig stärkt seine Internationalität und             zungsschritte sind unter anderem das Resultat eines
                                                                                                                                                                                                                                                                                  __ Leipzig schafft soziale Stabilität                     breit angelegten Beteiligungsprozesses sowohl verwal­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            tungsintern als auch behörden- und institutionenüber­
                                                                                                                                                                                                   Fachübergreifende Schwerpunktgebiete
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Mit diesen vier strategischen Zielen soll die ganzheit­   greifend sowie mit lokalen Akteuren aus den verschie­
                                                                                                                                                                                                   der Stadtentwicklung                                                           liche Herangehensweise bei der künftigen Entwicklung      densten Bereichen und Bürgerinnen und Bürgern.
                                   Nordraum                                                                                                                                                        Schwerpunktgebiete mit stadtweiter und
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Leipzigs untermauert werden.
                                                                                                    Nordraum                         Nordraum
                                                                                                                                                                                                   Fachübergreifende        Schwerpunktgebiete
                                                                                                                                                                                                   regionaler Ausstrahlung
                                                                                                                                                                                                   der Stadtentwicklung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ein erster Stand der Analyse, Handlungsfelder und
                                                                                                                                                                                                                 Erweiterte Innenstadt, Nordraum
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Im Vergleich mit der gesamtstädtischen Entwicklung        zielführende Maßnahmen wurden auf öffentlichen
                                                                                                                                                                                                               Grün- undmit
                                                                                                                                                                                                                         Gewässerverbund
                                   Nordraum

                                                                   Möckern
                                                                                 Gohlis-Nord        Nordraum                         Nordraum
                                                                                                                                                                                                   Schwerpunktgebiete
                                                                                                                                                                                                   regionaler Ausstrahlung
                                                                                                                                                                                                                            stadtweiter und
                                                                                                                                                                                                                                                                                  ergibt sich für Grünau eine etwas andere Situation. In    Themenabenden mit Bürgern und Akteuren des Stadt­
                                                                                                                                                                                                               Vernetzung von Grünräumen
                                                                 ehem. Kaserne

                                                                                        Bremer Straße Mockau
                                                                                                                                                                                                                 Erweiterte Innenstadt, Nordraum                                  Grünau sind überdurchschnittlich hohe Arbeitslosen­       teils Grünau besprochen.
                                          Grün- und
                                       Gewässerverbund
                                                                          Möckern
                                                                                Gohlis-Nord
                                                                                                                                                                                                   Entwicklungsgebiete
                                                                                                                                                                                                              Grün- und Gewässerverbund                                           zahlen und ein hoher Anteil von Langzeitarbeitslosen
             Böhlitz-Ehrenberg
                                                                   Möckern
                                                                 ehem. Kaserne
                                                                                         Freiladebahnhof
                                                                                                                                       Paunsdorf
                                                                                                                                                                                                              Vernetzung
                                                                                                                                                                                                              Bayerischer von Grünräumen
                                                                                                                                                                                                                          Bahnhof    / Alte Messe ///
                                                                                                                                                                                                              Freiladebahnhof Eutritzscher / Delitzscher Str. ///
                                                                                                                                                                                                                                                                                  zu verzeichnen. In einigen Teilräumen sind, entgegen      Einen weiteren Baustein in der Beteiligung stellte die
                                                                                   HBF Bremer Straße
                                                                                                                                                                                                                                                                                  der gesamtstädtischen Tendenz, sogar steigende Zah­       Zusammenarbeit mit den Wohnungsmarktakteuren im
                                                                                                         Schönefeld
                                                                                                     Mockau                                                                                                   HBF Westseite /// Parkbogen Ost ///
                                          Grün- und                              Westseite
                                       Gewässerverbund
                                                                                                                                                             Heiterblick                                      Plagwitz-Neulindenau ///
                                                                                                                                                                                                   Entwicklungsgebiete
                                                                          Möckern                                                                                                                             Medizinisch-wissenschaftliches Zentrum ///
                                                                                                                    Parkbogen Ost

                                               Altlindenau                                             Leipziger
                                                                                          Freiladebahnhof
                                                                                  Erweiterte
                                                                                                                                                                                                              Möckern (ehem. Kaserne) /// Bremer Str. ///
                                                                                                                                                                                                              Böhlitz-Ehrenberg
                                                                                                                                                                                                              Bayerischer Bahnhof/// Heiterblick
                                                                                                                                                                                                                                     / Alte Messe ///
                                                                                                                                                                                                                                                                                  len zu verzeichnen. Zudem finden wir in Grünau einen      STEK-Prozess dar. Gemeinsam wurden die Planungen
             Böhlitz-Ehrenberg                                                                            Osten
                                                                                                                                                                                                                                                                                  überdurchschnittlich hohen Anteil SGB-II-Empfänger        der Wohnungsunternehmen mit dem Strategieentwurf
                                                                                  Innenstadt                                           Paunsdorf                                                              Freiladebahnhof Eutritzscher / Delitzscher Str. ///
                                                                                   HBF                          Schönefeld
                                                                                 Westseite
                                                                                                                                                                                                              HBF Westseite /// Parkbogen Ost ///
                                                                                                                                                                                                              Plagwitz-Neulindenau     /// Stadtteilentwicklung
                                                 Plagwitz-                                                            Fachübergreifende Schwerpunktgebiete
                                                                                                                                           Heiterblick                                             Schwerpunktgebiete  der Integrierten
                                                Neulindenau
                                                                                               Bay. Bahnhof /         Fachübergreifende
                                                                                                                    Parkbogen Ost        Schwerpunktgebiete
                                                                                                                      der Stadtentwicklung
                                                                                                                                                                                                              Medizinisch-wissenschaftliches Zentrum ///
                                                                                                                                                                                                              Möckern (ehem. Kaserne) /// Bremer Str. ///
                                                                                                                                                                                                                                                                                  (vor allem in Grünau-Mitte) sowie ein im Stadtver­        der Stadtteilentwicklung abgeglichen. Vertreter vom
                                               Altlindenau                                       Alte Messe
                                                                                                        Leipziger     der Stadtentwicklung                                                                    Böhlitz-Ehrenberg  /// Heiterblick
                                   Grünau                      Kleinzschocher
                                                                                  Erweiterte
                                                                                  Innenstadt
                                                                                                          Osten
                                                                                                                                                                                                             Leipziger Osten /// Grünau
                                                                                                                                                                                                             Mockau /// Paunsdorf
                                                                                                                                                                                                                                           /// Schönefeld ///
                                                                                                                                                                                                                                                                                  gleich deutlich höherer Anteil an Kindern und Jugend­     Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauför­
          Nordraum
          Nordraum
                                          NordraumPlagwitz-
                                                 Neulindenau
                                          Nordraum
                                                                                                                      Schwerpunktgebiete mit stadtweiter und
                                                                                                                      Schwerpunktgebiete
                                                                                                                      regionaler           mit stadtweiter und
                                                                                                                                 Ausstrahlung                                                      Schwerpunktgebiete der Integrierten Stadtteilentwicklung                       lichen unter 15 Jahren, die auf Grundsicherung ange­      derung (ASW) sowie der jeweiligen Fachämter disku­
                                                                                               Bay. Bahnhof /         regionaler Ausstrahlung                                                      Aufmerksamkeitsgebiete

                                   Grünau                      Kleinzschocher
                                                                                                 Alte Messe
                                                                                                                 Medizinisch-wiss.
                                                                                                                                      Erweiterte Innenstadt, Nordraum                                            Leipziger Osten /// Grünau /// Schönefeld ///
                                                                                                                                                                                                                 Möckern//////Paunsdorf
                                                                                                                                                                                                                              Gohlis-Nord /// Lößnig ///
                                                                                                                                                                                                                                                                                  wiesen sind. Ebenso ergeben sich im Hinblick auf die      tierten im Rahmen von Workshops den Ist-Zustand
                                                                                                                     Zentrum          Erweiterte Innenstadt, Nordraum                                            Mockau

rd
                                                                                                Lößnig
                                                                                                                                      Grün- und Gewässerverbund
                                                                                                                                      Grün- und Gewässerverbund
                                                                                                                                                                                                                 Kleinzschocher /// Altlindenau
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Schulabbrecherquote, den Anteil der gymnasialen           ­Grünaus, die mögliche zukünftige Entwicklung des
rd                                                           Grün- und
                                          Gewässerverbund
                           Fachübergreifende  Schwerpunktgebiete                                                                      Vernetzung von Grünräumen
                                                                                                                                      Vernetzung von Grünräumen
                                                                                                                                                                                                   Aufmerksamkeitsgebiete                                                         Bildungsempfehlung und den Anteil der Förderschüler        Stadtteils sowie Strategien für die einzelnen Wohn­
                           der Stadtentwicklung
                                                                                                                                                                                                                                                                                  deutlich negative Auffälligkeiten.                         komplexe anhand kleinräumiger, statistischer Auswer­
remer Straße Mockau                                                                                              Medizinisch-wiss.                                                                               Möckern /// Gohlis-Nord /// Lößnig ///
remer Straße Mockau                                                                                                  Zentrum
                                                                                                Lößnig                Entwicklungsgebiete                                                                        Kleinzschocher /// Altlindenau
                                                                                                                      Entwicklungsgebiete
reiladebahnhof
                           Schwerpunktgebiete            Grün- und
                                                    mit stadtweiter
                                                     Gewässerverbund
                                                                    und
                                                                                                                                      Bayerischer Bahnhof / Alte Messe ///
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             tungen zu den Quartieren. Der genannte Beteiligungs­
                           regionaler Ausstrahlung
                                                                                                                                      Bayerischer Bahnhof   / Alte Messe    ///
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Im INSEK 2030 wird der Stadtteil Grünau auf Grund          prozess ist mit der Verabschiedung des STEK Grünau
reiladebahnhof                              Paunsdorf                                                                                 Freiladebahnhof  Eutritzscher   / Delitzscher     Str. ///
                      Schönefeld            Paunsdorf                                                                                 Freiladebahnhof
                                                                                                                                      HBF Westseite ///Eutritzscher
                                                                                                                                                        Parkbogen /Ost  Delitzscher
                                                                                                                                                                          ///           Str. ///                 Stadtgrenze
                      Schönefeld          Erweiterte Innenstadt, Nordraum                                                             HBF Westseite /// Parkbogen
                                                                                                                                      Plagwitz-Neulindenau    ///     Ost ///
                                                                   Heiterblick
                          Parkbogen Ost
                          Parkbogen Ost   Grün- und Gewässerverbund
                                                                   Heiterblick                                                        Plagwitz-Neulindenau ///
                                                                                                                                      Medizinisch-wissenschaftliches
                                                                                                                                      Medizinisch-wissenschaftliches
                                                                                                                                      Möckern  (ehem. Kaserne) /// Bremer
                                                                                                                                                                         Zentrum ///
                                                                                                                                                                         ZentrumStr. ///
                                                                                                                                                                                      ///
                                                                                                                                                                                                                                                                                  des hohen sozioökonomischen Handlungsbedarfes              durch den Stadtrat nicht abgeschlossen, sondern soll in
              Leipziger                                                                                                               Möckern (ehem. Kaserne)
                                                                                                                                      Böhlitz-Ehrenberg           /// Bremer Str. ///
                                                                                                                                                        /// Heiterblick
e
dt
e
                Osten
              Leipziger
                Osten                     Vernetzung von Grünräumen
                                                                                                                                      Böhlitz-Ehrenberg /// Heiterblick
                                                                                                                                                                                                   Stand: Januar 2018
                                                                                                                                                                                                   Bearbeitung: Stadtplanungsamt                                                  weiterhin als Schwerpunktraum der integrierten Stadt­      der Phase der Maßnahmenausgestaltung und -umset­
dt                                                                                                                                                                                                                Stadtgrenze
                                                                                                                                                                                                   Kartengrundlage: Stadt Leipzig,                        0      1        2
                           Fachübergreifende Schwerpunkträume der Stadtentwicklung      Leipzigs,
                                                                       Schwerpunktgebiete             Quelle:
                                                                                          der Integrierten       Stadt Leipzig, 2017
                                                                                                           Stadtteilentwicklung
                                                                                                                                                                                                   Amt für Geoinformation und Bodenordnung,
                                                                                                                                                                                                   Stand August 2017                                          Kilometer           entwicklung benannt. Ein besonderer Fokus liegt dabei      zung fortgeführt werden.
     Bay. Bahnhof /        Entwicklungsgebiete                                                                        Schwerpunktgebiete der Integrierten Stadtteilentwicklung
       Alte
     Bay.   Messe /
          Bahnhof
       Alte Messe
                                                                                                                                      Leipziger Osten /// Grünau /// Schönefeld ///                Stand: Januar 2018
                                          Bayerischer Bahnhof / Alte Messe ///                                                        Leipziger///Osten
                                                                                                                                      Mockau            /// Grünau /// Schönefeld ///
                                                                                                                                                   Paunsdorf                                       Bearbeitung: Stadtplanungsamt
                                          Freiladebahnhof Eutritzscher / Delitzscher Str. ///                                         Mockau /// Paunsdorf                                         Kartengrundlage: Stadt Leipzig,                        0      1        2
                                                                                                                                                                                                   Amt für Geoinformation und Bodenordnung,
                                          HBF Westseite /// Parkbogen Ost ///                                                                                                                      Stand August 2017                                          Kilometer
                                          Plagwitz-Neulindenau ///                                                    Aufmerksamkeitsgebiete
                                          Medizinisch-wissenschaftliches Zentrum ///                                  Aufmerksamkeitsgebiete
Leipzig-Grünau 2030 (STEK) - Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept
1   Einstieg                                                                                                       8   Integriertes Stadtteilentwick lungskonzept Leipzig-Grünau 2030 (STEK)                                                                      9

Federführend bei der Erstellung                                                                                        schließungssystem ist stark auf den öffentlichen Nah­
und Koordinierung des STEKs war                                                                                        verkehr und auf Fußgänger ausgelegt.                                              1.5 Eingesetzte und laufende
das ASW, unterstützt vom Büro                                                                                                                                                                              Förderprogramme in Grünau
|u|m|s| STADTSTRATEGIEN und                                                                                            In der DDR als vorrangig für Wohnzwecke bestimmte
der Gesellschaft der Stadt Leipzig                                                                                     Großwohnsiedlung realisiert, gelang es seit den                        Die Stadt Leipzig trat der nach der politischen Wende
zur Erschließung, Entwicklung und                                                                                      1990er-Jahren, u. a. durch den Einsatz von Städtebau­                  drohenden Abwärtsspirale in Leipzig-Grünau frühzei­
Sanierung von Baugebieten mbH –                                                                                        fördermitteln, neue Handels-, Dienstleistungs‑, Kul­                   tig mit einem konzentrierten Fördermitteleinsatz ent­
der LESG.                                                                                                              tur- und Freizeitangebote wie die Grünauer Welle, das                  gehen, um Investitionen in das Gebiet zu lenken, er­
                                                                                                                       Theatrium und die Skatehalle „heizhaus“ im Stadtteil                   forderliche Rückbauaktivitäten einzuleiten und die
                                                                                                                       anzusiedeln und / oder deren Arbeitsbedingungen zu                     Daseinsvorsorge in der Großwohnsiedlung zu stabili­
                                                                                                                       verbessern. Mit dem Allee-Center wurde 1996 ein neu­                   sieren.
                                                                                                                       es funktionales Stadtteilzentrum geschaffen. Die
       1.4 Lage und                                                                                                    Urbanität und funktionale Mischung in Grünau sind                      Im Stadtteil wurde und wird ein breites Spektrum an
      Gebietsstruktur                                                                                                  jedoch im stadtweiten Vergleich gering und stellen                     Förderprogrammen eingesetzt. Nachfolgend sind die
                                                                                                                       eine maßgebliche Entwicklungsaufgabe für die Zu­                       in Grünau eingesetzten und laufenden Programme der
Grünau wurde zwischen 1976 und                                                                                         kunft dar.                                                             Städtebauförderung als Tabelle sowie die wichtigsten
1987 als größte Plattenbausiedlung                                                                                                                                                            Fördermaßnahmen in einer Karte dargestellt:
Sachsens am westlichen Stadtrand
Leipzigs errichtet. Zusammen mit
                                                                                                                       Eingesetztes Programm                Laufzeit      Überschlägiger   Auswahl geförderter Maßnahmen
den Dörfern Miltitz und Lausen so­   Übersicht zu den Beteiligungs- und Entscheidungsebenen im STEK-Prozess                                                               Mitteleinsatz
wie dem durch durchgrünte Sied­                                                                                         Weiterentwicklung großer            1993 – 2005   ca. 30 Mio. €    __Neugestaltung von Zentrumsbereichen (u. a. Fußgängerzone
                                                                                                                       ­N eubaugebiete (StWeng)                                              Stuttgarter Allee, Marktplatz, Zentrum Jupiterstraße)
lungsbereiche geprägten Ortsteil                                                                                                                                                           __Neugestaltung von Grün- und Freiflächen (Uranuspark,
Grünau-Siedlung bildet die Groß­                                                                                                                                                             Grüngürtel im WK 8.3)
                                                                                                                                                                                           __Qualifizierung der sozialen Infrastruktur
wohnsiedlung den Leipziger Stadt­                                                                                                                                                            (u. a. Grünauer Welle, Völkerfreundschaft etc.)
bezirk West. Der Großwohnsied­                                                                                                                                                             __organisatorische Unterstützung der Bewohnerschaft
                                                                                                                                                                                             (Forum Grünau, Quartiersmanagement, Bürgerbeirat WK 4)
lung gehören folgende Ortsteile                                                                                        Landesrückbauprogramm                2001 – 2010   ca. 2,6 Mio. €   __Abriss von 7.755 Wohnungen
an, in denen insgesamt acht Wohn­                                                                                      Programm Stadtumbau Ost              seit 2003     ca. 23 Mio. €
komplexe (WK) enthalten sind:                                                                                          (Programmteil Rückbau Wohngebäude)

Grünau-Ost (WK 1, 2, 3), Grünau­-                                                                                      Programm Stadtumbau Ost              2003 – 2016   ca. 2,4 Mio. €   __Sanierung der Ringelnatzschule
                                                                                                                       (Programmteil Aufwertung)                                           __Sanierung von Kitas (z. B. Weißdornstr. 2, Garskestr. 17,
Mitte (WK 4, 5.2), Schönau (WK                                                                                                                                                               Grünauer Allee 18)
                                                                                                                                                                                           __Qualifizierung der sozialen Infrastruktur (z. B. Völle)
5.1), Grünau-Nord (WK 7), Lausen-­
                                                                                                                       Programm Soziale Stadt               seit 2005     ca. 10 Mio. €    FREIR AUM/MOBILITÄT
Grünau (WK 8).                                                                                                                                                                             __Gestaltung der Alten Salzstraße als Fuß- und Radweg
                                                                                                                                                                                           __Anlegen des Urbanen Waldes im WK7
                                                                                                                                                                                           __Erneuerung von Spielplätzen
Vorgesehen waren zunächst haupt­
                                                                                                                                                                                           BILDUNG, BE TREUUNG UND KULT UR
sächlich 5-geschossige Plattenbau­                                                                                                                                                         __Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Theatriums durch
                                                                                                                                                                                             Standort­v erlagerung in den WK2, Neu- und Umbau des Theaterhauses
ten in industrieller Montagebau­                                                                                                                                                           __Umbau des „heizhaus“ zur Skatehalle
weise sowie bis 1982 ein hoher                                                                                                                                                             __Sanierung von Schulgebäuden
                                                                                                                                                                                           __Neugestaltung von Außenanlagen und Höfen von Schulen und Kitas
Anteil von Grünflächen (WK 1 – 4,                                                                                                                                                          __Sanierung der Begegnungsstätte des KMV
                                                                                                                                                                                           __Sanierung des Caritas-Familienzentrums Ringstraße 2
5.1). Nach der ersten Bauphase                                                                                                                                                             __Unterstützung und Qualifizierung des Kulturfestivals
konnten aufgrund von Material­                                                                                                                                                               „Grünauer Kultursommer“

knappheit und Zeitdruck die Stan­                                                                                                                                                          GEBIE T SBEGLEIT UNG UND BÜRGERBE TEILIGUNG
                                                                                                                                                                                           __Quartiersmanagement
dards nicht mehr gehalten werden.                                                                                                                                                          __Stadtumbaumanagement
Ein hoher Anteil an 6- bis 11-Ge­                                                                                                                                                          __Verfügungsfonds zur Finanzierung von Stadtteilprojekten
                                                                                                                                                                                           __Stadtteilprofil Grünau
schossern und Punkthochhäusern
                                                                                                                       „Stärken vor Ort“ (ESF)              2009 – 2011   ca. 173.000 €    __Projekte zur Stärkung der Arbeitsfähigkeit
entstand in dieser Zeit. Auf hoch­
                                                                                                                       BIWAQ (ESF)                          2013 – 2018   ca. 1,5 Mio. €   __„Arbeitsladen Grünau“ zur Unterstützung von Arbeitsuchenden
wertig gestaltete Grün­flächen und   Legende                                                                                                                                                 und Unternehmern
den Bau von Kultur- und Freizeit­              Grenzen Ortsteile         Grenzen WK            SSP-Gebiet (neu)        Wohnungspolitisches Konzept          Seit 2016                      __Stadtteilkoordination Migration / Integration /  ‌‌‌A syl
einrichtungen musste zunehmend
verzichtet werden. Grünaus Er­       Lageeinordnung von Grünau, Quelle: Stadt Leipzig, |u|m|s| STADT STR ATEGIEN       Förderprogramme mit einer Auswahl durchgeführter Maßnahmen in der Großwohnsiedlung Leipzig-Grünau
Leipzig-Grünau 2030 (STEK) - Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept
1   Einstieg                                                                                                                         10                  Integriertes Stadtteilentwick lungskonzept Leipzig-Grünau 2030 (STEK)                                          11

                                                                                                                                                         2 Gebietsanalyse und
                                                                                                                                                            Handlungserfordernisse

                                                                                                                                                                                                                   Dieser Rückgang in der Schrumpfungsdynamik betraf
                                                                                                                                                                         2.1    Demografie                         sämtliche Wohnkomplexe. Zwischen den Jahren 2003
                                                                                                                                                                                                                   und 2012 verlor die Großwohnsiedlung Grünau noch
                                                                                                                                                                                                                   immer etwa 12,7 % ihrer Einwohner, während im selben
                                                                                                                                                         2.1.1 Bevölkerungsentwicklung                             Zeitraum die Einwohnerzahl der Stadt Leipzig bereits
                   Legende Stadtumbau-Ost und Soziale Stadt                                                                                              Die Großwohnsiedlung zählte 1989 rund 85.000 Ein­         um ca. 7,0 % anstieg. Im Kontext des gesamtstädtischen
                                                                                                                                                         wohner. Nach der Wende kam es zu einem beträchtli­        Wachstums stabilisierten sich die Bevölkerungszahlen
                             Aufwertung Stadtraum                               Freiraum                           Soziale Infrastruktur   Sportplätze
                                                                                                                                                         chen Bevölkerungsrückgang, der bis 2011 anhielt und       Grünaus im Jahr 2012 erstmals. Heute wohnen – mit
                             Erneuerung Fußgängerzonen und Zentren              Aufwertung Grünverbindung          Schulhöfe                             am stärksten zwischen den Jahren 1995 und 2002 war.       leicht steigender Tendenz – 43.582 Einwohner in der
                             Rückbau Wohngebäude im Programm „Stadtumbau Ost“   Mobilität                          Außenanlagen Kitas
                                                                                                                                                         Bis 2011 verlor Grünau dadurch mehr als die Hälfte sei­   Großwohnsiedlung Grünau (2016, SSP-Fördergebiet).
                                                                                                                                                         ner Bevölkerung der Vorwendezeit. Hauptursachen
                             Rückbau sonstiger Gebäude                          Zusteige Grünolino                 Spielplätze
                                                                                                                                                         waren eine wirtschaftlich bedingt hohe Abwanderung        Mit Blick auf die konkreten Entwicklungen in den un­
                                                                                                                                                         in die westlichen Bundesländer, Umzüge in die zuneh­      terschiedlichen Grünauer Quartieren, steigt seit 2011
Übersicht der wichtigsten, verortbaren Städtebaufördermaßnahmen in der Großwohnsiedlung Leipzig-Grünau bis 2016,                                         mend sanierten innerstädtischen Gründerzeitbestände       die Bevölkerung alle Grünauer Quartiere – jedoch in
Quelle: Stadt Leipzig, |u|m|s| STADT STR ATEGIEN                                                                                                         sowie in die suburbanen Einfamilienhausgebiete. Zu­       unterschiedlichem Maße.
                                                                                                                                                         dem sank die Einwohnerzahl aufgrund der geringen
                                                                                                                                                         Geburtenrate und Überalterung der Bevölkerung.            Analog zur Gesamtstadt weist der Stadtteil aktuell eine
                                                                                                                                                                                                                   steigende Zahl an Geburten auf. Aufgrund des weiter­
                                                                                                                                                         Trotz massiver Rückbauaktivitäten, der Sanierung von      hin hohen Altersdurchschnitts von Grünau ist der
                                                                                                                                                         mehr als 60 % der Bausubstanz in den Folgejahren, In­     natürliche Bevölkerungssaldo jedoch unverändert
                                                                                                                                                                                                                   ­
                                                                                                                                                         vestitionen in Grün- und Freiflächen sowie einer An­      ­negativ: die Anzahl der Sterbefälle übertrifft deutlich
                                                                                                                                                         passung der Infrastruktur schwächte sich der Einwoh­       die Geburtenzahlen. Die Kehrtwende hin zu einer
                                                                                                                                                         nerverlust bis zum Jahr 2012 zunächst lediglich ab.        leicht wachsenden Bevölkerung in Grünau ist auf die
Leipzig-Grünau 2030 (STEK) - Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept
2   Gebietsanalyse und Handlungserfordernisse                                                                                                                                        12                                                         Integriertes Stadtteilentwick lungskonzept Leipzig-Grünau 2030 (STEK)                                                                                      13

aktuellen Außenwanderungsge­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            selektive Abwanderung von junger
                                                                                                                                                                                                                                       60
winne zurückzuführen. Es ziehen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Bevölkerung verschärft. Erst in den
                                                                                    89.000                                                                                                                                             58
mehr Einwohner von außerhalb                                                                         84.800
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        letzten Jahren, mit dem steigenden
                                                                                                                                                                                                                                       56                                     WK 3
Leipzigs nach Grünau als anders­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Zuzug vor allem jüngerer Bevölke­

                                          Einwohner Großsiedlung Grünau (absolut)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     WK 2
                                                                                    79.000

                                                                                                                                                                                                        Durchschnittsalter in Jahren
herum. Innerstädtisch (Binnen­                                                                                                                                                                                                         54
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        rungsgruppen, beginnt der deut­
wanderung) stellt sich die Situation                                                69.000                                                                                                                                             52
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     WK 5.2                                                             lich über der Gesamtstadt liegende
                                                                                                                                                                                                                                                                              WK 1
gespiegelt dar: Es verlassen ver­                                                                                  63.500                                                                                                              50                                                                                                                               Altersdurchschnitt langsam zu sin­
                                                                                    59.000                                                                                                                                                                                    WK 4
gleichsweise mehr Grünauer den                                                                                                                                                                                                         48                               Fördergebiet Grünau
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          WK 5.1
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        ken.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          WK 8
Stadtteil, um in andere Stadtgebie­                                                 49.000                                                                                                                                             46                                                                                                 WK 7
                                                                                                                                46.175
te Leipzigs zu ziehen                                                                                                                     40.584                 40.312
                                                                                                                                                                            41.793
                                                                                                                                                                                             43.582                                    44                                     Stadt Leipzig
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Der Anteil der Jugendlichen liegt in
                                                                                                                                                        39.703
                                                                                    39.000
                                                                                                                                                                                                                                       42
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Grünau minimal über dem städti­
                                                                                                 1989          1999          2003        2009           2011      2012    2015            2016
                                                                                                                                                Jahre
                                                                                                                                                                                                                                               2005       2006         2007          2008     2009          2010
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Jahr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          2011   2012   2013       2014   2015   2016
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        schen Durchschnitt von 27,5 %
2.1.2 Altersstruktur                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    (2016), differiert jedoch teilräum­
Während der Altersdurchschnitt                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          lich stark. Neben Bereichen mit
der Gesamtstadt seit mehreren Jah­     Einwohnerentwicklung der Großwohnsiedlung Leipzig-Grünau zwischen 1989 und                                                                                                                               Entwicklung Durchschnittsalter in den Grünauer Wohnkomplexen (WK)                                                       wenigen Kindern und Jugendlichen
ren kontinuierlich sinkt, ist die      2016, Quelle: Stadt Leipzig, |u|m|s| STADT STR ATEGIEN                                                                                                                                                   im Vergleich zur Stadt Leipzig, Quelle: Stadt Leipzig, |u|m|s| STADT STR ATEGIEN                                        gibt es Quartiere mit im Stadtver­
Grünauer Bevölkerung seit 2003 im                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       gleich überdurchschnittlich hohen
Mittel um 2,5 Jahre gealtert. Dem­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Anteilen von Kindern und Jugend­
entsprechend deutlich unterschei­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       lichen. Die stadtweit höchsten An­
det sich die Bewohnerschaft der                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         teile von Jugendlichen weisen die
Großwohnsiedlung Grünau von                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             WK 4 mit 39,4 % und WK 7 mit
der Gesamtstadt durch einen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             38,8 % (2016) auf.
höheren und wachsenden Anteil
der mindestens 65-Jährigen. Die                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Zusammenfassend ist das demo­
Wohn­komplexe 2 und 3 im östli­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         grafische Bild Grünaus durch sta­
chen Bereich Grünaus gehören zu                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         tistische Bezirke mit sehr hohen
den ältesten Quartieren Leipzigs                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Jugendanteilen dicht neben Bezir­
und weisen mit 54,3 und 58 Jahren                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ken mit sehr hohen Altenanteilen
(2016) einen besonders hohen Alt­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       geprägt. Dies stellt die Stadt vor die
ersdurchschnitt auf. Fast 50 % der                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Herausforderung, Infrastruktur
Einwohner dieser Quartiere sind                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         für beide Zielgruppen bzw. genera­
Rentner.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                tionenübergreifende Angebote be­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        reitzustellen und die Integration in
Ursache für diesen hohen Anteil an                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      das soziale Leben über möglichst
älterer Bevölkerung und die zu­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         weite Lebensphasen (Teilhabe im
nehmende Alterung war allem vor­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Alter) zu sichern.
an die Wohnungsvergabepraktik
unmittelbar nach Fertigstellung        Legende                                                                                                                                                        Legende
der einzelnen Wohnkomplexe. Ins­                                                                                                                                                                        Altersgruppenverteilung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        2.1.3 Migranten
besondere junge Familien erhielten                                                                                                                                                                     0-14 J.                              15-64 J.   ab 65 J.                                                                                                         Der Anteil der Menschen mit
damals eine Wohnung in Grünau                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Migrationshintergrund hat sich in
zugeteilt. Diese altersmäßig recht                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Grünau in den letzten Jahren kon­
                                                                                                   Bevölkerungswachstum
homogene und einst junge Bewoh­                                                              zwischen 2012 und 2016 (∆ WK)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        tinuierlich erhöht und übersteigt
nerschaft mit ihrer starken Wohn­                                                                                                                                                                                                                                 Altersdurchschnitt (Ø WK)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        mittlerweile mit circa 16 % das ge­
ortbindung ist die große und be­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        samtstädtische Niveau von 13,4 %
tagte Bevölkerungsgruppe des                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            (2016). Die WK 4 und WK 5.2 haben
heutigen Grünaus. In der Nach­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          mit 23,3 % und 24,5 % (2016) bereits
wendezeit wurde dieser Alterungs­      Gegenüberstellung der Bevölkerungsentwicklung der Wohnkomplexe (WK)                                                                                                                                      Altersstruktur in den Grünauer Wohnkomplexen (WK) im Jahr 2016,                                                         höhere Migrantenanteile, die so­
trend zusätzlich durch eine stark      zw. 2012 und 2016, Quelle: Stadt Leipzig, |u|m|s| STADT STR ATEGIEN                                                                                                                                      Quelle: Stadt Leipzig, |u|m|s| STADT STR ATEGIEN                                                                        wohl aus einem Zuzug von Auslän­
Leipzig-Grünau 2030 (STEK) - Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept
2   Gebietsanalyse und Handlungserfordernisse                                                                                                                   14                   Integriertes Stadtteilentwick lungskonzept Leipzig-Grünau 2030 (STEK)                                                                                                             15

dern als auch Spätaussiedlern sowie der Eröffnung                                                                                                                                    Beim Eintreten dieses Szenarios würde Grünau im Jahr                                                        2.2.1 Wohnungsstruktur und Sanierungsstand
                                                                                           17,0
mehrerer Asyl-Aufnahmeeinrichtungen in 2016 resul­                                                                                                                                   2030 einen Leerstand von etwa 10 % aufweisen.                                                               Ein nachteiliges Merkmal des Wohnungsbestandes in
tieren. In Verbindung mit dem parallelen Zuzug jünge­                                      15,0                                                                                                                                                                                                  Grünau ist die noch sehr homogene Wohnungsstruk­
rer, aber einkommensschwacher Haushalte stellt dies                                                                                                                                  In allen Szenarien mindern die verstärkte Alterung                                                          tur. Die Dominanz von 3-Raum-Wohnungen bremst

                                                               Anteil an Einwohnern in %
                                                                                           13,0
den Stadtteil zukünftig vor besondere Integrationsauf­                                                                                                                               einhergehend mit einem langfristig negativen, natürli­                                                      den Zuzug von kleineren Haushalten und Haushalten
gaben. Dies nicht nur in gesellschaftlicher / kultureller                                  11,0                                                                                      chen Bevölkerungssaldo die Wanderungsgewinne und                                                            mit mehreren Kindern in den Stadtteil. Die Ausdiffe­
                                                                                                                   Einw. mit MH, Stadt Leipzig
Hinsicht, sondern auch mit Hinblick auf die Integration                                                                                                                              sorgen im Vergleich mit der Gesamtstadt für ein gerin­                                                      renzierung der Wohnungsstruktur durch Neubau, das
                                                                                           9,0
in den Arbeitsmarkt und das soziale Leben.                                                                                   Einw. mit MH Fördergebiet Grünau
                                                                                                                                                                                     geres Wachstum.                                                                                             Neuorganisieren von Gebäudegrundrissen und das Va­
                                                                                            7,0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 riieren von Ausstattungsstandards ist dringend gebo­
                                                                                                         Ausländer, Stadt Leipzig                                                                                                                                                                ten, um die Bevölkerung stärker zu durchmischen und
                                                                                                                                                    Ausländer, Fördergebiet Grünau
2.1.4 Bevölkerungsprognose                                                                 5,0                                                                                                                                                                                                   sozialen Spannungen entgegenzuwirken.
Langfristige Prognosen sind einer hohen Ungenauig­
                                                                                           3,0
keit unterworfen. Während die Berechnung für die                                                  2010           2011         2012         2013       2014        2015        2016    2.2    Wohnen, Städtebau und Freiraum                                                                      Die umfangreichen Investitionen der Wohnungsgenos­
                                                                                                                                          Jahre
nächsten 5 Jahre noch relativ wahrscheinlich eintreten                                                                                                                                                                                                                                           senschaften und -unternehmen in die Grü­nauer Woh­
wird, nehmen die Unsicherheiten mit Blick auf 10, 15                                                                                                                                 Die Großwohnsiedlung Grünau ist in den 40 Jahren                                                            nungsbestände leisteten einen wichtigen Beitrag zur
oder 20 Jahre stetig zu. Der Wanderungssaldo ist dabei      Anteil von Ausländern und Bewohnern mit Migrations­hintergrund an                                                        ihres Bestehens starken stadträumlichen Ver­       ä n­                                                     Leerstandsreduzierung im Gebiet. Die Gebäudesanie­
ein besonders labiler Faktor, der sowohl von der stadt­     Bevölkerung in 2016, Quelle: Stadt Leipzig, |u|m|s| STADT STR ATEGIEN                                                    derungen unterworfen: Nach der Aufbau- und Ver­                                                             rungen und -modernisierungen schlossen oft den An­
weiten Einwohnerentwicklung als auch der Einkom­                                                                                                                                     dichtungsphase bis in die 1990er-Jahre hinein kam eine                                                      bau von Personenaufzügen und ein Anheben der Ener­
menssituation sowie der Konkurrenz anderer Quar­                                                                                                                                     Schrumpfungsphase mit Leerständen und Abbruch­                                                              giestandards der Objekte ein. Im Jahr 2009 waren ca.
tiere und Wohnungsmarktsegmente abhängt.                    >> Mittleres Szenario: 48.000 EW in 2030                                                                                 maßnahmen, wie sie anderswo in der Stadt Leipzig                                                            60 % der Grünauer Wohnungsbestände saniert, 24 %
                                                            Nach drei überdurchschnittlichen Wachstumsjahren                                                                         nicht erlebt wurde. Seit nunmehr drei Jahren sind die                                                       teilsaniert und lediglich 16 % unsaniert. Schätzungen
Ausgangspunkt der Prognose ist der Bevölkerungs­            der Gesamtstadt wird angenommen, dass der Wachs­                                                                         ersten Anzeichen für Wachstum und Stabilisierung zu                                                         zufolge hat sich bis Ende 2016 der Anteil an sanierten
stand der Großwohnsiedlung Grünau (mit den entspre­         tumsprozess gesamtstädtisch abflacht und mittelfristig                                                                   erkennen. Geplante und bereits umgesetzte Neubau­                                                           Gebäuden auf etwa 80 % erhöht.
chenden statistischen Bezirken) von 41.800 Einwoh­          mit geringerer Intensität anhält. Dementsprechend ist                                                                    vorhaben erfordern neue städtebauliche Leitlinien für
nern zu Ende des Jahres 2015. Darauf aufbauend              auch für Grünau ein stärkerer Rückgang der Wachs­                                                                        die Nachverdichtung und die Schaffung räumlicher                                                            Dass umfangreichere Investitionen und architektoni­
entwickelten das ASW, das Stadtplanungsamt sowie            tumsdynamik zu erwarten. Zudem wird eine steigende                                                                       Beziehungen.                                                                                                sche Eingriffe in den Grünauer Wohnungsbestand
das Amt für Statistik und Wahlen gemeinsam folgende         Alterung prognostiziert, die zu einem weiteren An­
drei Szenarien für die Bevölkerungsentwicklung bis          stiegs des negativen natürlichen Bevölkerungssaldos
2030:                                                       führt.

>> Positiv-Szenario: 52.000 EW in 2030 (analog              In diesem Szenario würde der Wohnungsleerstand bis                                                                                                                                                         Einhwohnerentwicklung Grünau 1995 - 2030

   der Vorausschätzung der Stadt 722.000 EW in              2030 in Grünau etwa bis auf die Fluktuationsreserve                                                                                                   75.000

   2030)                                                    zurückgehen. Ein Wohnungsneubau wäre statistisch                                                                                                      72.500

                                                                                                                                                                                                                  70.000
Es wird von einem anhaltend starken gesamtstädti­           nicht erforderlich, jedoch im Sinne der Differenzie­
                                                                                                                                                                                                                  67.500
schen Wachstum ausgegangen, das sich auch in einem          rung der Wohnungsbestände als Ersatzneubau oder                                                                                                       65.000

kontinuierlichen weiteren starken Wachstum der              umfassende Neustrukturierung wünschenswert.                                                                                                           62.500

Großwohnsiedlung niederschlägt, das erst ab 2020 ab­                                                                                                                                                              60.000

                                                                                                                                                                                               Anzahl Einwohner
flacht. Trotz des Einwohnergewinns steigt aufgrund          >> Negativ-Szenario: 43.200 EW in 2030 (analog                                                                                                        57.500

des hohen Durchschnittsalters der negative natürliche          Prognose Freistaat)                                                                                                                                55.000

                                                                                                                                                                                                                  52.500
Bevölkerungssaldo aber bis 2030 weiter leicht an. Im        In diesem Szenario flacht das Einwohnerwachstum der
                                                                                                                                                                                                                  50.000
Ergebnis wird bis 2030 ein Einwohnergewinn von 23 %         Gesamtstadt deutlich ab. Dies führt auch in Grünau zu                                                                                                 47.500
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              positiv

(Gesamtstadt 29 %) erwartet.                                einem deutlichen Rückgang der Wanderungsgewinne.                                                                                                      45.000
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              mittel

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              negativ
                                                            Bei weiter steigender Alterung und einem wachsenden                                                                                                   42.500

In Bezug auf die Wohnungsanzahl bedeutet dies bei           Sterbeüberschuss kann die Zuwanderung ab Mitte der                                                                                                    40.000
                                                                                                                                                                                                                           1995   1997   1999   2001   2003   2005   2007    2009     2011      2013   2015       2017   2019   2021   2023       2025   2027   2029

Erhalt einer Fluktuationsreserve von etwa 3 % einen         2020iger-Jahre die natürliche Bevölkerungsentwick­                                                                                                                                                                           Jahr

erforderlichen Neubau von ca. 2.200 Wohneinheiten           lung nicht mehr ausgleichen. Dementsprechend wird die
bis 2030.                                                   Bevölkerungszahl von Grünau ab 2025 wieder zurück­
                                                            gehen. Grünau beginnt ab 2025 wieder zu schrumpfen.                                                                              Prognosen Einwohnerentwicklung Grünau,
                                                                                                                                                                                             Quelle: Stadt Leipzig, |u|m|s| STADT STR ATEGIEN
Leipzig-Grünau 2030 (STEK) - Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept
2   Gebietsanalyse und Handlungserfordernisse                                                                                            16                   Integriertes Stadtteilentwick lungskonzept Leipzig-Grünau 2030 (STEK)                                                    17

                                                                                                                                                              wirtschaftlich tragfähig sind, zeigt der Umbau von         erhalten und der Verwahrlosung in Gebäuden und Be­
                                                                                                                                                              Wohnblocks zu 3-Geschossern im Frankenheimer Weg           reichen mit hohen Leerständen vorzubeugen. Unter
                                                                                                                                                              und zu Terrassenhäusern in der Uranusstraße. Erste         Zuhilfenahme der Rückbauförderung des Programms
                                                                                                                                                              Neubauvorhaben im Bereich Geschosswohnungsbau              Stadtumbau Ost und des Landesrückbauprogramms re­
                                                                                                                                                              kann Grünau mit den erst kürzlich fertiggestellten drei    duzierte sich zwischen 2001 und 2013 der Grünauer
                                                                                                                                                              6-Geschossern an der Zschampertaue vorweisen. Den­         Wohnungsbestand um ca. 7.800 Wohneinheiten.
                                                                                                                                                              noch gilt es, das homogene Wohnungsangebot vielfäl­
                                                                                                                                                              tiger zu gestalten und den Mangel an modernen Wohn­        Auch wenn der Wohnungsbedarf nun wieder steigt,
                                                                                                                                                              formen zu beheben. Auch der Anteil der tatsächlich         war der Abriss wesentlich, um die Attraktivität Grü­
                                                                                                                                                              barrierefreien Wohnungen in Grünau ist trotz des ho­       naus zu erhalten, neue Qualitäten zu schaffen und
                                                                                                                                                              hen Anteils älterer Bewohnerschaft nur sehr gering.        Spielraum für die erforderliche Differenzierung des
                                                                                                                                                              Eine 2017 durchgeführte Abfrage bei den Wohnungs­          Wohnungsangebots zu eröffnen.
                                                                                                                                                              unternehmen hat ergeben, dass sich dieser Anteil am
                                                                                                                                                              Grünauer Wohnungsbestand bei den jeweiligen Anbie­         Ende 2016 hatte die Großwohnsiedlung noch einen
                                                                                                                                                              tern lediglich zwischen 0 bis 2 % bewegt.                  Wohnungsbestand von 28.064 Wohneinheiten. Davon
                                                                                                                                                                                                                         standen insgesamt immer noch 16,8 % (4.717 Wohnein­
                                                                                                                                                                                                                         heiten [WE]) leer. Die höchsten Leerstandsquoten wie­
                                                                                                                                                              2.2.2 Wohnungsleerstand                                    sen im Jahr 2016 die Wohnkomplexe 5.2, 7 und 8 (34,7 %,
                                                                                                                                                              Die extrem hohen Wohnungsleerstandsquoten der              18,2 % und 21,8 %) auf. Die Tendenz ist weiterhin sin­
                                                                                                                                                              Vergangenheit – im Jahr 2001 standen etwa 27 % der         kend.
                                                                                                                                                              Wohnungen in der Großwohnsiedlung Grünau leer –
                                                                                                                                                              erforderten intensive Abrissaktivitäten, um die Funk­      Aufgrund der aktuell gestiegenen Wohnraumnachfra­
                                                                                                                                                              tionsfähigkeit des Stadtteils und die Leistungs- und       ge in Leipzig wird der Abriss von Wohnungen nicht
                                                                                                                                                              Handlungsfähigkeit der Wohnungsunternehmen zu              mehr flächenhaft gefördert und seitens der Stadt

Legende
                                                                                            16-Geschosser      		 ENTWICKLUNGSZIELE

          Dörfliche Siedlung           Ein- u. Zwei-                  Zeilenbauten          11-Geschosser               Nachnutzung leerstehender
                               		 familienhäuser                                                               		       & fallender kommunaler Gebäude
                                                                                            9-Geschosser
                                                                                                                        Entwicklung von Potentialflächen
                                                                                            6-Geschosser

          Blockstruktur                Reihenhäuser                   Großwohnblöcke                                    Städtebauliche und stadträumliche
                                                                                            5-Geschosser       		       Qualifizierung von Quartierszentren

                                                                                            3 & 4-Geschosser
                                                                                       		   nach Teilrückbau
                                                                                                                                                                                                                                                         Legende

Typisierung der Siedlungsbestandteile, Quelle: Stadt Leipzig, |u|m|s| STADT STR ATEGIEN

                                                                                                                                                                                                                                                         Leerstands-
                                                                                                                                                                                                                                                         quote 2016

                                                                                                                                                                                                                         * d ieser hohe Anteil ist vor allem dem in 2015 / 2016
                                                                                                                                                                      Leerstand in den Wohnkomplexen 2016,
                                                                                                                                                                                                                            sanierungsbedingten Leerziehen von ca. 150 Wohneinheiten
                                                                                                                                                                      Quelle: Stadt Leipzig, |u|m|s| STADT STR ATEGIEN      in der Offenburger Straße 9 – 15 zuzuschreiben.
2   Gebietsanalyse und Handlungserfordernisse                                                                    18    Integriertes Stadtteilentwick lungskonzept Leipzig-Grünau 2030 (STEK)                                                                                          19

höchstens punktuell in Verbindung mit Aufwertungs­         2.2.4 Wohnungsneubaupotenziale                                                                                                                                                            Sozialstruktur gesehen. Auch
maßnahmen oder im Zuge der Differenzierung des             Die Frage, inwieweit es wahrscheinlich ist, dass auch                                                                                                                                     hierfür werden Angebote für Fa­
Wohnungsangebots unterstützt.                              Grünau in den Fokus der Neubauentwicklung gerät,                                                                                                                                          milien und Schwellenhaushalte in
                                                           hängt stark von der mittel- bis langfristigen Entwick­                                                                                                                                    der ersten Phase als geeignet ange­
                                                           lung des Wachstums und der Nachfrage in der Ge­                                                                                                                                           sehen. Die Flächenanalyse zeigt,
2.2.3 Positionsbestimmung Grünaus auf dem                  samtstadt ab. Über einen Zeitraum von mehr als vier bis                                                                                                                                   dass dazu eine Vielzahl von geeig­
Leipziger Wohnungsmarkt                                    fünf Jahren betrachtet, werden sich bei unverändert                                                                                                                                       neten Standorten identifiziert
Der neuerliche Wachstumsschub von Leipzig zieht eine       hoher Nachfrage die Potenziale an integrierten inner­                                                                                                                                     werden kann. Diese Standorte er­
Angebotsverknappung von Wohnraum in zentralen              städtischen Bauflächen deutlich reduzieren. Mittelfris­                                                                                                                                   möglichen eine kleinteilige und
Stadtgebieten nach sich mit der Folge einer raschen        tig werden damit auch Lagen außerhalb der gründer­                                                                                                                                        individuelle Bebauung, ohne dass
Mietpreissteigerung. In den Stadtbereichen, die über­      zeitlichen Stadt zunehmend für Neubauentwicklung                                                                                                                                          dadurch generell der Städtebau
wiegend oder teilweise durch industriellen Wohnungs­       interessant werden. Erste Neubauvorhaben zeigen, dass                                                                                                                                     der Siedlung gestört wird. Beson­
bau geprägt sind, zieht demgegenüber das Mietpreis­        bereits heute die Möglichkeit besteht, diese auch in                                                                                                                                      ders geeignet sind Standorte am
niveau langsamer an, insbesondere, wenn ausreichend        Grünau am Markt zu platzieren.                                                                                                                                                            Rand der Wohnkomplexe sowie in
unsanierte Bestände vorhanden sind.                                                                                                                                                                                                                  Bereichen, in denen großflächig
                                                           Neubau in Grünau ist eine Chance zur besseren                                                                                                                                             Rückbaumaßnahmen erfolgten.
Dies kann in der Konsequenz zu einem weiteren einsei­      ­Durchmischung des Stadtteils, zudem bietet er die                                                                                                                                        Es zeigt sich, dass eine Betrach­
tigen Zuzug einkommensschwacher Haushalte in die            Möglichkeit, das Angebot an seniorengerechten                                                                                                                                            tung der Flächenpotenziale über
                                                                                                                       Angebotsmieten 2016 (Median) und Entwicklung seit 2012 in den Leipziger
Großwohnsiedlung Grünau führen, weil auch hier das          und generationsübergreifenden Wohnungsangeboten                                                                                                                                          die Rückbauflächen hinaus sinn­
                                                                                                                       Ortsteilen. Grünau umfasst die gelben Flächen am westlichen Stadtrand, Quelle:
Mietniveau vergleichsweise niedrig ist. Die bereits in      nachfragegerecht zu erweitern. Für bestimmte                                                                                                                                             voll ist.
                                                                                                                       Empirica-Preisdatenbank; Amt für Statistik und Wahlen Leipzig
Grünau spürbaren Folgen der gesamtstädtischen Ent­          ­Nischenangebote wird seitens verschiedener Experten
mischung, wie Überalterung und ein hoher Anteil ein­         bereits heute eine wirtschaftliche Chance gesehen,                                                                                                                                      Die Nutzung der Grundstücke ist
kommensschwacher Haushalte, würden dadurch wei­              selbst wenn der allgemeine Wohnungsmarkt ein Aus­                                                                                                                                       unter gegenwärtigen Bedingun­
ter verstärkt.                                               weichen auf die periphereren Stadtteile noch nicht er­                                                                                                                                  gen kein „Selbstläufer“. Es bedarf
                                                             fordert. Dies betrifft vor allem Angebote für Familien,                                                                                                                                 einer aktiven Kommunikation der
Für die gesamtstädtische Wohnungsversorgung kön­             die den Wunsch nach Bauformen mit individuell zu­                                                                                                                                       Lagegunst und der Möglichkeiten.
nen auf der anderen Seite sowohl die Grünauer Bestän­        geordneten oder mindestens halbprivaten Freiflächen                                                                                                                                     Als besonders geeignet werden
de mit ihren noch niedrigen Mieten als auch das große        in den kompakten innerstädtischen Quartieren nicht                                                                                                                                      Modellprojekte angesehen oder
Angebot an erschlossenen Flächen eine wichtige Rolle         mehr befriedigen können, sowie vermehrt barriere­                                                                                                                                       ein Aktionsplan, der Modellpro­
spielen.                                                     freie/seniorengerechte Angebote.                                                                                                                                                        jekte, Unterstützungsformen und
                                                                                                                                                                                                                                                     Zusammenarbeit verschiedener
Zwei Handlungsstränge bieten sich an: Zum einen soll       Eine mittels GIS im Rahmen einer Studienarbeit durch­                                                                                                                                     Partner beinhaltet.
der Stadt Leipzig ein Puffer an mietpreisgünstigem         geführte Flächenanalyse 1 zeigt, dass Grünau sowohl
Wohnraum erhalten bleiben, welcher langfristige            für diese Bauformen als auch generell enorme Potenzi­
Handlungsspielräume in der gesamtstädtischen Wohn­         ale für den Neubau bietet. Erfasst wurden Bauflächen                                                                                                                                      2.2.5 Wohnumfeld
raumversorgung sichert. Zum anderen können durch           mit einem Gesamtumfang von knapp 60 ha, die selbst                                                                                                                                        Charakteristisch für Großwohn­
Diversifizierung und Ergänzung des Grünauer Wohn­          bei moderaten Dichten für mehrere Tausend Wohnun­                                                                                                                                         siedlungen wie Grünau sind groß­
raumangebotes in den attraktiven Lagen auch Angebo­        gen ausreichen dürften. Dies scheint angesichts des                                                                                                                                       zügig fließende Außenräume und
te für einkommensstärkere Haushalte entstehen, die         Rückbaus von fast 8.000 Wohnungen in Grünau nicht                                                                                                                                         die fehlende Zuordnung von Vor­
– sofern sie von den entsprechenden Zielgruppen ak­        verwunderlich. Die Analyse zeigt jedoch, dass das                                                                                                                                         der- und Rückseite bei den Wohn­
zeptiert werden – zur stärkeren Durchmischung der          Neubaupotenzial durchaus auch in anderen Typologien                                                                                                                                ´      gebäuden. Im Gegensatz zu ge­
Bevölkerung beitragen. Innerhalb dieser Doppelstrate­      und abweichend vom bisherigen Bestand realisiert wer­                                                                                                                                     schlossenen Blockkanten ist hier
gie sollen die im STEK Grünau enthaltenen Maßnah­          den kann, ohne die solide städtebauliche Struktur der                                                                                                                                     durch die offene, im Übrigen bar­
                                                                                                                                                                                          © Stadt Leipzig, Amt für Geoinformation und Bodenordnung

men einen zentralen Beitrag zur Integration aller Be­      Siedlung zu zerstören. Hierzu sind vertiefende Unter­                                                                                                                                     rierearme Bauweise der öffentli­
                                                                                                                       Flächenpotenziale (noch ohne künftige Nutzungszuweisung) (Geiss 2017),
völkerungsgruppen leisten. Ziel ist es, ein ausgewogenes   suchungen sinnvoll, wie sie bereits am Beispiel des                                                                                                                                       che vom gemeinschaftlich genutz­
                                                                                                                       Kartengrundlage: Amt für Geoinformation und Bodenordnung
Sozialgefüge im Stadtteil zu schaffen. Dabei dürfen        ­W K 5.1 vollzogen wurden.                                                                                                                                                                ten Raum nicht abgegrenzt. Die
auch die Belange der alternden Bevölkerung hinsicht­                                                                                                                                                                                                 von Wohnblöcken gebildeten
lich barrierefreier Wohnungen nicht unberücksichtigt       Von Experten wird die Nutzung von Bauflächen für                                                                                                                                          Wohnhöfe besitzen aufgrund ih­
bleiben.                                                   neue Zielgruppen als Chance für einen Ausgleich der                                                                                                                                       rer Größe und Durchlässigkeit
2   Gebietsanalyse und Handlungserfordernisse                                                               20    Integriertes Stadtteilentwick lungskonzept Leipzig-Grünau 2030 (STEK)                                                                             21

kaum Identifikationsmerkmale oder Besonderheiten.        Kunst im Schlosspark“ oder die Spiel – und Lernwerk­
Nur wenige Freiräume im Wohnumfeld lassen sich ei­       statt „Stadt in der Stadt“ erfolgreich umgesetzt.
ner kleineren Nutzergruppe zuordnen, wie durch
Zaunanlagen abgetrennte Wohnhöfe, Gemeinschafts­         Zu einer verbindenden, grünen Ost-West-Achse des
gärten oder eine Kleingartenanlage. Die gemeinschaft­    Stadtteils wurde im Rahmen der Sozialen Stadt die Alte
liche oder private Aneignung von Freiflächen stellt      Salzstraße, der historische Handelsweg zwischen Halle
somit in der Gesamtbetrachtung die Ausnahme in Grü­      und Prag durch das heutige Gebiet von Grünau, schritt­
nau dar.                                                 weise entwickelt. Die Neugestaltung der Wegeverbin­
                                                         dung und der angrenzenden Freiflächen gab der Alten
Die sehr aufgelockerte Stadtstruktur führt in Grünau     Salzstraße in zwei ersten Abschnitten – WK 4 und
zu einem üppigen Angebot an Grünflächen, die sich in     WK 8 – einen öffentlicheren Charakter und erhöhte die
ihrer Gestaltung als Rasenflächen zumeist nur wenig      Funktionalität dieser Achse für Fußgänger und Rad­
voneinander unterscheiden. Zudem liegen zwischen         fahrer spürbar. Unter dem Motto „Kunst und Kultur …
den Straßen bzw. Wegen und den Fassaden Grünstrei­       entlang der Alten Salzstraße“ wurde seit 2015 die Nut­
fen als Pufferzonen. Das im Ergebnis tendenziell mo­     zung der öffentlichen Grünräume bzw. deren Vernet­
notone und spannungsarme Erscheinungsbild des            zung auch im Rahmen des Grünauer Kultursommers
Wohnumfeldes verstärken zahlreiche Abbruchfolge­         verstärkt verfolgt. Diese Kopplung von Freiraumauf­
flächen, die bislang keiner Nutzung zugeführt oder       wertung und -vernetzung soll fortgesetzt werden.
ansprechend gestaltet wurden. Aufgabe für die Zu­
kunft wird es daher sein, die Nutzungs- und Gestal­      Weitere für den Stadtteil bedeutsame Erholungs- und
tungsvielfalt der Grünflächen im Wohnumfeld zu er­       Aufenthaltsflächen sind der Uranuspark, der Grüngür­
höhen und so die Identifikation der Bewohner mit ihrer   tel und die Landschaftsräume entlang des im Westen
näheren Umgebung zu stärken.                             gelegenen Kulkwitzer Sees. Der auf Abrissflächen im
                                                         WK 7 geschaffene „Urbane Wald“ benötigt noch einige
                                                         Jahre Zeit, um sich als Erholungsraum zu erweisen und                                                                                Legende
2.2.6 Öffentliche Grünräume                              eine für den Stadtraum spürbare Qualität zu entfalten.                                                                               		            STATUS QUO

                                                                                                                                                                                                            Parkanlagen | Urbaner             besondere
Abseits vom grünen Wohnumfeld besitzt Grünau prä­                                                                                                                                             		            Wald | Grüngürtel       		Wasserflächen
gende Freiraumstrukturen, die für den gesamten Stadt­    Trotz der Qualität der genannten Grünräume sind die­                                                                                               Alleen                  		ENTWICKLUNGSZIELE
teil von Bedeutung sind und die Quartiere untereinan­    se unzureichend miteinander verbunden, für die Be­
                                                                                                                                                                                                                                              Stärken | Ausbilden
der verbinden. Als wichtigste Grünraumabfolge ist die    wohnerschaft teils schwer zugänglich oder aufgrund                                                                                                 Ackerflächen            		        von Grünachsen

historische Nord-Süd-Achse zwischen den Schönauer        von Hemmnissen untergenutzt. Die Entwicklungsauf­
Lachen, dem Schönauer Park, der vierreihigen Linden­     gabe besteht demnach darin, Wege zu und zwischen
allee namens Parkallee und dem Robert-Koch-Park          den Erholungsräumen zu stärken und ihre Nutzungs­        Freiflächen und Grünstrukturen: Situationsanalyse und Entwicklungsziele, Quelle: Stadt Leipzig, |u|m|s| STADT STR ATEGIEN
(ehem. Park der Sack’schen Villa) zu nennen. Diese       vielfalt und -intensität zu erhöhen, um den Wohn­
markanteste Freiraumstruktur im Osten Grünaus wur­       standort für freizeitaktive und erholungssuchende
de in der Planung der Großwohnsiedlung aus dem Jahr      Bevölkerungsgruppen attraktiver zu machen.
1983 übernommen. Der Zusammenhang von Parkallee                                                                   Die umfassendsten Investitionen in eine Zentren­                          mittel- bis langfristigen Bedarfs in die Zentren zu
und Robert-Koch-Park wurde jedoch durch den Bau                                                                   entwicklung erfolgten in Grünau bisher in der                            ­ziehen.
der S-Bahn-Trasse durchschnitten und ist heute nur       2.2.7 Quartierszentren                                   Stuttgarter Allee. Hochwertig gestaltet wurde der öf­
noch aus der Vogelperspektive ablesbar. Die im Städte­   Die sonst weitläufige Raumstruktur des Stadtteils ver­   fentliche Raum dieser Hauptfußgängerzone, insbe­                         Zum Bedeutungsverlust der kleineren Zentren führten
bauentwurf vorgesehene Brücke zwischen beiden            dichtet sich in den Grünauer Quartierszentren, die in    sondere zwischen der S-Bahn-Brücke und dem Markt­                        nach Jahrzehnten der De-Investition sinkende Kun­
Grünräumen über die S-Bahntrasse hinweg wurde            der Mehrzahl der Wohnkomplexe anzutreffen sind 2 .       platz, aber auch in der kreuzenden Fuß- und                              denzahlen mit schrumpfender Kaufkraft, der Abbruch
nicht realisiert. Zudem wird der Robert-Koch-Park        Hier wird die Großwohnsiedlung kompakter und viel­       Radverbindung Alte Salzstraße (alles gefördert im                        städtebaulich wichtiger Raumkanten, die einge­
heute aufgrund wenig einladender bzw. fehlender Ein­     fältiger in ihren Funktionen. Stadtbausteine der Zent­   Programm StWENG). Flankiert wurde diese Aufwer­                          schränkte Erreichbarkeit der Zentren, eine schwinden­
gangssituationen vor allem als abgeschlossenes Klini­    ren wie Fußgängerzonen, Ladenzonen, Plätze, stärker      tung durch die Gestaltung mehrerer Spielplätze und                       de Aufenthaltsqualität sowie ein geändertes Kaufver­
kareal wahrgenommen. Erste Ansätze zur Integration       geschlossene und höhere Raumkanten sowie flankie­        die Etablierung des Bürgergartens „Kolonnaden Alte                       halten, das die Verlagerung des großflächigen
des Parks in den Stadtteil werden seit 2016 im Rahmen    rende öffentliche Nutzungen erzeugen eine urbane         Salzstraße“ 3 . Die genannten Investitionen trugen dazu                  Einzelhandels heraus aus den Zentren an die Einfall­
des Kultursommers durch die Etablierung verschiede­      Dichte. Am stärksten ist dies entlang der Stuttgarter    bei, die umliegenden Wohnquartiere im Kernbereich                        straßen zur Folge hatte. Der Rückzug der weiteren,
ner Veranstaltungsformate wie bspw. „Kultur und          Allee ausgeprägt.                                        zu stabilisieren und neue Einzelhandelangebote des                       kleinteiligen Einzelhandelsangebote war die Folge.
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