Bio boomt - aber geht das so weiter?

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Bio boomt - aber geht das so weiter?
MARKT | Ökolandbau                                                                                             Öko
                                                                                                              in Serie

                                                                                                                                       Foto: landpixel
Bio boomt – aber
geht das so weiter?
In den letzten Jahren war der Ökolandbau eine Erfolgsgeschichte. Und wenn es nach den
politischen Zielen geht, soll das so bleiben. Conrad Thimm zeigt jedoch: Das Wachstum
hängt stärker vom Markt als von der Politik ab. Doch wie entwickeln sich die Märkte?

S     o sehen Sieger aus, möchte man auf
      den ersten Blick meinen: Von 2015
bis 2019 ist das Bio-Ackerland in Deutsch-
                                             dann die Umstellerzahlen auch in Folge
                                             eines Marktsättigungsgefühls deutlich zu-
                                             rückgegangen.
                                                                                          Drittel differenzierte zwischen Milch, wo
                                                                                          der Satz uneingeschränkt gilt, und Getrei-
                                                                                          de, wo niemand weiß, wie der Markt nach
land von 445 000 auf 700 000 ha gewach-                                                   der Umstellungszeit von zwei Jahren aus-
sen. Das sind 14 % – pro Jahr! 2015/16          Zwei Herzen in der Öko-Brust. In der      sehen wird. Das letzte knappe Drittel be-
war der sprunghafte Anstieg der Nachfra-     jetzigen Phase schlagen zwei Herzen in       stand vor allem aus Händlern wie Jürgen
ge nach Futtergetreide im Rahmen der         der Brust überzeugter Ökos: Politisch wird   Hansen, der betonte: »Wir brauchen mehr
Milchumsteller-Welle ein wesentlicher        mehr Ökolandbau gefordert, die Praxis        Ware, um Angebote machen zu können
Treiber auch für die Umstellung des Acker-   aber handelt differenziert und behutsam.     und Märkte zu entwickeln.«
baus. Da die Molkereien nach 2016 nur        Bei unserer Bio2030 MitmachTagung En-
noch wenige Umsteller aufnahmen, beru-       de Februar 2020 stimmte ein knappes            Wirklich ein riesiges Potential? »Riesen
higte sich auch die Nachfrage nach Um-       Drittel der Landwirte und Händler spon-      Bio-Potential für Bauern und gute Ernäh-
stellungs- und Bio-Futtergetreide. Die       tan dem Rat zu: »Erst Absatz sichern und     rung«, dieser Schlagzeile des deutschen
neuen Ackerbauumsteller befriedigten die     dann umstellen.« Darunter auch Profis        Bio-Dachverbandes BÖLW stimmte die
Futtergetreide-Nachfrage und verdrängten     wie Moritz Günther von der Marktgesell-      Hälfte der Teilnehmer mit Einschränkun-
auch Bio-Futterimporte. Im Jahr 2020 sind    schaft der Naturland-Bauern. Ein starkes     gen zu: »Gut gemacht ist es, wenn wir es

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Bio boomt - aber geht das so weiter?
schen     Dünger,       Schließung      der
                                                                                                Nährstoffkreisläufe und relativ schnell ver-
Bio und LEH: nicht einfach,                                                                     fügbaren Stickstoff im Frühjahr.

 aber sinnvoll. Andere Wege                                                                        Fast 40 % der deutschen Bio-Eier kom-
                                                                                                men aus Weser-Ems. Dort liegt der Bio-
    sind auch nicht leichter.                                                                   Flächenanteil bei 1 %, denn bei Pachtprei-
                                                                                                sen von 1 200 Euro pro ha kann sich kaum
                    Conrad Thimm, Moderator und Berater                                         jemand eine flächengebundene Produkti-
                                                                                                on leisten. Mehr Tierhaltung ist nicht mehr
                                                                                                möglich, die Eierproduktion auf kleiner
                                                                                                Fläche ideal. Das Futter kommt von Acker-
                                                                                                baubetrieben im Osten Niedersachsens,
schaffen, die Bio-Produktion zu steigern,      auch, wenn das Corona-Jahr 2020 erheb-           aus Schleswig-Holstein und Sachsen-An-
ohne dass die Preise verfallen«, wie es der    liche Nachfragezuwächse gebracht hat.            halt. Der Hühnertrockenkot geht dahin
Chef von Landkost-Ei Richard Geiselhart        Eine Wette darauf, dass es so weitergeht         zurück. Kein Wunder, dass es auch im Os-
formulierte. Die zweitgrößte Gruppe, dar-      und nicht eine Rezession dazwischen-             ten immer mehr Bio-Ackerbaubetriebe
unter Öko-Veteranen wie Ernst-Friede-          funkt, will heute niemand eingehen.              gibt, die eine eigene Hennenhaltung auf-
mann von Münchhausen vom Gut Rosen-                                                             bauen. Aber die Nachfrage nach Eiern de-
krantz und Marcus Wewer von Rewe,                                                               cken auch sie noch nicht. Das gilt beson-
konnte sich dieser Schlagzeile voll an-
                                               Eier: Verbands-Bio                               ders für Verbands-Bio, wo gerade die
schließen: »Wann, wenn nicht jetzt, ist die    besonders gefragt                                nächste Herausforderung in Sicht kommt:
Zeit reif, das Potential zu nutzen?« Eine        Die zweitgrößte Bio-Kategorie ist, man         das Aufziehen aller Bruderhähne. Denn
kleinere Gruppe, bestehend vor allem aus       höre und staune, das Hühnerei. Bio-Eier          weder Kükenschreddern noch In-Ovo-Se-
konventionellen Landwirten, hält den Satz      machen mehr als 20 % aller Eier-Verkaufs-        lektion sind akzeptabel für echte Ökos.
allerdings für ganz weit weg von der Rea-      erlöse in Deutschland aus – bei der Milch        Und die EU-Öko-VO ab 2022 verpflichtet
lität der globalen Märkte und der Verbrau-     sind es unter 3 %. Dabei handelt es sich         alle zu 100 % Bio-Futter.
cher, die anders handeln, als sie sagen. Ei-   zumeist um Legehennen in 3 000er Ein-
ner noch kleineren Gruppe ist die              heiten nach EU oder Bioverbandsrichtlini-
Schlagzeile egal, weil entweder Bio aus        en. Der Absatz über den Einzelhandel ist
                                                                                                Mähdruschfrüchte:
Überzeugung unabhängig vom Marktpo-            präzise getaktet. Legehennen sind (über          Gemischte Gefühle
tential gemacht wird oder »Bio und kon-        ganz Deutschland verteilt) oft ein wichti-         Die Umstellungswelle bei Marktfrucht-
ventionell beide ihre Hausaufgaben ma-         ges wirtschaftliches Standbein von Bio-          betrieben 2017 bis 2019 hat dazu geführt,
chen müssen«. Wie sieht es nun Ende            Ackerbaubetrieben. Sie sorgen für organi-        dass Bio-Roggen schlecht abzusetzen ist.
2020 bei den einzelnen Produkten aus?

Milch: Bleibt der                                        Wachstumsintensität der Ökofläche (Deutschland)
Corona-Boom?
   Nach wie vor ist Milch die mit Abstand                    Relativ zum Vorjahr (in %)
größte Produktkategorie im Ökolandbau.
                                                             30          Künast Ministerin                                    Aufnahmestop
Hier gilt so klar wie nirgendwo sonst: Erst                                                                                   Bio-Molkereien
                                                                         (2001 – 2005)
Absatz sichern, dann umstellen! Seit 2016                    25                                                               2016
möchten mehr Milchbauern umstellen, als                      20                                                    konv. Milchpreiskrise
die Molkereien zur Erhaltung des Bioprei-                                                                          2013 – 2016
                                                             15
ses aufnehmen. Trotz 30 % mehr Bio-                                                              Börsencrash
Milch blieb der Erzeugerpreis weitgehend                     10                                  Finanzkrise 2008/09

konstant.                                                     5
                                                                  Euro-Einführung 2002
   Erzeugungs- und Logistikkosten, Pro-                       0
                                                                                                           konv. Ackerbau-Boom
duktdifferenzierungen und Marketingge-
                                                             –5
schick machen den Unterschied. Mit                                2000   2002    2004    2006   2008   2010     2012   2014     2016   2018
Frischmilch allein kann heute keine Mol-                                                               Quelle: BLE 2020; Grafik: nach KÖN 2020
kerei mehr überleben, auch nicht mit Bio-
Frischmilch.      Produktdifferenzierungen                Das Ökoflächen-Wachstum hängt stärker vom Markt ab als von der Politik.
wie Weide- und Heumilch, diverse Käse,                    Als Renate Künast Ministerin war, fiel es von jährlich 20 auf 5 %. Das lag an
Joghurt und Quark, Schafs- und Ziegen-                    der Verunsicherung der Verbraucher durch die Euro-Einführung und war in
milch etc. sind Voraussetzungen für eine                  allen Euro-Ländern so. Im konventionellen Ackerbau-Boom der ersten Hälfte
auskömmliche Wertschöpfung. Für den                       der 2010er Jahre ging das Wachstum gegen Null, dann befeuerte die
Bio-Milchmarkt als Ganzes gilt der Grund-                 konventionelle Milchpreiskrise ab 2015/16 es auf 15 %. Als die Molkereien
satz: Behutsame Ausweitung der Mengen                     keine neuen Bio-Lieferanten mehr aufnahmen, ging es sofort zurück.

                                                                                                           DLG-Mitteilungen 1/2021    77
Bio boomt - aber geht das so weiter?
MARKT | Ökolandbau

 Der Markt wächst rasant
   Die Umsätze des deutschen LEH sind im ersten Halbjahr über alle
 Kategorien (inklusive Klopapier) um 14 % gestiegen. Der Bio-Umsatz
 verzeichnete in derselben Zeit über alle Absatzkanäle 22 %! Die
 höchsten Umsatzsteigerungen bei Bio erlebten die Abokisten und die
 Vollsortimenter (vor allem Rewe und Edeka) mit 35 % und die Hofläden
 mit 32 %, gefolgt von den größeren SB-Warenhäusern (Kaufland, Globus,
 Famila u. a.) mit 24 %. Das Wachstum im Bio-Fachhandel lag mit 21 %
 nahe am Gesamtdurchschnitt. Bei den Discountern betrug das Bio-
 Wachstum »nur« 18 % und bei den Drogeriemärkten sogar »nur« 14 %.
 Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Bio-Zuwächse der letzten beiden
 von einem hohen Niveau ausgehen, denn schon seit einigen Jahren ist
 Aldi Süd Marktführer bei Bio-Frische und dm beim Bio-Trockensortiment.
   Unter der Pandemie leidet vor allem die Außer-Haus-Verpflegung, die
 in normalen Zeiten fast ein Drittel aller Lebensmittelumsätze ausmacht.
 Dort spielt Bio aber eine deutlich geringere Rolle. Für das dritte Quartal
 2020 meldet der Bio-Fachhandel immerhin ein zweistelliges Wachstum.
 Drei Signale bestätigen eine zunehmende Konventionalisierung.
                                                                              Aber bei den anderen Getreidearten trafen

1   Bio-Verbände und LEH: Da fehlt nur noch Aldi. Die Bioland-Lidl-
    Partnerschaft, vor zwei Jahren geschlossen, hat sich offenbar bewährt.
 Das Sortiment wird kräftig beworben und weiter ausgebaut. Bekannter
                                                                              größere Ernten auf eine höhere Nachfrage
                                                                              und verdrängten auch Importe.

 wurde damit die schon bestehende Partnerschaft von Naturland und                Roggen, Weizen, Dinkel. 2019 wurden
 Rewe. Rossmann und dm sind mit Naturland Partnerschaften eingegan-           in Deutschland 208 000 t Bioroggen ge-
 gen; Demeter arbeitet mit Kaufland, das wie Lidl zur Schwarz-Gruppe          erntet. Davon wurde so viel überlagert,
 gehört, Edeka und Rewe zusammen.                                             dass 2020 weder eine um 12 % geringere
   Somit ist von den Großen Vier mit ihren 80 % Anteil am deutschen           Ernte half, die Lagerbestände abzubauen,
 Lebensmittelumsatz ausgerechnet Bio-Marktführer Aldi noch nicht mit          noch eine verringerte Importquote. Inzwi-
 einem Bio-Verband verbunden. Allerdings führt die österreichische            schen warnen erste Stimmen vor einem
 Aldi- Tochter Hofer die Marke »Zurück zum Ursprung«. Nicht auszu-            Roggen-Schweinezyklus.
 schließen, dass Aldi diese Marke auch in Deutschland lanciert – auch            Die Bio-Weizenernte hingegen stieg
 wenn der Aufwand für Aldi Süd (Umsatz 17 Mrd. €) und Aldi Nord               von 2018 bis 2020 um 40 % auf 360 000 t.
 (13 Mrd. €) eine andere Herausforderung ist als für Hofer (4 Mrd. €).        Im Süden ist ein großer Teil davon als
 Jedenfalls sind die Zeiten vorbei, in denen sich die reinen Bioläden         Backweizen geeignet, während Norden
 durch Verbands-Bio vom LEH absetzen konnten. Das »bessere Bio im             und Osten aufgrund der Trockenheit im
 Naturkostladen« wird so pauschal nicht mehr gehen. Stattdessen wird          Mai nur Futterweizen ernteten. Umstel-
 die größere Sortimentsbreite und -tiefe ausgelobt.                           lungs-Futterweizen ist reichlich vorhan-
                                                                              den; der Preis für frei flottierende Ware nä-

 2   »Tegut-Bio zum kleinen Preis«. Ausgerechnet der Bio-Pionier tegut
     lanciert nun eine Preiseinstiegsmarke. Mit seiner Eigenmarke,
 Alnatura und etlichen Fachhandelsmarken, macht das Unternehmen
                                                                              hert sich dem konventionellen an.
                                                                                 Bio-Dinkel legte in dieser Zeit sogar um
                                                                              fast 50 % auf 1 31 0000 t zu. Trotzdem
 30 % seines Umsatzes von 1 Mrd. €. Die neue Marke soll 20 % unter            bleibt er gesucht und wird bestens be-
 Alnatura angesiedelt sein. Das ist auch eine Antwort auf die Bio-Preis­      zahlt, denn im Markt werden Bio-Backwa-
 führer dm im Bio-Trockensortiment und Aldi bei der Bio-Frische. Tegut        ren inzwischen sehr oft mit Dinkel gleich-
 wird bisher von Bio-Lieferanten als fairer Handelspartner geschätzt. Man     gesetzt. Bio-Dinkelsaatgut ist so knapp,
 wird sehen, ob solche Preissenkungen aus der Handelsspanne finanziert        dass erhebliche Mengen für den Nachbau
 werden oder Preisdruck auf die Lieferanten ausgeübt wird.                    zurückgehalten werden. Die Importstatis-
                                                                              tik unterscheidet nicht zwischen Weizen

 3   Dennree bündelt Kräfte im BioMarkt-Verbund. Der Primus im
     Bio-Fachhandel (über 1 Mrd. € Jahresumsatz) verschmilzt den
 Außenauftritt und zentrale Dienste seiner eigenen 300 Biomärkte mit
                                                                              und Dinkel. Wurden 2018 noch ein Drit-
                                                                              tel des Bio-Weizen/Dinkel importiert, so
                                                                              waren es 2020 nur noch ein Fünftel.
 den ihm angeschlossenen 250 Biomärkten zu einem Verbund, so wie
 auch unter Edeka und Rewe selbstständige Einzelhändler und Regiebe-            Hafer und Gerste. Die Ernte von Bio-
 triebe der jeweiligen Zentrale firmieren. Ein gemeinsames Grundsorti-        Hafer wuchs von 2018 auf 2020 um über
 ment und besseres Warenmanagement soll mehr Verbindlichkeit im               50 % auf 168 000 t. Gleichzeitig sank die
 Einkauf ermöglichen, ohne die Individualität der inhabergeführten            Importquote von 23 auf 18 %. Hier geht
 Biomärkte zu beschneiden.                                                    ein Großteil des Zuwachses auf den Be-
                                                                              darf für Haferdrinks zurück. Allerdings

78    DLG-Mitteilungen 1/2021
Bio-Dinkel ist gefragt. EU-Umstellungs-Futterweizen         Süditalien bevorzugt werden. Das hat al-
                                             kann sich dagegen preislich vom konventionellen             lerdings nicht verhindert, dass 2020 mit
                                             kaum abheben.                                               einem größeren Angebot und zum Teil
                                                                                                         schlechteren Qualitäten die Preise deut-
                                                                                                         lich zurückgegangen sind.

                                                          träge schwanken immer noch zu stark.              Möhren wurden auf Biobetrieben seit
                                                          2016/17 wurden mit 57 000 t 90 % der           den 1980er Jahren für die Babykost-In-
                                                          Bio-Soja-Futtermittel sowie mit 50 000 t       dustrie angebaut und machen inzwischen
                                                          96 % der Bio-Sonnenblumen-Futtermittel         fast die Hälfte des frischen Biogemüse-An-
                                                          importiert. Der heimische Anbau von Bio-       gebots aus. Kein LEH verzichtet darauf.
                                                          Raps fällt durch jede Statistik. Für den An-   Die Erträge und Preise sind so, dass man
                                                          bau solcher »Exoten« gibt es immer einen       sich auch 100 Stunden Handhacke pro ha
                                                          Markt. Gleiches gilt auch für Nutzhanf         leisten kann. Die meiste Ware geht über
                                 Foto: agrarfoto

                                                          und Öllein.                                    große Packer wie Westhof-Bio oder Bro-
                                                                                                         cker-Möhren. Noch deutlich anspruchs-
                                                                                                         voller, aber bei Gelingen auch lohnender,
                                                          Fleisch: Zerlegebetriebe                       sind Zwiebeln. Hier muss die knappe
                                                          sind der Engpass                               deutsche Ware immer durch Importe er-
                                                            51 % mehr Biofleisch-Absatz in der Zeit      gänzt werden. Einfacher im Anbau sind
könnte der Importdruck besonders aus                      von 2015 bis 2019: Das liegt vor allem an      Hokkaido-Kürbisse. Da kann noch etwas
Skandinavien wieder zunehmen. Die Bio-                    verpackter SB-Ware und nicht an Fleisch-       im Marketing getan werden, wie es Trans-
Gerstenernte stieg von 2018 auf 2019 um                   theken. 2017 betrug der Biorindfleisch-        gourmet mit einer Handreichung »regio-
fast ein Viertel, aber von 2019 auf 2020                  Anteil in Deutschland 5,3 %. Beim              nale Bio-Kürbisse Topf- und Pfannen-fer-
nur noch um 1 % auf 162 000 t. Die Im-                    Schweinefleisch waren es nur 1,2 %. 2018       tig« vorgemacht hat.
porte gingen in der Zeit um 6 Punkte auf                  brachte ein Wachstum von 15 %, 2019               Zuckerrüben waren in Zeiten der Quo-
7 % zurück. Gerste spielt im Ökolandbau                   war der Umsatz stabil und 2020 wuchs er        tierung das größte Hindernis für die Aus-
eine kleine Rolle; 2020 ist überdies die                  nach ersten Schätzungen um 35 %.               weitung des Bio-Landbaus auf besseren
Nachfrage nach Braugerste zusammenge-                       Die meisten Bio-Tiere werden
brochen. Die Bio-Triticale-Mengen wuch-                   in großen bis sehr großen kon-
sen von 2018 auf 2020 um 12 %. Bio-
Gerste und -Triticale werden vor allem als
                                                          ventionellen     Betrieben
                                                          schlachtet und zerlegt. Mit zu-
                                                                                         ge-
                                                                                                  Die große Unsicherheit
hofeigenes Futter verwertet. Die Nachfra-
ge der Futtermühlen ist gering.
                                                          nehmender Konzentration wird
                                                          das für diese Betriebe immer un-             ist im Moment die
   Mais, Körnerleguminosen, Raps. Bio-
                                                          interessanter. Soll weiterhin Bio-
                                                          Fleisch vermarktet werden, so          Wirtschaft nach Corona.
Körnermais ist auch in Norddeutschland at-                werden mehr weiter verteilte,
traktiv, weil sich die Erträge durch den spä-             kleinere Schlachtbetriebe ge-
teren N-Bedarf den konventionellen                        braucht, was für diese Betriebe auch eine      Standorten. Das änderte sich zunächst
annähern. Die Gesamterträge erreichen                     Chance sein kann. Vor allem aber werden        langsam mit 1 200 ha Bio-Zuckerrüben in
70 000 t. Dazu kommen 20 000 t Importe.                   Zerlegebetriebe gesucht, die das Fleisch       Deutschland bis 2014 und dann Schlag
Der Importanteil ist damit von 41 % 2018                  als Selbstbedienungsware verpacken. Fin-       auf Schlag bis auf 5 900 ha in 2019. Bis
auf 22 % 2020 gefallen. Die Nachfrage ist                 det man keinen bestehenden Betrieb da-         sich Unkrautroboter für das Hacken in der
weiterhin stabil, der Anbau könnte weiter                 für, dann stellt sich die Frage nach Neu-      Reihe durchsetzen, bleibt der hohe Hand-
ausgebaut werden.                                         gründungen.                                    arbeitsaufwand. Natürlich muss der Be-
   Der Selbstversorgungsgrad mit Bio-Fut-                                                                trieb im Einzugsbereich einer Bio verar-
termitteln ist in den letzten acht Jahren von                                                            beitenden Zuckerfabrik liegen.
68 auf 65 % geringfügig gefallen. Bei nutz-
                                                          Hackfrüchte: Von der
 barer Energie werden immer noch fast                     Kartoffel bis zum Kürbis                          Fazit. Es spricht viel dafür, dass die
 90 % erreicht, aber beim Rohprotein nur                     Die Mitgliedsbetriebe des Bio-Kartoffel     Nachfrage nach Bio weiterhin stärker
knapp 60 %. Entsprechend gesucht sind Le-                 Erzeuger e. V. (BKE) decken mit ca. 4 600      wächst als das Angebot – aber niemand
 guminosen, Sojabohnen, Sojakuchen, Son-                  ha gut die Hälfte der Anbaufläche von          weiß es wirklich. Wird der Trend nach Co-
 nenblumenkuchen, Rapsextraktionsschrot                   Speise-Bio-Kartoffeln in Deutschland ab.       rona ungebrochen weitergehen, sich viel-
 und Rapskuchen aus heimischem Anbau.                     Ein Kernthema des BKE ist die Neubewer-        leicht noch verstärken? Oder werden wir
 65 % der Bio-Leguminosen werden impor-                   tung von Qualitäten, Regionalität und Pro-     eine Rezession erleben, in der die Anzahl
tiert. In Deutschland werden die bisher                   duktsicherheit. Daraus ist eine Regel ent-     der Menschen, die sich Bio leisten können
­führenden Futtererbsen zunehmend von                     standen, an die sich sogar Aldi hält. Sie      oder wollen, wieder deutlich zurückgeht?
 Ackerbohnen aufgrund der Ertragssicher-                  besagt, dass 300 Tage im Jahr deutsche
 heit verdrängt. Lupinen sind auch von Le-                Bio-Kartoffeln vor Bio-Frühkartoffeln aus                              Conrad Thimm,
bensmittelverarbeitern gefragt, aber die Er-              Ägypten, Israel, Marokko, Spanien oder                     Moderator und Berater, Berlin

                                                                                                                  DLG-Mitteilungen 1/2021    79
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