ERFOLGSFAKTOR Digitales Gesundheits-datenökosystem

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ERFOLGSFAKTOR Digitales Gesundheits-datenökosystem
ROADMAP ZU EINEM NACHHALTIGEN GESUNDHEITSWESEN

ERFOLGSFAKTOR
Digitales Gesundheits-
datenökosystem

Sechs Handlungsfelder als Grundlage
für eine kohärente Digitalisierungsstrategie

Die Schweiz hat sich in der Vergangenheit stets durch ihre Wandlungsfähigkeit
ausgezeichnet. Jetzt droht ihr, eine entscheidende Transformation zu verpassen.
Während viele Länder die Chancen der Digitalisierung im Gesundheitssystem
erkannt haben, liegt die Schweiz hier im internationalen Vergleich abgeschlagen
auf den hinteren Rängen. Um den Rückstand aufzuholen, muss die Schweiz in
den Aufbau eines vernetzten Gesundheitsdatenökosystems investieren und einen
kohärenten Masterplan dazu entwickeln. Wie dieser aussehen könnte, lässt sich
mit sechs Handlungsfeldern aufzeigen.
ERFOLGSFAKTOR Digitales Gesundheits-datenökosystem
Inhaltsverzeichnis

Ein nachhaltiges Gesundheitswesen basiert auf einem vernetzten Datenökosystem                      4

Wie wir alle von einem vernetzten Gesundheitsdatenökosystem profitieren!                           4
    Für Patientinnen und Patienten selber: Personalisierte Versorgung mit mehr Selbstbestimmung    4
    Für die Forschung: Massiver Erkenntnisgewinn und neue Therapien                                5
    Für das ganze Gesundheitssystem: Mehr Effizienz und Nachhaltigkeit                             6

Die Schweiz ist stark im Hintertreffen                                                             7

Übersicht zu den Zielen und Massnahmen in den einzelnen Handlungsfeldern                          10

Wie kann die Schweiz ihr Potenzial künftig nutzen?                                                11
    1. Der Staat muss gemeinsam mit Privaten eine vernetzte Infrastruktur aufbauen –
		 die Autobahn des Gesundheitssystems                                                            11
    2. Es braucht gemeinsame Standards für Verantwortung und Qualität –
		 ein offenes Gesundheitsdatensystem ist nicht frei von Regeln                                   12
    3. Es braucht Talente und Fachkräfte – Datenkompetenz stärken                                 12
    4. Es braucht Akzeptanz und Beteiligung – Datenspenden ist das neue Blutspenden               13
    5. Es braucht einen konstruktiven, rechtlichen Rahmen –
		 Anreize fördern und Rechte klären                                                              13
    6. Es braucht eine nachhaltige Finanzierung                                                   13

Wir alle sind nun gefordert!                                                                      14

Roadmap zum Gesundheitsdatenökosystem                                                             15

Interpharma Digitales Gesundheitsdatenökosystem             3
Ein nachhaltiges Gesundheitswesen basiert
auf einem vernetzten Datenökosystem

«Daten sind die Lebensader des medi-              einer Swisscom-Studie pro Jahr 300        sprengen und Patienten, Datenbesitzer
zinischen Fortschritts», schreibt Elgar           Millionen Blatt Papier mit Gesund-        sowie Datennutzer nahtlos zusammen-
Fleisch, Professor für Informations-              heitsdaten. Die Voraussetzung für ei-     zubringen. Künstliche Intelligenz, Ma-
und Technologiemanagement an der                  nen Wandel wäre ein vernetztes Ge-        chine Learning und Smart Devices ver-
ETH Zürich und Universität St. Gallen.            sundheitsdatenökosystem. Doch was         einfachen es, Daten mit geringerem
Daten machen das Gesundheitswesen                 ist das?                                  Aufwand zu erheben, aufzubereiten
nicht nur wirksamer, sondern auch ef-                    In einem Gesundheitsdatenöko-      und zu teilen.
fizienter. Patientinnen und Patienten             system können unterschiedliche Ak-               Ein Gesundheitsdatenökosystem
profitieren dadurch von personalisier-            teure Daten erheben, teilen und nutzen.   braucht ein Fundament, eine orchest-
ten Therapien und medizinischen An-               So können sie ihre Leistungen und Lö-     rierte Infrastruktur. Auf dem Fundament
geboten, die während der gesamten                 sungen basierend auf dem gemeinsa-        aufbauend lassen sich dann aber wei-
Behandlungszeit auf ihre Bedürfnisse              men Zugang zu Daten miteinander ver-      tere, themenspezifische Ökosysteme
zugeschnitten werden. Forschende                  knüpfen und abstimmen. Ein solches        entwickeln, die nicht offen sein müssen
haben neue Möglichkeiten, mit anony-              System bedingt eine Infrastruktur und     und zueinander im Wettbewerb stehen
misierten Daten Krankheiten tiefer zu             gemeinsame Regeln über Datenschutz,       können, so dass sich die besten Lösun-
ergründen und innovative Lösungen                 Verantwortung und Qualität. Für die       gen durchsetzen können.
zu testen. Und letztlich ermöglichen              Patienten entstehen so durchgehende,
Gesundheitsdaten, die öffentliche                 effiziente und wirksame Gesundheits-
Gesundheit so zu gestalten, dass sie              angebote. Und für die weiteren Akteure    Wie wir alle von einem
transparent, effizient und nachhaltig             des Systems einfachere Formen der Zu-     vernetzten Gesund-
ist.                                              sammenarbeit und neue Marktmöglich-
      Das Problem ist: In der Schweiz             keiten.                                   heitsdatenökosystem
hängen heute viele dieser Daten in                       Während vor ein paar Jahren ein    profitieren!
Silos fest, sind nicht strukturiert und           solches System technisch undenkbar
dadurch nicht zugänglich für jene,                gewesen wäre, weil die Daten geo-
die damit die Gesundheitsversor-                  grafisch zu weit auseinanderlagen oder    Ein Gesundheitsdatenökosystem, in
gung verbessern und einen gesell-                 es schlicht zu aufwendig schien, sie      dem die unterschiedlichen Akteure
schaftlichen Nutzen stiften könnten.              einheitlich zu erfassen und zu ordnen,    möglichst frei Daten teilen und finden
Eine Zahl verdeutlicht das Ausmass:               hat die Digitalisierung dies nun grund-   können, ist die Grundlage eines nach-
Statt digital vorfügbar entstehen im              legend geändert. Die neuen Techno-        haltigen Gesundheitswesens. Denn
Schweizer Gesundheitswesen laut                   logien ermöglichen es, Grenzen zu         es ermöglicht (1) massgeschneiderte
                                                                                            Therapien für Patientinnen und Patien-
                                                                                            ten, (2) Innovation in der Medizin und (3)
   Was sind Gesundheitsdaten?                                                               effiziente Massnahmen in der Gesund-
   Und welche Rolle spielen Realweltdaten?                                                  heitspolitik. Mit anderen Worten lassen
                                                                                            sich drei Bereiche beschreiben, in de-
   Gesundheitsdaten können auf mehrere Weise umschrieben und beschrie-                      nen ein vernetztes Gesundheitsdaten-
   ben werden. Grundsätzlich gemeint sind sämtliche Informationen, die für die              ökosystem grossen Nutzen stiftet:
   Gesundheit eine Rolle spielen – vom Gewicht über die Medikamente hin zu
   Symptomen wie Herzrhythmusstörungen. Die technologische Entwicklung                        Für Patientinnen und Patienten
   hat dabei insbesondere die Rolle der Herkunft der Daten verändert. Früher                selber: Personalisierte Versorgung
   mussten solche Daten in der Forschung fast ausschliesslich mit aufwendigen                  mit mehr Selbstbestimmung
   klinischen Studien gewonnen werden. Die Digitalisierung schafft nun die Vo-
   raussetzung, dass hochwertige Gesundheitsdaten immer mehr auch im All-                   Im heutigen Gesundheitssystem steht
   tag des Patienten erhoben und digital abgelegt werden können, zum Beispiel               die Patientin oder der Patient oft nicht
   von Ärzten bei Routineuntersuchungen oder von ihnen selber mit der Smart-                im Zentrum, die Behandlung wird nicht
   watch. Diese Daten nennt man Realweltdaten, oder Real-world data. Real-                  an ihren individuellen Bedürfnissen
   weltdaten können für Leistungserbringer und Forschende ungemein wert-                    ausgerichtet. Es beginnt damit, dass
   voll sein. Allerdings liegen sie oft nur unstrukturiert vor, also zum Beispiel als       es kein funktionierendes elektroni-
   handschriftliche Notiz und nicht als standardisierte Datei. Erst strukturierte           sches Patientendossier in der Schweiz
   Daten lassen sich indes auch verschlüsseln, anonymisieren und aggregieren.               gibt. Daten werden teils mehrfach er-
   Diese Unterscheidungen sind wichtig. Für den Aufbau eines vernetz-                       hoben, wenn zum Beispiel der Patient
   ten Gesundheitsdatenökosystems braucht es einen Zugang zu struk-                         von seinem Hausarzt ins Spital wech-
   turierten, anonymisier- und aggregierbaren Realweltdaten.                                selt. Zudem werden nur Daten ver-
                                                                                            wendet, die in dem kurzen Zeitfenster
                                                                                            vor Ort erhoben werden. Solche, die

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der Patient selber über einen längeren
Zeitraum erheben könnte, zum Bei-                 Personalisierte Therapien für Krebspatienten
spiel mit seiner Smartwatch, bleiben              Das Universitätsspital Zürich (USZ) bietet in Zusammenarbeit mit
ausser Acht. Es ist leicht vorstellbar,           Roche Pharma (Schweiz) AG und Foundation Medicine Inc., Cambridge
was ein gemeinsames Gesundheits-                  USA (FMI) einen Tumortest im Bereich der personalisierten Krebsmedizin
datenökosystem hier leisten könnte:               an. Dieses Diagnoseinstrument dient dazu, für jeden Patienten die best-
Aufgrund von Daten aus der Selbst-                mögliche Behandlung zu finden. Zudem hat Roche gemeinsam mit FMI
vermessung könnte eine Diabeteser-                und dem Universitätsspital Zürich ein spezialisiertes Labor in Schlieren
krankung frühzeitig erkannt werden,               aufgebaut, um den Tumortest den Krebspatienten in der Schweiz zur
die Therapie könnte dann entlang                  Verfügung zu stellen. Basierend auf einer Gewebeprobe erhält der be-
der spezifischen Bedürfnisse des Pa-              handelnde Arzt ein genomisches Tumorprofil des Patienten und einen
tienten aufgezogen und von ihm sel-               umfangreichen individualisierten Report, basierend auf den aktuellen wis-
ber kontrolliert werden. Zum Beispiel             senschaftlichen Erkenntnissen. Der Bericht enthält Informationen über die
mit einer App, in der er seine Daten              klinisch relevanten genomischen Veränderungen, welche in der Gewebe-
einspeist und im Gegenzug auf ihn                 probe des Patienten gefunden wurden, und damit verbundene mögliche
zugeschnittene Ernährungsempfehlun-               Therapieoptionen. Zudem fliessen die erhobenen Befunde in die Daten-
gen erhält.                                       bank zurück und verfeinern das bestehende Wissen. Jeder zusätzliche
      Letztlich könnten die Daten bei der         Datensatz eines Patienten trägt somit zu einer genaueren Diagnose bei.
Prävention von Krankheiten helfen, in-            Was dieser Tumortest konkret für Patienten bedeutet, zeigt ein Fall aus
dem Patienten frühzeitig über mögliche            Israel, welcher sich so auch in der Schweiz hätte zutragen können. Bei
Gefahren aufgeklärt werden. Wichtig ist,          Michael Negrin, einem 67-jährigen Familienvater, wurde ein aggressiver
dass der Patient in diesem System nicht           Blasenkrebs diagnostiziert, verbunden mit der Prognose, dass er noch ein
nur bessere Angebote, sondern auch                Jahr zu leben hätte. Die Chemotherapie schlug nicht richtig an, also griffen
selber mehr Kontrolle über seine Ge-              die Ärzte auf den Tumortest zurück. Dieser ergab überraschenderweise,
sundheit erhält.                                  dass die spezifische Form von Negrins Blasenkrebs auf Medikamente
                                                  reagieren könnte, die man eigentlich Brustkrebspatienten verabreicht. Die
        Für die Forschung:                        Therapie wirkte und Negrin war knapp drei Jahre nach der Diagnose im-
  Massiver Erkenntnisgewinn und                   mer noch beinahe krebsfrei.
         neue Therapien
                                                  Quellen: Geschäftsbericht von Roche (2018);
Gerade in der Forschung ist der Zu-               Medienmitteilung des Universitätsspitals Zürich vom 18. März 2018
gang zu grossen, qualitativ hochste-
henden und vernetzten Datensets ein
gewaltiger Vorteil. Ein Gesundheits-
datenökosystem würde dabei den Fä-
                                                  CARE4CARDIO, der befähigte Patient
cher an Möglichkeiten bei der Datenbe-            beeinflusst seinen Krankheitsverlauf positiv
schaffung weit öffnen. Heute sind der             Novartis hat gemeinsam mit Sanitas und der Health Care Systems GmbH
Goldstandard in der Entwicklung neuer             das Telemonitoring- und Coachingprogramm CARE4CARDIO für Patien-
Therapien nach wie vor die klinischen             ten mit Herzschwäche entwickelt. Mithilfe einer elektronischen Waage und
Studien. Eine wichtige Ergänzung dazu             eines interaktiven Monitoringgeräts werden täglich relevante Angaben er-
sind jedoch Realweltdaten, deren Be-              fasst wie das Körpergewicht oder Aussagen zur momentanen Befindlich-
deutung in Zukunft noch stärker zu-               keit. Geschultes Pflegepersonal wertet die Daten aus und meldet sich bei
nehmen wird. Je grösser der Zugang                Auffälligkeiten beim Patienten. Im gemeinsamen Gespräch wird geklärt,
für die Forschung zu Realweltdaten,               ob ein Arztbesuch oder eine andere Massnahme nötig ist. Das Gesund-
desto gewaltiger das Potenzial. For-              heitsprogramm wirkt so als Frühwarnsystem, wodurch Hospitalisierun-
schende können anhand strukturierter              gen verhindert und das Gesundheitssystem entlastet werden können.
Realweltdatensätze neue Muster oder               CARE4CARDIO ersetzt keine ärztlichen Leistungen, ergänzt diese je-
Zusammenhänge bei Krankheiten er-                 doch in sinnvoller Weise. In regelmässigen virtuellen Coaching-Sessions
kennen, neue Hypothesen ableiten und              wird die Selbstkompetenz erhöht und Patienten werden befähigt, die
testen. Letztlich ebnet das den Weg               eigene Behandlung zu verstehen. Ihnen werden Möglichkeiten aufge-
zu neuartigen und schneller verfüg-               zeigt, den Krankheitsverlauf mit einer gesunden Lebensweise positiv zu
baren Therapien. Insbesondere bei                 beeinflussen. Dieses Programm kann als themenspezifisches Teilöko-
Forschungsgebieten mit fragmentier-               system verstanden werden. Um das volle Potenzial auszuschöpfen, wären
ten und kleinen Datensets, zum Bei-               weitere Schritte nötig – zum Beispiel eine einfache Vergütung über Auf-
spiel seltenen Krankheiten, würde ein             nahme in den OKP-Vergütungskatalog oder das Andocken an das elek-
offenes Datenökosystem Forschenden                tronische Patientendossier, sodass CARE4CARDIO-Daten dort ebenfalls
ganz neue Ansätze ermöglichen. Statt              abgelegt werden können.
sich auf die überschaubaren Daten von
einzelnen Krankenhäusern beschrän-                Quelle: Geschäftsbericht Sanitas (2016)
ken zu müssen, könnten sie auf eine viel

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grössere Informationsquelle zurückgrei-
fen und weiterreichende Erkenntnisse                Internationale Zusammenarbeit mit Harmony
gewinnen. So wird auch klar, dass ein
solches System sich idealerweise nicht              Die Public-Private-Partnership Harmony ist ein europaweites Projekt mit
nur auf ein Land beschränkt, sondern                dem Ziel, grosse Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen zu nutzen,
sich auch international vernetzen lässt.            um die Forschung an Behandlungen von Blutkrankheiten voranzubringen.
       Der Zugang zu Realtweltdaten er-             Die Plattform ist Teil des Innovative Medicines Initiative (IMI)-Schirmpro-
setzt klinische Studien nicht, sondern              jekts «Big Data for Better Outcomes». Novartis ist der Lead Partner von
ergänzt diese. Bei seltenen Krankhei-               Harmony, es sind mehrere Dutzend Pharmaunternehmen und Universitä-
ten ist es enorm schwierig, Patienten               ten mit an Bord. Partner aus dem Netzwerk steuern Datensätze aus Stu-
für Kontrollgruppen zu finden. Können               dien bei, diese werden verschlüsselt, interoperabel gemacht, zusammen-
Forschende Realweltdaten aus dem kli-               gefügt, um anschliessend Forschenden zur Datenanalyse zur Verfügung
nischen Alltag verwenden, lassen sich               zu stehen.
damit auch Kontrollgruppen bilden – so-
genannte Synthetic control arms. Übri-              Quelle: www.Harmony-Alliance.eu
gens erleichtert ein vernetztes Gesund-
heitsdatenökosystem, in dem Patienten
Daten selber erfassen und teilen kön-                   Ein vernetztes Datenökosystem       schung und mehr Gründungen von
nen, klinische Studien aus einem wei-             ist dadurch ein enormer Vorteil für ei-   innovativen Unternehmen führen. Das
teren Grund: Statt wie heute zwingend             nen Forschungsstandort und auch ein       wiederum würde den Patienten zugute-
in ein Spital zu gehen und sich dort ver-         Nährboden für eine innovative Start-      kommen, da es ihren Zugang zu hoch-
messen zu lassen, können die Patienten            up-Szene. Gerade kleinere Unterneh-       klassiger Medizin verbessert.
heute dezentral mithilfe ihrer Smart De-          men haben nicht das nötige Kapital, um
vices Daten selber erfassen und wei-              mit umfangreichen klinischen Studien          Für das ganze Gesundheits-
terleiten. Diese dezentralen klinischen           an die nötigen Daten zu kommen, um            system: Mehr Effizienz und
Studien haben während der Pandemie                ihre Ideen und Innovationen zu testen.              Nachhaltigkeit
zusätzlich an Bedeutung gewonnen                  Ein solches System würde daher in der
(siehe Box).                                      Schweiz zu mehr Investitionen in For-     Letztlich ist ein offenes Gesundheits-
                                                                                            datenökosystem auch die Grundlage für
                                                                                            eine nachhaltige öffentliche Gesundheit.
   Die Rolle der Digitalisierung in der Pandemie                                            Das fängt bei der Arzneimittelsicherheit
   Die Digitalisierung und der Zugriff auf strukturierte Daten haben während                an, der sogenannten Pharmakovigilanz.
   der Pandemie die Qualität und die Geschwindigkeit des Gesundheitswe-                     Je mehr und je bessere Daten vorliegen,
   sens stark geprägt. Während normalerweise die Entwicklung und Zulas-                     desto einfacher und schneller lassen
   sung eines Impfstoffes acht bis zehn Jahre dauert, haben Forschende den                  sich Medikamente und Therapien über
   Covid-Impfstoff in wenigen Monaten entwickelt und damit den grössten                     die Zulassung hinaus beurteilen. Das
   Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie geleistet. Die Impfstoffe wurden                     erhöht die Sicherheit und die Geschwin-
   dabei nicht von einzelnen Firmen entwickelt, sondern diese haben sich zu-                digkeit eines Systems. Ebenfalls hat die
   sammengeschlossen und Daten ausgetauscht. Auch haben die Unterneh-                       Pandemie gezeigt, dass Gesundheits-
   men eng mit den nationalen Zulassungsbehörden zusammengearbeitet                         massnahmen wie die Beschränkung von
   und Daten aus ihren klinischen Studien geteilt, so dass die Sicherheit ge-               Freiheitsrechten nur dann verhältnis-
   währleistet werden konnte und die Zulassung rasch möglich war. Stichwort                 mässig sein können, wenn sie aufgrund
   klinische Studien: Hier hat sich der Wert digitaler Infrastrukturen während              von Daten wie über Ansteckungen oder
   der Pandemie auch in anderen Bereichen gezeigt. Dank dezentraler Me-                     Mobilität erhoben werden können –
   thoden konnten Patienten von zu Hause aus an Studien teilnehmen. Das                     etwa mit der COVID-19-App.
   bedingt natürlich, dass Zulassungsbehörden solche neuen, digitalen Stu-                        Ein funktionierendes Gesund-
   diendesigns akzeptieren. Dasselbe gilt für den Einsatz von Realweltdaten.                heitsdatenökosystem       hätte   einen
   Auch mit Blick nach vorne bleiben digitale Gesundheitsökosysteme bei                     grossen Einfluss auf die Effizienz der
   der Bewältigung der Pandemie wichtig: Die Impfstoffentwickler brauchen                   Gesundheitsvorsorge. Es bringt Trans-
   weitere Daten, um die nächsten Generationen der Impfstoffe aufzubauen                    parenz über Kosten, Qualität und Kern-
   und sicherzustellen, dass diese auch gegen Mutationen helfen. Deshalb                    kompetenzen. Heute ist das System
   profitiert zurzeit die ganze Welt von Nationen mit weit fortgeschrittenen                abrechnungsorientiert, man schaut auf
   und integrierten Dateninfrastrukturen, so wie Israel, die diese Daten struk-             den Input. Mit einem besseren Umgang
   turiert liefern können. Das Fehlen solcher vernetzten Infrastrukturen hat                wäre es möglich, die konkreten Ergeb-
   aber auch aufgezeigt, gerade in der Schweiz, welche Chancen entgehen.                    nisse von Behandlungen als Massstab
   Forscher hätten ganz andere Möglichkeiten gehabt, neue Therapien zu                      zu nehmen – also den Output. Mit an-
   entwickeln, wenn sie Daten über Ansteckungen und Verläufe beispielswei-                  deren Worten: Patienten erhalten und
   se systematisch mit denen hätten verknüpfen können, welche Vorerkran-                    zahlen nur noch für Leistungen, die ihre
   kungen die Patienten hatten und welche Medikamenten sie genommen haben.                  Gesundheit tatsächlich verbessern.

Interpharma Digitales Gesundheitsdatenökosystem                        6
Umfragen zeigen: Es braucht Aufklärung und politische Führung
   Gäbe es ein offenes Gesundheitsdatenökosystem, würden die Schweizerinnen und Schweizer überhaupt ihre Ge-
   sundheitsdaten darin teilen? In einer Umfrage von Forschenden der Universität Zürich gaben 60 Prozent der Teil-
   nehmer an, sie würden für soziale Zwecke Daten teilen. Gefragt, wer eine Plattform für diese Datenspende aufbauen
   soll, nannten 54 Prozent den Bund/Behörden, 33 Prozent Forschungseinrichtungen und drei Prozent die Privatwirt-
   schaft. In einer vom Nationalfonds finanzierten Umfrage haben sich 53 Prozent der Befragten bereit erklärt, Ge-
   sundheitsdaten für die Forschung bereitzustellen. Etwas anders lauten die Ergebnisse einer gfs-Umfrage. Zwar sind
   auch hier 57 Prozent einverstanden mit der elektronischen Speicherung ihrer Daten, wobei es stark auf die Regeln
   ankommt. Allerdings möchten nur 44 Prozent der Befragten ihre Daten mit Forschern teilen, ein massiver Einbruch
   im Vergleich zum Vorjahr, als es noch 61 Prozent waren. Die Erklärung: Mehr und mehr Befragte fühlen sich nicht
   genügend qualifiziert zu beurteilen, welche Daten sie mit wem teilen sollen. Ein Hinweis auf den enormen Wert von
   Aufklärung über den Wert von Datenökosystemen und Ausbildung digitaler Kompetenzen. Ebenfalls den Puls zu
   dem Thema gefühlt haben die Meinungsforscher von Sotomo. Ihre Umfrage zeigt, dass innerhalb der Bevölkerung
   noch sehr viele Menschen unentschlossen über den Wert der Digitalisierung im Gesundheitswesen sind, 47 Pro-
   zent sehen sie als Mittel zu Fortschritt, Tendenz steigend, während ebenfalls 47 Prozent unentschieden sind. Für 70
   Prozent der Befragten ist Vertrauen der Hauptfaktor beim Teilen von Daten. 62 Prozent nennen den persönlichen
   Nutzen, 44 Prozent den Nutzen für die Allgemeinheit. Vertrauen wird dabei massgeblich geprägt von Kompetenz in
   Bezug auf Datensicherheit (60 Prozent Zustimmung) und transparenten Datenschutzregeln (54 Prozent). Die meist-
   genannten Gründe für die Skepsis gegenüber dem Datenteilen sind das Risiko der Datenweitergabe/-diebstahls (67
   Prozent) und unerwünschte Gesundheitsempfehlungen (48 Prozent). Positive Aspekte sind die frühere Diagnose von
   Krankheiten (67 Prozent) sowie massgeschneiderte Gesundheitsempfehlungen (42 Prozent).

   Quellen: Monitor «Datengesellschaft und Solidarität» von Sotomo (2021); eHealth-Barometer von gfs.bern (2020);
   Studie «Public willingness to participate in personalized health research and biobanking» von Caroline Brall et al. (2021);
   Vorstudie «Datenkooperation CH / COVID 19» der Stiftung Risiko-Dialog, Universität Zürich und Swiss Data Alliance (2020)

Die Schweiz ist stark
im Hintertreffen                                     Schweiz wird bei Digitalisierung
                                                     des Gesundheitssystems abgehängt
Der gesellschaftliche Nutzen eines ver-
netzten Gesundheitsdatenökosystems                   Estland
ist gewaltig, viele Staaten haben des-               Kanada
halb schon lange in den Aufbau inves-                Dänemark
tiert und profitieren nun davon. Andere              Israel
ziehen nach, so fördert die EU zurzeit               Spanien
massiv die Entwicklung einen EU Health               England
Data Space. Nur in der Schweiz kommen                Schweden
wir nicht vorwärts. Wir haben keine ver-             Portugal
netzte und funktionierende Infrastruktur,            Niederlande
um Gesundheitsdaten nutzbar zu ma-                   Österreich
chen. Während Staaten wie Israel mit                 Australien
ihren vernetzten Infrastrukturen hoch-               Italien
wertige Daten über Impfwirksamkeit er-               Belgien
heben konnten, musste die Schweiz ihre               Schweiz
elektronische Impfplattform aufgrund                 Frankreich
technischer Mängel einstellen, stattdes-             Deutschland
sen wurden wichtige Daten über Anste-                Polen
ckungen per Fax übermittelt. Obwohl
seit 15 Jahren ein elektronisches Patien-                              0         20          40        60        80        100
tendossier entstehen soll, ist bis heute
keine flächendeckende Umsetzung und                  Quelle: Bertelsmann Stiftung                    (Digital Health Index 2018)
Verwendung in der Schweiz geglückt.
Der Bundesrat hat kürzlich die Heraus-
forderungen aufgezeigt. Die Dossiers              tet, es gibt keine nachhaltige Finanzie-   Gesetz (EPDG) schafft nicht die nötige
werden von den Kantonen dezentral mit             rung und die Zertifizierungsverfahren      Voraussetzung für ein funktionierendes
unterschiedlichen Lösungen erarbei-               sind komplex. Das zugrunde liegende        Ökosystem. Und dass das EPD zurzeit

Interpharma Digitales Gesundheitsdatenökosystem                         7
technisch als Ablage von PDF-Dateien              Fragen geklärt werden. Ein grosses Hin-   innerhalb der Bevölkerung gegenüber
angedacht ist, ist ebenfalls schlicht nicht       dernis ist dabei der Föderalismus und     dem Teilen der eigenen Daten ist zwar
zeitgemäss. Die Daten darin müssen so             die Fragmentierung des Gesundheits-       gross – und die Abstimmung über die
strukturiert sein, dass sie weiterverwer-         systems, was zu vielen, nicht miteinan-   elektronischen Identifikationsdienste
tet werden können.                                der kompatiblen Einzellösungen führt.     hat dargelegt, wie wichtig die Rolle des
      Mit anderen Worten: Noch ist die            Es fehlen insbesondere systemische        Staates hier ist. Weitere Umfragen zei-
Schweiz weit davon entfernt, ein stabiles         Anreize zum Datenerheben und -teilen,     gen aber auch, dass Schweizer durch-
Fundament für ein Gesundheitsdaten-               viele Daten bleiben deshalb unstruk-      aus bereit wären, ihre Gesundheitsdaten
ökosystem zu haben.                               turiert in den Silos, oder Aktenschrän-   zu teilen, wenn einerseits der Staat das
      Ein EPD ist aber bei Weitem nicht           ken, der Akteure gehortet. Und wenn       orchestriert und andererseits ein klarer
ausreichend für ein Gesundheitsdaten-             die Bereitschaft zum Teilen da wäre,      Nutzen ersichtlich ist (siehe Box zu den
ökosystem. Weitere Schritte und Pro-              fehlen die technischen Möglichkeiten      Umfragen).
zesse müssen digitalisiert und offene             oder das Know-how. Die Zurückhaltung

     Forschungsstandort Schweiz verliert an Attraktivität
     Anteil Pharmapatente mit Digitalisierungselementen, in Prozent

     2010                  2018

     		                                            0          1          2          3         4           5          6

     San Francisco Bay Area

     Greater Boston Area

     Singapur

     Tokio

     Schweiz

     Seoul

     Quelle: NZZ		                                                            (basierend auf der Studie von BAK Economics)

Wie schlecht die Schweiz bezüglich                ten selber bedauerlich, dem bessere       bei den Patentanmeldungen im Phar-
Digitalisierung ihres Gesundheits-                Therapien entgehen und für den hö-        mabereich mit digitalen Elementen.
wesens dasteht, zeigen internationa-              here Kosten anfallen. Es ist auch ver-    Diese geschehen immer mehr an an-
le Vergleiche. Im Digital Health Index            heerend für den Forschungsstandort        deren Standorten. Was das bedeutet,
der Bertelsmann Stiftung belegt sie               Schweiz.                                  ist klar: Wenn die Schweiz nicht auf-
den abgeschlagenen 14. Rang von 17.                     Eine Studie von BAK Economics       holt, werden künftig Investitionen in
Dass keine nationale Lösung für ein               zeigt eindrücklich die Transforma-        Forschung und Entwicklung in anderen
funktionales und integriertes elektro-            tion in der forschenden Pharmaindus-      Ländern getätigt. Die Schweiz bleibt bei
nisches Patientendossier vorliegt, di-            trie auf. Digitale Technologien werden    der Transformation auf der Strecke. So
gitale Transformation nicht ganzheit-             auch hier immer bedeutender. Wäh-         entgehen uns langfristig Arbeitsplätze,
lich gesehen wird und Daten kaum                  rend die Schweiz zwar allgemein nach      Wohlstand und der privilegierte Zu-
geteilt werden, sind die Hauptproble-             wie vor äusserst wettbewerbsstarke        gang zu innovativer Medizin.
me. Das ist nicht nur für den Patien-             Unternehmen hat, verliert sie Boden

Interpharma Digitales Gesundheitsdatenökosystem                        8
Interpharma Digitales Gesundheitsdatenökosystem   9
Übersicht zu den Zielen und Massnahmen in den einzelnen Handlungsfeldern

                         Ziele                                                                    Massnahmen

                         1) Robuste Governance zur Nutzung von Gesundheitsdaten,                   Aufbau einer grundlegenden
                         die den Akteuren einen fairen und umfassenden Zugang ermöglicht.          Dateninfrastruktur (Staat/PPP)

                         2) Interoperable, offene Systeme für die Datennutzung,                    Weiterentwicklung der
                         die international anschlussfähig sind.                                    Infrastruktur (Private Akteure)
   Technik und
  Infrastruktur
                         3) Wachsende nationale Dateninfrastruktur, die transparente
                         Datennutzung für Forschung, Public Health und
                         Gesundheitsversorgung erlaubt.

                         4) Einheitliche technische und qualitative Standards für Daten,           Festlegung gemeinsamer
                         Infrastruktur und Datennutzung für die Realisation von interoperablen     Qualitätsstandards, technisch
                         Systemen für Datenaustausch in der Schweiz.                               und ethisch (Staat und Private)

   Qualität und          5) Schweizer Systeme und Datensätze sind international anschlussfähig.    Festlegung eines Zertifi­­zierungs­-
    Standards                                                                                      prozesses für Infrastrukturen
                         6) Transparenz über Qualität von Daten und digitalen Anwendungen          (Staat und Private)
                         wie künstliche Intelligenz, Deep Learning, Algorithmen.

                         7) Ausbau der Kapazitäten für die Ausbildung von                          Konsequente Einbindung von digi-
                         Gesundheitsdatenwissenschaftlern.                                         taler Kompetenz in Lehrplänen von
                                                                                                   Aus- und Weiterbildungen (Staat)
                         8) Ausreichend Fachkräfte, um Systeme zu entwickeln,
    Fachkräfte           zu betreiben und produktiv zu nutzen.                                     Ausbildung von Fachkräften
                                                                                                   in Health-IT und Datenanalytik
                                                                                                   (Staat und Private)

                                                                                                   Sicherstellung des Zugangs
                                                                                                   zu internationalen Talenten (Staat)

                         9) Die zentralen Akteure beteiligen sich aktiv am Aufbau einer            Kulturwandel fördern: Datenteilen
                         gemeinsamen Gesundheitsdateninfrastruktur und an der Nutzung              und -nutzung als neue Normalität
                         von Gesundheitsdaten.                                                     (Staat und Private)

 Akzeptanz und           10) Die Bevölkerung vertraut in eine verantwortungs- und sinnvolle        Akteure involvieren: Kommunika-
  Beteiligung            Nutzung von Gesundheitsdaten durch die Akteure.                           tion und Dialog zur Datennutzung
                                                                                                   führen (Staat und Private)

                                                                                                   In inspirierende Pilotprojekte
                                                                                                   investieren (Private)

                         11) Es besteht ein rechtlicher Rahmen, der Datennutzung fördert und       Rechtliche Hürden für
                         die Rechte der Beteiligten schützt.                                       Datennutzung abbauen (Staat)

                         12) Die administrative Last in der Nutzung von Daten ist minimiert und    Anreize für Datennutzung
Regulierung und          gegenüber heute deutlich reduziert respektive automatisiert.              setzen (Staat)
   Anreize
                         13) Die Erstattung und Anreize für digitale Gesundheitsdienste sind
                         im Gesundheitssystem geregelt.

                         14) Die notwendige Finanzierung für den Aufbau einer nationalen           Startfinanzierung sicherstellen
                         Dateninfrastruktur ist gesichert.                                         (Staat)

                                                                                                   Investitionen in Innovation in
Finanzierung und                                                                                   Gesundheitsdatenökosystem (Private)
   Investition

Interpharma Digitales Gesundheitsdatenökosystem                          10
Wie kann die Schweiz
ihr Potenzial künftig                             Was wir von anderen Ländern
nutzen?                                           lernen können
Obwohl die Schweiz beim Aufbau eines              Während die Schweiz bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens ins
digitalen Gesundheitsdatenökosystems              Hintertreffen geraten ist, haben andere Ländern hier Fortschritte erzielt.
stark im Hintertreffen ist, hätte sie dafür       Natürlich lassen sich die Länder nicht pauschal mit der Schweiz vergleichen:
eigentlich ideale Vorbedingungen mit              Zentralistische Staaten wie Dänemark haben eine einfachere Ausgangs-
ihrem ausgezeichneten Bildungs­system,            lage, Entscheide top-down zu fällen, als die föderalistische Eidgenos-
den vielen Talenten und auch der sehr             senschaft. Estland beispielsweise konnte sein Gesundheitssystem nach
wettbewerbsstarken Forschung und In-              dem Fall des Eisernen Vorhangs quasi auf der grünen Wiese neu aufbau-
dustrie. Auch gibt es kaum ein Land, in           en. In der Schweiz haben sich gewisse Strukturen im Gesundheitswesen
dem Gesundheitsdaten grundsätzlich                über Jahrzehnte entwickelt und verfestigt. Und in Skandinavien haben
so gründlich und detailliert erhoben wer-         die Menschen im Allgemeinen weniger Vorbehalte gegenüber dem Teilen
den – sie werden zurzeit einfach kaum             von Daten als in der Schweiz, es herrscht eine andere Kultur des Vertrau-
strukturiert, verknüpft und damit nutz-           ens. Trotzdem können gewisse Erkenntnisse festgehalten werden:
bar gemacht. Wie das Potenzial von
Gesundheitsdaten für die Gesellschaft             Finnland
freigelegt werden kann, zeigt der Blick           Finnland hat eines der weltweit am weitesten entwickelten Gesundheits-
auf die im Digital Health Index führen-           datenökosysteme mit vernetzter Infrastruktur. Das Gesundheitsministe-
den Nationen. Diese haben gemein,                 rium hat gemeinsam mit anderen öffentlichen und privaten Partnern eine
dass sie dieses Ziel unter politischer            zentrale Datenplattform aufgebaut (Kanta). In dieser haben alle relevan-
Führung und konsequentem Einbezug                 ten Stakeholder Zugang zu elektronischen Krankheitsregistern, elektro-
der relevanten Anspruchsgruppen mit               nischen Patientenakten, E-Rezepten und dem elektronischen Austausch
einer ganzheitlichen sowie kohärenten             von Labor- und Bilddaten. Technisch gesehen ist dies auch möglich, weil
Strategie verfolgt haben. Ganzheitlich            die Daten im Kanta nicht nur eine digitale Abbildung der Krankenakte
und kohärent bedeutet dabei, dass                 im Sinne eines PDF darstellen, sondern analysiert, vernetzt, verknüpft
Massnahmen entlang der folgenden                  sind und so intelligent ausgewertet werden können. Damit es zu keinen
sechs Handlungsfelder ergriffen und               Missbräuchen kommt, wacht eine amtliche Behörde, die findata, über
aufeinander abgestimmt werden:                    den Zugang zu dem System. Und ausserdem hat Finnland nicht nur ein
                                                  Datenschutzgesetz, das klärt, welche Daten nicht geteilt werden sollen,
  1. Der Staat muss gemeinsam                     sondern ein Datennutzungsgesetz. Somit ist die Sekundärnutzung der
    mit Privaten eine vernetzte                   Gesundheitsdaten umfassend geregelt, was einerseits Vertrauen schafft
Infrastruktur aufbauen – die Auto-                und andererseits Innovation fördern kann.
  bahn des Gesundheitssystems
                                                  Kanada
Ein Gesundheitsdatenökosystem lässt               Kanada ist ähnlich wie die Schweiz ein föderal organisierter Staat. Die
sich in verschiedener Hinsicht mit dem            regionalen Datenschutzbehörden haben einen gemeinsamen Grundkon-
Strassenverkehrsnetz der Schweiz ver-             sens erarbeitet, wie Dritte Gesundheitsdaten weiterverarbeiten dürfen.
gleichen. Ist der übergeordnete Wert              Dieser Konsens wird allerdings unterschiedlich weit in der regionalen
beim Strassenverkehrsnetz Mobilität,              Gesetzgebung ausgelegt. Informationen aus den regionalen Patienten-
so lautet er beim Datenökosystem Ge-              dossiers fliessen auf nationaler Ebene in mehr als zehn krankheitsspezi-
sundheit. Auch das Datenökosystem                 fische Datenbanken (zum Beispiel zu Krebs oder Diabetes). Automati-
braucht eine Grundinfrastruktur, mit der          sche Übertragungen aus den regionalen Systemen gibt es aber auch in
jeder Daten digital einspeisen, teilen und        Kanada nicht.
nutzen kann. Diese Grundinfrastruktur
hat den Charakter eines öffentlichen              Grossbritannien
Gutes. Damit sie gebaut, unterhalten              Das britische Zentrum Clinical Practice Research Datalink umfasst die
und überwacht wird, braucht es eine               gemäss Experten grösste und meistgenutzte, verifizierte Datenbank für
orchestrierende Organisation. So wie              die Primärversorgung der Welt. Die Datensammlung entstand in den
es bei der Autobahn der Bund und bei              1980er-Jahren, als eine private Softwarefirma den Hausärzten elektroni-
Kantonsstrassen die Kantone sind,                 sche Systeme zur Erfassung von Patientendaten gratis bereitstellte, wenn
spricht auch bei der Grundinfrastruktur           sie diese mit anonymisierten Patientendaten für Forschungszwecke fül-
des Datenökosystems vieles für den                len. Da dies nicht kostendeckend war, hat 1990 eine öffentliche Stelle den
Staat in dieser Rolle – auch weil nur er          Aufbau der Datenbank übernommen und seit 2001 ist sie der Arzneimit-
das nötige Vertrauen hierfür bei den              telbehörde angegliedert.
Benutzern geniesst, das hat die Ab-
stimmung über die elektronischen
Identifikationsdienstleistungen gezeigt.

Interpharma Digitales Gesundheitsdatenökosystem                     11
Der Staat ist aber nicht auf sich alleine
gestellt, im Gegenteil: Für die Techno-
                                                     Die Dateninfrastruktur als Genossenschaft
logien hinter diesen digitalen Grund-
infrastrukturen des Gesundheitsdaten-                Die Genossenschaft Midata hat eine Plattform entwickelt, auf der die
ökosystems sollte der Staat eng mit                  Benutzer ihre Gesundheitsdaten hochladen und selber verwalten können.
Privaten zusammenarbeiten, die über                  Die Plattformbetreiber garantieren die Sicherheit und bieten die Mög-
Erfahrung und Know-how beim Aufbau                   lichkeit, abgestuft die Einwilligung zur Weiterverwertung der Daten zu
und Verwalten von solchen Plattformen                geben (dynamic and granular consent-management). Dadurch können
verfügen. So verfügen beispielsweise                 die Datenbesitzer eigenständig entscheiden, wem sie ihre Daten über die
die Betreiber der Plattform midata.coop              Plattform anonymisiert zur Verfügung stellen wollen. Um ein Konto bei
über Expertise im Umgang mit persön-                 Midata zu eröffnen, kann man an einem der unterschiedlichen, themen-
lichen Gesundheitsdaten (siehe Box).                 spezifischen Projekte teilnehmen – zum Beispiel Ally Science, das auf Pol-
      Das EPD ist eine potenzielle Spur              lenallergien eingeht und Allergikern datenbasiert und personalisiert auf-
der Grundinfrastruktur. Auch Krank-                  zeigt, in welchen Regionen das Risiko für sie besonders hoch ist. Oder das
heitsregister sind es. Damit das Sys-                Projekt Corona Science zur aktuellen Pandemie.
tem funktioniert, müssen diese Spuren
aber konsequent miteinander verknüpft                Quelle: www.midata.coop
werden können – ansonsten sind es
Einbahnstrassen. Dies ist ein wichti-
ger Punkt: Der Wert des Gesundheits-
datenökosystems steigt exponentiell,
                                                     SPHN schafft gemeinsame Standards
je vernetzter die darin existierenden                Das Swiss Personalized Health Network (SPHN) hat das Ziel, «Grund-
Spuren sind, weil sich dadurch Daten                 lagen für den landesweiten Austausch von gesundheitsbezogenen Daten
besser aggregieren lassen. Und das                   zu schaffen». Hierzu erhält es Förderbeiträge des Staatssekretariats für
schlägt die Brücke zum dritten Krite-                Bildung, Forschung und Innovation. Das SPHN soll ein Netzwerk aufbau-
rium für eine robuste Governance des                 en, zurzeit sind es vor allem fünf Unispitäler, in dem sich die Akteure auf
Gesundheitsdatenökosystems neben                     gemeinsame Standards bei Qualität und Governance einigen, die Daten
dem Orchestrator und der Technologie:                entsprechend strukturieren und damit der Forschung zugänglich machen.
Es braucht einheitliche Regeln sowie                 In einem neuen Partnerprojekt mit den ETH-Institutionen möchte SPHN
Standards, in welcher Form und Quali-                nun einen grossen Schritt in Richtung nationale Dateninfrastruktur machen.
tät die Daten strukturiert werden sollen.
Aber auch darüber, wie mit den sensib-               Quelle: www.SPHN.ch
len Gesundheitsdaten umgegangen
wird, also ethische Verhaltensregeln.
      Die Spuren sollten aber nicht nur           kehrs. Es braucht gemeinsame Be-              3. Es braucht Talente und Fach-
innerhalb der Schweiz verknüpft sein.             stimmungen zum verantwortungs-               kräfte – Datenkompetenz stärken
Das Ziel muss sein, dass das Schweizer            vollen Umgang mit den Daten und
Gesundheitsdatenökosystem dereinst                über den technischen sowie qualita-         Damit das System reibungslos läuft,
an internationale Initiativen – zum Bei-          tiven Standard, mit welchen diese er-       braucht es Leute mit den nötigen Kompe-
spiel den entstehenden EU Health Data             hoben, strukturiert und gespeichert         tenzen, um das System zu unterhalten, zu
Space – andocken kann und den grenz-              werden. Ersteres ist nötig für das          betreiben und natürlich zu nutzen. Daten-
überschreitenden Austausch dadurch                Vertrauen: Gesundheitsdaten sind            kompetenz, die Fähigkeit, mit Daten um-
ermöglicht.                                       enorm sensibel, deshalb müssen sie          zugehen, muss als eine Kernkompetenz
      Aufbauend auf der Grundinfra-               auch entsprechend geschützt und             integral in sämtlichen Lehr- und Ausbil-
struktur können dann auch private Ak-             gehandhabt werden. Die Verschlüs-           dungsplänen verankert werden. Und auch
teure ihre eigenen Spuren entwickeln,             selung von Gesundheitsdaten ist ein         die Unternehmen müssen sich im dualen
die das Ökosystem ergänzen und weiter             wichtiger Bestandteil des Systems.          Bildungssystem weiter stark engagieren
beleben.                                          Zweites für die Interoperabilität. Wer-     und ihren Angestellten die Möglichkeiten
                                                  den Daten nicht gemäss einem ge-            bieten, sich on the job digitale Kompe-
   2. Es braucht gemeinsame                       meinsamen Mindeststandard be-               tenzen anzueignen und diese zu stärken.
Standards für Verantwortung und                   züglich Qualität und in kompatiblen         Damit in der Schweiz ein florierendes
 Qualität – ein offenes Gesund-                   Formaten erhoben, lassen sie sich           Gesundheitsdatenökosystem entstehen
 heitsdatensystem ist nicht frei                  nicht verbinden. Wie bereits bei Punkt 1    kann, muss sie weiterhin möglichst offen
           von Regeln                             erwähnt, sollten diese Standards in-        für internationale Talente bleiben.
                                                  ternational abgestimmt sein.
Ein gemeinsames Gesundheitsda-                          Um sicherzustellen, dass die ge-
tenökosystem funktioniert nur, wenn               meinsamen Standards eingehalten wer-
sich die Nutzer an verbindliche und               den, braucht es effiziente Zertifizierun-
freiwillige Regeln halten – auch hier             gen der einzelnen Spuren und Systeme.
passt die Metapher des Strassenver-

Interpharma Digitales Gesundheitsdatenökosystem                         12
4. Es braucht Akzeptanz und
Beteiligung – Datenspenden ist das                   Gesundheitsdaten müssen und werden
neue Blutspenden
                                                     besonders geschützt: Die Kontrolle muss bei
Ein vernetztes Gesundheitsdatenöko-
                                                     den Patienten bleiben
system braucht die Beteiligung jedes                 Gesundheitsdaten sind besonders sensibel, deshalb müssen sie in
Einzelnen, damit sich damit der volle                einem vernetzten Gesundheitsdatenökosystem besonders vorsichtig
Nutzen entfalten lässt. Es muss sich eine            behandelt werden. Liegen die Daten strukturiert vor, lassen sie sich tech-
Kultur des Datenteilens entwickeln bei               nisch auch sauber verschlüsseln und schützen. Was wichtig ist, ist das
den Datenbesitzern sowie den Daten-                  Vertrauen der Bevölkerung in das System. Und hierfür ist neben dem
nutzern. Weil Daten die Lebensader                   strengen Datenschutz der Schweiz folgende Einsicht zentral: Für die For-
des medizinischen Fortschritts sind,                 schenden und damit auch Pharmaunternehmen ist in diesem System der
ist Datenteilen für das System laut                  Zugang zu anonymisierten Daten mit hoher Qualität entscheidend. Denn
ETH-Professor Elgar Fleisch so un-                   so lassen sich diese zu besser analysierbaren Sets zusammenführen.
abdingbar wie Blutspenden. Je mehr                   Dabei ist unerheblich, von welcher Person die Daten stammen. Rück-
Leute sich dessen bewusst sind und                   schlüsse auf diese müssen verhindert werden. Ebenfalls wichtig für das
ihre Gesundheitsdaten zur Verfügung                  Vertrauen ins System ist, dass dieses den Individuen Autonomie, also
stellen, anonymisier- und aggregier-                 die Hoheit über ihre eigenen Daten ermöglicht. Auch das lässt sich tech-
bar, desto grösser ist der Nutzen für die            nisch schon heute anbieten, was moderne Plattformen wie die Schweizer
Gesellschaft. Damit sich diese Einsicht              Genossenschaft Midata zeigen. Jeder kann dort Daten teilen, aber nie-
durchsetzt, braucht es umfassende                    mand muss.
Aufklärungsarbeit über den Wert und
die Grenzen des Datenteilens. Bür-
ger und Patienten müssen aktiv und                den beseitigt und Klarheit über die       Schweizer Datenschutzstandard auf-
eingehend aufgeklärt werden, dass                 erlaubte Datennutzung geschaffen          rechterhalten werden.
sie ihre Daten beispielsweise mit dem             werden. Das EPDG beispielsweise
General­ konsent teilen können und                untersagt die Weiterverwendung von                6. Es braucht eine
was das ihnen sowie der Gesellschaft              Daten durch Forschende zwar nicht              nachhaltige Finanzierung
bringt. Dieser Gesinnungswandel muss              explizit, sie regelt diese aber auch
sich bei allen beteiligten Akteuren ein-          nicht. Diese rechtliche Unklarheit ver-   Der Aufbau des Fundaments des Ge-
stellen, nicht nur bei den Patienten.             hindert, dass Daten gegeteilt werden.     sundheitsdatenökosystems wird Ini-
Auch andere datensammelnde Orga-                  Auch sollte geprüft werden, wie für ein   tial- und Unterhaltskosten bedingen.
nisationen wie Spitäler, Universitäten            funktionierendes Gesundheitsdaten-        Wie in Punkt 1 dargelegt, hat dieses
und Unternehmen müssen bereit sein,               ökosystem die Verantwortlichkeiten        Fundament viele Eigenschaften eines
ihr Silodenken aufzugeben, den kol-               im EPDG anders festgelegt werden          öffentlichen Gutes – so wie die Auto-
lektiven Nutzen stärker zu gewichten              müssten. Viel wichtiger ist aber: Es      bahn. Deshalb ist es wichtig, dass die
und beim Thema Daten die Qualität der             braucht auch rechtliche Anreize, Ge-      öffentliche Hand die Ressourcen für
Quantität überzuordnen.                           sundheitsdaten strukturiert zu er-        das Errichten dieses Fundaments auf-
      Für diesen Kulturwandel braucht             fassen und kuratieren. Denn das ist       wendet. Wie bei der Autobahn heisst
es von Beginn weg einen breit abge-               enorm aufwendig. Es braucht deshalb       das nicht, dass sie dieses dann grund-
stützten Dialog über die Ausgestaltung            neue Ansätze bei der Vergütung der        sätzlich gratis zur Verfügung stellen
und den Wert des Systems. Nur so wird             Leistungen von Spitälern und Ärzten,      muss. Es ist durchaus denkbar, die
es von den betroffenen Anspruchs-                 denn heute können diese die Arbeit        Nutzung der Grundinfrastrukturen mit
gruppen mitgetragen. Und es braucht               nicht abrechnen. Darüber hinaus sollte    Gebühren abzugelten. Die nachhal-
leuchtende Beispiele von Pilotprojekten           aber auch ein angemessener Ausgleich      tige Finanzierung des Gesundheits-
zwischen den Akteuren des Gesund-                 für die Investitionen möglich sein,       datenökosystems umfasst aber mehr
heitssystems, mit denen diese den                 die Private in das Strukturieren und      als das. Daten zu strukturieren und
Mehrwert von datengetriebenen Öko-                Kuratieren von Daten tätigen. Ganz        zu kuratieren ist aufwendig. Die Ak-
systemen greifbar machen.                         allgemein muss diskutiert werden,         teure des Gesundheitsdatenökosys-
                                                  ob eine robuste Gesundheitsdaten-         tems müssen deshalb in Technologie
5. Es braucht einen konstruktiven,                Governance in der Schweiz nicht ein       sowie die Ausbildung und Anstellung
   rechtlichen Rahmen – Anreize                   gut durchdachtes Datennutzungsge-         von Fachkräften investieren. Handelt
     fördern und Rechte klären                    setz bedingen würde.                      es sich dabei um Organisationen der
                                                        Auch muss mit internationalen       öffentlichen Hand, liegt auch hier der
Die Nutzung von Daten braucht auch                Vereinbarungen sichergestellt wer-        Ball beim Staat. Deutschland hat bei-
einen förderlichen rechtlichen Rah-               den, dass die Systeme grenzübergrei-      spielsweise hierfür im Krankenhaus-
men. Es muss klar sein, welche Daten              fend kompatibel sind, sodass auch auf     finanzierungsgesetz beträchtliche In-
unter welchen Bedingungen geteilt                 diesem Weg Daten getauscht werden         vestitionen in die Digitalisierung der
werden können. Hierzu müssen einer-               und Forschende international zusam-       Spitäler vorgesehen. Wie unter Punkt 5
seits unnötige rechtliche Blocka-                 menarbeiten können – dabei muss der       erwähnt, ist die Politik gefordert, mit

Interpharma Digitales Gesundheitsdatenökosystem                        13
dem rechtlichen Rahmen die richtigen
wirtschaftlichen Anreize zu schaffen.                Was steuert die Industrie bei?
Das stellt auch sicher, dass der Staat
nicht alleine in der Pflicht bei der Fi-             Damit ein offenes Gesundheitsdatenökosystem all die potenziellen Vor-
nanzierung des Gesundheitsdaten-                     teile für das Gesundheitssystem bringt, sind alle beteiligten Akteure in
ökosystems steht. Der Aufbau von                     der Pflicht – das betrifft natürlich auch die Pharmaindustrie. Und diese ist
Infrastrukturen etwa kann in gemein-                 sich ihrer Verantwortung bewusst. Die Mitglieder von Interpharma leisten
samen Projekten, Private-Public-Part-                schon heute wertvolle Beiträge, die ein solches Gesundheitsdatenökosys-
nerships, gestemmt werden. Für ein                   tem fördern:
lebendiges Gesundheitsdatenökosys-
tem muss es darüber hinaus auch rein                   Sie stellen Know-how, Ressourcen und ihr internationales Netzwerk zur
private Teilsysteme geben, die auf dem                 Verfügung, um zur Entwicklung und Umsetzung eines vernetzten Gesund-
Grundfundament aufbauen. Damit                         heitsdatenökosystems beizutragen.
sich gemischte und rein private Lö-
sungen nachhaltig finanzieren lassen,                  Sie investieren in den Aufbau und Unterhalt von Teilökosystemen und
braucht es geeignete Geschäfts- und                    beteiligen sich dabei an unterschiedlichen Kooperationen, zum Beispiel mit
Kooperationsmodelle. Ein funktionie-                   Universitäten oder dem Staat (Private-Public-Partnership).
rendes, vernetztes Gesundheitsdaten-
ökosystem birgt riesige medizinische                   Sie bekennen sich zu ethischen Standards im Umgang mit Daten.
und wirtschaftliche Chancen, es liefert
dadurch einen gewaltigen individuel-                   Sie bilden Fachkräfte und Lehrlinge aus in Datenkompetenz.
len sowie gesellschaftlichen Nutzen.
Mit anderen Worten: Die heutigen In-                   Sie teilen strukturierte Daten mit anderen Forschenden und Interessierten.
vestitionen in dieses System werden
sich in Zukunft mehrfach lohnen.                       Sie beteiligen sich aktiv am gesellschaftlichen Dialog über den Wert des
                                                       Gesundheitsdatenökosystems.

Wir alle sind nun gefordert!
Gesundheitsdatenökosysteme ver-                   Zentrum. Mit einem besseren Zugang        vernetzten Forschenden sowie ihrer
sprechen einen gewaltigen Nutzen:                 zu Daten liesse sich zudem die Präven-    wettbewerbsstarken Industrie. Für den
Patientinnen und Patienten profitie-              tion stärken, wodurch sich das System     nötigen Schritt vorwärts braucht es
ren von besserer und personalisierter             nicht nur am Heilen von Krankheiten       jetzt aber politischen Willen und Füh-
Medizin. Forschende können leichter               ausrichtet, sondern am Fördern des-       rung, um mit einem kohärenten Plan
nach neuen Lösungen suchen. Der                   sen, was es im Namen trägt: der Ge-       ein vernetztes Gesundheitsdatenöko-
Forschungsstandort Schweiz wird da-               sundheit.                                 system zu verwirklichen. Diese Bro-
durch gestärkt, was Investitionen in                    Die Schweiz ist beim Aufbau         schüre zeigt auf, an welchen sechs
Innovation und klinische Studien an-              eines Gesundheitsdatenökosystems          Handlungsfeldern sich dieser Plan
ziehen wird. Und die öffentliche Ge-              verglichen mit anderen Ländern zur-       orientieren könnte und was erreicht
sundheit als Ganzes wird transparen-              zeit rückständig, kann aber nach wie      werden muss. Es ist aber nicht nur die
ter, effizienter und sicherer. Statt sich         vor aufholen. Sie hat eine hervorra-      Politik, sondern jeder Einzelne gefor-
daran zu orientieren, dass Leistungen             gende Ausgangslage mit ihrem politi-      dert, einen Beitrag zu leisten. Also pa-
abgerechnet werden müssen, stünden                schen System, das Vertrauen fördert;      cken wir es an.
die Ergebnisse von Behandlungen im                mit ihren international führenden und

Interpharma Digitales Gesundheitsdatenökosystem                        14
Roadmap zum Gesundheitsdatenökosystem

                          2021        2022        2023         2024        2025     2026        2027      2028       2029       2030

                       Governance-
                                                             Entwicklung Dateninfrastrukturen
                       Prinzipien

      Technik und                                           Weiterentwicklung und Betrieb der Dateninfrastrukturen
     Infrastruktur

                       Festlegung
                                              Kuratierung der Standards
                       Standards

                                           Festlegung und Operationalisierung eines Zertifizierungsprozesses für Dateninfrastrukturen
     Qualität und
      Standards

                       Einbindung digitaler
                       Kompetenzen in Lehrpläne

                                                Lehrgänge für Health-IT und Datenanalytik

      Fachkräfte                    Erleichterter Zugang internationaler Talente

                                    Kulturwandel hin zu gemeinsamer Datennutzung

                                    Öffentliche Kommunikation
                                    und Dialog über Datennutzung
    Akzeptanz und
     Beteiligung
                                    Umsetzung inspirierender Pilotprojekte

                             Regulatorischer Prozess: Hürden für Datennutzung abbauen

                                                            Anreize für Datennutzung setzen
   Regulierung und
      Anreize

                                                            Startfinanzierung Dateninfrastruktur

                                                Investitionen in Gesundheitsdatenökosysteme
   Finanzierung und
      Investition

Interpharma Digitales Gesundheitsdatenökosystem                             15
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