Ergebnisse und Empfehlungen des Nationalen Forschungsprogrammes "Nachhaltige Wassernutzung" NFP 61 - Die Politik ist gefordert

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Faktenblatt

Ergebnisse und Empfehlungen des
Nationalen Forschungsprogrammes
«Nachhaltige Wassernutzung» NFP 61

Die Politik ist gefordert
Der sozioökonomische Wandel und der Klimawandel verschärfen in
den nächsten Jahrzehnten die Konflikte um Schutz und Nutzung von
Wasser und Gewässern.
Für eine umfassende und nachhaltige Wasserwirtschaft sind Politik
und Praxis auf allen Ebenen gefordert – und auch die Raumplanung,
die Landwirtschaft, der Tourismus und die Energiepolitik.

    Nachhaltige Wassernutzung
    Nationales Forschungsprogramm NFP 61
ERGEBNISSE

Was ändert sich im Wasserhaushalt der Schweiz?

                                                              Konflikte nehmen zu –
Häufiger regionale Wasserknappheit                            Zusammenarbeit ist gefragt
Die Schweiz hat auch in Zukunft über alles gesehen ge­        Die erwähnten Veränderungen verschärfen die Konflikte
nü­­gend Wasser. Weniger Sommerniederschläge und ge-          um Schutz und Nutzung des Wassers zwischen den ver-
ringere Schneeschmelze können aber regional und zu            schiedenen – legitimen – Interessen. Um die Nachhaltig-
gewissen Zeiten vermehrt zu Wasserknappheit führen.           keit der Wassernutzung in der Schweiz zu stärken, braucht
Höhere Wassertemperaturen beeinträchtigen die Was-            es eine engere Zusammenarbeit zwischen den Wasser-
serqualität. Als Folge der massiven Bautätigkeit fallen in    sektoren, wie z.B. Gewässerschutz, Hochwasserschutz,
bestimmten Regionen Flächen für die Grundwasserge-            Wassernutzung, und über den Wasserbereich hinaus. Der
                 winnung weg. Die Erschliessung von           Fachausduck dazu heisst «Integriertes Wassermanage-
                 Karstwasservorkommen kann zwar lokal         ment» (IWM). Integriertes Wassermanagement bedeutet
                 Entlastung bringen, löst aber das Grund-     auch Zusammenarbeit zwischen den politischen Einhei-
                 problem nicht.                                              ten Gemeinden und Kantone, denn IWM
                                                                             darf nicht an Gemeindegrenzen Halt ma-
Das NFP 61 hat festgestellt, dass in den alpinen Gebie-
                                                                             chen, sondern muss entlang von Bächen
ten der Klimawandel für den Wasserhaushalt der Zukunft
                                                                             und Flüssen und in deren Einzugs­gebieten
prägend ist; in den ausseralpinen Gebieten jedoch hat
                                                                             umgesetzt werden.
der sozioökonomische Wandel, insbesondere das Wirt-
schafts- und das Siedlungswachstum, meist ein grösseres
Gewicht für die Wasserwirtschaft als der Klimawandel.

Schwindende Gletscher und neue Seen                            Nationales Forschungsprogramm «Nachhaltige
Der Klimawandel wird vor allem im Hochgebirge rasch            Was­­­­sernutzung» NFP 61
sichtbar: Rund 90% des in der Schweiz vorhandenen Ei-          In den Jahren 2008 bis 2014 wurden Grundlagen erarbei-
ses wird höchstwahrscheinlich bis zum Ende des 21. Jahr-       tet für eine Zukunftsstrategie zur Sicherung der Ressour-
hunderts wegschmelzen. Gletscher ziehen sich in Höhen          ce Wasser und der Wasserwirtschaft in der Schweiz. Mit
               von über 4000 m zurück. Es entstehen            16 Forschungsprojekten wurden zentrale Aspekte der
                Hunderte kleine und auch einige grosse         schweizerischen Wasserwirtschaft untersucht.
                neue Seen im Hochgebirge. Ihr Gefah-
                renpotenzial ist erheblich. Sie bieten aber    Vier Thematische Synthesen zu wichtigen Schwer-
               auch Chancen für den Tourismus und die          punkten (vgl. Rückseite, «Produkte des NFP 61») verknüp-
               Wasserkraftnutzung.                             fen die Ergebnisse und fassen sie für Fachleute beim
                                                               Bund, in den Kantonen und in der Praxis zusammen.
                                                               Dafür wurden auch Forschungsergebnisse von ausser-
                                                               halb des NFP 61 eingearbeitet, sodass ein Gesamtbild
Zunehmende Trockenheit                                         entstand und Folgerungen für eine nachhaltige Wasser-
Heisse und trockene Sommer mit wenig Niederschlag              nutzung in der Schweiz abgeleitet werden konnten.
könnten in Zukunft häufiger auftreten. In einzelnen Regi-
onen kann es zu Wasserknappheit kommen. Neue im NFP            In der Gesamtsynthese wurden die wichtigsten Brenn-
61 entwickelte Methoden und Instrumente ermöglichen            punkte und Empfehlungen für die interessierte Öffent-
die Früherkennung von Trockenheit (www.drought.ch).            lichkeit und für die Politik zusammengestellt.
Sommertrockenheit und Niedrigwasser und damit zu-
               sammenhängend die Erwärmung der                 Dieses Faktenblatt zeigt in aller Kürze die wichtigsten
               Gewässer können zum Problem werden              Empfehlungen und stützt sich dabei auch auf die Ab-
               für den Gewässerschutz und das Grund-           schlussveranstaltungen von Ende 2014, an denen Politik
               wasser, dies besonders in Gebieten mit          und Praxis prominent zu Wort kamen.
               Siedlungs- und Nutzungsdruck.
EMPFEHLUNGEN

                                                             «Integriertes Wassermanagement» (IWM)
                                                             in Einzugsgebieten
Wo besteht Handlungsbedarf?                                  Zur Lösung der Wasserprobleme braucht es eine ganz-
                                                             heitliche Betrachtung auf regionaler oder überregionaler
                                                             Ebene: zum Beispiel zur Sanierung von Gewässern, für
                                                             die Planung von Wasserinfrastruktur, im Hochwasser-
                                                             schutz oder im Umgang mit Wasserknappheit. Interes-
Übergeordnete Wasserpolitik                                  senkonflikte sind dabei unvermeidlich, aber sie müssen
Das NFP 61 zeigt deutlich die Bedeutung von drei             frühzeitig erkannt und vorausschauend gelöst werden.
Grundsätzen:                                                 IWM ist ein Mittel dazu.
1 Zukunftsgerichtete Rahmenbedingungen: Die Politik
                                                             Wie erwähnt müssen Bund und Kantone hierfür die nö-
  setzt die Rahmenbedingungen für Schutz und Nut-
                                                             tigen Rahmenbedingungen setzen. Ein Beispiel ist die
  zung der Gewässer. Da sich die Konflikte verschärfen,
                                                             Einführung einer Pflicht zur kantonsübergreifenden Pla-
  sind klare Rahmenbedingungen umso wichtiger.
                                                             nung in Einzugsgebieten, wo es die Probleme erfordern.
2 Langfristiger Horizont: Infrastrukturen im Wert von
                                                             Der Bund und die Kantone können auch vermehrt ihre
   vielen Milliarden Franken müssen unterhalten und
                                                             finanziellen Beiträge an die Bedingung knüpfen, dass es
   erneuert werden. Entscheide ziehen grosse Investi-
                                                             integrierte wasserwirtschaftliche Planungen und Trä-
   tionen nach sich und prägen die Strukturen für viele
                                                             gerschaften auf Ebene Einzugsgebiet gibt. Auch über
  Jahrzehnte. Eine sorgfältige und breit abgestimmte,
                                                             Ausbildung, Wissensaustausch, Praxisanleitungen und
   vorausschauende Planung ist unerlässlich.
                                                             Modellprojekte lässt sich in einem föderalen Staat viel
3 Umfassende Betrachtung: Die traditionelle Wasser- und
                                                             erreichen. Diese schon anlaufenden Bestrebungen (z. B.
   Gewässerpolitik kann allein nicht für eine nachhaltige
                                                             die Wasser-Agenda 21) sind zu fördern.
   Wassernutzung sorgen: Auch die Raumentwicklungs-,
   die Energie-, die Landwirtschafts- und die Tourismus-     Das NFP 61 empfiehlt:
   politik müssen einbezogen werden.                           Die Siedlungsentwicklung, die Wasserkraftnutzung,
                                                               die Landwirtschaft und der Tourismus stehen vor der
Das NFP 61 empfiehlt:
                                                               wichtigen Aufgabe, die regionalen Chancen und Risi-
  Der Bund sollte seine meist gut aufgestellten sekto-
                                                               ken im Bereich Wasser frühzeitig und in verstärktem
  ralen Wasserpolitiken (Gewässerschutz, Hochwasser-
                                                               Masse zu integrieren. Dazu braucht es keine grundle-
  schutz, Wassernutzung usw.) im Hinblick auf die kom-
                                                               genden Korrekturen an der Aufgabenverteilung:
  menden Herausforderungen stärken. Dazu braucht
                                                               Es genügt eine sanfte Reform, die allerdings in vielen
  es auch eine bessere Koordination mit den übrigen
                                                               Regionen zu neuen regionalen Trägerschaften und
  betroffenen Politikbereichen wie z.B. Raumordnung,
                                                               Organisationsformen führen könnte. Gefordert sind
  Energie und Landwirtschaft, aber auch mit den Kan-
                                                               die regionalen Verbände und die Gemeinden.
  tonen und der Wasserwirtschaft. Eine nationale Was-
                                                               Die Regionalentwicklung muss vermehrt auf die Ver-
  serstrategie könnte hierzu einen geeigneten Rahmen
                                                               änderungen achten, die sich aus dem Klimawandel
  bilden.
                                                               und dem veränderten Wasserhaushalt ergeben. Die
  Gestützt darauf sollten die Kantone eigene Wasserstra-
                                                               absehbaren Veränderungen bei Grundwasser und
  tegien erarbeiten und ihre Gesetzgebung und Verwal-
                                                               Oberflächenwasser müssen in die Planungen einbe-
  tungsorganisation überprüfen, damit eine optimale
                                                               zogen werden. Die Regionalentwicklung sollte in eine
  Abstimmung und langfristige Planung aller Wasser-
                                                               Richtung gehen, die den Wasserbedarf begrenzt. Eine
  sektoren möglich ist. Damit soll auch der Rahmen für
                                                               Wende weg von der Angebotssteuerung, welche
  eine nachhaltige Wassernutzung abgesteckt werden
                                                               die Verfügbarkeit von Wasser garantiert, hin zu einer
  und ein integriertes Wassermanagement in den Ein-
                                                               Nachfragesteuerung, welche die Nachfrage durch
  zugsgebieten und Regionen gefördert werden. Klare
                                                               z. B. ökonomische und technische Mittel steuert, ist
  Vorgaben geben Rechtssicherheit für die Akteure, die
                                                               dazu unerlässlich.
  für die Umsetzung von Massnahmen verantwortlich
  sind.                                                       Die Projekte des NFP 61 geben – neben zahlreichen
  Integriertes Wassermanagement (IWM) ist primär in          Praxisanleitungen des BAFU und der Fachverbände – für
  jenen Einzugsgebieten voranzutreiben, wo die Koor-         viele Aspekte des IWM und für Analysen in einzelnen
  dination und der Interessenausgleich besonders wich-       Themenbereichen methodische Impulse: Das Integra-
  tig sind. Hierzu braucht es ein Impulsprogramm des         tions- und Bewertungswerkzeug «Nachhaltigkeitsrad»
  Bundes für das IWM. Die Kantone führen ein flächen-        (MONTANAQUA); die Karten und Simulationsmodelle
  deckendes Grobscreening durch und erstatten dem            der neuen Seen im Hochgebirge (NELAK); die Model-
  Bund Bericht, wo es IWM-Projekte braucht. Wenn nötig       lierung von Sedimentfrachten (SEDRIVER); die Methode
  sind hierfür die gesetzlichen Grundlagen anzupassen.       KARSYS für die Charakterisierung von Karstwassersyste-
  Die Umsetzung des IWM soll dann Sache der Kantone          men (SWISSKARST); die Entscheidungsunterstützung für
  sein. Diese sollen dabei durch den Bund unterstützt        das Management von Fliessgewässern und die Praxis-
  und begleitet werden. Nötig sind auch zusätzliche För­­-   werkzeuge für IWM-Projekte (IWAGO).
dermittel von Bund und Kantonen für Pilotprojekte,              Um neuen Naturgefahren im Gebirge zu begegnen,
   die Zukunftsthemen aufgreifen. Eine systematische Er-           müssen Bergkantone und -gemeinden jetzt handeln,
   folgskontrolle sollte vom Bund in Zusammenarbeit mit            denn raumplanerische, organisatorische und bauliche
   der Forschung sichergestellt werden.                            Massnahmen zur Anpassung brauchen Zeit. Verän-
   Staatliche Anreize und Instrumente sind in allen Po-            derungen der Gletscher und in ihrem Umfeld sind zu
   litikbereichen zunehmend auf die Ziele der nachhal-             beobachten und das Gefahren- und auch Nutzungs-
   tigen Wassernutzung und der langfristigen Vorsorge              potenzial von neu entstehenden Seen ist fallweise zu
   abzustimmen respektive dafür zu nutzen.                         beurteilen.
   Eine nachhaltige Wassernutzung und insbesondere
   IWM-Projekte brauchen langfristige Datenreihen zu
   Hydrologie, Wassernutzungen und Nutzungsrechten.             Landwirtschaftspolitik
   Bund und Kantone müssen zu ihren entsprechenden              Die Produktion von Nahrungsmitteln ist abhängig vom
   Monitoringsystemen Sorge tragen und sie bei Bedarf           nutzbaren Wasser. Wegen des Klimawandels muss mit
   punktuell ergänzen.                                          häufigeren Trockenheiten und regional mit Engpässen
                                                                beim Bewässerungswasser gerechnet werden.
Raumordnungspolitik                                             Das NFP 61 empfiehlt:
und Siedlungswasserwirtschaft                                     Entsprechend dem Bericht des Bundesrates von 2012
Die wachsende Siedlungsfläche bedroht in Grundwasser-             zum Postulat Walter muss die Landwirtschaft schritt-
zonen den Betrieb von Trinkwasserfassungen, da die not-           weise auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet
wendigen Schutzzonen und Schutzmassnahmen nicht                   werden.
mehr gewährleistet werden können. Der Klimawandel                 Praxisnahe Empfehlungen zu Anpassungen u. a. von Bo-
beeinflusst zudem die saisonale Wasserverfügbarkeit wie           denbearbeitung und Fruchtfolgen sind zu erarbeiten.
auch die Wasserqualität, dies auch im Grundwasser. Der            Die Bewässerung muss durch technische und/oder
Rückgang der Gletscher in den Alpen führt zu neuen Be-            betriebliche Verbesserungen sowie durch Weiterbil-
dingungen und Gefahren im Hochgebirge. Wo im Jura, im             dung der Produzentinnen und Produzenten wasser-
Mittelland und in den Voralpen Sommertrockenheit und              sparender werden.
Niedrigwasser drohen, braucht es Mut zu griffigen raum-           Investitionen in die Infrastruktur zur Bewässerung sind
planerischen und ökonomischen Massnahmen.                         mit Nutzungsvorschriften und Auflagen zur standort-
                                                                  gerechten Produktion zu verbinden.
Das NFP 61 empfiehlt:
                                                                  Falls diese Massnahmen nicht genügen, müssen An-
  Bestehende Wasserleitungen und Abwasserkanäle, die
                                                                  passungen bei der Raumordnung, Regeln für Wasser­
  eine Lebensdauer von 50 oder noch mehr Jahren ha-
                                                                  entnahmen oder ökonomische Anreize zur Minimie-
  ben, müssen den zukünftigen Verhältnissen mit wahr-
                                                                  rung der Auswirkungen auf die Wasserressourcen
  scheinlich höheren Niederschlagsintensitäten ange-
                                                                  diskutiert werden.
  passt und instand gehalten werden.
                                                                  Wo traditionelle Flurbewässerung die ökologische
  Die mittel- und langfristige Planung der Wasserinfra-
                                                                  und landschaftliche Vielfalt sichert, können Bewirt-
  strukturen soll Unsicherheiten infolge begrenzter Da-
                                                                  schaftungsverträge und Direktzahlungen Anreize zur
  ten und zukünftiger Entwicklungen berücksichtigen
                                                                  Sicherung dieser Werte bieten.
  und die verschiedenen Akteure der Siedlungswasser-
  wirtschaft in den Planungsprozess einbeziehen.
  Hierzu sollten Instrumente und Methoden wie bei-              Energiepolitik
  spielsweise die multikriterielle Entscheidungsanalyse
                                                                Die Energiepolitik zielt auf verstärkte Nutzung erneuerba-
  (MCDA) zur Unterstützung der Infrastrukturplanung
                                                                rer Energien. Für die Wasserwirtschaft relevant sind: Die
  des NFP 61 weiterentwickelt und eingesetzt werden:
                                                                Nutzung der Fliessgewässer für die Wasserkraftnutzung
  Sie ermöglichen einen Übergang vom problembasier-
                                                                und für die Kühlung von thermischen Kraftwerken sowie
  ten «Reparieren» zum vorausschauenden Planen der
                                                                die Nutzung von Grundwasser und Seen mit Wärme-
  Infrastrukturen.
                                                                pumpen für Heizung und Kühlung. Der Klimawandel ver-
  Es braucht eine umfassende Analyse der heutigen und
                                                                ändert die verfügbaren Wassermengen und erhöht die
  der künftigen Nutzungen und der nutzbaren Wasser-
                                                                Wassertemperatur. Die kombinierten Auswirkungen von
  ressourcen (Quantität und Qualität), und zwar überre-
                                                                Nutzung und Klimawandel auf die Ökologie der Gewässer
  gional auf der Ebene von Einzugsgebieten.
                                                                sind noch wenig klar.
  Auf dieser Situationsanalyse basierend sollten Risi­ko­
  gebiete mit einem potenziellen Ungleichgewicht zwi-           Das NFP 61 empfiehlt:
  schen Wasserdargebot und -bedarf identifiziert wer­den.         Bei der Vergabe von Konzessionen zur Nutzung der
  Insbesondere für diese Risikogebiete sollte eine Planung        bestehenden und neuen Seen sind Fragen rund um
  der Wasserressourcenbewirtschaftung erfolgen, um ak-            die langfristige Sicherung der Nachhaltigkeit im Be-
  tuelle und künftige Nutzungskonflikte zu vermeiden, zu          reich Wasser vermehrt zu berücksichtigen.
  lösen – oder falls erforderlich – die richtigen Prioritäten     Spätestens bei der Erneuerung der Konzessionen muss
  zu setzen. Dazu müssen die vom Bund begonnenen Um-              überprüft werden, welche Speicher als Mehrzweck-
  setzungsarbeiten der Empfehlungen zur Wasserversor-             speicher für Wasserkraftnutzung, Hochwasserschutz,
  gung 2025 und zum Postulat von Nationalrat H. Walter            Trinkwasser und Bewässerungswasser ausgeschieden
  zu «Wasser und Landwirtschaft» zügig vollendet werden.          werden sollen.
EMPFEHLUNGEN                                                                                    FORSCHUNG

     Die Gewässerschutzbehörden müssen die thermische
     Belastung von Grundwasser, von Fliessgewässern und                                         Die Forschungsprojekte des NFP 61
     von natürlichen Seen durch Wärmepumpenanlagen                                              In den 16 Forschungsprojekten wurden die Auswirkungen der
     (Kühlung und Heizung) sowie die Wasserqualität in                                          zu erwartenden Änderungen des Klimas, der Gesellschaft und der
     diesen Gewässern im Auge behalten. Dies ist beson-                                         Ökonomie auf den Wasserhaushalt, die hydrologischen Extreme, die
     ders wichtig, weil die Wassertemperaturen infolge des                                      Wasserqualität und die Gewässerbiologie mit den damit verbunde-
     Klimawandels steigen.                                                                      nen Fragen der Wassernutzung untersucht.

                                                                                                AGWAM Wasser wird auch für die Schweizer Landwirtschaft knapp.
Tourismuspolitik                                                                                Prof. Jürg Fuhrer, Agroscope Reckenholz-Tänikon
Viele Tourismusorte wachsen weiterhin. Die Anzahl von
Hotels und Ferienwohnungen und damit der Gäste                                                  DROUGHT-CH Sind wir auf Trockenperioden vorbereitet?
nimmt zu. Dies benötigt entsprechend mehr Trinkwasser                                           Prof. Sonia Seneviratne, ETH Zürich
und Bewässerungswasser für Rasen und Gärten, beson-
                                                                                                FUGE Gletscherrückgang – noch genügend Wasser für die Wasser-
ders in der Sommersaison. Der Wintertourismus verlangt
                                                                                                kraftproduktion? Prof. Martin Funk, ETH Zürich
zunehmend eine künstliche Beschneiung der Skipisten.
Der Klimawandel verändert die Attraktivität der Alpen-                                          GW-TEMP Einfluss des Klimawandels auf das Grundwasser.
landschaft und verursacht neue Gefahrenpotenziale.                                              Dr. David M. Livingstone, Eawag Dübendorf
Das NFP 61 empfiehlt:
  Um neuen Naturgefahren im Gebirge zu begegnen,                                                GW-TREND Grundwasserknappheit durch Klimawandel?
  müssen Tourismusregionen schon jetzt handeln, Ver-                                            Prof. Daniel Hunkeler, CHYN Neuenburg
  änderungen der Gletscher und des Gletscherumfeldes
                                                                                                HYDROSERV Nachhaltige Sicherung von Wasserressourcen.
  sind zu beobachten (Monitoring) und das Gefahren-
                                                                                                Prof. Adrienne Grêt-Regamey, ETH Zürich
  und auch Nutzungspotenzial ist fallweise laufend zu
  beurteilen.                                                                                   IWAGO Auf dem Weg zu einer integrativen Wasserpolitik.
  Die mittel- und langfristige Planung der Wasserinfra-                                         Prof. Bernhard Truffer, Eawag Dübendorf
  strukturen muss Varianten der Tourismusentwicklung
  und Unsicherheiten wegen der Klimaentwicklung                                                 IWAQA Integriertes Management der Wasserqualität von Fliess­
  berücksichtigen. Die verschiedenen Akteure der Was­                                           gewässern. Dr. Christian Stamm, Eawag Dübendorf
  serwirtschaft in der Region, wie beispielswiese Wasser-
  versorgung, Tourismusverantwortliche, Landwirtschaft                                          MONTANAQUA Wasserbewirtschaftung in Zeiten von Knappheit
  und Wasserkraftnutzung, sind in den Planungsprozess                                           und globalem Wandel. Prof. Rolf Weingartner, Universität Bern
  einzubeziehen, um ein regionales Wassermanage-
  ment sicherzustellen.                                                                         NELAK Seen als Folge schmelzender Gletscher: Chancen und
  Bei der Vergabe von Konzessionen zur Nutzung der                                              Risiken. Prof. Wilfried Haeberli, Universität Zürich
  bestehenden und neuen Seen in Tourismusregionen
                                                                                                RIBACLIM Von Flüssen gespiesenes Trinkwasser: Noch sauber
  muss überprüft werden, welche Speicher als Mehr-
                                                                                                genug? Prof. Urs von Gunten, Eawag Dübendorf
  zweckspeicher für Wasserkraftnutzung, Trinkwasser
  oder Bewässerungswasserreserve ausgeschieden                                                  SACFLOOD Wie verändert sich die Hochwassergefahr in den Alpen?
  werden sollen. Solche Nutzungen müssen mit den                                                Dr. Felix Naef, ETH Zürich
  benachbarten Gemeinden innerhalb eines Einzugsge-
  bietes koordiniert werden.                                                                    SEDRIVER Mehr Hochwasser – mehr Sedimenttransport – weniger
                                                                                                Fische? Dr. Dieter Rickenmann, WSL Birmensdorf

                                                                                                SWIP Langfristige Planung nachhaltiger Wasserinfrastrukturen.
                                                                                                Dr. Judit Lienert und Prof. Max Maurer, Eawag Dübendorf

                                                                                                SWISSKARST Karstwasser, eine Wasserressource für die Zukunft?
                                                                                                Dr. Pierre-Yves Jeannin, SISKA La Chaux-de-Fonds

                                                                                                WATERCHANNELS Bewässerungskanäle für die Artenvielfalt und
                                                                                                den Tourismus. Dr. Raimund Rodewald, SL Bern
Impressum
Herausgeberin: Leitungsgruppe NFP 61: Prof. em. Christian Leibundgut (Präsident),
Universität Freiburg i.Br.; Prof. Günter Blöschl, Technische Universität Wien; Prof. Dietrich
Borchardt, Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ, Leipzig; Ulrich Bundi (bis
2013), Eawag, Dübendorf; Prof. Bernd Hansjürgens, Helmholtz Zentrum für Umwelt-
                                                                                                Begleitforschungsprojekte
forschung UFZ, Leipzig; Prof. Bruno Merz, GeoForschungsZentrum, Potsdam; Prof. i.R.             Potenziale und Limitationen transdisziplinärer Wissensproduktion in
(Universität Wien) Franz Nobilis, Ministerialrat im Lebensministerium (Sektion Wasser,          Forschungsprojekten des NFP 61. Tobias Buser, Dr. Flurina Schneider,
Hydrographisches Zentralbüro), Wien | Redaktionsteam: Dr. Bruno Schädler, Prof. em.
Christian Leibundgut, Felix Walter, Dr. Patricia Fry (Leiterin Wissensaustausch), Dr. Bar-      Prof. Stephan Rist, Universität Bern
bara Flückiger Schwarzenbach (Programmkoordinatorin) | Videos: Patricia Fry, Wissens-
management Umwelt, Zürich; Renata Grünenfelder, Halbbild Halbton, Zürich | Layout:              Methoden der inter- und transdisziplinären Wissensintegration im
Esther Schreier, electronic publishing, Basel | Übersetzung: Trad8, Delémont | Fotos:
Max Maurer, Sabine Rock, Patricia Fry, Keystone, Miredi – Fotolia.com, Reportair. Hinter-
                                                                                                NFP 61-Syntheseprozess. Dr. Sabine Hoffmann, Dr. Christian Pohl,
grundfoto Beat Ernst, Basel.                                                                    Prof. Janet Hering, Eawag Dübendorf
PRODUKTE

Publikationen und Produkte des NFP 61
Thematische Synthesen 1–4
Bezug: www.nfp61.ch oder nfp@snf.ch

1   Wasserressourcen der Schweiz: Dargebot und Nutzung –
    heute und morgen
    Astrid Björnsen Gurung und Manfred Stähli

2   Bewirtschaftung der Wasserressourcen unter steigendem
    Nutzungsdruck
    Klaus Lanz, Eric Rahn, Rosi Siber und Christian Stamm

3   Nachhaltige Wasserversorgung und Abwasserent-
    sorgung in der Schweiz: Herausforderungen und Hand-
    lungsoptionen
    Sabine Hoffmann, Daniel Hunkeler und Max Maurer

4   Nachhaltige Wassergouvernanz: Herausforderungen
    und Wege in die Zukunft
    Franziska Schmid, Felix Walter, Flurina Schneider und
    Stephan Rist

Gesamtsynthese
Nachhaltige Wassernutzung in der Schweiz: NFP 61 weist
Wege in die Zukunft, Leitungsgruppe NFP 61 (2015),
Gesamtsynthese im Rahmen des NFP 61, vdf-Verlag
www.vdf.ethz.ch/info/showDetails.asp?isbnNr=3611

Projektpublikationen
Siehe www.nfp61.ch
• Interview- und Artikelreihe in «Aqua & Gas», Fachberichte
  in «Wasser, Energie, Luft», etc.
• Mehr als 160 wissenschaftliche Publikationen und Dis­
  ser­ta­tionen

Videos und Ausstellung
Für alle Forschungsprojekte wurde ein kurzer Videoclip «Ein-
blick» gedreht. Den Abschluss machen 10 Videomodule
«Ausblick» zu den Themen «Schwindende Gletscher», «Was-
serressourcen der Zukunft», «Zunehmende Trockenheit»,
«Wachsende Siedlungen» und «Wassermanagement». Link
zu den Videos und zum Download: www.nfp61.ch, DVD im
Gesamtsynthesebuch.
Mithilfe eines Ausstellungsmoduls können die wichtigsten
Botschaften in Messen, Museen und Amtsgebäuden inter-
aktiv vermittelt werden (Bestellung beim SNF: nfp@snf.ch).
Sie können auch lesen