Töne zeit - Es tut gut, Ballast abzuwerfen Täglich Tai Chi und ein Stückchen Schokolade

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Töne zeit - Es tut gut, Ballast abzuwerfen Täglich Tai Chi und ein Stückchen Schokolade
zeittöne
Das Magazin Leben im Alter   Frühjahr/Sommer 2019

Lebenslinien

Es tut gut, Ballast
abzuwerfen
L e b e n s lu st

Täglich Tai Chi
und ein Stückchen
Schokolade
L es es es s e l

Klassisch, sachlich,
fröhlich, nach­denklich
Töne zeit - Es tut gut, Ballast abzuwerfen Täglich Tai Chi und ein Stückchen Schokolade
Des Himmels heitre Bläue        Ed i to r i a l
  Lacht dir ins Herz hinein
Und schließt, wie Gottes Treue,
  mit seinem Dach dich ein.
        Theodor Fontane

                                  Wir sind da!
                                  Liebe Leserin, lieber Leser,
                                                                                              Stefanie Locher
                                  es ist vollbracht. Sie blättern in der ersten Ausgabe       Dr. Alexander Lahl
                                  unseres, künftig zweimal jährlich erscheinenden Magazins    Geschäftsführung
                                  »zeittöne«. Eine jede Zeit hat ihren eigenen Klang, ihren   Liebenau Lebenswert Alter
                                  ganz eigenen Ton, der sich im Reichtum an Geschichten       gemeinnützige GmbH
                                                                                              Liebenau Leben im Alter
                                  von Ihnen und uns und über alle, die unsere Einrichtungen
                                                                                              gemeinnützige GmbH
                                  so lebenswert machen, zeigt. In »zeittöne« soll sich eine   Heilig Geist – Leben im Alter
                                  Symphonie der bei uns gelebten Vielfalt offenbaren, ein     gemeinnützige GmbH
                                  lebendiger Klangraum entwickeln, der immer wieder neue,
                                  überraschende Töne hervorbringt. Wir wollen erzählen
                                  vom Leben und seinen Wendungen, von Ihnen und von
                                  uns. Wir wollen Wissenswertes an die Hand geben und
                                  Raum für Ihre eigenen Gedanken schaffen. Und wir freuen
                                  uns, wenn Sie sich aktiv an dieser Komposition beteiligen
                                  und uns Ihre Ideen und Vorschläge zukommen lassen.
                                  »zeittöne« ist ein Magazin, das wir mit Ihnen und für Sie
                                  gestalten.

                                  Ganz herzlich grüßen wir Sie

                                  Ihre                           Ihr
                                  Stefanie Locher                Dr. Alexander Lahl

                                                                                                    zeittöne Editorial 3
Töne zeit - Es tut gut, Ballast abzuwerfen Täglich Tai Chi und ein Stückchen Schokolade
I n h a lt

                                                                                                                15      Impuls:
                                                                                                                        Spurensuche in
                                                                                                                        sieben Generationen

                                                      16       er Sommer kommt, leckere
                                                              D
                                                              Smoothies selber machen.
                                                                                                                                                     22         Lesesessel
                                                                                                                                                                Klassisch,
                                                                                                                                                                sachlich, fröhlich,

06            Heute muss ich keine Fenster
             »                                                                                                                                                  nach­denklich

                                                                                           20
             putzen, aus denen ich nicht raus
                                                                                                 Digitale Welt
                                                                                                	
             kucke, weil ich das Zimmer gar
                                                                                                  Einfach sicher sein
             nicht mehr brauche.«

                                                10 LEBENSLANG                                                                     Immer wieder –
                                                    Es muss jeden Tag schmecken!          Wissenswert                            immer anders
                                                	Seit 2008 leitet Bernd Rothacker
                                                  die Produktionsküche im Franzis­
                                                                                           16 Aufgepasst!                         15	Impuls
06 Lebenslinien                                   kuszentrum in Friedrichshafen.
                                                                                           	 Der Sommer kommt.                   	
                                                                                                                                   Spurensuche in
                                                  Er will, dass seine Gerichte den
    Es tut gut, Ballast abzuwerfen                Gästen nicht nur schmecken,
                                                                                              Leckere Smoothies selber             sieben Generationen
                                                                                              machen, Sommer genießen              Prälat Michael H.F. Brock
	»Heute muss ich keine Fenster                   sondern auch verträglich sind.
                                                                                              und cool bleiben
  putzen, aus denen ich nicht raus
                                                                                                                                  18 	NEWS
  kucke, weil ich das Zimmer gar nicht
                                                12 LEBENSLUST                              20 D igitale Welt                     	
                                                                                                                                   Aus der Stiftung Liebenau
  mehr brauche«, sagt Gaby Thiel.
                                                                                              Einfach sicher sein                  Pflege und Lebensräume
  Sie und ihr Mann Jochen finden:                   Täglich Tai Chi und
  Lebensqualität im Alter ist, nur noch             ein Stückchen Schokolade               24 Geborgen und Sicher                 22 Lesesessel
  das zu machen, was einem gut tut.
                                                	
                                                 Seit 70 Jahren steht Elke Twiessel­          S erviceWohnen – Das neue              Klassisch, sachlich,
  Engagement für andere inklusive.
                                                   mann auf den Brettern, die ihr die         Wohnkonzept                             fröhlich, nach­denklich
                                                   Welt bedeuten. Ein Gespräch mit
                                                   der 92jährigen Schauspielerin am
                                                                                                                                  26 Impressum
                                                   Schauspiel Stuttgart über Glück,
                                                   Lust und viel Arbeit.                                                          28 Kontakt

4 zeittöne Inhalt                                                                                                                                           zeittöne Inhalt 5
Töne zeit - Es tut gut, Ballast abzuwerfen Täglich Tai Chi und ein Stückchen Schokolade
Lebenslinien

                          »Es tut gut, Ballast
                          abzuwerfen«
                          Das Ehepaar Gaby und Jochen Thiel lebt seit 2006 in den Lebens­
                          räumen für Jung und Alt am Rande der Ravensburger Altstadt in
                          einer sehr gemütlichen Maisonette-Wohnung. Sie haben sich
                          frühzeitig dafür entschieden, ihr eigenes Reihenhaus aufzugeben
                          und eine Wohnform zu suchen, die ihnen erlaubt, das Älterwerden
                          zu genießen.

6 zeittöne Lebenslinien                                                 zeittöne Lebenslinien 7
Töne zeit - Es tut gut, Ballast abzuwerfen Täglich Tai Chi und ein Stückchen Schokolade
Lebenslinien

H
           eute muss ich keine Fenster put­         Und von wegen Altenteil: »Wir wurden sehr
           zen, aus denen ich nicht raus kucke,     aktiv, weil wir lästige alltägliche Altlasten los
           weil ich das Zimmer gar nicht mehr       waren.« Sie engagierte sich 10 Jahre im Bewoh­
           brauche.« So trocken fasst Gaby          nerbeirat. Er wurde unter anderem zum »Ober­
Thiel zusammen, was Lebensqualität im Alter         müllmann«, der zusammen mit der Archege­
ausmachen kann. Die Thiels haben sich schon         meinschaft samstags Flaschen, Plastikmüll und
früh darüber Gedanken gemacht, wie sie leben        anderes für alle im Bollerwagen zum Container
wollen, wenn die Kinder aus dem Haus sind.          brachte. Die Ehrenämter haben sie vor kurzem
Ihr Credo: Glück ist, wenn man das macht, was       abgegeben: »Es müssen auch mal Jüngere ran.«
guttut. »Unser Thema ist: Loslassen, weil wir       Sie kümmert sich weiterhin um das Gelingen
damit nur gewinnen können«, sagen sie über­         des wöchentlichen Nachmittagskaffees. Er ist
einstimmend. Wo andere noch am Gewohnten            aktiver Seniorensportler. Man hat nicht den Ein­
festhalten sind sie neue Wege gegangen. In der      druck, den Thiels sei es langweilig. Engagement
Mehrgenerationenanlage Lebensräume für Jung         ist für sie immer noch selbstverständlich. Wenn     schieden: Die Gaby ist die Frau für ihren Neffen.   das ehrenamtliche Engagement in der Gemein­
und Alt haben sie sich sofort in die Maisonette-    man sie braucht, sind sie immer da. »Wir haben      Die »Kuppeltante« sorgte dafür, dass es so kam.     de haben weder den Söhnen noch dem Mann
Wohnung verliebt und sie als ihr neues Zuhause      nichts aufgegeben, nur Ballast abgeworfen und       Gaby war 19 Jahre alt. Jochen 23. Neun Monate       geschadet. »Im Gegenteil«, sagt sie, »wir haben
auserkoren. »Natürlich haben wir eine Weile         die goldrichtige Entscheidung getroffen«. Die       später wurde Hochzeit gefeiert. Sie kannten sich    alle davon profitiert, dass wir einander ein eige­
hin und her diskutiert und abgewogen bis es         drei Söhne finden längst, ihre Eltern haben alles   zwar kaum, mochten sich aber ganz gern. »Die        nes Leben gelassen haben.«
soweit war«, erzählt Jochen Thiel.                  richtig gemacht.                                    ersten Jahre waren nicht wirklich romantisch«,
                                                                                                        sagt Jochen. Und Gaby bestätigt: »Plötzlich         Hand in Hand spazieren die Thiels durch die
Begleitet vom anfänglichen Unverständnis ihrer      Dabei war der Start ins Leben für das inzwi­        saßen wir allein miteinander in einer Wohnung       Fußgängerzone und witzeln: »Das hat mit
drei Söhne, die die Eltern noch lange nicht         schen 55 Jahre verheiratete Paar alles andere       und mussten lernen, zusammen zu leben. Das          Verliebtheit im Alter gar nichts zu tun. Glauben
auf dem »Altenteil« sehen wollten, verkauften       als einfach. Geboren 1940 und 1944 in Königs­       war nicht leicht.« Gelernt haben sie gut und        Sie das bloß nicht. Wir halten uns aneinander
sie ihr Reihenhaus und zogen um. Schon fast         berg und Röszel in Ostpreußen wurden sie im         respektvoll miteinander zu leben – auch hef­        fest, damit keiner umkippt.« Aber so sei das
13 Jahre wohnen sie hier. »Wir können allen nur     Januar 1945 zu Flüchtlingen, die mit Hundert­       tig zu streiten, wenn es notwendig ist. »Aber       halt. Man könne nicht davon ausgehen, dass
empfehlen, Neues zu wagen, es stecken so viele      tausenden anderen über das lebensgefährliche        wir haben in frühester Kindheit erfahren, was       alles immer so weitergeht. »Wir lernen mit
Chancen darin.« Sie leben seitdem in einer Ge­      Haff in den Westen zogen.                           leben heißt und worauf es wirklich im täglichen     unseren wachsenden Begrenztheiten zu leben.«
meinschaft, in der es so wichtig ist, gegenseitig                                                       Miteinander ankommt. Das ist ein Fundament,         Und beide wissen: »Wenn wir nicht mehr die
aufmerksam zu bleiben, damit es allen gut geht -    Gaby Thiel wuchs in Ravensburg auf. Dort hatte      auf das wir unbewusst immer aufbauen konn­          Kraft haben, bedingungslos füreinander da zu
ohne dabei die eigene Privatsphäre aufzugeben       auch die resolute Tante von Jochen Thiel eine       ten«, betont Gaby Thiel, die nie nur Mutter und     sein, dann ist Hilfe nicht weit.« Dafür haben sie
und immer die der anderen zu respektieren.          neue Heimat gefunden, und eines Tages ent­          Hausfrau sein wollte. Ihre Berufstätigkeit und      gesorgt.

8 zeittöne Lebenslinien                                                                                                                                                            zeittöne Lebenslinien 9
Töne zeit - Es tut gut, Ballast abzuwerfen Täglich Tai Chi und ein Stückchen Schokolade
L ec k e r b i s s e n

                                                                           S
                                                                                    chuld ist, wie so oft die Mutter. Sie war   das zu servieren, was meine Gäste mögen, ken­
                                                                                    es, die Bernd Rothacker schon in jun­       nen und gut vertragen«, konstatiert er. So wird
                                                                                    gen Jahren die Liebe zur traditionellen     inzwischen der Wunsch nach vegetarischen
                                                                                    Küche vermittelt hat, die er bis heute      Gerichten vermehrt an ihn herangetragen. Dem
                                                                           für das Beste hält, was wir haben. Deswegen          kommt er gerne nach und verwendet in seiner
                                                                           sei ganz früh für ihn klar gewesen: »Ich werde       Küche am liebsten regionale Produkte. Rezepte
                                                                           Koch!« Bloß die Arbeitszeiten in der Gastrono­       braucht er längst nicht mehr. Er weiß wie es
                                                                           mie bereiteten ihm Probleme. Beruf, Familie          geht. Die durchweg positiven Rückmeldungen
                                                                           und Freizeit wollte er besser in Einklang brin­      geben ihm recht. Zuhause kocht seine Frau.
                                                                           gen. Immerhin ist er seit 30 Jahren
                                                                           aktives Mitglied der »Wangemer
                                                                           Narrenzunft Kuhschelle weiß-rot
                                                                                                                 »Ich sehe mich als guten
                                                                           e.V.« und kümmert sich um das
                                                                           »Klausen«, damit sich die die Wan­
                                                                                                                 Handwerker, der sein Gewerk
                                                                           gener Kinder über den Besuch des      beherrscht.«
                                                                           Nikolaus freuen können. Aber weil
                                                                                                                                »Sie kann das sehr gut. Sieht man ja«, sagt‘s und
                                                                           er sich nie einen anderen Beruf vorstellen konn­
                                                                                                                                tätschelt liebevoll seinen Bauch. Und was isst er
                                                                           te, hat er nach Wegen gesucht, die ihm erlaub­
                                                                                                                                selber gern? »Alles. Gut zubereitet muss es halt
                                                                           ten, Beruf und Engagement gerecht zu werden.
                                                                                                                                sein. Aber bitte keine Nierle!« Er streicht über
                                                                           Die fand er auf verschiedenen Stationen bei
                                                                                                                                seinen Spitzbart und schmeckt mit sichtlichem
                                                                           der Stiftung Liebenau, wo er seit 26 Jahren die

Es muss jeden Tag
                                                                                                                                Genuss eine Brokkolicremesuppe ab, die gleich
                                                                           ganze Bandbreite seines Könnens einbringt
                                                                                                                                serviert werden soll.
                                                                           und weiterentwickelt. »Ich sehe mich als guten
                                                                           Handwerker, der sein Gewerk beherrscht.«

schmecken!                                                                 Seine Küche will er daher nicht als Kunst ver­
                                                                           standen wissen, sondern als bodenständig
                                                                           und solide. »Ich koche und plane mit meinen
                                                                           15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Fran­
                                                                           ziskuszentrum täglich 400 Essen für ältere Men­
Seit 2008 ist Bernd Rothacker Leiter der Produktionsküche im Franziskus­   schen. Ihnen muss das jeden Tag schmecken,
zentrum in Friedrichshafen. Schon als kleiner Bub wollte er Koch           sonst mache ich grundlegend was falsch.« Und
                                                                           so gibt es cremige Suppen, weil die besser auf
werden. Einen anderen Beruf kann er sich bis heute nicht vorstellen.       dem Löffel bleiben als eine klare Brühe. Das
                                                                           Fleisch muss weicher sein als anderswo. »Ich
                                                                           sehe es als meine Aufgabe an, im besten Sinne

10 zeittöne Leckerbissen                                                                                                                             zeittöne Leckerbissen 11
Töne zeit - Es tut gut, Ballast abzuwerfen Täglich Tai Chi und ein Stückchen Schokolade
L e b e n s lu st

                         Elke Twiesselmann
                         als Maria Josefa in
                         Bernarda Albas Haus.

                         Täglich Tai Chi und ein
                         Stückchen Schokolade
                         Das Stuttgarter Schauspiel ist das zweite Zuhause von Elke Twiessel­
                         mann. Als Maria Josefa in Bernarda Albas Haus und als Furie und
                         Kilissa in der Orestie ist die 92jährige in dieser Saison zu sehen.
                         Die Schau­spielerin ist seit 70 Jahren auf der Bühne präsent und lebt
                         ihren Beruf, zu dem sie eher zufällig kam, mit großer Leidenschaft.
                         Eine ganz besondere Frau: Feinsinnig, bedacht, kühn und auch ein
                         bisschen kokett.

12 zeittöne Lebenslust                                                     zeittöne Lebenslust 13
Töne zeit - Es tut gut, Ballast abzuwerfen Täglich Tai Chi und ein Stückchen Schokolade
L e b e n s lu st                                                                                       Im p u l s

                                                                                                        Prälat Michael H.F. Brock
                                                                                                        ist Vorstand der Stiftung
                                                   	Viele freuen sich auf das Ende eines               Liebenau
                                                      langen Arbeitslebens. Sie offensichtlich
                                                      nicht. Warum?
                                                   Ach, wissen Sie, darüber habe ich nie nachge­
                                                   dacht. Meine Professorin an der Universität          Spurensuche in
                                                   fand, ich hätte ein großes Talent fürs Schauspiel.
                                                   Da war ich Anfang 20 und wusste nichts vom
                                                   Theater und seinen unglaublichen Möglich­
                                                                                                        sieben Generationen
                                                   keiten. Dann wurde es mein Leben. Bis heute.         Die erste Generation, die ich bewusst erlebt      brauchten: Bildung, ein Dach über dem Kopf,
                                                   Natürlich habe ich das große Glück, von keinen       habe, in Gestalt meiner Urgroßoma, wurde          Geld, eine Menge Leistungserwartung und
                                                   Krankheiten zu wissen. Eigentlich ist mein gan­      noch im neunzehnten Jahrhundert geboren,          Verantwortung. Nur was wir uns erträumt
                                                   zes Leben vom Glück begünstigt. Ich habe die         hat zwei Weltkriege erlebt, und ich fand meine    haben, Geborgenheit und Liebe, konnten wir
                                                   Bomben in Hamburg überlebt, wurde von mei­           Urgroßoma immer in den Sommerferien in H. in      nicht erwarten von der Generation, die sich
                                                   nen Lehrern ermutigt, meine Stärken zu erken­        W., hinter dem Ofen sitzend, oder auf der Bank    damit begnügen musste, überlebt zu haben und
                                                   nen und ich habe einen großen Freundeskreis,         vor dem Haus, in schwarze Kleider gehüllt, mit    aus den Trümmern wieder Städte zu bauen.
                                                   der meine Familie ist. Es gibt so viele interes­     einer Schürze bekleidet, beim Kartoffelschälen.   Die fünfte Generation hat sich dann ausgetobt.
	Liebe Frau Twiesselmann, für viele              sante Rollen für Frauen wie mich. Da werde ich       Opa und Oma, die beiden mütterlicherseits,        Dafür waren wir, die vierte Generation, zu jung.
    Menschen ist Altsein eine Idee, die sie        mich doch nicht aufs Altenteil zurückziehen.         haben mir den Krieg verschwiegen, alle beide.     Der sechsten Generation haben wir unsere
    sich lieber nicht vorstellen mögen.            	Sie leben seit 40 Jahren in Stuttgart, waren       Nur dass Opa immer Streifen an meinen Hosen       Träume überliefert, die Sehnsucht nach Gebor­
    Sie haben gar keine Zeit Gedanken                 über zwei Jahrzehnte Rollenlehrerin an            vermisst hat. Großmutter väterlicherseits war     genheit und die leidlich ersten Versuche, das
    darauf zu verschwenden. Aber eine Idee?           der Staatlichen Hochschule für Musik und          der Krieg auch noch in den Siebzigerjahren des    Wort Liebe wenigstens wieder zu buchstabieren.
Elke Twiesselmann: Lacht »Als Kind habe ich           Darstellende Kunst und sind an verschiede­        letzten Jahrhunderts anzumerken. Sie war stark    Freilich haben wir fast die ganze Generation
mir immer vorgestellt, wenn ich alt bin, dann         nen Bühnen eine gefragte Schauspielerin.          und hart, nicht nur zu ihren Söhnen. Sie hatte    gebraucht herauszufinden, dass wir sie über­
liege ich im Bett lese und esse pausenlos Prali­      Gibt es eine Phase, die Sie besonders erlebt      ihren Mann verloren im Krieg. Das war die         haupt vermissten. Wie gesagt, wir kannten die
nen. Jetzt bin ich es und gönne mir täglich ein       haben?                                            zweite Generation meiner Erinnerung. Die dritte   Liebe nicht. Heute wird gerade die siebte
Stückchen Schokolade. In Wirklichkeit bin ich      Ob Sie es glauben oder nicht, die Zeit seit mei­     Generation hat uns, der vierten Generation, ihr   Generation geboren. Hoffentlich kommt ihr kein
ein schrecklich fauler Mensch und liege sehr       nem 70. Geburtstag bis heute ist die schönste        ganzes Leben lang verschwiegen, dass sie die      Krieg dazwischen. Denn sie hätte die Chance
gern mit einem Buch auf dem Sofa. Und richtig:     in meinem Leben. Ich habe seitdem eine innere        Liebe nie kannte. Sie kannte Abschied, Aufbruch   endlich wieder zu leben, was durch zwei Kriege
Dazu habe ich viel zu wenig Zeit. Ich muss Texte   Freiheit, die ich so früher nicht gekannt habe.      und Verantwortung. Leistung war ihr Thema,        verloren ging: Liebe und Geborgenheit. Heute
lernen, proben, spielen und die Vorbereitungen     Das wirkt sich auf mein ganzes Sein aus. Vorher      Arbeit und Anerkennung. Es war die Generation,    verabschieden wir die dritte Generation.
für meine literarischen Programme treffen. Das     habe ich mich oft kleingemacht, das ist vorbei.      die es wieder zu etwas gebracht hatte: Zu         Manche von uns versöhnt. Bei manchen steht
alles ist viel Arbeit. Aber ich genieße das. Be­   Ich bin kühn geworden und neugierig geblieben.       unserem Land, einem trügerischen Frieden,         ein versöhnter Abschied noch aus. Und andere
wegung ist auch wichtig: Thai Chi, Schwimmen       Und solange das Theater mich will, gebe ich          zu Wohlstand und zu einer Versicherungslogik      haben diese sieben Generationen völlig anders
und ich fahre überall mit dem Fahrrad hin. Mein    mein Bestes.                                         in allen Belangen. Wir, die vierte Generation,    erlebt. Gott sei Dank.
Auto habe ich längst abgeschafft.«                    Interview: Heike Schiller                         haben alles bekommen, was wir zum Leben           Michael H. F. Brock

14 zeittöne Lebenslust                                                                                                                                                               zeittöne Impuls 15
Töne zeit - Es tut gut, Ballast abzuwerfen Täglich Tai Chi und ein Stückchen Schokolade
g es u n d h e i t

Aufgepasst!
Der Sommer
kommt                                              Trinken, trinken, trinken
                                                   – aber das ist ja bekannt                                                                                      Dank für Rezept und Fotos
                                                                                                                                                                  an Inge Straub vom Haus der
                                                   Trotzdem muss immer wieder daran erinnert                                                                      Pflege St. Sebastian in Witten­
Der Sommer: Wir genießen das Zusam­                werden: Bei Hitze, aber auch schon bei wär­                                                                    hofen
mensein mit der Nachbarschaft draußen im           merem Wetter sollten wir noch besser darauf
Garten, sitzen bis spät abends auf unserem         achten, ausreichend zu trinken. Das vergisst
Balkon, machen herrliche Spaziergänge und          man gerne, auch weil das Durstgefühl bei älte­
freuen uns an den langen Tagen. Das Leben          ren Menschen nicht mehr allzu ausgeprägt ist.
spielt sich draußen ab, ist gesellig und gemein­   Und: Alkohol ist kein Durstlöscher. Koffeinhaltige
schaftsfördernd.                                   Getränke auch nicht. Beides strengt den Kreis­
                                                   lauf nur zusätzlich an. Dafür geht es unserem
Aber wenn etwa eine längere Hitzeperiode uns       Organismus gut, wenn wir ausreichend Wasser
müde und träge macht, dann stöhnen alle und        oder Schorle trinken. Und das am besten nicht
                                                                                                        Leicht und Lecker                                 dienen, sie sind eine köstliche Ergänzung oder
sehnen sich nach Abkühlung. Besonders ältere       eisgekühlt aus dem Kühlschrank. Es schadet
                                                                                                        Smoothies                                         Zwischenmahlzeit, die sie fit und gesund durch
                                                                                                                                                          den Sommer begleiten. Laden Sie doch mal Ihre
und alte Menschen empfinden den Hochsom­           nicht, wenn Sie immer ein volles Glas griffbereit    Ganz leicht können diese leckeren und ge­
                                                                                                                                                          Nachbarn und Freunde zu einer sommerlichen
mer mit seinen Temperaturen um die 30 Grad         haben.                                               sunden Mixgetränke selber gemacht werden.
                                                                                                                                                          Smoothieparty ein.
oft als strapaziös und können der Wärme dann                                                            Smoothies sind nach dem englischen Wort
leider nicht mehr viel abgewinnen. Der Kreislauf                                                        »smooth« benannt, was übersetzt heißt: Ge­
ist auch ohne Bewegung belastet, die natürliche
                                                   Achtung Erkältungs­                                  schmeidig und weich. Man nehme einen Mixer        An die Medikamente denken
Wärmeregulierung ist durch die altersbedingten
                                                   gefahr                                               oder Pürierstab, Lieblingsobst, Lieblingsgemü­
                                                                                                                                                          Manche Menschen müssen regelmäßig Medi­
Veränderungen des Körpers und weniger aktive       An den ganz heißen Tagen ist es für alle Men­        se und Kräuter, ein bisschen Wasser, säubere
                                                                                                                                                          kamente einnehmen. Darunter sind einige, die
Schweißdrüsen nicht mehr so gewährleistet wie      schen am besten, wenn sie sich nicht unbedingt       die Zutaten, mixe oder püriere sie so lange bis
                                                                                                                                                          den körpereigenen Wasserhaushalt beeinflus­
bei Jüngeren.                                      und über Stunden draußen aufhalten. Beson­           sie geschmeidig und cremig sind. Ob Mango,
                                                                                                                                                          sen. Im Sommer kann das zu unerklärlichem
                                                   ders um die Mittagszeit. Viele besitzen Ventila­     Erdbeere, Banane, Gurke, Tomate oder Avo­
                                                                                                                                                          Unwohlsein führen. Sprechen Sie Ihren Arzt an,
Diese herrliche Jahreszeit erfordert daher ein     toren oder verfügen über eine Klimaanlage. Sie       cado, Minze, Rosmarin oder Spinat – einfach die
                                                                                                                                                          ob Ihre Medikamente dazu gehören und lassen
bisschen mehr Aufmerksamkeit für uns selbst        helfen die Raumtemperatur abzukühlen. Eine           Zutaten nehmen, putzen, waschen, klein schnei­
                                                                                                                                                          Sie sich beraten, wie damit am besten umzuge­
und andere. Wir haben einige Tipps für Sie         Erkältung ist leicht zu vermeiden: Auch wenn         den und zu einem besonderen Geschmacks­
                                                                                                                                                          hen ist.
zusammengestellt, mit denen Sie gut durch          es noch so verlockend ist, sollte man sich nicht     erlebnis mixen. Smoothies ersetzen zwar keine
die heißen Tage kommen.                            überhitzt einem kalten Luftstrom aussetzen.          Mahlzeit und sollten nicht als Durstlöscher

16 zeittöne Gesundheit                                                                                                                                                          zeittöne Gesundheit 17
Töne zeit - Es tut gut, Ballast abzuwerfen Täglich Tai Chi und ein Stückchen Schokolade
N ac h r i c h t e n au s d e r St i f t u n g

                                                                                                        Lotsen im Pflegedschungel
                                                                                                        Wer Informationen rund um das Thema Pflege      modernisiert die Stiftung Liebenau ab Herbst
                                                                                                        sucht, ist bei den Gemeinwesenarbeiterinnen     2019 den gesamten Innenbereich. Die Fertig­
                                                                                                        und -arbeitern der Stiftung Liebenau an der     stellung ist bis 2024 geplant.
                                                                                                        richtigen Adresse. Neben ihrer moderierenden
                                                                                                        Funktion in den Lebensräumen für Jung und Alt   Neues Haus der Pflege in Tettnang
                                                                                                        übernehmen sie nun auch die Lotsenfunktion      Im März 2019 wurde das neue Haus der Pflege
                                                                                                        rund um das Thema Pflege. Sie informieren       Dr. Albert Moll in Tettnang fertiggestellt. Neben
                                                                                                        über die vielfältigen Angebote und entspre­     45 modernen Einzelzimmern mit Rundumbe­
                                                                                                        chenden Ansprechpartner und stellen somit bei   treuung umfasst der stilvolle Neubau zehn Ap­
                                                                                                        der Suche nach der passenden Pflegeleistung     partements nach dem Konzept ServiceWohnen,
                                                                                                        eine wertvolle Unterstützung dar.               das Seniorinnen und Senioren durch bedarfsge­
                                                                                                                                                        rechte Hilfen und technische Assistenzsysteme
                                                                                                        GeriNoVe – Neues geriatrisches Notfall-         individuelle Unterstützung und Sicherheit bietet.
                                                                                                        Versorgungszentrum
                                                                                                        GeriNoVe ist ein gemeinsame Modellprojekt       Königsmoos weiht Lebensräume
                                                                                                        des Medizin Campus Bodensee und der Stiftung    für Jung und Alt ein
                                                                                                        Liebenau, das die Versorgungslücke zwischen     Mit einem Festakt wurden im Februar 2019

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                                                                                                        Pflege und Krankenhaus schließt. Ab Juli 2019   die Lebensräume für Jung und Alt in Königs­
                                                                                                        versorgt das Zentrum ältere Menschen, die       moos eingeweiht. Das Mehrgenerationenhaus
                                                                                                        ambulant oder stationär gepflegt werden und     mit zwölf Wohnungen und Gemeinschafts­raum
                                                                                                        in Akutsituationen – bei plötzliche hinzukom­   für die Königsmooser Bürgerschaft zählt derzeit
                                                                                                        mender Erkrankung oder krankheitsbedingtem      20 Bewohnerinnen und Bewohnern im Alter
ServiceWohnen – Geborgen und Sicher                Charta zur Behandlung schwerstkranker und            Ausfall pflegender Angehöriger – kurzfristig    von vier bis 85 Jahren.
Im ServiceWohnen finden Seniorinnen und            sterbender Menschen                                  intensivere Hilfe benötigen.
Senioren, die ihren Alltag weiterhin selbstbe­     Die Charta zur Betreuung schwerstkranker und                                                         Baustart für neues Haus der Pflege und
stimmt gestalten möchten und ein gewisses          sterbender Menschen in Deutschland setzt sich        Franziskuszentrum Friedrichshafen               ServiceWohnen in Waldburg
Maß an Hilfen benötigen, Geborgenheit und          für Menschen ein, die aufgrund einer fortschrei­     wird modernisiert                               Mitte Mai 2019 wurde der Spatenstich für das
Gemeinschaft. Neben unseren zugewandten            tenden, lebensbegrenzenden Erkrankung mit            Seit rund 23 Jahren ist das Franziskuszen­      neue Haus der Pflege in Waldburg gesetzt. Bis
Fachkräften tragen hier technische Assistenzsys­   Sterben und Tod konfrontiert sind. Mit ihrer         trum Friedrichshafen Heimat, Treffpunkt und     Herbst 2020 entstehen hier zwei Wohngruppen
teme – wie etwa die automatische Herdabschal­      Unterschrift im März 2019 verpflichtet sich die      Anlaufstelle für ältere, pflegebedürftige und   mit jeweils 15 modernen Einzelzimmern. Die
tung, automatisch einschaltende Wegelichter        Stiftung Liebenau, die Ziele der Charte zu verfol­   schwerstpflegebedürftige Menschen. Um das       Fertigstellung der 14 benachbarten Apparte­
und eine Notruftaste – zur individuellen Unter­    gen und die damit verbundenen Anforderungen          umfangreiche Spektrum an differenzierten        ments mit technischen Assistenzsystemen nach
stützung und zur Sicherheit der Mieterinnen        umzusetzen.                                          Hilfen weiterhin in einem zeitgemäßen und       dem neuen Konzept ServiceWohnen ist bis
und Mieter bei.                                                                                         ansprechenden Ambiente anbieten zu können,      Frühjahr 2021 geplant.

18 zeittöne Nachrichten aus der Stiftung                                                                                                                     zeittöne Nachrichten aus der Stiftung 19
N e u es au s d e r d i g i ta l e n W e lt

Einfach sicher sein
In den letzten Jahrzehnten hat sich die digitale Welt mit vielen Innovationen in fast allen Lebens­
bereichen etabliert. Mehr und mehr können sie auch den Alltag älterer Menschen erleichtern.            genommen und mit vielen Projektpartnern in          uns steht die Autonomie und Lebensqualität
Wir stellen Ihnen vor, welche Vorteile technische Assistenzsysteme haben und wie sie etwa im           ganz Deutschland Innovationen auf den Weg           der Menschen in unseren Einrichtungen im
Bereich ServiceWohnen der Stiftung Liebenau künftig Anwendung finden.                                  gebracht, die nun Marktreife erlangt haben und      Vordergrund. Ich freue mich sehr, dass wir mit
                                                                                                       verlässlich eingesetzt werden können.               dem Assistenzsystem etwas anbieten können,
                                                                                                                                                           das Sicherheit gibt und notwendige Unterstüt­
Den Begriff »Technische Assistenzsysteme« ken­     GmbH in Duisburg, Enrico Löhrke. Er ist Fach­       Die Entscheidung der Stiftung Liebenau bei der      zungsmaßnahmen erkennen lässt.« Gleichzeitig
nen die meisten. Denken aber an ihr Auto, das      mann für Care Home Assistenzsysteme und             Planung neuer Angebote für Menschen mit Un­         macht er deutlich »Menschliche Zuwendung
über ein automatisiertes Abbremssystem oder        berät die Stiftung Liebenau bei der Einrichtung     terstützungsbedarf technische Assistenzsyste­       und zwischenmenschliche Kontakte dürfen da­
einen Tempomat verfügt. Beides macht das           dieser Systeme für die neue Wohnform                me anzubieten ist daher folgerichtig. Das erste     durch nicht ersetzt werden.« Dazu gehöre eine
Autofahren sicherer. Dabei gewinnen Assistenz­     ServiceWohnen.                                      ServiceWohnen Projekt ist bereits fertiggestellt.   kontinuierliche Reflexion über die Möglichkei­
systeme gerade für älter gewordene Menschen                                                            Hier sind als Standard Assistenzsysteme einge­      ten und Grenzen dieser Technik. Dabei bestim­
immer mehr an Bedeutung, weil sie Entlastung       Zwei wesentliche Ziele möchte Enrico Löhrke         baut. So gehören zur Grundausstattung der Ap­       men die Nutzerinnen und Nutzer selbst, was sie
und vor allem Sicherheit im Alltag ermöglichen.    mit den passgenau zusammengestellten Assis­         partements die automatische Herdabschaltung,        brauchen.
                                                   tenzsystemen erreichen: »Ich möchte, dass die       ein sich automatisch einschaltendes Wegelicht,
Begonnen hat diese Entwicklung mit dem Smart       Nutzerinnen und Nutzer solange als möglich          das nachts Orientierung bietet und helfen kann,
Home. So kann etwa die Heizung über das            gesund, unabhängig und selbstbestimmt leben         Stürze zu verhindern. Daneben kann das System        Tipp
Smartphone hochgedreht werden, obwohl man          können, und mir ist wichtig zu betonen, diese       so programmiert werden, dass ein Pflegedienst
                                                                                                                                                            Wenn man unter den Stich­
selbst erst in zwei Stunden zu Hause ist. Längst   Technik wurde nicht um der Technik Willen ent­      automatisch informiert wird und sofort kommt,        worten »Assistenzsysteme
ist dies und vieles andere keine Zukunftsmusik     wickelt, sondern weil sie wirklich sehr hilfreich   wenn etwa ein Aufenthalt im Bad über die ge­         für Senioren« im Internet
mehr. Besonderes Augenmerk legen die Ent­          ist.« Das zeige die hohe Zufriedenheit seiner       meinsam definierte Zeit hinausgeht oder regist­      sucht, findet sich viel Wissens­
wickler seit vielen Jahren auf das Care Home,      Kunden.                                             riert wird, dass nach dem nächtlichen Toiletten­     wertes.
das besonders älteren Menschen Annehmlich­                                                             gang das Bett zu lange leer bleibt.
                                                                                                                                                            Lesen Sie hierzu auch auf Seite 24:
keiten eröffnet, die echte Hilfen darstellen.      Vor 10 Jahren hat auch die Bundesregierung                                                               Geborgen und Sicher. ServiceWohnen –
                                                   Handlungsbedarf festgestellt und das Projekt        Dr. Alexander Lahl, Geschäftsführer der Unter­       das neue Wohnkonzept.
Einer, der sich seit langem damit beschäftigt      »Assistenzsysteme im Dienste des älteren            nehmen der Stiftung Liebenau Pflege und
und an den besten Lösungen arbeitet, ist der       Menschen« ins Leben gerufen. Von 2009 bis           Lebensräume sowie der Heilig Geist – Leben
geschäftsführende Gesellschafter der inHaus        2012 wurden 45 Millionen Euro in die Hand           im Alter gemeinnützigen GmbH betont: »Für

20 zeittöne Neues aus der digitalen Welt                                                                                                                       zeittöne Neues aus der digitalen Welt 21
L es es es s e l

Lesesessel                                                                                                                                                                           |5|
                                                                                                              |3|
                                                                           |2|                                                                   |4|                       Das Haus meiner Eltern hat
                                                                                                    »Ich bin nicht süß! Ich hab bloß
                                                                                                                                                                           viele Räume: Loslassen, Aus­
                                                                  Ein Roman, der die Gemüter        Zucker.« Kennen Sie die Online-
                                                                                                                                        Vor 30 Jahren wurde die Mauer      räumen und Bewahren – die
Ach, es ist herrlich.                                             bewegt: »Die Hauptstadt«          Omi? Nein? Dann wird es wirk­
                                                                                                                                        geöffnet. Sie wissen, vielleicht   in Stuttgart lebende Autorin
Die langen hellen, warmen                                         von Robert Menasse. Es ist        lich Zeit. Renate Bergmann, geb.
Abende auf dem Balkon.
                                         |1|                      ein großer literarischer Wurf,    Strelemann, wohnhaft in Berlin.
                                                                                                                                        auch aus eigenem Erleben,          Ursula Ott hat gemeinsam
                                                                                                                                        dass es nicht immer leicht ist     mit ihrer 87 Jahre alten
Ein erfrischendes Getränk und                                     der zwischen Krimi und Ge­        Trümmerfrau, Reichsbahnerin,
                                Ihre Bücher sind Klassiker.                                                                             zusammenwachsen zu lassen,         Mutter über ein Jahr das el­
ein gutes Buch. Schon gehen                                       sellschaftsroman angesiedelt      Haushaltsprofi und vierfach
                                Pippi Langstrumpf, Michel aus                                                                           was zusammengehört. Die            terliche Haus in Ravensburg,
wir auf die Reise in andere                                       werden kann. Menasse zeich­       verwitwet: Seit Anfang 2013
                                Lönneberga, Ronja Räuber­                                                                               Autoren Wolfgang Engler und        das Haus ihrer Kindheit und
Welten, erweitern unseren                                         net einen Bogen zwischen den      erobert sie Twitter mit ihren
                                tochter und viele weitere – vor                                                                         Jana Hensel beschäftigen sich in   Jugend ausgeräumt, weil die
Horizont oder tauchen in                                          Zeiten, den Nationen, großen      absolut treffsicheren An- und
                                fünfundsiebzig Jahren begann                                                                            ihrem Gesprächsband »Wer wir       Mutter in eine Einrichtung
spannungsreiche Geschichten                                       Gefühlen und kleiner Bürokra­     Einsichten – und mit ihren Bü­
                                die außerordentliche Karriere                                                                           sind: Die Erfahrung, ostdeutsch    für betreutes Wohnen in die
ein. Wir haben für Sie einige                                     tie. Es ist der Europa-Roman      chern die ganze analoge Welt.
                                Astrid Lindgrens, deren Bücher                                                                          zu sein« mit den Themen, die       Nähe der Tochter umziehen
Bücher gelesen, die wir Ihnen                                     auf den, an Europa interessier­
                                die Kinderliteratur revolutio­                                                                          uns alle berühren und die wir      wollte. Es ist eine besondere
gerne empfehlen möchten.                                          te Leserinnen und Leser lange     Renate Bergmann ist Kult wie
                                nierten. Viele von uns sind da­                                                                         gerne verstehen wollen. Wer        Geschichte mit vielen hilfrei­
Spannendes ist dabei, Zeit­                                       warten mussten. Die Kritik hält   es neudeutsch heißt. Und dabei
                                mit aufgewachsen oder haben                                                                             sind die Ostdeutschen? Dieses      chen Tipps für Eltern und
geschichtliches und Lustiges.                                     ihn für ein leidenschaftliches    gibt es sie gar nicht. Ihr Alter
                                ihren Kindern die Geschichten                                                                           Streitgespräch zweier gebürti­     Kinder geworden, die vor der
                                                                  Europa-Plädoyer oder bezeich­     Ego ist der Autor Torsten Rode.
                                vorgelesen und erfreuen heute                                                                           ger Ostdeutscher will jenseits     gleichen Situation stehen.
                                                                  net ihn als meisterhaft erzähl­   Er weiß, was Renate denkt, fühlt
                                die Enkel damit.                                                                                        von Vorurteilen und Klischees      Wie gut es tun kann, gemein­
                                                                  ten Ideen- und Epochenroman.      und sagen möchte. Wunderbar,
                                                                                                                                        zu diesem Verstehen und dem        sam zu entrümpeln und den
                                                                  Ganz kühne bezeichnen ihn         selbstironisch, erlebnisreich und
                                Das Leben der großartigen                                                                               Zusammenwachsen beitragen.         Weg des Loslassens zu gehen
                                                                  als Coup, weil bisher noch kein   lustig. Es ist schwer nur eines
                                schwedischen Autorin ist nicht                                                                                                             hinterlässt ein Gefühl von
                                                                  Autor versucht hat, die euro­     der inzwischen neun Bücher
                                minder spannend und wird                                                                                Die FAZ schreibt: »Wer etwas       Aufbruch und neuer Freiheit.
                                                                  päische Bürokratie literatur­     zu empfehlen. Am besten,
                                von Jens Andersen detailreich                                                                           über den Osten Deutschlands
                                                                  fähig zu machen.                  Sie fangen mit dem ersten an.                                          Ursula Ott: Das Haus
                                erzählt. Die reiche Bebilderung                                                                         erfahren will, dem bietet dieses
                                                                                                    Achtung Suchtpotential.                                                meiner Eltern hat viele
                                des Bandes erlaubt weitere        Robert Menasse: Die Haupt­                                            Buch jede Menge historische,
                                                                                                    Aber völlig ungefährlich.                                              Räume: Loslassen, Aus­
                                Einblicke.                        stadt, Suhrkamp 12,00 € (TB)                                          politische und gesellschaftliche
                                                                                                                                                                           räumen und Bewahren,
                                                                  oder 24,00 € (Gebunden)           Renate Bergmann: Ich bin            Fakten sowie eine kontroverse
                                Jens Andersen: Astrid Lind­                                                                                                                Btb Verlag 18,00 €
                                                                                                    nicht süß, ich hab bloß Zucker,     Diskussion.«
                                gren – Ihr Leben, Pantheon
                                                                                                    Rowohlt 9,99 €
                                18,00 €                                                                                                 Engler/Hensel: Wer wir sind –
                                                                                                                                        die Erfahrung, ostdeutsch zu
                                                                                                                                        sein, aufbau 20,00 €

22 zeittöne Lesesessel                                                                                                                                                          zeittöne Lesesessel 23
S e rv i c e Wo h n e n

                                                                                                   Mit dem ServiceWohnen unterstützen wir den
                                                                                                   Wunsch nach einem selbstbestimmten und
                                                                                                   eigenverantwortlichen Älterwerden. Ältere
                                                                                                   oder pflegebedürftig gewordene Menschen
                                                                                                   sollen hier in einer Umgebung leben können,
                                                                                                   die sowohl sicher ist als auch ihren persönlichen
                                                                                                   Präferenzen und ihren sich ändernden Fähig­
                                                                                                   keiten angepasst werden kann. Dazu bieten wir
                                                                                                   gezielte Hilfen, wenn die Dinge des Alltags nicht
                                                                                                                                                          Geborgen und Sicher
                                                                                                   mehr so leicht von der Hand gehen. Zugewand­
                                                                                                   te, an den Bedürfnissen orientierte Betreuung          ServiceWohnen
                                                                                                   und Pflege helfen wir mit zu organisieren, wenn
                                                                                                   sie gebraucht wird. Im ServiceWohnen finden
                                                                                                   Alleinstehende und Paare, die Unterstützung
                                                                                                   benötigen aber dennoch weiter selbständig
                                                                                                   leben wollen, Geborgenheit, Gemeinschaft und
                                                                                                   Sicherheit. Sie finden eine neue Heimat, die        Assistenzsysteme (siehe Seite 20) garantieren
                                                                                                   ihren jeweiligen Bedürfnissen entspricht ohne       die individuelle Sicherheit und ein Gemein­
                                                                                                   ihr selbstbestimmtes Leben – allein oder als        schaftsbereich sorgt für einen lebendigen All­
                                                                                                   Paar – zu verändern. Kompetente Mitarbeite­         tag. Die ersten Appartements sind im Dr. Albert
                                                                                                   rinnen und Mitarbeiter und – je nach Angebot        Moll Haus in Tettnang ab Juli 2019 bezugsfertig.
                                                                                                   – engagierte Ehrenamtliche stehen Ihnen, wenn       Weitere Standorte sind in Planung.
                                                                                                   gewünscht, zur Seite und leisten einen wertvol­
                                                                                                   len Beitrag zum lebendigen Alltag im Service-       Sie interessieren sich für unsere neue Wohn­

Geborgen und Sicher
                                                                                                   Wohnen.                                             form ServiceWohnen? Wir schicken Ihnen
                                                                                                                                                       gerne die ausführliche Broschüre zu.
                                                                                                   Bei der Gestaltung der Appartements wurde in

ServiceWohnen                                                                                      erster Linie auf die Bedürfnisse von Menschen
                                                                                                   mit Unterstützungs- und Hilfebedarf geachtet.
                                                                                                   Sie sind barrierefrei und teilweise rollstuhlge­
                                                                                                                                                        Tipp
                                                                                                                                                        Die Broschüre ServiceWohnen
                                                                                                   recht, haben einen Balkon oder eine Terrasse,        können Sie gerne bei uns an­
Die Stiftung Liebenau und die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist bieten Wohnformen für ältere,   verfügen über eine Pantry-Küche mit Herd             fordern.
                                                                                                                                                        Die Adresse finden Sie unter
alte und pflegebedürftige Menschen an. Mit ServiceWohnen schaffen wir ein neues Angebot, das       Kühlschrank samt Gefrierkombination und eine         Kontakt auf der Rückseite des
sich vor allem an Menschen richtet, die bereits auf ein gewisses Maß an Unterstützung vertrauen    Spülmaschine und die Bäder sind altersgerecht,       Magazins.
müssen.                                                                                            bequem und hell. Die integrierten technischen

24 zeittöne ServiceWohnen                                                                                                                                                       zeittöne ServiceWohnen 25
Impressum

zeittöne ist ein Magazin der

Liebenau Lebenswert Alter gemeinnützige GmbH
Liebenau Leben im Alter gemeinnützige GmbH
Heilig Geist – Leben im Alter gemeinnützige GmbH

Redaktion: Dr. Alexander Lahl, Heike Schiller
Gestaltung: Sabine Koch
Fotografie: Titel: Schauspiel, Stuttgart; Editorial: Felix Kästle; Seite 11:
o.re. Rothacker privat; u. re. Seite 11, o. re. Seite 16, u. re. Seite 21,
u. re. Seite 25: shutterstock; o. li. Seite 20, o. li. Seite 22: Adobe Stock;
Seite 12/13: Schauspiel, Stuttgart; Seite 17: Inge Straub; o. li. Seite 18:
                                                                                          Wie freu ich mich der Sommerwonne,
Designed by raw­pixel.com / Freepik, Haus der Pflege St. Sebastian;
Seite 19: Felix Kästle; Seite 21/22: inHaus GmbH, Duisburg; Seite 22/23:                   Des frischen Grüns in Feld und Wald,
Verlage; Adobe Stock; Seiten 2, 6/7, 8/9, 10, 14, 15, 18, 27: Heike Schiller             Wenn’s lebt und webt im Glanz der Sonne
Erscheinungstermin: 24. Juni 2019
                                                                                          Und wenn’s von allen Zweigen schallt!
                                                                                6|2019

Auflage: 10.000 Exemplare                                                                          Hoffmann von Fallersleben

26 zeittöne Impressum
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