ESUR Leitlinien für Kontrastmittel - European Society of Urogenital Radiology
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ESUR Leitlinien für Kontrastmittel European Society of Urogenital Radiology
ESUR Leitlinien für Kontrastmittel European Society of Urogenital Radiology
Einleitung Kurzanleitung zur CMSC Leitlinie für Kontrastmittel, Version 10.0 Das Komitee für Kontrastmittelsicherheit der European Society of Urogenital Radiology (ESUR) freut sich, die Version Terminologie: Kontrastmittel und Röntgenkontrastmittel 10.0 der Kontrastmittel-Leitlinie vorstellen zu können. Nach der Erstausgabe 1994 erfolgte im Durchschnitt alle 2-3 Jahre Abschnitt A: Allgemeine unerwünschte Wirkungen eine Aktualisierung. Im Verlauf der Jahre wurden mehr als Enthält folgende Themen: 200.000 Exemplare der Leitlinie gedruckt und in zahlreiche • Akute unerwünschte Wirkungen auf iod- und gadoliniumhaltige Sprachen übersetzt. Obwohl die aktuell gebräuchlichen Kontrastmittel Kontrastmittel bereits seit vielen Jahre auf dem Markt sind, • Behandlung akuter unerwünschter Wirkungen auf iod- und ergeben sich dennoch neue Erkenntnisse und geringfügige gadoliniumhaltige sowie Ultraschall-Kontrastmittel Änderungen hinsichtlich ihrer Nebenwirkungen. • Späte unerwünschte Wirkungen Die Version 10.0 enthält aktualisierte Empfehlungen zu • Thyreotoxikose akuten unerwünschten Wirkungen, gadoliniumhaltigen • Nephrogene Systemische Fibrose (NSF) Kontrastmitteln und weiteren Aspekten rund um das Element Gadolinium, Kontrastmittel-assoziierte akute Abschnitt B: Renale unerwünschte Wirkungen Nierenschädigung (PC-AKI) und Kontrastmittelgabe (Kontrastmittel-assoziierte akute Nierenschädigung, PC-AKI) bei Patienten mit Multiplem Myelom. Das Komitee für Enthält folgende Themen: Kontrastmittelsicherheit der ESUR (CMSC) entschloss sich • Messung der Nierenfunktion dazu, den Gebrauch der Ausdrücke „Kontrastmittel“ und • Renale unerwünschte Wirkungen auf iod- und gadoliniumhaltige „Röntgenkontrastmittel“ zu vereinheitlichen. Diesbezüglich Kontrastmittel findet sich eine kurze Erläuterung zu Beginn der Leitlinie. • Metformin Wir hoffen, dass Ihnen die neue Broschüre gefällt, die Leitlinien für Ihre praktische Arbeit hilfreich sind und zur Abschnitt C: Verschiedenes Patientensicherheit beitragen. Kommentare und Fragen Alle anderen Themen, zu denen das Komitee Empfehlungen verfasst hat: sind uns auf der ESUR-Website (www.esur.org) willkommen, • Kontrastmittelgabe bei Kindern dort finden Sie auch die elektronischen Versionen dieser • Röntgenkontrastmittel-Extravasate Leitlinien. • Schwangerschaft und Stillen Komitee für Kontrastmittelsicherheit der ESUR (CMSC) • weitere Aspekte bezüglich Gadolinium • Ultraschall-Kontrastmittel März 2018 • Bariumhaltige Röntgenkontrastmittel Henrik S. Thomsen, • Off-Label-Einsatz von Kontrastmitteln Vorsitzender Den vollständigen Inhalt inklusive der Seitenangaben finden Sie auf der folgenden Seite.
INHALT Terminologie: Kontrastmittel und Röntgenkontrastmittel 10 B. Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-assoziierte akute Nierenschädigung, PC-AKI) 27 A. Allgemeine unerwünschte Wirkungen12 B.1. Messung der Nierenfunktion 27 A.1. Akute unerwünschte Wirkungen 12 B.2. Renale unerwünschte Wirkungen iodhaltiger Röntgenkontrastmittel28 A.1.1. Akute unerwünschte Wirkungen iod- und gadoliniumhaltiger Kontrastmittel 13 B.2.1. Untersuchungsbedingungen 29 A.1.2. Akute unerwünschte Wirkungen gadoliniumhaltiger B.2.2. Vor der Untersuchung 30 Kontrastmittel (nicht organspezifisch) 15 B.2.3. Zum Zeitpunkt der Untersuchung 31 A.1.2.1. Seien Sie bei jedem Patienten auf eine akute B.2.4. Nach der Untersuchung 31 unerwünschte Wirkung vorbereitet 15 B.2.5. Patienten mit Multiplem Myelom 32 A.1.2.2. Einfache Leitlinien für die Ersttherapie akuter B.3. Renale unerwünschte Wirkungen unerwünschter Wirkungen für alle Kontrastmittel 15 gadoliniumhaltiger Kontrastmittel 32 A.1.2.3. Nach einer moderaten oder schweren akuten B.4. Patienten mit Diabetes mellitus, die Metformin unerwünschten Reaktion auf ein Kontrastmittel 18 einnehmen33 A.1.2.4. Überprüfung der Behandlungsprotokolle 18 B.4.1. Iodhaltige Kontrastmittel 33 A.1.3. Dokumentation der akuten unerwünschten Wirkungen 18 B.4.2. Gadoliniumhaltige Kontrastmittel 33 A.1.4. Extravaskuläre Verabreichung von iodhaltigen B.5. Dialyse und Kontrastmittelgabe 33 Röntgenkontrastmitteln 19 B.6. Ist bei Routineuntersuchungen die Gabe iod- und A.1.5. Verabreichung von iodhaltigen gadoliniumhaltiger Kontrastmittel am selben Tag Röntgenkontrastmitteln beim nüchternen Patienten 19 unbedenklich?34 A.2. Späte unerwünschte Wirkungen 20 B.7. Wie lange sollte in der Routinediagnostik der A.3. Sehr späte unerwünschte Wirkungen 22 zeitliche Abstand zwischen zwei Untersuchungen A.3.1. Sehr späte unerwünschte Wirkungen auf mit iodiodhaltigem Röntgenkontrastmittel betragen? 35 iodhaltige Röntgenkontrastmittel: Thyreotoxikose 22 B.8. Wie lange sollte in der Routinediagnostik der A.3.2. Sehr späte unerwünschte Wirkungen auf zeitliche Abstand zwischen zwei Untersuchungen gadoliuniumhaltige Kontrastmittel: Nephrogene mit gadoliniumhaltigem Kontrastmittel betragen? 35 Systemische Fibrose (NSF) 23
INHALT C. Verschiedenes 36 C.8. Weitere Aspekte bezüglich Gadolinium 44 C.1. Kontrastmittel-Extravasate 36 C.9. Sicherheit von bariumhaltigen Röntgenkontrastmitteln45 C.2. Pulmonale Wirkungen iodhaltiger C.10. Kontrastmittel bei Kindern 46 Röntgenkontrastmittel37 C.11. Off-Label-Einsatz von Kontrastmitteln 46 C.3. Wirkung iodhaltiger Röntgenkontrastmittel auf Blut und Endothel 37 D. Fragebögen/Musterbriefe 47 D.1. Beispiel eines geeigneten Schreibens für den C.3.1. Thrombose 37 Patienten zur Konsultation beim Allergologen: 47 C.3.1.1. Iodhaltige Kontrastmittel 37 D.2. Fragebogen vor Gabe eines iodhaltigen Röntgen- C.3.2. Sichelzellanämie 38 kontrastmittels – vom zuweisenden Arzt auszufüllen. 49 C.3.2.1. Iodhaltige Röntgenkontrastmittel 38 D.3. Fragebogen vor Gabe eines gadoliniumhaltigen C.3.2.2. Gadoliniumhaltige Kontrastmittel 38 Kontrastmittels – vom zuweisenden Arzt C.4. Kontrastmittel und Katecholamin-produzierende auszufüllen. Tumoren (Phäochromozytom und Paragangliom) 39 C.5. Schwangerschaft und Stillzeit 39 E. Anhang 51 C.6. Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen und klinischen Tests 40 C.7. Weitere Aspekte bezüglich Gadolinium 42 C.7.1. Gadoliniumretention im Gehirn 42 C.7.1.1. Nachweis 42 C.7.1.2. Merkmale 42 C.7.1.3. Zusammenhang mit gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln 42 C.7.2. Gadoliniumretention in Knochen, Leber und Haut 43 C.7.2.1. Nachweis 43 Bitte beachten: CMSC Leitlinien sind, soweit möglich, evidenzbasiert. Bei ungenügender Datenlage basieren die Empfehlungen auf einem klinischen Konsens des Komitees. C.7.2.2. Merkmale 43 Einige CMSC-Leitlinien können von den Fachinformationen der Produkte (SPC, Label) und/oder von Leitlinien einzelner Länder und radiologischer Gesellschaften abweichen. C.7.3. Verunreinigung der Umwelt durch Gadolinium 43 Rechtlicher Hinweis: Das CMSC Komitee und die Autoren der CMSC-Leitlinie Version 10.0 sind nicht für die Inhalte der übersetzten Versionen verantwortlich.
Terminologie: Kontrastmittel und Röntgenkontrastmittel Bei einem Kontrastmittel handelt es sich um eine Substanz, welche unabhängig von der Modalität den Bildkontrast verändert. Dieser allgemein gehaltene Begriff kann sowohl für Röntgen-, MRT- als auch Ultraschall-Kontrastmittel verwendet werden. Unter Röntgenkontrastmittel versteht man eine Substanz, die den Kontrast in Röntgenbildern ändert, indem sie die Transmission des Röntgenstrahls moduliert. Dieser Begriff sollte deswegen nur im Zusammenhang mit Kontrastmitteln verwendet werden, die beim Röntgen eingesetzt werden, z.B. iodhaltige Kontrastmittel, bariumhaltige Kontrastmittel, Luft oder Kohlendioxid. 10 Terminologie: Kontrastmittel und Röntgenkontrastmittel Terminologie: Kontrastmittel und Röntgenkontrastmittel 11
A. Allgemeine unerwünschte Merke: Wirkungen • Anfänglich milde Symptome können in schwere Reaktionen übergehen. A.1. Akute unerwünschte Wirkungen • Nicht alle Symptome, die innerhalb einer Stunde nach Kontrastmittelgabe auftreten, sind unerwünschte Wirkungen auf das Definition: Eine Nebenwirkung, die innerhalb von einer Stunde nach Kontrastmittel. Kontrastmittelgabe auftritt. • Die Angst des Patienten kann Symptome nach Kontrastmittelgabe Nach Gabe iod- und gadoliniumhaltiger Kontrastmittel sowie nach Gabe hervorrufen (Lalli-Effekt). von Ultraschall-Kontrastmitteln werden die gleichen unerwünschten • Nach Einführung eines neuen Kontrastmittels wird tendenziell häufiger Wirkungen beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten über unerwünschte Wirkungen berichtet (Weber-Effekt). derartiger unerwünschter Wirkungen ist nach iodhaltigen Kontrastmitteln am größten und nach Ultraschall- Kontrastmitteln am geringsten. Einteilung A.1.1. Akute unerwünschte Wirkungen iod- und Akute unerwünschte Wirkungen sind entweder allergieartig, Hypersen- gadoliniumhaltiger Kontrastmittel sitivitätsreaktionen oder chemotoxische Reaktionen. Die allergieartigen Merke: Retrospektive Studien zur Inzidenz akuter unerwünschter Wirkungen können, müssen aber nicht, einer echten IgE-vermittelten Wirkungen tendieren dazu, diese nur unzureichend zu erfassen und sind Allergie entsprechen. daher in ihrer Aussagekraft limitiert. Grad (Ring Risikofaktoren für akute unerwünschte Wirkungen Art der Allergieartig/ und Messmer Chemotoxisch Von Patientenseite In der Anamnese aufgetretene: Reaktion Hypersensitivität Klassifikation) • Moderate oder schwere akute Mild Leichte Urtikaria Grad 1 Übelkeit/geringes unerwünschte Wirkungen (siehe Leichter Juckreiz Grad 1 Erbrechen Einteilung oben) auf iod- oder Erythem Grad 1 Wärme-/Kältegefühl gadoliniumhaltige Kontrastmittel. Angstgefühl • Behandlungsbedürftiges Asthma. Selbstlimitierende • Behandlungsbedürftige Allergien. vasovagale Reaktion Moderat Deutlich sichtbare Grad 1 Vasovagale Urtikaria Reaktion Leichter Grad 2 Bronchospasmus Gesichts-/ Grad 2 Larynxödem Schwer Hypotensiver Grad 3 Arrhythmien Schock Zerebraler Atemstillstand Grad 4 Krampfanfall Herzstillstand Grad 4 12 Allgemeine unerwünschte Wirkungen Allgemeine unerwünschte Wirkungen 13
Von a) iodhaltig: A.1.2. Akute unerwünschte Wirkungen gadoliniumhaltiger Kontrastmittelseite • Hoch-osmolare ionische Kontrastmittel (nicht organspezifisch) Röntgenkontrastmittel. Die einzuleitenden Maßnahmen bei akuten Nebenwirkungen sind • Die Inzidenz akuter Reaktionen bei nicht- identisch bezüglich der Gabe iod- und gadoliniumhaltiger Kontrastmittel ionischen niedrig-osmolaren und nicht- sowie nach Gabe von Ultraschall-Kontrastmitteln. ionischen iso-osmolaren Kontrastmitteln ist vergleichbar. • Es gibt keine unterschiedliche Inzidenz A.1.2.1. Seien Sie bei jedem Patienten auf eine akute akuter unerwünschter Wirkungen in unerwünschte Wirkung vorbereitet der Gruppe der nicht-ionischen niedrig- osmolaren Kontrastmittel. Medikamente und Instrumente der ersten Wahl, die für einen Notfall im Untersuchungsraum bereitgehalten werden sollten: a) gadoliniumhaltig: • Das Nebenwirkungsrisiko hängt nicht von der Osmolalität des Kontrastmittels ab: Die verwendeten Dosierungen sind so Sauerstoff niedrig, dass die osmolare Ladung sehr Adrenalin 1:1.000 gering ist. H1-Antihistaminikum zur Injektion • Es gibt keine unterschiedliche Inzidenz Atropin akuter unerwünschter Wirkungen in ß2-Agonist Dosier-Inhalator der Gruppe der gadoliniumhaltigen, extrazellulären Kontrastmittel. Infusionsflüssigkeiten – Kochsalz- oder Ringerlösung So lässt sich das Risiko akuter unerwünschter Wirkungen iod- und Antikonvulsive Medikamente (Diazepam) gadoliniumhaltiger Kontrastmittel reduzieren Blutdruckmessgerät Für alle Patienten • Verwendung nicht-ionischer iodhaltiger Beatmungsmaske Röntgenkontrastmittel. Bei Patienten mit • Alternative Verfahren diskutieren, bei erhöhtem Risiko (siehe denen kein iodhaltiges Kontrastmittel der • Reanimationsausrüstung sollte in der Abteilung vorhanden sein. Risikofaktoren) gleichen Klasse benötigt wird. • Die Telefonnummern des krankenhauseigenen Reanimationsteams • Einsatz eines anderen Kontrastmittels, sollten im Untersuchungsraum ausgelegt sein. falls der Patient bereits früher Nebenwirkungen auf ein bestimmtes • Medizinisches und technisches Personal sollten regelmäßig geschult Kontrastmittel entwickelt hat, werden hinsichtlich der Behandlung akuter unerwünschter Wirkungen vorzugsweise nach Rücksprache mit und Reanimation. einem Allergologen. • Materialien zur Blutentnahme zur Bestimmung von Tryptase und • Eine Prämedikation ist nicht nötig, da Histamin griffbereit halten. die klinische Evidenz für die Wirksamkeit • Patienten sollten nach einer Kontrastmittelgabe für 30 min einer Prämedikation limitiert ist. medizinisch qualifiziert überwacht werden. So lässt sich das Risiko akuter unerwünschter Wirkungen iod- und gadoliniumhaltiger Kontrastmittel reduzieren Für alle Patienten • Bereithaltung von Medikamenten und A.1.2.2. Einfache Leitlinien für die Ersttherapie akuter Geräten für den Notfall (siehe A.1.2.1). unerwünschter Wirkungen für alle Kontrastmittel • Überwachung des Patienten in der Tritt eine akute unerwünschte Wirkung auf, sollte nach folgenden Radiologie für 30 Minuten nach Zeichen geschaut werden: Kontrastmittelgabe. 14 Allgemeine unerwünschte Wirkungen Allgemeine unerwünschte Wirkungen 15
• Hauterythem, Urtikaria (Patienten zur Inspektion des gesamten Larynxödem Köpers ausziehen). 1. Sauerstoffmaske (6-10 l/min). • Übelkeit, Erbrechen. 2. Adrenalin (1:1.000) intramuskulär: Erwachsene 0,5 ml (0,5 mg). Bei Bedarf wiederholen. • Blutdruckabfall, Pulsunregelmäßigkeiten. Pädiatrische Patienten: 6-12 Jahre: 0,3 ml (0,3 mg) intramuskulär. • Atemnot, Bronchospasmus (zur Verifizierung der Diagnose ist eine < 6 Jahre: 0,15 ml (0,15 mg) intramuskulär. Auskultation unerlässlich). Hypotonie Alleinige Hypotonie Übelkeit/Erbrechen 1. Beine des Patienten hochlagern. Vorübergehend: Unterstützende Maßnahmen 2. Sauerstoffmaske (6-10 l/min). Heftig, anhaltend: Geeignete Antiemetika erwägen 3. Infusion von Flüssigkeit: Zügig Kochsalz- oder Ringerlösung, bis zu 2 Litern. Merke: Bei Anaphylaxie kann heftiges Erbrechen auftreten. 4. Bei Nichtansprechen: Adrenalin 1:1.000, 0,5 ml (0,5 mg) intramuskulär. Bei Bedarf wiederholen. Urtikaria Pädiatrische Patienten: 6-12 Jahre: 0,3 ml (0,3 mg) intramuskulär. Vereinzelt, vorübergehend: Unterstützende Maßnahmen einschließlich < 6 Jahre: 0,15 ml (0,15 mg) intramuskulär. Überwachung Vereinzelt, anhaltend oder generalisiert oder Angioödem: Vasovagale Reaktion (Hypotonie und Bradykardie) Adäquate intramuskuläre oder intravenöse Gabe eines H1- 1. Beine des Patienten hochlagern. Antihistaminkum erwägen. Benommenheit und/oder Hypotonie können 2. Sauerstoffmaske (6-10 l/min). auftreten. Nach Antihistaminikagabe sollte das Führen von Fahrzeugen 3. Atropin 0,6-1,0 mg intravenös, bei Bedarf nach 3-5 Minuten sowie das Bedienen von Maschinen aus versicherungsrechtlichen wiederholen, maximale Gesamtdosis 3 mg (0,04 mg/kg) bei Gründen vermieden werden. Erwachsenen. Bei pädiatrischen Patienten 0,02 mg/kg intravenös (max. 0,6 mg pro Injektion), bei Bedarf wiederholen bis maximal 2 mg Gesamtdosis. Bronchospasmus 4. Infusion von Flüssigkeit: Zügig Infusion von Kochsalz- oder 1. Sauerstoffmaske (6-10 l/min). Ringerlösung, bis zu 2 Litern. 2. ß2-Agonist Dosier-Inhalator (2-3 tiefe Inhalationen). 5. Falls der Patient nicht auf diese Behandlung ansprechen sollte, sind 3. Adrenalin (1:1.000): Maßnahmen wie bei einer Anaphylaxie zu ergreifen. Bei normalem Blutdruck: Generalisierte anaphylaktoide Reaktion Intramuskulär: 1:1.000, 0,1-0,3 ml (0,1-0,3 mg) [bei KHK und älteren 1. Reanimationsteam verständigen. Patienten eine geringere Dosis wählen]. 2. Falls erforderlich Atemwege absaugen. Bei pädiatrischen Patienten: zwischen 6-12 Jahren 50% der Dosis eines 3. Bei Hypotonie Beine des Patienten hochlagern. Erwachsenen und bei pädiatrischen Patienten unter 6 Jahren 25% der 4. Sauerstoffmaske (6-10 l/min). Dosis eines Erwachsenen. Bei Bedarf wiederholen. 5. Adrenalin1:1000, 0,5ml (0,5mg) intramuskulär bei Erwachsenen. Bei niedrigem Blutdruck: Bei Bedarf wiederholen. intramuskulär: 1:1.000, 0,5 ml (0,5 mg). Pädiatrische Patienten: 6-12 Jahre: 0,3 ml (0,3 mg) intramuskulär. Pädiatrische Patienten: 6-12 Jahre: 0,3 ml (0,3 mg) intramuskulär. < 6 Jahre: 0,15 ml (0,15 mg) intramuskulär. < 6 Jahre: 0,15 ml (0,15 mg) intramuskulär. 6. Infusion von Flüssigkeit (z.B. Kochsalz- oder Ringerlösung), bis zu 2 Litern. 16 Allgemeine unerwünschte Wirkungen Allgemeine unerwünschte Wirkungen 17
7. H1-Blocker, z.B. Diphenhydramin 25-50 mg intravenös. • Gilt gegenwärtig als Best Practice. A.1.2.3. Nach einer moderaten oder schweren akuten unerwünschten Reaktion auf ein Kontrastmittel A.1.4. Extravaskuläre Verabreichung von iodhaltigen Röntgenkontrastmitteln Allergietest durchführen Besteht die Gefahr von Eindringen in den Blutkreislauf durch Absorption oder eine Gefäßschädigung, gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen • 1 und 2 Stunden nach Kontrastmittelgabe sollte eine Blutentnahme wie bei intravaskulärer Gabe. zur Bestimmung von Histamin und Tryptase erfolgen, und falls sich der Patient noch im Krankenhaus aufhält auch nach 24 Stunden. • Innerhalb von 6 Monaten nach der Reaktion Überweisung an einen A.1.5. Verabreichung von iodhaltigen Spezialisten für Allergologie zur Durchführung eines Hauttestes. Röntgenkontrastmitteln beim nüchternen Patienten Prick- und Intradermaltests sollten zum Ausschluss einer Die Empfehlung, dass Patienten vor intravenöser Kontrastmittelgabe tatsächlichen Kontrastmittelallergie und zur Kreuzreaktion mit anderen nüchtern sein sollten, stammt aus der Zeit als hoch-osmolare Kontrastmitteln verwendet werden. iodhaltige Röntgenkontrastmittel verabreicht wurden, welche häufig zu • Ein Vorschlag für ein geeignetes Überweisungsschreiben zur Erbrechen führten. Eine Nahrungskarenz ist vor Applikation von niedrig- allergologischen Vorstellung findet sich in Kapitel D dieser Leitlinie. osmolaren nicht-ionischen iodhaltigen Röntgenkontrastmitteln oder von gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln nicht erforderlich. Dokumentation unerwünschter Reaktion • Vermerk des Kontrastmittelnamens und der -dosierung sowie der Art der Reaktion und der ergriffenen Maßnahmen in der Patientenakte. • Dokumentation der o.g. Informationen im klinikinternen Register für unerwünschte Reaktionen. • Wenn die Reaktion schwerwiegend oder ungewöhnlich ist, sollte diese der nationalen Behörde für Pharmakovigilanz gemeldet werden. A.1.2.4. Überprüfung der Behandlungsprotokolle Radiologen und ihr Team sollten die Behandlungsprotokolle regelmäßig (z.B. alle 12 Monate) besprechen, damit im Ernstfall jede Maßnahme schnell und sicher durchgeführt werden kann. Fachwissen, Übung und Vorbereitung sind wichtige Voraussetzungen, um unerwünschte Wirkungen von Kontrastmitteln sicher und effektiv zu behandeln. A.1.3. Dokumentation der akuten unerwünschten Wirkungen • Klinische Beobachtungen zeigen, dass dies für den Patienten angenehmer zu sein scheint. • Durch Reduktion der Viskosität könnte sich das Risiko einer Röntgenkontrastmittel-Extravasation verringern. • Kann die Häufigkeit allgemeiner unerwünschter Wirkungen reduzieren, auch wenn dazu nur wenige Daten vorliegen. 18 Allgemeine unerwünschte Wirkungen Allgemeine unerwünschte Wirkungen 19
A.2. Späte unerwünschte Wirkungen Empfehlungen Patienten, die schon einmal eine Röntgenkontrastmittelreaktion hatten oder Definition Eine späte unerwünschte Wirkung mit Interleukin-2 therapiert werden, sollten auf intravaskulär verabreichtes informiert werden, dass Spätreaktionen an iodhaltiges Röntgenkontrastmittel, liegt der Haut möglich sind und beim Auftreten definitionsgemäß vor, wenn die Reaktion ein Arzt aufgesucht werden sollte. eine Stunde bis eine Woche nach Kontrastmittelgabe auftritt. Epi- und Intrakutantests können dabei Reaktionen Hautreaktionen, die ähnlich aussehen wie helfen, eine späte Hautreaktion auf von anderen Medikamenten verursachte Röntgenkontrastmittel zu bestätigen Ausschläge. Makulopapulöses Exanthem, und Kreuzreaktionen mit anderen Erythem, Schwellung und Juckreiz sind am Kontrastmitteln aufzudecken. häufigsten. Die meisten Hautreaktionen sind nur gering bis moderat ausgeprägt und Um ein erneutes Auftreten zu verhindern, selbst-limitierend. sollte ein anderes Röntgenkontrastmittel gewählt werden als jenes, welches Es sind eine Reihe von Spätsymptomen erstmalig eine unerwünschte Wirkung nach Röntgenkontrastmittelgabe ausgelöst hat. Substanzen, die eine beschrieben (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Kreuzreaktion im Hauttest gezeigt haben, muskuloskelettale Schmerzen, Fieber), sollten vermieden werden. viele von ihnen sind aber nicht durch das Röntgenkontrastmittel verursacht. Eine medikamentöse Prophylaxe wird im Allgemeinen nicht empfohlen. Risikofaktoren für • Frühere späte unerwünschte Reaktion Hautreaktionen auf Kontrastmittel. Merke: Späte Hautreaktionen, wie sie nach iodhaltigen • Therapie mit Interleukin-2. Röntgenkontrastmitteln auftreten können, sind bisher nach Anwendung • Anwendung nicht-ionischer Dimere. von gadoliniumhaltigen und Ultraschall-Kontrastmitteln nicht beschrieben Behandlung Symptomatisch und wie bei worden. Hautreaktionen, die durch andere Medikamente verursacht wurden, z.B. Antihistaminika, topische Steroide und Emulsionen. 20 Allgemeine unerwünschte Wirkungen Allgemeine unerwünschte Wirkungen 21
A.3. Sehr späte unerwünschte Wirkungen A.3.2. Sehr späte unerwünschte Wirkungen auf gadoliuniumhaltige Kontrastmittel: Nephrogene Definition: Eine unerwünschte Wirkung, die für gewöhnlich frühestens eine Woche nach Kontrastmittelgabe auftritt. Systemische Fibrose (NSF) Die Diagnose Nephrogene Systemische Fibrose (NSF) sollte nur gestellt werden, wenn die klinischen und histopathologischen Kriterien des Yale Reaktionstyp NSF Registers zutreffen (J Am Acad Dermatol 2011; 65:1095-1106). Ein Iodhaltige Röntgenkontrastmittel Thyreotoxikose. möglicher Zusammenhang zwischen einer Nephrogenen Systemischen Gadoliniumhaltige Kontrastmittel Nephrogene Systemische Fibrose. Fibrose und gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln wurde erstmalig 2006 diskutiert. Diagnose Die Diagnose Nephrogene Systemische Fibrose (NSF) sollte nur gestellt A.3.1. Sehr späte unerwünschte Wirkungen auf iodhaltige werden, wenn die klinischen und Röntgenkontrastmittel: Thyreotoxikose histopathologischen Kriterien des Yale NSF Registers zutreffen (J Am Acad Risikopatienten • Unbehandelter Morbus Basedow Dermatol 2011; 65:1095-1106). Ein (Graves-Krankheit). möglicher Zusammenhang zwischen einer • Struma multinodosa und Nephrogenen Systemischen Fibrose und Schilddrüsenautonomie, besonders bei gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln wurde Älteren und/oder in Iodmangelgebieten. 2006 hergestellt. Keine Risikopatienten Normale Schilddrüsenfunktion. Klinisches Beginn: Vom Tag der Kontrastmittelgabe bis Empfehlungen • Keine Anwendung iodhaltiger Erscheinungsbild 2-3 Monate danach. Manchmal auch erst Röntgenkontrastmittel bei Jahre nach der Exposition. manifester Hyperthyreose Erste Symptome: Schmerzen, Juckreiz, • Bei Patienten mit dem Risiko einer Schwellung und Erythem der Haut. Thyreotoxikose kann die TSH- Normalerweise an den Beinen beginnend. Bestimmung sinnvoll sein. Spätere Symptome: Fibrotisch verdickte • Bei ausgewählten Hochrisikopatienten Haut und subkutanes Gewebe sowie kann eine Prophylaxe durch einen Kontrakturen an den Extremitäten können Endokrinologen durchgeführt werden. auftreten. Fibrosierung innerer Organe, z.B. • Risikopatienten sollten nach Muskulatur, Zwerchfell, Herz, Leber, Lungen, Röntgenkontrastmittelinjektion kann ebenfalls auftreten. engmaschig von einem Endokrinologen Eine ausgeprägte Beteiligung innerer überwacht werden. Organe kann zum Tode führen. • Intravenöse cholangiographische Röntgenkontrastmittel sollten bei Risikofaktoren Risikopatienten nicht verabreicht werden. Von Patientenseite • Eingeschränkte Nierenfunktion, insbesondere bei eGFR < 15 ml min/1,73 m2). • Dialysepatienten. 22 Allgemeine unerwünschte Wirkungen Allgemeine unerwünschte Wirkungen 23
Von • Gadodiamid war für die meisten Mittleres NSF-Risiko Kontrastmittelseite gemeldeten NSF Fälle verantwortlich. Kontrastmittel Gadobenat-Dimeglumin (Multihance®) • NSF trat ebenfalls nach Gabe von Ligand: Ionisches lineares Chelat Gadopentetat-Dimeglumin und (BOPTA) Gadoversetamid auf. Gadoxetat Dinatriumsalz (Primovist®) • Das Risiko steigt mit zunehmender Kontrastmittelmenge, dennoch kann Ligand: Ionisches lineares Chelat (EOB- eine NFS bereits nach einmaliger Gabe DTPA) auftreten. Empfehlungen • Die EMA gibt an, dass Kontrastmittel Geschätzte Inzidenz • 3-18 % nach Gabe von Gadodiamid. mit mittlerem Risiko (Multihance®, von Patienten • 0,1-1 % nach Gabe von Gadopentetat- Primovist®) lediglich für hepatobiliäre mit schwerem Dimeglumin. Untersuchungen zugelassen sind. Nierenversagen • Die CMSC unterstützt diese Empfehlung. Gadoliniumhaltige Kontrastmittel Niedriges NSF-Risiko Risiko-Einteilung (basierend auf Laborwerten) und Empfehlungen Kontrastmittel Gadobutrol (Gadovist®) Ligand: Nicht-ionisches zyklisches Chelat (BT-DO3A) Höchstes NSF-Risiko Gadoterat-Meglumin (Dotarem® und Kontrastmittel Gadodiamid (OmniscanTM) Generika) Ligand: Nicht-ionisches lineares Chelat Ligand: Ionisches zyklisches Chelat (DTPA-BMA) (DOTA) Gadopentetat-Dimeglumin (Magnevist®) Gadoteridol (ProHance®) Ligand: Ionisches lineares Chelat (DTPA) Ligand: Nicht-ionisches zyklisches Chelat Gadoversetamid (OptiMark®) (HP-DO3A) Ligand: Nicht-ionisches lineares Chelat (DTPA-BMEA) Empfehlungen • Diese Substanzen sollten mit VORSICHT Empfehlungen • Die European Medicines Agency (EMA) eingesetzt werden bei Patienten mit hat den Gebrauch aller intravenösen GFR < 30 ml/min/1,73m². Es sollten Kontrastmittel mit hohem Risiko mindestens sieben Tage zwischen zwei unterbunden (Omniscan™, Magnevist®) Injektionen liegen. und der Zulassungsinhaber hat • Schwangere: Die Substanzen können zur OptiMark® vom europäischen Markt Gewinnung essentieller diagnostischer genommen. Informationen eingesetzt werden. • Die EMA gibt an, dass Magnevist® für • Stillende Frauen: Die Milch aus Arthrographien eingesetzt werden kann. den ersten 24 Stunden nach • Das CMSC unterstützt diese Kontrastmittelgabe muss nicht Empfehlung. zwangsläufig verworfen werden, aber die Patientin kann mit dem Arzt besprechen, ob sie dies wünscht. • Die Bestimmung der Nierenfunktion (eGFR) ist nicht zwingend erforderlich. 24 Allgemeine unerwünschte Wirkungen Allgemeine unerwünschte Wirkungen 25
Empfehlungen für alle • Niemals einem Patienten eine B. Renale unerwünschte Wirkungen Patienten medizinisch notwendige MRT- Untersuchung vorenthalten. (Kontrastmittel-assoziierte akute • Immer die niedrigste Nierenschädigung, PC-AKI) Kontrastmitteldosierung wählen, die für Definition: eine diagnostische Bildgebung ausreicht. Von einer Kontrastmittel-assoziierten akuten Nierenschädigung (PC-AKI) • Immer Name und Dosierung des spricht man, wenn das Serum-Kreatinin (SKrea) innerhalb von 48-72 verwendeten Kontrastmittels in der Stunden nach intravaskulärer Kontrastmittelgabe um ≥ 0,3 mg/dl (oder Patientenakte vermerken. ≥ 26,5 μmol/l) oder um ≥ 1,5-fache des Referenzwertes ansteigt. Bei intraarterieller Injektion mit renalem first-pass Effekt erreicht das Kontrastmittel die Nierenarterien in unverdünnter Form, dazu zählen Verabreichungen in das linke Herz, die thorakale oder suprarenale abdominelle Aorta sowie die Nierenarterien. Bei intraarterieller Injektion mit renalem second-pass Effekt erreicht das Kontrastmittel die Nierenarterien nach Verdünnung in entweder der Lungen- oder peripheren Zirkulation, dazu zählen Injektionen über das rechte Herz, die Pulmonalarterie, die Karotiden, die Sublkavia, die Koronararterien, die Viszeralarterien oder die infrarenalen Arterien. B.1. Messung der Nierenfunktion • Die Bestimmung der errechneten Glomerulären Filtrationsrate (eGFR) ist die empfohlene Methode zur Einschätzung der Nierenfunktion vor einer Kontrastmittelgabe. • Bei Erwachsenen ≥ 18 Jahre wird die Verwendung der CKD-EPI Formel empfohlen eGFR (ml/min/1,73 m2) = Frauen SKrea ≤ 62 µmol/l: 144 x (sCr / 62)-0,329 x 0,993Alter Frauen SKrea > 62 µmol/l: 144 x (sCr / 62)-1,209 x 0, 993Alter Männer SKrea ≤ 80 µmol/l: 141 x (sCr / 80)-0,411 x 0, 993Alter Männer SKrea > 80 µmol/l: 141 x (sCr / 80)-1,209 x 0, 993Alter (SKrea in µmol/l; Alter in Jahren) Alle Formeln x 1,159 bei afro-amerikanischer Abstammung. • Bei Kindern empfiehlt sich zur Berechnung der eGFR die überarbeitete Schwartz Formel eGFR (ml/min/1,73 m2) = 36,5 × Körpergröße / SKrea (SKrea in µmol/l; Körpergröße in cm) Merke: Weder Serum- noch Plasma-Kreatinin ist ein verlässlicher Indikator für die Nierenfunktion, eine eingeschränkte Nierenfunktion kann bei Verwendung dieser Parameter übersehen werden. 26 Allgemeine unerwünschte Wirkungen Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-assoziierte akute Nierenschädigung, PC-AKI) 27
B.2. Renale unerwünschte Wirkungen iodhaltiger B.2.1. Untersuchungsbedingungen Röntgenkontrastmittel Elektive Untersuchung Risikofaktoren für PC-AKI Von Patientenseite • eGFR unter 45 ml/min/1,73 m2 Messung der Nierenfunktion vor intraarterieller Röntgenkontrast- • Messung der eGFR vor intravaskulärer Gabe iodhaltiger mittelgabe mit renalem first-pass Effekt Röntgenkontrastmittel oder bei Patienten einer Intensivstation. • eGFR unter 30 ml/min/1,73 m2 Entweder vor Gabe eines intravenösen oder (a) bei allen Patienten intraarteriellen Röntgenkontrastmittels mit renalem second-pass Effekt. oder • Bekanntes oder vermutetes akutes (b) bei Patienten mit bekannter Nierenversagen. - Nierenerkrankung (eGFR < 60 ml/min/1,73 m2) Untersuchungsbedingt • Intraarterielle Röntgenkontrastmittelgabe - Nierenoperation mit renalem first-pass Effekt. - Proteinurie - Hypertonie • Große Mengen eines intraarteriellen - Hyperurikämie Kontrastmittels mit renalem first-pass - Diabetes mellitus Effekt. • Hoch-osmolare Röntgenkontrastmittel. • Zeitpunkt der eGFR Bestimmung • Mehrfache Röntgenkontrastmittelgabe - Innerhalb von 7 Tagen vor Röntgenkontrastmittelgabe innerhalb von 48-72 Stunden. bei Patienten mit akuten Erkrankungen, einer akuten Verschlechterungen einer chronischen Erkrankungen oder hospitalisierten Patienten. - Innerhalb von 3 Monaten vor Kontrastmittelgabe bei allen anderen Patienten. Notfall-Untersuchung Soweit möglich Risiko-Patienten (siehe oben) identifizieren: • eGFR bestimmen, wenn die Untersuchung ohne Risiken für den Patienten solange aufgeschoben werden kann, bis das Ergebnis vorliegt. • Kann die eGFR nicht ermittelt werden, sollte man sich bei intraarterieller Gabe mit renaler Exposition im first pass so weit wie möglich nach dem Protokoll für Patienten mit einer eGFR unter 45 ml/min/1,73 m² richten. • Für die intravenöse Gabe oder die intraarterielle Gabe mit renaler Exposition im second pass sollte man sich so weit wie möglich nach dem Protokoll für Patienten mit einer eGFR unter 30 ml/min/1,73 m² richten. Beides gilt in Abhängigkeit von der klinischen Fragestellung. 28 Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-assoziierte akute Nierenschädigung, PC-AKI) Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-assoziierte akute Nierenschädigung, PC-AKI) 29
B.2.2. Vor der Untersuchung Notfall-Untersuchung Elektive Untersuchung Risiko-Patienten • Eine alternative Untersuchungsmethode (siehe oben) erwägen, bei der kein iodhaltiges Risiko-Patienten • Eine alternative Untersuchungsmethode Röntgenkontrastmittel eingesetzt wird. (siehe oben) erwägen, bei der kein iodhaltiges • Frühzeitiger Beginn einer Volumen- Röntgenkontrastmittel eingesetzt wird expansion vor Röntgenkontrastmittelgabe • Die intravenöse Gabe von Kochsalz (siehe elektive Untersuchung). oder Natriumbikarbonat zur präventiven Volumenexpansion sind gleichwertige Verfahren zur prophylaktischen Hydrierung. B.2.3. Zum Zeitpunkt der Untersuchung • Bei intravenöser und intraarterieller Röntgenkontrastmittelapplikation mit Alle Patienten • Niedrig- oder iso-osmolares renalem second-pass Effekt sollte der Röntgenkontrastmittel einsetzen. Patient entweder (a) mit intravenöser • Die niedrigste Kontrastmitteldosierung 1,4%iger Natriumbikarbonatlösung wählen, die für ein diagnostisches (alternativ 154 mmol/l in 5%iger Ergebnis ausreicht. Dextroselösung): 3 ml/kg/h über 1 Stunde • Bei intraarterieller Röntgenkontrastmittel- vor Röntgenkontrastmittelgabe oder (b) applikation mit renalem first-pass mit intravenöser 0,9%iger Kochsalzlösung Effekt sollte entweder das Verhältnis 1ml/kg/h über 3-4 Stunden vor und 4-6 Röntgenkontrastmitteldosierung (in Stunden nach der Untersuchung hydriert Gramm Iod) / absolute eGFR (in ml/ werden. min/1,73m²) < 1.1 oder das Verhältnis • Bei intraarterieller Röntgenkontrastmittel- Röntgenkontrastmittelvolumen applikation mit renalem first-pass (in ml) / eGFR (in ml/ Effekt sollte der Patient entweder min/1,73m2) < 3.0 sein, falls eine (a) mit intravenöser 1,4%iger Röntgenkontrastmittelkonzentration von Natriumbikarbonatlösung (alternativ 154 350 mg/ml verwendet wird. mmol/l in in 5%iger Dextroselösung): 3 ml/kg/h über 1 Stunde vor gefolgt von 1 ml/kg/h über 4-6 Stunden nach Kontrastmittelgabe oder (b) mit B.2.4. Nach der Untersuchung intravenöser 0,9%iger Kochsalzlösung 1 ml/kg/h über 3-4 Stunden vor und 4-6 Risiko-Patienten • Ggf. Fortführen der präventiven Stunden nach der Untersuchung hydriert Hydrierung (siehe Protokolle). werden. • eGFR 48 Stunden nach Röntgenkontrast- • Der behandelnde Arzt sollte die präventive mittelgabe bestimmen. Volumenexpansion bei Patienten mit • Falls nach 48 Stunden die Diagnose schwerer kongestiver Herzinsuffizienz einer PC-AKI gestellt wird, sollte der (NYHA Stadium 3-4) oder bei Patienten mit Patient für mindestens 30 Tage klinisch terminaler Niereninsuffizienz (eGFR < 15 überwacht und die eGFR in regelmäßigen ml/min/1,73 m²) individuell anpassen. Abständen bestimmt werden. • Eine alleinige orale Hydrierung - zur präventiven Volumenexpansion wird nicht Merke: Bisher gibt es keine medikamentöse Prophylaxe (mit Statinen, empfohlen. renalen Vasodilatatoren, Rezeptor-Antagonisten endogener vasoaktiver Substanzen oder zytoprotektiven Wirkstoffen), die Patienten nachweislich vor einer Kontrastmittel-assoziierten akuten Nierenschädigung (PC-AKI) schützen. 30 Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-assoziierte akute Nierenschädigung, PC-AKI) Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-assoziierte akute Nierenschädigung, PC-AKI) 31
B.2.5. Patienten mit Multiplem Myelom B.4. Patienten mit Diabetes mellitus, die Metformin • Patienten mit Multiplem Myelom und normaler Nierenfunktion haben einnehmen kein erhöhtes PC-AKI-Risiko, vorausgesetzt sie sind gut hydriert und es werden niedrig- oder iso-osmolare iodhaltige Röntgenkontrastmittel B.4.1. Iodhaltige Kontrastmittel eingesetzt. 1. Patienten mit einer eGFR > 30 ml/min/1,73 m2 ohne Anhalt für • Patienten mit Multiplem Myelom haben häufig eine eingeschränkte PC-AKI, welche entweder intravenös oder intraarteriell Röntgenkontrast- Nierenfunktion und dann ein erhöhtes PC-AKI-Risiko. mittel mit renalem second-pass Effekt erhalten sollen: Metformin kann • Patienten mit Multiplem Myelom haben häufig eine Hyperkalzämie; normal eingenommen werden. welche das Risiko einer Nierenschädigung erhöhen kann. Korrektur 2. Bei Patienten der Hyperkalzämie vor Röntgenkontrastmittelgabe sollte mit einem Hämatologen besprochen werden. (a) mit einer eGFR < 30 ml/min/1,73 m2, welche intravenös oder intraarteriell Röntgenkontrastmittel mit renalem second-pass Effekt • Die Bestimmung einer Bence Jones Proteinurie vor erhalten sollen, Röntgenkontrastmittelgabe ist nicht erforderlich. (b) die intraarterielles Röntgenkontrastmittel mit renalem first-pass Effekt erhalten B.3. Renale unerwünschte Wirkungen gadoliniumhaltiger oder Kontrastmittel (c) mit AKI: soll Metformin ab dem Zeitpunkt der Röntgenkontrast- MR-Untersuchungen mittelapplikation abgesetzt werden. • Das PC-AKI-Risiko ist sehr gering, wenn das gadoliniumhaltige Falls sich innerhalb von 48 Stunden nach Röntgenkontrastmittelgabe Kontrastmittel in zugelassenen Dosen eingesetzt wird. die Nierenfunktion nicht signifikant verändert hat, kann die • Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion die Empfehlungen der Metformineinnahme wieder begonnen werden. ESUR-Leitlinien für NSF (Kapitel A.3.2.) beachten. Röntgenuntersuchungen B.4.2. Gadoliniumhaltige Kontrastmittel • Gadoliniumhaltige Kontrastmittel sind bei Röntgenuntersuchungen Es sind keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen notwendig, wenn nicht zugelassen. Diabetiker, die Metformin einnehmen, ein gadoliniumhaltiges • Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (eGFR Kontrastmittel bekommen, da das Risiko einer PC-AKI sehr gering ist. < 60 ml/min/1,73 m2) sollten gadoliniumhaltige Kontrastmittel bei Röntgenuntersuchungen sollten nicht angewendet werden. • In Dosierungen, die zu einer vergleichbaren Röntgenschwächung führen, B.5. Dialyse und Kontrastmittelgabe sind gadoliniumhaltige Kontrastmittel nephrotoxischer als iodhaltige Alle Kontrastmittel, ob iod- und gadoliniumhaltig, können durch eine Röntgenkontrastmittel. Hämodialyse oder eine Peritonealdialyse entfernt werden. Trotzdem fehlt bisher eine Evidenz dafür, dass die Hämodialyse Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion vor einer Kontrastmittel-induzierten Nephropathie oder einer Nephrogenen Systemischen Fibrose schützt. Bei allen Patienten sollte eine osmotische und eine Überladung mit Flüssigkeit vermieden werden. Zur Vermeidung eines NSF-Risikos siehe A.3.2. 32 Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-assoziierte akute Nierenschädigung, PC-AKI) Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-assoziierte akute Nierenschädigung, PC-AKI) 33
Merke: Gadoliniumhaltige Kontrastmittel schwächen Röntgenstrahlen Dialyse-Patienten sehr gut ab und können im CT, bei Exkretion in den Harntrakt, Hämodialyse Iodhaltige Kontrastmittel missinterpretiert werden. Zur Untersuchung des Abdomens sollten • Eine Abstimmung des Zeitpunktes der kontrastmittelgestützte CT-Untersuchungen zeitlich vor MRT-Unter- Röntgenkontrastmittelinjektion mit der suchungen mit Kontrastmittel erfolgen. Bei Untersuchungen von Lunge Hämodialysesitzung ist nicht erforderlich. und Gehirn können sowohl CT als auch MRT zuerst durchgeführt werden. • Eine zusätzliche Hämodialyse zur Röntgenkontrastmittelelimination ist nicht notwendig. B.7. Wie lange sollte in der Routinediagnostik der zeitliche Abstand zwischen zwei Untersuchungen Gadoliniumhaltige Kontrastmittel • Es wird empfohlen, die Kontrastmittelgabe mit iodiodhaltigem Röntgenkontrastmittel betragen? mit dem Hämodialysezeitpunkt 1. Patienten mit normaler oder moderat verringerter Nierenfunktion abzustimmen. (GFR > 30 ml/min/1,73 m2) • Nach der Kontrastmittelgabe sollte so früh 75 % des iodhaltigen Röntgenkontrastmittels werden binnen wie möglich eine Hämodialyse durchgeführt 4 Stunden nach Kontrastmittelgabe ausgeschieden. Es sollten werden. 4 Stunden zwischen den Untersuchungen mit iodhaltigen Kontinuierliche Iodhaltige Kontrastmittel Röntgenkontrastmitteln liegen. ambulante • Eine Hämodialyse zur Kontrastmittel- 2. Patienten mit hochgradig eingeschränkter Nierenfunktion Peritonealdialyse elimination ist nach iodhaltigen (GFR < 30ml/min/1,73 m2) (CAPD) Röntgenkontrastmitteln nicht notwendig. Es sollte ein Abstand von 48 Stunden zwischen zwei Applikationen Gadoliniumhaltige Kontrastmittel iodhaltiger Röntgenkontrastmittel liegen. • Die Notwendigkeit einer Hämodialyse sollte 3. Dialysepatienten mit dem überweisenden Arzt besprochen Falls es eine Restdiurese gibt, sollte zwischen zwei Applikationen werden. iodhaltiger Kontrastmittel ein Abstand von mindestens 48 Stunden liegen. B.6. Ist bei Routineuntersuchungen die Gabe iod- und B.8. Wie lange sollte in der Routinediagnostik der gadoliniumhaltiger Kontrastmittel am selben Tag zeitliche Abstand zwischen zwei Untersuchungen unbedenklich? mit gadoliniumhaltigem Kontrastmittel betragen? Aus Effizienzgründen kann es vorkommen, dass am selben Tag iod- und 1. Patienten mit normaler oder moderat verringerter Nierenfunktion gadoliniumhaltige Kontrastmittel für kontrastmittelgestütze CT-und MRT- (GFR > 30 ml/min/1,73 m2) Untersuchen gegeben werden. 75 % des gadoliniumhaltigen Kontrastmittels werden binnen 4 Um das Risiko einer Nephrotoxizität zu minimieren, empfiehlt sich folgendes: Stunden nach Kontrastmittelgabe ausgeschieden. Es sollten 4 Stunden zwischen den Untersuchungen mit gadoliniumhaltigen 1. Patienten mit normaler oder moderat verringerter Nierenfunktion Kontrastmitteln liegen. (GFR > 30 ml/min/1,73 m2) 2. Patienten mit hochgradig eingeschränkter Nierenfunktion 75 % sowohl iod- als auch gadoliniumhaltiger Kontrastmittel werden (GFR < 30ml/min/1,73 m2) oder mit Dialyse binnen 4 Stunden nach Kontrastmittelgabe ausgeschieden. Es sollten 4 Stunden zwischen der Gabe von iod- und gadoliniumhaltigen Es sollte ein Abstand von 7 Tagen zwischen der Gabe Kontrastmitteln liegen. 2. Patienten mit hochgradig eingeschränkter Nierenfunktion gadoliniumhaltiger Kontrastmittel liegen. (GFR < 30ml/min/1,73 m2 oder Dialysepflicht) Es sollte ein Abstand von 7 Tagen zwischen der Gabe von iod- und gadoliniumhaltiger Kontrastmittel liegen. 34 Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-assoziierte akute Nierenschädigung, PC-AKI) Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-assoziierte akute Nierenschädigung, PC-AKI) 35
C. Verschiedenes C.2. Pulmonale Wirkungen iodhaltiger Röntgenkontrastmittel C.1. Kontrastmittel-Extravasate Unerwünschte • Bronchospasmus. Art der Schäden • Die meisten Schäden sind gering. Wirkungen an der • Erhöhung des pulmonalen • Schwere Schäden beinhalten Lunge Gefäßwiderstands. Hautulzerationen, Weichteilnekrosen und • Lungenödem. Kompartmentsyndrom. Hochrisiko-Patienten • Asthma in der Anamnese. • Pulmonale Hypertonie in der Anamnese. Risikofaktoren • Beginnende Herzinsuffizienz. Von technischer Seite • Einsatz eines Power-Injektors. Unerwünschte • Einsatz niedrig- oder iso-osmolarer • Schwierige Injektionslokalisationen Wirkungen an der Röntgenkontrastmittel. (untere Extremität oder kleine distale Lunge reduzieren • Hohe Röntgenkontrastmitteldosen Venen). vermeiden. • Hohes Röntgenkontrastmittelvolumen. • Hoch-osmolares Röntgenkontrastmittel. • Hoch-visköses Röntgenontrastmittel. C.3. Wirkung iodhaltiger Röntgenkontrastmittel auf Blut Von Patientenseite • Kommunikationsschwierigkeiten. und Endothel • Brüchige oder vorgeschädigte Venen. • Arterielle Insuffizienz. C.3.1. Thrombose • Eingeschränkte lymphatische und/oder venöse Drainage. • Adipositas. C.3.1.1. Iodhaltige Kontrastmittel Risikoreduktion • Intravenöse Techniken sollten immer sorgfältig durchgeführt werden – Die klinisch wichtige unerwünschte Wirkung iodhaltiger ausreichende Kanülengröße, geeignete Röntgenkontrastmittel auf Blut und Endothel ist die Thrombose. Vene für die notwendige Flussrate Folgendes ist bekannt: während der Injektion beachten. • Alle Röntgenkontrastmittel haben antikoagulatorische Eigenschaften, • Der Einsatz von Kanülen mit insbesondere ionische Kontrastmittel. Seitenöffnungen sollte erwogen werden. • Hoch-osmolare ionische Röntgenkontrastmittel können eine • Testinjektion mit Kochsalzlösung. Thrombose durch Endothelschädigung verursachen, insbesondere bei • Einsatz nicht-ionischer iodhaltiger venösen Untersuchungen. Röntgenkontrastmittel. • Medikamente und interventionelle Instrumente, die das Behandlung • Die Dokumentation des Extravasates thromboembolische Risiko während einer Untersuchung durch ein Röntgenbild, eine CT oder reduzieren, minimieren das Ausmaß unerwünschter eine MRT-Untersuchung der betroffenen Röntgenkontrastmittelwirkungen. Region kann hilfreich sein. • Meist reicht eine konservative Behandlung Leitlinien ◦◦ Hochlagern der Extremitäten • Eine sorgfältige angiographische Technik ist zwingend erforderlich, ◦◦ Eispackungen sie ist die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung thromboembolischer ◦◦ Sorgfältige Überwachung Komplikationen. • Bei Verdacht auf schwere Schäden, • Für diagnostische und interventionelle angiographische sollte eine chirurgische Vorstellung Untersuchungen, inklusive Phlebographie, sollten niedrig- oder iso- erfolgen. osmolare Röntgenkontrastmittel verwendet werden. 36 Verschiedenes Verschiedenes 37
C.3.2. Sichelzellanämie C.4. Kontrastmittel und Katecholamin-produzierende Tumoren (Phäochromozytom und Paragangliom) C.3.2.1. Iodhaltige Röntgenkontrastmittel Vorbereitung • Hoch-osmolare iodhaltige Röntgenkontrastmittel können bei Patienten a) Vor intravenöser Kontrastmittelgabe (iod- oder mit Sichelzellanämie die roten Blutkörperchen sichelzellartig gadoliniumhaltige): sind keine speziellen verformen, was zu einer Hämolyse und Verstopfung der kleinen Vorbereitungsmaßnahmen notwendig. Gefäße führen kann. b) Vor intraarterieller Gabe eines iodhaltigen • Niedrig- oder iso-osmolare iodhaltige Röntgenkontrastmittel führen Röntgenkontrastmittels: α- und ß-adrenerge Blockade mit bei Patienten mit Sichelzellanämie nicht zu mehr unerwünschten oralen Medikamenten unter Beobachtung des überweisenden Wirkungen als in einer normalen Population. Arztes wird empfohlen. Leitlinien Geeignete Kontrastmittel • Niedrig- und iso-osmolare iodhaltige Röntgenkontrastmittel einsetzen. Iodhaltige: Nicht-ionische Substanzen. • Patienten vor Röntgenkontrastmittelgabe hydrieren. Gadoliniumhaltige: Alle Substanzen. C.3.2.2. Gadoliniumhaltige Kontrastmittel C.5. Schwangerschaft und Stillzeit • Gadoliniumhaltige Kontrastmittel werden in niedriger Dosierung gegeben als iodhaltige Röntgenkontrastmittel. Dadurch ist die Iodhaltige Röntgen- Gadoliniumhaltige osmolare Ladung geringer und die Osmolalität des Kontrastmittels kontrastmittel Kontrastmittel meist nicht problematisch. Schwangerschaft a) Schwangeren b) Wenn eine • Bisher gibt es keine Berichte zur unerwünschten Verformung der roten sollte nur in zwingende Blutzellen nach gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln. Ausnahmefällen, Indikation für eine wenn eine kontrastverstärkte radiologische MRT besteht, sollte Leitlinien Untersuchung Schwangeren nur • Es kann jedes gadoliniumhaltige Kontrastmittel eingesetzt werden. wirklich notwendig die kleinstmögliche • Eine besondere Vorbereitung ist nicht erforderlich. ist, iodhaltiges Dosis eines Kontrastmittel makrozyklischen gegeben werden. gadoliniumhaltigen Kontrastmittels b) Hat eine (siehe A.3.2. Schwangere Kontrastmittel iodhaltiges mit mittlerem und Röntgen- niedrigem NSF- kontrastmittel Risiko,) verabreicht bekommen, sollte werden. beim Neugeborenen innerhalb der b) Hat eine ersten Woche nach Schwangere der Geburt die gadoliniumhaltiges Schilddrüsen- Kontrastmittel funktion überprüft bekommen, sind werden. keine Tests bei dem Neugeborenen erforderlich. 38 Verschiedenes Verschiedenes 39
Stillzeit Mütter können Stillen kann Laborchemische Proben in der Routinediagnostik nach Gabe eines nach Gabe eines Empfehlung • Vorzugsweise Urin- und Blutproben vor iodhaltigen Röntgen- makrozyklischen Administration eines Kontrastmittels kontrastmittels gadoliniumhaltigen abnehmen unverändert weiter Kontrastmittels stillen. fortgesetzt werden. • Bei Patienten mit normaler Nierenfunktion kann bei Bedarf 4 Schwangere oder Siehe renale Keine Stunden nach Kontrastmittelgabe eine Stillende mit unerwünschte gadoliniumhaltigen Blutentnahme erfolgen. eingeschränkter Wirkungen (B.2.). Kontrastmittel Es müssen anwenden. • Bei Patienten mit reduzierter Nierenfunktion Nierenfunktion (eGFR keine weiteren Vorsichtsmaßnahmen < 45 ml/min/1,73 m2) sollten für den Fetus oder Blutentnahmen so lange wie möglich Neugeborenen nach Kontrastmittelgabe hinausgezögert berücksichtigt werden. werden. • Sammelurin sollte für 24 Stunden unterbleiben. C.6. Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen und • Die Effekte eines Kontrastmittels auf klinischen Tests die Laborauswertungen können je nach Auswertmethode differieren. Generelle Medikamentenanamnese des Patienten Empfehlungen berücksichtigen. Isotopen-Untersuchungen und/oder Behandlungen Sorgfältige Dokumentation der Schilddrüse Patienten, die mit radioaktivem Iod Kontrastmittelgabe (Zeit, Dosierung, therapiert werden, sollten mindestens zwei Name). Monate vorher kein Röntgenkontrastmittel Kontrastmittel dürfen nicht mit anderen bekommen haben. Wirkstoffen in Schläuchen oder Spritzen Eine Isotopen-Bildgebung der vermischt werden. Schilddrüse sollte zwei Monate nach Wirkstoffe, die besonders beachtet werden müssen Röntgenkontrastmittelgabe wenn möglich unterbleiben. Metformin Siehe Kapitel über renale unerwünschte Wirkungen (B.4) Knochen, Erythrozyten- Iodhaltiges Röntgenkontrastmittel Markierung sollte mindestens 24 Stunden vor einer Nephrotoxische Das Absetzen nephrotoxischer geplanten Isotopen-Untersuchung nicht Medikamente Medikamente vor Kontrastmittelgabe ist mehr gegeben werden. Cyclosporin nicht zwingend notwendig. Cisplatin Aminoglykoside Nichtsteroidale antiinflammatorische Medikamente (NSAD) ß-Blocker ß-Blocker können die Behandlung eines Bronchospasmus und das Ansprechen auf Adrenalin beeinträchtigen. Interleukin-2 Siehe Kapitel über späte unerwünschte Wirkungen (A.2). 40 Verschiedenes Verschiedenes 41
C.7. Weitere Aspekte bezüglich Gadolinium C.7.2. Gadoliniumretention in Knochen, Leber und Haut C.7.1. Gadoliniumretention im Gehirn C.7.2.1. Nachweis Voraussetzung sind Biopsie und Gewebeanalyse. C.7.1.1. Nachweis C.7.2.2. Merkmale • Erkennbar als Regionen erhöhter Signalintensität in den tiefen • Das Auftreten ist unabhängig von der Nierenfunktion. zerebralen Kerngebieten in nativen T1 gewichteten MRT-Sequenzen. • Kann bei jedem Kontrastmittel vorkommen, dennoch lagern • Der Zusammenhang zwischen diesen Veränderungen und sich größere Mengen nach Gabe von nichtionischen-linearen gadoliniumhaltigen Kontrastmittel wurde zuerst 2014 berichtet. Kontrastmitteln ab. • Kann nicht durch MRT nachgewiesen werden. • Die abgelagerte Menge ist gering, jedoch größer als im Gehirn. C.7.1.2. Merkmale • Ablagerungen in Knochen und Leber rufen keine klinischen Symptome • Die Signalveränderungen sind nicht spezifisch und können ebenfalls hervor. bei Mangan, Eisen, Calcium, etc. auftreten. • Kutane Ablagerungen verursachen rote Hautplaques, welche • MRT ist zur Detektion von Gadolinium im Gehirn weniger sensitiv als Ähnlichkeit zu denen der NSF aufweisen. eine Gewebeuntersuchung nach Biopsie. • Von NSF abgesehen, sind die klinischen Auswirkungen von • Es ist nicht bekannt, ob das abgelagerte Gadolinium chelatiert ist. Ablagerungen in Knochen, Leber und Haut unbekannt. • Bisher wurden keine neurologischen Symptome beschrieben. • Die klinische Signifikanz dieser Veränderungen ist bislang unklar. • Alle Studien waren retrospektiv. C.7.3. Verunreinigung der Umwelt durch Gadolinium • Das Auftreten ist unabhängig von der Nierenfunktion. • Der Einsatz gadoliniumhaltiger Kontrastmittel im MRT führte dazu, dass Gadolinium die Umwelt über Abwasser erreicht. • Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Gadolinium-Konzentrationen in C.7.1.3. Zusammenhang mit gadoliniumhaltigen Oberflächen- und Leitungswasser gering, jedoch ist bei zunehmendem Kontrastmitteln Einsatz gadoliniumhaltiger Kontrastmittel mit einem Anstieg zu rechnen. • Hohe Signalintensitäten in den tiefen zerebralen Kerngebieten wurden • Die Einflüsse von Gadolinium auf die Umwelt sind noch nicht bekannt, im MRT nach Gabe aller linearen gadoliniumhaltigen Kontrastmittel doch es gibt Bedenken, dass es zu einer Gadolinium-Anreicherung in beschrieben, jedoch nicht nach Gabe makrozyklischer Präparate. menschlichem Gewebe beitragen könnte. • In Hirngewebsuntersuchungen konnte Gadolinium nach Gabe • Um ein mögliches Risiko zu minimieren, sollte der Gadolinium-Spiegel aller gadoliniumhaltiger Kontrastmittel nachgewiesen werden, die im Wasser überwacht werden. Zudem werden in Kläranlagen bessere höchsten Konzentrationen fanden sich bei Patienten, die lineare Wasseraufbereitungen auf Basis von Umkehrosmosemembranen Präparate erhielten und die niedrigsten Konzentrationen nach Gabe benötigt (siehe Acta Radiol 2017, 58: 259-263). makrozyklischer Präparate. • Je höher die bisherige kumulative Dosis gadoliniumhaltiger Kontrastmittel, desto ausgedehnter waren die Areale mit hoher Signalintensität. • Die Retention tritt nur nach mehrmaliger Gabe auf. 42 Verschiedenes Verschiedenes 43
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