EUROPÄISIERUNG VON BIH, KROATIEN UND SERBIEN - INTERNE VORAUSSETZUNGEN UND FOLGEN EINES EU-BEITRITTS
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Europäisierung von BiH, Kroatien und Serbien Interne Voraussetzungen und Folgen eines EU-Beitritts Projektantrag von Univ.-Prof. Dr. Helmut Kramer an den Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank im Januar 2007 1
INHALTSVERZEICHNIS I Abstract 2 II Thematischer Hintergrund des Projekts 2 III Projektbeschreibung 6 a) Stand der Forschung und Zielsetzungen des Projekts 6 b) Spezifische Forschungsfragen und Arbeitsthesen 9 IV Methodik und Projektdesign 13 a) Theoretisch-Methodologisches Vorgehen 13 b) Arbeitsplan inkl. Zeitplanung 15 c) Wissenschaftliche Betreuung und Kooperationsnetzwerk 16 d) Verwertung der Ergebnisse 18 V Infrastruktur, Personal und Budget 19 Literatur 21 2
I Abstract Das beantragte Projekt versteht sich als Beitrag zur politikwissenschaftlichen Grundlagenforschung und als innovative Ergänzung der Studien zur Europäisierung der Länder des Westbalkans. Das Ziel ist die Erforschung der internen Voraussetzungen für den EU-Beitritt der drei größten Länder aus der Westbalkan-Gruppe – von Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien, wobei besondere Aufmerksamkeit den internen politischen, sozioökonomischen und identitären Voraussetzungen zum Beitritt gewidmet wird. Gleichzeitig wird im Projekt der Frage nach den Folgen eines EU-Beitritts bzw. Nicht-Beitritts einzelner Staaten auf die internen Europäisierungsdynamiken und damit für die ganze Balkan-Region nachgegangen. II Thematischer Hintergrund des Projekts Der ex-jugoslawische Raum stand in den letzten 15 Jahren vielfach im Mittelpunkt der weltweiten Aufmerksamkeit. Die brutalen Kriege und die fortdauernden politischen und sozialen Krisen bestimmten das Bild der Region in den 1990er Jahren. Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien als ehemalige integrative Bestandteile der jugoslawischen Föderation teilen eine gemeinsame sozialistische Vergangenheit, die auch zu einer ähnlichen verlaufenden Ausprägung der alltäglichen „Lebenswelten“ der Menschen als auch zu einer vergleichbaren Form der Politikpraxis geführt hat. Diese gemeinsamen geschichtlichen „Ausgangspunkte“ erklären zu einem großen Teil die spezifischen Transformationsprobleme in den einzelnen Staaten wie z.B. mangelnde Identifikation der Menschen mit dem Staat, Sehnsucht nach dem starken Mann in der Politik, spezifische Institutionalisierung der Ethnizität, Schwierigkeiten im Modernisierungsprozessen, usw. So lässt sich auch die Etablierung autoritärer Strukturen in den 1990er Jahren deuten, mit denen das Aufkommen des Nationalismus als einer dominanten gesellschaftlichen Kraft einherging, die sich in weiterer Folge mit anderen traditionalistischen Strömungen in der Religion und im Bereich identitärer Politiken verbinden konnten. Die Verklärung der Vergangenheit und die manipulative und autoritäre Interpretation der Gegenwart im eigenen Sinne trug in allen drei Staaten zur Entwicklung neuer Trennlinien zwischen „uns“ und den „anderen“ bei. Diese Trennlinien und die durch Mythen geschaffenen und ständig reproduzierten Bedrohungsbilder durch die Anderen zeichneten in Verbindung mit ideologischen Instrumentarien des „Großserbentums“ und des „Großkroatentums“ den Weg zur Massenhysterie der Kriege der 1990er Jahre vor, die die darauf folgenden Transformationsprozesse nachhaltig prägen sollte. Jedenfalls hat die gemeinsame Erfahrung der Kriege und die – durchaus auch unterschiedliche – Teilnahme der drei Staaten an den kriegerischen Ereignissen der 1990er Jahre die ex-jugoslawischen Gesellschaften tief erschüttert und sie alle vor das Dilemma der dreifachen Transition gestellt: von einem Kriegs- in den Friedenszustand, von einem staatssozialistischen System zu einer angestrebten pluralistischen Demokratieform und schließlich von einem staatlich gelenkten sozialistischen Wirtschaftsmodell zur liberalen Marktwirtschaft. Während das ethnonationalistische Prinzip und die damit verbundenen Kriege als grundlegendes Muster zur Sicherung der Macht- und Herrschaftsverhältnisse die 1990er Jahre bestimmt haben, sind die Jahre seit 2000 vom Prozess der „Europäisierung “ bestimmt. Seit dem Ende des Krieges 3
im Kosovo werden die Staaten des sogenannten „Westbalkans“ (Kroatien, Bosnien- Herzegowina, Serbien, Montenegro, Mazedonien und Albanien) mit einem stabilisierenden und integrierenden Konzept der EU (Stabilisierungs- und Assoziierungsprozess - SAP) an die Union herangeführt. Formal sind die drei Staaten, die in diesem Projekt untersucht werden sollen (Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien), im Prozess der Annäherung an die EU unterschiedlich weit gekommen. Kroatien hat nach dem erfolgreichen Abschluss des Stabilisierungs- und Assoziierungsab- kommens im Jahr 2001 den Antrag auf die EU-Mitgliedschaft am 21. Februar 2003 gestellt. Im April 2004 kam ein positives „Avis“ der Europäischen Kommission für den Beginn der Verhandlungen über die Vollmitgliedschaft. Die Aufnahme der Verhandlungen erfolgte dann nach der Verhaftung des als Kriegsverbrecher angeklagten Generals Ante Gotovina im Jahr 2005. In vielen Bereichen wie z.B. in der Frage der serbischen Minderheit oder der Unabhängigkeit der Gerichtsbarkeit gibt es noch deutliche Mängel, de facto ist es aber unumstritten, dass Kroatien in der nächsten Erweiterungsrunde – wann immer auch diese angesichts des gebremsten Tempos der EU in der Frage der Erweiterung nach den letzten Berichten der EU-Kommission aus dem Herbst 2006 – dabei sein wird. Bosnien-Herzegowina befindet sich auch im zwölften Jahr nach dem Krieg in einem schwierigen und von wirtschaftlichen und sozialen Problemen geprägten Transformationsstadium, das noch immer durch „Deutungskämpfe“ um die weiterhin schwache bosnische Staatlichkeit, das Fortwirken des ethnonationalistischen Paradigmas und starke Präsenz der internationalen Staatengemeinschaft geprägt ist. In den letzten zwei Jahren wurden zwar einige wichtige Schritte in Richtung europäischer Integration gesetzt (die Road-Map wurde erfüllt, die Durchführbarkeitsstudie für die Integration erstellt, die Verhandlungen über das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) wurden aufgenommen), die angestrebte EU- Vollmitgliedschaft scheint angesichts des langsamen Reformtempos und weiterhin ungelöster Fragen der inneren Verfasstheit des bosnischen Staates dennoch in weiter Ferne zu liegen. Auch die letzten Wahlen vom Oktober 2006, die fortdauernden Diskussionen über ein mögliches Referendum zur stärkeren Unabhängigkeit der Republika Srpska und die weiterhin bestehende Blockade der Verhandlungen über eine Veränderungen bzw. Umgestaltung der Daytoner- Verfassung bezeugen die fortdauernde politische Krise. Serbien befindet sich angesichts der bevorstehenden Wahlen und der im Frühjahr 2007 zu treffenden Entscheidungen in der Frage des Kosovo-Status in einer krisenhaften Situation. Die Staatengemeinschaft mit Montenegro ist am 21. Mai 2006 per montenegrinischem Referendum beendet worden. Die EU-Annäherung hat nach dem positiven Abschluss der Durchführbarkeitsstudie und der Aufnahme der Verhandlungen über ein SAA Ende letzten Jahres zu einer zumindest scheinbaren Reformdynamik in Serbien geführt. Obwohl unter der Kostunica-Regierung die meisten als Kriegsverbrecher Angeklagten zum Tribunal nach Den Haag ausgeliefert wurden bzw. sich freiwillig gestellt haben, sind die beiden meist gesuchten Angeklagten Ratko Mladic und Radovan Karadzic noch immer flüchtig. Genau dieser Umstand hat im Mai 2006 zum Einfrieren der SAA-Verhandlungen geführt. Die Zusammenarbeit mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal gehört, neben politischen und wirtschaftlichen Reformen, zu den wichtigsten Bedingungen für Serbiens europäischen Integrationsprozess. Generell betrachtet war gerade das Jahr 2006 ein paradigmatisches Jahr in Bezug auf die Europäisierung des Westbalkans. Jovan Teokarevic warnt angesichts der verhaltenen und gebremsten Stimmung in Bezug auf eine weitere Erweiterung der EU Richtung Südosteuropa Ende des Jahres 2006 vor einem permanenten und schmerzhaften Status Quo für Bosnien- Herzegowina und Serbien. Die beiden Staaten haben sich im Jahr 2006 parallel zur abwartenden 4
Politik der EU auch selbst durch die internen Probleme und Streitigkeiten (in Bezug auf Den Haag in Serbien und in Bosnien in Bezug auf Polizeireform und die Stärkung der integrativen Kräfte im Land) selbst in eine Krise hineinmanövriert, die bereits jetzt deutliche negative Auswirkungen auf die vielfältigen Transformationsprozesse haben. (Teokarevic Jovan, in „Vreme“, November-Dezember 2006, Evropski forum Nr. 11-12) Es ist evident, dass auch die letzten Fortschrittsberichte über die Performance der potentiellen EU-Kandidatenländer für das Jahr 2006 den Ländern einiges an Bedingungen für den weiteren Annäherungsprozess an die EU diktieren. Gleichzeitig ist auch die Grundhaltung der EU-Staaten klar: die nächsten Erweiterungsrunden wird es nicht so bald geben, sondern sie werden erst dann in Angriff genommen werden, wenn die „Integrationsfähigkeit“ der Länder der EU gegeben sein sollte, also keinesfalls vor einer endgültigen Lösung in der EU-Verfassungsfrage. (EU-Kommission: Erweiterungsstrategie und wichtigste Herausforderungen für den Zeitraum 2006-2007 mit Sonderbericht über die Fähigkeit der EU zur Integration neuer Mitglieder, Brüssel, 8.11.2006) Dies kann einerseits als Entmutigung aufgefasst werden, andererseits – so wie Judy Batt argumentiert – die Länder dazu bewegen, die internen Reformen und die Transformation der Gesellschaft aus eigener Kraft voranzutreiben, um so das Integrations-Tempo zu bestimmen (Batt 2006, in Europaforum 2006/4). Wenn auch Europa und die EU von den meisten Menschen in der Region noch immer nicht in ihrer ganzheitlichen Bedeutung verstanden werden, herrscht in allen drei Staaten ein eindeutiger Konsens darüber, dass nur der Weg in die EU den Rahmen für die Lösung großer gesellschaftlicher und vor allem wirtschaftlicher und sozialer Fragen der einzelnen Länder bilden kann. Europa ist zu einem zentralen Topos der gesellschaftlichen Entwicklung der Region geworden, der für alle drei Staaten strukturell gleiche Phänomene bedingt. Der Prozess der Europäisierung verändert die betreffenden Gesellschaften in vielfacher Art und Weise nachhaltig: die Parameter und Prinzipien des Funktionierens der Politik werden transformiert, das sozioökonomische Gefüge der Gesellschaften wird im Kontext globalisierter marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen neu verhandelt und auf der Ebene der individuellen und kollektiven Identitäten kommt es zu massiven Rekonfigurationen. All dies beeinflusst natürlich gleichzeitig die Geschwindigkeit und den Erfolg des Europäisierungsprozesses. Die „Demokratisierung unter europäischem Vorzeichen“ – also „Europäisierung“ – in den drei Staaten geht mit Metamorphosen und Transformationen auf der politischen, sozioökonomischen und auch identitären Ebene einher. So haben wir auf der politischen Ebene in allen drei untersuchten Staaten deutliche Beispiele für die Transformation des Ethno-Nationalismus mit seinen territorialen Ansprüchen in einen „salonfähigen Nationalismus“, bei dem die europäische Fortschrittsrhetorik verwendet wird, um ähnliche partikulare und nationalistisch geprägte Ansprüche wie während der 1990er Jahre zu begründen. Gleichzeitig mit diesem Prozess der demokratischen Anpassung an den allgemeinen Standard „Europa“, der in Kroatien relativ erfolgreich verlaufen ist, ist in Serbien durch den politischen Aufstieg der Radikalen Partei Serbiens ein deutlich antimodernistischer und offen chauvinistisch-nationalistischer Diskurs vorhanden, der eine enorme Herausforderung für die Stabilität der Demokratie in Serbien und damit auch in der gesamten Region bedeutet. Jedenfalls hat man sich nicht von den ideologischen Vorzeichen der 1990er Jahre verabschiedet, so dass alle dringend notwendigen Modernisierungs-, Demokratisierungs- und wenn man so will Europäisierungsschritte – erschwert werden und dass trotz der tagtäglicher politischer Versprechen vor allem Serbien und Bosnien weiterhin in einer tiefen politischen, ökonomischen und sozialen Krise stecken. Auf der politischen und sozioökonomischen Ebene lassen sich beispielsweise auch – natürlich mit signifikanten Unterschieden zwischen den drei Staaten – nivellierende Tendenzen feststellen, die sich mit dem Paradigma einer „Demokratie- und Neoliberalismus–Falle“ umschreiben ließen. 5
Zunächst einmal findet man in allen drei Staaten im Kontext der Umwandlung des alten sozialistischen Paradigmas und der rhetorischen Durchdringung des politischen Raumes durch Begriffe wie Demokratie, Parteienpluralität und Marktwirtschaft eine Art der Simulation des europäischen Modells der liberalen Demokratien. So wird von den politischen Eliten der „Weg nach Europa“ als der einzige Ausweg aus der Misere und die alleinige Möglichkeit zur Modernisierung der Gesellschaften dargestellt, allerdings hier immer unter Beibehaltung ihrer eigenen Führung, wobei sie sich oft wie exklusive „Handelsvertreter Europas“ gerieren. Diese instrumentalisieren Europa in den letzten Jahren auch immer direkter als politisches Mittel im Vorfeld der Wahlen. Dem Wunsch der Menschen nach einem besseren Leben – das in der Regel im Rahmen der EU gesehen wird – den politisch populistischen Ausdruck verleihend, setzen die Eliten vielfach auf rhetorisches Betonen der eigenen positiven Arbeit für einen schnelleren Weg nach Europa, womit sie in allen drei Staaten bei den Wahlkämpfen punkten. Gleichzeitig werden gesellschaftliche Krisen mit Europa entschuldigt: Falls etwas nicht läuft, ist Europa schuld, weil es uns drückt und zu uns repressiv ist. Durch Berufung auf liberale Werte, für die Europa steht, werden unpopuläre Schritte argumentiert. So wird eigene Verantwortung für die Situation im Land – sicherlich am stärksten im Protektorat Bosnien-Herzegowina – mit Europa und seinen Zwängen verschleiert. Das Paradigma der Europäisierung der Gesellschaften wird dadurch oft zum Mittel zur Sicherung etablierter Macht- und Herrschaftsverhältnisse und zur Durchsetzung partikularer Interessen einzelner Elitengruppen. Parallel zur Gefährdung des liberalen Demokratiemodells vollzieht sich im wirtschaftlichen Bereich eine starke Tendenz zur neoliberalen Modernisierung der drei Gesellschaften, mit all ihren spill over-Effekten auf andere gesellschaftliche Bereiche und deutlichen Auswirkungen auf die sozialen und ökonomischen Lebensbedingungen für die Bürger der drei Staaten. Die Einführung der Marktwirtschaft verbindet sich in unterschiedlichen Formen mit kriegsökonomischen Strukturen, mit parteikontrollierter Patronagewirtschaft, mit Nepotismus und der Korrumpierbarkeit des politischen Systems. All diese Prozesse stellen Hindernisse für eine Transformation der Gesellschaften in Richtung einer freien, partizipativen und sozialen Demokratie mit einem funktionierenden marktwirtschaftlichen System, also zu einer positiven Form der Europäisierung, dar. Zu einem Zeitpunkt, zu dem die öffentliche Aufmerksamkeit im Westen für den Balkan-Raum nachlässt, wo aber die Probleme und Schwierigkeiten der politischen, ökonomischen und sozialen Transformationen der Staaten der Region nach wie vor akut sind, ist eine systematische grundlegende Erforschung der internen Voraussetzungen für den EU-Beitritt von größter Bedeutung. III Projektbeschreibung a) Stand der Forschung und Zielrichtung des Projekts Die Literatur zur Analyse der internen Transformationen der Gesellschaften und aus dem Bereich der Europäisierungsforschung ist sehr umfangreich. Im folgenden Überblick über den Forschungsstand soll insbesondere auf jene Diskussionsstränge hingewiesen werden, die für die Fragestellungen des Projekts von Bedeutung sind. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Literatur in den Sprachen der drei untersuchten Länder gelegt. Zuvor einige Hinweise auf relevante internationale und lokale Erscheinungen zu den internen Entwicklungen der drei untersuchten Staaten. Als gute Überblickswerke zur Region, vor allem auch zu den Entwicklungen der 1990er Jahre und ihren Folgen gelten Allcock 2000, Bennett 6
1995, Denitch 1994, Djokic 2003, Glenny 2000, Gligorov 1994, Malesevic 2004, Meier 2001, Melcic 1999, Ramet 1995 und 2002, Wachtel 1998, Woodward 1995. Einen souveränen allgemeinen Überblick über die erschienene Literatur in den internationalen und lokalen Sprachen bietet Ramet in ihrem 2005 erschienen Werk. (Ramet 2005) Interessant und wichtig für die generelle Ex-Jugoslawien-Forschung ist auch die von Charles Ingrao initiierte und von einer großen Gruppe an renommierten internationalen und regionalen Balkan-Forschern getragene „Scholars Initiative“ (www.cla.purdue.edu/academic/history/facstaff/Ingrao/si/scholars.htm) Zu den Entwicklungen in Kroatien in den letzten 15 Jahren sind u.a. – sowohl von der internationalen als auch von der lokalen Literatur – informativ und aufschlussreich sind Bartlett 2003, Buden 1998 und 2001, Dvornik/Solioz 2005, Goldstein 1999, Kasapovic 2001, Letica 1997, Puhovski/Prpic/Vojnic 1993, Pusic 1998, Richter 2005, Tanner 1997, Vujadinovic/Veljak/Goati 2004. Zu Bosnien-Herzegowina existiert ebenfalls eine umfangreiche Referenzliteratur, die – spezifisch im Unterschied zu Kroatien und Serbien – u.a. sehr stark die vielfachen Herausforderungen und Krisen des Friedensprozesses, die institutionelle Verankerung des Prinzips des Ethnischen durch das Dayton-Abkommen, die Schwächen und Stärken des internationalen Protektorats usw. thematisiert. (Vgl. u.a. Bieber 2004, 2005a, Bose 2002, Calic 1996, Campbell 1998, Cousens 2002, Curak 2004, 2006, Hadzikadunic 2005, Heinrich Böll Stiftung 2005, Kasapovic 2005, Lovrenovic 1998, Malcolm 1994, Petritsch 2001, Solioz/Vogel 2004, Solioz 2005, „Status“ 2004- 2006, Vlaisavljevic 2006). Zu den Prozessen der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Serbien und den Herausforderungen der vielfachen Transformationsprozesse bieten u.a. folgende Werke wichtige Einsichten: Antonic 2002, Bremer/Popov/Stobbe 1998, Cigar 2001, Dimitrijevic 2005, Dragovic-Soso 2002, Bieber 2005b, Golubovic 2005, Golubovic/Kuzmanovic/Vasovic 1995, Judah 1997, Pantic/Janjic 1995, Pavlovic 2001, Pesic 1995, Savic 2003, Sekelj 1995, Spasic/Subotic 2005, Thomas 1999, Trkulja 2002. In den 1990er Jahren in Ostmitteleuropa und ab etwa 2000 am Gebiet des „Westbalkans“ stellt wie erwähnt die „Europäisierung“ die dominante Transformationskraft dar. So wird im technisch-formalistischen bzw. bürokratischen Sinne unter erfolgreicher „Europäisierung“ eine rasche Modernisierung, Demokratisierung, Entwicklung der Rechtstaatlichkeit und Ermöglichung einer funktionierenden Marktwirtschaft verstanden, allgemein gesprochen also die Erfüllung der Kopenhagener-Kriterien und am Westbalkan der spezifischen Anforderungen aus dem SAP-Prozess. Der Adaptionsprozess der einzelnen Staaten an diese Kriterien wird also als „Europäisierung“ der betreffenden Staaten und einzelner Politikfelder bezeichnet. Diese Kriterien im Dokument des Europäischen Rates von 1993 („Kopenhagener Kriterien“) beinhalten bekanntlich folgende inhaltliche Forderungen an jeden Beitrittskandidaten: • Das Land muss eine stabile Demokratie sein, in der die Menschenrechte und das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit sowie der Minderheitenschutz geachtet werden; • Es soll über eine funktionsfähige Marktwirtschaft verfügen (auch als Kriterium der „Wettbewerbsfähigkeit“ unter den Bedingungen eines liberalisierten Marktzugangs bezeichnet); • Der Staat muss die gemeinschaftlichen Rechtsvorschriften, Normen und Politiken, die den Besitzstand der EU bilden, in das nationale Recht übernehmen. Bei der Betrachtung von internen Voraussetzungen für Europäisierung anhand der Kopenhagener Kriterien ist es wichtig zu erkennen, dass sich auf dem Gebiet der Entwicklung der Maßstäbe für den Erfolg einer Europäisierung eine Anpassung an die neuen 7
Kandidatenstaaten vollzogen hat. Einerseits wurde das erste Kopenhagener Kriterium durch die Praxis der Aufnahme von zehn neuen Mitgliedstaaten bis zum Jahr 2004 umfangreich ergänzt. 1 Andererseits wurden im Jahr 2000 im Rahmen des exklusiv geschaffenen Stabilisierungs- und Assoziierungsprozesses (SAP) spezielle Kriterien für die Europäisierung der Westbalkanstaaten (Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien und Montenegro, Mazedonien und Albanien) erarbeitet. So wird hier stärker noch als für Ostmitteleuropa das so genannte „Regattaprinzip“ betont, wonach jedes Land die Geschwindigkeit der EU-Annäherung größtenteils selbst bestimmen soll. Das Prinzip der Konditionalität – der Erfüllung bestimmter objektiver Kriterien der „Europafähigkeit“ – wird für die Staaten des Westbalkan besonders unterstrichen, wobei der Beitritt stärker als ein in aufeinander folgenden Phasen untergliederter, stufenweiser Prozess begriffen wird, der Erfolg oder eben Misserfolg auf jeder der Stufen einschließt und nicht automatisch ablaufen soll. Ähnlich wie im Falle der Kopenhagener Kriterien kann auch beim SAP kritisiert werden, dass bei der Evaluierung der Fortschritte der einzelnen Länder auf ihrem EU-Annäherungsweg das Gewicht zu stark auf die leichter messbaren – institutionellen und technischen – Voraussetzungen für den EU-Beitritt gelegt wird, während gleichzeitig die internen subjektiven Voraussetzungen für „Europäisierung“ kaum beachtet werden. Gemeinsam mit einer reaktiven und zu wenig offensiven Kommunikationspolitik der EU führt diese technokratische Einstellung der EU dazu, dass in der Bevölkerung aber auch bei anderen gesellschaftlichen Gruppen wie z.B. politischen oder wirtschaftlichen Eliten breite Unkenntnis über die EU und insgesamt ein sehr diffuses Bild von Europa herrschen. Ob und inwiefern die drei politisch und wirtschaftlich unterschiedlich situierten jugoslawischen Nachfolgestaaten die Kriterien für einen möglichen EU-Beitritt erfüllen werden, wird ausführlich thematisiert. Auch Kritik am SAP-Ansatz und seiner Umsetzung sowie allgemeines Nachdenken über die Qualität und Schwächen der EU-Annäherungsstrategie sind in der Literatur stark vertreten. Siehe dazu neben den wichtigen Internet-Quellen wie Transition Online, Evropski Forum, European Balkan Observer usw. vor allem auch Alltmann 2005a und 2005b, Balkan Forum 2003 und 2004, Batt 2004, 2004, Brussis 2003, Calic 2003, 2004, Dvornik/Solioz 2005, Dzihic/Nadjivan/Paic/Stachowitsch 2006, ESI-Berichte 2003-2006, Evropski Forum 2003-2006, Hadzikadunic 2005, Heinrich Böll Stiftung 2005, ICG 2003, Gligorov 2004, Kostoviceva/Bojicic-Dzelilovic 2006, Meurs 2003, Ost-West-Gegeninformation 4/2005, Rupnik 2005, Solioz 2005) Insgesamt – auch als ein Ergebnis der Erkenntnisse aus der Literatur – kann festgestellt werden, dass sich bisherige Evaluationen des Europäisierungsprozesses vor allem durch die Europäische Union 2 selbst auf sichtbare Veränderungen von Institutionen und Strukturen konzentrieren. Dieser Umstand ergibt sich aus den praktischen Zielsetzungen der vorgenommenen Einschätzungen, vor allem ihrer Verwendung als Mittel der Einwirkung (seitens der EU) auf die Kandidatenstaaten im praktischen Verhandlungsprozess. Es handelt sich gewissermaßen um einen Blick auf die Europäisierung dieser Gesellschaften „von oben“. Durch diesen Blick „von oben“ immunisiert man sich oft gegen die spezifische Realität in einer Region, in dem man sich nicht die Mühe macht, die manchmal problematischen Unterstellungen und normative Vorstellungen der westlichen Normgesellschaften zu hinterfragen. Diese normativen 1 „The political criteria – that originally in Copenhagen dealt ´only´ with the stability of institutions guaranteeing democracy and minority rights – came to include the strengthening of state capacity and the independence of judiciaries, the pursuit of anti-corruption measures and the maintenance and strengthening of a whole range of both human and minority rights.” (Dimitrova/Pridham 2004: 97) 2 Vgl. Stabilisation & Association Reports” der Europäischen Kommission in den letzten Jahren. Die letzten Berichte für alle drei Staaten sind am 8.11.2006 in Brüssel veröffentlicht worden. (siehe http://europa.eu.int/comm/enlargement) 8
Vorstellungen von Außen wurden und werden besonders intensiv am Beispiel des Balkans diskutiert, wo Europa als das erstrebenswerte und gleichzeitig dominante Andere immer ein wichtiger Bezugspunkt für die Selbstdefinition der Region war. (Vgl. Dzihic/Nadjivan/Paic/Stachowitsch 2006) Bezogen auf den Balkan zeigt Maria Todorova (Todorova 1997) die Kraft dieser Immunisierungsstrategien besonders eindrucksvoll. (vgl. auch Bjelic/Savic 2003) Durch diese Immunisierungsstrategien kommt es zu mitunter auch zu einer Verengung des Begriffs des Politischen, indem Politik nur dort verortet wird, wo es um formale Institutionen und gesellschaftliche Interaktionsprozesse innerhalb der Machtkreise der Gesellschaft geht. Damit wird der Blick für informelle Bereiche der Gesellschaft, für vielfältige Missbrauchsmechanismen der Macht durch die politischen Eliten, für die Einstellungen der Menschen zum Prozess der Europäisierung ebenso wie für andere – im öffentlichen Diskurs nicht beachtete – Akteure wie Minderheiten, die ethnisch „Anderen“ oder Frauen reduziert. Als ein genereller Vorwurf an die „Europäisierung von oben“ könnte man also auch eine Verengung des Demokratieverständnisses als Folge eines verengten und formalistisch-institutionalistischen Politikbegriffs nennen. So macht ein minimalistisches, nur prozedural begriffenes Demokratieverständnis aus der Demokratie eine Frage der Verfahren, nicht aber einer materiellen Möglichkeit zur Realisierung grundlegender Menschen- und BürgerInnenrechte und zur Partizipation am Politischen, also am Demokratischen an sich. Dadurch wird auch die Möglichkeit einer kritischen gesamtgesellschaftlichen Betrachtung ausgeblendet, in der man im Sinne der Bourdieschen Relationstheorien durch die Analyse der konkreten Relationen zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern zu den Antworten auf die Frage nach dem Charakter der Macht- und Herrschaftsverhältnisse und damit nach der Richtung der Demokratisierung gelangen könnte (Bourdieu/Wacquant 1996). Durch eine funktionalistische – nicht selten auch hegemoniale – Definition der Voraussetzungen für die Annäherung der Staaten an die EU „von oben“ kommt es also zu einer Verknappung des Blicks für die vielfältigen gesellschaftlichen Dynamiken und Prozesse innerhalb der einzelnen Staaten. Ein solcher Blick vernachlässigt a) die internen Dynamiken der Macht- und Herrschaftssicherung, b) die vielfältigen Probleme und Diskriminierungsprozesse bei den sozioökonomischen Transformationen der Gesellschaften und c) die Frage der Einstellungen der Menschen zum Beitritt vor dem Hintergrund ihrer Identitätskonstruktion. Diese drei sich gegenseitigen bedingenden Dimensionen – oder Felder im Sinne von Pierre Bourdieu (siehe weiter unten unter Punkt IV) – bezeichnen wir im Projekt als „interne Voraussetzungen des EU-Beitritts“. Konkret geht es uns bei den einzelnen internen Dimensionen: ad a) um die Untersuchung des Verhaltens der Eliten und ihrer Strategien zur Verwendung des Topos „Europa“ als Mittel zur Absicherung eigener Interessen bzw. um die Frage, in wie weit die Eliten innerhalb der einzelnen Gesellschaften bereit sind, die Pluralität der Gesellschaften zu akzeptieren und ihre Politik so auszurichten, dass die gleichen Rechte aller Bürger unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft oder sexueller Orientierung gewährleistet werden; ad b) um die Frage, unter welchen Vorzeichen die sozioökonomischen Prozesse in den drei Gesellschaften stattfinden, welche Faktoren die sozioökonomische Lage am stärksten beeinflussen und welche Gruppen von der Europäisierung profitieren („Gewinner der Europäisierung“) bzw. in diesem Prozess benachteiligt werden („Verlierer der Europäisierung“); ad c) um die Frage, welche Einstellungen die Menschen zum EU-Beitrittsprozess haben und wie sich diese Einstellungen vor dem Hintergrund ihrer multiplen Identitätskonstruktionen (ethnischer, religiöser, sozialer, sexueller Art) interpretieren lassen. Die geplante Analyse der „Europäisierung“ soll sich auf die in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien gegebenen „internen Voraussetzungen des EU-Beitritts“ und in weiterer Folge auf die möglichen Folgen eines EU-Beitritts Kroatien für die Entwicklungen in Bosnien- Herzegowina und Serbien konzentrieren. Mit dieser Schwerpunktsetzung soll auf ein Defizit der 9
bisherigen Forschung zur „Europäisierung“ reagiert werden. Bislang fehlte auch eine auf diese drei Länder des ehemaligen Jugoslawien bezogene, systematische und vergleichende Untersuchung von internen Voraussetzungen eines EU-Beitritts. Derzeit gibt es auch abseits von einigen journalistischen Abhandlungen kaum Untersuchungen zur Frage eines EU-Beitritts Kroatiens (das sicherlich um einige Jahre vor Bosnien-Herzegowina und Serbien der EU beitreten wird) und zu den Auswirkungen eines solchen Beitritts auf Bosnien-Herzegowina und auf Serbien. Im Zusammenhang mit einem zukünftigen EU-Beitritt dieser Länder versteht sich die vorliegende Studie daher als ein Beitrag zum besseren Verständnis des Verhältnisses von Europäischer Union und den potentiellen südosteuropäischen Kandidatenländern. b) Spezifische Forschungsfragen und Arbeitsthesen Der Prozess der Europäisierung verändert wie bereits ausgeführt die drei betreffenden Gesellschaften in vielfacher Art und Weise nachhaltig: die Parameter und Prinzipien des Funktionierens der Politik werden transformiert, das sozioökonomische Gefüge der Gesellschaften wird im Kontext globalisierter marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen neu verhandelt und auf der Ebene der individuellen und kollektiven Identitäten kommt es zu massiven Rekonfigurationen. All diese Prozesse bedingen und ergänzen sich gegenseitig und beeinflussen die Geschwindigkeit und den Erfolg des Europäisierungsprozesses und damit den allgemeinen Entwicklungsstand der Gesellschaften maßgeblich. Vor dem Hintergrund der oben definierten Zielsetzung des Projekts ergeben sich folgende vier Forschungsdimensionen mit entsprechenden Forschungsfragen und dazugehörigen Arbeitsthesen. Forschungsfragen: 1. Wie verändern sich die politischen, sozioökonomischen und identitären Verhältnisse in den drei Staaten unter dem Einfluss der Europäisierung im Kontext der bereits vorhandenen politischen und sozioökonomischen Prozesse? 2. Wie wird Europäisierung als Mechanismus zur Stabilisierung und Destabilisierung der politischen und sozioökonomischen Macht- und Herrschaftsverhältnisse eingesetzt? Welche Interessen und Motive liegen diesen Mechanismen zugrunde? 3. Wie verschmelzen sich die ethnonationalistischen politischen und identitären Muster mit der Europäisierung und inwiefern behindert dies die Qualität und Geschwindigkeit der Europäisierung? 4. Wie spiegeln sich diese Prozesse auf der Ebene der politischen Institutionen, der politischen und ökonomischen Akteure und bei den Konstruktions- und Dekonstruktionsprozessen von Identitätsmustern? 5. Welche möglichen Folgen auf die internen Europäisierungsdynamiken würde ein EU- Beitritt bzw. Nicht-Beitritt einzelner Staaten nach sich ziehen? Arbeitsthesen: 9 Arbeitsthese für das Feld des Politischen: Die Dynamik der „Europäisierung“ hat einen massiven Einfluss auf das Feld des Politischen, also auf die Art und Weise der Formulierung und Ausübung der Politik und die Prozesse der Schaffung und Aufrechterhaltung der politischen Macht, die in den drei Staaten seit den 1990er Jahren vor allem im Kontext der nationalen Frage definiert und verhandelt wird. Blickt man auf den Europäisierungsprozess aus der Perspektive der drei Gesellschaften, also “von unten”, lässt 10
sich eine ganze Menge an Prozessen identifizieren, durch die der Prozess der Europäisierung auf der Ebene des Politischen pervertiert und konterkariert wird. So lässt sich feststellen, dass sich die heute stattfindende Phase der Europäisierung als paradigmatische Transformationsphase durch die Vermischung mit nationalistischen politischen Praktiken, deren radikale Politisierung und ihren Missbrauch seitens der Eliten insbesondere in Bosnien-Herzegowina oder Serbien in einen politisierten „Europäismus“ verkehrt. Dieser bedeutet, dass man mit zumeist nur rhetorischen und taktischen Argumenten und Appellen an die eigene Europa-Fähigkeit und - Bereitschaft die Bezugsnahme auf „Europa“ im politischen Diskurs bewusst eine Technik zur Sicherung der politischen Macht einsetzt. Damit löst der „Europäismus“ den Nationalismus der 1990er Jahre vielfach als die dominante Macht- und Herrschaftstechnik ab. Die „Demokratisierung unter europäischem Vorzeichen“ – also „Europäisierung“ – in den drei Staaten geht also mit Metamorphosen und Transformationen im Bereich des Nationalen Hand in Hand, die gleichzeitig auf eine Transformation des gesamten politischen Raumes und der Staatlichkeit hindeuten. So haben wir in allen drei untersuchten Staaten deutliche Beispiele für die Transformation des Ethno-Nationalismus mit seinen territorialen Ansprüchen in einen „angepassten Nationalismus“, bei dem die europäische Fortschrittsrhetorik verwendet wird, um ähnliche partikulare und nationalistisch geprägte Ansprüche wie während der 1990er Jahre zu begründen. Formell sind demokratische Institutionen vorhanden und die politischen Akteure gewinnen ihre Legitimation durch freie Wahlen. Gleichzeitig ist in den formellen Institutionen das ethnische/nationale Prinzip stark verankert worden. Zudem pflanzen sich in den informellen Institutionen die vorangegangen eingespielten Regeln der nationalistischen Politiken fort und verschmelzen im Prozess der Europäisierung mit neoliberalen Praktiken. 9 Arbeitsthese für das Feld des Sozioökonomischen: Auch im Feld der sozioökonomischen Entwicklungen und Prozesse vollzieht sich durch die Europäisierung eine starke Anpassung der internen Gegebenheiten woran. Formal werden also Anpassungen an die EU-Standards vorangetrieben, die sich auf die Schaffung von formellen Voraussetzungen für das Funktionieren einer liberalen Marktwirtschaft konzentrieren. So werden Prozesse der Marktöffnung, der Liberalisierung und der Privatisierung in den Mittelpunkt der soziöokonomischen Transformation gesetzt. Damit gleichzeitig vollzieht sich eine deutliche Neoliberalisierung der sozioökonomischen Beziehungen. Unter der Neoliberalisierung kann man also in diesem Kontext ein pluralistisches Set an in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft einflussreichen Ideen und Praktiken bezeichnen, die wirtschaftliche Effizienz betonen, staatliche Einmischung in die Wirtschaft ablehnen, Privatisierung und Deregulierung auf Kosten der sozialen Sicherungssysteme forcieren und letztlich durch die Akzentuierung des Primats der Ökonomie in der Gesellschaft die Kluft zwischen priviligisierten „Europäisierungs-Gewinnern“ und benachteiligten „Europäisierungs-Verlieren“ oder, wenn man so will, zwischen Arm und Reich vertiefen. Von den formellen Veränderungen im sozioökonomischen Bereich sind die weiterhin stark ausgeprägten informellen Strukturen nepotistischer, krimineller und mafiöser Provinienz wenig beeinflusst. Sie sind unvermindert stark an der weiteren Politikgestaltung beteiligt und bestimmen die politischen und sozioökonomischen Transformationsprozesse stark. 9 Arbeitsthese für das Feld der Identitäten: Die gängigen post-sozialistischen und in weiterer Folge primär ethnonationalen kollektiven Identitätsmuster werden im aktuellen Prozess der Europäisierung herausgefordert, verändert und dem Prozess der Neukonstruktion unterworfen. Dabei werden die gewöhnlichen (kollektiven) Identifikations- und Unterscheidungsmuster zwischen „uns“ und „den anderen“ um die Dichotomie zwischen einer „europäischen“ (also in diesem Kontext modernen, demokratischen 11
und fortschrittlichen) und einer „balkanischen“ (also primitiven, rückständigen, traditionellen, etc.) Identität ergänzt. Diese spiegelt sich auch auf einer sozioökonomischen Ebene wider, wo es auch um die Spaltung zwischen den „Gewinnern“ und „Verlierern“ in diesem Prozess geht und wo diese Trennung starke Konsequenzen für die Selbst- und Fremdwahrnehmung von einzelnen Individuen und ganzen Gruppen hat. All diese identitären Dichotomien werden vor allem von den politischen Eliten instrumentalisiert und für die Stabilisierung der eigenen Machtpositionen eingesetzt. Dies hat in weiterer Folge direkte Implikationen auf die politischen und sozioökonomischen Verhältnisse und damit auch auf den Erfolg bzw. Misserfolg der Europäisierung. 9 Arbeitsthese für die Frage nach den möglichen Folgen eines EU-Beitritts bzw. Nicht-Beitritts einzelner Staaten auf die internen Europäisierungsdynamiken: Die drei Untersuchungsstaaten bewegen sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit auf dem Weg in die EU. Sie sind aber nicht zuletzt auf Grund ihrer teilweise gemeinsamen Geschichte, der vielfach gemeinsamen kulturellen Erfahrungen und vor allem auch der ökonomischen Aufeinanderangewiesenheit voneinander abhängig. Gleichzeitig ist es evident, dass ohne eine konstruktive regionale Zusammenarbeit die für die nachhaltige Stabilität der Region enorm wichtige Aufgabe der Aufarbeitung der Kriegereignisse und der Vergangenheit nicht denkbar ist. Nach dem derzeitigen Stand der Entwicklungen wird Kroatien als das von den drei Staaten am weitesten entwickelte Staat als erstes Land der Westbalkan-Gruppe der EU beitreten. Der Beitritt Serbiens und Bosnien-Herzegowinas wird aus dieser Sicht betrachtet vermutlich Jahre später erfolgen. Der vorzeitige EU-Beitritt Kroatiens wird vielfache Folgen für die ganze Region haben. Es ist denkbar, dass die anderen Staaten durch den kroatischen Beitritt motiviert werden, die internen Reformprozesse zu beschleunigen. Gleichzeitig sind auch negative Konsequenzen denkbar: So würde der kroatische EU-Beitritt handfeste Konsequenzen für die interne Gestaltung Bosniens haben, nicht zuletzt auf Grund vieler Doppelstaatsbürger und damit einhergehenden Gefahr der Schaffung von Bürgerschaften zweier Klassen innerhalb des ohnehin labilen bosnischen Staates. Gleichzeitig sind gutnachbarschaftliche Beziehungen zu Serbien auch für Kroatien enorm wichtig; eine der Beitrittsvoraussetzungen für Kroatien ist auch die Rückkehr und Absicherung der Rechte der serbischen Bevölkerungsgruppe in Kroatien, von denen viele noch immer in Serbien leben bzw. sich auch nach einer Rückkehr stark an Serbien anlehnen. Eine Verzögerung z.B. des kroatischen EU-Beitritts andererseits und das „Warten auf die anderen“ würde große politische Folgen in Kroatien selbst nach sich ziehen, die Ablehnung von Europa stärken und nationalistische Kräfte wieder stärker an den Plan rufen. Durch eine vergleichende Analyse – den Vergleich der Ergebnisse in den drei sich gegenseitig beeinflussenden und aufeinander angewiesenen Staaten – soll der auf die strukturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Hinblick auf die internen Voraussetzungen für den EU- Beitritt gelenkt werden. Durch den Vergleich soll es möglich werden, länderübergreifend generalisierende Schlüsse über die internen Dynamiken der Europäisierung, die aktuellen Schwierigkeiten und Dilemmata und den möglichen weiteren Verlauf zu ziehen. 12
Tabelle 1: Fragestellung und Analyseebenen Europäisierung am Beispiel Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien Interne Voraussetzungen und Folgen eines EU-Beitritts Feld des Sozioökonomisches Feld der Folgen von Politischen Feld Identitäten EU- (Nicht)Beitritt Analyse Analyse Analyse Analyse ZUSAMMENFÜHRUNG DER ERGEBNISSE DER VIER EBENEN VERGLEICHENDE ANALYSE IV Methodik und Projektdesign a) Theoretisch-methodologisches Vorgehen Unsere Analyse wird theoretisch-methodologisch angeleitet durch die relationale Theorie von Pierre Bourdieu und seiner Logik der Felder. „Analytisch gesprochen wäre ein Feld als ein Netz oder eine Konfiguration von objektiven Relationen zwischen Positionen zu definieren. Diese Positionen sind in ihrer Existenz und auch in den Determinierungen, denen die auf ihnen befindlichen Akteure oder Institutionen unterliegen, objektiv definiert, und zwar durch ihre aktuelle und potentielle Situation (situs) in der Struktur der Distribution der verschiedenen Arten von Macht (oder Kapital), deren Besitz über den Zugang zu den in diesem Feld auf dem Spiel stehenden spezifischen Profiten entscheidet und damit auch durch ihre objektiven Relationen zu anderen Positionen (herrschend, abhängig, homolog usw.).“ (Bourdieu/Wacquant 1996: 127) In den Feldern geht es nach Bourdieu auch um ständige Macht- und Herrschaftsverhältnisse, die der Dynamik der Beziehungen innerhalb des Feldes und zwischen anderen Feldern unterworfen sind: „Die Struktur des Feldes gibt den Stand der Machtverhältnisse zwischen den am Kampf beteiligten Akteuren oder Institutionen wieder bzw., wenn man so viel, den Stand der Verteilung des spezifischen Kapitals, das im Verlauf früherer Kämpfe akkumuliert wurde und den Verlauf späterer Kämpfe bestimmt. Diese Struktur, die der Ursprung der auf ihre Veränderung abziehenden Strategien ist, steht selber ständig am Spiel: Das Objekt der Kämpfe, die im Feld stattfinden, ist das Monopol auf die für das betreffende Feld charakteristische legitime Gewalt (oder spezifische Autorität).“ (Bourdieu 1993: 107) Die Dynamik der Beziehungen innerhalb der einzelnen zueinander in einem Wechselwirkungsverhältnis stehenden Feldern, die im Rahmen des Projekts analysiert werden sollen, soll einen Rückschluss auf den generellen Stand der „Europäisierung“ erlauben. Das methodologisch-analytische Instrumentarium ist interdisziplinär, multidimensional und offen angelegt. Es wird der Gegenstand selbst in den Mittelpunkt gestellt und dafür ein explorativer Zugang verfolgt, der es möglich macht, relevante Prozesse und strukturelle Elemente der 13
Entwicklungen der internen Voraussetzungen vor allem in der Phase ab 2000 (Schwerpunkt der Untersuchung) in ihren wichtigsten Tendenzen zu erfassen. So sollen neben der Einbeziehung und der kontextuellen Verortung der vorhandenen Sekundärliteratur (auf Englisch, Deutsch, Kroatisch/Bosnisch/Serbisch) Auswertungen des Archivmaterials mit den Auswertungen der vielfachen Primärquellen (Politikerreden, Parlamentsprotokolle, offizielle Positionen der Parteien, NGO-Dokumente, Dokumente der internationalen Gemeinschaft, Filme, usw.) kombiniert werden. Dazu werden intensive Analysen der Printmedien vorgenommen (Zugang zu entsprechenden Archiven und Datenbanken ist vorhanden und abgestimmt), halbstandardisierte Interviews mit ausgewählten politischen und wirtschaftlichen Akteuren (Eliten) in allen drei Staaten vorgenommen werden und schließlich Meinungsumfragen, statistisch und makroökonomische Daten für die Analyse herangezogen werden. Alle im explorativen Vorgehen gewonnenen Daten wurden einer qualitativen Inhaltsanalyse mit diskursanalytischen Elementen 3 unterzogen. Weiters sollen weitere Gespräche mit ExpertInnen in den einzelnen Ländern durchgeführt werden, um einzelne Erkenntnisse aus der primären Untersuchung abzustützen. Diese werden vorwiegend als Sekundärquellen – als Informations- und Hintergrundgespräche – dienen und stellen nicht den methodischen Schwerpunkt der Untersuchung dar. Schließlich sollen in offenen Gruppendiskussionen mit jungen AkademikerInnen und StudentInnen die Ergebnisse der Arbeit noch einmal diskutiert und reflektiert werden (Diskussions- und Reflexionsrunde). Forschungsaufenthalte in Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien werden dazu genutzt, relevante Primär- und Sekundärquellen in Bibliotheken und Archiven zu erschließen: u.a. in der Universitäts- und der Nationalbibliothek sowie im Bošnjacki Institut und Archiv von Media Centar in Sarajevo, in der Biblioteka arhiva Hrvatske, NSB in Zagreb, im Medija Centar und Narodna Biblioteka in Belgrad, im Zagreber Archiv von HRT, Radio 101 und Vecernji list und in jenem von Vjesnik in Zagreb, im Belgrader Archiv des Verlagshauses Borba, im Archiv des staatlichen Rundfunks Serbiens und in jenem von Radio B92 sowie im Staatsarchiv Serbiens. Als schriftliche Primärquellen werden Stellungnahmen von KommunikatorInnen im öffentlichen Diskurs (PolitikerInnen, VertreterInnen der Zivilgesellschaft, Intellektuelle) herangezogen, weiters veröffentlichte Regierungsdokumente, Parlamentsprotokolle, Parteiprogramme, Tageszeitungen (Oslobodenje, Dnevni Avaz, Nezavisne Novine, Novi list, Vjesnik, Vecernji list, Vecernje Novosti sowie Politika und Danas), Wochenzeitungen (Dani, Reporter, Valter, Globus, Feral Tribune, Nacional, Vreme, NIN und Evropa), Plattformen der Zivilgesellschaft bzw. NGOs (Asocijacija Bosna 2005, Krug 99, ACIPS, Helsinki komitet za ljudska prava BiH, Hrvatski Helsinski Odbor, GONG, Civilna inicijativa, Fond za Humanitarno Pravo, Helsinski Odbor za Ljudska Prava). Die Sprachkompetenz und tiefe Kenntnisse der drei untersuchten Gesellschaften durch die Projektmitarbeiter befähigt das Projektteam, Originalquellen vor Ort zu rezipieren und interne Entwicklungen innerhalb der einzelnen Gesellschaften subtil zu interpretieren. Die biographischen Hintergründe von Mag. Vedran Dzihic und Mag. Hrvoje Paic und ihre spezifischen Kenntnisse der politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge im ex- jugoslawischen Raum bieten zudem die Möglichkeit, Innen- und Außenperspektiven zu 3 Im Projekt wird dabei von einem pragmatischen Diskursbegriff ausgegangen, der gesellschaftlich und politisch relevante (Be-)Deutungen innerhalb des Themenfeldes in ihrer verhandelbaren und prozesshaften Form umfasst und auf das ihnen zugrunde liegende Geflecht aus Interessen, Macht- und Herrschaftsverhältnissen. In der Studie wird der Diskursbegriff nach Michael Foucault verwendet, der den Diskurs als ein Feld der gesellschaftlichen Praktiken betrachtet, in dem die Machtbeziehungen die Dynamik des Diskurses bestimmen und dadurch auch reale gesellschaftliche Verhältnisse konstruieren. (Vgl. u.a. Foucault 1974) 14
verknüpfen: die Untersuchung von internen Voraussetzungen und gleichzeitige Verbindung mit einer Außenperspektive – aus dem Kontext eines EU-Mitgliedslandes. b) Arbeitsplan inkl. Zeitplanung Folgende Projektschritte sind vorgesehen: Workpackage 1: (Monat 1-6) 9 Präzisierung und Operationalisierung des Forschungsdesigns (Arbeit an theoretischem Rahmen der Studie, Festlegung und Planung der empirischen Umsetzung); 9 Umfangreiche Recherchen und Auswertungen der Literatur zur Europäisierung. 9 Gruppendiskussionen (Diskussions- und Reflexionsrunde) in Zagreb, Sarajevo und Belgrad mit Vertretern der Partnerinstitutionen (ForscherInnen) (erste Aufenthalte im Raum, anschließend erster Forschungsaufenthalt als Beginn des Arbeitsschrittes 2) Workpackage 2: (Monat 7-12) 9 Forschungsaufenthalte (in Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien inkl. Gruppendiskussionen aus dem Schritt 1): - Recherche von Primär- und Sekundärquellen (Archive, Bibliotheken, etc.) zu den einzelnen Bereichen (Politik, sozioökonomische Entwicklung, Identitäten und Folgen des EU-Beitritts. - Durchführung der Interviews mit jeweils ca. 20 führenden Akteuren der drei Gesellschaften (halb-standardisiert) – Einsicht in die Denkweisen der politischen und wirtschaftlichen Eliten, ihre Handlungsräume und Beschränkungen, Einsicht in die Stärke der nationalistischen Argumentationsmuster einerseits und der tatsächlichen Bereitschaft zur Umsetzung der Reformen im Kontext der Europäisierung 9 Auswertung (Transkription, inhaltliche Analyse) und Interpretation der gesammelten Daten vor Ort und in Österreich, 9 Weiterentwicklung und Verfeinerung des theoretischen und methodologischen Rahmens Workpackage 3 (Monat 12-18): 9 diskursanalytische Auswertung des Materials, mit dem Schwerpunkt auf die Analyse der Zeitungen und Zeitschriften 9 Durchführung der ExpertInnen-Gespräche als Hintergrund, Auswertung der Ergebnisse (während des Forschungsaufenthaltes) 9 Zusammenführen und Vergleich der länderspezifischen Daten 9 Zweite Diskussions- und Reflexionsrunde über die bisherigen Ergebnisse – Vorbereitung des ersten wissenschaftlichen Workshops in Sarajevo zu Beginn des Arbeitsschrittes 4 Workpackage 4 (Monat 19-20): 9 Organisation eines ersten wissenschaftlichen Workshops in Sarajevo (mit Unterstützung der Fakultät für Politikwissenschaften der Universität Sarajevo und des Zentrums für postgraduale Studien der Universität Sarajevo) - TeilnehmerInnen aus der EU sowie aus den drei untersuchten Staaten; Diskussion der vorläufigen Ergebnisse, inhaltliche Auseinandersetzung mit der Frage, wie die unterschiedlichen Ebenen der Untersuchung verschränkt werden können 9 Zusammenführen und Vergleich der länderspezifischen Daten, Einarbeitung der vorläufigen Analyseergebnisse, empirische Klärung offener Fragen 15
Workpackage 5 (Monat 21-24): 9 Zusammentragen der Ergebnisse / abschließende länderspezifische und vergleichende Interpretation, Reflexion der Ergebnisse vor dem theoretischen Hintergrund 9 Verfassung des Endberichts 9 Planung und Realisierung der Publikationen und wissenschaftlicher Konferenzen (Workshop in Wien und eine Konferenz in der Region); Vorbereitung der Publikation; Verschränkung mit der praktischen Politik (Präsentationen und Hearings in den drei Hauptstädten und in Brüssel) Beginnend mit Juli 2007: Tabelle 2: Arbeitsplanung Workpackage Projekt Content monat WP1 1-6 Operationalisierung des Forschungsdesigns, Planung der empirischen Teile der Studie, Recherchen und Auswertungen zur Europäisierung, Diskussions- und Reflexionsrunde in der Region WP2 7-12 erster Forschungsaufenthalt, Recherche von Primär- und Sekundärquellen, Durchführung der Interviesw, erste Auswertung der gesammelten Daten WP3 12-18 Durchführung von ExpertInnen-Gesprächen, diskursanalytische Auswertung des Materials, Zeitungs- und Zeitungenanalysen, zweie Diskussions- und Relfexionsrunde in der Region WP4 19-20 Workshop in Sarajevo, Zusammenführung der Vergleich der länderspezifischen Daten, Einarbeitung der vorläufigen Analysergebnisse WP5 20-24 abschließende Interpretationen, Verfassung des Endberichts, Planung und Realisierung von Publikationen, Verschränkung mit der praktischen Politik (Hearings) c) Wissenschaftliche Betreuung und Kooperationsnetzwerk Das vorliegende Projekt wird von einem bereits eingerichteten „Wissenschaftlichen Beirat“ inhaltlich betreut und begleitet. Dieser Beirat wird von Univ. Prof. Dr. Dieter Segert geleitet. Weiters gehören ihm O. Univ. Prof. Dr. Eva Kreisky und Christophe Solioz (Exekutivdirektor des Center for European Integration Strategies). Die Aufgabe des Beirats besteht in der inhaltlichen Betreuung, der wissenschaftlichen Supervision und der Hilfestellung bei auftretenden Problemen während des Projektsverlaufs. Die vorliegende Untersuchung soll weiters mit Unterstützung von Partnerinstituten und einer ganzen Reihe von Netzwerken und Persönlichkeiten aus dem Umfeld der regionalen Balkan- Forschung getragen werden. Dabei wird auch das bereits in einem von Vedran Dzihic im 16
Rahmen vom NODE-Schwerpunkt geleiteten Projekt zu Europavorstellungen sich sehr gut bewährte informelle „MentorInnen-Netz“ wieder eingesetzt. Auf Grund guter und mittlerweile freundschaftlicher Kooperationen untereinander ist also ein gutes und bewährtes Netzwerk aus akademisch verankerten vorhanden, das die Untersuchung mit Ratschlägen, Anleitungen und allen anderen Formen der Hilfestellung und Unterstützung begleiten wird. Diese Personen ermöglichen Nutzung und Ausbau eines regionalen Netzwerks sowie besseren Zugang zu ExpertInnen vor Ort und können den Fortschritt des Projekts mit praktischen Hinweisen zur Datenexploration fördern. Nachdem die Ergebnisse auch und besonders für die untersuchte Region nutzbar sein sollen, ist dieses Netzwerk vor Ort ein bedeutender Anknüpfungspunkt an die scientific community in den einzelnen Ländern. Dies eröffnet die Möglichkeit zu internationalen Vorträgen und Publikationen sowie zur Organisation von Workshops im ex- jugoslawischen Raum. Folgende Personen werden dabei das Projekt unterstützen: Bosnien-Herzegowina: Dozent Nerzuk Curak (Fakultät für Politikwissenschaften, Universität Sarajevo) Mag. Dino Abazovic (Center for Human Rights, Universität Sarajevo) Univ. Prof. Miodrag Zivanovic (Philosophische Fakultät, Universität in Banja Luka) Dozent Jasmina Husanovic (Philoophische Fakultät, Universität Tuzla) Ivan Lovrenovic (Publizist und Redakteur der Zeitschriten Dani und Feral Tribune) Kroatien: Univ. Prof. Ivo Goldstein (Philosophische Fakultät in Zagreb) Univ. Prof. Ivan Šiber (Politikwissenschaftliche Fakultät in Zagreb) Univ. Prof. Vesna Pusic (Soziologin an der Philosophischen Fakultät Zagreb und Vorsitzende der Kroatischen Volkspartei – HNS) Dr. Davor Gjenero (Politikwissenschaftliche Fakultät in Zagreb) Serbien: Univ. Prof. Ivana Spasic (Institut für Soziologie an der Philosophischen Fakultät Belgrad) Univ. Prof. Stjepan Gredelj (Vorstand des Instituts für Philosophie und Soziale Theorie in Belgrad) Dozent Dr. Jovan Teokarevic (Fakultät für Politikwissenschaften der Universität Belgrad und Belgrades Zentrums für Europäische Integration) Mag. Irena Ristic (Institut for Social Studies) Sonja Biserko (Vorsitzende des Helsinki Komitee für Menschenrechte Serbiens) Die Arbeit im Rahmen des Projekts wird unterstützt durch eine Reihe von Institutionen und Einrichtungen, von denen in den meisten Fällen schon Zusagen für konkrete Zusammenarbeit besteht, sei es während des Projekts oder bei der Verbreitung und Verwendung der erzielten Ergebnisse. In Österreich besteht eine Kooperation mit dem Institut für den Donauraum und Mitteleuropa – IDM (siehe weiter unten, siehe ebenfalls die beigelegte Unterstützungserklärung des IDM), in Deutschland wird eine Kooperation mit der Stiftung Wissenschaft und Politik angestrebt und dem Centrum für angewandte Politikforschung (C·A·P) der Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft). Es sind auch Kontakte zum Center for the Study of Global Governance der LSE in London vorhanden. In den Staaten selbst sind es in Bosnien-Herzegowina die Fakultät für Politikwissenschaften der Universität Sarajevo und das Postgraduale Zentrum der Universität Sarajevo. In Kroatien sind es in erster Linie die Fakultäten für Politikwissenschaften und die Philosophische Fakultät der Universität Zagreb. In Serbien sind es die Fakultät für Politikwissenschaften der Universität Belgrad, Helsinki Komitee für Menschenrechte in Serbien und das Institute for Social Sciences Belgrad. Sehr wichtig in diesem 17
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