Evaluation Zentralabitur 2008 an Gymnasien und Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen

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Evaluation Zentralabitur 2008
                     an Gymnasien und Gesamtschulen
                          in Nordrhein-Westfalen

(1) Zentralabitur mit rund 74.000 beteiligten Schülerinnen und Schülern

Zum zweiten Mal haben die Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen ihr Abitur
mit zentral gestellten schriftlichen Prüfungsaufgaben abgelegt. Neben 623 Gymnasien
und 204 Gesamtschulen waren im Jahr 2008 erstmals auch 37 Weiterbildungskollegs
(Zweiter Bildungsweg - Kollegs und Abendgymnasien) und 30 Waldorf-Schulen
beteiligt. Damit haben im allgemeinbildenden Bereich insgesamt ca. 68.000
Schülerinnen und Schüler (ca. 63 000 an Gymnasien und Gesamtschulen, ca. 1800 an
Weiterbildungskollegs und ca. 500 an Waldorf-Schulen) an den Abiturprüfungen
teilgenommen. Darüber hinaus wurden im Jahr 2008 auch an 170 Berufskollegs
(Berufliche Gymnasien), die zur allgemeinen Hochschulreife führende Bildungsgänge
anbieten, erstmals zentrale Prüfungen durchgeführt. Zunächst wurden dort nur im
ersten Leistungskurs der Prüflinge zentrale Prüfungsaufgaben in 15 beteiligten Fächern
gestellt, bis 2010 kommen die weiteren beiden schriftlichen Prüfungsfächer hinzu.
Hiervon waren ca. 6000 Schülerinnen und Schüler betroffen.

Der Bericht erfolgt auf der Grundlage der Ergebnisse aller Prüfungsfächer, die zum
Zeitpunkt der Auswertung von ca. 90 % der Gymnasien und Gesamtschulen vorlagen.
Die Ergebnisse aus den Weiterbildungskollegs, an denen zweimal jährlich zentrale
Prüfungen stattfinden, sowie der ersten Fächergruppe der Berufskollegs werden in
einem zweiten Schritt evaluiert.
- 2 -

(2) Bestes Abiturergebnis seit Abiturdokumentation 1992

Mit einem Notendurchschnitt von insgesamt 2,63 ist das Ergebnis des Jahres 2008
nahezu identisch mit dem des Vorjahres (2,64). Somit hat sich die „Punktlandung“
wiederholt, die schon im Abitur 2007 konstatiert werden konnte. Im Vergleich mit den
Durchschnittsnoten der Vor
jahre, die einschließlich der Jahrgänge mit dezentralem Abitur seit 1992 dokumentiert
sind, wurde sogar das beste Ergebnis erreicht. Der Durchschnittswert für die
Gymnasien beträgt 2,59, der für die Gesamtschulen 2,87.

Ein Überblick über die Ergebnisse der letzten drei Abiturjahrgänge zeigt exemplarisch
die Notendurchschnitte in Kontinuität zum dezentralen Abitur an Gymnasien und
Gesamtschulen.

                     Mittelwerte der Abiturnote 2006 bis 2008
                          2006                   2007                2008
                       (dezentral)             (zentral)           (zentral)
Gymnasium                  2,62                  2,60                2,59
Gesamtschule               2,82                  2,86                2,87
Insgesamt                  2,66                  2,64                2,63
Tabelle 1

Mit einer Bestehensquote von 97,4% haben 2008 auch mehr Schülerinnen und
Schüler das Abitur bestanden als in allen Jahren zuvor. Die Nichtbestehensquote sank
im Landesdurchschnitt von 2007 zu 2008 um einen Prozentpunkt von 3,6% auf 2,6%.
Allerdings liegt sie am Gymnasium mit 1,8% deutlich unter der an Gesamtschulen, die
sich zwar gegenüber 2007 auch verbessern, aber auf eine Quote von 6,7% kommen.

     Anteil der nicht bestandenen Abiturprüfungen 2006 – 2008 in Prozent
                         2006                2007                2008
Gymnasium                2,8%                2,6%                1,8%
Gesamtschule             5,9%                8,5%                6,7%
Insgesamt                3,7%                3,6%                2,6%
Tabelle 2

Das Gesamtergebnis einschließlich der Bestehensquote zeigt, dass der Abiturjahrgang
2008 in Nordrhein-Westfalen vergleichbar ist mit denjenigen der vorausgegangenen
Jahre und sogar leicht besser abgeschnitten hat.
- 3 -

Auch die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten mit der Bestnote 1,0 als
Abiturdurchschnitt ist gegenüber 2007 leicht gestiegen. Bereits bei einer
Rückmeldequote von ca. 90% haben 380 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten und 12
Gesamtschülerinnen und -schüler diese Traumnote erreicht, also insgesamt 392. Es
kann daher davon ausgegangen werden, dass die Vorjahreszahl von 419 Schülerinnen
und Schülern übertroffen wird.

Der Anteil von Schulen mit besonders erfolgreichen Abiturientinnen und Abiturienten
blieb im Vergleich zu 2007 stabil. Die überwiegende Mehrheit (90%) der
Abiturdurchschnittsnoten der einzelnen Schulen bewegt sich bei den Gymnasien
zwischen 2,4 und 2,8 und bei den Gesamtschulen zwischen 2,6 und 3,1. Nur einzelne
Schulen erreichen deutlich bessere oder schlechtere Werte. Damit weisen die
Abiturergebnisse auf Schulebene hohe Kontinuität auf.

(3) Leistungsunterschiede zwischen Gymnasien und Gesamtschulen besonders
in Mathematik und Physik bei grundsätzlicher Kontinuität in den Fächern

Bei den oben betrachteten Abiturdurchschnittsnoten ist zu berücksichtigen, dass sie zu
einem größeren Teil auf im Unterricht der Qualifikationsphase erbrachte Leistungen
beruhen. Die mündlichen Leistungen bilden ein Korrektiv, das zu abweichenden, in der
Regel besseren Notenergebnissen gegenüber den schriftlichen Leistungen führt. Von
daher sind ergänzend zu den Gesamtergebnissen auch die speziell in schriftlichen
Prüfungen erzielten Ergebnisse zu betrachten und zu den in der Qualifikationsphase
erbrachten schriftlichen Leistungen in Beziehung zu setzen.

Traditionell werden in Leistungskursen bei den Abiturklausuren im Mittel bessere
Ergebnisse erzielt als in Grundkursen. Dieser Trend setzt sich auch beim Abitur 2008
fort. In der Regel liegen die Abweichungen allerdings bei der Notenpunktskala von 0 bis
15 Punkten unter einem Notenpunkt, d.h. bei unter einem Drittel einer Note.

Mit Abweichungen von bis zu einem Notenpunkt unterscheiden sich auch die
Ergebnisse der Prüfungsklausuren in den einzelnen Fächern zwischen dem Abitur 2007
und dem Abitur 2008 nur wenig. Schwankungen nach oben und unten sind üblich und
waren auch beim dezentralen Abitur zu beobachten.
- 4 -

Durchschnittlich erreichte Notenpunkte bei den Prüfungsklausuren in dezentralen und zentralen
Verfahren im Vergleich

Da in der Vergangenheit bei den Evaluationen dezentraler Prüfungen nur Ergebnisse jährlich wechselnder Fächer
ausgewertet wurden, sind hier nur punktuelle Vergleiche möglich. So ergaben sich z. B. in den jeweils meist
gewählten Fächern der Aufgabenfelder auf der Basis der vorliegenden Daten die folgenden Vergleichswerte:

                                         2004                           2008
Biologie                           Gy             Ge              Gy             Ge
Leistungskurs
                                  7,86            6,42            9,0            7,2

                                         2002                           2008
Englisch                           Gy             Ge              Gy             Ge
Leistungskurs
                                  8,19            6,72            8,7            7,0
                                         2004                           2008
Englisch                           Gy             Ge              Gy             Ge
Grundkurs                         7,48            6,12            7,7            5,6
                                         2004                           2008
Geschichte                         Gy             Ge              Gy             Ge
Leistungskurs
                                  7,93            6,12            8,5            6,9
                                         2001                           2008
Mathematik                         Gy             Ge              Gy             Ge
Leistungskurs
                                   8,1            6,9             8,2            4,6
                                         2003                           2008
Mathematik                         Gy             Ge              Gy             Ge
Grundkurs
                                  6,92            5,52            7,6            5,2
Tabelle 3

Über die Jahre hinweg und unabhängig von dezentralen oder zentralen Verfahren
differieren die Prüfungsergebnisse in einer geringen Bandbreite von in der Regel
weniger als einem Notenpunkt. Dabei liegen allerdings, mit Ausnahme der Fächer
Mathematik und Englisch-Grundkurs an Gesamtschulen, die aktuellen Ergebnisse über
denen der Vorjahre mit dezentralen Prüfungen, am Gymnasium liegen sie teilweise
sogar deutlich darüber.

Exemplarisch wurde 2008 für die Fächer der schriftlichen Abiturprüfung Biologie,
Deutsch, Englisch, Geschichte, Mathematik und Physik bei den Leistungskursen neben
der Prüfungsnote auch der Durchschnitt der schriftlichen Leistungen während der
Qualifikationsphase erhoben. Damit lässt sich identifizieren, wie viele Schülerinnen und
Schüler bei der schriftlichen Abiturprüfung von ihrem bisherigen Leistungsbild in den
schriftlichen Arbeiten der Qualifikationsphase (Jg. 12 und 13) positiv oder negativ
abgewichen sind:
- 5 -

 Abweichungen der Notenpunkte in der Abiturklausur (AK) von der Durchschnittspunktzahl der
                         Klausuren in der Qualifikationsphase (DQ)
                     in sechs Leistungskursen im Vergleich 2007 – 2008

Fach                                  Gymnasium                           Gesamtschule

                               2007                2008                2007                2008
                         AK           DQ    AK            DQ    AK            DQ    AK            DQ
Biologie                 9,4          8,3    9,0          8,2    7,6          7,6    7,2          7,3

Deutsch                  8,4          8,2    8,5          8,1    6,5          7,3    7,1          7,0

Englisch                 9,2          8,5    8,7          8,4    7,2          7,5    7,0          7,3

Geschichte               8,3          8,3    8,5          8,2    6,3          7,4    6,9          7,3

Mathematik               8,9          8,3    8,2          8,2    5,5          6,9    4,6          6,9

Physik                   9,4          8,8    8,4          8,8    5,8          7,9    5,2          8,1

Tabelle 4

In beiden Abiturjahrgängen bleiben die Durchschnittsergebnisse der Klausuren in der
Qualifikationsphase nahezu konstant.

Im Vergleich zwischen den Prüfungsnoten in der Abiturklausur (AK) und den
Durchschnittsergebnissen der Klausuren in der Qualifikationsphase (DQ) gibt es am
Gymnasium in fast allen Fällen in beiden Jahren nur Abweichungen nach oben von bis
zu ca. 1 Punkt. An der Gesamtschule ergeben sich demgegenüber wie früher beim
dezentralen Abitur in fast allen Fächern Abweichungen nach unten, in Mathematik und
Physik sogar erhebliche. Für die Gymnasien zeigt sich auch für 2008 in diesen Fächern
eine relativ hohe Korrespondenz zwischen der Beurteilung der Leistungsfähigkeit der
Schülerinnen und Schüler durch ihre Lehrerinnen und Lehrer in der Qualifikationsphase
und den erreichten Leistungsergebnissen in den zentralen Prüfungen.

Eine besondere Problemlage zeigt sich im Leistungskurs Mathematik an
Gesamtschulen. Während das Durchschnittsergebnis der Abiturklausuren 2008 im
Leistungskurs Mathematik am Gymnasium im Mittel genau dem Durchschnitt der
schriftlichen Leistungen in der Qualifikationsphase entspricht, sind in diesem Fach die
Abweichungen an der Gesamtschule besonders hoch.
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Abweichungen der durchschnittlichen Notenpunkte in den Abiturklausuren (AK) von der
Durchschnittspunktzahl der schriftlichen Leistungen in der Qualifikationsphase (DQ) im
Leistungskursfach Mathematik 2008

                        9
                               8,2     8,2
                        8
                                                       6,9
                        7

                        6

                        5                                      4,6

                        4

                        3

                        2

                        1

                        0
                                Gymnasium              Gesamtschule

                                             DQ       AK

             Grafik 1

In den Gymnasien wurde in den Abiturklausuren im Leistungskurs Mathematik ein
Durchschnitt von 8,2 Punkten erreicht. Das Leistungsbild der schriftlichen Klausuren in
der Qualifikationsphase stimmt mit demjenigen in den Abiturklausuren überein. Die
Abiturklausur im Fach Mathematik stand damit im Jahr 2008 für den Durchschnitt der
Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in Kontinuität zu den in der Qualifikationsphase
gestellten Anforderungen und Leistungserwartungen. In den Gesamtschulen wurde in
den Klausuren im Leistungskurs Mathematik dagegen lediglich ein Durchschnitt von 4,6
Punkten und damit weniger als die Note „ausreichend“ erreicht, bei einem
Durchschnittsergebnis der Klausuren während der Qualifikationsphase von 6,9
Punkten. Der Unterschied zwischen beiden Durchschnittswerten beträgt 2,3
Notenpunkte und damit fast eine Note. Die Differenz zum Ergebnis der schriftlichen
Prüfungen am Gymnasium beträgt 3,6 Punkte und damit mehr als eine Note.

Einen ähnlichen Befund für Mathematik an der Gesamtschule lieferte bereits die
Abiturevaluation 2003 für den Grundkurs Mathematik. Ergebnisse für den Leistungskurs
liegen aus diesem Jahr nicht vor. Bereits zu diesem Zeitpunkt war in den
Gesamtschulen der Anteil von Schülerinnen und Schüler, die in der Abiturklausur
deutlich schlechtere schriftliche Leistungen als in der Qualifikationsphase erbrachten,
erheblich höher als in den Gymnasien.
- 7 -

Prozentuale Abweichung von 3 bzw. 4 Punkten und mehr im Grundkurs Mathematik 2003 und im
Leistungskurs Mathematik 2008

                                Grundkurs Mathematik 2003
                                        Gymnasium                     Gesamtschule
Negative Abweichung von drei                22,8 %                       39,2 %
Punkten und mehr
Negative Abweichung von vier                12,2 %                       25,6 %
Punkten und mehr
                               Leistungskurs Mathematik 2008
                                Gymnasium                      Gesamtschule
Negative Abweichung von drei                11,7 %                       40,2 %
Punkten und mehr
Negative Abweichung von vier                5,0 %                        19,3 %
Punkten und mehr
Tabelle 5

Insgesamt erbrachten in der Leistungskursklausur Mathematik im Jahr 2008 54,5% der
Schülerinnen und Schüler an Gesamtschulen eine Minderleistung (4 Punkte und
weniger) in der schriftlichen Abiturklausur (Gymnasium 16,8 %). Im Jahr 2007 hatte die
Abiturevaluation ergeben, dass im Leistungskurs Mathematik 43,9 % der Schülerinnen
und Schüler an Gesamtschulen eine Minderleistung in der schriftlichen Abiturklausur
erbracht hatten (Gymnasium 11,8 %). Ähnliches gilt für den Leistungskurs Physik an
Gesamtschulen.

(4) Wiederholungsklausur in Mathematik als zweite Chance

Besondere Aufmerksamkeit erregten beim Abitur 2008 zwei Leistungskursaufgaben im
Fach Mathematik, und zwar eine Aufgabe aus dem Bereich der Geometrie („Oktaeder“)
und eine Aufgabe aus der Stochastik („Basketball“).

Im Leistungskurs Mathematik wählte die jeweilige Lehrkraft für ihren Kurs nach einem
vorgegebenen Schlüssel drei aus acht Aufgaben aus den fachlichen Bereichen
Analysis, Lineare Algebra/Geometrie und Stochastik aus. Diese Optionen führten zu
vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten der Aufgaben, die von den Schülerinnen und
Schülern in den Abiturklausuren zu bearbeiten waren.
- 8 -

Insgesamt haben rund 34.000 Schülerinnen Mathematik als schriftliches Abiturfach
gewählt. Die Oktaeder-Aufgabe war mit rund 60 % die von den acht Aufgaben im
Leistungskurs am dritthäufigsten gewählte Aufgabe. Die Basketball-Aufgabe wurde
dagegen insgesamt nur für rund 3% der Mathematikabiturienten von ihren Lehrerinnen
und Lehrern ausgewählt. Unter der Voraussetzung, dass für die Grundkurse diese
Aufgabe in etwa demselben Umfang zur Bearbeitung ausgewählt wurde, kann man die
Anzahl der Abiturientinnen und Abiturienten, die die Oktaederaufgabe in der
Abiturklausur bearbeitet haben, auf landesweit rund 20.000 schätzen. Die Basketball-
Aufgabe wurde dagegen insgesamt von nur rund 900 Schülerinnen und Schülern
bearbeitet.

In Bezug auf die Oktaeder-Aufgabe, die lehrplangemäß und lösbar war, gab es
Hinweise darauf, dass die Schülerinnen und Schüler an einer Reihe von Schulen
besondere      Schwierigkeiten    bei    der    Lösung     der    Aufgabe     hatten
(www.schulministerium.nrw.de/BP/LINKS/OKTAEDER).
Dies hat den Schluss nahe gelegt, dass es auch an weiteren Schulen zu ähnlichen
Problemen gekommen ist. Darauf hin wurde den betroffenen Schülerinnen und
Schülern die Möglichkeit zu einer zweiten Chance eingeräumt. Im Nachhinein hat sich
gezeigt, dass tatsächlich an einer größeren Zahl von Schulen Abiturientinnen und
Abiturienten Schwierigkeiten mit der Oktaeder-Aufgabe hatten, denen durch die zweite
Chance geholfen werden konnte.

Die Basketball-Aufgabe war hingegen unter der Perspektive der Lösbarkeit für
Schülerinnen und Schüler nicht problematisch. Gleichwohl wurde aufgrund der
öffentlich geführten wissenschaftlichen Diskussion der Aufgabe den betroffenen
Schülerinnen und Schülern auch hier die Wiederholung der Klausur ermöglicht. Um
solche Probleme zu vermeiden, wurde schon im vergangenen Jahr damit begonnen,
fachwissenschaftliche und fachdidaktische Unterstützung zur Aufgabenentwicklung und
-überprüfung bei den Hochschulen zu suchen.

Den Schülerinnen und Schülern, für die entweder die Oktaeder und/oder die
Basketballaufgabe von ihren Lehrkräften ausgewählt worden war, wurde die Option zur
Wiederholung der Mathematikklausur zu einem Zeitpunkt eröffnet, der es jedem
Einzelnen ermöglichte, in Kenntnis aller vorliegenden Prüfungsergebnisse und damit in
sicherer Abwägung aller Risiken eine für sich sinnvolle Entscheidung zu treffen. Da bei
größeren Abweichungen Schülerinnen und Schüler nach dem Zeitpunkt der
Bekanntgabe der Neuschreibemöglichkeit noch Abweichungs- und Bestehensprüfungen
hatten, konnten diese die Vorbereitung auf diese mündliche Prüfung auch für die neue
Klausur nutzen.
- 9 -

Von der Möglichkeit des Neuschreibens, die für Leistungs- wie auch
Grundkursabiturienten mit den Oktaeder- und Basketballaufgaben eröffnet wurde,
machten insgesamt 1.801 Schülerinnen und Schüler, d.h. über 8 % Prozent der
Betroffenen, Gebrauch, was einem Anteil von rund 5 % aller Mathematikabiturienten
entspricht. Angemeldet hatten sich zunächst rund 1900.

Von den Schülerinnen und Schülern, die neu geschrieben haben, hatten ca. 87% in der
ersten Klausur die Oktaeder-Aufgabe, ca. 9% die Basketball-Aufgabe und ca. 4% beide
Aufgaben bearbeitet. In Bezug auf die zweite Klausur wurden im Durchschnitt folgende
Notenpunkte erreicht:

Erreichter Durchschnitt bei der neu geschriebenen Klausur gegenüber der ersten Klausur in
Notenpunkten
                            Alle    GY       GE         GK      LK
 1. Klausur                 3,4     3,8      1,9        3,3     3,5
 2. Klausur                 5,6     6,2      3,8        6,0     5,3
 Veränderung bei der 2.     + 2,2   + 2,4    + 1,9      + 2,7   + 1,8
 gegenüber der 1. Klausur
Tabelle 6

Der relativ niedrigen Durchschnittswerte für die erste Klausur zeigen, dass die
Möglichkeit zur zweiten Chance tendenziell die Schülerinnen und Schüler genutzt
haben, deren Leistungen eher im unteren Notenbereich lagen. Die Grundkursschüler
haben mehr profitiert als die Leistungskursschüler, denn deren Verbesserungen fallen
deutlich geringer aus. Gerade die Leistungskursaufgaben standen aber besonders im
Fokus der Kritik.

Insgesamt haben sich ca. 75% der Schülerinnen und Schüler verbessert, rund 17%
haben dieselbe Note wie bei der ersten Klausur erhalten und ca. 8% haben sich
verschlechtert.

(5) Maßnahmen auf der Ebene der Schulen und der Schulaufsicht

Die zentralen Prüfungen 2007 und 2008 haben den Blick geschärft für Probleme der
Kompetenzentwicklung und Standardsicherung, die schon seit Ende der neunziger
Jahre in dezentralen Prüfungen konstatiert wurden, nun aber auch zum zweiten Mal in
zentralen Prüfungen unübersehbar deutlich werden. Fachbezogen zeigen - wie oben
dargelegt - die Erhebungen über die Jahre hinweg besonders problematische
Ergebnisse in Mathematik an Gesamtschulen. Hier wie auch generell bedarf es
strukturierter und zielorientierter innerschulischer und externer Maßnahmen zur
Schulentwicklung ebenso wie zur fachbezogenen Unterrichtsentwicklung. Folgende
Konsequenzen sind vorgesehen:
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•   Den Schulen werden zur Einordnung ihrer Ergebnisse die vorliegenden
    Auswertungen auf Landesebene vorgelegt. Die Schulleitungen sollen diese
    Informationen in den Mitwirkungsgremien vorstellen und erörtern und notwendig
    erscheinende Maßnahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung umgehend
    einleiten. Insbesondere in den Gesamtschulen soll das gegenüber den Gymnasien
    um 25 Stunden höhere Stundensoll effizient genutzt werden, um den Abstand der
    Gesamtschulen bezogen auf erreichte Standards und Notenergebnisse gegenüber
    den Gymnasien zu reduzieren.

•   Jede Bezirksregierung legt auf der Basis der schulbezogenen Daten ein Konzept
    sowie einen Zeitplan für das Schuljahr 2008/09 zur schul- und fachaufsichtlichen
    Beratung derjenigen Gymnasien und Gesamtschulen, bei denen in Mathematik und
    Physik ausgewiesenen Probleme aufgetreten sind, vor. Im Rahmen der Beratungen
    der Schulen werden Zielvereinbarungen, Unterstützungsangebote und Verfahren
    der Überprüfung und Ergebnissicherung verbindlich festgelegt. Bedarfsorientierte
    Fortbildungsangebote werden in das Gesamtkonzept der schulaufsichtlichen
    Maßnahmen einbezogen.

•   Ergebnisse der Abiturevaluation und geplante Maßnahmen werden zeitnah mit
    Schulaufsicht, Schulleitervereinigungen und Verbänden diskutiert, um Entwicklungs-
    und Unterstützungsvorhaben bedarfsorientiert abzustimmen

•   In ausgewählten Fächern werden Prüfungsaufgaben, Schülerarbeiten und
    Beurteilungsverfahren gemeinsam mit Wissenschaftlern, Fachaufsicht und den
    Fachreferaten des MSW analysiert. Ziel sind die weitere Optimierung der Aufgaben
    einschließlich des Beurteilungsverfahrens sowie die Gewinnung von Erkenntnissen
    zur Aufarbeitung signifikanter Defizite im Unterricht.

•   Die Kompetenzentwicklung wird in der Sekundarstufe I grundgelegt. Deshalb
    werden fachkompetente Expertengruppen für die Unterrichtsentwicklung
    schrittweise in zehn Fächern der Sekundarstufe I eingerichtet.

•   Im Rahmen des Sinus-Projekts wird im kommenden Schuljahr ein Schwerpunkt auf
    die Unterrichtsentwicklung im Fach Mathematik gelegt. Es wird ein Portal für
    geeignete Übungsaufgaben aufgebaut. Außerdem werden auch die diesjährigen
    Abituraufgaben wiederum den Lehrkräften sowie den Schülerinnen und Schülern als
    Vorbereitung auf die Abiturprüfungen zu Lehr- und Lernzwecken zur Verfügung
    gestellt.
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(6) Einrichtung einer Unabhängigen Kommission zur Qualitätssicherung von
zentralen Prüfungen

Bereits für das Abitur 2009 wird eine Unabhängige Kommission zur Qualitätssicherung
von zentralen Prüfungen beim Institut für Schulentwicklungsforschung der Universität
Dortmund eingerichtet. Mitglieder der Kommission sind:

   •   Prof. Dr. Wilfried Bos (Leiter des Instituts für Schulentwicklungsforschung der
       Universität Dortmund),
   •   Prof. Dr. Andreas Schleicher (OECD / Pisa-Koordinator),
   •   Prof. Dr. Olaf Köller (Leiter des Instituts für Qualitätsentwicklung im
       Bildungswesen an der Humboldt Universität Berlin),
   •   Prof. Dr. Detlev Leutner, Universität Duisburg-Essen,
   •   die Vorsitzenden der Rheinischen sowie der Westfälisch-Lippischen
       Direktorenvereinigung der Gymnasien, Herr Oberstudiendirektor Konrad
       Großmann bzw. Frau Oberstudiendirektorin Dr. Luise Berg-Ehlers,
   •   die Vorsitzende der Schulleitungsvereinigung der Gesamtschulen NRW, Frau
       Dagmar Naegele.

Die neue Unabhängige Kommission überprüft künftig die von den staatlichen
Aufgabenkommissionen entwickelten Abituraufgaben. Dazu werden für jedes Hauptfach
zusätzlich als Untergliederungen unabhängige Fachkommissionen eingerichtet. Diesen
gehören jeweils zwei Professoren (ein Fachdidaktiker und ein Fachwissenschaftler)
sowie drei Lehrkräfte, die von den Direktorenvereinigungen (2 Gymnasium / 1
Gesamtschule) benannt werden, an. Den Vorsitz übernimmt jeweils ein
Wissenschaftler.

Die Fachkommissionen begleiten die konkrete Entwicklung der jeweiligen
Abituraufgaben, indem sie zu festgelegten Terminen die - wie bisher von
Aufgabenkommissionen aus Lehrkräften erstellten Aufgaben - begutachten, ggf.
einzelne Aufgaben oder Teile davon verwerfen, Überarbeitungen veranlassen und am
Schluss die Endkontrolle, also die Freigabe als Prüfungsaufgabe vornehmen; die
übergeordnete Hauptkommission kann sich an diesem Prozess beteiligen.

Während die Fachkommissionen die Detailprüfung übernehmen, besteht die Aufgabe
der Unabhängigen Kommission darin, das Ministerium bei der Ablaufsteuerung des
Abiturs zu beraten und grundsätzliche Fragestellungen bei der Aufgabenentwicklung
und -freigabe zu klären. Zudem gibt sie während der Phase der Abiturdurchführung
gemeinsam mit den Fachkommissionen konkrete Empfehlungen hinsichtlich eines ggf.
notwendigen Handlungsbedarfs ab, also etwa Änderung von Bewertungsmaßstäben,
Wiederholung einer Klausur, Heraufsetzen von Noten. Die Unabhängige Kommission
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bestimmt außerdem die Wissenschaftler in den Fachkommissionen und wirkt bei der
Evaluation des Abiturs 2009 und der Folgejahre mit.

Die Unabhängige Kommission und die Fachkommissionen arbeiten unter der
logistischen Betreuung des Dortmunder Instituts, bei dem eine entsprechende
Infrastruktur aufgebaut wird. Dessen Leiter, Prof. Bos, übernimmt die Endverantwortung
für die redaktionelle, die Unabhängige Kommission gemeinsam mit den
Fachkommissionen für die fachliche Korrektheit der Aufgaben gegenüber der
Öffentlichkeit.

Die Abnahme durch die ‚Unabhängige Kommission’ ist eine zusätzliche Sicherung, der
bisherige Aufwand der Schulaufsicht bei der Aufgabenerstellung, insbesondere gestufte
externe Praxischecks, wird nicht reduziert.
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