Evaluation Zentralabitur 2008 an Gymnasien und Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen
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Evaluation Zentralabitur 2008 an Gymnasien und Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen (1) Zentralabitur mit rund 74.000 beteiligten Schülerinnen und Schülern Zum zweiten Mal haben die Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen ihr Abitur mit zentral gestellten schriftlichen Prüfungsaufgaben abgelegt. Neben 623 Gymnasien und 204 Gesamtschulen waren im Jahr 2008 erstmals auch 37 Weiterbildungskollegs (Zweiter Bildungsweg - Kollegs und Abendgymnasien) und 30 Waldorf-Schulen beteiligt. Damit haben im allgemeinbildenden Bereich insgesamt ca. 68.000 Schülerinnen und Schüler (ca. 63 000 an Gymnasien und Gesamtschulen, ca. 1800 an Weiterbildungskollegs und ca. 500 an Waldorf-Schulen) an den Abiturprüfungen teilgenommen. Darüber hinaus wurden im Jahr 2008 auch an 170 Berufskollegs (Berufliche Gymnasien), die zur allgemeinen Hochschulreife führende Bildungsgänge anbieten, erstmals zentrale Prüfungen durchgeführt. Zunächst wurden dort nur im ersten Leistungskurs der Prüflinge zentrale Prüfungsaufgaben in 15 beteiligten Fächern gestellt, bis 2010 kommen die weiteren beiden schriftlichen Prüfungsfächer hinzu. Hiervon waren ca. 6000 Schülerinnen und Schüler betroffen. Der Bericht erfolgt auf der Grundlage der Ergebnisse aller Prüfungsfächer, die zum Zeitpunkt der Auswertung von ca. 90 % der Gymnasien und Gesamtschulen vorlagen. Die Ergebnisse aus den Weiterbildungskollegs, an denen zweimal jährlich zentrale Prüfungen stattfinden, sowie der ersten Fächergruppe der Berufskollegs werden in einem zweiten Schritt evaluiert.
- 2 - (2) Bestes Abiturergebnis seit Abiturdokumentation 1992 Mit einem Notendurchschnitt von insgesamt 2,63 ist das Ergebnis des Jahres 2008 nahezu identisch mit dem des Vorjahres (2,64). Somit hat sich die „Punktlandung“ wiederholt, die schon im Abitur 2007 konstatiert werden konnte. Im Vergleich mit den Durchschnittsnoten der Vor jahre, die einschließlich der Jahrgänge mit dezentralem Abitur seit 1992 dokumentiert sind, wurde sogar das beste Ergebnis erreicht. Der Durchschnittswert für die Gymnasien beträgt 2,59, der für die Gesamtschulen 2,87. Ein Überblick über die Ergebnisse der letzten drei Abiturjahrgänge zeigt exemplarisch die Notendurchschnitte in Kontinuität zum dezentralen Abitur an Gymnasien und Gesamtschulen. Mittelwerte der Abiturnote 2006 bis 2008 2006 2007 2008 (dezentral) (zentral) (zentral) Gymnasium 2,62 2,60 2,59 Gesamtschule 2,82 2,86 2,87 Insgesamt 2,66 2,64 2,63 Tabelle 1 Mit einer Bestehensquote von 97,4% haben 2008 auch mehr Schülerinnen und Schüler das Abitur bestanden als in allen Jahren zuvor. Die Nichtbestehensquote sank im Landesdurchschnitt von 2007 zu 2008 um einen Prozentpunkt von 3,6% auf 2,6%. Allerdings liegt sie am Gymnasium mit 1,8% deutlich unter der an Gesamtschulen, die sich zwar gegenüber 2007 auch verbessern, aber auf eine Quote von 6,7% kommen. Anteil der nicht bestandenen Abiturprüfungen 2006 – 2008 in Prozent 2006 2007 2008 Gymnasium 2,8% 2,6% 1,8% Gesamtschule 5,9% 8,5% 6,7% Insgesamt 3,7% 3,6% 2,6% Tabelle 2 Das Gesamtergebnis einschließlich der Bestehensquote zeigt, dass der Abiturjahrgang 2008 in Nordrhein-Westfalen vergleichbar ist mit denjenigen der vorausgegangenen Jahre und sogar leicht besser abgeschnitten hat.
- 3 - Auch die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten mit der Bestnote 1,0 als Abiturdurchschnitt ist gegenüber 2007 leicht gestiegen. Bereits bei einer Rückmeldequote von ca. 90% haben 380 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten und 12 Gesamtschülerinnen und -schüler diese Traumnote erreicht, also insgesamt 392. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass die Vorjahreszahl von 419 Schülerinnen und Schülern übertroffen wird. Der Anteil von Schulen mit besonders erfolgreichen Abiturientinnen und Abiturienten blieb im Vergleich zu 2007 stabil. Die überwiegende Mehrheit (90%) der Abiturdurchschnittsnoten der einzelnen Schulen bewegt sich bei den Gymnasien zwischen 2,4 und 2,8 und bei den Gesamtschulen zwischen 2,6 und 3,1. Nur einzelne Schulen erreichen deutlich bessere oder schlechtere Werte. Damit weisen die Abiturergebnisse auf Schulebene hohe Kontinuität auf. (3) Leistungsunterschiede zwischen Gymnasien und Gesamtschulen besonders in Mathematik und Physik bei grundsätzlicher Kontinuität in den Fächern Bei den oben betrachteten Abiturdurchschnittsnoten ist zu berücksichtigen, dass sie zu einem größeren Teil auf im Unterricht der Qualifikationsphase erbrachte Leistungen beruhen. Die mündlichen Leistungen bilden ein Korrektiv, das zu abweichenden, in der Regel besseren Notenergebnissen gegenüber den schriftlichen Leistungen führt. Von daher sind ergänzend zu den Gesamtergebnissen auch die speziell in schriftlichen Prüfungen erzielten Ergebnisse zu betrachten und zu den in der Qualifikationsphase erbrachten schriftlichen Leistungen in Beziehung zu setzen. Traditionell werden in Leistungskursen bei den Abiturklausuren im Mittel bessere Ergebnisse erzielt als in Grundkursen. Dieser Trend setzt sich auch beim Abitur 2008 fort. In der Regel liegen die Abweichungen allerdings bei der Notenpunktskala von 0 bis 15 Punkten unter einem Notenpunkt, d.h. bei unter einem Drittel einer Note. Mit Abweichungen von bis zu einem Notenpunkt unterscheiden sich auch die Ergebnisse der Prüfungsklausuren in den einzelnen Fächern zwischen dem Abitur 2007 und dem Abitur 2008 nur wenig. Schwankungen nach oben und unten sind üblich und waren auch beim dezentralen Abitur zu beobachten.
- 4 - Durchschnittlich erreichte Notenpunkte bei den Prüfungsklausuren in dezentralen und zentralen Verfahren im Vergleich Da in der Vergangenheit bei den Evaluationen dezentraler Prüfungen nur Ergebnisse jährlich wechselnder Fächer ausgewertet wurden, sind hier nur punktuelle Vergleiche möglich. So ergaben sich z. B. in den jeweils meist gewählten Fächern der Aufgabenfelder auf der Basis der vorliegenden Daten die folgenden Vergleichswerte: 2004 2008 Biologie Gy Ge Gy Ge Leistungskurs 7,86 6,42 9,0 7,2 2002 2008 Englisch Gy Ge Gy Ge Leistungskurs 8,19 6,72 8,7 7,0 2004 2008 Englisch Gy Ge Gy Ge Grundkurs 7,48 6,12 7,7 5,6 2004 2008 Geschichte Gy Ge Gy Ge Leistungskurs 7,93 6,12 8,5 6,9 2001 2008 Mathematik Gy Ge Gy Ge Leistungskurs 8,1 6,9 8,2 4,6 2003 2008 Mathematik Gy Ge Gy Ge Grundkurs 6,92 5,52 7,6 5,2 Tabelle 3 Über die Jahre hinweg und unabhängig von dezentralen oder zentralen Verfahren differieren die Prüfungsergebnisse in einer geringen Bandbreite von in der Regel weniger als einem Notenpunkt. Dabei liegen allerdings, mit Ausnahme der Fächer Mathematik und Englisch-Grundkurs an Gesamtschulen, die aktuellen Ergebnisse über denen der Vorjahre mit dezentralen Prüfungen, am Gymnasium liegen sie teilweise sogar deutlich darüber. Exemplarisch wurde 2008 für die Fächer der schriftlichen Abiturprüfung Biologie, Deutsch, Englisch, Geschichte, Mathematik und Physik bei den Leistungskursen neben der Prüfungsnote auch der Durchschnitt der schriftlichen Leistungen während der Qualifikationsphase erhoben. Damit lässt sich identifizieren, wie viele Schülerinnen und Schüler bei der schriftlichen Abiturprüfung von ihrem bisherigen Leistungsbild in den schriftlichen Arbeiten der Qualifikationsphase (Jg. 12 und 13) positiv oder negativ abgewichen sind:
- 5 - Abweichungen der Notenpunkte in der Abiturklausur (AK) von der Durchschnittspunktzahl der Klausuren in der Qualifikationsphase (DQ) in sechs Leistungskursen im Vergleich 2007 – 2008 Fach Gymnasium Gesamtschule 2007 2008 2007 2008 AK DQ AK DQ AK DQ AK DQ Biologie 9,4 8,3 9,0 8,2 7,6 7,6 7,2 7,3 Deutsch 8,4 8,2 8,5 8,1 6,5 7,3 7,1 7,0 Englisch 9,2 8,5 8,7 8,4 7,2 7,5 7,0 7,3 Geschichte 8,3 8,3 8,5 8,2 6,3 7,4 6,9 7,3 Mathematik 8,9 8,3 8,2 8,2 5,5 6,9 4,6 6,9 Physik 9,4 8,8 8,4 8,8 5,8 7,9 5,2 8,1 Tabelle 4 In beiden Abiturjahrgängen bleiben die Durchschnittsergebnisse der Klausuren in der Qualifikationsphase nahezu konstant. Im Vergleich zwischen den Prüfungsnoten in der Abiturklausur (AK) und den Durchschnittsergebnissen der Klausuren in der Qualifikationsphase (DQ) gibt es am Gymnasium in fast allen Fällen in beiden Jahren nur Abweichungen nach oben von bis zu ca. 1 Punkt. An der Gesamtschule ergeben sich demgegenüber wie früher beim dezentralen Abitur in fast allen Fächern Abweichungen nach unten, in Mathematik und Physik sogar erhebliche. Für die Gymnasien zeigt sich auch für 2008 in diesen Fächern eine relativ hohe Korrespondenz zwischen der Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler durch ihre Lehrerinnen und Lehrer in der Qualifikationsphase und den erreichten Leistungsergebnissen in den zentralen Prüfungen. Eine besondere Problemlage zeigt sich im Leistungskurs Mathematik an Gesamtschulen. Während das Durchschnittsergebnis der Abiturklausuren 2008 im Leistungskurs Mathematik am Gymnasium im Mittel genau dem Durchschnitt der schriftlichen Leistungen in der Qualifikationsphase entspricht, sind in diesem Fach die Abweichungen an der Gesamtschule besonders hoch.
- 6 - Abweichungen der durchschnittlichen Notenpunkte in den Abiturklausuren (AK) von der Durchschnittspunktzahl der schriftlichen Leistungen in der Qualifikationsphase (DQ) im Leistungskursfach Mathematik 2008 9 8,2 8,2 8 6,9 7 6 5 4,6 4 3 2 1 0 Gymnasium Gesamtschule DQ AK Grafik 1 In den Gymnasien wurde in den Abiturklausuren im Leistungskurs Mathematik ein Durchschnitt von 8,2 Punkten erreicht. Das Leistungsbild der schriftlichen Klausuren in der Qualifikationsphase stimmt mit demjenigen in den Abiturklausuren überein. Die Abiturklausur im Fach Mathematik stand damit im Jahr 2008 für den Durchschnitt der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in Kontinuität zu den in der Qualifikationsphase gestellten Anforderungen und Leistungserwartungen. In den Gesamtschulen wurde in den Klausuren im Leistungskurs Mathematik dagegen lediglich ein Durchschnitt von 4,6 Punkten und damit weniger als die Note „ausreichend“ erreicht, bei einem Durchschnittsergebnis der Klausuren während der Qualifikationsphase von 6,9 Punkten. Der Unterschied zwischen beiden Durchschnittswerten beträgt 2,3 Notenpunkte und damit fast eine Note. Die Differenz zum Ergebnis der schriftlichen Prüfungen am Gymnasium beträgt 3,6 Punkte und damit mehr als eine Note. Einen ähnlichen Befund für Mathematik an der Gesamtschule lieferte bereits die Abiturevaluation 2003 für den Grundkurs Mathematik. Ergebnisse für den Leistungskurs liegen aus diesem Jahr nicht vor. Bereits zu diesem Zeitpunkt war in den Gesamtschulen der Anteil von Schülerinnen und Schüler, die in der Abiturklausur deutlich schlechtere schriftliche Leistungen als in der Qualifikationsphase erbrachten, erheblich höher als in den Gymnasien.
- 7 - Prozentuale Abweichung von 3 bzw. 4 Punkten und mehr im Grundkurs Mathematik 2003 und im Leistungskurs Mathematik 2008 Grundkurs Mathematik 2003 Gymnasium Gesamtschule Negative Abweichung von drei 22,8 % 39,2 % Punkten und mehr Negative Abweichung von vier 12,2 % 25,6 % Punkten und mehr Leistungskurs Mathematik 2008 Gymnasium Gesamtschule Negative Abweichung von drei 11,7 % 40,2 % Punkten und mehr Negative Abweichung von vier 5,0 % 19,3 % Punkten und mehr Tabelle 5 Insgesamt erbrachten in der Leistungskursklausur Mathematik im Jahr 2008 54,5% der Schülerinnen und Schüler an Gesamtschulen eine Minderleistung (4 Punkte und weniger) in der schriftlichen Abiturklausur (Gymnasium 16,8 %). Im Jahr 2007 hatte die Abiturevaluation ergeben, dass im Leistungskurs Mathematik 43,9 % der Schülerinnen und Schüler an Gesamtschulen eine Minderleistung in der schriftlichen Abiturklausur erbracht hatten (Gymnasium 11,8 %). Ähnliches gilt für den Leistungskurs Physik an Gesamtschulen. (4) Wiederholungsklausur in Mathematik als zweite Chance Besondere Aufmerksamkeit erregten beim Abitur 2008 zwei Leistungskursaufgaben im Fach Mathematik, und zwar eine Aufgabe aus dem Bereich der Geometrie („Oktaeder“) und eine Aufgabe aus der Stochastik („Basketball“). Im Leistungskurs Mathematik wählte die jeweilige Lehrkraft für ihren Kurs nach einem vorgegebenen Schlüssel drei aus acht Aufgaben aus den fachlichen Bereichen Analysis, Lineare Algebra/Geometrie und Stochastik aus. Diese Optionen führten zu vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten der Aufgaben, die von den Schülerinnen und Schülern in den Abiturklausuren zu bearbeiten waren.
- 8 - Insgesamt haben rund 34.000 Schülerinnen Mathematik als schriftliches Abiturfach gewählt. Die Oktaeder-Aufgabe war mit rund 60 % die von den acht Aufgaben im Leistungskurs am dritthäufigsten gewählte Aufgabe. Die Basketball-Aufgabe wurde dagegen insgesamt nur für rund 3% der Mathematikabiturienten von ihren Lehrerinnen und Lehrern ausgewählt. Unter der Voraussetzung, dass für die Grundkurse diese Aufgabe in etwa demselben Umfang zur Bearbeitung ausgewählt wurde, kann man die Anzahl der Abiturientinnen und Abiturienten, die die Oktaederaufgabe in der Abiturklausur bearbeitet haben, auf landesweit rund 20.000 schätzen. Die Basketball- Aufgabe wurde dagegen insgesamt von nur rund 900 Schülerinnen und Schülern bearbeitet. In Bezug auf die Oktaeder-Aufgabe, die lehrplangemäß und lösbar war, gab es Hinweise darauf, dass die Schülerinnen und Schüler an einer Reihe von Schulen besondere Schwierigkeiten bei der Lösung der Aufgabe hatten (www.schulministerium.nrw.de/BP/LINKS/OKTAEDER). Dies hat den Schluss nahe gelegt, dass es auch an weiteren Schulen zu ähnlichen Problemen gekommen ist. Darauf hin wurde den betroffenen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu einer zweiten Chance eingeräumt. Im Nachhinein hat sich gezeigt, dass tatsächlich an einer größeren Zahl von Schulen Abiturientinnen und Abiturienten Schwierigkeiten mit der Oktaeder-Aufgabe hatten, denen durch die zweite Chance geholfen werden konnte. Die Basketball-Aufgabe war hingegen unter der Perspektive der Lösbarkeit für Schülerinnen und Schüler nicht problematisch. Gleichwohl wurde aufgrund der öffentlich geführten wissenschaftlichen Diskussion der Aufgabe den betroffenen Schülerinnen und Schülern auch hier die Wiederholung der Klausur ermöglicht. Um solche Probleme zu vermeiden, wurde schon im vergangenen Jahr damit begonnen, fachwissenschaftliche und fachdidaktische Unterstützung zur Aufgabenentwicklung und -überprüfung bei den Hochschulen zu suchen. Den Schülerinnen und Schülern, für die entweder die Oktaeder und/oder die Basketballaufgabe von ihren Lehrkräften ausgewählt worden war, wurde die Option zur Wiederholung der Mathematikklausur zu einem Zeitpunkt eröffnet, der es jedem Einzelnen ermöglichte, in Kenntnis aller vorliegenden Prüfungsergebnisse und damit in sicherer Abwägung aller Risiken eine für sich sinnvolle Entscheidung zu treffen. Da bei größeren Abweichungen Schülerinnen und Schüler nach dem Zeitpunkt der Bekanntgabe der Neuschreibemöglichkeit noch Abweichungs- und Bestehensprüfungen hatten, konnten diese die Vorbereitung auf diese mündliche Prüfung auch für die neue Klausur nutzen.
- 9 - Von der Möglichkeit des Neuschreibens, die für Leistungs- wie auch Grundkursabiturienten mit den Oktaeder- und Basketballaufgaben eröffnet wurde, machten insgesamt 1.801 Schülerinnen und Schüler, d.h. über 8 % Prozent der Betroffenen, Gebrauch, was einem Anteil von rund 5 % aller Mathematikabiturienten entspricht. Angemeldet hatten sich zunächst rund 1900. Von den Schülerinnen und Schülern, die neu geschrieben haben, hatten ca. 87% in der ersten Klausur die Oktaeder-Aufgabe, ca. 9% die Basketball-Aufgabe und ca. 4% beide Aufgaben bearbeitet. In Bezug auf die zweite Klausur wurden im Durchschnitt folgende Notenpunkte erreicht: Erreichter Durchschnitt bei der neu geschriebenen Klausur gegenüber der ersten Klausur in Notenpunkten Alle GY GE GK LK 1. Klausur 3,4 3,8 1,9 3,3 3,5 2. Klausur 5,6 6,2 3,8 6,0 5,3 Veränderung bei der 2. + 2,2 + 2,4 + 1,9 + 2,7 + 1,8 gegenüber der 1. Klausur Tabelle 6 Der relativ niedrigen Durchschnittswerte für die erste Klausur zeigen, dass die Möglichkeit zur zweiten Chance tendenziell die Schülerinnen und Schüler genutzt haben, deren Leistungen eher im unteren Notenbereich lagen. Die Grundkursschüler haben mehr profitiert als die Leistungskursschüler, denn deren Verbesserungen fallen deutlich geringer aus. Gerade die Leistungskursaufgaben standen aber besonders im Fokus der Kritik. Insgesamt haben sich ca. 75% der Schülerinnen und Schüler verbessert, rund 17% haben dieselbe Note wie bei der ersten Klausur erhalten und ca. 8% haben sich verschlechtert. (5) Maßnahmen auf der Ebene der Schulen und der Schulaufsicht Die zentralen Prüfungen 2007 und 2008 haben den Blick geschärft für Probleme der Kompetenzentwicklung und Standardsicherung, die schon seit Ende der neunziger Jahre in dezentralen Prüfungen konstatiert wurden, nun aber auch zum zweiten Mal in zentralen Prüfungen unübersehbar deutlich werden. Fachbezogen zeigen - wie oben dargelegt - die Erhebungen über die Jahre hinweg besonders problematische Ergebnisse in Mathematik an Gesamtschulen. Hier wie auch generell bedarf es strukturierter und zielorientierter innerschulischer und externer Maßnahmen zur Schulentwicklung ebenso wie zur fachbezogenen Unterrichtsentwicklung. Folgende Konsequenzen sind vorgesehen:
- 10 - • Den Schulen werden zur Einordnung ihrer Ergebnisse die vorliegenden Auswertungen auf Landesebene vorgelegt. Die Schulleitungen sollen diese Informationen in den Mitwirkungsgremien vorstellen und erörtern und notwendig erscheinende Maßnahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung umgehend einleiten. Insbesondere in den Gesamtschulen soll das gegenüber den Gymnasien um 25 Stunden höhere Stundensoll effizient genutzt werden, um den Abstand der Gesamtschulen bezogen auf erreichte Standards und Notenergebnisse gegenüber den Gymnasien zu reduzieren. • Jede Bezirksregierung legt auf der Basis der schulbezogenen Daten ein Konzept sowie einen Zeitplan für das Schuljahr 2008/09 zur schul- und fachaufsichtlichen Beratung derjenigen Gymnasien und Gesamtschulen, bei denen in Mathematik und Physik ausgewiesenen Probleme aufgetreten sind, vor. Im Rahmen der Beratungen der Schulen werden Zielvereinbarungen, Unterstützungsangebote und Verfahren der Überprüfung und Ergebnissicherung verbindlich festgelegt. Bedarfsorientierte Fortbildungsangebote werden in das Gesamtkonzept der schulaufsichtlichen Maßnahmen einbezogen. • Ergebnisse der Abiturevaluation und geplante Maßnahmen werden zeitnah mit Schulaufsicht, Schulleitervereinigungen und Verbänden diskutiert, um Entwicklungs- und Unterstützungsvorhaben bedarfsorientiert abzustimmen • In ausgewählten Fächern werden Prüfungsaufgaben, Schülerarbeiten und Beurteilungsverfahren gemeinsam mit Wissenschaftlern, Fachaufsicht und den Fachreferaten des MSW analysiert. Ziel sind die weitere Optimierung der Aufgaben einschließlich des Beurteilungsverfahrens sowie die Gewinnung von Erkenntnissen zur Aufarbeitung signifikanter Defizite im Unterricht. • Die Kompetenzentwicklung wird in der Sekundarstufe I grundgelegt. Deshalb werden fachkompetente Expertengruppen für die Unterrichtsentwicklung schrittweise in zehn Fächern der Sekundarstufe I eingerichtet. • Im Rahmen des Sinus-Projekts wird im kommenden Schuljahr ein Schwerpunkt auf die Unterrichtsentwicklung im Fach Mathematik gelegt. Es wird ein Portal für geeignete Übungsaufgaben aufgebaut. Außerdem werden auch die diesjährigen Abituraufgaben wiederum den Lehrkräften sowie den Schülerinnen und Schülern als Vorbereitung auf die Abiturprüfungen zu Lehr- und Lernzwecken zur Verfügung gestellt.
- 11 - (6) Einrichtung einer Unabhängigen Kommission zur Qualitätssicherung von zentralen Prüfungen Bereits für das Abitur 2009 wird eine Unabhängige Kommission zur Qualitätssicherung von zentralen Prüfungen beim Institut für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund eingerichtet. Mitglieder der Kommission sind: • Prof. Dr. Wilfried Bos (Leiter des Instituts für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund), • Prof. Dr. Andreas Schleicher (OECD / Pisa-Koordinator), • Prof. Dr. Olaf Köller (Leiter des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Humboldt Universität Berlin), • Prof. Dr. Detlev Leutner, Universität Duisburg-Essen, • die Vorsitzenden der Rheinischen sowie der Westfälisch-Lippischen Direktorenvereinigung der Gymnasien, Herr Oberstudiendirektor Konrad Großmann bzw. Frau Oberstudiendirektorin Dr. Luise Berg-Ehlers, • die Vorsitzende der Schulleitungsvereinigung der Gesamtschulen NRW, Frau Dagmar Naegele. Die neue Unabhängige Kommission überprüft künftig die von den staatlichen Aufgabenkommissionen entwickelten Abituraufgaben. Dazu werden für jedes Hauptfach zusätzlich als Untergliederungen unabhängige Fachkommissionen eingerichtet. Diesen gehören jeweils zwei Professoren (ein Fachdidaktiker und ein Fachwissenschaftler) sowie drei Lehrkräfte, die von den Direktorenvereinigungen (2 Gymnasium / 1 Gesamtschule) benannt werden, an. Den Vorsitz übernimmt jeweils ein Wissenschaftler. Die Fachkommissionen begleiten die konkrete Entwicklung der jeweiligen Abituraufgaben, indem sie zu festgelegten Terminen die - wie bisher von Aufgabenkommissionen aus Lehrkräften erstellten Aufgaben - begutachten, ggf. einzelne Aufgaben oder Teile davon verwerfen, Überarbeitungen veranlassen und am Schluss die Endkontrolle, also die Freigabe als Prüfungsaufgabe vornehmen; die übergeordnete Hauptkommission kann sich an diesem Prozess beteiligen. Während die Fachkommissionen die Detailprüfung übernehmen, besteht die Aufgabe der Unabhängigen Kommission darin, das Ministerium bei der Ablaufsteuerung des Abiturs zu beraten und grundsätzliche Fragestellungen bei der Aufgabenentwicklung und -freigabe zu klären. Zudem gibt sie während der Phase der Abiturdurchführung gemeinsam mit den Fachkommissionen konkrete Empfehlungen hinsichtlich eines ggf. notwendigen Handlungsbedarfs ab, also etwa Änderung von Bewertungsmaßstäben, Wiederholung einer Klausur, Heraufsetzen von Noten. Die Unabhängige Kommission
- 12 - bestimmt außerdem die Wissenschaftler in den Fachkommissionen und wirkt bei der Evaluation des Abiturs 2009 und der Folgejahre mit. Die Unabhängige Kommission und die Fachkommissionen arbeiten unter der logistischen Betreuung des Dortmunder Instituts, bei dem eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut wird. Dessen Leiter, Prof. Bos, übernimmt die Endverantwortung für die redaktionelle, die Unabhängige Kommission gemeinsam mit den Fachkommissionen für die fachliche Korrektheit der Aufgaben gegenüber der Öffentlichkeit. Die Abnahme durch die ‚Unabhängige Kommission’ ist eine zusätzliche Sicherung, der bisherige Aufwand der Schulaufsicht bei der Aufgabenerstellung, insbesondere gestufte externe Praxischecks, wird nicht reduziert.
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