FACH WERK 2019 - Kanton Bern
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2019 FACH WERK DAS MAGAZIN DER DENKMALPFLEGE DES K ANTONS BERN L A REVUE DU SERVICE DES MONUMENTS HISTORIQUES DU CANTON DE BERNE
2 EDITORIAL Fachwerk 2019 Liebe Leserin, lieber Leser Chère lectrice, cher lecteur, Hatten Sie auch schon das Vergnü Avez-vous déjà savouré le plaisir gen, auf der Terrasse des Grand d’une tasse de café sur la terrasse hotels Giessbach einen Kaffee zu du Grand Hôtel Giessbach ? C’est trinken? Für mich ist dies ein ganz un moment particulier pour moi : besonderes Erlebnis: Der Blick über la vue sur l’étende bleu-vert du lac den grünen Brienzersee, hinter mir de Brienz, derrière moi ce merveil das fantastische Hotel, links die his leux hôtel et à gauche le vieux funi torische Standseilbahn. Mit etwas culaire. Et, par bonheur, la « Lötsch Glück legt auch noch die «Lötsch berg » s’approche de l'embarcadère berg» bei der Schiffländte an. Das en ce moment. Le charme des lieux Hotel Giessbach baut heute wie opère aujourd’hui encore comme früher auf seine einmalige Lage. Die autrefois. Les façades, conservées authentisch erhaltene Fassade und dans leur authenticité et les salons die stilvollen Gesellschaftsräume dans leur élégance dégagent une Michael Gerber atmen den Geist der Belle Époque, atmosphère Belle-Époque et contri sie sind wesentliche Bestandteile buent pour une part essentielle à des Erlebnisses. Baudenkmäler l’agrément de la visite. Le patrimoine vermitteln Dank ihrer Authentizität architectural est un témoin concret Geschichte. du passé. Das Grandhotel Giessbach verdeut L’hôtel de Giessbach, sauvé in ex licht mit der Geschichte um seine tremis en 1983, montre à quel point Rettung 1983 die Einmaligkeit, aber les monuments historiques sont auch die Verletzlichkeit unserer vulnérables – et tout particulière Baudenkmäler. Gerade touristische ment les bâtiments à vocation tou Bauten stehen unter hohem Druck, ristique, qui sont soumis à une forte wenn es darum geht, sie an aktuelle pression lorsqu’il s’agit de les adap Bedürfnisse anzupassen. Nicht sel ter aux besoins actuels. Mais il est ten geht bedeutende Bausubstanz aussi un exemple du profit que la verloren. Es ist aber auch ein Bei conservation du patrimoine bâti et spiel dafür, wie Denkmalpflege und le tourisme peuvent tirer l’un de Tourismus voneinander profitieren l’autre. Tant le tourisme que la con können. Beide erstreben eine in servation des monuments visent à takte Erlebniswelt. Die Weiternut offrir des lieux préservés à l’expé zung einerseits und die Vermark rience vécue. La continuité d’utilisa tung andererseits sind gemeinsame tion et la commercialisation sont Interessen, die letztlich das Weiter des intérêts communs qui en fin de bestehen eines Baudenkmals compte assurent la pérennité d’un garantieren. Das Fachwerk 2019 bâtiment ancien. Fachwerk 2019 berichtet von solchen Berührungs- raconte de tels manifestes de punkten. jonction. Michael Gerber Michael Gerber, Chef du Kantonaler Denkmalpfleger Service des monuments historiques
INHALT | SOMMAIRE 3 Inhalt | Sommaire 4 AKTUELL | ACTUEL Denkmalpflege und Tourismus 4 Einleitung: Potenzial und Abgrenzung 10 Architektur und Infrastruktur für den Tourismus 18 Touristische Nutzung – acht Beispiele | Utilisation à des fins touristiques – huit exemples 28 Revision Bauinventar 2020 | Révision recensement architectural 2020 30 IM GESPRÄCH | DIALOGUE Unterseen 30 Authentizität ist ein Kapital – Hans Ulrich Glarner, Vorsteher des Amts für Kultur des Kantons Bern 32 BERICHTE | RAPPORTS 32 «Domino-Effekt» zurück zum Ganzen in Biel 34 Rokokomalerei trifft auf Zimmermannskunst in Boltigen 36 Ein neues Tor für die Stadtkirche in Burgdorf 38 Wohnen im Park in Langenthal 40 Wiederentdeckte Tapeten in Oberburg 42 Sich auf ein Objekt einlassen in Vechigen Boltigen 44 OBJEKTE | OBJETS 57 ENTDECKUNG | DÉCOUVERTE 58 ZAHLEN | CHIFFRES 60 VERLUSTE | PERTES 61 EINBLICKE | APERÇUS 62 PUBLIK ATIONEN | PUBLICATIONS 64 TERMINE | CALENDRIER 66 PERSONELLES | PERSONNEL Port 67 IMPRESSUM
4 AKTUELL | TOURISTISCHE NUTZUNG Denkmalpflege und Tourismus – Potenzial und Abgrenzung Unser Kulturerbe hat viele Facetten. Es erzählt Geschichten und stiftet Identität. Landschaft und Architektur prägen unsere Regionen und beeinflussen den Tourismus. 01 Denkmalpflege und Tourismus haben hen für Identität und Lebensqualität. Die Schweiz als Reiseziel – viele Gemeinsamkeiten: Beide reprä- Die Sehenswürdigkeiten eines Ortes früher und heute sentieren Werte der Schweiz und in- sind aus dem touristischen Angebot Bereits Ende des 18. Jahrhunderts teressieren sich für ihre Geschichte. nicht wegzudenken. Häufig sind sie in bereisten die ersten «Touristen» – Der Erfolg der Schweiz als Reiseziel den Inventaren der schutz- und pfle- junge europäische Aristokraten – den beruht nicht nur auf den Naturland- gewürdigen Objekte aufgeführt. Das Alpenraum und begeisterten sich auf schaften, sondern ebenso auf den Fachwerk 2019 berichtet von offen- ihrer «Grand Tour» für die ländlichen historischen Städten, Dörfern und sichtlichen und unerwarteten Berüh- Gebiete der Schweiz ebenso wie für Einzelbauten, die das Land prägen. rungspunkten zwischen Denkmalpfle- italienische Städte, französische Ka- Sie verleihen auch dem Kanton Bern ge und Tourismus, von Potenzial und thedralen oder römische Ruinen. Was sein unverkennbares Gesicht und ste- Abgrenzung. man auf einer Bildungsreise gesehen
ACTUEL | L’UTILISATION À DES FINS TOURISTIQUES 5 01 Höheweg in Interlaken um 1900. 02 Ligerz und St. Petersinsel. haben musste, blieb über lange Zeit konstant. Im 19. Jahrhundert brach- ten die neuen Eisenbahnlinien grosse Touristenströme in alle Regionen der Schweiz – insbesondere auch ins Ber- ner Oberland. Die touristische Infra- struktur entwickelte sich rasant, Ho- telbauten und Gasthäuser sowie Bah- nen in Bergregionen schossen wie Pilze aus dem Boden. Historische Ho- tels, Bahnhöfe und touristische Klein- bauten prägen die Ortsbilder in den touristischen Regionen auch heute noch. Ab Seite 10 beschreibt Roland 02 Flückiger-Seiler die Entwicklung des Tourismus und der bedeutsamen Tou- auf Firmengeländen. Sie informieren tone der Schweiz ist, attestiert das rismusbauten im Kanton Bern. sich via Internet, Social Media oder Arbeitspapier dem Tourismus eine digitale Plattformen über mögliche grosse volkswirtschaftliche Bedeu- Obwohl die Motivation der Reisenden Reiseziele oder Übernachtungsmög- tung. Potenzial für den Tourismus für den Besuch der Schweiz und ihr lichkeiten. Die Gäste suchen nach Ab- sieht das beco vorab in der Digitalisie- Reiseverhalten heute zwar anders wechslung und Erlebnis, und dies wird rung. Auch das Thema Kultur nimmt sind als im 19. Jahrhundert, vermitteln in der Schweiz auf engstem Raum ge- einen hohen Stellenwert ein: «Touris- Kalenderbilder von idyllischen Land- boten. mus BE 2025» wünscht, dass «die schaften fernab der Zivilisation oder Gäste vielfältige Erlebnisse und Erho- von historischen Städten ohne stö- Tourismus im Kanton Bern: lungsmöglichkeiten in möglichst in- rende bauliche Eingriffe im Ortskern neue Trends takter Natur sowie authentische Kul- immer noch ein verklärtes Bild der Mit den veränderten Rahmenbedin- turräume vorfinden» sollen und dass Schweiz. Touristen aus dem In- und gungen im Tourismus beschäftigen «die Kultur und die kulturelle Eigenart Ausland besuchen heute neben tra sich verschiedene aktuelle Tourismus- gepflegt, weiterentwickelt und selbst- ditionellen Sehenswürdigkeiten auch studien und Strategiepapiere. Dazu bewusst zur Geltung gebracht wer- Museen, Freizeitanlagen, Einkaufs- gehört auch das Arbeitspapier «Tou- den.» Auch in der 2017 präsentierten zentren oder spektakuläre Bauwerke rismus BE 2025» des beco Berner Strategie von Bern Welcome gehören Wirtschaft (Volkswirtschaftsdirektion Kultur und Sport zu den fünf Themen, des Kantons Bern, Standortförderung nach denen sich die tourismusfördern Kanton Bern), das die Berner Touris- den Massnahmen der Stadt Bern aus- Reisende suchen nach muspolitik definiert und in die natio- zurichten haben (nebst Wertschöp- nale Tourismuspolitik einbettet. Es fung, Nachhaltigkeit und Verträglich- Abwechslung und nennt verschiedene Faktoren, welche keit für die Bevölkerung). Erlebnis, dies bietet die die Rahmenbedingungen beeinflus- sen: die veränderte Ausgangslage Gemäss Monika Bandi Tanner, Lei Schweiz auf engstem wegen der Umsetzung der Zweitwoh- terin der Forschungsstelle Tourismus Raum. nungsinitiative, die steigende Bedeu- der Uni Bern (CRED-T) und Projektlei tung des öffentlichen Verkehrs, der terin der Studie «Tourismus im Kanton fortschreitende Klimawandel oder die Bern 2015 – 2020», ist es nicht neu, Digitalisierung. Da der Kanton Bern dass das Thema Kultur in einen tou- einer der wichtigsten Tourismuskan- ristischen Zusammenhang gebracht
6 AKTUELL | TOURISTISCHE NUTZUNG 03 + 04 Postkartenansicht Schloss Thun – heute und um 1900. «Aus touristischer Sicht 05 Hotel Kreuz in Herzogenbuchsee: kann das Baukultur Swiss Historic Hotel seit 2018. 06 Die «Lötschberg» unterwegs auf dem erbe einen Mehrwert Brienzersee. darstellen.» Monika Bandi Tanner essentiell, sie ist eng mit dem «Ge- sicht» des Ortes verbunden. Reisende möchten einen Ort erleben, seine Be- wohnerinnen und Bewohner kennen- lernen und sich mit ihnen austau- schen. Kunst und Kultur können dafür ein Stimulus sein.» Um im Tourismus erfolgreich zu sein, reichten aber schöne Häuser oder Berge nicht aus. «Der Tourismus ist gefordert, die ge- samte Servicekette stimmig zu ver- binden und über die Region oder über bekannte Themen hinauszudenken. So können neue Nischenprodukte entstehen. Tourismusanbieter benö tigen aber auch funktionierende Ge- schäftsmodelle, die eine längerfristige Entwicklung ermöglichen. Ortschaf- ten mit einem intakten Natur- und 03 04 Kulturangebot sind dabei sicher ein Pluspunkt.» wird, es geschieht aber heute be- den Fall einen Mehrwert darstellen. Hans Ulrich Glarner, Leiter des Amts wusster. Im Zusammenhang mit ei- Es ist absolut grundlegend für die für Kultur des Kantons Bern, sieht nem sanften Tourismus gewinnen Vermittlung von Geschichte, danach in einem sanften Tourismus grosse auch historische Bauten oder Ortsbil- suchen Reisende», bestätigt Monika Chancen: «Hier sind Sorgfalt und der an Bedeutung. «Aus touristischer Bandi. «Tourismus ist immer ortsge- Ressourcenschonung schon mitge- Sicht kann das Baukulturerbe auf je- bunden. Die lokale Verankerung ist dacht. Der sorgfältige Umgang mit Baudenkmälern ist ein Teil des Erleb- nisses, er macht dieses speziell. Als KULTURTOURISMUS nationalen Charta des Kulturtourismus», Tourist nimmt man automatisch auch die 1999 von ICOMOS ergänzt wurde. eine andere Perspektive ein, ist viel- Nach dem zweiten Weltkrieg nahm Im Verlauf der folgenden Jahrzehnte leicht achtsamer. Man müsste versu- der Tourismus auch in der Schweiz blieb das Thema «Denkmalpflege und chen, den sanften Tourismus auf allen stark zu. In den Bergregionen stieg der Tourismus» aktuell, wovon zahlreiche Ebenen mit Kultur anzureichern. Na- Bedarf an Ferienhäusern und Zweit Tagungen oder Symposien zeugen, türlich liegt sicher ein starker Fokus wohnungen und der Tourismus wurde die die beiden oftmals als Gegenpole auf der Landschaft, der Natur, aber zu einem wichtigen Wirtschaftszweig. wirkenden Bereiche an einen Tisch sie wird mit fantastischen Baudenk- Siedlungsbilder und historische Bau brachten. Auch die Idee für die Aus mälern ergänzt.» (siehe auch Inter- denkmäler blieben von diesem Wandel zeichnung zum «Historischen Hotel der view Seite 30) nicht verschont, sie gerieten zunehmend Schweiz» ging aus einer Tagung 1995 unter Druck. Man erkannte bereits in in Luzern hervor. Aktuell beschäftigen Authentisches Erlebnis im den 1970er Jahren, dass historische sich diverse Studien mit Trends, Chan Baudenkmal Sehenswürdigkeiten durch zu grosse cen und Herausforderungen im Bereich Besuchermassen Schaden nehmen des Kulturtourismus und definieren Dass Baudenkmäler wichtige Reise- konnten. Vor diesem Hintergrund er erfolgsversprechende Kooperations ziele sind, belegt die «Statistik des folgte 1976 die Publikation der «Inter bereiche von Kultur und Tourismus. Kulturverhaltens» des Bundes. Die Er- hebung 2014 ergab, dass rund 70
ACTUEL | L’UTILISATION À DES FINS TOURISTIQUES 7 Prozent der Schweizer Bevölkerung mindestens einmal pro Jahr ein Denk- mal oder eine historische Stätte be- suchten. Damit liegen die Baudenk- mäler an dritter Stelle dicht hinter Museen und Konzerten, aber noch vor den Kinos. Baudenkmäler und historische Touris- musbauten wie Hotels, Gasthöfe oder Verkehrsbauten bieten besondere Qualitäten: Sie machen, wie bereits erwähnt, Geschichte erlebbar und bürgen für Authentizität. Zur hohen 05 Wertschätzung des Kulturerbes tra- gen in der Schweiz Projekte wie die das Grandhotel Giessbach, das Klos- denkmäler für Ferienzwecke herrich- Stiftung «Ferien im Baudenkmal» des terhotel St. Petersinsel, das Bellevue tet. Zwar heben diese Unterkünfte die Schweizer Heimatschutzes oder das des Alpes auf der Kleinen Scheidegg, Beherbergungszahlen nicht im gros- Label «Swiss Historic Hotel» von ICO- der Kornhauskeller Bern oder der sen Stil, sie stehen aber für einen MOS Suisse bei. Durch ihr Engage- Gasthof Wilder Mann in Ferrenberg nachhaltigen Tourismus und ermög ment bleiben zahlreiche wichtige Zeit- bei Wynigen mit dem Label ausge- lichen die Erhaltung von Baudenk zeugen erhalten und nachhaltig ge- zeichnet. Das jüngste Mitglied in der mälern. nutzt. Die Auszeichnung von ICOMOS Gilde ist seit 2018 das Hotel Kreuz in Bei der Nutzung von historischen Suisse geht jedes Jahr an Betriebe, Herzogenbuchsee. Gasthöfen, Hotels oder anderen Tou- die die Jury bezüglich des Umgangs Das Konzept der «Stiftung Ferien im rismusbauten treffen die manchmal mit der bestehenden Bausubstanz Baudenkmal» wurde vor zehn Jahren unterschiedlichen Vorstellungen der und der Betriebsführung überzeug- aus England übernommen, wo der Denkmalpflege und des Tourismus ten. Im Kanton Bern wurden bisher Landmarks Trust seit 50 Jahren Bau- unmittelbar aufeinander. Viele dieser Bauwerke wurden, so gut es möglich ist, an die heutigen Bedürfnisse ange- passt, damit sie nach wie vor touris- tisch genutzt werden können. Gastro- nomie und Hotellerie bewegen sich in einem anspruchsvollen wirtschaftli- chen Umfeld, entsprechend gross ist der Modernisierungsdruck auf histo- rische Bauten. Aus Sicht der Denk- malpflege gilt für Tourismusbauten dasselbe wie für jedes andere Bau- denkmal: Die Weiternutzung oder eine passende neue Nutzung stellt den besten Schutz für ein Gebäude dar. Ist dies nicht möglich, sind auch tou- ristische Bauten in ihrem Weiterbe- stehen bedroht. Die aktuellen Bei- spiele ab Seite 18 veranschaulichen 06 die Herausforderungen, die sich bei
8 AKTUELL | TOURISTISCHE NUTZUNG «Bei einem sanften 07 Museumsnacht 2019: Das Amt für Kultur zu Gast im Berner Rathaus. Tourismus ist der sorg 08 «HKB geht an Land»: Konzert in der ehemaligen Holzschnitzel-Fabrik in Péry, fältige Umgang mit Rondchâtel. Baudenkmälern Teil des Erlebnisses.» Hans Ulrich Glarner Restaurant untergebracht sein. Das Schloss Schadau wird betrieblich neu ausgerichtet, ein Angebot an Gäste- zimmern und Seminarräumen wird den Restaurantbetrieb nach der Neueröffnung im Juni 2019 ergänzen (siehe Seite 26). Events in Baudenkmälern erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, Bei- spiele dafür sind neben der Muse- umsnacht Bern auch Projekte wie «HKB geht an Land» der Hochschule der Künste Bern. Die HKB arbeitet je- des Jahr mit einer anderen Gemeinde zusammen, welche sich dafür bewor- ben hat. Die künstlerischen Aktionen finden unter anderem auch in Bau- denkmälern wie Schlössern, Ställen, Gemeindesälen und Fabriken statt. 07 Ein anderes Projekt soll demnächst die Speicher im Gantrisch-Gebiet ins der Restaurierung, Neunutzung und und dem Schloss Schadau sind gleich Zentrum rücken: Der Naturpark Gant Modernisierung von Tourismusbauten zwei wichtige Berner Schlösser im risch plant dort einen Speicherweg, stellen, und zeigen gefundene Lösun- Moment auf dem Weg zu einer neuen ähnlich dem beliebten Häuserweg im gen. Gelungene Projekte machen touristischen Nutzung: Im Burgdorfer Simmental. Bei diesen oder ähnlichen Baukultur erlebbar und werten histo- Schloss werden neben dem Schloss- Projekten stellt die Denkmalpflege ihr rische Stätten auf. museum künftig auch eine Jugend- Wissen über die Baudenkmäler zur herberge, das Zivilstandsamt und ein Verfügung. Touristische Angebote im Bereich Baukultur im Kanton Bern Neben «Ferien im Baudenkmal» und den «Swiss Historic Hotels» gibt es zahlreiche andere Projekte, Institutio- nen oder Umnutzungen, welche Ber- ner Baudenkmäler mit touristischen Interessen verbinden. Die Berner Mu- seen und Schlösser sind ausgewie- sene Tourismusmagnete und aus un- serer Kultur- und Reiselandschaft nicht wegzudenken. Dazu gehören nicht nur die grossen Schlossmuseen am Thunersee, sondern auch die re- gionalen kleineren Museen – wie etwa das «Chüechlihuus» in Langnau oder das «Maison des Banneret Wisard» in Grandval. Mit dem Schloss Burgdorf 08
ACTUEL | L’UTILISATION À DES FINS TOURISTIQUES 9 09 Pavillon du jardin du Musée jurassien des Arts, Moutier : Jan van der Ploeg, Wall Painting No. 478, Untitled, 2019, acrylique sur mur, 85 x 695 cm. Culture et tourisme dans le Jura bernois CONSERVATION DES MONUMENTS ET TOURISME La conservation des monuments et le tourisme ont des points communs : l’une et l’autre s’intéressent à l’histoire de la Suisse et en représentent les va leurs. L’attrait de la Suisse comme des tination touristique ne tient pas seule ment à ses sites naturels, mais aussi aux villes, villages et bâtiments histo riques qui donnent au pays sa marque caractéristique. Fachwerk 2019 pré sente des exemples manifestes et in attendus de la jonction entre conser 09 vation des monuments et tourisme, avec son potentiel et ses limites. Le lien entre tourisme et culture est projet a débuté le 1er mai 2019 pour une On ne voyage plus aujourd’hui com- une réalité largement admise. La durée de trois ans. me au 19 e siècle. Les voyageurs cher chent de la variété et des expériences culture, avec ses retombées finan- Le projet comprend diverses mesures et à vivre. Parmi diverses études récen cières, stimule l’économie. Elle ren- une publication. Les mesures sont mi tes sur l’évolution de l’activité touristi force l’attrait d’une région et peut ses en œuvre, en collaboration avec des que, le document « Tourismus BE 2025 » être une raison pour des voyageurs acteurs culturels locaux et les lieux définit la politique touristique de Berne de s’y rendre ou d’y séjourner. d’accueil, tels les hôtels, restaurants, et inclut le thème de la culture. Monika etc. Elles invitent par exemple les gens Bandi Tanner, directrice de l’unité de Le savoir-faire technique et les innova à se rendre, durant leur séjour, dans recherche sur le tourisme de l’Univer tions industrielles ont dans le Jura ber les lieux de production et d’exposition, sité de Berne, et Hans Ulrich Glarner, nois une longue tradition d’excellence. aux concerts ou aux représentations directeur de l’Office de la culture du Dans le sillage de cette économie no théâtrales. Une communication active canton de Berne, voient dans le tou vatrice se sont développés une culture avec les moyens techniques modernes risme doux un potentiel très intéres foisonnante et un patrimoine bâti riche est également développée dans le cadre sant. Les monuments et les sites his toriques sont des destinations tou- et varié. Le tourisme n’est pas en reste du projet pour proposer une découverte jours plus recherchées qui offrent des et la diversité naturelle de la région attire individuelle et autonome des facettes de qualités particulières comme témoins de nombreux visiteurs qui viennent se la culture du Jura bernois. concrets du passé et garants d’au- délasser pour une journée ou un week- thenticité. Les projets « Vacances au end. À partir de ces constats, un projet La publication, éditée en collaboration cœur du patrimoine » ou « Swiss His Culture et Tourisme dans le Jura bernois avec la revue Transhelvetica, se veut, à toric Hotels » permettent de conserver a été élaboré et accepté par le Conseil travers un graphisme, des prises de vue ces témoins du passé et de les utiliser du Jura bernois afin d’intensifier la col et des textes attrayants, une invitation de manière durable. D’autres projets laboration entre les acteurs touristiques à partir à la découverte de la richesse encore et diverses institutions asso et culturels et de renforcer l’attrait de la culturelle du Jura bernois et une présen cient monuments historiques et inté région. Cette collaboration a pour but de tation de quelques personnalités actu rêts touristiques. donner une plus grande visibilité aux ac elles. Elle sera imprimée en français et tivités culturelles auprès des gens de en allemand, et distribuée dans toute la passage et de la population locale. Le Suisse et dans la région. RK
10 AKTUELL | TOURISTISCHE NUTZUNG Architektur und Infrastruktur für den Tourismus Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die touristische Infrastruktur in der Schweiz rasant. Auch im Kanton Bern entstanden zahlreiche Hotels und Gasthäuser, Kleinbauten und Transportmittel. 01 Ein erstes Zentrum des jungen suchte man im frühen 19. Jahrhun- Seen. Die ersten grossen Stadthotels Fremdenverkehrs im Berner Ober- dert noch vergeblich nach Unterkünf- hiessen «Hôtel des Bergues» in Genf, land etablierte sich um 1800 in der ten, dort nächtigte man etwa im gast- «Trois Couronnes» in Vevey, «Baur au Stadt Thun, die damals bereits auf freundlichen Pfarrhaus, beispielswei- Lac» in Zürich oder «Schweizerhof» einer Kutschenstrasse erreicht wer- se in Lauterbrunnen und Grindelwald. in Luzern. Zu den frühen Fremdenor- den konn te. Der 1783 neu erbaute ten gehörte auch Thun, wo die Gebrü- Freienhof zählte bald einmal zu den Zwei bedeutende Bauetappen der Knechtenhofer 1834 das «Hôtel besten Gasthöfen weit und breit. Auf im Berner Oberland des Bains de Bellevue» (01) eröffne- dem Bödeli zwischen Thuner- und In den 1830er Jahren begann im ten und im folgenden Jahr mit ihrem Brienzersee standen die Klosterher- schweizerischen Fremdenverkehr ei- Dampfschiff «Bellevue» erstmals re- berge in Interlaken und das Gasthaus ne bedeutende Bauphase, bei der gelmässige Passagierfahrten von in der mittelalterlichen Stadt Unter- sich die Architektur der Gasthäuser Thun nach Interlaken anboten. Die seen zur Verfügung. Anstoss zur Ein- erstmals durch eine eigenständige Ar- Architekturgestalt der Gasthöfe und richtung von Fremdenpensionen ga- chitektursprache auszeichnete. Eine Hotels in den 1830er Jahren wurde ben dort die Unspunnenfeste von führende Rolle übernahmen dabei die stark vom damals vorherrschenden 1805 und 1808. In höheren Regionen Städte an den grösseren Schweizer Klassizismus geprägt, der dem Ho-
ACTUEL | L’UTILISATION À DES FINS TOURISTIQUES 11 01 Gesamtansicht des Bellevue-Hotelareals in Thun in einem Hotelprospekt um 1900. 02 Hotel Victoria in Interlaken kurz nach der Eröffnung 1865. Fotografie von Adolphe Braun. 03 Die Hotels Mürren (links, eröffnet 1871) und Silberhorn (rechts, eröffnet 1858) in einer Fotografie um 1875. telbau erstmals einen eigenständigen architektonischen Ausdruck gab und ihn vom früheren Gasthofbau deutlich unterschied. Anderseits waren auch um 1840 noch Gasthäuser von der traditionellen ländlichen Architektur 02 geprägt, wie zahlreiche zeitgenös - sische Darstellungen zeigen. Zwischen 1860 und 1875 ist die zwei- ten Fremdenpensionen am Ufer des In der Belle Époque te bedeutende Epoche des Hotelbaus Thunersees sowie in Höhenlagen, zu lokalisieren, in der das «Grand wie Beatenberg und Aeschi über dem verdreifachten sich die Hotel» als Bezeichnung erstmals auf- Thunersee oder Wengen und Mürren Hotelgebäude. trat. Im Berner Oberland verlagerte im Jungfraugebiet (03). sich der Fremdenverkehr mit der Er- lung erlebte und schliesslich 1912 mit öffnung der Eisenbahnlinie nach Thun Bauboom in der Belle Époque der Eröffnung der Bahn zum Jung- 1859 in Richtung Interlaken. Damals Höhepunkt und Abschluss der bauli- fraujoch seinen krönenden Abschluss wurde dort das Bild der Hotelland- chen Entwicklung für den Tourismus fand. schaft am Höheweg geformt, das bis bildeten die Jahre zwischen 1880 Die Hotelarchitektur der Jahrhundert- heute in seinen Grundzügen erhalten und dem Ausbruch des Ersten Welt- wende war geprägt von einer vorher blieb. Zu den bekanntesten Häusern kriegs, in der sich die Hotelgebäu- nie gekannten Vielfalt an historisie- aus dieser Zeit gehören die zwei 1865 de und die Hotelbetten in der ganzen renden Stilen. Fassade und Dach- in Rekordzeit erbauten Hotels Jung- Schweiz mehr als verdreifachten. Die gestaltung erschienen damals aus- frau und Victoria am Höheweg (02). Belle Époque war auch die Zeit des wechselbar wie eine Maske. Vieler- Mit dem Hotel Victoria hielt die fünf- Bergbahnbaus, der 1871 mit der ers- orts orientierten sich die Architekten teilige Fassadengestaltung Einzug im ten Bahn auf die Rigi begonnen hat- am repräsentativen Schlossbau oder Berner Oberländer Hotelbau. In die- te, aber erst nach dem Bau der Pila an den Dreiflügelanlagen nach ba- ser Zeit entstanden auch die ers- tusbahn 1889 eine grosse Entwick- rocken Vorbildern (05). Bildeten um 1800 der einfache Grundriss und die Architektur der lokalen Wohnhäuser das Vorbild des Hotelbaus, kulminier- te die Entwicklung am Ende des Jahr- hunderts in der Anwendung der im Schlossbau des europäischen Hoch- adels gebräuchlichen Formen. In der Belle Époque orientierte sich die Ho- telarchitektur vielerorts am Prunk von Versailles oder Schönbrunn. In der Vielfalt von Hotelnamen tauchte kurz vor 1900 der Name «Palace» erstmals auf. Charakteristisch für diese Zeit wurde zudem die vornehme Distanz der Grossbauten gegenüber den tra- ditionellen Dörfern. Der neu(reich)e «Adel auf Zeit» begann sich mit sei- nen Traumschlössern vielerorts von 03 den Einheimischen zu distanzieren,
12 AKTUELL | TOURISTISCHE NUTZUNG 04 Das Doppelhotel Alpina und Edelweiss 06 «Salle Versailles», 1882 als neuer in Mürren entstand 1926 in einer Speisesaal zum Hotel Victoria in kompromisslosen Moderne nach Plänen Interlaken eröffnet. des Thuner Architekten Arnold Itten. 07 In der letzten Wintersaison vor dem 05 Das Hotel Baer in Grindelwald war eine Ersten Weltkrieg entstand des Royal der wenigen Dreiflügelanlagen in den Hotel, Winter & Gstaad Palace. Alpen (Brand und Abbruch 1941). Foto um 1940. Hotels, wie auch die Architektur des Historismus aus dem 19. Jahrhundert, mit Verachtung. Das Grand Hotel aus der Belle Époque wurde zum Symbol einer alten, überlebten Gesellschafts- ordnung. Die Kritik an den mächtigen Hotelbauten war nach dem Ersten Weltkrieg so radikal, dass bedeuten- de Architekten wie Horace Edouard Davinet (1839 – 1922) aus Bern, Er- bauer der Hotels Giessbach (09/10), Seelisberg, Spiezerhof und Rigi- Kulm, von ihren angeblichen Fehl- leistungen sprachen. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs übernahmen die Bundesbehörden den Kampf gegen die «alten Hotelkästen». Sie beauf- 04 tragten den Architekten Armin Meili (1892 – 1981) mit der Studie «Bauliche Sanierung von Hotels und Kurorten», wie beispielsweise beim «Royal Hotel, brände. So konnten 1926 die beiden in dessen Schlussbericht 1945 etliche Winter & Gstaad Palace» in Gstaad beim Dorfbrand in Mürren zerstörten Hotelabbrüche und «Säuberungen der (07). Im Innern dieser Luxusbauten Hotels Alpina und Edelweiss neu auf- Baukörper von den hässlichen Zuta funktionierte das Leben wie in der gebaut werden. Ihre Besitzer enga- ten aus dem Ende des letzten Jahr- autarken Welt eines Ozeandampfers. gierten das Thuner Architekturbüro hunderts» vorgeschlagen wurden. Das Hotel bot seinen Gästen in einer von Arnold Itten (1900 – 1953), das den «Luxusoase» alles an, was sich diese Neubau als Doppelhotel im kompro- zum uneingeschränkten Genuss ih- misslosen Stil der Moderne (04) aus- res Aufenthalts nur wünschen konn- führte (Amstutz 1929). 1932 entstand, ten (06). ebenfalls nach einem Brand, das Park Mit dem Ausbruch des Ersten Welt- hotel Bellevue in Adelboden in der kriegs erschien die Traumwelt in den gleichen modernen Erscheinung. Hotelpalästen wie weggeblasen, die treue Stammkundschaft war verarmt Ablehnung und Wiederentdeckung und blieb nun aus. Dadurch kamen historischer Hotelbauten die meisten Hotels in finanzielle Be- Zusammen mit den damals erstarken- drängnis, die Kriegswirren hatten sie den Natur- und Heimatschutzbemü- ohne Vorbereitung überrascht. 1915 hungen hatte sich um 1900 ein ers- erliess der Bundesrat die «Notverord- ter Widerstand gegen die mächtige nung zum Schutze der Hotellerie», die Fremdenindustrie formiert. Man warf unter der Bezeichnung «Hotelbauver- ihr unter anderem vor, mit Bahnen bot» bekannt wurde und bis 1952 in und Hotels ganze Landschaften zu Kraft blieb. In der Zwischenkriegszeit verschandeln. Sogar aufs Matterhorn entstanden deshalb nur vereinzelte und auf den Diablerets-Gipfel wurde Hotelneubauten, begründete Ausnah- damals eine Bahn geplant. Bald ein- men bildeten beispielsweise Hotel- mal betrachtete man die historischen 05
ACTUEL | L’UTILISATION À DES FINS TOURISTIQUES 13 Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs er schien die Traumwelt in den Hotelpalästen wie weggeblasen. 06 07 Auffallend viele Hotels wurden in die- planten Jumbo-Chalets konnte das immer beliebteres Nischenprodukt sen Jahren Opfer von meistens unge- historische Hotelgebäude von 1884 anbieten und sich von der im Touris- klärten Brandfällen oder von willkom- restauriert und etappenweise wieder mus weit verbreiteten baulichen Be- menen Abbrüchen durch die Armee in Betrieb genommen werden (09). liebigkeit distanzieren. Auf diese Wei- (08). Höhepunkt der folgenden Sanie- An einer Fachtagung von 1995 in Lu- se können sich im touristischen Be- rungswelle bildete die aus dem Erlös zern, wo der Abbruch des bedeuten- reich die Ziele von Kultur und Markt des Talerverkaufs von 1951 finanzier- den Saals beim Hotel Schweizerhof optimal ergänzen. te «Säuberung des Rigi-Gipfels», bei drohte, erklärten Experten aus allen der alle historischen Gebäude auf der vertretenen Fachgebieten historische Historische Hotels und Gasthöfe Bergspitze abgebrochen wurden. Hotelbauten zu einem wichtigen Be- im Kanton Bern heute Ein allmähliches Umdenken setzte in standteil unseres baulichen Kultur Im Kanton Bern konnte sich eine er- den Kreisen der Architekturgeschich- gutes. Die seither alljährlich verliehene freuliche Anzahl Hotels als histori- te erst in den 1970er Jahren ein, als Auszeichnung «Das historische Hotel/ sche Betriebe qualifizieren. Dazu ge- der Zürcher Professor Adolf Reinle Restaurant des Jahres» führte in hört in erster Linie und als Vorreiter (1920 – 2006) als erster Kunsthistori- der Folge zu ihrer allgemeinen Wert- der ganzen Entwicklung das Grand- ker im 20. Jahrhundert die Hotels aus schätzung. Auf Initiative erfolgreicher hotel Giessbach am Brienzersee. Mit der Belle Époque nicht mehr mit ne- Bewerber dieser Auszeichnung ent- seiner Kombination aus vorbildlich ge- gativen Attributen versah. Damit leg- stand 2004 die Marketingorgani sa pflegten und mit der Denkmalpflege te er die Basis für deren Rehabilitie- tion «Swiss Historic Hotels». In die- restaurierten Bauten, einer grossen, rung in der schweizerischen Architek- se Hotelgruppe werden nur Betriebe mit Bedacht unterhaltenen Garten- turgeschichte. Als Schlüsselereignis aufgenommen, die auch in den Gäs- anlage und der hoteleigenen Stand- erwies sich die Rettung des Hotels tezimmern wertvolle historische Bau- seilbahn – der ältesten noch in Be- Giessbach am Brienzersee durch die substanz aufweisen und eine Analyse trieb stehenden Anlage dieses Typs 1983 von Franz Weber ins Leben nach denkmalpflegerischen Kriterien in der Schweiz – ist diese Hotelan gerufene Stiftung «Giessbach dem bestanden haben. Mit dieser Marke- lage sogar europaweit einzigartig (10). Schweizervolk». An Stelle eines ge- tinggruppe können Hotelbetriebe ein Als weitere würdevoll gepflegte Ho-
14 AKTUELL | TOURISTISCHE NUTZUNG 08 1902 war das neu erstellte Gurnigelbad 10 Ansichtskarte um 1900 mit der ideali- 12 Gesamtansicht des in den 1890er die grösste Hotelanlage schweizweit. sierten Darstellung der Gesamtanlage im Jahren erbauten Doppelhotels Bellevue Ansichtskarte um 1910. Giessbach. des Alpes auf der Kleinen Scheidegg. 09 Das Hotelgebäude im Giessbach war 11 Mit dem Bau der Kutschenstrasse nach einem Brand 1883 durch Architekt entstand 1905 das neue Kurhaus im Horace Edouard Davinet wieder auf- Rosenlaui-Bad. gebaut worden. Kornhauskeller und die «Harmonie» in Bern oder das «Bâteau à vapeur» in Thun. Unverständlich erscheint die Aufhebung und Zerstörung der histo- rischen Interieurs beim Bahnhofbuffet in Biel, einem der letzten traditionel- len Lokale landesweit aus der Zeit ei- nes Eisenbahnbetriebs, bei dem man zwischen zwei Zügen noch einen Bier- oder Kaffeehalt einschalten oder so- gar ein Mittagessen einnehmen konn- te. Erhalten blieb glücklicherweise der Wartsaal 1. Klasse mit dem Fresken- zyklus von Philippe Robert. Interessant erscheint die Tatsache, dass sich heute etliche Hotels auf ih- rer Webseite als «historisch» bezeich- 08 nen, obwohl sie die denkmalpflege- rischen Kriterien der historischen Substanz nicht erfüllen. Der Begriff tels und Restaurants gelten im Ber- Wasserschaden geschlossen wurde. «historisches Hotel» ist im Gastge- ner Oberland das Hotel Bellevue des Als weitere Beispiele sind zu erwäh- werbe zu einem unique selling point Alpes auf der Kleinen Scheidegg (12), nen: das Hôtel de la Gare in Tavannes (USP) geworden, einem positiv be- das Hotel Falken in Wengen, das Ho- oder das Hôtel de la Chaux d’Abel in legten Begriff also! In den Marketing tel Regina in Mürren (siehe Seite 23), La Ferrière. Dazu kommen einige im auftritten erscheinen zudem immer das Alpin hotel Grimsel Hospiz, die traditionellen Geist erhaltene Res- öfter Begriffe wie «authentisch» und Pension Waldrand auf der Pochtenalp taurants oder Speiselokale, wie der «echt». «Authentische Kulissen» (Bar- im Kiental, der Landgasthof Ruedihus in Kandersteg oder das Hotel Rosen- laui (11). Das Schloss Schadau in Thun (siehe Seite 26) wurde unter Wah- rung der historischen Interieurs zum Hotel, die Wiedereröffnung steht im Juni 2019 bevor. Auch im Mittelland und im Emmental finden sich einige aktuelle und ehemalige Hotelbetriebe, die in Zusammenarbeit mit der Denk- malpflege restauriert werden, wie die Liste der aktuellen Beispiele zeigt. Zu den Mitgliedern der «Swiss Historic Hotels» gehören das Hotel Bären in Dürrenroth, das Hotel Kreuz in Herzo- genbuchsee oder das Klosterhotel auf der St. Petersinsel. Eine grosse Lü- cke entstand im Berner Jura, als das Hôtel de l’Ours in Bellelay nach einem 09
ACTUEL | L’UTILISATION À DES FINS TOURISTIQUES 15 «Authentische Kulis sen» sind im Tourismus zu einem Verkaufs argument geworden. fuss 2018) sind im Tourismus zu einem Verkaufsargument geworden, dem sich die Hotellerie offenbar nicht mehr verschliesst. Grundsätzlich gilt aber: Abbruch und Wiederaufbau als Ko- pie stellen aus denkmalpflegerischer Sicht kein zielführendes Konzept dar, wie das Beispiel des Hotel Alpina in Gstaad deutlich machte. 10 Aus touristischer Sicht sind auch Hotelkonzepte erwähnenswert, bei (siehe Seite 27). Weitere Beispiele nen) im 19. Jahrhundert zu den wich- denen die historische Substanz durch der respektvollen Ergänzung von Alt tigen Objekten auf dem touristischen qualitätsvolle neue Architektur res- und Neu sind im Kanton Bern rar. Markt. Erfreulich sind neuere Initiati- pektvoll weitergebaut wurde. Dazu Auch Wettbewerbe kommen im Ho- ven zum Erhalt von Verkaufsgeschäf- gehört in erster Linie der vom Berner telbau äusserst selten vor; im Kan- ten und Kiosken in Interlaken und Architekturbüro Aebi-Vincent reali- ton Bern fand die letzte solche Kon- Lauterbrunnen sowie der Schwimm- sierte Erweiterungsbau auf dem Nie- kurrenz 1872 für das Hotel Thunerhof bäder in Thun, Interlaken und Adel- sen Kulm (13). Auf Interlakens Haus- statt (siehe «Hotelpaläste», S. 52). boden (15). Auch die Bemühungen berg Harder Kulm wurde im letzten um die Dampfschiffe waren im Ber- Jahr ein neuer Pavillon der Brügger Die Pflege der touristischen Infra- ner Oberland erfolgreich, als zähe Architekten eingeweiht, der die be- struktur im Kanton Bern Kämpfer den Erhalt und die Wieder- stehende Silhouette des historischen Zusammen mit den Hotels gehörten inbetriebnahme der «Blüemlisalp» ge- Restaurants aufwertet. Der zweige- Kleinbauten (Kioske, Läden, siehe gen den Willen der damaligen BLS- schossige Bau mit Kupferschale bie- Seite 22) und öffentliche Anlagen Direktion ermöglichten. Die Restau- tet mit zwei Panoramafassaden freie (Schwimmbäder) sowie Transportmit- rierung der «Lötschberg» auf dem Sicht auf die Oberländer Bergwelt tel (Kutschen, Schiffe und Eisenbah- Brienzersee war dann eine logische 11 12
16 AKTUELL | TOURISTISCHE NUTZUNG 13 Das 1858 eröffnete Berghaus auf dem 15 Das 1931 eröffnete Freibad «Gruebi» in Niesen erhielt 2001 einen filigranen Adelboden, ein Entwurf des Freiburger Panoramabau der Berner Architekten Ingenieurs Beda Hefti, ist zugleich ein Aebi & Vincent. Symbol für das Neue Bauen und die 14 Die 1956 in Betrieb genommene und seit damals aufstrebende Körperkultur. 2002 stillgelegte «Stadt Bern» gehört zu den letzten noch weitgehend im Original- zustand erhaltenen Motorschiffen der 1950er Jahre. Dr. Roland Flückiger-Seiler ist Architekt ETH und Architekturhis toriker. Er hat in den 1990er Jahren das Nationalfondsprojekt zur Schweizer Hotelgeschichte initiiert und geleitet, ist Autor der drei Stan dardwerke zur Schweizer Hotel- und Tourismusgeschichte (Hotelträume 2001/22005, Hotelpaläste 2003/ 2 2005, Berghotels 2015) sowie Initiant verschiedener Aktivitäten im Umfeld historischer Hotels («Das historische Hotel/Restaurant des Jahres», «Der historische Gastbetrieb in Südtirol», «Swiss Historic Hotels» und «Hotelarchiv Schweiz»). www.historischehotels.ch 13 Folge, die 2008 durch den internatio- torique», die das historische Rollma- Literatur Walter Amstutz. Neue Wege im nalen Rat für Denkmalpflege von ICO- terial der Stadt Bern fachgerecht er- Hotelbau. Zürich 1929; Thomas Barfuss. MOS mit einer besonderen Auszeich- hält und touristisch in Wert setzt. Zu Authentische Kulissen. Graubünden und die nung gekrönt wurde. Nun steht die den bahnhistorischen Highlights im Inszenierung der Alpen. Baden 2018; Alexandra Ecclesia. Horace Edouard Davinet (1839 – 1922). fachgerechte Pflege der formschö- Kanton gehören in erster Linie die mit Masterarbeit an der Universität Lausanne 2017; nen Schiffe aus den 1950er Jahren viel Engagement unterhaltene letzte Roland Flückiger-Seiler. Hotelträume zwischen als Zeitzeugen bevor, wie dies kürz- Dampfbahn aufs Brienzer Rothorn, Gletschern und Palmen. Baden 2001 und 2/2005; Roland Flückiger-Seiler. Hotelpaläste lich mit der Restaurierung des Motor- mit einem restaurierten Stationsge- zwischen Traum und Wirklichkeit. Baden 2003 schiffs «Linth» von 1952 auf dem Zü- bäude in Brienz, und die mit Original und 2/2005; Roland Flückiger-Seiler. «Architek richsee geschah. Auf dem Thunersee lokomotiven und historischen Per- tur nach dem Sündenfall». Der Umgang mit schlummert ein vergleichbares Juwel sonenwagen aus der Elektrifizierung Hotelbauten aus der Belle Époque. In: Erhalten und Gestalten. 100 Jahre Schweizer Heimat mit dem 1956 in Betrieb genomme- 1914 betriebene Bahn auf die Schy- schutz. Herausgegeben von Madlaina Bundi. nen und seit 2002 stillgelegten Mo- nige Platte (siehe Seite 20), die sogar Baden 2005, S. 80 – 89 (Abbruch der Rigi- torschiff «Stadt Bern» (14). von nationaler Bedeutung ist. Dazu Hotels); Roland Flückiger-Seiler. Berghotels zwischen Alpweide und Gipfelkreuz. Baden Im Bereich der Bahnen kümmern sich kommen die beiden weitgehend im 2015; Historische Hotels erhalten und be- in allen Regionen private Vereine um Originalzustand erhaltenen Standseil- treiben, Akten der Fachtagung Luzern 14. – 16. Erhaltung und touristische Vermark- bahnen zum Hotel Giessbach und am September 1995. Luzern 1996; Armin Meili. Bauliche Sanierung von Hotels und Kurorten. tung von historischen Zügen: im Ber- Reichenbachfall. Schliesslich setzt die Assainissement technique d'hôtels et de sta- ner Oberland der «Verein Ballenberg BLS den wieder fahrtüchtig gemach- tions touristiques. Schlussbericht. Bearbeitet Dampfbahn» und der Verein «zb his- ten «Blauen Pfeil» von 1939 zeitweise und herausgegeben im Auftrag des Eidgenös toric», im Emmental der «Verein Histo- sogar in frei zugänglichen Fahrplan- sischen Amtes für Verkehr. Erlenbach-Zürich 1945. rische Eisenbahn Emmental» und im kursen ein. Jura die Vereinigung «La Traction». Nachdem das Ringen um die histo- Besonders erwähnenswert ist die neu rischen Hotelbauten seit den 1980er gegründete Stiftung «Bernmobil his- Jahren zugunsten der Erhaltung ent-
ACTUEL | L’UTILISATION À DES FINS TOURISTIQUES 17 Originale erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit. schieden ist, werden nun auch his- torische Transportmittel vermehrt in Wert gesetzt, wie die Gründung ent- sprechender Stiftungen von SBB, BLS und Bernmobil zeigen. Diesen Projekten ist der Erfolg garantiert, denn echte Originale erfreuen sich einer stets wachsenden Beliebtheit. Dr. Roland Flückiger-Seiler 14 15 ARCHITECTURE ET INFRASTRUC- La Grande Guerre fut la cause de En 1995, des experts ont rangé les TURE DU TOURISME graves difficultés financières pour hôtels historiques parmi les éléments l’hôtellerie. De 1915 à 1952, une marquants de notre patrimoine archi Le tourisme dans l’Oberland bernois ordonnance fédérale urgente interdit tectural. L’organisation de marketing prit naissance vers 1800 à Thoune. la construction de nouveaux hôtels, « Swiss Historic Hotels » a vu le jour La mise en service de la ligne ferro sauf quelques exceptions. Les pro en 2004, et l’étiquette « hôtel histo viaire en 1859 déplaça le centre de tecteurs de la nature et du patrimoine rique » est devenue un argument de gravité vers Interlaken. La première reprochaient au tourisme de défigurer vente. phase importante de construction le paysage par la construction de Les petites constructions, les instal d’hôtels, dans les années 1830, fut chemins de fer et d’hôtels. Après la lations publiques et les moyens de suivie d’une seconde entre 1860 Seconde Guerre mondiale, de nom transport étaient aussi des objets et 1875. Le point culminant fut atteint breux « vieux » hôtels furent détruits importants du tourisme au 19 e siècle. entre 1880 à 1914, phase durant par des incendies ou démolis par Diverses fondations prennent soin laquelle le nombre d’hôtels et de lits l’armée. Un changement ne s’est ma aujourd’hui des moyens de transport d’hôtel en Suisse fit plus que tripler. nifesté qu’à partir des années 1970. historiques, qui sont très en vogue.
18 AKTUELL | TOURISTISCHE NUTZUNG Touristische L’utilisation à des fins Nutzung touristiques Die vorgestellten Kurzreportagen berichten von den Les reportages publiés ici présentent les problèmes Herausforderungen, die sich bei der Restaurierung, qui se posent lors de la restauration, de la réaffecta- Neunutzung und Modernisierung von touristischer In- tion ou de la modernisation d’infrastructures touris frastruktur stellen. tiques. Im Bereich der historischen Gasthöfe, Hotels oder anderer De toute évidence, la conservation des monuments et le Tourismusbauten, Bergbahnen oder Schiffe treffen Denk- tourisme sont prédestinés à se rencontrer lorsqu’il est malpflege und Tourismus ganz offensichtlich aufeinander. question d’auberges ou d’hôtels anciens, de vieux funicu- Viele dieser Objekte sind nach wie vor touristisch genutzt laires ou de bateaux. Beaucoup de ces objets continuent und wurden an die heutigen Bedürfnisse angepasst. Die à être utilisés et ont pour cela été adaptés aux besoins ac- Nutzungskonzepte sind dabei so unterschiedlich wie die tuels. Les idées sur l’utilisation sont aussi diverses que les Objekte selber. objets eux-mêmes. Aus Sicht der Denkmalpflege gilt für Bauten oder mobiles Du point de vue de la conservation des monuments, ce qui Kulturgut für den Tourismus dasselbe wie für jedes Bau- est valable pour un bâtiment historique l’est aussi pour une denkmal: Ihre Weiternutzung oder eine passende neue construction ou un bien culturel mobile utilisé à des fins Nutzung ist der beste Schutz. Und doch stellt sich in jedem touristiques : la continuité d’utilisation est la meilleure pro- einzelnen Fall die Frage, wie weit eine touristische Nutzung tection. Dans chaque cas se pose cependant la question gehen kann, ohne dass das Baudenkmal Schaden nimmt. des limites de l’utilisation touristique et des dégâts qui pourraient résulter d’une utilisation trop intensive. 01 02 01 Schloss Schadau in Thun: Korridor im ersten Obergeschoss 02 Salon im Hotel Regina in Mürren. mit wiederhergestellten Oberflächen, kurz vor Fertigstellung. 03 Tambour avec verres gravés, Croix-Fédéral à Péry-La Heutte.
ACTUEL | L’UTILISATION À DES FINS TOURISTIQUES 19 03
20 AKTUELL | TOURISTISCHE NUTZUNG Die Schynige Platte-Bahn – ein Meisterwerk der Pflege 04 05 Die über 120-jährige Anlage der ken den Bau der gesamten Anlage. nur begrenzte Gewinnmöglichkeiten. Schynige Platte-Bahn ist ein ein- Baubeginn war 1891. Der Bau der Wen Wenigstens reichten die Erträge stets, zigartiges Technik-Denkmal, das gernalpbahn, eines ähnlichen Pro- um die solide Bahntechnik zu warten. für die Liste der national bedeu- jekts, erlaubte das Nutzen von Sy tenden Kulturgüter vorgemerkt ist. nergien. Identische technische Aus- So blieb mit der Schynige Platte-Bahn stattung und die gleichen typisierten eine der am komplettesten erhaltenen Die Höhenwanderung über das Faul- Hochbauten der Bieler Architekten Bergbahn-Anlagen der Schweiz als horn mit Ausgangspunkt Schynige Frey & Haag waren die Folge. Termin technisches und touristisches Denk- Platte galt schon lange als eine der gerecht nahm die Schynige Platte- mal erhalten. Die entschleunigende beliebtesten Routen im noch jungen Bahn 1893 den Betrieb auf, mangeln- Reise mit der Zahnradbahn auf einer alpinen Tourismus, als die Eidgenös- de Rentabilität führte 1895 jedoch Strecke mit eindrücklichen Kunstbau- sischen Räte 1890 – in einer Zeit des zu ihrem Verkauf an die Berner Ober- ten, historischen Begleitbauten und grossen Bergbahn-Booms – auch der land-Bahnen. Mit Ausnahme der fachgerecht restauriertem Rollmate- Aktiengesellschaft der Schynige Plat- Elektrifizierung 1914 blieben grösse rial ist zu einem abenteuerlichen Er- te-Bahn eine Konzession erteilten. re Investitionen aus. Für ein touris lebnis geworden – ein klares Plus im Die «Bernische Baugesellschaft für ti sches Angebot ohne Abenteuer Marketing für einen nachhaltigen Tou- Spezialbahnen» übernahm zu einem faktor und Wintersportmöglichkeiten rismus. Simon Weiss Pauschalpreis von 2,85 Millionen Fran- bestanden in dieser Region offenbar 04 D ie revidierten Fahrzeuge begeistern Gsteigwiler/Wilderswil/Gündlischwand, Fahrgäste und Bahnpersonal. Schynige Platte-Bahn 05 Plan für die Stationsbauten Breit- Eigentümerin: Berner Oberland-Bahnen AG, lauenen und Schynige-Platte. Interlaken 06 Erinnerung an die Zeit der dampf Historische Untersuchung: Simon Weiss, betriebenen Lokomotiven. Diplomwahlfacharbeit Institut für Denkmalpflege ETH Zürich: Langsam aber sicher… Ein Pflege- werk für die Schynige Plattenbahn und ihre Bauten, 2002/03 06
ACTUEL | L’UTILISATION À DES FINS TOURISTIQUES 21 Eine Ziegelei zieht um 2012 sollten ein paar alte Gebäude ne umfangreiche Dokumentation und Steinen wieder aufgebaut, der hölzer- in Péry einem Mehrfamilienhaus fertigte ein 3D-Modell des Gebäudes ne Turm darüber nach einer Fotogra- Platz machen. Eines davon ent- an. Aufgrund eines Hinweises des fie von 1903 ergänzt und mit neuen puppte sich als die älteste Ziegelei zuständigen Bauberaters wurde das Ziegeln gedeckt. Für den Aufbau der im Kanton Bern. Freilichtmuseum Ballenberg auf die offenen Trocknungshalle verwendete kulturhistorisch bedeutende Ziege- man ursprüngliche und neue Holzbal- Die letzten Ziegel wurden in Péry 1905 lei aufmerksam. Zwischen 2015 und ken, für das Dach alte, in einer histori- gebrannt. Eine dendrochronologische 2017 wurde sie schliesslich ins Ber- schen Ziegelei gebrannte Ziegel eines Untersuchung der Archäologen da- ner Oberland versetzt. Die 300 Holz- anderen Hauses aus Péry. Der Wohn- tiert die Anlage auf 1763. Sie bestand teile und 500 Natursteine aus Jura- teil fand im Museum keinen Platz. aus einer offenen Trocknungshalle, in kalk baute man Stück für Stück ab, der die Ziegel geformt und vor Regen reinigte, nummerierte und transpor- Heute können Besucherinnen und Be- geschützt getrocknet wurden, aus ei- tierte sie. Im Freilichtmuseum wer- sucher wieder miterleben, wie Lehm nem Brennofen, in dem man sie mit den Ofen und Trocknungshalle nun so zu roten Ziegeln gebrannt wird oder rund 1000° C brannte, sowie einem gezeigt, wie sie nach den Befunden sie stellen selber aus einem Lehm- angebauten Wohnteil für den Ziegler. von Archäologie und Denkmalpflege klumpen einen Ziegel her. DOS Wegen des drohenden Abbruchs er- 1903 ausgesehen haben: Der Brenn- stellte der archäologische Dienst ei- ofen wurde grösstenteils aus alten 07 08 07 Die Ziegelei von Péry wird auf dem Hofstetten/Ballenberg, Ziegelei von Péry Ballenberg Stein um Stein wieder Massnahmen: Abbau der Ziegelei in Péry- aufgebaut. La Heutte, Wiederaufbau im Freilichtmuseum, 08 Der hölzerne Turmaufbau über dem 2015 – 2017 Brennofen entstand in Anlehnung an Bauherrschaft: Ballenberg. Freilichtmuseum ein Foto von 1903. der Schweiz Archäologie: Andreas Marti 09 Das alte Handwerk wird zu Schau Denkmalpflege: Olivier Burri zwecken wiederaufgenommen und in Kursen weitervermittelt. www.ballenberg.ch 09
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