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Initiative für eine nach- haltige und generationen- gerechte Pflegereform Fakten und Argumente www.generationengerechte-pflege.de
evitaitinI -hcan enie rüf Fakten zur Pflegefinanzierung dnu egitlah -nenoitareneg ethcereg I n Deutschland sind immer mehr Menschen auf pflegeri- sche Versorgung angewiesen. Dies stellt die Gesellschaft Inhalt mroferegeflP 1 Demografischer vor große Herausforderungen, denn der steigenden Zahl Wandel von Leistungsempfängern stehen immer weniger Beitrags- 2 Herausforderun- zahler gegenüber. Gleichzeitig ist ein zunehmender Fachkräf- gen für die temangel in der Altenpflege zu beobachten. Doch wie lässt pflegerische Versorgung sich die Pflege für alle Generationen gerecht und bezahlbar organisieren? Zu dieser Frage hat die „Initiative für eine nach- 3 Soziale haltige und generationengerechte Pflegereform“ die wich- Dimension der Pflegelücke tigsten Fakten zusammengetragen. Auf den folgenden Seiten finden Sie Informationen zu den Themen Demografie, Her- 4 Grenzen der Umlagefinanzie- ausforderungen in der pflegerischen Versorgung, zur sozialen rung Dimension der wachsenden Eigenanteile sowie zur Pflege- 5 Alternative finanzierung. Steuerfinanzie- rung? 6 Private und betriebliche Vorsorge
1 Demografischer Wenn die Babyboomer in den Ruhestand gehen Wandel 1.400 1.300 Geburten pro Jahr in Tsd. 1.200 Erste 1.100 Babyboomer gehen in 1.000 Rente 900 Baby- 800 boomer Die zunehmende Alterung der Gesellschaft wird sich bereits 700 in naher Zukunft deutlich bemerkbar machen – spätestens 600 wenn die Generation der sogenannten Babyboomer in den kommenden fünfzehn Jahren in Rente geht. Damit wird es 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 in den nächsten 30 Jahren auch deutlich mehr Pflegebe- dürftige geben: Das Bundesgesundheitsministerium prog- nostiziert, dass die Anzahl der Pflegebedürftigen von heute 4,3 auf 6,5 Millionen im Jahr 2050 anwachsen wird. Der wachsenden Zahl an Leistungsempfängern werden immer weniger erwerbstätige Beitragszahler gegenüber- BMG-Prognose der Pflegebedürftigen in der SPV bis 2050 stehen. Das zeigt die Entwicklung des Altenquotienten: Angaben in Millionen 6,5 Heute kommen auf 100 erwerbsfähige Personen bereits 31 Personen im Rentenalter. 2030 werden es 39 sein 5,7 und 2040 stehen 100 Erwerbsfähigen schon 47 Rentner ge- 5,1 genüber. Diese gravierende Veränderung der Altersstruktur 4,3 der Bevölkerung ist programmiert. Der umlagefinanzierten Sozialen Pflegeversicherung gehen somit ihre demografi- schen Voraussetzungen verloren. 2020 2030 2040 2050 Quelle: Bundesgesundheitsministerium, Zahlen und Fakten zur Pflegeversicherung, Stand: Juni 2021 4 5
2020 Verhältnis Senioren Altersstruktur der Bevölkerung 2020 und 2050 zu Erwerbsfähigen 31 Alter Männer Frauen 2020 2050 100 90 Senioren = 80 67 Jahre und älter 70 Erwerbsfähige = 60 20- bis 66-Jährige 50 40 30 2030 100 20 10 0 39 400 400 800 600 500 300 200 800 600 500 300 200 700 100 700 100 100 0 700 100 0 700 200 300 500 200 600 800 300 500 600 800 400 400 Personen in Tsd. Quelle: Statistisches Bundesamt, 14. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland (Variante 1: moderate Entwicklung bei niedrigem Wanderungssaldo) 2040 47 100 Quelle: Statistisches Bundesamt 100 6 7
2 Heraus- forderungen für die pflegerische Versorgung Lohnentwicklung in der Pflege Bruttomonatsverdienst von Fachkräften seit 2010 in Euro 3500 Altenheime, Alten- und Behindertenwohnheime Aufgrund der steigenden Zahl an Pflegebedürftigen wird auch die Nachfrage Pflegeheime nach professioneller Pflege durch Pflegedienste und in Pflegeheimen zuneh- men. Dafür wird gut ausgebildetes Fachpersonal benötigt, das vielerorts je- doch schon heute fehlt. Laut Bundesagentur für Arbeit ist das in der Altenpfle- ge zur Verfügung stehende Potenzial an arbeitslosen Fachkräften sehr gering: 3000 Im Jahr 2000 standen 100 gemeldeten Stellen lediglich 26 Arbeitslose gegen- über. Wissenschaftler der Universität Bremen haben berechnet, dass die Fach- kräftelücke in der Altenpflege von rund 20.000 Vollzeitäquivalenten im Jahr 2019 auf mehr als 59.000 im Jahr 2030 zunehmen wird. Dieser Fachkräftemangel besteht trotz steigender Löhne: Laut Statistischem 2500 Bundesamt stiegen die Bruttomonatsverdienste von Fachkräften in der statio- nären Pflege seit 2010 um 32,8 Prozent und von Fachkräften in Pflegeheimen sogar um 38,6 Prozent (Stand Mai 2021). Pflegekräfte in Pflegeheimen verdie- nen mit durchschnittlich 3.363 Euro pro Monat brutto erstmals mehr als Be- schäftigte in der Gesamtwirtschaft durchschnittlich verdienen. 2000 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Die Einführung eines Tarifzwangs wird daher das Problem des Fachkräfte- mangels nicht lösen, sondern geht vielmehr an den vielfältigen Ursachen des Pflegekräftemangels vorbei. Quelle: Statistisches Bundesamt (2021): Löhne in der Pflege 8 9
3 Soziale Die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt nicht alle anfallenden Kosten. Die Differenz Dimension der zwischen Versicherungsleistungen und Gesamtkosten wird auch Pflegelücke genannt. Bei stationärer Unterbringung im Pflegeheim liegt der Eigenanteil der Pflegebedürftigen laut Pflege- datenbank des PKV-Verbandes (Stand 01.07.2021) im Bundesdurchschnitt bei 2.149 Euro. Diese Pflegelücke Summe setzt sich zusammen aus den pflegebedingten Kosten von 919 Euro, 446 Euro für Investi- tionskosten, 468 Euro für die Unterkunft und 316 Euro für die Verpflegung. Hierbei gibt es deutli- che regionale Unterschiede. Die höchsten Eigenanteile fallen im Saarland (2.577 Euro) an, die geringsten Eigenanteile sind in Sachsen (1.570 Euro) zu zahlen. Es ist jedoch eine Legende, dass die Eigenanteile an den Pflegekosten eine Armutsfalle seien. Vor Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung bezogen 80 Prozent der Pflegebedürfti- gen in Einrichtungen Sozialhilfe. Es ist gerade der Pflegeversicherung zu verdanken, dass diese Quote seit über 20 Jahren bei nur noch rund 30 Prozent liegt. Zudem ist es um die Finanzen der heute älteren Generation vergleichsweise gut bestellt. Laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) verfügen rund 70 Prozent der Rentnerhaushalte über ausreichend Einkommen und Ver- mögen, um einen dreijährigen Pflegeheimaufenthalt zu finanzieren. Nur drei Prozent der über Was Pflegeheim-Bewohner selbst zahlen 65-Jährigen erhalten Grundsicherung im Alter. Monatliche Kosten, die die gesetzliche Pflegeversicherung nicht übernimmt Empfänger von „Hilfe zur Pflege“ Als Anteil an allen vollstationär versorgten Pflegebedürftigen 446 € 919 € Invesitions- insgesamt Einrichtungseinheitlicher 33,3 % 30,6 % 2.149 € kosten Eigenanteil (EEE) im Bundes- durchschnitt 316 € 468 € Verpflegung Unterkunft 1999 2019 Quelle: PKV-Verband (Stand: Juli 2021), Werte ohne Sondereinrichtungen, EEE inklusive Ausbildungsvergütung Quelle: Statistisches Bundesamt: Empfänger/-innen von Hilfe zur Pflege am Jahresende; Pflegestatistik 10 11
4 Grenzen Obwohl die Soziale Pflegeversicherung (SPV) zu den kleinsten Sozialversicherungs- zweigen gehört, laufen die Kosten hier am meisten aus dem Ruder: Um den der Umlage- stetigen Ausgabenanstieg finanzieren zu können, musste der SPV-Beitragssatz von 1,7 Prozent im Jahr 1997 auf mittlerweile 3,05 Prozent (3,30 Prozent für Kinderlose; ab 2022 3,40 Prozent) steigen. Seit 2015 wurde der SPV-Beitragssatz alle zwei finanzierung Jahre angehoben. Der Druck auf die Beiträge wird sich in Zukunft weiter erhöhen, zeigt das Wissen- schaftliche Institut der PKV: Allein durch demografische Verschiebungen wird es zu einem Anstieg des Beitragssatzes auf 3,9 Prozent im Jahr 2040 kommen. Unterstellt man darüber hinaus den üblichen Kostendruck im System, müssten die Beitragssätze 2040 zwischen 4,8 Prozent und 7,2 Prozent liegen. Die Lasten schultern jüngere Generationen. Sie zahlen lebenslang höhere So- Prognose des Beitragssatzes in der zialabgaben als ältere Jahrgänge. Eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stif- Sozialen Pflegeversicherung bis 2040 tung verdeutlicht das wachsende Ungleichgewicht der finanziellen Belastungen 7,2 zwischen den Generationen. Ein 2010 geborener Mensch wird in seinem Leben durchschnittlich ein Drittel mehr Sozialbeiträge als ein im Jahr 1970 Geborener Differenz zwischen Einnahmen- und Ausgabenentwicklung zahlen müssen. 3 Prozentpunkte 5,9 2 Prozentpunkte 1 Prozentpunkt keine (Ausgaben steigen wie Einnahmen) Jüngere Generationen werden 4,8 4,8 immer stärker belastet 4,3 3,9 3,9 741.000 € 570.000 € 3,5 durchschnittliche Sozialbeiträge während des durchschnittliche Erwerbslebens Sozialbeiträge während des Erwerbslebens 2020 2022 2024 2026 2028 2030 2032 2034 2036 2038 2040 1970 2010 Quelle: Wissenschaftliches Institut der PKV (2021) Quelle: Bertelsmann Stiftung Jahrgang Jahrgang 12 13
5 Alternative Steuer- finanzierung? In der Politik wird immer wieder gefordert, den Beitragssatz zur Sozialen Pflegeversicherung durch Steuermittel zu stabilisieren. Dies ist Steuerzuschuss, um den SPV-Beitragssatz jedoch keine nachhaltige Lösung: auf dem heutigen Niveau zu halten Angaben in Milliarden Euro Schon im Szenario ohne Kostendruck 30 (d. h. die Einnahmen in der SPV ent- wickeln sich genauso wie 26,8 die Ausgaben) müss- 25 Basis-Szenario (Einnahmenwachstum = 1,8 %; Ausgabenwachstum 1,8 %) te der Steuerzuschuss Kostendruck-Szenario 1 (1,8 %; 2,8 %) im Jahr 2030 7,3 Mrd. Kostendruck-Szenario 2 (1,8 %; 3,8 %) Kostendruck-Szenario 3 (1,8 %; 4,8 %) Euro betragen. Mit Blick 20 19,6 19,6 auf die Entwicklung der Vergangen- heit ist dies unwahrscheinlich. Realistisch ist vielmehr, dass die Aus- 15 14,5 gaben stärker als die Einnahmen 13,2 13,1 steigen. In diesem Fall wird im Jahr 2030 bereits ein Steuerzuschuss in 10 9,9 9,8 Höhe von 13,1 bis 26, 8 Mrd. Euro 7,2 6,8 7,3 nötig sein. 5,5 5,6 5 3,8 4,0 2,3 2,2 1,7 0,7 1,2 0 2022 2024 2026 2028 2030 Quelle: Wissenschaftliches Institut der PKV (2021) 14 15
6 Private und betriebliche Vorsorge Mit einer privaten, kapitalgedeckten Vorsorge lassen sich – insbesondere in jungen Jahren – hohe Pflegekosten im Alter einfach und bezahlbar vermeiden. Eine Marktanalyse der unabhängigen Ratingagentur Assekurata zeigt, dass sich der Eigenanteil an den Pflegekosten zu weitaus niedrigeren Prämien absichern lässt als gemeinhin angenommen. Eine vollständige Absicherung der „Pflegelücke“ (Monatsgeld i.H.v. 2.100 Euro bei stationärer Kosten einer Pflegezusatzversicherung zur Pflege) gibt es für Personen im Alter von 35 Jahren schon ab 35 Euro im Monat. vollständigen Schließung der Pflegelücke Grundsätzlich gilt: Je früher eine Pflegezusatzversicherung abgeschlossen (2.100 Euro im Monat bei stationärer Pflege) wird, desto geringer fällt der zu zahlende Beitrag aus. Monatsbeitrag bei Abschluss mit Pflegezusatzversicherungen eignen sich jedoch nicht nur für Privatpersonen, 25 Jahren ab 21 Euro sondern auch als betriebliche Lösungen. Ende 2019 haben sich die Industrie- gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und der Arbeitgeberverband 35 Jahren ab 35 Euro Chemie (BAVC) auf die tarifliche Pflegezusatzversicherung „Care Flex Chemie“ geeinigt. Diese arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung sichert 45 Jahren ab 58 Euro insgesamt rund 435.000 Tarifbeschäftigte und optional 145.000 außertariflich 55 Jahren ab 93 Euro Beschäftigte mit bis zu 1.000 Euro monatlich im Bedarfsfall ab. Quelle: Morgen und Morgen, ermittelt durch ASSEKURATA, Stand: März 2021 16 17
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