Faszinierende Fischvielfalt am Oberrhein Rheinauen bei ...
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Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg Faszinierende Fischvielfalt am Oberrhein erinnen o r s c h r J u ngf ü a t e rial f orscher M Jungf und
LIFE+ ist ein Förderprogramm der Europä- Mit dem Naturschutzkonzept Natura 2000 Das umfangreiche LIFE+-Naturschutzpro- ischen Union zur Unterstützung von Projek- haben sich die Europäische Union und ihre jekt „Rheinauen bei Rastatt“ wird 2011 ten im Umwelt- und Naturschutz und steht Mitgliedstaaten zur Aufgabe gemacht, in bis 2015 in der Rhein- und Murgaue bei als Abkürzung für L‘Instrument Financier Europa charakteristische Lebensräume so- Rastatt durchgeführt. Das Projektziel be- pour l‘Environnement (das Finanzierungs- wie gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu steht in der Sicherung und Entwicklung von instrument für die Umwelt). Es besteht aus schützen. Herzstück von Natura 2000 ist ein Lebensraumtypen und Arten der FFH- und den drei Programmkomponenten‚ Natur Netzwerk von Gebieten, die nach der euro- der Vogelschutz-Richtlinie im Projektgebiet. und biologische Vielfalt‘, ‚Umweltpolitik päischen Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) Richtli- Daneben ist die Information und Sensibili- und Verwaltungspraxis‘ sowie ‚Information nie und der Vogelschutzrichtlinie geschützt sierung der Bevölkerung in Bezug auf die und Kommunikation‘. Das Vorläuferpro- sind. Baden-Württemberg mit seinen viel- Naturschutzbelange im Projektgebiet ein gramm bis 2007 hieß LIFE. LIFE+ Natur und gestaltigen Landschaften und einer reichen wichtiges Projektziel. biologische Vielfalt ist ein Teilbereich des Artenausstattung trägt durch die Meldung Informationen zum LIFE+-Projekt finden Sie LIFE+-Förderprogramms der Europä- von 17,3 Prozent der Landesfläche zum unter www.rheinauen-rastatt.de. ischen Union, das insbesondere für Natura Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 und 2000-Gebiete verschiedenste Maßnahmen damit zum Erhalt der Artenvielfalt im Land finanziert, die dazu dienen, Lebensräume zu und in der Europäischen Union bei. erhalten und zu entwickeln sowie bedrohte Informationen zu Natura 2000 in Baden- Tier- und Pflanzenarten auch für kommen- Württemberg finden Sie unter de Generationen zu bewahren. Die Europä- www.mlr.baden-wuerttemberg.de ische Union fördert die LIFE+-Projekte mit Anstöße geben, neue Strukturen schaffen 50 Prozent, die restlichen Kosten teilen sich und vielfältige Kooperationen ins Leben Antragsteller, Projektpartner und weitere rufen, das sind die kennzeichnenden Merk- Kofinanzierer, wie beispielsweise die Stif- male für Projekte, die von der Stiftung Na- tung Naturschutzfonds. turschutzfonds Baden-Württemberg unter- Informationen zu LIFE/LIFE+ in Baden-Würt- stützt werden. Seit ihrer Gründung im Jahr temberg finden Sie unter 1978 hat die Stiftung Naturschutzfonds fast www.mlr.baden-wuerttemberg.de 3.500 Projekte mit rund 97 Millionen Euro gefördert. Informationen zur Stiftung Naturschutz- fonds finden Sie unter www.stiftung-naturschutz-bw.de. Diese Broschüre wird zu 50 Prozent aus LIFE+ und 50 Prozent aus Mitteln der Stif- tung Naturschutzfonds aus zweckgebunde- nen Erträgen der Glücksspirale finanziert. 2
Vorwort Liebe Jungforscherinnen und Jungforscher, liebe Betreuerinnen und Betreuer, der Oberrhein ist heutzutage wieder geprägt von einer faszinierenden Fischvielfalt. 52 Fischarten und Neunaugen leben aktuell im Oberrhein und dessen Auen, von denen 42 für den Rhein als heimische Arten gezählt werden. Diese Vielfalt ist nicht selbstverständlich. Der Rhein war in seiner wechselvollen Geschichte zeitweise wenig mehr als ein lebensfeindlicher Abwasserkanal. Durch die stetige Verbesserung der Wasserqualität in den letzten Jahrzehnten ist ein Teil der ursprünglichen Vielfalt zurückgekehrt. Was unter Wasser geschieht, ist für die Menschen allerdings schwer er- fahrbar – dabei hängt die Bereitschaft, zum Schutz von Lebensräumen beizutragen, wesentlich von deren Kenntnis ab. Ziel dieses Heftes ist es daher, Schülerinnen und Schülern rund um das LIFE+-Projektgebiet ‚Rheinauen bei Rastatt‘ die Fischvielfalt und deren Schutzwürdigkeit erlebbar zu machen und sie somit zu verantwortungs- vollem Handeln zu motivieren. Dabei ist es wichtig, die Vereinbarkeit ei- nerseits von ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten – also der wirt- schaftlichen Nutzung und der Sicherung von Arbeitsplätzen – und ande- rerseits der ökologischen Belange wie dem Schutz von Lebensräumen und Minister Alexander Bonde informiert sich über das Modellvorhaben der Stiftung Naturschutzfonds zur ihren Arten nachvollziehen zu können. faszinierenden Fischvielfalt am Oberrhein. Die Broschüre bietet nicht nur einen Überblick über die Fischvielfalt am Oberrhein und deren Entwicklung. Sie verknüpft diese Entwicklung auch eng mit dem menschlichen Handeln am Oberrhein während der letzten 200 Jahre. Darüber hinaus zeigt sie Handlungsfelder für die Zukunft auf, sie ermöglicht Schülerinnen und Schülern den direkten Zugang zu Fischen, sowohl durch die Haltung heimischer Arten in der Schule als auch durch Handlungsvorschläge für Projekte außerhalb des Klassenzimmers. Alexander Bonde Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Vorsitzender der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg 3
Inhaltsverzeichnis Einführung..................................................................................... 05 Vernetztes systemisches Denken..................................................... 06 LIFE+-Projektgebiet, Maßnahmen für Fische.................................... 07 Erfassungsmethoden...................................................................... 08 FFH-Fische und -Neunaugen im Projektgebiet................................. 09 Fische und ihre Lebensräume am Oberrhein................................... 10 Vampir auf Wanderschaft: Meerneunauge..................................... 12 Der Lachs – Mythos und Menetekel................................................ 13 Rheinfische im Wandel der Zeit.......................................................... 14 Die Jagd auf den Salm – Fischerei in der Vergangenheit.................. 15 Entwicklung eines Flachufers am Rhein Artenhilfsmaßnahmen.................................................................... 16 Kaltwasseraquarium....................................................................... 17 Landesfischereigesetz und Naturschutzrecht................................... 25 Mit dem Elektrokescher auf Flusssafari ........................................... 26 Bildungsangebote in der Region............................................. ........ 27 Aktion Tümpelexpedition: Fischfutter selbst fangen........................ 28 Superköder oder Trojanische Pferde? – Grundeln........................... 30 Aktion Brutbox: Forelle .................................................................. 31 Die Lachspatenschaft – Start in eine bessere Zukunft?.................... 32 Kinderstube in der Wiese............................................................... 33 Evakuierung von Meerneunaugenlarven Nachhaltige Fischerei..................................................................... 34 Fischerei am Rhein heute............................................................... 35 Fischnetzwerk – Was kann ich tun?................................................ 36 Netzwerk – Institutionen & Verbände............................................. 37 Literatur und weitere Links............................................................... 38 Impressum..................................................................................... 39 1. Rückenflosse Seitenlinie Schwanzflosse Kiemendeckel Afterflosse Brustflosse Bauchflosse Körperbau der Fische am Beispiel des Flussbarschs 4
Einführung Bildung für nachhaltige Die Konzeption der Seiten geeigneter Aquarienarten befinden Entwicklung & Fische Besonders typisch und schützens- sich in der Mitte der Handreichung Diese Broschüre richtet sich an wert im LIFE+-Projektgebiet „Rhein- – so können sie bequem herausge- Schülerinnen und Schüler der 4.–13. auen bei Rastatt“ werden die nach nommen werden. Auch ohne Kalt- Jahrgangsstufe, Lehrkräfte und wei- einer EU-Richtlinie besonders ge- wasseraquarien bietet sich ein brei- tere Interessierte, die mehr über die schützten Fischarten angesehen. Sie tes Betätigungsfeld – vorrangig am Fische als zentrale Tiergruppe der bilden den thematischen Leitfaden Wasser. Ein Beispiel hierfür ist etwa (Unterwasser-) Welt vor der Haus- der Broschüre: Zunächst werden ei- die Kontaktaufnahme mit Angel- türe erfahren wollen. Sie möchte nige Arten porträtiert und ihre Le- vereinen, die Bedarfsermittlung für dabei nicht bloßes Faktenwissen bensräume beschrieben. Im Weite- den Einsatz von Forellenbrutboxen bereitstellen, sondern einen ganz- ren werden die Wechselwirkungen sowie deren Bau und Betreuung am heitlichen, handlungsorientierten zwischen Ökosystem und Mensch Gewässer. Ansatz bieten. Es sollen Anstöße aufgezeigt. Ausgehend hiervon gegeben werden, die Vernetzung werden aktuelle Fragen der nach- der Bereiche Ökologie, Ökonomie haltigen Entwicklung aufgeworfen und Soziales im Sinne einer Bildung und die Leserinnen und Leser zu ei- für nachhaltige Entwicklung (BNE) genem Handeln angeregt. Für den zu begreifen und entsprechend zu Rheinangler hingegen ist nur ein handeln. Teil der vorkommenden Fischarten von Bedeutung, die als Zielfisch Inhalte des Heftes bzw. Speisefisch in Betracht kom- Die Broschüre thematisiert neben men (z.B. Flussbarsch, Hecht, Rot- der Entwicklung der Fischfauna im auge, Wels, Zander etc.). Oberrhein die Nutzung natürlicher Ressourcen durch den Menschen. Handlungsorientierung Sie zeigt auf, wie Formen der Nut- als Prinzip zung und des Schutzes von Fischen Sechs Modellschulen im Projektge- aussehen können, um einerseits biet erhalten im Rahmen des LIFE+- wirtschaftliche Interessen und an- Projekts seltene oder geschützte dererseits den Erhalt einer vielfälti- Fischarten, die ausnahmsweise von gen Fischfauna zu gewährleisten. der Stiftung Naturschutzfonds zu Zum Auftakt des LIFE+-Projekts wurden am Infostand der Dabei wird nicht nur die Anfäl- Forschungs- und Lehrzwecken be- Stiftung Naturschutzfonds die FFH-Fischarten vorgestellt ligkeit des Ökosystems Oberrhein reitgestellt werden. Über Exkursio- deutlich, sondern auch die tatsäch- nen und durch den unmittelbaren lichen Handlungsmöglichkeiten des Kontakt über die Einrichtung eines Einzelnen. Diese Broschüre steht Aquariums sowie über die Pflege der in einem Zusammenhang mit den Fische sollen die Schülerinnen und Schulmaterialien „Materie-Natur- Schüler eine Vorstellung von deren Technik-Wasser bewegt uns“ und Ökologie sowie Kompetenzen wie „Biologie: Rund ums Gewässer“ das Übernehmen von Verantwor- der Reihe „Umwelterziehung und tung entwickeln. Damit weitere Nachhaltigkeit“, die als Download Schulen ohne Ausnahmegenehmi- zur Verfügung stehen (siehe Seite gungen die Aquarienseiten nutzen 38). können, wird mit dem Stichling zusätzlich auch eine Nicht-FFH-Art näher thematisiert. Die Aquarien- seiten sowie eine Übersicht weiterer Fischexkursion an der Murg mit Fischexperten 5
Vernetztes systemisches Denken Überwachung & Regelung Monitoring & Forschung Kühlwasserentnahme Fischrechen, Neozoen Fischtreppe Energiegewinnung Monitoring & Neue Parasiten Forschung Nachhaltige Fischerei Nutzung & Angeln Abwasserreinigung, Verschmutzungsereignisse Gewässer- Schadstoffvermeidung ausbau und -überwachung Gewässer- renaturierung Transportwege Klimawandel Barrieren Monitoring & Ausbau Forschung umweltverträglich gestalten Durchgängigkeit herstellen Der Aal in einem komplexen Spannungsfeld Vernetzt Denken Rhein als Wasserweg Rhein und Wasserkraft Ein ökologisches System wie die Beginnend mit der Rheinbegradi- Da der Atomausstieg in Deutsch- Rheinauen ist in sich nicht ge- gung vor rund 200 Jahren begann land politischer Konsens ist, besteht schlossen, sondern unterliegt mit man, den Strom zum Zwecke bes- die Notwendigkeit des Ausbaus all seinen Lebewesen und deren seren Hochwasserschutzes und ef- alternativer Energien. Die Wasser- Wechselwirkungen untereinander fizienterer Schiffbarkeit umzuge- kraft kann hierbei einen wertvollen einer Vielzahl äußerer Einflüsse. stalten. Somit veränderte der Fluss Beitrag leisten. Fossile Energien blei- Gleichzeitig interagiert das Öko- stark sein Gesicht – Auenbereiche ben durch sie unberührt, Emissionen system mit menschlichem Tun in schrumpften, viele Fischarten ver- durch Ausstoß von Kohlenstoffdi- vielfältiger Form, so etwa durch die schwanden. In unserer Zeit wurde oxid treten nicht auf. Andererseits Fischerei als Beruf oder Hobby, die über Kanäle das Rheinsystem mit verändern Sperrbauwerke zum Trink-, Brauch- und Kühlwasserent- dem Donausystem verbunden – die dafür notwendigen Aufstauen des nahme, die Nutzung des Rheins als Durchgängigkeit von der Nordsee Wassers die natürlichen Strömungs- Transportweg, die Gewinnung von zum Schwarzen Meer war herge- verhältnisse im Fluss, als Folge sin- Energie, den Hochwasserschutz, stellt. Wassertiere, die vorher nicht ken Strömungsgeschwindigkeit den Naturschutz oder den Wasser- im Rhein vorkamen, wanderten ein und Sauerstoffgehalt, Laichplätze sport. Daher macht es Sinn, die Fi- und tun dies aktuell noch. Die Ze- auf Kiesgrund werden durch Sedi- sche im Rhein in ihrer Vernetzung bramuschel oder die Kesslergrundel ment bedeckt. Für Wanderfische mit verschiedensten Faktoren dar- seien hier als Beispiele erwähnt. Bei wie Lachse und Maifische stellen zustellen. Vernetztes Denken ist so- diesen Neozoen stellt sich die Frage, sie, wo kein Fischpass vorhanden mit Prinzip und Ziel der Broschüre wie sie sich in das Ökosystem ein- ist, unüberwindbare Barrieren dar. zugleich. Dies sei an den Beispielen gliedern und welche Auswirkungen Besonders gefährlich sind Turbinen Schiffbarkeit und Wasserkraftnut- ihre Präsenz auf heimische Arten zur Stromgewinnung für ins Meer zung im Folgenden dargestellt. haben wird. abwandernde Fische wie den Aal. 6
Maßnahmen für Fische 1 Naturnahe Umgestaltung DES Riedkanals Bachneunauge und Steinbeißer 2 Anbindung der Hofwaldschlut an den Riedkanal z.B. Steinbeißer 3 Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt (HÖP) Rastatt Steinbeißer, Groppe, Neunaugen und Maifisch 5 Anlage eines Natur- nahen Flachufers am rechten Rheinufer Steinbeißer, Maifisch, Meerneunauge und Flussneunauge 6 Verbesserte Anbind- ung Des Wintersdorfer Rheinauen bei Rastatt, Projektgebiet Altrheins Steinbeißer und Bitterling DIE MASSNAHMEN Mit mehreren Einzelprojekten im Für Jungforscher/innen Rahmen des LIFE+-Projekts „Rhein- Wollt ihr mehr über die Maß- auen bei Rastatt“ sollen seltene Ar- nahmen wissen? ten und deren Lebensräume geför- 7 Naturnahe Im Internet dert werden. Neun der Projekte (s. Umgestaltung von http://www.rheinauen-rastatt. Karte) sind praktische Naturschutz- Grabensystemen de/de/einzelprojekte maßnahmen vor Ort, bei sieben z.B. Schlammpeitzger findet ihr weitere Informatio- profitieren Fische und Neunaugen. nen. Die Stiftung Naturschutzfonds ist mit einem Mobilen Infor- mationszentrum (MIZ) immer 9 Naturnahe wieder vor Ort und erläutert Umgestaltung DER Wanderern, Spaziergängern ALTMURG BEI STEINMAUERN und Besuchern die Ziele und z.B. Schlammpeitzger Maßnahmen im LIFE+-Projekt. Das MIZ im Einsatz 7
Erfassungsmethoden MIT STROM IM STROM Grundsätzlich kann beim Fang von Fischen zwischen dem Fang zum Verzehr und dem Fang zu wissen- schaftlichen Zwecken unterschieden werden. Bei letzterem sollten die Fi- sche möglichst schonend gefangen werden, damit sie wieder unver- letzt zurückgesetzt werden können. Wissenschaftliche Zwecke sind z. B. die Erfassung der Artenzusammen- setzung in einem Gewässer, die Er- mittlung der Größenklassen oder das Anbringen von Markierungen oder Sendern, um Wanderwege Zugnetzeinsatz am Flussufer nachvollziehen zu können. Bei wissenschaftlichen Gutachten zu kleineren Fließ- und Stillgewäs- sern wird oft ein Elektrofischerei- gerät verwendet. Dabei werden die Fische mittels Strom kurzzeitig be- täubt, sodass sie mit einem Kescher dem Gewässer entnommen und untersucht werden können. Einige Minuten später ins Wasser zurück- gesetzt, erholen sich die Fische wie- der. Reuse In strömungsarmen, flachen Ufer- bereichen von Flüssen und Seen kommen oft Zugnetze – vor allem zur Erfassung von Jungfischen – zum Einsatz. Dabei wird ein Netz im Halbkreis um eine Uferpartie gelegt und dann an Land gezogen. Das Stellen von Reusen über Nacht ist eine weitere Möglichkeit zum Fang von Fischen und wird vor al- lem bei Aalbeständen eingesetzt. In klaren Seen können Fische auch durch Zählung während Tauchgän- gen erfasst werden. Elektrofischereigerät im Einsatz 8
FFH-Fische und -Neunaugen im Projektgebiet Die Europäische Union beschloss im die im Anhang II der FFH-Richtlinie jektgebiets „Rheinauen bei Rastatt“ Jahr 1992 die FFH-Richtlinie (Fauna: aufgeführt sind, wurden von jedem gehören: es besitzt damit europa- Tierwelt, Flora: Pflanzenwelt, Habi- EU-Mitgliedsstaat Schutzgebie- weit einen herausragenden Schutz- tat: Lebensraum). Ziel ist es, seltene te ausgewiesen. Diese bilden ge- status. Bei der Ausweisung des Ge- oder bedrohte Tier- und Pflanzen- meinsam mit den Schutzgebieten bietes spielten die hier abgebildeten arten sowie deren natürliche Le- der EU-Vogelschutz-Richtlinie das Fische und Neunaugen eine große bensräume zu bewahren, damit ihr europaweite Natura 2000-Schutz- Rolle. Dieses hat auch Auswirkun- Fortbestand auch für die Zukunft gebietsnetz, wozu auch die Natura gen auf den Artenschutz (siehe Sei- gesichert werden kann. Für Arten, 2000-Schutzgebiete des Life+-Pro- te 25 und Seite 35). Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) Groppe (Cottus gobio) Steinbeißer (Cobitis taenia) Lachs (Salmo salar) Maifisch (Alosa alosa) Bitterling (Rhodeus amarus) Bauchneunauge (Lampreta planeri) Meerneunauge (Petromyzon marinus) Flussneunauge (Lampreta fluviatilis) 9
Fische und ihre Lebensräume am Oberrhein Bachforelle Flussbarsch Schlammpeitzger Steinbeißer Stichling Hecht Bachneunauge Steinbeißer Stichling Rotauge Gründling Brasse Aal Bach der Oberrheinebene: Kiesgrube/BAGGERSEE: Graben: Kleines Fließgewässer unter 5 m Durch Kiesabbau entstandener tie- Künstlich angelegtes Gewässer zur Breite, je nach Gefälle, Querschnitt fer See mit meist steilen Ufern. Die Ent- oder Bewässerung, mehr oder und Abflussmenge mehr oder we- Flachufer können vegetationsreich weniger strömend, meist gerade niger starke Strömung. Häufig stark sein. Auf der Niederterrasse mit ge- mit einheitlichem Profil und steilen ausgebaut. Unbeschattete Bereiche ringen Wasserstandsschwankungen Ufern. Oft entwickelt sich reicher sind reich an Wasserpflanzen, be- und an Flachufern mit Unterwasser- Pflanzenbewuchs, der regelmäßig schattete Bereiche sind meist arm pflanzen und Röhrichten, im Tiefge- entfernt wird. an Wasserpflanzen. stade mit stärkeren Wasserstands- schwankungen und wechselndem Pflanzenbewuchs. 10
Meerneunauge Bitterling Nase Wels Flussbarsch Döbel Hecht Lachs Aal Rotfeder Barbe Schleie Brasse Aal Groppe Für Jungforscher/innen Altarm/Altwasser: Rhein/Hauptstrom: 1. Findet Beispiele für die fünf be- Durch natürliche oder künstliche Großer Fluss, heute ausgebaut mit schriebenen Gewässertypen in eu- Einwirkung vom fließenden Haupt- geradlinigem Verlauf mit Buhnen rer Umgebung! Karten und Luftbil- strom des Rheins abgekoppelter und Uferbefestigungen, starke der aus dem Internet können euch Gewässerteil. Altarme sind dauer- Wasserstandsschwankungen und bei der Recherche helfen. haft an den Hauptstrom angebun- starke Strömung, deshalb kaum den. Dagegen sind Altwasser vom Wasserpflanzen, je nach Wasser- 2. Überlegt, wie die unterschied- Hauptstrom abgeschnitten und be- stand zwischen den Buhnen Still- lichen Gewässertypen durch den sitzen nur noch bei Hochwasser Ver- wasserverhältnisse. Menschen genutzt werden! bindung zum Rhein. Starke Wasser- standsschwankungen. Wechselnde 3. Erstellt eine Gewässerkarte, in Wasserpflanzenbesiedlung. Häufig der ihr die Gewässertypen kenn- durch Kiesabbau vertieft. zeichnet! 11
Vampir auf Wanderschaft: Meerneunauge Wissenschaftlicher Name: Petromyzon marinus. Auf der anderen Rheinseite: Lamproie marine. Aufgepasst: „Kieferlose“– keine echten Fische! Saugmaul mit Hornzähnen MEERNEUNAUGE FFH-Art. Merkmale: Größe 50–100 cm, aalförmiger Körper ohne paa- rige Flossen, fleckige Zeichnung, charakteristische Bezahnung der Mundöffnung. Von der Seite be- trachtet hat das Tier scheinbar 9 Augen, wenn man die 7 Kiemen- öffnungen hinter und die Nasen- öffnung über dem Auge mitzählt. Biologie: Ausgewachsene Tiere le- ben 3–4 Jahre im Meer als Blutsau- ger an Fischen. Sie wandern zum Ablaichen in die Oberläufe von Flüssen und sterben anschließend. Es werden zwischen 34.000 und 240.000 Eier in eine flache Grube abgelegt. Nach dem Schlüpfen le- ben die blinden Larven 2–5 (8) Jah- re als Filtrierer im Sand eingegra- ben, sie werden Querder genannt. Lebenszyklus des Meerneunauges Verbreitung: Küsten des Nord- atlantiks und dessen Zuflüsse. Für Jungforscher/innen Gefährdung: Verbauung und Ver- Recherchiert im Internet, wie sich ANADROME WANDERARTEN schmutzung. Werden in einigen die Neunaugen-Population am Arten, die zum Ablaichen aus dem Ländern mit Netzen und Reusen mittleren Oberrhein entwickelt Meer die Flüsse hochwandern, wie zum Verzehr gefangen. hat. Nutzt dazu die Statistiken Lachs, Maifisch und Meerneunau- vom Fischpass in Iffezheim. Fertigt ge, werden als anadrom bezeich- eine Grafik an und diskutiert Ursa- net. Den umgekehrten Weg nimmt chen für die Entwicklung. der Aal (katadrom). Aus den gleichen Statistiken könnt ihr auch erfahren, in welchen Mo- naten die Rückwanderung erfolgt, also wann der beste Beobach- tungszeitraum ist. Mit welchen Maßnahmen wird das Vorkommen im Raum Rastatt gefördert? Warum ist der Nachweis von Kie- ferlosen schwieriger als der von Fischen? Aktuelle Vorkommen in Baden-Württemberg. Niedrigwasser an der Murgmündung mit Quelle: Fischartenkataster der Meerneunauge im Schlamm Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg 12
Der Lachs – Mythos und Menetekel* * Menetekel (biblischer Begriff): unheilverkün- dende Warnung, Vorzeichen drohenden Unheils. Atlantischer Lachs FFH-Art. Merkmale: Länge: 40–100 (max. 120) cm, Gewicht: 2–12 (max. 26) kg; Körper langgestreckt mit kleinen Schuppen, Färbung Lachs, Weibchen ausgewachsener Tiere silbern mit schwarzen Flecken, Männchen zur Laichzeit zusätzlich mit roten Flec- ken sowie mit hakenförmigem Un- terkiefer. Biologie: Anadromer Wander- fisch, der zum Laichen aus dem Meer in Flüsse wandert und dabei auch Stromschnellen und bis zu Lachs, Männchen zur Laichzeit 3 m hohe Wasserfälle überwindet. Laichzeit: – je nach Fluss – vor al- DER LACHS IM RHEIN lem November bis Februar. Von allen aus dem Rhein bekann- satzmaßnahmen und perfektio- Innerhalb einiger Tage schlägt das ten Fischarten hat der Atlantische nierte Fangtechniken führten 1885 Weibchen mit der Schwanzflosse Lachs die größte Symbolkraft. Die in jedoch zu einem Rekordergebnis: mehrere 2–3 m lange Laichgruben den 1950er Jahren im Rhein ausge- etwa 240.000 Tiere wurden in aus, in die insgesamt bis zu 20.000 storbene Art war bis in die 1910er Deutschland und den Niederlan- Eier gegeben werden. Große Jahre der Brotfisch vieler Fischer den gefangen. Danach gingen die Männchen kämpfen gegeneinan- am Hochrhein. Wie groß seine Be- Fänge kontinuierlich zurück, bis in der um die Möglichkeit, die Eier zu deutung war, kann man daran er- den 1940er Jahren praktisch kei- besamen; kleine Männchen dage- messen, dass die Rhein-Lachse, je ne Lachse mehr da waren. War es gen versuchen, sich die Vaterschaft nach ihrem zeitlichen Auftreten im anfangs die Überfischung, die für ohne Kämpfe zu „erschleichen“. Jahresverlauf, unterschiedliche Na- den Rückgang sorgte, taten zu Be- menszusätze erhielten (siehe Seite ginn des 20. Jahrhunderts der Bau Jungfische bleiben meist 1–3 Jahre 15). Das Rheinsystem wiederum von Wasserkraftwerken, das Aus- im Süßwasser und wandern dann, hatte für den Lachs eine große Be- baggern von Kiesbänken sowie bei einer Körperlänge von ca. 20 deutung, da es aufgrund seiner die starke Gewässerverschmutzung cm, ins Meer ab. Nach einem 1 bis Größe viele zum Laichen günstige (z. B. durch Kokereiabwässer) ihr 6 Jahre andauernden Aufenthalt Abschnitte, vor allem in Mittel- und Übriges. im Meer kehren sie wieder in ihren Oberläufen der Rheinzuflüsse, auf- Geburtsfluss zurück. wies. Lachse wanderten – vor dem Für Jungforscher/innen Verbreitung: Nordatlantik und sei- Bau der Kraftwerke an Hoch- und Recherchiert im Internet (z. B. mit- ne Zuflüsse. Oberrhein – bis zu den unüberwind- hilfe von Google Earth), wie weit baren Rheinfällen bei Schaffhausen die maximale Strecke ist, die Lachse oder die Aare hinauf bis nach Bern bei ihrer Laichwanderung rheinauf- und noch weiter. wärts allein im Süßwasser zurück- legten, also von der Einmündung Rückgang in Raten des Rheins in die Nordsee bis nach Im 19. Jahrhundert gingen die Be- Innertkirchen oberhalb von Bern. stände im Rhein stark zurück. Be- 13
Rheinfische im Wandel der Zeit 1817-1876 Rheinkorrektur Rheinverschmutzung durch Indu- 19. JAHRHUNDERT strialisierung 1900 1907 Rheinregulierung zur Schiff- barmachung 1920 1928 Beginn des Baus von Staustu- fen, eingeschränkte Aufstiegsmög- lichkeiten für Wanderfische 1940 Höhepunkt der Gewässerver- schmutzung, Verschwinden zahlrei- cher Fischarten aus dem Rhein 1960 Verstärkter Bau von Kläranlagen, Verbesserung der Wasserqualität Rückkehr von Fischarten 1980 1986 Sandoz-Katastrophe 1987 Projekt Lachs 2000 www.iksr.de 1990 1993 Eröffnung des Rhein-Main- Donau-Kanals, Beginn der Einwan- derung gebietsfremder Fischarten Bau von Fischpässen an den 2000 Staustufen 2001 Projekt Lachs 2020 www.iksr.de 2005 erste Lachslaichgruben in der 2010 Murg 14
Jagd nach dem Salm – Fischerei in der Vergangenheit Geschenk des Meeres Wippbäumen, die das Netz im Was- Lachsbezeichnungen Der Lachs war der wertvollste Spei- ser hielten. Bewegte sich das Netz im Jahresverlauf sefisch im Rheinsystem, zum einen durch den Fang, löste der Fischer ‚Salm‘ war am Oberrhein auch die aufgrund seiner Größe, zum ande- eine Sperre aus: die Gegengewichte Bezeichnung für Exemplare, die ren aufgrund seines Geschmacks. an den Enden der Wippbäume lie- zwischen Weihnachten und Hoch- Die Rheinfischer unterschieden ßen diese hochschnellen und rissen sommer gefangen wurden. Als den aufwärts wandernden, wohl- das Netz aus dem Wasser. Speziell ‚Lachs‘ bezeichnete man Fänge aus schmeckenden ‚Salm‘ vom ‚Lachs‘. am Hochrhein und am südlichen der anderen Jahreshälfte. Unter ‚Lachs‘ verstand man deutlich Oberrhein wurden ähnliche Kon- Jakobs- bzw. Bartholomäus-Lachs: weniger schmackhafte Tiere, die das struktionen benutzt, die aber am Gewicht: 2 kg, Aufenthaltsdauer Laichgeschäft überlebt hatten und Rheinufer fest installiert und oft mit im Meer: wohl nur ein Jahr; Auf- wieder abwärts wanderten (andere einer Schutzhütte kombiniert waren stieg: kurz vor der Laichphase Bedeutung: siehe Infokasten). Zum und je nach Bauweise, Epoche und Fangen des Salms entwickelten die Landstrich Salmenwa(a)gen, Fischer- Kleiner Sommerlachs: Gewicht: Rheinfischer die im Folgenden be- galgen oder Galgenbähren hießen. 5–7 kg; Aufenthaltsdauer im Meer schriebenen Fangmethoden und Bis heute haben einige der Schutz- ca. 2–4 Jahre; Aufstieg kurz vor der Geräte. hütten dieser Fangeinrichtungen Laichphase am Rheinufer von Basel überdauert. Abfachen Die Zünfte der Berufsfischer jedoch Großer Wintersalm (oder großer Die effektivste Methode, stromauf- verschwanden mit dem Salm/Lachs Sommerlachs): Gewicht: >10 kg; wärts wandernde Fische zu fangen, aus den Rheinstädten. Aufenthaltsdauer im Meer bis zu 6 war das Absperren des Flusses mit- Jahre; Aufstieg z. T. schon ein Jahr tels eines Dammes aus Pfählen und vor der Laichphase Weidengeflecht. Dieses sogenannte Für Jungforscher/innen Abfachen verursachte aber oft Strei- Erstellt eine Liste mit den Vor- und tigkeiten mit den weiter oberhalb Nachteilen der heute zugelassenen ansässigen Fischern, da für diese Fangeinrichtungen und Fanggerä- kaum noch Salme übrigblieben. te (siehe auch S. 8 und 35). Umgarnen & Locken In Rheinabschnitten mit Laichplät- zen wurden die über den Laichgru- ben stehenden Salme mittels Net- zen vom Boot oder vom Ufer aus umgarnt. Auch Schlagfallen wurden eingesetzt, wobei ein angebunde- ner Salm als Lockfisch diente. Sich dem Lockfisch nähernde Tiere be- rührten die Falle und der Schnapp- mechanismus wurde ausgelöst. Salmwippen & Salmen- waagen Weiter flussabwärts kamen – bis ca. 1935 – Salmwippen zum Einsatz. Dies waren Boote mit sogenannten Modell einer Salmwippe (Mit freundlicher Genehmigung des Rhein-Museums Koblenz) 15
Artenhilfsmaßnahmen Aal (Anguilla anguilla) Maifisch (Alosa alosa) Allgemeine MaSSnahmen Ein Hering im SüSSwasser Tod in der Turbine Die Bestände vieler heimischer Neben diesen Maßnahmen, die Auch für den Europäischen Aal Fischarten entwickelten sich im Ver- vielen Fischarten zugutekommen, wurden Maßnahmen entwickelt: lauf des vergangenen Jahrhunderts gibt es Projekte, die auf bestimm- Aale wachsen im Süßwasser zur rückläufig. Damit sich diese Bestän- te Arten abzielen: z. B. das LIFE+- vollen Größe heran. Wenn sie de wieder erholen und vergrößern Projekt „Die Wiederansiedlung des genügend Fettreserven angelegt können, ergriff man verschiedene Maifisches (Alosa alosa) im Rhein- haben, wandern sie flussabwärts ins Maßnahmen: durch die Renaturie- System“. Der Maifisch, der zur Ord- Meer bis in die Sargasso-See östlich rung begradigter Bäche und Flüsse nung der Heringsartigen zählt, galt Floridas, um dort abzulaichen. wurde die Strukturvielfalt wieder seit den 1920er Jahren im Rhein- Bei der Wanderung flussabwärts erhöht. Für Wanderfische wurden System als ausgestorben. Ehemals geraten viele Aale in Turbinen Stauwehre rückgebaut oder Fisch- zogen die geschlechtsreifen Tiere von Wasserkraftwerken. Zur Ver- pässe („Fischtreppen“) zur Umge- aus dem Meer den Rhein hinauf ringerung der starken Verluste hung angelegt. bis Laufenburg sowie in die Mün- beim Aal wird mit bisher noch dungsbereiche seiner Nebenflüsse. eingeschränktem Erfolg an einem In mäßig strömenden Flussabschnit- Frühwarnsystem gearbeitet: Dazu ten laichten sie in Gruppen über werden erwachsene Aale in großen kiesigem Grund ab, vornehmlich in von Flusswasser durchströmten Mainächten (daher der Name). Als Becken gehalten. Wenn die Tiere Grund für das Verschwinden der Art von der Wanderunruhe ergriffen wird neben Gewässerverschmut- werden, schwimmen sie hin und her, zung, Zerstörung von Laichplätzen was aufgezeichnet wird. In der Nähe und Bau von Wanderhindernissen liegende Wasserkraftwerke werden vor allem die Überfischung ange- alarmiert und die Turbinen für eine sehen. In Frankreich und Portugal gewisse Zeit abgeschaltet. Da man haben einzelne Bestände überlebt. annimmt, dass das Verhalten der Aufgrund der Einschätzung, dass gehälterten Aale in etwa dem der im die Wasserqualität derzeit wieder Freiland lebenden Aale entspricht, ausreichend gut ist und potentiel- erhofft man sich so Voraussagen le Laichplätze im Rhein vorhanden über die Wanderzeiten und damit sind, wurde das Wiederansied- eine Schonung vieler Tiere. lungsprojekt gestartet. Millionen von Maifisch-Larven wurden ge- Für Jungforscher/innen Fischtreppe Gambsheim züchtet, um sie ab dem Jahr 2008 Informiert euch darüber, was ein im Rheinsystem auszusetzen. Erste Aalschokker ist. Woher hat er sei- Erfolge, nämlich der Nachweis von nen Namen? Findet heraus, wo flussabwärts wandernden, her- ihr einen Aalschokker besichtigen anwachsenden Jungfischen, sind könnt. schon erkennbar. 16
Heimische Fische im Kaltwasseraquarium Aquarien, bei denen auf eine Heizung verzichtet wird, nennt man Kaltwasseraquarien. Sie sind für einheimische Tier- und Pflanzenarten geeignet, die nicht auf konstant hohe Temperaturen angewiesen sind. Trotz des Namens kann sich das Wasser in ihnen allerdings stark erwärmen, wenn die Umgebungstemperatur im Sommer sehr hoch ist und keine Kühlung vorhanden ist. FISCHE Für die Haltung im Kaltwasseraqua- rium eignen sich besonders Fisch- arten, die auch gegenüber hohen Wassertemperaturen und dem da- mit verbundenen geringeren Sau- erstoffgehalt unempfindlich sind (siehe Seite 24). Dies sind Arten, die in kleinen Stillgewässern oder lang- sam fließenden Gräben leben, also Kaltwasseraquarium Lebensräume besiedeln, die sich bei hohen Lufttemperaturen schnell er- SCHLAMMPEITZGER DREISTACHLIGER STICHLING wärmen. Weniger geeignet sind Fi- FFH-Art (s. S. 24 und S. 35). Boden- Keine FFH-Art. Gestreckter, seit- sche aus kühlen, schnellfließenden fisch mit walzenförmigem Körper; lich abgeflachter Körper; auf dem Bächen und Flüssen. kleines unterständiges Maul mit Rücken drei aufstellbare, kräftige 10 Bartfäden; Körper hellbraun mit Stacheln; besitzt statt Schuppen BITTERLING mehreren dunklen Längsstreifen. knöcherne Platten; Färbung sehr FFH-Art (s. S. 24 und S. 35). Hoher, Die Art bewohnt Altarme, Teiche, variabel: meist schwarzbraune Mar- seitlich stark zusammengedrückter Tümpel und Wiesengräben mit morierung auf silbrigem Grund, Körper; Färbung: silberglänzend schlammigem Grund und dichter Männchen zur Brutzeit mit roter mit blaugrün schillernder Binde von Vegetation. der Körpermitte bis zur Schwanz- wurzel. Schlammpeitzger Dreistachliger Stichling (Misgurnus fossilis) (Gasterosteus aculeatus) Kehle und Bauch. Die Art besiedelt Wird der Sauerstoff im Wasser flache, vegetationsreiche Bereiche knapp, kommt die Art an die Was- stehender und langsam fließender Bitterling (Rhodeus amarus) seroberfläche, um Luft zu schluk- Gewässer und kommt auch in brak- ken: im Darm gelangt dann der kigen und salzigen Küstengewäs- Die Art zeigt ein interessantes Fort- in der Luft enthaltene Sauerstoff sern vor, wobei die Tiere mariner pflanzungsverhalten: Die Weibchen durch eine dünne Schleimhaut hin- Populationen im Frühjahr zum Lai- setzen ihre Eier mithilfe einer lan- durch ins Blut. Die verbrauchte Luft chen in die Flüsse ziehen. Aufgrund gen Legeröhre in das Innere von wird über den After ausgeschieden, ihres auffälligen Balz- und Nestbau- Großmuscheln ab, wo sie sich ent- was ein quietschendes Geräusch verhaltens ist die Art ein attraktiver wickeln, bis aus ihnen die Fischlar- erzeugt. Dies und sein auffällig un- Pflegling. ven schlüpfen. Will man das Fort- ruhiges Verhalten vor Gewittern ha- pflanzungsverhalten im Aquarium ben dem Fisch die Namen Quietsch- beobachten, muss man auch die aal, Gewitterfurzer und Wetterfisch Muscheln pflegen. eingebracht. 17
Wie richtet man ein Kaltwasseraquarium ein? I aus Steinen und festen Holzplatten Schulhof in großen Wannen so DAS BRAUCHT ihr: verwendbar. Um kleine Uneben- lange waschen, bis keine Trübung heiten zu vermeiden, wird auf die mehr auftritt. Für viele bodenleben- • Aquarium 200-400 Liter feste Unterlage eine Schaumstoff- de Arten empfiehlt sich das Einrich- • 2 neue Eimer (ausschließlich matte gelegt. Statt spezieller, teurer ten nur einer Schicht aus stark ge- für das Aquarium, keine Aquarienunterlagen sind Camping- waschenem Sand. Die Mächtigkeit alten Putzeimer benutzen!) isomatten genauso geeignet. An der Sandschicht sollte nach hinten • 2 m Schlauch mit großem warmen Orten sollte überlegt wer- ansteigen, so dass der Eindruck grö- Durchmesser (16–22 mm) den, ob man nicht die Rückwand ßerer Tiefe (gemeint ist der Abstand • Mulmabsauger und die Seiten mit Styroporplatten von der Vorder- zur Hinterkante des verkleidet, um die Energiekosten Aquariums) entsteht. An den tief- • Scheibenreiniger (Magnet- für die Kühlung zu senken. sten Stellen vorne lässt sich später reiniger in der Grund- leicht Schlamm absaugen. Je dunk- schule und Klingenreiniger 3. Hintergrund ler der Bodengrund ist, umso besser in der Sekundarstufe) Im Handel wird eine Vielzahl an Hin- kommen die Farben der Fische zur • Kescher zum Herausfangen tergrundbildern angeboten. Man Geltung. Auf weißem Grund ver- der Fische kann sich jedoch mit einfachen Mit- blassen die Farben. teln eine Rückwand selbst gestalten. Im einfachsten Fall nimmt man eine 5. Steine und Holz 1. Stellplatz aussuchen dunkle Korkplatte oder Rindenstük- Viele Fische benötigen Verstecke. Je nach Größe kann ein Aquarium ke. Je größer die Deko-Elemente, umso sehr schwer werden. Ein Standard- weiter hinten sind sie zu platzieren 200-Liter-Aquarium kommt einge- 4. Bodengrund (Theaterkulisse). Die Steine kön- richtet mit fünf davor stehenden Der Grund des Aquariums wird nen aus Gewässern oder Abbau- Personen auf ca. 600 kg/m2. Bei Alt- zunächst mit einer 2–3 cm dicken gruben der Umgebung beschafft bauten sollte deshalb unbedingt die Schicht aus schwach gewaschenem werden. In der Rheinaue kommt Statik überprüft werden. Der Platz Sand (Korngröße 0,2–2 mm) über- vor allem abgerundetes Flussgeröll sollte kein direktes Sonnenlicht schichtet. Darüber folgt eine 3–4 cm infrage. Aus flachen Steinen lassen bekommen. Spiegelungen stören dicke Schicht aus einer Mischung sich Höhlen gestalten, wobei auf beim Blick in das Becken und die un- aus stark gewaschenem Sand und eine stabile Lage geachtet werden gleichmäßige Belichtungsintensität Feinkies (Korngröße 2–4 mm). Den soll. Große Steine sollten auf eine könnte ein zu starkes Algenwachs- Sand sollte man am besten auf dem tum fördern. Auch kann es zu einer zu starken Erwärmung führen, im Sommer könnte eine Kühlung nicht mehr ausreichen oder die Kühlung würde mehr Energie benötigen. In der Nähe des Beckens sollte sich auch eine Steckdose mit Fehler- stromschutzschalter befinden. 2. Aufstellen des Beckens Das Aquarium sollte waagerecht auf einer ebenen Unterlage stehen, um Spannungen im Material zu vermei- den. Neben käuflichen Schränken sind auch einfache Konstruktionen Beispiel zur Gestaltung des Bodengrundes 18
Wie richtet man ein Kaltwasseraquarium ein? II RICHTIG FALSCH her im Wasser gelegen haben, erst kürzlich eingespültes Holz neigt sehr leicht zur Fäulnis und Verpilzung. Besser ist es, Moorkienholz aus dem Zoofachgeschäft zu besorgen. Als Schilfrohrersatz bietet sich im Handel erhältlicher imprägnierter Bambus an, durch seinen starken Auftrieb muss er allerdings in einer entsprechend tiefen Sandschicht stecken oder oben am Aquarium befestigt werden. Unterlage und nicht direkt auf den Wurzeln sind ein besonders wir- 6. Pflanzen einsetzen Boden gelegt werden, so können kungsvolles Element und sollten vor Lebende Pflanzen sind im Aquarium sie nicht untergraben werden und dem Einsetzen gewässert werden. ein sehr wichtiges Gestaltungsele- die Scheiben beschädigen. Holz sollte mehrere Wochen vor- ment und besitzen große Bedeu- tung für die Wasserqualität. Sie dürfen nur aus nicht geschützten Gewässern entnommen werden. Pflanzen aus halbschattigen Lagen gewöhnen sich besser an die Licht- verhältnisse im Aquarium. Vor dem Einsetzen sollten sie mit Alaun (ein in der Apotheke erhältliches Mit- tel) und Sprudelwasser desinfiziert werden, um das Einschleppen von Krankheitserregern zu verhindern. Beim Bepflanzen ist darauf zu ach- ten, sofort möglichst viele Pflanzen einzusetzen, sonst etablieren sich konkurrenzstärkere Algen, was den Pflegebedarf erhöht. Wie bei der Dekoration sollte die Höhe der Pflanzen nach hinten ansteigen. Ei- nige heimische Arten bilden sich im Herbst zurück. Sie entwickeln Win- terknospen und die Pflanze löst sich auf, was zu organischer Belastung führen kann. Vor dem Einsetzen sind alte Blätter zu entfernen und die Wurzeln um die Hälfte zu kür- zen. So sorgt man dafür, dass die Wurzeln beim Einpflanzen nicht abknicken und zu faulen beginnen. (Fortsetzung Seite 22). RICHTIG FALSCH 19
BESCHAFFUNG Der Fische Abdeckung Bei der Beschaffung der Fische Die Abdeckung verhindert das Herausspringen der Fische und vermindert muss unbedingt darauf geachtet die Verdunstung. Darüber hinaus enthält sie die Beleuchtung und evtl. werden, dass es sich auch tatsäch- einen Futterautomaten für die Ferien. Die Beleuchtung besteht meist aus lich um heimische Arten handelt. Neonröhren und den dazugehörigen Vorschaltgeräten. Letztere erzeugen Im Zoohandel werden häufig asia- Wärme, die das Aquarium aufheizen. Die Leistung der Neonröhren lässt tische Schwesterarten angeboten nach einiger Zeit nach, so dass sie regelmäßig ausgewechselt werden soll- und bei den meisten erhältlichen ten. Moderne LED-Beleuchtungen sind zwar bislang teurer in der Anschaf- Muscheln handelt es sich ebenfalls fung, aber günstiger im Unterhalt und erzeugen kaum Wärme. Verschließ- um exotische Arten. Immer wieder bare Öffnungen verhindern, dass Unerwünschtes ins Aquarium gelangt. gelangen solche Arten leider auch ins Freiland und bilden dort heu- te selbsterhaltende Populationen, die für die angestammten Arten ökologisch schädlich sein können. Möchte man Fische aus einem Gewässer entnehmen, muss man dies mit dem zuständigen Fische- reiberechtigten absprechen und gegebenenfalls weitere Genehmi- gungen einholen (s. S. 24, 25 und 34). Wildfänge sind häufig Träger von Parasiten und Krankheiten, die bei Stress (Umzug in ein Aquarium) ausbrechen könnten. Deshalb emp- fiehlt es sich, sie prophylaktisch mit ➋ einem Breitbandmedikament zu be- handeln (siehe rechte Seite). FUTTER ➊ Einfach und relativ preiswert ist das Füttern mit Trockenfutter. Der Vor- teil dabei ist die gute Verfügbarkeit. Einige Fischarten nehmen aber kein Trockenfutter an, ihnen fehlen für das Zuschnappen und Fressen die Reize, die von Bewegungen der Beutetiere ausgehen. Ist ein gut sor- tiertes Zoofachgeschäft in der Nähe, Hornkraut ➊ Wasserpest ➋ kann man Lebendfutter kaufen, was Die meterlangen Sprosse des Die Wasserpest-Arten stammen aber nicht allzu lange haltbar und Hornkrauts können frei unter der aus Amerika. An den Stängeln be- relativ teuer ist. Eine weitere Mög- Wasseroberfläche treiben oder im finden sich drei- bis vierblättrige lichkeit ist das Verfüttern tiefge- Boden verankert sein. Spross und Blattquirle. Die Pflanzen sind im frorener Nahrung, was aber einen Blätter sind relativ starr und bre- Boden verankert oder freischwim- Gefrierschrank erfordert. Alternativ chen leicht. Die gabelig geteilten mend. Die Vermehrung erfolgt in kann man Lebendfutter fangen und Blätter sitzen in Quirlen aus 4-12 Europa vegetativ über Sprossab- auch züchten (siehe Aktionsseite). Blättern. schnitte. 20
Filter Fischkrankheiten Filter enthalten Materialien wie z. B. Filterwatte, auf der Mikroorganismen Bei richtiger Haltung treten Krank- wachsen können, die bei der Wasserreinhaltung helfen. Man unterschei- heiten seltener auf. Ist der Fischbe- det zwischen Innen- und Außenfiltern, die mithilfe von Luftpumpen (Luft- satz sehr hoch, schwanken die Was- hebern) oder elektrischen Wasserpumpen betrieben werden. Innenfilter serwerte (Temperatur, Chemie) oder benötigen keinen weiteren Platz und sind einfach in der Handhabung. werden neue Tiere in das Aquarium Durch die Verwendung von Außenfiltern wird die benötigte Wassermenge gesetzt, kann es zum Ausbruch ei- zwar vergrößert, es kann jedoch zusätzlich ein Kühlaggregat angeschlossen ner Krankheit kommen. werden. Die Pumpe wird benötigt, um das Wasser im Aquarium kontinu- Verhaltensänderungen können ein ierlich durch den Filter zu befördern; die dabei erzeugte Wasserbewegung Anzeichen für Krankheiten sein: sorgt für ständigen Sauerstoffeintrag und verhindert Temperaturgefälle. z. B. ungewöhnliches schaukelndes oder hüpfendes Schwimmverhal- ten, Anlegen der Flossen oder häu- figes Scheuern an Gegenständen. Äußere Symptome sind Verfärbun- gen, weißlicher (pelziger) Belag auf der Haut, abstehende Schuppen und weiße Pünktchen auf der Haut. Zahlreiche Internetseiten und Foren helfen bei der Diagnose und geben Tipps für die Behandlung. Auch der Fachhändler kann geeignete Medi- kamente empfehlen. Durch Fang, Transport und Einge- wöhnung im Aquarium kann es zu Verletzungen kommen, die bei ➌ geschwächten, gestressten Fischen und einer schlechten Wasserqua- lität zu Verpilzungen führen. Hier hilft eine Desinfektion. ➍ Kaltwasseraquarium Tausendblatt ➌ Muscheln ➍ Kennzeichnend für die Tausend- Muscheln dürfen wie Fische nur in Absprache mit den Naturschutz- und Fi- blatt-Arten sind die gefiederten schereibehörden aus Gewässern entnommen werden. Sie sollten auschließ- Blätter. Sie stehen zu dritt oder lich zur Fortpflanzungszeit des Bitterlings im Aquarium gehalten werden. zu viert in Quirlen. Die bis zu Danach werden sie wieder im Heimatgewässer ausgesetzt. Als Filtrierer ist 2 m langen Stängel sind weich und ihre dauerhafte Haltung schwierig. Außerdem durchpflügen sie den Boden elastisch und mit einem Rhizom im und ziehen dabei Wasserpflanzen und Dekoration in Mitleidenschaft. Vor- Gewässerboden verankert. sicht vor exotischen Muschelarten, die im Handel angeboten werden! 21
Wie richtet man ein Kaltwasseraquarium ein? III 7. Einbringen der Technik Filter – und evtl. ein Thermometer – werden so angebracht, dass sie möglichst wenig stören. Ein- und Auslauf des Filters sollten für eine Durchströmung des gesamten Aquariums sorgen. 8. Wasser einlassen Im Leitungswasser kann zur Abtö- tung von Keimen Chlor enthalten sein. Die empfindlichen Schleimhäu- te der Fische werden durch Chlor gereizt. Durch starkes Aufwirbeln beim Einlassen in den Eimer kann es schneller ausgetrieben werden. Um das Aufwirbeln des schon ein- gesetzten Sandes mitsamt Wasser- pflanzen zu verhindern, wird wäh- rend des Eingießens des Wassers ein flacher Gegenstand, z. B. eine feste Folie oder ein alter Teller über den Bodengrund gehalten (notfalls reicht auch eine Hand). 9. Filter anstellen Der Filter wird mit Filtersubstrat und Wasser befüllt. 10. Abdeckung anbringen Die Abdeckung sollte über eine in- tegrierte Beleuchtung verfügen, die über eine Zeitschaltuhr ca. 12 Stun- den lang angeschaltet ist. Je weiter vorn an der Frontscheibe sich die Beleuchtung befindet, umso besser kommen die Farben der Fische zur Geltung. 22
Wie richtet man ein Kaltwasseraquarium ein? IV 11. Aquarium mehrere 13. Pflege und Wartung – Häufige Handgriffe Wochen in Betrieb stehen Wasser und Verunreinigungen können mit einem Schlauch abgesaugt lassen werden. Dazu muss der Schlauch zunächst einmal mit Wasser gefüllt wer- Einer der häufigsten Anfängerfehler den. Ein kleines, vorgesetztes Röhrchen verhindert, dass zu große Partikel ist das zu schnelle Einsetzen der Fi- den Schlauch verstopfen. Kleinere Steinchen, die sich im Röhrchen fest- sche. Obwohl unser Leitungswasser gesetzt haben, können leicht mit einem Stäbchen durchgedrückt werden. strengsten Maßstäben entspricht, Eine Mulmglocke ermöglicht das Absaugen von feinen Partikeln, während ist es für Fische nur bedingt geeig- größere sich noch innerhalb der Glocke durch die Schwerkraft wieder ab- net. Im eingerichteten Aquarium setzen. Die verschiedenen Schichten des Aquariumfilters werden unter stellt sich erst langsam eine Mikrole- fließendem Wasser gereinigt. bewelt ein, die für Fische schädliche Stoffe abbaut. Gelegentlich sollten abgestorbene Pflanzenteile entfernt werden. Man kontrolliert so auch, ob die Technik funktioniert. 12. Fische einbringen Die Fische gibt man nicht direkt in das Aquarium. Man hängt erst das Transportgefäß in das Becken und gibt immer wieder Aquarienwasser hinzu. So gleichen sich die Tempe- ratur und die Wasserwerte langsam an und die Fische gewöhnen sich daran. Wildfänge lässt man eine Zeit lang ungestört, evtl. verdeckt man die Frontscheibe mit einer Pappe. Erst am Tag nach dem Ein- setzen sollten die Tiere – und zwar sparsam – gefüttert werden. In den folgenden Tagen sollte täglich kon- trolliert werden, ob sich die Fische evtl. auffällig verhalten und krank sein könnten. Zu Beginn die Fische täglich auf Krankheiten kontrollieren! 23
Geeignete Fischarten in der Übersicht FFH- Rote Größe / Futter3 Bezugsquelle Bemerkungen Art1 Liste2 cm Schlammpeitzger An- Bodenbewohner, 1 15-25 L, G, T LIFE+-Projekt4 Misgurnus fossilis hang II Stillgewässer Zur Fortpflanzung Bitterling An- 2 5-6 L, G, T LIFE+-Projekt4 Muscheln Rhodeus amarus hang II notwendig Angelverein Elritze – 3 7-10 L, G, T (Achtung! Keine Fließgewässer Phoxinus phoxinus Dickkopfelritze4) Moderlieschen Angelverein/ – 3 6-9 L, G, T Stillgewässer Leucaspius delineatus Selbstfang Dreistachliger Angelverein/ Zur Laichzeit Stichling – – 5-8 L Selbstfang aggressiv Gasterosteus aculeatus Schleie – – 20-30 L, G, T Fischzucht Wühlt im Boden Tinca tinca FluSSbarbe An- Angelverein/ 3 25 L, G, T Bodenbewohner Barbus barbus hang V Selbstfang SteinbeiSSer An- Bodenbewohner, 2 5-10 L, G, T LIFE+-Projekt4 Cobitis taenia hang II Sandgrund Schmerle Angelverein/ Bodenbewohner, – – 8-12 L, G, T Barbatula barbatula Selbstfang Sandgrund Gründling Angelverein/ – – 10-15 L, G, T Bodenbewohner Gobio gobio Selbstfang Sehr zäh und Karausche – 2 max. 15 L, G, T LIFE+-Projekt anspruchslos, laicht Carassius carassius auch im Aquarium Raubfisch, nur als L, G + T FluSSbarsch Angelverein/ Jungfisch mit an- – – max. 20 nach Ge- Perca fluviatilis Selbstfang deren Arten zu wöhnung vergesellschaften Rotauge Angelverein/ – – max. 20 L, G, T Schwarmfisch Rutilus rutilus Selbstfang Rotfeder Angelverein/ Scardinuis erythrophthal- – – max. 15 L, G, T Schwarmfisch Selbstfang mus 1 Arten dieser Kategorie besitzen einen besonderen Schutzstatus und können ausschließlich nach Genehmigung durch die zuständigen Behörden zu Lehr- und Lernzwecken entnommen werden! 2 Rote Liste der Neunaugen und Fische des Baden-Württembergischen Rheinsystems. In: Dußling & Berg (2001): Fische in Baden-Württem- berg. Einstufung 1: Vom Aussterben bedroht, 2: Stark gefährdet, 3: Gefährdet, –: Nicht gefährdet 3 L: Lebendfutter, G: Gefrierfutter, T: Trockenfutter 4 Aus Ostasien stammende, ähnlich aussehende Arten, die im Handel angeboten werden, sollten auf keinen Fall eingesetzt werden! Vom Kauf im Handel wird dringend abgeraten!! Für den Erstbesatz sollte man nicht mehr als 3 (max. 4) Arten vorsehen. Eine Liste der miteinander zu vergesellschaftenden Arten findet sich auf der LIFE+-Internetseite. 24
Landesfischereigesetz und Naturschutzrecht § Was Fische, Krebse gibt es aber auch eine Alternative: Außerdem stehen wild lebende Tie- und Muscheln den Jugendfischereischein. Diesen re unter einem allgemeinen Schutz. gemeinsam haben können Jugendliche ohne Prüfung Es ist verboten, sie mutwillig zu Im Umgang mit Fischen und Neun- erhalten. Allerdings berechtigt er beunruhigen oder ohne vernünfti- augen sowie ihren Lebensräumen nur zur Ausübung der Fischerei im gen Grund zu fangen, zu verletzen ist zum einen das Fischereirecht, Beisein eines Erwachsenen mit gül- oder zu töten sowie Lebensstätten zum anderen das Naturschutzrecht tigem Fischereischein. wild lebender Tiere und Pflanzen zu beachten. Da Fische und Neun- ohne vernünftigen Grund zu beein- augen – ebenso wie zehnfüßige Erlaubnisschein trächtigen oder zu zerstören (§ 39 Krebse und Muscheln – dem Fi- Zusätzlich zum Fischereischein be- BNatSchG*). schereirecht unterliegen, darf man nötigt man zum Angeln aber auch Was in einem Naturschutzgebiet sie nicht fangen, es sei denn, man noch für jedes Gewässer einen Er- ist im Besitz eines Fischereischeins. laubnisschein, den man vom Ei- Alle heimischen Neunaugen-Arten gentümer der Fischereirechte des gelten überdies gemäß Bundesna- betreffenden Gewässers bzw. vom turschutzgesetz (BNatSchG) als be- Pächter (oft der Angelverein vor sonders geschützte Arten und dür- Ort) erwerben kann. fen nicht gefangen oder gar getötet werden. Naturschutzrecht Im Naturschutz gibt es eine Viel- Fischereirecht zahl von Gesetzen, Verordnungen Das Fischereirecht und seine Aus- und Richtlinien. In diesen Vorschrif- übung sind im Landesfischereige- ten sind u.a. der Schutzstatus von verboten oder erlaubt ist, kann man setz Baden-Württembergs gere- Gebieten und Arten, die Möglich- in der Verordnung zum jeweiligen gelt. Weiterführende Bestimmun- keiten von Eingriffen in die Natur Schutzgebiet einsehen. Infos zu den gen und Beschränkungen, wie z. sowie die Ahndung von Verstößen NSGs im LIFE+-Projektgebiet finden B. Schonzeiten und Mindestmaße, gegen geltendes Recht festgelegt. sich unter www.rheinauen-rastatt. sind der Landesfischereiverord- Die Vorschriften richten sich z. T. an de. nung (LFischVO) zu entnehmen. Privatpersonen, aber auch an Trä- (Zu weiteren rechtlichen Aspekten Einige Fischarten wie der Bitterling ger öffentlicher Vorhaben sowie an siehe www.lfvbw.de/86.0.html und oder Schlammpeitzger sind ganz- Behörden und – in Bezug auf EU- zum Naturschutzrecht http://www. jährig geschont. Deshalb darf man Richtlinien – auch an EU-Mitglieds- mlr.baden-wuerttemberg.de/). diese Arten auch als Besitzer eines staaten. Fischereischeins nur fangen, wenn Nach dem Bundesnaturschutzge- man über eine entsprechende Aus- setz ist es z. B. untersagt, natürliche nahmegenehmigung verfügt (§22 und naturnahe Bereiche fließender LFischVO). und stehender Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der Fischereischein dazugehörigen uferbegleitenden * Früher war das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ein Rahmengesetz. Die eigent- Wer angeln möchte, muss im Besitz natürlichen und naturnahen Vege- lich verbindliche Rechtsvorschrift war das des Fischereischeins sein, der land- tationszone, ihrer natürlichen und Naturschutzgesetz des jeweiligen Bundes- läufig auch als Angelschein bezeich- naturnahen Verlandungsbereiche, landes: in Baden-Württemberg das Landes- net wird. Um den Fischereischein zu Altarme und regelmäßig über- naturschutzgesetz (NatSchG). Seit 2010 ist bekommen, muss man mindestens schwemmten Bereiche zu zerstören das Bundesgesetz selbst Rechtsgrundlage 10 Jahre alt sein und die Fischerprü- oder zu beeinträchtigen, da sie zu und verdrängt als konkurrierendes Recht das Naturschutzgesetz des Landes weitge- fung bestehen. Für Jugendliche im den gesetzlich geschützten Bioto- hend. Alter zwischen 10 und 15 Jahren pen zählen (§ 30 BNatSchG*). 25
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