FB2.aktuell Neues aus dem Fachbereich 2 - Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften - TU Darmstadt
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FB2.aktuell Neues aus dem Fachbereich 2 – Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften Jahrgang 7 | Ausgabe 1 | April 2021 Bild: Jan-Christoph Hartung
Seite 2 | FB2.aktuell | April 2021 Inhalt WILLKOMMEN NEUES DEKANAT AM FACHBEREICH 02 Amtszeit 01.04.2021 – 31.03-2023 Das neue Dekanat stellt sich vor: Dekan Professor Markus Lederer, Professo- rin Sophie Loidolt als Prodekanin, Professorin Sybille Frank als Internationali- sierungsbeauftragte und apl.-Prof. Björn Egner als Lehramts- und Studiende- kan berichten über aktuelle Entwicklungen und bevorstehende Aufgaben. AUSZEICHNUNG ATHENE-PREISE FÜR GUTE LEHRE 2020 TU Darmstadt zeichnet gute Lehre aus Dr. theol. Gerhard Schreiber erhielt den Sonderpreis Gender- und Diversity- sensible Lehre und Prof. Dr. Christian Reuter den Sonderpreis Interdiszipli- näre Lehre. Mit dem Fachbereichspreis wurden Prof. Dr. Nina Janich und Prof. Dr. Torsten Schäfer (Hochschule Darmstadt) prämiert. BRIEFE VOLLER GEFÜHLE LIEBESGRÜSSE AN LIESCHEN MÜLLER Gruß & Kuss – Briefe digital. Bürger*innen erhalten Liebesbriefe Wie sprechen Menschen über große Gefühle und den ganz normalen Alltag? Wie erleben und beschreiben sie Glück und Intimität, aber auch Trennung, Krisen und Leid? Um dies zu untersuchen, lesen, digitalisieren und erfor- schen Bürgerinnen und Bürger zusammen mit einem Team von Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftlern der TU und der Hochschule Darmstadt sowie der Universität Koblenz-Landau eine einzigartige und bislang unzugängliche Quelle der Alltagskultur: ein Archiv authentischer privater Liebesbriefe. Impressum: Herausgeber: Dekanat Fachbereich 2 – Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Dolivostraße 15, 64293 Darmstadt ' 06151 1657300 | 6 06151 1657302 | 8 https://www.gugw.tu-darmstadt.de | h monica.holtz@tu-darmstadt.de
Seite 3 | FB2.aktuell | April 2021 Editorial Neues aus dem Fachbereich Liebe Mitglieder des Fachbereichs, ich darf Sie als neuer Dekan des Das Team Janich war in seiner Amts- Fachbereichs begrüßen und freue zeit aber auch durch das Alltagsge- mich auf eine gute Zusammenarbeit schäft gefordert, denn es galt mehrere in den nächsten zwei Jahren! Berufungsverfahren, unter anderem für die neue Brückenprofessur »Hu- Ganz herzlichen Dank gebührt an manities Data Science and Methodo- dieser Stelle dem »alten« Dekanat- logy«, zu begleiten, Konzeptpapiere steam um Prof. Dr. Nina Janich aus im Rahmen der mit dem Präsidium den Sprach- und Literaturwissen- abgeschlossenen Zielvereinbarungen schaften, welche tatkräftig von Prof. zu entwerfen und zu implementieren Dr. Marek Fuchs aus der Soziologie und auch die schwierige Situation als Prodekan und Prof. Dr. Gerrit einer Plagiatsprüfung einer Kollegin Schenk aus der Geschichte als Studi- professionell zu handhaben. All dies Dekan Prof. Dr. Markus Lederer; Bild: Katrin Binner en- und Lehramtsdekan unterstützt gelang und erlaubt uns in ein gut be- wurde. Unsere Vorgänger*innen stelltes Haus einzuziehen! hatten sicher nicht damit gerechnet, dass sie so viele und so vielfältige Welche Aufgaben erwarten das neue Darüber hinaus werden wir weiter Aufgaben in so kurzer Zeit zu be- Dekanat, deren Mitglieder sich auf die Zielvereinbarung mit dem Präsi- wältigen haben würden! Zuvorderst den folgenden Seiten vorstellen dium im Auge behalten und als Fach- stand natürlich COVID-19 und wie werden? Zuallererst hegen wir die bereich eine Internationalisierungs- diese Pandemie Praktiken der Lehre, große Hoffnung, dass das laufende strategie entwickeln und mit Leben Forschung aber auch die Verwaltung Sommersemester das letzte »Corona- füllen dürfen. Gespannt sind wir der Institute und des Fachbereichs semester« sein wird und wir insbe- auch auf die Ausgestaltung der neuen in kürzester Zeit vor nicht gekannte sondere die Lehre wieder in Präsenz universitätsweiten Forschungsstra- Herausforderungen stellte. Hier war durchführen können. Unser erklärtes tegie und hoffen, dass unsere drei einiges an Improvisation und oftmals Ziel ist es, dass wir ab dem Winter fachbereichsweiten Schwerpunkte – schnelles Reagieren vonnöten, insbe- nicht einfach zu einem Status quo Digital Humanities, Stadtforschung, sondere da die rechtlichen Vorgaben ante zurückkehren, sondern eine of- Transformation der Energie- und aus Wiesbaden nicht immer mit zu fene Diskussion führen, welche der Klimapolitik – hier sichtbare Beiträge viel Vorlauf bei uns eintrafen... Mit oftmals ad hoc eingeführten Verän- liefern können. dem klaren Fokus auf die Gesund- derungen wir fortentwickeln und heit der Studierenden sowie der beibehalten sollten. Die Entschla- Bezüglich der Entwicklung unserer Mitarbeiter*innen, aber auch mit der ckung manch bürokratischer Vorgän- Studiengänge stehen der MA Urban notwendigen Ruhe, einer Offenheit ge durch elektronische Verfahren, die Studies ebenso auf unserer Agen- für neue Wege sowie mit hoher Fle- oftmals sehr viel flexiblere Gestal- da wie ein möglicher Studiengang xibilität hat das Dekanat den Fach- tung von Sprechstunden oder Gremi- zum Schwerpunkt Energie- und Kli- bereich durch das zurückliegende ensitzungen, aber auch verschiedene mapolitik. Auch werden wir uns an »Coronajahr« manövriert. Auch man- Elemente der digitalen Lehre können der Reform des Master of Education gelte es nicht an Kreativität, wie die wir sicher auch in Zukunft gut nut- beteiligen und sind gespannt, ob es sehr gut besuchte und äußerst erfolg- zen. Diesbezüglich planen wir sehr im Bereich des Lehramts zu neuen reiche digital durchgeführte Verab- bald mit allen Statusgruppen ins Ge- Initiativen kommt. Weiterhin steht schiedung unserer Absolvent*innen spräch zu kommen und freuen uns dieses Jahr eine Überprüfung der im Januar zeigte! Vielen Dank für auf Anregungen Ihrerseits! berühmt-berüchtigten MIR-Formel das hohe Engagement in dieser auf der Agenda des Präsidiums, mit schwierigen Zeit! welcher die Finanzmittel auf die
Seite 4 | FB2.aktuell | April 2021 Personalia Fachbereiche verteilt werden. Wir aber wir sind fest davon überzeugt, hoffen die finanzielle Situation des dass die Besprechungen des Deka- PERSONALIA Fachbereichs nachhaltig zu sichern, natsteams ab dem Frühling 2022 im Prof. Dr. Petra Gehring, Institut für Philosophie: vielleicht sogar ein wenig zu verbes- Schloss und vielleicht hier und da bestätigt als Vorsitzende des Rats für Informa- sern. auch auf dem Marktplatz stattfinden tionsinfrastrukturen (RfII). Der RfII wurde von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz werden. (GWK) eingerichtet. Die 24 Mitglieder des Und schließlich, und hier freuen RfII sind durch die GWK als Vertretungen für wir uns außerordentlich, dürfen wir Wir freuen uns sehr auf die nächsten Informationsinfrastruktureinrichtungen, für die Forschung, den Bereich Öffentliches Leben den Umzug ins Schloss mitbegleiten, zwei Jahre und wünschen Ihnen jetzt sowie von Bund und Ländern berufen worden. denn im März nächsten Jahres wer- erst einmal einen guten Start in das Aufgabe des Rates ist es, die Transparenz der Entwicklungen und Prozesse auf dem Gebiet der den wir unsere neuen Büros in der neue Semester – bleiben Sie gesund! Informationsinfrastrukturen zu erhöhen sowie Mitte der Stadt beziehen können. die Entwicklung und Vermittlung deutscher Positionen in europäischen und internationalen Eine ähnliche Ankündigung machte Mit herzlichen Grüßen Debatten zu unterstützen. zwar bereits Dekanin Janich vor zwei Markus Lederer im Namen des neuen Jahren in ihrem ersten Editorial, Dekanatsteams GESTORBEN Prof. Dr. Lothar Burggraf und Graf zu Dohna, ehem. Institut für Geschichte, verstarb am 9. März 2021 im Alter von 97 Jahren. Fachbereichsratssitzungen Fachbereichsratssitzungen Prof. Dr. Werner Heinz Treuheit, ehem. Institut SoSe 2021 WiSe 2021/22 für Politikwissenschaft, verstarb am 7. Januar 2021 im Alter von 86 Jahren. donnerstags 14 Uhr; donnerstags 14 Uhr LOB & PREIS derzeit als Videokonferenz r 28. Oktober 2021 r 29. April 2021 r 9. Dezember 2021 Dr. theol. Gerhard Schreiber, Institut für The- ologie und Sozialethik, erhielt den diesjährige r 8. Juli 2021 r 27. Januar 2022 Athene-Sonderpreis gender- und diversitysensi- ble Lehre in Höhe von 5.000 Euro für sein heraus- ragendes Engagement bei der Sichtbarmachung Fachbereichsklausur geschlechtlicher Vielfalt und der Sensibilisie- rung für menschliche Diversität in Forschung r 27. Januar 2022 und Lehre. Tabea Reimitz erhielt den Masterpreis des Fachbereichs im Forschungsschwerpunkt »Digital Humanities« für ihre Abschlussarbeit »Exploring Experiences of Migration: A Corpus Linguistic Study of Irish Emigrant Letters«. Joschka Frech wurde mit dem Masterpreis des Fachbereichs im Forschungsschwerpunkt »Transformation der Energie- und Klimapolitik« für seine Abschlussarbeit »Climate Policy Ambi- tion in Latin America: Analyzing Conditions for an Ambitious Climate Policy« ausgezeichnet. Katharina Felicitas Kraatz und Annika Friederike Zecher wurden mit dem Masterpreis des Fachbereichs im Forschungsschwerpunkt »Stadtforschung« ausgezeichnet. Die Master- arbeit von Katharina Felicitas Kraatz widmet sich zum Thema »Radpolitik in deutschen Groß- städten. Wie kann der Policy-Output deutscher Großstädte im Bereich der Radpolitik verbessert werden?«. Annika Friederike Zecher erhielt den Preis für ihre Arbeit zum Thema »Die Mo- derne und Unternehmerische Stadt am Beispiel des Frankfurter Wohnungsbaus«. David Blischke und Frauke Honkomp wurden mit dem Aretin-Preise 2020 des Instituts für Ge- schichte ausgezeichnet. David Blischke erhielt den Preis in der Kategorie »Wissenschaftliche Hausarbeit« für seine Arbeit »Vor uns die Sintflut – Zur Krisenbewältigung des Magdalenenhoch- wassers 1342 an ausgewählten Fallbeispielen«. Frauke Honkomp erhielt den Preis in der Ka- tegorie »Masterarbeit« zum Thema »Im Kampf gegen Triebe und die sexuellen Gefahren des Lebens: Eine Untersuchung zur Instrumentali- sierung und Konzeption von Sexualerziehung im späten Kaiserreich und der Weimarer Republik«. Bild: Jan-Christoph Hartung
Seite 5 | FB2.aktuell | April 2021 Willkommen Das neue Dekanat stellt sich vor AMTSZEIT: 01.04.2021 – 31.03.2023 Der Dekan Markus Lederer ist seit 2016 Professor für Internationale Beziehungen am In- stitut für Politikwissenschaft der TU Darmstadt. Er studierte von 1993 – 1999 Politikwissenschaft, Vergleichende Literaturwissenschaft und Völkerrecht an der FU Berlin, der LMU München sowie am Institut d’Etude Politique in Aix- en-Provence. 2003 wurde er mit einer Arbeit zur Regulierung der europä- ischen Kapitalmärkte an der LMU promoviert und arbeitete anschließend als Post-doc an der Universität Potsdam. Vertretungen, Auslandsaufenthalte und zwei angenommene Rufe führten ihn von 2009-2016 an die Universidad de Costa Rica, an die Universität Bremen, an die TU Darmstadt, an die Universi- tät Münster sowie an die London School of Economics. Projekte der Politikbera- tung führte er in dieser Zeit in Mali, dem Jemen, Indonesien und Afghanistan durch. An der TU Darmstadt forscht er zu globaler Klimapolitik, insbesondere zu den Transformations- und Institutionalisierungsprozessen in Ländern des globalen Südens. Aktuelle Projekte untersuchen Fragen der Geopolitik erneu- erbarer Energien, die Politik von Climate Engineering, Biodiversitätspolitiken sowie der Nexus von Klimapolitik und Sicherheit. Prof. Dr. Markus Lederer; Bild: Katrin Binner Die Prodekanin Sophie Loidolt ist seit 2018 Professorin für Praktische Philosophie am Institut für Philosophie der TU Darmstadt. Ihr Philosophiestudium mit den Ergän- zungsfächern Gender Studies, Politikwissenschaft, Germanistik, Kunstge- schichte und Sprachwissenschaft hat sie bis zum Doktorat an der Universität Wien absolviert, mit Studien- und Forschungsaufenthalten in Leuven, Paris und New York. In ihrer Post-Doc Phase war sie Junior Fellow am IWM in Wien, Visiting Scholar an der New School for Social Research, APART-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Universitätsassisten- tin am Philosophieinstitut der Universität Wien, wo auch ihre Habilitation zu Hannah Arendts Pluralitätsbegriff angenommen wurde. 2016 – 2018 war sie Gastprofessorin am Philosophieinstitut der Universität Kassel. Seit 2014 ist sie Mitglied der »Jungen Akademie« der Österreichischen Akademie der Wissen- schaften, seit 2020 »Recurrent Visiting Professor« am »Center for Subjectivity Research« der Universität Kopenhagen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Phänomenologie, der politischen Philosophie, der Rechtsphilosophie und Ethik sowie in der Transzendentalphilosophie und der Philosophie des Geistes. Aktuelle Projekte beschäftigen sich mit politischer und kritischer Prof. Dr. Sophie Loidolt; Bild: Thomas Szanto Phänomenologie und Erfahrungen von Öffentlichkeit.
Seite 6 | FB2.aktuell | April 2021 Willkommen Das neue Dekanat stellt sich vor Der Lehramts- und Studiendekan Björn Egner ist seit 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Poli- tikwissenschaft der TU Darmstadt. Im Rahmen seiner Promotion (2007) be- schäftigte er sich mit Rolle und Selbstverständnis deutscher Bürgermeister. Die Habilitation schloss er 2011 mit einer Arbeit zu Staatsausgaben von Glied- staaten föderaler Systeme ab. Danach übernahm er Vertretungsprofessuren an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster und an der Deutschen Univer- sität für Verwaltungswissenschaften Speyer. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Lokalen Politikforschung, der Politikfeldforschung (insbesondere der Wohnungspolitik) sowie der Vergleichenden Politikwissen- schaft. Im Jahr 2019 erfolgt die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor an der TU Darmstadt. Björn Egner leitet zudem seit 2010 den Arbeitsbereich »Methoden der Politikwissenschaft und Wissenschaftstheorie«. apl.-Prof. Dr. Björn Egner; Bild: Privat Die Internationalisierungskoordinatorin Sybille Frank leitet seit 2016 das Fachgebiet Stadt- und Raumsoziologie am In- stitut für Soziologie sowie den Schwerpunkt Stadtforschung am Fachbereich 2 der TU Darmstadt. Sie studierte Soziologie, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Neuere Geschichte in Bielefeld, Glasgow und an der FU Berlin. 2008 promovierte sie an der TU Darmstadt mit einer Arbeit über den Berliner Checkpoint Charlie. Nach Tätigkeiten als Postdoktorandin an der TU Darmstadt und Vertretungsprofessorin für Raumsoziologie an der Goethe-Universität Frankfurt wurde sie 2012 als Juniorprofessorin für Stadt- und Regionalsoziologie an die TU Berlin berufen. 2016 war Sybille Frank City of Vienna Visiting Professor for Urban Culture and Public Space an der TU Wien und Visiting Professor for Research Activities an der La Sapienza Università di Roma. Gastaufenthalte führten sie ans Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), die Universität Göteborg, die Universität Kapstadt, die Deakin University und die RMIT University in Melbourne. Sybille Frank ist Mitglied im Graduiertenkolleg KRITIS. Sie forscht zu städtischen Konflikten, Erbe, Tourismus, Wohnen und postkolonialen räumlichen Verflechtungen. Prof. Dr. Sybille Frank; Bild: Martina Sander-Blanck
Seite 7 | FB2.aktuell | April 2021 Auszeichnung Athene-Preise für Gute Lehre 2020 TU DARMSTADT ZEICHNET GUTE LEHRE AUS Jedes Jahr bildet die Verleihung der Athene-Preise für Gute Lehre tradi- tionell den Abschluss des Tags der Lehre. Dieser Tag widmet sich aktu- ellen Fragestellungen und Heraus- forderungen in Studium und Lehre. Die Carlo und Karin Giersch-Stiftung würdigt besondere Verdienste der akademischen Lehre an der TU Darmstadt mit den Athene-Preisen. Diese wurden am 25. November 2020 in einer virtuellen Veranstal- tung verliehen. Den Sonderpreis Gender- und Diversity-sensible Lehre in Höhe Bild: Claus Völker von 5.000 Euro erhielt Dr. theol. Gerhard Schreiber (Institut für Theologie und Sozialethik) für sein thematischen Schwerpunkt »Wald linguistik, Multimodalität und Popu- herausragendes Engagement bei der als Natur- und Kulturraum« (SoSe larisierung, journalistischen Genres Sichtbarmachung geschlechtlicher 2019), in dessen Rahmen Linguistik und Nachrichtenfaktoren wurden Vielfalt und der Sensibilisierung für und Journalismusforschung und da- kombiniert mit Fachvorträgen aus menschliche Diversität in Forschung mit auch die TU Darmstadt mit der Forstwissenschaft (Dr. Roderich und Lehre. Hochschule Darmstadt zusammen- von Detten, Forstwissenschaft und gearbeitet hatten. Forstökonomie, Universität Freiburg) Ebenfalls mit 5.000 Euro dotiert und Naturschutzpraxis (Barbara ist der Sonderpreis Interdiszipli- Das Seminar sollte dazu dienen, Scholtysik, World Wildlife Fund Ber- näre Lehre, der in diesem Jahr an gesellschaftspolitisch derzeit hoch- lin) sowie mit einer Exkursion zum PEASEC – Wissenschaft und Technik relevante lebensweltliche Frage- Waldkunstpfad Darmstadt für eine für Frieden und Sicherheit und Prof. stellungen interdisziplinär und journalistische Übung in »Nature Dr. Christian Reuter (Fachbereich projektorientiert anzugehen: So Writing« (begleitet durch den frei- Informatik; Zweitmitgliedschaft am ging es um Theorie und Praxis schaffenden Journalisten, Biologen Fachbereich 2) ging. Ausgezeichnet der Wissenschaftskommunikation und Naturphilosophen Dr. Andreas wurde das Engagement im Aufbau ebenso wie um mögliche Berufs- Weber, Berlin). Die Studierenden, die der interdisziplinären Lehre in der perspektiven für Linguist:innen sowohl aus germanistischen TU- als Schnittmenge von Informatik, Frie- und Wissenschaftsjournalist:innen. auch wissenschaftsjournalistischen den und Sicherheit. Unter dem Stichwort »Wald« wur- h_da-Studiengängen kamen, nutzten den aktuelle Fragestellungen wie ihre verschiedenen Perspektiven für Mit dem Fachbereichspreis, dotiert Waldgesundheit (Waldsterben/sau- die Seminardiskussionen und setzen mit 2.000 Euro, wurden am Fachbe- rer Regen, Wald im Klimawandel), sie praktisch in studentischen Ko- reich Gesellschafts- und Geschichts- Wald & Biodiversität (u. a. Wildtier- operationsprojekten zur selbstän- wissenschaften Prof. Dr. Nina kommunikation zu Wolf und Luchs) digen Analyse und/oder Konzipie- Janich (Institut für Sprach- und Li- sowie Waldwahrnehmungen und rung von Wissenschaftskommunika- teraturwissenschaft) und Prof. Dr. Popularisierungsphänomene (Peter tion um. Sie lernten interdisziplinäre Torsten Schäfer (Hochschule Darm- Wohlleben vs. Positionen von Forst- Offenheit nicht nur auf der Ebene der stadt) prämiert. Der Fachbereichs- wirtschaft und Forstwissenschaft) Lehrenden kennen, sondern prak- preis ging 2020 an ein inter- und aus interdisziplinärer Perspektive tizierten sie selbst gemeinsam im transdisziplinäres Seminarprojekt diskutiert. Grundlagenorientierte Seminargespräch und in Projekttan- »Wissenschaftskommunikation« zum Sitzungen z. B. zu Text- und Diskurs- dems.
Seite 8 | FB2.aktuell | April 2021 Auszeichnung Absolvent*innenfeier des FB 02 DIGITALES FEST MIT FOTO-ROSEN AUS ELTVILLE Die Pandemie verhinderte in die- sem Jahr leider, dass der Fachbe- reich 02 wie gewohnt im Januar zu einer feierlichen Ehrung seiner Absolvent:innen des Jahres 2020 im Maschinenhaus zusammenkommen konnte. Doch auch wenn kein fröh- liches Beisammensein mit Festakt, Sekt und Fingerfood wie sonst üblich stattfinden konnte, wollte sich der Fachbereich das Feiern doch nicht nehmen lassen. Deshalb fand zum geplanten Termin am 28. Januar 2021 eine gut einstün- dige digitale Variante mit über 150 Teilnehmer:innen statt, nach deren Abschluss viele von ihnen noch via Zoom miteinander anstießen. Bilder: Nina Janich Die Feier mit einer Rede der De- Geehrt wurden bei dieser Gelegen- Der Preis des Forschungsschwer- kanin Prof. Dr. Nina Janich, wie heit außerdem die Preisträgerinnen punkts »Transformation der Energie- jedes Jahr gereimt, und der Rede und Preisträger der Master-Preise und Klimapolitik« ging an Joschka eines Absolventen, Patrick John- der drei Fachbereichs-Forschungs- Frech, M.A., für seine Master Thesis: son (B.A.), wurden gerahmt von schwerpunkte: Für den Forschungs- »Climate Policy Ambition in Latin per Video eingespielten Musik-Stü- schwerpunkts »Digital Humanities« America: Analyzing Conditions for cken des Cellisten Andreas Schuler ging der Preis an Tabea Reimitz, an Ambitious Climate Policy«. (Bensheim), die dieser eigens für die M.A., für ihre Master Thesis »Ex- Feier aufgezeichnet hatte: Festlich ploring Experiences of Migration: A Über 60 der festlich gekleideten begann es mit dem Prélude G-Dur Corpus Linguistic Study of Irish Emi- Zoom-Teilnehmer:innen stießen ab- BWV 1007 von Johann Sebastian grant Letters«. schließend mit selbst bereitgestell- Bach, festlicher noch wurde es nach tem Sekt und Wein und Häppchen den Reden mit der Bourrée C-Dur Der Forschungsschwerpunkt »Stadt- auf die vielen erfolgreichen Studien- BWV 1009, ebenfalls von Bach, um forschung« prämierte in diesem Jahr abschlüsse an. nach der namentlichen Ehrung aller zwei Preisträgerinnen: Katharina Absolvent:innen des Fachbereichs 02 Kraatz, M.A., für ihre Master The- Der Fachbereich 02 wünscht seinen mit einem schwungvollen Jazz-Stück sis: »Radpolitik in deutschen Groß- Absolvent:innen für ihre Zukunft das von Paul Desmond – Take Five – zu städten. Wie kann der Policy-Output Allerbeste: Machen Sie’s gut, haben schließen (hier im Zusammenspiel deutscher Großstädte im Bereich der Sie Mut, sei’n Sie vor Dummheit auf von Andreas Schuler und Cathleen Radpolitik verbessert werden?« und der Hut, sei’n Sie mutig, und auch mal Wagner). Annika Zecher, M.A., für ihre Ma- kesser, dann wird die Welt ein bisschen ster Thesis: »Die moderne und unter- besser! Da den Absolvent:innen keine Blu- nehmerische Stadt am Beispiel des NINA JANICH men überreicht werden konnten, wa- Frankfurter Wohnungsbaus«. ren die Namens-Listen studiengangs- weise mit Fotos Eltviller Rosen aus dem ersten Pandemie-Frühsommer geschmückt.
Seite 9 | FB2.aktuell | April 2021 Rückblick Workshop: Kategorienentwicklung VIERTER forTEXT EXPERT:INNENWORKSHOP | INSTITUT FÜR SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFT Bild: Evelyn Gius Am 17. und 18. Februar 2021 fand In vier Sitzungen – mit jeweils zwei In der dritten Sitzung gaben Julia am Institut für Sprach- und Litera- Vorträgen – wurden Ansätze aus ver- Nantke (Hamburg) und Nils Reiter turwissenschaft (Fachgebiet Digi- schiedenen Gebieten vorgestellt und (Köln) Einblicke in die Probleme der tal Philology) der vierte forTEXT diskutiert: Kategorisierung von intertextuellen Expert:innenworkshop zum Thema Verweisen. Federico Pianzola (Mai- «Development and Application of In der ersten Sitzung berichteten land) hielt einen Vortrag über die Ka- Category Systems for Text Research” Matthias Preis und Friedrich-Wil- tegorisierung von Fanfiction auf der statt. Der von Prof. Dr. Evelyn Gius helm Summann (beide Bielefeld) Plattform Archive of Our Own (AO3). und Dr. Janina Jacke organisierte on- über Datenmodellierung und -vi- line-Workshop beschäftigte sich mit sualisierung von Medienverbünden In der letzte Sitzung stellten Itay Ma- den Herausforderungen, welche bei Deutschsprachiger Kinder- und Ju- rienberg-Milikowsky (Ben-Gurion- der Erstellung und Verwendung von gendliteratur. Danach stellte Stefan Universität des Negev, Israel) und Kategoriensystemen in den Digitalen Heßbrüggen-Walter (Moskau) einen Ophir Münz-Manor (Open Universi- Geisteswissenschaften entstehen. Ansatz zur Nutzung von maschi- ty, Israel) eine Fallstudie zur Visuali- nellem Lernen zur Klassifikation von sierung und Mustererkennung in an- Die Leitfragen des Workshops wa- philosophischen Dissertationen des notierten Texten vor. Silke Schwandt ren: Welche Typen von Kategorien 17. Jhdts. vor. (Bielefeld) und Juliane Schiel (Wien) oder Kategoriensystemen sind den gingen auf die Probleme der kollabo- Untersuchungsgegenständen der In der zweiten Sitzung thematisierte rativen Textannotation in mehrspra- Geisteswissenschaften angemessen? Johanna Drucker (UCLA) die kate- chigen Projekten ein. Wodurch zeichnen sich die Brauch- goriale Erfassung und grafische Dar- DOMINIK GERSTORFER barkeit und die Ergiebigkeit dieser stellung von Zeit und Zeitlichkeit. Kategorien für die jeweiligen Unter- Audrey Alejandro (LSE) präsentierte suchungen aus? Welche Verfahren daraufhin die Problematisierung von können erfolgreich zur Entwicklung gegebenen Kategorien als reflexive von Kategoriensystemen eingesetzt Forschungsmethode. werden?
Seite 10 | FB2.aktuell | April 2021 Rückblick Kommunale Zukunftspolitiken INTERDISZIPLINÄRER PROMOVIERENDEN-WORKSHOP | INSTITUT FÜR POLITIKWISSENSCHAFT Im Rahmen der Aktivitäten der AG Stadtforschung wurde dieser Workshop am Donnerstag, 18. März 2021 von Svenja Bauer-Blaschkowski (Arbeitsbereich Öffentliche Ver- waltung, Public Policy) und Yane Conradi (Fachgebiet Entwerfen und Freiraumgestaltung) als zoom-Mee- ting durchgeführt. Welche Arten von integrierten, sek- torübergreifenden Zukunftspolitiken Bild: Privat verabschieden Städte? Weshalb tun sie dies trotz knapper finanzieller, Institut für Politikwissenschaft) und spaces in the course of sustainabil-ity personeller und zeitlicher Ressour- Prof. Dr.-Ing. Hans Joachim Linke transitions. cen und obwohl sie dazu nur parti- (Institut für Geodäsie) sowie interes- Yane Conradi (TU Darmstadt – ell rechtlich verpflichtet sind? Und sierten Zuhörer*innen Ausschnitte Fachgruppe Stadtplanung): Klein- welche (unterschiedliche) Rolle spie- aus ihren Dissertationsvorhaben und stadt_Vision? Kleinstädtische Stadt- len Akteure aus Politik, Verwaltung stellten diese anschließend zur Dis- entwicklungsplanung im Kon-text der und der Zivilgesellschaft bei der kussion im Plenum. Metropolregion >> Auf Spurensuche Agendasetzung und Policy-Making- SVENJA BAUER-BLASCHKOWSKI im westlichen Main-Kin-zig-Kreis Prozessen? Diesen drei übergreifen- Tülay Günes (TU Darmstadt – Fach- den Fragestellungen gingen am 18. Programm gruppe Stadtplanung): Migration März 2021 Promovierende der TU Svenja Bauer-Blaschkowski (TU und Multi-Minority-Cities: Diskre- auf Einladung des Arbeitsbereichs Darmstadt – Institut für Politikwis- panz zwischen Planerpra-xis und mi- Öffentliche Verwaltung, Public Poli- sen-schaft): Nachhaltigkeitspolitik in grantischen Alltagsrealitäten in der cy im Rahmen eines interdisziplinär deutschen Städten – Versuche, einen super-diversen Stadtge-sellschaft von angelegten, digitalen Workshops zu Pudding methodisch an die Wand zu Frankfurt-Höchst »Kommunalen Zukunftspolitiken« nageln Nils Bruch (TU Darmstadt – Institut nach. In Kurzvorträgen präsentierten Maria Stadler (Fraunhofer ISI / TU für Politikwissenschaft): Kommunale die Promovierenden den Stadtfor- Darmstadt – Institut für Soziologie): Klimaanpassung - Vertikale Diffusion schungs-Expert*innen Prof. Dr. Na- Urban spaces in transition(s) - a so- europäischer Soft-Governance in den thalie Behnke, apl. Prof. Dr. Björn cio-spatial perspective on new ways hessischen Kommunen Egner, Prof. Dr. Kai Schulze (alle of doing, thinking, organising urban Corona-Verordnungen im deutschen Föderalismus INFORMATION In dem Projekt wurde der Zeitraum und in den Medien veröffentlicht. für die Datenerhebung (von ur- Interessant ist, dass die Restriktivität → Forschungsprojekt »BioDivKultur« → Förderung: keine externe Finanzierung sprünglich März 2020 bis Juni 2020) sowohl im Querschnitt zwischen den → Projektleitung: Prof. Dr. Nathalie Behnke bis März 2021 verlängert. In jedem Ländern deutlich variiert als auch → Statistische Analysen: Dr. Christian Peson → Datenerhebung: Till Jürgens, Jannis Kupfer, Monat zur Monatsmitte wurden die im Längsschnitt. Die Rangfolge der Vivien Reinig und Marie Zegowitz (studentische aktuell geltenden Corona-Schutz- Restriktivität zwischen den Ländern Hilfskräfte) verordnungen der 16 Bundesländer verändert sich im Zeitverlauf. Nach KONTAKT hinsichtlich ihrer Restriktivität ge- ersten Korrelationsanalysen können Prof. Dr. Nathalie Behnke mäß einem Variablenschema mit wir jedenfalls ökonomische Faktoren h nathalie.behnke@tu-darmstadt.de insgesamt 44 Items codiert. Die Da- als Determinanten der unterschied- WEITERE INFORMATIONEN tenerhebung ist mittlerweile abge- lichen Restriktivitätsniveaus im Pan- 8 https://bit.ly/3x3dLTx schlossen, erste Ergebnisse wurden demiemanagement ausschließen. ONLINE-VERÖFFENTLICHUNG UND in wissenschaftlichen Publikationen INTERVIEW ZUM PROJEKT 8 https://bit.ly/3dgC606
Seite 11 | FB2.aktuell | April 2021 Forschung | Neue Projekte Neues DFG-Projekt »CAPLIA« COLLECTIVE ACTION PROBLEMS AND INFLUENCE OF LOCAL INTERGOVERNMENTAL ASSOCIATIONS INFORMATION → Forschungsprojekt »Collective Action Pro- blems and Influence of Local Intergovernmental Associations (CAPLIA)« → Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft KONTAKT Prof. Dr. Nathalie Behnke h nathalie.behnke@tu-darmstadt.de WEITERE INFORMATIONEN 8 https://bit.ly/3cZozZp Jonas Bernhard und Till Jürgens. Bild: Privat Im Februar 2021 startete das DFG- ressenvereinigungen zu kollektiven Projekt »Collective Action Problems Akteuren werden. Ausgehend von and Influence of Local Intergovern- Colemans Theorie des korporativen mental Associations« (CAPLIA) un- Handelns werden Mechanismen der ter Leitung von Prof. Dr. Nathalie Entstehung von kollektiver Akteurs- Behnke. Wissenschaftliche Mitar- qualität empirisch erhoben, die Gra- beiter sind Jonas Bernhard und Till de an kollektiver Handlungsfähigkeit Jürgens. Jonas Bernhard erlangte im gemessen und deren mögliche Vari- Herbst 2020 seinen MA-Abschluss anz erklärt. Im zweiten Teilprojekt in Politikwissenschaft an der Uni- wird der Einfluss kommunaler Spit- versität Heidelberg. Zuletzt war er zenverbände auf nationale Gesetz- als wissenschaftliche Hilfskraft bei gebungsprozesse an ausgewählten GESIS in Mannheim beschäftigt. Till Beispielen untersucht. Ziel ist es, Jürgens schreibt aktuell noch seine ausgehend vom Ländervergleich Be- Abschlussarbeit zur Interessenvertre- dingungen für erfolgreiches inter- tung der Kommunen im deutschen gouvernementales Lobbying in ver- Bundesstaat im Masterstudiengang schiedenen föderalen Architekturen Governance & Public Policy an der zu formulieren. TU Darmstadt. Ab Sommer 2021 wird er dann ebenfalls als wissen- CAPLIA ist Mitglied im Forschungs- schaftlicher Mitarbeiter und Dokto- verbund »Non-hierarchical Collective rand ins Projekt übernommen. Beide Agency«, der aus insgesamt sechs fertigen im Rahmen des Projektes DFG-geförderten Projekten besteht. ihre Doktorarbeiten an. Diese sind überwiegend an der Uni- versität Bamberg angesiedelt und Das Projekt untersucht die Entste- befassen sich mit verschiedenen Fra- hung und den Auswirkungen von gestellungen rund um das übergrei- kollektiven Akteurseigenschaften fende Thema der Entstehung und (z. B. Corporate Identity, informelle Stabilität von horizontalen kollek- Entscheidungsnormen) in kom- tiven Akteuren. Gemeinsam mit den munalen Interessenvereinigungen Projektpartnern werden in regelmä- (z. B. Deutscher Städtetag). Untersu- ßigen Abständen Arbeitstreffen und chungsgegenstand sind die kommu- Workshops durchgeführt, um die nalen Dachverbände in Deutschland theoretische und konzeptionelle Ba- und den USA im Zeitraum von 2000 sis fortzuentwickeln und erste Zwi- bis 2021. Im ersten Teilprojekt wird schenergebnisse zu diskutieren. untersucht, wie kommunale Inte-
Seite 12 | FB2.aktuell | April 2021 Forschung | Neue Projekte Liebesgrüße an Lieschen Müller FORSCHUNGSPROJEKT ZUR DIGITALISIERUNG VON ZEUGNISSEN DER ALLTAGSKULTUR Die Liebesbriefe, die Prominente wie Goethe, Marlene Dietrich oder Ber- INFORMATION tolt Brecht schrieben, sind hinreichend bekannt und dokumentiert. Was → Forschungsprojekt »Gruß und Kuss – Briefe aber ist mit den werbenden, verzweifelten oder zärtlichen Zeilen, die ganz digital. Bürger*innen erhalten Liebesbriefe« → Förderung: BMBF »normale« Menschen an ihre Liebsten adressieren? Mit diesen Zeugnis- sen der Alltagskultur befasst sich das von der TU Darmstadt koordinierte KONTAKT Prof. Dr. Andrea Rapp Forschungsprojekt »Gruß und Kuss – Briefe digital. Bürger*innen erhalten h andrea.rapp@tu-darmstadt.de Liebesbriefe«. Im Verbund mit der Universitäts- und Landesbibliothek Darm- stadt, der Hochschule Darmstadt und Universität Koblenz soll aus diesem VOLLSTÄNDIGER ARTIKEL 8 https://bit.ly/32g3OUh Citizen Science-Projekt ein digitales Liebesbriefarchiv entstehen. WEITERE INFORMATIONEN 8 https://bit.ly/3sd0N1P Es gibt das diskrete Liebesgeständ- heute über 20.000 Briefe und Brief- nis, Briefe, die von Leidenschaft oder wechsel ausgebaut werden. Das ana- unerfüllter Liebe handeln. Zettel mit loge Archiv, heute im Besitz der Uni ein paar Gedichtzeilen, Worte, die Koblenz, bildet den Grundstock für ein Wiedersehen herbeisehnen, die das Verbundprojekt, das von der TU um die Hand der Erwählten werben Darmstadt koordiniert wird. oder der Zweisamkeit ein Ende set- zen. »Es ist faszinierend, vieles liest Den Sprachwissenschaftlerinnen tische Zeugnisse und eine Quelle für sich vertraut, aber vieles ist auch sehr und -wissenschaftlern geht es da- Alltagssprache, wo man sonst kaum überraschend«, sagt Andrea Rapp, rum, »einen Ort für die Familien- Quellen hat«, so die TU-Professorin. Professorin am Institut für Sprach- und Alltagsgeschichte ganz normaler Erforschen wollen die Projektbetei- und Literaturwissenschaft. Leute zu finden.« Sicherung der Ge- ligten die Sprachwirklichkeit: Wie schichte von unten, nennt Professo- wird über Emotionen geredet, in wel- Wenn sich die Sprachwissenschaft- rin Rapp das. Im Bestand finden sich cher Form spiegelt sich der Wandel lerin in ihr Forschungsmaterial ver- Nachlässe von Großeltern, Eltern, in Gesellschaft, Krisen oder Kriege tieft, liegt vor ihr die ganze Band- Vorfahren, Bekannten und Verwand- wider, auf welchem Material werden breite und Gefühlswelt bis dahin ihr ten oder auch die eigenen Briefe, die die Briefe geschrieben oder welche unbekannter Menschen. Liebesbriefe Menschen bereitwillig übergeben ha- Ausdrucksformen gibt es? und Briefwechsel, die Lieschen Mül- ben, »weil sie sie nicht behalten, aber ler, Gustav Meyer oder Urs Schmidt auch nicht wegwerfen wollten«, so Die Förderung im 19. oder 20. Jahrhundert an ihren Rapp. »Gruß und Kuss« hat eine Laufzeit »Schatz« geschrieben haben. Eine von April 2021 bis März 2024 und Quelle weitgehend unerschlossener Sie schätzt, dass das Liebesbriefar- wird im Rahmen des Förderbereichs Alltagskultur, die Rapp und ihre For- chiv im deutschsprachigen Raum Bürgerforschung vom Bundesmini- schungspartnerinnen und -partner und darüber hinaus einmalig ist. Ein sterium für Bildung und Forschung bewahren und vom analogen ins di- Schatz, zumeist handschriftlich, den gefördert. Es gehört zu den aus 460 gitale Zeitalter heben wollen, um es das Team nun sortieren und tran- Bewerbungen ausgewählten 15 Pro- einer breiten Öffentlichkeit und Bür- skribieren muss. In Koblenz werden jekten, die bis Ende 2024 die Zu- gerforschung zugänglich zu machen. die Briefe eingescannt und in Darm- sammenarbeit von Bürgerinnen und Zurückgreifen können die Forschen- stadt in die digitale Datenbank der Bürgern und Wissenschaftlerinnen den auf das Liebesbriefarchiv, das Universitäts- und Landesbibliothek und Wissenschaftler inhaltlich und Professorin Eva L. Wyss vom Insti- (ULB) eingepflegt und mit Textin- methodisch voranbringen und Ant- tut für Germanistik der Universität formationen versehen. Online sollen worten auf gesellschaftliche Heraus- Koblenz-Landau aufgebaut hat. Vor die Briefe später für Interessierte ein- forderungen geben sollen. 30 Jahren begründete sie zunächst sehbar sein, sobald Persönlichkeits- ASTRID LUDWIG an der Universität Zürich die Samm- rechte geklärt sind. lung, nachdem Privatleute aus der Schweiz und Deutschland ihr nach Von Interesse ist für die Wissen- Aufrufen in den Medien über 6.000 schaft die natürliche und unmittel- Liebesbriefe für ihre Sprachfor- bare Ausdrucksweise, Dialekte oder schung gespendet hatten. Gemein- mündliche Sprache, in der Herr und sam mit Professorin Andrea Rapp Frau Müller, Meyer, Schmidt ihre konnte dieser Bestand seit 2015 auf Liebesbriefe verfassen. »Authen-
Seite 13 | FB2.aktuell | April 2021 Forschung | Neue Projekte Historische Entwicklung von Auenlandschaften DFG BEWILLIGT INTERDISZIPLINÄRES FORSCHUNGSPROJEKT INFORMATION → Schwerpunktprogramm »Auf dem Weg zur Fluvialen Anthroposphäre« → Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft KONTAKT Prof. Dr. Gerrit Jasper Schen h schenk@pg.tu-darmstadt.de VOLLSTÄNDIGER ARTIKEL 8 https://bit.ly/3wVjbQb Prof. Dr. Gerrit Jasper Schenk. Bild: Katrin Binner Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert in den kommenden Geo- und Geschichtswissenschaften sechs Jahren das Schwerpunktprogramm »Auf dem Weg zur Fluvialen soll die Interaktion des Menschen Anthroposphäre«, das die Wechselwirkungen zwischen menschlichen Ge- mit seiner Umwelt »auf dem Weg zur sellschaften und vorindustriellen Auen Mitteleuropas analysieren soll. Die Fluvialen Anthroposphäre« multidis- Universität Leipzig, die TU Darmstadt und die Universität Tübingen entwi- ziplinär und mit innovativen Metho- ckelten gemeinsam das Rahmenprogramm, welches in der ersten Phase von den erforscht werden. drei Jahren mit rund 5,5 Millionen Euro gefördert wird. Das Fachgebiet »Mittelalterliche Ge- Auen sind besonders dynamische Neuzeit, begannen.« Gerrit Jasper schichte« der TU Darmstadt mit sei- Landschaften und Kernzonen des Schenk, Professor für Mittelalter- ner besonderen Expertise im Bereich Kultur- und Naturerbes Europas. liche Geschichte an der TU Darm- der Umwelt- und Infrastrukturge- Strategien für Landgewinnung und stadt, betont: »Auenlandschaften schichte, seinem Forschungsschwer- Risikominimierung, zum Beispiel die sind die Wiege unserer Kultur. Ob in punkt im Spätmittelalter und seinen Abwehr von Hochwassergefahren, Mesopotamien oder am Rhein – Au- regionalen wie internationalen Kon- haben dafür gesorgt, dass bis zu 95 enlandschaften sind ein Inkubator takten steht im Fächerverbund beson- Prozent der mitteleuropäischen Auen soziokultureller Entwicklungen und ders für die kulturwissenschaftlichen umfassend überformt oder zerstört zugleich haben sie die Funktion eines Fragen der spezifischen Mensch- worden sind. Inwieweit und seit Sensors für die Gefahren, die durch Umwelt-Beziehung in Auenland- wann Menschen auf die Auenent- immer dominierendere menschliche schaften: Welche wechselwirkenden wicklung Einfluss genommen haben, Eingriffe entstehen.« Faktoren spielen im Verhältnis von soll im Rahmen des Schwerpunkt- Mensch und Natur eine Rolle? In programms erforscht werden. Als Modellregionen für systematisch den Blick genommen wird der Wan- vergleichende Analysen dienen die del von Wahrnehmungsmustern und Die Federführung für die erste Pha- früh transformierten und soziokul- Einstellungen gegenüber der Natur, se des Projekts übernimmt Christoph turell hochrelevanten Flusssysteme die Rolle unterschiedlicher Akteurs- Zielhofer, Professor für Physische Ge- des Rheins, der Elbe und der Donau. gruppen und Nutzungskonflikte. ographie an der Universität Leipzig: Durch den spezifischen räumlichen Welche Werte und Zielsetzungen »Die Auen sind globale Brennpunkte und zeitlichen Rahmen versprechen formen den alltäglichen Umgang mit früher menschlicher Eingriffe und sich die Forscherinnen und Forscher den natürlichen Ressourcen und wel- sozioökologischer Mechanismen im Rückschlüsse auch auf die Entwick- chen Rahmen setzen die natürlichen Zusammenspiel von Mensch und lung weiterer Auenlandschaften Mit- Bedingungen für die soziokulturelle Natur. Fallstudien zeigen, dass vom teleuropas und damit Erkenntnisse Dynamik in Auenlandschaften? Wel- Menschen verursachte Verände- von globaler Relevanz zur Frage, ab che Folgerungen können für einen rungen der Oberflächen und der wann und in welchem Ausmaß der guten Umgang mit dem natürlichen Umwelt der Auen bereits lange vor Mensch potentiell riskant in die Ent- und kulturellen Erbe in Auenland- der Industrialisierung, nämlich im wicklung der Natur eingegriffen hat. schaften gezogen werden? Mittelalter und der vorindustriellen Im Zusammenspiel von Archäologie, UNI LEIPZIG/SCHENK/FEU
Seite 14 | FB2.aktuell | April 2021 Forschung | Neue Projekte Zwischen Elfenbeinturm und rauer See ZUM PREKÄREN VERHÄLTNIS ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND POLITIK INFORMATION → Forschungsprojekt »Zwischen Elfenbein- turm und rauer See – zum prekären Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik und seiner Mediatisierung am Beispiel der 'Corona-Krise'« → Förderung: Klaus Tschira Stiftung → Projektlaufzeit: 2021 – 2022 → In Kooperation mit: Prof. Dr. Kersten Sven Roth, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg KONTAKT Prof. Dr. Nina Janich h nina.janich@tu-darmstadt.de INTERVIEW MIT PROF. DR. KERSTEN ROTH 8 https://bit.ly/3wWWtak Prof. Dr. Kersten Sven Roth. Prof. Dr. Nina Janich. Bild: Dünnhaupt/OVGU Bild: Mück/Klaus Tschira Stiftung Das, was seit dem März 2020 in Das Ziel eines zweijährigen Projekts Deutschland und Europa als »Coro- ist es daher, vor diesem Hintergrund na-Krise« bezeichnet wird, besteht Vereinnahmungs-, Instrumentali- bei näherem Hinsehen aus mehreren sierungs- und Abgrenzungsprozesse eng miteinander verwobenen Kri- zwischen Politik und Wissenschaft Das Projekt verspricht damit zum sen (epidemiologisch-medizinisch, in der Corona-Krise vor dem Hinter- einen kurzfristig praktische Erkennt- sozial, politisch, wirtschaftlich). Ne- grund ihrer Mediatisierung und im nisse zur aktuellen Corona-Kommu- ben all diesen problematischen Di- Hinblick auf ihre Folgen für die Le- nikation und der prekären Situation mensionen stellt die Pandemie die gitimität und Glaubwürdigkeit von derjenigen, die den Elfenbeinturm Gesellschaften aber auch vor völlig Wissenschaft/wissenschaftlichem bewusst, aber vielleicht auch zu neuartige kommunikative Heraus- Wissen und Politik/politischem Han- unvorbereitet im Blick auf die raue forderungen: Die Akteursgruppen deln zu untersuchen. See mit den dort möglichen politi- in Politik, (Natur-)Wissenschaft und Das Projekt »Zwischen Elfenbein- schen und medialen Instrumentali- Massenmedien sind zur Bewältigung turm und rauer See – zum prekären sierungen verlassen. Zum anderen der akuten Herausforderungen zu Verhältnis zwischen Wissenschaft erarbeitet es langfristig relevante hochgradig kollaborativem Handeln und Politik und seiner Mediatisie- Ergebnisse zur Wissenschaftskom- gezwungen. Sie teilen sich die Auf- rung am Beispiel der 'Corona-Krise'« munikation im Kontext von Gesell- gabe, trotz aller wissenschaftlicher wird als Kooperation zwischen Prof. schaftskrisen, in denen sich für alle Ungewissheiten Kernbotschaften in Dr. Kersten Sven Roth (Otto-von- Beteiligten besondere epistemische, möglichst großer Einstimmigkeit in Guericke-Universität Magdeburg) legitimatorische und kommunikative die demokratisch-pluralistisch ver- und Prof. Dr. Nina Janich (TU Darm- Herausforderungen stellen. fasste Bürgerschaft zu vermitteln – stadt) für zwei Jahre von der Klaus- und dabei womöglich ihre üblichen Tschira-Stiftung gefördert. Zwei kommunikativen Aufgaben gegen- Postdocs, Dr. Sina Lautenschläger über der Gesellschaft zu ändern oder (OvGU Magdeburg) und Dr. Lisa zu überschreiten. Dies erfordert ein Rhein (TU Darmstadt) arbeiten mit Maß an Kooperation, die dem All- einem Team von studentischen Hilfs- tag dieser Akteursgruppen bislang kräften (Hannah Meyer & Saman- nicht entsprach, und auch die Bür- tha Schmalenbach in Magdeburg, gerschaft ist eine solche Kooperation Carolina Eidt & Johanna Welcker in nicht gewöhnt. Darmstadt), sozusagen »am offenen Herzen« der Corona-Wissenschafts- kommunikation.
Seite 15 | FB2.aktuell | April 2021 Forschung | Neue Projekte Wissenschaftliche Politikberatung TEXTPROZEDUREN DER RELEVANZ-, ZUSTÄNDIGKEITS- UND VERANTWORTUNGSZUSCHREIBUNG INFORMATION → Forschungsprojekt »Wissenschaftliche Politikberatung zwischen epistemischer und legitimatorischer Funktion. Textprozeduren der Relevanz-, Zuständigkeits- und Verantwortungs- zuschreibung« → Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft → Projektlaufzeit: 2021 – 2024 → In Kooperation mit: Prof. Dr. Armin Grunwald (ITAS/KIT Karlsruhe) KONTAKT Prof. Dr. Nina Janich h nina.janich@tu-darmstadt.de Einige der Gutachten, die im Projekt untersucht werden. https://bit.ly/32bkBYR; https://bit.ly/3dhfEUH; https://bit.ly/3uLL1wv; https://bit.ly/3dfEZy8 Das Ziel des dreijährigen DFG-Pro- liche Glaubwürdigkeit erhalten und Deutschen Bundestag (TAB) und von jekts »Wissenschaftliche Politikbe- politische Wirksamkeit entfalten der Deutschen Akademie der Na- ratung zwischen epistemischer und zu müssen, und dass sich dieses Di- turforscher Leopoldina – Nationale legitimatorischer Funktion. Textpro- lemma je nach wechselseitigen Rol- Akademie der Wissenschaften (Leo- zeduren der Relevanz-, Zuständig- len- und Zuständigkeitserwartungen poldina). keits- und Verantwortungszuschrei- ver- oder entschärft. Das Erkenntnis- bung« von Prof. Dr. Nina Janich interesse des Projekts richtet sich Das Projekt soll damit einen inter- (Institut für Sprach- und Literatur- demnach darauf, wie sich die aktu- disziplinären Beitrag zur innerwis- wissenschaft an der TU Darmstadt) elle Praxis wissenschaftlicher Poli- senschaftlich nicht nachlassenden und Prof. Dr. Armin Grunwald (KIT tikberatung in Deutschland in Form, Kontroverse über die Verantwortung Universität Karlsruhe) ist es, eine Inhalt und Funktion linguistisch der Wissenschaft im Blick auf gesell- auffällige Forschungslücke in der und erkenntnistheoretisch genauer schaftliche Herausforderungen und Erforschung wissenschaftlicher Poli- bestimmen lässt. Der Schwerpunkt die öffentliche Kommunikation ihrer tikberatung zu schließen. Letztere ist liegt dabei auf der Frage, wie sich Erkenntnisse leisten. Mittelbar soll und war bereits vielfach Gegenstand das Ringen um epistemische Qualität über die damit ermöglichte kritische insbesondere verschiedener Sozial- und soziale Legitimierung sprach- Selbst- und Sprachreflexion der Wis- wissenschaften. Umso mehr über- lich und inhaltlich auf die (Ko-) senschaft auch zur öffentlichen Le- rascht es, dass bislang kaum lingu- Konstruktion von Orientierungs- gitimierung von Wissenschaft als istische und erkenntnistheoretische wissen in politikberatenden Texten demokratischer Institution beigetra- Auseinandersetzungen mit politik- niederschlägt. Untersucht werden gen werden. Das Projektteam ist im beratenden Texten als sozio-episte- Texte verschiedener Genres zu den Aufbau, von Seiten der TU haben mischer Praxis stattgefunden haben. Themen ‚Bioenergie‘ und ‚Wasser‘ die wissenschaftliche Mitarbeiterin Die durch das Projekt zu überprüfen- aus den letzten 20 Jahren, und zwar Dorothee Jahaj M.A., und die stu- de Ausgangshypothese ist, dass Wis- vom Wissenschaftlichen Beirat der dentische Hilfskraft Patrick Johnson, senschaft, die politikberatend aktiv Bundesregierung: Globale Umwelt- B.A., bereits mit der Korpusaufberei- wird, grundsätzlich in das Dilemma veränderungen (WBGU), vom Büro tung begonnen. gerät, gleichermaßen wissenschaft- für Technikfolgen-Abschätzung beim
Seite 16 | FB2.aktuell | April 2021 Forschung | Neue Projekte HEUREC NEUES FORSCHUNGSPROJEKT ZUM SOZIALEN ZUSAMMENHALT IN EUROPA BEWILLIGT Das Bundesministerium für For- det, politisch hochgradig kontrovers. es, typische Erzählmuster zu identifi- schung und Bildung (BMBF) fördert Vorstellungen transnationaler Ge- zieren und so die gesellschaftlichen ein neues Forschungsprojekt am In- rechtigkeit und Reziprozität sind in Voraussetzungen für solidarisches stitut für Politikwissenschaft mit Narrative eingebettet, deren typische Handeln auf europäischer Ebene rund 876.000 Euro. Das Projekt mit Muster sich methodisch am besten besser zu verstehen. Die empirischen dem Titel HEUREC – How Europeans mit Fokusgruppen erforschen lassen. Erkenntnisse werden auch in einen understand fairness, reciprocity and Diese werden in Kooperation mit lo- Dialog mit Praktiker*innen aus der cohesion untersucht in neun Ländern kalen Partnern in den untersuchten Politik einfließen. Projektleiter am der Eurozone, welche Reziprozitäts- Ländern der Eurozone (Deutschland, Institut sind Prof. Dr. Jens Steffek erwartungen Menschen gegenüber Finnland, Griechenland, Lettland, und apl. Prof. Dr. Björn Egner, in Ko- anderen europäischen Ländern und Litauen, Niederlande, Portugal, Slo- operation mit Prof. Dr. Hubert Hei- den Institutionen der Europäischen wakei und Spanien) durchgeführt. nelt (Professor im Ruhestand). Das Union haben. Insbesondere seit der In den Fokusgruppen werden Men- Projekt beginnt am 1. April 2021 und Staatsschuldenkrise im Euroraum schen aus verschiedenen soziodemo- hat eine Laufzeit von drei Jahren. und dem in der COVID 19-Pandemie graphischen Gruppen über Probleme verabschiedeten europäischen Kon- der Reziprozität und Verteilungsge- junkturpaket ist die Frage, wer in Eu- rechtigkeit mit europäischer Dimen- ropa wem welche Leistungen schul- sion diskutieren. Ziel des Projekts ist INLOCADE WIE LÄSST SICH KLIMASCHUTZ LANGFRISTIG INSTITUTIONALISIEREN? INFORMATION Die Verabschiedung des Pariser Kli- seit diesem Jahr das DFG-Projekt maabkommens 2015 gilt als Mei- Institutionalizing Low Carbon Deve- → Forschungsprojekt »Institutionalizing Low Carbon Development (INLOCADE)« lenstein der internationalen Klima- lopment (INLOCADE). Dabei blicken → Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft politik. Die Länder einigten sich auf wir konkret auf die Förderung von → Projektlaufzeit: 01/2021 – 12/2023 das ambitionierte Ziel, den Anstieg Solarenergie sowie klimafreundliche → Fördervolumen (TU Darmstadt): 363.000 Euro → Projektpartner: Prof. Dr. Harald Fuhr, der Erderwärmung auf maximal Agroforstwirtschaft in den aufstre- Universität Potsdam 2°C bis zum Ende des Jahrhunderts benden Schwellenländern Brasilien, KONTAKT zu begrenzen. In der Folge wurden Indien, Indonesien und Südafrika. Prof. Dr. Markus Lederer unzählige staatliche und nichtstaat- Die beiden CO2-intensiven Sektoren h lederer@pg.tu-darmstadt.de liche Initiativen und Projekte auf Energie und Landwirtschaft bieten den Weg gebracht, um das Ziel zu vielversprechende Lösungen für eine erreichen. Gleichzeitig gibt es je- Transformation hin zu einer klima- doch kaum messbare Fortschritte bei freundlichen Gesellschaft. der Transformation zu einer klima- Mit INLOCADE analysieren wir die Geschwindigkeiten voranschreitet freundlichen Gesellschaft. Die Kom- Prozesse und Bedingungen für eine und warum in einigen Fällen nur plexität der Entscheidungsfindung, politische Institutionalisierung von geringer Fortschritt oder sogar eine widersprüchliche Interessen und ge- Klimaschutz. Wir schärfen dabei un- Umkehrung früherer Erfolge erzielt genläufige Entwicklungsprioritäten seren Blick für Formen der Entwick- wird. behindern die Implementierung lung oder Änderung formeller und Mit INLOCADE knüpfen an theore- und Institutionalisierung von Klima- informeller Regeln, um die derzei- tische Überlegungen zu innerstaat- schutzbemühungen. tige Kluft zwischen unzähligen oft lichen Institutionalisierungsprozes- kleinteiligen Klimaschutzprojekten sen, Mehrebenenpolitik und globaler Klimaschutz braucht institutionelle auf der einen und den Anforderun- Politikgestaltung an. Methodisch set- Verankerung, um nachhaltig und ef- gen einer allumfassenden gesamtge- zen wir dabei auf eine Kombination fektiv zu sein. Dies gilt insbesondere sellschaftlichen Transformation auf aus intensiver Feldforschung mit In- in Ländern des Globalen Südens, die der anderen Seite zu überbrücken. terviews und einer Qualitative Com- Klimaschutz und Entwicklung unter Wir möchten erklären, warum die parative Analysis (QCA), um notwen- einen Hut bringen müssen. Mit die- politische Institutionalisierung des dige und hinreichende Bedingungen ser Herausforderung beschäftigt sich Klimaschutzes mit unterschiedlichen zu identifizieren.
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