Festschrift 100 Jahre Tus Fichte Lintfort
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100 Jahre TuS Fichte Lintfort Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Fußballjugend . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 – 75 B-Junioren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .63 Inhalt Grußwörter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 – 9 C-Junioren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Prof. Dr. Christoph Landscheidt . . . . . . . . 4 D1-Junioren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .65 Franz Gerd Wahle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 D2-Junioren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .66 René Schneider . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 D3-Junioren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67 Manfred Klessa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 E1-Junioren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Peter Frymuth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 E2-Junioren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Walter Schneeloch . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 E3-Junioren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 F1-Junioren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 – 12 F2-Junioren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Denis Erbozkurt Bambinis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Mädchen U11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Namensgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Mädchen U13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Denis Erbozkurt Ein Ehemaliger . . . . . . . . . . . . . . . . 76 – 77 Chronik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 – 51 Reinhard Gelzenleuchter Nobert Lewing/Dr. Albert Spitzner-Jahn Torhüter sind einfach anders . . . . . . . . 78 Die Vereinsvorsitzenden . . . . . . . . . . . . 52 Unsere Schiedsrichter . . . . . . . . . . . . . . 79 Neue Sportanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Ein ganz besonderer Fichteraner . . . . . 80 Der Vorstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Norbert Lewing Kuk Sool Won . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Das Internetportal . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Norbert Lewing Die Vereinsgaststätte . . . . . . . . . . . . . . . 82 Tornado Cheerleader . . . . . . . . . . . . . . . 56 Norbert Lewing Das Ehrenamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Fußball . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 – 85 Norbert Lewing Werbeanzeigen Seniorenfußball . . . . . . . . . . . . . . . 58 – 62 Impressum Verantwortlich im Sinne des Presserechts: 1. Mannschaft || Nils Jansen . . . . . . . . . 58 Franz Gerd Wahle 2. Mannschaft || Patrick Heydrich . . . . . 59 3. Mannschaft || Miro Barac. . . . . . . . . . 60 Herausgeber: Herstellung: Alte Herren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 TuS Fichte Lintfort 1914 e.V. Set Point Medien GmbH, Kamp-Lintfort Damen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Franzstraße 58, 47475 Kamp-Lintfort Kamp-Lintfort 2014 3
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort Prof. Dr. Christoph Landscheidt Franz Gerd Wahle Bürgermeister 1. Vorsitzender TuS Fichte Lintfort Grußwort Grußwort so Integration zu ermöglichen. Deshalb ist Auch ich habe ähnliche Erfahrungen es uns als Stadt enorm wichtig, gute Sport- beim TuS Fichte Lintfort machen dür- bedingungen zu schaffen und in unsere fen. Bei mir waren nur die Handelnden Sportvereine zu investieren. andere. Diese Menschen haben auch Heute ist das Bergwerk geschlossen. Im meinem Leben wichtige Impulse gege- Dezember 2012 ist die letze Schicht ein- ben, die Dinge und Menschen aus Sicht gefahren. Damit ist in Kamp-Lintfort eine positiver Wertschätzung zu sehen. Unge- Ära zu Ende gegangen. Das bedeutet achtet aus welchem Kulturkreis jemand allerdings nicht das Ende der Bergmanns- kommt, welche Religionszugehörigkeit tradition in unserer Stadt. Der Bergbau ist oder sozialen Status jemand hat. mit Kamp-Lintfort verbunden. Er hat die Menschen dieser Stadt geprägt und ist ein Ich hoffe, dass auch ich einen kleinen wichtiger Teil unserer Geschichte. Und diese Beitrag dazu leisten konnte, diese wun- Geschichte lebt weiter – in den Gebäuden auf derbare Tradition beim TuS Fichte Lint- der Zeche, den Gebäuden in unserer Stadt fort fortzusetzen, und es wäre schön, und in den Menschen, die mit der Zeche ver- wenn in 20, 30 oder 40 Jahren einer un- bunden waren. Auch die Hochschule trägt serer kleinen Titelhelden das Gleiche dazu bei, diese Geschichte fortzuschreiben. empfinden würde. Sie füllt das Zechengelände mit Leben. Sie Sehr geehrte Damen und Herren, spannt den Bogen zu den Anfängen unserer Liebe Sportfreunde, Mein besonderer Dank gilt den Verant- liebe Vereinsmitglieder, Stadtgeschichte. Denn mit der Gründung wortlichen der Stadt Kamp-Lintfort und des Klosters Kamp durch den Zisterzienser- ich darf Euch ganz herzlich zu den der Sparkassenstiftung Duisburg, die herzlichen Glückwunsch zu 100 Jahre TuS orden beginnt die (Bildungs-)Geschichte in Veranstaltungen anlässlich des 100- mit Ihrer Weitsicht die Weichen für eine Fichte! Sie haben in den letzten 100 Jahren Kamp-Lintfort. Und durch die Hochschule jährigen des TuS Fichte Lintfort begrüßen. sorgenfreie Zukunft für alle auf die- unsere Stadt und ihre Gesellschaft mitge- kommen wieder Menschen von überall her ser herrlichen Sportanlage spielenden prägt. Für Ihr großes Engagement in der in unsere Stadt. Das Jahr 2014 soll unseren Mitglie- Kamp-Lintforter Vereine gestellt haben. Vereins- und Jugendarbeit sende ich Ihnen Der TuS Fichte hat es immer wieder mit viel dern und den Menschen in der Stadt an dieser Stelle meinen herzlichen Dank! Engagement und Herzblut geschafft, die Kamp-Lintfort in guter Erinnerung blei- Die Geschichte des TuS Fichte ist eng mit Bürgerinnen und Bürger in Kamp-Lintfort ben. Zu den bewundernswerten Eigen- unserer Stadtgeschichte verbunden. Vor 100 zu begeistern und ihnen ein sportliches Zu- schaften des TuS Fichte Lintfort zählte Jahren blühte der Bergbau. Mit der Kohle hause zu geben. stets, dass es in diesem Verein immer kamen Arbeitsplätze. Und mit den Arbeits- Für die Zukunft Ihres Vereines wünsche ich wieder Persönlichkeiten gab, die bereit plätzen kamen Menschen aus anderen Ihnen weiterhin alles Gute. waren, sich über das von Ihnen erwartete Ländern und Kulturen nach Kamp-Lintfort. Maß hinaus einzusetzen und somit zahl- Die Zechenarbeiter waren es schließlich, reichen jungen Menschen einen festen die den TuS Fichte gründeten und damit ei- Platz in einer Gemeinschaft zu geben, in nen Ort schufen, wo Menschen gemeinsam der sie willkommen sind. ihre Freizeit verbrachten – unabhängig von ihrer Herkunft und Nationalität. Der Sport im Besonders berührt haben mich die offe- Verein leistet damit einen wichtigen Beitrag Prof. Dr. Christoph Landscheidt nen Worte des „Ehemaligen“ Reinhard Franz Gerd Wahle 4 dazu, Menschen zusammenzubringen und Bürgermeister Gelzenleuchter auf den Seiten 76 – 77. 1. Vorsitzender 5
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort René Schneider Manfred Klessa Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport Vorsitzender des StadtSportVerbandes Kamp-Lintfort e.V. Grußwort Grußwort bedingungen. Die Gründungsmitglieder Gebäude, hier wurde sehr viel Eigenarbeit von Fichte wagten den Schritt zum eige- geleistet. nen Verein also trotz schwieriger politi- scher Lage. Im Verein wurden ein Tambourkorps und ein Spielmannszug betrieben und über Zwei Weltkriege und Jahrzehnte der Ent- die Jahre viele Sportarten wie Turnen, behrung konnten der Idee eines Arbeiter- Fußball, Handball und Leichtatlethik aus- sportvereins nichts anhaben. Beim TuS geübt, heute sind es Fußball, Kuk Sool Fichte Lintfort treiben Jung und Alt, Dick Won und seit kurzer Zeit auch Cheerlea- und Dünn, Groß und Klein miteinander ding. Besonders erfreulich ist die Mitglie- Sport und kämpfen gemeinsam für ih- derentwicklung der letzten Jahre, heute ren Verein. Dieser Gedanke blieb durch sind mit Stand Anfang 2014 insgesamt die Jahrzehnte und das ganze Jahrhun- 558 Mitglieder im Verein, davon 350 Kin- dert immer in den Köpfen der Menschen. der und Jugendliche bis 18 Jahre. Die gute Fichte ist ein großes Stück Kamp-Lintfor- Jugendarbeit des TuS Fichte wird damit ter Geschichte und der Verein kann stolz dokumentiert. Jugendarbeit war über die auf 100 Jahre Tradition zurückblicken. gesamte Zeit ein erklärtes Ziel und eine der tragenden Säulen des Vereins. Dies Ich ziehe den Hut vor den vielen Men- hat die Voraussetzungen zu der heutigen Liebe Vereinsmitglieder, schen, die bis heute ihre ganze Schaf- Als amtierender Vorsitzender des Stadt- Leistungsstärke in den verschiedenen liebe Leserinnen und Leser, fenskraft für den Verein und die SportVerbandes Kamp-Lintfort e.V. ist es Sportarten geschaffen und mit zu der sehr Kamp-Lintforter Gesellschaft einsetzen. mir eine besondere Ehre und auch Freu- positiven Entwicklung des Vereins beige- in diesem Jahr feiert der TuS Fichte Dafür bedanke ich mich auch im Namen de, dem Verein TuS Fichte Lintfort e.V. und tragen. Lintfort sein 100-jähriges Bestehen. Im der SPD Kamp-Lintfort und gratuliere seinen Mitgliedern zum 100-jährigen Ju- Gründungsjahr 1914 hatte die arbeitende herzlich zum 100. Geburtstag! Den Jubi- biläum herzlich zu gratulieren. Mit der Einweihung der neuen Sportanlage Klasse genug von den elitären bürger- läumsfeierlichkeiten wünsche ich gutes und dem Vereinsheim Anfang 2012 ist für lichen Vereinen. Es war Zeit für einen ei- Gelingen und dem Verein auch weiterhin Der TuS ist einer der ältesten Vereine der Fichte, aber auch für den Fußballsport all- genen Sportverein der Arbeiterklasse, in sportlichen Erfolg sowie ein herzliches Stadt Kamp-Lintfort und entstand aus der gemein eine neue Entwicklung eingeleitet dem Arbeiter und Dienstboten gern gese- Glückauf! Arbeiterbewegung. TuS Fichte kann auf worden. Hier ist der Stadt Kamp-Lintfort hen waren. Zu dieser Zeit hatte Deutsch- eine sehr wechselvolle Vereinsgeschichte herzlich zu danken für ihr finanzielles und land noch einen Kaiser und lebte in einer zurückblicken. Entscheidende Einschnitte sonstiges Engagement, dies gilt auch für Monarchie. An eine demokratische Repu- in der Entwicklung waren jeweils die bei- die Sparkasse-Duisburg-Stiftung. blik war noch nicht zu denken. den Weltkriege und das Verbot des Vereins im Jahre 1933 durch das Nazi-Regime. Die Arbeiterbewegung in Kamp-Lint- Aber trotz aller widrigen Umstände haben fort war eng mit der sozialdemokrati- sich immer wieder verantwortungsvolle schen Partei verbunden. Zum gleichen Männer und Frauen gefunden, die in ih- Zeitpunkt gründete sich auch der SPD- rem Verein jeweils nachhaltige Aufbauar- Ortsverein Kamp-Lintfort. Es lag ein po- René Schneider beit geleistet haben. Dies galt nicht nur für Kamp-Lintfort, im April 2014 litischer Wandel in der Luft: Die ersten MdL, Vorsitzender des Ausschusses für die Ausübung des Sports, sondern auch Manfred Klessa 6 „Kumpels“ streikten für bessere Arbeits- Bildung, Kultur und Sport bei der Herstellung der Sportanlagen und 1. Vorsitzender 7
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort Peter Frymuth Walter Schneeloch Präsident des Fußballverbandes Niederrhein Präsident des Landessportbundes NRW e.V. Grußwort Grußwort Vereines nichtig. Doch hat man sich damals petenter Anleitung zu bewegen, Spaß in der gelobt den Verein wiederauferstehen zu Gemeinschaft zu haben und damit ihre Ge- lassen, so sind auch heutige Generationen sundheit und ihr Wohlbefinden zu steigern. Es gefragt, einen solch traditionsreichen Ver- ist unsere Aufgabe der Öffentlichkeit verstärkt ein für den Sport und die Region weiter- bewusst zu machen, welche Werte die rund leben zu lassen und mit immer neuem 20.000 Sportvereine mit ihren fast 600.000 Leben zu erfüllen. weitgehend ehrenamtlich tätigen Mitarbeite- rinnen und Mitarbeitern erarbeiten. Die Anzahl der heute bestehenden Mann- Mit seinen Aktivitäten sorgt der TuS Fichte schaften macht deutlich, dass der TuS Lintfort 1914 e.V. auch dafür, dass über die Fichte Lintfort voller Leben ist. Mit breiter Steigerung der Leistungsfähigkeit, der Inte- Jugendarbeit, erfolgreichen Senioren- gration oder der Sicherstellung von Gesund- Teams und auch Hobby- und Oldie-Angebo- heit und Wohlbefinden hinaus, besonders ten, hat man sich gut aufgestellt. Möglich die Wünsche, Interessen, Bedürfnisse und ist all dies nur dank der ehrenamtlichen Lebenslagen der Menschen im Umfeld des Leistung vieler, die den Verein im Laufe Vereins im Vordergrund stehen. der Jahre geführt und begleitet haben. Sie Allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und haben Sportlerinnen und Sportlern eine Mitarbeitern sage ich meinen herzlichen Dank Gemeinschaft geboten und so einen wich- und meine ehrliche Anerkennung. Sie haben Beeindruckend tigen Beitrag für das gesellschaftliche Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde, mit Ihrem Engagement den TuS Fichte Lint- Zusammenleben vor Ort und die sport- fort 1914 e.V. zu dem gemacht, was er jetzt – das ist sicherlich eine treffende liche Entfaltung vieler Jugendlicher in der TuS Fichte Lintfort 1914 e.V. feiert ein her- ist: nämlich ein starker, zukunftsfähiger und Bezeichnung, wenn ein Verein auf 100 Kamp-Lintfort geleistet. ausragendes Jubiläum. Auf 100 Jahre Ver- bürgernaher Sportverein! Jahre zurückblicken kann. Dass in dieser einsgeschichte können seine Mitglieder mit Ich bin sicher, dass Ihnen dieses Jubiläum historischen Zeitschiene eines Jahrhun- Die Herausforderungen, denen sich ein Ver- Recht stolz sein! Als Präsident des Landes- neue Kraft, neue Ideen und neue Perspektiven derts viele Höhen und Tiefen Bestandteil ein heute stellen muss, erfordern sehr viel sportbundes NRW e.V. gratuliere ich allen Mit- auf einem gemeinsamen Weg in die Zukunft des Vereinslebens waren, wird man schon Engagement und Flexibilität. Wir hoffen, gliedern, Freunden und Förderern zu diesem geben wird! Zum Jubiläumsjahr wünsche ich als selbstverständlich voraussetzen. In- dass es dem TuS Fichte Lintfort in diesen Jubiläum recht herzlich. der Vereinsführung weiterhin einen erfolgrei- soweit ist sicherlich die Geschichte des Zeiten immer wieder gelingt Menschen da- Seit Gründung des Vereins vor 100 Jahren hat chen Weg, verbunden mit allen guten Wün- Vereines sehr spannend. für zu begeistern, ehrenamtliche Aufgaben es in unserer Gesellschaft viele Veränderun- schen für eine positive Vereinsentwicklung. zu übernehmen. gen gegeben. Deshalb sind 100 Jahre erfolg- Den Vereinsmitgliedern wünsche ich auch in Gegründet zu Zeiten Kaiser Wilhelms II. reiche Vereinsarbeit mit Höhen und Tiefen, Zukunft viel Freude und Spaß am gemein- als „Arbeiterverein“ gegenüber den bür- Der Fußballverband Niederrhein dankt al- mit Schicksalsschlägen und Erfolgen verbun- schaftlichen Sport! gerlichen Vereinen der Region – Schon len Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des den. Ein großes Maß an Idealismus und eine diese Einleitung reicht, um zu verdeutli- Vereins für das große persönliche Engage- Fülle von Arbeit sind erforderlich gewesen, chen welche gesellschaftlichen und politi- ment und wünscht den Feierlichkeiten zum um den TuS Fichte Lintfort 1914 e.V. durch alle schen Veränderungen der Verein im Laufe Jubiläum einen schönen Verlauf. Wirren der Zeit zu bringen und ihm die heutige eines Jahrhunderts durchlebt hat. Gegen- Grundlage zu geben. über Kriegen und politischen Verboten, wie Herzlichst, Durch das dichte Netz der Sportvereine ha- der TuS Fichte sie bereits hinter sich hat, Peter Frymuth ben viele Menschen in unserem Land die Walter Schneeloch 8 wirken die heutigen Probleme eines Präsident Fußballverband Niederrhein Möglichkeit sich in ihrer Freizeit unter kom- Präsident des Landessportbundes NRW e.V. 9
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort Vorwort Einleitung Wir erinnern uns: Fußball ist ein Kulturgut. Teil von Kultur. Die Entstehung der Kultur, Vorwort Vorwort Das 100-jährige Vereinsjubiläum, die Mo- so auch des Fußballs, ist Teil des Zivili- dernisierung der Platzanlage, aber auch sationsprozesses der Menschen. Norbert das noch immer aktuelle Thema von Ge- Elias, Soziologe und Theoretiker des Zi- walt im Fußball sollen Anlass sein, sich vilisationsprozesses, erkannte, dass das zu erinnern. Der Fußball – und der Sport Fußballspiel einer der ersten nichtmilitä- im Allgemeinen – sind ein besonderes rischen Kämpfe ist, das – unter Einhal- soziales Phänomen. Fußball begeistert tung von Spielregeln zur Ermittlung eines und verbindet Menschen über Alters-, Ge- Siegers – das Verletzungsrisiko weit- schlechts- und Landesgrenzen hinweg. Er gehend ausklammert. ist zu einem Kulturgut erwachsen, in dem sich sportliche mit gesellschaftlichen und Bis dahin galt das Duell als ein unter Re- politischen Ereignissen verbinden. Kom- geln stattfindender Fechtkampf zwischen merzialisierung und Professionalisierung Ehrenmännern als rechtmäßiges Mittel sind jene Schlagworte, mit denen die der Konfliktlösung und der Ermittlung neueren Entwicklungen, insbesondere eines Siegers, das nicht selten zum Tod die des Profi-Fußballs, unter Vorzeichen führte. Es war zunächst die englische der Globalisierung beschrieben werden. Oberklasse, die seit dem 18. Jahrhundert Fußball hat allerdings weitere Dimensio- Fußball als Freizeitbetätigung etablierte nen. Er ist nicht nur irgendein beliebiger und neben anderen Sportarten – vornehm- lich Turnen und Boxen – einen geregelten rung als Voraussetzung zur Bildung politi- Wettkampf und eine „neue Form“ der Lust scher Urteilskraft. Soziale Gruppierungen am Spiel einführen konnte. Die Arbeiter- innerhalb und außerhalb der Arbeiter- klasse, die sich zunehmend als bürgerlich schaft kämpften für eine Etablierung des verstand, tat sich anfangs schwer mit die- Fußballs – auch hier vor Ort. Allen voran sem aus England stammenden Ballspiel, Gymnasiasten, die sich an der Oberklas- das man hierzulande nicht nur als zu se orientierten. Erst mit der Verringerung wettkämpferisch und zu individualistisch der Arbeitszeit Ende des 19. Jahrhunderts ansah, es war verpönt, insbesondere bei sowie einer Verbesserung der sozialen Si- den national gesinnten Turnern. tuation der Arbeiterklasse ist der Fußball in die Arbeiterquartiere eingezogen. Die Auch wenn in Kamp-Lintfort zweifelsfrei „Alt-Siedlung“ (erbaut ab 1909), die dem eine enge Verbindung zwischen Zeche und heutigen Stadtteil Lintfort entspricht, er- Vereinsmitgliedern bestand, zersplitterte möglichte – vornehmlich den aus Polen sich die Vereinslandschaft in Deutsch- und Ostpreußen eingewanderten Land- land in klassenkämpferische und politi- und Bergarbeitern – ein Leben in Ein- sche Segmente. Nur Sportler sein, war klang von Arbeit, Wohnen und Freizeit zu zu wenig. Politisch hatte der Sportler zu führen. Geselligkeit, soziale Kontakte und sein und insbesondere der Turner. Turnen sportliche Ertüchtigung als Ausgleich zur 10 diente dem Erlernen von Selbstdisziplinie- körperlich harten Arbeit der „Kumpels“ 11
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort Zur Namensgebung Ein kleiner Exkurs Namensgebung Die Namensgebung des Vereins geht zu- schließlich erfolgreich, wie wir wissen – zu Vorwort rück auf Johann Gottlieb Fichte, geboren unterstützen. Er war der erste Rektor der am 19. Mai 1762 in Rammenau und am 29. heutigen Humboldt-Universität zu Berlin Januar 1814 in Berlin verstorben. Er war und auch er hat – neben den Vorausset- ein deutscher Philosoph, der – neben E. zungen eines National- und Rechtsstaa- Kant, G. W. Hegel, F. W. Schelling und in tes – ebenfalls die Wichtigkeit der Selbst- der Folge K. Marx – in der Tradition der disziplinierung des Menschen als weite- „Wissenschaftslehre“ des Deutschen Ide- ren Baustein gesellschaftlicher Entwick- alismus steht. lung gesehen und durch seine sogenannte „Sittenlehre“ herausgearbeitet. Wie bereits am Beispiel England skizziert wurde, war die Oberklasse an der Etablie- Der Mythos vom Arbeiterfußball ist in der rung des Fußballs als Freizeitbetätigung Sozialgeschichte oft dokumentiert wor- maßgeblich beteiligt. So auch in Deutsch- den. Indizien sprechen dafür, dass die land. Fichtes Beitrag in der Französischen Geschichte des Arbeiterfußballs auch im Revolution findet sich in seinen „Reden an TuS Fichte Lintfort ein Mythos ist. Die Er- die deutsche Nation“, in denen er zum Wi- innerung daran, dass Fußball ein Kultur- derstand gegen Napoleon aufrief, um die gut ist, hat gezeigt, dass die Entstehung in Frankreich geborene soziale Bewegung des Fußballs aus England stammt und waren eng damit verbunden. So war der jene Zeit, in der das Vereinsleben flächen- für mehr „Freiheit, Gleichheit und Brüder- zunächst eine Freizeitaktivität der Ober- Fußball nicht mehr nur eine Freizeitbe- deckend seine gesellschaftspolitische lichkeit als rechtmäßigen gesellschaft- klasse war, die die jüngere Bevölkerung, schäftigung der Oberklasse und Gymna- Verankerung findet. Der TuS Fichte Lint- lichen Fortschritt auch in Deutschland – später die Arbeiterklasse, nachahmte. Mit siasten, sondern auch der Arbeiterklasse fort 1914 e.V. konnte dazu beitragen, dass Etablierung des Fußballs als Freizeitbetä- und damit fester Bestandteil der Freizeit- die Menschen vor Ort stets einen Anlauf- tigung konnte ein Medium des friedlichen kultur insgesamt. Die Veränderung – und punkt hatten, sich sportlich und gesell- Wettkampfes geschaffen werden, dass zwar vom (Todes)Kampf zum (geregelten) schaftspolitisch zu betätigen und damit die Selbstdisziplin des Menschen erfor- Wettkampf – als Wandel der gesellschaft- ihrem Handeln in der Freizeit sinnvoll dert und die Sensibilisierung gegenüber lichen Verhaltens- und Affektregulierung Ausdruck zu verleihen. Vereinsmitglieder, Gewalt in der Bevölkerung förderte. Der nannte Erasmus Rotterdam die „Verfei- die Stadt, jeder Einzelne von Anfang an Fußball ist trotz bestehender Probleme im nerung der Manieren“. Langfristig sollte bis heute, sind daran beteiligt, dass der Zusammenhang mit Fremdenfeindlich- sich daraus eine Sensibilisierung gegen- Verein – auch über Krisen hinweg – sei- keit, Rassismus und Rechtsextremismus über Gewalt entwickeln. ne gesellschaftliche Integrationsfunktion eine Integrationsinstanz der Gesellschaft. wahrnehmen konnte und wird. Noch immer zählen Wettbewerb, Leis- Die moderne Gesellschaft des 20. und 21. tungsorientierung, Solidarität, Soziabili- Jahrhunderts erfordert von Ihren Bürger- Literaturverzeichnis tät und Vertrauen, ebenso (Spiel-)Regeln, Innen das ständige Aufrechterhalten der Elias, Norbert/Dunning, Eric, Sport und Disziplin, Respekt und Toleranz zu den Selbstkontrolle. Integration durch Fußball Spannung im Prozess der Zivilisation, in: wesentlichen Elementen, die der Fußball bedeutet, dass Menschen ihre ureigens- Norbert Elias, Gesammelte Schriften, Bd. vermittelt. Kurzum: der Fußball – und so ten Triebe, Affekte und Emotionen zu kon- 7, Frankfurt/Main 2003 verstehen sich Verein und Mitglieder – trollieren erlernen. Nicht zufällig fällt die Schiffer, Jürgen, Fußball als Kulturgut, vermittelt Werte und integriert Menschen 12 Gründung des TuS Fichte Lintfort 1914 in Teile I – III, Köln 2004/07 sinnvoll in die Gesellschaft. 13
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort Die Chronik des TuS Fichte Lintfort 1914 e.V. Eine Zeit, die man nicht vergessen wird. 1. Gründung und Anfangsjahre vergleichbare Organisationen in Deutsch- Während des Ersten Weltkrieges, der das Chronik Chronik des Vereins land ist er nach dem Erzieher und Philo- gesellschaftliche und sportliche Leben sophen Johann Gottlieb Fichte (1762 – 1814) weitgehend zum Erliegen brachte, wurden Die Anfänge des Turn- und Sportver- benannt. Zugewanderte Bergleute der seit nahezu alle Fichte-Sportler eingezogen. eins Fichte Lintfort liegen in den letzten 1912 für den Absatz fördernden Doppel- So erging es auch den Mitgliedern anderer Jahren der Regierungszeit Kaiser Wil- schachtanlage der Steinkohlenbergwerk Sportvereine, etwa des im Mai 1916 „von helm II., als die Industrialisierung des Friedrich Heinrich AG haben den Verein ins einigen Lehrern und Bürgern“ des Ortes Kamp-Lintforter Gebietes durch den Berg- Leben gerufen. Namentlich bekannt sind ins Leben gerufenen Lintforter Turnver- bau grundlegende wirtschaftliche und ge- von den Vereinsgründern des Jahres 1914 eins 1916, des Vorgängers des Lintforter sellschaftliche Veränderungen auslöste. heute leider nur noch Hugo Angermüller, Spielvereins. Nach seiner kriegsbeding- Dazu gehörte auch die Entstehung neuer Hermann Bahr und Gottfried Kovnatski. ten „Stilllegung“ wurden die vorhandenen Sportvereine. So kam es im März 1914, am Fichte Lintfort war nach der Rad- und Turngeräte, welche die Zeche Friedrich Vorabend des Ersten Weltkrieges, im Gast- Motosportvereinigung „Frischauf“ von 1912 Heinrich den „Lehrern und Bürgern“ ge- hof von Heinrich Rösken (vorher: „Zur neu- bereits die zweite örtliche Organisation der stiftet hatte, umständehalber dem TuS en Industrie“) im heutigen Ortsteil Rossen- sozialdemokratisch orientierten Arbeiter- Fichte zur weiteren Verwendung „über- ray zur Gründung des TuS Fichte. Wie viele sportbewegung. macht“. Diese knappe Information, die ei- nem späteren Zeitungsartikel entnommen ist, lässt zugleich erkennen, dass das Ver- einsleben bei den Fichte-Turnern während des Krieges nicht vollständig erloschen war. Weitere verlässliche Nachrichten aus den Anfangsjahren des TuS Fichte Lintfort sind jedoch nicht überliefert. Abb. 2: Hermann Trautmann sen. (1878 – 1933), Vereinsvorsitzender von 1921 – 1932. 2. Zwischen Weltkrieg und Diktatur: und von Beruf Hauer bei der Friedrich TuS Fichte Lintfort in der Weimarer Heinrich AG, war erst im März 1918 von Republik Hamborn nach Lintfort zugezogen. Fichte Lintfort empfing im Oktober 1919 wieder Nach dem Kriegsende und der November- „neues Leben“ und zählte im folgenden revolution 1918 gelang zu Beginn der Jahr unter seinem damaligen Vorsitzen- Weimarer Republik, als das Kamp- den Max Hoffmann bereits rund 200 Mit- Lintforter Gebiet von belgischen Truppen glieder. besetzt war, schon bald die Reorgani- sation des Vereins. Maßgeblicher Anteil In dem jetzt folgenden Zeitraum bis 1933 hieran wird dem Bergmann, späteren entwickelte sich der TuS Fichte Lintfort, SPD-Kommunalpolitiker und Vorsteher der Rot und Weiß zu seinen Vereins- der Gemeinde Lintfort Hermann Traut- farben gewählt hatte, aus relativ beschei- mann sen. zugeschrieben. Trautmann, denen Anfängen zum am Ort größten und 14 Abb. 1: Gasthof „Zur neuen Industrie“ von Carl Schäfer an der Moerser Straße in Rossenray. geboren 1878 in Greiffenberg/Schlesien politisch einflussreichsten Sportverein. 15
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort 2.1 „Da doch unsere Ziele und Zwecke der helfen. Wir würden demzufolge vor- Chronik Chronik Gesammtheit dienlich sind“ schlagen und ergebenst darum bitten, daß uns der Schulhof der katholischen Die gezielte öffentliche Förderung der oder evangelischen Schule hierselbst zur Sportvereine durch die Industriegemein- Verfügung gestellt werden möchte, wo- den des Kamp-Lintforter Gebietes stand rauf wir unsere Sportübungen betätigen zu Beginn des 20er Jahre erst an ihrem könnten. Als Platz für Unterbringung der Anfang. Die Steinkohlenbergwerk Fried- Geräte könnte uns ein Raum im Keller rich Heinrich AG hatte sich zwar schon einer dieser Schulen zugewiesen wer- recht früh zur Unterstützung von „Sport den. Wir glauben annehmen zu dürfen, und Spiel für unsere Arbeiterjugend“ be- daß unserem Ersuchen nichts im Wege kannt, dabei jedoch vornehmlich bürger- stehen dürfte, da doch unsere Ziele und liche Sportvereine im Blick. Am 8. März Zwecke der Gesamtheit dienlich sind“. 1920 wandte sich Max Hoffmann daher Mit der „katholischen Schule“ ist hier die im Auftrag des Fichte-Vereinsvorstandes Katholische Schule Lintfort II (das heuti- in einem Schreiben „ganz ergebenst“ mit ge Alte Rathaus) an der Moerser Straße folgender Bitte an das Bürgermeisteramt und mit der „evangelischen Schule“ das in Kamp: „Auch wir möchten mit unserer frühere Schulgebäude an der Pestalozzi- Jugend gern ins Freie, um Leibesübungen straße gemeint. etc. in der Gesundheit fördernden fri- schen Luft abhalten zu können. Leider Das Schreiben Hoffmanns, das als steht uns in dieser Beziehung kein pas- ältestes im Original erhaltenes Schrift- sender Platz zur Verfügung, denn es dokument zur Geschichte des TuS Fichte muß auch gleichzeitig ein Raum dabei Lintfort gelten darf, schließt mit „Frei sein, wo wir unsere Geräte unterbringen Heil“, der Ende des 19. Jahrhunderts auf- können. Viele Gemeinden Deutschlands gekommenen Grußformel der Arbeiter- haben in dieser Beziehung den Turn- turnbewegung. Das Gesuch der Fich- und Sport-Vereinen ihre Turnhallen mit te-Sportler führte dazu, dass die Frage beiliegenden Spielplätzen unentgeltlich nach der „Benutzung von Schulräumen zur Verfügung gestellt, da dieselben und Plätzen zu anderen als Schulzwe- rechtzeitig den Wert der Leibesübungen cken“ öffentlich erörtert und schließlich für die gegenwärtige Generation zu auch zum Vorteil aller Turnvereine be- würdigen verstanden“. antwortet wurde. Man kam nämlich 1920 im Lintforter Gemeinderat zu der fol- Nach dieser Beschreibung der Aus- genden grundsätzlichen Entscheidung: gangsituation argumentierte Hoffmann „Für Turnzwecke sollen die Spielplät- weiter: „Da nun in unserer Gemeinde ze der Schulen bis zur Schaffung eines derartige wohltätige und zugleich auch besonderen Sportplatzes zur Verfügung nützliche Einrichtungen noch nicht gestellt werden. Die Turngeräte können vorhanden sind, ist man gezwungen, in den Kellerräumen untergebracht wer- Abb. 3: Seite 3 des handschriftlichen Antrages des TuS Fichte Lintfort vom 8. März 1920 mit darunter 16 sich in einer anderen Art und Weise zu den“. gesetzter Verfügung des kommissarischen Bürgermeisters Hubert Lesaar. 17
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort Mit der Möglichkeit, fortan Schulhöfe und Toren, einer „Ankleide-Halle“ und einem als sich auch in der Gemeinde Lintfort Chronik Chronik Schulräume nutzen zu können, war der Schlagballplatz bestehen. Die damalige die Unabhängige Sozialdemokratische Turnabteilung zwar einstweilen gedient. Gemeinde Lintfort und der preußische Partei Deutschlands (USPD) von der SPD Im TuS Fichte Lintfort wurden zu Beginn Staat gewährten 1922 für die Herrichtung abspaltete, zunächst mehrfach gewech- der 20er Jahre aber auch schon – und des Sportplatzes die beantragten Beihilfen. selt zu haben. Im März 1920 ist es nach zwar mit deutlich steigender Tendenz – Auf der entsprechenden Luftbildkarte des Aktenlage noch der schon erwähnte Max Fußball und Feldhandball gespielt (vgl. Kamp-Lintforter Gebietes von 1927 ist die Hoffmann, der diese Aufgabe wahrnimmt, Kapitel 2.3). Ein erster Fichte-Sportplatz Anlage hinter der Bäckerei Holland in ihren später im gleichen Jahr und Anfang 1921 bestand zeitweise „in dem Sumpfgelände“ Umrissen deutlich zu erkennen. wird hingegen Heinrich Baltes in dieser am Vinnmannsweg bzw. an der späteren Funktion erwähnt. Im weiteren Verlauf des Pumpstation. Der zeitlich nächste und Daneben wurde bis 1922 auch die zechen- Jahres 1921 wurde Hermann Trautmann eindeutig lokalisierbare Fichte-Platz lag eigene Turnhalle des LSV an der Berta- sen. (1878 – 1933), „der alte Trautmann“, östlich der Pestalozzistraße hinter der straße und sodann die 1922 an der Zechen- wie er in Vereins- und Parteikreisen gerne Bäckerei von Heinrich Holland, Moerser bahnkreuzung, wo sich die Straßenbahn genannt wurde, zum Vereinsvorsitzenden Straße 398. Nach einem überlieferten und die Zechenbahn kreuzten, fertigge- gewählt. Dieses Amt übte er bis 1932 un- „Situationsplan“ vom Oktober 1921, der stellte Turnhalle der Evangelischen Schule unterbrochen und umsichtig aus. einem Beihilfeantrag beigegeben war, Lintfort I (später: Ebert-Schule) – sie war sollte er auf angepachtetem Grund idea- die erste Schulturnhalle in Kamp-Lint- lerweise aus einem Fußballfeld mit zwei fort überhaupt – von den Fichte-Sportlern 2.2 Fichte-Platz und Fichte-Heim Abb. 5: Lageplan des Fichte-Sportplatzes hinter der an der Franzstraße Bäckerei Holland von 1921 mit der Unter- schrift von Hermann Trautmann sen. und ei- nem Abdruck des damaligen Vereinsstempels. Ein eigener und auf Dauer angelegter Sportplatz war zu Beginn der 20er Jah- re weiterhin das Ziel des TuS Fichte. mitgenutzt. Im folgenden Jahr beschloss Doch erst 1925 kam Bewegung in die An- der Gemeinderat von Lintfort durchaus gelegenheit. Im Februar und im November wohlwollend, „die Pacht für das von dem 1925 nämlich erwarb die Gemeinde Lint- Sportverein Fichte angepachtete Terrain“ fort aus dem Besitz des Rossenrayer hinter der Bäckerei Holland zu über- Bauern Wilhelm Höfer unbebaute Grund- nehmen. Diese betrug „3 Zentner Roggen stücke in Lintfort und in Rossenray mit für 3 Jahre“. Weiterhin sollten „dem An- einer Fläche von insgesamt 8 ha, um sie trage des Sportvereins entsprechend zu zum Ausbau der August-, Georg-, Katten- dem Ankleideraum der Turnhalle eine Tür und Michaelstraße sowie im Rahmen ihrer geschaffen“ und die Kosten für die kommunalen Wohnungsbaupolitik, aber „Instandsetzung von Turngeräten pp.“ auch „zur Anlegung geeigneter Sport- und übernommen werden. Spielplätze für die vielen Jugendvereine in der Gemeinde“ zu nutzen. Die Fichte- Der Vereinsvorsitz scheint bei Fichte Sportler interessierten sich in diesem Lintfort in den politisch unruhigen Jahren Zusammenhang 1925 ernsthaft für den 18 Abb. 4: Fichte-Fußballmannschaft 1921. nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, „Ankauf eines Platzes zwecks Anlegung 19
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort durch notariellen Kaufvertrag am 14. Juli ße fortgeführt. Mit der Fertigstellung des Chronik Chronik 1927 von der Gutsbesitzerwitwe Elisabeth neuen Sportplatzes auf einer Fläche von Schürmann geb. Hoff den Schürmannns- 14.300 m2 war die Zeit der Provisorien be- hof (Boegenhof) in Rossenray und zuge- endet. Bis heute ist die Anlage die Heim- hörigen Grundbesitz von 25 ha und 64 ar. statt des TuS Fichte Lintfort. Spätestens Nördlich grenzten die Schürmannschen im Mai 1929 führte der Verein den Zusatz Grundstücke an das frühere Höfersche „e.V.“, doch ist nicht mehr zu ermitteln, Gelände an. Der Ankauf sollte vorrangig wann genau die erstmalige Eintragung „Kleinwohnungsbauzwecken“, aber auch in das Vereinsregister des Amtsgerichts zur Anlegung von Sportplätzen dienen. Rheinberg erfolgte. So wurde zunächst ein geeignetes Areal südlich der Boegenhofstraße 1927/30 nach Plänen eines Düsseldorfer Gartenarchitek- ten schrittweise zum Gemeindesportplatz bzw. zum gemeindeeigenen Stadion des Industrieortes ausgebaut. Schon bald er- hielt die ansprechend gestaltete öffentliche Sport- und Grünanlage in der Bevölkerung den Namen „Volksgarten“. Ferner fasste der Lintforter Gemeinde- Abb. 6: Das Tambourcorps 1928. rat am 23. März 1928 den folgenden Be- Abb. 7: Sportfest 1930 auf dem Fichte-Platz an schluss: „Mit der vorgeschlagenen Ver- der Franzstraße. eines Sportplatzes“. Bürgermeister Hubert Gebäulichkeiten und Einrichtungen errich- pachtung von Sportplatzgelände an den Lesaar schlug demgegenüber vor, „dem ten können, die für das Gebiet der Jugend- Turn- und Sportverein Fichte auf 30 Jahre In einem weiteren Schritt entstand Turn- und Sportverein Fichte das Gelän- pflege und Leibesübungen nötig seien. Falls mit der Maßgabe, daß der Pachtvertrag so 1929/30 auf dem Fichte-Platz in weit- de hinter der Bäckerei Holland in Größe der Verein aus dem Arbeiter-, Turn- und lange verlängert wird, als der Verein Sport gehender Eigenleistung der Vereinsmit- von etwa 6 Morgen langfristig gegen eine Sportbund Deutschlands austräte, so solle treibt, ist Gemeinderat einverstanden. Da- glieder sowie unter ergänzender Einbe- Anerkennungsgebühr zu verpachten“. der Platz mit sämtlichen Gebäulichkeiten durch, daß der Verein auf das Eigentums- ziehung von Arbeitslosen, die für ihre Diese Lösung lehnte der Lintforter ohne Entschädigung an die Gemeinde recht auf den Platz verzichtet, übernimmt Tätigkeit eine finanzielle Entschädigung Gemeinderat jedoch kategorisch ab. zurückfallen. Diesem Antrage wird mit es die Gemeinde, den Platz in gleicher seitens des Vereins erhielten, das bau- allen gegen 4 Stimmen zugestimmt“. Zu Weise einzufriedigen und anzulegen wie rechtlich als Wohnhaus mit Versamm- Sodann heißt es im Januar 1926 im Pro- einer solchen Grundstücksübertragung den Gemeindeplatz“. Mit der erstmaligen lungsraum konzipierte Vereinsheim. Zur tokollbuch der Gemeinde Lintfort zu- seitens der Gemeinde kam es jedoch nicht. Verpachtung waren die Grundlagen für die Finanzierung des Bauvorhabens, mit nächst: „Von der mehrheitssozialistischen Schaffung des Fichte-Platzes auf dem ehe- dessen Realisierung im Sommer 1929 Partei wird nunmehr der Antrag gestellt, Inzwischen wuchs der Verein weiter; 1926 mals Schürmannschen Besitztum in Ros- begonnen wurde, gewährte die Gemeinde dem Turn- und Sportverein Fichte den sollen allein 200 Kinder und Jugendliche senray gelegt. Die Franzstraße – benannt Lintfort, die weiterhin Grundstücks- von ihm erstrebten Platz als Eigentum für Mitglied im TuS Fichte gewesen sein. Die ist die Koloniestraße nach Franz Brenner, eigentümerin blieb, dem Verein eine eine Kaufsumme von 50 RM zuzüglich der Sportplatzangelegenheit nahm unter- dem ersten technischen Direktor der Fried- Hauszinssteuerhypothek in Höhe von entstehenden Kosten zu übergeben. Der dessen schon bald erneut einen anderen rich Heinrich AG – war zu dieser Zeit im 4.000 Reichsmark und eine Gemeinde- 20 Sportverein Fichte solle auf dem Platz alle Verlauf, denn die Gemeinde Lintfort erwarb Übrigen noch nicht bis zur Moerser Stra- hypothek in gleicher Höhe. 21
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort Im Erdgeschoss des Gebäudes befanden gehörte. Das traditionelle Turnerkreuz, tischer Hinsicht gegenüber dem Wett- Leipzig (1922) und Nürnberg (1929) sowie Chronik Chronik sich nach der Bauzeichnung vom Mai 1929 wie es von den bürgerlichen Vereinen kampfgedanken, den Sportspielen und der an den beiden aufwändig inszenierten Ar- ein Versammlungsraum, ein Geräteraum, geführt wurde, besteht aus vier F mit Leichtathletik öffnete. Der Umstand, dass beiterolympiaden in Frankfurt/Main (1925), eine Küche und ein Sitzungszimmer so- den Bedeutungen „frisch“, „fromm“, die überlieferte Vereinsfahne auf die 1919 wo die 3.000 teilnehmenden Sportler ohne wie Sanitäranlagen, während das Oberge- „fröhlich“ und „frei“. Von diesen nutzte begonnene Mitgliedschaft im ATSB direkt Nationaltrikots unter den Klängen der In- schoss die Wohnung aufnahm. Sie wurde die Arbeitersportbewegung jedoch nur Bezug nimmt, gibt zugleich einen Hinweis ternationale in das Waldstadion einzogen, am 1. April 1930 von der Familie Trautmann die beiden oberen gespiegelten und auf den Zeitpunkt der Anfertigung dieser sowie in Wien (1931), wo sich 25.000 Ar- bezogen, die bis dahin in einem Haus der auf dem Kopf stehenden F und ließ sie Fahne. Es muss 1919 oder später gewesen beitersportler zusammen fanden. An den Auguststraße in der Lintforter Arbeiter- auf einem entsprechend verbreiterten sein. Die Rückseite der Vereinsfahne zeigt Großveranstaltungen sollen jeweils 50 bis kolonie gelebt hatte. Auf Grund der Ver- T ruhen. Durch diese drei Versalien im Übrigen u.a. den Schriftzug „Wenn die 60 Sportler des Kamp-Lintforter Vereins legung des Wohnsitzes nach Rossenray (Großbuchstaben) schlang sich verbin- Glocken der Freiheit klingen, Fichte-Tur- teilgenommen haben. Berichtet wird in musste Hermann Trautmann sen. sein Amt dend ein S. Die vier Buchstaben stehen ner dann mutig mit ringen“. diesem Zusammenhang u.a. über die 4 x als Gemeindevorsteher von Lintfort natür- dabei für die Eigenschaften „frisch“, 100 m-Staffelläufer des TuS Fichte Lint- lich aufgeben. Die Platz- und Heimweihe „frei“, „stark“ und „treu“! In den überlieferten Akten des Bür- fort, die 1929 beim ATSB-Bundesfest in fand am 23. Mai 1930 statt. germeisteramtes werden 1930 als Ver- Nürnberg den 3. Platz belegten. einsvorsitzender Hermann Trautmann sen., als Schriftführer Karl Kaufmann, über den nichts Näheres bekannt ist, und als 2. Kassierer Emil Fusek genannt. Eine Funktion innerhalb des Vorstandes übte zu dieser Zeit auch Hermann Bahr aus, einer der Vereinsgründer des Jahres 1914. Aus gesundheitlichen Gründen übergab „der alte Trautmann“, der im April 1929 noch einen Lehrgang der Leipziger Bun- desschule des Arbeiterturn- und Sport- bundes Deutschlands (ATSB) für Ver- Abb. 8: Richtkranz über dem Fichte-Heim 1930. einsgeschäftsführer besucht hatte, 1932 das Amt des Vereinsvorsitzenden an sei- Um 1930 wurde auf dem Sportplatz nen jetzt 27-jährigen Sohn Hermann an der Franzstraße auch ein Fichte- Trautmann jun. (1905 – 1981). Denkmal mit einem Obelisken als Mit- telpunkt errichtet. Der Verfasser des Entwurfs für dieses Denkmal ist heu- te unbekannt. Den oberen Abschluss Abb. 9: Fichte-Denkmal auf dem Sportplatz an der 2.3 Sportliche Erfolge Abb. 10: Die Läufer der 4 x 100 m-Staffel 1929. des emporragenden Obelisken, in den Franzstraße um 1930. Plaketten eingelassen waren, bildete Während der ereignisreichen 1920er Neben der Turnabteilung, die von Turn- jedoch nicht eine pyramidenartige Spit- Der Arbeiterturn- und Sportverein (ATUS) Jahre nahmen die Lintforter Fichte-Sport- wart Hermann Trautmann sen. und Turn- ze, sondern das Symbol des deutschen Fichte war seit 1919 dem Arbeiterturn- ler schon bald eine führende Stellung im bruder Fritz Schibgilla weiter auf- und Arbeiter-Turn- und Sportbundes, dem und Sportbund Deutschlands (ATSB) damaligen Kreis Moers ein und beteiligten ausgebaut wurde, bereits 1920 Ausrichter 22 auch TuS Fichte Lintfort seit 1919 an- angeschlossen, der sich in programma- sich aktiv an den Bundesfesten des ATSB in eines Bezirksturnfestes war und bald eine 23
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort Erweiterung durch eine Unterabteilung Ab dem Herbst 1924 wurden auch im chen Mannschaft zählten u.a. Otto Arndt 1927 auch das Tambourcorps. Es wurde Chronik Chronik für Frauen- und Kinderturnen erfuhr, Bezirk Niederrhein Meisterschaftsspiele (Torwart), Karl Baschab, Leo Bennauer, von Erich Griese, Karl Grube, Hugo Ha- bestand seit 1920 – nach anderen Infor- im Feldhandball ausgetragen. Mehrfach Clemens Hickenbach, Gustav Jachmann, melmann, der die Leitung übernahm, Otto mationen jedoch angeblich erst seit 1923 ging der Titel an die Handballer des TuS Karl Lehnhard, Willi Spatz, Ehrfried Horn, Franz Kempf, Robert Rieger und – auch eine Abteilung für Feldhandball Fichte Lintfort. Zu dieser sehr erfolgrei- Trautmann, Hermann Trautmann jun. Ernst Vieler ins Leben gerufen und zähl- und Josef Wiatrowski. Pfingsten 1930 kamen die Fichte-Hand- baller als Vertreter des ATSB in Amster- dam zu einem 9:5-Erfolg über eine nieder- ländische Auswahl. Die Brüder Ehrfried und Hermann Trautmann jun. gehörten im Juli 1931 bei der Arbeiterolympiade in Wien der deutschen Auswahl an, die je- doch das Entscheidungsspiel um die In- ternationale Meisterschaft im Handball Abb. 12: Handballmannschaft im Jahre 1928. gegen Österreich vor 60.000 Zuschauern Abb. 16: Mitglieder des Tambourcorps Ende der 20er mit 10:9 verlor. Im gleichen Jahr wurde die Jahre. Fichte-Elf Rhein-Ruhr-Meister. Bis zum Verbot 1933 nahm die Mannschaft drei Mal te bald 18 Spielkameraden. Auftritte des an der westdeutschen Endrunde teil. Ihr Corps fanden bei Vereinsveranstaltungen letztes Spiel trugen die Fichte-Handballer statt, dienten bis 1933 aber auch zur kul- im Mai 1933 aus. Sie erzielten dabei gegen turellen Anreicherung von politischen Auf- die Mannschaft des Lintforter Lokalrivalen märschen, Kundgebungen und anderen TV Jahn einen hohen Sieg. Veranstaltungen im sozialdemokratischen Milieu. Ferner gab es eine zunächst als „Ball- spielverein“ geführte Fußballabteilung, Abb. 11: G ustav Jachmann am Barren auf dem Abb. 13: Rhein-Ruhr-Meistermannschaft 1931. die ihr erstes Spiel 1921 bestritt, und ab Fichte-Platz Ende der 20er Jahre. 3. Verbot des Vereins 1933 – 1945 und damit für eine zu dieser Zeit noch Seit seiner Gründung im Jahre 1914 war sehr junge Sportart. Bis dahin hatte man der TuS Fichte Lintfort eng mit der Sozial- im TuS Fichte Lintfort nur Raffball, der zu demokratie verbunden. Der im Urteil den Vorläufern des Handballs zählt, und seiner bürgerlichen Konkurrenten „sehr Faustball gespielt. Die Lintforter Elf war mächtige“ Sportverein Fichte und die SPD nach der Überlieferung die erste Feld- – das gehörte für viele Zeitgenossen ge- handballmannschaft am linken Nieder- radezu zwangsläufig zusammen. Während rhein, so dass zunächst nur Spiele gegen der Weimarer Republik war der Verein rechtsrheinische Mannschaften ausge- dem Lintforter Arbeitersportkartell ange- 24 tragen werden konnten. Abb. 14: Fichte-Mannschaft 1930. Abb. 15: Fichte-Mannschaft 1932. schlossen, das sich von der Ortsgruppe 25
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort des Deutschen Reichausschusses für Lei- 12. Juli ihrer Ämter als gewählte SPD- Schießstand mit zwei Scheibenständen sel erfolgte die baupolizeiliche Abnahme Chronik Chronik besübungen abgrenzte. Die Machtüber- Gemeindeverordnete enthoben. Der größ- errichtete. In der Baubeschreibung heißt der Anlage durch Amtsbaumeister Max nahme der Nationalsozialisten zu Anfang te Teil der sozialdemokratischen bzw. sozi- es: „Der Schützenstand liegt in einer Stein am 3. Juli 1934. des Jahres 1933 und die Errichtung der aldemokratisch orientierten Fichte-Sport- Schießhalle, die massiv aus Ziegelstei- Diktatur trafen die in ein sozialdemokra- ler schloss sich nach dem Verbot ihrer nen errichtet wird (…). Die Wand zwischen Durch Vertrag vom 28. August 1934 zwi- tisches und ein kommunistisch Lager po- Organisation dem TV Jahn oder anderen Schießstand und Halle erhält eine breite schen dem SA-Sturmbann III/193 (ab litisch tief gespaltene Arbeiter- und Arbei- bürgerlichen Sportvereinen an, um so in Fensterfläche, von der die 2 Schützenstän- 1935: Sturmbann II/193), vertreten durch tersportbewegung auch in Kamp-Lintfort der vagen Hoffnung auf bessere politische de als Schiebefenster eingebaut werden. den Obertruppführer und Steiger Paul relativ unvorbereitet. Im April 1933 setzte Zeiten ihren sportlichen Interessen weiter Auf dem Schießstand finden nur Büchsen Heinrichsbauer, und der Gemeinde die NSDAP durch, dass den Organisatio- nachgehen zu können. Auch die Hand- mit Bleigeschossen Verwendung (…). Der Kamp-Lintfort wurde der Fichte-Platz so- nen des örtlichen Arbeitersportkartells baller Baschab und Trautmann traten Schießstand wird mit einer Einfriedigung dann für zunächst 20 RM pro Monat mit in Zukunft keine Turnhallen und Klassen- zumindest im Dezember 1933 für den TV so eingezäumt, dass ein Betreten der dem Ziel angepachtet, dort in Zukunft „re- räume mehr zur Verfügung gestellt Jahn an, als zu Gunsten des Winterhilfs- Gefahrzonen ausgeschlossen ist (…). Der gelrechten Wehrsport betreiben zu kön- werden: „Da es sich um marxistische, werks der Nationalsozialistischen Volks- Kugelfang wird aus Eisenbahnschwellen, nen“. Der 100 m lange Schießstand der SA staatsfeindliche Organisationen handelt, wohlfahrt eine Mannschaftskombination die zweireihig hintereinander im Abstand erstreckte sich am südwestlichen Rand so erübrigt sich eine nähere Begründung. aus Spielern des TV Jahn und des Lint- von 1,50 m in der Erde eingelassen und des Fichte-Platzes. (…). Unsere Jugend ist im vaterländischen forter Turnvereins (LTV) gegen die Mann- mit Grasplacken als Füllmaterial vollge- Sinne zu erziehen. Dafür bieten diese Ver- schaft des Lintforter Spielvereins (LSV) stampft werden, hergestellt“. Nach einer bände nach ihrer weltanschaulichen und auflief und verlor. ergänzenden bautechnischen Prüfung politischen Einstellung keine Gewähr“. durch das Preußische Hochbauamt in We- 3.2 F ichte-Mitglieder als Hochverräter Bestand hatten jetzt nur noch die sich kon- vor Gericht Als die paramilitärische Sturmabteilung form gebenden und gleichgeschalteten (SA) der NSDAP sich im Mai 1933 des Turn- und Sportvereine, deren Vorsitzen- Zu den 23 standhaften Kamp-Lintfor- Fichte-Platzes und des Fichte-Heims de zu „Vereinsführern“ wurden. In diesen ter Sozialdemokraten, die man 1936 vor bemächtigte, erlitt Hermann Trautmann Vereinen glaubte man teilweise, dass „im dem Oberlandesgericht wegen Vorbe- sen. einen Schlaganfall, an dessen Folgen neuen Deutschland endlich den Leibes- reitung zum Hochverrat angeklagt und er am 8. Juni 1933 in Moers im Kranken- übungen die ihnen zustehende Beachtung am 22. Juli 1936 zu teilweise mehrjäh- haus verstarb. Trautmanns Beisetzung und Unterstützung“ entgegen gebracht rigen Gefängnis- und Zuchthausstrafen erfolgte unter großer Anteilnahme der wird, wie es ein namhafter Vertreter des verurteilt hatte, gehörten demgegen- Bevölkerung. Seine Witwe meldete sich Lintforter Spielvereins im Oktober 1933 über mindestens drei Mitglieder des TuS am 21. Juni 1933 mit den Kindern vom formulierte. Fichte Lintfort. Über Franz Pokovc wur- Fichte-Heim in Rossenray zunächst nach den ein Jahr und zwei Monate Gefängnis Moritzstraße 31 b in Lintfort um. und über Emil Petras ein Jahr und fünf Monate Gefängnis verhängt, während Das endgültige reichsweite Verbot der 3.1 Der Fichte-Platz wird Sportplatz der Vereinsvorsitzende Hermann Traut- SPD und der ihr politisch verbundenen der SA mann jun. sogar zwei Jahre und drei Organisationen wurde am 22. Juni 1933 Monate Zuchthaus erhielt. Sie hatten erlassen. Neben anderen Kommunal- Der gemeindeeigene Fichte-Sportplatz an sich 1934/35 dem sozialdemokratischen Abb. 17: Fichte-Platz an der Franzstraße mit Schieß- politikern wurden auch die Fichte-Mitglie- der Franzstraße wurde 1933/34 kurzer- stand der SA und benachbartem Volksgarten auf ei- Widerstandsnetz um die Brotfabrik der Wenzel Banasek und Rudolf Korschel hand zu einem Sportplatz der SA um- nem „Übersichtsplan der Schachtanlage Friedrich „Germania“ in Duisburg-Hamborn an- 26 durch Verfügung des Bürgermeisters vom funktioniert, die auf dem Gelände einen Heinrich I/II u. Kolonie“ der Markscheiderei von 1936. geschlossen. 1943 zur Wehrmacht ein- 27
100 Jahre TuS Fichte Lintfort 100 Jahre TuS Fichte Lintfort berufen, musste sich der wegen seiner vom Sportplatz an der Franzstraße sowie Turn- und Spielvereinen in Kamp-Lintfort sprechend den Statuten geführt wird“, er- Chronik Chronik Zuchthausstrafe eigentlich „wehrun- vom Vereinsheim „Besitz ergriffen“. Zum als Versammlungs- und Aufenthalts- hielten an diesem Tag Franz Pokovc, Paul würdige“ Trautmann jun. dem berüch- anderen war die Turn- und Spielvereini- raum“ und wurde „von den Angehörigen Müller, Emil Fusek, Norbert Trautmann, tigten Strafbataillon 999 anschließen. gung (TuS) Lintfort am 22. August 1945 als der erwähnten Organisationen auch ge- Julius Sopart und Irma Baschab. Die Ein- übergreifende Institution der Kamp-Lint- sellschaftlich stark in Anspruch genom- tragung des Vereins in das Vereinsregister forter Sportvereine ins Leben gerufen men“. des Amtsgerichtes Rheinberg erfolgte am worden. Unabhängig hiervon jedoch 3. Juli 1947. Im weiteren Verlauf des Jah- schrieb am 21. Mai 1946 der Fichte-Vorsit- Am 3. März 1947 wurde der TuS Fichte res übernahm der inzwischen aus ameri- zende Franz Pokovc für den eigens einge- Lintfort nach einem ins Deutsche über- kanischer Kriegsgefangenschaft zurück- richteten „Ausschuß zur Wiedererlangung setzten Dokument „von der Militärre- gekehrte Hermann Trautmann jun. wieder von Recht und Vermögen des Turn- und gierung registriert“. Die Genehmigung, den Vorsitz, um erneut – wie schon 1932 Sportvereins ‚Fichte’ Lintfort“ Folgendes „offizielle Stellungen im Club zu halten“ – das sportpolitische Werk seines Vaters an die Kamp-Lintforter Gemeindeverwal- und dafür zu sorgen, „daß der Club ent- fortzusetzen und auszubauen. tung: „Unter Berufung auf die Potsdamer Beschlüsse, wonach das Vermögen der verbotenen Vereine an diese wieder zu- rück gegeben werden soll, bitten wir, den vor dem Verbot bestehenden Rechtszu- stand wiederherzustellen und dem wieder Abb. 18: R estaurierte Vereinsfahne des TuS Fichte ins Leben gerufenen Turn- und Sport- Lintfort 1914 e.V. verein ‚Fichte’ das Verfügungsrecht über den Sportplatz an der Franzstr. sowie das Auch dies sind Tatsachen aus der be- darauf erbaute ‚Fichte’-Heim zurückzuge- wegten 100-jährigen Vereinsgeschichte, ben“. An der Neugründung des TuS Fichte „die man nicht vergessen wird“. Die Ver- Lintfort im Jahre 1946 waren beteiligt Irma einsfahne des TuS Fichte überstand die Baschab, Karl Baschab, Emil Fusek, J. Fu- Jahre der faschistischen Diktatur im Üb- sek, A. Jakobs, H. Lagemann, Fritz Müller, rigen unbeschadet, da sie bei der Familie Franz Pokovc, Julius Sopart und Norbert Trautmann in ein Sofakissen eingenäht Trautmann. Das genaue Datum der Neu- worden war. Sie hat sich daher nach er- gründung lässt sich nicht mehr ermitteln; folgter Restaurierung bis heute erhalten. es muss jedoch zwangsläufig am oder schon vor dem 21. Mai 1946 gewesen sein. Das 1930 fertiggestellte Vereinsheim, 4. Organisatorischer Neubeginn 1945/49 dessen Bewirtschaftung 1946 mit Zu- stimmung der Militärregierung dem jetzt Schon bald nach Kriegsende, in der zwei- 71-jährigen früheren Lintforter Gemein- ten Hälfte des Jahres 1945, als „der Sport devorsteher Rudolf Korschel übertragen wieder freie Wege gehen durfte“, hatten wurde, diente zu dieser Zeit „den Mitglie- der neugegründete SPD-Ortsverein und dern der SPD-Ortsgruppe, der Jugend- Abb. 19: Mitglieder des Fichte-Tambourcorps und des Trommlercorps des Turnerbundes Rheinhausen 1949 28 Fichte-Sportler unbürokratisch wieder bewegung ‚Falken‘ und den Vereinigten anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Lintforter Volksbühne. 29
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